Fotoreportage: Pub und Port oder singende Fischer und trinkende Seeleute - Zum Film "Fisherman's Friends" - Kulturexpresso
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Fotoreportage: Pub und Port oder singende Fischer und trinkende Seeleute – Zum Film „Fisherman`s Friends“ Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In einer äußerst liebevollen Verfilmung mit starken Charakteren, voller charmanter und raubeiniger Gelassenheit und Heiterkeit werden die singenden Seeleute, die 2010 die britischen Charts stürmten wie sonst nur das Meer vor Cornwall, präsentiert in und um Port Isaac. Dass das Herzstück des Ortes nicht der einzige Pub ist, in dem gelacht und gelitten, gespielt, gesungen und gesoffen wird, sondern leibhaftige Cornish people, das glaubt man im Laufe des Heimatfilm nicht nur gerne, das begreift man, ohne je selbst an der rauen und romantisch-wilden Küste gewesen zu sein, denn die Filmmannschaft sowie die Darsteller bringen genau das äußerst authentisch rüber. Der Film ist also richtig gut.
Jim (James Purefoy) und Jago (David Hayman). Szene aus dem Film „Fisherman`s Friends“. © Splendid Film GmbH
Die Fisherman’s Friends im heimischen Port Isaac. Szene aus dem Film „Fisherman`s Friends“. © Splendid Film GmbH Jim (James Purefoy) und seine kleine Familie. Im Hinterdrung das diesige Port Isaac in Cornwall. Szene aus dem Film „Fisherman`s Friends“. © Splendid Film GmbH
Zwischen Jim (James Purefoy) und Jago (David Hayman) sprühen die Funken. Romantische Szene aus dem Film „Fisherman`s Friends“. © Splendid Film GmbH
Seemansbraut ist die See auch vor Port Isaac. Idyllische Postkartenkulisse und Szene im Film „Fisherman`s Friends“. © Splendid Film GmbH Mehr Text zu den Bildern im Beitrag Pub und Port – Zum Film „Fisherman`s Friends“ von Ole Bolle.
Nora Abdel-Maksoud bei den Autorentheatertagen 2019 im DT Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nora Abdel-Maksoud wurde für ihre groteske Komödie „Café Populaire“ im Rahmen der Autorentheatertage mit dem Hermann-Sudermann-Preis ausgezeichnet. Die Autorin ist auch Schauspielerin und Regisseurin und in Berlin bekannt durch ihre Inszenierungen am Maxim-Gorki-Theater und am Ballhaus Naunynstraße. Bei „Café Populaire“, das als Gastspiel vom Theater Neumarkt Zürich in den Kammerspielen zu erleben war, hat Nora Abdel- Maksoud ebenfalls Regie geführt. Die Theaterpraktikerin hat das Stück gemeinsam mit den Schauspieler*innen entwickelt und ihnen zu bühnenwirksamen, klar strukturierten Rollen verholfen. Bühnenbildnerin Moira Gilléron lässt die Szene ganz in Rosa erstrahlen als Wohlfühlambiente für Svenja (Eva Bay), die den „Humornismus“ publik machen möchte, eine Mischung aus Humor und Humanismus. Svenja will Freude bereiten und niemanden ausgrenzen oder verletzen, ist deshalb immer um korrekte Wortwahl bemüht. Erfolgreich ist sie damit nicht. Sie arbeitet als Clown in einem Hospiz und lacht meistens allein über ihre dürftigen Witze. Dabei ist Eva Bays Lachen sehr ansteckend. Svenja bewirbt sich um die Übernahme des legendären Gasthauses „Zur Goldenen Möwe“, wo sie ein anspruchsvolles, unterhaltsames Kulturprogramm anbieten möchte. Ihr Internet- Auftritt beschert ihr jedoch nur acht Follower.
Das ändert sich, als der Don (Marie Bonnet) Macht über Svenja gewinnt. Gegen ihren Willen entpuppt sie sich als „Klassistin“ und beschimpft die Armen und sozial Benachteiligten. Sofort steigt die Zahl ihrer Follower erheblich, aber Svenja bringt Püppi gegen sich auf, die älteste Bewohnerin des Hospizes. Simon Brusis stellt die kämpferische Bolschewistin mit Hang zu Saufgelagen wundervoll schnurrbärtig und kraftvoll dar. Überraschend bewirbt sich Aram, das von allen herumgescheuchte Faktotum des Hospizes, ebenfalls um die Goldene Möwe. Aram (Maximilian Kraus) hat einen indischen Namen, kauderwelscht mit russischem Akzent und kocht stinkenden Borschtsch. Er scheut sich nicht, mit Svenja zu konkurrieren, obwohl die ihm doch immer Trinkgelder gibt, und er will das Gasthaus nicht, um die Menschheit zu beglücken, sondern ist nur scharf auf die Einliegerwohnung. Die Armen denken eben immer nur an sich. Aber dann stellt sich heraus, dass Aram gar nicht zur Unterschicht gehört. Pointiert und einfallsreich demonstriert Nora Abdel-Maksoud, dass die Klassengesellschaft in unseren Breiten durchaus nicht der Vergangenheit angehört.
Der Ernst-Lubitsch-Preis 2019 vom Club der Filmjournalisten Berlin geht an Lars Eidinger und Bjarne Mädel Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Lars Eidinger und Bjarne Mädel sollen am 30. Januar 2019 vom Club der Filmjournalisten Berlin e.V. für die Darstellung eines „so wunderbares Brüderpaares“ in dem Roadmovie „25 km/h“ im Rahmen einer Gala im Berliner Traditionskino Babylon mit dem Ernst-Lubitsch- Preis ausgezeichnet werden. In einer Pressemitteilung vom 11.12.2018 begründet die Jury ihre Entscheidung damit, dass „das Roadmovie … seine Kraft aus dem Zusammenspiel von Lars Eidinger und Bjarne Mädel“ entfalte, „das uns zugleich berührt und amüsiert. Als die grundverschiedenen Brüder Christian und Georg, die ihren Jugendtraum wahr werden lassen, die Republik auf Mofas zu durchqueren, gewinnen sie auf Anhieb die Herzen der Zuschauer. Man wird selbst entschleunigt, wenn sie mit 25 Stundenkilometern an herrlichen Landschaften vorbeiziehen – und doch ist „25 km/h“ dabei noch so dermaßen temporeich, dass man nach zwei Kinostunden zur eigenen Balance zurückfindet.“ Dass „der Club der Filmjournalisten Berlin … seit 1958 den Ernst-Lubitsch-Preis für die beste komödiantische Leistung im deutschsprachigen Film“ vergibt, das wird in der Pressemitteilung und hier nicht unerwähnt gelassen.
Mutter der Nanas – Künstlerin Niki de Saint Phalle wäre 88 Jahre alt geworden Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). 1930 wurde sie am 29. Oktober geboren, im Mai 2002 starb sie 71jährig in La Jolla, einer Community von 50.000 Einwohnern in den USA. 7 Meilen oder 11 Kilometer lang ist die Küstenlinie La Jollas am Pazifik, das zur Stadt San Diego gehört, seit Kalifornien um 1850 ein Staat wurde. Der heutige Bundesstaat der USA gehörte zu Mexiko und war eine Kriegsbeute nach dem mexikanisch- amerikanischen Krieg wie Arizona, New Mexico und andere Provinzen auch. Niki de Saint Phalle hatte es geschafft. Ihr Name und ihre Kunst wurden weltweit berühmt, vor allem in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Besonders herausragend im doppelten Sinne sind riesige bunte Frauenfiguren, die sogenannten Nanas. Wer an einem Ort wie La Jolla seinen Alterssitz hätte, dem stünden lange Sandstrände und felsige Uferbereiche in allernächster Nähe sehr abwechslungsreich zur Verfügung. Hier an der Ostküste des Stillen Ozeans geht die Sonne, so die Wolken es zulassen, immer im Meer unter. Im größten Weltmeer, das der blaue Planet zu bieten hat.
Niki de Saint Phalle und ihr Werk. Zum Beispiel „Hon“ Der Lebensweg von Niki de Saint Phalle war lang und interessant. Sieben Jahrzehnte mit Reisen, von denen man viel erzählen könnte. Sie gewann wichtige Freunde und Mitstreiter in der Kunstwelt und lernte viele Menschen kennen. Zum Beispiel Claes Oldenburg und Martial Raysse. Pontus Hulten hatte sie nach Schweden eingeladen. Im Moderna Museet in Stockholm sollte parallel zur elften Ausstellung des Europarates im Nationalmuseum, „Königin Christina“, eine Skulptur gezeigt werden. Herr Hulten bat die vier Künstler, Jean Tinguely eingeschlossen, sie zu bauen. Da die anderen drei absagten, verhindert waren, oder, wie Tinguely, keine rechte Lust hatten, machte Niki de Saint Phalle es allein. Schweden ist kein armes Land und recht groß. Das stolze skandinavische Königreich war durch seine Erze ziemlich unabhängig und blieb im Zweiten Weltkrieg neutral. Das ‚moderne Museum‘ für moderne Kunst ist nicht klein; die große Halle erst recht nicht. So entstand „HON“ (schwedisch für Sie). „Die größte Nana aller Zeiten“, wie es ihre Düsseldorfer Biographin, die Kunsthistorikerin Dr. Monika Becker ausdrückt. Keine Reise nach Moskau Letztlich machte Tinguely doch mit und Per O. Ultvedt stieß dazu. Doch den dreien fiel nichts ein. Pontus Hulten „wollte die Inspiration beflügeln, indem er den Künstlern anbot, ein paar Tage nach Moskau zu reisen“. Vielleicht dachte Hulten an die Zwiebeltürme, die den Rundungen der Nanas in nichts nachstehen. Die Erlöserkirche in Leningrad, wie Sankt Petersburg damals noch hieß, ist ein Beispiel für den beeindruckenden Gebrauch der Farben. Auch in der russischen Hauptstadt gibt es unzählige kunsthistorische Beispiele. Die Petersburger Kirche
ist von so einer beeindruckenden Schönheit und Andersartigkeit, dass sie aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Staunend hält man an und ein. Ähnlich wie die Sagrada familia in Barcelona, sind das die Orte, wo Kunst Ehrfurcht bewirkt – und Transzendenz. „Leider wurde nicht daraus“. Aus der Reise in die Sowjetunion, schreibt Dr. Becker. Also blieb Niki de Saint Phalle bei den Farben aus Henri Matisses Palette. Hellgrün, Gelb, Blau, Rot und Orange. Ergänzt durch ein leuchtendes Rosa. Für Sprachverführte und - verirrte: Rosa ist das, was viele heute „pink“ nennen. Dazu kam an einigen Stellen Schwarzweiß. Zeitdruck und Zufälle Das Problem, rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung im Moderna Museet fertigzuwerden, löste Pontus Hulten. Er schlug eine Nana vor, die die ganze Museumshalle ausfüllen sollte. Höchste Eisenbahn. Bis zum Eröffnungstermin 9. Juni waren nur noch 6 Wochen geblieben. Da die Halle sich in die Waagerechte erstreckt, musste „SIE“ liegen. Fast 27 Meter lang sollte sie werden und von innen begehbar! „Oberweite: 24 Meter.“ In anderthalb Monaten hätte die drei Künstler – ja, zwei Künstler und eine Künstlerin verflixt – das nie allein schaffen können. Tinguely leitete andere an. Wieder wurde Pontus Hulten aktiv. Er wohl mehr als die Künstler war in der Verantwortung, wenn sein Stadion erst nach den Olympischen Spielen fertig geworden wäre. Er organisierte eine Mannschaft. Darunter Rico Weber. Der war auch aus der Schweiz. So ein Zufall. Doch damit nicht genug: Weber, der sich zu dem Zeitpunkt als Koch in der Snackbar des Museums etwas dazuverdiente, war Künstler. Als deutsch und französisch sprechender Künstler war die Kommunikation im fernen Schweden kein Problem.
Jetzt hatte er für die nächsten zehn Jahre einen Job; solange arbeitete er nämlich dann mit Tinguely und de Saint Phalle zusammen. Im Register der Beckerschen Biographie taucht er allein zwölfmal auf. Kopfkino? Nein, Kino im linken Arm In einem Arm war ein kleines Kino vorgesehen mit genau einem Dutzend Plätze. Es sollte immer derselbe Streifen gezeigt werden. Gretas Garbos erster Film. „Luffarpetter“. ‚Luffar- Petter‘ bedeutet „Peter, der Vagabund“. Der mittellange Stummfilm von 1922 ist ein Slapstickkomödie. Ein Stummfilm, versteht sich. Dieser Spielfilm ist nie in Deutschland in die Kinos gekommen und wurde auch im Fernsehen nie gezeigt. Manchmal lohnt es sich eben doppelt, nach Schweden zu fahren. Big Brother oder Kein Datenschutz auf der Liebesbank Verschiedenes für Kinder und Erwachsene fand im Innern Platz. Ein halbes Tausend Besucher täglich hatte man eingerechnet, 1.800 wurden es. Ein Kritiker hatte sich sehr positiv geäußert und so strömten ein Vierteljahr lang die Leute nur so ins Museum. Und das, obwohl es einen klaren Bruch des Datenschutzes, der Privatsphäre gab. Die Datenschutzgesetzgebung war um 1970 noch nicht so ausgefeilt. Im Knie gab es die „beschallte Bank der Verliebten“ mit beleuchtetem roten Samt. „Von der Liebeslaube aus hatte man einen Ausblick auf die Galerie der Fälschungen, daneben ein Münzfernsprecher. Das Geflüster der Liebenden wurde heimlich per Mikro in die Colabar in der rechten Brust übertragen.“ „Die Idee für diese Indiskretion hatte man aus der
phantastischen Grottenarchitektur aus dem italienischen Orsini-Park in Bomarzo. Dort trug der Schall das, was im Innern des Felsenraumes geflüstert wurde, nach draußen in den Park.“ Leergut ohne Pfandrückgabe „Das Leergut der Flaschen aus der Cola-Bar wurde einer komplizierten Maschine im Verdauungstrakt zugeführt, die es zermalmte.“ Gebaut, na klar, von Jean Tinguely, dem Maschinenbauer. Selbst in Malmö würde so etwas heute nicht mehr durchgehen. Wo das Überleben der Welt gefährdet ist, werden Solarzellen, Recycling und Kreislaufdenken Existenz-entscheidend. Kleinkopferter Großkörper Weitere Attraktionen waren ein bewegliches Holzgehirn im Kopf, eine Radioskulptur in der Nana-Hüfte, in der linken Brust ein Planetarium. Im Herzen den „Mann im Schaukelstuhl“ von Ultveldt. „Daß man in der Tatsache, die Figur durch das Geschlecht betreten zu müssen, absolut nichts Pornographisches zu sehen habe, wurde explizit auf der Innenseite des rechten Oberschenkels notiert.“ Warum dort? Nun zum einen war das neben dem Eingang. Viele mussten warten. Eine rote Ampel regelte den Verkehr. Waren 150 Menschen im Innern, mussten sich die anderen die Füße vertreten. „Ein Blick durch ein beleuchtetes Aquarium mit Goldfischen und ein versilbertes Schaufelrad einer Wassermühle verwandelte“ eventuell aufkommende Unruhe, Ungeduld und Unwillen in Ruhe und „Neugierde“. Zum anderen stand der Hinweis auf einem schwarzen Streifen, der sich als Strumpfband interpretieren ließ: „Honi soit qui mal y pense“. Der englische Hosenbandorden benutzt diesen
französischen Vers, der auf deutsch bedeutet: Ein Schelm sei, wer Schlechtes dabei denkt. „Die Anregung, den Eingang mit einem Leitspruch zu versehen, hatte man von dem Höllenmaul aus dem Heiligen Hain von Bomarzo bekommen.“ Es trägt die Inschrift „Ogni pensiero vola“. Was blieb von „IHR“, von „HON“? Nur der Kopf blieb erhalten. Dass er so klein war, löste Diskussionen aus. Alle Köroerteile, die sie mit Emotionen verbunden sah, betonte Niki de Saint Phalle. Neue Neuro-Forschungen strafen sie lügen. Ohne Kopf kein Gefühl, steuert doch die Hypophyse mit Hormonen alles. „HON“ hatte Folgen – für die Theaterbühne Dass Niki de Saint Phalle nicht nur wahrgenommen wurde und polarisierte, sondern auch inspirierte und aufgegriffen wurde, zeigt das Beispiel von „LYSISTRATA“, der Aristophanes-Komödie, im nordhessischen Kassel. Den jungen Regisseur Rainer von Diez inspirierte das berühmte Pressephoto, das das Publikum in einer Warteschlange zwischen den monumentalen Beinen der HON abbildet. Das athenische Volk sehnt sich nach Frieden. Er wird durch die List der „Heeresauflöserin Lysistrata“ erzwungen. „Sie überredete alle Frauen Griechenlands, in den Liebesstreik zu treten“ – gemeint ist natürlich Sexualiät – „bis ihre Männer Frieden schlössen“. Niki de Saint Phalle baute dann in Kassel eine 10 Meter große Nana im Theater. Diez hatte Erfolg: „LYSISTRATA“blieb ausverkauft. Rundungen im Freien Niki de Saint Phalles Werke stehen heute in vielen Museen oder
im Freien. Einiges schuf sie allein, anderes mit anderen zusammen. Als Frau wurde sie von Feministinnen besonders wahrgenommen. Ihr Tun verstand sie jedoch selbst auch frauenbefreiend. Die erste zusammenfassende deutschsprachige Biographie erschien mit ebendiesem Hinweis 1999 und 2001 als Taschenbuch. Das Paperback wurde in den drei Jahren der Abschaffung der D- Mark in mindestens drei Auflagen gedruckt. Und das zu einer Zeit, als das gedruckte Buch bereits ernsthafte Konkurrenz erhalten hatte und das ebook am Horizont drohte. 2001, im ersten Jahr des neuen Jahrtausends (das Jahr 2000 gehört ja zum 20. Jahrhundert), war das deutsche Buch also im Schnitt schon einmal jährlich gedruckt worden. Das ist umso bemerkenswerter, als dass es noch zu de Saint Phalles Lebzeiten geschah. Natürlich erfuhr die Künstlerin posthum, ab Mai 2002, nochmals eine gewisse Aufmerksamkeit. Das phantastische Paradies „Le Paradis Fantastique“ (sprich Le paradi fantastiehk, alles hinten betont) ist in Zusammenarbeit Saint Phalles mit dem Frankoschweizer Jean Tinguely in den Jahren 1967-1971entstanden. Die beiden kollaborierten immer wieder. Dieses Werk ist ein gemeinsames Frühwerk. Es brachte den beiden den Durchbruch. Die Expo 2000 in Hannover und der damit verbundene Schuldenberg sind nur ein Abglanz früherer Weltausstellungen. Viele kennen diese Phase vielleicht nur von der Innenseite eines Flakons Kölnischwasser. In einer Zeit. Als Reisen nicht so selbstverständlich und preiswert war, wirkten die Weltausstellungen und die Berichte darüber in den Zeitungen wie Magneten. Die Ausstellungen waren auch ein Anlass, in die Zukunft zu weisen oder etwas für die Zukunft zu hinterlassen. Das Atomium in Brüssel und der Eiffelturm sind solche Wahrzeichen.
Montreal hatte sich 1967 zum Ziel gesetzt, „einem neuen Weltbild zur Reife zu verhelfen, einem Weltbildes totalen Engagements, zu dem der schöpferische und soziale Mensch fähig ist“. Was wäre für die Neuen Realisten der Nouveaux Réalistes ein besserer Anlass für eine Beteiligung gewesen? Doch zuerst musste der Auftrag an Land gezogen werden. Das erledigte die kämpferische Niki. Die Französischkenntnisse des Künstlerduos waren nicht nur in Paris, sondern auch in der Schweiz und in Quebec, dem französischsprachigen Osten Kanadas, von Vorteil. Letztlich gelang es. Die französische Regierung erteilte einen exklusiven Auftrag für eine Außenskulptur, den Dachgarten des französischen Pavillons. Tinguelys schwarze Maschinen griffen quasi die bunten Riesenfiguren de Saint Phalles an. Seit Radha und Krishna, wie Lakshmi und Narayan in ihrer Kindheit hießen, gehört necken wohl dazu. Der indische Tanz drückt das mit verschmitzten Blicken und vielerlei Gesten bis heute aus. Die Kosten des Ruhms Das Konzept wurde verstanden und kam an. Zu dem großen Erfolg des PHANTASTISCHEN PARADIESES trug bei, dass der französische Pavillon beim Publikum der Welt nicht gut aufgenommen wurde. Dabei war er der größte auf der Expo und hatte acht Ebenen. Doch wurde er als zu schwer und kompliziert empfunden. Dagegen der Kontrast, wenn man auf das Dach hinaus kam. Die Fröhlichkeit der bunten Figuren, obwohl von dunklen Maschinen bedrängt, und das bei Tageslicht und frischer Luft muss wie eine doppelte Befreiung gewirkt haben nach acht Etagen bedeutungsschwangerer Schwere. Wie sehr ein Künstler unter den Ausgaben für das Material zu leiden hat, dafür ist das phantastische Paradies ein Lehrbeispiel. Zwei Tonnen Polyester und 300 Kubikmeter Schaumstoff verarbeitete de Saint Phalle für die neuen Skulpturen auf dem Pavillon-Dach.
De Gaulle hatte zwar das beauftragt, die Finanzierung war damit aber nicht abgesichert! Anschließend kaufte das Ministerium für Kunst und Wissenschaft vier Figuren. 80.000 DM. Immerhin. Die Materialkosten waren damit eigentlich nicht gedeckt, geschweige denn die Kosten für Produktion und Transport. Aber das nordamerikanische Publikum liebte das „Paradies“. Nach der Expo ‘67 in Montreal verließ es Kanada, ging nach nach Buffalo in den Innenhof einer Galerie und dann 1968 in den Central Park in Manhattan, New York. De Saint Phalle und Tinguely überließen es dann dem Moderna Museet. Sammler aus Texas bezahlten des Transport aus den Vereinigten Staaten von Amerika nach Schweden. Bibliographische Angaben Monika Becker: Starke Weiblichkeit entfesseln. Niki de Saint Phalle. In der Reihe „Rebellische Frauen“. Als List- Taschenbuch im Econ Ullstein List Verlag GmbH und Co. KG München 2001. Copyright 1999/2001. Anhang, Quellen, literatur, Register, 249 Seiten. „Originalausgabe“ Titelabbildung: Thilo Tuchscherer – „Schutzengel“ in der großen Halle im Hauptbahnhof Zürich
Bill Nighy galoppiert im Gothik-Gruselthriller „The Limehouse Golem“ als Inspector John Kildare durch Londons Gassen und Gossen Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Im Bezirk Limehouse der britischen Hauptstadt muss Bill Nighy als Inspektor John Kildare eine Mordserie lösen und zwar zu einer Zeit, in der auch der Dichter und Denker, Philosoph und Ökonom, Journalist und Protagonist der Arbeiterbewegung Karl Marx, der auch sowohl in einer Staatsbilbiothek als auch durch Limehouse geistert, in London lebte. Eine Szene aus dem Film The Limehouse Golem“ mit mit Douglas Booth und Eddie Marsan. © Copyright 2016 Number 9 Films (Limehouse) Limited / Nick Wall In einem Viertel, in dem die Belogenen und Betrogenen wohnen, Armut und Elend zuhause sind, jagt Inspektor John Kildare mit Hilfe von Constable Flood (Daniel Mays) einen Mörder, der völlig durchgeknallt scheint und seine Opfer barbarisch
zurichtet, aber auch Poesie hinterlässt und also Spuren legt. Kildare kommt mit der jungen Schauspielerin Lizzie Cree (Olivia Cooke) in Kontakt, die wegen Mordes an ihrem Mann zum Tod durch den Strang verurteilt werden soll. Kildare will sowohl die junge Frau retten, also auch den Mörder, der im Milieu der Bühnendarsteller zu Hause scheint, fangen. Im Bild die Darsteller Bill Nighy, Daniel Mays und María Valverd in dem Film „The Limehouse Golem“. © Copyright 2016 Number 9 Films (Limehouse) Limited / Nick Wall „The Limehouse Golem“ von Regisseur Juan Carlos Medina ist von vielem Etwas und von dem ein wenig: Horror- und Historienfilm, Komödie und Tragödie, Polizei- und Kriminalfilm, Gothik- Gruselfilm und Thriller, aber vor allem anspruchsvolles Erzählkino, das auf einem Roman des historisch bewanderten Autoren Peter Ackroyd aus dem Jahr 1994 basiert. Jane Goldman schrieb das Drehbuch, das zwischen geschichtlichem Matsch und gehobenem Krimi zu schwanken scheint. Ursprünglich sollte Alan Rickman die Rolle des Inspektor vom Scotland Yard im viktorianischen London übernehmen, doch seine Gesundheit schwand und Nighy übernahm. Rickman starb im Januar 2016 an Krebs.
Fotoreportage Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage zum Gothik- Gruselthriller „The Limehouse Golem“ im KULTUREXPRESSO. Filmografische Angaben Olivia Cooke überrascht mit ihrer darstellerischen Leistung in dem Film „The Limehouse Golem“ angnehm. © Copyright 2016 Number 9 Films (Limehouse) Limited / Nick Wall Originaltitel: The Limehouse Golem Land: UK Jahr: 2016 Regie: Juan Carlos Medina Buch: Jane Goldman nach einem Roman von Peter Ackroyd Kamera: Simon Dennis Musik: Johan Sonderqvist Darsteller: Bill Nighy, Douglas Booth, Olivia Cooke, Eddie Marsan, Maria Valverde, Sam Reid Lange: 109 Minuten Im BRD-Kino: ab 31. August 2017 FSK: ab 16 Jahren BRD-Verleih: Concorde Filmverleih Web: www.limehousegolem-film.de
Anmerkung: Vorstehender Beitrag von Ole Bolle wurde unter dem Titel „Marx mit Messer und Bill Nighy als Inspektor John Kildare mit Mühe beim Lösen der Morde in Limehouse im WELTEXPRESS am 28.2.2018 erstveröffentlicht. Gisela Breitling: Künstlerin, Autorin und Frauenrechtlerin Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Keine Ahnung, warum jetzt fast alle alten Leute an Demenz erkranken. So erging es auch Gisela Breitling. Man kann ihr nicht vorwerfen, unbewusst gelebt zu haben. Nein. Sie hat sich ausgedrückt. Sie malte; und sie schrieb. Was sie nicht tat: Gisela Breitling schwieg nicht. Künstlerin, Autorin, Feministin – alles richtig, um sie zu charakterisieren. Alter schützt vor Torheit nicht, vor Alzheimer erst recht. Ende der 80er fasste ein Stuttgarter Verlag Breitlings Wirken so zusammen: Gisela Breitling, 1939 in Berlin geboren, 1962-68 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin 1968 Stipendium des Institut Francais de Berlin für Paris Ernennung zur Meisterschülerin
1977/78 Stipendium Villa Massimo, Rom seit 1965 zahlreiche Einzel- und Gruppenaustellungen im In- und Ausland zahlreiche Textveröffentlichungen* die Künstlerin lebt in Berlin. In der obigen Zeile irrt der Verlag inzwischen. 1987 irrte er nicht, doch Gisela Breitlings Leben, dass zuletzt in einer Seniorenresidenz in Lankwitz stattfand, ist vorüber. Gisela Breitling starb am 12. März 2018. In Berlin. Dort, wo sie auch am 27. Mai 1939 geboren wurde. In einem Wonnemonat, in einem Großdeutschen Reich, in dem noch vieles möglich war und Krieg keine Selbstverständlichkeit. Einem Deutschen Reich, das nicht mehr in den Grenzen von 1937 lebte, sondern das Sudetenland „heimgeholt“ hatte und die nördlichste Stadt Deutschlands wieder Memel nannte. Dafür bezahlte Deutschland und Millionen andere teuer. Brutale und menschenverachtende Jahre standen bevor, doch war das halbes Dutzend Jahre vor ihrer Geburt schon voller Grausamkeit. Gisela Breitling: Selbstbildnisse in den alten dunklen Farben eines Poussin Ein Künstler, der in so eine Zeit hineingeboren wurde, nur wenige Monate vor dem bis dahin größten Krieg der Menschheitsgeschichte, gerade mal ein Vierteljahr und ein paar Tage, würde wohl solche Bilder malen. Solche Bilder wie ihre Selbstporträts. Hermann Peter Piwitt beschrieb sie als „Selbstbildnisse in den alten dunkeln Farben eines Lorenzo Lotto, eines Poussin.“ Doch er fährt nach der Beschreibung dieser speziellen Dunkelheit auch lobend fort „von einer
solchen Ruhe des Ausdrucks, daß man sich dazustellen möchte, ins Bild hinein, um an ihrem furchtlosen Für-sich-Sein teilzuhaben.“ (Hermann P. Piwitt, „Vor-bilder weiblich“, Stuttgart 1987). Gisela Breitling malte Traumbilder von Frauen aus Mythologie und Geschichte „Oder es wird in Allegorien und Traumbildern von heimgesuchten Frauen aus Mythologie und Geschichte erzählt“, schrieb er, was man unterschreiben kann. Die passenden Werke heißen „Unbefleckte Empfängnis“ oder „Martyrium der Venus“. Niedergemacht von einem „kalten Gottesauge“. Seneca Falls ist Motiv, heute fast unbekannt. Im Juli 1848 fand hier auf Initiative von Elizabeth Cady-Stanton und Lucretia Mott die Seneca Falls Convention, der erste Frauenrechtskongress der USA, statt. Breitling porträtierte Olympe De Gouges (1748-93), die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin. Sie wurde in Frankreich zur Zeit der Terrorherrschaft Robbespierres geköpft. Der Kampf der Gisela Breitling, „Suffragette“ und die göttliche Ordnung Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis die Frauen wenigstens ein Wahlrecht erhielten, selbst in „urdemokratischen Ländern“ wie dem Vereinigten Königreich oder der Schweiz. In der Eidgenossenschaft wurde das Wahlrecht 1971 eingeführt, wie der Spielfilm „Die Göttliche Ordnung“ wunderschön zu berichten weiß. In Großbritannien geschah es ein paar Jahre früher. 1918 erteilte das Parlament das Wahlrecht für Frauen über 30. 1903 hatte Emmeline Pankhurst in Großbritannien die „Women’s Social and Political Union“ gegründet, eine bürgerliche Frauenbewegung, die in den folgenden Jahren sowohl durch passiven Widerstand, als auch durch öffentliche Proteste bis
hin zu Hungerstreiks auf sich aufmerksam machte. Neben dem Wahlrecht kämpfte sie für die allgemeine Gleichstellung der Frau. Schön dargestellt in dem Spielfilm „SUFFRAGETTE – TATEN STATT WORTE“ u.a. mit Carey Mulligan, Helena Bonham Carter und MERYL STREEP als Frau Pankhurst, der am 16. Juni ‘16 als DVD und Blu-Ray erschien. Das Frauenwahlrecht im deutschsprachigen Raum Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Ralf Wieland, lud am Mittwoch, dem 7. März 2018, um 18 Uhr anlässlich des 100. Jubiläums der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland ins Berliner Landesparlament zu einer Feierstunde ein. Die Festrede hielt Sabine Schudoma, Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs des Landes Berlin. Eingeführt wurde das Wahlrecht im Deutschen Reich im selben Jahr wie im Vereinigten Königreich: 1918. Als eines der letzten europäischen Länder führte die Schweiz erst 1971 das Wahlrecht für Frauen ein. Am 28. Juni 2017 feierte „DIE GÖTTLICHE ORDNUNG“ Deutschlandpremiere beim 35. Filmfest München. Der deutsche Kinostart der Komödie, die im Jahr ‘71 spielt, war am 3. August ‘17. Hauptdarsteller sind Marie Leuenberger und Max Simonischek. Weitere Darstellerinnen: Sibylle Brunner, Marta Zoffoli, Rachel Braunschweig, Bettina Stucky und Ella Rumpf. Gedreht wurde er von Petra Volpe und damit von einer Regisseurin. Die Gemeinsamkeiten von Gisela Breitling und Salvador Dali Breitling hat etwas mit Dali gemein. „Neben der Malerei
befasst er sich am eifrigsten mit schriftstellerischer Arbeit“, schreibt Fleur Cowles (1908-2009) in „The Case of Salvador Dali“ (Heinemann 1959). Die US-Amerikanerin Fleur Fenton Cowles, selbst Autorin, Herausgeberin und Künstlerin, fährt fort: „Wenn auch einige Maler seiner Generation mit entsprechendem Ruf sich nebenher als Schriftsteller betätigen, hat er (Dali) doch durch seine recht eindrucksvolle Bibliographie von Büchern, Prosastücken und Essays bereits einen Platz in der Literatur errungen, der selbst vor seinen Feinden sicher ist.“ Dali entwarf Schmuck und Bühnenbilder, Kleider und Schlipse. Er illustrierte und schrieb Bücher, malte Kulissen und Werbeplakate, dekorierte Schaufenster, arbeitete an Drehbüchern mit, machte Filmtrickzeichnungen und Filmausstattungen, schrieb Aufsätze und hielt Vorlesungen. Vielleicht war Dali breiter aufgestellt, wie es heute in der Wirtschaftssprache unschön heißt. Vielleicht war Dali auf mehr verschiedenen Feldern unterwegs. Aber die Hauptbeschäftigung der beiden ist identisch. Gisela Breitling verfasste unter anderem *„Der verborgene Eros: Weiblichkeit und Männlichkeit im Zerrspiegel der Künste“ (Fischer, Frankfurt/Main 1990) und „Feministischer Liebesbrief oder Notizen für M.“ in der von Rodrigo Jokisch herausgegebenen Anthologie „Annäherungsversuche“ (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, ISBN 3499178036). „So wollen wir denn wieder über Liebe reden“. In dem Sachbuch geht es um Emanzipation; wie das damals hieß. Gisela Breitling konzentrierte sich auf das Malen und Schreiben; und den Feminismus. Vielleicht sollte man sagen: die Gerechtigkeit. Sie entriss viele wichtige Frauen dem Vergessen. Fällt sie dem Vergessen jetzt selbst anheim?
Die Tanzstunde in der Komödie am Kurfürstendamm Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). “One thing you can’t hide, is when you’re crippled inside…” – diese allgemeingültige Erkenntnis sang schon vor Jahrzehnten unser Love-and-Peace-Guru John Lennon. Und genau darum geht es in diesem anrührenden Bühnenstück Die Tanzstunde in der Komödie am Kurfürstendamm, um Beziehungen und „Verkrüppelt“-Sein, innen und außen. Ever Montgomery, an Asperger-Syndrom leidender Nerd und Hochschulprofessor an einer renommierten New Yorker Universität (eindringlich und brillant gespielt von Oliver Mommsen), will für die Gala im Anschluss an eine Preisverleihung an ihn in einer einzigen Tanzstunde tanzen lernen. Auf Anraten des Hausmeisters hat er sich hierfür seine Nachbarin und Broadway-Tänzerin Senga Quinn ausgeschaut (bezaubernd gespielt von Tanja Wedhorn), die in dem Moment seines Besuchs gerade zu Tode betrübt mit einer orthopädischen Orthese um ihr rechtes Bein in ihrem Appartment sitzt: Ein Taxi hat sie zum „Krüppel“ gefahren – eine OP ist unmöglich, da sie keine Narkose überleben würde – ihre Karriere als berühmte Broadway-Tänzerin ist quasi vorbei.
Beide sind also schwerstens gehandicapt. Sehr zögerlich lässt sich Senga auf Ever‘s Angebot ein, ihr für diese besondere Tanzstunde 2153 Dollar zu zahlen. Die Neugier bringt sie dazu, es anzunehmen. Hier erst beginnen die besonderen Probleme: Ever bekommt Schreikrämpfe bei Berührungen, Händeschütteln, Wangenküsse und Umarmungen müssen unter Vorsichtsmaßnahmen geübt werden, damit er Senga nicht umwirft aus Panik. Im Laufe der Tanzstunde kommen die beiden sich dann doch so näher, dass sie ein Liebespaar werden. Absurde Situationen entstehen, voller Wortwitz, so dass das Publikum im vollbesetzten Haus aus dem Lachen kaum herauskommt – obwohl es auch traurige, eindringlich berührende Momente gibt, denn bei Senga zeigen sich schwere seelische, verdrängte Kindheitstraumata. Ever hilft ihr, gute Ärzte zu finden, sowohl Chirurgen als auch Psychiater. Ein paar wie gemacht füreinander. Schöne Disco-Songs begleiten diese zweistündige Aufführung (mit Pause), wie „If you could read my mind”, „Ladies Night“, “You ́ r e the one that I want”, “Let ́ s talk about Sex” und in der Schluss-Traumszene hotten die beiden profimässig à la Broadway über die Bühne und reißen das Publikum fast von den Stühlen. Der amerikanische, renommierte Autor Mark St. Germain schrieb diese berührende Komödie, die als eines der letzten Aufführungen vor dem Abriss der Kudamm-Bühnen unter der Regie von Martin Wölfer inszeniert wird. Der Schlussapplaus nahm kein Ende! Informationen Die Tanzstunde in der Komödie am Kurfürstendamm von Mark St. Germain, Deutsch von John Birke
Regie: Martin Woelffer Bühne und Kostüm: Julia Hattstein Choreographie: Annette Reckendorf Schauspieler: mit Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen Premiere: am 14. Januar 2018 Vorstellungen: bis 25. Februar 2018 Spieldauer: zwei Stunden, eine Pause „Weihnachten auf dem Balkon“ in der Komödie am Kurfürstendamm Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der ganz normale Weihnachtswahnsinn mit Lachmuskel-Aktivitäts-Garantie! Der französische junge Erfolgsautor Gilles Dyrek karikiert ein fröhliches Weihnachtsfest in Paris. In jedem deutschen Haushalt dieser Zeit könnte es ähnlich ablaufen: der tolpatschige Ehemann Patrick (Tino Führer in einer Doppelrolle) lässt nicht nur die Weihnachtsgans und - ente, sondern gleich auch die Schokoladentorte auf den Boden fallen. Seine ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs agierende gestresste Ehefrau Eliane (Adisat Sementisch in einer Doppelrolle) hat’s nicht leicht. Die ewig herumkommandierende,
meckernde Schwiegermutter ist zu Besuch (Dela Dabulamanzi) und lässt „die Puppen tanzen“. Ihr zweiter Sohn Etienne (Harald Effenberg in einer Doppelrolle) ist ebenfalls zum Weihnachtsessen gekommen, telefoniert ständig mit seiner Geliebten auf dem Balkon. Der halbwüchsige Sohnemann Sébastien (Olivier Dupont in einer Doppelrolle) im Gruftie-Look lässt sein Frettchen auf dem Tisch des Hausens für Grausen sorgen. In der Nachbarwohnung ist der „normale Weihnachtswahnsinn“ ebenfalls im vollen Gange: Die hochschwangere Anne-Cécile entbindet, ihre Schwägerin Marjorie „schleppt“ den dritten Freund namens Christophe in Folge an, der nicht Arzt ist, wie sie behauptet, sondern Metzger und bei der Geburt doch noch helfen kann, ihr Vater Jacques will unbedingt den Weihnachtsmann für die Kleinen spielen und darf nicht, springt in der Nachbarwohnung ein, weil Klein-Hubert sich nicht mehr beruhigen mag, bevor nicht der Weihnachtsmann auftaucht. Jaques, der ein Alkoholproblem hat, lässt sich dort mit Champagner „volllaufen“ und flirtet heftig und erfolgreich mit der Schwiegermutter. Alles in allem wurden zwei Stunden mit Pause vergnüglicher, turbulenter Szenen mit sechs Schauspielern in zwölf Rollen auf zwei Balkonen in zwei Familien auf die Bühne gebracht. Mit „Oh, Du fröhliche …“ beginnt die Komödie, mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ endet das rasante, mit witzigen Dialogen gespickte Stück. Das Publikum singt das Weihnachtslied am Schluss mit, bevor nicht endender Applaus erschallt.
Maulwürfe unter dem Rasen der Rennbahn – Daniel Craig, Channing Tatum und Hilary Swank in dem Spielfilm „Logan Lucky“ Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Channing Tatum ist spätestens seit „Magic Mike“ in der 1. Liga, Adam Driver stellte seine Vielfalt an den Wasserfällen von „Paterson“ in New Jersey unter Beweis (Kinostart: 17. November 2016), Doch am frohesten machte mich am neuen Steven-Soderbergh-Streifen, dass Daniel Craig endlich mal eine Rolle bekam, die mir gefiel. Craig überzeugte mich persönlich als Bond in Bolivien nicht. Agent Doppelnull darf und muss töten, das galt auch für Daniel Craig. Doch als Mitarbeiter im Geheimdienst ihrer Majestät der Königin von England stelle ich mir einen eleganten Gentleman mit versteckter Grausamkeit vor. Das Vereinte Königreich von Großbritannien und Nordirland mag voller Marotten seien, hatte das aber eigentlich nicht verdient. Umso mehr gefällt Craig mit blond gefärbtem Bürstenschnitt im Knast. Dass er dort ist, hat in der 118- minütigen Actionkomödie „Logan Lucky“ natürlich seinen Sinn. Allein das Zusammentreffen der Filmbrüder Tatum/Driver mit Craig im Gefängnis ist voller Komik. Überraschungen und Zufälle
Später überzeugen glaubwürdige Überraschungen – ja, so ist es manchmal im Leben, nichts läuft wie geplant. Manches ist natürlich auch etwas unglaubwürdig, doch gehen wir ins Kino, um uns den Alltag von Frau Meyer oder Herrn Krause anzuschauen? Sicher nicht. Als zum Schluss Hilary Swank und Adam Driver zusammen ein Bier trinken und sich schöne Augen machen, riecht es nach einer Fortsetzung. Die ist mir immer noch lieber als irgendein Remake, zum Beispiel von „Flatliners“. Schlimm genug, dass hervorragende Filme wie die skandinavische Krimitrilogie mit Naomi Rapace nach kurzer Zeit neuverfilmt werden, bloß weil in den USA die Zuschauer nicht daran gewöhnt sind, synchronisierte Filme anzuschauen oder gar untertitelte. Der Urfilm „Flatliners“ spielte mit der Grenze von Leben und Tod und Elementen den Schreckens. Okay, Filmgeschichte, hat man gesehen, abgehakt. Aber noch einmal? Dann lieber eine Fortsetzung von dem Klamauk (im positiven Sinne), den Logan-Glück-im-Unglück darstellt. Dagegen spricht, dass es sich um eine Buchverfilmung handelt. „Logan Lucky“ spielt in North Carolina und West Virginia Für den Film spricht, dass die Gegend in den USA, wo er spielt, North Carolina und West Virginia, zu selten im Film gezeigt wird und mal die Ausmerksamkeit in eine andere Richtung lenkt. Kalifornien und immer wieder New York flimmern meist über die Bildschirme und Leinwände, das kann irgendwann auch einseitig werden. Unser Planet ist zu groß, um nur ein paar Ecken zu zeigen. Viele gute und sehr gute Filme wurden im Fernsehen noch nie gezeigt. Wie wäre es mal mit einer Reihe „Filme von Debra Granik“? In „Winter’s Bone“ wird auch eine Gegend gezeigt, in der
vorwiegend Weiße leben, die unterdurchschnittlich viel verdienen (Südmissouri). Ohne Berlinale hätte es der Spielfilm vielleicht nie nach Deutschland geschafft. Und dass, obwohl Jennifer Lawrence mitspielt, der Mockingjay-Silver-Linings- und-und-Superstar. Soderbergh, der außer „Magic Mike“ (2012) und „Haywire“ (im selben Jahr) vor allem „Ocean’s Eleven“ ff. drehte (2001, 2004, 2007), passt zu einem gut geplanten Coup. Ein Verbrechen wie ein fast undurchführbarer Raub erfordert Planung. Ein Spielfilm erfordert Planung. Doch außer den Schauspielern ist an einem Film eigentlich alles planbar, zwar nicht vorhersehbar, doch bestimmbar. Wenn das Geld da ist, kann eine Szene beliebig oft gedreht werden, bis zum 27. Take. Zufälle glaubwürdig einzubauen, kann man planen. Dass trotz eines guten Buches und Drehbuches manches trotzdem unglaubwürdig wirkt – who cares? Das Leben schrieb viel unglaubwürdigere Geschichten. Einige sind sogar verfilmt worden. Man kann bei einem Krimi und einer Actionkomödie keinen gesetzestreuen Film erwarten. In jedem Tatort sterben Menschen. So ist das eben heute. Aber nach „Logan Lucky“ hat man ein beschwingtes Gefühl, schöpft irgendwie Hoffnung, hat gelacht oder wenigstens die Mundwinkel oben gehabt. Das kann man nicht bei jedem Film heute sagen. Dieser Film ist kein Muss, kein „Captain Fantastic“, aber irgendwas hat man schon verpasst, wenn man nicht da war. Riley Keough überzeugt als der wilden Brüder Schwester Mellie, die einiges in die Hand nehmen kann. Katie Holmes ist selbstsicher dabei. Hilary Swank ist wie immer sehr gut, reicht von der Rolle her
(nicht wegen ihres Spiels) nicht an Frances McDormand als Ermittlerin in „Fargo“ heran (1996), aber es gibt einen entfernten Anklang einer Parallele. Allein der entzückenden Katherine Waterston beim Flirten zuzusehen mit dem Halbtrottel, den Channing Tatum spielt, wäre ein Grund hinzugehen. – Der andere Driver „Baby Driver“ würde ich wohl insgesamt vorziehen, doch das ist Geschmackssache. Es kommen heute so viele Filme ins Kino, dass man sich schon beeilen muss, sie anzuschauen, bevor sie wieder aus dem Programm geworfen werden. (Zudem, wenn sie, wie Baby Driver, statt am 31. August zu starten, schon im Juli anlaufen und man urlaubsbedingt Terminprobleme bekommt.) „Logan Lucky“- Regie: Steven Soderbergh, mit: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig, Riley Keough, Katie Holmes, Hilary Swank, Seth MacFarlane, Katherine Waterston u.v.a. Kinostart: 14. September 2017 FSK ab 12 Jahren. Unter anderem hier im Kino: Berlin: – Cinemax Potsdamer Platz z.B. 17.10 und 20.20 Uhr – Cinestar Treptower Park und Tegel – Colosseum, Schönhauser Allee – Cubix am Alex ab 8. Oktober 2017 – Uci-Kinowelt Gropiuspassagen, Johannisthaler Chaussee 295 – Zoo-Palast – Babylon, Dresdner Straße, Originalversion (analog) Bochum:
– Uci Cineworld Ruhrpark Boizenburg: – Kino Boizenburg, Reichenstraße 19 (DF) 19.30 Uhr Borken: – Cinema Celle: – Kammerspiele Dortmund: – Cinestar, Steinstraße 44 (DF) Dresden: – KIF Kino in der Fabrik, Tharandter Straße 33 – Ufa-Kristallpalast, Sankt-Petersburger Straße 24a Düsseldorf: – Metropol Uci-Kinowelt Göttingen: – Cinemaxx, ab 6. Oktober Kiel: – Cinemaxx Ludwigshafen: – Cinestar Mannheim: Cinemax Neubrandenburg: – Cinestar, ab 6. Oktober Oranienburg: – Filmpalast, Berliner Straße 40, ab 6. Oktober
Recklinghausen: – Cineworld Rendsburg – Schauburg, Schleifmühlenstraße 8 Rietschen: – Kino-Café Schleswig: -Filmtheater Capitol und viele andere! (Alle Angaben ohne Gewähr.) Inhalt (Spoiler) Die Brüder Jimmy und Clyde Logan werden vom Pech verfolgt. Während der impulsive Jimmy (Channing Tatum) einen Job nach dem nächsten verliert, wird Barkeeper Clyde (Adam Driver), der nur einen Arm hat, oder ist es die Hand?, immer wieder schikaniert. Und dann wären da noch die Geldsorgen. Aber Jimmy hat eine brillante Idee, die den beiden aus der misslichen Lage helfen soll: Ein Raubüberfall im großen Stil! Das prestigeträchtigste und legendärste NASCAR-Rennen der Welt auf dem Charlotte Motor Speedway in Concord, North Carolina bietet scheinbar die perfekten Voraussetzungen für einen cleveren, unterirdischen Raubzug! Die Brüder brauchen unbedingt einen Safeknacker, den berüchtigten platinblonden Safeknacker des Landes: Joe Bang (Daniel Craig) – der sitzt allerdings noch im Gefängnis. Während der Planung des großen Coups tauchen immer neue Hindernisse auf, doch gemeinsam mit ihrer Schwester Mellie (Riley Keough) setzen die beiden Brüder alles daran, ihre lebenslange Pechsträhne endlich zu beenden…
Ordentlich Astra zum „Musical mit Herz und Promille“ oder „Die Königs vom Kiez“ in der Weltmusicalstadt Hamburg Hamburg, Deutschland (Kulturexpresso). Das Musical „Die Königs vom Kiez“ läuft in der Weltmusicalstadt Hamburg und bald anderen Aufführungen den Rang ab. Zur Weltmusicalstadt Hamburg heißt es im „Hamburg Magazin“ unter der Überschrift „Zu Besuch in der Musicalstadt Hamburg“, dass die Hafenstadt an der Elbe „mit 2 Millionen Musical- Besuchern … nach New York und London die drittgrößte Musicalstadt weltweit“ sei. Anschließend wird erinnert, dass „der Musical-Boom … mit der Premiere von Andrew Lloyd Webbers Musical ‚Cats‘ 1986 in Deutschland“ begonnen habe und „die Show … tausende von Menschen nach Hamburg“ lockte. „‚Cats‘ zog insgesamt unglaubliche 6,2 Millionen Besucher in das Operettenhaus in Hamburg“, heißt es im nicht namentlich gekennzeichneten Beitrag ohne Angabe von Ort und Datum der Veröffentlichung. Als Werbung ist der Beitrag allerdings auch nicht gekennzeichnet, obwohl er nichts anderes als totale Reklame für das ebenfalls in Hamburg laufende Musical „Der König der Löwen“ ist.
Über so viel Lug und Betrug müsste man laut lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Aufs Lachen über die Laune einer Familie auf St. Paule scheint die Musicalkomödie von Martin Lingnau, Heiko Wohlgemuth und Mirko Bott mit dem reizenden Titel „Die Königs vom Kiez“ aus. Der Familie soll „das Schicksal … einen derben Streich gespielt“ haben, „als es ihr ausgerechnet den Nachnamen König schenkte. Denn Kasse und Kühlschrank der siebenköpfigen Schar sind permanent leer. Obwohl die vier Kinder Marie, Björn, Benny und Pamela alles – wirklich alles! – tun, um den Clan (inklusive der bettlägerigen Oma und des Babys der erst 15-jährigen Pamela) über die Runden zu bringen. Durchkreuzt werden die Bemühungen jedoch weniger von Gläubigern und Ämtern als vom eigenen Vater. Das daueralkoholisierte und allergisch auf ehrliche Arbeit reagierende Familienoberhaupt, von allen nur der Käpt’n genannt, wirft alles mühsam Erschuftete, was seine Sprösslinge zur Tür hereinbringen, mit vollen Händen wieder zum Fenster raus. Einzig die liebestolle, aber angegraute Nachbarin Berta kann den Käptn mit eindeutig zweideutigen Avancen kurzzeitig in Schach halten. Als dann noch eine Räumungsklage droht, scheint das Schicksal seine Späße endgültig zu weit zu treiben – aber: Der Kiez hält ja bekanntlich zusammen.“ „Die Königs vom Kiez“ laufen im November beinahe jeden Abend um 19 Uhr oder 20 Uhr im Verzehrtheater mit Vollvergnügen namens Schmidt Theater am Spielbudenplatz in Hamburg an. Kritischen Kritikern empfehlen wir, vor Ort und während des „Musicals mit Herz und Promille“ ordentlich Astra zu trinken.
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