FrauenLeben in Ostfriesland Kulturtourismus in ländlichen Räumen
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Inhaltsverzeichnis Einleitung 4 Katrin Rodrian M.A. Leiterin der Kulturagentur Hexenmahnmal Steilneset in Vardø Norwegen von Louise Bourgeois und Peter Zumthor Rico Mecklenburg VERANSTALTUNGSORT © Foto: Hege Lysholm / Statens vegvesen, www.nasjonaleturistveger.no/en Präsident Ostfriesische Landschaft Ostfriesische Landschaft Landschaftsforum Georgswall 1-5 Dr. Natalie Geerlings 26603 Aurich Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. (LEB), Bitte teilen Sie uns bis zum 27.02.2020 mit, ob Regionalbüro Weser-Ems Nord Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Anmeldungen FrauenLeben in Ostfriesland - werden nach Eingangsdatum berücksichtigt. Der Eintritt ist frei ANMELDUNGEN BITTE AN Kathrin Rodrian Kulturtourismus in Kulturtourismus in ländlichen Räumen: Ostfriesische Landschaft – Kulturagentur Telefon: 04941 - 17 99 71 ländlichen Räumen Teilhabeorientierung als Zukunftspotenzial 10 E-Mail: rodrian@ostfriesischelandschaft.de EINLADUNG 12. MÄRZ 2020 Dr. Katja Drews HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Runder Tisch FrauenLeben in Ostfriesland gestern-heute-morgen Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) Dokumentation des Symposiums „FrauenLeben in Ostfriesland - Kulturtourismus in ländlichen Räumen“, das auf Grund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden musste. Herstory – Women’s history as part of Cultural Tourism From Witchcraft trials to Cultural History 20 Synnøve Fotland Eikevik Impressum Kuratorin, Varanger Museum, Norwegen Herausgeberin: Ostfriesische Landschaft – Kulturagentur, Bildnachweis Titelseite: Georgswall 1-5, 26603 Aurich, Tel.: 04941 – 17 99 57 Bildkomposition: www.bebold.de, Aurich Manninga Burg in Pewsum; Foto: © www.ostfriesland.de Redaktion: Katrin Rodrian, Etta Bengen Katharina von Wasa /Manningaburg Pewsum; Foto: Albert Meyer © LAK Gestaltung: www.bebold.de, Aurich Gemälde Katharina von Wasa © Ostfriesische Landschaft, Bildarchiv Landschaftsbibliothek © Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH, Rückseite: Best Practice Beispiele auf der Ostfriesischen Halbinsel 44 Aurich 2020 Bildkomposition: www.bebold.de, Aurich Alle Rechte vorbehalten Ostfriesische Landschaft, Aurich; Foto: Sabine Gronewold © Ostfriesische Landschaft Natur pur in Westgroßefehn; Foto: www.ostfriesland.de Katrin Rodrian M.A. Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr! Jutta Pals im Kostüm als Amalie Dietrich; Foto: © Landkreis Leer Leiterin der Kulturagentur Printed in Germany • ISBN: 978-3-940601-61-2 Etta Bengen * Ostfriesische Halbinsel: Ostfriesland besteht aus den Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund sowie der Seehafenstadt Emden. Die touristische Marke „Ostfriesland“ umfasst die gesamte Ostfriesische Halbinsel vom Dollart bis zum Jadebusen zusätzlich mit den Landkreisen Ammerland, Friesland und der Jadestadt Wilhelmshaven. Dipl. - Soz. - wiss. Vielen Dank! frauenORTE auf der Ostfriesischen Halbinsel 80
Jetzt, zehn Jahre später, greift die Kulturagentur erneut das Geist und die Seele anregen. Bereits auf dem Oll‘ Mai 2010 Thema auf und stellt thematisch ein Symposium zu „Frauen- schrieb der Südtiroler Dr. Christoph Engl: „Vor allem im Katrin Rodrian bei der Auftaktveranstaltung zum Bundesmodellvorhaben FrauenLeben in Ostfriesland am 30.04.2019; Foto: Reinhard Former © Ostfriesische Landschaft Leben in Ostfriesland – Kulturtourismus in ländlichen Räu- Tourismus bedeutet dies, dass die Sehnsucht nach dem men“ zusammen. Diese Veranstaltung baut auf dem bisher wächst, was verwurzelt ist und damit den Unterschied zu erreichten Ziel auf, dass Ostfriesland als kulturell und quali- allem anderen ausmacht, die Moden überdauert und Au- tativ hochwertig wahrgenommen wird. thentizität nach vorne schiebt“.2 Vorwort Bei der nächsten Veranstaltung mit dem Schwerpunktthe- ma werden erstmalig mehrere Aspekte kombiniert: „Frau- enLeben in Ostfriesland“ in Verbindung mit dem Kultur- Leider musste am 12. März 2020, nur Stunden vor Beginn der Veranstaltung, das Symposium abgesagt werden. Ob- wohl sich sehr viele Interessierte dafür angemeldet hatten, tourismus in ländlichen Destinationen. Damit sind zwei lag uns das Wohl der Menschen am Herzen. Als Präventi- Ziele angestrebt: zum einen wird die weibliche Geschichte onsmaßnahme und auf Grund der sich ausbreitenden Co- Ostfrieslands sichtbarer gemacht. Viele kulturtouristische rona Pandemie, entschieden wir uns schweren Herzens für Katrin Rodrian M.A. Angebote unter dem weiblichen Aspekt in der Region wer- eine Absage. Da alle Vorträge bereits vorlagen, möchten wir Leiterin der Kulturagentur den vorgestellt und zeigen, dass Ostfriesland schon immer Ihnen die spannenden Themen und Ergebnisse nicht vorent- von starken Frauen geprägt war, die Geschichte geschrie- halten. Die vorliegende Dokumentation enthält alle Rede- ben haben und sich aktiv in die Belange eingebracht haben. beiträge. Eine lebhafte Diskussion darüber können wir gerne Am 29. Mai 2010 fand in der Johannes a Lasco Bibliothek in Im Jahr 2010 stand die Region mit ihrem „Kulturnetzwerk Zum anderen wird gezeigt, dass ländliche Räume durch- zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Emden anlässlich des Oll‘ Mai Festaktes ein Symposium zum Ostfriesland“ noch am Anfang, sie hat sich bis heute zu aus attraktive kulturelle Angebote zu bieten haben. Dies Thema „Kulturtourismus in Ostfriesland“ statt.1 Die Kultur- einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Seitdem wur- soll an einem bedeutenden europäischen Beispiel dargelegt Ein Dank zum Schluss: Förderprojekte benötigen immer agentur als Ausrichterin der jährlichen Festveranstaltung de das „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ sowohl auf Lan- werden. Das Hexenmahnmal in Steilneset, Nordnorwegen eine Unterstützung, damit sie erfolgreich auf den Weg ge- der Ostfriesischen Landschaft hatte damit den ersten Mei- des- als auch auf Bundesebene mit Auszeichnungen als beweist, dass die Geschichte einer Region für Tourist*in- bracht werden können. Von daher gilt mein besonderer lenstein zum diesem Thema in Bezug auf die Region gesetzt. Best-Practice-Region prämiert. Es wurde am 25. Febru- nen von Bedeutung sein kann und Besucher*innen aus der Dank der Schirmfrau der Bundesmodellregion „FrauenLe- ar 2010 im Deutschen Bundestag im Rahmen einer kul- ganzen Welt anzieht. ben in Ostfriesland“, Gitta Connemann MdB. So stellte Prof. Dr. Enno Schmoll von der Jade Hochschule turtouristischen Debatte als herausragendes Beispiel für VORWORT Wilhelmshaven, Fachbereich Wirtschaft, Studiengang Tou- Kulturtourismus in ländlichen Räumen vorgestellt und im Wir wünschen uns mit diesem Symposium, dass Ostfries- Ich wünsche Ihnen viele neue und interessante Erkenntnisse rismuswirtschaft bereits damals die Frage: „Tourismus für September 2015 in Berlin mit dem Sonderpreis der Wüs- land sich stetig weiterentwickelt, hin zu einer ländlichen beim Lesen der vorliegenden Dokumentation. die Kultur in Ostfriesland? – Inwiefern Tourismus die Kul- tenrot Stiftung ausgezeichnet. Region, in der man Ruhe und Erholung finden kann und tur einer Region fördern kann“. dabei authentische hochwertige Kulturangebote, die den Ihre Katrin Rodrian Einleitung 1 Am „Oll‘ Mai“, dem 10. Mai, hielt die Ostfriesische Landschaft als Parlament der Grafschaft Ostfriesland ihre jährliche Landesrechnungsversammlung ab. Heute begeht die Landschaft diesen Tag in zeitlicher 2 Dr. Christoph Engl, Auch Destinationen können Marken sein, S. 22-33 in: Ostfriesische Landschaft (Hrsg.): Kulturtourismus in Ostfriesland, Oll‘ Mai 2010. Nähe zum 10. Mai alljährlich mit einem Symposium. Dazu erscheint seit 2005 (durchgängig seit 2008) eine Schriftenreihe; großenteils liegen die Bände auch online vor: https://www.ostfriesischelandschaft. de/684.html (letzter Aufruf 10.06.2020). 4 5
Kultureinrichtungen zu verknüpfen und gemeinsam Es wurden insgesamt 1,5 Mio. Besucher*innen gezählt und kulturtouristische Angebote zu erstellen. Ziel ist es, Ostfries- über 3.000 Künstler*innen und Touristiker*innen aktiviert. land stärker als Kulturdestination darzustellen. Der Erfolg war, dass „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ auf Dabei geht es um die Ostfriesische Halbinsel, d.h. nicht Bundesebene und auf Landesebene wahrgenommen und das historische Ostfriesland, sondern um die Region vom als Best-Practice-Beispiel ausgezeichnet wurde. 2010 wur- Dollart bis zum Jadebusen. de es sogar im Deutschen Bundestag als herausragendes Beispiel für gelungenen Kulturtourismus in ländlichen „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ hat bisher drei kulturtou- Räumen hervorgehoben. ristische Themenjahre sehr erfolgreich umgesetzt. 2016 ist Ostfriesland auch durch das Bundeswirtschafts ministerium als eine von drei Destinationen für diesen Be- 2007 mit „Garten Eden“ reich ausgewählt worden. Kulturnetzwerk Ostfriesland Ostfriesland ist ein Kulturland und weist durch sein „Kul- turnetzwerk Ostfriesland“ eine reichhaltige kulturelle Landschaft mit einer Vielfalt an Kulturangeboten auf. Da- bei finden sich sogenannte Leuchttürme, wie die Kunst- halle Emden, ein internationales Haus für zeitgenössische Kunst, das Ostfriesische Landesmuseum Emden oder die Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft, eben- so wie eine Vielzahl an kleineren Kultureinrichtungen zu Spezialthemen wie zum Beispiel das Deutsche Sielhafen- museum Carolinensiel, die Klosterstätte Ihlow sowie rund 3.000 haupt- und ehrenamtliche Kulturschaffende. Das Rico Mecklenburg bei der Auftaktveranstaltung zum Bundesmodellvorhaben FrauenLeben in Ostfriesland am 30.04.2019; Foto: Reinhard Former © Ostfriesische Landschaft gemeinsame Wirken von großen „Playern“ und kleinen 2010 mit „Abenteuer Wirklichkeit“ Einrichtungen im Zusammenspiel mit der Ostfriesischen Landschaft und den Marketingprofis von der Ostfriesland Tourismus GmbH macht den besonderen Charme und die Begrüßung hohe Qualität der Kulturangebote auf der gesamten Ost- friesischen Halbinsel deutlich. Sie bilden gemeinsam das „Kulturnetzwerk Ostfriesland“. Die Verknüpfung von Kultur, Natur und Tourismus im länd- lich geprägten Ostfriesland mit urbanen Zentren hat durch das „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ eine solide Basis geschaf- Rico Mecklenburg fen und erfährt einen stetigen Aufbau. Präsident der Ostfriesischen Landschaft Ziel ist es, Ostfriesland einen, kulturellen, qualitativen und identitätsstiftenden Standortvorteil zu verschaffen. Das „Kul- Es freut mich sehr, dass die Vorträge von Frau Dr. Drews der gesamten Ostfriesischen Halbinsel“, von Katrin Rodrian 2013 mit „Land der Entdeckungen“ turnetzwerk Ostfriesland“ mit seinen kulturtouristischen und Frau Eikevik in dieser Dokumentation veröffentlicht M.A. und Etta Bengen Dipl.-Soz.-wiss., Ostfriesische Land- Angeboten verfolgt weiterhin das Ziel, den wirtschaftlichen werden. Zunächst ist es der Vortrag: „Kulturtourismus im schaft, Kulturagentur. Beiden danke ich für die Organisation Standortfaktor Kultur auf der gesamten Ostfriesischen Halb- ländlichen Raum“ von Dr. Katja Drews, HAWK Hochschule dieses Symposiums. insel weiter zu stärken und auszubauen. für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim / Holz- minden / Göttingen, Zukunftszentrum Holzminden-Höx- Bei der Ostfriesischen Landschaft wurden in den vergange- ter, des Weiteren der Vortrag: „Das Mahnmal in Vardø / nen Jahren zu dem Themenkomplex bereits viele Projekte BEGRÜßU NG Nordnorwegen zur Hexenverfolgung in der Finnmark im und Veranstaltungen durchgeführt. Dazu gehören: 17. Jahrhundert – ein europäisches Beispiel“ von Synnøve Fotland Eikevik, Kuratorin am Varanger Museum, Norwe- Kulturnetzwerk Ostfriesland gen. Abschließend folgen Kurzvorträge: „FrauenLeben in Kulturnetzwerk Ostfriesland wurde 2007 gegründet Ostfriesland – kulturtouristische Best-Practice-Beispiele auf mit der Absicht, die Tourismuseinrichtungen und die Einleitung 6 7
Schirmherrin Gitta Connemann, MdB, und Landschaftspräsident Rico Mecklenburg bei der Auftaktveranstaltung des Modellvorhabens „FrauenLeben in Ostfriesland“ schneiden den Das Netzwerk der Modellregion „FrauenLeben in Ostfriesland“ wird geknüpft, Foto: Reinhard Former © Ostfriesische Landschaft Eröffnungskuchen an; Foto: Reinhard Former © Ostfriesische Landschaft Grußwort Bundesmodellregion FrauenLeben in Ostfriesland Dieses Symposium verbindet beide Themen Dr. Natalie Geerlings 2019 ist Ostfriesland durch das Bundeslandwirtschafts Das heutige Symposium verbindet zum ersten Mal das Thema Stv. Regionalleiterin ministerium für „FrauenLeben in Ostfriesland, kulturelles Kulturtourismus in ländlichen Räumen und FrauenLeben. Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. (LEB), Vernetzungsprojekt im ländlichen Raum mit Beispielcha- rakter“ ausgewählt worden. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit der ländli- Regionalbüro Weser-Ems Nord Dr. Natalie Geerlings; Foto: LEB chen Akademie (LEB) in Bad Zwischenahn statt. Deshalb Gestartet hat das Projekt mit dem „Runden Tisch Frauen- gilt das heutige Symposium als anerkannte Fortbildung für Leben in Ostfriesland gestern – heute – morgen“, der 2014 das Qualifizierungsprogramm „Gästeführen mit Stern“ der Die Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. Bis heute pflegt die LEB mit der Oldenburgischen und Ostfrie- von den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten ins Ländlichen Erwachsenenbildung, Region Weser-Ems Nord. (LEB) trägt ihr Engagement für den ländlichen Raum bereits sischen Landschaft dieses Netzwerk und zählt derzeit rund 500 Leben gerufen wurde. Viele von ihnen hatten einen frau- im Namen. Zahlreiche Bildungsprojekte haben wir in unserer Gästeführer*innen auf der ostfriesischen Halbinsel, die Gästen enORT3 beantragt und bewilligt bekommen. Das war der Region umgesetzt, das vielleicht bekannteste startete vor rund und Einheimischen Geschichte und Traditionen der Region Startschuss, um das Thema FrauenLeben in Ostfriesland 30 Jahren im Rahmen eines EU-Projekts. Damals knüpfte die näherbringen. Sie tragen soziohistorisch relevante Themen wie vor allem kulturtouristisch darzustellen. LEB ein Netzwerk, dem neben der „Kirche im Tourismus“ das „Frauenleben in Ostfriesland“ in die Gesellschaft, lassen auch die Oldenburgische sowie die Ostfriesische Landschaft diese lebendig werden und bewahren sie für die Zukunft. angehörten. Ziel war es, den Kulturtourismus durch die Qua- GRUßWORT lifizierung von Gästeführer*innen als Botschafter*innen ih- Ich freue mich, unser gemeinschaftliches Engagement für rer Region zu fördern. Aus diesem Projekt gingen die ersten die Kultur in unserem ländlichen Raum fortzusetzen und Träger*innen der Marke „Gästeführen mit Stern“4 hervor, die das Projekt „FrauenLeben in Ostfriesland – Kulturtourismus im Ständesaal in Aurich ihr Zertifikat erhielten. in ländlichen Räumen“ weiter zu unterstützen. Einleitung 3 Mit der Initiative frauenORTE Niedersachsen will der Landesfrauenrat Niedersachsen e.V. historische Frauenpersönlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen und dazu beitragen, dass Frauen- 4 https://weser-ems.leb-niedersachsen.de/files/Standorte/Bad%20Zwischenahn,%20Bahnhofstrasse%2018/Flyer/Flyer_GF_Kompakt_Neutral.pdf (letzter Aufruf 10.06.2020) geschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote erhalten. Die Auftaktveranstaltung der Initiative fand im April 2008 im Deutschen Pferdemuseum in Verden (Aller) statt. Seitdem wurden kontinuierlich weitere frauenORTE eröffnet. 8 9
Sehr geehrte Damen und Herren, ländlichen Lebensräumen in Schieflage.6 Drittens verfestigt sich demgegenüber eine wichtige Verbindung ebendieser ich bin sehr glücklich, heute einen Auftakt geben zu dürfen Lebenswirklichkeiten: Stadt und Land werden nicht mehr zum Thema „Kulturtourismus in ländlichen Räumen“ in als „wesensmäßig voneinander verschieden“ verstanden. Ihrem Symposium. Für die Einladung danke ich dem Team Unter anderem die digitale Vernetzung von Arbeits- und der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, ganz be- Lebensbereichen sorgt dafür, dass sich die Vorstellung eines sonders Frau Katrin Rodrian. Mein Dank geht aber auch an Stadt-Land-Kontinuums etabliert hat, in dem ländliche Sie alle als Teilnehmer*innenkreis des heutigen Symposiums Räume als weniger verdichtet im Vergleich zu den hoch- der Modellregion „FrauenLeben in Ostfriesland“. Denn als verdichteten Städten deutlich werden.7 Viertens muss für Wissenschaftlerin, die mit einem an der Praxis des Kul- den Blick auf Kulturtourismus berücksichtigt werden, dass turmanagements orientierten Blick seit einigen Jahren das Kultur- und Tourismussektor unterschiedlichen Logiken Thema Kulturtourismus in ländlichen Räumen intensiv be- bzw. Wertesystemen verpflichtet sind. Während das Wirt- trachtet, darf ich feststellen: Sie haben mit ihrer langjährigen schaftsfeld Tourismus der finanziellen Gewinnschöpfung und gelingenden, teilhabeorientierten Kulturtourismusent- dient, richtet sich der Kulturbereich einer Region aus auf die wicklung in Ostfriesland zum Entstehen einer wertvollen Teilhabe möglichst vieler Menschen am „Binnenwert Kul- best-practice-Region im deutschsprachigen Kulturtouris- tur“. Er verfolgt das Ziel, möglichst vielen Menschen zu er- mus beigetragen. Wie auch immer Ihnen das bewusst und möglichen, ästhetische Selbstbildungsprozesse zu erfahren. sichtbar sein mag: Lassen Sie es mich im Folgenden genauer Ziel kultureller Bildung und Vermittlung ist es, individuelle belegen. Selbstermächtigung zu befördern, im Idealfall als Erlebnisse der Gestaltbarkeit von Selbst und Welt. Zugleich prägt dieser Zunächst eine Verortung meiner Perspektive auf das The- „Binnenwert Kultur“ in entscheidendem Maße die regiona- menfeld: Als langjährige Kulturreferentin einer „peripheren“ le Identität der Menschen. Fünftens ist Kulturtourismus für Region im Süden Niedersachsens und Programmleiterin ei- viele ländliche Regionen ein wertvoller Wachstumsmarkt, ner als Kulturzentrum genutzten touristisch relevanten Stätte der allerdings in der Praxis von regionalem Tourismus und des historischen Erbes, fand ich zu meinem Forschungsfeld Kulturbetrieb oft unverbunden bleibt und eher selten ge- Dr. Katja Drews; Foto: privat aus den Bedarfserfahrungen der Praxis. 2015 begann ich im meinsame Entwicklungsstrategien aufweist. TEILHABEORIENTIERU NG ALS ZUKU NFTSPOTENZIAL Rahmen meiner Dissertation an der Universität Hildesheim eine sowohl statistisch als auch qualitativ verfahrende Unter- Ganz besonders engagierte Bewohnerschaften werden suchung des ländlichen Kulturtourismus‘ in Niedersachsen. sechstens mittlerweile als ein verbrieftes Charakteristikum Ein wesentlicher Antrieb war für mich, genauer wissen zu ländlicher Räume anerkannt, und besonders im kulturel- Kulturtourismus in ländlichen Räumen: wollen, wie wiederkehrende Herausforderungen gelöst und len Leben von ländlichen Regionen kommt dieser Umstand die großen Chancen des Feldes genutzt werden können. zum Tragen.8 Und siebtens schließlich gibt es eher wenig sys- tematisches Wissen darüber, welche kulturellen Gewohn- Teilhabeorientierung Zur Ausgangslage heiten Menschen während ihres Urlaubs in der Rolle von Die Ausgangslage zum Themenfeld „Kulturtourismus in Tourist*innen im Vergleich zu ihrem alltäglichen „Kultur- ländlichen Räumen“ möchte ich Ihnen anhand von sieben tun“ am Wohnort haben.9 Stichworten kurz vor Augen führen. Zum einen ist Kultur- als Zukunftspotenzial tourismus noch nicht sehr lange kein ausschließlich dem Dass Kulturtourismus in den letzten Jahren zunehmend Städtetourismus vorbehaltenes Feld. Erst seit wenigen Aufmerksamkeit erhält, ergibt sich aus den Potenzialen, Jahren wird im Tourismusmarkt wie auch Kultursektor die er ländlichen Räumen verspricht. Diese wurden aus deutlich, dass ländliche Regionen und touristische Desti- Kulturmanagementperspektive konzil beschrieben anhand nationen ebenso wie Städte erfolgreich und intensiv mit verschiedener naheliegender Interessen, denen er dienlich dem Etikett „Kulturtourismus“ in Verbindung gebracht sein kann: das regionale Kulturerbe erhalten zu wollen, die werden.5 Zum Zweiten kennzeichnen ländliche Regionen kulturelle Teilhabe der Einwohner*innen zu befördern, ihre Dr. Katja Drews die allseits benannten Herausforderungen des demogra- kulturellen Lebenspraktiken lebendig zu halten sowie gebau- Kulturtourismus in ländlichen Räumen Kulturreferentin fischen Wandels. Dieser dünnt auch die kulturelle In te und gelebte regionale Kultur für ein größeres Publikum Landkreis Holzminden und Programmleitung frastruktur in ländlichen Regionen aus und zunehmend (Tourist*innen) zugänglich zu machen. Womit ökonomi- Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern gerät die Verteilungsgerechtigkeit kultureller Angebote sche Impulse entstehen könnten und am Ende auch die regi- und Betätigungsmöglichkeiten zwischen städtischen und onale Identität gestärkt würde.10 Lehrbeauftragte Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) Hochschule für angewandte Wissenschaft und 5 Aktuell zur Diskussion des ländlichen Kulturtourismus, s.: Hausmann, Andrea (Hrsg.) (2020). Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) 6 So benennt Götzky (2012) diese Divergenz auf der Grundlage der Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder für das Jahr 2010, nach denen in Gemeinden ab 500.000 Einwohner*innen jährlich 124,00 Euro pro Kopf für die Versorgung mit öffentlichen kulturellen Angeboten vorgehalten wurden, in Gemeinden unter 3.000 Einwohner*innen dagegen nur 3,50 Euro. In Gemeinden ab 200.000 Einwoh- ner*innen standen 117,00 Euro gegenüber 16,50 Euro in denjenigen mit mehr als 10.000 Einwohner*innen (vgl. ebd.: 93). 7 S. hierzu; Drews (2017b), 29-37. 8 S. u.a.: „Weißbuch Breitenkultur“ (Schneider 2014). 9 Einen wertvollen Beitrag zur Klärung des kulturellen Nutzungsverhaltens von Touristen lieferte Pröbstle (2014) mit einer Typologie. 10 Föhl (2014). 10 11
Aus dieser Ausgangslage ergeben sich recht zwangsläufig jeweiligen „Kultur- und Lebensraums“ und damit Garan- Zugleich erweist sich durch die Erhebung das Historische Kino, Konzerte und Theaterbesuche (s. Abb. 2: Besuch die interessanten Fragen, wie denn nun genau der regiona- ten von kulturtouristischer Unverwechselbarkeit einer Erbe als empirisch meist besuchte Kultursparte. Die verschiedener Kultursparten im Alltag und auf Reisen). le Kultursektor bestärkt und attraktive Angebote zugleich Destination. Historische Stätten dominieren absolut bei der Reisekul- Offenkundig sind es also die permanenten Kulturangebo- für Tourist*innen und Bewohner*innen geschaffen werden turnutzung, gefolgt von Museums- und Ausstellungsbe- te, die für viele außerhalb des Alltags zum Türöffner ins können. Und auch welche Effekte auf Innen- und Außen Könnte sich in dieser Entwicklung ein Schlüssel zur Erzeu- such. Für den Alltagskulturbesuch dominieren dagegen Kulturfeld fungieren. image Kulturtourismus für ländliche Orte und Regionen gung von Synergie zwischen regionalem Kultur-und Tou- hat bzw. haben kann. Dafür muss genauer auf die beiden rismussektor andeuten? Alltagskulturnutzung Reisekulturnutzung Gruppen der Bewohner*innen und Tourist*innen geschaut werden. Günstig für die Klärung dieser Frage ist eine ak- Um das zu klären, habe ich in der Studie „Kulturtourismus Kulturnutzung im Vergleich (alle Gäste) 30 % tuelle Strömung auf Ebene der Entwicklungstheorien von im ländlichen Raum an „dritten Orten“ der Begegnung“13 touristischem Destinationsmanagement einerseits und auf eine Kulturnutzungsforschung hinsichtlich Alltag und Rei- 24 % der anderen Seite dem Idealbild politischer Kulturentwick- se betrieben und das Publikum dreier kulturtouristischer 22 % lungsplanung. Da gibt es nämlich eine wichtige Parallele: Sparten betrachtet: einerseits bei Festivals Darstellender Während die bundesdeutsche Kulturentwicklungsplanung Kunst im öffentlichen Raum in peripheren Kleinstädten, 17 % sich auf Prozesse und Netzwerke von lokalen Akteur*innen zweitens an Stätten des historischen Erbes, konkret vier 14 % als Werkzeuge von Entwicklung ausrichtet, besteht ganz Schlössern, und schließlich bei einem soziokulturellen 15 % 16 % 13 % ähnlich mittlerweile auch ein Planungsideal für das tou- Landschaftstheaterprojekt mit touristischer Ausstrahlung. 11 % 8% ristische Destinationsmanagement, das gleichermaßen auf Die Studie erreichte ein Volumen von 1.000 Befragten und 7% 8% den Einbezug lokaler Akteure mehrerer Sektoren abzielt. verfuhr methodisch quantitativ und qualitativ anhand von 5% Die DMO (Destinationsmanagementorganisation) wird Fragebögen und Interviews mit Gästen und Akteur*innen. 4% 3% 2% dabei nicht mehr primär als ein eigenständiger Dienstleis- no r rte ng al y n es te ed te ic tig Ki lu ea ze ät us m Fünf zentrale empirische Ergebnisse el ter mit ebenfalls eigenen Angeboten verstanden, sondern ns on St Th Co M st So /K he us /A isc einfach formuliert als Dirigent von Prozessen der Zusam- Die empirische Erhebung konnte eine gravierende Diffe- ik Abb. 2 us or m M st eu menführung verschiedenster Dienstleistungen und touris- renz im Besuch kultureller Angebote belegen: Auf Reisen Hi us M tischer Ressourcen.11 Am Ende – zumindest in der Theorie verwandeln sich Nicht-Kulturnutzer*innen des Alltags – entsteht dabei die Vorstellung von „partizipativen Regi- zu Kulturgänger*innen (s. Abb. 1: Kulturnutzung der TEILHABEORIENTIERU NG ALS ZUKU NFTSPOTENZIAL onen“ und der „Destination als Kultur-und Lebensraum“12. Gäste im Alltag und auf Reisen, Publikum im Erhebungs- Für ein an Umsatzgewinnung orientiertes Wirtschaftsfeld feld Historisches Erbe). Während sich etwa im Histori- Aber auch die untersuchten performativen, also stattfin- 8 % des Publikums und 21 % der Menschen dort sind zwi- ergiebt sich aus der Perspektive des Kultursektors damit ein schen Erbe 49 % der Befragten als im Alltag nur gering denden Kulturformen kennzeichnet eine bemerkenswerte schen 18 bis 29 Jahren alt. Bemerkenswert ist dieser Um- vielversprechender Neuansatz. Man mag hinter dieser Neu- kulturell aktiv bezeichnen, kennzeichnen sich dagegen 59 Besonderheit: Gerade sie binden nämlich in der Gesamt- stand, weil das Kulturpublikum belegbar tendenziell älter ausrichtung am regionalen Leben im Tourismusfeld das In- % auf mittlerem Niveau aktive Kulturgänger*innen im Ur- heit ein Publikum, das hinsichtlich des Alters und der ist und eher hohe Bildungsabschlüsse aufweist. Und übri- teresse vermuten, die immer wichtigere (soziale) Nachhal- laubskontext. Diese erhebliche Differenz bestätigen auch Bildungsabschlüsse (also wichtigen sogenannten sozio- gens auch eher weiblich ist, wie die einschlägigen Kultur- tigkeit von touristischen Angeboten zu optimieren. Aber die beiden anderen Befragungssparten. Einmal mehr zeigt demografischen Merkmalen) besonders durchmischt ist nutzungsstudien der gängigen Kultursparten oder regio- auch ein weiterer Faktor erklärt vielleicht die Hinwendung sich in diesem Verhaltenswechsel, wie bedeutend der Rei- (s. Abb. 3: Befragungsergebnisse aus dem Erhebungsfeld nale Publikumsstudien immer wieder belegen.14 Gerade zum regionalen Leben im Tourismus: die Suche nach „Au- sekontext ist, um Menschen mit kulturellen Angeboten zu Straßentheaterfestival). Während sich an den untersuchten diese Differenzen zum „gängigen Kulturpublikum“ können thentizität“ des touristischen Angebots. „Authentisch“ erreichen, die es ansonsten nicht an die Kulturorte und – Historischen Stätten nur sehr wenige Jugendliche fanden, als ein wichtiges Argument für Kulturangebote im Kontext nämlich sind die konkretenlokalen Gegebenheiten eines einrichtung zieht. stellen sie im Erhebungsfeld Straßentheaterfestival immerhin von Tourismus gelten. Alter der Gäste (n=491) Kulturnutzung Alltag / Reise in Prozent Kind 12-17 18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70 und älter Selbsteinschätzung Reisekulturnutzung in % (n=179) 22% 21% 21% Alltagskulturnutzung (n=171) Kulturtourismus in ländlichen Räumen 59 49 11% 10% 30 8% 28 18 4% 13 2% 3 Abb. 1 keine gering mittel groß Abb. 3 11 Vgl.: Schuler (2014); Pechlaner; Fischer; Bachinger (2011); Bieger (2008). 14 Vgl. die Studien von Susanne Keuchel am Zentrum für Kulturforschung seit den 2000er Jahren und u.a.: Glogner-Pilz; Föhl (Hrsg.) (2016). 12 S.: Herntrei (2014); vgl. auch: Siller (2010). 13 Drews (2017b), s.a. in Kurzform: Drews (2018). 12 13
Informationsquellen (n=194) „Treffpunkt-Charakter“ des Geschehens fällt ihnen auf. Bei Gegenwirklichkeit zum Alltag, die in den betrachteten lang- 31% den seit vielen Jahren am Ort wiederkehrenden Kunster- jährig etablierten Besuchsorten die Identität der Bewoh- eignissen erleben die Bewohner*innen aufgrund all dieser ner*innen stark prägt (s. Abb. 6: Nennungen zur Diversität Einzelphänomene eine Aufwertung ihres Ortes durch die beim Festival in den Augen der Bewohner*innen, dargestellt 12% Außenwahrnehmung der Tourist*innen. Insgesamt ent- in einer Schlagwortwolke nach www.wordle.com). 10% 7% 7% 8% 3% 3% 4% 4% steht auf diese Weise für Bewohner*innen eine regelrechte 2% 1% 1% 0% 0% 1% 1% Lebenslust einfach locker Fröhlichkeit n Un eits t er ea re e en ng n n nm g at ien rn k n t s S erw t te W eits t e rif r ch ie n ig ric ona die ie n he rO rn d nd hü interessierter u u itu ch ed ze ric in T med d an ni voller f r t se te e e nd i o be le c e fröhlich sehen Stadt innovativ total Be in W esze n sm ß m v s In an in W esz ka Ru ro ei ts ka kan kuft ss Fe zusammen he gs z -B be zeig erb V g ag lo ch ise on Ta n r oc fo / ch te Stimmung Besondere Straßen offen bisschen W tu o M e e M In freundlicher n nt /R al i in in e Be ht st da er nd tel / ht n e er eige ht viele Überraschende Spontanität nächsten ra ig hr Be ric te Be ze Ho Ve n fü nn a / z ise be an e Spaß trist Begeisterungsfähigkeit fröhlicher be Re er alternativ h eu W Ic er W Abb. 4 Fr W Unterhaltung Neugierde unmittelbar Leute offener immer gute Act Menschen Neugier quirlig jünger Eine weitere interessante Merkmalgruppe der Erhebung Verhältnis gebürtige / zugezogene frisch Neues aufwändig Launetreffen wird statistisch sichtbar. Sie betrifft das touristisch beson- ders relevante Empfehlungsmarketing. Beim Blick auf die Motivatoren der Touristen in % (n=39) lockerer Feiertage ungezwungen Umgang wichtig abends lustige lebhafter unterschiedlichen Informationskanäle für ländliche Kultur- bunt jung international kennenlernen trinken bunter 77 spontan tourismusziele fällt in hohem Maße auf, dass hier Freunde, spannend spürbar Bewegung Sommer Verwandte, Bekannte als empirisch relevanteste Informa- Urlaub schöner Freunde tionsquelle für Touristen dienten. Selbst bei den betrach- gut Luft teten Stätten des Historischen Erbes, die häufig über ein Abb. 6 professionelles Marketing verfügen, haben 31 % der ange- troffenen Gäste über Freunde, Verwandte oder Bekannte 23 TEILHABEORIENTIERU NG ALS ZUKU NFTSPOTENZIAL von der besuchten Stätte erfahren, währenddessen das In- Demgegenüber stellt sich das überschaubare ländliche Kul- Schauplatz der Kunst verwandeln kann. Angesichts dieses ternet als Informationsquelle dagegen nur für 7% der Gäste tur-Setting in den Augen der Tourist*innen mit einem an- den Tourist*innen deutlich erkennbaren Engagements der als Informationskanal diente (s. Abb. 4: Informationsquellen deren Schwerpunkt dar. Die gesammelten Aussagen der Bewohner*innenschaft erfahren erstere sich als „willkom- der Gäste im Erhebungsfeld Historisches Erbe). 33% sind es Studie belegen, dass den Tourist*innen der erlebte Kultur mene Gäste“. (s. Abb. 7: Tourist*innen-Wahrnehmungen des Motivatoren sind Motivatoren sind beim Straßentheaterfestivalpublikum, sogar 44 % beim Pub- gebürtige Bewohner Zugezogene ort tatsächlich vor allen Dingen als Lebensraum von akti- Landschaftstheater-Ortes dargestellt in einer Schlagwort- likum des soziokulturellen Landschaftstheaters). Abb. 5 ven und engagierten Bewohner*innen sichtbar wird. Selbst wolke nach www.wordle.net) dort, wo diese Bewohnerschaft gleichfalls hauptsächlich im Publikum zu finden ist (und nicht wie beim soziokulturel- Ländliche Regionen bieten also – so lassen diese qualitati- Darüber hinaus informieren diese Freund*innen, Ver- Qualitative Merkmale len Landschaftstheater selbst künstlerisch aktiv ist), sehen ven Beobachtungen sich auf den Punkt bringen - besondere wandten und Bekannten aber nicht nur: Sie motivieren Doch was lässt sich über die rein zahlenmäßig, zu erhe- die touristischen Gäste in den Bewohner*innen das ent- Voraussetzungen für kulturtouristische Begegnungen und die touristischen Gäste darüber hinaus auch erfolgreich zum benden Merkmale hinaus über die Beitrags- und Wahr- scheidende Medium des Engagements, durch das sich eine gemeinsame Erlebnisse von Tourist*innen mit regionaler tatsächlich erfolgenden Besuch. Und dabei erweisen sich nehmungsweisen von Bewohner*innen und Tourist*innen kleine Stadt oder ein ländlicher Ort immer wieder in einen Kunst und Kultur. ganz besonders (beim Straßentheaterfestival 77 %) die (ge- festzustellen? Sehr deutlich zeigt sich hier, dass die Kultur bürtigen) Bewohner*innen unter den Empfehlen*innen als orte des Tourismus in ländlichen Regionen ganz besonders Zusammenhalt vielfältig Landschaft erfolgreich (s. Abb. 5: Motivierten die Gäste zum Besuch: ge- durch Effekte gekennzeichnet werden, die durch das Zu- fassen einbezogen Ort bürtige und zugezogene Bewohner*innen). Die Zugezogenen sammenkommen von Bewohner*innen und Tourist*innen kreative Theater dagegen sind wesentlich häufiger selbst an den kulturellen entstehen. Bewohner*innen erleben intensiv, wie ihr Ort schönes Bewohner gut fast super Angeboten als Gäste anzutreffen. Hier entscheidet offenkun- anziehungsstark wird und ganz und gar nicht peripher oder netter erträgt beeindruckend Aufführungsort dig die zeitlichen Dimensionen der Einwohnerschaft über marginal erscheint. Eine lebendige Atmosphäre thematisie- schön lebendiges begeistern Kulturtourismus in ländlichen Räumen spezifische typische Teilnahme- und Wirksamkeitsformen ren viele Bewohner*innen als wichtiges Attribut, das ihrem Dorfgemeinschaft Trubel nutzbar im kulturtouristischen Kontext. Ort durch das Festival- oder Theatergeschehen mit seinem nette Leute Häuser schöner Schauspielerin großen Publikumserfolg zuteil wird. Eine allgegenwärti- Ein deutlicher Hinweis also darauf, dass die Einwohner*in- ge vitale Kommunikation unter den Menschen im Publi- beteiligt Werte guter Dorf Komparsen nen einen hohen Faktor ausmachen im Gesamtgeschehen kum, die Vielfalt der Versammelten und ganz besonders ganze bisher tolle schöne von ländlichen Kulturtourismusregionen. der angesichts des alltäglichen Ortsbilds außergewöhnliche idyllischer vielen Abb. 7 14 15
Fazit Bedeutung dieser beiläufigen Treffpunkte heraus,18 unter Teilhabeorientierter Kulturtourismus in der Inszenierung durch mehrere künstlerischen „Mini-Ak- Die genannten Ergebnisse der Studie erlauben mehrere für anderem, da sie die Resilienz von städtischen Sozialräumen, ländlichen Räumen tionen“ mit Bewohner*innen erarbeitet. Am Ende entstand die Betrachtung des Kulturtourismus in ländlichen Räu- also die Widerstandsfähigkeit angesichts sozialer Herausfor- Sehr naheliegend und zwingend logisch scheint es aber auch, eine Narration der lokalen Geschichte des Stadtteils, der ge- men wertvolle Schlussfolgerungen. Die hier vorgestellten derungen stärken.19 kulturtouristische Angebote mit den permanenten Stätten prägt ist von mehrfachen Umbrüchen durch Krieg, Nutzung Merkmale von ländlichem Kulturtourismus als ein durch des historischen Erbes durch performativen Kulturange- als Militärbasis und schließlich Abzug der britischen Alli- einerseits Tourist*innen und andererseits Bewohner*innen Stellt man nun Oldenburgs Theorie der „dritten Orte“ in boten zu verknüpfen. Etwa nach der Art: soziokulturelles ierten, aus der Perspektive einer auratischen, hochbetagten geprägtes Geschehen offenbaren ein überaus hohes Poten- Zusammenhang zu den beobachteten Merkmalen des länd- Schauspiel, Konzert, Tanz als Programm am ländlich gele- Bewohnerin. Für die Inszenierung trugen die Bewohner*in- zial von Kunst und Kultur als Brückenstifter zum Gestal- lichen Kulturtourismus, werden einige interessante Aspekte genen Schloss. Auf diese Weise können Regionen partizipa- nen bei den „Miniaktionen“ mit ihren Kommentaren zum ten ländlicher Sozial- und Wirtschaftsräume. Sie sind gute deutlich: Bewohner*innen und Tourist*innen treffen sich tiv bespielt werden und Wahrnehmungsräume als Selbstbe- Ort inhaltlich bei, aber auch durch materielle Dokumente Argumente dafür, dass Regionen durch ihr kulturelles und an den ländlichen Kunst- und Kulturorten im kommunika- schreibung ihrer Bewohnerschaften entstehen. zur Gestaltung der Gesamtinszenierung. Der schließlich kreatives Leben geprägt und entwickelt werden können. tiven Kontext. Dabei nehmen sich die beiden Gruppen ge- entstandene Stadtteilrundgang wurde als GPS-georteter Der u.a. von Ann Gawda und Anne Nicodemus gepräg- genseitig in Engagement (Bewohner*innen) und Interesse Dieser soziale Faktor im kulturellen Feld gibt einen Hin- Rundgang mittels einer App online hochgeladen und damit te Terminus des „Creative Placemaking“15 scheint sich in (Tourist*innen) wahr. Daraus resultieren Wahrnehmungs- weis darauf, dass regionale Identität und „sozialer Touris- dauerhaft nutzbar. Den Zielpunkt des Rundgangs, ein da- diesen Phänomenen des ländlichen Kulturtourismus sehr räume: Außen-und Innenperspektive geraten in Wechsel- musraum“ nah beieinander liegen und aufeinander Einfluss mals verwaistes Terrain des britischen Militärs (heute Groß- deutlich wiederzufinden. Aber auch das „Community Buil- wirkung und werden produktiv. haben. Wenn nämlich das „Authentische“ im touristischen teils von Neuzugewanderten bewohnt, wobei zum Zeitpunkt ding“ als eine bedeutungsvolle Dimension besonders der Story-Telling einer touristischen Vermarktung bloß konstru- der Inszenierung von der sich zuspitzenden Fluchtbewegung ländlichen Kunstproduktion und Kunsteinrichtungen sticht Handlungsempfehlungen iert ist, vergibt sich die touristische Erzählung das große Po- nach Europa noch nichts zu erahnen war), verwandelte die aus diesen Beobachtungen hervor.16 Mir scheint zudem von Wenn man nun fragt, welche Kriterien für gelingenden, tenzial regionaler Identität. „Schlechte Folklore“ wirkt nicht Inszenierung in einen Planungsort, an dem das Publikum hoher Bedeutung, dass durch das Zusammenwirken von produktiven ländlichen Kulturtourismus sich aus dem Vor- nur fragwürdig im Ferntourismus: auch im ländlichen Bin- dazu aufgefordert wurde, seine Gedanken zur wünschens- Bewohner*innen und Tourist*innen an ländlichen Kultur- gestellten ergeben, so liegt es nahe zu konstatieren, dass nentourismus verspielt sie den größten Wert, den Besuchs- werten künftigen Nutzung einzutragen. Die dergestalt ent- tourismuszielen sich „Wahrnehmungsräume“ ergeben und zuvorderst die bestehenden lokalen Anknüpfungspunkte vorgänge im Thema Kultur zu bilden imstande sind. Perfor- standene „Karte der Utopien“ übergaben die Künstlerinnen verfestigen. Vermehrte und positive Außenwahrnehmung genutzt werden müssen und damit eben die Kultur-und Le- mativität, Ereignishaftigkeit und kulturelle Teilhabe der anschließend dem örtlichen Stadtarchiv. – verstärkt durch die positive Wahrnehmung ebendieses bensräume. Ortsfremde Kulturimporte, die die Bevölkerung lokalen Bevölkerung sind also zentrale Entwicklungsfak- Vorgangs durch die Einheimischen – führt zum Imagege- nicht dauerhaft an sich binden, verschenken das spezifische toren für Kulturtourismus im Flächenland Niedersachsen „Out of Bounds“ veranschaulicht, wie Kunst, Raumerkun- winn kleiner, peripherer Orte und Angebote. Besonders Potenzial ländlichen Kulturtourismus‘. Darüber hinaus aber und anderswo. dung, Lokalgeschichte und Stadtplanung künstlerisch „diri- wenn langjährige Veranstaltungstraditionen das verstetigen müssen die lokalen Bewohner*innen gezielt angesprochen giert“ auf der Basis von Partizipation, also Teilhabe der Men- TEILHABEORIENTIERU NG ALS ZUKU NFTSPOTENZIAL und dadurch für ein „Einsinken“ in den sozialen Raum des werden in ihren drei durch die Studie deutlich gewordenen Vier Praxisbeispiele schen vor Ort gestaltbar ist. Das Ergebnis machte die lokale Geschehens sorgen. relevanten Funktionen, als Besucher*innen, Empfehler*in- Lassen Sie mich Ihnen abschließend kurz vier Beispiele vor- Geschichte und auch Lebensgeschichte der Bewohner*innen nen und Vermittler*innen. Nur dadurch kann die größte stellen, die die benannten Kriterien gelingenden Kulturtou- erfahrbar für ein internationales Publikum. Die Mehrschich- Um diese Phänomene noch genauer zu verstehen und die in Chance des ländlichen Kulturtourismus befördert werden: rismus veranschaulichen. tigkeit der Geschichte des Raumes wurde sinnlich erfahrbar, ihnen wirksamen Vorgänge interpretieren zu können, schlug ein teilhabeorientierter Kulturtourismus, der die Bewohner- der Stadtraum thematisiert und kommende Nutzungen an- ich vor, sie anhand der Theorie sogenannter „Dritter Orte“ schaft einer Destination als aktive und relevante Nutzer*in- Darstellende Kunst: Ortsgeschichte, Geodäsie und gestoßen durch die ästhetischen Mittel der Darstellenden einzuordnen, die der Stadtsoziologe Ray Oldenburg zu Be- nen- und zugleich Kund*innengruppen begreift. Kulturnutzung Kunst und der Partizipation der Bewohner*innen sowie ginn der 1980er Jahre formulierte17. Neben dem Zuhause, Als erstes möchte ich Ihnen ein Beispiel aus dem Feld der Tourist*innen.23 dem ersten Ort und der Arbeit, dem zweiten Ort, spricht Nun gibt es einige Ansatzpunkte, wie dies ganz konkret ge- Darstellenden Kunst im öffentlichen Raum vorstellen, dass Oldenburg von diesen „dritten Orten“ als den informellen, fördert werden kann. Etwa durch einen beteiligungsorien- sich teilhabeorientiert mit dem Thema Stadtraumgeschichte beiläufigen Treffpunkten der Kommunikation, die auf den tierten Creative Tourism, der auch kleine Kreativangebote am Beispiel einer Kleinstadt beschäftigt und diesen sozia- Alltagswegen der Menschen im Stadtraum liegen: die Ca- in der Region als Angebote von Künstler*innen und Kultur- len Raum selbst bespielt. In „Out of bounds. GEH-schich- fés, Friseursalons, Buchläden, Eckkneipen. Oldenburg stellt schaffenden für die touristische Suche auffindbar macht.20 ten eines Stadtteils“ inszenierte das Künstlerinnenkollektiv die Bedeutung dieser „dritten Orte“ fest angesichts deren Oder in Form von einer partizipativen Geodatenlokalisie- „Theatre Fragile“ (Lucie Akers und Marianne Cornille) für Verschwinden aus der Lebensrealität der vollmotorisierten rung kultureller Bestände in ländlichen Regionen, bei der das Straßentheaterfestival Detmold 2014 eine am Ende als Bewohner*innen US-amerikanischer Vorstädte. Gleichwohl alle aufgefordert sind im Zuge einer online-Kartierung In- Stadtteilrundgang stattfindende Inszenierung aus Hörspiel, stellt Oldenburg anhand von einigen Kriterien die hohe halte, Kenntnisse oder auch Traditionen einzuspeisen.21 Wandcollagen und Spielszenen.22 Vorab wurde der Inhalt Kulturtourismus in ländlichen Räumen 15 S. Markusen; Gawda (2012); Gawda Nicodemus (2014). 22 Vgl.: https://www.theatre-fragile.de/out-of-bounds.html. (letzter Aufruf 10.06.2020). 16 Borwick; Schaffer (2012). 23 S. ausführlicher: Drews (2017). 17 U.a.: Oldenburg (1991). 18 Diese Kriterien sind: neutraler Boden, Gleichheit der Versammelten, Kommunikation als Hauptaktivität, Zugänglichkeit, Stammkunden, Schlichtheit, spielerische Gestimmtheit, „Zuhause ausserhalb Zu- hause“. 19 Es eröffnet sich damit ein größeres Diskussionsfeld, in dem es um den öffentlichen modernen (Stadt)Raum als Terrain von Entfremdung und Widerpart zum Feld der Privatheit geht. Dieser seit den 1980er Jahren geführte Individualisierungs- bzw. Vereinzelungsdiskurs wird von Gesellschaftstheoretiker wie Richard Sennett (1986) und Robert Putnam (2001) geführt. Letzter nimmt direkt Bezug auf Oldenburgs Bild des „Bowling Clubs“ als (nun abhanden gekommener) Inbegriff gemeinschaftlicher Freizeitaktivität in den USA. 20 Vgl. OECD (2014). 21 Als Beispiel sei hier auf das Projekt „Heimatnetz“ des Niedersächsischen Heimatbundes verwiesen (Niedersächsischer Heimatbund (o.J.). S.a. das im Folgenden vorgestellte partizipative Kunstprojekt von „Theatre fragile“. 16 17
Katja Drews Die Bedeutung des Kulturtourismus in ländlichen Regionen KULTURTOURISMUS IM LÄNDLICHEN KULTURTOURISMUS IM LÄNDLICHEN RAUM nimmt seit mehreren Jahren erfreulicher Weise zu und trägt RAUM AN «DRITTEN ORTEN» AN «DRITTEN ORTEN» DER BEGEGNUNG zur Belebung vieler kleiner Orte bei. Katja Drews stellt mit ihrer Quellen hier vorgelegten Studie drei kulturelle Angebote aus diesem Bereich vor und fragt danach, wie stark und in welcher Form DER BEGEGNUNG ALS CHANCE ZUR diese Angebote sowohl von Bewohnern als auch von Touris- ten wahr- und angenommen werden. Sie legt dar, wie Touris- INTEGRATION VON KULTUR- UND Borwick, Doug; Bacon, Barbara Schaffer (2012): Building communities, not audien- mus und Kultur sich in ländlichen Regionen ergänzen und TOURISMUSENTWICKLUNG ces. The futureoftheartsin theUnited States. Winston-Salem, N.C. befruchten können. Zudem zeigt sie auf, wie Nachhaltigkeit Bieger, Thomas (2008): Management von Destinationen. Oldenbourg. In Ostfriesland finden sich aktuell sechs Standorte, unter im Kulturtourismus durch eine engere Zusammenarbeit von Eine Befragung von touristischen und einheimischen touristischem Destinationsmanagement und kultureller Ent- wicklungsplanung in ländlichen Gebieten gewährleistet werden Kulturbesuchern in ländlichen Regionen Niedersachsens Drews, Katja (2020), Die Nutzerperspektive. Der ländliche Raum als kulturtouris- könnte. Mithilfe des Konzepts der „Dritten Orte“ ermittelt sie, tisches Reiseziel, in: Hausmann, Andrea (Hrsg.) „Handbuch Kulturtourismus im welche raumsoziologisch bedeutsamen Potenziale entstehen, anderem der frauenORT zu Ehren der Volkskundlerin wenn Touristen und Einheimische beim Kulturgeschehen auf ländlichen Raum“, Bielefeld, S. 101-126. dem Land zusammentreffen. Drews, Katja (2018), Ländlicher Kulturtourismus – „Dritte Orte“ für (raum)pro- duktive Transformation und partizipative Begegnung, in: Kulturelle Bildung online: und Landschaftsrätin Ingrid Buck hier in Aurich. https://www.kubi-online.de/artikel/laendlicher-kulturtourismus-dritte-orte-raum- Katja Drews produktive-transformation-partizipative (letzter Aufruf 17.06.2020). Drews, Katja (2017b): Kulturtourismus im ländlichen Raum an „dritten Orten“ der Begegnung als Chance zur Integration von Kultur-und Tourismusentwicklung. Eine Befragung von touristischen und einheimischen Kulturbesuchern in ländlichen Regi- onen Niedersachsens. Hildesheim. Online unter: https://hildok.bsz-bw.de/frontdoor/ ISBN 978-3-487-15639-2 OLMS index/index/year/2017/docId/729 (letzter Aufruf 17.06.2020). Dissertation von Dr. Katja Drews, Hildesheim 2017 Drews, Katja (2017a), Creative Spacing. Die Performativität des Sozialen Raums und die Transformationspotenziale Darstellender Kunst im öffentlichen Raum, in: Günter Jeschonnek (Hrsg.), Darstellende Künste im öffentlichen Raum, Berlin 2017, Netzwerken: frauenORTE Niedersachsen Archive lokalen Lebens: Frauenkulturarchiv Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich hoffe Ihnen hiermit S. 383-392. Das zweite Beispiel ist ein Ihnen fraglos bekanntes kultur- Graubünden einige Anknüpfungspunkte zur weiteren gemeinsamen Föhl, Patrick (2014): Strategische Kulturentwicklungsprozesse in ländlichen Räumen, in: Henze, Raphaela, Kultur im Off, Künzelsau, S. 11–16. touristisches Netzwerk: die vom Landesfrauenrat Nieder- Schließlich noch ein Blick auf die – auch touristisch nutz- Betrachtung gegeben zu haben. Gerade der Blickwinkel Gawda Nicodemus, Anne, Small is beautifull. Creative Placemaking in Rural Com- sachsen seit dem Jahr 2008 stetig wachsende Initiative der baren - interessanten Möglichkeiten, lokale Lebenswelten der weiblichen Lebenswelt, die Netzwerke und Themen- munities, Published i:GIA Reader, Vol 25, No 2 (Summer 2014), online verfügbar: frauenORTE Niedersachsen.24 und -weisen in Form von professioneller Archivarbeit mit potenziale von Frauenwelten bergen einen reichen Schatz, http://www.giarts.org/article/small-beautiful (letzter Aufruf 17.06.2020). Glogner-Pilz, Patrick und Föhl, Patrick S. (Hrsg.) (2016): Handbuch Kulturpublikum. kulturellen Projekten und Programmen zu bespielen um ein der auch für den Kulturtourismus ländlicher Regionen Forschungsfragen und -befunde. Wiesbaden. In Ostfriesland finden sich aktuell sechs Standorte, unter Publikum zu erreichen. Hierfür ist das Frauenkulturarchiv noch vielfältige Potenziale bietet. Ich danke Ihnen sehr für Götzky, Doreen (2012): Kulturpolitik in ländlichen Räumen. Eine Untersuchung von anderem der frauenORT zu Ehren der Volkskundlerin und Graubünden ein sehr treffendes Beispiel. Gegründet wurde Ihre Aufmerksamkeit. Akteuren, Strategien und Diskursen am Beispiel des Landes Niedersachsen. Hildes- Landschaftsrätin Ingrid Buck hier in Aurich. Aus Sicht des es 1997 als private Stiftung und dokumentiert seither die Ge- heim. Online verfügbar: https://hildok.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/170 (letzter Aufruf 17.06.2020). heutigen Themas bietet die Initiative mehrere relevante schichte der Frauen in Graubünden. Im Archiv, in biografi- *Nachbemerkung Hausmann, Andrea (Hrsg.) (2020): „Handbuch Kulturtourismus im ländlichen TEILHABEORIENTIERU NG ALS ZUKU NFTSPOTENZIAL Faktoren für teilhabeorientierten Kulturtourismus. Häufig schen Sammlungen und einer Bibliothek finden Interessierte Es handelt sich hier um die Textfassung meines Vortrags Raum“, Bielefeld. entstehen Entdeckungstouren auf den Spuren historischer Unterlagen über Personen und Themen zur Frauengeschich- beim kurzfristig aufgrund der heraufziehenden Coro- Herntrei, Marcus (2014): Wettbewerbsfähigkeit von Tourismusdestinationen. Bürgerbeteiligung als Erfolgsfaktor? Zugl.: Padeborn, Univ. Diss., 2013. Wiesbaden. Frauenpersönlichkeiten in den Städten und Gemeinden. te in Graubünden vor. Rechercheanfragen werden professio- na-Pandemie abgesagten Symposiums „FrauenLeben in Lefèbvre, Henri; Nicholson-Smith, Donald ((1974) 1992): The production of space. Mehrsektorale Akteur*innen aus öffentlichem Leben, Zivil- nell begleitet. In vielfältigen Programmen, etwa Autobiogra- Ostfriesland“ zum Thema Kulturtourismus. Einige der be- Reprint. Oxford. gesellschaft und Wirtschaft leisten eine teilhabeorientierte fiekursen, gelingt es, die Idee des Archivs ins tägliche Leben schriebenen Merkmale ländlicher Räume erleben wir im MacCannell, Dean (1973): Staged Authenticity: Arrangements of Social Space in Tou- rist Settings. In: American Journal of Sociology 79 (3), 589–603. Inwertsetzung regionaler Lebenswirklichkeit. Das Resultat der Kulturnutzer*innen/Besucher*innen zu bringen.27 Diese Zeichen der Maßnahmen zur Eingrenzung der Infektionen Markusen, Ann; Gawda, Anne (2012): Creative Placemaking 2.0. In: Grantmakers in sind touristisch wirksame Kultur- und Bildungsprojekte. Form von Archivierung ist gleichermaßen eine Fortschrei- augenblicklich als bisher in dieser Form ungekannten Vor- the Arts Reader 23 (2). Online verfügbar unter http://www.giarts.org/article/creati- Das zugleich lokale und landesweite Netzwerk kann dadurch bung im Hier und Jetzt. Naheliegend, es in der passenden teil im Vergleich zur städtischen Lebenswelt. Besonders trifft ve-placemaking-20 (letzter Aufruf 17.06.2020) die Potenziale ausschöpfen, die die Teilhabe der Menschen Programmform für Interessent*innen von außerhalb aufzu- dies zu auf das Leben in „geringerer Dichte“ ländlicher Re- Niedersächsischer Heimatbund e.V. (o.J.): Heimatnetz des Niedersächsischen Heimatbundes. Online verfügbar unter: https://niedersaechsischer-heimatbund.de/ vor Ort für den touristischen Radius bietet. bereiten, die, wie wir wissen, vielleicht in ihrem Urlaub am gionen, wo die individuelle Freiheit in der durch den Virus projekte/heimatnetz/ (letzter Aufruf 17.06.2020). Ort besonders aufgeschlossen sind für die Themen des regi- auferlegten Rückzugssituation sich plötzlich in einen Vorteil OECD (2014): Tourism and the Creative Economy OECD Studies on Tourism. Synergie von „Buttom-up“ und „Top-down“: onalen Lebens. In diesem Fall: des Frauenlebens. zu wandeln scheint. OECD Publishing; http://dx.doi.org/10.1787/9789264207875-en. (letzter Aufruf 17.06.2020). Kulturtourismuslabel „Rosen & Rüben“ im Oldenburg, Ray (1991): The great good place. Cafes, coffee shops, community Hildesheimer Land Ausblick Schon immer galt: Kultur stiftet die Menschen an, sich um centers, beauty parlors, general stores, bars, hangouts and how they get you through Stark befördert durch die Bewerbung der Stadt Hildesheim Diese vier Beispiele sollen verdeutlichen, dass Performativi- sie zu versammeln. Ich schließe diesen Beitrag heute, eine the day. New York. Pechlaner, Harald; Fischer, Elisabeth; Bachinger, Monika (2011): Kooperative als Anwärterin der „Kulturhauptstadt Europa 2025“ ent- tät – also ereignishaftes Stattfinden - und kulturelle Teilhabe Woche nachdem er als Vortrag gehalten werden sollte und Kernkompetenzen. Management von Netzwerken in Regionen und Destinationen. faltete das Kulturnetzwerk „Kultur und Heimat Hildeshei- der lokalen Bevölkerung als das zentrale Entwicklungspo- wo das gewohnte Leben vorübergehend außer Kraft gesetzt Wiesbaden. mer Land“ sein mittlerweile international ausstrahlendes tenzial für Kulturtourismus in ländlichen Räumen anzuse- scheint, in der Hoffnung, dass kulturelle Treffpunkte, Rei- Pröbstle, Yvonne (2014): Kulturtouristen. Eine Typologie. Wiesbaden. Kulturtourimuslabel „Rosen & Rüben“.25 Schon immer ein hen ist. Diese Faktoren beugen dann auch der Problematik sen und freie Bewegung bald wieder möglich und damit ei- Putnam, Robert: (2011): Bowling alone. The Collapse and Revival of American Kulturtourismus in ländlichen Räumen Community. New York. starker grassroot-Teppich lokaler Kunst- und Kulturformate vor, dass regionale Identität und „Authentizität“ im touris- nige der formulierten Erkenntnisse ebenso bald wieder von Schneider, Wolfgang (Hrsg.) (2014): Weißbuch Breitenkultur. Kulturpolitische Kar- lässt dieses Beispiel sehr deutlich erkennen, wie ein ländli- tischen Story-Telling eines touristischen Destinationsma- praktischem Nutzen sein können, um ländliche Regionen tografie eines gesellschaftlichen Phänomens am Beispiel des Landes Niedersachsen. ches Kulturnetzwerk durch die zunehmende Synergie auch nagements entfernt von der Lebenswirklichkeit der heuti- zu befördern. Hildesheim. Schuler, Alexander (2014): Management der Bildung und Veränderung von Destina- mit dem regionalen und darüber hinauswachsenden Wirt- gen Bevölkerung nur konstruiert und sozusagen „schlechte tionen. Ein prozessorientierter Ansatz im Tourismus. Hamburg schaftssektor neue Dimensionen der Ausstrahlung und der Folklore“ vermarktet wird. Sennett, Richard (1986) (2013): Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyran- künstlerischen Präsenz erreicht und das Thema ländliche Holzminden, den 19.03.2020 nei der Intimität. 2. Aufl. Berlin. Siller, Lukas (2010): Strategisches Management alpiner Destinationen. Kultur als Kultur international positioniert.26 Wettbewerbsvorteil für nachhaltigen Erfolg. Berlin 24 https://www.frauenorte-niedersachsen.de/ (letzter Auruf 10.06.2020). 25 S.: https://www.netzwerk-kultur-heimat.de/rosen-und-rueben (letzter Aufruf 10.06.2020) sowie: https://hildesheim2025.eu/hildesheim-2025/ (letzter Aufruf 06.08.2020). 26 Deutlich zu erkennen am jüngsten Beispiel, dem internationalen Province Lab und den daraus entstehenden Podcasts Postcards from the Province: https://hildesheim2025.eu/action/podcast-post- cards-from-the-province/. (letzter Aufruf 06.08.2020). 27 https://www.frauenkulturarchiv.ch/ (letzter Aufruf 10.06.2020). 18 19
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