Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz

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Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Informationsheft der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz   Frühjahr 2021

Schloss-Postille

                                                                            Foto: Astrid Henze

Impfaktion gegen das SARS-CoV-2-Virus
Gloria Weigand, Mitarbeiterin der Verwaltung,
erhält vom mobilen Impfteam des
Main-Kinzig-Kreises das Vakzin im eigens
eingerichteten Impfzentrum der Pflege­
einrichtungen Schloss Meerholz
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Grußwort

                                        Liebe Leserinnen und Leser!

                                        Endlich Frühling, endlich wieder Son-          Ebenso danken möchte ich den Mit-
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                   H en
                                        nenschein – die bedrückende Stimmung       gliedern des Karnevalvereins „Die
                          ze
                                        des trüben Winters weicht endlich der      ­Heilichköppchen“, die unsere Bewohne-
                                        Hoffnung auf bessere und vor allem ge-      rinnen und Bewohner am Faschings-
                                        sündere Zeiten.                             dienstag mit 300 gespendeten Kreppeln
                                            Das Corona-Virus werden wir wahr-       aufmunterten.
                                        scheinlich nie wieder los werden, aber         Nun, wo die Tage länger und die Tem-
                                        dank der Impfungen, die unsere Bewoh-      peraturen wärmer werden, können wir
                                        nerinnen und Bewohner sowie die Mit-       auf eine langsame Öffnung hoffen. Men-
                                        arbeiterinnen und Mitarbeiter unserer      schen werden sich bald wieder – zumin-
                                        Pflegeeinrichtungen mittlerweile erhal-    dest im Freien – treffen und das gesell-
                                        ten haben, weicht zumindest die Angst      schaftliche Leben wird in absehbarer
                                        vor schweren Krankheitsverläufen.          Zeit wieder seinen normalen Gang ge-
                                            Zusätzliche Sicherheit erhalten wir    hen können.
                                        mit den Corona-Tests, die an unseren           Für unsere Bewohnerinnen und Be-
                                        Mitarbeiter*innen zweimal wöchentlich      wohner wird es eine große Erleichterung
                                        derzeit durch Soldaten der Bundeswehr      sein, wenn die Kontaktbeschränkungen
                                        durchgeführt werden.                       gelockert werden können. Wir hoffen
                                            An dieser Stelle möchte ich dem mo-    also auf den Sommer und haben endlich
                                        bilen Impfteam, dem Main-Kinzig-Kreis,     eine Perspektive.
                                        dem Gesundheitsamt sowie den Solda-
                                        ten und allen weiteren Helfern meinen      Ihre
                                        herzlichen Dank für ihre Dienste und die   Andrea Behrens,
                                        tolle Zusammenarbeit aussprechen.          Einrichtungsleitung

                               Inhalt   Renovierung des Haus Ysenburg ist endlich abgeschlossen                        4
                                        Impfaktionen in den Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz                       6
                                        Schloss-Neuigkeiten                                                            8
                                        Das Haus Wichern: 30 Plätze für vollstationäre Altenpflege                    10
                                        Fasching im Schloss – Ein bunter Rückblick auf die vergangenen Jahre          12
                                        Blick in die Schlosswerkstatt – Unser Team stellt sich vor                    14
                                        Mitarbeitende im Interview: Gabriela Gulasova                                 16
                                        Pflegeinnovationen: Ein Erfahrungsbericht mit dem neuen Qwiek.up              18
                                        Ingrid Kerbel berichtet von ihren Erlebnissen als Organistin                  19
                                        Die Geschichte des Rhabarbers                                                 22
                                        Rezept-Tipp: Bettis Rhabarberkuchen                                           23
                                        Stellenanzeige | Impressum                                                    24

                     2                                                                                       Schloss-Postille
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Gedanken unserer Seelsorgerin

Liebe Leserinnen und Leser!

„Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen.

                                                                                                                                    ze
                                                                                                                                   en
                                                                                                                                   dH
Und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.                                                                 :   As
                                                                                                                            tr i
                                                                                                          F o to s
Denn was früher war, ist vergangen“.          Die Bibel, Offb.21,3f

Eine Frage, die mit der Ausbreitung des    ment Sinnvolles und lege alles Weitere,
Corona-Virus aufkam, aber auch durch-      was dann geschieht, in Gottes Hände.
aus angesichts anderer Ereignisse, wie        Wir gehen immer nur Gott entgegen
z.B. dem Klimawandel und der Flücht-       und der Auferstehung und dem Leben.
lingssituation, gestellt werden kann:      Das nimmt uns die Angst vor der Zu-
„Frau Pfarrerin, ist das jetzt das Ende    kunft, die Angst vor einem Ende.
der Menschheit?“                              So können wir mit ganzem Einsatz
   Reflexhaft würden wohl die meisten      und Freude in der Gegenwart dafür den-
von uns mit dem Kopf schütteln und sa-     ken, arbeiten, leben und lieben, dass
gen: „Quatsch, nun wollen wir mal keine    eine bessere Welt für alle Menschen
Panik verbreiten. Wird schon wieder,       schon jetzt anbricht.
und überhaupt wird es im Großen und           Es kann ja sein, dass das Ende der
Ganzen alles besser.“ So kann man ant-     Menschheit nahe ist. Vielleicht. Aber wir
worten. Das ist menschlich.                dürfen dem gelassen entgegensehen,
   Theologisch kann ich allerdings auf     unser Mögliches tun, und sei es eben ein
die Frage nur antworten: Vielleicht. Ich   Apfelbäumchen zu pflanzen.
denke an den berühmten Ausspruch              Mit Grüßen für einen Frühling und
Martin Luthers: „Wenn morgen die Welt      Sommer voller Auferstehungshoffnung,
unterginge, dann würde ich heute noch
ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Man kann      Ihre Pfarrerin
diesen Satz als unerschütterlichen Opti-   Dagmar Ehrhardt
mismus verstehen: „Egal, wie düster die
Lage auch ist, ich behaupte, auch mor-
gen wird es noch etwas geben, wofür es
sich zu leben lohnt.“
   Aus dem Glauben heraus aber diesen
Satz Luthers mitzusprechen heißt, dass        Anders gesagt
wir alles, was kommt, aus den Händen          Ostern: Wir dürfen Wunder erwarten.
Gottes empfangen. Wir wissen nicht,           Oft kommen sie behutsam und leise daher.
was die Zukunft bringt. Gott lässt sich       Als entdecke man einen ersten Krokus im Schnee.
sozusagen nicht in die Karten gucken.         Als stärke einem plötzlich jemand den Rücken.
Deshalb können wir heute ein Apfel-           Als habe man in der Zeitung von Hoffnung gelesen.
bäumchen pflanzen in der Hoffnung,            Als halte der Tag ein Lächeln bereit.
dass es morgen noch wächst und in eini-       Ostern: Wunder erwarten. Ja, das dürfen wir.
gen Monaten schon die ersten Äpfel            Gott gibt dem Leben recht.                   Tina Willms
trägt. Damit tue ich etwas in diesem Mo-

Ausgabe: 01 /2021                                                                                           3
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Renovierungsarbeiten im Haus Ysenburg

                     Unkonventionelle Feierstunde der
                     Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz
Schokokuss-
statt Schlüssel-     Nach dreijähriger Planungs- und Bauzeit     gute Arbeit. Das Haus hat unter anderem
übergabe:            wurden im vergangenen Jahr die – bei        fünf neue Küchen, darunter auf jeder
Bernd Winter vom     laufendem Betrieb durchgeführten –          Ebene eine für Bewohner, erhalten. Fuß-
Architektur- und     Umbau- und Renovierungsarbeiten im          böden wurden erneuert, Kabel und Roh-
Ingenieurbüro        Haus Ysenburg, das zu den Pflegeeinrich-    re modernisiert und alle Wände neu an-
WINTER-­             tungen Schloss Meerholz gehört, abge-       gelegt. Leider wurden die Bauarbeiten
BAUCONCEPT mit       schlossen. Das Haus beherbergt jüngere      zwischenzeitlich durch Krankheit, einen
Alexandra Meier,     Menschen mit ­organisch bedingten           Wasserschaden im Untergeschoss und
der Leitung des      Persönlichkeits­störungen in Phase F        zum Ende hin durch die Corona-Pande-
Haus Ysenburg,       oder einer Suchterkrankung oder psychi-     mie ausgebremst. Doch nun ist endlich
Bernd Noll, dem      schen Erkrankung. Coronabedingt wur-        alles fertig. Einzig die Beleuchtung der
technischen Leiter   de im Oktober 2020 eine Feierstunde         ebenfalls umgebauten und neu gestalte-
der Pflegeeinrich-   ganz unkonventionell und nur im kleinen     ten großen Terrasse war zur Feierstunde
tungen, Geschäfts-   Rahmen mit Einrichtungsleitung, Mitar-      noch nicht fertig installiert. Der Außen-
führerin Andrea      beitenden und Bewohner*innen des            bereich ist jetzt barrierefrei erreichbar
Behrens, Pflege-     Haus Ysenburg im Freien begangen.           und wurde mit einer „essbaren“ Beeren-
dienstleitung           Bernd Winter, der ausführende Archi-     hecke begrenzt, was die Bewohner*in-
Susanne Bach-        tekt, dankte allen Firmen, die sowohl den   nen im Sommer zur Erntezeit erfreuen
mann und Pfarrerin   Innen- als auch den Außenbereich des        dürfte. Besonderen Dank sprach Archi-
Dagmar Ehrhardt      Hauses an der Hanauer Landstraße in         tekt Winter dem technischen Leiter der
(v.r.n.l.).          Meerholz neu gestaltet haben, für ihre      Pflegeeinrichtungen, Bernd Noll, aus,

                                                                                                               Fotos: Astrid Henze

4                                                                                           Schloss-Postille
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
der bei den Bauarbeiten mit Rat und Tat     sehr interessiert und fanden es richtig       Einweihungs-
zur Seite stand. Lobende Worte fand er      spannend.“ Für die konstruktive Zusam-        Impressionen:
auch für die Geschäftsführerin der Pfle-    menarbeit dankte sie auch den Arbeitern       Pfarrerin Dagmar
geeinrichtungen, Andrea Behrens, die        der ausführenden Firmen, die seit Aus-        Ehrhardt animierte
stets das Budget im Auge behalten und       bruch der Pandemie rücksichtsvoll Mas-        die Anwesenden
somit dafür gesorgt hat, dass die Baukos-   ken getragen haben und ausnahmslos            trotz Masken zum
ten im Rahmen geblieben sind.               freundlich mit Bewohnerinnen und Be-          Mitsingen (oben
    Pfarrerin Dagmar Ehrhardt zeigte sich   wohnern umgegangen seien.“                    links). Hausleiterin
in ihrer Ansprache begeistert, dass das        Geschäftsführerin Andrea Behrens           Alexandra Meier
Haus und die Außenanlagen nun endlich       zeigte sich glücklich, dass die kleine Fei-   (mit gelbem
in neuem Glanz erstrahlen. Das Ergebnis     erstunde, die ursprünglich bereits für        Halstuch) sprach
könne sich wirklich sehen lassen. Die       April geplant war, endlich stattfinden        den baulärmge-
Räumlichkeiten seien freundlicher, hell     konnte und dass das Haus nun ganz offi-       plagten Bewohne-
und farbig gestaltet und erfreuen nicht     ziell übernommen werde. „Normaler-            rinnen und Bewoh-
nur die Bewohnerinnen und Bewohner:         weise bringe ich nach der Baufertigstel-      nern ihren Dank
„Auch Angehörige wissen ihre Lieben         lung immer einen Schlüssel mit. Aber          aus und Bettina
hier nun nicht nur in guten Händen, son-    einen Schlüssel brauchten wir hier nie –      Stadtländer (mit
dern auch in schönen Räumlichkeiten.“       es war immer offen“, erklärte Architekt       gelber Jacke)
    Alexandra Meier, die Leitung des        Winter. Deshalb hatte er stattdessen ei-      servierte zum
Haus Ysenburg, bedankte sich bei Pflege-    nen Stapel Schokoküsse mitgebracht,           Abschluss Lecke-
kräften und Bewohner*innen für die Ge-      die er den Verantwortlichen überreichte.      reien aus der
duld, mit der die monatelange Lärm-            Nach dem offiziellen Teil ließ man die     Schlossküche.
und Schmutzbelästigung während der          Feierstunde bei Kaffee und Leckereien
Bauzeit ertragen wurde: „Einige Bewoh-      aus der Schlossküche, die Hauswirt-
ner, die selbst aus dem Handwerk kom-       schaftsleitung Bettina Stadtländer mit-
men, verfolgten die Arbeiten aber auch      gebracht hatte, ausklingen.            ah

Ausgabe: 01 /2021                                                                                           5
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Impfaktionen in den Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz

                      Kleiner Piks auf dem Weg zur Normalität

                      Aufatmen in den Pflegeeinrichtungen         alle anderen sowie für Mitarbeiterinnen
                      Schloss Meerholz. Dank der mobilen          und Mitarbeiter wurde im Erdgeschoss
                      Impfteams des Main-Kinzig-Kreises hat       des Haus im Park ein eigenes, abge-
                      bereits ein großer Teil der Mitarbei-       schlossenes Impfzentrum eingerichtet.
                      ter*innen und Bewohner*innen die            Andrea Behrens koordinierte während
                      zweite Impfung gegen das SARS-CoV-          der verschiedenen Termine den Ablauf
                      2-Virus erhalten. Auf den Wohnberei-        und prüfte die erforderlichen Unterla-
                      chen und in allen Häusern der Einrich-      gen. „Ich freue mich sehr über die hohe
                      tung haben bereits alle, die sich impfen    Impfbereitschaft der Bewohnerinnen
                      lassen wollten, die erste Impfdosis be-     und Bewohner sowie unserer Mitarbei-
                      kommen. „Wir sind bisher sehr glimpf-       terinnen und Mitarbeiter. Bereits am Sil-
                      lich durch die Pandemie gekommen“,          vestermorgen erhielten 161 Personen
                      erklärt Einrichtungsleiterin Andrea Beh-    ihre erste Impfdosis, mittlerweile gab es
                      rens, „abgesehen von Verdachtsfällen        schon vier Impftermine in den Pflege-
                      und wenigen Infizierten ohne schwere        einrichtungen Schloss Meerholz. Die
                      Verläufe, die schnell separiert werden      Impfungen wurden von den meisten gut
                      konnten, sind wir von größeren Infektio-    vertragen. Nur bei wenigen ­traten Ne-
                      nen verschont geblieben. Die Impfung        benwirkungen in Form von leichten
                      trägt nun hoffentlich dazu bei, dass dies   Grippesymptomen mit Kopfschmerzen
                      auch so bleibt.“                            und Schüttelfrost auf“, berichtet die

                                                                                                                   Fotos: Astrid Henze
                          Bewohnerinnen und Bewohner, die         Einrichtungsleiterin. „Wir alle wünschen
                      nicht mehr mobil sind, wurden jeweils       uns, dass nun so langsam die Normalität
                      auf ihren Wohnbereichen geimpft. Für        zurückkehrt.“                        ah

Alles im Griff: Andrea Behrens (linkes Bild, rechts.) organisiert, unterstützt von Bettina Stadtländer (l.), die
­Reihenfolge der zu Impfenden. Während der Wartezeit füllen die Mitarbeiterinnen der Verwaltung (Silke Kipphan,
 Gloria Weigand, Petra Ebert, Marga Henning und Elke Kraus v.l.n.r.) ihre Einverständnis­erklärungen aus.

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Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Nach einem Arztgespräch folgt die Verabreichung des Vakzins durch das mobile Impfteam des Main-Kinzig-Kreises.
Andrea Behrens prüft die Unterlagen von Gloria Weigand (mittleres Bild unten) und Tamara Jung, Leitung Pflege
und Betreuung (rechts unten), freut sich, dass sie nun ihre zweite Impfung erhalten hat.

Ausgabe: 01 /2021                                                                                     7
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Schloss-Neuigkeiten

Eine großzügige Spende von tausend Euro erhielten wir im Dezember von der Kreis­sparkasse

                                                                                                            Foto: Bettina Stadtländer
Gelnhausen, die zum Jahresende gemeinnützige Vereine und Organisationen in der Region unterstützte.
Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Ole Schön und Sparkassenmitarbeiterin Antje Amend (rechts) über-
reichten den ­symbolischen Scheck an Einrichtungsleiterin Andrea Behrens und Pflegedienstleiterin
Ivonne Allis. Der gespendete Geldbetrag floss in die Anschaffung eines Qwiek.up-Gerätes (siehe Seite 18).

Zur Sicherheit werden unsere Mitarbeiterinnen und

                                                                                                            Foto: Silke Kipphan
Mitarbeiter zweimal pro Woche von Mitarbeitern
der Bundeswehr auf eine Covid-19-Infektion getestet.
Die in Ronneburg stationierten Berufssoldaten Tim Essers
(Bild rechts und unten links) und Lucas Hecker (Bild
unten, rechts) absolvierten im Vorfeld eine Schulung auf
den Umgang mit den Schnelltests und meisterten ihre
Aufgabe sehr gewissenhaft. Ende Februar wurden
die beiden von Kollegen abgelöst und mit Süßigkeiten
­verabschiedet.
                                                                                                            Foto: Tamara Jung

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Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Ein Tänzchen
                                                                                                                in Ehren…
                                                                                                                Beim Faschingsnachmittag
                                                                                                                im Haus Wichern legt
                                                                                                                Stanislav Budna mit einer

                                                                                           Foto: Barbara Noll
                                                                                                                Bewohnerin eine flotte
                                                                                                                Sohle aufs Parkett.

    Eine kleine
 Überraschung aus
 der Schlossküche
    erfreute die Damen
der Verwaltung an Weiber­
 fasching. Es gab leckere,

                                                                                                                                            Foto: Karina Stanzel
frisch ­gebackene Kreppel,
     die die Stimmung
     sofort aufhellten.
                                         Foto: Silke Kipphan

Ein bisschen Karneval
für die Pflegeeinrichtungen Schloss
Meerholz. „Damit die Bewohner
auch in diesem Jahr nicht auf das
Faschingsgefühl verzichten müssen,
haben wir uns dazu entschlossen, den
Bewohnern und den Pflegekräften
Kreppel bereitzustellen und somit
allen den Tag zu versüßen“, schrieben
die Heilichköppchen am Faschings-
dienstag auf ihrer Facebookseite.
„Normalerweise hätten wir heute
gemeinsam mit den Bewohnern der
Pflegeeinrichtungen Schloss Meer-
holz unsere Schlossfaschingssitzung gefeiert. Diese
Sitzung ist für uns Heilichköppchen eine besondere und
beliebte Veranstaltung, so können wir doch für ca. zwei
Stunden den Bewohnern ihren Alltag etwas kurzwei-
liger gestalten. Wir hoffen und freuen uns schon sehr,
dass wir in 2022 wieder eine gemeinsame Sitzung im
                                                               Foto: Bettina Stadtländer

Schloss erleben dürfen.“ Verkleidete Mitarbeiterinnen
dankten den Fastnachtern im Schlosshof herzlich für
die schöne
Ausgabe:     Aktion.
         01 /2021                                                                                                                       9
Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
Die Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz

Das Haus Wichern: 30 Plätze für vollstationäre Altenpflege

Das zu            Von 1986 bis 1989 wurde das „Alte          Kleinmöbel wie Lieblingssessel, Fern-
unseren Pflege­   Amtsgericht“ in Gelnhausen Meerholz        sehgerät o.ä. können auf Wunsch von
einrichtungen     vollkommen umgebaut und mit einem          zuhause mitgebracht werden.
                  Aufzug versehen. Das umgestaltete Ge-          Das Herz des Haus Wichern bildet die
gehörende
                  bäude wurde Haus Wichern getauft, zu       große Wohnküche mit angrenzendem
Haus Wichern      Ehren von Johann Hinrich Wichern, dem      Außenbereich. Bei schönem Wetter
liegt zentral     Gründer der Inneren Mission (1807-         wird auch die Terrasse gerne für Aktivi-
100 Meter von     1881). Hier konnten nun Plätze zur voll-   täten oder für eine Tasse Kaffee in der
der Zufahrt       stationären Altenpflege sowie zur Kurz-    Sonne genutzt.
zum Schloss       zeitpflege angeboten werden. Später            Versorgt werden die Bewohner/ innen
                  erfolgten ein weiterer Umbau sowie ein     mit frisch zubereiteten Speisen aus der
entfernt in der
                  Anbau, der im Jahr 2005 fertiggestellt     hauseigenen Schlossküche. Es gibt täg-

                                                                                                         Fotos: Silke Kipphan, Astrid Henze und Barbara Noll
Hanauer Land-     werden konnte. Seitdem stehen 24 Ein-      lich drei verschiedene Mittagsmenüs zur
straße 23 im      zel- und Doppelzimmer für 30 Bewoh-        Auswahl und ein reichhaltiges Angebot
Ortskern von      ner/ innen zur Verfügung.                  zum Frühstück, Kaffee und Abendessen.
Meerholz             Die freundlich und modern eingerich-        Ein Team aus Pflegekräften, Sozialen
                  teten Zimmer verfügen über ein Pflege-     Betreuer*innen sowie der Hauswirt-
                  bett, einen Nachtschrank, einen Tisch      schaft und der Reinigung umsorgt die
                  mit Stuhl sowie einen Kleiderschrank /     Bewohner*innen. Zusammen bilden sie
                  Kommode. Die hellen Bäder sind behin-      ­unsere große Familie Haus Wichern.
                  dertengerecht ausgestattet. Vertraute                          Bettina Stadtländer

                                                                               Gerne angenommen
                                                                               und mit Begeisterung
                                                                               besucht werden die
                                                                               Feste im Haus Wichern,
                                                                               wie z.B. „Oktoberfest“,
                                                                               „Faschingsfeier“ oder
                                                                               „Sommergrillen mit
                                                                               Musik“, das im Außen-
                                                                               bereich des Hauses
                                                                               stattfindet

10
In der großen Wohn-
                        küche mit angren-
                        zendem Außenbereich
                        nehmen die Bewoh-
                        ner*innen nicht nur
                        ihre Mahlzeiten ein,
                        sondern spielen,
                        basteln, singen und
                        feiern auch gemeinsam.
                        Die Einzel- und
                        ­Doppelzimmer sind
                         modern und freundlich
                         ­eingerichtet und
                          verfügen über barriere-
                          freie Badezimmer.

Katharina André
(Hausleitung) und
ihr Team kümmern
sich liebevoll um die
Bewohnerinnen
und Bewohner.
Hauswirtschafts-
mitarbeiterin
Kerstin Hahn (Bild
rechts) bereitet das
Mittagessen vor.
Das „Römische
Bad“ (unten rechts)
steht allen Bewoh-
nerinnen und
Bewohnern als
Wellnessoase zur
Verfügung.

11                           Schloss-Postille
Fasching im Schloss

     Coronabedingt musste der Fasching im Schloss in diesem Jahr leider
     ­ausfallen. Zum Trost lassen wir die Veranstaltungen der letzten Jahre –
      immer ­unterstützt vom 1. Hailerer Karnevalverein „Die Heilichköppchen“
      – für alle Jecken noch einmal Revue passieren…

                                                                                      Bewohner Fritz Teschner in der Bütt

                  Die artistische Garde der Heilichköppchen begeistert Jahr um Jahr

Rollstuhlparade im Kaisersaal

            Alexander Knodel als Meerholzer ­Schlossgespenst
                                                                       Holger Hothum (Kaufm.
                                                                       Vorstand Innere Mission) und
                                                                       „Burgfräulein“ Andrea Behrens
12
                                                                       (Einrichtungsleitung)
Full House im Kaisersaal

Die „Thekla-Singers“ feiern ihren Auftritt

                                                                         Bewohner Klaus-Dieter
                                                                         Voigt, betreut von
                                                                         Barbara Noll (links),
                                                                         trägt seine Büttenrede
                                                                         vor

                                             Unsere ehemalige Seel­

                                                                                              Alle Fotos: Archiv Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz
                                             sorgerin Kerstin Reinold

                                                                                              Hintergrundillustration: Pixaline / Pixabay.com
                                             als Hippie in der Bütt

„Hofkapellmeister“ Ernst-Ludwig
Bergsträsser sorgt stets für Stimmung

                                                                        „Närrische“
                                                                        Bewohnerinnen
                                                                        und Bewohner:
                                                                        Thomas Kneip und
                                                                        Hertha Saint-
                                                                        Lawrence
                                                 Die ehrenamtliche
                                                 Betreuerin Margit
                                                 Krieglstein gibt das
     Alexandra Meier dankt                       Hausmädchen
     den Gardemädchen                                                                  13
Ein Blick in die Schlosswerkstatt
Alle Fotos: Silke Kipphan

                                                                                                                      Vielseitig im Einsatz:
                                             Bewohnerinnen und Bewohner schreinern
                                                                                                                      „Berni“ Föller
                                             hölzerne Dekorationen und Nistkästen

                                              Sägen, hämmern, feilen, schleifen, strei-   ser ging, wünschte er sich einen Umzug
                                               chen – in unserer Holzwerkstatt gibt es    ins Haus Ysenburg, wo er seitdem lebt.
                                                immer etwas zu tun. Zurzeit wird eif-     Der gelernte Maschinenschlosser ist
                                                 rig Osterdeko hergestellt. Unter der     zwar auf den Rollstuhl angewiesen, aber
                                                 Leitung des Ergotherapeuten Tho-         froh und glücklich am Leben zu sein. Vor
                                                 mas Rott führt ein festes Team von       seinem Unfall spielte Wolfgang Sauer
                                                Bewohnerinnen und Bewohnern
                                               die Feinarbeiten sowohl an kreati-
                                              ven Dekoartikeln als auch
                                             an praktischen Werkstücken
                                             wie z.B. Nistkästen aus, die
                            Ein Herz für     für den Vogelschutzbund
                            Holzarbeiten:    produziert werden.
                            Wolfgang Sauer       Immer wenn ein Fest im
                                             Schloss ansteht, bereitet das
                                             Team eine Ausstellung vor, in
                                             deren Rahmen die handge-
                                             machten Produkte verkauft wer-
                                             den. Aber auch auf den Wohn-
                                             bereichen finden die hölzernen
                                             Kunstwerke ihren Platz.
                                                 Schon seit 20 Jahren in der
                                             Werkstatt aktiv ist Wolfgang
                                             Sauer, der nach einem Unfall
                                             im Mai 1999 zu uns kam. Er lag lange im
                                             Koma und wurde auf dem Wohnbereich
                                             Karoline gepflegt. Nachdem es ihm bes-

                            14                                                                                      Schloss-Postille
gern Billard und ­kegelte regelmäßig. geisterung sie teilt, hat vor ihrer Ehe eine
Weil er auch im Schloss aktiv sein wollte, Ausbildung zur Laborantin absolviert
begann er in der Werkstatt zu arbeiten.     und war später als Hausfrau für ihren
    Bernhard Föller, den alle nur „Berni“ mittlerweile verstorbenen Mann
nennen, begann mit 16 Jahren als Maurer und die Kinder da. Sie ist handwerk-
zu arbeiten und hatte 1996 auf dem Weg lich begabt und arbeitet gern mit
zur Arbeit einen schweren Unfall. Seit dem Werkstoff Holz. Moni Müller
Oktober 1997 wohnt er im Haus Ysen- kam nach ­Anregung unserer Mitar-
burg, wo er auch seine Frau kennenlern- beiterin Franziska Schultheis in die
te, die 2007 verstarb. Seitdem fühlt er Werkstatt.
sich ein bisschen einsam und würde gern         Der Vierte im Werkstatt-Bunde
wieder eine Lebensgefährtin finden, die ist Peter Stremel. Er lebt seit Oktober
seine Leidenschaft für das Reisen in wär- 2010 im Haus Ysenburg. Er war ­anfangs          Mit Spaß dabei:
mere Gefilde teilt. Alle zwei Jahre nimmt bettlägerig und immobil. Dank der               Peter Stremel
er an einer großen Gruppenreise               ­intensiven Pflege und Betreuung der
teil, was ihn schon nach Spa-                      Mitarbeitenden des Hauses be-
nien und bis nach Florida/                             gann er aber bald wieder
USA führte. In der Holz-                                 selbstständig zu gehen und
werkstatt ist Berni                                        beschäftigt sich gern mit
Föller, der gern ab-                                        einfachen Tätigkeiten wie     Über weitere
wechslungsreiche                                            z.B. dem Fegen der Stra-      helfende Hände
Arbeiten ausführt,                                           ße. Er ist, trotz mangeln-   würde sich das
seit 1998 tätig.                                             der Kommunikationsfä-        Team aus der
    Monika Müller,                                           higkeit, gern mit seinen     Schlosswerkstatt
lebt seit einem                                             Mitbewohner*innen zu-         sehr freuen.
Schlaganfall im Janu-                                      sammen und gut integ-          Bei Interesse
ar 2008 im Haus Ysen-                                     riert und akzeptiert. Die       sprechen Sie
                                Ein Händchen
burg. Die Mutter von drei                               Holzwerkstatt besucht er          einfach Thomas
                                für Holz:
Söhnen, deren Fußballbe-                             schon seit rund acht Jahren. ah     Rott an.
                                Moni Müller

Auch auf dem Fensterbrett
kann man gärtnern:
Im Foyer des Haus im Park steht am
Fenster ein Alpenveilchen, das eine
Samenkapsel hervorgebracht hatte.
Unser Bewohner Jörg Nobiling, aus der
Hausgemeinschaft Bärlauch, säte den
                                                                                                              Foto: Marianne Nobiling

Samen am Fenster seines Zimmers aus
und erhielt drei Pflanzen, von denen eine
Ende Januar 2021 erblühte.

Ausgabe: 01 /2021                                                                                        15
Nachgefragt: Mitarbeitende im Interview

                                           Heute stellen wir Ihnen Gabriela Gulasova vor,
                                           die nach 3-jähriger, erfolgreich abgeschlossener
                                           Ausbildung zur Altenpflegerin in unseren
                                          Pflegeeinrichtungen am 1. Oktober 2020
Fo

                                        als examinierte Pflegefachkraft in unser Haus
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                                     im Park übernommen wurde.

                                 Ihr Name:                                 Erstens, dass das Schloss als historisches
                                 Gabriela Gulasova                         Gebäude natürlich schon etwas sehr
                                                                           Außergewöhnliches ist. Aber auch sonst
                                 Ausgeübter Beruf im Schloss               gefällt mir einfach alles hier sehr gut. Es
                                 Meerholz?                                 ist wunderbar hier zu arbeiten.
                                 Altenpflegerin im Haus im Park.
                                                                           Hatten Sie einmal ein besonderes
                                 Ihr Traumberuf als Kind?                  Erlebnis während der Arbeit?
                                 Kfz-Mechanikerin,                         Na ja, man erlebt eigentlich täglich
                                 Friseurin (abgeschlossene Ausbildung).    etwas Besonderes als frische Pflege-
                                                                           fachkraft. Die Sterbebegleitung und
                                 Was war Ihr bestes und was Ihr            auch der Tod stellten sich mir als große
                                 schlechtestes Fach in der Schule?         Herausforderung dar. Als ich es dann
                                 Mathe war nicht so meins, hab ich aber    aber das erste Mal miterlebt habe, war
                                 auch hinbekommen; ich war eine gute       es gar nicht so schlimm, wie ich es mir
                                 Schülerin. Mein Lieblingsfach war tat-    vorgestellt habe. Das war eine meiner
                                 sächlich Chemie.                          besonderen Erfahrungen.

                                 Welchen Beruf – vom ausgeübten            Welche Hobbys haben Sie?
                                 abgesehen – hätten Sie gern?              Sport, Musik und Sudoku.
                                 Ich bin zufrieden, so wie es ist.
                                                                           Was essen und trinken Sie am
                                 Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit            liebsten?
                                 Menschen helfen, ihnen Unterstützung      Am liebsten trinke ich Wasser. An Essen
                                 geben und sie anleiten und begleiten,     mag ich alles gern, nur keine Ente und
                                 ärztliche Verordnungen ausführen, Medi-   keinen Hasen. Das liegt daran, dass
                                 kamentenverabreichung, intramuskuläre     meine Mutter Enten gezüchtet hat und
                                 Injektionen geben.                        ich als Kind beim Schlachten dabei war;
                                                                           das fand ich nicht so schön. Naja. und
                                 Was gefällt Ihnen am Schloss              Hasen … die sehe ich als Haustier … und
                                 Meerholz besonders?                       Haustiere kann man nicht essen.

                    16                                                                                 Schloss-Postille
Was ist Ihr Lieblingsurlaubsort?                  Mein Leitspruch:
Ich würde sagen: Egal wohin, hauptsa-
che Meer, Sonne und Strand.
                                               „Behandele alle Menschen
An welchen Ort, an dem Sie noch nie
waren, würden Sie gern reisen?
                                                  so, wie du selbst behandelt
Ich habe mich intensiv über Montenegro            werden möchtest“
informiert und mir dazu schon viele
                                                                                        Gabriela Gulasova
schöne Fotos angeschaut. Das wäre ein
großer Wunsch von mir.

Welche Musik hören Sie am liebsten?
Ich komme aus der Slowakei und mag
auch besonders die serbokroatische          Was ist Ihr größter Wunsch?
Musik. Die höre ich gern auch zusammen      So lange wie möglich gesund zu bleiben;
mit meinen serbischen Freunden.             alles andere kommt dann von alleine.

Haben Sie ein großes Vorbild?               Was macht Sie glücklich?
Ja, das ist meine Schwester! Sie arbeitet   Dass ich gesund bin und dass man hier
seit vielen Jahren auch hier im Schloss,    so ein gutes Leben führen kann. Mehr
im Haus Ysenburg.                           braucht man nicht, um glücklich zu sein.

                                                                                       Gabriela Gulasova
                                                                                       bei der Vorbereitung
                                                                                       der Medikamenten-
                                                                                       ausgabe für die
                                                                                       Bewohnerinnen
                                                                                       und Bewohner des
                                                                                       Haus im Park

Ausgabe: 01 /2021                                                                                      17
Innovationen in der Pflege

Ein Erfahrungs-
bericht unserer
Mitarbeiterin
Bettina Sabat
mit dem
Qwiek.up –

                                                                                                                                   Foto: Sandy Hauptvogel
einem mobilen
Gerät, das
Bilder und
Filme an Wand
oder Decke                            Sie lesen hier keinen Werbeflyer für das       man in eine andere Welt ein. Nicht ohne
projiziert und                        Qwiek.up, sondern einen sehr persön-           Grund sehe ich bei einer unserer Bewoh-
mit darauf                            lich geprägten Erfahrungsbericht. Und         nerinnen ein strahlendes Gesicht und vor
abgestimmten                          ich war zu Beginn bestimmt kein Befür-        Freude leuchtende Augen, wenn sich die
Klängen ein                           worter des Gerätes. Meine Haltung             Decke über ihrem Bett in ein Aquarium
                                      konnte man als überaus skeptisch, wenn        verwandelt oder sie scheinbar durch eine
audiovisuelles
                                      nicht sogar rückblickend als etwas vor-       verschneite Landschaft fährt.
Erlebnis für                          urteilsbehaftet bezeichnen. Sie müssen            Eine unserer Bewohnerinnen, die im-
Menschen mit                          wissen, dass ich kein großer Freund von       mer wieder voller motorischer Unruhe
Demenz und                            Radio- oder Fernsehberieselung bin und        ist, lächelt wenn sich ihr Zimmer in eine
Wachkoma­                             das neue Gerät innerlich in eben diese        Blumenwiese mit riesigen Blüten ver-
patienten                             Schublade steckte. Aber all das hat mit       wandelt. Zum Geräusch der summenden
                                      dem Qwiek.up tatsächlich nichts zu tun.       Bienen, die von Blütenkelch zu Blüten-
bietet.
                                          Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass   kelch fliegen, schließt sie entspannt die
                                      wir sogenannten kultivierten Menschen         Augen und kommt zur Ruhe.
                                      der Industrienationen doch im Inneren             Die Beispiele sind zahlreich, sie alle
                                      eine ganz selbstverständliche und ur-          aufzuführen, würde den Rahmen spren-
                                      sprüngliche Naturverbundenheit in uns          gen. Ich jedenfalls habe alle Bedenken
                                      tragen, oder welchen anderen Grund es          gegenüber dem Qwiek.up über Bord
                                      haben mag, dass wir uns dem Effekt            ­geworfen. Unzählige Themenwelten las-
                                      scheinbar schwerelos vorbeiziehender           sen sich mit unterschiedlichen Erlebnis-
                                      Tiefseefische zu Klavierklängen oder ei-      modulen in die Bewohnerzimmer holen.
                                      nes im Sonnenschein glitzernden Bach-         Wir laden die Natur zu uns ein, und mit
                                      laufs im Wald einfach nicht entziehen         von Angehörigen bespielten USB-Sticks
                                      können. Wenn die Bilder über eine ganze       voller Videos oder Familienfotos können
            Produktfoto: Qwiek GmbH

                                      Wandbreite oder an die Zimmerdecke            wir gerade in diesen schwierigen Zeiten,
                                      projiziert werden, als befänden wir selbst    in denen die sozialen Kontakte aus trifti-
                                      uns innerhalb der zauberhaft anmuten-         gen Gründen beschnitten sind, die Fami-
                                      den Landschaften, heben sich räumliche        lie zu unseren Bewohnern ans Bett ho-
                                      Begrenzungen auf, und es ist als tauche       len.                       Bettina Sabat

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Erlebnisse aus meiner Laufbahn als Organistin

                                Zum Instrument des Jahres 2021 wurde          von diesem herrlichen Instrument. In        Ein Beitrag
                                die Orgel auserkoren. Sie ist ein wichtiger   unserem niedersächsischen Kreisstädt-       unserer
                                Bestandteil unserer Musikkultur. Die          chen lernte ich das Spielen auf der Or-     Gastautorin
                                meisten Orgeln der Welt befinden sich in      gel. Ich arbeitete zu jener Zeit in einem
                                                                                                                          Ingrid Kerbel
                                Deutschland. Die älteste Orgel war wohl       Büro, das zugleich das Wohnzimmer des
                                die Hydraulis, ein mittels Tasten gespiel-    Chefs war. In der Mittagspause – von 12     aus Erlensee
                                tes Pfeifeninstrument, das im 8. Jahrhun-     bis 14 Uhr – musste ich mein Büro auf-
                                dert in Westeuropa in Kirchen eingesetzt      räumen und es verlassen, zumal der
                                wurde. Pippin der Kurze erhielt 757 vom       Chef nebst Sohn zum Mittagessen ka-
                                byzantinischen Kaiser Konstantin als Ge-      men. Egal, ob Regen oder Sonne, ich be-
                                schenk eine Orgel. 824 wird von einer Or-     gab mich in die Stadt, aß unterwegs
                                gel im Aachener Münster berichtet.            meine Stullen auf und schaute mir die
                                   Ich glaube, dass jeder, der eine Kirche    Schaufenster an. Doch irgendwann war
                                betritt und die ergreifenden Klänge ei-       ich gelangweilt von den stets wiederho-
                                ner Orgel vernimmt, fasziniert von der        lenden Auslagen, so setzte ich mich bei
                                Klangfülle ist.                               gutem Wetter auf ein Bänkchen, bei
                                   Ich selbst spiele seit dem Jahre 1958      schlechtem Wetter in die Kirche und las.
                                Orgel und bin nach wie vor beeindruckt        Dabei kam mir die Idee, das Orgelspie-
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                                Ausgabe: 01 /2021                                                                                         19
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                                        len zu erlernen. Der damalige Organist              Dann sind da noch die Tonumfänge,
                                        gab mir einmal in der Woche Unterricht,       mitunter fehlen die oberen Töne, weil
                                        in den anderen Mittagspausen übte ich.        die Tastatur zu kurz geraten ist. An ei-
                                            Da ich viel und gern spielte und des      nem Heiligen Abend wollte ich in mei-
                                        öfteren in unserem Dorf den sonntägli-        nem Heimatdorf ein großes Werk von
                                        chen Gottesdienst begleitete, hatte ich       Bach spielen, bloß reichten weder die
                                        im Laufe der Jahre soviel Routine, dass       Klaviatur noch das Pedal für das um-
                                        ich gern als Vertretung gerufen wurde.        fangreiche Präludium aus, sodass ich ein
                                        In summa summarum 14 Kirchen unse-            anderes Stück wählen musste. So
                                        res Kirchenkreises tat ich Dienst. Hinzu      kämpft sich ein Organist durch die
                                        kam, dass wir einen VW Käfer besaßen.         ­Orgelwelt.
                                        Weil die wenigsten Geistlichen jener                Wo wird das Ding nur angestellt? Mal
                                        Zeit über ein Automobil verfügten, war         befindet sich der Schalter unter dem
                                        ich ein willkommener Partner, denn ich         Spieltisch, in einer anderen Kirche ne-
                                        holte die jeweiligen Pfarrer von zu Hau-       ben der Notenauflage. Ein Schalter
                                        se ab und fuhr sie nach den Gottesdiens-       ­neben den Registern? Hoffentlich geht
                                        ten wieder nach Hause.                          nicht die Vaterunserglocke an. Und hin-
                                                                                        ter der Orgel befindet sich ein gefährlich
                                        Jede Dorforgel ist ein Kuriosum                 aussehendes schwarzes Ungetüm mit
                                        Nun zu den Dorforgeln: sie sind ein Kapi-       Griff. Ob man damit die Orgel in Gang
                                        tel für sich. Es fängt bereits mit der          kriegt? Wenn man glücklicherweise den
                                        Schlüsselsuche an. Wenn man viel Glück          Motor endlich in Bewegung gebracht
                                        hat, steckt dieser im Schloss, doch hin         hat, kommt ein weiteres Problem auf:
                                        und wieder hängt er an einer Seite des          Wo ist der Lichtschalter?
                                        Instruments oder befindet sich gar unter            Allerdings ist das schlimmste Übel,
                                        dem Spieltisch. Im schlimmsten Fall             was einem Organisten passieren kann,
                                        muss man den Küster oder Pastor aufsu-          ein Heuler. Hier muss herausgefunden
                                        chen. Hat man endlich den Schlüssel             werden, in welchem Register der Ton
                                        aufgetrieben, überraschen der Spiel-            klemmt und dieses Register darf keines-
                                        tisch sowie die verschiedenartigen Re-          falls benutzt werden.
                                        gister. In einer Kirche fand ich die Regis-         Sonderbare Dinge sind mir in meiner
                                        ter über dem Spieltisch in Höhe des             Organistenlaufbahn passiert. Üblicher-
                                        Kopfes. Folglich muss der Organist die          weise lag in jedem Gotteshaus der „Mer-
                                        Arme heben, um die jeweiligen Register          seburger“, ein dicker Wälzer mit langen
                                        zu ziehen. Meistens gibt es lediglich ein       und kurzen Choralvorspielen. Weil ich
                                        Manual, dessen Tastatur auf Kniehöhe            nicht jedesmal den schweren Band mit-
                                        angebracht ist.                                 schleppen wollte, verließ ich mich dar-
                                            Die Orgelbank ist durchweg nicht            auf, dass dieser Notenband in jeder Kir-
                                        verstellbar. Eine kleine Person erreicht        che vorhanden sei. Jedenfalls passierte,
                                        nur mit Verrenkungen das Pedal, ein             was nicht passieren darf, ausgerechnet
                                        großer Mensch stößt unwillkürlich mit           in der Kreis­kirche, in der der Superinten-
                                        den Knien an das Manual.                        dent noch dazu den Gottesdienst hielt,

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war die Seite herausgerissen worden,           dem Vorspiel beginnen, als mir ein ne-
dessen Vorspiel ich eingeübt hatte. Ver-       ben mir stehender Blasebalgtreter zu-
zweifelt spielte ich ein Stück, das gar        flüsterte: „Sie dürfen noch nicht spielen,
nicht zu dem Lied passte, lediglich die        der Graf ist noch nicht da!“ Mit einem
Tonart stimmte.                                Mal öffnete sich die Eingangstür und
                                               eine hohe Gestalt betrat den Raum.
Der geheimnisvolle „Kalkant“                   „Das ist der Graf“, raunte mir der Mann
Etwas Eigentümliches entdeckte ich in          zu, „jetzt dürfen Sie spielen.“
einer anderen Dorfkirche. Während der             Zahlreiche skurrile Vorkommnisse er-
Predigt schaute ich mir die verschiede-        lebte ich bei meinen massenhaften Ver-
nen Register an und erblickte ein seltsa-      tretungen. Noch ein ungewöhnliches Er-
mes Register, dessen Namen ich bis dato        lebnis erzähle ich als letztes. Während
noch nie gehörte hatte. „Kalkant“. Neu-        einer Beisetzungfeier in einer Friedhofs-
gierig geworden zog ich dieses ­Register,      kapelle saß ich am Harmonium, ver-
und oh Schreck, es fing an zu klingeln.        steckt hinter etlichen umfangreichen
Ich hätte mich am liebsten ­verkrochen,        Buchsbäumen. Vier livrierte Leichenträ-
denn die Kirchengemeinde schaute               ger hatten ebenfalls Platz hinter den Ge-
grimmig zu mir hoch. Später erfuhr ich,
dass der Kalkant der Bälgetreter einer
Orgel ist. In früheren Zeiten wurden die
                                               „Ich hoffe, dass es auch weiterhin
Orgeln nicht elektrisch betrieben, des-
halb saß der Blasebalgtreter hinter der        Organisten geben wird, die
Orgel und wartete auf das Klingelzei-
chen, um die Bälge zu treten.
                                               bereit sind, sonntags die Orgeln
   Mitunter wäre solch Klingelzeichen          zu schlagen.“
vorteilhaft, denn als ich einmal eine
Trauung begleitete, geschah folgendes:
Der Strom war ausgefallen, also stand          wächsen genommen und warteten auf
hinter der Orgel ein Mann, um die Bälge        ihren Einsatz.
in Gang zu bringen. Als das nächste Lied          Urplötzlich und mit einer stoischen
angekündigt wurde und ich anfangen             Ruhe zog einer der Männer seine Stullen
wollte zu spielen, tat sich rein gar nichts.   hervor, wickelte sie aus dem Papier und
Plötzlich hörte ich, wie einer rief: „Karl,    biss genüsslich hinein. Meinen entsetz-
fang sofort an zu treten.“ Mit einem Jau-      ten Blick beantwortete er mit einem Lä-
len begann sich das Ungetüm von Orgel          cheln und murmelte: „Fräulein, wollen
in Bewegung zu setzen.                         Sie auch ne Stulle?“
   In der kleinen gotischen Kapelle des           Nicht nur diverse Orgeln lernte ich bei
Schlosses Söder durfte ich einen Got-          Vertretungen kennen, auch kleine, einige
tesdienst begleiten. Die Orgel befindet        große, schöne, sehenswerte, historische
sich links vom Altar, sodass die Gläubi-       Kirchen sowie viele Pastorinnen und Pas-
gen den Organisten sehen. Die Glocken          toren, Lektorinnen und Lektoren, Küste-
hörten auf zu läuten, und ich wollte mit       rinnen und Küster.          Ingrid Kerbel

Ausgabe: 01 /2021                                                                           21
Die Geschichte des Rhabarbers

                                                                                                                         Foto: Sarah Kallend auf Pixabay
Die großen Blätter    Ursprünglich kommt der Rhabarber aus                 bau wird aus England aus der Gegend
des Rhabarbers        Ostasien, wo er bereits vor 5.000 Jahren             um Chelsea berichtet. In Deutschland
finden in der Küche   erstmals Erwähnung findet. Laut alten                soll es Rhabarber seit 1840 gegeben
keine Verwendung.     Überlieferungen nutzten ihn die Chine-               ­haben, vorwiegend in Norddeutschland.
Begehrt sind nur      sen als Heilmittel bei Verdauungsprob-                Rasch trat der Rhabarber seinen Sieges-
die rotgrünen         lemen sowie als Aphrodisiakum.                        zug durchs ganze Land an, sodass vor
Stängel.                 Im 18. Jahrhundert fand er seinen                  dem zweiten Weltkrieg eine Anbauflä-
                      Weg nach Europa. Über den ersten An-                  che von 1.700 Hektar gezählt wurde. Bis
                                                                            in die neunziger Jahre reduzierte sich
                                                                            diese auf ca. 300 Hektar.
                                                                               Obwohl der Rhabarber vorrangig als
                                                                            Kompott, für Süßspeisen, Marmeladen
                                                                            oder in Kuchen verwendet wird, gehört
                                                                            er doch zu den Gemüsen und nicht zum
                                                                            Obst, wie man meinen könnte.
                                                                               Je nach Witterung beginnt die Rha-
                                                                           barberzeit Anfang April und geht, wie
                                                                           beim Spargel, bis zum 14. Juni (Johan-
                                                                           nistag). Danach sollte er bis ins nächste
                                                                           Jahr nicht mehr verspeist werden, da er
                                                                           immer saurer wird und große Mengen
                                                                           an Oxalsäure bildet, die in hoher Kon-
                                                                           zentration für den menschlichen Körper
                                                                           schädlich sind.     Bettina Stadtländer
                                           Foto: Di Reynolds auf Pixabay

22                                                                                                    Schloss-Postille
Rezept-Tipp

                                                         Leckeres aus der Schlossküche

                                                         Bettis Rhabarberkuchen
                                                         Zutaten                     Zubereitung
                                                         Für den Teig                • Rhabarber schälen, waschen und in 2–3 cm große Stücke schneiden
                                                         200 g weiche Butter         • Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen
                                                         200 g Zucker
                                                         3 ganze Eier                • Butter, Zucker, Vanillezucker, Eier und Eigelb vermixen, dann langsam
                                                         4 Eigelb                      Mehl, Backpulver und Speisestärke zugeben und unterrühren
                                                         2 Päckchen Vanillezucker    • Backblech fetten und die Masse gleichmäßig darauf verteilen, dann die
                                                         250 g Mehl                    Rhabarberstücke darauf verteilen
                                                         100 g feine Speisestärke
                                                                                     • Alles für 25 Minuten backen
                                                         1 ½ Teelöffel Backpulver
                                                                                     • Während der Backzeit Eiweiß steif schlagen und vorsichtig die
                                                         Für den Belag                 gemahlenen Mandeln, Zucker und Zitronensaft unterheben
                                                         1,5 kg frischen Rhabarber
                                                                                     • Das Backblech aus dem Ofen nehmen und die vermischte Eiweißmasse
                                                         200 g Zucker
                                                                                       gleichmäßig auf dem Kuchen verteilen
                                                         100 g gemahlene
                                                         Mandeln                     • Kuchen nochmals für ca. 15–20 Minuten backen
                                                         4 Eiweiß
                                                         1 Esslöffel Zitronensaft    Guten Appetit!                 Bettina Stadtländer, Hauswirtschaftsleitung
Foto: Astrid Henze

                     Foto: Steve Buissinne auf Pixabay

                                                         23                                                                                        Schloss-Postille
Carpe Diem – Nutze den Tag…
        Heilerziehungspfleger/ Ergotherapeut / Physiotherapeut / Musiktherapeut /
        Arbeitstherapeut (m/ w/d)
        ab sofort für die Tagesgestaltung der Bewohner*innen in unserem Haus Ysenburg gesucht

        Das Haus Ysenburg pflegt und betreut sowohl „pflegebedürftige Menschen mit psychischer
        Erkrankung und/oder seelischer Behinderung und/oder Abhängigkeitserkrankung in Verbindung
        mit Comorbidität (sog. KoComo)“ als auch „pflegebedürftige Menschen mit organisch bedingten
        Persönlichkeitsstörungen in der Phase F“.

        Wir wünschen uns                                                              Wir bieten
        • Eine abgeschlossene Berufsausbildung                                        • Vergütung nach AVR-HN
        • Erfahrungen in der Eingliederungshilfe,                                     • Dienstgeberfinanzierte Altersvorsorge
          Neurologie, Psychiatrie (wünschenswert)                                       im Rahmen der kirchlichen Zusatz­
        • EDV-Kenntnisse                                                                versorgungskasse
        • Flexibilität                                                                • Fachliche Unterstützung und qualifizierte
        • Einfühlungsvermögen                                                           Einarbeitung
        • Selbständiges Arbeiten                                                      • Eine wertschätzende Unternehmens­kultur
        • Teamfähigkeit                                                                 auf Grundlage des christlichen Menschen-
        • Geduld                                                                        bildes
        • Fahrerlaubnis B Pkw/ Kleinbusse                                             • Interessante Fort- und Weiterbildungs­
          (alt: FS 3)                                                                   möglichkeiten

        Werde auch du ein guter Geist der Schlossfamilie – egal ob in Teilzeit oder Vollzeit –
        und bewerbe dich bei:

        Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz
        Gloria Weigand, T: 0 60 51 / 60 09 - 119
        Hanauer Landstraße 2 – 10 | 63571 Gelnhausen
        bewerbung@schloss-meerholz.de | www.schloss-meerholz.de

        Die Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz sind eine Einrichtung des Evangelischen Vereins
        für Innere Mission Frankfurt, www.innere-mission-ffm.de

Die Angaben zu den Informationspflichten nach §17 DSG‐EKD finden Sie unter www.innere‐mission‐ffm.de/meta/
datenschutz/. Wenn Sie die Schoss-Postille, Hauszeitung der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz, nicht mehr erhalten
wollen, teilen Sie uns das bitte schriftlich über info@schloss-meerholz.de oder postalisch mit.
Impressum: Die Schloss-Postille erscheint dreimal pro Jahr und wird kostenlos abgegeben. Gestaltung: Astrid Henze
Redaktion: Astrid Henze, Silke Kipphan, Bettina Stadtländer | Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Auflagenhöhe: 500
Herausgeber: Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz (Träger: Evangelischer Verein für Innere Mission, Frankfurt am Main,
www.innere-mission-ffm.de), Hanauer Landstraße 2 – 10 | 63571 Gelnhausen | www.schloss-meerholz.de
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