Frühjahr 2021 - Schloss Meerholz
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Informationsheft der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz Frühjahr 2021 Schloss-Postille Foto: Astrid Henze Impfaktion gegen das SARS-CoV-2-Virus Gloria Weigand, Mitarbeiterin der Verwaltung, erhält vom mobilen Impfteam des Main-Kinzig-Kreises das Vakzin im eigens eingerichteten Impfzentrum der Pflege einrichtungen Schloss Meerholz
Grußwort Liebe Leserinnen und Leser! Endlich Frühling, endlich wieder Son- Ebenso danken möchte ich den Mit- Fo o: As t tr id H en nenschein – die bedrückende Stimmung gliedern des Karnevalvereins „Die ze des trüben Winters weicht endlich der Heilichköppchen“, die unsere Bewohne- Hoffnung auf bessere und vor allem ge- rinnen und Bewohner am Faschings- sündere Zeiten. dienstag mit 300 gespendeten Kreppeln Das Corona-Virus werden wir wahr- aufmunterten. scheinlich nie wieder los werden, aber Nun, wo die Tage länger und die Tem- dank der Impfungen, die unsere Bewoh- peraturen wärmer werden, können wir nerinnen und Bewohner sowie die Mit- auf eine langsame Öffnung hoffen. Men- arbeiterinnen und Mitarbeiter unserer schen werden sich bald wieder – zumin- Pflegeeinrichtungen mittlerweile erhal- dest im Freien – treffen und das gesell- ten haben, weicht zumindest die Angst schaftliche Leben wird in absehbarer vor schweren Krankheitsverläufen. Zeit wieder seinen normalen Gang ge- Zusätzliche Sicherheit erhalten wir hen können. mit den Corona-Tests, die an unseren Für unsere Bewohnerinnen und Be- Mitarbeiter*innen zweimal wöchentlich wohner wird es eine große Erleichterung derzeit durch Soldaten der Bundeswehr sein, wenn die Kontaktbeschränkungen durchgeführt werden. gelockert werden können. Wir hoffen An dieser Stelle möchte ich dem mo- also auf den Sommer und haben endlich bilen Impfteam, dem Main-Kinzig-Kreis, eine Perspektive. dem Gesundheitsamt sowie den Solda- ten und allen weiteren Helfern meinen Ihre herzlichen Dank für ihre Dienste und die Andrea Behrens, tolle Zusammenarbeit aussprechen. Einrichtungsleitung Inhalt Renovierung des Haus Ysenburg ist endlich abgeschlossen 4 Impfaktionen in den Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz 6 Schloss-Neuigkeiten 8 Das Haus Wichern: 30 Plätze für vollstationäre Altenpflege 10 Fasching im Schloss – Ein bunter Rückblick auf die vergangenen Jahre 12 Blick in die Schlosswerkstatt – Unser Team stellt sich vor 14 Mitarbeitende im Interview: Gabriela Gulasova 16 Pflegeinnovationen: Ein Erfahrungsbericht mit dem neuen Qwiek.up 18 Ingrid Kerbel berichtet von ihren Erlebnissen als Organistin 19 Die Geschichte des Rhabarbers 22 Rezept-Tipp: Bettis Rhabarberkuchen 23 Stellenanzeige | Impressum 24 2 Schloss-Postille
Gedanken unserer Seelsorgerin Liebe Leserinnen und Leser! „Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen. ze en dH Und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. : As tr i F o to s Denn was früher war, ist vergangen“. Die Bibel, Offb.21,3f Eine Frage, die mit der Ausbreitung des ment Sinnvolles und lege alles Weitere, Corona-Virus aufkam, aber auch durch- was dann geschieht, in Gottes Hände. aus angesichts anderer Ereignisse, wie Wir gehen immer nur Gott entgegen z.B. dem Klimawandel und der Flücht- und der Auferstehung und dem Leben. lingssituation, gestellt werden kann: Das nimmt uns die Angst vor der Zu- „Frau Pfarrerin, ist das jetzt das Ende kunft, die Angst vor einem Ende. der Menschheit?“ So können wir mit ganzem Einsatz Reflexhaft würden wohl die meisten und Freude in der Gegenwart dafür den- von uns mit dem Kopf schütteln und sa- ken, arbeiten, leben und lieben, dass gen: „Quatsch, nun wollen wir mal keine eine bessere Welt für alle Menschen Panik verbreiten. Wird schon wieder, schon jetzt anbricht. und überhaupt wird es im Großen und Es kann ja sein, dass das Ende der Ganzen alles besser.“ So kann man ant- Menschheit nahe ist. Vielleicht. Aber wir worten. Das ist menschlich. dürfen dem gelassen entgegensehen, Theologisch kann ich allerdings auf unser Mögliches tun, und sei es eben ein die Frage nur antworten: Vielleicht. Ich Apfelbäumchen zu pflanzen. denke an den berühmten Ausspruch Mit Grüßen für einen Frühling und Martin Luthers: „Wenn morgen die Welt Sommer voller Auferstehungshoffnung, unterginge, dann würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Man kann Ihre Pfarrerin diesen Satz als unerschütterlichen Opti- Dagmar Ehrhardt mismus verstehen: „Egal, wie düster die Lage auch ist, ich behaupte, auch mor- gen wird es noch etwas geben, wofür es sich zu leben lohnt.“ Aus dem Glauben heraus aber diesen Satz Luthers mitzusprechen heißt, dass Anders gesagt wir alles, was kommt, aus den Händen Ostern: Wir dürfen Wunder erwarten. Gottes empfangen. Wir wissen nicht, Oft kommen sie behutsam und leise daher. was die Zukunft bringt. Gott lässt sich Als entdecke man einen ersten Krokus im Schnee. sozusagen nicht in die Karten gucken. Als stärke einem plötzlich jemand den Rücken. Deshalb können wir heute ein Apfel- Als habe man in der Zeitung von Hoffnung gelesen. bäumchen pflanzen in der Hoffnung, Als halte der Tag ein Lächeln bereit. dass es morgen noch wächst und in eini- Ostern: Wunder erwarten. Ja, das dürfen wir. gen Monaten schon die ersten Äpfel Gott gibt dem Leben recht. Tina Willms trägt. Damit tue ich etwas in diesem Mo- Ausgabe: 01 /2021 3
Renovierungsarbeiten im Haus Ysenburg Unkonventionelle Feierstunde der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz Schokokuss- statt Schlüssel- Nach dreijähriger Planungs- und Bauzeit gute Arbeit. Das Haus hat unter anderem übergabe: wurden im vergangenen Jahr die – bei fünf neue Küchen, darunter auf jeder Bernd Winter vom laufendem Betrieb durchgeführten – Ebene eine für Bewohner, erhalten. Fuß- Architektur- und Umbau- und Renovierungsarbeiten im böden wurden erneuert, Kabel und Roh- Ingenieurbüro Haus Ysenburg, das zu den Pflegeeinrich- re modernisiert und alle Wände neu an- WINTER- tungen Schloss Meerholz gehört, abge- gelegt. Leider wurden die Bauarbeiten BAUCONCEPT mit schlossen. Das Haus beherbergt jüngere zwischenzeitlich durch Krankheit, einen Alexandra Meier, Menschen mit organisch bedingten Wasserschaden im Untergeschoss und der Leitung des Persönlichkeitsstörungen in Phase F zum Ende hin durch die Corona-Pande- Haus Ysenburg, oder einer Suchterkrankung oder psychi- mie ausgebremst. Doch nun ist endlich Bernd Noll, dem schen Erkrankung. Coronabedingt wur- alles fertig. Einzig die Beleuchtung der technischen Leiter de im Oktober 2020 eine Feierstunde ebenfalls umgebauten und neu gestalte- der Pflegeeinrich- ganz unkonventionell und nur im kleinen ten großen Terrasse war zur Feierstunde tungen, Geschäfts- Rahmen mit Einrichtungsleitung, Mitar- noch nicht fertig installiert. Der Außen- führerin Andrea beitenden und Bewohner*innen des bereich ist jetzt barrierefrei erreichbar Behrens, Pflege- Haus Ysenburg im Freien begangen. und wurde mit einer „essbaren“ Beeren- dienstleitung Bernd Winter, der ausführende Archi- hecke begrenzt, was die Bewohner*in- Susanne Bach- tekt, dankte allen Firmen, die sowohl den nen im Sommer zur Erntezeit erfreuen mann und Pfarrerin Innen- als auch den Außenbereich des dürfte. Besonderen Dank sprach Archi- Dagmar Ehrhardt Hauses an der Hanauer Landstraße in tekt Winter dem technischen Leiter der (v.r.n.l.). Meerholz neu gestaltet haben, für ihre Pflegeeinrichtungen, Bernd Noll, aus, Fotos: Astrid Henze 4 Schloss-Postille
der bei den Bauarbeiten mit Rat und Tat sehr interessiert und fanden es richtig Einweihungs- zur Seite stand. Lobende Worte fand er spannend.“ Für die konstruktive Zusam- Impressionen: auch für die Geschäftsführerin der Pfle- menarbeit dankte sie auch den Arbeitern Pfarrerin Dagmar geeinrichtungen, Andrea Behrens, die der ausführenden Firmen, die seit Aus- Ehrhardt animierte stets das Budget im Auge behalten und bruch der Pandemie rücksichtsvoll Mas- die Anwesenden somit dafür gesorgt hat, dass die Baukos- ken getragen haben und ausnahmslos trotz Masken zum ten im Rahmen geblieben sind. freundlich mit Bewohnerinnen und Be- Mitsingen (oben Pfarrerin Dagmar Ehrhardt zeigte sich wohnern umgegangen seien.“ links). Hausleiterin in ihrer Ansprache begeistert, dass das Geschäftsführerin Andrea Behrens Alexandra Meier Haus und die Außenanlagen nun endlich zeigte sich glücklich, dass die kleine Fei- (mit gelbem in neuem Glanz erstrahlen. Das Ergebnis erstunde, die ursprünglich bereits für Halstuch) sprach könne sich wirklich sehen lassen. Die April geplant war, endlich stattfinden den baulärmge- Räumlichkeiten seien freundlicher, hell konnte und dass das Haus nun ganz offi- plagten Bewohne- und farbig gestaltet und erfreuen nicht ziell übernommen werde. „Normaler- rinnen und Bewoh- nur die Bewohnerinnen und Bewohner: weise bringe ich nach der Baufertigstel- nern ihren Dank „Auch Angehörige wissen ihre Lieben lung immer einen Schlüssel mit. Aber aus und Bettina hier nun nicht nur in guten Händen, son- einen Schlüssel brauchten wir hier nie – Stadtländer (mit dern auch in schönen Räumlichkeiten.“ es war immer offen“, erklärte Architekt gelber Jacke) Alexandra Meier, die Leitung des Winter. Deshalb hatte er stattdessen ei- servierte zum Haus Ysenburg, bedankte sich bei Pflege- nen Stapel Schokoküsse mitgebracht, Abschluss Lecke- kräften und Bewohner*innen für die Ge- die er den Verantwortlichen überreichte. reien aus der duld, mit der die monatelange Lärm- Nach dem offiziellen Teil ließ man die Schlossküche. und Schmutzbelästigung während der Feierstunde bei Kaffee und Leckereien Bauzeit ertragen wurde: „Einige Bewoh- aus der Schlossküche, die Hauswirt- ner, die selbst aus dem Handwerk kom- schaftsleitung Bettina Stadtländer mit- men, verfolgten die Arbeiten aber auch gebracht hatte, ausklingen. ah Ausgabe: 01 /2021 5
Impfaktionen in den Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz Kleiner Piks auf dem Weg zur Normalität Aufatmen in den Pflegeeinrichtungen alle anderen sowie für Mitarbeiterinnen Schloss Meerholz. Dank der mobilen und Mitarbeiter wurde im Erdgeschoss Impfteams des Main-Kinzig-Kreises hat des Haus im Park ein eigenes, abge- bereits ein großer Teil der Mitarbei- schlossenes Impfzentrum eingerichtet. ter*innen und Bewohner*innen die Andrea Behrens koordinierte während zweite Impfung gegen das SARS-CoV- der verschiedenen Termine den Ablauf 2-Virus erhalten. Auf den Wohnberei- und prüfte die erforderlichen Unterla- chen und in allen Häusern der Einrich- gen. „Ich freue mich sehr über die hohe tung haben bereits alle, die sich impfen Impfbereitschaft der Bewohnerinnen lassen wollten, die erste Impfdosis be- und Bewohner sowie unserer Mitarbei- kommen. „Wir sind bisher sehr glimpf- terinnen und Mitarbeiter. Bereits am Sil- lich durch die Pandemie gekommen“, vestermorgen erhielten 161 Personen erklärt Einrichtungsleiterin Andrea Beh- ihre erste Impfdosis, mittlerweile gab es rens, „abgesehen von Verdachtsfällen schon vier Impftermine in den Pflege- und wenigen Infizierten ohne schwere einrichtungen Schloss Meerholz. Die Verläufe, die schnell separiert werden Impfungen wurden von den meisten gut konnten, sind wir von größeren Infektio- vertragen. Nur bei wenigen traten Ne- nen verschont geblieben. Die Impfung benwirkungen in Form von leichten trägt nun hoffentlich dazu bei, dass dies Grippesymptomen mit Kopfschmerzen auch so bleibt.“ und Schüttelfrost auf“, berichtet die Fotos: Astrid Henze Bewohnerinnen und Bewohner, die Einrichtungsleiterin. „Wir alle wünschen nicht mehr mobil sind, wurden jeweils uns, dass nun so langsam die Normalität auf ihren Wohnbereichen geimpft. Für zurückkehrt.“ ah Alles im Griff: Andrea Behrens (linkes Bild, rechts.) organisiert, unterstützt von Bettina Stadtländer (l.), die Reihenfolge der zu Impfenden. Während der Wartezeit füllen die Mitarbeiterinnen der Verwaltung (Silke Kipphan, Gloria Weigand, Petra Ebert, Marga Henning und Elke Kraus v.l.n.r.) ihre Einverständniserklärungen aus. 6 Schloss-Postille
Nach einem Arztgespräch folgt die Verabreichung des Vakzins durch das mobile Impfteam des Main-Kinzig-Kreises. Andrea Behrens prüft die Unterlagen von Gloria Weigand (mittleres Bild unten) und Tamara Jung, Leitung Pflege und Betreuung (rechts unten), freut sich, dass sie nun ihre zweite Impfung erhalten hat. Ausgabe: 01 /2021 7
Schloss-Neuigkeiten Eine großzügige Spende von tausend Euro erhielten wir im Dezember von der Kreissparkasse Foto: Bettina Stadtländer Gelnhausen, die zum Jahresende gemeinnützige Vereine und Organisationen in der Region unterstützte. Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Ole Schön und Sparkassenmitarbeiterin Antje Amend (rechts) über- reichten den symbolischen Scheck an Einrichtungsleiterin Andrea Behrens und Pflegedienstleiterin Ivonne Allis. Der gespendete Geldbetrag floss in die Anschaffung eines Qwiek.up-Gerätes (siehe Seite 18). Zur Sicherheit werden unsere Mitarbeiterinnen und Foto: Silke Kipphan Mitarbeiter zweimal pro Woche von Mitarbeitern der Bundeswehr auf eine Covid-19-Infektion getestet. Die in Ronneburg stationierten Berufssoldaten Tim Essers (Bild rechts und unten links) und Lucas Hecker (Bild unten, rechts) absolvierten im Vorfeld eine Schulung auf den Umgang mit den Schnelltests und meisterten ihre Aufgabe sehr gewissenhaft. Ende Februar wurden die beiden von Kollegen abgelöst und mit Süßigkeiten verabschiedet. Foto: Tamara Jung 8 Schloss-Postille
Ein Tänzchen in Ehren… Beim Faschingsnachmittag im Haus Wichern legt Stanislav Budna mit einer Foto: Barbara Noll Bewohnerin eine flotte Sohle aufs Parkett. Eine kleine Überraschung aus der Schlossküche erfreute die Damen der Verwaltung an Weiber fasching. Es gab leckere, Foto: Karina Stanzel frisch gebackene Kreppel, die die Stimmung sofort aufhellten. Foto: Silke Kipphan Ein bisschen Karneval für die Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz. „Damit die Bewohner auch in diesem Jahr nicht auf das Faschingsgefühl verzichten müssen, haben wir uns dazu entschlossen, den Bewohnern und den Pflegekräften Kreppel bereitzustellen und somit allen den Tag zu versüßen“, schrieben die Heilichköppchen am Faschings- dienstag auf ihrer Facebookseite. „Normalerweise hätten wir heute gemeinsam mit den Bewohnern der Pflegeeinrichtungen Schloss Meer- holz unsere Schlossfaschingssitzung gefeiert. Diese Sitzung ist für uns Heilichköppchen eine besondere und beliebte Veranstaltung, so können wir doch für ca. zwei Stunden den Bewohnern ihren Alltag etwas kurzwei- liger gestalten. Wir hoffen und freuen uns schon sehr, dass wir in 2022 wieder eine gemeinsame Sitzung im Foto: Bettina Stadtländer Schloss erleben dürfen.“ Verkleidete Mitarbeiterinnen dankten den Fastnachtern im Schlosshof herzlich für die schöne Ausgabe: Aktion. 01 /2021 9
Die Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz Das Haus Wichern: 30 Plätze für vollstationäre Altenpflege Das zu Von 1986 bis 1989 wurde das „Alte Kleinmöbel wie Lieblingssessel, Fern- unseren Pflege Amtsgericht“ in Gelnhausen Meerholz sehgerät o.ä. können auf Wunsch von einrichtungen vollkommen umgebaut und mit einem zuhause mitgebracht werden. Aufzug versehen. Das umgestaltete Ge- Das Herz des Haus Wichern bildet die gehörende bäude wurde Haus Wichern getauft, zu große Wohnküche mit angrenzendem Haus Wichern Ehren von Johann Hinrich Wichern, dem Außenbereich. Bei schönem Wetter liegt zentral Gründer der Inneren Mission (1807- wird auch die Terrasse gerne für Aktivi- 100 Meter von 1881). Hier konnten nun Plätze zur voll- täten oder für eine Tasse Kaffee in der der Zufahrt stationären Altenpflege sowie zur Kurz- Sonne genutzt. zum Schloss zeitpflege angeboten werden. Später Versorgt werden die Bewohner/ innen erfolgten ein weiterer Umbau sowie ein mit frisch zubereiteten Speisen aus der entfernt in der Anbau, der im Jahr 2005 fertiggestellt hauseigenen Schlossküche. Es gibt täg- Fotos: Silke Kipphan, Astrid Henze und Barbara Noll Hanauer Land- werden konnte. Seitdem stehen 24 Ein- lich drei verschiedene Mittagsmenüs zur straße 23 im zel- und Doppelzimmer für 30 Bewoh- Auswahl und ein reichhaltiges Angebot Ortskern von ner/ innen zur Verfügung. zum Frühstück, Kaffee und Abendessen. Meerholz Die freundlich und modern eingerich- Ein Team aus Pflegekräften, Sozialen teten Zimmer verfügen über ein Pflege- Betreuer*innen sowie der Hauswirt- bett, einen Nachtschrank, einen Tisch schaft und der Reinigung umsorgt die mit Stuhl sowie einen Kleiderschrank / Bewohner*innen. Zusammen bilden sie Kommode. Die hellen Bäder sind behin- unsere große Familie Haus Wichern. dertengerecht ausgestattet. Vertraute Bettina Stadtländer Gerne angenommen und mit Begeisterung besucht werden die Feste im Haus Wichern, wie z.B. „Oktoberfest“, „Faschingsfeier“ oder „Sommergrillen mit Musik“, das im Außen- bereich des Hauses stattfindet 10
In der großen Wohn- küche mit angren- zendem Außenbereich nehmen die Bewoh- ner*innen nicht nur ihre Mahlzeiten ein, sondern spielen, basteln, singen und feiern auch gemeinsam. Die Einzel- und Doppelzimmer sind modern und freundlich eingerichtet und verfügen über barriere- freie Badezimmer. Katharina André (Hausleitung) und ihr Team kümmern sich liebevoll um die Bewohnerinnen und Bewohner. Hauswirtschafts- mitarbeiterin Kerstin Hahn (Bild rechts) bereitet das Mittagessen vor. Das „Römische Bad“ (unten rechts) steht allen Bewoh- nerinnen und Bewohnern als Wellnessoase zur Verfügung. 11 Schloss-Postille
Fasching im Schloss Coronabedingt musste der Fasching im Schloss in diesem Jahr leider ausfallen. Zum Trost lassen wir die Veranstaltungen der letzten Jahre – immer unterstützt vom 1. Hailerer Karnevalverein „Die Heilichköppchen“ – für alle Jecken noch einmal Revue passieren… Bewohner Fritz Teschner in der Bütt Die artistische Garde der Heilichköppchen begeistert Jahr um Jahr Rollstuhlparade im Kaisersaal Alexander Knodel als Meerholzer Schlossgespenst Holger Hothum (Kaufm. Vorstand Innere Mission) und „Burgfräulein“ Andrea Behrens 12 (Einrichtungsleitung)
Full House im Kaisersaal Die „Thekla-Singers“ feiern ihren Auftritt Bewohner Klaus-Dieter Voigt, betreut von Barbara Noll (links), trägt seine Büttenrede vor Unsere ehemalige Seel Alle Fotos: Archiv Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz sorgerin Kerstin Reinold Hintergrundillustration: Pixaline / Pixabay.com als Hippie in der Bütt „Hofkapellmeister“ Ernst-Ludwig Bergsträsser sorgt stets für Stimmung „Närrische“ Bewohnerinnen und Bewohner: Thomas Kneip und Hertha Saint- Lawrence Die ehrenamtliche Betreuerin Margit Krieglstein gibt das Alexandra Meier dankt Hausmädchen den Gardemädchen 13
Ein Blick in die Schlosswerkstatt Alle Fotos: Silke Kipphan Vielseitig im Einsatz: Bewohnerinnen und Bewohner schreinern „Berni“ Föller hölzerne Dekorationen und Nistkästen Sägen, hämmern, feilen, schleifen, strei- ser ging, wünschte er sich einen Umzug chen – in unserer Holzwerkstatt gibt es ins Haus Ysenburg, wo er seitdem lebt. immer etwas zu tun. Zurzeit wird eif- Der gelernte Maschinenschlosser ist rig Osterdeko hergestellt. Unter der zwar auf den Rollstuhl angewiesen, aber Leitung des Ergotherapeuten Tho- froh und glücklich am Leben zu sein. Vor mas Rott führt ein festes Team von seinem Unfall spielte Wolfgang Sauer Bewohnerinnen und Bewohnern die Feinarbeiten sowohl an kreati- ven Dekoartikeln als auch an praktischen Werkstücken wie z.B. Nistkästen aus, die Ein Herz für für den Vogelschutzbund Holzarbeiten: produziert werden. Wolfgang Sauer Immer wenn ein Fest im Schloss ansteht, bereitet das Team eine Ausstellung vor, in deren Rahmen die handge- machten Produkte verkauft wer- den. Aber auch auf den Wohn- bereichen finden die hölzernen Kunstwerke ihren Platz. Schon seit 20 Jahren in der Werkstatt aktiv ist Wolfgang Sauer, der nach einem Unfall im Mai 1999 zu uns kam. Er lag lange im Koma und wurde auf dem Wohnbereich Karoline gepflegt. Nachdem es ihm bes- 14 Schloss-Postille
gern Billard und kegelte regelmäßig. geisterung sie teilt, hat vor ihrer Ehe eine Weil er auch im Schloss aktiv sein wollte, Ausbildung zur Laborantin absolviert begann er in der Werkstatt zu arbeiten. und war später als Hausfrau für ihren Bernhard Föller, den alle nur „Berni“ mittlerweile verstorbenen Mann nennen, begann mit 16 Jahren als Maurer und die Kinder da. Sie ist handwerk- zu arbeiten und hatte 1996 auf dem Weg lich begabt und arbeitet gern mit zur Arbeit einen schweren Unfall. Seit dem Werkstoff Holz. Moni Müller Oktober 1997 wohnt er im Haus Ysen- kam nach Anregung unserer Mitar- burg, wo er auch seine Frau kennenlern- beiterin Franziska Schultheis in die te, die 2007 verstarb. Seitdem fühlt er Werkstatt. sich ein bisschen einsam und würde gern Der Vierte im Werkstatt-Bunde wieder eine Lebensgefährtin finden, die ist Peter Stremel. Er lebt seit Oktober seine Leidenschaft für das Reisen in wär- 2010 im Haus Ysenburg. Er war anfangs Mit Spaß dabei: mere Gefilde teilt. Alle zwei Jahre nimmt bettlägerig und immobil. Dank der Peter Stremel er an einer großen Gruppenreise intensiven Pflege und Betreuung der teil, was ihn schon nach Spa- Mitarbeitenden des Hauses be- nien und bis nach Florida/ gann er aber bald wieder USA führte. In der Holz- selbstständig zu gehen und werkstatt ist Berni beschäftigt sich gern mit Föller, der gern ab- einfachen Tätigkeiten wie Über weitere wechslungsreiche z.B. dem Fegen der Stra- helfende Hände Arbeiten ausführt, ße. Er ist, trotz mangeln- würde sich das seit 1998 tätig. der Kommunikationsfä- Team aus der Monika Müller, higkeit, gern mit seinen Schlosswerkstatt lebt seit einem Mitbewohner*innen zu- sehr freuen. Schlaganfall im Janu- sammen und gut integ- Bei Interesse ar 2008 im Haus Ysen- riert und akzeptiert. Die sprechen Sie Ein Händchen burg. Die Mutter von drei Holzwerkstatt besucht er einfach Thomas für Holz: Söhnen, deren Fußballbe- schon seit rund acht Jahren. ah Rott an. Moni Müller Auch auf dem Fensterbrett kann man gärtnern: Im Foyer des Haus im Park steht am Fenster ein Alpenveilchen, das eine Samenkapsel hervorgebracht hatte. Unser Bewohner Jörg Nobiling, aus der Hausgemeinschaft Bärlauch, säte den Foto: Marianne Nobiling Samen am Fenster seines Zimmers aus und erhielt drei Pflanzen, von denen eine Ende Januar 2021 erblühte. Ausgabe: 01 /2021 15
Nachgefragt: Mitarbeitende im Interview Heute stellen wir Ihnen Gabriela Gulasova vor, die nach 3-jähriger, erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zur Altenpflegerin in unseren Pflegeeinrichtungen am 1. Oktober 2020 Fo als examinierte Pflegefachkraft in unser Haus to s: i lk S eK i pp ha n im Park übernommen wurde. Ihr Name: Erstens, dass das Schloss als historisches Gabriela Gulasova Gebäude natürlich schon etwas sehr Außergewöhnliches ist. Aber auch sonst Ausgeübter Beruf im Schloss gefällt mir einfach alles hier sehr gut. Es Meerholz? ist wunderbar hier zu arbeiten. Altenpflegerin im Haus im Park. Hatten Sie einmal ein besonderes Ihr Traumberuf als Kind? Erlebnis während der Arbeit? Kfz-Mechanikerin, Na ja, man erlebt eigentlich täglich Friseurin (abgeschlossene Ausbildung). etwas Besonderes als frische Pflege- fachkraft. Die Sterbebegleitung und Was war Ihr bestes und was Ihr auch der Tod stellten sich mir als große schlechtestes Fach in der Schule? Herausforderung dar. Als ich es dann Mathe war nicht so meins, hab ich aber aber das erste Mal miterlebt habe, war auch hinbekommen; ich war eine gute es gar nicht so schlimm, wie ich es mir Schülerin. Mein Lieblingsfach war tat- vorgestellt habe. Das war eine meiner sächlich Chemie. besonderen Erfahrungen. Welchen Beruf – vom ausgeübten Welche Hobbys haben Sie? abgesehen – hätten Sie gern? Sport, Musik und Sudoku. Ich bin zufrieden, so wie es ist. Was essen und trinken Sie am Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit liebsten? Menschen helfen, ihnen Unterstützung Am liebsten trinke ich Wasser. An Essen geben und sie anleiten und begleiten, mag ich alles gern, nur keine Ente und ärztliche Verordnungen ausführen, Medi- keinen Hasen. Das liegt daran, dass kamentenverabreichung, intramuskuläre meine Mutter Enten gezüchtet hat und Injektionen geben. ich als Kind beim Schlachten dabei war; das fand ich nicht so schön. Naja. und Was gefällt Ihnen am Schloss Hasen … die sehe ich als Haustier … und Meerholz besonders? Haustiere kann man nicht essen. 16 Schloss-Postille
Was ist Ihr Lieblingsurlaubsort? Mein Leitspruch: Ich würde sagen: Egal wohin, hauptsa- che Meer, Sonne und Strand. „Behandele alle Menschen An welchen Ort, an dem Sie noch nie waren, würden Sie gern reisen? so, wie du selbst behandelt Ich habe mich intensiv über Montenegro werden möchtest“ informiert und mir dazu schon viele Gabriela Gulasova schöne Fotos angeschaut. Das wäre ein großer Wunsch von mir. Welche Musik hören Sie am liebsten? Ich komme aus der Slowakei und mag auch besonders die serbokroatische Was ist Ihr größter Wunsch? Musik. Die höre ich gern auch zusammen So lange wie möglich gesund zu bleiben; mit meinen serbischen Freunden. alles andere kommt dann von alleine. Haben Sie ein großes Vorbild? Was macht Sie glücklich? Ja, das ist meine Schwester! Sie arbeitet Dass ich gesund bin und dass man hier seit vielen Jahren auch hier im Schloss, so ein gutes Leben führen kann. Mehr im Haus Ysenburg. braucht man nicht, um glücklich zu sein. Gabriela Gulasova bei der Vorbereitung der Medikamenten- ausgabe für die Bewohnerinnen und Bewohner des Haus im Park Ausgabe: 01 /2021 17
Innovationen in der Pflege Ein Erfahrungs- bericht unserer Mitarbeiterin Bettina Sabat mit dem Qwiek.up – Foto: Sandy Hauptvogel einem mobilen Gerät, das Bilder und Filme an Wand oder Decke Sie lesen hier keinen Werbeflyer für das man in eine andere Welt ein. Nicht ohne projiziert und Qwiek.up, sondern einen sehr persön- Grund sehe ich bei einer unserer Bewoh- mit darauf lich geprägten Erfahrungsbericht. Und nerinnen ein strahlendes Gesicht und vor abgestimmten ich war zu Beginn bestimmt kein Befür- Freude leuchtende Augen, wenn sich die Klängen ein worter des Gerätes. Meine Haltung Decke über ihrem Bett in ein Aquarium konnte man als überaus skeptisch, wenn verwandelt oder sie scheinbar durch eine audiovisuelles nicht sogar rückblickend als etwas vor- verschneite Landschaft fährt. Erlebnis für urteilsbehaftet bezeichnen. Sie müssen Eine unserer Bewohnerinnen, die im- Menschen mit wissen, dass ich kein großer Freund von mer wieder voller motorischer Unruhe Demenz und Radio- oder Fernsehberieselung bin und ist, lächelt wenn sich ihr Zimmer in eine Wachkoma das neue Gerät innerlich in eben diese Blumenwiese mit riesigen Blüten ver- patienten Schublade steckte. Aber all das hat mit wandelt. Zum Geräusch der summenden dem Qwiek.up tatsächlich nichts zu tun. Bienen, die von Blütenkelch zu Blüten- bietet. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass kelch fliegen, schließt sie entspannt die wir sogenannten kultivierten Menschen Augen und kommt zur Ruhe. der Industrienationen doch im Inneren Die Beispiele sind zahlreich, sie alle eine ganz selbstverständliche und ur- aufzuführen, würde den Rahmen spren- sprüngliche Naturverbundenheit in uns gen. Ich jedenfalls habe alle Bedenken tragen, oder welchen anderen Grund es gegenüber dem Qwiek.up über Bord haben mag, dass wir uns dem Effekt geworfen. Unzählige Themenwelten las- scheinbar schwerelos vorbeiziehender sen sich mit unterschiedlichen Erlebnis- Tiefseefische zu Klavierklängen oder ei- modulen in die Bewohnerzimmer holen. nes im Sonnenschein glitzernden Bach- Wir laden die Natur zu uns ein, und mit laufs im Wald einfach nicht entziehen von Angehörigen bespielten USB-Sticks können. Wenn die Bilder über eine ganze voller Videos oder Familienfotos können Produktfoto: Qwiek GmbH Wandbreite oder an die Zimmerdecke wir gerade in diesen schwierigen Zeiten, projiziert werden, als befänden wir selbst in denen die sozialen Kontakte aus trifti- uns innerhalb der zauberhaft anmuten- gen Gründen beschnitten sind, die Fami- den Landschaften, heben sich räumliche lie zu unseren Bewohnern ans Bett ho- Begrenzungen auf, und es ist als tauche len. Bettina Sabat 18 Schloss-Postille
Erlebnisse aus meiner Laufbahn als Organistin Zum Instrument des Jahres 2021 wurde von diesem herrlichen Instrument. In Ein Beitrag die Orgel auserkoren. Sie ist ein wichtiger unserem niedersächsischen Kreisstädt- unserer Bestandteil unserer Musikkultur. Die chen lernte ich das Spielen auf der Or- Gastautorin meisten Orgeln der Welt befinden sich in gel. Ich arbeitete zu jener Zeit in einem Ingrid Kerbel Deutschland. Die älteste Orgel war wohl Büro, das zugleich das Wohnzimmer des die Hydraulis, ein mittels Tasten gespiel- Chefs war. In der Mittagspause – von 12 aus Erlensee tes Pfeifeninstrument, das im 8. Jahrhun- bis 14 Uhr – musste ich mein Büro auf- dert in Westeuropa in Kirchen eingesetzt räumen und es verlassen, zumal der wurde. Pippin der Kurze erhielt 757 vom Chef nebst Sohn zum Mittagessen ka- byzantinischen Kaiser Konstantin als Ge- men. Egal, ob Regen oder Sonne, ich be- schenk eine Orgel. 824 wird von einer Or- gab mich in die Stadt, aß unterwegs gel im Aachener Münster berichtet. meine Stullen auf und schaute mir die Ich glaube, dass jeder, der eine Kirche Schaufenster an. Doch irgendwann war betritt und die ergreifenden Klänge ei- ich gelangweilt von den stets wiederho- ner Orgel vernimmt, fasziniert von der lenden Auslagen, so setzte ich mich bei Klangfülle ist. gutem Wetter auf ein Bänkchen, bei Ich selbst spiele seit dem Jahre 1958 schlechtem Wetter in die Kirche und las. Orgel und bin nach wie vor beeindruckt Dabei kam mir die Idee, das Orgelspie- Foto: PhotoGrafix auf Pixabay Ausgabe: 01 /2021 19
Foto: Hans Braxmeier auf Pixabay len zu erlernen. Der damalige Organist Dann sind da noch die Tonumfänge, gab mir einmal in der Woche Unterricht, mitunter fehlen die oberen Töne, weil in den anderen Mittagspausen übte ich. die Tastatur zu kurz geraten ist. An ei- Da ich viel und gern spielte und des nem Heiligen Abend wollte ich in mei- öfteren in unserem Dorf den sonntägli- nem Heimatdorf ein großes Werk von chen Gottesdienst begleitete, hatte ich Bach spielen, bloß reichten weder die im Laufe der Jahre soviel Routine, dass Klaviatur noch das Pedal für das um- ich gern als Vertretung gerufen wurde. fangreiche Präludium aus, sodass ich ein In summa summarum 14 Kirchen unse- anderes Stück wählen musste. So res Kirchenkreises tat ich Dienst. Hinzu kämpft sich ein Organist durch die kam, dass wir einen VW Käfer besaßen. Orgelwelt. Weil die wenigsten Geistlichen jener Wo wird das Ding nur angestellt? Mal Zeit über ein Automobil verfügten, war befindet sich der Schalter unter dem ich ein willkommener Partner, denn ich Spieltisch, in einer anderen Kirche ne- holte die jeweiligen Pfarrer von zu Hau- ben der Notenauflage. Ein Schalter se ab und fuhr sie nach den Gottesdiens- neben den Registern? Hoffentlich geht ten wieder nach Hause. nicht die Vaterunserglocke an. Und hin- ter der Orgel befindet sich ein gefährlich Jede Dorforgel ist ein Kuriosum aussehendes schwarzes Ungetüm mit Nun zu den Dorforgeln: sie sind ein Kapi- Griff. Ob man damit die Orgel in Gang tel für sich. Es fängt bereits mit der kriegt? Wenn man glücklicherweise den Schlüsselsuche an. Wenn man viel Glück Motor endlich in Bewegung gebracht hat, steckt dieser im Schloss, doch hin hat, kommt ein weiteres Problem auf: und wieder hängt er an einer Seite des Wo ist der Lichtschalter? Instruments oder befindet sich gar unter Allerdings ist das schlimmste Übel, dem Spieltisch. Im schlimmsten Fall was einem Organisten passieren kann, muss man den Küster oder Pastor aufsu- ein Heuler. Hier muss herausgefunden chen. Hat man endlich den Schlüssel werden, in welchem Register der Ton aufgetrieben, überraschen der Spiel- klemmt und dieses Register darf keines- tisch sowie die verschiedenartigen Re- falls benutzt werden. gister. In einer Kirche fand ich die Regis- Sonderbare Dinge sind mir in meiner ter über dem Spieltisch in Höhe des Organistenlaufbahn passiert. Üblicher- Kopfes. Folglich muss der Organist die weise lag in jedem Gotteshaus der „Mer- Arme heben, um die jeweiligen Register seburger“, ein dicker Wälzer mit langen zu ziehen. Meistens gibt es lediglich ein und kurzen Choralvorspielen. Weil ich Manual, dessen Tastatur auf Kniehöhe nicht jedesmal den schweren Band mit- angebracht ist. schleppen wollte, verließ ich mich dar- Die Orgelbank ist durchweg nicht auf, dass dieser Notenband in jeder Kir- verstellbar. Eine kleine Person erreicht che vorhanden sei. Jedenfalls passierte, nur mit Verrenkungen das Pedal, ein was nicht passieren darf, ausgerechnet großer Mensch stößt unwillkürlich mit in der Kreiskirche, in der der Superinten- den Knien an das Manual. dent noch dazu den Gottesdienst hielt, 20 Schloss-Postille
war die Seite herausgerissen worden, dem Vorspiel beginnen, als mir ein ne- dessen Vorspiel ich eingeübt hatte. Ver- ben mir stehender Blasebalgtreter zu- zweifelt spielte ich ein Stück, das gar flüsterte: „Sie dürfen noch nicht spielen, nicht zu dem Lied passte, lediglich die der Graf ist noch nicht da!“ Mit einem Tonart stimmte. Mal öffnete sich die Eingangstür und eine hohe Gestalt betrat den Raum. Der geheimnisvolle „Kalkant“ „Das ist der Graf“, raunte mir der Mann Etwas Eigentümliches entdeckte ich in zu, „jetzt dürfen Sie spielen.“ einer anderen Dorfkirche. Während der Zahlreiche skurrile Vorkommnisse er- Predigt schaute ich mir die verschiede- lebte ich bei meinen massenhaften Ver- nen Register an und erblickte ein seltsa- tretungen. Noch ein ungewöhnliches Er- mes Register, dessen Namen ich bis dato lebnis erzähle ich als letztes. Während noch nie gehörte hatte. „Kalkant“. Neu- einer Beisetzungfeier in einer Friedhofs- gierig geworden zog ich dieses Register, kapelle saß ich am Harmonium, ver- und oh Schreck, es fing an zu klingeln. steckt hinter etlichen umfangreichen Ich hätte mich am liebsten verkrochen, Buchsbäumen. Vier livrierte Leichenträ- denn die Kirchengemeinde schaute ger hatten ebenfalls Platz hinter den Ge- grimmig zu mir hoch. Später erfuhr ich, dass der Kalkant der Bälgetreter einer Orgel ist. In früheren Zeiten wurden die „Ich hoffe, dass es auch weiterhin Orgeln nicht elektrisch betrieben, des- halb saß der Blasebalgtreter hinter der Organisten geben wird, die Orgel und wartete auf das Klingelzei- chen, um die Bälge zu treten. bereit sind, sonntags die Orgeln Mitunter wäre solch Klingelzeichen zu schlagen.“ vorteilhaft, denn als ich einmal eine Trauung begleitete, geschah folgendes: Der Strom war ausgefallen, also stand wächsen genommen und warteten auf hinter der Orgel ein Mann, um die Bälge ihren Einsatz. in Gang zu bringen. Als das nächste Lied Urplötzlich und mit einer stoischen angekündigt wurde und ich anfangen Ruhe zog einer der Männer seine Stullen wollte zu spielen, tat sich rein gar nichts. hervor, wickelte sie aus dem Papier und Plötzlich hörte ich, wie einer rief: „Karl, biss genüsslich hinein. Meinen entsetz- fang sofort an zu treten.“ Mit einem Jau- ten Blick beantwortete er mit einem Lä- len begann sich das Ungetüm von Orgel cheln und murmelte: „Fräulein, wollen in Bewegung zu setzen. Sie auch ne Stulle?“ In der kleinen gotischen Kapelle des Nicht nur diverse Orgeln lernte ich bei Schlosses Söder durfte ich einen Got- Vertretungen kennen, auch kleine, einige tesdienst begleiten. Die Orgel befindet große, schöne, sehenswerte, historische sich links vom Altar, sodass die Gläubi- Kirchen sowie viele Pastorinnen und Pas- gen den Organisten sehen. Die Glocken toren, Lektorinnen und Lektoren, Küste- hörten auf zu läuten, und ich wollte mit rinnen und Küster. Ingrid Kerbel Ausgabe: 01 /2021 21
Die Geschichte des Rhabarbers Foto: Sarah Kallend auf Pixabay Die großen Blätter Ursprünglich kommt der Rhabarber aus bau wird aus England aus der Gegend des Rhabarbers Ostasien, wo er bereits vor 5.000 Jahren um Chelsea berichtet. In Deutschland finden in der Küche erstmals Erwähnung findet. Laut alten soll es Rhabarber seit 1840 gegeben keine Verwendung. Überlieferungen nutzten ihn die Chine- haben, vorwiegend in Norddeutschland. Begehrt sind nur sen als Heilmittel bei Verdauungsprob- Rasch trat der Rhabarber seinen Sieges- die rotgrünen lemen sowie als Aphrodisiakum. zug durchs ganze Land an, sodass vor Stängel. Im 18. Jahrhundert fand er seinen dem zweiten Weltkrieg eine Anbauflä- Weg nach Europa. Über den ersten An- che von 1.700 Hektar gezählt wurde. Bis in die neunziger Jahre reduzierte sich diese auf ca. 300 Hektar. Obwohl der Rhabarber vorrangig als Kompott, für Süßspeisen, Marmeladen oder in Kuchen verwendet wird, gehört er doch zu den Gemüsen und nicht zum Obst, wie man meinen könnte. Je nach Witterung beginnt die Rha- barberzeit Anfang April und geht, wie beim Spargel, bis zum 14. Juni (Johan- nistag). Danach sollte er bis ins nächste Jahr nicht mehr verspeist werden, da er immer saurer wird und große Mengen an Oxalsäure bildet, die in hoher Kon- zentration für den menschlichen Körper schädlich sind. Bettina Stadtländer Foto: Di Reynolds auf Pixabay 22 Schloss-Postille
Rezept-Tipp Leckeres aus der Schlossküche Bettis Rhabarberkuchen Zutaten Zubereitung Für den Teig • Rhabarber schälen, waschen und in 2–3 cm große Stücke schneiden 200 g weiche Butter • Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen 200 g Zucker 3 ganze Eier • Butter, Zucker, Vanillezucker, Eier und Eigelb vermixen, dann langsam 4 Eigelb Mehl, Backpulver und Speisestärke zugeben und unterrühren 2 Päckchen Vanillezucker • Backblech fetten und die Masse gleichmäßig darauf verteilen, dann die 250 g Mehl Rhabarberstücke darauf verteilen 100 g feine Speisestärke • Alles für 25 Minuten backen 1 ½ Teelöffel Backpulver • Während der Backzeit Eiweiß steif schlagen und vorsichtig die Für den Belag gemahlenen Mandeln, Zucker und Zitronensaft unterheben 1,5 kg frischen Rhabarber • Das Backblech aus dem Ofen nehmen und die vermischte Eiweißmasse 200 g Zucker gleichmäßig auf dem Kuchen verteilen 100 g gemahlene Mandeln • Kuchen nochmals für ca. 15–20 Minuten backen 4 Eiweiß 1 Esslöffel Zitronensaft Guten Appetit! Bettina Stadtländer, Hauswirtschaftsleitung Foto: Astrid Henze Foto: Steve Buissinne auf Pixabay 23 Schloss-Postille
Carpe Diem – Nutze den Tag… Heilerziehungspfleger/ Ergotherapeut / Physiotherapeut / Musiktherapeut / Arbeitstherapeut (m/ w/d) ab sofort für die Tagesgestaltung der Bewohner*innen in unserem Haus Ysenburg gesucht Das Haus Ysenburg pflegt und betreut sowohl „pflegebedürftige Menschen mit psychischer Erkrankung und/oder seelischer Behinderung und/oder Abhängigkeitserkrankung in Verbindung mit Comorbidität (sog. KoComo)“ als auch „pflegebedürftige Menschen mit organisch bedingten Persönlichkeitsstörungen in der Phase F“. Wir wünschen uns Wir bieten • Eine abgeschlossene Berufsausbildung • Vergütung nach AVR-HN • Erfahrungen in der Eingliederungshilfe, • Dienstgeberfinanzierte Altersvorsorge Neurologie, Psychiatrie (wünschenswert) im Rahmen der kirchlichen Zusatz • EDV-Kenntnisse versorgungskasse • Flexibilität • Fachliche Unterstützung und qualifizierte • Einfühlungsvermögen Einarbeitung • Selbständiges Arbeiten • Eine wertschätzende Unternehmenskultur • Teamfähigkeit auf Grundlage des christlichen Menschen- • Geduld bildes • Fahrerlaubnis B Pkw/ Kleinbusse • Interessante Fort- und Weiterbildungs (alt: FS 3) möglichkeiten Werde auch du ein guter Geist der Schlossfamilie – egal ob in Teilzeit oder Vollzeit – und bewerbe dich bei: Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz Gloria Weigand, T: 0 60 51 / 60 09 - 119 Hanauer Landstraße 2 – 10 | 63571 Gelnhausen bewerbung@schloss-meerholz.de | www.schloss-meerholz.de Die Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz sind eine Einrichtung des Evangelischen Vereins für Innere Mission Frankfurt, www.innere-mission-ffm.de Die Angaben zu den Informationspflichten nach §17 DSG‐EKD finden Sie unter www.innere‐mission‐ffm.de/meta/ datenschutz/. Wenn Sie die Schoss-Postille, Hauszeitung der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz, nicht mehr erhalten wollen, teilen Sie uns das bitte schriftlich über info@schloss-meerholz.de oder postalisch mit. Impressum: Die Schloss-Postille erscheint dreimal pro Jahr und wird kostenlos abgegeben. Gestaltung: Astrid Henze Redaktion: Astrid Henze, Silke Kipphan, Bettina Stadtländer | Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Auflagenhöhe: 500 Herausgeber: Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz (Träger: Evangelischer Verein für Innere Mission, Frankfurt am Main, www.innere-mission-ffm.de), Hanauer Landstraße 2 – 10 | 63571 Gelnhausen | www.schloss-meerholz.de
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