Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit
   Salmonellen im Schweinebestand

                                                          C. Ratert
                                        Institut für Tierernährung
                   Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Übersicht

 • Wie ist die Situation zur Zeit in Deutschland?

 • Wie wird kontrolliert/erfasst bzgl. Salmonellen?

 • Welche Eintragswege sind von Bedeutung?
       Welche Rolle spielt die Fütterung?

 • Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
       Welche Fütterungsansätze gibt es?

 • Zusammenfassung
Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Übersicht

• Wie ist die Situation zur Zeit in Deutschland?
• Wie wird kontrolliert/erfasst bzgl. Salmonellen?

• Welche Eintragswege sind von Bedeutung?
       Welche Rolle spielt die Fütterung?

• Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
       Welche Fütterungsansätze gibt es?

• Zusammenfassung
Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
09.01.2018
                                                                                                   die Situation…

Folie: Visscher (2017)

                         Quelle:
 4

                         https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2016/Ausgaben/52_2
                         016_wotab49.pdf?__blob=publicationFile; Download: 10.05.2017
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die Situation…
 RKI 2017:        13.753 Fälle von Salmonellose beim Menschen im Jahr 2015;
                  12.881 Fälle von Salmonellose beim Menschen im Jahr 2016

 → Tendenz fallend,

 DENNOCH: Salmonellose beim Menschen: Zweithäufigste bakterielle Zoonose

 (nach Campylobacter-Infektionen mit 73.520 Fällen im Jahr 2016; RKI 2017)

 •      38,6 % der Fälle S. Typhimurium
 •      35,4 % S. Enteritidis
 •       2,3 % S. Infantis
 •       2,3 % monophasische S. Typhimurium
 •       2,2 % S. Derby
 •       1,8 % S. München

                                   Quelle: Epidemiologisches Bulletin 03/2017
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die Situation…

                 Lebensmittel

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die Situation…

      Quelle: http://www.bfr.bund.de/cm/343/salmonellen-in-nutztieren-lebens-und-futtermitteln-in-deutschland.pdf, Download: 10.05.2017

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Fütterungsmaßnahmen bei Problemen mit Salmonellen im Schweinebestand - C. Ratert Institut für Tierernährung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Übersicht

• Wie ist die Situation zur Zeit in Deutschland?

• Wie wird kontrolliert/erfasst bzgl. Salmonellen?
• Welche Eintragswege sind von Bedeutung?
       Welche Rolle spielt die Fütterung?

• Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
       Welche Fütterungsansätze gibt es?

• Zusammenfassung
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Wie wird kontrolliert/erfasst?
㤠2 Untersuchung
(1) Der Inhaber eines Endmastbetriebs (Untersuchungspflichtiger) hat Blutproben von Mastschweinen
seines Betriebs oder, soweit Betriebsabteilungen vorhanden sind, für jede Betriebsabteilung gesondert,
nach dem Stichprobenschlüssel der Anlage 1 entnehmen und in einer Einrichtung, die die Anforderungen
der DIN-Norm 17025/2005 *) erfüllt (Untersuchungsstelle), auf Antikörper gegen Salmonellen untersuchen
zu lassen. Die Probenahme ist auf alle Schweine eines Endmastbetriebs oder, soweit Betriebsabteilungen
vorhanden sind, getrennt nach Betriebsabteilungen auf alle Schweine der jeweiligen Betriebsabteilung,
gleichmäßig über das Jahr, jedoch frühestens 14 Tage vor deren Abgabe zur Schlachtung, zu verteilen.
(2) Die Probenahme im Endmastbetrieb ist entbehrlich, soweit der Untersuchungspflichtige sicherstellt,
dass die Schlachtkörper der von ihm zur Schlachtung abgegebenen Mastschweine anhand von in der
Schlachtstätte entnommenen Proben nach dem Stichprobenschlüssel der Anlage 1 serologisch auf
Antikörper gegen Salmonellen in einer Untersuchungsstelle untersucht werden. Absatz 1 Satz 2 gilt
entsprechend.[…]“
                                                          Zitat: Schweine-Salmonellen-Verordnung, 2007
Salmonellenmonitoring

Thomas May, QS Qualität und Sicherheit GmbH, Bonn Stand: Januar 2017;
zitiert in http://www.desintec.de/de/desintec_de/news_detailseiten/index~2.html;
Download am 10.05.2017
09.01.2018                                                                         10
die Situation…

     Thomas May, QS Qualität und Sicherheit GmbH, Bonn Stand: Januar 2017;
     zitiert in http://www.desintec.de/de/desintec_de/news_detailseiten/index~2.html;
     Download am 10.05.2017
09.01.2018                                                                              11
Übersicht

• Wie ist die Situation zur Zeit in Deutschland?

• Wie wird kontrolliert/erfasst bzgl. Salmonellen?

• Welche Eintragswege sind von Bedeutung?
    Welche Rolle spielt die Fütterung?
• Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
      Welche Fütterungsansätze gibt es?

• Zusammenfassung
Eintragsmöglichkeiten

„Eine Übertragung über belebte und unbelebte Vektoren spielt eine zentrale Rolle (siehe
Abbildung 1). Auf Grund der hohen Tenazität können als unbelebte Vektoren sowohl
Stallstaub, Kot/Gülle, Wasser, Weiden, Abwässer/Klärschlamm und Erdboden als auch
Futtermittel dienen. […]
Bei den belebten Vektoren kann der direkte Kontakt zwischen Menschen,
landwirtschaftlichen Nutztieren, Nagern, Insekten, Wildtieren, Heimtieren und Vögeln als
Ursache einer Infektion in Frage kommen“
                                                      Zitat: Dissertation Offenberg (2007)

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Eintragsquelle Futtermittel?
Salmonellen-kontaminierte Futtermittel: „nicht sicher“e Futtermittel
                                                               (VO (EG) 178/2002)

„Während für die nicht speziesadaptierten, nur sporadisch vorkommenden Salmonella-
Serovare (S. Agona, S. London, S. Manhatten, S. Thompson etc.) der Eintrag über
Futtermittel als vorherrschend angesehen wird, misst man den Futtermitteln im
Hinblick auf S. Typhimurium und S. Enteritidis keine oder nur geringe Bedeutung zu
(BISPING 1993).
Wenn Salmonellen in Futtermitteln nachgewiesen werden konnten, war dies häufig
eine Folge von Kontamination bzw. Rekontamination, da in der Regel die Keime
während der industriellen Bearbeitung der Futterkomponenten durch
Dekontaminationsmaßnahmen abgetötet werden. Eine Rekontamination kann während
des Transportes, der Lagerung oder der Herstellung von Mischfuttermitteln durch
Staub, Nager, Insekten oder auch Menschen erfolgen (DAVIES et al. 2004). “

                                                   Zitat: Dissertation Offenberg (2007)
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Salmonellen im Futter?                        Hartung 2013/2016

                                                                8,65
  9
  8
  7
  6
                                                        4,76
  5
                 3,95
  4
                                2,57          2,49
  3
                                       1,81
  2
      0,94
  1                     0,07
             0
  0

                    % Anteil Salmonella positiv

                                                  Folie: Visscher (2017)
Salmonellenprävalenz in FM

Zum Nachweis von Salmonellen in Futter- und Wasserproben
von Schweine haltenden Betrieben
                                Mischfutter                Tränkwasser
Betriebsart                 gesamt          positiv     gesamt       positiv        Autoren
                              (n)             (n)         (n)          (n)
                                                                                   Offenberg
- Ferkelerzeugung             1001)2)          0            46          0
                                                                                    (2007)
                                                                                    Visscher
- Schweinemast                1072)3)          0            97          0
                                                                                     (2006)
                                                                                     Meyer
unterschiedlich                136             1            95          1
                                                                                     (2004)
                                                                                  Battenberg
unterschiedlich                226             1            59          0
                                                                                    (2003)
1) 72Mischfutter auf dem Betrieb entnommen, zusätzlich 28 Proben im Mischfutter-Herstellerbetrieb
2) Nachweis kulturell
3) Nachweis zusätzlich mittels PCR
                                                                               Quelle: Kamphues
Salmonellenprävalenz in FM

▪ Status Rohwaren ist heute bekannt, Präventionsmaßnahmen
  sind etabliert, die Nachweisraten von Salmonellen im
  Mischfutter sind sehr gering
▪ Meistens findet man im Futter (z.B. S. Mbandaka im Futter
  2014, Quelle: Hartung 2016) andere Salmonellentypen als im
  Schwein
▪ Im Jahr 2014 handelte es sich bei positiven Proben (n=3;     Quelle:
  Hartung 2016) im Futter für Schweine ausschließlich um den
  Typ S. Mbandaka

                                             Folie: Visscher 2017, mod.
Salmonellenprävalenz in FM

Risikobewertung realistisch…
                                              https://www.schulbilder.org/malvorlage-waagschale-dl28359.jpg

▪ alleiniger Nachweis einer Salmonelle im Futter sagt nicht viel über
  das Ausmaß der Kontamination
▪ wenn Nachweis, dann vermutlich eher geringer Keimgehalte im
  Futter (z.B. 100 Keime pro kg Futter)
▪ infizierte Schweine hingegen können ohne Probleme auch mal
  100 Millionen Salmonellen mit nur einem Gramm Kot ausscheiden
▪ rein rechnerisch: 1 g von derart mit Salmonellen belastetem
  Schweinekot enthält genauso viele Salmonellen
  wie 1000 Tonnen Futter
                                             Folie: Visscher (2017), mod.
Übersicht

  • Wie ist die Situation zur Zeit in Deutschland?

  • Wie wird kontrolliert/erfasst bzgl. Salmonellen?

  • Welche Eintragswege sind von Bedeutung?
         Welche Rolle spielt die Fütterung?

  • Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
       Welche Fütterungsansätze gibt es?

  • Zusammenfassung
Mögliche Mechanismen

                       Folie: Visscher 2017
Ansätze zur Bekämpfung

Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
• Eintrag verhindern/vermindern

• Aufnahme reduzieren (Stallhygiene, Reinigung, Desinfektion)

• Haftung/Vermehrung im Tier reduzieren

• Ausscheidung reduzieren

                                  → Fütterungsansätze?
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

                  Quelle: Kamphues et al. 2007, Übersichten zur Tierernährung 35
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

 Einflussfaktoren seitens der Fütterung mit besonderer Bedeutung für
 die Salmonellen-Seroprävalenz in Mastschweinebeständen
 (LO FO WONG et al. 2004)
 Einflussgrößen                                                    odds ratio1)         p

   - Konfektionierung, pelletiert, trocken angeboten                     1              -

                           nicht-pelletiert, trocken angeboten        0,572)          0,0007

                           nicht-pelletiert, feucht angeboten         0,422)            -

   - Futtermittel,         ohne Molkezusatz                            1,00             -

                           mit Molkezusatz                             0,39            0,02
 1) Maß zur Charakterisierung des Risikos für eine Seropositivität eines Bestandes;
 2) Ergebnisse nicht signifikant unterschiedlich
                                                                       Quelle: Kamphues
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

Wintermann (2011):         Effekte der Futterstruktur und des TS-Gehalts des Futters auf die
                           Beschaffenheit des Mageninhalts

                                                                 Folie Visscher (2017), mod.
Ansätze zur Bekämpfung
  Futterstruktur/-konfektionierung

                                                                                                   pH                                                          pH
                                               a
                                                           a                                                             b
                                    5,5        5,2 a             a
                                                                5,5           5,2                 5,5         5,2         ab
                                                    4,8
                                                          4,9
                                                                                    4,8
                                                                                          4,9
                                                                                           4,9                ab4,8 4,9
                                                                                                                     5,0
                                                                                                                    4,9
                                                                                                                          4,7
                                                                                                                                                      5,0
                                                                                                                                                       4,9
                                                                                                                                                      4,9
                                                                                                                                                             4,7
                                                                                                                                                                                    5,0
                                                                                                                                                                                    4,9
                                                                                                                                                                                          4,7
                                                                                                                                                                                                                4,9
                                    5,0                         5,0
                                                                4,7                               5,0
                                                                                                 4,7
                                                                                                  4,7                    4,7
                                                                                                                         4,7                                  4,7
                                                                                                                                                             4,7                          4,7                         4,7
                                                                              4,5                             4,5 a                      4,5
                                    4,5                         4,5                               4,5              4,1
                                                                                    4,1                       4,1 4,1                    4,1 4,1
                                                                                                                                             4,1                         4,1 4,1
                                    4,0                         4,0                               4,0
                                    3,5                         3,5                               3,5
                                                                                                                                          3,0 2,9                        3,0 2,9                      3,0 2,9
                                    3,0                         3,0                               3,0
                                    2,5                         2,5                               2,5
                                                   pH                               pH                              pH                                                        pH
                                    2,0                         2,0                               2,0
                                                   5,5 1
                                                                         a            12                        5,5 213 5,2
                                                                                                                                         b           324                           43                           4
5,5    5,2                 5,5     5,2                          5,2
                                                                          5,0
                                                                                a                         5,0                          5,0      b                                                   5,0
                   4,9                       4,9
                                            4,9                            4,9
                                                                           4,9                           4,9
                                                                                                          4,9                          4,9
                                                                                                                                        4,9                            4,9
                                                                                                                                                                       4,9                                                  4,9
5,0          4,8         4,75,0          4,8      5,0
                                                 4,7
                                                4,7                   4,8      4,7
                                                                                4,7
                                                                                4,7                            4,7
                                                                                                               5,0
                                                                                                              4,7
                                                                                                               4,7              4,8           4,7
                                                                                                                                               4,7
                                                                                                                                              4,7                            4,7
                                                                                                                                                                             4,7                          4,7                     4,7
                                  4,5                           4,5                              4,5                                                       4,5
4,5                        4,5                     4,5         a a                                              4,5
                                        4,1                 4,1 4,1
                                                                 4,1
                                                                                                     4,1
                                                                                                 4,1 4,1                     4,1 4,1                             4,1                      4,1 4,1
4,0                        4,0                     4,0                                                          4,0
3,5                        3,5                     3,5                                                          3,5          a a                                             grobes Schrot Trockenfütterung
                                                                                             3,0 2,9                         3,0 2,9                         3,0 2,9                              3,0 2,9
3,0                        3,0                     3,0                                                          3,0                                                          grobes Schrot Flüssigfütterung

2,5                        2,5                     2,5                                                          2,5                                                          fein-pelletiert Trockenfütterung

2,0                        2,0                     2,0                                                          2,0                                                          fein-pelletiert Flüssigfütterung
               1                          21                            312                             423                        134                              24                          3                           4
      Wintermann (2011): Effekte von Futterstruktur und TS-Gehalt des Futters
                         auf den Mageninhalt – pH-Werte
      09.01.2018                                                                                                                                                    Folie Visscher (2017), mod.                             25
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

  Koop (2013)
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

 Mögliche Mechanismen im Magen
 schrotförmiges, grobes Futter führt zu:
          ▪   höheren TS-Gehalten im Mageninhalt
          ▪   tieferen pH-Werten im Fundus
          ▪   langsameren Passageraten
          ▪   höheren Fermentationsraten im Mageninhalt

 → Magenbarriere ↑
 → Salmonellen, die den weiteren Verdauungstrakt errreichen ↓
 u.a. Maxwell et al. (1970), Mikkelsen et al. (2004), Köttendorf (2009), Wintermann (2011), Bullermann (2012)
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

                                                                      Additive                                         Anteil von Partikeln (%)
                 Betrieb                 Gruppe
                                                              D1                          D2                           >1,0 mm
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

 Stärkegehalte im Blinddarminhalt von Schlachtschweinen

                                240

                                200
     Stärkegehalte in g/kg TS

                                160

                                120

                                 80

                                 40

                                  0
                                      BI        B II             B III

               Kontrolle (übliche Vermahlung)     Versuch (grobe Vermahlung)
                                                                Visscher (2006)
  09.01.2018                                                                      29
Ansätze zur Bekämpfung
Futterstruktur/-konfektionierung

 Mögliche Mechanismen im Dickdarm
 schrotförmiges, grobes Futter führt zu:
          ▪   vermehrter Stärkeanflutung im Dickdarm
          ▪   höherer Produktion flüchtiger Fettsäuren (u.a. Butyrat)
          ▪   Butyrat vermag Invasionsgene (v.a. auf SPI-1) von
              Salmonellen herab zu regulieren
          ▪   Hemmung der Invasion der Salmonellen

 → Invasion ↓
 → Haftung im „Refugium“?
                                   u.a. Papenbrock (2004), Visscher (2006), Gantois et al. (2006)
Ansätze zur Bekämpfung
Säurezusatz

Futtermitteldekontamination durch Säurezusatz?

          Quelle: Kamphues et al. 2007, Übersichten zur Tierernährung 35
Ansätze zur Bekämpfung
Säurezusatz

                         (Koyuncu 2013)
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Säuren

 ▪ Hygienisierung: Untersuchungen haben gezeigt, dass z. B.
   Produkte, die Ameisensäure, Propionsäure, Natriumformiat bzw.
   Kombinationen davon enthalten, in Konzentrationen von 0,9 bis
   1,5 % wirksam sind (cave: proteinreiche Einzelfuttermittel)
 ▪ Bei Einsatz im Alleinfutter etc. sind in der Praxis die Grenzen z.B.
   auch schon mal bei 0,8 % Ameisensäure erreicht (berechnet auf
   das Trockenfutter)
 ▪ einzelne Säuren wurden in Studien allerdings auch in höheren
   Konzentrationen eingesetzt; z.B. 2,8 % Milchsäure waren wirksam
   zur Senkung der Salmonellenbelastung von Ferkeln

                                                Folie: Visscher (2017), mod.
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Säuren

 kind of acid         dosage      observed effects/results/remarks       author

                                  in epidemiological studies without     NOLLET et al. 2004
 organic acids
                        n. a.     significant effects regarding          LO FO WONG et al.
 in general
                                  Salmonella prevalence                  2004

                                  mash diets including 1.2 % K-
 potassium-                       diformate resulted in significantly    PAPENBROCK et al.
                       1.2 %
 diformate                        reduced rate of positive samples       2005
                                  (feces: duration of shedding a.s.o.)

                                  after experimental infection in this
 formic/propionic                                                        HASSAN 2007
                       0.9 %      group reduced rate of positive
 acid                                                                    NEU 2007
                                  feces/duration of shedding 

 lactic acid            0.6 %     significant effects regarding
 formic acid            0.6 %     percentage of seropositive pigs at
                                                                         CREUS et al. 2007
 formic acid            0.8 %     slaughter but also on Salmonella
 lactic/formic acid   0.4/0.4 %   shedding in feces

                                                                          Quelle: Kamphues
  09.01.2018                                                                            34
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Probiotika

 die bulgarische Landbevölkerung…
 ▪   Elie Metchnikoff beobachtete
     (Nobelpreis Medizin 1908), dass der
     regelmäßige Konsum von
     Milchsäurebakterien (wie z.B. in Joghurt)
     positiv mit dem Gesundheitszustand und
     der Lebenserwartung der bulgarischen
     Landbevölkerung assoziiert war
       „Aufnahme bestimmter Bakterien über
      die Nahrung beeinflusst die Mikroflora im
      Darmtrakt positiv, indem gesundheits-
      schädliche Bakterien durch nützliche
      Bakterien verdrängt werden“
      (Metchnikoff, 1907)
                                                  http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d4/Elie_Metchnikoff_-
                                                  _Between_ca._1910_and_ca._1915_-_LOC.jpg

  09.01.2018                                                   Folie: Visscher (2017)                               35
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Probiotika

 das „neue“ Konzept…
                                                    26 Küken bekamen im Alter von 1-2 Tagen 0,5 ml Ingesta von adulten
                                                    Hähnen in den Kropf appliziert

 ▪   Nurmi u. Rantala (1973) waren die ersten,
     die der Etablierung einer stabilen Darmflora
     die Fähigkeit zuschrieben,
     z.B. Salmonelleninfektionen beim Geflügel
     zu verhindern:
       Competitive-Exclusion-Konzept - frühe
      Etablierung einer Normalflora, wie sie für
      adulte Tiere üblich ist/Erhaltung/
      Wiederherstellung derselben (z.B. nach
      antibiotischen Behandlungen), so dass bei
      möglicher, späterer Exposition eine
      Infektion im Tier keine/eine geringere
      Möglichkeit zur Etablierung erhält

  09.01.2018                                                    Folie: Visscher (2017)                             36
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Probiotika

 tiermedizinische Indikationen…
 ▪ früh im Leben des Ferkels zum Aufbau einer
   stabilen Darmflora; ggf. bereits mit der Sau                         Prävention
   beginnen
 ▪ begleitend, wenn dysbiotische Zusände zu
   erwarten sind
          •    Futterumstellungen                                        Begleitend
          •    hohe Erregerkonzentration in Umgebung
          •    infolge antibiotischer Behandlungen
          •    geschwächtes Immunsystem
 ▪ nach einer antibiotischen Behandlung bis zur                       Rekonvaleszenz

   erwarteten Stabilisierung der Darmflora
  09.01.2018                                           Folie: Visscher (2017)         37
Ansätze zur Bekämpfung
Zusatz von Probiotika

 Einsatz in der Praxis…einige Beispiele aus der Literatur
 wenn dysbiotische Zustände zu erwarten sind / vorliegen…
 ▪   Taras et al. 2006: signifikant geringere Prävalenz von
     Durchfall (21 vs. 38 %) bei abgesetzten Ferkeln bei
     unveränderter KM-Zunahme, Futteraufnahme und
     Futteraufwand (E. faecium – Einsatz)
 ▪   Casey et al. 2007: probiotische Kombination aus
                                                                          Begleitend
     5 Stämmen verbesserte den klinischen und Verlauf
     einer Salmonelleninfektion bei reduziertem Nachweis
 ▪   Szabó et al. 2009: signifikant höhere
     Salmonellenausscheidung in der E. faecium-
     supplementierten Ferkelgruppe                                        Rekonvaleszenz
 ▪   Hempel et al. 2012: begleitende Gabe von Probiotika
     reduziert das Risiko einer Antibitika-assoziierten
     Diarrhoe beim Menschen (RR:0,58; Meta-Analyse)
  09.01.2018                                               Folie: Visscher (2017)    38
Ansätze zur Bekämpfung
Weitere neuere Ansätze

    1. Effekte von Roggen?

    2. besondere FM: Tobinambur, Inulin…?

    3. Butyrat-haltige Additive?

    4. rohe Kartoffelstärke?

    5. kontrollierte Fermentation von Flüssigfutter?

  09.01.2018                                           39
Ansätze zur Bekämpfung
Einsatz von Roggen? Topinambur? Inulin?

  ▪        Roggen weist höheren Anteil an „Ballaststoffen“ u.a. auch Fructane auf

  Getreideart                Stärke             Rfa            NDF          NSP        „Ballaststoffe“   Fructane
                               g                 g              g            g                g             g
  Weizen                       652               30             185          107               169        13 - 14

  Roggen                       635               26             270          142               264        41 - 44

  Faktor1)                     0,97             0,87           1,46         1,33               1,56        4,15
      1)
       Roggen : Weizen;
      Quellen: JEROCH et al. (1999); HANSEN et al. (2003); RAKHA (2011); VON FELDE et al. (2014)

  ▪        Topinambur enthält Inulin (auch ein Fructan)

  ▪        Polyfructane enzymatisch nicht abbaubar (bakt. Fermentation im Dickdarm)
  ▪        Butyrat-Konzentration im Dickdarm↑

  09.01.2018                                                                            Folie: Kamphues (2017), mod.
                                                                                                                 40
Ansätze zur Bekämpfung
Weitere neuere Ansätze

    1. Effekte von Roggen?

    2. besondere FM: Tobinambur, Inulin…?

    3. Butyrat-haltige Additive?

    4. rohe Kartoffelstärke?

    5. kontrollierte Fermentation von Flüssigfutter?

  09.01.2018                                           41
Der Verdauungstrakt des Schweines - schematisch

        Magen                       Dünndarm                                   Dickdarm

                                                                            Mikroorganismen
                                                                              fermentieren,
                                                                            bauen Nährstoffe
                                                                              ab und bilden
                                                                        daraus

                                        pcv                                C2 = Essigsäure
                                                                              C3 = Propionsäure
                                                                                  C4 = Buttersäure
             1.   Vermahlung ↑↓ des Futters/Getreides, Proteinträgers
             2.   Masse, insgesamt vom Dünndarm  Dickdarm
             3.   Nährstoff-Art, die den Dickdarm erreicht
                      Rfa, Pectine                                       Essigsäure (C2) ↑
                      Stärke (z.B. rohe Kartoffelstärke)                 Propionsäure (C3) + Butters. ↑
                      Inulin, Polyfructane, Arabinoxylane                Buttersäure (C4) ↑↑

09.01.2018                                                        Folie: Kamphues (2017), mod. 42
Ansätze zur Bekämpfung
kontollierte Fermentation von Flüssigfutter

   24-48 stündige Inkubation der (Vor-) Mischung unter „kontrollierten
   Bedingungen“ – Beimpfung mit Milchsäurebakterien

   ➢Keimzahl an Laktobazillen↑

   ➢Milchsäure-Gehalt↑ (etwa 120 mmol/kg nach 24 h)

  09.01.2018                                                             43
Zusammenfassung
 Kein Konzept bringt eine absolute Salmonellen-Freiheit

 Es muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden

   •    Eintragsquellen erkennen und eliminieren
        Angelieferte Schweine kontrollieren?! (s. Diss. Offenberg)

   •    Risiken für Haftung/Vermehrung/Ausscheidung minimieren
        (z.B. antibiotische Behandlungen)

 Langfristige Bekämpfung über verschiedene Wege notwendig

 Die Optimierung der Fütterung ist dabei nur ein Aspekt!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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