Gottesdienst zur Bibelwoche 2.Sonntag nach dem Erscheinungsfest, 17.Januar 2021 10 Uhr
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Gottesdienst zur Bibelwoche 2.Sonntag nach dem Erscheinungsfest, 17.Januar 2021 10 Uhr Text Lukas 7, 36-50 und Abkündigungen Stefan Heide Vorspiel Zum Gottesdienst heute am 2. Sonntag nach dem Erscheinungsfest begrüße ich Sie recht herzlich. Dabei geht es um Begegnungen mit Jesus, von denen uns das Lukasevangelium berichtet. Die drei Texte setzen dabei ganz unterschiedliche Schwerpunkten. Heute geht es um das Thema Liebe und Vergebung. In welchem Verhältnis stehen beide zueinander? Dabei ist zudem interessant, wie Lukas mit seinem Evangelium Jesus den Römern nahebringen will und welches Umfeld er sich dazu aussucht. 1.Lied EG 445, 1.3+5 Gott des Himmels und der Erde Im Namen des … Amen Wir wollen beten: Gott, du Vater Jesu Christi und unser aller Vater, dein Wort ist lebendig und spricht zu uns. Du willst unser Interesse am Glauben wecken und wachhalten. Du schenkst uns deine Liebe und deine Vergebung. Du schenkst uns Frieden durch Jesus Christus. Segne unser Hören und sei du jetzt bei uns. Amen In der Stille vertrauen wir Gott an, was wir auf dem Herzen haben und was uns bewegt: Abschluss Orgel mit EG 575 Komm göttliches Licht Liebe Gemeinde! Einleitung Der Evangelist Lukas kann wirklich gekonnt Gleichnisse und Geschichten erzählen. Ob dieser Fähigkeit bewundere ich ihn. Dieser gebildete Mann weiß, was in der Politik geschieht. Ihn zeichnen seine Nähe zu Israel und sein Interesse am Volk Gottes aus. Er kennt die römische Literatur seiner Zeit. Dabei lässt Jesus sich auf römische Verhältnisse einlässt bei diesem Mahl, wo die Gäste zu Tische liegen, und das im Hause des Pharisäers Simon. Vielleicht will Lukas damit bei den Römern für Jesus werben, dass unser Herr und sein Evangelium auch für sie offen und aufgeschlossen sind. Jesus folgt der Bitte des Simons. Er lässt sich einladen. Er bildet eine Art Star- und Vorzeigegast. Simon sorgte schon im Vorfeld für eine gute Gesprächsatmosphäre. Es wurde über Gott, die Welt und sonstige Themen geredet. Diese Frau, die kein Wort redet, steht mit ihrem Auftritt plötzlich im Mittelpunkt. Dann die Feststellung: „Denn sie hat viel geliebt!“ Denn es gab viele Sünden, die ihr zu vergeben waren! Lukas wahrt die Diskretion. Er verschweigt den Namen dieser Frau. Er lässt weiter offen, ob diese Begegnung zwischen der Frau, Jesus und Simon eine Fortsetzung findet oder nicht. Jesus und Simon lassen die Frau gewähren. Sicher hätte Simon eingriffen können, eher noch als Jesus. Aber alle sind friedlich. Es gibt keinen Streit. Wenn ich dabei gewesen wäre, ich hätte mich über diesen Pharisäer und die Bräuche in seinem Haus gewundert. Aber vielleicht stand sein Haus allen offen, auch dieser Frau. Dabei bringt diese Frau ihre Vorgeschichte mit. Aber 1
die hat auch Jesus. Sein Leben als Wanderprediger und Wundertäter, der sich mit seiner Familie verkracht hat, gefällt nicht jedem. Trotz aller Nähe wahrt Jesus am Ende geschickt die Distanz, wenn er sie freundlich, aber doch auch bestimmt wegschickt mit seinem: „Dein Glauben hat dir geholfen; Geh hin im Frieden!“ Lukas schreibt in seinem Evangelium Kap. 7, die Verse 36 bis 50: Jesu Salbung durch die Sünderin Stefan Heide 36Es bat ihn aber einer der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch.37 Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl 38 und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit Salböl. 39Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42 Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? 43 Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. 44 Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45 Du ahast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46 Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47 Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. 48Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49 Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt? Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden! 2.Lied Wwdl 68, 1+4 Lebe den Herrn, meine Seele (Lied zur Bibelwoche) Liebe Gemeinde! Predigt I Diese Erzählung klingt vertraut. Sie steht in der Bibel, deshalb kann sie nicht schlimm sein. Versuchsweise stelle ich mir vor, ich wäre Jesus. Ohne vorher zu fragen, geht diese Frau von sich aus auf mich los. Ich liege bequem da und tafle, und das bei einem Pharisäer. Aber vielleicht war Simon besonders aufgeschlossen und weltoffen? Die Frau tritt von hinten an mich heran. O Hilfe, solch plumper Annäherungsversuch: „Ich will nichts mit dir zu tun haben. Ich will meine Ehe nicht gefährden. Dafür habe ich meine Frau viel zu lieb.“ „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.“ Um zu merken, aus welchem Holz diese Frau geschnitzt ist, dazu müssen Jesus und ich kein Prophet sein. Doch nicht nur das: während sich unsere 2
Aufmerksamkeit gerne dieser Dame zuwendet, was ist mit Simon, dem Pharisäer? Er zählt zu den Frommen Israels. Dass er dagegen nichts unternimmt? Dass er nur so laut nachdenkt, dass Jesus und wir mithören können? Oder dass Jesus sich diese Behandlung zunächst gefallen lässt? Dann dieses Gleichnis als Rechtfertigung Jesu? Wo bin ich gelandet und wo Jesus? Ich stelle mir weiter vor, mir passiert, was Jesus passiert. Ich beichte das meiner Frau. Damit würde ich mir selber ein ganz großes Armutszeugnis ausstellen. Ich würde ihr wehtun und sie verletzen. Ihr Vertrauen zu mir würde zerbrechen. Ich erzähle, was passiert ist: „Letzte Woche abends bei unserer Männerrunde mit römischen Tischsitten haben wir es uns gut gehen lassen. Plötzlich kam eine Frau von hinten. Sie hat meine Füße geküsst. Sie hat dauernd geweint und mit ihren Haaren ihre Tränen auf meinen Füßen getrocknet.“ Meine Frau würde mir sagen: „Die ist doch bekloppt. Die spinnt. Die ist krank. Die gehört in Behandlung. Und du auch. Da muss nur eine anbändeln mit dir und dir um den Hals fallen, schon setzt alles aus bei dir. Du bist ja ganz schön durchgeknallt und daneben. Mir kannst du das nicht antun. Doch dass du das noch mit der Sündenvergebung abdecken willst, ist der Gipfel!“ Zum Gleichnis, das Jesus bringt, um das Verhalten der Frau zu rechtfertigen: Liebe ist nicht messbar. Die Liebe zu jemandem sieht bei jedem anders aus. Der Gläubiger mit den beiden Schuldnern: vielleicht hat der mit den 50 Denaren weniger Geld gebraucht als der andere, hat er auf der einen Seite sparsamer und mit weniger Ausgaben gewirtschaftet. Trotzdem oder gerade deswegen kann der mit den 50 Denaren dem Gläubiger sogar stärker am Herzen liegen und ihm wichtiger sein. Die Geldmenge, hier die erlassenen Schulden, sie können ein Maßstab der Liebe sein, aber sie sind es nicht zwangsläufig, denn Liebe rechnet nicht und lässt sich auch nicht mit erlassenen Schulden verrechnen wie hier. Doch der Peinlichkeiten nicht genug: sie hat viel geliebt. Heißt das Jesus oder heißt das auch andere? Der Text lässt dies diskret offen. Als ob das alles nicht schon reicht, Jesus setzt als Gast seinem Gastgeber gegenüber noch eins drauf: „Du hast mich nicht mit Tränen gewaschen! Du hast mich nicht mit deinen Haaren getrocknet! Du hast mir nicht die Füße geküsst und sie mir gesalbt! hält Jesus Simon vor. Überhaupt: Kann dies ein Mann zu einem anderen Mann allen Ernstes sagen und von ihm verlangen? Zudem gilt: Wenn ich eingeladen bin, bin ich gerne ein pflegeleichter Gast. Ich kritisiere nicht herum. „Es ist nicht aufgeräumt. Es ist nicht abgestaubt. Das Bild an der Wand hängt schief.“ Solche Vorwürfe stehen mir als Gast nicht zu. Ich bin ein freundlicher Gastgeber: ich lade jemanden ein. Der Gast soll sich wohlfühlen. Ich will ihm nicht vorschreiben, wie er sich genau zu verhalten hat, was er gefälligst zu tun und was er zu lassen hat. Ich bleibe als Gastgeber mir und meinem Stil treu. Von daher finde ich das Verhalten Simons, dass er nicht eingreift, richtig. Jesus ist dazu Manns genug. Das Gleichnis: „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Das hieße: Je mehr ihr sündigt und daneben hinausgeht, umso größer ist die Liebe und ist die gnädige Zuwendung. Nein, die Sünde ist doch gerade kein Maßstab für die Liebe und das Vergeben. Jede einzelne Sünde ist schon schlimm genug. Sie gefährdet das Vertrauen, das für jede Beziehung und Begegnung wichtig ist. 3.Lied EG 354, 1.2+7 Ich habe nun den Grund gefunden Liebe Gemeinde! Predigt II Lukas hat die Widersprüche und Ungereimtheiten sicher auch bemerkt. Aber er lässt sie stehen. Wie das Haus des Simon offen ist, so ist diese Geschichte offen. 3
Lukas bewertet nicht, weder das, was die Frau tut, weder das, was Simon denkt noch das, was Jesus sagt. Er lässt dies einfach stehen. Trotz der Nähe und seiner Aufgeschlossenheit wahrt Jesus die Distanz und den Abstand, wenn er die Frau im Frieden wegschickt. Wie ist das bei uns mit der Streitkultur und der wertschätzenden Wahrnehmung? Dass ich meinen Mitmenschen als Gabe Gottes schätze und annehme? Sicher muss ich nicht mit allem bei meinem Mitmenschen und Nächsten einverstanden sein. Ich muss mich manchmal auch mit ihm auseinandersetzen, besser: zusammensetzen mit ihm und er sich mit mir. Wie Lukas frage ich: wo gibt es bei uns noch so offene Begegnungen und Gespräche zwischen so unterschiedlichen Menschen wie bei Jesus, Simon und der Frau? Dieses offene Haus des Simon, wie kommen diese drei bei uns zusammen? Mehr noch, über diese drei hinaus, ich wünsche mir auch bei uns solche offenen Häuser, solche offenen Kirchen und Gemeinden der Begegnung. Wo nicht nur Jesus eingeladen ist, sondern auch Außenseiter und Menschen am Rande der Gesellschaft willkommen sind. Sie müssen sich auch nicht heimlich dazu schleichen wie diese Frau. Eine Gemeinde sollte so stark sein, dass sie Menschen wie diese Frau nicht nur erträgt, sondern auch trägt. Wer dabei mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, muss wissen, drei Finger zeigen immer auf ihn zurück. Die Schlüsselaussage für mich lautet bei dieser Erzählung, und es war für mich ein richtiges Aha-Erlebnis: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Diese Aussage Jesu steht in der Vergangenheit, weil wir als Christen nicht nur von der Liebe Gottes herkommen und ohne seine Vergebung nicht leben könnten. Amen 4.Lied EG 353, 1.7+8 Jesus nimmt die Sünder an Wir wollen beten: Barmherziger Gott, du gibst keinen auf. Du liebst uns so, wie wir sind, ob Pharisäer oder Sünderin. Du verachtest uns nicht, auch wenn andere schlecht über uns reden. Deine Güte und Barmherzigkeit sind größer als unser Versagen und unsere Fehler. Herr, wir denken an Menschen, die verachtet werden, weil sie anders sind und fremd, weil sie krank sind, alt und gebrechlich, weil sie sich schuldig gemacht haben und gescheitert sind. Gib, dass wir als Christen mit ihnen anders umgehen als die Welt: liebevoll, nachsichtig und bereit zur Vergebung und ihnen so wie du mit Liebe, Nachsicht und Vergebung begegnen. Gott, lieber himmlischer Vater: wir leiden oft darunter, dass scheinbar nur Geld, Macht, Einfluss und Gewalt die Welt und viele Menschen regieren. Erfülle du uns mit der Kraft deiner Liebe und erfülle uns mit deinem Frieden Wir erfahren, dass Menschen sich über andere hinwegsehen. Hilf uns, das Leid anderer zu sehen und füreinander da zu sein. Weil du uns, Herr, in deine Nachfolge rufst, ernst nimmst, liebst, uns vergibst und uns gerecht sprichst und segnest, darum sind wir fähig, nach deinem Willen und nach deinem Wort zu leben. Amen Wir beten gemeinsam: Vater unser im Himmel … . Vaterunser Abkündigungen (Stefan Heide) Segen Nachspiel Die nächsten Gottesdienste 4
• Samstag, 16.01.2021, 18 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Auferstehungskirche (Oblaten und Einzelkelche Wein) Vorherige Anmeldung beim Pfarramt T. 31250 oder mündlich nötig) • Sonntag, 17.01.2021 um 10 Uhr Gottesdienst in der Auferstehungskirche zur Eröffnung der gemeinsamen Bibelwoche zum Lukas-Evangelium mit Bempflingen Predigt für zuhause und zum Mitnehmen und Telefonandacht: • Die Haushalte erhalten die Predigt zum 17.01.2021. Sie können eine Kopie aber auch beim Schaukasten sowie am Haupteingang und am Seiteneingang der Kirche mitnehmen. • Die wöchentliche Telefonandacht gibt es unter der Telefonnummer 360973. Sie wird montags immer neu aufgesprochen. 5
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