Ganz schön aromatisch - Humanushaus
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22 | Biogarten ESSBARE BLÜTEN Ganz schön aromatisch TEXT Jacqueline Iff, Tanja Josche FOTOS Noah Breier Viele Blumen bereichern nicht nur die Beete in unserem Garten. Ihre essbaren Blüten sind auch für den Gaumen ein Genuss. Sie peppen Salate, Snacks oder Desserts auf und sind wegen ihrer heilenden Wirkung auch in Tees gefragt. Die Blätter der Duftpelargonie lassen sich vielseitig in der Küche verwenden. Schweizer Garten N° 3 / 2021 2101003_SchweizerGarten_03-2021_6840794.indd 22 08.02.21 13:19
Biogarten | 23 Einen Garten ohne etwas Blühendes kön- Handumdrehen sorgen sie optisch für nen sich viele nicht vorstellen. Kein Wun- mehr Abwechslung. Und mit zuckersüssen der, wirkt doch die Farbe der Blüten auf bis pfeffrig-scharfen Aromen verleihen sie unsere Stimmung. Das Gelb der Dahlien Gerichten und Getränken auch ganz be- und Königskerzen strahlt Lebensfreude sondere Geschmacksnoten. Likör aus Lö- aus, das Blau von Kornblumen und Laven- wenzahn? Butter mit frischen Gänseblüm- del wirkt beruhigend auf uns. Und nicht chen? Was erst einmal merkwürdig klingt, nur wir lieben die bunte Blütenvielfalt: ist ganz schön lecker. Für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge blümchen peppen so grüne Salate auf. Ge- und andere Insekten ist sie sogar überle- Essbar oder nicht? hackt verwandeln sie Kräuterquark, Dips benswichtig. Sie finden hier wertvolle Nur wirklich essbare Blüten sollten auf und Kräuterbutter in farbenfrohe Hingu- Nahrung. Der Blütenfarbe kommt dabei den Tisch kommen. Im Frühjahr sind das cker, die man aufs Brot streichen oder zu eine wichtige Aufgabe zu, denn sie lockt die etwa die Blüten von Veilchen, Gänseblüm- Gschwellti und Grilliertem reichen kann. Insekten an, damit sie die Pflanzen be- chen, Schlüsselblumen, Vergissmeinnicht Holunderblüten sind frittiert eine Delika- fruchten können. Was Hobbygärtnerinnen und Magnolien. Im Sommer liefern Rosen, tesse, ebenso Zucchetti. Wer es lieber süss und -gärtner oft nicht wissen: Viele Blü- Lavendel, Taglilien, Phlox, Ringelblumen, mag: Aus Löwenzahnblüten kann man Li- ten, die unser Auge erfreuen, sind auch für Kornblumen, Goldmelisse, Eisbegonien, kör oder Dessertwein herstellen. Veilchen den Gaumen ein Genuss. Je nach Pflanze Sommeraster und zahlreiche Kräuter aro- eignen sich zum Aromatisieren von Essig können wir die Blütenblätter oder sogar matische Blüten. Chrysanthemen und und Zucker oder zum Zubereiten von Si- ganze Blüten in der Küche verwenden. Im Dahlien bilden den Abschluss im Herbst. rup. Blüten pflückt man am besten am Doch Vorsicht bei den Chrysanthemen: Vormittag, wenn sie sich gerade geöffnet Während einige Arten essbar sind und haben. Die Aromastoffe sind dann am in- sogar Magen-Darm-Beschwerden lindern tensivsten. Um Insekten zu entfernen, die können, sind andere giftig. Gehen Sie zu- Blüten ausschütteln und nur wenn unbe- nächst davon aus, dass die Sorten, die Sie dingt nötig kurz mit kaltem Wasser ab- im Gartenfachhandel kaufen, zu den gifti- spülen. Sonst werden sie matschig und gen Pflanzen gehören. Erkundigen Sie verlieren ihren Duft. Stiele, Kelchblätter, sich am besten beim Verkaufspersonal zu Stempel und Staubgefässe sollte man sorg- den Toxinen. Ebenfalls ungeniessbar sind fältig wegschneiden, ebenso den bitteren Akelei, Christrose, Hahnenfuss, Ritter- Blütenansatz bei Rosen. sporn, Fingerhut, Engelstrompete, Goldre- gen und Maiglöckchen. Sie können Übel- Getrocknete Farbtupfer keit, Durchfall, Schwindel und sogar Frisch schmecken sie natürlich am besten, Herzrhythmusstörungen verursachen. Da- doch Blüten kann man auch konservieren. her lieber keine Experimente wagen! Ist «Wir trocknen die Blüten, die wir im Ge- man sicher, dass eine Pflanze wirklich ess- wächshaus kultivieren, damit wir auch im bar ist, sind in der Küche Experimente Winter damit arbeiten können», erklärt durchaus erlaubt. Der Duft liefert dabei Jacqueline Iff, langjährige Mitarbeiterin im erste Hinweise auf den Geschmack: Ist er Kräuter- und Zierpflanzenbereich vom stark, wie bei Rosen, Lavendel, Veilchen, Humanushaus. Die sozialtherapeutische Flieder oder Jasmin, schmecken die Blüten Einrichtung in der Nähe von Bern ermög- meist auch intensiv. Schwach duftende licht Menschen mit Beeinträchtigungen, Blüten können aber mit besonderen Aro- ein selbstbestimmtes Leben zu führen und men überraschen, zum Beispiel die zitroni- gleichzeitig Teil einer Gemeinschaft zu ge Gewürztagetes (Tagetes tenuifolia), die sein. Sie arbeiten dort in verschiedenen leicht säuerliche Eisbegonie (Begonia cu- Werkstätten – eine davon ist der Bereich cullata var. hookeri) oder die würzig-pfeff- Kräuter- und Zierpflanzen. Aus getrockne- rige Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus). ten Kräutern und essbaren Blüten werden hier verschiedene Leckereien, Tees sowie Frische Blüten richtig vorbereiten Produkte zum Verschenken hergestellt. Essbare Blüten sind vielseitig einsetzbar: «Der Rosenzucker und das Gewürzblüten- frisch, getrocknet, roh, gegart, zu Sirup salz sind besondere Delikatessen», sagt oder Gelee verarbeitet oder in Essig und Jacqueline und deutet auf ein Regal an der Alkohol eingelegt. Am intensivsten schme- Wand, in dem die Mischungen in blauen cken sie frisch gezupft. Kapuzinerkresse, Kesseln luftdicht verschlossen stehen. In Kornblume, Borretsch, Rucola und Gänse- der Mitte des hellen Raums Schweizer Garten N° 3 / 2021 2101003_SchweizerGarten_03-2021_6840794.indd 23 08.02.21 13:19
24 | Biogarten füllt Felix am Tisch Säckchen mit Heu und Blüten. Darin befinden sich auch Kugeln aus Erde, so gross wie ein Golfball. «Die habe ich selbst geformt», erklärt er stolz. Jacqueline ergänzt: «Das sind unsere Flower-Power-Saatkugeln – Blumensamen mit Erde und Lehm vermischt. Unsere Be- wohner stellen sie fast alleine her. Selbst die Blüten, die den Säckchen als Deko bei- gelegt sind, haben sie alleine ausgesät, kul- tiviert, geerntet, abgezupft und getrock- net. Und beim Frühlingsmärit verkaufen sie sie auch selbst.» Heilende Tees im Winter Wer länger Freude an den Blüten aus dem eigenen Garten haben will, dem empfiehlt Jacqueline, sie nach dem Ernten zu zupfen, locker auf einem Leintuch auszubreiten und an einem warmen, trockenen Ort luftzutrocknen. Man kann sie auch auf ein Gitter legen und im Backofen bei maxi- mal 35 °C trocknen. Die Backofentür dabei einen Spalt offen lassen. Anschliessend die Blüten in fest verschliessbaren Dosen oder Gläsern an einem dunklen, kühlen Ort aufbewahren. So lässt sich auch im Winter ein wohltuender Tee aus dem eigenen Gar- ten zubereiten. Denn essbare Blüten sind nicht nur bunt, sondern auch gesund! Tee aus Lavendelblüten hilft etwa bei Magen- Darm-Beschwerden sowie Einschlafstö- rungen. Ringelblume wirkt antimikrobiell, stärkt das Immunsystem und hilft bei Entzündungen und Fieber. Und das Senföl der Kapuzinerkresse ist reich an Vitamin C und hilft bei Atem- und Harnwegsinfek- ten. Gut für die Gesundheit sind die äthe- rischen Öle sowie die Farbstoffe, die in den Zellen der Blütenblätter stecken. Ob gelbe Dahlie oder blaue Kornblume: Die bunte Blütenvielfalt in unseren Gärten ist somit nicht nur optisch ein Genuss – sie hat es auch in sich! • Dieses Jahr begleitet uns die Stiftung Humanus-Haus durch das Biogartenjahr. Begonien sind eine poetische Dekoration für jede Speise. www.humanushaus.ch Schweizer Garten N° 3 / 2021 2101003_SchweizerGarten_03-2021_6840794.indd 24 08.02.21 13:20
Biogarten | 25 Flower-Power-Saatkugel Saatkugeln sind ein einfaches Mittel, um Bienen und Insekten Nahrung zu bieten. Auch in der Stadt kann man so einen Beitrag zum Arten- schutz leisten. Die mehrjährige Blütenmischung begrünt im Handumdrehen Blumenkistchen, Strassenränder und andere kahle Flächen. Und da die Samen mehrjährig sind, hat man auch noch im nächsten Jahr etwas davon. Mit diesen Tipps blühen S aatkugeln auf: – Die Saatkugel halb in die Erde eingraben und angiessen. – In den kommenden Tagen feucht halten, weitere Pflege ist nicht nötig. – Nach kurzer Zeit wächst auf einer Fläche von 20 bis 30 cm pro Kugel eine Vielfalt an wilden Blumen. – Es empfiehlt sich, 3 bis 4 Kugeln pro Platz einzugraben. – Saatkugeln eignen sich für den Garten, aber auch für den Blumentopf. – Kühl und trocken gelagert, sind sie rund In der Humanushaus- 15 Monate lang keimfähig. Gärtnerei erwacht nach dem Winter wieder das Leben. Die Saatkugeln sind mit Heu vom eigenen Bauernhof und einer Blütenmischung aus der Kräuterwerkstatt dekoriert. Schweizer Garten N° 3 / 2021 2101003_SchweizerGarten_03-2021_6840794.indd 25 08.02.21 13:20
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