GARTENPROJEKT MONTESSORI-KINDERHAUS INNTAL - TEZBA

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GARTENPROJEKT MONTESSORI-KINDERHAUS INNTAL - TEZBA
Gartenprojekt Montessori-Kinderhaus Inntal

        Das Montessori-Kinderhaus Inntal liegt in Brannenburg und besteht zur Zeit aus vier
Krippengruppen, drei Kindergartengruppen und einer Hortgruppe. Im Hort sind 25 Kinder im Alter
von 6 bis 10 Jahre. Das Gartenprojekt wird von der Hortgruppen-Leitung, Frau Olga Steinke,
hauptsächlich mit den Hortkindern durchgeführt, auch sind Kindergarten- und Krippenkinder
immer wieder gerne dabei.
        Das Projekt begann im Jahr 2019, als das Kinderhaus bei der Firma InnZeit eine 25
Quadratmeter große Gartenzelle mietete, damit die Hortkinder eine Möglichkeit bekommen,
Gemüse und Beeren selbst anzubauen. Die Ziele des Projektes waren damals, die Kinder
unterschiedlicher Altersstufen erfahren zu lassen, woher das Gemüse für den Mittagstisch kommt,
den Kinder die Beobachtung der Pflanzenentwicklung vom Samen bis zu Frucht zu ermöglichen
und ihnen die Gelegenheit zu bieten, eigene Erfahrungen bei der Gartenpflege zu machen.
        Die Umsetzung des Projektes basiert auf dem Prinzip der Partizipation: Die Kinder
entscheiden, was gepflanzt wird, die Projektleiterin hilft bei der Planung der Anpflanzung und
begleitet sie bei der Durchführung.
        Im ersten Jahr war unser Projekt sehr erfolgreich. Alle von den Kindern eingepflanzte
Samen sind munter aufgegangen und brav gewachsen. Die Hortkinder fertigten Schilder für alle
Pflanzen an. Die Kindergartenkinder betrachteten die
Pflanzen in unserem Garten mit großem Interesse, lasen
die ausgeschilderten Pflanzennamen, halfen uns sie zu
gießen und Unkraut zu jäten. Die Krippenkinder lernten
einfache Gartenpflege, gossen die Pflanzen und probierten,
wie einige Gewürzkräuter schmecken.
Im Sommer haben wir Salat, Radieschen, Gurken,
Tomaten, Paprika und Kräuter aus dem Garten gegessen.
Im Herbst ernteten wir Kürbisse, Rote Bete sowie
Kartoffeln. Daraus kochten wir Kürbis-Suppe und machten
Rote-Bete-Salat. Es machte den Hortkindern immer Spaß,
auf dem Weg von der Schule in den Hort am Gemüsebeet
vorbei zuschauen und z. B. den Schnittlauch oder die
Pfefferminze zu probieren. Anschließend berichteten sie
im Hort, wieviele neue Erdbeeren gerade reifen oder
sprachen darüber wann man sie vermutlich essen kann.
        Da von den Kinder mal die Frage kam, wie man die
Samen bekommt, gewannen wir im Herbst Samen von
Tomaten, Gurken und Kürbis aus unseren Garten-Früchten
mit dem Plan, sie im nächsten Jahr wieder einzupflanzen und die Wiederholung des Lebenszyklus
von den Pflanzen zu beobachten.
        Wir wären wahrscheinlich bei unseren ursprünglichen Zielen geblieben, wenn wir im
zweiten Projektjahr nicht mit einer Nacktschnecken-Plagge zu kämpfen gehabt hätten. Dank ihr
verstanden wir aber, dass das Gartenprojekt viel mehr bieten kann, als nur Einpflanzen und Ernten.
So begann erst das Schnecken-Projekt und im folgenden Jahr die Projekte „Sonne/Schatten“ und
„Pflanzen im Glas“.

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Das Schnecken-Projekt
        Im März 2020 äußerten viele Kinder im Kinderkreis den Wunsch, Wassermelone n zu
pflanzen. Die Kinder säten die im vergangenen Herbst gewonnenen Samen und die gekauften
Wassermelonen-Samen ein. Der erste Lockdown hat uns nicht entmutigt. Die Hortkinder nahmen
die Töpfe mit der Einsaat mit nach Hause und pflegten sie zusammen mit den Eltern. Die Eltern
schickten uns Fotos von den Setzlingen, die wir in der Online-Zeitung des Hauses (Mittwochs-
MeMo) veröffentlichten, damit alle Hortkinder mitbekommen, wie sich die Pflanzen entwickeln.
Wir konnten mit Hilfe der Informationen über den Verlauf des Gartenprojektes etwas von einander
hören und uns gemeinsam über das Wachstum unserer Pflanzen freuen. Nach dem Ende des
Lockdown pflanzten wir die Setzlinge bei uns im Garten ein.
        Der Sommer war bei uns sehr regnerisch, das perfekte Wetter für die Vermehrung der
Nacktschnecken. Fast alles, was die Kinder fleißig einpflanzten, wurde gnadenlos von den
Nacktschnecken gefressen. Die Kinder erlebten die große Enttäuschung, dass all ihre Mühen von
der Natur fast zunichte gemacht worden waren.
        Nach der Enttäuschung kam die Frage, was man gegen die Nacktschnecken tun kann. Erst
fragten wir die Hort-Eltern, die Kolleginnen im Kinderhaus und die Nachbar-Gärtner*innen.
Gleichzeitig recherchierten wir im Internet, welche Ideen es dazu gibt.
        Von einer Kollegin kam der Vorschlag, die Erde um die Pflanzen dick mit Kaffee-Satz zu
bestreuen. Angeblich sollte der Geschmack von Kaffee-Satz die
Nacktschnecken verschrecken. Dies machten wir sofort. Das
ganze Kinderhauspersonal kam den Hortkindern entgegen und
sammelte eifrig Kaffee-Satz. Das erste Ergebnis war sehr
erfreulich: Die Nacktschnecken konnten den magischen Kaffee-
Kreis nicht überwinden. Die Kinder waren sehr froh. Nach dem
ersten Regen merkten sie allerdings, dass der Kaffee-Satz auf die
Nacktschnecken nicht mehr wirkte, er
sollte also nach jedem Regen nachgestreut werden. Ein Tipp aus
dem Internet, nämlich Rindenmulch zu streuen, half auch nicht.
        Eine Nachbar-Gärtnerin behauptete, dass Nacktschnecken
ein Kupferband nicht überqueren können. Angeblich bekommen
sie durch die Reaktion des Schleimes mit dem Kupfer so etwas
wie einen Stromschlag. Dies wollten die Kinder ausprobieren.
Wir bestellten Palettenrahmen und Kupferband. Die Prüfung der
Wirksamkeit der Methode dauerte nur ganz kurz. Schon beim
Aufbau des Palettenrahmens holten die Kinder das Kupferband
und ließen eine Nacktschnecke darüber kriechen. Als die
Schnecke 2/3 der Kupferbandbreite munter überwand, sprach ein
Kind das Ergebnis des Experimenten aus: „Ich glaube, das wird
nicht funktionieren“. Das Kind hatte recht.
        Die wirksamste Methode war, Nacktschnecken immer
wieder in einem Glas zu sammeln und an die Hühner einer
Kollegin zu verfüttern.
        Eines Tages auf dem Weg zum Garten sind die Kinder auf
eine auf dem Gehweg liegende zerdrückte Nacktschnecke aufmerksam geworden. Um sie herum
gab es viele kleine Weinbergschnecken, die scheinbar die Reste der Nacktschnecke aßen. Die
Kinder waren ab jetzt überzeugt, dass Weinbergschnecken die Nacktschnecken fressen. Die
Recherche im Internet dazu brachte kein eindeutiges Ergebnis. Viele Gärtner berichteten aber, wenn
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es im Garten Weinbergschnecken gäbe, wären dort keine Nacktschnecken mehr zu finden. Die
Kinder beschlossen: Wir brauchen Weinbergschnecken!
        Zu den entschlossenen Kinderstimmen, Weinbergschnecken für unseren Garten zu
organisieren, schloßen sich hoffnungsvolle echo-leise Stimmen an: „Es wäre so spannend, Baby-
Schnecken zu bekommen!“ Dies brachte uns eine neue Recherche, mit wie vielen Jahren sind
Weinbergschnecken zur Fortpflanzung fähig. Wir brauchten also Schnecken, die mindestens drei
Jahre alt waren. Wir wendeten uns an einen Weinbergschnecken-Züchter, der uns wiederum
bestätigte, dass er in seinem Garten keine Nacktschnecken hat. Er erklärte, wie man
Weinbergschnecken richtig pflegt und schickte uns geschlechtsreife Tiere.
        Unsere Nachbar-Gärtner waren aber über unsere Idee, einige Weinbergschnecken im Garten
anzusiedeln und dazu noch zu züchten, nicht wirklich begeistert. Sie hatten Angst, dass unsere
Weinbergschnecken eher ihren Salat auffressen als die schädlichen Nacktschnecken. Die
Weinbergschnecken vom Züchter waren aber schon unterwegs zu uns und keiner wollte auf die
Möglichkeit verzichten, Baby-Schnecken beim Schlüpfen zu beobachten. So trafen wir die
Entscheidung, sie bei uns im Hort anzusiedeln.
        Dafür brauchten wir zusätzliche Informationen, wie man die Schnecken richtig pflegt. Diese
fanden wie ausreichend im Internet, druckten sie aus und sammelten sie in einer Mappe, die wir auf
dem Tisch im Hort liegen ließen, damit alle Kinder sich darüber informieren konnten.
        Am 27. Mai 2020 bekamen wir zehn Weinbergschnecken in zwei Boxen mit Moos per Post.
Aus dem Garten holten die Kinder Steine
für eine Dränage und Erde, legten diese
in eine große Kunststoff-Box. In den
Deckel bohrten wir Löcher, damit die
Schnecken atmen konnten. Den Deckel
brauchten wir, damit die Schnecken nicht
entkommen konnten: Der Schnecken-
Züchter warnte uns vor, dass die Tiere
„sehr schnell“ sein können.
        Ab dem Zeitpunkt, als die Box
mit den Schnecken auf einen Tisch im
Hort gestellt worden war, gab es kaum
andere Interessen bei den Hortkindern als
die Schnecken zu beobachten und zu
pflegen.
        Die Kinder merkten an, dass
unser Box für zehn Weinbergschnecken vielleicht zu klein sein könnte, da wir nur mit sechs
Schnecken rechneten. Jeweils zwei Schnecken bekamen zwei Familien, die Weinbergschnecken
auch im eigenen Garten mit den kleineren Geschwister-Kindern beobachten wollten.
        Damit die Kinder lernen, ihre Beobachtungen zu dokumentieren, wurde ihnen
vorgeschlagen, dass jedes Kind, das bei den Schnecken etwas bemerkt, es fotografieren und zum
ausgedruckten Foto seine Beobachtung schreiben kann. Da die Kinder sowieso fast die ganze Zeit
an der Box verbrachten, klappte es mit den Bemerkungen und Fotos sehr gut. Das Aufschreiben
machte weniger Spaß. Bevorzugte Schreibhilfe war die Erzieherin.
        Alle Kinder waren davon begeistert, dass man die Schnecken beim Fressen hören kann: im
stillen Raum war lautes Schmatzen zu hören. Eine Schnecke wurde bei der Selbstpflege beobachtet,
eine Andere - beim Salat Fressen hängend am Ast. Zum Schlafen gruben sich die
Weinbergschnecken in die Erde oder in das Moos ein. Fünf Schnecken blieben immer in der Box.
Eine wollte aber immer wieder den Hort-Raum erforschen.
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Eine Komplikation im Projekt-Verlauf zeigte sich, als
die Kinder nach dem ersten Wochenende vor einer Box mit
vollem Schnecken-Kot standen. In den Gesichtern waren nur
Ekelgrimassen, verbal waren nur „Bäh!“ oder „Igitt!“ zu hören.
Selbstverständlich hatte kein Kind Lust darauf die Kiste sauber
zu machen. Die Projektleiterin erklärte, dass die
Weinbergschnecken sehr schnell sterben könnten, wenn ihr
geschlossener Lebensraum von deren Exkrementen nicht
gereinigt wird. Darauf folgte eine lange Schweigepause. Kein
Kind war bereit sich an die Arbeit zu machen, hier war
bestimmt das Vorbild der Projektleiterin gefragt. Der Satz „Ich
zeige, wie ich das mache“ entspannte die Situation.
Stillschweigend beobachteten die Kinder, wie die Box
gereinigt wurde. An den nachfolgenden Tagen bis zum
Projektende zeigten sie kein großes Engagement. Es fand sich
aber jeden Tag ein Kind, das sich an die Arbeit machte und mit einem tiefem Seufzer sagte: „Ich
mache das heute“.
                                                     Das ursprüngliche Zweck des Experimentes
                                              vergassen die Kinder trotz der vielen spannenden
                                              Beobachtungen des Schneckenlebens nicht: Aus dem
                                              Garten brachten sie vier kleine Nacktschnecken und
                                              legten sie in die Box mit den Weinbergschnecken.
                                              Am nächsten Tag machte ein Kind ein Foto, wie eine
                                              Weinbergschnecke über zwei Nacktschnecken
                                              kriecht, ohne sie anzugreifen oder irgendein Interesse
                                              daran zu zeigen. Somit war die Frage, ob
                                              Weinbergschnecken Nacktschnecken fressen, geklärt.
                                                     Jetzt warteten die Kinder nur darauf, dass eine
                                              Weinbergschnecke vielleicht Eier legt und daraus
                                              Baby-Schnecken schlüpfen. Sie bemerkten, dass eine
Schnecke sich in die Erde eingegraben hat und drei Tage lang so verbrachte. Als sie dann wieder
raus kam, mussten sich die Kinder sehr beherrschen: Die Versuchung, die Erde auf zu graben, um
zu schauen, ob die Eier schon da sind, war so groß, dass die Kinder es kaum aushalten konnten.
        Immer wieder hatten wir trotzdem Anlässe zur
Schnecken-Forschung. So zum Beispiel, lasen die Kinder,
dass Weinbergschnecken Kalzium für ihr Gehäuse brauchen.
Unter dem Montessori-Material hatten wir einen Mörser, in
dem wir für den Garten Eierschalen zerkleinerten. Aus
früheren Experimenten mit Eierschale und Essigsäure
wussten die älteren Kinder, dass Eierschalen Kalzium
enthalten. Sie fragten einmal, was passiert, wenn man den
Schnecken zerkleinerte Eierschalen gibt. Sie probierten es
gleich aus, ein bisschen Eierschalen-Streu auf die Erde zu
streuen, und beobachteten mit angehaltenem Atem, wie eine
Schnecke sie frisst. Unsere Weinbergschnecken hatten danach
definitiv keinen Kalzium-Mangel. Einmal schüttete ein Kind
zu viel Eierschalen-Streu in die Box. Ein anderes, älteres

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Kind merkte dabei an, dass es für die Schnecken wahrscheinlich zu viel wird: Sie brauchen nicht so
viel Eierschale genau so wie Kinder nicht zu viel Butter brauchen.
        Die nächste Forschung betraf den Kalkstein. Den legten die Kinder in die Box mit den
Schnecken mit dem universalen Forschungsziel: „Mal schauen, was passiert“. Dabei passierte
wirklich etwas: Eine nach der anderen krochen die Schnecken zum Kalkstein und knabberten daran.
Die danach folgende Entdeckung fanden die Kinder sehr lustig: Nach dem Knabbern am Kalkstein
ist der Kot von Schnecken weiß geworden.
                                             An einem Tag merkten die Kinder, dass eine Schnecke
                                          sich im Gehäuse versteckte und eine Kalk-Schicht
                                          bildete. Kurz waren sie verwirrt: „Ist die Schnecke
                                          krank?“; „Ist die Schnecke jetzt tot?“ Dann fanden sie in
                                          der Schnecken-Mappe dazu Infos, dass die Tiere das bei
                                          Trockenruhe machen. Die Kinder besprühten die Erde
                                          und die Salat-Blätter gut mit Wasser. Die Kalk-Schicht ist
                                          gleich abgegangen. Die Kinder waren davon voll
                                          begeistert: Sie konnten etwas mit den selbst gefundenen
                                          Informationen bewirken.
                                             Am 7. Juli kamen die ersten Kinder nach der Schule in
                                          den Hort und und gingen wie gewöhnlich zur Kiste mit
                                         den Schnecken. Die erste Kinderstimme klang leiser und
etwas unsicher: „Haben wir Baby-Schnecken bekommen?“ Die nächste Stimme war schon deutlich
lauter und sicherer: „Olga, schau, wir haben drei Baby-Schnecken!“ Im Laufe des Tages änderte
sich ständig der quantitative Inhalt der Mitteilung. Die letzte lautete: „Wir haben schon
dreiundzwanzig!..“ Die Kinder jubelten. Die Nachricht verbreitete sich sehr schnell im ganzen
Haus. Wie Echo klang immer wieder irgendwo im Kinderhaus: „Wir haben Baby-Schnecken, sie
sind so süß!“ Alle Kinder durften mal in den Hort kommen und die Kleinen bewundern. Die
Erwachsenen im Haus waren ebenso sehr neugierig, die frisch geschlupften Weinbergschnecken
anzuschauen. Die Hortkinder waren absolut stolz auf ihre Leistung.
        Gleich ging es mit der Datenerhebung über die Baby-
Schnecken los. Jede Neue Beobachtung wurde an alle
Anwesenden im Raum laut weitergeleitet und dann noch mal
wiederholt, wenn jemand Neues den Raum betrat. Die kleinen
Schnecken waren unglaublich schnell, ihr Gehäuse war
transparent, so dass man gegen das Licht schauend die
Schnecke ins Gehäuse hineinkriechen sehen konnte. Die
Abmessungen zeigten, dass sie etwa ein Zentimeter groß sind.
Man sollte ab jetzt beim Öffnen und beim Zumachen der Kiste
richtig aufpassen, denn die Baby-Schnecken krochen gerne in
die Rillen des Box-Deckels und man konnte sie leicht
zerdrücken.
        Einmal kam von einem Kind die Frage: „Wie lange
bleiben die Schnecken bei uns im Hort?“ Daraus resultierte noch
eine Frage, nämlich was wir mit den Schnecken dann machen. Die beiden Fragen wurden in die
Kinderrunde gebracht. Das Ergebnis der Diskussion war, dass wir die Schnecken bis Anfang der
Schließzeit des Kinderhauses, d.h. bis Mitte August behalten und danach sie ins Freie entlassen.
Gleich kam die Frage, wo im Freien wir unsere Weinbergschnecken unterbringen können. Diese
Frage wurde dann ins Kinderhaus-Team gebracht. Eine Kollegin erklärte sich bereit, unsere

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Schnecken bei sich im Garten aufzunehmen. Sie wünschte sich schon lange, Weinbergschnecken im
Garten zu haben.
        Am 27. Juli merkten die Hortkinder, dass eine Schnecke sich komisch benimmt. Sie lag auf
der Erde und bewegte sich nicht. Da die Kinder wussten, dass die Schnecken sich für die Ruhezeit
immer in der Erde oder im Moos verstecken, fanden sie es richtig komisch und machte die
Projektleiterin darauf aufmerksam. Wir stellten fest, dass die Schnecke bläulich ist und übel riecht.
Sie war ohne Zweifel tot, die Kinder waren entsetzt. Nachdem erste Emotionen sich beruhigten,
fragten die Kinder, warum die Schnecke starb. Eine mögliche Antwort fanden wir in unserer
Schnecken Mappe: Die Tiere sind sehr schimmelempfindlich. Am wahrscheinlichsten aß sie
Salatreste, die etwas verschimmelt waren. Eine andere Erklärung konnten wir nicht finden.
        Die Kinder waren verwirrt: Sie brachten den Schnecken immer frischen Salat von der
Küche, sie räumten immer fleißig die Kiste auf. Es war aber offensichtlich, dass die Bedingungen
bei uns in der Kiste für die Schnecken nicht optimal sind. Nach einer kurzen Kinderrunde
beschlossen wir, unsere Schnecken sofort in die Freiheit zu entlassen.
        Die tote Schnecke brachten die Kinder in den Wald und ließen sie im Gras. Die anderen
Schnecken fanden ein paar Tage später im Garten der Kollegin ihr Zuhause. Sie berichtete uns, dass
es den Schnecken gut geht, sie verteilten sich im Garten. Eine wanderte zum Nachbar-Garten und
geriet unter den Mähroboter, überlebte aber und konnte ihr Gehäuse reparieren.
        Von der Kollegin bekommen wir immer wieder aktuelle Fotos von unseren Schnecken, die
inzwischen gut durch den Winter kamen. Die Kinder erwarten von ihr Antwort auf eine Frage, die
wir nicht überprüfen konnten, nämlich ob die Weinbergschnecken Eier von Nacktschnecken
fressen. Die Kollegin versprach den Kindern, wenn sie es sieht, nimmt sie es auf und bringt die
Fotos den Kinder zum Anschauen. Somit kann das Schneckenprojekt irgendwann seine neue
Entwicklung bekommen. Bis dahin wenden wir bei der Bekämpfung der Schädlinge die anderen
gefundenen Methoden an: Die Erde im Herbst und im Frühjahr ordentlich umzugraben, damit die
Eier der Nacktschnecken an die Oberfläche kommen und erfrieren oder austrocknen; Sand auf die
Erde streuen, damit es den Tieren unangenehm wird, darauf zu kriechen.

               Die Projekte „Pflanzen im Glas“ und „Sonne/Schatten“
        Am 1. März 2021 besprachen wir im Kinderkreis, was in diesem Jahr bei uns im Garten
eingepflanzt wird. Die Entscheidung kam sehr schnell: Eingepflanzt werden Karotten, Tomaten,
Gurke, Paprika, Kartoffeln, Salat, Schnittlauch, Wassermelone, Kräuter für Pizza (Basilikum,
Oregano, Thymian), weil die Kinder mal eine Pizza mit den selbst angebauten frischen Kräuter
backen wollten. Die Projektleiterin stellte dann die Frage, was wir in diesem Jahr an den Pflanzen
beobachten/experimentieren möchten. Darauf äußerten die Kinder gleich mehrere Wunsch-Ideen:
- Beobachten, wie die Pflanzen wachsen: Samen einsähen, Töpfe mit dem Einsaat in die Sonne
   und in den Schatten stellen, beobachten und fotografieren, wie schnell sie aufgehen, vergleichen,
   wie sie wachsen. Fotos und Beobachtungen in die Tabelle mit Fotos eintragen.
- Mit der Lupe die Adern in Blättern beobachten.
- Schauen, was mit den Samen unter der Erde passiert, was geschieht, wenn sie keimen, wie
   entwickeln sich Pflanzenwurzeln.
- Ein Apfelkern einpflanzen und schauen, ob daraus was wird.
        So eine Vielfalt an Vorschlägen war für die Projektleitung sehr erfreulich. In einigen Tagen
fangen wir mit der Verwirklichung des Vorschlages an, die Pflanzen bei der Entwicklung in der
Sonne und im Schatten zu beobachten.

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Projekt „Sonne/Schatten“
        Das Einsähen war für einige Tage nach dem Kinderkreis geplant. Nachdem die Kinder den
eingekauften Samen und die Erde sahen, waren sie so aufgeregt, dass sie es nicht länger aushalten
konnten. Sie wollten unbedingt am nächsten Tag nach der Kinderrunde anfangen. An dem Projekt
waren hauptsächlich drei Viertklässlerinnen interessiert. Sie hatten aber die anderen Hortkinder als
Zuschauer*innen und Beobachter*innen.
          Von Tomaten und Paprika wurden jeweils zwei Samen in vier Becher eingesät, von der
Wassermelone jeweils nur ein Samen in vier Becher. Jeweils zwei Becher stellten wir im kleinen
Treibhäuschen in die Sonne und in den Schatten. Im Hort haben wir nur die schattige Seite. Ein
Treibhäuschen brachten wir in den Kindergarten und stellten es in die Sonne.
        Am nächsten Tag entwickelten die Kinder in Begleitung der Projektleiterin eine Tabelle, in
die sie ihre Beobachtungen und Fotos der Pflanzen eintragen wollten. Auf Seite 8 sind die Auszüge
aus der Tabelle dargestellt. Die vollständigen Beobachtungen sind im Anhang 1 beigefügt.
        Drei Tage nach der Einsaat bemerkten die Kinder Schimmel in den Töpfen. Wir haben im
Internet recherchiert und erfuhren, woran das liegen kann: Die Erde war nicht richtig gelagert, unter
dem Deckel hat sich zu viel Feuchtigkeit gebildet. Wir fanden auch einen Vorschlag, wie man
Schimmel bekämpfen kann, nämlich Sand auf die Erde zu streuen. Die Kinder entfernten die
Schimmel-Schicht, streuten Sand auf die Erde und machten die Deckel auf. Die Vorfreude der
Kinder, die aufgehenden Pflanzen zu sehen, wechselte in Angst, dass die Pflanzen gar nicht
aufgehen. Die Prognose für die Setzlinge bei der Schimmelbildung, die wir aus dem Internet-
Artikel heraus lesen konnten, war mehr als unerfreulich.
        Zum Glück half die Methode der Schimmel-Bekämpfung und desto größer war die Freude
der Kinder, die die erste in der Sonne aufgegangene Tomaten-Pflanze beobachteten. Jubelnd rannten
sie in den Hort und zeigten die aufgenommenen Bilder den Erzieherinnen vor. Jeden Tag wurden
die Töpfe genau betrachtet und jede kleine Veränderung fotografiert. Beim Eintragen in die Tabelle
brauchten die Kinder immer wieder die Hilfe der Projektleiterin für die Formulierungen der
Beobachtungen.
        Alle Mädchen waren beim Fotografieren der Pflanzen sehr gerne dabei. Man merkte aber,
dass das Interesse der Kinder am Projekt sehr schnell geringer wurde, wenn nichts Neues passierte.
Kaum erschien die Spitze einer neuen Pflanze über die Erde, waren sie wieder voll begeistert,
rannten zur Projektleiterin und zeigten fröhlich die Fotos mit den Veränderungen.
        Am Ende März arbeitete das Kinderhaus im Notbetreuungsmodus. Alle Teilnehmerinnen des
„Sonne/Schatten“ Projektes konnten nicht mehr unmittelbar daran teilnehmen. Die Beobachtung
und das Fotografieren übernahmen die Zweitklässlerinnen. Die Kinder merkten, dass die Pflanzen
im Schatten viel schwächer aussehen und sich viel langsamer entwickeln. Als sich im Schatten noch
dazu der Schimmel entwickelte, musste man schnell handeln. Die Projekt-Initiatorin und die
Teilnehmerinnen wurden per E-Mail kontaktiert. Sie bekamen die Fotos und die Infos über die Lage
in der Sonne und im Schatten. Am nächsten Tag setzte sich die Projekt-Initiatorin mit uns
telefonisch in Verbindung. Sie bat uns, die Pflanzen aus dem Schatten in die Sonne umzustellen.
Dies machten wir unverzüglich.
        Nach dem Wochenende in der Sonne sind die aus dem Schatten umgestellten Pflanzen
vertrocknet. Wir haben sie im Schatten viel weniger gießen müssen, für die Sonne hatten sie zu
wenig Wasser. Den Pflanzen in der Sonne ging es gut. Die Einrichtung war wieder im Regelbetrieb-
Modus und das Geschehen konnten die Projekt-Teilnehmerinnen unmittelbar sehen. Ihre ruhige
Reaktion war eher unerwartet, nämlich sagte die Projekt-Initiatorin: „Wir haben es versucht, jetzt
wissen wir, was passieren kann“. Sie wollte aber den Pflanzen noch eine Chance geben und ein
bisschen abwarten bevor sie weggeworfen werden. Nach einer Woche hoffnungsvollen
Erwartungen gab sie zu, dass es keinen Sinn macht, das Projekt fort zu führen.
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Sonne                         15.03.2021                        Schatten
Tomaten sind zugewachsen                   Die Blätter von   Tomaten
                                      Tomaten im Schatten
                                      sind nicht so grün wie
                                         in der Sonne. Im.
                                      Schatten sind sie eher
                                             gelb-grün.

            Sonne                          23.3.2021                      Schatten
Die Paprika wächst.                                             Die 1. Paprika ist
                                                                aufgegangen.

       Das Projekt „Sonne/Schatten“ wurde somit beendet. Daraus lernten die Kinder, dass
Gartenpflanzen sich viel besser in der Sonne entwickeln und schlecht den Standortwechsel ertragen.
Dies war für das parallellaufende Projekt „Pflanzen im Glas“ hilfreich, die Kinder wollten die
Pflanzen in die Sonne umstellen, achteten aber darauf, dass sie dabei ordentlich gegossen wurden.

                                Projekt „Pflanzen im Glas“
       Um zu sehen, was mit den Samen unter der Erde passiert, sähen die Kinder Samen in ein
transparentes Kunstoff-Gefäß ganz nah am Glas. Die Stellen mit den Samen wurden beschriftet.
                                         Für das Projekt suchten die Zweitklässlerinnen, die das
                                         meiste Interesse daran hatten, Gurke, Karotten, Feldsalat,
                                         Thymian, Oregano und Schnittlauch aus. Die Idee, die
                                         Veränderungen bei der Pflanzenentwicklung zu
                                         dokumentieren, über-nahmen die Kinder aus dem Projekt
                                         „Sonne/Schatten“. Ursprünglich wollten sie nur schauen,
                                         was passiert. Dank der Idee der Viertklässlerinnen
                                         schafften die Zweitklässlerinnen auch eine Tabelle mit
                                         ihren Beobachtungen. Für sie war sehr wichtig, alle
                                         Bilder mit dem Tablet selbst zu machen, zuzuschneiden
                                         und an die Hort-E-Mailadresse abzuschicken, damit wir
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GARTENPROJEKT MONTESSORI-KINDERHAUS INNTAL - TEZBA
die Bilder im Laptop zur Erstellung der
Beobachtungstabelle schnell zu Verfügung haben. Die
Einträge in die Tabelle wollten sie auch unbedingt selbst
machen.
        In den ersten Tagen entwickelten sich die Samen
sehr schnell. Als mal die unmittelbaren Projekt-
teilnehmerinnen nicht da waren, wollten drei
Erstklässlerinnen die Erstellung der Beobachtungen zu
übernehmen. Die ersten Schritte waren für sie sehr
schwierig: Die Einträge in die Tabelle waren eher
Rechtschreibtraining. Sie gaben trotz dem nicht auf und waren sehr stolz auf sich, das sie mit den
älteren Mädchen mithalten konnten.
        Unten sind die ausgewählte Bilder der „Gurken-Galerie“. Die vollständige Tabelle wird im
Anhang 2 beigefügt.

       Für die Gurken-Wurzeln war es irgendwann zu eng, daher pflanzten wir sie in die Töpfe um.
Sie entwickeln sich sehr gut und werden demnächst im Garten eingepflanzt. Die restlichen Pflanzen
werden weiter beobachtet. Das Gefäß ist im Speiseraum platziert, so dass auch die
Kindergartenkinder das Projekt mitbekommen. Es ist für alle Beobachter sehr spannend, wie sich
die Möhren weiterentwickeln.
       Obwohl das Projekt als reine Beobachtung gedacht war, kam doch eine Frage von den
Kindern, die zu weiteren Forschungen führt. Damit werden wir uns nach der Rückkehr zum
Regelbetrieb beschäftigen: Warum bei den Gurken-Pflanzen die ersten Blätter runde Form haben
und die nachfolgenden eckig sind.

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GARTENPROJEKT MONTESSORI-KINDERHAUS INNTAL - TEZBA
Rückblickend…
        Der Forschungsarbeit der Kinder einen freien Lauf zu lassen ist eine Selbstverständlichkeit
in der Montessori-Pädagogik und gehört zum Alltag bei uns im Kinderhaus. Das heißt aber noch
nicht, dass es immer leicht zu machen ist. Die Erlebnisse der Projektbegleiterin bei einem Projekt,
das aus dem Interesse der Kinder heraus entsteht, kann man mit einer Kanufahrt auf einem Berg-
Fluß talwärts vergleichen: Man kann zwar rudern und steuern, aber die volle Kontrolle über den
Verlauf zu haben, kann man von Anfang an vergessen. Man spart zwar viel Energie, das Boot in
Bewegung zu bringen, dafür begibt man sich in das Abenteuer, mal einen Wasserfall runter zu
stürzen, unerwartet an das Ufer gedrückt zu werden oder auf Grund zu laufen. Nachdem aber die
Abenteuer vorbei sind, kann man sich ein anderes Vorgehen nicht mehr vorstellen. Der Berg-Fluß
fließt zwar manchmal plötzlich in Kurven, aber die können höchste Begeisterung mit sich bringen.
        So erlebte ich als Projektbegleiterin beim Gartenprojekt bittere Abstürze, Sackgassen,
unerwartete Kurven und pure Begeisterung.
        Ein Absturz passierte, nach dem die Kinder erfuhren, dass die Arbeit im Garten sich nicht
nur auf Einsaat und Ernte begrenzt, sondern dazu auch Unkraut-Jäten, das herbstliche Abräumen
und die Pflege der Erde gehören. Die Vielen, die ursprünglich sehr engagiert dabei waren, wollten
nicht mehr mitmachen. Ein Aufklärungsgespräch darüber, was zur Gartenarbeit gehört und sich
nicht vermeiden lässt, und die Entscheidungsmöglichkeit, wer trotzdem beim Projekt dabei bleiben
möchte, halfen das Projekt aufrechtzuerhalten.
        Eine Sackgasse erlebten wir als die Nacktschnecken-Plagge kam. Gemeinsam mit den
Kindern gaben wir nicht auf und suchten nach Lösungen. Unsere Mühen brachten uns zur
unerwarteten Kurve, die Weinbergschnecken zu pflegen. Die Kinder zeigten dabei Selbstinitiative
sowie viel Geduld und Ausdauer. Sie waren einfallsreich und manchmal unterwarfen sich von sich
aus auch unangenehmen Umständen des Projektes, wie z.B. die Säuberung der Kiste mit den
Weinbergschnecken.
        Unerwartet war das Interesse der Kinder bei den Projekten „Sonne/Schatten“ und „Pflanzen
im Glas“ selbst Beobachtungstabellen zu erstellen.Vielleicht kann es daran liegen, dass sie im
letzten Jahr beim Weinbergschnecken-Projekt die selbsterstellte Dokumentation immer wieder
gerne durchblätterten und durchlasen. Die Kinder bewegten die Projekte so schnell und mit so viel
Engagement fort, dass es nicht immer einfach war hinterherzukommen. Die ersten Projekt-Wochen
waren für mich als Begleiterin sehr intensiv, weil die Kinder viel Unterstützung bei der Umsetzung
brauchten.
        Es war auch sehr spannend bei den beiden Projekten zu beobachten, wie die jüngeren
Kinder dem Vorbild der Älteren folgen. Die Erstklässler*innen waren beim Dokumentieren der
Pflanzenentwicklung am Anfang nur die Beobachter*innen. Wenn sie aber den älteren Schülern bei
der Arbeit ein paar mal zuschauten, versuchten sie irgendwann das Selbe auszuprobieren. Es verlief
in der Regel sehr langsam und mühsam. Bei der ersten Schritten brauchten sie sehr viel
Ermutigung. Irgendwann fühlten die Kinder sich in der Tätigkeit sicher, lehnten Hilfeangebote ab
und machten alles selbständig.
        Die Eltern der Kindern leisteten bei allen Projekten gute Unterstützung: Sie übernahmen die
Begleitung der Kinder in der Lockdown-Zeit und informierten uns per                     E-Mail über
Entwicklung der Pflanzen. Sie halfen uns auch mit Tipps auf Grund eigener Erfahrungen in der
Pflanzenpflege.
        Das Projekt geht weiter. Wir haben noch vor, wie ein Kind vorschlug, mit der Lupe die
Adern in Blättern bei unseren Pflanzen zu beobachten und im Herbst einen Apfelkern
einzupflanzen, um zu schauen, was daraus wird. Wir werden sehen, was für Kurven und
Begeisterungen uns noch erwarten.

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