GEG 2020 GEBÄUDEENERGIEGESETZ - Leitfaden für Wohngebäude - Ziegel.de

 
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GEG 2020
GEBÄUDEENERGIEGESETZ

 Leitfaden für Wohngebäude
GEG 2020 GEBÄUDEENERGIEGESETZ - Leitfaden für Wohngebäude - Ziegel.de
Vorwort

Nach jahrelangem Ringen wurde am 1. November 2020 den im GEG deutlich ver-
das Gebäudeenergiegesetz (kurz GEG 2020) verabschie- bessert und können fortan
det, welches die bisher parallellaufenden Gesetze / Ver- auch für den Nachweis
ordnungen EnEV, EnEG und EEWärmeG ablöst und in der Nutzung von erneu-
einem Gesetz zusammenführt. Mit dem GEG werden die erbarer Energie (ehemals:
europäischen Forderungen zur Festlegung eines nationa- EEWärmeG) in Ansatz ge-
len Niedrigstenergiegebäudestandards erfüllt.           bracht werden. Zusätzlich
                                                        besteht seit dem In-Kraft-
Eine Verschärfung der Anforderungen gegenüber der Treten des GEG die Pflicht
EnEV 2016 wurde mit dem GEG nicht vorgenommen. zur Angabe von CO2-Emissionen im Energieausweis, wel-
Die bislang geltenden (alten) Berechnungsverfahren che mit ihrem jeweiligen energieträgerbezogenen Faktor
für Wohngebäude dürfen bis zur nächsten Überarbei- in der Anlage 9 des GEG aufgeführt sind. Anforderungen
tung im Jahr 2023 weiter angewendet werden, bei der an die Höhe der Treibhausgasemissionen enthält das
DIN V 18599 wird eine Neufassung in Bezug genommen. GEG jedoch nicht.
Der Nachweis über die Einhaltung der Anforderungen
erfolgt nach wie vor mit dem Referenzgebäudeverfah- Diese Broschüre stellt ein für die Praxis hilfreiches und
ren, welches sich an der Geometrie, der Orientierung wertvolles Hilfsmittel für (Fach-)Planer, Architekten und
der Hüllflächen sowie der Nutzung des realen Gebäudes Ingenieure dar, um sich in kürzester Zeit mit Berech-
orientiert. Der zulässige Wert für die Transmissionswär- nungsmethoden im Zusammenhang mit der energeti-
meverluste H ıT ist für neu zu errichtende Wohngebäude schen Bilanzierung und Bewertung von Gebäuden ver-
nur noch vom Referenzgebäudekennwert H ıT, Ref abhän- traut zu machen. Anhand von Beispielen werden wichtige
gig. Für Nichtwohngebäude können die Anforderungen Zusammenhänge erläutert und Empfehlungen für eine
der Gebäudehülle nach wie vor über die Höchstwerte der energieeffiziente und wirtschaftliche Planung neu zu er-
mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten Ūmax gemäß richtender Wohngebäude ausgesprochen.
GEG Anlage 3 nachgewiesen werden. Zur Einhaltung der
Anforderungen an den Jahresprimärenergiebedarf QP ei- Dresden, April 2021
nes Gebäudes muss der Referenzwert QP,Ref analog zur
bislang geltenden EnEV 2016 um mindestens 25% unter- Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz
schritten werden.                                       ITG – Institut für Technische Gebäudeausrüstung
                                                        Dresden, Forschung und Anwendung
Eine wesentliche Neuerung betrifft die Bedingungen für Stellv. Obmann des Gemeinschaftsausschusses
die Anrechenbarkeit von selbstgenutztem Strom aus er- NA 005-12-01 GA für die energetische Bewertung
neuerbaren Energien, z.B. durch Photovoltaik. Diese wur- von Gebäuden (NA/FNL/NHRS)

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GEG 2020 GEBÄUDEENERGIEGESETZ - Leitfaden für Wohngebäude - Ziegel.de
Inhaltsverzeichnis

1      Das Wesentliche im Überblick               4   5      Wärmebrücken                                  31
1.1    Chronik der Verordnungsgebung              4   5.1    Vorbemerkungen                                31
1.2    Hinweise zur Nutzung der Broschüre         6   5.2    Geometrische Wärmebrücken                     31
1.3    Hinweise zu den Anforderungsgrößen         7   5.3    Materialbedingte Wärmebrücken                 31
1.4    Gesetzestext                               7   5.4    Konvektive Wärmebrücken                       31
1.5    Flankierende Normen und Regelwerke         7   5.5    Zusätzliche Wärmeverluste                     31
                                                      5.6    Einfluss auf den Heizwärmebedarf              32
2      Energiebilanz eines Wohngebäudes           8
2.1    Energiebilanz und Heizwärmebedarf          8   6      Luftdichtheit und Lüftung                     34
2.2    Ermittlung der Wärmeverluste               9   6.1    Einleitung                                    34
2.2.1 Transmissionswärmeverluste                  9   6.2    Luftwechselzahlen                             34
2.2.2 Lüftungswärmeverluste                      10   6.3    Prüfung der Luftdichtheit                     34
2.2.3 Abstrahlverluste                           11   6.4    Luftdichtheitskonzept                         35
2.3    Wärmeeinträge                             12   6.5    Luftdichte Bauteilanschlüsse                  35
2.3.1 Interne Wärmequellen                       12   6.6    Lüftungskonzept                               35
2.3.2	Solare Wärmeeinträge durch transparente
       Bauteile                                  12   7      Anlagentechnik                                37
2.3.3 Solare Wärmeeinträge über opake Bauteile   12   7.1    Allgemeines                                   37
2.3.4 Transparente Wärmedämmung                  13   7.2    Trinkwarmwasserbereitung                      37
2.3.5 Unbeheizte Glasvorbauten                   13   7.3    Maschinelle Wohnungslüftung                   38
2.3.6 Wärmeeinträge durch Wohnungslüftung        14   7.4    Heizwärmeerzeugung                            39
2.4    Heizwärmebedarf                           14   7.5	Bewertung unterschiedlicher
2.4.1 Reduzierter Heizbetrieb                    14          Heizungstechniken                             40
2.4.2 Ausnutzungsgrad der Wärmeeinträge          15   7.6    Anlagen zur Kühlung                           41
2.5    Heizenergiebedarf                         16   7.7    Regenerativ erzeugter elektrischer Strom      41
2.6    Primärenergiebedarf                       17   7.7.1 Anrechnung auf den Primärenergiebedarf         41
2.7    Klima- und Nutzereinflüsse                17   7.7.2	Photovoltaik als Erfüllungsoptionen für die
                                                             Nutzung erneuerbarer Energien                 43
3	Ermittlung des Wärmedurchgangs-                    7.7.3	Berechnungsbeispiele zur Anrechnung
      koeffizienten U                            19          von Photovoltaik                              43
3.1   Luftberührte Bauteile                      19   7.8    Treibhausgasemissionen                        45
3.1.1 Standardfälle                              19
3.1.2 Sonderfälle                                20   8    Anforderungen aus dem GEG                       47
3.2	U-Wert-Ermittlung von Türen, Fenstern            8.1	Zulässiger Primärenergiebedarf und
      und verglasten Bauteilen                   20        Transmissionswärmeverlust für zu
3.3   U-Wert Ermittlung erdberührter Bauteile    20        errichtende Wohngebäude                         47
3.4   Rollladenkästen                            21   8.2  Luftdichtheit der Gebäudehülle                  48
                                                      8.3  Berücksichtigung von Wärmebrücken               50
4      Tabellierte U-Werte                       21   8.4  Sommerlicher Wärmeschutz                        50
4.1    Außenwände                                21   8.5  Anforderungen an die Anlagentechnik             50
4.2    Innenwände                                25   8.6	Nutzung erneuerbarer Energien                   50
4.3    Fenster                                   26   8.7  Energieausweise                                 51
4.4    Dächer                                    28   8.8  Vollzug des GEG                                 52
4.5    Decken, Fußböden                          30
                                                      9    Nachweis für zu errichtende Wohngebäude         53
                                                      9.1  Beispiel Mehrfamilienwohnhaus                   53
                                                      9.2  KfW-Effizienzhaus 55                            57
                                                      9.3	GEG-Nachweis nach dem Vereinfachten
                                                           Verfahren                                       59

2
Inhaltsverzeichnis

10     Sommerlicher Wärmeschutz                   62
10.1   Einleitung                                 62
10.2   Vereinfachtes Verfahren                    62
10.3   Anforderungen                              64
10.4   Speicherfähigkeit und Bauart               65
10.5   Erhöhte Nachtlüftung                       65

11      Bewertung von Bestandswohngebäuden        66
11.1 Einleitung                                   66
11.2 Randbedingungen zur Energiebilanz            66
11.3	Regeln zur Datenaufnahme und
        Datenverwendung                           66
11.3.1 Regeln der Technik                         66
11.3.2	Vereinfachungen beim geometrischen
        Aufmaß                                    66
11.3.3	Energetische Qualität von Bauteilen und
        Anlagentechnik                            67
11.4	Beispiel Bestandswohngebäude und
        Sanierungsempfehlungen                    67
11.5 Anforderungen an Einzelbauteile              70
11.6 Nachrüstverpflichtungen                      70
11.6.1 Nachrüstung eines bestehenden Gebäudes     70
11.6.2 Verteilungseinrichtungen der Heizung       71
11.6.3 Betriebsverbot für Heizkessel              71

12     Checkliste zum Niedrigstenergiehaus        72

13     Wärmetechnische Bemessungswerte            73
13.1   Mindestanforderungen an den Wärmeschutz    73
13.2   Tabellierte Bemessungswerte                74
13.3   Historisches Ziegelmauerwerk               83

14     Literatur                                  85
14.1   Normen und Regelwerke                      85
14.2   Fachliteratur                              86

15     Führer durch die Normung                   88

16     Glossar                                    89

17     Stichwortverzeichnis                       91

       Impressum

                                                                        3
1 Das Wesentliche im Überblick

1.1 C
     hronik der                          Mit der Energieeinsparverordnung          ordnung von 2002 nicht verschärft
    Verordnungsgebung                     2002 (EnEV) wurden die alte Wärme-        worden. Die Nachweisverfahren für
                                          schutzverordnung und die Heizungs-        Wohngebäude blieben nahezu unver-
Am 22. Juli 1976 erließ der Bundestag     anlagen-Verordnung       zusammenge-      ändert, lediglich bei Vorhandensein
mit Zustimmung des Bundesrates das        führt, so dass neben architektonischen    einer Raumluftkühlung musste diese
erste Gesetz zur Einsparung von Energie   Aspekten und baulichen Komponenten        über pauschale Ansätze mit bewer-
in Gebäuden (EnEG), das die Grundlage     auch die anlagentechnischen Einflüsse     tet werden. Im Bereich der Nicht-
für die von der Bundesregierung erlas-    und energieversorgungstechnischen         wohngebäude entstand allerdings
senen Rechtsverordnungen über einen       Gegebenheiten mit bewertet werden         ein gegenüber der Vergangenheit er-
energiesparenden Wärmeschutz von          konnten. Die Anforderungen sollten        heblich erweiterter Nachweis- und Be-
Gebäuden (Wärmeschutzverordnung)          den Heizenergiebedarf für die Behei-      arbeitungsumfang. Hierzu ist die Norm
und über energiesparende Anforderun-      zung der Gebäude und die Warmwas-         DIN V 18599 geschaffen worden, mit
gen an heizungstechnische Anlagen so-     serbereitung reduzieren und den dazu      der die Berechnung beheizter, gekühl-
wie Brauchwasseranlagen (Heizungs-        notwendigen       Primärenergiebedarf     ter und mit elektrischer Beleuchtung
anlagen-Verordnung) bildete. Das          begrenzen (Bild 1). Daneben konnten       beaufschlagter Gebäude jeglicher Nut-
festgelegte Anforderungsniveau muss-      alternative Energiequellen erstmalig      zung ermöglicht wurde.
te sicherstellen, dass die notwendi-      mit ihrem Energiebeitrag angerechnet
gen Investitionen im Regelfall je nach    werden. In einer Nebenanforderung         Mit Einführung der EnEV 2009 wur-
Energiepreis und Bedingungen des Ka-      wurden die Transmissionswärmever-         den die Anforderungen an den Jahres-
pitalmarktes innerhalb der Gebäude-       luste begrenzt, um den Standard des       primärenergiebedarf bzw. die Gesamt-
nutzungsdauer erwirtschaftet werden       baulichen Wärmeschutzes nicht unter       energieeffizienz um durchschnittlich
(Wirtschaftlichkeitsgebot). Da diese      den der Wärmeschutzverordnung von         30 % verschärft. Zudem wurde die
Festlegungen die energetische Ertüch-     1995 absinken zu lassen. Diese Be-        Anwendung des Referenzgebäude-
tigung des Gebäudebestands weitest-       grenzung macht ein Vergleich zum zu-      verfahrens für Wohngebäude nach
gehend ausklammerte, ist das EnEG im      vor zitierten Anforderungsniveau der      Einführung im Nicht-Wohngebäude-
September 2005 umfänglich erweitert       siebziger Jahre deutlich: Für ein Dop-    bereich im Rahmen der EnEV 2007
worden. So sind zur Umsetzung der eu-     pelhaus durfte nun der mittlere spezi-    obligatorisch. Seit dem 1. Oktober
ropäischen Richtlinie 2002/91/EG über     fische Transmissionswärmeverlust, der     2009 wird somit für die Einstufung des
die „Gesamtenergieeffizienz von Ge-       in etwa dem mittleren Wärmedurch-         Objektes ein Gebäude herangezogen,
bäuden“ neben Regelungen zur Klima-       gangskoeffizienten k m entspricht, den    das diesem in Geometrie, Nutzfläche
tisierung und elektrischen Beleuchtung    Wert von 0,51 W/(m2 ·K) nicht über-       und Ausrichtung gleicht, jedoch einen
von zu errichtenden Gebäuden die Er-      schreiten.                                festgelegten baulichen Wärmeschutz
stellung von Energieausweisen für be-                                               aufweist und über eine standardi-
stehende Gebäude erlassen worden.         In den letzten Jahren trat aufgrund des   sierte Anlagentechnik zur Wärmeer-
                                          nachhaltigen CO2-Anstiegs der Erdat-      zeugung verfügt. Dadurch erhält
In der ersten Wärmeschutzverord-          mosphäre und der damit in Verbindung      jedes Gebäude einen individuellen
nung, die am 1. November 1977 in Kraft    stehenden Klimaerwärmung der poli-        Höchstwert für den zulässigen Jahres-
trat, wurden Anforderungen an die         tische Zwang zu weiteren Energieein-      primärenergiebedarf. Ein weiteres
Wärmedurchgangskoeffizienten der          sparungen im Gebäudesektor in den         Hauptaugenmerk wurde auf die ener-
wärmeübertragenden Umfassungsflä-         Vordergrund. Das Wirtschaftlichkeits-     getische Ertüchtigung des Wohnge-
chen von Gebäuden festgelegt. Für ein     gebot energiesparender Maßnahmen          bäudebestands, wie beispielsweise die
durchschnittliches Einfamilien-Dop-       und der damit verbundene „Bestands-       Pflicht zur Nachrüstung von Gebäuden
pelhaus mit einem Hüllflächen-/Volu-      schutz“ bei Gebäuden traten mit dem       und Anlagen oder die Außerbetrieb-
men-Verhältnis (A/V) von 0,7 m-1 war      alten Energieeinspargesetz in den Hin-    nahme von elektrischen Speicherheiz-
ein mittlerer Wärmedurchgangskoeffi-      tergrund. Die Verpflichtung zur Aus-      systemen, gelegt. Die Nichtbeachtung
zient k m von höchstens 0,9 W/(m2 ·K)     stellung von Energieausweisen sollte      der Maßgaben wurde durch die Bun-
sicherzustellen. Im Laufe der Novellie-   im Immobilienmarkt als Anreiz zur         desregierung stärker sanktioniert und
rungen wurden die Anforderungsgrö-        energetischen Ertüchtigung der Be-        führte zu Bußgeldtatbeständen. Paral-
ßen von den betrachteten Transmissi-      standsgebäude gesehen werden.             lel zur Novellierung der EnEV 2009
onswärmeverlusten erweitert um die                                                  ist darüber hinaus ein weiteres wich-
passiven Solargewinne, um die inter-      Die Vorschriften zur Energieeinspa-       tiges Gesetz, das Erneuerbare-Ener-
nen Wärmegewinne und um die Lüf-          rung bei Neubauten und zur Erstellung     gien-Wärmegesetz (EEWärmeG) in
tungswärmeverluste und somit eine         von Energieausweisen sind mit der         Kraft getreten, welches den Einsatz
Raumwärmebilanz als Grundlage der         2007 in Kraft getretenen Energieein-      von regenerativen Energieträgern
Anforderungen zu berücksichtigen.         sparverordnung gegenüber der Ver-         im Neubau verbindlich vorschrieb.

4
1 Das Wesentliche im Überblick

Zielsetzung war, den Anteil an er-            Mit Veröffentlichung der Europäischen         sind ambitionierte Ziele, nämlich die
neuerbaren Energien am Endener-               Richtlinie über die Gesamtenergieeffi-        Verbesserung der Energieeffizienz
gieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf            zienz von Gebäuden (EPBD) 2010/31/            um 20 % und die Einsparung von
14 % zu erhöhen. Dies betraf Raum-,           EU vom 19. Mai 2010 [R1] sind sämt-           CO2-Emissionen um ebenfalls 20 %
Kühl- und Prozessenergie sowie die            liche EU-Mitgliedstaaten verpflichtet,        bis zum Jahr 2020. Erklärtes Ziel war
Warmwasserversorgung.                         diese in allen Punkten in nationales          die Schaffung von Mindeststandards
                                              Recht umzusetzen. Darin enthalten             für die Energieeffizienz von neuen oder

Bild 1: Zusammenwirken von Wärmeverlusten mit der Wärmeerzeugung innerhalb von Gebäuden, der Energiebereitstellung, -erzeugung
und -lieferung mit der daraus resultierenden Primärenergie sowie Hinweis auf die damit verbundenen Umweltaspekte

                                                                                                                                  5
1 Das Wesentliche im Überblick

renovierten Gebäuden. Sie zielte ab auf   Das Gebäudeenergiegesetz hebt damit        dustrie bietet daher für die Bauphysik
die Umsetzung eines Niedrigstenergie-     die ehemalige EnEV als Verordnung          weitere Software Module wie z.B. den
gebäude-Standards im Neubaubereich        auf einen höheren Gesetzesstand und        Wärmebrückenkatalog 5.0 [L1] an, mit
bis zum Jahr 2021 und die Umsetzung       vereinigt sie mit dem nationalen Ener-     denen sich die energetische Bilanzie-
eines Sanierungsfahrplans für Gebäu-      gieeinspargesetz [R3] und dem EEWär-       rung von Wohn- und Nichtwohnge-
de im Bestand, verbunden mit einer        meG [R4] und trat zum 1. November          bäuden zielgerichtet und praxisorien-
angestrebten Minderung des Primär-        2020 in Kraft. Das EEWärmeG sowie          tiert durchführen lassen.
energiebedarfs um 80 %. Wesentliche       das Energieeinspargesetz treten außer
Elemente der EPBD sind die Anrechen-      Kraft. Der gesetzlich eingeführte Effi-    Die vorliegende Broschüre ist nach
barkeit der erneuerbaren Energien in      zienzstandard eines Niedrigstenergie-      bestem Wissen erstellt und berück-
den nationalen Berechnungsmetho-          gebäudes im Neubaubereich ist damit        sichtigt die Regeln der Technik zum
den sowie eine plakative Darstellung      für die nächsten Jahre festgelegt. Eine    energiesparenden Bauen. Für den Aus-
von Energieverbräuchen in Form von        Überprüfung des Gesetzes soll frühes-      schluss von Fehlern kann vom Bundes-
Energieausweisen.                         tens 2023 erfolgen.                        verband der Deutschen Ziegelindus-
                                                                                     trie e.V. keine Gewähr übernommen
Im Juli 2013 wurde daraufhin das          Die Anforderungen des GEG für neu zu       werden. Weiterhin wird darauf hin-
novellierte 4. Energieeinsparungsge-      errichtende Wohngebäude sind in Ka-        gewiesen, dass die neuen Regelwerke
setzes (EnEG) veröffentlicht. Im We-      pitel 9 dieser Broschüre auszugsweise      einer kontinuierlichen Anpassung un-
sentlichen sieht der dort definierte      aufgeführt.                                terliegen, die möglichst zeitnah in die
Wirtschaftlichkeitsbegriff dabei eine                                                Hilfsmittel eingearbeitet wird. Daher
Refinanzierung der Aufwendungen bei                                                  wird eine regelmäßige Aktualisierung
der Erstellung des Gebäudes durch die     1.2 H
                                               inweise zur Nutzung                  dieser Arbeitsmittel durch die Heraus-
eingesparte Energie vor.                                                             geber erfolgen.
                                              der Broschüre
Die im November 2013 veröffentlichte                                                 Für Wohngebäude mit Neu- und Alt-
EnEV 2014 führte die Regelungen der       (Anmerkung der Redaktion / Genderhin-      baustandard kann der Nachweis nach
EnEV 2009 nahezu ohne materielle          weis: Aus Gründen der besseren Lesbar-     wie vor mit dem Monatsbilanzverfah-
Änderungen unverändert fort. Ab dem       keit wird auf eine geschlechtsneutrale     ren der DIN V 4108-6 [R10] in Verbin-
1. Januar 2016 galt eine 25-prozentige    Differenzierung verzichtet. Entsprechen-   dung mit DIN V 4701-10 [R11] geführt
Verschärfung der Anforderungen an         de Begriffe gelten im Sinne der Gleich-    werden. Die Verwendung dieser Nor-
den zulässigen Primärenergiebedarf        behandlung grundsätzlich für beide         men ist noch bis zum 31.12.2023 zum
sowie eine Umstellung der Anforde-        Geschlechter. Die verkürzte Sprachform     rechnerischen Nachweis und zur Erstel-
rungen an den baulichen Wärmeschutz       beinhaltet keine Wertung.)                 lung von Energieausweisen zugelassen.
von Wohngebäuden.                                                                    Das Regelverfahren stellt allerdings die
                                          Es kann nicht erwartet werden, dass        DIN V 18599 [R5] dar, welche wesent-
Die EnEV 2014 sowie das gleichzeitig      Nachweisführende sämtliche Regel-          lich besser geeignet ist, moderne An-
wirkende EEWärmeG stellten sich in        werke rund um das GEG kennen oder          lagentechnik korrekt abzubilden und
der Praxis anfänglich als nicht harmo-    gar vollständig verinnerlichen. Die-       gesamtheitlich zu bilanzieren. Dies gilt
nisierte Regelwerke dar. Ein Zusam-       se Broschüre versucht mit Hilfe der        insbesondere für den Fall der Nutzung
menführen der Anforderungen an die        Grundlagen zur Energiebilanz, mit Bei-     unterschiedlicher regenerativer Ener-
Gebäudeenergieeffizienz und die Nut-      spielrechnungen und mit der auszugs-       gien im Zusammenwirken mit dem Ge-
zungspflicht erneuerbarer Energien er-    weisen Darstellung der wichtigsten         bäude.
folgte mit der Veröffentlichung eines     Regelungen dem Leser die Thematik
Gesetzespakets zur Vereinheitlichung      nahe zu bringen. Aus der Erfahrung         Darüber hinaus enthält das GEG in
des Energieeinsparrechts für Gebäude      der letzten Jahre sollte zur Nachweis-     seiner Anlage 5 ein vereinfachtes
und zur Änderung weiterer Gesetze im      führung unbedingt eine geeignete           Nachweisverfahren für zu errichten-
August 2020. Hauptbestandteil dieses      Software Verwendung finden. Damit          de Wohngebäude in Form von Mus-
Paketes ist das „Gesetz zur Einspa-       lassen sich Nachweise schnell und zu-      terlösungen mit festgelegten Aus-
rung von Energie und zur Nutzung er-      verlässig durchführen, ohne ein Nor-       führungsvarianten. Die Anwendung
neuerbarer Energien zur Wärme- und        menstudium erforderlich zu machen.         dieses Verfahrens ist mit erheblichen
Kälteerzeugung in Gebäuden“ auch          Dennoch lassen sich immer wieder           Einschränkungen in Bezug auf den
Gebäudeenergiegesetz oder GEG ge-         interpretationsbedürftige oder unvoll-     Gebäudeentwurf und mögliche Wär-
nannt [R2].                               ständige Regelungsinhalte finden, die      meerzeugungstechniken versehen und
                                          eine ingenieurmäßige Betrachtungs-         stellt nach ersten Erfahrungen der Au-
                                          weise herausfordern. Die Ziegelin-         toren keine flexiblen Lösungen sowie

6
1 Das Wesentliche im Überblick

eher unwirtschaftliche Maßnahmen in       dieser Prozedur ist zumindest eine        bestand des Bundesministeriums für
Aussicht, die Anforderungen des GEG       rechnerische Korrektur der Klimadaten     Wirtschaft und Energie und des Bun-
zu erfüllen. Daher wird dieses verein-    des betrachteten Verbrauchszeitraums      desministeriums für Umwelt, Natur-
fachte Nachweisverfahren im Rahmen        vorzunehmen, um eine Vergleichbar-        schutz, Bau- und Reaktorsicherheit
dieser Broschüre nicht umfänglich be-     keit mit allen Gebäudestandorten in       zur Verfügung. Diese werden ergänzt
schrieben.                                Deutschland herzustellen.                 um Regeln zu Verbrauchskennwerten
                                                                                    von Wohngebäuden. Diese sogenann-
                                                                                    ten allgemein anerkannten Regeln der
1.3 H
     inweise zu den                      1.4 Gesetzestext                          Technik unterliegen einer ständigen
                                                                                    Überarbeitung und müssen daher vom
    Anforderungsgrößen                    Die vollständige Textfassung zum „Ge-     Anwender selbst auf Aktualität lau-
                                          setz zur Einsparung von Energie und       fend überprüft werden.
Durch die Inbezugnahme des primär-        zur Nutzung erneuerbarer Energien zur
energetischen Ansatzes und unter Be-      Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäu-       Um dem Leser eine Übersicht der re-
rücksichtigung des Endenergiebedarfs      den (Gebäudeenergiegesetz – GEG)“ ist     levanten Regelwerke zu ermöglichen,
der Anlagentechnik wird der Eindruck      im Bundesgesetzblatt Jahrgang 2020,       sind alle Normen und die unmittelbar
verstärkt, dass eine verbrauchsorien-     Teil I Nr. 37 am 13. August 2020 [R2]     zur Verordnung gehörenden Texte in
tierte Nachweisführung vorliegt und       veröffentlicht. Eine nichtamtliche        der Literaturübersicht mit dem Buch-
die Ergebnisse recht nah an den tat-      Lesefassung des gesamten Verord-          staben R gekennzeichnet.
sächlich zu erwartenden Verbrauchs-       nungstextes kann im Internet unter
daten liegen.                             www.ziegel.de eingesehen und her-         Als besonders hilfreich erweist sich
                                          untergeladen werden. Alle in diesem       die Beachtung der sogenannten Aus-
Vor diesen – zumindest für den Re-        Gesetz berücksichtigten Inhalte zu        legungsfragen zur bisherigen EnEV
gelfall   unberechtigten    Erwartun-     Wohngebäuden sind in dieser Bro-          sowie voraussichtlich in Fortführung
gen – soll an dieser Stelle ausdrück-     schüre berücksichtigt.                    zum GEG, die durch das Deutsche
lich gewarnt werden. Sämtliche                                                      Institut für Bautechnik, Berlin, oder
Berechnungen zum Energiebedarf                                                      aber durch das Bundesinstitut für
werden mit sogenannten normier-           1.5 F
                                               lankierende Normen                  Bau-, Stadt- und Raumforschung unter
ten Randbedingungen durchgeführt                                                    www.bbsr-energieeinsparung.de in
und ergeben einen rechnerischen
                                              und Regelwerke                        loser Folge kommentiert und im Inter-
Nutzenergie-, Endenergie- und Primär-                                               net veröffentlicht werden.
energiebedarf. Dies gilt sowohl für zu    Die zur Nachweisführung notwen-
errichtende Wohngebäude als auch für      digen Normen werden in der Litera-
Bestandswohngebäude, für die zur Er-      turübersicht aufgeführt und sind im
stellung eines Energieausweises deren     Broschürentext an entsprechender
Energiebedarf rechnerisch ermittelt       Stelle zitiert. Zu den wichtigsten Nor-
wird.                                     men gehört DIN 4108 „Wärmeschutz
                                          und Energie-Einsparung in Gebäuden”
Erst im Gebäudebetrieb, unter Be-         mit insgesamt acht Normteilen dieser
rücksichtigung des tatsächlichen In-      Reihe [R6-R14]. Daneben sind euro-
nen- und des Außenklimas, des Nut-        päisch harmonisierte Rechenwerke in
zerverhaltens und der Betriebsweise       Bezug genommen, die vor allem Re-
der Anlagentechnik, stellt sich der       chenregeln und Bewertungsverfahren
dann messbare tatsächliche Energie-       bauphysikalischer Effekte beinhalten.
verbrauch ein. Zwischen diesen bei-       Das Regelverfahren zur Bilanzierung
den Kennwerten kann eine erhebliche       ist die DIN V 18599 mit insgesamt 11
Differenz liegen, deren Betrag sich aus   Normteilen [R5]. Das GEG enthält da-
den verschiedenen in Kapitel 2 näher      tierte Verweise auf die zu verwenden-
erläuterten Bilanzeffekten ergibt.        den Normen. Die DIN V 18599 ist mit
                                          allen Normteilen des Ausgabedatums
So besteht im Rahmen der Erstellung       September 2018 zu verwenden.
von Energieausweisen für Bestandsge-
bäude durchaus die Möglichkeit, diese     Für Bestandswohngebäude stehen
auf Basis eines Energieverbrauchs an-     die Regeln zur Datenaufnahme und
zufertigen. Aber auch bei Anwendung       Datenverwendung im Wohngebäude-

                                                                                                                        7
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

2.1 Energiebilanz und                                                             die Energiebilanz den auf normale In-
     Heizwärmebedarf                     Bei einer beheizten Wohnfläche            nentemperaturen beheizten Bereich
                                         von 120 m2 ergibt sich für ein nach       umfasst. Niedrig beheizte Teilbereiche
Heizenergie ist im hiesigen Klima not-   dem GEG geplantes Einfamilienhaus         eines Wohngebäudes können als An-
wendig, um ein gewünschtes Tempe-        ein jährlicher Heizwärmebedarf            teil mitbeheizter Flächen an der Ge-
raturniveau im Raum sicherzustellen      von ca. 6.000 kWh, der ungefähr           samtfläche gemäß DIN V 18599-10 bei
und die daraus resultierenden Wärme-     7.500 kWh Primärenergie oder 700 l        Einfamilienhäuern pauschal mit 25 %
verluste auszugleichen. Hierbei wird     Heizöl bzw. 650 m3 Erdgas ent-            und bei Mehrfamilienhäusern mit 15 %
eine möglichst hohe Behaglichkeit        spricht.                                  berücksichtigt werden.
angestrebt, die durch ein ausgewoge-
nes Verhältnis zwischen Raumlufttem-     Der Trinkwarmwasserbedarf eines           Nicht beheizte Bereiche wie z.B. Keller
peratur und Oberflächentemperatur        durchschnittlichen 3- bis 4-Perso-        werden als außerhalb der wärmetau-
der raumumschließenden Flächen           nenhaushalts liegt im Jahr bei etwa       schenden Hülle liegende Zonen mit
erreicht wird. Maßnahmen zur Ener-       1.500 kWh, entsprechend 3.500 -           einem Temperatur-Korrekturfaktor
gieeinsparung durch Reduzierung des      4.500 kWh Primärenergie. Wird wie         hinsichtlich ihrer Wirkung als Wärme-
Behaglichkeitsniveaus, z.B. durch Ab-    vom GEG vorgesehen eine thermi-           senke behandelt. Das Monatsbilanz-
senkung der Raumlufttemperatur und       sche Solaranlage eingesetzt, halbiert     verfahren berücksichtigt insbesondere
Drosselung der Frischluftrate, haben     sich in der Regel der Primärenergie-      die folgenden Maßnahmen:
sich in den letzten Jahren als nicht     bedarf.
akzeptierte bzw. falsch verstande-
ne Energieeinsparbemühungen her-         Der dritte Energieanteil, der Haus-        1.	Berücksichtigung solarer Einträ-
ausgestellt; sie haben insbesondere      haltsstrom, liegt für die gleiche Haus-         ge durch transparente Bauteile
im Altbau zu einer erheblichen Zahl      haltsgröße bei etwa 5.000 kWh              2.	Differenzierte Bewertung
von Bauschäden geführt [L2]. Der er-     elektrischem Strom bzw. 9.000 kWh               von Bauteilen an unbeheizte
forderliche Heizwärmebedarf oder         Primärenergie unter Berücksich-                 Bereiche und an Erdreich
auch Nutzwärmebedarf genannt, ist        tigung der Umwandlungsverluste.            3.	Berücksichtigung maschineller
die Energie, die ein Heizkörper einem    Etwa 500 kWh Endenergie entfallen               Lüftung mit und ohne Wärme-
Raum zur Verfügung stellen muss. Sie     allein auf Antriebe und Steuerungen             rückgewinnung
lässt sich aus der Energiebilanz des     der Heizungsanlage.                        4.	Berücksichtigung individueller
Raumes oder übergreifend aus der ei-                                                     interner Gewinne
nes gesamten Gebäudes ermitteln. Die                                                5.	Berücksichtigung individueller
dazu notwendigen Rechenverfahren                                                         Verschattungen
sind seit langem bekannt, mit europä-    Hinweis:                                   6.	Berücksichtigung unbeheizter
isch harmonisierten Normen hinterlegt    Bei allen Bilanzierungen im Rahmen              Glasvorbauten
[R16] und ausreichend validiert.         des GEG muss beachtet werden, dass         7.	Berücksichtigung solarer
                                         normierte Randbedingungen für den               Wärmegewinne von opaken
Darüber hinaus muss nach dem GEG         Nutzer, das Klima, etc. zugrunde ge-            Bauteilen
auch der Trinkwarmwasserbedarf und       legt sind und dass die Prognosen ei-       8.	Berücksichtigung transparenter
der für Anlagenantriebe erforderliche    nen Energiebedarf ermitteln, der mit            Wärmedämmung
elektrische Strombedarf innerhalb des    dem tatsächlichen Energieverbrauch         9.	Berücksichtigung des exakten
Gebäudes bilanziert werden, da hier      im Einzelfall nicht übereinstimmen              Speichervermögen eines
nicht unerhebliche Energieverbräuche     muss.                                           Gebäudes
entstehen.                                                                          10.	Berücksichtigung individueller
                                                                                         Heizungstemperatur-
Wird in einem Wohngebäude die Raum-      Mit dem Monatsbilanzverfahren der               absenkungen
luft gekühlt, ist auch der hierzu not-   DIN V 18599-2 lassen sich umfänglich
wendige End- und Primärenergiebedarf     bauliche Maßnahmen sowie die Wär-
zu berücksichtigen. Dieser zusätzliche   meeinträge in ihrer Wechselwirkung        Die Rechenalgorithmen der zuvor auf-
Energiebedarf wirkt sich verschärfend    zur Bestimmung der Nutzenergie bzw.       gelisteten Bilanzanteile sind in Einzel-
auf die Anforderungen aus, da die aus    des Heizwärmebedarfs berechnen.           fällen sehr kompliziert und werden
dem Referenzgebäude ermittelten zu-      Dabei wird bei Wohngebäuden vor-          daher in dieser Broschüre nur auszugs-
lässigen Werte eine Raumkühlung nicht    ausgesetzt, dass die Gebäudeenergie-      weise aufgeführt.
vorsehen und der zusätzliche Kühlan-     bilanz in Form eines Einzonenmodells
teil daher kompensiert werden muss.      für den thermisch konditionierten
                                         Bereich erfolgt. Dies bedeutet, dass

8
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

2.2 Ermittlung der                      lufttemperaturen für die Berechnun-            unter Berücksichtigung der dazu ge-
     Wärmeverluste                       gen sind der Tabelle 2.5 zu entnehmen.         hörenden Temperatur-Korrekturfak-
                                                                                        toren Fxi. Die temperaturspezifischen
Im hiesigen Klima muss einer verlust-                                                   Transmissionswärmeverluste H T eines
minimierten Bauweise der Vorzug vor      2.2.1 Transmissionswärmeverluste               Gebäudes erhält man wie folgt:
einer solargewinnmaximierten gege-
ben werden, d.h. die Dämmeigenschaf-     Die wichtigste Kenngröße zur Beur-
ten der Gebäudehülle stehen in ihrer     teilung der opaken, d.h. nicht trans-            H T = Σ U i · A i · Fxi + H T,WB [W/K] (2)
Wichtigkeit an erster Stelle. Zudem      parenten Bauteile, ist deren Wärme-
wird durch erhöhte Innenoberflächen-     durchgangskoeffizient, der U-Wert
temperaturen die thermische Behag-       [W/(m2 ·K)]. Dieser wird nach europä-          Die Temperatur-Korrekturfaktoren Fxi
lichkeit innerhalb der Räume deutlich    ischen Rechenregeln bestimmt. Der              werden vereinfachend nach der Ta-
erhöht.                                  U-Wert gibt an, wieviel Wärmeleis-             belle 2.1 angesetzt, die Werte erd-
                                         tung [W] pro ein Grad Temperaturdif-           berührter Bauteile können nach
                                         ferenz [K] durch eine Bauteilfläche von        DIN EN ISO 13370 [R15] monatlich
 Hinweis                                 1 Quadratmeter [m2] zwischen der In-           exakt ermittelt werden.
 Die Wärmeverluste durch die Ge-         nen- und Außenluft abfließt. Summiert
 bäudehülle machen in Ein- und Zwei-     werden sämtliche mit deren U i-Wer-            Der Term HT,WB beschreibt die Trans-
 Familienhäusern etwa ein Drittel der    ten multiplizierte Bauteilflächen A i          missionswärmeverluste über Wärme-
 gesamten Verluste aus – bei größeren
 und kompakten Gebäuden mitunter
 deutlich weniger. Eine kostensparen-    Tabelle 2.1: P
                                                       auschale Temperatur-Korrekturfaktoren bei Anwendung des
 de und zugleich energieverbrauchs-                   Monatsbilanzverfahrens nach DIN V 18599-2
 reduzierende Maßnahme ist eine          Wärmestrom nach außen über                                    Kennung       Temperatur-
 kompakte Gebäudeform.                                                                                                Korrektur-
                                                                                                                       faktor Fxi
 Das beheizbare Volumen Ve sollte
 die kleinstmögliche wärmeübertra-       Außenwand, Fenster                                               Fe               1,0
 gende Umfassungsfläche A und da-        Dach                                                             FD               1,0
 mit ein günstiges, kleines A/Ve-Ver-
                                         Oberste Geschossdecke an unbeheiztem Dachraum                    FD              0,80
 hältnis aufweisen. Die Reduktion des
 A/Ve-Wertes um 0,1 m-1 bewirkt für      Abseiten-/Drempelwand                                             Fu             0,80
 durchschnittliche Gebäude eine Ver-     Wände und Decken zu unbeheizten Räumen                            Fu             0,50
 ringerung des Heizwärmebedarfs
                                         Wände und Decken zu niedrig beheizten Räumen                     Fnb             0,35
 von etwa 5-6 kWh/(m2 ·a), ohne dass
 zusätzliche Dämm-Maßnahmen er-          Wand/Fenster zu unbeheiztem Glasvorbau mit:
 griffen werden müssen.                         Einfachverglasung                                          Fu             0,80
                                                Zweischeibenverglasung                                                    0,70
                                                Wärmeschutzverglasung                                                     0,50
Die Wärmeverluste werden gemäß           Fußboden des beheizten Kellers                                   Ff,b        0,15 - 0,70*
DIN V 18599 auch als Wärmesenke
bezeichnet und beinhalten alle Wärme-    Wand des beheizten Kellers                                       Fw,b        0,35 - 0,75*
flüsse, die aus dem beheizten Gebäude    Fußboden auf dem Erdreich ohne Randdämmung                       Ff,b        0,15 - 0,80*
nach außen abfließen. Die allgemeine     Fußboden auf dem Erdreich mit Randdämmung
Bilanzformel für Einzonenmodelle lau-           ≥ 5 m breit, waagerecht**                                 Ff,b        0,10 - 0,60*
tet:                                            ≥ 2 m tief, senkrecht**                                               0,15 - 0,65*
                                         Kellerdecke/Innenwand zum unbeheizten Keller:
 Q sink = Q T + Q V + Q S   [kWh] (1)             mit Perimeterdämmung***                                 FG          0,25 - 0,80*
                                                  ohne Perimeterdämmung                                               0,30 - 0,85*
                                         Aufgeständerter Fußboden                                         FG              0,90
Die Einzelanteile für Transmission T,
                                         * Zahlenwert abhängig vom Wärmedurchlasswiderstand und den Abmessungen des Bauteils.
Lüftung V und langwellige Abstrahlung    ** Bei ungedämmter Bodenplatte und einer Randdämmung bis 5 m unterhalb der Bodenplatte oder
S bei der Solarstrahlungsbilanz werden       2 m senkrecht am äußeren Rand der Bodenplatte mit R > 2 (m2 ·K)/W
im Folgenden erläutert. Die Außen-       *** Perimeterdämmung der Kellerwände mit R ≥ 1,5 (m2 ·K)/W

                                                                                                                                       9
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

brücken, die nach DIN V 18599-2 ge-          der Infiltrationsverluste. Der Wärme-         wert überführt. Im Falle einer Luft-
sondert ausgewiesen werden. Die              transferkoeffizient für Infiltration wird     dichtheitsprüfung mittels Blower-Door
verschiedenen Möglichkeiten der              nach folgender Gleichung ermittelt:           kann der gemessene n50-Wert für die
rechnerischen Berücksichtigung sowie                                                       Energiebilanz verwendet werden. Nä-
die dazu anzuwendenden Verfahrens-                                                         here Einzelheiten dazu siehe Kapitel 6.
schritte sind in Kapitel 5 beschrieben.          H V,inf = n inf · V · 0,34    [W/K] (5)   Bei größeren Gebäuden mit Netto-
Die allgemeine Bilanzgleichung lautet:                                                     raumvolumen > 1.500 m3 bestimmt
                                                                                           sich der für die Berechnung erforder-
                                             mit:                                          liche n50-Wert zu:
 H T,WB = ΔU WB · A              [W/K] (3)   ninf = n50 · 0,07 · 1 für Fälle ohne zu-
                                                    sätzliche Außenluftdurchlässe                    q50 · AE
ΔUWB = Wärmebrückenzuschlag –
                                             	
                                                                    (
                                                  = n50 · 0,07 · min(16; 50   ––––––)
                                                                           n + 1,5h-1
                                                                               n50
                                                                                       )     n50 =
                                                                                                          V
                                                                                                                [h-1]          (6)

        siehe Kapitel 5                           für Fälle mit Außenluftdurchlässen
A    = gesamte wärmetauschende                                                            mit:
        Hüllfläche                           Das zu belüftende Nettovolumen V              q50 = hüllflächenbezogene Luftdurch-
                                             von Wohngebäuden mit bis zu drei                     lässigkeit bei 50 Pa Druckdiffe-
Die Wärmeenergie aus Transmission            Vollgeschossen berechnet sich aus                    renz
eines Bilanzzeitraums ergibt sich zu:        dem Bruttovolumen Ve des beheizten            AE = vereinfachend kann die Umfas-
                                             Gebäudes pauschal zu 0,76 · Ve , bei                sungsfläche A angesetzt werden
                                             größeren Gebäuden zu 0,8 · Ve .
 QT = Σ HT,j · (θ i - θe ) · t   [kWh] (4)                                                 Wird ein Blower-Door-Test für ein Ge-
                                                                                           bäude vorgesehen, ergibt sich rechne-
                                              Hinweis:                                     risch ein monatlich konstanter Wert
mit:                                          Das Nettovolumen darf auch detail-           des Infiltrationsluftwechsels ninf von
HT,j      = spezifischer Transmissions-      liert ermittelt werden. Dieses Vor-          0,14 h-1.
             wärmeverlust                     gehen führt in der Regel zu einem
(θi – θe) = Temperaturdifferenz im           geringeren Zahlenwert als bei pau-           Der Luftaustausch durch Fensterlüf-
             Bilanzierungsschritt             schaler Ermittlung und damit zu ge-          tung HV,win bei Wohngebäuden ohne
t         = Dauer des Berechnungs-           ringeren absoluten Lüftungswärme-            maschinelle Lüftung wird mit monatlich
             schritts                         verlusten.                                   unterschiedlichen Luftwechselzahlen
                                                                                           nwin,mth ermittelt. Dies begründet sich
                                                                                           aus der empirisch abgeleiteten Abhän-
2.2.2 Lüftungswärmeverluste                  Der n50–Wert als Maß der Luftdicht-           gigkeit der Fensteröffnungszeiten von
                                             heit der Gebäudehülle wird anhand             der Außenlufttemperatur – bei hohen
Die Lüftungswärmeverluste eines Ge-          der Festlegungen in folgender Tabelle         Außenlufttemperaturen wird intensi-
bäudes ergeben sich aus dem belüfte-         2.2 in einen pauschalen Bemessungs-           ver fenstergelüftet als bei niedrigen
ten Netto-Volumen V, der Luftwech-
selzahl n, die besagt, wie häufig das        Tabelle 2.2: B
                                                           emessungswerte n50 und q50 für Gebäude mit und ohne Luft-
gesamte Luftvolumen in einer Stunde                       dichtheitsprüfung
ausgewechselt wird und der spezifi-
schen Wärmespeicherkapazität der             Kategorie zur Einschätzung                    Nettoraumvolumen Nettoraumvolumen
Luft von 0,34 Wh/(m3 ·K).                    der Gebäudedichtheit                              ≤ 1500 m3        > 1500 m3
                                                                                                n50 [h-1]     q50 [m3/m2 · h]
Die temperaturspezifischen Lüftungs-         I      mit Luftdichtheitsprüfung bei
wärmeverluste oder auch Lüftungs-                                                                    2                  3
                                                    Fensterlüftung
wärmetransferkoeffizienten HV setzen
sich aus Infiltration über Fugen und         I      mit Luftdichtheitsprüfung mit
                                                                                                     1                  2
Undichtigkeiten von Außenbautei-                    maschineller Wohnungslüftung
len HV,inf und den Verlusten über den        II Neubau ohne Luftdichtheitsprüfung                    4                  6
Luftaustausch durch Fensterlüftung           III Einstufung, die nicht den Kategorien
HV,win zusammen. Dabei beeinflusst die                                                               6                  9
                                                 I, II und IV entsprechen
Luftdichtheit der Gebäudehülle über
den sog. n50 –Wert als Luftwechselzahl       IV Vorhandensein offensichtlicher
                                                                                                     10                 15
bei 50 Pa Druckdifferenz die Höhe               Undichtheiten

10
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

Außenlufttemperaturen. Die einzelnen          (z.B. Kreuzstromwärmetauscher) zwi-                 tungsanlagen. Wird eine mechanische
Berechnungsgleichungen der DIN V              schen Zuluft und Abluft ergeben sich                Lüftungsanlage eingesetzt, wird das
18599-2 Abs. 6.3.2.2 werden an dieser         zusätzlich Wärmeeinträge, die den                   tatsächlich ausgetauschte Luftvo-
Stelle nicht im Einzelnen aufgeführt.         Heizwärmebedarf reduzieren und an                   lumen und die ggf. rückgewonnene
Die allgemeine Bilanzgleichung lautet:        dieser Stelle nicht bilanziert werden.              Wärme berücksichtigt. Angaben dazu
                                              Standardwerte des mechanischen                      enthält Kapitel 2.3.6.
                                              Luftwechsels sind 0,4 h-1 bei nicht be-
 H V,win = nwin · V · 0,34      [W/K] (7)     darfsgeführter Betriebsweise. Erfolgt
                                              ein bedarfsgeführter Betrieb z.B. über              2.2.3 Abstrahlverluste
                                              Präsenzmelder oder die Luftgüte kann
Beispielhaft sind in Tabelle 2.3 die          der Luftwechsel auf 0,35 h-1 abgesenkt              Werden die Solargewinne gemäß Ab-
berechneten Monatswerte der Luft-             werden. Die spezifischen Lüftungs-                  schnitt 2.3.3 über opake Bauteile be-
wechselzahlen des Fensterluftwech-            wärmeverluste werden mit HV,mech be-                rücksichtigt, müssen auch die langwel-
sels nwin für einen Bemessungswert            zeichnet. Tabelle 2.3 enthält Monats-               ligen Strahlungsverluste QS,opak an den
der Luftdichtheit n50 von 2 h-1 sowie         werte des Gesamtluftwechsels nmth in                kalten Himmel nach folgender Glei-
die Gesamtwerte des monatlichen               h-1 eines Wohngebäudes mit bedarfs-                 chung bilanziert werden:
Luftwechsels nmth inklusive Infiltra-         geführter    Wohnungslüftungsanlage
tionsluftwechsel wiedergegeben.               mit Wärmerückgewinnung und mit ei-
                                              nem n50-Wert der luftdicht geprüften                 QS,opak = R se · U · A · (Ff · hr · θer -
                                              Gebäudehülle von 1,0 h-1.                                      α · Is ) · t            [kWh] (9)
 Hinweis:
 Das Bilanzverfahren der DIN V                Die gesamten Lüftungswärmeverluste
 18599-2 führt mit der Einführung             Q V eines Wohngebäudes im Bilanzzeit-               mit:
 des saisonalen Luftwechsels zu et-           raum ergeben sich zu:                               Rse = Wärmeübergangswiderstand
 was geringeren Lüftungswärmever-                                                                          außen in (m2 ·K)/W
 lusten als das bisherige Bilanzmodell                                                            Ff = Formfaktor 1 für waagerechte
 der DIN V 4108-6 [R10] mit konstan-               Q V = Σ HV,k · (θ i - θe ) · t   [kWh] (8)             Bauteile bis 45°, 0,5 für senk-
 ten Luftwechselzahlen. Dies macht                                                                        rechte Bauteile
 sich bei hoch wärmegedämmten Ge-                                                                 hr = äußerer Abstrahlungskoeffizient,
 bäuden deutlich bemerkbar, da sich           mit:                                                         Standardwert 0,45 W/m2 ·K
 die Heizperiode dort bekannterma-            HV,k = HV,inf + Hv,win + Hv,mech                      θer = mittlere Temperaturdifferenz
 ßen verkürzt.                                                                                             zwischen Außenluft und
                                              In Gebäuden mit Fensterlüftung lie-                          Himmelstemperatur, Standard-
                                              gen gemessene Luftwechselzahlen                              wert 10 K
Gebäude mit einer mechanischen Lüf-           in Abhängigkeit der Luftdichtheit der               α = Absorptionskoeffizient für
tungsanlage – mit oder ohne Wärme-            Gebäudehülle und vor allem des Nut-                          Solarstrahlung
rückgewinnung – weisen neben dem              zerverhaltens zwischen n = 0,3 und                  IS = Strahlungsintensität in W/m2
planmäßigen Luftwechsel geringere             0,9 h-1 [L2], bei hohen Belegungsdich-                       siehe Tabelle 2.5
aber ebenso unplanmäßige Lüftungs-            ten der Wohnungen kann dieser Wert
verluste über Infiltration und Anteile        bis auf 1,5 h-1 ansteigen [L3]. Neuere              Die Gleichung (9) ist nur anzuwenden,
eines Luftaustausches über Fenster            Untersuchungen [L4] bestätigen diese                sofern die absorbierte Solarstrahlung
auf. Bei Anlagen mit Wärmerück-               Schwankungsbreite in ähnlicher Form                 α · Is kleiner ist, als die an den Himmel
gewinnung über Wärmeübertrager                auch für Gebäude mit Wohnungslüf-                   abgestrahlte Wärmeleistung.

Tabelle 2.3: M
              onatswerte der Luftwechselzahlen n in h-1 für Bemessungswerte n50 von 2 h-1 bei Fensterlüftung und
             1 h-1 bei maschineller Lüftung
                                  Jan       Feb       März       April     Mai      Juni   Juli     Aug     Sept      Okt      Nov      Dez
mit Fensterlüftung       nInf     0,14      0,14       0,14      0,14      0,14     0,14   0,14     0,14    0,14      0,14     0,14     0,14
                         nwin     0,38      0,40       0,45      0,53      0,62     0,67   0,71     0,71    0,63      0,54     0,44     0,38
                         nmth     0,52      0,54       0,59      0,67      0,76     0,81   0,85     0,85    0,77      0,68     0,58     0,52
mit maschineller         nInf     0,07      0,07       0,07      0,07      0,07     0,07   0,07     0,07    0,07      0,07     0,07     0,07
Wohnungslüftung          nmth     0,50      0,51       0,52      0,54      0,56     0,57   0,58     0,57    0,56      0,54     0,52     0,50

                                                                                                                                             11
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

2.3 Wärmeeinträge                                   (Mehrfamilienhaus), auf die
                                                    Nettogrundfläche bezogen                 Hinweis:
Die Wärmegewinne, die zur Reduzie-           QI,source,h = monatlich zu berechnende         Die Verschattungsfaktoren Fs zur
rung der Heizwärme genutzt werden,                  Wärmeeinträge des Heizsystems            Berücksichtigung dauerhaft vor-
ergeben sich aus den internen Wär-                                                           handener baulicher Verschattungen
melasten, die sich aus Personen- und                                                         können der DIN V 18599-2 ent-
Maschinenabwärme, Beleuchtung, etc.          2.3.2 S
                                                    olare Wärmeeinträge durch               nommen werden. Der Fs-Wert wird
zusammensetzen und den solaren                     transparente Bauteile                     gemäß GEG §25 pauschal zu 0,9
Wärmegewinnen, insbesondere durch                                                            festgelegt, sofern keine detaillierte
den direkten Strahlungsdurchgang             Die Solargewinne Q s durch die Fens-            Berücksichtigung der umgebenden
über die Fenster, aber auch bedingt          terflächen können grundsätzlich für             Bebauung erfolgt. Eine bewegliche
durch Solarabsorption auf Außenober-         vier Haupthimmelsrichtungen, vier               Verschattungseinrichtung wie z.B.
flächen, Wintergärten, etc.                  Zwischenrichtungen und für vier un-             ein Raffstore oder ein Rollladen wird
                                             terschiedliche Flächenneigungen und             bei der Ermittlung der Solargewinne
Weitere ungeregelte Wärmeeinträge            die Horizontale ermittelt werden. Die           bei der Monatsbilanzierung nicht be-
ergeben sich durch die Wärmeabgabe           Bilanzformel lautet:                            rücksichtigt, da davon ausgegangen
anlagentechnischer Komponenten wie                                                           wird, dass die vorhandene Solar-
z.B. Verteilleitungen der Heizungs- und                                                      strahlung in der Heizzeit vollständig
Warmwasserversorgung, Speicherver-            Q S,tr = FF · A w · FS · 0,9 · g · IS · t      genutzt wird. Bei großen Fensterflä-
luste oder durch die Wärmerückgewin-                                           [kWh] (12)    chenanteilen kann dies allerdings be-
nung einer Wohnungslüftungsanlage.                                                           reits in der Heizzeit zu Überhitzung
                                                                                             einzelner Räume führen.
                                             Die Solarstrahlung I s ist von der Him-
 Q source = Q l,source + Q s   [kWh] (10)    melsrichtung und der Neigung der
                                             bestrahlten Fläche abhängig. Für ver-
                                             tikale Flächen beträgt sie zwischen            2.3.3 Solare Wärmeeinträge über
Dabei ergeben sich für die solaren           100 (Nord) und 270 (Süd) kWh/(m2 ·a)                  opake Bauteile
Wärmeeinträge unterschiedliche Bi-           in der Heizperiode. Der Abminderungs-
lanzierungsansätze, die in den Kapiteln      faktor FF bezeichnet den verglasten            Auch opake, d.h. nicht transparente
2.3.2 bis 2.3.5 näher erläutert werden.      Flächenanteil des Fensters. Der soge-          Oberflächen nehmen Solarstrahlung
                                             nannte Fs-Wert ist der Minderungsfak-          auf, wandeln sie in Wärme um und
                                             tor für eine permanente Verschattung,          lassen einen Teil dieser Wärme in das
2.3.1 Interne Wärmequellen                   z.B. durch Gebäudeteile oder andere            Gebäudeinnere. Die Farbgestaltung
                                             Gebäude. Der Faktor 0,9 (Fw-Wert)              der Oberfläche beeinflusst die Absorp-
Messungen in Wohngebäuden zeigen             reduziert den von den Glasherstellern          tion maßgeblich. Dies wird durch den
Wertebereiche der internen Gewinne           anzugebenden Gesamtenergiedurch-               Strahlungsabsorptionsgrad α für das
Q I,source zwischen 15 und 35 kWh pro        lassgrad g, da dieser ausschließlich für       energetisch wirksame Spektrum des
m2 Nutzfläche A N in der Heizperiode.        senkrechte Sonneneinstrahlung gilt.            Sonnenlichts beschrieben und nach
Diese setzen sich im Wesentlichen aus        Für den Fall mit beweglichem Sonnen-           folgender Formel bilanziert:
den Wärmeeinträgen durch Personen            schutz, üblicherweise nur bei Nicht-
und durch Verteilleitungen des Heiz-         wohnnutzungen in Ansatz gebracht,
systems zusammen. Die monatsweise            wird statt g der Rechenwert gtot inklu-         Q S,opak = Rse · U · A · (α · Is - Ff · hr ·
Berechnung mittels normierter Ansät-         sive Sonnenschutz verwendet.                               Δθer) · t               [kWh] (13)
ze führt zu folgender Bilanzgleichung:
                                             Die zuvor genannten Abminderungs-
                                             faktoren F sind grundsätzlich bei all          Die Gleichung (13) ähnelt der zuvor
 Q l,source = q I,p · AN · d/mon +           den Bauteilen anzuwenden, durch die            aufgestellten Gleichung (9) und ist nur
              Q I,source,h      [kWh] (11)   Solarstrahlung hindurchgeht oder ab-           dann anzuwenden, sofern die absor-
                                             sorbiert wird, so auch für transparente        bierte Solarstrahlung α · Is größer ist,
                                             Wärmedämmung, Solaranbauten, etc.              als die an den Himmel abgestrahlte
mit:                                         Die Fensterfläche A w wird aus den             Wärmeleistung. Tabelle 2.4 enthält
qI,p = täglicher Wärmeeintrag durch         lichten Rohbauöffnungsmaßen ermit-             α-Werte unterschiedlicher Oberflä-
        Personen, 45 Wh/(m2 ·d) (Ein-        telt.                                          chen.
       familienhaus), 90 Wh/(m2 ·d)

12
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

Tabelle 2.4: Strahlungsabsorptions-              solchen Fällen wird zur Einhaltung er-              transparente Dämmkonstruktionen
grad α für das energetisch wirk-                 träglicher Temperaturen üblicherweise               (TWD) vor opaken Gebäudehüllflächen
same Spektrum des Sonnenlichts                   erhöht gelüftet, d.h. Wärme „abgelüf-               können so eine erhöhte Solarenergie-
verschiedener Oberflächen nach                   tet”. Dies kann dazu führen, dass die               nutzung für das Gebäude ermöglichen,
DIN V 18599-2                                    Lüftungswärmeverluste um bis zu ca.                 wenn diese über aktive Be- und Entla-
                                                 20 % vergrößert werden. Die Über-                   dung meist mittels luftdurchströmter
Oberfläche                                α      hitzungen und die damit verbundenen                 Bauteile gekoppelt werden. Die Ge-
Wandflächen:                                     erhöhten Wärmeverluste lassen sich                  bäudemassen tragen jedoch nur zur
 heller Anstrich                         0,4     durch massive, speicherfähige Bauteile              kurzzeitigen Speicherung für eine Peri-
 gedeckter Anstrich                      0,6     reduzieren. Insbesondere massive In-                ode von 3 bis 5 Tagen bei. Größenord-
 dunkler Anstrich                        0,8     nenbauteile beeinflussen das sommer-                nungsmäßig lassen sich 20 bis 30 % der
                                                 liche Temperaturverhalten positiv.                  auf die Kollektoroberflächen einfallen-
Klinkermauerwerk (dunkel)                0,8
                                                                                                     den Strahlung zur Heizwärmeeinspa-
helles Sichtmauerwerk                    0,6                                                         rung nutzen. Das entspricht bei senk-
Dächer (Beschaffenheit):                         2.3.4 T
                                                        ransparente Wärmedämmung                    rechten, südorientierten Kollektoren
 ziegelrot                               0,6                                                         einer Energieeinsparung zwischen 70
 dunkle Oberfläche                       0,8     Transparente    Wärmedämmsysteme                    und 110 kWh/(m2 ·a), bezogen auf die
 Metall (blank)                          0,2     (TWD) lassen einen Teil der auftref-                Kollektorfläche [L6, L7].
 Bitumendachbahn (besandet)              0,6     fenden Solarstrahlung bis zur dunklen
                                                 Absorberschicht vordringen und füh-
                                                 ren so zu einer Erhöhung der Wand-                  2.3.5 Unbeheizte Glasvorbauten
Die Solarabsorption auf Außenwän-                innentemperatur. In der Bilanzformel
den führt bei dunklen Anstrichen oder            muss daher der g Ti-Wert der trans-                 Unbeheizte Glasvorbauten ermögli-
Verklinkerungen bei Südorientierun-              parenten Dämmung inklusive Deck-                    chen bei intelligenter Nutzung eine zu-
gen zur Reduktion der rechnerischen              schicht eingesetzt werden sowie der                 sätzliche Heizwärmeeinsparung. Diese
U-Werte von bis zu 25 % [L5]. Werden             äußere      Wärmedurchlasswiderstand                ergibt sich durch die Temperaturer-
diese Effekte für alle Orientierungen            Re sämtlicher Schichten oberhalb der                höhung in dieser Zone und die damit
entsprechend berücksichtigt, ergeben             absorbierenden Schicht einschließlich               verbundene Absenkung der Transmis-
sich zusätzliche nutzflächenbezoge-              des äußeren Übergangswiderstandes.                  sionswärmeverluste der angrenzenden
ne Heizwärmeeinsparungen von etwa                Die Wärmeeinträge werden wie folgt                  Bauteile des beheizten Wohnbereichs.
5 % für dunkle Oberflächen und etwa              bilanziert:                                         Neben diesem Effekt lassen sich auch
2 % für helle Putzoberflächen (siehe                                                                 Lüftungswärmeverluste reduzieren,
Bild 2.1).                                                                                           wenn beispielsweise die Zuluft angren-
                                                  Q S,opak,Ti = R e · U · A · FF · FS · Fw · gTi ·   zender Wohnräume über den Glasvor-
Diese absolute Größe ist im Übri-                             α · ls· t              [kWh] (14)      bau geführt wird. Da die Einsparpoten-
gen weitestgehend unabhängig vom                                                                     ziale von Glasvorbauten stark von ihrer
U-Wert und vom konstruktiven Aufbau                                                                  Nutzung und Geometrie abhängen,
der Außenbauteile. Das Solarstrah-               mit:                                                sind allgemeingültige Zahlenangaben
lungsangebot und die Farbe bestimmen             U =W   ärmedurchgangskoeffizient des               hierzu nicht möglich. Im Monatsbilanz-
deren Höhe. Bei Anfall großer Energie-                 gesamten Bauteils                             verfahren der DIN V 18599-2 können
gewinne kann dies zu Überhitzungen               A =G   esamtfläche des Bauteils einer              die Energiebilanzen von Glasanbauten
in den betroffenen Räumen führen. In                   Orientierung                                  berechnet werden.
                                                 FF = Rahmenanteil des Bauteils
                                                 Fw = 0 ,9 für nicht senkrechten Strah-             Es darf nicht übersehen werden, dass
Heizwärmeeinsparung [%]
                                                       lungseinfall                                  Glasvorbauten im Sommer zu starken
10
                                                 α =A   bsorptionskoeffizient der TWD               Überhitzungen neigen, die deren Nutz-
 8
                                                                                                     barkeit deutlich einschränken können.
 6
                                                 Eine weiterführende Ausnutzung der                  Daher sind große Lüftungsöffnungen
 4                                               Solargewinne wird mit sogenannten                   und zumindest in den Schrägvergla-
 2                                               Hybridsystemen möglich. Mit dieser                  sungen wirksame Verschattungsein-
 0                                               Technik lassen sich bisher thermisch                richtungen erforderlich. Die Investi-
     0      0,2       0,4         0,6     0,8
                                                 ungenutzte Gebäudeteile, wie z.B.                   tionskosten von Glasanbauten weisen
         Solarabsorponsgrad der Außenwand [-]
                                                 Decken, Innen- und Außenwände als                   in der Regel keine Wirtschaftlichkeit
Bild 2.1: Heizwärmeeinsparung durch Solar-       zusätzliche Speicher nutzen. Solarkol-              im Hinblick auf eine mögliche Energie-
absorption auf Außenoberflächen gemäß [L5]       lektoren, Verglasungssysteme oder                   einsparung auf.

                                                                                                                                         13
2 Energiebilanz eines Wohngebäudes

                                           2.3.6 W
                                                  ärmeeinträge durch                   Σ QS,i = Summe der solaren Wärme-
 Hinweis:                                        Wohnungslüftung                                  einträge
 Werden die beheizten, an den Glas-
 vorbau angrenzenden Bereiche nicht        Die Ermittlung der Wärmeeinträge             Die Ermittlung des Energiebedarfs
 durch eine wirksame räumliche             durch Wärmerückgewinnung bei Woh-            nach DIN V 18599 geschieht ge-
 Trennung abgeschottet, zählt der          nungslüftungsanlagen erfolgt durch           genüber der früher verwendeten
 Glasvorbau mit seiner Hüllfläche zum      eine zweifache Bilanzierung eines            DIN V 4108-6 [R10] nicht mehr zwi-
 beheizten Gebäudevolumen und              Wohngebäudes. In einem ersten Be-            schen Gebäude und der Anlagentech-
 muss entsprechend im GEG-Nach-            rechnungsschritt wird die Heizwär-           nik getrennt, sondern monatsweise
 weis berücksichtigt werden.               mebilanz mit einer gegenüber der             in einer Gesamtbilanz. Damit wird die
                                           Außenluft erhöhten Zulufttemperatur          Wechselwirkung der Gebäudehülle,
                                           und dem Volumenstrom der Lüftungs-           der Lüftungswärmeverluste sowie der
Auf Grund der komplexen Berech-            anlage ermittelt. Diese Temperatur           Wärmegewinne aus solarer Einstrah-
nungsmethodik der Wärmeeinträge            ergibt sich aus dem Temperaturände-          lung und der Interaktion mit den Wär-
und deren Pufferwirkung auf das Ge-        rungsgrad der Wärmerückgewinnung             meeinträgen der Anlagentechnik sehr
bäude werden die Bilanzgleichungen         als Ergebnis des Wärmerückgewin-             viel genauer bilanziert. Die Gebäude-
an dieser Stelle nicht wiedergegeben       nungsgrades. In einer zweiten Wär-           energiebilanz ist in Bild 2.2 schema-
und es erfolgt lediglich eine stichwort-   mebilanz erfolgt die Berechnung ohne         tisch dargestellt.
artige Beschreibung der Vorgänge. Die      Wärmerückgewinnung der Abluft. Die
rechnerische Bilanzierung führt zum        Differenz beider Berechnungen liefert        Sämtliche Berechnungen zur Nach-
Kennwert QS,tr und wird den Solarein-      den Wärmeeintrag einer Wohnungs-             weisführung gemäß GEG erfolgen un-
trägen zugeordnet.                         lüftungsanlage.                              ter Zugrundelegung eines einheitlichen
                                                                                        Referenzklimas. Der für Deutschland
Zuerst werden die durch den Glasvor-       Die effektiven Wärmeeinträge von             heranzuziehende Referenzstandort ist
bau und die angrenzenden Fenster und       Wohnungslüftungsanlagen bewegen              Potsdam. Die normierten monatlichen
Wände in das Gebäude einfallenden          sich in Abhängigkeit des Anlagen-Luft-       Klimadaten mit Außenlufttemperatu-
direkten Gewinne ermittelt. Dann er-       wechsels nmech zwischen 13 und               ren und richtungsabhängigen Solar-
folgt die Berechnung der im Glasanbau      20 kWh/(m2 ·a) für geringe Anlagen-          strahlungsleistungen sind in Tabelle
absorbierten Energie, die dort zu einer    luftwechsel von 0,35 h-1 und 30 bis          2.5 als Auszug von DIN V 18599-10
Temperaturerhöhung führt und somit         40 kWh/(m2 ·a) bei Anlagenluftwech-          aufgeführt.
als indirekter Gewinn eine Reduzie-        seln von 1 h-1. Dabei ist zu beachten,
rung der Transmissionswärmeverluste        dass übliche durchschnittliche Anla-         Die Berechnung der Nutzenergie er-
der angrenzenden Bauteile des Kern-        genluftwechsel in der Heizperiode un-        folgt über eine Iteration der Bilanzmo-
hauses bewirkt.                            ter 0,4 h-1 betragen.                        nate, da die Wärmeeinträge z.B. aus
                                                                                        Heizungsverteilungen vom Nutzener-
Folgende Angaben zur Berechnung                                                         giebedarf abhängig sind und diesen
sind notwendig:                            2.4 Heizwärmebedarf                          wiederum beeinflussen. Mithilfe des
                                                                                        abschließend monatsweise ermittelten
                                           Der Heizwärmebedarf Qh,b, also die           Nutzwärme- und ggf. auch Kühlener-
 1. Art der Verglasung des Glas-          Nutzwärme, die zur Beheizung dem             giebedarfs wird dann der Endener-
     vorbaus                               Raum zur Verfügung gestellt werden           giebedarf unter Berücksichtigung der
 2. Bodengrundfläche des Glas-            muss, ergibt sich aus den Verlusten          Auslastung und Effizienz der einge-
     vorbaus                               und Gewinnen wie folgt:                      setzten Anlagentechnik ermittelt.
 3. A bsorptionskoeffizient des
     Bodens im Glasvorbau
 4. Temperatur-Korrekturfaktor             Q h,b = Qsink – η · (Ql,source + Σ QS,i )   2.4.1 Reduzierter Heizbetrieb
     des Glasvorbaus                                                       [kWh] (15)
 5. Kennwerte der Fenster zwischen                                                     In der Monatsbilanzierung des Heiz-
     Kernhaus und Glasvorbau                                                            wärmebedarfs wird der gemittelte
 6. A bsorptionskoeffizient der           mit:                                         Monatswert der Raumluft-Solltempe-
     Außenwand des Kernhauses im           Qsink     = Wärmeverluste                    ratur für den Heizbetrieb unter Be-
     Glasvorbau                            η         = Ausnutzungsgrad der             rücksichtigung eines zeitlichen Ab-
                                                        Gewinne (siehe 2.4.2)           senk- oder Abschaltbetriebs reduziert.
                                           QI,source = Interne Wärmequellen             Die Berechnungsalgorithmen sind
                                                                                        äußerst komplex und daher wird auf

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