Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten - Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Die Afrika-Strategie des BMZ
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Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Die Afrika-Strategie des BMZ
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Liebe Leser*innen, die Welt braucht Afrika und Afrika braucht die Als Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- Welt – so bringt es die nigerianische Menschen- sammenarbeit und Entwicklung wollen wir mit rechtlerin und Politikerin Oby Ezekwesili auf den afrikanischen Ländern an einer gerechteren, Punkt. Es muss daher jetzt darum gehen, gemein- friedlicheren und sichereren Welt arbeiten. Dazu sam globale Veränderungsprozesse zu gestalten. müssen wir Hunger bekämpfen und Armut und Ob Global Governance, Wirtschaftswachstum, Ungleichheiten reduzieren. Im Rahmen der Just Armut und Ungleichheit, Klimawandel, Transition soll wirtschaftliche Entwicklung Technologien, menschliche und soziale gelingen, die gute Arbeit schafft und Entwicklung – bei all diesen Fragen ökologisch wie sozial verträglich wird die Welt besser dastehen, ist. Es geht darum, Gesellschaf- wenn Afrika aktiv mitwirkt, ten widerstandsfähiger zu davon bin ich überzeugt! machen. Soziale Sicherungs- Denn Afrika hat enorme systeme sind dabei ein Potenziale und Ressourcen: entscheidender Hebel. In eine junge Bevölkerung, Krisensituationen helfen urbane und innovative Zen- sie, Grundbedürfnisse zu tren, wirtschaftliche Ent- decken und ein weiteres wicklung, Rohstoffe sowie Abrutschen in Armut zu ver- die wachsende geopolitische hindern. Die Corona-Pande- Bedeutung und die Stärkung des mie hat die Lücken im Gesund- Kontinents auf der internationalen heitsbereich weltweit offengelegt. Bühne durch die politische und wirt- Auf dem Thema Globale Gesundheit schaftliche Integration. und Pandemievorsorge liegt daher ein besonderes Augenmerk. Bei alledem werden wir Das Ziel dieser Strategie ist, gemeinsam mit geleitet von unserem Ansatz einer feministischen Afrika globale Strukturpolitik zu machen. Sie Entwicklungspolitik. Nur wo sich Strukturen ist unter dem Einfluss der globalen Heraus- und Denkmuster so ändern, dass Geschlechter- forderungen entstanden, die unser zukünftiges gleichstellung herrscht, ist wirklich nachhaltige Handeln prägen: der russische Angriffskrieg in Entwicklung möglich. Denn Chancengleichheit der Ukraine, der wachsende Einfluss Chinas auf ist ein Garant für wirtschaftlichen Wohlstand. dem afrikanischen Kontinent, die Klimakrise. Die Strategie setzt auf Partnerschaften, die auf Res- Diese Strategie ist der Start. Jetzt geht es an die pekt und Gegenseitigkeit beruhen. Entscheidend Umsetzung. Ich danke allen, die daran mitwirken, ist dabei nicht allein, was wir in der deutschen und freue mich auf den weiteren Austausch! Entwicklungspolitik tun, sondern auch, wie und aus welcher Haltung heraus. Die Bundesregierung steht für Werte wie Menschenrechte und Demo- kratie ein. Wir fragen nach den Interessen unserer Partner*innen und formulieren gleichzeitig die eigenen Interessen. Auch deshalb ist diese Strate- gie gemeinsam entstanden, in vielen intensiven Gesprächen mit deutschen, europäischen und afrikanischen Expert*innen aus Politik, Wirt- Svenja Schulze, Bundesministerin für schaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Jugend. wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Viele Impulse sind eingeflossen.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Afrika Tunesien Marokko Algerien Libyen Westsahara Ägypten Kap Verde Mauretanien Mali Niger Eritrea Senegal Tschad Sudan Gambia Guinea-Bissau Burkina Dschibuti Faso Guinea Sierra Leone Somalia Nigeria Liberia Zentralafrikanische Südsudan Äthiopien Republik Kamerun Côte d’Ivoire Togo Benin Uganda Ghana Sao Tomé und Principe Kenia Gabun Demokratische Ruanda Äquatorialguinea Republik Burundi Kongo Republik Kongo Seychellen Tansania Cabinda (Angola) Malawi Angola Komoren Sambia Madagaskar Simbabwe Mauritius Mosambik Namibia Botsuana Eswatini Lesotho Südafrika Partnerländer verwendeten Bezeichnungen Mit den in dieser Veröffentlichung verwendeten Bezeichnungen und und der der Art Art der der Wiedergabe Wiedergabedes desInhalts Inhalts Rechts- oder nimmt das BMZ keine Stellung zum Rechts- oder Verfassungsstatus Verfassungsstatus von von Ländern, Ländern, Staats-, Staats-,Hoheits- Hoheits-oder oder Grenzlinien Seegebieten oder ihren Grenzen und Grenzlinien.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Inhalt I. Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch 4 Umfeld: Afrikas wachsendes Gewicht in der Welt 5 Haltung: Respekt und Gegenseitigkeit, Werte und Interessen, feministische Entwicklungspolitik 6 II. Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit 8 Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand 9 Just Transition: sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur 10 Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation 13 Überwindung von Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung 17 Gesundheit und Pandemieprävention 19 Feministische Entwicklungspolitik und Geschlechtergerechtigkeit 21 Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte und gute Regierungsführung 24 Frieden und Sicherheit 27 III. Gemeinsam stark: Partner*innen und Instrumente der Zusammenarbeit 30
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 4 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten I. Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch Die Welt ist im Umbruch. Demografische, politi- Arbeit in den Dienst einer engen, auf gemeinsamen sche und wirtschaftliche Gewichte verschieben Werten und Interessen beruhenden wirtschaftli- sich. Globale Krisen verstärken einander und chen und politischen Partnerschaft zwischen Euro- werfen drängende Fragen auf – nach der Über- pa und Afrika. Es wird – als Teil einer deutschen windung von Hunger, Armut und Ungleichheit und europäischen Afrika-Politik – mit seiner Afri- und nach Wegen zu sozial und ökologisch ver- ka-Strategie drei übergeordnete Ziele verfolgen: antwortlichem, geteiltem Wohlstand; nach der Eindämmung von Klima- und Wasserkrisen, 1. die von der AU und ihren Mitgliedsstaaten Artensterben und Pandemien; nach der Zukunft selbst gesetzten Entwicklungsziele mit struktur- regelbasierter globaler Zusammenarbeit und politischen Ansätzen flankieren, damit der Gleichberechtigung – und damit nach den Kontinent seine enormen Potenziale entfalten Voraussetzungen für eine friedliche, sichere und und widerstandsfähiger werden kann; gerechtere Welt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine Zeitenwende eingeläutet. 2. gemeinsam mit afrikanischen Partner*innen Völkerrechtsverletzungen, wachsende Groß- an der globalen Transformation hin zu einem macht-Rivalitäten und ein erstarkender Natio- würdevollen und sicheren Leben für alle in nalismus setzen die internationale Ordnung auf einer intakten Umwelt arbeiten; Grundlage des Rechts unter Druck. 3. mit dem Nachbarkontinent in Krisen solida- Afrikanische Staaten werden besonders hart von risch und sichtbar zusammenarbeiten. den multiplen Krisen getroffen. Zugleich spielen sie eine entscheidende Rolle dabei, Antworten Das BMZ fügt seine Afrika-Strategie in den Rah- auf die genannten Herausforderungen zu finden. men der afrikapolitischen Leitlinien der Bundes- Afrika und Europa sind dabei – als historisch, regierung ein und arbeitet eng mit den anderen geografisch und kulturell verbundene Nachbar- Ressorts zusammen. kontinente – prädestinierte Partner. Beide haben ein großes Interesse an einer regelbasierten Welt- Es versteht seine Zusammenarbeit mit Afrika als ordnung auf der Grundlage des Völkerrechts und Teil des Auftrags, die von den Mitgliedsstaaten der der Charta der Vereinten Nationen (VN) sowie Vereinten Nationen unterzeichnete Agenda 2030 an einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen mit ihren 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung Entwicklung. Die Afrikanische Union (AU) und die voranzutreiben und dabei niemanden zurückzu- Europäische Union (EU) haben sich sowohl der lassen (Leave No One Behind). Förderung von demokratischen Grundsätzen als auch von Sicherheit und Stabilität verpflichtet. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt seine
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch | 5 Die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern Visionen (The Africa we want), zur EU-Afrika-Part- ist auch ein wesentlicher Beitrag zu einer Politik nerschaft und zu den Zielen des Pariser Klimaab- der integrierten Sicherheit. Sie schafft Netzwerke kommens. Sie trägt außerdem zur Selbstverpflich- und Bündnisse und stärkt die multilaterale Ko- tung der Bundesregierung bei, die am wenigsten operation in Zeiten einer sich verschärfenden entwickelten Länder (Least Developed Countries, Auseinandersetzung um Werte und Einflusssphä- LDCs) gezielt zu unterstützen, da 33 der insgesamt ren. Sie stellt dem Narrativ der globalen Spaltung 46 LDCs in Afrika liegen. Die Erreichung einer einen positiven Gestaltungsansatz entgegen, der LDC-Quote von 0,2 Prozent des Bruttonational- nicht ausgrenzt und droht, sondern überzeugt einkommens (BNE) ist für die Bundesregierung und integriert. ein wichtiges internationales Ziel. Darüber hinaus leistet diese Zusammenarbeit einen Beitrag zur Agenda 2063 der AU und deren Umfeld: Afrikas wachsendes Gewicht in der Welt Afrika ist ein geografisch, kulturell, politisch, 193 Mitgliedsstaaten der VN sind 54 afrikanisch – wirtschaftlich und historisch extrem vielfältiger welche Allianzen sie eingehen und wie sie regiert Kontinent. Gemeinsam ist allen afrikanischen werden, wird auch die Zukunft von Demokratie Ländern eine enorme Dynamik. Bis Mitte dieses und globaler Zusammenarbeit beeinflussen. Jahrhunderts könnte Afrika rund zweieinhalb Milliarden Menschen zählen und ein Viertel der Eine gute Entwicklung des Kontinents und ver- Weltbevölkerung stellen. Allein die urbane Be- trauensvolle Partnerschaften liegen daher im völkerung wird sich bis Mitte des Jahrhunderts Interesse Deutschlands und der EU. Sie verlangen – verdreifachen, die Zahl der Megastädte verfünffa- neben finanziellen – auch starke politische Investi- chen. Die Mittelschichten wachsen und mit ihnen tionen. Die europäischen Länder sind längst nicht die Erwartungen an wirtschaftliche Entwicklung mehr alleiniger Partner. Neben den Staaten der und politische Teilhabe. Auch an natürlichen G7 engagieren sich allen voran China, aber auch Ressourcen ist der Kontinent reich. Er verfügt die Türkei und die Golfstaaten in Afrika. Sie bauen über ein immenses Potenzial für erneuerbare Infrastruktur und streben nach Zugang zu Roh- Energien und landwirtschaftliche Produktion, stoffen, Märkten und politischem Einfluss. Russ- über strategisch wichtige Rohstoffvorkommen land liefert zunehmend Waffen und stellt Söldner- und wachsende Absatzmärkte. Die AU und andere truppen. Für afrikanische Regierungen bietet dies afrikanische Institutionen haben in den letzten weitere Optionen. Die deutsche Entwicklungs- Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und politik fordert es heraus, differenzierte und flexible zur weiteren Integration des Kontinents beigetra- Antworten zu finden. Diese berücksichtigen, dass gen. Damit wächst Afrikas geopolitisches Gewicht die afrikanischen Länder ihre eigenen Interessen, in der Welt. ihren eigenen Blick auf die Welt und eigene wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Afrika wird das 21. Jahrhundert prägen. Welche Ordnungsvorstellungen haben. Gleichzeitig erwar- Perspektiven die größte Jugendgeneration aller tet die Bundesregierung von ihren Partner*innen Zeiten bekommt, wird mit darüber bestimmen, Achtung und Schutz von Menschenrechten und wie sie ihre Kraft zum Guten entfalten kann. internationalem Recht. Insgesamt sollte das Ziel Die Klimaverträglichkeit des Wachstums auf sein, attraktive entwicklungspolitische Angebote dem Kontinent hat Auswirkungen auf das Aus- zu machen und bereits gegebene Versprechen maß künftiger Wetterextreme weltweit. Von einzuhalten.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 6 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Afrikas Bevölkerungswachstum im Vergleich Milliarden 10 Afrika Asien Europa Nordamerika Afrika 8 Lateinamerika & Karibik Ozeanien Afrika 6 4 2 1960 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Quelle: UN DESA, World Population Prospects Haltung: Respekt und Gegenseitigkeit, Werte und Interessen, feministische Entwicklungspolitik Respekt und Gegenseitigkeit Über Politik und Wirtschaft hinaus setzt es darauf, Begegnungen, insbesondere der jungen Genera- Eine Partnerschaft beruht auf Respekt und Gegen- tion, zu intensivieren. Es fördert kommunale und seitigkeit. Sie setzt die Bereitschaft zu strukturellen zivilgesellschaftliche Partnerschaften und den Veränderungen auf beiden Seiten voraus – und Austausch von Expert*innen, Nachwuchsfüh- den Willen, die Prioritäten des Gegenübers anzu- rungskräften und Freiwilligen. erkennen und sich für diese starkzumachen. Das BMZ tritt daher für eine angemessene Mitsprache Eine vertiefte Reflexion der Folgen der Kolonial- afrikanischer Staaten und der AU in den multi- zeit versteht das BMZ als Grundlage für einen lateralen Foren ein. offenen, ehrlichen Dialog. Es will Bevormundung vermeiden und setzt sich kritisch mit dem Afrikanische Prioritäten, Initiativen und Institu- eigenen Verständnis von guter Entwicklung aus- tionen sind die Grundlage der Zusammenarbeit. einander. Es achtet im Ministerium wie auch in Das BMZ möchte afrikanischen Stimmen und seinen Durchführungsorganisationen und bei Positionen in Deutschland und Europa mehr Kooperationspartner*innen auf eine Organisa- Geltung verschaffen. Es wird noch stärker in Aus- tionskultur der Vielfalt und auf die Förderung tauschformate und politischen Dialog investieren. von Diversität unter den Beschäftigten. Als Teil
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch | 7 der Bundesregierung will es daran mitwirken, kommunaler Institutionen, die oft als kritische bestehende Asymmetrien zu überwinden, etwa Korrektive der nationalen Regierungsarbeit in in der Handels- oder Agrarpolitik oder durch ihren Ländern aktiv sind. Das BMZ baut gezielt Regelungen für entwicklungsorientierte faire Beziehungen mit innovativen Entscheider*innen Migration. In der deutschen Öffentlichkeit will aus und will die Potenziale der jungen Generation das BMZ dazu beitragen, dass Afrika als Kontinent fördern. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft mit großer Vielfalt und großem Potenzial zur bleibt eine tragende Säule für Innovationen und Lösung globaler Herausforderungen gesehen gesellschaftliche Veränderungen. Partnerschaften wird. Das Eindämmen der Klimakrise, der Erhalt zwischen Städten und Gemeinden stärken reform- der biologischen Vielfalt oder die Sicherung der orientierte Akteur*innen auf kommunaler Ebene. Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung können nur gemeinsam mit Afrika gelingen. Das BMZ wirkt darauf hin, dass seine Arbeit nicht als unbeabsichtigte Nebenwirkung autori- Werte und Interessen täre Kräfte stabilisiert, Konflikte verschärft oder sogar schafft (Do-no-harm-Prinzip). Soweit eine Das BMZ steht in der Zusammenarbeit mit Zusammenarbeit mit autoritären Kräften un- Afrika zu geteilten Werten und Interessen. Men- ausweichlich und im Einzelfall geboten ist, muss schenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, sorgfältig abgewogen werden, wie, mit wem und Nachhaltigkeits- und Sozialstandards sowie Ge- für welchen Zeitraum diese sinnvoll ist. Dies kann schlechtergleichstellung sind in den Nachhaltigen der Fall sein, wenn es um die Unterstützung von Entwicklungszielen der VN ebenso verankert wie besonders verletzlichen Gruppen geht oder um in der Agenda 2063 der AU. wichtige globale Anliegen wie Klimaschutz, den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen oder die Eine Mehrheit der Afrikaner*innen teilt die Über- Eindämmung von Infektionskrankheiten. zeugung, dass Demokratie den besten Rahmen für gesellschaftlichen Fortschritt bietet – aber nicht Feministische Entwicklungspolitik jede Regierung macht dies zur Grundlage ihrer Politik. Ein wachsender Anteil der afrikanischen Eine feministische Entwicklungspolitik ist das Partnerländer des BMZ wird inzwischen als zu- Leitbild für alle Bereiche der deutschen Ent- mindest gemäßigt autokratisch bezeichnet. Für wicklungszusammenarbeit – so auch für die das BMZ bedeutet dies, eine klare, wertegeleitete Zusammenarbeit mit Afrika. Damit wird das Interessenspolitik zu formulieren und die insti- BMZ seine Politik im Sinne der Agenda 2030 tutionellen und gesellschaftlichen Grundlagen konsequent darauf ausrichten, strukturelle Un- für demokratische Teilhabe weiter zu fördern. Es gleichheiten zwischen den Geschlechtern und wird dabei Anstrengungen auf Partnerseite zur in der Gesellschaft zu überwinden. Gemeinsam Stärkung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mit afrikanischen Partnerländern möchte es die und zur Achtung der Menschenrechte besonders politische, soziale und wirtschaftliche Teilhabe unterstützen. Zugleich wird es die Entwicklung von Frauen und Mädchen als konkrete Politikziele der Governance-Bedingungen in Partnerländern in der Zusammenarbeit verankern. Die feminis- genau verfolgen, um Länderportfolien gegebenen- tische Entwicklungspolitik des BMZ hat das Ziel, falls entsprechend anzupassen. Dabei gilt es, auch strukturelle Ungleichheiten, Ungleichbehandlung übergeordnete Interessen abzuwägen (Schutz und Diskriminierung langfristig zu beseitigen. globaler Gemeinschaftsgüter, Stabilität) und Ziel- Dazu gehört auch, rassistische Strukturen und konflikte offen zu benennen. Es muss im Einzelfall postkoloniale Kontinuitäten zu vermeiden und begründet werden, warum und wie genau das sich für marginalisierte Gruppen wie Menschen Engagement auch in sich verschlechternden mit Behinderungen, Indigene oder LGBTQI* und Situationen fortgesetzt wird, etwa um demokratie- ihre Rechte einzusetzen. orientierte Kräfte zu unterstützen. Eine Stärke der deutschen Zusammenarbeit ist die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher und
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 8 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten II. N achhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit Das BMZ flankiert die von der Afrikanischen Union und ihren Mitgliedsstaaten selbst gesetzten Ent- wicklungsziele mit strukturpolitischen Ansätzen. Es möchte darüber hinaus den Nachbarkontinent in Krisen solidarisch und sichtbar stärken sowie gemeinsam mit afrikanischen Partner*innen an der globalen Transformation hin zu einem würdevollen und sicheren Leben für alle in einer intakten Umwelt arbeiten. Das BMZ wird vorrangig in den folgenden sechs thematischen Schwerpunkten arbeiten: Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand J ust Transition: sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation Überwindung von Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung Gesundheit und Pandemieprävention Feministische Entwicklungspolitik und Geschlechtergerechtigkeit Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte und gute Regierungsführung Frieden und Sicherheit
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 9 Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand Die afrikanischen Staaten stehen vor der großen Herausforderung, für eine historisch beispiellos wach- sende Bevölkerung Perspektiven zu schaffen, während die Klima- und Biodiversitätskrise sie trotz ihrer im globalen Vergleich geringen Treibhausgasemissionen besonders hart trifft. Nötig sind 25 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze jährlich, ein gewaltiger materieller Umbau bestehender und der Aufbau neuer Wirtschaftssektoren. In der Vergangenheit hat der Ausbau von Infrastruktur, Energieerzeugung, Mobilität, Industrie, Landwirt- schaft und nicht zuletzt auch von sozialen Diensten stets zu einer Zunahme an Treibhausgasemissionen und mehr Umweltzerstörung geführt. Afrika kann – mit seinem Reichtum an Ressourcen und den heute verfügbaren Technologien – die erste Weltregion werden, die eine Just Transition schafft: also wirtschaft- lichen Wohlstand und ökologische Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit und der Schaffung von guten Arbeitsplätzen verbindet. Voraussetzung für eine Just Transition ist das konsequente Zusammendenken der ökonomischen, öko- logischen und sozialen Dimensionen. Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern müssen eine beschleunigte und zugleich gerechte ökologische Transformation der Wirtschaft begleiten. Es bedarf einer Strukturpolitik, die lokale Wertschöpfung steigert, das politische und wirtschaftliche Zusammenwachsen des Kontinents beschleunigt, ihn in gerechter Weise in die glo- balen Handelsbeziehungen einbindet und globale Lieferketten verantwortungsvoll gestaltet. Entwicklung der städtischen Bevölkerung weltweit Zuwachs in Prozent von 2020 bis 2050 556.684 304.761 598.857 386.690 Europa 129.068 +8 % 2.361.464 Nordamerika +27 % 230.584 3.479.059 Nordafrika Asien +47 % 539.427 +79 % 458.670 1.258.336 685.070 Subsahara-Afrika 28.919 Lateinamerika 2020 Urbane Bevölkerung & Karibik +27 % +174 % 41.160 Ozeanien +42 % in Millionen 2050 Urbane Bevölkerung in Millionen Allein in Subsahara-Afrika wird sich die urbane Bevölkerung in wenigen Quelle: Jahrzehnten nahezu verdreifachen – ein vergleichbares Städtewachstum UN DESA, World Urbanisation Prospects hat in den Industrieländern mehrere Jahrhunderte gedauert.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 10 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Just Transition: sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur Afrika hat im globalen Vergleich bisher kaum Treibhausgasemissionen verursacht und vergleichsweise wenig von den Vorteilen der Kohlenstoffwirtschaft profitiert. Zugleich fehlen vielerorts Mittel, um sich an die Folgen der heute schon spürbaren Klimaextreme anzupassen. Bis 2050 dürfte sich allein die Stadtbevölkerung in Afrika auf knapp unter 1,5 Milliarden Menschen verdreifachen – ein Großteil der hierfür notwendigen Infrastruktur ist noch nicht vorhanden. Rund die Hälfte der Afrikaner*innen hat bis heute keinen Zugang zu Strom. Würde Afrika dem fossilen Ent- wicklungspfad der Industrieländer folgen, wären die ökologischen Folgen dramatisch, für Afrika und für den Rest der Welt. Es ist daher eine Frage der Gerechtigkeit und im Interesse Europas, den afrikanischen Kontinent bei einer Just Transition zu unterstützen. Das BMZ verfolgt dieses Ziel mit Ansätzen für Schutz, Nutzung und Wiederherstellung von Ökosystemen, für nachhaltige und inklusive Städte und für den Aufbau von Energiesystemen, die die enormen Potenziale Afrikas als Kontinent der Erneuerbaren heben. Zugleich treibt es auf globaler Ebene wirksame Mechanismen zur Bewältigung von Klima- und Umwelt- schäden voran. Dabei setzt es auf breite Bündnisse. Das BMZ wird insbesondere: J ust Transition in neuen Klima- und Städte und Energiesysteme klimafreundlich Entwicklungspartnerschaften vorantreiben und sozial gerecht entwickeln Das BMZ kooperiert in neuen Bündnisinitiativen Das BMZ fördert Investitionen in den Ausbau wie den bilateralen Klima- und Entwicklungs- einer nachhaltigen städtischen Infrastruktur, etwa partnerschaften (P+) sowie den Just Energy Transi- über den Cities Climate Finance Gap Fund (Gap tion Partnerships (JETPs), in Abstimmung mit den Fund), die C40 Cities Finance Facility (CFF) und anderen zuständigen Ressorts, mit klimapolitisch kommunale Partnerschaften. Mit dem Ziel, den ambitionierten Staaten für eine klimaresiliente, Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben klimaneutrale und sozial gerechte Entwicklung, und ihren Anteil im Energiemix signifikant zu unter anderem in den Bereichen Energie, Stadt- stärken, engagiert sich das BMZ unter anderem entwicklung, Kreislaufwirtschaft, Wasser- und in Multigeberpartnerschaften wie Energising Sanitärversorgung. Development (EnDev) oder Global Energy Trans- formation Programme (GET.pro). Es zahlt in den Sustainable Energy Fund for Africa (SEFA) der Eine sozial-ökologische Transformation African Development Bank (AfDB) ein und stärkt der Wirtschaftssysteme und nachhaltiges die strategische Energiepartnerschaft zwischen Wachstum unterstützen Afrika und Europa. Im Rahmen der Africa-EU Green Energy Initiative, einer Team-Europe- Das BMZ unterstützt seine Partnerländer bei der Initiative (TEI), leistet es einen Beitrag zu den sozial und ökologisch nachhaltigen Gestaltung Zielen 100 Prozent Energiezugang bis 2030 und ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitiken. Dies 100 Prozent Dekarbonisierung bis 2050. Das BMZ betrifft Themen wie Diversifizierung, lokale Wei- unterstützt in afrikanischen Ländern den Aufbau terverarbeitung von Rohstoffen, Anpassung an von Pilotanlagen für die Herstellung von grünem den Klimawandel, Verbesserung der politischen Wasserstoff. Rahmenbedingungen oder Nachhaltigkeit im Finanzsektor (Sustainable Finance).
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 11 Ressourcen verantwortungsvoll nutzen und besser zu verzahnen und Synergien zum bilatera- nachhaltige Lieferketten fördern len Engagement herzustellen. Wichtige Initiativen sind unter anderem der Legacy Landscapes Fund Das BMZ unterstützt afrikanische Partnerländer zur Finanzierung wertvoller Schutzgebiete, der dabei, regulative Rahmenbedingungen für die Blue Action Fund für Meeres- und Küstenschutz, verantwortungsvolle Nutzung natürlicher Res- der Global Fund for Coral Reefs zum Korallenschutz sourcen zu schaffen. Es setzt sich dafür ein, dass oder die Initiative Grüner Wert zur besseren Be- kritische mineralische Rohstoffe wie Tantal oder rücksichtigung des ökonomischen Werts der Natur Kobalt unter Wahrung von Menschenrechts-, in Afrika. Das BMZ unterstützt auch, insbesondere Sozial- und Umweltstandards entlang der gesam- über sein bilaterales Engagement, die Ziele der ten Lieferkette gewonnen und weiterverarbeitet Great Green Wall Initiative in der Sahel-Region. werden. In breiten Bündnissen mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft engagiert es sich für eine ressourcenschonende und entwaldungsfreie Den Schutz vor Klimarisiken ausbauen, Agrarrohstoff-Produktion (zum Beispiel von Anpassung und Klimaresilienz stärken Kakao, Kautschuk und Palmöl). Das BMZ setzt sich auf EU-Ebene dafür ein, den Export von Elek- Das BMZ engagiert sich für den globalen Schutz- tro- und Textilabfällen stärker zu regulieren, und schirm gegen Klimarisiken, der während der deut- fördert die Kreislaufwirtschaft (circular economy). schen G7-Präsidentschaft mit den 58 besonders klimavulnerablen Staaten (V20) initiiert wurde. Dieser soll im Katastrophenfall Hilfe leisten und Den Schutz von Ökosystemen und zur sozialen Sicherheit beitragen. Der Schutzschirm Wirtschaftsentwicklung zusammenführen wird bestehende Ansätze zu Vorsorgeplänen sowie Risikoabsicherung (African Risk Capacity, ARC) Das BMZ setzt sich für partizipative Ansätze ein, bündeln und zusätzliche Mittel mobilisieren. Die die Wirtschaftsentwicklung, Natur- und Bio- Anpassung an den Klimawandel steht im Zentrum diversitätsschutz, Menschenrechte und langfristige einer Team-Europe-Initiative zur Förderung von Finanzierungen zusammenführen. Es fördert afri- Anpassung und Resilienz in Afrika. Darüber hinaus kanische Initiativen zum Thema Waldschutz und unterstützt das BMZ Initiativen wie die Africa Adap- -restaurierung wie die African Forest Landscape tation Initiative (AAI) der AU, das neue Klimafenster Restoration Initiative (AFR100). Es verfolgt das des Afrikanischen Entwicklungsfonds der AfDB und Ziel, internationale Umweltfonds und -initiativen den gezielten Einsatz von naturbasierten Lösungen. Klima- und Entwicklungspartnerschaften (P+) und Just Energy Transition Partnerships (JETPs) Bilaterale Klima- und Ent- stehen innovative, nachhaltige seines Energiebedarfs mit wicklungspartnerschaften (P+) Finanzierungsinstrumente und Kohle deckt, haben Deutsch- unterstützen klimapolitisch Politikberatung, Stärkung der land, die EU, Frankreich, ambitionierte Staaten wie institutionellen Kapazitäten Großbritannien und die USA Ruanda und Kenia beim und Technologiekooperation. eine JETP vereinbart, die den Übergang zu einer klima- Ausbau erneuerbarer Energien resilienten und klimaneutralen Multilaterale JETPs zielen fördert und in Kooperation Wirtschaft. Dabei ist neben darauf ab, soziale Risiken der mit der Privatwirtschaft vom bilateralen Geber*innen und ökologischen Wende abzu- Kohleausstieg betroffene multilateralen Entwicklungs- federn und so die gesellschaft- Arbeitnehmer*innen im Berg- banken vor allem auch der liche Akzeptanz zu erhöhen. bau unterstützt. Privatsektor beteiligt. Im Fokus Mit Südafrika, das den Großteil
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 12 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Die Produktion von grünem Wasserstoff fördern Das BMZ hat gemeinsam sollen die Menschen vor Ort dient als Energiespeicher. Das mit dem Wirtschafts- und profitieren und es werden BMZ arbeitet in Afrika bereits Klimaschutzministerium eine soziale und ökologische As- mit Marokko, Tunesien, Süd- Plattform für den Aufbau einer pekte berücksichtigt. Zugleich afrika und Algerien im Bereich grünen Wasserstoffwirtschaft leistet das BMZ einen Beitrag Wasserstoff zusammen und gegründet. Mit dem PtX-Ent- zur nationalen Wasserstoff- unterstützt den Aufbau von wicklungsfonds sollen die strategie der Bundesregierung. Pilot- und Referenzanlagen. Produktion von grünem Grüner Wasserstoff ist die Mit Marokko und Tunesien Wasserstoff in Afrika und der Basis für klimaneutrale Kraft- wurden Wasserstoffallianzen Aufbau lokaler Wasserstoff- und Brennstoffe. Er hilft bei unterzeichnet. Zudem ist eine wirtschaften gefördert wer- der Dekarbonisierung von Zusammenarbeit mit Kenia in den. Von diesem Engagement Industrien (Stahl, Chemie) und Vorbereitung. Wärmeres Klima: Abweichungen vom Temperaturdurchschnitt in Afrika von 1901 bis 2020 Grad Celsius 1,5 1,2 0,9 0,6 0,3 0 -0,3 In den letzten vier Jahrzehnten sind -0,6 die Temperaturen im historischen Vergleich kontinuierlich gestiegen. -0,9 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Quelle: Berkeley Earth, Africa’s Temperature Anomalies Den Kongowald als weltgrößte Kohlenstoffsenke erhalten Für die Eindämmung der Unterstützung durch die inter- Anrainerstaaten auszuhandeln Erderwärmung ist der Erhalt nationale Gemeinschaft. Es und um zusätzliche Finanzie- des Kongowaldes, des letzten nutzte den deutschen Vorsitz in rung zu werben. Elementarer intakten Tropenwaldes des den zwei wichtigsten regionalen Bestandteil jeder Förderung des Planeten, von existenzieller Initiativen – der Kongobecken- Biodiversitäts- und Walderhalts Bedeutung. Das BMZ unter- waldpartnerschaft (CBFP) durch das BMZ ist die Ein- stützt die zehn Anrainerstaaten und der Zentralafrikanischen haltung der Menschenrechte. bei Maßnahmen zum Wald- Waldinitiative (CAFI) –, um die Besonders wichtig sind Schutz erhalt und engagiert sich für Politikagenda mitzugestalten, und Achtung der kollektiven mehr politische und finanzielle Reformagenden mit den Rechte indigener Völker.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 13 Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation Noch arbeiten im Durchschnitt vier von fünf afrikanischen Erwerbstätigen im informellen Sektor, oft ohne geregelte Arbeitsbedingungen und soziale Sicherung – meist sind es Frauen und junge Menschen. Noch exportiert Afrika vor allem unverarbeitete Produkte. Aber es gibt große Potenziale, die die Diversi- fizierung der Volkswirtschaften und Stärkung lokaler Märkte voranbringen und kritische Abhängigkeiten reduzieren können. Digitalisierung und neue Technologien bieten Möglichkeiten für neue Geschäftsmo- delle und Sprunginnovationen (Leapfrogging), etwa bei den erneuerbaren Energien. Die Realisierung der kontinentalen afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) ist eine große Chance, um Hürden im innerafri- kanischen Handel zu beseitigen, mehr afrikanische Wertschöpfung und Millionen neuer Arbeitsplätze zu schaffen. Darüber hinaus sollte eine entwicklungsorientierte Migrationszusammenarbeit vorangetrieben werden, die mehr regionale Mobilität innerhalb des Kontinents und Chancen für reguläre Migrations- wege ermöglicht. Über alle Bereiche hinweg bedarf es massiver öffentlicher und privater Investitionen – etwa in emissionsarme Infrastruktur und leistungsfähige, klimaangepasste Agrarsysteme, die gute Arbeitsplätze schaffen. Das BMZ wird insbesondere: Die AfCFTA unterstützen und Handelsab- Die Afrikanische Freihandelszone kommen entwicklungsfördernd gestalten AfCFTA: Ein Katalysator für Wachstum und Beschäftigung Das BMZ fördert die Arbeit des Sekretariats der AfCFTA, unterstützt die Ausarbeitung von Handelsregelungen und -strategien, den Ausbau Laut Prognosen der Weltbank könnte die von Infrastruktur zur Überprüfung von Produkt- potenziell größte kontinentale Freihan- qualität und Standards sowie die Beschleunigung delszone der Welt den innerafrikanischen von Zollabwicklungen. Darüber hinaus engagiert Handel bis 2035 um bis zu 81 Prozent sich das BMZ für eine entwicklungsfördernde steigern, größere und lukrativere Märkte Ausgestaltung von Handels- und Investitions- schaffen und den Aufbau lokal verarbei- abkommen zwischen der EU und afrikanischen tender Industrien fördern. Deutschland Ländern (EPAs), die gleichzeitig mit der AfCFTA ist mit bislang 79 Millionen Euro einer vereinbar sind. Insbesondere setzt es sich für der größten internationalen Geber für die eine höhere Wertschöpfung in Afrika ein und Unterstützung der AfCFTA. Es fördert in befürwortet die Zulassung von Vorprodukten aus einer Team-Europe-Initiative gemeinsam Afrika für Exporte in die EU. Langfristig wird das mit der EU, Frankreich, Schweden und Ziel eines kontinentalen EU-Afrika-Handelsab- Spanien die Umsetzung der Freihandels- kommens verfolgt. zone auf kontinentaler Ebene, in den regionalen Wirtschaftsgemeinschaften und in zehn Pilotländern.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 14 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Öffentliche und private Investitionen in Digitalisierung der afrikanischen Wirtschaft Infrastruktur vorantreiben fördern Damit afrikanische Partner*innen die enormen Das BMZ will das sich rasant entfaltende digitale Investitionslücken bei nachhaltiger Transport-, Unternehmertum effektiv fördern, etwa durch die Energie-, Digital- und Gesundheitsinfrastruktur Initiative Make-IT in Africa, den Aufbau von Digi- schließen können, will das BMZ in Abstimmung talzentren und die Stärkung gesamtafrikanischer mit der AU-Kommission, der Entwicklungsagen- Initiativen wie der Smart Africa Alliance. Es unter- tur der AU (African Union Development Agency, stützt bei der Verbesserung der wirtschaftlichen AUDA-NEPAD) und europäischen und multilate- und politischen Rahmenbedingungen für die ralen Partner*innen Investitionen mobilisieren. digitale Transformation, bei der Schaffung digi- Das BMZ wird einen besonderen Fokus auf die taler Märkte, bei einem sicheren Internetzugang Zusammenarbeit mit dem Privatsektor setzen für alle und bei der Überwindung des digitalen und private Finanzierungen fördern. Im Rahmen Grabens in der Bevölkerung. Es setzt sich zusätz- des G20 Compact with Africa (CwA) engagiert es lich für rechtliche Standards und Datenschutz ein. sich für gute Investitionsbedingungen. Dies geschieht unter anderem im Rahmen der Team-Europe-Initiativen African European Digital Innovation Bridge und Data Flagship. Gute Arbeitsplätze schaffen, Zukunftssektoren fördern Migration entwicklungspolitisch und fair Das BMZ bringt sich substanziell in Initiativen gestalten wie der TEI Invest in Young Businesses in Africa ein, mit der die Start- und Wachstumsbedin- Das BMZ setzt auf eine enge Zusammenarbeit gungen von kleinen und mittelständischen unter anderem mit der AU, um Migration ge- Unternehmen und Start-ups verbessert werden. winnbringend und fair für Herkunftsländer, Mit der Sonderinitiative Gute Beschäftigung für Zielländer und Migrant*innen zu gestalten. sozial gerechten Wandel und der Initiative Afri- Beratungszentren in afrikanischen Partner- caConnect fördert das BMZ gemeinsam mit dem ländern werden zu Zentren für Migration und Privatsektor die Schaffung von Arbeitsplätzen Entwicklung weiterentwickelt. Schwerpunkte mit guten Arbeitsbedingungen. Es engagiert sich sind: reguläre Arbeitsmigration nach Deutschland dabei insbesondere in Zukunftssektoren wie den und Europa, regionale Mobilität innerhalb Afrikas, Informations- und Kommunikationstechnologien Unterstützung bei der freiwilligen Rückkehr und (IKT), erneuerbaren Energien, der Kultur- und Reintegration sowie eine bessere Verzahnung mit Kreativwirtschaft und im Start-up-Sektor. Wichti- beruflicher Bildung. Aufbauend auf dem Pilotpro- ge Initiativen für Innovationsförderung sind etwa jekt zu regulärer Arbeitsmigration aus Nordafrika die Strategische Partnerschaft Technologie in Afrika (Projekt Thamm) wird das BMZ die geplanten (SPTA), das Lab of Tomorrow, develoPPP Ventures EU-Talentpartnerschaften zu legaler Migration oder Up-Scaling. Das BMZ treibt die berufliche mit afrikanischen Partnerländern mitgestalten. Bildung – auch in Kooperation mit der deutschen Die zuständigen Behörden sollen dabei unter- Wirtschaft – voran und fördert Verbands- sowie stützt werden, Fachkräfte aktiv in Drittstaaten zu Berufsbildungspartnerschaften. vermitteln und ihre Länder zugleich vor Talent- abwanderung (Brain Drain) zu schützen. Zudem fördert das BMZ die afrikanische Diaspora in Deutschland als entwicklungspolitische Akteurin und Brückenbauerin. Auf diese Weise leistet das BMZ einen entwicklungspolitischen Beitrag zur Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sowie des globalen Migrationspakts.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 15 Verschuldete Staaten unterstützen unterstützt das BMZ arme Länder dabei, ihre Ver- schuldung auf ein tragfähiges Niveau zu bringen. In vielen afrikanischen Staaten hat sich die Das BMZ unterstützt das von der G20 und dem Schuldenlage durch die multiplen Krisen sowie Pariser Club entwickelte Common Framework for nationale Politiken dramatisch verschlechtert. Debt Treatments für eine effiziente international Dies hemmt dringend benötigte Investitionen. koordinierte und inklusive Schuldenrestrukturie- Daher fördert das BMZ den Kapazitätsaufbau rung und setzt sich für eine gleichwertige Beteili- afrikanischer Staaten beim Schuldenmanagement gung aller bilateralen öffentlichen sowie privaten (inklusive bei Verhandlungen) und setzt sich für Gläubiger ein. größere Schuldentransparenz ein. Darüber hinaus EU-Afrika-Investitionspaket und G7-Partnerschaft für Infrastruktur und Investitionen Ein Fokus des BMZ zur För- Investitionsbank (EIB) und G7-Partnerschaft für globale derung von Investitionen in die Europäische Bank für Infrastruktur und Investitionen Afrika ist die Umsetzung des Wiederaufbau und Entwick- (PGII), die in den nächsten 150 Milliarden Euro umfassen- lung (EBRD)). Die Umsetzung fünf Jahren bis zu 600 Milliar- den Afrika-Investitionspakets erfolgt unter anderem durch den US-Dollar öffentlicher der EU, welches beim EU-AU- Team-Europe-Initiativen in und privater Investitionen für Gipfel im Februar 2022 als Teil Bereichen wie erneuerbare nachhaltige Infrastruktur in der Global Gateway Initiative Energien, Aufbau medizini- Partnerländern mobilisieren verkündet wurde. Das BMZ scher Märkte und Impfstoff- soll. Das BMZ engagiert sich in bündelt sein Engagement produktion und nachhaltiger diesem Zusammenhang auch mit anderen europäischen Datenökonomien. für die Mobilisierung von Res- Partner*innen (Privatsektor, sourcen der Weltbankgruppe, EU-Mitgliedsstaaten und Die EU Global Gateway um den Privatsektor stärker europäische Entwicklungs- Initiative ist der europäische an nachhaltigen Infrastruktur- banken wie die Europäische Beitrag zur Umsetzung der investitionen zu beteiligen. Kooperationsformat zwischen reformorientierte Regierungen afrikanischen und den G20-Län- ausgezahlt werden, sollen Anrei- dern eine wertvolle politische ze für Strukturreformen sowie Plattform mit der Möglichkeit beschäftigungswirksame Inves- Das Ziel des 2017 unter der des peer-to-peer learning. Das titionen und für die Verbesse- deutschen G20-Präsidentschaft BMZ unterstützt die Bemühun- rung der Arbeitsbedingungen in gegründeten Compact with gen zur Weiterentwicklung des Afrika setzen. Beispiele hierfür Africa (CwA) ist es, reform- CwA und richtet seinen Beitrag sind der Entwicklungsinvesti- orientierte afrikanische Länder noch stärker auf strukturpoliti- tionsfonds mit seinen Säulen dabei zu unterstützen, die sche Ansätze aus. Instrumente AfricaConnect und AfricaGrow Rahmenbedingungen für private wie Reformfinanzierungen, die oder auch die Sonderinitiative Investitionen zu verbessern. sukzessive nach Erreichung Gute Beschäftigung für sozial Der CwA ist als Dialog- und bestimmter Reformschritte an gerechten Wandel.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 16 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten Team-Europe-Initiative (TEI) für gute Jobs durch Handel und Investitionen In Nordafrika hat nur jede fünfte Frau einen Arbeitsplatz; jeder dritte junge Mensch ist arbeitslos. Das BMZ hat daher eine TEI für gute Jobs angestoßen. Die Handels- und Investitionspolitik von Mittel- meeranrainern und der EU soll gerechter gestaltet und auf Beschäftigungswirksamkeit ausgerichtet werden. Innovative entwicklungspolitische Ansätze für mehr gute Jobs für Frauen und junge Menschen im grünen und digitalen Sektor werden erprobt und gemeinsam mit nordafrikanischen und europäi- schen Partner*innen umgesetzt. Weitere Erläuterungen zum Team-Europe-Ansatz siehe S. 31 Handelsströme zwischen Afrika, der EU, China und den USA in 2021 Handelsströme 450 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen mit den 230 Milliarden US-Dollar drei anderen Regionen 120 Milliarden US-Dollar 25 Milliarden US-Dollar Quelle: IWF, Direction of Trade Statistics Afrikas interregionaler Handel mit der EU, China und den USA hat noch viel Potenzial: 2021 betrug das Ge- samthandelsvolumen Afrikas mit den drei anderen Regionen nur ca. 450 Milliarden Euro und damit nur ein Drittel des Handelsvolumens der EU mit den drei anderen Regionen.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 17 Überwindung von Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung Eng verwoben mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Entwicklung, die Wohlstand, Naturerhalt und soziale Gerechtigkeit vereint, sind die Überwindung von Armut und Hunger sowie die Bekämpfung von Ungleich- heit. Dazu bedarf es einer sozialen Absicherung für alle und der Transformation der (globalen wie lokalen) Nahrungsmittelsysteme. Das landwirtschaftliche Potenzial afrikanischer Staaten ist groß – fast 60 Prozent der brach liegenden globalen Agrarflächen befinden sich in Afrika, doch vielerorts ist die Produktivität zu gering. Vergleichsweise niedrige Weltmarktpreise für Produkte aus hochindustrialisierter und subventionierter Landwirtschaft und mangelnde staatliche Unterstützung der lokalen Agrarwirtschaft haben viele afrikani- sche Länder abhängig von Nahrungsmittelimporten gemacht. Ernährungskrisen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben dies gezeigt. Afrikanische Haushalte müssen im Schnitt mehr als die Hälfte ihrer finanziellen Mittel für Nahrung aufwenden. Gleichzeitig stellt der Klimawandel die Landwirt- schaft vor neue Herausforderungen. Das BMZ engagiert sich für eine tiefgreifende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme, um die Ernährungssicherung langfristig zu stärken und resilienter aufzustellen. Ziel ist auch die Stärkung sozialer Sicherung. 80 Prozent der in Afrika lebenden Menschen haben keinen Zugang zu einer grundlegenden sozialen Sicherung. Sie sind daher gegen steigende Preise oder Naturkatastrophen, Krankheit oder Arbeitsplatzverlust wenig geschützt. Soziale Sicherung ist ein Kerninstrument, um Armut und Ungleichheit zu reduzieren und Gesellschaften in Krisensituationen widerstandsfähiger zu machen. Das BMZ wird insbesondere: Die Entwicklung nachhaltiger, widerstands- Nachhaltigen Konsum und nachhaltige fähiger Agrar- und Ernährungssysteme Lieferketten stärken vorantreiben Das BMZ engagiert sich für eine reibungslose Um- Das BMZ engagiert sich für mehr Wertschöpfung, setzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspf- höhere Einkommen und Nachhaltigkeit im Agrar- lichtengesetzes und die baldige Verabschiedung sektor, lebenswerte ländliche Räume sowie eine einer entsprechenden EU-Richtlinie. Es unterstützt ausreichende und gesunde Ernährung der Be- die Einführung und Achtung von Menschen- völkerung. Hierzu fördert es Wissensaustausch und rechts-, Sozial- und Umweltstandards in globalen Kooperationen mit multilateralen Organisationen Lieferketten, insbesondere in solchen, die für seine wie dem Welternährungsprogramm (WFP), dem afrikanischen Partner*innen besonders relevant Internationalen Fonds für landwirtschaftliche sind, wie zum Beispiel im Agrar- und Rohstoffsek- Entwicklung (IFAD) und der Weltbank. Das BMZ tor. Dabei steht die Wirksamkeit der Regulierungen setzt sich für landwirtschaftliche Innovationen, für die Menschen vor Ort im Mittelpunkt. Das BMZ klimaresiliente Produktion, den Einsatz angepasster stellt entsprechende Unterstützungsmaßnahmen und nachhaltiger Sorten, die Diversifizierung des zur Verfügung und stimmt diese mit europäischen Anbaus, Digitalisierung, Klima- und Biodiversitäts- und internationalen Partner*innen ab. schutz, Trinkwasser-, Bewässerungs- und Abwasser- management sowie die Rehabilitierung natürlicher Ressourcen und agrarökologischer Ansätze ein. Es Soziale Sicherungssysteme und den Zugang unterstützt eine enge Zusammenarbeit zwischen af- zu Bildung ausbauen rikanischen und internationalen Agrarforschungs- instituten. Das BMZ arbeitet eng mit der Wirtschaft Das BMZ arbeitet mit afrikanischen Ländern ver- zusammen, etwa im Rahmen des Agrarinnovations- stärkt zu sozialer Sicherung zusammen. Dies ge- fonds, und engagiert sich für Ernährungssicherheit. schieht kurzfristig über Ansätze wie Bargeldtransfer
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr 18 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten (Cash Transfer) für besonders vulnerable Bevölke- Wert der jährlichen Pro-Kopf- rungsgruppen und langfristig über Unterstützung Produktion im Agrarsektor beim Aufbau staatlicher Sozialsysteme in den Part- nerländern. Geschlechtergerechtigkeit und bessere US-Dollar 2020 ist Afrika Schlusslicht bei der soziale Sicherung für Frauen und Kinder haben 1.600 Pro-Kopf-Produktion im Agrarsektor. Priorität. Beim Aufbau von Sozialsystemen wird das 1.400 BMZ mit internationalen Partner*innen, etwa mit 1.200 den VN im Rahmen der Initiative Global Accelerator 1.000 on Jobs and Social Protection for Just Transitions, 800 dem Kinderhilfswerk der VN (UNICEF), dem WFP, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und 600 der Weltbank zusammenarbeiten. Den Bereich der 400 Grundbildung wird das BMZ weiterhin stärken, 200 insbesondere über die EU, multilaterale Entwick- lungsprogramme wie Education Cannot Wait, Global Afrika Europa Nord- Latein- Asien Ozeanien amerika amerika Partnership on Education oder über UNICEF und und Karibik Partner*innen der Zivilgesellschaft. Quelle: FAO, Gross Agriculture Production Value Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions Soziale Sicherungssysteme sind on Jobs and Social Protection for und der Schaffung menschen- entscheidend, um sozioöko- Just Transitions hat zum Ziel, bis würdiger Beschäftigung zu- nomische Folgen von Krisen 2030 weiteren vier Milliarden sammen. Programme wie das bewältigen zu können. Die VN Menschen Zugang zu sozialer Sahel Adaptive Social Protection haben sich mit der Agenda 2030 Sicherung zu gewähren und Program, ein Treuhandfonds der für Nachhaltige Entwicklung 400 Millionen neue menschen- Weltbank, den Deutschland mit darauf verständigt, allen Men- würdige Arbeitsplätze zu Großbritannien, Dänemark und schen einen sozialen Basisschutz schaffen. Die Bundesregierung Frankreich fördert, leisten einen zu ermöglichen (Nachhaltig- unterstützt die Initiative ge- wichtigen Beitrag, um schnell keitsziel Nummer 1.3). In Afrika meinsam mit ihren G7-Part- und bedarfsgerecht auf Armut erreichen soziale Sicherungs- ner*innen. Das BMZ arbeitet mit und wiederkehrende Schocks systeme allerdings weniger als afrikanischen Partnerländern und Krisen – zum Beispiel klima- 20 Prozent der Bevölkerung. Die beim Auf- und Ausbau inklusiver wandel- oder pandemiebedingt VN-Initiative Global Accelerator und adaptiver Sozialsysteme – reagieren zu können. Bündnis für globale Ernährungssicherheit Infolge des russischen An- politisches Handeln ermöglichen Security Dashboard. Dieses dient griffskriegs auf die Ukraine (Advice) und eine weltweite dazu, alle für Entscheidungsträ- hat das BMZ das Bündnis für Unterstützung koordinieren ger*innen relevanten Informa- globale Ernährungssicherheit (Action). Künftigen Ernährungs- tionen zur globalen Ernährungs- im Rahmen der deutschen G7- krisen soll durch vorausschauen- sicherheitssituation an einem Präsidentschaft gemeinsam mit de Forschung besser begegnet Ort – zeitnah und aktuell – zu der Weltbank initiiert. Als globale werden können (Advance). Ein bündeln, sodass eine schnelle Plattform soll es die Abstimmung zentrales Element ist das so- und koordinierte Reaktion erfol- in Krisen verbessern, schnelles genannte Food and Nutrition gen kann.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 19 Gesundheit und Pandemieprävention Die COVID-19-Pandemie hat der Welt die Bedeutung von Pandemieprävention und robusten Gesund- heitssystemen deutlich vor Augen geführt. Dabei haben afrikanische Staaten und panafrikanische Institu- tionen Stärke und Innovationskraft gezeigt. Insgesamt ist die Lebenserwartung in afrikanischen Staaten seit dem Jahr 2000 um fast 10 Jahre auf heute 62 Jahre gestiegen und die HIV-Inzidenz im gleichen Zeit- raum stark zurückgegangen. Allerdings bedarf es weiterer Maßnahmen und Investitionen in die Gesund- heitsinfrastruktur: Vier von fünf Menschen in Afrika haben im länderübergreifenden Durchschnitt keinen Zugang zu qualitativ angemessener, bezahlbarer Basisgesundheitsversorgung. Krankheit bleibt bei fehlen- den sozialen Sicherungssystemen größtes Armutsrisiko. Die Lebenserwartung ist nirgends so niedrig wie südlich der Sahara und die Müttersterblichkeit nirgends so hoch. Das sind große Hemmnisse für indivi- duelles Wohlergehen und Chancengleichheit sowie für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Das BMZ engagiert sich auf dem afrikanischen Kontinent finanziell wie strategisch im Rahmen zentraler Organisationen wie der Impfallianz Gavi, dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) und dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Das BMZ wird insbesondere: Den Aufbau medizinischer Krankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria Produktionskapazitäten unterstützen und fördert die Grundimmunisierung gegen andere Infektionskrankheiten. Das BMZ unterstützt gemeinsam mit europäi- schen Partner*innen und dem Privatsektor das Den interdisziplinären One-Health-Ansatz Ziel der AU, bis 2040 60 Prozent aller in Afrika stärken benötigten Impfstoffe auf dem Kontinent selbst zu produzieren. Dies geschieht durch technische Das BMZ bringt unter anderem mit der Team-Eu- und finanzielle Unterstützung beim Aufbau rope-Initiative Sustainable Health Security using a lokaler Kapazitäten für die Impfstoffproduktion, One Health Approach das Verständnis voran, dass durch Unterstützung beim Aufbau nachhaltiger die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng Impfstoffmärkte, Beratung staatlicher Institutio- miteinander zusammenhängen und Zoonosen nen und Regulierungsbehörden sowie gezielte (von Tier zu Mensch übertragbare Krankheiten) Ausbildungsförderung. nur in einem übergreifenden Ansatz eingedämmt werden können. Afrikanische Gesundheitsorganisationen stärken und Pandemien vorbeugen Die Basisgesundheitsversorgung verbessern und digitalisieren Das BMZ arbeitet mit relevanten afrikanischen Organisationen wie den Africa Centres for Disease Das BMZ fördert künftig noch intensiver den Control and Prevention (Africa CDCs), der African Zugang zur Basisgesundheitsversorgung, die Medicines Agency (AMA) oder regionalen Organi- Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und die sationen wie der West African Health Organization Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung. Dabei (WAHO) zusammen. Schwerpunkte sind die wird ein stärkerer Fokus auf Softwarelösungen Überwachung von Infektionsausbrüchen, Daten- (Digital Health) gelegt, da diese einen wichtigen management und -analyse, Harmonisierung Beitrag zur Gesundheitsversorgung auch im länd- der Rechtsetzung und die Erforschung und Be- lichen Raum leisten können, Früherkennung von kämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten. Infektionsausbrüchen ermöglichen und Kranken- Das BMZ engagiert sich aktiv im Kampf gegen versicherungen stärken.
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