Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten - Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Die Afrika-Strategie des BMZ

Die Seite wird erstellt Friedemann Kunze
 
WEITER LESEN
Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten - Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr Die Afrika-Strategie des BMZ
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr

Gemeinsam mit Afrika
Zukunft gestalten
Die Afrika-Strategie des BMZ
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr

Liebe Leser*innen,

die Welt braucht Afrika und Afrika braucht die        Als Bundesministerium für wirtschaftliche Zu-
Welt – so bringt es die nigerianische Menschen-       sammenarbeit und Entwicklung wollen wir mit
rechtlerin und Politikerin Oby Ezekwesili auf den     afrikanischen Ländern an einer gerechteren,
Punkt. Es muss daher jetzt darum gehen, gemein-       friedlicheren und sichereren Welt arbeiten. Dazu
sam globale Veränderungsprozesse zu gestalten.        müssen wir Hunger bekämpfen und Armut und
Ob Global Governance, Wirtschaftswachstum,            Ungleichheiten reduzieren. Im Rahmen der Just
Armut und Ungleichheit, Klimawandel,                        Transition soll wirtschaftliche Entwicklung
Technologien, menschliche und soziale                             gelingen, die gute Arbeit schafft und
Entwicklung – bei all diesen Fragen                                   ökologisch wie sozial verträglich
wird die Welt besser dastehen,                                           ist. Es geht darum, Gesellschaf-
wenn Afrika aktiv mitwirkt,                                                 ten widerstandsfähiger zu
davon bin ich überzeugt!                                                      machen. Soziale Sicherungs-
Denn Afrika hat enorme                                                         systeme sind dabei ein
Potenziale und Ressourcen:                                                     entscheidender Hebel. In
eine junge Bevölkerung,                                                        Krisensituationen helfen
urbane und innovative Zen-                                                     sie, Grundbedürfnisse zu
tren, wirtschaftliche Ent-                                                     decken und ein weiteres
wicklung, Rohstoffe sowie                                                     Abrutschen in Armut zu ver-
die wachsende geopolitische                                                 hindern. Die Corona-Pande-
Bedeutung und die Stärkung des                                            mie hat die Lücken im Gesund-
Kontinents auf der internationalen                                     heitsbereich weltweit offengelegt.
Bühne durch die politische und wirt-                               Auf dem Thema Globale Gesundheit
schaftliche Integration.                                      und Pandemievorsorge liegt daher ein
                                                      besonderes Augenmerk. Bei alledem werden wir
Das Ziel dieser Strategie ist, gemeinsam mit          geleitet von unserem Ansatz einer feministischen
Afrika globale Strukturpolitik zu machen. Sie         Entwicklungspolitik. Nur wo sich Strukturen
ist unter dem Einfluss der globalen Heraus-           und Denkmuster so ändern, dass Geschlechter-
forderungen entstanden, die unser zukünftiges         gleichstellung herrscht, ist wirklich nachhaltige
Handeln prägen: der russische Angriffskrieg in        Entwicklung möglich. Denn Chancengleichheit
der Ukraine, der wachsende Einfluss Chinas auf        ist ein Garant für wirtschaftlichen Wohlstand.
dem afrikanischen Kontinent, die Klimakrise. Die
Strategie setzt auf Partnerschaften, die auf Res-     Diese Strategie ist der Start. Jetzt geht es an die
pekt und Gegenseitigkeit beruhen. Entscheidend        Umsetzung. Ich danke allen, die daran mitwirken,
ist dabei nicht allein, was wir in der deutschen      und freue mich auf den weiteren Austausch!
Entwicklungspolitik tun, sondern auch, wie und
aus welcher Haltung heraus. Die Bundesregierung
steht für Werte wie Menschenrechte und Demo-
kratie ein. Wir fragen nach den Interessen unserer
Partner*innen und formulieren gleichzeitig die
eigenen Interessen. Auch deshalb ist diese Strate-
gie gemeinsam entstanden, in vielen intensiven
Gesprächen mit deutschen, europäischen und
afrikanischen Expert*innen aus Politik, Wirt-         Svenja Schulze, Bundesministerin für
schaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Jugend.   wirtschaftliche Zusammen­arbeit und Entwicklung
Viele Impulse sind eingeflossen.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr

            Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Afrika

                                                                                  Tunesien

                     Marokko

                                                 Algerien

                                                                                       Libyen
       Westsahara                                                                                                Ägypten

Kap Verde              Mauretanien
                                          Mali                        Niger
                                                                                                                                                 Eritrea
      Senegal                                                                            Tschad                   Sudan
         Gambia
Guinea-Bissau                             Burkina                                                                                                        Dschibuti
                                          Faso
                         Guinea
        Sierra Leone                                                                                                                                       Somalia
                                                                Nigeria
        Liberia
                                                                                       Zentralafrikanische        Südsudan               Äthiopien
                                                                                       Republik
                                                                          Kamerun
                  Côte d’Ivoire             Togo       Benin                                                                                                      Uganda
                                  Ghana          Sao Tomé
                                                 und Principe                                                                         Kenia
                                                                          Gabun                 Demokratische                                                     Ruanda
                                          Äquatorialguinea                                      Republik
                                                                                                                                                                 Burundi
                                                                                                Kongo
                                             Republik Kongo                                                                                                      Seychellen
                                                                                                                             Tansania
                                                 Cabinda (Angola)                                                                                                     Malawi

                                                                                     Angola                                                             Komoren

                                                                                                         Sambia
                                                                                                                                                                         Madagaskar

                                                                                                                Simbabwe                                                 Mauritius
                                                                                                                                      Mosambik
                                                                                     Namibia
                                                                                                    Botsuana

                                                                                                                                         Eswatini

                                                                                                                                         Lesotho
                                                                                                 Südafrika

                         Partnerländer

                                                                                               verwendeten Bezeichnungen
                                                            Mit den in dieser Veröffentlichung verwendeten   Bezeichnungen und
                                                                                                                            und der
                                                                                                                                der Art
                                                                                                                                    Art der
                                                                                                                                        der Wiedergabe
                                                                                                                                            Wiedergabedes
                                                                                                                                                        desInhalts
                                                                                                                                                            Inhalts
                                                                                                 Rechts- oder
                                                            nimmt das BMZ keine Stellung zum Rechts-     oder Verfassungsstatus
                                                                                                              Verfassungsstatus von
                                                                                                                                von Ländern,
                                                                                                                                     Ländern, Staats-,
                                                                                                                                              Staats-,Hoheits-
                                                                                                                                                       Hoheits-oder
                                                                                                                                                               oder
                                                                                                 Grenzlinien
                                                            Seegebieten oder ihren Grenzen und Grenzlinien.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr

Inhalt

I. 	Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch        4

	Umfeld: Afrikas wachsendes Gewicht in der Welt                                5

	Haltung: Respekt und Gegenseitigkeit, Werte und Interessen,
  feministische Entwicklungspolitik                                             6

II. Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen
    Zusammenarbeit                                                              8

	Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand          9
			
   Just Transition: sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft,
   Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur          10
		       Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation   13

	Überwindung von Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung               17

    Gesundheit und Pandemieprävention                                          19

    Feministische Entwicklungspolitik und Geschlechtergerechtigkeit            21

    Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte und gute
    Regierungsführung                                                          24

    Frieden und Sicherheit                                                     27

III. 	Gemeinsam stark: Partner*innen und Instrumente
      der Zusammenarbeit                                                       30
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
4 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

I. Strategische Partnerschaft:
    Zusammenarbeit in einer
    Welt im Umbruch
Die Welt ist im Umbruch. Demografische, politi-      Arbeit in den Dienst einer engen, auf gemeinsamen
sche und wirtschaftliche Gewichte verschieben        Werten und Interessen beruhenden wirtschaftli-
sich. Globale Krisen verstärken einander und         chen und politischen Partnerschaft zwischen Euro-
werfen drängende Fragen auf – nach der Über-         pa und Afrika. Es wird – als Teil einer deutschen
windung von Hunger, Armut und Ungleichheit           und europäischen Afrika-Politik – mit seiner Afri-
und nach Wegen zu sozial und ökologisch ver-         ka-Strategie drei übergeordnete Ziele verfolgen:
antwortlichem, geteiltem Wohlstand; nach der
Eindämmung von Klima- und Wasserkrisen,              1. die von der AU und ihren Mitgliedsstaaten
Artensterben und Pandemien; nach der Zukunft            selbst gesetzten Entwicklungsziele mit struktur-
regelbasierter globaler Zusammenarbeit und              politischen Ansätzen flankieren, damit der
Gleichberechtigung – und damit nach den                 Kontinent seine enormen Potenziale entfalten
Voraussetzungen für eine friedliche, sichere und        und widerstandsfähiger werden kann;
gerechtere Welt. Der russische Angriffskrieg auf
die Ukraine hat eine Zeitenwende eingeläutet.        2. gemeinsam mit afrikanischen Partner*innen
Völkerrechtsverletzungen, wachsende Groß-               an der globalen Transformation hin zu einem
macht-Rivalitäten und ein erstarkender Natio-           würdevollen und sicheren Leben für alle in
nalismus setzen die internationale Ordnung auf          einer intakten Umwelt arbeiten;
Grundlage des Rechts unter Druck.
                                                     3. mit dem Nachbarkontinent in Krisen solida-
Afrikanische Staaten werden besonders hart von          risch und sichtbar zusammenarbeiten.
den multiplen Krisen getroffen. Zugleich spielen
sie eine entscheidende Rolle dabei, Antworten        Das BMZ fügt seine Afrika-Strategie in den Rah-
auf die genannten Herausforderungen zu finden.       men der afrikapolitischen Leitlinien der Bundes-
Afrika und Europa sind dabei – als historisch,       regierung ein und arbeitet eng mit den anderen
geografisch und kulturell verbundene Nachbar-        Ressorts zusammen.
kontinente – prädestinierte Partner. Beide haben
ein großes Interesse an einer regelbasierten Welt-   Es versteht seine Zusammenarbeit mit Afrika als
ordnung auf der Grundlage des Völkerrechts und       Teil des Auftrags, die von den Mitgliedsstaaten der
der Charta der Vereinten Nationen (VN) sowie         Vereinten Nationen unterzeichnete Agenda 2030
an einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen     mit ihren 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung
Entwicklung. Die Afrikanische Union (AU) und die     voranzutreiben und dabei niemanden zurückzu-
Europäische Union (EU) haben sich sowohl der         lassen (Leave No One Behind).
Förderung von demokratischen Grundsätzen als
auch von Sicherheit und Stabilität verpflichtet.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt seine
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                                        Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch | 5

Die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern            Visionen (The Africa we want), zur EU-Afrika-Part-
ist auch ein wesentlicher Beitrag zu einer Politik      nerschaft und zu den Zielen des Pariser Klimaab-
der integrierten Sicherheit. Sie schafft Netzwerke      kommens. Sie trägt außerdem zur Selbstverpflich-
und Bündnisse und stärkt die multilaterale Ko-          tung der Bundesregierung bei, die am wenigsten
operation in Zeiten einer sich verschärfenden           entwickelten Länder (Least Developed Countries,
Auseinandersetzung um Werte und Einflusssphä-           LDCs) gezielt zu unterstützen, da 33 der insgesamt
ren. Sie stellt dem Narrativ der globalen Spaltung      46 LDCs in Afrika liegen. Die Erreichung einer
einen positiven Gestaltungsansatz entgegen, der         LDC-Quote von 0,2 Prozent des Bruttonational-
nicht ausgrenzt und droht, sondern überzeugt            einkommens (BNE) ist für die Bundesregierung
und integriert.                                         ein wichtiges internationales Ziel.

Darüber hinaus leistet diese Zusammenarbeit
einen Beitrag zur Agenda 2063 der AU und deren

Umfeld: Afrikas wachsendes Gewicht
in der Welt
Afrika ist ein geografisch, kulturell, politisch,       193 Mitgliedsstaaten der VN sind 54 afrikanisch –
wirtschaftlich und historisch extrem vielfältiger       welche Allianzen sie eingehen und wie sie regiert
Kontinent. Gemeinsam ist allen afrikanischen            werden, wird auch die Zukunft von Demokratie
Ländern eine enorme Dynamik. Bis Mitte dieses           und globaler Zusammenarbeit beeinflussen.
Jahrhunderts könnte Afrika rund zweieinhalb
Milliarden Menschen zählen und ein Viertel der          Eine gute Entwicklung des Kontinents und ver-
Weltbevölkerung stellen. Allein die urbane Be-          trauensvolle Partnerschaften liegen daher im
völkerung wird sich bis Mitte des Jahrhunderts          Interesse Deutschlands und der EU. Sie verlangen –
verdreifachen, die Zahl der Megastädte verfünffa-       neben finanziellen – auch starke politische Investi-
chen. Die Mittelschichten wachsen und mit ihnen         tionen. Die europäischen Länder sind längst nicht
die Erwartungen an wirtschaftliche Entwicklung          mehr alleiniger Partner. Neben den Staaten der
und politische Teilhabe. Auch an natürlichen            G7 engagieren sich allen voran China, aber auch
Ressourcen ist der Kontinent reich. Er verfügt          die Türkei und die Golfstaaten in Afrika. Sie bauen
über ein immenses Potenzial für erneuerbare             Infrastruktur und streben nach Zugang zu Roh-
Energien und landwirtschaftliche Produktion,            stoffen, Märkten und politischem Einfluss. Russ-
über strategisch wichtige Rohstoffvorkommen             land liefert zunehmend Waffen und stellt Söldner-
und wachsende Absatzmärkte. Die AU und andere           truppen. Für afrikanische Regierungen bietet dies
afrikanische Institutionen haben in den letzten         weitere Optionen. Die deutsche Entwicklungs-
Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und              politik fordert es heraus, differenzierte und flexible
zur weiteren Integration des Kontinents beigetra-       Antworten zu finden. Diese berücksichtigen, dass
gen. Damit wächst Afrikas geopolitisches Gewicht        die afrikanischen Länder ihre eigenen Interessen,
in der Welt.                                            ihren eigenen Blick auf die Welt und eigene
                                                        wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche
Afrika wird das 21. Jahrhundert prägen. Welche          Ordnungsvorstellungen haben. Gleichzeitig erwar-
Perspektiven die größte Jugendgeneration aller          tet die Bundesregierung von ihren Partner*innen
Zeiten bekommt, wird mit darüber bestimmen,             Achtung und Schutz von Menschenrechten und
wie sie ihre Kraft zum Guten entfalten kann.            internationalem Recht. Insgesamt sollte das Ziel
Die Klimaverträglichkeit des Wachstums auf              sein, attraktive entwicklungspolitische Angebote
dem Kontinent hat Auswirkungen auf das Aus-             zu machen und bereits gegebene Versprechen
maß künftiger Wetterextreme weltweit. Von               einzuhalten.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
6 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

Afrikas Bevölkerungswachstum im Vergleich
Milliarden
10                         Afrika
                           Asien
                           Europa
                           Nordamerika
                                                                                             Afrika
 8
                           Lateinamerika & Karibik
                           Ozeanien                                                         Afrika
 6

 4

 2

        1960             1980               2000     2020        2040          2060           2080          2100

     Quelle: UN DESA, World Population Prospects

Haltung: Respekt und Gegenseitigkeit,
Werte und Interessen, feministische
Entwicklungspolitik
Respekt und Gegenseitigkeit                                 Über Politik und Wirtschaft hinaus setzt es darauf,
                                                            Begegnungen, insbesondere der jungen Genera-
Eine Partnerschaft beruht auf Respekt und Gegen-            tion, zu intensivieren. Es fördert kommunale und
seitigkeit. Sie setzt die Bereitschaft zu strukturellen     zivilgesellschaftliche Partnerschaften und den
Veränderungen auf beiden Seiten voraus – und                Austausch von Expert*innen, Nachwuchsfüh-
den Willen, die Prioritäten des Gegenübers anzu-            rungskräften und Freiwilligen.
erkennen und sich für diese starkzumachen. Das
BMZ tritt daher für eine angemessene Mitsprache             Eine vertiefte Reflexion der Folgen der Kolonial-
afrikanischer Staaten und der AU in den multi-              zeit versteht das BMZ als Grundlage für einen
lateralen Foren ein.                                        offenen, ehrlichen Dialog. Es will Bevormundung
                                                            vermeiden und setzt sich kritisch mit dem
Afrikanische Prioritäten, Initiativen und Institu-          eigenen Verständnis von guter Entwicklung aus-
tionen sind die Grundlage der Zusammenarbeit.               einander. Es achtet im Ministerium wie auch in
Das BMZ möchte afrikanischen Stimmen und                    seinen Durchführungsorganisationen und bei
Positionen in Deutschland und Europa mehr                   Kooperationspartner*innen auf eine Organisa-
Geltung verschaffen. Es wird noch stärker in Aus-           tionskultur der Vielfalt und auf die Förderung
tauschformate und politischen Dialog investieren.           von Diversität unter den Beschäftigten. Als Teil
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                                       Strategische Partnerschaft: Zusammenarbeit in einer Welt im Umbruch | 7

der Bundesregierung will es daran mitwirken,           kommunaler Institutionen, die oft als kritische
bestehende Asymmetrien zu überwinden, etwa             Korrektive der nationalen Regierungsarbeit in
in der Handels- oder Agrarpolitik oder durch           ihren Ländern aktiv sind. Das BMZ baut gezielt
Regelungen für entwicklungsorientierte faire​          Beziehungen mit innovativen Entscheider*innen
Migration. In der deutschen Öffentlichkeit will        aus und will die Potenziale der jungen Generation
das BMZ dazu beitragen, dass Afrika als Kontinent      fördern. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
mit großer Vielfalt und großem Potenzial zur           bleibt eine tragende Säule für Innovationen und
Lösung globaler Herausforderungen gesehen              gesellschaftliche Veränderungen. Partnerschaften
wird. Das Eindämmen der Klimakrise, der Erhalt         zwischen Städten und Gemeinden stärken reform-
der biologischen Vielfalt oder die Sicherung der       orientierte Akteur*innen auf kommunaler Ebene.
Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung
können nur gemeinsam mit Afrika gelingen.              Das BMZ wirkt darauf hin, dass seine Arbeit
                                                       nicht als unbeabsichtigte Nebenwirkung autori-
Werte und Interessen                                   täre Kräfte stabilisiert, Konflikte verschärft oder
                                                       sogar schafft (Do-no-harm-Prinzip). Soweit eine
Das BMZ steht in der Zusammenarbeit mit                Zusammenarbeit mit autoritären Kräften un-
Afrika zu geteilten Werten und Interessen. Men-        ausweichlich und im Einzelfall geboten ist, muss
schenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie,          sorgfältig abgewogen werden, wie, mit wem und
Nachhaltigkeits- und Sozialstandards sowie Ge-         für welchen Zeitraum diese sinnvoll ist. Dies kann
schlechtergleichstellung sind in den Nachhaltigen      der Fall sein, wenn es um die Unterstützung von
Entwicklungszielen der VN ebenso verankert wie         besonders verletzlichen Gruppen geht oder um
in der Agenda 2063 der AU.                             wichtige globale Anliegen wie Klimaschutz, den
                                                       Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen oder die
Eine Mehrheit der Afrikaner*innen teilt die Über-      Eindämmung von Infektionskrankheiten.
zeugung, dass Demokratie den besten Rahmen für
gesellschaftlichen Fortschritt bietet – aber nicht     Feministische Entwicklungspolitik
jede Regierung macht dies zur Grundlage ihrer
Politik. Ein wachsender Anteil der afrikanischen       Eine feministische Entwicklungspolitik ist das
Partnerländer des BMZ wird inzwischen als zu-          Leitbild für alle Bereiche der deutschen Ent-
mindest gemäßigt autokratisch bezeichnet. Für          wicklungszusammenarbeit – so auch für die
das BMZ bedeutet dies, eine klare, wertegeleitete      Zusammenarbeit mit Afrika. Damit wird das
Interessenspolitik zu formulieren und die insti-       BMZ seine Politik im Sinne der Agenda 2030
tutionellen und gesellschaftlichen Grundlagen          konsequent darauf ausrichten, strukturelle Un-
für demokratische Teilhabe weiter zu fördern. Es       gleichheiten zwischen den Geschlechtern und
wird dabei Anstrengungen auf Partnerseite zur          in der Gesellschaft zu überwinden. Gemeinsam
Stärkung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit        mit afrikanischen Partnerländern möchte es die
und zur Achtung der Menschenrechte besonders           politische, soziale und wirtschaftliche Teilhabe
unterstützen. Zugleich wird es die Entwicklung         von Frauen und Mädchen als konkrete Politikziele
der Governance-Bedingungen in Partnerländern           in der Zusammenarbeit verankern. Die feminis-
genau verfolgen, um Länderportfolien gegebenen-        tische Entwicklungspolitik des BMZ hat das Ziel,
falls entsprechend anzupassen. Dabei gilt es, auch     strukturelle Ungleichheiten, Ungleichbehandlung
übergeordnete Interessen abzuwägen (Schutz             und Diskriminierung langfristig zu beseitigen.
globaler Gemeinschaftsgüter, Stabilität) und Ziel-     Dazu gehört auch, rassistische Strukturen und
konflikte offen zu benennen. Es muss im Einzelfall     postkoloniale Kontinuitäten zu vermeiden und
begründet werden, warum und wie genau das              sich für marginalisierte Gruppen wie Menschen
Engagement auch in sich verschlechternden              mit Behinderungen, Indigene oder LGBTQI* und
Situationen fortgesetzt wird, etwa um demokratie-      ihre Rechte einzusetzen.
orientierte Kräfte zu unterstützen.

Eine Stärke der deutschen Zusammenarbeit ist
die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher und
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
8 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

II. N
     achhaltige Zukunft:
    Die Schwerpunkte der
    entwicklungspolitischen
    Zusammenarbeit
Das BMZ flankiert die von der Afrikanischen Union und ihren Mitgliedsstaaten selbst gesetzten Ent-
wicklungsziele mit strukturpolitischen Ansätzen. Es möchte darüber hinaus den Nachbarkontinent
in Krisen solidarisch und sichtbar stärken sowie gemeinsam mit afrikanischen Partner*innen an der
globalen Transformation hin zu einem würdevollen und sicheren Leben für alle in einer intakten Umwelt
arbeiten.

Das BMZ wird vorrangig in den folgenden sechs thematischen Schwerpunkten arbeiten:

  	Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand

     J ust Transition: sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft, Erhalt der
       natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur
     Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation

  	Überwindung von Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung

  	Gesundheit und Pandemieprävention

  	Feministische Entwicklungspolitik und Geschlechtergerechtigkeit

  	Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte und gute Regierungs­führung

  	Frieden und Sicherheit
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                                        Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 9

       Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung,
       Beschäftigung und Wohlstand
       Die afrikanischen Staaten stehen vor der großen Herausforderung, für eine historisch beispiellos wach-
       sende Bevölkerung Perspektiven zu schaffen, während die Klima- und Biodiversitätskrise sie trotz ihrer
       im globalen Vergleich geringen Treibhausgasemissionen besonders hart trifft. Nötig sind 25 Millionen
       zusätzliche Arbeitsplätze jährlich, ein gewaltiger materieller Umbau bestehender und der Aufbau neuer
       Wirtschaftssektoren.

       In der Vergangenheit hat der Ausbau von Infrastruktur, Energieerzeugung, Mobilität, Industrie, Landwirt-
       schaft und nicht zuletzt auch von sozialen Diensten stets zu einer Zunahme an Treibhausgasemissionen
       und mehr Umweltzerstörung geführt. Afrika kann – mit seinem Reichtum an Ressourcen und den heute
       verfügbaren Technologien – die erste Weltregion werden, die eine Just Transition schafft: also wirtschaft-
       lichen Wohlstand und ökologische Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit und der Schaffung von
       guten Arbeitsplätzen verbindet.

       Voraussetzung für eine Just Transition ist das konsequente Zusammendenken der ökonomischen, öko-
       logischen und sozialen Dimensionen. Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und
       Entwicklungsländern müssen eine beschleunigte und zugleich gerechte ökologische Transformation der
       Wirtschaft begleiten. Es bedarf einer Strukturpolitik, die lokale Wertschöpfung steigert, das politische
       und wirtschaftliche Zusammenwachsen des Kontinents beschleunigt, ihn in gerechter Weise in die glo-
       balen Handelsbeziehungen einbindet und globale Lieferketten verantwortungsvoll gestaltet.

       Entwicklung der städtischen Bevölkerung weltweit
       Zuwachs in Prozent von 2020 bis 2050

                                                                    556.684
                         304.761                                    598.857
                         386.690                                    Europa
                                                   129.068          +8 %                                2.361.464
                         Nordamerika
                         +27 %                     230.584                                              3.479.059
                                                   Nordafrika                                           Asien
                                                                                                        +47 %
                                        539.427 +79 %
                                                                           458.670
                                                                           1.258.336
                                        685.070
                                                                           Subsahara-Afrika             28.919
                                        Lateinamerika

2020
Urbane Bevölkerung
                                        & Karibik
                                        +27 %                              +174 %                       41.160
                                                                                                        Ozeanien
                                                                                                        +42 %
in Millionen
2050
Urbane Bevölkerung
in Millionen
                                                Allein in Subsahara-Afrika wird sich die urbane Bevölkerung in wenigen
Quelle:                                         Jahrzehnten nahezu verdreifachen – ein vergleichbares Städtewachstum
UN DESA, World Urbanisation Prospects           hat in den Industrieländern mehrere Jahrhunderte gedauert.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
10 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

Just Transition: sozial-ökologische Trans­formation der Wirtschaft,
Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Energie und Infrastruktur

Afrika hat im globalen Vergleich bisher kaum Treibhausgasemissionen verursacht und vergleichsweise
wenig von den Vorteilen der Kohlenstoffwirtschaft profitiert. Zugleich fehlen vielerorts Mittel, um sich an
die Folgen der heute schon spürbaren Klimaextreme anzupassen.

Bis 2050 dürfte sich allein die Stadtbevölkerung in Afrika auf knapp unter 1,5 Milliarden Menschen
verdrei­fachen – ein Großteil der hierfür notwendigen Infrastruktur ist noch nicht vorhanden. Rund
die Hälfte der Afrikaner*innen hat bis heute keinen Zugang zu Strom. Würde Afrika dem fossilen Ent-
wicklungspfad der Industrieländer folgen, wären die ökologischen Folgen dramatisch, für Afrika und für
den Rest der Welt. Es ist daher eine Frage der Gerechtigkeit und im Interesse Europas, den afrikanischen
Kontinent bei einer Just Transition zu unterstützen. Das BMZ verfolgt dieses Ziel mit Ansätzen für Schutz,
Nutzung und Wiederherstellung von Ökosystemen, für nachhaltige und inklusive Städte und für den
Aufbau von Energiesystemen, die die enormen Potenziale Afrikas als Kontinent der Erneuerbaren heben.
Zugleich treibt es auf globaler Ebene wirksame Mechanismen zur Bewältigung von Klima- und Umwelt-
schäden voran. Dabei setzt es auf breite Bündnisse.

Das BMZ wird insbesondere:

   J ust Transition in neuen Klima- und                  Städte und Energiesysteme klimafreundlich
      Entwicklungspartnerschaften vorantreiben             und sozial gerecht entwickeln

Das BMZ kooperiert in neuen Bündnisinitiativen         Das BMZ fördert Investitionen in den Ausbau
wie den bilateralen Klima- und Entwicklungs-           einer nachhaltigen städtischen Infrastruktur, etwa
partnerschaften (P+) sowie den Just Energy Transi-     über den Cities Climate Finance Gap Fund (Gap
tion Partnerships (JETPs), in Abstimmung mit den       Fund), die C40 Cities Finance Facility (CFF) und
anderen zuständigen Ressorts, mit klimapolitisch       kommunale Partnerschaften. Mit dem Ziel, den
ambitionierten Staaten für eine klimaresiliente,       Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben
klimaneutrale und sozial gerechte Entwicklung,         und ihren Anteil im Energiemix signifikant zu
unter anderem in den Bereichen Energie, Stadt-         stärken, engagiert sich das BMZ unter anderem
entwicklung, Kreislaufwirtschaft, Wasser- und          in Multigeberpartnerschaften wie Energising
Sanitärversorgung.                                     Development (EnDev) oder Global Energy Trans-
                                                       formation Programme (GET.pro). Es zahlt in den
                                                       Sustainable Energy Fund for Africa (SEFA) der
   Eine sozial-ökologische Transformation
                                                      African Development Bank (AfDB) ein und stärkt
   der Wirtschaftssysteme und nachhaltiges             die strategische Energiepartnerschaft zwischen
   Wachstum unterstützen                               Afrika und Europa. Im Rahmen der Africa-EU
                                                       Green Energy Initiative, einer Team-Europe-
Das BMZ unterstützt seine Partnerländer bei der        Initiative (TEI), leistet es einen Beitrag zu den
sozial und ökologisch nachhaltigen Gestaltung          Zielen 100 Prozent Energiezugang bis 2030 und
ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitiken. Dies           100 Prozent Dekarbonisierung bis 2050. Das BMZ
betrifft Themen wie Diversifizierung, lokale Wei-      unterstützt in afrikanischen Ländern den Aufbau
terverarbeitung von Rohstoffen, Anpassung an           von Pilotanlagen für die Herstellung von grünem
den Klimawandel, Verbesserung der politischen          Wasserstoff.
Rahmenbedingungen oder Nachhaltigkeit im
Finanzsektor (Sustainable Finance).
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                           Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 11

   Ressourcen verantwortungsvoll nutzen und              besser zu verzahnen und Synergien zum bilatera-
   nachhaltige Lieferketten fördern                       len Engagement herzustellen. Wichtige Initiativen
                                                          sind unter anderem der Legacy Landscapes Fund
Das BMZ unterstützt afrikanische Partnerländer            zur Finanzierung wertvoller Schutzgebiete, der
dabei, regulative Rahmenbedingungen für die               Blue Action Fund für Meeres- und Küstenschutz,
verantwortungsvolle Nutzung natürlicher Res-              der Global Fund for Coral Reefs zum Korallenschutz
sourcen zu schaffen. Es setzt sich dafür ein, dass        oder die Initiative Grüner Wert zur besseren Be-
kritische mineralische Rohstoffe wie Tantal oder          rücksichtigung des ökonomischen Werts der Natur
Kobalt unter Wahrung von Menschenrechts-,                 in Afrika. Das BMZ unterstützt auch, insbesondere
Sozial- und Umweltstandards entlang der gesam-            über sein bilaterales Engagement, die Ziele der
ten Lieferkette gewonnen und weiterverarbeitet            Great Green Wall Initiative in der Sahel-Region.
werden. In breiten Bündnissen mit Wirtschaft
und Zivilgesellschaft engagiert es sich für eine
ressourcenschonende und entwaldungsfreie                     Den Schutz vor Klimarisiken ausbauen,
Agrarrohstoff-Produktion (zum Beispiel von                    Anpassung und Klimaresilienz stärken
Kakao, Kautschuk und Palmöl). Das BMZ setzt
sich auf EU-Ebene dafür ein, den Export von Elek-         Das BMZ engagiert sich für den globalen Schutz-
tro- und Textilabfällen stärker zu regulieren, und        schirm gegen Klimarisiken, der während der deut-
fördert die Kreislaufwirtschaft (circular economy).       schen G7-Präsidentschaft mit den 58 besonders
                                                          klimavulnerablen Staaten (V20) initiiert wurde.
                                                          Dieser soll im Katastrophenfall Hilfe leisten und
   Den Schutz von Ökosystemen und                        zur sozialen Sicherheit beitragen. Der Schutzschirm
   Wirtschaftsentwicklung zusammenführen                  wird bestehende Ansätze zu Vorsorgeplänen sowie
                                                          Risikoabsicherung (African Risk Capacity, ARC)
Das BMZ setzt sich für partizipative Ansätze ein,         bündeln und zusätzliche Mittel mobilisieren. Die
die Wirtschaftsentwicklung, Natur- und Bio-               Anpassung an den Klimawandel steht im Zentrum
diversitätsschutz, Menschenrechte und langfristige        einer Team-Europe-Initiative zur Förderung von
Finanzierungen zusammenführen. Es fördert afri-           Anpassung und Resilienz in Afrika. Darüber hinaus
kanische Initiativen zum Thema Waldschutz und             unterstützt das BMZ Initiativen wie die Africa Adap-
-restaurierung wie die African Forest Landscape           tation Initiative (AAI) der AU, das neue Klimafenster
Restoration Initiative (AFR100). Es verfolgt das          des Afrikanischen Entwicklungsfonds der AfDB und
Ziel, internationale Umweltfonds und -initiativen         den gezielten Einsatz von naturbasierten Lösungen.

  Klima- und Entwicklungspartnerschaften (P+) und Just Energy Transition
  Partnerships (JETPs)

  Bilaterale Klima- und Ent-          stehen innovative, nachhaltige       seines Energiebedarfs mit
  wicklungspartnerschaften (P+)       Finanzierungsinstrumente und         Kohle deckt, haben Deutsch-
  unterstützen klimapolitisch         Politikberatung, Stärkung der        land, die EU, Frankreich,
  ambitionierte Staaten wie           institutionellen Kapazitäten         Großbritannien und die USA
  Ruanda und Kenia beim               und Technologiekooperation.          eine JETP vereinbart, die den
  Übergang zu einer klima-                                                 Ausbau erneuerbarer Energien
  resilienten und klimaneutralen      Multilaterale JETPs zielen           fördert und in Kooperation
  Wirtschaft. Dabei ist neben         darauf ab, soziale Risiken der       mit der Privatwirtschaft vom
  bilateralen Geber*innen und         ökologischen Wende abzu-             Kohleausstieg betroffene
  multilateralen Entwicklungs-        federn und so die gesellschaft-      Arbeitnehmer*innen im Berg-
  banken vor allem auch der           liche Akzeptanz zu erhöhen.          bau unterstützt.
  Privatsektor beteiligt. Im Fokus    Mit Südafrika, das den Großteil
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
12 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

      Die Produktion von grünem Wasserstoff fördern

      Das BMZ hat gemeinsam                        sollen die Menschen vor Ort         dient als Energiespeicher. Das
      mit dem Wirtschafts- und                     profitieren und es werden           BMZ arbeitet in Afrika bereits
      Klimaschutzministerium eine                  soziale und ökologische As-         mit Marokko, Tunesien, Süd-
      Plattform für den Aufbau einer               pekte berücksichtigt. Zugleich      afrika und Algerien im Bereich
      grünen Wasserstoffwirtschaft                 leistet das BMZ einen Beitrag       Wasserstoff zusammen und
      gegründet. Mit dem PtX-Ent-                  zur nationalen Wasserstoff-         unterstützt den Aufbau von
      wicklungsfonds sollen die                    strategie der Bundesregierung.      Pilot- und Referenzanlagen.
      Produktion von grünem                        Grüner Wasserstoff ist die          Mit Marokko und Tunesien
      Wasserstoff in Afrika und der                Basis für klimaneutrale Kraft-      wurden Wasserstoffallianzen
      Aufbau lokaler Wasserstoff-                  und Brennstoffe. Er hilft bei       unterzeichnet. Zudem ist eine
      wirtschaften gefördert wer-                  der Dekarbonisierung von            Zusammenarbeit mit Kenia in
      den. Von diesem Engagement                   Industrien (Stahl, Chemie) und      Vorbereitung.

Wärmeres Klima: Abweichungen vom Temperaturdurchschnitt
in Afrika von 1901 bis 2020
Grad Celsius

1,5

1,2

0,9

0,6

0,3

  0

-0,3
                                                                                            In den letzten vier Jahrzehnten sind
-0,6                                                                                         die Temperaturen im historischen
                                                                                             Vergleich kontinuierlich gestiegen.
-0,9

       1900      1910       1920       1930       1940          1950   1960   1970   1980       1990      2000      2010     2020
       Quelle: Berkeley Earth, Africa’s Temperature Anomalies

      Den Kongowald als weltgrößte Kohlenstoffsenke erhalten

      Für die Eindämmung der                       Unterstützung durch die inter-      Anrainerstaaten auszuhandeln
      Erderwärmung ist der Erhalt                  nationale Gemeinschaft. Es          und um zusätzliche Finanzie-
      des Kongowaldes, des letzten                 nutzte den deutschen Vorsitz in     rung zu werben. Elementarer
      intakten Tropenwaldes des                    den zwei wichtigsten regionalen     Bestandteil jeder Förderung des
      Planeten, von existenzieller                 Initiativen – der Kongobecken-​     Biodiversitäts- und Walderhalts
      Bedeutung. Das BMZ unter-                    waldpartnerschaft (CBFP)            durch das BMZ ist die Ein-
      stützt die zehn Anrainerstaaten              und der Zentralafrikanischen        haltung der Menschenrechte.
      bei Maßnahmen zum Wald-                      Waldinitiative (CAFI) –, um die     Besonders wichtig sind Schutz
      erhalt und engagiert sich für                Politikagenda mitzugestalten,       und Achtung der kollektiven
      mehr politische und finanzielle              Reformagenden mit den               Rechte indigener Völker.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                         Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 13

Beschäftigung, fairer Handel, Migration und digitale Transformation

Noch arbeiten im Durchschnitt vier von fünf afrikanischen Erwerbstätigen im informellen Sektor, oft
ohne geregelte Arbeitsbedingungen und soziale Sicherung – meist sind es Frauen und junge Menschen.
Noch exportiert Afrika vor allem unverarbeitete Produkte. Aber es gibt große Potenziale, die die Diversi-
fizierung der Volkswirtschaften und Stärkung lokaler Märkte voranbringen und kritische Abhängigkeiten
reduzieren können. Digitalisierung und neue Technologien bieten Möglichkeiten für neue Geschäftsmo-
delle und Sprunginnovationen (Leapfrogging), etwa bei den erneuerbaren Energien. Die Realisierung der
kontinentalen afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) ist eine große Chance, um Hürden im innerafri-
kanischen Handel zu beseitigen, mehr afrikanische Wertschöpfung und Millionen neuer Arbeitsplätze zu
schaffen. Darüber hinaus sollte eine entwicklungsorientierte Migrationszusammenarbeit vorangetrieben
werden, die mehr regionale Mobilität innerhalb des Kontinents und Chancen für reguläre Migrations-
wege ermöglicht. Über alle Bereiche hinweg bedarf es massiver öffentlicher und privater Investitionen
– etwa in emissionsarme Infrastruktur und leistungsfähige, klimaangepasste Agrarsysteme, die gute
Arbeitsplätze schaffen.

Das BMZ wird insbesondere:

   Die AfCFTA unterstützen und Handelsab-                  Die Afrikanische Freihandelszone
   kommen entwicklungsfördernd gestalten                    AfCFTA: Ein Katalysator für
                                                            Wachstum und Beschäftigung
Das BMZ fördert die Arbeit des Sekretariats
der AfCFTA, unterstützt die Ausarbeitung von
Handelsregelungen und -strategien, den Ausbau               Laut Prognosen der Weltbank könnte die
von Infrastruktur zur Überprüfung von Produkt-              potenziell größte kontinentale Freihan-
qualität und Standards sowie die Beschleunigung             delszone der Welt den innerafrikanischen
von Zollabwicklungen. Darüber hinaus engagiert              Handel bis 2035 um bis zu 81 Prozent
sich das BMZ für eine entwicklungsfördernde                 steigern, größere und lukrativere Märkte
Ausgestaltung von Handels- und Investitions-                schaffen und den Aufbau lokal verarbei-
abkommen zwischen der EU und afrikanischen                  tender Industrien fördern. Deutschland
Ländern (EPAs), die gleichzeitig mit der AfCFTA             ist mit bislang 79 Millionen Euro einer
vereinbar sind. Insbesondere setzt es sich für              der größten internationalen Geber für die
eine höhere Wertschöpfung in Afrika ein und                 Unterstützung der AfCFTA. Es fördert in
befürwortet die Zulassung von Vorprodukten aus              einer Team-Europe-Initiative gemeinsam
Afrika für Exporte in die EU. Langfristig wird das          mit der EU, Frankreich, Schweden und
Ziel eines kontinentalen EU-Afrika-Handelsab-               Spanien die Umsetzung der Freihandels-
kommens verfolgt.                                           zone auf kontinentaler Ebene, in den
                                                            regionalen Wirtschaftsgemeinschaften und
                                                            in zehn Pilotländern.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
14 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

    Öffentliche und private Investitionen in            Digitalisierung der afrikanischen Wirtschaft
    Infrastruktur vorantreiben                            fördern

Damit afrikanische Partner*innen die enormen           Das BMZ will das sich rasant entfaltende digitale
Investitionslücken bei nachhaltiger Transport-,        Unternehmertum effektiv fördern, etwa durch die
Energie-, Digital- und Gesundheitsinfrastruktur        Initiative Make-IT in Africa, den Aufbau von Digi-
schließen können, will das BMZ in Abstimmung           talzentren und die Stärkung gesamtafrikanischer
mit der AU-Kommission, der Entwicklungsagen-           Initiativen wie der Smart Africa Alliance. Es unter-
tur der AU (African Union Development Agency,          stützt bei der Verbesserung der wirtschaftlichen
AUDA-NEPAD) und europäischen und multilate-            und politischen Rahmenbedingungen für die
ralen Partner*innen Investitionen mobilisieren.        digitale Transformation, bei der Schaffung digi-
Das BMZ wird einen besonderen Fokus auf die            taler Märkte, bei einem sicheren Internetzugang
Zusammenarbeit mit dem Privatsektor setzen             für alle und bei der Überwindung des digitalen
und private Finanzierungen fördern. Im Rahmen          Grabens in der Bevölkerung. Es setzt sich zusätz-
des G20 Compact with Africa (CwA) engagiert es         lich für rechtliche Standards und Datenschutz ein.
sich für gute Investitionsbedingungen.                 Dies geschieht unter anderem im Rahmen der
                                                       Team-Europe-Initiativen African European Digital
                                                       Innovation Bridge und Data Flagship.
   Gute Arbeitsplätze schaffen,
   Zukunftssektoren fördern
                                                          Migration entwicklungspolitisch und fair
Das BMZ bringt sich substanziell in Initiativen           gestalten
wie der TEI Invest in Young Businesses in Africa
ein, mit der die Start- und Wachstumsbedin-            Das BMZ setzt auf eine enge Zusammenarbeit
gungen von kleinen und mittelständischen               unter anderem mit der AU, um Migration ge-
Unternehmen und Start-ups verbessert werden.           winnbringend und fair für Herkunftsländer,
Mit der Sonderinitiative Gute Beschäftigung für        Zielländer und Migrant*innen zu gestalten.
sozial gerechten Wandel und der Initiative Afri-       Beratungszentren in afrikanischen Partner-
caConnect fördert das BMZ gemeinsam mit dem            ländern werden zu Zentren für Migration und
Privatsektor die Schaffung von Arbeitsplätzen          Entwicklung weiterentwickelt. Schwerpunkte
mit guten Arbeitsbedingungen. Es engagiert sich        sind: reguläre Arbeitsmigration nach Deutschland
dabei insbesondere in Zukunftssektoren wie den         und Europa, regionale Mobilität innerhalb Afrikas,
Informations- und Kommunikationstechnologien           Unterstützung bei der freiwilligen Rückkehr und
(IKT), erneuerbaren Energien, der Kultur- und          Reintegration sowie eine bessere Verzahnung mit
Kreativwirtschaft und im Start-up-Sektor. Wichti-      beruflicher Bildung. Aufbauend auf dem Pilotpro-
ge Initiativen für Innovationsförderung sind etwa      jekt zu regulärer Arbeitsmigration aus Nordafrika
die Strategische Partnerschaft Technologie in Afrika   (Projekt Thamm) wird das BMZ die geplanten
(SPTA), das Lab of Tomorrow, develoPPP Ventures        EU-Talentpartnerschaften zu legaler Migration
oder Up-Scaling. Das BMZ treibt die berufliche         mit afrikanischen Partnerländern mitgestalten.
Bildung – auch in Kooperation mit der deutschen        Die zuständigen Behörden sollen dabei unter-
Wirtschaft – voran und fördert Verbands- sowie         stützt werden, Fachkräfte aktiv in Drittstaaten zu
Berufsbildungspartnerschaften.                         vermitteln und ihre Länder zugleich vor Talent-
                                                       abwanderung (Brain Drain) zu schützen. Zudem
                                                       fördert das BMZ die afrikanische Diaspora in
                                                       Deutschland als entwicklungspolitische Akteurin
                                                       und Brückenbauerin. Auf diese Weise leistet das
                                                       BMZ einen entwicklungspolitischen Beitrag zur
                                                       Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes
                                                       sowie des globalen Migrationspakts.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                          Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 15

   Verschuldete Staaten unterstützen                    unterstützt das BMZ arme Länder dabei, ihre Ver-
                                                         schuldung auf ein tragfähiges Niveau zu bringen.
In vielen afrikanischen Staaten hat sich die             Das BMZ unterstützt das von der G20 und dem
Schuldenlage durch die multiplen Krisen sowie            Pariser Club entwickelte Common Framework for
nationale Politiken dramatisch verschlechtert.           Debt Treatments für eine effiziente international
Dies hemmt dringend benötigte Investitionen.             koordinierte und inklusive Schuldenrestrukturie-
Daher fördert das BMZ den Kapazitätsaufbau               rung und setzt sich für eine gleichwertige Beteili-
afrikanischer Staaten beim Schuldenmanagement            gung aller bilateralen öffentlichen sowie privaten
(inklusive bei Verhandlungen) und setzt sich für         Gläubiger ein.
größere Schuldentransparenz ein. Darüber hinaus

  EU-Afrika-Investitionspaket und G7-Partnerschaft für Infrastruktur und Investitionen

  Ein Fokus des BMZ zur För-         Investitionsbank (EIB) und           G7-Partnerschaft für globale
  derung von Investitionen in        die Europäische Bank für             Infrastruktur und Investitionen
  Afrika ist die Umsetzung des       Wiederaufbau und Entwick-            (PGII), die in den nächsten
  150 Milliarden Euro umfassen-      lung (EBRD)). Die Umsetzung          fünf Jahren bis zu 600 Milliar-
  den Afrika-Investitionspakets      erfolgt unter anderem durch          den US-Dollar öffentlicher
  der EU, welches beim EU-AU-        Team-Europe-Initiativen in           und privater Investitionen für
  Gipfel im Februar 2022 als Teil    Bereichen wie erneuerbare            nachhaltige Infrastruktur in
  der Global Gateway Initiative      Energien, Aufbau medizini-           Partnerländern mobilisieren
  verkündet wurde. Das BMZ           scher Märkte und Impfstoff-          soll. Das BMZ engagiert sich in
  bündelt sein Engagement            produktion und nachhaltiger          diesem Zusammenhang auch
  mit anderen europäischen           Datenökonomien.                      für die Mobilisierung von Res-
  Partner*innen (Privatsektor,                                            sourcen der Weltbankgruppe,
  EU-Mitgliedsstaaten und            Die EU Global Gateway                um den Privatsektor stärker
  europäische Entwicklungs-          Initiative ist der europäische       an nachhaltigen Infrastruktur-
  banken wie die Europäische         Beitrag zur Umsetzung der            investitionen zu beteiligen.

                                    Kooperationsformat zwischen           reformorientierte Regierungen
                                    afrikanischen und den G20-Län-        ausgezahlt werden, sollen Anrei-
                                    dern eine wertvolle politische        ze für Strukturreformen sowie
                                    Plattform mit der Möglichkeit         beschäftigungswirksame Inves-
Das Ziel des 2017 unter der         des peer-to-peer learning. Das        titionen und für die Verbesse-
deutschen G20-Präsidentschaft       BMZ unterstützt die Bemühun-          rung der Arbeitsbedingungen in
gegründeten Compact with            gen zur Weiterentwicklung des         Afrika setzen. Beispiele hierfür
Africa (CwA) ist es, reform-        CwA und richtet seinen Beitrag        sind der Entwicklungsinvesti-
orientierte afrikanische Länder     noch stärker auf strukturpoliti-      tionsfonds mit seinen Säulen
dabei zu unterstützen, die          sche Ansätze aus. Instrumente         AfricaConnect und AfricaGrow
Rahmenbedingungen für private       wie Reformfinanzierungen, die         oder auch die Sonderinitiative
Investitionen zu verbessern.        sukzessive nach Erreichung            Gute Beschäftigung für sozial
Der CwA ist als Dialog- und         bestimmter Reformschritte an          gerechten Wandel.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
16 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

   Team-Europe-Initiative (TEI) für gute Jobs durch Handel und Investitionen

   In Nordafrika hat nur jede fünfte Frau einen Arbeitsplatz; jeder dritte junge Mensch ist arbeitslos. Das
   BMZ hat daher eine TEI für gute Jobs angestoßen. Die Handels- und Investitionspolitik von Mittel-
   meeranrainern und der EU soll gerechter gestaltet und auf Beschäftigungswirksamkeit ausgerichtet
   werden. Innovative entwicklungspolitische Ansätze für mehr gute Jobs für Frauen und junge Menschen
   im grünen und digitalen Sektor werden erprobt und gemeinsam mit nordafrikanischen und europäi-
   schen Partner*innen umgesetzt.

   Weitere Erläuterungen zum Team-Europe-Ansatz siehe S. 31

Handelsströme zwischen Afrika, der EU, China und den USA in 2021

                                                                         Handelsströme

                                                                         450 Milliarden US-Dollar
                                      Handelsvolumen mit den
                                                                         230 Milliarden US-Dollar
                                      drei anderen Regionen
                                                                         120 Milliarden US-Dollar
                                                                         25 Milliarden US-Dollar

Quelle: IWF, Direction of Trade Statistics

Afrikas interregionaler Handel mit der EU, China und den USA hat noch viel Potenzial: 2021 betrug das Ge-
samthandelsvolumen Afrikas mit den drei anderen Regionen nur ca. 450 Milliarden Euro und damit nur ein
Drittel des Handelsvolumens der EU mit den drei anderen Regionen.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                          Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 17

Überwindung von Armut und Hunger und
Aufbau sozialer Sicherung
Eng verwoben mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Entwicklung, die Wohlstand, Naturerhalt und soziale
Gerechtigkeit vereint, sind die Überwindung von Armut und Hunger sowie die Bekämpfung von Ungleich-
heit. Dazu bedarf es einer sozialen Absicherung für alle und der Transformation der (globalen wie lokalen)
Nahrungsmittelsysteme. Das landwirtschaftliche Potenzial afrikanischer Staaten ist groß – fast 60 Prozent der
brach liegenden globalen Agrarflächen befinden sich in Afrika, doch vielerorts ist die Produktivität zu gering.
Vergleichsweise niedrige Weltmarktpreise für Produkte aus hochindustrialisierter und subventionierter
Landwirtschaft und mangelnde staatliche Unterstützung der lokalen Agrarwirtschaft haben viele afrikani-
sche Länder abhängig von Nahrungsmittelimporten gemacht. Ernährungskrisen infolge des russischen
Angriffskriegs auf die Ukraine haben dies gezeigt. Afrikanische Haushalte müssen im Schnitt mehr als die
Hälfte ihrer finanziellen Mittel für Nahrung aufwenden. Gleichzeitig stellt der Klimawandel die Landwirt-
schaft vor neue Herausforderungen. Das BMZ engagiert sich für eine tiefgreifende Transformation der Agrar-
und Ernährungssysteme, um die Ernährungssicherung langfristig zu stärken und resilienter aufzustellen. Ziel
ist auch die Stärkung sozialer Sicherung. 80 Prozent der in Afrika lebenden Menschen haben keinen Zugang
zu einer grundlegenden sozialen Sicherung. Sie sind daher gegen steigende Preise oder Naturkatastrophen,
Krankheit oder Arbeitsplatzverlust wenig geschützt. Soziale Sicherung ist ein Kerninstrument, um Armut
und Ungleichheit zu reduzieren und Gesellschaften in Krisensituationen widerstandsfähiger zu machen.

Das BMZ wird insbesondere:

   Die Entwicklung nachhaltiger, widerstands-               Nachhaltigen Konsum und nachhaltige
   fähiger Agrar- und Ernährungssysteme                      Lieferketten stärken
   vorantreiben
                                                          Das BMZ engagiert sich für eine reibungslose Um-
Das BMZ engagiert sich für mehr Wertschöpfung,            setzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspf-
höhere Einkommen und Nachhaltigkeit im Agrar-             lichtengesetzes und die baldige Verabschiedung
sektor, lebenswerte ländliche Räume sowie eine            einer entsprechenden EU-Richtlinie. Es unterstützt
ausreichende und gesunde Ernährung der Be-                die Einführung und Achtung von Menschen-
völkerung. Hierzu fördert es Wissensaustausch und         rechts-, Sozial- und Umweltstandards in globalen
Kooperationen mit multilateralen Organisationen           Lieferketten, insbesondere in solchen, die für seine
wie dem Welternährungsprogramm (WFP), dem                 afrikanischen Partner*innen besonders relevant
Internationalen Fonds für landwirtschaftliche             sind, wie zum Beispiel im Agrar- und Rohstoffsek-
Entwicklung (IFAD) und der Weltbank. Das BMZ              tor. Dabei steht die Wirksamkeit der Regulierungen
setzt sich für landwirtschaftliche Innovationen,          für die Menschen vor Ort im Mittelpunkt. Das BMZ
klimaresiliente Produktion, den Einsatz angepasster       stellt entsprechende Unterstützungsmaßnahmen
und nachhaltiger Sorten, die Diversifizierung des         zur Verfügung und stimmt diese mit europäischen
Anbaus, Digitalisierung, Klima- und Biodiversitäts-       und internationalen Partner*innen ab.
schutz, Trinkwasser-, Bewässerungs- und Abwasser-
management sowie die Rehabilitierung natürlicher
Ressourcen und agrarökologischer Ansätze ein. Es             Soziale Sicherungssysteme und den Zugang
unterstützt eine enge Zusammenarbeit zwischen af-            zu Bildung ausbauen
rikanischen und internationalen Agrarforschungs-
instituten. Das BMZ arbeitet eng mit der Wirtschaft       Das BMZ arbeitet mit afrikanischen Ländern ver-
zusammen, etwa im Rahmen des Agrarinnovations-            stärkt zu sozialer Sicherung zusammen. Dies ge-
fonds, und engagiert sich für Ernährungssicherheit.       schieht kurzfristig über Ansätze wie Bargeldtransfer
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
18 | Gemeinsam mit Afrika Zukunft gestalten

(Cash Transfer) für besonders vulnerable Bevölke-                        Wert der jährlichen Pro-Kopf-
rungsgruppen und langfristig über Unterstützung                          Produktion im Agrarsektor
beim Aufbau staatlicher Sozialsysteme in den Part-
nerländern. Geschlechtergerechtigkeit und bessere            US-Dollar
                                                                                  2020 ist Afrika Schlusslicht bei der
soziale Sicherung für Frauen und Kinder haben                    1.600
                                                                                  Pro-Kopf-Produktion im Agrarsektor.
Priorität. Beim Aufbau von Sozialsystemen wird das               1.400
BMZ mit internationalen Partner*innen, etwa mit                  1.200
den VN im Rahmen der Initiative Global Accelerator
                                                                 1.000
on Jobs and Social Protection for Just Transitions,
                                                                  800
dem Kinderhilfswerk der VN (UNICEF), dem WFP,
der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und                 600

der Weltbank zusammenarbeiten. Den Bereich der                    400
Grundbildung wird das BMZ weiterhin stärken,                      200
insbesondere über die EU, multilaterale Entwick-
lungsprogramme wie Education Cannot Wait, Global                         Afrika     Europa    Nord- Latein-    Asien     Ozeanien
                                                                                             amerika amerika
Partnership on Education oder über UNICEF und                                                         und
                                                                                                     Karibik
Partner*innen der Zivilgesellschaft.
                                                                   Quelle: FAO, Gross Agriculture Production Value

  Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions

  Soziale Sicherungssysteme sind         on Jobs and Social Protection for          und der Schaffung menschen-
  entscheidend, um sozioöko-             Just Transitions hat zum Ziel, bis         würdiger Beschäftigung zu-
  nomische Folgen von Krisen             2030 weiteren vier Milliarden              sammen. Programme wie das
  bewältigen zu können. Die VN           Menschen Zugang zu sozialer                Sahel Adaptive Social Protection
  haben sich mit der Agenda 2030         Sicherung zu gewähren und                  Program, ein Treuhandfonds der
  für Nachhaltige Entwicklung            400 Millionen neue menschen-               Weltbank, den Deutschland mit
  darauf verständigt, allen Men-         würdige Arbeitsplätze zu                   Großbritannien, Dänemark und
  schen einen sozialen Basisschutz       schaffen. Die Bundesregierung              Frankreich fördert, leisten einen
  zu ermöglichen (Nachhaltig-            unterstützt die Initiative ge-             wichtigen Beitrag, um schnell
  keitsziel Nummer 1.3). In Afrika       meinsam mit ihren G7-Part-                 und bedarfsgerecht auf Armut
  erreichen soziale Sicherungs-          ner*innen. Das BMZ arbeitet mit            und wiederkehrende Schocks
  systeme allerdings weniger als         afrikanischen Partnerländern               und Krisen – zum Beispiel klima-
  20 Prozent der Bevölkerung. Die        beim Auf- und Ausbau inklusiver            wandel- oder pandemiebedingt
  VN-Initiative Global Accelerator       und adaptiver Sozialsysteme                – reagieren zu können.

Bündnis für globale Ernährungssicherheit

Infolge des russischen An-              politisches Handeln ermöglichen             Security Dashboard. Dieses dient
griffskriegs auf die Ukraine            (Advice) und eine weltweite                 dazu, alle für Entscheidungsträ-
hat das BMZ das Bündnis für             Unterstützung koordinieren                  ger*innen relevanten Informa-
globale Ernährungssicherheit            (Action). Künftigen Ernährungs-             tionen zur globalen Ernährungs-
im Rahmen der deutschen G7-             krisen soll durch vorausschauen-            sicherheitssituation an einem
Präsidentschaft gemeinsam mit           de Forschung besser begegnet                Ort – zeitnah und aktuell – zu
der Weltbank initiiert. Als globale     werden können (Advance). Ein                bündeln, sodass eine schnelle
Plattform soll es die Abstimmung        zentrales Element ist das so-               und koordinierte Reaktion erfol-
in Krisen verbessern, schnelles         genannte Food and Nutrition                 gen kann.
Sperrfrist bis 24.01.2023 11 Uhr
                         Nachhaltige Zukunft: Die Schwerpunkte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit | 19

Gesundheit und Pandemieprävention
Die COVID-19-Pandemie hat der Welt die Bedeutung von Pandemieprävention und robusten Gesund-
heitssystemen deutlich vor Augen geführt. Dabei haben afrikanische Staaten und panafrikanische Institu-
tionen Stärke und Innovationskraft gezeigt. Insgesamt ist die Lebenserwartung in afrikanischen Staaten
seit dem Jahr 2000 um fast 10 Jahre auf heute 62 Jahre gestiegen und die HIV-Inzidenz im gleichen Zeit-
raum stark zurückgegangen. Allerdings bedarf es weiterer Maßnahmen und Investitionen in die Gesund-
heitsinfrastruktur: Vier von fünf Menschen in Afrika haben im länderübergreifenden Durchschnitt keinen
Zugang zu qualitativ angemessener, bezahlbarer Basisgesundheitsversorgung. Krankheit bleibt bei fehlen-
den sozialen Sicherungssystemen größtes Armutsrisiko. Die Lebenserwartung ist nirgends so niedrig wie
südlich der Sahara und die Müttersterblichkeit nirgends so hoch. Das sind große Hemmnisse für indivi-
duelles Wohlergehen und Chancengleichheit sowie für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung.
Das BMZ engagiert sich auf dem afrikanischen Kontinent finanziell wie strategisch im Rahmen zentraler
Organisationen wie der Impfallianz Gavi, dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und
Malaria (GFATM) und dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA).

Das BMZ wird insbesondere:

   Den Aufbau medizinischer                            Krankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria
   Produktionskapazitäten unterstützen                  und fördert die Grundimmunisierung gegen
                                                        andere Infektionskrankheiten.
Das BMZ unterstützt gemeinsam mit europäi-
schen Partner*innen und dem Privatsektor das               Den interdisziplinären One-Health-Ansatz
Ziel der AU, bis 2040 60 Prozent aller in Afrika            stärken
benötigten Impfstoffe auf dem Kontinent selbst
zu produzieren. Dies geschieht durch technische         Das BMZ bringt unter anderem mit der Team-Eu-
und finanzielle Unterstützung beim Aufbau               rope-Initiative Sustainable Health Security using a
lokaler Kapazitäten für die Impfstoffproduktion,        One Health Approach das Verständnis voran, dass
durch Unterstützung beim Aufbau nachhaltiger            die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng
Impfstoffmärkte, Beratung staatlicher Institutio-       miteinander zusammenhängen und Zoonosen
nen und Regulierungsbehörden sowie gezielte             (von Tier zu Mensch übertragbare Krankheiten)
Ausbildungsförderung.                                   nur in einem übergreifenden Ansatz eingedämmt
                                                        werden können.

   Afrikanische Gesundheitsorganisationen
   stärken und Pandemien vorbeugen                         Die Basisgesundheitsversorgung verbessern
                                                            und digitalisieren
Das BMZ arbeitet mit relevanten afrikanischen
Organisationen wie den Africa Centres for Disease       Das BMZ fördert künftig noch intensiver den
Control and Prevention (Africa CDCs), der African       Zugang zur Basisgesundheitsversorgung, die
Medicines Agency (AMA) oder regionalen Organi-          Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und die
sationen wie der West African Health Organization       Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung. Dabei
(WAHO) zusammen. Schwerpunkte sind die                  wird ein stärkerer Fokus auf Softwarelösungen
Überwachung von Infektionsausbrüchen, Daten-            (Digital Health) gelegt, da diese einen wichtigen
management und -analyse, Harmonisierung                 Beitrag zur Gesundheitsversorgung auch im länd-
der Rechtsetzung und die Erforschung und Be-            lichen Raum leisten können, Früherkennung von
kämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten.            Infektionsausbrüchen ermöglichen und Kranken-
Das BMZ engagiert sich aktiv im Kampf gegen             versicherungen stärken.
Sie können auch lesen