Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster

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Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
Energiewende
                                                       im Nordwesten
                                          Gemeinsam das Energiesystem der Zukunft gestalten.

                                    20 EEG                                15 OLEC
                                       Jahre                                     Jahre
Grafik: bagotaj - stock.adobi.com
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
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                                                     Bürgerwindpionier Jörg Tiemann,
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                                                     Hollich Sellen GmbH & Co. KG

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Ihr Ansprechpartner:
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Huntestraße 14 a · 26135 Oldenburg
Tel.: 0441 40535 7181
marten.kuerschner@dkb.de
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
Das Energiesystem der Zukunft –                     Projektporträt

                                                                                                                               INHALT
                      „made by nordwest“                       Power to Flex: Wege der
                Vorwort Diplom-Volkswirt Roland Hentschel,     Energiespeicherung aus den
Vorstandsvorsitzender Oldenburger Energiecluster OLEC e.V.     Niederlanden und Deutschland
                                                        4      22

           Mit ambitionierten Ausbauzielen                     Reihe OLEC dialog
             Vorreiterregion weiter stärken                    KLARTEXT: Wie wird der EE-Ausbau
               Grußwort Dr. Simone Peter, Präsidentin des      gemeinsam mit Bürger*innen und
               Bundesverbandes Erneuerbare Energie e. V.       Kommunen zum Erfolg?
                                                        5      24

   Netzwerk als wichtige Dialogplattform                       Projektporträt
                   für die Energiewende                        ENaQ: Energie von und für Nachbarn –
                     Grußwort Olaf Lies, Niedersächsischer     Stadtteil Fliegerhorst auf dem Weg
                            Minister für Umwelt, Energie,      zur Smart City
                                  Bauen und Klimaschutz        26
                                                        6
                                                               Reihe OLEC dialog
                     Meilensteine im Überblick                 KLARTEXT: Wie kann grüner
                          20 Jahre EEG und 15 Jahre OLEC       Wasserstoff die Energiewende
                                          – eine Zeitreise     voranbringen?
                                                         8     28

                                Reihe OLEC dialog              Projektporträt
                       KLARTEXT: Wie kann das Comeback         Hyways for Future: Nordwesten als
                           der Solarenergie die deutsche       Wasserstoff-Schwergewicht
                                Energiewende befeuern?         30
                                                      10
                                                               Strategierat Energie Weser-Ems
                                      Projektporträt           Regionales Gremium verfolgt
                        NEMo: „Mobilität. Von uns, für uns.“   Masterplan Wissensvernetzung
         Nachhaltige Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen      32
                                     im ländlichen Raum.
                                                        12     Resümee und Ausblick
                                                               Und 2035?
                                Reihe OLEC dialog              Klimaneutral!
                 KLARTEXT: Wie kann die Windkraft wieder       34
                   zum Motor der Energiewende werden?
                                                      14       Service
                                                               Ansprechpartner*innen im OLEC
                                      Projektporträt           und geschäftsführendem Vorstand
            enera: Ein intelligentes Energiesystem schaffen    37
                                                         16

                                Reihe OLEC dialog
                       KLARTEXT: Ist Biogas der vielfältige    Inserentenverzeichnis
                    Hidden Champion der Energiewende?          Impressum
                                                         20    38

                                                                                              Energiewende im Nordwesten I 3
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
Das Energiesystem der Zukunft –
VORWORT

          „made by nordwest“
          20 Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz und 15 Jahre Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. –
          die Verbindung dieser beider Jubiläen ist nicht ganz zufällig gewählt,
          denn EEG und OLEC haben eine wechselseitige Beziehung zueinander.

          U
                  nd wie das im Beziehungsleben so                                                            hervorragende Chancen, die auch auf
                  ist, hat der eine auf den anderen                                                           Branchen wie Automotive, Landwirtschaft,
                  einen stärkeren Einfluss gehabt:                                                            Häfen und kommunale Nutzfahrzeuge
                  Es wäre sicherlich vermessen zu                                                             ausstrahlen. Daher ist OLEC auch mit
          behaupten, OLEC habe das EEG entschei-                                                              diesen Branchen längst projektorientiert
          dend beeinflusst. Aber vielleicht doch ein                                                          im Gespräch.
          wenig? Jedenfalls kann sich das Ergebnis
          für beide sehen lassen: Erstens, es gibt                                                            Energiewende im Nordwesten, oder viel-
          sie beide noch, und zweitens: Beide                                                                   leicht muss man treffender sagen: das
          waren und sind erfolgreich.                                                                             Energiesystem der Zukunft – „made
                                                                                                                     by nordwest“: Die Region wird auch
          Als sich OLEC im März 2005 von                                                                              künftig bundesweit Vorreiterin für
          Oldenburg aus aufmachte – zu-                                                                               Innovation und wirtschaftliche
          nächst in die Region und später                                                                            Umsetzung sein. Und das mehr und
          in den Nordwesten sowie darüber                                                                          mehr auch grenzüberschreitend. Es
                                                                                                          g
                                                                                                       bur

          hinaus –, die erneuerbaren Energie-                                                                    geht dabei nicht mehr „nur“ um Ener-
                                                                                                    lden
                                                                                                dt O

          kompetenzen aus Wirtschaft und Wis-                                                                  gie: Gerade jüngst hat sich das Netzwerk
                                                                                              : Sta
                                                                                             Foto

          senschaft zu bündeln, beflügelte das                                                                in einem Visions-Prozess der Klimaneu-
          EEG gerade die Windbauer*innen, Biogas-                 Diplom-Volkswirt
                                                                                                              tralität im Nordwesten verpflichtet. OLEC
          anlagenhersteller*innen und Photovoltaik-               Roland Hentschel,                           wird daran kraftvoll und energiegeladen
          spezialist*innen. Sie standen aber oft für        Vorstandsvorsitzender Olden-
                                                                                                              mitwirken.
                                                           burger Energiecluster OLEC e.V.
          sich alleine da. OLEC verband sie unterei-
          nander, mit den Energieversorger*innen                                                              Mein Dank gilt den langjährigen
          und Forschungseinrichtungen und zeigte                                                              Förder*innen, der Stadt Oldenburg und
          frühzeitig die Bedeutung digitaler und                                                              dem Land Niedersachsen sowie den
          dezentraler Strukturen sowie die enorme      Jahre auch als „Enabler“ durch Projektein-             Mitgliedern, dem gesamten mittler -
          Wissenskompetenz in Sachen Erneuer-          werbung und -umsetzung profiliert, so                  weile 12-köpfigen OLEC-Vorstand und
          baren der Region auf. Das war neu in einer   auch im Management für den Strategierat                dem exzellenten Clustermanagement für
          Energiewelt, die bis dato in singulären      Energie Weser-Ems. Und das unterschei-                 das Erreichte und für die gemeinsame
          Energieträger-Fachverbänden organisiert      det dann doch OLEC vom EEG: OLEC hat                   Motivation für die kommenden mindes-
          war.                                         sich ohne Brüche kontinuierlich weiter-                tens 15 Jahre. Ob es das EEG dann aber
                                                       entwickelt: thematisch, personell, in den              noch geben wird, ist bis dato eine noch
          Dass trotz einiger Wirrungen und Irrungen    Mitgliederstrukturen. Heute ist das Netz-              nicht gelöste Beziehungsfrage.
          durch etliche EEG-Novellen die Erneu-        werk Drehscheibe z. B. auch für die Sektor-
          erbaren heute so gut dastehen, ist der       kopplung und hat mit der Elektromobilität              Oldenburg, Dezember 2020
          Erfolg von innovativen und beständigen       und insbesondere der Wasserstofftechno-
          Unternehmen – zumeist kleinen und mitt-      logie neue Schwerpunkte im Kontext von
          leren Betrieben – und einem kontinuier-      Energieinfrastrukturen der Zukunft aufge-
          lichen Wissenstransfer. OLEC hat im Nord-    baut, deren Wertschöpfungsketten erst                  Diplom-Volkswirt Roland Hentschel
          westen stets diese Scharnierfunktion         noch im Aufbau sind. Für den Nordwesten                Vorstandsvorsitzender
          wahrgenommen und sich im Laufe der           ergeben sich gerade in diesen Bereichen                Oldenburger Energiecluster OLEC e.V.

          4I
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
Mit ambitionierten Ausbauzielen

                                                                                                                                              GRUSSWORT
Vorreiterregion weiter stärken
Nordwestdeutschland auf dem Weg zur
Klimaneutralität deutlich vorangegangen

D
         er Nordwesten Deutschlands leis-   konnte, zeigt ihre Stärke
         tet als eine der bedeutendsten     und Vorreiterfunktion.
         Energieregionen des Landes         Nun ist es auch an der
         einen ausschlaggebenden Bei-       bundes- wie europaweiten
trag zum Gelingen der nationalen Energie-   Gesetzgebung, diese positive

                                                                                                                                        V.
                                                                                                                                    E e.
wende sowie zum Erreichen der Klimaziele.   Entwicklung weiterzuführen

                                                                                                                                  : BE
                                                                                                                                 Foto
Besonders das Engagement regionaler         und die dezentral organisierte
Netzwerke wie dem Oldenburger               Energiewende zu stärken.                             Dr. Simone Peter, Präsidentin
Energiecluster hat zur Entstehung eines                                                              des Bundesverbandes
                                                                                                   Erneuerbare Energie e. V.
attraktiven Umfelds für die Ansiedlung      Der Bundesverband Erneuerbare Energie
innovativer Unternehmen, zur Entwick-       setzt sich dafür ein, dass die langfristige
lung zukunftsfähiger Märkte und einer       Weichenstellung für die Erneuerbaren                 tionsregion wie der Nordwesten florieren
starken regionalen Wirtschaft geführt.      über das Erneuerbare-Energien-Gesetz                 und weiterhin Tausende zukunftssichere
                                            2021 nicht hinter den klima- und energie-            Arbeitsplätze in der Erneuerbaren Energie-
Ich gratuliere dem OLEC herzlich zu         politischen Erfordernissen zurückbleibt,             wirtschaft bieten kann. Mit der Kopplung
seinem 15-jährigen Bestehen und den         sondern ein Aufbruchssignal an die                   der Sektoren werden hierfür neue
Früchten, die sein kontinuierlicher Ein-    Akteur*innen sendet. Es braucht ambitio-             Geschäftsfelder geschaffen und mit ehr-
satz für die Erneuerbaren Energien in der   nierte und gesetzlich verankerte Ausbau-             geizigen Klimaschutzzielen im Europä-
Nordwest-Region tragen. Dass die Region     ziele für alle Eneuerbaren Technologien              ischen Klimagesetz die richtigen Impulse
bereits 2013 80 Prozent ihres Energiever-   sowie realistische Annahmen zum künf-                gesetzt, die nun eine entsprechende
brauchs mit Erneuerbarem Strom decken       tigen Stromverbrauch, damit eine Innova-             Umsetzung erfordern.

                                                                                                 Im Sinne des Klimaschutzes und um
                                                                                                 die verbliebene Chance zu nutzen, die
                                                                                                 Erderwärmung maßgeblich zu begren-
                                                                                                 zen, müssen wir den Herausforderungen
                                                                                                 auf dem Weg zur Klimaneutralität mutig
                                                                                                 entgegentreten und uns weiterhin ver-
                                                                                                 eint für die Gestaltung unseres künftigen
                                                                                                 Energiesystems einsetzen. Dem OLEC
                                                                                                 wünsche ich hierfür auch künftig viel
                                                                                                 Erfolg!

                                                                                                 Dr. Simone Peter

                                                                                                 Präsidentin des Bundesverbandes
                                                                  Foto: Thaut Images – Fotolia
                                                                                                 Erneuerbare Energie e. V. (BEE)

                                                                                                            Energiewende im Nordwesten I 5
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
Netzwerk als wichtige Dialogplattform
GRUSSWORT

            für die Energiewende
            Zu den größten Zukunftsaufgaben zählen Klimaschutz und Energiewende

                                                                                  potenziale bieten vielfältige Mög-     darüber hinaus. Hier ist besonders die
                                                                                   lichkeiten bis hin zur Wasserstoff-   Zusammenarbeit mit den nordniederlän-
                                                                                      wirtschaft und zur nachhaltigen    dischen Provinzen zu nennen.
                                                                                       Mobilität.
                                                                                                                         Als Energieminister bin ich überzeugt
                                                                                Mit dem Netzausbau wird                  davon, dass die vom Ministerium für
                                                                                  dpa

                                                                                die Entwicklung dieser                   Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
                                                                                 nn/
                                                                             ema

                                                                               Region zu einer europä-                   zur Verfügung gestellte finanzielle
                                                                           Holl

                                                                             ischen Energiedrehscheibe                   Förderung des OLEC eine sehr gut
                                                                          lger
                                                                      / Ho

                                                                            weiter vorangetrieben. Nie-                  angelegte Unterstützung im erheblichen
                                                                    nce
                                                                  allia

                                                                          dersachsen wird den Ausbau                     Landesinteresse ist – sowohl um die
                                                            ture
                                                          : pic

                                                                        der Windenergie mit Nachdruck                    Herausforderung zur Erreichung der
                                                         Foto

                                  Olaf Lies,
                                                                      weiterverfolgen und beschleuni-                    Klimaschutzziele zu bewältigen als auch
                          Niedersächsischer Minister                 gen. Gleichzeitig kommt dem Auf-                    um die enormen Chancen in der Region
                             für Umwelt, Energie,
                                                                  bau einer grünen Wasserstoffwirtschaft                 für Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu nutzen.
                           Bauen und Klimaschutz
                                                                  im Zuge der Sektorkopplung eine große                  Ich begrüße daher sehr die vorliegende
                                                                  Bedeutung als Baustein der Energiewen-                 Publikation „Energiewende im Nord-
                                                                  de zu. Der Oldenburger Energiecluster                  westen“ mit Blick auf die äußerst span-
                                                                  OLEC e.V. bietet sich dabei als zentraler              nenden Entwicklungen und Perspektiven!
                                                                  Ansprechpartner in allen Fragen der

            D
                      ie Energiewende ist eine Jahr-              nachhaltigen Energieversorgung an.
                      hundertaufgabe, die größte An-
                      strengungen verlangt, aber auch             Expert*innen bestätigen: OLEC hat in der
            vielfältige Chancen bietet – gerade für               Vergangenheit und wird in der Zukunft
            Niedersachsen. Der Klimaschutz und die                einen sehr wichtigen und wertvollen                    Olaf Lies
            Anpassung an die bereits jetzt existie-               Beitrag leisten, insbesondere durch
            renden Folgen der Erderwärmung sind die               Wissenstransfer, Netzwerkarbeit und                    Niedersächsischer Minister für
            zentralen Herausforderungen der Zukunft.              Beteiligung an Forschungsvorhaben,                     Umwelt, Energie, Bauen und
                                                                  Studien und innovativen Projekten. Das                 Klimaschutz
            Die Transformation unserer Energieversor-             Netzwerk füllt eine wichtige Rolle als
            gung schafft ganz neue Geschäftsfelder                Dialogplattform für die Energiewende aus
            und Wachstumspotenziale. Wer flexibel                 – nicht nur für den Nordwesten, sondern
            auf die sich verändernden Rahmenbe-                   auch für ganz Niedersachsen und weit
            dingungen reagiert, dem bieten sich sehr
            große Chancen – gerade für den Nord-
            westen mit seinen Potenzialen. In der
            Region treffen hohe regenerative Strom-
            erzeugungsleistung insbesondere aus
            Windenergie, gute ausgebaute Energie-
            infrastrukturen samt Gasspeichern, eine
            breit aufgestellte Industrie sowie innova-
            tive Unternehmen der Erneuerbaren
            Energien aufeinander. Diese Innovations-

            6I
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
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Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
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HISTORIK

                                                                                      20 Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz (EE

             2000
                                              2004                              2007
           Das Erneuerbare-Energien-
           Gesetz (EEG) tritt am 1. April    Das EEG wird zum                  Mit dem Oldenburger
                                                                                                                  2009
           2000 in Kraft. Es ersetzt das     1. August 2004 an eine            Energiecluster OLEC e.V.
           Stromeinspeisungsgesetz           EU-Richtlinie angepasst.          entsteht 2007 das größte          Mit der Novellierung des
           von 1990. Die Vorrangigkeit       Außerdem erhalten die             technologieübergreifende          EEG zum 1. Januar 2009
           des EE-Stroms wird erstmals       Betreiber*innen von               Energienetzwerk im                steigt die Anzahl der
           gesetzlich festgeschrieben.       EE-Anlagen eine bessere           Nordwesten Deutschlands.          Paragrafen von 22 auf 66.
                                             juristische Stellung gegenüber    Es versteht sich als              Als Ziel wird ein EE-Strom-
                                             den örtlichen Netzbetreiber*      Dialogplattform für               Anteil von mindestens
                                             innen, und die Fördersätze        die Energiewende in               30 Prozent bis 2020 aus-
                                             werden verändert.                 Niedersachsen.                    gegeben. Parallel kommt
                                                                                                                 ein Gesetz zur Förderung
                                                                                                                 Erneuerbarer Energien im
                                                                                                                 Wärmebereich (EEWärmeG).

                2002                            2005                              2009                               2010

                                               Die Idee für ein Netzwerk für     OLEC erhält die erste von
                                               Unternehmer*innen aus der         bisher insgesamt vier
                                               Erneuerbare-Energien-Branche      Netzwerkförderungen durch
                                               in Oldenburg entsteht bei         das Niedersächsische Ministe-
                                               einem Mittagessen des             rium für Wirtschaft, Arbeit,
                                               damaligen Oberbürgermeisters      Verkehr und Digitalisierung
                                               Dietmar Schütz mit                und professionalisiert das
             Die Vergütungssätze für           Akteur*innen der Branche.         Clustermanagement.
             die Einspeisung von Strom aus
             Windkraft, Sonnenenergie und                                                                          Zum 1. Juli 2010 tritt
             Biomasse für neu in Betrieb                                                                           eine Photovoltaik(PV)-
             gehende Anlagen werden zum                                                                            Novelle in Kraft.
             1. Januar 2002 gesenkt.                                                                               Im Zentrum steht eine
                                                                                                                   Absenkung der
                                                                                                                   Fördersätze für neue
                                                                                                                   PV-Anlagen in zwei
                                                                                                                   Stufen.

           8I
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
im Überblick
EG) und 15 Jahre OLEC e.V. – eine Zeitreise
                                                                                         2017

       2011

     Mit dem Projekt Hansa
     Energy Corridor (HEC)
     beginnt eine lang-
     jährige und mit vielen                                   2015
     spannenden Folge-             2013                                                                                2018
     projekten fruchtbare                                   Der Strategierat Energie   Das zum 1. Januar 2017
     internationale Zusam-       Aus Kostengründen          wird gegründet             wirksam werdende EEG          Im Forschungsprojekt
     menarbeit mit Partner-      wird als „Strompreis-      und prägt seitdem,         2017 ist ein System-          ENaQ entwickelt ein
     einrichtungen aus den       bremse“ eine Decke-        koordiniert durch OLEC,    wechsel vom Modell der        Konsortium von 21 Part-
     Niederlanden.               lung der EEG-Umlage        die Wissensvernetzung      Einspeisevergütung hin        nern, darunter 13 OLEC-
                                 diskutiert.                in Weser-Ems.              zum Ausschreibungs-           Mitglieder, ein zukunfts-
                                                                                       verfahren:                    weisendes Energie-
                                                                                       Die Regierung schreibt        konzept für das Quartier
                                                                                       eine feste Menge an           Helleheide und setzt den
                                                                                       EE-Leistung aus; den          Grundstein für ein Real-
                                                                                       Zuschlag bekommt das          labor auf dem ehemaligen
                                                                                       günstigste Gebot.             Fliegerhorst.

        2012                                                                             2017                              2020

      Ein stark verändertes EEG tritt                                                  Die ausgezeichnete Arbeit         Diskutiert wird ein neues
      zum 1. Januar 2012 in Kraft.                                                     OLECs als Innovationsnetz-        EEG für 2021. Hauptziel:
      Das Vergütungssystem für                                                         werk, Dialogplattform und         Strom in Deutschland
      Bioenergie wird grundlegend                                                      Enabler im Nordwesten             ist ab 2050 treibhaus-
      geändert; die Einspeisever-                                                      wird mit dem Silber Label         gasneutral, sowohl der
      gütung für PV-Strom stark                                                        des European Secretariat          im Land erzeugte Strom
      gekürzt. Für die Photovoltaik          2014                                      for Cluster Analysis ausge-       als auch Importstrom.
      wird das Gesamtausbauziel auf                                                    zeichnet. 2019 konnte das         Weitere Ziele: Akzeptanz
      52 Gigawatt festgelegt               Die Reform zum 1. August 2014 soll          Silber Label erfolgreich um       für EE-Anlagen erhöhen,
      („atmender Deckel“).                 den Kostenanstieg spürbar bremsen,          weitere drei Jahre verlän-        Förderungskosten senken,
                                           den Ausbau Erneuerbarer Energien            gert werden.                      Innovationsimpulse
                                           steuern und diese besser an den Markt                                         geben.
                                           heranführen. Neue Ausbauziele
                                           für EE-Strom sind 40 bis
                                           45 Prozent bis 2025 und
                                           55 bis 60 Prozent bis 2035.

                                                                                                             Energiewende im Nordwesten I 9
Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
KLARTEXT: Wie kann das
SOLARENERGIE

               Comeback der Solarenergie die
               deutsche Energiewende befeuern?

               D
                        ie Photovoltaik (PV) hatte 2019            Eine längere Förderung von Altanlagen,
                        einen Anteil von 7,7 Prozent an der        gekoppelt mit zielgerichteten Nachnut-
                        deutschen Stromerzeugung. Das              zungskonzepten, ist dringend notwendig,
                        Potenzial aber ist viel größer. Darin      denn „wenn der aktuelle Bestand sinkt und
               waren sich die Teilnehmer*innen der ersten          der Zubau nicht weiter steigt, drehen wir
               Web-Diskussion der Reihe OLEC dialog                uns im Kreis.“
               „KLARTEXT!“ zu diesem Thema einig. Jörg
               Sutter, Vizepräsident der Deutschen Gesell-         Innovationen sollten stärker unterstützt
               schaft für Sonnenenergie e. V., ist sich            werden, denn es gebe „tolle Ideen“. Auf
               sicher: Um die Klimaschutzziele von Paris           landwirtschaftlichen Flächen etwa könnte
               zu erreichen, braucht Deutschland bei der           man PV-Anlagen stehend anbringen (Agro-
               Solarenergie einen Zuwachs von 15 bis               PV). Dann sei die Fläche weiter landwirt-
               20 Gigawatt (GW) pro Jahr. Die aktuelle             schaftlich nutzbar. Oder PV-Anlagen auf
               Fassung des Erneuerbare-Energien-                   Wasserflächen (Floating-PV). Oder die
               Gesetzes (EEG) nennt als Ausbauziel ledig-          Integration von Solartechnik in Gebäude-
               lich 2,5 GW. „Viel zu wenig“, so Sutter.            fassaden und auf -dächern. „PV muss zu
               Positiv sei, dass zumindest der „Deckel“ bei        einem Baumaterial werden“, fordert Sutter.
               52 GW installierte Gesamtkapazität in
               diesem Jahr abgeschafft wurde.                      „Es müsste eigentlich selbstverständlich
                                                                   sein, dass auf öffentlichen Gebäuden, etwa
               Der Solarexperte stellt für die                     Schulen oder Kindergärten, Solaranlagen
               Photovoltaik weitere Forderungen auf                installiert werden.“ Der Experte sieht hierin
                                                                   nicht nur eine notwendige Vorbildfunktion
               Die Ausschreibebedingungen müssten                  des Staates, sondern auch die Chance, Ver-
               geändert werden, denn bisher zähle nur der          trauen in die Technik zu schaffen und die
               Preis. Keine Rolle spielten etwa Standort           Bürger*innen zu begeistern. Er plädiert zur
               oder Art des Projekts.                              Image-Förderung außerdem für die Einrich-
                                                                   tung von PV-Netzwerken, etwa nach dem
               Wichtig sei, die Hürden für Eigenverbrauch          Vorbild Baden-Württembergs.
               abzuschaffen. Um die Eigenversorgung zu
               stärken, sollte die EEG-Umlage auf selbst           Großes Interesse an Agro- und
               verbrauchten Solarstrom abgeschafft wer-            Floating-PV-Anlagen
               den. Sogenannte Mieterstrom- und Stecker-                                                                         in solchen Gebieten
               stromprojekte (kleinste Solarmodule)                Auf breite Resonanz                                           könne man sogar den
               müssten zudem entbürokratisiert werden.             stieß bei der Web-Dis-         Die EEG-Umlage auf             Gewerbepark direkt
               „Heute werden Sie da wahnsinnig“, so Sutter.        kussion vor allem das           selbstverbrauchten            versorgen, ergänzte
                                                                   Thema Ausbaupoten-               Solarstrom sollte            Sutter. Eine Solaran-
               Sutter empfahl auch eine bundesweite                zial der Photovoltaik.         abgeschafft werden.            lagenpflicht für kom-
               Solaranlagenpflicht mindestens bei Neu-             Ansgar Böker, Vor-                                            munale Gebäude und
               bauten. Bisher sind PV-Anlagen nur in               standsvorsitzender der IngenieurNetzwerk   Gewerbegebäude kann sich Axel Miesner
               Baden-Württemberg und Hamburg Pflicht.              Energie eG, wies auf die riesigen Gewerbe- (CDU), Mitglied des Niedersächsischen
               Er ist sich sicher, dass dies schnell als Selbst-   gebiete an den Autobahnen hin, die meist   Landtags, vorstellen, nicht allerdings für
               verständlichkeit akzeptiert wird.                   ohne PV-Anlagen seien. Mit Großanlagen     den Privatbereich.

               10 I
Graphic Recording: Tanja Föhr

                                                                                  Die Veranstaltungsdokumentation
Auf Interesse stieß auch die Idee von Agro-   dass es etwa bei Floating-                              finden Sie hier:
und Floating-PV-Anlagen. Bei entspre-         PV-Anlagen auf Seen oft
chenden Angeboten an Landwirt*innen           sehr schwer sei, Genehmi-
könnten Agro-PV-Anlagen sogar dazu            gungen zu bekommen, nicht zuletzt aus      „Das EEG muss zukunftsfähig gemacht
beitragen, über zu erzielende Mehrein-        Naturschutzgründen.                        werden. Es braucht ein Fitnessprogramm
nahmen die Existenz von landwirtschaft-                                                  und muss erheblich schlanker werden.“
lichen Betrieben zu retten, zumindest aber    Nicht nur im Hinblick auf die Photovoltaik Ein Blick nach Brüssel zeige zudem, dass
zu sichern. Dies sei besonders im nord-       waren sich die Teilnehmer*innen der Web-   die Denkansätze im Green Deal in die rich-
westlichen Niedersachsen vor dem Hinter-      Diskussion einig, dass das EEG mit der     tige Richtung gehen und lokales Handeln
grund steigender Hofaufgabezahlen eine        nächsten Novelle weiterentwickelt wer-     immer auch im globalen Kontext gedacht
Chance. Böker wies allerdings darauf hin,     den muss. Sutter fasste es so zusammen:    werden sollte.

                                                                                                    Energiewende im Nordwesten I 11
PROJEKTPORTRÄT

                                                                                                              lung von nachhaltigen und innovativen
                                                                                                              Mobilitätsdienstleistungen sowie darauf
                                                                                                              basierenden Geschäftsmodellen für den
                                                                                                              ländlichen Raum, denn vorhandene städ-
                                                                                                              tische Mobilitätskonzepte sind wegen

                    NEMo: „Mobilität.                                                                         der unterschiedlichen Rahmenbedin-
                                                                                                              gungen nicht ohne Weiteres auf länd-

                    Von uns, für uns.“                                                                        liche Räume übertragbar. Wichtig war den
                                                                                                              Projektpartner*innen unter Leitung des
                                                                                                              Wirtschaftsinformatikers Prof. Dr. Jorge
                                                                                                              Marx Gómez von der Universität Olden-
                                                                   Von links: Vizepräsident Prof. Dr.
                                                                                                              burg, öffentliche Mobilitätsanbieter*innen
                 Fotos: Universität Oldenburg
                                                                   Martin Fränzle, Projektleiter, Prof. Dr.
                                                                   Jorge Marx Gómez (beide Universi-          und vor allem die Bürger*innen mit einzu-
                                                                   tät Oldenburg) und Niedersachsens          binden.
                                                                   Wissenschaftsminister Björn Thümler
                                                                   testen die neue Mobilitätsapp „Fahr-

                 D
                          as flache Land hat ein Problem –         kreis“ bei der Abschlussveranstaltung      Die zentrale Frage: Wie kann es gelingen,
                                                                   des Projekts NEMo.
                          und das heißt Mobilität. Busse und                                                  die Mobilitätsbedürfnisse im ländlichen
                          Bahnen verkehren nur in großen                                                      Raum bei vorhandenen sozialen Struk-
                          Zeitabständen oder – nicht selten                                                   turen nachhaltig und zweckorientiert zu
                 – gar nicht. Das Auto ist unverzichtbar. Das   Eine Antwort auf diese Fragen gab das         erfüllen? Die Entfernungen auf dem Land
                 schafft ökonomische, ökologische und           Forschungsprojekt NEMo („Nachhaltige          führen zu mehr Pkw-Verkehr als unter
                 soziale Probleme. Wie erreiche ich Arbeits-    Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen im       Umweltgesichtspunkten verträglich. Die
                 und Ausbildungsplatz, Schule, Ärzt*innen       ländlichen Raum“). Das Motto: „Mobilität.     Kosten für den Pkw sind hoch, gleichzeitig
                 und Freizeiteinrichtungen?                     Von uns, für uns.“ Ziel war die Entwick-      ist er notwendig für soziale Teilhabe.

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                 12 I
Infobox NEMo
                                                        Das Projekt NEMo („Nachhaltige Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen im ländlichen
                                                        Raum“) hatte zum Ziel, die Mobilität im ländlichen Raum durch die Zusammen-
                                                        führung vorhandener Transportmittel und sozialer Strukturen in ein nachhaltiges,
                                                        integratives Mobilitätsangebot zu verbessern. Modellregionen waren der Landkreis
                                                        Wesermarsch und die Stadt Oldenburg. Partner*innen des Projekts, das von März
Kernaufgabe der App ist es, den Koordinationsauf-       2016 bis März 2020 lief, waren acht Lehrstühle der Universitäten Oldenburg, Vechta,
  wand für die Bildung von Fahrgemeinschaften zu        Passau und der TU Braunschweig sowie Kommunen, Kammern, Unternehmen und
reduzieren, indem sie die Routenplanung komplett
  übernimmt und – wenn nötig – noch während der
                                                        weitere Forschungseinrichtungen. Gefördert wurde NEMo mit gut 1,5 Millionen Euro
                  Fahrt eine Umplanung vornimmt.        von der VolkswagenStiftung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissen-
                                                        schaft und Kultur.

      Das Ergebnis: die Mobilitätsapp „Fahrkreis“.
      „Fahrkreis funktioniert wie eine klassische
      Mobilitätsauskunft, bietet jedoch einige
                                                                                           Statement
      Zusatzfunktionen – insbesondere vermit-                                              „Das NEMo-Projekt hat uns veranlasst, uns noch
      telt die App Mitfahrgelegenheiten“,                                                  intensiver mit den Herausforderungen der Mobilität im

                                                                               erm kreis
                                                                                       h
                                                                                  arsc
                                                                           Wes : Land
      beschreibt Jorge Marx Gómez die App.                                  Foto           ländlichen Raum zu befassen.“
      Seit Anfang des Jahres ist sie für ganz
      Deutschland verfügbar. Bürger*innen kön-           Thomas Brückmann,
      nen mit der App Mobilitätsanbieter*innen         Landrat des Landkreises
                                                            Wesermarsch
      werden. Sie können mit ihrem Privat-Pkw
      an Haltepunkten des öffentlichen Per-          Durch die höhere Personenauslastung des            gesenkt und die damit verbundenen
      sonennahverkehrs, die selten bedient wer-      privaten Pkws können Versorgungslücken             negativen Umweltauswirkungen reduziert
      den, andere Bürger*innen mitnehmen.            geschlossen, das Verkehrsaufkommen                 werden.

                                                                                                                                         Anzeige

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KLARTEXT: Wie kann die Windkraft wieder
WINDENERGIE

              zum Motor der Energiewende werden?

              D
                      ie Windkraft als Energielieferant ist   BVG 2018 fest, dass Windenergieanlagen
                      zu einem gesellschaftlichen Kon-        seit 20 Jahren „regelmäßiger Bestandteil
                      fliktthema geworden. Ihr Ausbau         unserer Kulturlandschaft“ sind und wind-
                      kommt kaum mehr voran. Aber             kraftsensible Arten einem Grundrisiko
              ohne Windkraft keine Energiewende in            in einer solchen Kulturlandschaft immer
              Deutschland. Daher braucht es eine              ausgesetzt seien. Das BVerwG nennt das
              stärkere Diskussion über Akzeptanz und          Tötungsrisiko „sozialadäquat“; es sei „dem
              Bürgerbeteiligung. Darin waren sich die         allgemeinen Lebensrisiko zuzurechnen“.
              Teilnehmer*innen der zweiten Web-               De Witt fordert zum einen, dass diese
              Diskussion der Reihe OLEC dialog „KLAR-         Urteile inhaltlich in die Windenergieerlasse
              TEXT!“ zum Thema Windenergie einig.             einfließen, um damit Genehmigungsver-
                                                              fahren zu beschleunigen, und zum ande-
              „Niedersachsen sollte bei der notwen-           ren eine Abstimmung zwischen unteren
              digen Novellierung seines Windenergie-          Naturschutzbehörden und Gesetzgebung
              erlasses der Windkraft einen kräftigen          auf die reelle Situation.
              Impuls geben, der bundesweit wirkt.
              Denn Niedersachsen hat bei der Wind-            Sektorkopplung für H2-Strategie
              kraft die Schlüsselposition“, fordert Ubbo
              de Witt, Geschäftsführer der Oldenburger        Schnellere Genehmigungsverfahren waren
              Projekt-Firmengruppe und Mitglied im            dann auch – neben dem Repowering und
              OLEC-Vorstand. Sein Ansatz: Flächenziele        der Wasserstoffstrategie – die wichtigsten
              müssen verbindlich festgelegt und in das        Themen in der anschließenden Diskus-
              Landesraumordnungsprogramm über-                sion. Marie Kollenrott, stellvertretende
              nommen werden.                                  Geschäftsführerin des Landesverbandes
                                                              Erneuerbare Energien Niedersachsen-
              Ein wichtiges Thema für ihn: das Repo-          Bremen (LEE), beklagte, dass Umweltver-
              wering, der Austausch älterer Windkraft-        bände oft wegen eines einzelnen Tieres           Maecenas nec odio et ante tincidunt
              anlagen gegen neuere. Dies werde oft            klagten, um den Bau von Anlagen zu               tempus. Donec vitae sapien ut libero
                                                                                                               venenatis faucibus.
              durch Ausschreibebeschränkungen in              verhindern. Aus ihrer Sicht sollte nicht der
              Netzausgebieten verhindert. Außerdem            Individualschutz im Vordergrund stehen,
              fordert de Witt eine finanzielle Anschluss-     sondern der Populationsschutz. Mehrere
              förderung für Altanlagen, wenn diese nach       Diskussionsteilnehmer*innen beklagten
              dem EEG aus der Förderung fallen. „Bei          die unterschiedliche Genehmigungspraxis        auf das hierfür notwendige Volumen an
              vielen ist technisch ein Weiterbetrieb          in den Kommunen und teilweise feh-             Erneuerbarer Energie hin. Ein weiterer
              möglich.“ Dieses Potenzial an grünem            lende Sachkenntnis in den Verwaltungen.        Ausbau und damit verbunden praktikable
              Strom werde vor allem auch für die              Kollenrott möchte mehr Schulungen und          Lösungen für ein Repowering der Wind-
              Zukunftstechnologie Wasserstoff dringend        Weiterbildung des Verwaltungspersonals;        energie an Land seien Voraussetzung,
              benötigt.                                       Johann Saathoff, Mitglied des deutschen        damit die Wasserstofftechnologie ihre Rolle
                                                              Bundestages (SPD) aus Pewsum, wünscht          als zentraler Baustein der Energiewen-
              Eine große Aufgabe für den Gesetzgeber          sich in allen Landkreisen eine vergleich-      de einnehmen kann. Für Stephan Barth,
              ist für de Witt die Vereinbarkeit von Ener-     bare Personalsituation.                        Geschäftsführer des Oldenburger Forwind-
              giewende und Artenschutz. Grundsätz-                                                           Zentrums für Windenergieforschung, muss
              liche Urteile hierzu gebe es vom Bundes-        Zur Wasserstoffstrategie wies Felix Reh-       mehr in Windenergiesystemen gedacht
              verfassungsgericht (BVG) und Bundesver-         wald, Unternehmenssprecher des Auricher        werden, „wenn Niedersachsen Wasserstoff-
              waltungsgericht (BVerwG). So stellte das        Windenergieanlagenherstellers ENERCON,         land Nr. 1 werden will.“

              14 I
Graphic Recording: Tanja Föhr

Zum Thema Repowering und Weiterförde-        gen. Zur Genehmigung von Repowering-                Wir brauchen die
rung älterer Anlagen waren sich nicht alle   Vorhaben erklärte Kollenrott: „Die Stand-    Windenergie, und zwar dort,
Teilnehmer*innen einig. Der Förderzeit-      orte sind doch schon akzeptiert, und wir          wo der Wind weht –
raum sei mit 20 Jahren im EEG nun einmal     brauchen das Repowering.“ Auch wenn                    im Norden!
festgelegt, so Saathoff und sprach sich      sich laut Umfragen ein Großteil der deut-
angesichts der Kosten gegen eine Weiter-     schen Bevölkerung eine Energiewende
förderung aus. De Witt entgegnete, dass      wünscht, so sind vor Ort doch häufig
Erneuerbare Energien trotz Förderumlage      Akzeptanzproblematiken vorhanden, weiß
kostengünstiger seien, wenn man endlich      de Witt. Diesen müsse
auch den Nachhaltigkeitseffekt berücksich-   begegnet werden, insbe-
tige. Auch Gerrit Schmidt von der NORD/      sondere durch regionale              Die Veranstaltungsdokumentation
LB sieht Chancen für Geschäftsmodelle        Wertschöpfung und Parti-                               finden Sie hier:
im Zuge der Nachnutzung von Altanla-         zipation.

                                                                                           Energiewende im Nordwesten I 15
enera:
PROJEKTPORTRÄT

                 Ein intelligentes Energiesystem schaffen

                                                                                                        Mit der enera-App weiß man zu jeder Zeit, ob und
                                                                                                        wie viel Strom man verbraucht. So haben Strom-
                                                                                                        fresser keine Chance. Auf diese Weise behält man
                                                                                                        sein Zuhause auch von unterwegs stets im Blick.

                                                                                                                                                           Fotos: EWE AG
                 F
                       ür Energieexpert*innen ist klar:             Geschaffen wird ein intelligentes Energie-     und damit der Strompreis niedrig ist,
                       Wenn man die Energiewende auf                system, das den Strom automatisch dort-        und
                       ein solides Fundament stellen will,          hin steuert, wo er gebraucht wird. Dazu      – Stromspeicher als zusätzliche Flexibi-
                       ist Ostfriesland das ideale Demons-          gehören:                                       litätsoption zur Zwischenspeicherung
                 trationsfeld für ein zukünftiges Erneuer-                                                         von Windenergie.
                 bares Energiesystem. Hier weht der Wind,           – intelligente Stromzähler in Haushalten                                   >>>
                 hier scheint die Sonne, hier gibt es viel            und Betrieben,
                 Biomasse. „Mit dem Projekt enera wollen            – intelligente Trafos, die automatisch
                 wir die Akteur*innen besser miteinan-                Schwankungen (z. B. durch Solaran-
                 der verbinden, ein Wertschöpfungsnetz-               lagen) im Ortsnetz ausgleichen,
                 werk schaffen aus neuen und klassischen            – Vollumrichter für Windkraftanlagen, die
                                                                                                                    Infobox enera
                 Akteur*innen der Energiewirtschaft“,                 die Spannung im Netz stabil halten,           Das Projekt enera testet in einer
                 beschreibt Projektleiter Ulf Brommelmeier          – Steuertechnik für große, flexible             Modellregion mit etwa 390 000
                 von der Oldenburger EWE AG – eine der                Verbraucher wie Industriebetriebe,            Einwohner*innen, den Landkreisen
                 35 Projektpartner*innen und Projektkoor-             die ihre Produktion dann steigern kön-        Aurich, Friesland, Wittmund (ohne
                 dinatorin – das Ziel.                                nen, wenn viel Ökostrom vorhanden             Ostfriesische Inseln) sowie in der Stadt
                                                                                                                    Emden, wie sich Stromnetze und
                                                                                                                    -märkte, Speicher-, Kommunikations-
                                                                                                                    und Verbrauchstechnologien mithilfe
                                                      Statement                                                     digitaler Technologien intelligent kom-
                                                      „enera zeigt auf vielfältige Weise, dass IT                   binieren lassen. In dieser Region wird
                                                      nicht nur Daten und Algorithmen zum                           sehr viel Erneuerbare Energie erzeugt.
                                                      Betrieb des Energiesystems rund um die                        Das Projekt, an dem 35 Partner*innen
                                                      Uhr und hochzuverlässig bereitstellt,                         beteiligt sind, läuft seit 2017 bis Ende
                                                  G
                                                CA
                                            : BT

                                                      sondern auch Daten für die effiziente                         2020. Investiert werden von den
                                           Foto

                                                      und klimaschonende Verwendung von                             Projektpartner*innen rund 200 Millio-
                            Dr. Jörg Ritter,
                        Vorstandsvorsitzender         Energie für jedermann sicher zur                              nen Euro, wovon etwa 62 Millionen
                             der BTC AG               Verfügung stellt und nutzbar macht.“                          Euro öffentliche Fördermittel sind.

                 16 I
Beim enera-Roadtrip haben
                                                                            zwei enera-Kollegen die
                                                                            gesamte Region mit dem
                                                                            e-Lastenrad besucht
                                                                            um dabei mit den
                                                                            Menschen in der Region
                                                                            über das Projekt zu
                                                                            sprechen.

                                                                                               Anzeige

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Foto: EWE
PROJEKTPORTRÄT

                 >>>

                                                                                       Kern des enera-Flexmarkts ist eine Börsenplattform für
                                                                                       dezentrale Energieverbraucher und -erzeuger.

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                                                              Grafik: EWE AG

                                                                                                                westen die Blaupause
                                                                                                              für den nächsten großen
                 >>>                                                                                          Schritt der Energiewende.
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                 um die wirtschaftlichen Potenziale der       Tarife, um mit der Energiewende Geld         tur des Energiesystems so verbessert
                 Energiewende zu heben: für Expert*innen      zu verdienen, etwa wenn sie bei hohem        werden kann, dass sie trotz der neu-
                 einen Marktplatz für regionale Energie-      Windaufkommen ihr Elektroauto laden          en Anforderungen und der Vielfalt der
                 produkte und -dienstleistungen in Koope-     oder digitale Angebote wie Apps nutzen,      eingesetzten Technologien eine hohe
                 ration mit der europäischen Strombörse       die interaktiv helfen, Energie zu sparen.    Widerstandsfähigkeit erreicht.

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                 18 I
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KLARTEXT: Ist Biogas der
BIOGAS

         vielfältige Hidden Champion
         der Energiewende?

         B
               iogas hat einen wesentlichen Vorteil    einer Umfrage halten dies auch mehr als
               gegenüber anderen Erneuerbaren          60 Prozent der Anlagenbetreiber*innen
               Energien wie Windkraft und Photo-       für möglich. Die Treibhausgasemissionen
               voltaik: Es kann flexibel erzeugt und   der Landwirtschaft könnten damit redu-
         damit als Regelenergie genutzt werden.        ziert werden.
         Aber Biogas ist in der öffentlichen Wahr-
         nehmung auch mit einer Vermaisung der
                                                           Ziel sollte sein, Biogas
         Landschaft verknüpft. Perspektive muss es
                                                          stärker für den Wärme -
         daher sein, zum einen das Potenzial von
                                                         bereich und die Mobilität
         Biogas noch stärker zu nutzen, zum ande-
                                                                 zu nutzen.
         ren gleichzeitig seine gesellschaftliche
         Akzeptanz zu erhöhen. Hierin waren sich
         die Teilnehmer*innen der dritten Web-         Das Umweltbundesamt empfiehlt eine
         Diskussion der Reihe OLEC dialog „KLAR-       höhere Vergütung für die Gülleverstro-
         TEXT!“ zum Thema Biogas einig.                mung, eine Verringerung des Bonus für
                                                       nachwachsende Rohstoffe vor allem in
         Katja Hofmeister vom Umweltbundesamt          viehreichen Regionen und die stärkere
         stellte die Bedeutung von Biogas für die      Förderung von Biomethan als Kraftstoff.
         Energiewende in Deutschland dar. Derzeit
         liefern gut 9500 Anlagen rund 32 Terra-       Biogasstrom langfristig wichtig
         wattstunden (TWh) Strom und 16,7 TWh
         Wärme pro Jahr – alle drei Werte stagnie-     Professorin Sandra Rosenberger stellte das
         ren aber seit einiger Zeit. Biogas erreicht   Projekt „Regionalperspektive Biogas“ der
         hiermit einen Anteil von 13 Prozent an        Hochschule Osnabrück vor. Der Landkreis
         der Erneuerbaren Stromproduktion und          Osnabrück ist mit einer großen Anzahl
         neun Prozent an der Erneuerbaren Wär-         von Biogasanlagen auf deren Strom-
         meproduktion. Schwerpunkt der Biogas-         erzeugung angewiesen und fürchtet eine
         anlagenstandorte sind das nordwestliche       massive Lücke, wenn Altanlagen dem-
         Niedersachsen und Süddeutschland.             nächst aus der EEG-Förderung rausfallen
         Da Mais nach wie vor der wesentliche          und nicht ersetzt werden. Rosenbergers
         Input für Biogasanlagen ist, beansprucht      Projekt soll Möglichkeiten aufzeigen,
         er 13,2 Prozent der landwirtschaftlich        diese Anlagen auch zukünftig wirtschaft-
         genutzten Ackerfläche. Für Hofmeister ist     lich zu betreiben. Ziel sei es, Geschäfts-     und den Mobilitätssektor zu nutzen.
         damit „physisch eine Grenze erreicht“.        modelle zu entwickeln, die Akteur*innen        Problem, so Fischer: „Es gibt keine klaren
                                                       hierfür zu finden und zusammenzubrin-          Signale der Politik, wo die Reise hinge-
         Da der Nordwesten auch eine Hochburg          gen sowie Handlungsempfehlungen zu             hen soll.“ Dies zeige auch die aktuelle
         der Tierproduktion ist, fallen hier große     geben.                                         EEG-Novelle für 2021. Fischer fragte in
         Mengen an Gülle an, die aber bisher nur                                                      harter Deutlichkeit: „Welche Ahnungslosen
         unterdurchschnittlich für die Biogasan-       Solche Zukunftsmodelle mit vielen neu-         schreiben denn da Gesetze?“
         lagen genutzt werden. Hofmeister plä-         en Ideen habe die Branche bereits in der
         dierte für eine Umstellung und Konzentra-     Tasche, sagte Jörg Fischer, Vorstand der       Für Sandra Rostek, Leiterin des Berliner
         tion der „Fütterung“ der Biogasanlagen        EnviTec Biogas AG aus Lohne. Ein Ziel sollte   Büros des Fachverbandes Biogas e. V., ist
         mit Gülle, Rest- und Abfallstoffen. Nach      sein, Biogas stärker für den Wärmebereich      Biogas nicht nur derzeit eine wichtige

         20 I
Graphic Recording: Tanja Föhr

                                                                                 Die Veranstaltungsdokumentation
Erneuerbare Energie, „wir brauchen sie       gemeinsamen Puzzles sein.                             finden Sie hier:
nicht nur kurzfristig, sondern auch lang-    Für Rostek ist klar: Ohne
fristig“. Während Strom aus Wind und         Biogas sind die Klimaziele
Sonne quantitativ wichtig sei, sei es Bio-   für 2030 nicht zu erreichen.                technischen Möglichkeiten, etwa die
gasstrom qualitativ. Die Biogastechnologie                                               Verwendung von Überschussstrom aus
sei äußerst flexibel. Notwendig seien den    Immer wieder wurde in der Diskussion        Windkraft- und Photovoltaikanlagen zur
regionalen Gegebenheiten angepasste          darauf hingewiesen, dass gesellschaft-      Gasaufbereitung, müssten besser kom-
Anlagen: hier Anlagen für Gülle, dort für    liche Akzeptanz der Schlüssel aller Ener-   muniziert werden, ebenso wie die flexible
Mais; hier Anlagen, die Strom produzie-      gietechnologien ist. Bürger*innen sollten   Regelbarkeit von Biogasanlagen. Biogas
ren, dort Anlagen zur Wärmeproduktion.       teilhaben können, etwa durch ein bio-       sei eben „viel mehr als Mais und eine tolle
Alle Bausteine müssten Teile eines großen,   gasgestütztes Wärmenetz. Die vielfältigen   Technologie“, so Prof. Rosenberger.

                                                                                                   Energiewende im Nordwesten I 21
Power to Flex:
PROJEKTPORTRÄT

                 Wege der Ener-
                 giespeicherung
                                                                                           Das Projekt Power to Flex
                                                                                           will Lösungen bieten und

                 S
                        onne und Wind erzeugen mal
                                                             Grafik: Power to Flex
                                                                                           realisiert innovative Pilot-
                        zu viel und mal zu wenig Strom.                                    projekte für die Speiche-
                        Angebot und Nachfrage lassen                                       rung nachhaltig erzeugter
                                                                                           Energien.
                        sich dadurch schwer in Einklang
                 bringen. Im Rahmen des grenzüberschrei-
                 tenden deutsch-niederländischen Projekts    väter“ des Projekts. Entwickelt wurden                den kann. Außerdem wurde ermittelt,
                 Power to Flex haben Partner*innen aus       Versuchsanlagen in drei Bereichen: Einzel-            inwieweit es sich für Entwickler*innen
                 Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung     haushalte, Mobilität sowie Unternehmen                und Produzent*innen technisch und wirt-
                 Lösungen und innovative Pilotprojekte       und Wohnblocks.                                       schaftlich rechnet, solche Anlagen auf den
                 für die Speicherung nachhaltig erzeugter                                                          Markt zu bringen.
                 Energien realisiert. „Mit Power to Flex     Im Pilotprojekt Einzelhandel ging es
                 wollten wir außerdem die vielen kleinen     um Lösungen, mit denen das schwan-                    Im Pilotprojekt Mobilität wurde eine
                 Inseln miteinander verbinden und Organi-    kende Angebot an Strom aus Sonne und                  kleine Wasserstoff-Tankanlage entwickelt,
                 sationen die Möglichkeit zum intensiven     Wind in Akkus, einem Wasserstoffsystem                die Wasserstoff aus nachhaltig erzeugtem
                 Wissenschaftsaustausch bieten“, ergänzt     und in Form von Wärme, kombiniert mit                 Strom gewinnt. Die Tankanlage sollte
                 Léon van Nisselroy, einer der „Gründungs-   einer Wärmepumpe, gespeichert wer-                    außerdem zum Ausgleich des Strom-

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                                                                                                Die leisen BLW Mono-Wärmepumpen von BRÖTJE
                                                                                                ermöglichen durch ihre Monoblock-Bauweise
                                                                                                eine schnelle und einfache Installation – auch
                                                                                                ohne Kälteschein. Verschiedene Ausführungen,
                                                                                                wie z. B. bei der BLW Mono-P der integrierte
                                                                                                40-l-Trennpuffer oder bei der BLW Mono-K der
                                                                                     A++        integrierte 180-l-Trinkwasserspeicher sorgen dabei
                                                                                                für höchsten Komfort. Zudem können die neuen
                                                                                                Mono-Wärmepumpen durch eine integrierte
                                                                                                Hybridfunktion mit anderen Wärmeerzeugern
                                                                                                kombiniert werden. Dank der intelligenten Regelung
                                                                                                können Sie zwischen einer besonders ökologischen
                                                                                                und wirtschaftlichen Betriebsweise wählen.
                                                                                                Bei BRÖTJE nennen wir das: Einfach näher dran.

                 22 I
Statement
                                                                                   „Power to Flex ist ein gutes Beispiel für praktische
                                                                                   niederländisch-deutsche Zusammenarbeit. Der

                                                                              at
                                                                        : priv
                                                                                   Austausch mit den Partner*innen aus den Provinzen

                                                                       Foto
                                                                                   Groningen und Drenthe war anregend und hilfreich.
                                                    Klaus Stolzenburg,
                                                      Mitinhaber des
                                                                                   Wir erwarten, dass wir mit den Ergebnissen aus dem
                                                  Ingenieurbüros PLANET            Projekt neue Kund*innen gewinnen können.“

                                                                                                   Infobox
netzes beitragen. Auch hier wurden tech-     viele Projekte zur Marktreife
nische und wirtschaftliche Machbarkeiten     gebracht werden konnten. Sein
                                                                                                   Power to Flex
untersucht.                                  Ausblick: „Es gibt viele Chancen                      Power to Flex ist ein Kooperations-
                                             und Kompetenzen in der Regi-                          projekt im Förderprogramm INTERREG
Im Pilotprojekt Unternehmen und              on. Toll, dass wir auf der Grund-                     VA Deutschland-Nederland, in dessen
Wohnblocks wurde die Kombination             lage vorhandener Technologien                         Rahmen 18 Unternehmen, Forschungs-
von Speicherkomponenten (Akku-, Was-         gemeinsam neue Lösungen fin-                          einrichtungen und Behörden aus dem
serstoff- und Wärmespeicherung sowie         den können.“ Und Klaus Fricke,                        Norden der Niederlande und Nord-
Wärmepumpe) untersucht. Zu diesem            Technikexperte vom Projekt-                           westdeutschlands im Förderzeitraum
Projektteil gehörte weiterhin die Entwick-   partner 3N aus Werlte (Ems-                           April 2016 bis April 2020 Versuchsan-
lung einer kleinen Gäranlage für Küchen-     land), ist sich sogar sicher: „In                     lagen für die Speicherung Erneuer-
abfälle.                                     zehn Jahren wissen wir nicht                          barer Energien entwickelt haben.
                                             mehr, warum wir überhaupt                             Vorrangig ging es um Anwendungen
„Gründungsvater“ Johannes Boshuizen          einmal auf fossile Energien                           für die Speicherung von Energie nahe
von der Provinz Groningen freut sich, dass   gesetzt haben.“                                       der Quelle in kleinen Einheiten.

                                                                                                                                 Anzeige

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KLARTEXT: Wie wird der
AKZEPTANZ

            EE-Ausbau gemeinsam mit
            Bürger*innen und
            Kommunen zum Erfolg?
            F
                   ast 90 Prozent der Deutschen be-         und vor allem als Vorbild.“ Kommunen
                   fürworten eine stärkere Nutzung          müssten zu Gestalterinnen und Modera-
                   Erneuerbarer Energien; zwei Drittel      torinnen der Energiewende werden. Sie
                   halten den Ausbau für „sehr“ oder        können vielfältig handeln, etwa durch die
            „außerordentlich wichtig“, so eine Um-          Verschärfung von Vorgaben im Energieef-
            frage. Aber bitte nicht vor meiner Haustür!     fizienzbereich, durch Förderprogramme,
            Erneuerbare Energien scheinen ein lokales       durch Kommunikation sowie Informations-
            Akzeptanzproblem zu haben. Hieran muss          und Beratungsangebote und nicht zuletzt
            gearbeitet werden, um den weiteren Aus-         durch die Selbstverpflichtung zur Nutzung
            bau nicht zu gefährden, so die überein-         von Erneuerbaren Energien in bereits er-
            stimmende Meinung der Teilnehmer der            richteten Gebäuden.
            vierten Web-Diskussion der Reihe OLEC
            dialog „KLARTEXT!“ zum Thema Akzeptanz          Viele Perspektiven einbeziehen
            der Erneuerbaren Energien.
                                                        Als Erfolgsmodell sieht Ralf-Peter Janik
            Für Ilka Müller, Projektmanagerin der Agen- vom Genossenschaftsverband Weser-Ems
            tur für Erneuerbare Energien, gibt es fünf  genossenschaftlich organisierte Erneu-
            entscheidende Akzeptanzfaktoren: die        erbare-Energie-Projekte mit Beteiligung
            wirtschaftlichen Aus-                                            von Bürger*innen
            wirkungen, die Ein-         Die Bedeutung Erneuer- und Kommunen. In-
            stellung zur Energie-        barer Energien für den              zwischen gebe es
            wende, das Vertrauen       Klimaschutz muss besser bundesweit rund
            in Akteur*innen, die         kommuniziert werden.                850 Energiegenossen-
            Belastung für Natur                                              schaften, davon gut
            und Mensch sowie soziale Normen. Eine       70 in der Weser-Ems-Region. Spätestens
            finanzielle Beteiligung der Bürger*innen    2017 allerdings ging der Boom zu Ende –
            an Erneuerbare-Energie-Projekten sieht      mit dem Systemwechsel vom Modell der
            Müller zwiespältig: Sie können die          Einspeisevergütung hin zum Ausschrei-           um miteinander zu diskutieren. „So kom-
            Akzeptanz erhöhen; sie können aber auch     bungsverfahren. „Die zunehmende Kom-            men viele Perspektiven in die Diskussion.“
            als Bestechung und/oder nachträgliche       plexität und der zum Teil undurchsichtige       Außerdem spricht sich Schmidt dafür aus,
            Legitimation wahrgenommen werden und        rechtliche Rahmen schreckt viele Investi-       die Digitalisierung stärker zu nutzen, etwa
            wären dann „nicht zielführend“.             tionswillige ab“, bedauert Janik.               bei Planungsprozessen. Vor allem junge
                                                                                                        Zielgruppen könnten damit besser erreicht
            Eine Schlüsselrolle beim Ausbau der             Für Anne Schmidt von der Agentur für        und einbezogen werden.
            Erneuerbaren Energien misst Müller den          Kommunikation RAIKESCHWERTNER steht
            Kommunen zu. „Sie können vielseitig han-        die Bürgerbeteiligung erst an zweiter       Die Nutzung sozialer Medien zur Anspra-
            deln: als Planerinnen und Initiatorinnen, als   Stelle. „Zunächst muss Vertrauen in die     che neuer Zielgruppen unterstützt auch
            Energieversorgerinnen, als Planungs- und        Unternehmen geschaffen werden.“ Und         Marius Strecker vom Netzbetreiber TenneT
            Genehmigungsinstanzen, als Immobilien-          zwar bei allen Schichten der Bevölke-       TSO. Ein Lob gibt es von ihm für die
            und Grundstückseigentümerinnen, als             rung. Zufällig ausgewählte Bürger*innen     Aktivist*innen von Fridays for Future, die
            Energieeinkäuferinnen, als Beraterinnen         sollten an einen Tisch gebracht werden,     mit ihren Aktionen die Politik unter Druck

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Graphic Recording: Tanja Föhr

setzten. Auch für Strecker sind Vertrauens-   zess‘ wahrgenommen.“ Scheele sieht die       besser kommuniziert werden muss. Aber
aufbau, Transparenz und Bürgerbeteili-        Probleme nicht nur bei den Erzeugungs-       auch, dass Gewinne und Belastungen von
gung wichtig. Letztere möglichst früh,        anlagen, sondern auch bei den Stromnet-      Maßnahmen gerechter verteilt werden
wenn regionale Planungsprozesse begin-        zen und den Speichern. „Das sind Eingriffe   müssen, „damit die laute Minderheit nicht
nen und „nicht erst, wenn Projekte bereits    in Natur und Landschaft und die Lebens-      noch stärker ins Zentrum rückt, denn die
genehmigt sind und im Grunde niemand          umgebung von Menschen.“ Dabei gebe es        schweigende Mehrheit ist größer“, wie es
mehr wirklich eingreifen kann“.               vor Ort immer größere Flächennutzungs-       Ilka Müller formulierte.
                                              konflikte bis hin zu Enteignungen.
Fehlende Transparenz ist auch für Prof. Dr.
Ulrich Scheele von der ARSU in Oldenburg      Einig waren sich die
und OLEC-Vorstandsmitglied ein großes         Teilnehmer*innen darin,
Problem. „Verfahrensabläufe werden            dass die Bedeutung                   Die Veranstaltungsdokumentation
intransparent, finden in Hinterzimmern        Erneuerbarer Energien                                  finden Sie hier:
statt und Beteiligung wird als ,Abnickpro-    für den Klimaschutz

                                                                                                     Energiewende im Nordwesten I 25
PROJEKTPORTRÄT

                                           ENaQ: Energie von
                                           und für Nachbarn
                  Skizze: GSG Oldenburg/

                                                                                                                                                          Bis Ende 2024 wird
                  Stadt Oldenburg

                                                                                                                                                          die GSG Oldenburg
                                                                                                                                                        das vier Hektar große
                                                                                                                                                          Quartier Helleheide
                                                                                                                                                                    errichten.

                 W
                             ie können sich Quartiere in Zu-                           Idee: Im Quartier entsteht ein Verbund von    Quartier einziehen werden, sollen – als
                             kunft unter veränderten Klima-                            lokalen Energieerzeuger*innen und -ver-       Energieerzeuger*innen und -verbraucher*
                             bedingungen und gewandelter                               braucher*innen. Überschüssige Energie soll    innen – über ein Community-Portal ein-
                             Energieversorgung entwickeln                              zudem in andere Energieformen umgewan-        bezogen werden. Etwa in die Konzeption
                 und wie können und wollen wir in ihnen                                delt (etwa Wärme) und gespeichert (Wasser-    von Anreizmodellen für die Bildung lokaler
                 leben? Antworten hierauf soll das Projekt                             stoff ) oder direkt bereitgestellt werden.    Energiegenossenschaften und Geschäfts-
                 E nergetisches Nachbarschaftsquartier                                                                               modelle für Dienstleister*innen zum Auf-
                 (ENaQ) Fliegerhorst Oldenburg liefern. Das                            Grundlage ist die Entwicklung einer           bau und Betrieb weiterer energetischer
                 Motto: Energie von Nachbarn für Nachbarn                              zukunftsfähigen Versorgungsinfrastruktur in   Nachbarschaftsquartiere.
                 für ein Wohn- und Gewerbegebiet. „Unser                               dem vier Hektar großen Viertel Helleheide
                 Ziel ist es, den Energieverbrauch so zu                               im neuen Oldenburger Stadtteil auf dem        Labor für Smart-City-Technologien
                 gestalten, dass viel von der im Viertel selbst                        ehemaligen Fliegerhorst-Gelände. „50 Pro-
                 erzeugten Energie auch im Quartier bleibt“,                           zent der nutzbaren Dachflächen der            Und noch etwas wird für Helleheide ent-
                 erklärt Projektleiter Sven Rosinger vom                               110 Wohneinheiten müssen für Aufbauten        wickelt: ein Reallabor. In diesem „leben-
                 Oldenburger Informatik-Institut OFFIS. Die                            wie Photovoltaik- oder Solarthermieanla-      den“ Labor sollen für und mit den
                                                                                       gen vorgehalten, der Rest muss begrünt        Bewohner*innen neue Smart-City-Tech-
                                                                                       werden“, so Rosinger. Auch Gebäude-           nologien entstehen, neben dem Energie-
                                                                                       fassaden dürfen und sollen explizit für die   bereich etwa aus den Bereichen Abwasser-
                                                                                       Energiegewinnung genutzt werden. Die          nutzung, Mobilität oder Smart Health. „Wir
                                                                                       rund 300 Bewohner*innen, die in das           wollen verschiedene Varianten energe-
                                                                                                                                     tischer, sozialer, aber immer marktbezo-
                                                                      Statement                                                      gener Konzepte erproben und die Bewoh-
                                                              n
                                                              istia

                                                                                                                                     ner*innen dabei aktiv einbeziehen“,
                                                  Ditt ke Chr
                                                      rich
                                                       u

                                                                      „Die Neugestaltung des Fliegerhorstes bietet der               fasst der OFFIS-Projektleiter die Aufgabe
                                                  : Ha
                                                 Foto

                                                                      Stadt Oldenburg die einmalige Gelegenheit, sich als            zusammen.
                 Jürgen Krogmann,
                                                                      Vorreiterin für die Entwicklung von Smart-City-Konzep-
                 Oberbürgermeister
                   von Oldenburg                                      ten in Deutschland und Europa zu positionieren.“                 Wir hoffen, mit diesem
                                                                                                                                         Projekt Menschen
                                                                                                                                       begeistern zu können,
                                   Infobox ENaQ                                                                                          neue Technologien
                                   Das Projekt Energetisches Nachbarschaftsquartier (ENaQ) Fliegerhorst Oldenburg                    auszuprobieren und ein Teil
                                   läuft seit Anfang 2018 noch bis Ende 2022. Es wird vom Bundesministerium für Wirt-                   eines neuen Ganzen
                                   schaft und Energie sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit                                zu sein.
                                   maximal 18 Millionen Euro gefördert. Entwickelt wird von 21 Partner*innen aus
                                   Industrie, Forschung, Verwaltung, Wohnungsbau und Multiplikator*innen
                                   ein klimafreundliches und zukunftsweisendes Energiekonzept für das
                                   Viertel Helleheide auf dem ehemaligen Fliegerhorst.                           Mehr Infos auf der Quartierswebsite:

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