Energiewende im Nordwesten 15 20 - Oldenburger Energiecluster
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Energiewende im Nordwesten Gemeinsam das Energiesystem der Zukunft gestalten. 20 EEG 15 OLEC Jahre Jahre Grafik: bagotaj - stock.adobi.com
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Das Energiesystem der Zukunft – Projektporträt INHALT „made by nordwest“ Power to Flex: Wege der Vorwort Diplom-Volkswirt Roland Hentschel, Energiespeicherung aus den Vorstandsvorsitzender Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. Niederlanden und Deutschland 4 22 Mit ambitionierten Ausbauzielen Reihe OLEC dialog Vorreiterregion weiter stärken KLARTEXT: Wie wird der EE-Ausbau Grußwort Dr. Simone Peter, Präsidentin des gemeinsam mit Bürger*innen und Bundesverbandes Erneuerbare Energie e. V. Kommunen zum Erfolg? 5 24 Netzwerk als wichtige Dialogplattform Projektporträt für die Energiewende ENaQ: Energie von und für Nachbarn – Grußwort Olaf Lies, Niedersächsischer Stadtteil Fliegerhorst auf dem Weg Minister für Umwelt, Energie, zur Smart City Bauen und Klimaschutz 26 6 Reihe OLEC dialog Meilensteine im Überblick KLARTEXT: Wie kann grüner 20 Jahre EEG und 15 Jahre OLEC Wasserstoff die Energiewende – eine Zeitreise voranbringen? 8 28 Reihe OLEC dialog Projektporträt KLARTEXT: Wie kann das Comeback Hyways for Future: Nordwesten als der Solarenergie die deutsche Wasserstoff-Schwergewicht Energiewende befeuern? 30 10 Strategierat Energie Weser-Ems Projektporträt Regionales Gremium verfolgt NEMo: „Mobilität. Von uns, für uns.“ Masterplan Wissensvernetzung Nachhaltige Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen 32 im ländlichen Raum. 12 Resümee und Ausblick Und 2035? Reihe OLEC dialog Klimaneutral! KLARTEXT: Wie kann die Windkraft wieder 34 zum Motor der Energiewende werden? 14 Service Ansprechpartner*innen im OLEC Projektporträt und geschäftsführendem Vorstand enera: Ein intelligentes Energiesystem schaffen 37 16 Reihe OLEC dialog KLARTEXT: Ist Biogas der vielfältige Inserentenverzeichnis Hidden Champion der Energiewende? Impressum 20 38 Energiewende im Nordwesten I 3
Das Energiesystem der Zukunft – VORWORT „made by nordwest“ 20 Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz und 15 Jahre Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. – die Verbindung dieser beider Jubiläen ist nicht ganz zufällig gewählt, denn EEG und OLEC haben eine wechselseitige Beziehung zueinander. U nd wie das im Beziehungsleben so hervorragende Chancen, die auch auf ist, hat der eine auf den anderen Branchen wie Automotive, Landwirtschaft, einen stärkeren Einfluss gehabt: Häfen und kommunale Nutzfahrzeuge Es wäre sicherlich vermessen zu ausstrahlen. Daher ist OLEC auch mit behaupten, OLEC habe das EEG entschei- diesen Branchen längst projektorientiert dend beeinflusst. Aber vielleicht doch ein im Gespräch. wenig? Jedenfalls kann sich das Ergebnis für beide sehen lassen: Erstens, es gibt Energiewende im Nordwesten, oder viel- sie beide noch, und zweitens: Beide leicht muss man treffender sagen: das waren und sind erfolgreich. Energiesystem der Zukunft – „made by nordwest“: Die Region wird auch Als sich OLEC im März 2005 von künftig bundesweit Vorreiterin für Oldenburg aus aufmachte – zu- Innovation und wirtschaftliche nächst in die Region und später Umsetzung sein. Und das mehr und in den Nordwesten sowie darüber mehr auch grenzüberschreitend. Es g bur hinaus –, die erneuerbaren Energie- geht dabei nicht mehr „nur“ um Ener- lden dt O kompetenzen aus Wirtschaft und Wis- gie: Gerade jüngst hat sich das Netzwerk : Sta Foto senschaft zu bündeln, beflügelte das in einem Visions-Prozess der Klimaneu- EEG gerade die Windbauer*innen, Biogas- Diplom-Volkswirt tralität im Nordwesten verpflichtet. OLEC anlagenhersteller*innen und Photovoltaik- Roland Hentschel, wird daran kraftvoll und energiegeladen spezialist*innen. Sie standen aber oft für Vorstandsvorsitzender Olden- mitwirken. burger Energiecluster OLEC e.V. sich alleine da. OLEC verband sie unterei- nander, mit den Energieversorger*innen Mein Dank gilt den langjährigen und Forschungseinrichtungen und zeigte Förder*innen, der Stadt Oldenburg und frühzeitig die Bedeutung digitaler und dem Land Niedersachsen sowie den dezentraler Strukturen sowie die enorme Jahre auch als „Enabler“ durch Projektein- Mitgliedern, dem gesamten mittler - Wissenskompetenz in Sachen Erneuer- werbung und -umsetzung profiliert, so weile 12-köpfigen OLEC-Vorstand und baren der Region auf. Das war neu in einer auch im Management für den Strategierat dem exzellenten Clustermanagement für Energiewelt, die bis dato in singulären Energie Weser-Ems. Und das unterschei- das Erreichte und für die gemeinsame Energieträger-Fachverbänden organisiert det dann doch OLEC vom EEG: OLEC hat Motivation für die kommenden mindes- war. sich ohne Brüche kontinuierlich weiter- tens 15 Jahre. Ob es das EEG dann aber entwickelt: thematisch, personell, in den noch geben wird, ist bis dato eine noch Dass trotz einiger Wirrungen und Irrungen Mitgliederstrukturen. Heute ist das Netz- nicht gelöste Beziehungsfrage. durch etliche EEG-Novellen die Erneu- werk Drehscheibe z. B. auch für die Sektor- erbaren heute so gut dastehen, ist der kopplung und hat mit der Elektromobilität Oldenburg, Dezember 2020 Erfolg von innovativen und beständigen und insbesondere der Wasserstofftechno- Unternehmen – zumeist kleinen und mitt- logie neue Schwerpunkte im Kontext von leren Betrieben – und einem kontinuier- Energieinfrastrukturen der Zukunft aufge- lichen Wissenstransfer. OLEC hat im Nord- baut, deren Wertschöpfungsketten erst Diplom-Volkswirt Roland Hentschel westen stets diese Scharnierfunktion noch im Aufbau sind. Für den Nordwesten Vorstandsvorsitzender wahrgenommen und sich im Laufe der ergeben sich gerade in diesen Bereichen Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. 4I
Mit ambitionierten Ausbauzielen GRUSSWORT Vorreiterregion weiter stärken Nordwestdeutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität deutlich vorangegangen D er Nordwesten Deutschlands leis- konnte, zeigt ihre Stärke tet als eine der bedeutendsten und Vorreiterfunktion. Energieregionen des Landes Nun ist es auch an der einen ausschlaggebenden Bei- bundes- wie europaweiten trag zum Gelingen der nationalen Energie- Gesetzgebung, diese positive V. E e. wende sowie zum Erreichen der Klimaziele. Entwicklung weiterzuführen : BE Foto Besonders das Engagement regionaler und die dezentral organisierte Netzwerke wie dem Oldenburger Energiewende zu stärken. Dr. Simone Peter, Präsidentin Energiecluster hat zur Entstehung eines des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e. V. attraktiven Umfelds für die Ansiedlung Der Bundesverband Erneuerbare Energie innovativer Unternehmen, zur Entwick- setzt sich dafür ein, dass die langfristige lung zukunftsfähiger Märkte und einer Weichenstellung für die Erneuerbaren tionsregion wie der Nordwesten florieren starken regionalen Wirtschaft geführt. über das Erneuerbare-Energien-Gesetz und weiterhin Tausende zukunftssichere 2021 nicht hinter den klima- und energie- Arbeitsplätze in der Erneuerbaren Energie- Ich gratuliere dem OLEC herzlich zu politischen Erfordernissen zurückbleibt, wirtschaft bieten kann. Mit der Kopplung seinem 15-jährigen Bestehen und den sondern ein Aufbruchssignal an die der Sektoren werden hierfür neue Früchten, die sein kontinuierlicher Ein- Akteur*innen sendet. Es braucht ambitio- Geschäftsfelder geschaffen und mit ehr- satz für die Erneuerbaren Energien in der nierte und gesetzlich verankerte Ausbau- geizigen Klimaschutzzielen im Europä- Nordwest-Region tragen. Dass die Region ziele für alle Eneuerbaren Technologien ischen Klimagesetz die richtigen Impulse bereits 2013 80 Prozent ihres Energiever- sowie realistische Annahmen zum künf- gesetzt, die nun eine entsprechende brauchs mit Erneuerbarem Strom decken tigen Stromverbrauch, damit eine Innova- Umsetzung erfordern. Im Sinne des Klimaschutzes und um die verbliebene Chance zu nutzen, die Erderwärmung maßgeblich zu begren- zen, müssen wir den Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität mutig entgegentreten und uns weiterhin ver- eint für die Gestaltung unseres künftigen Energiesystems einsetzen. Dem OLEC wünsche ich hierfür auch künftig viel Erfolg! Dr. Simone Peter Präsidentin des Bundesverbandes Foto: Thaut Images – Fotolia Erneuerbare Energie e. V. (BEE) Energiewende im Nordwesten I 5
Netzwerk als wichtige Dialogplattform GRUSSWORT für die Energiewende Zu den größten Zukunftsaufgaben zählen Klimaschutz und Energiewende potenziale bieten vielfältige Mög- darüber hinaus. Hier ist besonders die lichkeiten bis hin zur Wasserstoff- Zusammenarbeit mit den nordniederlän- wirtschaft und zur nachhaltigen dischen Provinzen zu nennen. Mobilität. Als Energieminister bin ich überzeugt Mit dem Netzausbau wird davon, dass die vom Ministerium für dpa die Entwicklung dieser Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz nn/ ema Region zu einer europä- zur Verfügung gestellte finanzielle Holl ischen Energiedrehscheibe Förderung des OLEC eine sehr gut lger / Ho weiter vorangetrieben. Nie- angelegte Unterstützung im erheblichen nce allia dersachsen wird den Ausbau Landesinteresse ist – sowohl um die ture : pic der Windenergie mit Nachdruck Herausforderung zur Erreichung der Foto Olaf Lies, weiterverfolgen und beschleuni- Klimaschutzziele zu bewältigen als auch Niedersächsischer Minister gen. Gleichzeitig kommt dem Auf- um die enormen Chancen in der Region für Umwelt, Energie, bau einer grünen Wasserstoffwirtschaft für Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu nutzen. Bauen und Klimaschutz im Zuge der Sektorkopplung eine große Ich begrüße daher sehr die vorliegende Bedeutung als Baustein der Energiewen- Publikation „Energiewende im Nord- de zu. Der Oldenburger Energiecluster westen“ mit Blick auf die äußerst span- OLEC e.V. bietet sich dabei als zentraler nenden Entwicklungen und Perspektiven! Ansprechpartner in allen Fragen der D ie Energiewende ist eine Jahr- nachhaltigen Energieversorgung an. hundertaufgabe, die größte An- strengungen verlangt, aber auch Expert*innen bestätigen: OLEC hat in der vielfältige Chancen bietet – gerade für Vergangenheit und wird in der Zukunft Niedersachsen. Der Klimaschutz und die einen sehr wichtigen und wertvollen Olaf Lies Anpassung an die bereits jetzt existie- Beitrag leisten, insbesondere durch renden Folgen der Erderwärmung sind die Wissenstransfer, Netzwerkarbeit und Niedersächsischer Minister für zentralen Herausforderungen der Zukunft. Beteiligung an Forschungsvorhaben, Umwelt, Energie, Bauen und Studien und innovativen Projekten. Das Klimaschutz Die Transformation unserer Energieversor- Netzwerk füllt eine wichtige Rolle als gung schafft ganz neue Geschäftsfelder Dialogplattform für die Energiewende aus und Wachstumspotenziale. Wer flexibel – nicht nur für den Nordwesten, sondern auf die sich verändernden Rahmenbe- auch für ganz Niedersachsen und weit dingungen reagiert, dem bieten sich sehr große Chancen – gerade für den Nord- westen mit seinen Potenzialen. In der Region treffen hohe regenerative Strom- erzeugungsleistung insbesondere aus Windenergie, gute ausgebaute Energie- infrastrukturen samt Gasspeichern, eine breit aufgestellte Industrie sowie innova- tive Unternehmen der Erneuerbaren Energien aufeinander. Diese Innovations- 6I
Meilensteine HISTORIK 20 Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz (EE 2000 2004 2007 Das Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG) tritt am 1. April Das EEG wird zum Mit dem Oldenburger 2009 2000 in Kraft. Es ersetzt das 1. August 2004 an eine Energiecluster OLEC e.V. Stromeinspeisungsgesetz EU-Richtlinie angepasst. entsteht 2007 das größte Mit der Novellierung des von 1990. Die Vorrangigkeit Außerdem erhalten die technologieübergreifende EEG zum 1. Januar 2009 des EE-Stroms wird erstmals Betreiber*innen von Energienetzwerk im steigt die Anzahl der gesetzlich festgeschrieben. EE-Anlagen eine bessere Nordwesten Deutschlands. Paragrafen von 22 auf 66. juristische Stellung gegenüber Es versteht sich als Als Ziel wird ein EE-Strom- den örtlichen Netzbetreiber* Dialogplattform für Anteil von mindestens innen, und die Fördersätze die Energiewende in 30 Prozent bis 2020 aus- werden verändert. Niedersachsen. gegeben. Parallel kommt ein Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EEWärmeG). 2002 2005 2009 2010 Die Idee für ein Netzwerk für OLEC erhält die erste von Unternehmer*innen aus der bisher insgesamt vier Erneuerbare-Energien-Branche Netzwerkförderungen durch in Oldenburg entsteht bei das Niedersächsische Ministe- einem Mittagessen des rium für Wirtschaft, Arbeit, damaligen Oberbürgermeisters Verkehr und Digitalisierung Dietmar Schütz mit und professionalisiert das Die Vergütungssätze für Akteur*innen der Branche. Clustermanagement. die Einspeisung von Strom aus Windkraft, Sonnenenergie und Zum 1. Juli 2010 tritt Biomasse für neu in Betrieb eine Photovoltaik(PV)- gehende Anlagen werden zum Novelle in Kraft. 1. Januar 2002 gesenkt. Im Zentrum steht eine Absenkung der Fördersätze für neue PV-Anlagen in zwei Stufen. 8I
im Überblick EG) und 15 Jahre OLEC e.V. – eine Zeitreise 2017 2011 Mit dem Projekt Hansa Energy Corridor (HEC) beginnt eine lang- jährige und mit vielen 2015 spannenden Folge- 2013 2018 projekten fruchtbare Der Strategierat Energie Das zum 1. Januar 2017 internationale Zusam- Aus Kostengründen wird gegründet wirksam werdende EEG Im Forschungsprojekt menarbeit mit Partner- wird als „Strompreis- und prägt seitdem, 2017 ist ein System- ENaQ entwickelt ein einrichtungen aus den bremse“ eine Decke- koordiniert durch OLEC, wechsel vom Modell der Konsortium von 21 Part- Niederlanden. lung der EEG-Umlage die Wissensvernetzung Einspeisevergütung hin nern, darunter 13 OLEC- diskutiert. in Weser-Ems. zum Ausschreibungs- Mitglieder, ein zukunfts- verfahren: weisendes Energie- Die Regierung schreibt konzept für das Quartier eine feste Menge an Helleheide und setzt den EE-Leistung aus; den Grundstein für ein Real- Zuschlag bekommt das labor auf dem ehemaligen günstigste Gebot. Fliegerhorst. 2012 2017 2020 Ein stark verändertes EEG tritt Die ausgezeichnete Arbeit Diskutiert wird ein neues zum 1. Januar 2012 in Kraft. OLECs als Innovationsnetz- EEG für 2021. Hauptziel: Das Vergütungssystem für werk, Dialogplattform und Strom in Deutschland Bioenergie wird grundlegend Enabler im Nordwesten ist ab 2050 treibhaus- geändert; die Einspeisever- wird mit dem Silber Label gasneutral, sowohl der gütung für PV-Strom stark des European Secretariat im Land erzeugte Strom gekürzt. Für die Photovoltaik 2014 for Cluster Analysis ausge- als auch Importstrom. wird das Gesamtausbauziel auf zeichnet. 2019 konnte das Weitere Ziele: Akzeptanz 52 Gigawatt festgelegt Die Reform zum 1. August 2014 soll Silber Label erfolgreich um für EE-Anlagen erhöhen, („atmender Deckel“). den Kostenanstieg spürbar bremsen, weitere drei Jahre verlän- Förderungskosten senken, den Ausbau Erneuerbarer Energien gert werden. Innovationsimpulse steuern und diese besser an den Markt geben. heranführen. Neue Ausbauziele für EE-Strom sind 40 bis 45 Prozent bis 2025 und 55 bis 60 Prozent bis 2035. Energiewende im Nordwesten I 9
KLARTEXT: Wie kann das SOLARENERGIE Comeback der Solarenergie die deutsche Energiewende befeuern? D ie Photovoltaik (PV) hatte 2019 Eine längere Förderung von Altanlagen, einen Anteil von 7,7 Prozent an der gekoppelt mit zielgerichteten Nachnut- deutschen Stromerzeugung. Das zungskonzepten, ist dringend notwendig, Potenzial aber ist viel größer. Darin denn „wenn der aktuelle Bestand sinkt und waren sich die Teilnehmer*innen der ersten der Zubau nicht weiter steigt, drehen wir Web-Diskussion der Reihe OLEC dialog uns im Kreis.“ „KLARTEXT!“ zu diesem Thema einig. Jörg Sutter, Vizepräsident der Deutschen Gesell- Innovationen sollten stärker unterstützt schaft für Sonnenenergie e. V., ist sich werden, denn es gebe „tolle Ideen“. Auf sicher: Um die Klimaschutzziele von Paris landwirtschaftlichen Flächen etwa könnte zu erreichen, braucht Deutschland bei der man PV-Anlagen stehend anbringen (Agro- Solarenergie einen Zuwachs von 15 bis PV). Dann sei die Fläche weiter landwirt- 20 Gigawatt (GW) pro Jahr. Die aktuelle schaftlich nutzbar. Oder PV-Anlagen auf Fassung des Erneuerbare-Energien- Wasserflächen (Floating-PV). Oder die Gesetzes (EEG) nennt als Ausbauziel ledig- Integration von Solartechnik in Gebäude- lich 2,5 GW. „Viel zu wenig“, so Sutter. fassaden und auf -dächern. „PV muss zu Positiv sei, dass zumindest der „Deckel“ bei einem Baumaterial werden“, fordert Sutter. 52 GW installierte Gesamtkapazität in diesem Jahr abgeschafft wurde. „Es müsste eigentlich selbstverständlich sein, dass auf öffentlichen Gebäuden, etwa Der Solarexperte stellt für die Schulen oder Kindergärten, Solaranlagen Photovoltaik weitere Forderungen auf installiert werden.“ Der Experte sieht hierin nicht nur eine notwendige Vorbildfunktion Die Ausschreibebedingungen müssten des Staates, sondern auch die Chance, Ver- geändert werden, denn bisher zähle nur der trauen in die Technik zu schaffen und die Preis. Keine Rolle spielten etwa Standort Bürger*innen zu begeistern. Er plädiert zur oder Art des Projekts. Image-Förderung außerdem für die Einrich- tung von PV-Netzwerken, etwa nach dem Wichtig sei, die Hürden für Eigenverbrauch Vorbild Baden-Württembergs. abzuschaffen. Um die Eigenversorgung zu stärken, sollte die EEG-Umlage auf selbst Großes Interesse an Agro- und verbrauchten Solarstrom abgeschafft wer- Floating-PV-Anlagen den. Sogenannte Mieterstrom- und Stecker- in solchen Gebieten stromprojekte (kleinste Solarmodule) Auf breite Resonanz könne man sogar den müssten zudem entbürokratisiert werden. stieß bei der Web-Dis- Die EEG-Umlage auf Gewerbepark direkt „Heute werden Sie da wahnsinnig“, so Sutter. kussion vor allem das selbstverbrauchten versorgen, ergänzte Thema Ausbaupoten- Solarstrom sollte Sutter. Eine Solaran- Sutter empfahl auch eine bundesweite zial der Photovoltaik. abgeschafft werden. lagenpflicht für kom- Solaranlagenpflicht mindestens bei Neu- Ansgar Böker, Vor- munale Gebäude und bauten. Bisher sind PV-Anlagen nur in standsvorsitzender der IngenieurNetzwerk Gewerbegebäude kann sich Axel Miesner Baden-Württemberg und Hamburg Pflicht. Energie eG, wies auf die riesigen Gewerbe- (CDU), Mitglied des Niedersächsischen Er ist sich sicher, dass dies schnell als Selbst- gebiete an den Autobahnen hin, die meist Landtags, vorstellen, nicht allerdings für verständlichkeit akzeptiert wird. ohne PV-Anlagen seien. Mit Großanlagen den Privatbereich. 10 I
Graphic Recording: Tanja Föhr Die Veranstaltungsdokumentation Auf Interesse stieß auch die Idee von Agro- dass es etwa bei Floating- finden Sie hier: und Floating-PV-Anlagen. Bei entspre- PV-Anlagen auf Seen oft chenden Angeboten an Landwirt*innen sehr schwer sei, Genehmi- könnten Agro-PV-Anlagen sogar dazu gungen zu bekommen, nicht zuletzt aus „Das EEG muss zukunftsfähig gemacht beitragen, über zu erzielende Mehrein- Naturschutzgründen. werden. Es braucht ein Fitnessprogramm nahmen die Existenz von landwirtschaft- und muss erheblich schlanker werden.“ lichen Betrieben zu retten, zumindest aber Nicht nur im Hinblick auf die Photovoltaik Ein Blick nach Brüssel zeige zudem, dass zu sichern. Dies sei besonders im nord- waren sich die Teilnehmer*innen der Web- die Denkansätze im Green Deal in die rich- westlichen Niedersachsen vor dem Hinter- Diskussion einig, dass das EEG mit der tige Richtung gehen und lokales Handeln grund steigender Hofaufgabezahlen eine nächsten Novelle weiterentwickelt wer- immer auch im globalen Kontext gedacht Chance. Böker wies allerdings darauf hin, den muss. Sutter fasste es so zusammen: werden sollte. Energiewende im Nordwesten I 11
PROJEKTPORTRÄT lung von nachhaltigen und innovativen Mobilitätsdienstleistungen sowie darauf basierenden Geschäftsmodellen für den ländlichen Raum, denn vorhandene städ- tische Mobilitätskonzepte sind wegen NEMo: „Mobilität. der unterschiedlichen Rahmenbedin- gungen nicht ohne Weiteres auf länd- Von uns, für uns.“ liche Räume übertragbar. Wichtig war den Projektpartner*innen unter Leitung des Wirtschaftsinformatikers Prof. Dr. Jorge Marx Gómez von der Universität Olden- Von links: Vizepräsident Prof. Dr. burg, öffentliche Mobilitätsanbieter*innen Fotos: Universität Oldenburg Martin Fränzle, Projektleiter, Prof. Dr. Jorge Marx Gómez (beide Universi- und vor allem die Bürger*innen mit einzu- tät Oldenburg) und Niedersachsens binden. Wissenschaftsminister Björn Thümler testen die neue Mobilitätsapp „Fahr- D as flache Land hat ein Problem – kreis“ bei der Abschlussveranstaltung Die zentrale Frage: Wie kann es gelingen, des Projekts NEMo. und das heißt Mobilität. Busse und die Mobilitätsbedürfnisse im ländlichen Bahnen verkehren nur in großen Raum bei vorhandenen sozialen Struk- Zeitabständen oder – nicht selten turen nachhaltig und zweckorientiert zu – gar nicht. Das Auto ist unverzichtbar. Das Eine Antwort auf diese Fragen gab das erfüllen? Die Entfernungen auf dem Land schafft ökonomische, ökologische und Forschungsprojekt NEMo („Nachhaltige führen zu mehr Pkw-Verkehr als unter soziale Probleme. Wie erreiche ich Arbeits- Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen im Umweltgesichtspunkten verträglich. Die und Ausbildungsplatz, Schule, Ärzt*innen ländlichen Raum“). Das Motto: „Mobilität. Kosten für den Pkw sind hoch, gleichzeitig und Freizeiteinrichtungen? Von uns, für uns.“ Ziel war die Entwick- ist er notwendig für soziale Teilhabe. Anzeige 12 I
Infobox NEMo Das Projekt NEMo („Nachhaltige Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen im ländlichen Raum“) hatte zum Ziel, die Mobilität im ländlichen Raum durch die Zusammen- führung vorhandener Transportmittel und sozialer Strukturen in ein nachhaltiges, integratives Mobilitätsangebot zu verbessern. Modellregionen waren der Landkreis Wesermarsch und die Stadt Oldenburg. Partner*innen des Projekts, das von März Kernaufgabe der App ist es, den Koordinationsauf- 2016 bis März 2020 lief, waren acht Lehrstühle der Universitäten Oldenburg, Vechta, wand für die Bildung von Fahrgemeinschaften zu Passau und der TU Braunschweig sowie Kommunen, Kammern, Unternehmen und reduzieren, indem sie die Routenplanung komplett übernimmt und – wenn nötig – noch während der weitere Forschungseinrichtungen. Gefördert wurde NEMo mit gut 1,5 Millionen Euro Fahrt eine Umplanung vornimmt. von der VolkswagenStiftung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissen- schaft und Kultur. Das Ergebnis: die Mobilitätsapp „Fahrkreis“. „Fahrkreis funktioniert wie eine klassische Mobilitätsauskunft, bietet jedoch einige Statement Zusatzfunktionen – insbesondere vermit- „Das NEMo-Projekt hat uns veranlasst, uns noch telt die App Mitfahrgelegenheiten“, intensiver mit den Herausforderungen der Mobilität im erm kreis h arsc Wes : Land beschreibt Jorge Marx Gómez die App. Foto ländlichen Raum zu befassen.“ Seit Anfang des Jahres ist sie für ganz Deutschland verfügbar. Bürger*innen kön- Thomas Brückmann, nen mit der App Mobilitätsanbieter*innen Landrat des Landkreises Wesermarsch werden. Sie können mit ihrem Privat-Pkw an Haltepunkten des öffentlichen Per- Durch die höhere Personenauslastung des gesenkt und die damit verbundenen sonennahverkehrs, die selten bedient wer- privaten Pkws können Versorgungslücken negativen Umweltauswirkungen reduziert den, andere Bürger*innen mitnehmen. geschlossen, das Verkehrsaufkommen werden. Anzeige Seit 20 Jahren führender und innovativer Partner für die Energiewende Die BTC Business Technology Consulting AG gestaltet seit 20 Jahren das Energiesystem der Zukunft aktiv mit und setzt dabei auf das starke Partnernetzwerk in der Region Als Experten für Digitalisierung engagieren wir uns kontinuierlich in Forschungsprojekten zur Energie- ZHQGHGDPLWXQVHUH.XQGHQVWHWVYRPQHXHVWHQ6WDQGGHU7HFKQLNSUR¿WLHUHQN|QQHQ 'HQQIUXQVLVWGHU(UIROJXQVHUHU.XQGHQ0LVVLRQ6RHUP|JOLFKHQZLU(QHUJLHGLHQVWOHLVWHUQPLW XQVHUHUFORXGEDVLHUWHQ/|VXQJIUGHQZHWWEHZHUEOLFKHQ0HVVVWHOOHQEHWULHEGLH(UVFKOLHXQJ QHXHU.XQGHQVHJPHQWHPLWKLOIHVPDUWHU6HUYLFHV'DQNXQVHUHU9LUWXHOOHQ.UDIWZHUNHJHOLQJW XQVHUHQ.XQGHQGLHUHQWDEOH9HUPDUNWXQJHLJHQHU(QHUJLHUHVVRXUFHQDXFKLPKDUWHQ:HWWEHZHUE 8QGJHPHLQVDPPLW.RPPXQHQ4XDUWLHUVHQWZLFNOHUQXQG:RKQXQJVZLUWVFKDIWHQWZLFNHOQZLUGLH GLJLWDOHQ(QHUJLHVHUYLFHVGHUQlFKVWHQ*HQHUDWLRQ .XU]XP:LUVLQG,KU3DUWQHUIUGLJLWDOH,QQRYDWLRQLQGHU(QHUJLHZLUWVFKDIW Sprechen Sie uns gerne an! ZZZEWFDJFRP Energiewende im Nordwesten I 13
KLARTEXT: Wie kann die Windkraft wieder WINDENERGIE zum Motor der Energiewende werden? D ie Windkraft als Energielieferant ist BVG 2018 fest, dass Windenergieanlagen zu einem gesellschaftlichen Kon- seit 20 Jahren „regelmäßiger Bestandteil fliktthema geworden. Ihr Ausbau unserer Kulturlandschaft“ sind und wind- kommt kaum mehr voran. Aber kraftsensible Arten einem Grundrisiko ohne Windkraft keine Energiewende in in einer solchen Kulturlandschaft immer Deutschland. Daher braucht es eine ausgesetzt seien. Das BVerwG nennt das stärkere Diskussion über Akzeptanz und Tötungsrisiko „sozialadäquat“; es sei „dem Bürgerbeteiligung. Darin waren sich die allgemeinen Lebensrisiko zuzurechnen“. Teilnehmer*innen der zweiten Web- De Witt fordert zum einen, dass diese Diskussion der Reihe OLEC dialog „KLAR- Urteile inhaltlich in die Windenergieerlasse TEXT!“ zum Thema Windenergie einig. einfließen, um damit Genehmigungsver- fahren zu beschleunigen, und zum ande- „Niedersachsen sollte bei der notwen- ren eine Abstimmung zwischen unteren digen Novellierung seines Windenergie- Naturschutzbehörden und Gesetzgebung erlasses der Windkraft einen kräftigen auf die reelle Situation. Impuls geben, der bundesweit wirkt. Denn Niedersachsen hat bei der Wind- Sektorkopplung für H2-Strategie kraft die Schlüsselposition“, fordert Ubbo de Witt, Geschäftsführer der Oldenburger Schnellere Genehmigungsverfahren waren Projekt-Firmengruppe und Mitglied im dann auch – neben dem Repowering und OLEC-Vorstand. Sein Ansatz: Flächenziele der Wasserstoffstrategie – die wichtigsten müssen verbindlich festgelegt und in das Themen in der anschließenden Diskus- Landesraumordnungsprogramm über- sion. Marie Kollenrott, stellvertretende nommen werden. Geschäftsführerin des Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen- Ein wichtiges Thema für ihn: das Repo- Bremen (LEE), beklagte, dass Umweltver- wering, der Austausch älterer Windkraft- bände oft wegen eines einzelnen Tieres Maecenas nec odio et ante tincidunt anlagen gegen neuere. Dies werde oft klagten, um den Bau von Anlagen zu tempus. Donec vitae sapien ut libero venenatis faucibus. durch Ausschreibebeschränkungen in verhindern. Aus ihrer Sicht sollte nicht der Netzausgebieten verhindert. Außerdem Individualschutz im Vordergrund stehen, fordert de Witt eine finanzielle Anschluss- sondern der Populationsschutz. Mehrere förderung für Altanlagen, wenn diese nach Diskussionsteilnehmer*innen beklagten dem EEG aus der Förderung fallen. „Bei die unterschiedliche Genehmigungspraxis auf das hierfür notwendige Volumen an vielen ist technisch ein Weiterbetrieb in den Kommunen und teilweise feh- Erneuerbarer Energie hin. Ein weiterer möglich.“ Dieses Potenzial an grünem lende Sachkenntnis in den Verwaltungen. Ausbau und damit verbunden praktikable Strom werde vor allem auch für die Kollenrott möchte mehr Schulungen und Lösungen für ein Repowering der Wind- Zukunftstechnologie Wasserstoff dringend Weiterbildung des Verwaltungspersonals; energie an Land seien Voraussetzung, benötigt. Johann Saathoff, Mitglied des deutschen damit die Wasserstofftechnologie ihre Rolle Bundestages (SPD) aus Pewsum, wünscht als zentraler Baustein der Energiewen- Eine große Aufgabe für den Gesetzgeber sich in allen Landkreisen eine vergleich- de einnehmen kann. Für Stephan Barth, ist für de Witt die Vereinbarkeit von Ener- bare Personalsituation. Geschäftsführer des Oldenburger Forwind- giewende und Artenschutz. Grundsätz- Zentrums für Windenergieforschung, muss liche Urteile hierzu gebe es vom Bundes- Zur Wasserstoffstrategie wies Felix Reh- mehr in Windenergiesystemen gedacht verfassungsgericht (BVG) und Bundesver- wald, Unternehmenssprecher des Auricher werden, „wenn Niedersachsen Wasserstoff- waltungsgericht (BVerwG). So stellte das Windenergieanlagenherstellers ENERCON, land Nr. 1 werden will.“ 14 I
Graphic Recording: Tanja Föhr Zum Thema Repowering und Weiterförde- gen. Zur Genehmigung von Repowering- Wir brauchen die rung älterer Anlagen waren sich nicht alle Vorhaben erklärte Kollenrott: „Die Stand- Windenergie, und zwar dort, Teilnehmer*innen einig. Der Förderzeit- orte sind doch schon akzeptiert, und wir wo der Wind weht – raum sei mit 20 Jahren im EEG nun einmal brauchen das Repowering.“ Auch wenn im Norden! festgelegt, so Saathoff und sprach sich sich laut Umfragen ein Großteil der deut- angesichts der Kosten gegen eine Weiter- schen Bevölkerung eine Energiewende förderung aus. De Witt entgegnete, dass wünscht, so sind vor Ort doch häufig Erneuerbare Energien trotz Förderumlage Akzeptanzproblematiken vorhanden, weiß kostengünstiger seien, wenn man endlich de Witt. Diesen müsse auch den Nachhaltigkeitseffekt berücksich- begegnet werden, insbe- tige. Auch Gerrit Schmidt von der NORD/ sondere durch regionale Die Veranstaltungsdokumentation LB sieht Chancen für Geschäftsmodelle Wertschöpfung und Parti- finden Sie hier: im Zuge der Nachnutzung von Altanla- zipation. Energiewende im Nordwesten I 15
enera: PROJEKTPORTRÄT Ein intelligentes Energiesystem schaffen Mit der enera-App weiß man zu jeder Zeit, ob und wie viel Strom man verbraucht. So haben Strom- fresser keine Chance. Auf diese Weise behält man sein Zuhause auch von unterwegs stets im Blick. Fotos: EWE AG F ür Energieexpert*innen ist klar: Geschaffen wird ein intelligentes Energie- und damit der Strompreis niedrig ist, Wenn man die Energiewende auf system, das den Strom automatisch dort- und ein solides Fundament stellen will, hin steuert, wo er gebraucht wird. Dazu – Stromspeicher als zusätzliche Flexibi- ist Ostfriesland das ideale Demons- gehören: litätsoption zur Zwischenspeicherung trationsfeld für ein zukünftiges Erneuer- von Windenergie. bares Energiesystem. Hier weht der Wind, – intelligente Stromzähler in Haushalten >>> hier scheint die Sonne, hier gibt es viel und Betrieben, Biomasse. „Mit dem Projekt enera wollen – intelligente Trafos, die automatisch wir die Akteur*innen besser miteinan- Schwankungen (z. B. durch Solaran- der verbinden, ein Wertschöpfungsnetz- lagen) im Ortsnetz ausgleichen, werk schaffen aus neuen und klassischen – Vollumrichter für Windkraftanlagen, die Infobox enera Akteur*innen der Energiewirtschaft“, die Spannung im Netz stabil halten, Das Projekt enera testet in einer beschreibt Projektleiter Ulf Brommelmeier – Steuertechnik für große, flexible Modellregion mit etwa 390 000 von der Oldenburger EWE AG – eine der Verbraucher wie Industriebetriebe, Einwohner*innen, den Landkreisen 35 Projektpartner*innen und Projektkoor- die ihre Produktion dann steigern kön- Aurich, Friesland, Wittmund (ohne dinatorin – das Ziel. nen, wenn viel Ökostrom vorhanden Ostfriesische Inseln) sowie in der Stadt Emden, wie sich Stromnetze und -märkte, Speicher-, Kommunikations- und Verbrauchstechnologien mithilfe Statement digitaler Technologien intelligent kom- „enera zeigt auf vielfältige Weise, dass IT binieren lassen. In dieser Region wird nicht nur Daten und Algorithmen zum sehr viel Erneuerbare Energie erzeugt. Betrieb des Energiesystems rund um die Das Projekt, an dem 35 Partner*innen Uhr und hochzuverlässig bereitstellt, beteiligt sind, läuft seit 2017 bis Ende G CA : BT sondern auch Daten für die effiziente 2020. Investiert werden von den Foto und klimaschonende Verwendung von Projektpartner*innen rund 200 Millio- Dr. Jörg Ritter, Vorstandsvorsitzender Energie für jedermann sicher zur nen Euro, wovon etwa 62 Millionen der BTC AG Verfügung stellt und nutzbar macht.“ Euro öffentliche Fördermittel sind. 16 I
Beim enera-Roadtrip haben zwei enera-Kollegen die gesamte Region mit dem e-Lastenrad besucht um dabei mit den Menschen in der Region über das Projekt zu sprechen. Anzeige Ihr Partner für den Klimaschutz Wir setzen klaren Kurs auf Klimaneutralität Die wichtige Aufgabe eines grundlegenden Transformationsprozesses der Energiewende erfordert Wissen, Stärke und vor allem eine souveräne Kommunikationsstrategie. Unser Team versteht die Prozesse und bietet smarte Beratungslösungen für Ihre Wind-, Solar-, Biomasse- und Nahwärmenetzprojekte sowie Klimaschutzkonzepte. Wir stehen für %¾UJHUQ¦KH1DFKKDOWLJNHLWXQGɋ.OLPDVFKXW] Treurat + Partner Unternehmensberatungsgesellschaft mbH t. 04 31.59 36-360 | info@treurat-partner.de | treurat-partner.de Energiewende im Nordwesten I 17
Foto: EWE PROJEKTPORTRÄT >>> Kern des enera-Flexmarkts ist eine Börsenplattform für dezentrale Energieverbraucher und -erzeuger. Wir liefern hier im Nord- Grafik: EWE AG westen die Blaupause für den nächsten großen >>> Schritt der Energiewende. enera entwickelt und erprobt zudem neue smarte Prozesse, Dienste und Produkte, EPEX SPOT; für Kund*innen individuelle enera demonstriert, wie die Infrastruk- um die wirtschaftlichen Potenziale der Tarife, um mit der Energiewende Geld tur des Energiesystems so verbessert Energiewende zu heben: für Expert*innen zu verdienen, etwa wenn sie bei hohem werden kann, dass sie trotz der neu- einen Marktplatz für regionale Energie- Windaufkommen ihr Elektroauto laden en Anforderungen und der Vielfalt der produkte und -dienstleistungen in Koope- oder digitale Angebote wie Apps nutzen, eingesetzten Technologien eine hohe ration mit der europäischen Strombörse die interaktiv helfen, Energie zu sparen. Widerstandsfähigkeit erreicht. Anzeige Gute Aussichten! Unsere Inspektionsstelle sucht Verstärkung. Zum Stellenangebot: Bei uns ist Ihre Windenergieanlage in den besten Händen! 20 Jahre Technische Akkreditierte Deutsche WindGuard Betriebsführung Inspektionsstelle Das EEG wird 20, und Optimale Überwachung Alle technischen Prüfungen Deutsche WindGuard GmbH wir sind seit Tag 1 dabei. Ihrer Anlage – 24/7/365. Ihrer Anlage in bester Qualität. Oldenburger Straße 65 Gestalten Sie mit uns Für geringe Ausfallzeiten, Damit Sie jederzeit auf 26316 Varel die Energieversorgung lange Laufzeiten und der sicheren Seite sind. 04451 9515 0 der Zukunft! maximalen Ertrag. info@windguard.de Entdecken Sie das ZERTIFIZIERUNG VERMESSUNG WINDKANALZENTRUM ganze Universum! CONSULTING ABNAHMEN & OFFSHORE windguard.de STANDORTANALYSEN BETRIEBSFÜHRUNG 18 I
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KLARTEXT: Ist Biogas der BIOGAS vielfältige Hidden Champion der Energiewende? B iogas hat einen wesentlichen Vorteil einer Umfrage halten dies auch mehr als gegenüber anderen Erneuerbaren 60 Prozent der Anlagenbetreiber*innen Energien wie Windkraft und Photo- für möglich. Die Treibhausgasemissionen voltaik: Es kann flexibel erzeugt und der Landwirtschaft könnten damit redu- damit als Regelenergie genutzt werden. ziert werden. Aber Biogas ist in der öffentlichen Wahr- nehmung auch mit einer Vermaisung der Ziel sollte sein, Biogas Landschaft verknüpft. Perspektive muss es stärker für den Wärme - daher sein, zum einen das Potenzial von bereich und die Mobilität Biogas noch stärker zu nutzen, zum ande- zu nutzen. ren gleichzeitig seine gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen. Hierin waren sich die Teilnehmer*innen der dritten Web- Das Umweltbundesamt empfiehlt eine Diskussion der Reihe OLEC dialog „KLAR- höhere Vergütung für die Gülleverstro- TEXT!“ zum Thema Biogas einig. mung, eine Verringerung des Bonus für nachwachsende Rohstoffe vor allem in Katja Hofmeister vom Umweltbundesamt viehreichen Regionen und die stärkere stellte die Bedeutung von Biogas für die Förderung von Biomethan als Kraftstoff. Energiewende in Deutschland dar. Derzeit liefern gut 9500 Anlagen rund 32 Terra- Biogasstrom langfristig wichtig wattstunden (TWh) Strom und 16,7 TWh Wärme pro Jahr – alle drei Werte stagnie- Professorin Sandra Rosenberger stellte das ren aber seit einiger Zeit. Biogas erreicht Projekt „Regionalperspektive Biogas“ der hiermit einen Anteil von 13 Prozent an Hochschule Osnabrück vor. Der Landkreis der Erneuerbaren Stromproduktion und Osnabrück ist mit einer großen Anzahl neun Prozent an der Erneuerbaren Wär- von Biogasanlagen auf deren Strom- meproduktion. Schwerpunkt der Biogas- erzeugung angewiesen und fürchtet eine anlagenstandorte sind das nordwestliche massive Lücke, wenn Altanlagen dem- Niedersachsen und Süddeutschland. nächst aus der EEG-Förderung rausfallen Da Mais nach wie vor der wesentliche und nicht ersetzt werden. Rosenbergers Input für Biogasanlagen ist, beansprucht Projekt soll Möglichkeiten aufzeigen, er 13,2 Prozent der landwirtschaftlich diese Anlagen auch zukünftig wirtschaft- genutzten Ackerfläche. Für Hofmeister ist lich zu betreiben. Ziel sei es, Geschäfts- und den Mobilitätssektor zu nutzen. damit „physisch eine Grenze erreicht“. modelle zu entwickeln, die Akteur*innen Problem, so Fischer: „Es gibt keine klaren hierfür zu finden und zusammenzubrin- Signale der Politik, wo die Reise hinge- Da der Nordwesten auch eine Hochburg gen sowie Handlungsempfehlungen zu hen soll.“ Dies zeige auch die aktuelle der Tierproduktion ist, fallen hier große geben. EEG-Novelle für 2021. Fischer fragte in Mengen an Gülle an, die aber bisher nur harter Deutlichkeit: „Welche Ahnungslosen unterdurchschnittlich für die Biogasan- Solche Zukunftsmodelle mit vielen neu- schreiben denn da Gesetze?“ lagen genutzt werden. Hofmeister plä- en Ideen habe die Branche bereits in der dierte für eine Umstellung und Konzentra- Tasche, sagte Jörg Fischer, Vorstand der Für Sandra Rostek, Leiterin des Berliner tion der „Fütterung“ der Biogasanlagen EnviTec Biogas AG aus Lohne. Ein Ziel sollte Büros des Fachverbandes Biogas e. V., ist mit Gülle, Rest- und Abfallstoffen. Nach sein, Biogas stärker für den Wärmebereich Biogas nicht nur derzeit eine wichtige 20 I
Graphic Recording: Tanja Föhr Die Veranstaltungsdokumentation Erneuerbare Energie, „wir brauchen sie gemeinsamen Puzzles sein. finden Sie hier: nicht nur kurzfristig, sondern auch lang- Für Rostek ist klar: Ohne fristig“. Während Strom aus Wind und Biogas sind die Klimaziele Sonne quantitativ wichtig sei, sei es Bio- für 2030 nicht zu erreichen. technischen Möglichkeiten, etwa die gasstrom qualitativ. Die Biogastechnologie Verwendung von Überschussstrom aus sei äußerst flexibel. Notwendig seien den Immer wieder wurde in der Diskussion Windkraft- und Photovoltaikanlagen zur regionalen Gegebenheiten angepasste darauf hingewiesen, dass gesellschaft- Gasaufbereitung, müssten besser kom- Anlagen: hier Anlagen für Gülle, dort für liche Akzeptanz der Schlüssel aller Ener- muniziert werden, ebenso wie die flexible Mais; hier Anlagen, die Strom produzie- gietechnologien ist. Bürger*innen sollten Regelbarkeit von Biogasanlagen. Biogas ren, dort Anlagen zur Wärmeproduktion. teilhaben können, etwa durch ein bio- sei eben „viel mehr als Mais und eine tolle Alle Bausteine müssten Teile eines großen, gasgestütztes Wärmenetz. Die vielfältigen Technologie“, so Prof. Rosenberger. Energiewende im Nordwesten I 21
Power to Flex: PROJEKTPORTRÄT Wege der Ener- giespeicherung Das Projekt Power to Flex will Lösungen bieten und S onne und Wind erzeugen mal Grafik: Power to Flex realisiert innovative Pilot- zu viel und mal zu wenig Strom. projekte für die Speiche- Angebot und Nachfrage lassen rung nachhaltig erzeugter Energien. sich dadurch schwer in Einklang bringen. Im Rahmen des grenzüberschrei- tenden deutsch-niederländischen Projekts väter“ des Projekts. Entwickelt wurden den kann. Außerdem wurde ermittelt, Power to Flex haben Partner*innen aus Versuchsanlagen in drei Bereichen: Einzel- inwieweit es sich für Entwickler*innen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung haushalte, Mobilität sowie Unternehmen und Produzent*innen technisch und wirt- Lösungen und innovative Pilotprojekte und Wohnblocks. schaftlich rechnet, solche Anlagen auf den für die Speicherung nachhaltig erzeugter Markt zu bringen. Energien realisiert. „Mit Power to Flex Im Pilotprojekt Einzelhandel ging es wollten wir außerdem die vielen kleinen um Lösungen, mit denen das schwan- Im Pilotprojekt Mobilität wurde eine Inseln miteinander verbinden und Organi- kende Angebot an Strom aus Sonne und kleine Wasserstoff-Tankanlage entwickelt, sationen die Möglichkeit zum intensiven Wind in Akkus, einem Wasserstoffsystem die Wasserstoff aus nachhaltig erzeugtem Wissenschaftsaustausch bieten“, ergänzt und in Form von Wärme, kombiniert mit Strom gewinnt. Die Tankanlage sollte Léon van Nisselroy, einer der „Gründungs- einer Wärmepumpe, gespeichert wer- außerdem zum Ausgleich des Strom- Anzeige broetje.de Passt! Immer! Einzigartig, sicher und einfach installiert. Die leisen BLW Mono-Wärmepumpen von BRÖTJE ermöglichen durch ihre Monoblock-Bauweise eine schnelle und einfache Installation – auch ohne Kälteschein. Verschiedene Ausführungen, wie z. B. bei der BLW Mono-P der integrierte 40-l-Trennpuffer oder bei der BLW Mono-K der A++ integrierte 180-l-Trinkwasserspeicher sorgen dabei für höchsten Komfort. Zudem können die neuen Mono-Wärmepumpen durch eine integrierte Hybridfunktion mit anderen Wärmeerzeugern kombiniert werden. Dank der intelligenten Regelung können Sie zwischen einer besonders ökologischen und wirtschaftlichen Betriebsweise wählen. Bei BRÖTJE nennen wir das: Einfach näher dran. 22 I
Statement „Power to Flex ist ein gutes Beispiel für praktische niederländisch-deutsche Zusammenarbeit. Der at : priv Austausch mit den Partner*innen aus den Provinzen Foto Groningen und Drenthe war anregend und hilfreich. Klaus Stolzenburg, Mitinhaber des Wir erwarten, dass wir mit den Ergebnissen aus dem Ingenieurbüros PLANET Projekt neue Kund*innen gewinnen können.“ Infobox netzes beitragen. Auch hier wurden tech- viele Projekte zur Marktreife nische und wirtschaftliche Machbarkeiten gebracht werden konnten. Sein Power to Flex untersucht. Ausblick: „Es gibt viele Chancen Power to Flex ist ein Kooperations- und Kompetenzen in der Regi- projekt im Förderprogramm INTERREG Im Pilotprojekt Unternehmen und on. Toll, dass wir auf der Grund- VA Deutschland-Nederland, in dessen Wohnblocks wurde die Kombination lage vorhandener Technologien Rahmen 18 Unternehmen, Forschungs- von Speicherkomponenten (Akku-, Was- gemeinsam neue Lösungen fin- einrichtungen und Behörden aus dem serstoff- und Wärmespeicherung sowie den können.“ Und Klaus Fricke, Norden der Niederlande und Nord- Wärmepumpe) untersucht. Zu diesem Technikexperte vom Projekt- westdeutschlands im Förderzeitraum Projektteil gehörte weiterhin die Entwick- partner 3N aus Werlte (Ems- April 2016 bis April 2020 Versuchsan- lung einer kleinen Gäranlage für Küchen- land), ist sich sogar sicher: „In lagen für die Speicherung Erneuer- abfälle. zehn Jahren wissen wir nicht barer Energien entwickelt haben. mehr, warum wir überhaupt Vorrangig ging es um Anwendungen „Gründungsvater“ Johannes Boshuizen einmal auf fossile Energien für die Speicherung von Energie nahe von der Provinz Groningen freut sich, dass gesetzt haben.“ der Quelle in kleinen Einheiten. Anzeige Energiewende im Nordwesten I 23
KLARTEXT: Wie wird der AKZEPTANZ EE-Ausbau gemeinsam mit Bürger*innen und Kommunen zum Erfolg? F ast 90 Prozent der Deutschen be- und vor allem als Vorbild.“ Kommunen fürworten eine stärkere Nutzung müssten zu Gestalterinnen und Modera- Erneuerbarer Energien; zwei Drittel torinnen der Energiewende werden. Sie halten den Ausbau für „sehr“ oder können vielfältig handeln, etwa durch die „außerordentlich wichtig“, so eine Um- Verschärfung von Vorgaben im Energieef- frage. Aber bitte nicht vor meiner Haustür! fizienzbereich, durch Förderprogramme, Erneuerbare Energien scheinen ein lokales durch Kommunikation sowie Informations- Akzeptanzproblem zu haben. Hieran muss und Beratungsangebote und nicht zuletzt gearbeitet werden, um den weiteren Aus- durch die Selbstverpflichtung zur Nutzung bau nicht zu gefährden, so die überein- von Erneuerbaren Energien in bereits er- stimmende Meinung der Teilnehmer der richteten Gebäuden. vierten Web-Diskussion der Reihe OLEC dialog „KLARTEXT!“ zum Thema Akzeptanz Viele Perspektiven einbeziehen der Erneuerbaren Energien. Als Erfolgsmodell sieht Ralf-Peter Janik Für Ilka Müller, Projektmanagerin der Agen- vom Genossenschaftsverband Weser-Ems tur für Erneuerbare Energien, gibt es fünf genossenschaftlich organisierte Erneu- entscheidende Akzeptanzfaktoren: die erbare-Energie-Projekte mit Beteiligung wirtschaftlichen Aus- von Bürger*innen wirkungen, die Ein- Die Bedeutung Erneuer- und Kommunen. In- stellung zur Energie- barer Energien für den zwischen gebe es wende, das Vertrauen Klimaschutz muss besser bundesweit rund in Akteur*innen, die kommuniziert werden. 850 Energiegenossen- Belastung für Natur schaften, davon gut und Mensch sowie soziale Normen. Eine 70 in der Weser-Ems-Region. Spätestens finanzielle Beteiligung der Bürger*innen 2017 allerdings ging der Boom zu Ende – an Erneuerbare-Energie-Projekten sieht mit dem Systemwechsel vom Modell der Müller zwiespältig: Sie können die Einspeisevergütung hin zum Ausschrei- um miteinander zu diskutieren. „So kom- Akzeptanz erhöhen; sie können aber auch bungsverfahren. „Die zunehmende Kom- men viele Perspektiven in die Diskussion.“ als Bestechung und/oder nachträgliche plexität und der zum Teil undurchsichtige Außerdem spricht sich Schmidt dafür aus, Legitimation wahrgenommen werden und rechtliche Rahmen schreckt viele Investi- die Digitalisierung stärker zu nutzen, etwa wären dann „nicht zielführend“. tionswillige ab“, bedauert Janik. bei Planungsprozessen. Vor allem junge Zielgruppen könnten damit besser erreicht Eine Schlüsselrolle beim Ausbau der Für Anne Schmidt von der Agentur für und einbezogen werden. Erneuerbaren Energien misst Müller den Kommunikation RAIKESCHWERTNER steht Kommunen zu. „Sie können vielseitig han- die Bürgerbeteiligung erst an zweiter Die Nutzung sozialer Medien zur Anspra- deln: als Planerinnen und Initiatorinnen, als Stelle. „Zunächst muss Vertrauen in die che neuer Zielgruppen unterstützt auch Energieversorgerinnen, als Planungs- und Unternehmen geschaffen werden.“ Und Marius Strecker vom Netzbetreiber TenneT Genehmigungsinstanzen, als Immobilien- zwar bei allen Schichten der Bevölke- TSO. Ein Lob gibt es von ihm für die und Grundstückseigentümerinnen, als rung. Zufällig ausgewählte Bürger*innen Aktivist*innen von Fridays for Future, die Energieeinkäuferinnen, als Beraterinnen sollten an einen Tisch gebracht werden, mit ihren Aktionen die Politik unter Druck 24 I
Graphic Recording: Tanja Föhr setzten. Auch für Strecker sind Vertrauens- zess‘ wahrgenommen.“ Scheele sieht die besser kommuniziert werden muss. Aber aufbau, Transparenz und Bürgerbeteili- Probleme nicht nur bei den Erzeugungs- auch, dass Gewinne und Belastungen von gung wichtig. Letztere möglichst früh, anlagen, sondern auch bei den Stromnet- Maßnahmen gerechter verteilt werden wenn regionale Planungsprozesse begin- zen und den Speichern. „Das sind Eingriffe müssen, „damit die laute Minderheit nicht nen und „nicht erst, wenn Projekte bereits in Natur und Landschaft und die Lebens- noch stärker ins Zentrum rückt, denn die genehmigt sind und im Grunde niemand umgebung von Menschen.“ Dabei gebe es schweigende Mehrheit ist größer“, wie es mehr wirklich eingreifen kann“. vor Ort immer größere Flächennutzungs- Ilka Müller formulierte. konflikte bis hin zu Enteignungen. Fehlende Transparenz ist auch für Prof. Dr. Ulrich Scheele von der ARSU in Oldenburg Einig waren sich die und OLEC-Vorstandsmitglied ein großes Teilnehmer*innen darin, Problem. „Verfahrensabläufe werden dass die Bedeutung Die Veranstaltungsdokumentation intransparent, finden in Hinterzimmern Erneuerbarer Energien finden Sie hier: statt und Beteiligung wird als ,Abnickpro- für den Klimaschutz Energiewende im Nordwesten I 25
PROJEKTPORTRÄT ENaQ: Energie von und für Nachbarn Skizze: GSG Oldenburg/ Bis Ende 2024 wird Stadt Oldenburg die GSG Oldenburg das vier Hektar große Quartier Helleheide errichten. W ie können sich Quartiere in Zu- Idee: Im Quartier entsteht ein Verbund von Quartier einziehen werden, sollen – als kunft unter veränderten Klima- lokalen Energieerzeuger*innen und -ver- Energieerzeuger*innen und -verbraucher* bedingungen und gewandelter braucher*innen. Überschüssige Energie soll innen – über ein Community-Portal ein- Energieversorgung entwickeln zudem in andere Energieformen umgewan- bezogen werden. Etwa in die Konzeption und wie können und wollen wir in ihnen delt (etwa Wärme) und gespeichert (Wasser- von Anreizmodellen für die Bildung lokaler leben? Antworten hierauf soll das Projekt stoff ) oder direkt bereitgestellt werden. Energiegenossenschaften und Geschäfts- E nergetisches Nachbarschaftsquartier modelle für Dienstleister*innen zum Auf- (ENaQ) Fliegerhorst Oldenburg liefern. Das Grundlage ist die Entwicklung einer bau und Betrieb weiterer energetischer Motto: Energie von Nachbarn für Nachbarn zukunftsfähigen Versorgungsinfrastruktur in Nachbarschaftsquartiere. für ein Wohn- und Gewerbegebiet. „Unser dem vier Hektar großen Viertel Helleheide Ziel ist es, den Energieverbrauch so zu im neuen Oldenburger Stadtteil auf dem Labor für Smart-City-Technologien gestalten, dass viel von der im Viertel selbst ehemaligen Fliegerhorst-Gelände. „50 Pro- erzeugten Energie auch im Quartier bleibt“, zent der nutzbaren Dachflächen der Und noch etwas wird für Helleheide ent- erklärt Projektleiter Sven Rosinger vom 110 Wohneinheiten müssen für Aufbauten wickelt: ein Reallabor. In diesem „leben- Oldenburger Informatik-Institut OFFIS. Die wie Photovoltaik- oder Solarthermieanla- den“ Labor sollen für und mit den gen vorgehalten, der Rest muss begrünt Bewohner*innen neue Smart-City-Tech- werden“, so Rosinger. Auch Gebäude- nologien entstehen, neben dem Energie- fassaden dürfen und sollen explizit für die bereich etwa aus den Bereichen Abwasser- Energiegewinnung genutzt werden. Die nutzung, Mobilität oder Smart Health. „Wir rund 300 Bewohner*innen, die in das wollen verschiedene Varianten energe- tischer, sozialer, aber immer marktbezo- Statement gener Konzepte erproben und die Bewoh- n istia ner*innen dabei aktiv einbeziehen“, Ditt ke Chr rich u „Die Neugestaltung des Fliegerhorstes bietet der fasst der OFFIS-Projektleiter die Aufgabe : Ha Foto Stadt Oldenburg die einmalige Gelegenheit, sich als zusammen. Jürgen Krogmann, Vorreiterin für die Entwicklung von Smart-City-Konzep- Oberbürgermeister von Oldenburg ten in Deutschland und Europa zu positionieren.“ Wir hoffen, mit diesem Projekt Menschen begeistern zu können, Infobox ENaQ neue Technologien Das Projekt Energetisches Nachbarschaftsquartier (ENaQ) Fliegerhorst Oldenburg auszuprobieren und ein Teil läuft seit Anfang 2018 noch bis Ende 2022. Es wird vom Bundesministerium für Wirt- eines neuen Ganzen schaft und Energie sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit zu sein. maximal 18 Millionen Euro gefördert. Entwickelt wird von 21 Partner*innen aus Industrie, Forschung, Verwaltung, Wohnungsbau und Multiplikator*innen ein klimafreundliches und zukunftsweisendes Energiekonzept für das Viertel Helleheide auf dem ehemaligen Fliegerhorst. Mehr Infos auf der Quartierswebsite: 26 I
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