KLAR! KLIMAWANDELANPASSUNG: CHANCEN ERKENNEN UND NUTZEN - Klima- und ...
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KLAR! KLIMAWANDELANPASSUNG: CHANCEN ERKENNEN UND NUTZEN MISSION ZUKUNFT So beeinflusst die Klimakrise schon jetzt Österreich Seite 6 KAMPF GEGEN DEN KLIMAWANDEL! So nutzt auch Ihre Gemeinde das KLAR!-Programm Seite 12 ZUKUNFTSSTORYS So könnte Ihr KLAR!- Projekt aussehen Seite 19 KLAR! ist ein Förderprogramm des Klima- und Energiefonds
INHALT 07 DEFINITION KLIMAWANDELANPASSUNG 03 VORWORT 04 ANPASSUNG ALS ZWEITE SÄULE DER KLIMAPOLITIK 05 Klimaministerin Leonore Gewessler fordert im Interview eine ambitionierte Klimaschutzpolitik und 10 unterstützt eine Investition in die Anpassung. MISSION ZUKUNFT 06 Wie sich das Weltklima auf Österreichs Gemeinden auswirkt und wie die KLAR!- Regionen darauf reagieren. KLAR! IN A NUTSHELL 10 Die KLAR!-Community wächst! KAMPF GEGEN DEN KLIMAWANDEL 12 Wie das KLAR!-Programm teilnehmende Gemeinden 12 dabei unterstützt, die sich eröffnenden Chancen des Klimawandels zu nutzen. WIE MAN KLAR!-MANAGER*IN WIRD... 17 ... und was man dabei wirklich tut. ZUKUNFTSSTORYS 19 on Niederösterreich bis Vorarlberg: So setzten die V KLAR!-Gemeinden ihre Projekte und Ziele rund um die Klimawandelanpassung um. VON DER FORSCHUNG IN DIE WELT 05 30 as österreichische Programm ACRP gilt europa- D weit als einzigartig und erlaubt auch im Rahmen des KLAR!-Programms wissenschaftlich fundierte Klimaentscheidungen. FAQs 34 as Sie noch wissen müssen & W wichtige Kontakte IMPRESSUM Medieninhaber: Klima- und Energiefonds, Leopold-Ungar-Platz 2 / Stiege 1/4.OG / Top 142, 1190 Wien, TEL +43 1 585 03 90, E-MAIL office@klimafonds.gv.at, www.klimafonds.gv.at Für den Inhalt verantwortlich: Klima- und Energiefonds: Zitate und Interviews spiegeln die persönliche Meinung der Befragten wider. Rundungs-, Satz- oder Druckfehler können wir dennoch nicht ausschließen. Konzept, Beratung, Projektmanagement, Produktion: WEKA Industrie Medien GmbH, www.industriemedien.at Redaktion: Mag. Daniela Purer, Klaus Paukovits, Piotr Dobrowolski, Art Director: Nicole Fleck, Grafik & Layout: Sarah Güttinger, Lektorat: Lea Bastien Druck: Bösmüller Print Management GesmbH & Co. KG Bildrechte: Wenn nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte beim Klima- und Energiefonds.
WAS IST KLIMAWANDEL- ANPASSUNG? Anpassung zielt darauf ab, auf bereits erfolgte und zukünftige Klimaänderungen (z. B. Anstieg der Hitzetage) vorausschauend zu reagieren und Maßnahmen zu setzen, um Schäden zu vermeiden und sich ergebende Chancen zu nutzen. Aus dem KLAR! fachlichen Informationspaket 2020, Seite 4
Foto: Daniel J. Schwarz | unsplash VORWORT KLAR! – WIE SICH gen zu erkennen sowie effektive Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Genau hier sind wir für GEMEINDEN AN DIE die Regionen da. Ob vermehrte Trockenheit oder vermehrte Starkniederschläge – Österreichs Regionen sind KLIMAWANDELFOLGEN auf unterschiedliche Weise von den Auswir- kungen des Klimawandels betroffen. Für die ANPASSEN Analyse der Herausforderungen sind wissen- schaftlich fundierte Daten wie zum Beispiel aus D dem „Austrian Climate Research Program“ die er jüngste Weltklimabericht des entscheidende Grundlage. Weltklimarats macht die Bedrohung Wichtig ist aber auch, dass maßgeschneiderte durch den Klimawandel einmal mehr Maßnahmen vor Ort im Dialog mit der Bevöl- deutlich: Seit Beginn der Industria- kerung entschieden werden. Ziel muss es sein, lisierung hat die Durchschnittstem- die Anpassung an die Folgen des Klimawandels peratur weltweit um rund 1,1 °C – in Österreich klug und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. sogar um rund 2 °C – zugenommen. Außerdem So bleiben unsere Regionen zukunftsfit und wir hat sich die Anzahl der Hitzetage hierzulande in sichern die Lebensqualität im ländlichen Raum. den letzten Jahrzehnten verdoppelt. Was früher Im Zuge der Umsetzung ergeben sich außerdem eine sommerliche Rekordtemperatur war, ist große Potenziale für die regionale Wirtschaft. heute bereits Durchschnitt. Gleichzeitig steigt Mit KLAR! begleiten wir einmal mehr den Weg auch die Wahrscheinlichkeit für Extremwet- von der Wissenschaft hin zu Marktchancen terereignisse. Selbst wenn wir es schaffen, die für österreichische Unternehmen.Es freut uns Erderhitzung durch Klimaschutzmaßnahmen sehr, dass sich immer mehr Modellregionen zu bremsen, müssen wir uns auch an die neuen von Vorarlberg bis ins Burgenland erfolgreich Gegebenheiten anpassen. an die Folgen des Klimawandels anpassen und Mit „Klimawandel-Anpassungsmodellregio- Österreich so zum Vorreiter in Sachen Klima- nen“ (KLAR!) hat der Klima- und Energiefonds wandelanpassung machen. bereits 2016 ein Förderprogramm ins Leben ge- rufen, das Regionen dabei unterstützt, sich auf Ihr die Veränderungen des Klimawandels vorzube- reiten. Es geht vor allem darum, die Bedrohun- Klima- und Energiefonds 4 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
Anpassung als zweite Säule der Klimapolitik Frau Klimaministerin Gewessler, die Klimawandelanpassung die zweite Österreich ist immer wieder von extremen gleichwertige Säule der Klimapolitik. Wo Wetterereignissen betroffen: Hitze führt liegen hier Ihre Arbeitsschwerpunkte in den zu starken gesundheitlichen Belastungen, nächsten Jahren? Spätfrost schädigt regelmäßig die Ernte, GEWESSLER: Die Extremwetterereignisse, Starkregen überflutet ganze Dörfer. Mit aber auch die langfristig erkennbaren welchen Auswirkungen der Klimakrise Veränderungen – ich denke hier etwa an müssen wir uns in Österreich künftig schneearme Winter, austrocknende Seen, auseinandersetzen? kaputte Ernten und Trockenschäden in LEONORE GEWESSLER: Es sind genau Wäldern – machen deutlich: Für uns steht diese Extremwetterereignisse, auf die wir durch die Klimakrise viel auf dem Spiel. Wir uns vorbereiten müssen. Österreich ist als müssen jetzt in die Anpassung investieren KLIMA- Foto: Cajetan Perwein Alpenregion besonders betroffen. Wenn wir und gleichzeitig auch den Weg für eine gute weitermachen wie bisher, wird die Klimakrise und klimafreundliche Zukunft konsequent MINISTERIN für verwüstete Landstriche, massive ebnen – für uns und die kommenden LEONORE Ernteausfälle und verheerende Hochwässer Generationen. Es braucht Forschung GEWESSLER sorgen und viele unserer Lebensgrundlagen und Innovation zur Standortsicherung, zerstören. Es ist also ganz klar: Wir müssen regionale Anpassung an den Klimawandel, UNTERSTÜTZT jetzt handeln, es braucht ambitionierte mutige Maßnahmen im Verkehr, weniger ANGESICHTS DER Klimaschutzpolitik. Bodenverbrauch und die erneuerbaren BEREITS JETZT Gibt es hierzu Schätzungen, was das Energien müssen rasch ausgerollt werden. Österreich in den nächsten Jahren kosten Das Förderprogramm KLAR! ist Vorreiter LANGFRISTIG wird? Und in welchen Bereichen man in Europa und unterstützt österreichische ERKENNBAREN ansetzen kann, um potenzielle Schäden Regionen dabei, sich an die Folgen VERÄNDERUNGEN bereits im Vorfeld zu minimieren? der Klimakrise anzupassen und die GEWESSLER: Bereits jetzt entstehen Lebensqualität im ländlichen Raum DURCH EXTREM- volkswirtschaftliche Kosten durch die Folgen abzusichern. Welche Chancen ergeben sich WETTEREREIG- der Klimakrise in Höhe von 15 Milliarden pro aus der Anpassung an den Klimawandel? NISSE DIE Jahr. Wir haben hier also eine Aufholjagd im GEWESSLER: Die Gemeinden in Österreich Klimaschutz vor uns. Denn leider wurde in sind wichtige Verbündete für mehr GEMEINDEN BEI den vergangenen Jahrzehnten zu wenig getan. Klimawandelanpassung und Klimaschutz. DER ANPASSUNG. Das ändern wir jetzt. Denn es ist in jedem Fall Etwa bei der Flächenwidmung, der besser, jetzt in Klimaschutz zu investieren, Wasserversorgung oder im Hilfs- und als in einigen Jahren dann mit den steigenden Rettungswesen ist es enorm wichtig für Folgekosten konfrontiert zu sein. Deshalb Gemeinden und schlussendlich für uns treiben wir den Ausbau erneuerbarer alle, auf die Veränderungen, die uns durch Energien massiv voran, forcieren den die Klimakrise in Zukunft erwarten, auch öffentlichen Verkehr und schaffen den entsprechend zu reagieren. Denn es sind die gesetzlichen Rahmen für mehr Klimaschutz Entscheidungen und Investitionen, die heute in unserem Land. Gleichzeitig bereiten getroffen werden, die den entscheidenden wir Österreich auf die unvermeidbaren Unterschied für morgen und eine gute Folgen der Klimakrise adäquat vor. Mit Zukunft ausmachen. Und ich bin überzeugt, unserer Strategie zur Anpassung gibt es hier dass Österreichs Gemeinden in wenigen einen guten, wissenschaftlich fundierten Jahren zurückschauen werden – und sehen Handlungsrahmen. Die konkrete Umsetzung werden, dass sich ihre mutige Entscheidung, erfolgt dann auf regionaler Ebene in den jetzt in die Klimawandelanpassung zu KLAR!-Regionen. investieren, ausgezahlt hat. Mit KLAR! Neben dem Klimaschutz, der ja auf die begleiten wir Österreichs Regionen auf Reduktion von Emissionen abzielt, ist diesem Weg. K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 5
Mission Zukunft Foto: Alex Azabache | unsplash DIE GLOBALEN KLIMATISCHEN Daten, die Klimaforscher*innen liefern, be- legen, dass es sich dabei um keine Ausreißer UMBRÜCHE FÜHREN IN ÖSTERREICH handelt, sondern um einen dramatischen, SCHON HEUTE ZU EINER GANZEN langfristigen Trend: So wurde es in Öster- REIHE VON DRAMATISCHEN reich, verglichen mit den Jahren 1961–1990, in den nachfolgenden rund dreißig Jahren VERÄNDERUNGEN: ZU HITZETAGEN, um ein bis eineinhalb Grad wärmer. Die Zahl STARKNIEDERSCHLÄGEN UND der Hitzetage, an denen die Temperatur über RÜCKKOPPLUNGSEFFEKTEN. 30 Grad stieg, hat sich verdoppelt. Zugleich hat aber auch die Zahl der Tage mit starkem WIE SICH DAS WELTKLIMA AUF Niederschlag je nach Region um zehn bis ÖSTERREICHS GEMEINDEN dreißig Prozent zugenommen. Gewitter fallen AUSWIRKT UND WIE DIE KLAR!- ebenfalls zunehmend heftiger aus. „Dass Klimawandel durch den Menschen REGIONEN DARAUF REAGIEREN. verursacht ist, zweifelt in der Klimaforschung D niemand mehr an“, sagt Douglas Maraun, er Klimawandel ist da. Um das Associate Professor am Wegener Center für festzustellen, genügt oft schon Klima und Globalen Wandel und einer der der simple Blick aus dem Fenster. Leitautoren des Weltklimaberichts IPCC. Wenn zum Beispiel gerade wieder ein Unwetter über die Straßen WORST-CASE-SZENARIO fegt. Oder wenn die Luft vor extremer Hitze Die gute Nachricht ist allerdings: Eine Anpas- flimmert. sung an diesen Wandel ist möglich. Eigentlich 6 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
sind es sogar zwei gute Nachrichten. Denn eine sehr starke Luftströmung in großer unabhängig von der Anpassung gilt auch: Höhe, wird vom Temperaturunterschied zwi- Selbst wenn viele Klimawandelphänome- schen subtropischer und polarer Luft ange- ne längst da sind, darauf, wie heftig sie in trieben. Wird dieser Temperaturunterschied Zukunft ausfallen werden, können wir immer durch den Klimawandel geringer, könnte sich noch einwirken. auch der Jetstream abschwächen. Diese Pro- gnose gilt unter Klimaforscher*innen zwar Foto: Daniel J. Schwarz | unsplash In Worst-Case-Szenarien, wie sie unlängst als unsicher, trifft sie aber ein, wäre die Folge unter anderem von der Zentralanstalt für davon, dass sowohl Hitzewellen als auch Re- Meteorologie und Geodynamik veröffentlicht genperioden länger andauern. wurden, könnte die Durchschnittstemperatur in Österreich um bis zu fünf Grad gegenüber RÜCKKOPPLUNGSEFFEKTE dem vorindustriellen Zeitalter steigen. Doch Wenn sich aber Hitzeperioden über einen selbst wenn Österreich, was alles andere als längeren Zeitraum hinziehen und das Tempe- sicher ist, die Klimaziele von Paris erreicht raturmittel steigt, verstärken sich schon jetzt und den Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau beschränkt, werden etliche Folgen des Klimawandels unumkehrbar bleiben. Das sehen auch viele Bürgermeister*innen und lokale Verantwortliche. Gemeinden aus den KLAR!-Regionen sind daher längst dabei, Maßnahmen zu entwerfen und zu implemen- tieren, die dieser Tatsache Rechnung tragen, wie zum Beispiel Hitzeanpassungskonzepte. HERAUSFORDERUNG HITZE Gedanken, wie seine Gemeinde mit den zu erwartenden häufigeren Hitzeperioden um- gehen soll, macht sich auch Thomas Schierle, Bürgermeister der Vorarlberger Gemeinde Schwarzach, die Teil der KLAR!-Modellregion „Plan-b im Klimawandel“ ist. Weil man in Schwarzach auch bewusstseins- bildend wirken will, hat die Gemeinde eine Klimaanpassungsmaßnahme kreiert, die auch auf Aufmerksamkeitssteigerung abzielt: „Eines der Projekte, die wir im Rahmen von KLAR! betreiben, ist die Revitalisierung von Trinkbrunnen. Das Projekt hat einerseits einen praktischen Nutzen, weil es in Zukunft noch wichtiger sein wird, auch außerhalb des eigenen Hauses Zugang zu Trinkwasser zu haben. Es hat aber auch eine bewusstseins- bildende Komponente, weil es gut sichtbar ist und so das Thema Klimawandel- und Klima- wandelanpassung in der öffentlichen Wahr- nehmung verankert.“ Was Maßnahmen gegen Hitze besonders dringend macht, ist unter anderem die Be- fürchtung, dass in Zukunft Wetterlagen stabi- ler bleiben werden. Sprich: Hitzeperioden könnten nicht nur stärker werden, sondern auch länger andauern. Der Hintergrund dieser Vermutung: Es gibt Modelle, die davon ausge- hen, dass der Jetstream sich infolge des Kli- mawandels abschwächen wird. Der Jetstream, K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 7
zichtet werden“, sagt Herbert Formayer, Foto: Marcus Ganahl | unsplash Professor am Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkul- tur Wien. Heute sei das noch nicht dringend, das große Problem bestehe aber darin, dass die meisten Wasserversorger gar nicht wissen würden, wie groß ihre Überkapazitäten sei- en und wie lange sie Trockenheitsperioden durchhalten könnten. „Daran wird leider viel zu selten gedacht“, sagt Formayer. „Gemeinden sollten aber über die Leis- tungsfähigkeit ihrer Wasserversorgung Be- scheid wissen. Es ist sicher auch sinnvoll, wenn sie eine gemeinsame Wasserversor- gung in einem Ring aufbauen. Wenn eine Gemeinde dann nicht mehr genug Wasser haben sollte, können andere aushelfen.“ Doch nicht nur Hitze und die damit ver- bundene Gefahr von Trockenheit werden in Zukunft zunehmen. Als ebenso sicher gilt, dass auch Starkniederschläge an Intensität gewinnen. Denn Niederschlagsintensität steigt mit dem Wasserdampfgehalt der Wolke, und dieser nimmt bei höherer Tem- peratur zu – um exakt sieben Prozent pro ein Grad Celsius. „Rechnet man Rückkopp- lungseffekte hinzu, muss man sogar mit bis zu 14 Prozent pro Grad rechnen. Steigt die Temperatur um zwei Grad, bedeutet das also, grob gerechnet, dass Starknie- derschläge um bis zu 30 Prozent intensiver werden können“, erklärt Klimaforscher Maraun. KATASTROPHE IM MINIATURFORMAT Vielerorts sind massive Regenfälle und daraus folgende Überschwemmungen und beobachtbare Rückkopplungseffekte wie etwa Murenabgänge heute schon eine massive DIE KLIMAZIELE jener, dass Hitze Boden austrocknet und die Bedrohung. Das obersteirische Öblarn, Mit- VON PARIS Luft sich über dem ausgetrockneten Boden glied der KLAR!-Zukunftsregion Ennstal, Im Übereinkom- noch stärker erwärmt als über einem nicht ist wie viele andere inneralpine Gemeinden men von Paris ausgetrockneten. So können durch Rück- von dieser Gefahr besonders betroffen. Und haben sich die kopplung aus einer Erwärmung von zwei Grad dennoch, sagt Bürgermeister Franz Zach, Unterzeichner*innen darauf geeinigt, den schnell drei Grad werden. sei jenen, die es nicht selbst erlebt hätten, Temperaturanstieg das Zerstörungspotenzial, das Wasser- und gegenüber dem Die Austrocknung kann aber nicht nur Geröllmassen entwickeln könnten, sehr vorindustriellen Rückkopplungseffekte erzeugen, sondern oft gar nicht bewusst: „Wie schnell und Zeitalter zumindest auch so manche Anpassungsmaßnahme wie dramatisch Unwetterkatastrophen auf deutlich unter zwei Grad zu beschränken, unterlaufen, zum Beispiel Begrünungen, die passieren, das können sich trotz medialer möglichst aber auf 1,5 oft eingesetzt werden, wenn es darum geht, Berichterstattung sehr viele von uns nicht Grad. Ebenfalls Teil Hitzeinseln in Ortskernen zu entschär- vorstellen. Wenn es aber so weit ist, ist es des Abkommens ist fen. „Das funktioniert gut, solange genug zu spät, um Vorkehrungen auf Gemeinde- die Verpflichtung, sich Wasser da ist, um die Begrünungen auch zu ebene oder in privaten Bereichen zu treffen. an die zu erwartenden nachhaltigen Folgen bewässern. Bei einer lang anhaltenden Hit- Das ist der Grund, warum wir in Öblarn eine des Klimawandels zeperiode kann Wasser aber knapp werden. Outdoor-Demo-Anlage für Naturgefahren, anzupassen. Dann muss ab einem bestimmten Moment das Wassererlebnis Öblarn, realisieren.“ auf das Bewässern von Grünflächen ver- Dazu wurden das Ortszentrum mit den 8 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
Foto: privat THOMAS SCHIERLE Bürgermeister der Gemeinde Schwarzach Foto: Rolands Varsbergs | unsplash Foto: privat wichtigsten Gebäuden, der Wildbach im Region Bad Ischl–Ebensee dabei, auf den Walchental mit Schutzbauwerken so- Punkt: „Ich halte es für ganz wichtig, dass FRANZ wie dessen Mündungsbereich in die Enns Entscheidungen über Maßnahmen zur ZACH inklusive Retentionsflächen im Maßstab Klimaanpassung und zum Klimaschutz Bürgermeister 1:25 nachgebaut. Im Zuge von Führungen gemeinsam mit der Bevölkerung getroffen der Gemeinde können am Modell verschiedene Naturge- werden. Diesen Weg wollen wir in Bad Ischl Öblarn fahrenereignisse simuliert werden. Neben gehen und setzen daher auf Workshops Wasser kann auch Geschiebe wie Steine, und viel Information. Die besten Maß- Sand und Baumstämme in das Modell ein- nahmen sind nutzlos, wenn sie von den gebracht werden. „Wer das einmal erlebt, Bürger*innen nicht mitgetragen werden.“ sieht die Dringlichkeit von präventiven Ka- tastrophen- und Selbstschutzmaßnahmen Foto: fotohofer.at mit ganz anderen Augen“, sagt Bürger- meister Zach. KLIMAANPASSUNG ALLE SIND GEFRAGT Anpassung zielt darauf ab, auf bereits erfolgte und zukünftige Klimaänderungen Noch vor etlichen Jahren war das Bewusst- (z. B. Anstieg der Hitzetage) vorausschau- sein, dass Gemeinden selbst aktiv werden end zu reagieren und Maßnahmen zu und sowohl Klimaanpassungs- als auch setzen, um Schäden zu vermeiden und sich ergebende Chancen zu nutzen. INES Klimaschutzmaßnahmen setzen kön- SCHILLER nen, noch relativ gering. Mit dem KLAR!- Bürgermeisterin Programm hat sich das geändert. Früher der Gemeinde selbst Ziel von Informationskampagnen, Bad Ischl sind Bürgermeister*innen heute längst KLIMASCHUTZ Unter Klimaschutz werden alle Maßnahmen selbst wichtige Multiplikator*innen und verstanden, die dazu beitragen, die Erder- Motivator*innen. wärmung zu reduzieren und dadurch das Klima vor weiteren irreversiblen Verände- Wie wichtig das ist, bringt Bürgermeisterin rungen zu schützen. Ines Schiller, mit Bad Ischl in der KLAR!- K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 9
KLAR! Foto: Adobe Stock IN A NUTSHELL Die KLAR!-Community wächst! Ab Frühjahr 2021 arbeiten nun bereits 74 KLAR!-Regionen aus ganz Österreich an der Anpassung an den Klimawandel. Konkret erarbeiten bis Jänner 2022 die 30 neuen KLAR!-Regionen ihre Konzepte zur Klimawandelanpassung. 26 Regionen erhalten in den nächsten zwei Jahren Unterstützung bei der Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen, 18 Regionen in den nächsten drei Jahren bei der Weiterführung der Maßnahmen. KLAR!-REGION BUCKLIGE WELT/ WECHSELLAND Seit mehr als 15 Jahren arbeiten die 32 Ge- meinden der Region Bucklige Welt und des Wechsellandes gemeinsam am Ziel einer nach- KLAR!-MODELLREGION haltigen und möglichst von Energieimporten „PLAN B“ IM KLIMAWANDEL unabhängigen Zukunft. Konkret arbeitet man an Sechs Vorarlberger Gemeinden haben sich zur folgenden Projekten: Vermeidung von Engpäs- KLAR!-Modellregion „plan b“ zusammengefunden. sen in der Trinkwasserversorgung, Minimierung Das gemeindeübergreifende Planen und Gestalten der Gefährdungspotenziale durch Unwetter- z. B. von Mobilitätsinfrastruktur, Erholungsräu- ereignisse, Sicherung der Waldbestände, men, Hochwasserschutzprojekten, Biotopver- Erhaltung der Biodiversität. Die Region erwartet bunden und öffentlichem Grün bietet wirksame sich dabei breite Akzeptanz in der Bevölkerung, Möglichkeiten, mit dem Klimawandel umzuge- denn diese ist ein wichtiger Garant dafür, dass hen. Die Kooperation geht über die kommuna- sich die Bucklige Welt proaktiv und langfristig Alle Fotos: Adobe Stock len Einrichtungen hinaus, denn die begleitende an die bevorstehenden Änderungen durch den Bewusstseinsbildung zielt auf entsprechendes Klimawandel anpassen kann. Verhalten von z. B. Bürger*innen, Unternehmen sowie Gästen ab – hin zu mehr Eigenverantwor- tung, Verständnis und Rückendeckung für erforderliche Maßnahmen. KLAR!-REGION GROSSGLOCKNER / MÖLLTAL-OBERDRAUTAL Durch den klimawandelbedingten Anstieg der Durch- schnittstemperaturen und den damit verbundenen Rückgang des Pasterzengletschers von rund 50 Prozent der Gletscherfläche seit 1848 sowie die generelle Veränderung der Wettersituation ist die Region veranlasst, den negativen Folgen entgegen- zuwirken und neue Maßnahmen zu setzen. Den Start macht ein effektiver Sensibilisierungs- und Aufklä- rungsprozess in der Bevölkerung. Zusätzlich initiieren die Kärntner Gemeinden Maßnahmen zum Naturkata- strophenschutz wie beispielsweise Hochwasser- schutz, Hangstabilisierungen, Schutzwälder, 10 Bannwälder oder Forstmonokulturen in der Land- und Forstwirtschaft sowie imK LTourismus. A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
1.645.000 44 EINWOHNER*INNEN 18 601 REGIONEN IN WEITERFÜHRUNGS- PHASE 26 IN UMSETZUNGS- GEMEINDEN PHASE KLAR! in der Weiterführungsphase KLAR! in der Umsetzungsphase Stand: September 2021 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 11
Kampf gegen den Klimawandel MIT DEM FÖRDER- PROGRAMM KLIMAWANDEL- ANPASSUNGSMODELLREGIONEN (KLAR!) BEKOMMEN GEMEINDEN DIE MÖGLICHKEIT, DIE NEGATIVEN FOLGEN DER KLIMAKRISE ZU MINIMIEREN UND DIE SICH ERÖFFNENDEN CHANCEN ZU NUTZEN. 12 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
W ir müssen der Wandel sein, INGMAR den wir in der Welt zu sehen HÖBARTH wünschen.“ – diese weisen Geschäftsführer Worte stammen von Mahat- des Klima- und ma Gandhi, der heute noch Energiefonds als Symbolfigur des gewaltfreien Widerstan- des gilt. Der „Feind“ ist altbekannt und heute so gefährlich wie nie: der Klimawandel. Wie stark die Erderwärmung bereits in Österreich angekommen ist, belegen die Statistiken der Programmverantwortlicher ist Ingmar Höbarth, Zentralanstalt für Meteorologie und Geody- Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds: namik (ZAMG). Demnach ist es hierzulande „Ziel ist es, Regionen und Gemeinden die seit Beginn der Industrialisierung um rund Möglichkeit zu geben, sich auf den Klimawandel zwei Grad wärmer geworden. Folgt keine vorzubereiten, mittels Anpassungsmaßnahmen Trendumkehr, wird die Erwärmung bis zum dessen negative Folgen zu minimieren und die Jahr 2100 bei mindestens fünf Grad liegen. sich eröffnenden Chancen zu nutzen.“ Jede*r Einzelne ist davon bereits spürbar be- troffen: Die Hitzetage mit mindestens 30 Grad Für interessierte Gemeinden ist es notwendig, erreichten unrühmliche Rekorde von 40 an neben den individuellen Klimaschutzaktivitäten der Zahl in vergangenen Sommern. Auch die mit Aktionen in ihren Zuständigkeitsbereichen Verteilung der täglichen Regenmenge hat sich wie bei der Begrünung von öffentlichen Plätzen, in den vergangenen Jahrzehnten geändert: der Wasserversorgung, den Gemeindestraßen Paradoxerweise wurde die Zahl der Sommerta- oder im Hilfs- und Rettungswesen sowie in ge mit trockenen Phasen laut ZAMG geringer, vielen anderen Bereichen auf das veränderte gleichwohl wurden die starken Regenereignis- Klima zu reagieren. „Hierfür bietet das KLAR!- se intensiver und häufiger, und zwar um zehn Programm den perfekten Rahmen. Neben den bis 30 Prozent in den letzten 30 Jahren. benötigten Fördermitteln stellt es auch ein umfassendes Expert*innen-Know-how zur Ver- Im Laufe der Evolution hat sich der Mensch fügung. So können die teilnehmenden Regionen bereits an viele äußere Gegebenheiten ange- frühzeitige, wissenschaftsbasierte und zu- passt, und obwohl der Kampf gegen die CO2- kunftsorientierte Anpassungsmaßnahmen hin- Emissionen keinesfalls weniger hart gekämpft sichtlich der Auswirkungen des Klimawandels werden soll, liegt auch jetzt unsere große setzen, um das (wirtschaftliche, gesundheit- Chance in der Anpassung an die Auswirkungen liche und ökologische) Schadenspotenzial und durch den Klimawandel. kostspielige Fehlentscheidungen zu reduzieren. Ein weiterer großer Benefit: Die Lebensqualität WANDEL MUSS NICHT NEGATIV SEIN in den Gemeinden steigt langfristig an“, weiß Nach dem Motto: „Der Wandel muss nicht Gernot Wörther, der als Programm-Manager für immer negativ sein, sondern bietet auch KLAR! verantwortlich ist. Chancen“ wurde vom Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium VON FASSADENBEGRÜNUNG BIS KINDER- für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, KLIMA-KONGRESS Innovation und Technologie (BMK) im Herbst Bestätigen können das die vielen KLAR!- 2016 das Förderprogramm Klimawandel- Modellregionen aus ganz Österreich, die Anpassungsmodellregionen (KLAR!) initiiert. bereits an der Anpassung an den Klimawan- Das Förderprojekt ist dabei Vorreiter in Europa. del arbeiten. Foto: Adobe Stock KONZEPT- UND UMSETZUNGSPHASE WEITERFÜHRUNGSPHASE Einreichung Einreichung Einreichung zur Weiterführung ohne Konzept mit Konzept inkl. neuer Vorhaben Erstellung eines Umsetzung mind. Weiterführung Anpassungskonzepts 10 konkreter Maßnahmen 1 JAHR 2 JAHRE 3 JAHRE KLAR!-MONITORING K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 13
Foto: Adobe Stock Foto: Land OÖ Und auch die Ziele, die sich der Klima- und Landes OÖ, fügt hinzu: „KLAR! ist ein wichtiges Energiefonds mit dem Förderprogramm Programm für die Klimawandelanpassung, dabei gesteckt hat, sind vielfältig: ist die Abstimmung mit den Aktivitäten der Länder wesentlich und funktioniert vorbildhaft. JÜRGEN •d etaillierte Erhebung von klimawan- Gemeinsam kann das Potential der Regionen SCHNEIDER delbedingten Risiken und langfristige gehoben werden.“ BMK Sektions- Foto: HRinghofer Minimierung dieser durch entsprechende Das KLAR!-Programm legt den Fokus auf Kli- leiter VI – Klima Anpassungsmaßnahmen, mawandelanpassung und ist nicht zu verwech- und Energie •F orcierung von Projekten in allen Berei- seln mit dem Klima- und Energie-Modellre- chen der Klimawandelanpassung, (bei- gionen-Programm (KEM), welches seit 2010 spielsweise Fassadenbegrünung bzw. Be- Vorreiterregionen auf ihrem Weg in eine fos- schattung statt der verstärkten Nutzung silfreie Zukunft unterstützt und den Schwer- von Klimaanlagen gegen die Hitze, da so punkt auf Klimaschutzmaßnahmen legt. Somit der Stromverbrauch steigen und dadurch gibt es eine klare thematische Differenzierung vermehrt CO2 ausgestoßen würde). der beiden Programmschienen. Gemeinsam ist ihnen allerdings, dass die treibende Kraft All diese Ziele sollen dazu beitragen, die dahinter umweltbewusste Bürger*innen und Resilienz zu erhöhen, also die Widerstands- Entscheidungsträger*innen in den österreichi- fähigkeit gegenüber den Herausforderun- schen Gemeinden sind, die den Mut und den gen der Klima-krise zu stärken und gleich- Willen zum Handeln besitzen. zeitig die Chancen zu nutzen. Jürgen Schneider, BMK Sektionsleiter VI - Klima MITMACHEN UND EINREICHEN und Energie, ist überzeugt: „Klimaschutz und Wer nun neugierig geworden ist, sammelt Klimawandelanpassung müssen Hand in Hand am besten seine kreativsten Köpfe um sich gehen – nur so können wir der Klimakrise wirk- und macht sich frisch ans Werk, denn um sam entgegentreten. Mit dem Programm KLAR! beim KLAR!-Programm mit dabei zu sein, ist es uns gelungen die Klimawandelanpassung muss in einem ersten Schritt an einem direkt in die betroffenen Regionen und zu den Auswahlverfahren teilgenommen werden. Menschen zu bringen.“ Aber keine Sorge, das klingt nun schlim- Andreas Drack, Klimaschutzbeauftragter des mer, als es ist. Was dabei allerdings zu 14 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
beachten ist, weiß Gernot Wörther: „Eine In der Phase 3 des Förderprogramms ist die Klimawandel-Anpassungsmodellregion Weiterführung, Adaptierung und Vertie- soll aus mindestens zwei Gemeinden fung von Maßnahmen, Aktivitäten und bestehen und zwischen 3.000 und 60.000 Prozessen geplant. Hierfür sind drei Jahre Einwohner*innen umfassen. Wesentlicher vorgesehen. Die Phase 3 kann bei erfolg- Erfolgsfaktor dabei ist, dass die Ziele und reicher Arbeit wiederholt werden. Zusätz- Maßnahmen in der Region gemeinsam lich werden die KLAR!-Regionen durch erarbeitet und alle Akteur*innen eingebun- die KLAR!-Serviceplattform fachlich und den werden.“ Als geeignete Klimawandel- inhaltlich unterstützt und können bis zu Anpassungsmodellregionen sind Regionen drei Mal jährlich an KLAR!-Veranstaltungen im ländlichen Raum bis hin zu Kleinstädten als Weiterbildungs- und Vernetzungsan- mit Umlandgemeinden zu verstehen. Der gebot teilnehmen. Wörther: „Das Pro- Ablauf des Programms ist in vier verschie- gramm ist mit laufenden Aktivitäten auf dene Phasen eingeteilt. In Phase 0 erar- Bundes- und Landesebene abgestimmt. beiten die interessierten Regionen einen Antragsteller*innen müssen sich mit der Antrag, in dem bereits ein grobes Konzept österreichischen Strategie zur Anpassung der Projektidee enthalten sein soll. In Phase an den Klimawandel bzw. den Aktivitäten in 1 rauchen die Köpfe dann so richtig: Es ihrem jeweiligen Bundesland auseinander- geht an die Ausarbeitung des detaillierten setzen.“ Die nationale Anpassungsstrategie Klimawandel-Anpassungskonzepts mit findet sich unter: www.bmk.gv.at/themen/ zehn konkreten Maßnahmen, gleichzeitig klima_umwelt/klimaschutz/anpassungs- sollen Bewusstseinsbildungsaktivitäten in strategie.html. Alle Informationen zum der Bevölkerung in Gang gesetzt werden. Programm sind hier zu finden: www.klar- Nach der Prüfung und Freigabe des Kon- anpassungsregionen.at ANDREAS DRACK zepts durch eine externe Jury erfolgt in Klimaschutz- der nächsten Phase die Umsetzung dieser Bleibt nur noch eines, nämlich zum Schluss beauftragter des Maßnahmen. Wesentlich dabei ist, dass es noch einmal Gandhi zu zitieren: Seien Sie Landes OÖ in jeder Region eine*n Manager*in gibt, mit Ihrer Gemeinde der Wandel, den Sie in welche*r die Umsetzung vorantreibt und der Welt zu sehen wünschen und werden Sie die Aktivitäten in der Region koordiniert. die nächste KLAR!-Region. K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 15
Wie man KLAR!- Manager*in wird – und was man dabei wirklich tut VIELE GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN, Engagement mit: Müllegger ist seit Beginn der KLAR!-Aktivitäten in der Region mit an Bord SELBSTSTÄNDIGES ARBEITEN, und hat bereits das KLAR!-Anpassungskonzept ZU DEN THEMEN AKTIV WERDEN, mitgeschrieben. Seit Juni 2020 setzt sie dieses DIE EINEN SELBST UND DIE als KLAR!-Managerin um. Alexander Wimmer, KLAR!-Manager für das LEUTE IN DER REGION WIRKLICH Südliche Weinviertel, hat einen völlig an- BETREFFEN, DAZU REGELMÄSSIG deren Berufsweg hinter sich. Als Sohn einer ECHTE ERFOLGSERLEBNISSE, Gastwirtschaftsfamilie hat er die Touris- musfachschule HLF Krems absolviert und als OFFENER UMGANG MITEINANDER Restaurantleiter bei McDonalds erste Berufser- ALEXANDER WIMMER UND AHA-EFFEKTE FÜR EINEN fahrungen gesammelt. Er ist in der Gemeinde KLAR!-Manager SELBER: SO BESCHREIBEN aktiv engagiert, unter anderem als Pfarrge- Südliches Weinviertel meinderat, und hat im Jänner 2020 parallel zur KLAR!-MANAGER*INNEN IHREN Tätigkeit als Kleinregionsmanager auch das BERUFLICHEN ALLTAG. EIN KLAR!-Management für die Kleinregion Südli- RUNDBLICK AUF ÖSTERREICHS ches Weinviertel übernommen. KLAR!-REGIONEN. Wiederum einen völlig anderen Hintergrund bringt Victoria Allmer mit, KLAR!-Managerin F in der Region Naturpark Pöllauer Tal. Sie hat ür erfolgreiche Arbeit im ursprünglich eine Grafik- und Marketing- KLAR!-Management ist ech- Ausbildung abgeschlossen, ehe sie sich für das tes Interesse am Thema Kli- Studium der Umweltsystemwissenschaften mit mawandelanpassung selbst- Fachschwerpunkt Nachhaltigkeitsorientiertes verständlich unverzichtbar. Management entschied. Nach mehreren Jahren Die Ausbildung und der berufliche Hin- an der Karl-Franzens-Universität Graz und dem tergrund der KLAR!-Manager*innen Klimabündnis Steiermark kehrte sie zurück hingegen könnten unterschiedlicher nach Pöllau, wo sie seit mehr als vier Jahren kaum sein. Hier bringt jede*r eigene als KEM-Managerin sowie seit drei Jahren als Stärken und die eigenen Erfahrungen mit KLAR!-Managerin tätig ist. ein. So hat Elke Müllegger, KLAR!-Mana- gerin in der Region Tiebeltal und Wimitz- NETZWERKEN, KOMMUNIZIEREN UND erberge, Landschaftsplanung, Landschafts- ORGANISIEREN architektur und ökologische Landwirtschaft „Netzwerken“ ist für Allmer einer der wich- studiert. Die gebürtige Oberösterreicherin war tigsten Punkte im Anforderungsprofil an Foto: Alexander Wimmer danach fünfzehn Jahre in der Entwicklungs- KLAR!-Manager*innen. Die vielen verschie- zusammenarbeit hauptsächlich in Ostafrika denen Interessensgruppen in den Gemeinden tätig. In der Steiermark lebte sie auf einem zusammenzubringen, Synergien zwischen den gemeinschaftlich bewirtschafteten Biobauern- Personen und Organisationen in der Region zu hof und engagierte sich gesellschaftspolitisch. nutzen, das sieht sie als ihre Hauptaufgabe. Vor vier Jahren zog sie aus familiären Gründen Ähnlich beschreibt Wimmer die Tätigkeit und nach Feldkirchen in Kärnten und nahm ihr unterstreicht die Vorteile, die eine tiefe Ver- 16 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
ELKE MÜLLEGGER KLAR!-Managerin Tiebeltal und Wimitzerberge wurzelung in der Region für KLAR!- Manager*innen Foto: Johannes Hloch hat: „Man braucht ein gutes Netzwerk in der Region. Ich muss selbst kein Experte für alle Themen sein, aber die richtigen Menschen zu den richtigen Themen zusammenbringen können.“ Nur so kann es gelingen, die passen- den Maßnahmen gemeinsam zu entwickeln und dabei auch auf die Unterstützung in den Ge- meinden bauen zu können. Ein Aspekt, den Elke Müllegger unterstreicht: „Wir kommunizieren viel, vor allem mit den Bürgermeister*innen und den Gemeindebediensteten. Auf dieser Ebe- ne werden viele Entscheidungen gefällt, die die Bevölkerung direkt betreffen und die für die Kli- mawandelanpassung wesentlich sind.“ Durch die Nähe zu den Entscheidungsträger*innen in den Regionen bekommt sie viele Hintergrund- Jüngsten miteinbezieht. Unter dem Titel einblicke und kann so im Sinne einer Klima- „WWW Wasser – Woher-Wofür-Wohin?“ wandelanpassung aktiv werden. beschäftigen sich die fünf Volksschulen der Region mit dem Thema Wasserkreislauf. WASSER IST LEBEN Dafür hat Allmer die Freiwillige Feuerwehr Der Klimawandel ist da. Am deutlichsten macht und die Betreiber der Kläranlage ins Boot sich das durch mehr Hitzetage und durch geholt, die den Schüler*innen alle Aspek- Starkregenereignisse bemerkbar. Wie jede te des Wasserkreislaufs näherbringen. Als Region im Detail betroffen ist und durch wel- „Klimadetektiv*innen“ erforschten die Kids che Maßnahmen das Leben trotz Klimawandel selbstständig, wie Wasser zum Wohlbefinden lebenswert bleiben kann, das herauszufinden beiträgt, und zeichneten insgesamt 175 Bilder und dem entgegenzusteuern ist die Aufgabe der mit Klimatipps zum Thema. Daraus wird eine KLAR!-Manager*innen. In der landwirtschaft- Wanderausstellung, die im Herbst 2021 an lich geprägten Region Südliches Weinviertel wichtigen Punkten der Region gezeigt wird. zum Beispiel ist „Wasser“ für Alexander Wim- mer das wichtigste Thema. „Wir sind von der BEWUSSTSEINSBILDUNG BRINGT ERFOLGS- Trockenheit direkt bedroht, da wir nur kleine ERLEBNISSE Gewässer und Bäche haben, aber für die Felder Auch für Elke Müllegger ist Bewusstseinsbil- und Wiesen regelmäßige Bewässerung benöti- dung ein zentrales Element. Neben der Arbeit gen“, so der KLAR!-Manager. Daher wird daran mit Kindern, die in allen Regionen hohen gearbeitet, das Regenwasser nicht einfach Stellenwert hat, sind dabei auch kreative abzutransportieren, sondern durch Rückhalte- Lösungen gefragt. Als besonders erfolgreich flächen, Versickerungsmulden und renaturier- hat sich für sie beispielsweise die „Klimathek“ te Bäche in der Region zu halten, gleichzeitig herausgestellt: Das ist ein Bücherregal mit aber Erosionsschutz gegen die kurzen, heftigen Literatur zu Klimawandel und Klimaschutz, das Starkregenereignisse aufzubauen – Maßnah- in den Strandbädern aufgestellt wurde. Dort men, die in allen Regionen Österreichs zuneh- konnten sich die Badbesucher*innen Lesestoff mend in den Mittelpunkt rücken. ausborgen. Die Resonanz sei überraschend hoch gewesen, erzählt Müllegger: „Mich Dafür braucht es aber auch Bewusstseinsbil- haben viele Leute persönlich darauf angespro- dung, die ebenfalls ein wesentliches Element chen.“ Das zeigt, wie intensiv die Aktivitäten der KLAR!-Arbeit darstellt. Victoria Allmer der KLAR!-Manager*innen wahrgenommen Foto: Unsplash | hat dazu einen Schwerpunkt gesetzt, der die werden. Natürlich gehört auch klassische Christian Löhner K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 17
VICTORIA ALLMER KLAR!-Managerin Naturpark Pöllauer Tal Foto: Allmer Öffentlichkeitsarbeit dazu, vor allem waren. „Was es bei uns nicht alles gibt“, war mit lokalen und regionalen Medien. ihre Reaktion: Die Potenziale einer Region über- „Ich habe dich in der Zeitung gesehen“, ist raschen manchmal selbst Menschen, die tief für Victoria Allmer ein mittlerweile regelmäßig verwurzelt und gut vernetzt sind. gehörter Satz – und immer mit dem Zusatz, dass das transportierte Thema ebenfalls wahrge- UNTERSTÜTZUNG VON ALLEN SEITEN nommen worden sei. Alexander Wimmer fasst Von den KLAR!-Manager*innen wird vor allem es für sich so zusammen: „Es braucht uns in der die offene Art, wie das KLAR!-Projekt aufgesetzt Region, damit sich die Leute auch etwas unter ist, als große Unterstützung aufgenommen. Da Klimawandel und Klimawandelanpassung vor- ist zum einen die Vernetzung der handelnden stellen können!“ Im Weinviertel-Süd war das Personen untereinander. Mindestens dreimal eine Klimaratgeber-Broschüre, die besonders jährlich gibt es Vernetzungstreffen, bei denen gut angekommen ist. der Austausch im Mittelpunkt steht und die man sich als lebende Ideenbörse vorstellen IMMER WIEDER AHA-ERLEBNISSE kann. „Wir müssen das Rad ja nicht ständig neu Wenn KLAR!-Manager*innen einmal über ihre erfinden“, sagt Allmer. Was in einer Region vielfältigen Projekte zu erzählen beginnen, dann gut funktioniert hat, wird gerne mit ande- fangen die Zuhörenden an zu verstehen, wie ren geteilt. Da ist zum anderen aber auch die sich der Klimawandel schon überall auszuwir- direkte Unterstützung durch den Klima- und ken beginnt und mit wie viel Kreativität hier an Energiefonds, der stets mit Rat und Tat zur einer lebenswerten Umwelt gearbeitet wird. Die Seite steht. Das ist insbesondere dann hilfreich, Palette reicht von bienenfreundlichem Saatgut, wenn es um nicht alltägliche Spezialthemen das in Pöllau und Pöllauberg die Biodiversität im geht, weiß Allmer: etwa bei der Erneuerung des Kleinen stärkt, über die Aufforstung der ehema- „Vogelthemenwegs“ im Naturpark Pöllauer ligen Fichten-Monokultur in den Wäldern rund Tal, wo Expert*innen den Zusammenhang von um Feldkirchen mit resilienteren Mischkulturen Klimawandel und Vögeln vermitteln und die bis hin zu der Broschüre „Gut gerüstet für die Info-Tafeln vom KLAR!-Management um ent- Hitze“, die sich im Südlichen Weinviertel der sprechendes Wissen ergänzt werden konnten. Bedürfnisse älterer Bewohner*innen annimmt Im Gegenzug ist aber auch das Feedback der und sich ganz speziell an 24-Stunden-Pflege- KLAR!-Manager*innen für die Weiterentwick- kräfte richtet. Denn diese haben es in der Hand, lung des Programms höchst willkommen, freut für ihre Klient*innen durch kleine Maßnahmen sich Elke Müllegger: „KLAR! ist ein lebendes für mehr Wohlbefinden zu sorgen. Doch die Programm, darum wird unsere Rückmeldung Aha-Effekte würden sich oft auch auf Seiten sehr geschätzt.“ So wird sichergestellt, dass die der KLAR!-Manager*innen einstellen, wie Elke Maßnahmen in den Regionen gemeinsam mit Foto: Unsplash | Müllegger erzählt. Bei ihr gab es so einen Aha- den KLAR!-Manager*innen selbst immer an Christian Löhner Moment bei der Erstellung einer Broschüre über die tatsächlichen Notwendigkeiten angepasst Direktvermarkter in der Region: Da meldeten werden können. Denn, so Alexander Wimmer: sich über 30 Anbieter, und das obwohl einige „Unsere Themen ergeben sich aus dem alltägli- ihr namentlich bekannte noch gar nicht dabei chen Leben!“ 18 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
Foto: Marcus Ganahl | unsplash STORIES ZUKUNFTS- 19
ZIELE UND ERGEBNISSE DER REGION JOGLLAND • Schaffung neuer Arbeitsplätze u. a. in den Berei- chen Tourismus, Energie & Bau • Erhalt der einzigartigen Natur- und Kul- turlandschaft durch aktiven Schutz • Stärkung der Landwirt- schaft durch Vermarktung von regionalen Produkten Foto: zvg • Intensivierung der Kooperation zwischen den wirtschaftlichen KLIMAWANDELANPASSUNG Sektoren und den Gemeinden IM JOGLLAND KLIMAFITTE FORSTPFLANZEN, BORKENKÄFER-MONI- für klimafitte Baumpflanzen. Für die Bevölkerung wurde eine Wild- TORING, WILDBLUMENAKTION SAMT GEWINNSPIEL UND blumenaktion auf die Beine gestellt. Alle DAS ERSTE KNEIPP-MONAT – DAS SIND NUR EINIGE DER Bürger*innen erhielten dabei Pflanzen und VIELEN KLIMAWANDELANPASSUNGSMASSNAHMEN AUS Saatgut für zehn Quadratmeter. „Diese Aktion haben wir mit einem Gewinnspiel verknüpft. DEM STEIRISCHEN JOGLLAND. Jede*r, der*die ein Foto von seiner blühenden I Blumenwiese einsendet, erhält die Möglich- n der KLAR!-Region Joglland trifft der keit, regionale Honigprodukte zu gewinnen. voranschreitende Klimawandel vor allem Dieses Projekt wurde gemeinsam mit dem die Land- und Forstwirtschaft schwer. Verein „Blühen und Summen“ umgesetzt Die Bestände und Strukturen sind und hat sehr viel Anklang gefunden“, erzählt durch Hitze und Trockenperioden sowie Wagner. Extremereignisse gefährdet. Somit braucht es neben weiteren Anpassungsmaßnahmen In der Steiermark und auch im Joglland hat klimafitte Forstpflanzen, damit eine Kultur- Tourismus eine lange Tradition. Egal ob Ski- umwandlung auf klimafitte Bäume zur Erhal- fahren, Langlaufen, Wandern oder Schwim- tung der Biodiversität im Wald erfolgen kann. men – die Region bietet viele Möglichkeiten. Diese Maßnahme trägt auch zur Vermeidung Doch der Klimawandel und die damit einher- des Borkenkäfers bei, der in Zukunft einen gehenden Wetterveränderungen stellen den nicht unwesentlichen Anteil an der Zerstö- Tourismusbereich vor neue Herausforderun- rung des Natura 2000-Waldes des Jogllandes gen. Allerdings ergeben sich auch gleichzeitig hat. KLAR!-Manager Helmut Wagner erklärt: neue Chancen. So erlebt zum Beispiel die „Wir haben ein sogenanntes Borkenkäfer- Sommerfrische gerade wieder ein Comeback. Monitoring mit den Bauernbünden durchge- Für den Tourismusbereich heißt es nun, die führt. Das Ergebnis waren teils alarmierende Chancen und Risiken genau abzuwägen und Zahlen, die zum Handeln drängen.“ In diesem einen klimafitten Masterplan für die Zukunft Sinne erfolgte gemeinsam mit den örtlichen zu erstellen. Ein Projekt der KLAR!-Initiative Bauernbünden, dem Waldverband und dem war das erste Kneipp-Monat, welches ganz im Forstreferat der Bezirkskammer Hartberg- Zeichen der fünf Säulen von Sebastian Kneipp Fürstenfeld die Organisation und Durchfüh- stand. Jede Woche präsentierte sich die Region rung einer Einkaufs- und Bepflanzungsaktion dabei unter dem Motto einer anderen Säule. 20 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
VEREINT GEGEN DIE HITZE EIN ERLEBBARER WALD MIT KLIMAFITTEN BAUMARTEN, EIN GERINGER VERSIEGELUNGSGRAD UND ANGEPASSTES WASSERNUTZUNGSVERHALTEN IN TROCKENPERIODEN SIND NUR EINIGE DER GEPLANTEN MASSNAHMEN DER KLAR!-REGION ÖKOENERGIELAND. I n der KLAR!-Region ökoEnergieland berei- klimafitte und ökologische Umgestaltung dieser ten sich 19 Gemeinden aus den südburgen- Flächen zu schaffen, wird in einem Gemeinde- ländischen Bezirken Oberwart, Güssing und wald am Ortsrand von Edlitz eine Demonstrati- Jennersdorf durch Anpassungsmaßnahmen onsfläche errichtet. Dort entsteht mithilfe des zielgerichtet und vorausschauend auf den Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) und Klimawandel vor. Der Schwerpunkt liegt hier der KLAR!-ökoEnergieland ein erlebbarer Wald neben der Forst- und Landwirtschaft, dem mit klimafitten Baumarten. Zwar wären die Tourismus, der Energieversorgung und der Ver- alten Fichten noch überlebensfähig, dennoch kehrsinfrastruktur besonders auf klimafreund- steht dieser Baumart aufgrund der Hitze keine lichem Bauen und Wohnen. „Im Südburgenland rosige Zukunft bevor. Um Borkenkäfern oder spüren wir die Hitze doch recht stark, da wir auf Stürmen zuvorzukommen, wird der Wald in geringer Seehöhe liegen“, so KLAR!-Manager einen klimafitten Mischbestand umgewandelt, Philipp Novakovits. Ziel ist es, dass die Gemein- während die Fichtenbestände nach und nach aus den ihre Projekte und Maßnahmen, die Raum- der Nutzung entnommen werden. Ein Themen- planung, Katastrophenschutz oder Ökosysteme weg soll dazu einladen, den Wald zu erkunden im Gemeindegebiet betreffen, künftig auf und sich darin zu erholen. Zudem wird das Wis- „Klimafitness“ prüfen. Um Wärmeinseln zu sen über die neuen klimafitten Baumarten auch vermeiden, setzt man in den KLAR!-Regionen an die Bevölkerung vermittelt. auf einen geringen Versiegelungsgrad durch Freihalten von möglichst vielen Flächen. Zu- Ein weiteres Problem, welches das Südbur- sätzlich sollen die Einwohner*innen der Region genland künftig beschäftigt, ist die Wasser- mit Dämm- und Beschattungsmaßnahmen der versorgung. „Wichtig ist hier das frühzeitige Überhitzung in Wohnräumen vorbeugen. Wet- Informieren der Einwohner*innen über terstationen, die mittels einer Online-Plattform bevorstehende Trockenperioden und über an- miteinander verknüpft wurden und deren Daten gepasstes Verhalten, um eine Wasserknappheit für die Bevölkerung einsehbar sind, sollen das zu vermeiden“, erklärt Novakovits. Zusätzlich Klimabewusstsein stärken. sollen finanzielle Anreize für Private geschaffen Besondere „Sorgenkinder“ sind Waldflächen werden, um die Umsetzung technischer Maß- in der Modellregion mit hohem Anteil stand- nahmen zur effizienteren Nutzung von Trink- ortfremder Nadelhölzer. Um ein Vorbild für die wasser zu gewährleisten. Foto: Koch/EEE WEITERE MASSNAHMEN IN DER UMSETZUNG: • Broschüre zu klimafitten Wäldern mit Baumartenampel • Maßnahmen zur Vermeidung von Ab- schwemmungen in der Landwirtschaft • Bauherr*innen-Mappe mit Informationen zu sommertauglichem Bauen • Status-Erhebung der Trinkwasserversor- gung in der Modellregion • Aufbau von grüner Infrastruktur – Pflan- zen von mindestens 400 Bäumen • Infopakete und Workshops • Demonstrationsflächen • Verbreitung von gut gelebter Praxis • Bekämpfung von Ragweed • Schulung von Amtsleiter*innen und Bürgermeister*innen K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 21
MASSNAHMEN IN DER UMSETZUNG • Anlaufstelle für Klimawandelan- passungen • Alarmplan für Dürresituati- onen • Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser • Grünraumbe- wirtschaftung im öffentlichen Raum • Weinbau und Foto: David Schreiber Forstwirtschaft im Klimawandel • Informationsta- ge zum regiona- len Klimawandel WEISSWEIN TROTZ Bodenversiegelung.“ Um dem ersten Punkt entgegenzuwirken, hat man eine Genossen- WÄRMEREN KLIMAS schaft zur nachhaltigen Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft gegründet. Mit dabei sind vor allem Winzer*innen, aber auch andere Landwirt*innen. Zusätzlich arbeitet man gerade SEIT 2017 SIND DAS UNTERE TRAISENTAL UND DAS am Schutz vor Hochwasser durch die Traisen, FLADNITZTAL IN NIEDERÖSTERREICH TEIL DER KLAR!- damit diese auch bei starkem Hochwasser REGIONEN. PROBLEME GIBT ES VOR ALLEM IM BEREICH den Ort nicht überschwemmt. Weiters gibt es Maßnahmen gegen Hangwasser durch Reten- STARKREGEN UND TROPENNÄCHTE. UM DEN WEINAN- tionsflächen und ökologische Lösungen durch BAU AUCH KÜNFTIG GARANTIEREN ZU KÖNNEN, SIND neue Windschutzgürtel. „Wir sind ebenfalls KONKRETE MASSNAHMEN NÖTIG. gerade dabei, die Hitzepole in den Gemeinden D zu entschärfen. Hier haben wir sieben Projekte ie Region Unteres Traisental & Flad- gleichzeitig am Laufen, bei denen wir unter nitztal ist geprägt durch ihre Flüsse anderem bereits versiegelte Flächen wieder und den Weinbau. Der stattfindende aufreißen und begrünen“, so Simader. Klimawandel veranlasst die Gemein- den zum Handeln, sei es im Bereich Das Schaffen von Frischluftkorridoren und des Hochwasserschutzes, der Grünraumge- Vegetation hat entscheidenden Einfluss auf staltung oder der örtlichen Bauordnung und das Mikroklima in den Ortschaften. Deshalb Raumplanung. So sind beispielsweise der Wein- möchte der Trägerverein seine Gemeinden, bau und die Landwirtschaft im Frühjahr immer deren Verwaltungsmitarbeiter*innen und die häufiger mit Trockenperioden konfrontiert und politischen Vertreter*innen ausbilden und mit müssen gleichzeitig erhebliche Maßnahmen ge- lokalen Akteuren wie den Weinbauvereinen gen Starkregen, Erdrutsche und Überschwem- ein Bewusstsein für die schon stattfindende mungen setzen. Zusätzlich steigt die Anzahl der Klimaveränderung schaffen. Dadurch sollen Tropennächte stetig an. die richtigen Entscheidungen schon frühzeitig erkannt und getroffen werden. Klimaschutz Die Region Unteres Traisental & Fladnitztal und Anpassung an den Klimawandel sind eng gehört zu einer der ersten KLAR!-Regionen und miteinander verbunden und stets gemeinsam ist seit 2017 mit dabei. KLAR!-Manager Alexan- zu betrachten. Ein Ziel ist es, die Region urbaner der Simader spricht über die Auswirkungen, die werden zu lassen, dabei sollen die Naturräume der Klimawandel bereits jetzt auf seine Gemein- erhalten bleiben. Für die Weinbauern*innen den hat: „Wir haben zu wenig Grundwasser gilt, trotz wärmeren Klimas frische Weißweine bei gleichzeitig viel zu häufigem Starkregen. zu produzieren. Außerdem müssen Gebäude den Im Ortsgebiet ist der große Schwerpunkt ganz Anforderungen von Klimaschutz und Klimaer- klar die sommerliche Überhitzung und die wärmung entsprechen. 22 K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise
FREISTADT REAKTIVIERT LEERSTÄNDE IN DER KLAR!-REGION FREISTADT In diesem Zusammenhang wird beispielsweise aktiv gegen den Leerstand in der Region vorge- HERRSCHT AKUTER HANDLUNGS- gangen. Gemeinsam mit den Gemeinden erar- BEDARF: VOR ALLEM DER BOR- beitet die KLAR!-Region ein interkommunales KENKÄFER VERNICHTET BEI DER Leerstandsregister, um eine bodenverträgliche Ortsentwicklung zu ermöglichen. „In unserer ANHALTENDEN HITZE IMMER MEHR Region gibt es viele Leerstände und Brachen, WALDBESTÄNDE. ABER AUCH ERN- die vor allem in den Ortszentren vermehrt zum TEAUSFÄLLE UND WASSERKNAPP- Problem werden. Diese drohen teilweise aus- zusterben, während an den Ortsrändern neue HEIT NACH TROCKENPERIODEN SIND Flächen gewidmet und versiegelt werden“, SCHWERPUNKTE IN ZAHLREICHEN erklärt Hackl. Aus diesem Grund wird im ersten WORKSHOPS. Schritt der gesamte private und gewerbliche Leerstand erhoben. Anschließend werden ba- D sierend auf diesen Ergebnissen unter Einbezie- ie Bürger*innen der Region hung der Bevölkerung Nachnutzungskonzepte Freistadt haben schon mehrfach für ausgewählte Objekte entwickelt. Somit erleben müssen, welche kata- werden nicht nur Gebäudeleerstände reakti- strophalen Auswirkungen der viert, sondern auch die Ortszentren belebt und Klimawandel verursachen kann. attraktiviert. Sei es durch Überflutungen nach extremen Starkregenereignissen, durch Schadholzanfall infolge starken Borkenkäferbefalls oder durch Ernteausfälle und Wasserknappheit nach Tro- Foto: EBF ckenperioden. „Die Teilnahme am KLAR!-Programm des Kli- ma- und Energiefonds ermöglicht es, die Region im Themenkomplex mit aktiven Personen und Institutionen zu vernetzen und koordiniert zu- sätzliche Maßnahmen zu setzen. Zudem bietet das Programm die Chance, das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Klimawandelanpassung in der Region zu stärken. Über diesbezügliche positive Erfahrung verfügt Freistadt aus dem Programm Klima- und Energie-Modellregion, KEM Freistadt“, so KLAR!-Managerin Sonja Hackl. Die konkreten Ziele wurden im Rahmen mehre- rer Workshops erarbeitet. So soll beispielsweise bei Aufforstungen nach Borkenkäferbefall noch mehr auf den Einsatz standortgerechter und klimaverträglicher Forstpflanzen geach- WEITERE MASSNAHMEN tet werden. In der Landwirtschaft findet eine • Öffentlichkeitsarbeit intensivere Auseinandersetzung mit dem • Alles KLAR! in der Schule • Klimafitter Wald Themenkomplex Klimaschutz und Klimawan- • Gesunde Gemeinden passen delanpassung statt, und dies führt zu klima- sich an verträglicheren Bewirtschaftungsmethoden. • TrinkWasser In den örtlichen Entwicklungskonzepten sowie • PV-Doppelnutzung in der Land- in der Raumordnung der Gemeinden wird das wirtschaft • Young Firefighters for Future Thema der Klimawandelanpassung ebenfalls stärker berücksichtigt. K L A R ! Vorbereitet auf die Klimakrise 23
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