George W. Bush und der Landeplatz der Liebe - Oder: Lieber mit dem Pferdekarren durch die Altmark als mit Vollgas in den Abgrund
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Der folgende Artikel ist im Rundbrief Nr. 99 des Ökodorf Sieben Linden (www.oekodorf7linden.de) erschienen. George W. Bush und der Landeplatz der Liebe Oder: Lieber mit dem Pferdekarren durch die Altmark als mit Vollgas in den Abgrund Von Silke Hagmaier Wenn es nach Georg W. Bush ginge, hätte nüchtern zu handeln sind nur zwei der noch keineR gemerkt, was keineR merken seltsamen Parallelen zwischen Bush und will: dem Junkie: der Horizont unserer Das Öl ist bald alle. ölbesessenen Gesellschaft reicht kaum Laut Weltenergiebehörde in Paris gibt es in weiter als bis zum nächsten „Schuss“. 50 Jahren kein Land mehr auf der Erde, Kann schon sein, dass das Erdöl uns noch das noch rentabel Rohöl fördern kann weitere 10 Jahre Wohlstand auf diesem Ersatz ist NICHT in Sicht. sog. hohen Standard ermöglichen. Aber (s. dazu auch „Selbstversorgung mit viel mehr als 10 Jahre werden es nicht sein, Treibstoffen“ in diesem Heft) die Erdölpreise sind in den letzten drei Der „american way of life“, der in Anteilen Jahren um jeweils 10 % gestiegen und durchaus auch außerhalb Amerikas dank der ganzen „Peak-Oil“ Diskussion ist anzutreffen ist (z.B. im Ökodorf), hängt am nun klar, dass das nur der Anfang ist; und Erdöl-Tropf wie ein Süchtiger an der so merken also doch alle, was sie immer Kanüle. Die aus der Abhängigkeit noch nicht glauben wollen. resultierende Gewaltbereitschaft, wenn es Und was machen die Ökos daraus? Traktor darum geht, den „Stoff“ zu besorgen und und Auto werden auf Pflanzenöl die Unfähigkeit, vorausschauend und umgebaut, damit das gute Gewissen wieder
auf dem Beifahrersitz Platz nehmen darf Traktor! Bis dahin war die Landwirtschaft und die Wirtschaft geht weiter wie gehabt. ein energieeffizientes, nachhaltiges Dass Ölpflanzen allein dadurch in wenigen System, das kaum auf die Zufuhr Jahren zum Regenwaldkiller Nr.1 überregionaler bzw. fossiler Ressourcen geworden sind, wird wegdiskutiert. Dass angewiesen war. Was 1950 ganz harmlos die in Deutschland zur Verfügung mit 25 PS pro ha anfing, sind heute über stehenden Flächen für Biomasseerzeugung 500 geworden. gerade ausreichen würden, um die Und was genau wird denn da bejubelt? Ich Landwirtschaft mit Energie zu versorgen, möchte die versäumte Infragestellung hier wird ignoriert. Im Ökodorf verbrauchen nachholen. Meine These ist: wir alleine zum Beheizen unseres Die zur Arbeitskostenreduzierung Wohnraumes schon das 6-fache der eingeführten Land- und Forstmaschinen Waldfläche, die uns pro Kopf rechnerisch erfüllen diese Aufgabe nicht (mehr). Noch zur Verfügung steht. Dann haben wir noch dazu hinterlassen sie Schäden in Boden, kein Holzhaus oder Holzmöbel gebaut und Wasser, Luft und Seele, deren Ausmaß noch kein Papier bedruckt oder ins Klo nicht verantwortet wird von den geschmissen. Verursachern. Mein Fazit: Wir verbrauchen nicht nur zuviel vom Falschen (z.B. Erdöl, das hinter „Ja und wie schaut‘s denn aus bei uns jedem käuflich erworbenen Produkt steht), heute?“ sondern zuviel von allem, ganz egal woher „Herr Doktor, es tut so weh!“ die Energie / Ressource kommt. Was haben der Traktor auf dem Acker und Einsatz von Zugpferden – Anachronie? der „Harvester“ im Wald uns gebracht? Hobby? Utopie? ENERGIE 9400 von 9500 Jahren haben die - Heute ist die Landwirtschaft nach dem Muskelkraft von Menschen und (Zug-) Straßenverkehr der größte Tieren und in seltenen Fällen mal ein Dieselverbraucher in Deutschland. Wasser-/ oder Windrad die (Land-) - Die Landwirtschaft hat ihren Ertrag Wirtschaft in Gang gehalten. Aus der zwischen 1920 bis 1990 um 50 % Gesellschaft vor 150 Jahren das Zugtier gesteigert. Der Preis dafür ist eine wegzudenken wäre ungefähr vergleichbar Steigerung des Energieverbrauchs um mit Berlin beim Stromausfall – Stillstand 400%. auf allen Ebenen. Anfang letzten - Die traktorgestützte Landwirtschaft Jahrhunderts hat dann die bis heute deckt nur 9% dieses Energiebedarfes bejubelte und nicht in Frage gestellte aus lokalen und erneuerbaren Einführung der Verbrennungsmotoren Energiequellen, nämlich den vor Ort zunächst im Verkehr die Zugtiere ersetzt. gezeugten Fahrer und Mechaniker. Bis allerdings die Landwirte das Pferd - Das führt zu unsinnigen Energie- gegen den Traktor eingetauscht haben, hat Input-Output Bilanzen. Die moderne die Industrie weitere 50 Jahre harte Landwirtschaft wendet 100 kcal auf um Überzeugungsarbeit leisten müssen. 1 Nahrungskalorie zu erzeugen. Dafür Warum? Weil bei den damaligen gesunden braucht sie 220 l Diesel pro Hektar und Betriebsgrößen der Traktor einfach nicht Jahr. eindeutig wirtschaftlich war (woran sich - mehr als 300 Traktor-PS sind heute im bis heute nichts geändert hat). Der zweite Einsatz, um 100 ha. Land zu Weltkrieg hat auch ein bisschen bewirtschaften mit kaum 10 mitgeholfen, indem er 6 Millionen Pferde Arbeitskräften (3-4 PS/ha). Das gleiche in den Pferdehimmel geschickt hat: Wenig schaffen 10 bis 15 Pferde (0,2 PS/ha) Männer, wenig Pferde, her mit dem mit 10-30 Arbeitskräften. Dieser hohe
Bedarf ist mit regenerativen Energien - flächendeckende Bodenverdichtung, nicht zu decken (s. Artikel von Martin). daraus resultierend verringerte Wasseraufnahmefähigkeit und erhöhtes Risiko für Überschwemmungen - flächendeckende Bodenverdichtung, dadurch verstärkt Erosion (die fruchtbare Erde fliegt und fließt weg) - flächendeckende Bodenverdichtung, dadurch Nährstoffauswaschung (durch humusabbauende Prozesse im Boden) bis hin zur Grundwassergefährdung. Mangelernährung bei Mensch und Tier sind nur eine Folge. Fazit aus Studien, Dissertationen, Untersuchungen in Theorie und Praxis aus Abbildung 1 - "Harvester" den letzten Jahrzehnten: Es gibt keine bodenverträgliche Befahrung mit den in BODEN: der forst- und landwirtschaftlichen Praxis Wenige Zentimeter Oberboden ernähren üblichen Fahrzeugen. Dass damit sogar und versorgen uns. Was wir davon nicht gegen das Bundes-Boden-Schutzgesetz bereits versiegeln mit Gebäuden und verstoßen wird, findet keine Beachtung. Straßen, wird größtenteils land- und Die Schäden am Boden durch forstwirtschaftlich bearbeitet. Was heißt Bodenverdichtung und Erosion haben das? vielerorts die lebendigen Tonnenschwere Geräte: ein Zugpferd Überlebensressourcen der Bevölkerung auf wiegt 500 bis 1000 kg, ein moderner viele Generationen hin zerstört. Der Schlepper wiegt das 5- bis 20-fache, und Teufelskreis: Immer mehr Verdichtung benötigt dieses Gewicht vor allem dafür, erfordert immer tiefere und intensivere die immer schwerere Technik sowie sich Bearbeitung und damit immer mehr selbst zu heben und zu bewegen; der Zerstörung. kleinste Teil der PS wird für die Zugleistung benötigt. Ein Harvester WIRTSCHAFTLICHKEIT: (Vollernter für Holz) wiegt bisweilen - die Einrichtung eines Arbeitsplatzes in 45.000 kg, ein Rückepferd wiegt immer der Land- oder Forstwirtschaft kostet noch nur 500 bis 1000 kg. Das von beiden 250 bis 500 Tausend Euro. bewegte Stück Holz bleibt das gleiche. Das Demgegenüber stehen sinkende Rückepferde hat mit Faktor 1 : 5 bis 10 ein Erzeugerpreise in beiden Bereichen hocheffizientes Verhältnis von und trotz aller Subventionen auch Eigengewicht zu Nutzlast, der Harvester sinkende Rendite. Der finanzielle ist, mehr noch als ein Traktor, an Druck aus dieser absurden Situation Ineffizienz kaum zu überbieten mit einem führt zu ökologischem Raubbau und Faktor von 1 : 100 und aufwärts. Dadurch dem bekannten massiven Höfesterben bedingt: (5.000 pro Jahr in D.) - flächendeckende Bodenverdichtung, - Eine mit modernster Pferdetechnik dadurch ein Rückgang der biologischen ausgestattete Arbeitsstunde kostet beim Aktivität im Boden: die „Grobporen“ Pferd zwischen 30 und 90 Euro; die im Boden verschwinden, die für die günstigste Maschinenarbeitsstunde in Bodenlebewesen, den Gasaustausch Forst- und Landwirtschaft fängt bei 90 und damit die Pflanzenwurzeln Euro an und geht in die hunderte. essentiell sind
EMISSIONEN: Pflanzenschutzmitteln verzichtet, die - Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, energieintensiv hergestellt werden. Aber: Kohlenmonoxide, Kohlendioxid der durchschnittliche deutsche Biobetrieb werden lärmend ausgestoßen; statt ist größer (nein, das ist kein Druckfehler) Pferdemist (ein wunderbarer als der konventionelle! Der Biobauer Wirtschaftsdünger), Vogelgezwitscher befährt seinen Acker in ähnlicher und einer weichen Pferdenase, die Frequenz, verbraucht dabei die ähnliche freundlich aber resolut die Taschen auf Menge Treibstoff und erzeugt dabei die Brotreste überprüft.... ähnliche Bodenverdichtung. QUALITÄT: „Ja, wo genau tut‘s denn weh?“ - das einst kleinteilige Landschaftsbild, „Ja, irgendwie ÜBERALL“ reich an ökologischen und seelischen Nischen, ist einer ausgeräumten Agro- All diese Belastungen sind bekannt und Industrielandschaft gewichen und wo werden in Fachkreisen durchaus als einst Wald war stehen „Holz-Äcker“, problematisch gesehen. Gleichwohl gelten denn riesige Maschinen brauchen sie als unvermeidbar, weil der Einsatz von riesige Monokulturen Zugtieren als rückständig betrachtet wird. - die konkrete Arbeit in der Land- und Die Technikgläubigkeit unserer Forstwirtschaft ist geprägt von Gesellschaft hat den Blick auf das Bürokratie, Umgang mit Technik und Zugpferd derart geprägt, dass den Maschinen. Den Bauer und Förster, der Menschen beim bloßen Hinschauen zwar eingebettet in ein vielfältiges, gesundes das nostalgische Herz auf geht, aber Biotop unsere (Boden-)Schätze hütet, gleichzeitig unvorstellbar ist, dass man mit gibt es nicht mehr, auch wenn er dem diesen Methoden allen Ernstes Verbraucher zu Werbezwecken noch wirtschaftlich arbeiten kann. Was zählt ist vorgegaukelt wird. Die Sorge um den einzig Arbeitsbreite und Flächenleistung, Erhalt der Produktionsmittel (die bei denen das Pferd neben den fruchtbaren paar Zentimeter Humus die Monstermaschinen bei manchen Arbeiten unser Überleben sichern) ist der Sorge fast lächerlich wirkt. Ein Harvester erntet um den finanziellen Ertrag gewichen. 10 bis 20 mal so viel wie ein - der moderne Arbeitsplatz in Land- und Holzrücketeam bestehend aus Pferd, Forstwirtschaft ist einseitig körperlich Mensch und „Forwarder“ (= auf Wege belastend (z.B. Traktoristen mit beschränkter Einsatz von schweren Rücken- und Lungenschäden) und Maschinen). Aber Zeit ist eben doch nicht geprägt von Lärm-, Staub- und alles. Giftemissionen. War die Arbeit früher wirklich „härter“, oder ist das „Und was kann ich da für sie tun?“ Einsparen von Muskelkraft vielleicht nicht der einzige Maßstab zur TUN? In der Landwirtschaft würde die Ermittlung von Arbeitsplatzqualität? Umstellung von Traktoren auf - Urteilen Sie selbst! Welche Möhre pferdegezogene schmeckt besser: mit Gift oder ohne Technik mit Hilfsmotoren bereits 85% Gift? mit Dieselabgasen oder ohne Primärenergie einsparen. (Hilfsmotoren Dieselabgase? sind dazu da, an bestimmten effizienzsteigernden Bereichen den Und der Biobauer? Pferden die Arbeit zu erleichtern, moderne Die Energiebilanz beim Traktor basierten Vorgaben zu erfüllen (z.B. dass die Geräte Biobetrieb ist natürlich besser als beim hydraulisch aus dem Boden gehoben konventionellen Nachbarn, weil er auf den werden statt mit Muskelkraft), und Einsatz von Kunstdüngern und sinnvolle Arbeitsgänge zu erschließen, die
mit tierischer Zugkraft alleine kaum realisierbar sind, wie z.B. der Betrieb von Ballenpressen). Weitere Auswirkungen des Einsatzes von Zugtieren: - Energieeffizienz: das Pferd ist ein Direktverwerter von Biomasse. Allein der Dung, den es als Nebenprodukt großzügig verschenkt, gibt dem Betrieb ein Drittel der verfütterten Energie als Wirtschaftsdünger zurück - Flächenverbrauch: Alternativen zum Diesel sind Rapsöl (für Trakoren) oder Abbildung 2 - Holz rücken mit Pferden Zugtiere: Pferde brauchen etwa 1/10 der bewirtschafteten Fläche als Futter, Wirtschaftlichkeit: für Rapserzeugung entfallen ¼ der Um einen Hektar Wiese von Hand zu bew. Fläche für den Biodiesel Sensen und Heu zu gewinnen, musste ein - die entstehenden Bodendrücke durch Bauer um 1900 das Äquivalent von 25 kg den Pferdehuf sind ökologisch tragbar, Weizen in Arbeitsgeräte investieren und weil sie so kleinflächig sind, dass sie 100 Stunden arbeiten. Der gleiche sofort regeneriert werden. In den nicht Arbeitsgang mit Pferd und Pferdetechnik regenerierbaren, tieferen Schichten brauchte 1930 bereits Investitionen in entsteht erst gar keine Verdichtung. Höhe von 12.000 kg Weizen bei nur noch - Auf pferdebewirtschafteten Flächen 14 Stunden Arbeit. Der gleiche sind Bodenregeneration und damit Arbeitsgang heute erfordert an Ertragszunahmen dokumentiert und zu Investitionen einen Gegenwert von erwarten 500.000 kg Weizen bei 3 Arbeitsstunden. - im Grünland überleben die Eines haben alle Landwirte gemeinsam, Amphibienbestände und Insekten die egal ob bio- oder unlogisch: Es ist derzeit Heuernte mit Pferd, während der in Deutschland nahezu unmöglich, Traktor vor allem Leichen hinterlässt Landwirtschaft rentabel zu betreiben. Alle - Pferdetechnik herzustellen und zu Register werden gezogen, um zu warten ist ein regionales Geschäft und überleben: Betriebskapital wird verbraucht weniger Ressourcen eingeschmolzen (Gebäude, Land), nötige (Metall, Transport, Diesel etc.) Investitionen werden verschoben bis zur - das Pferd ist im Betrieb sozusagen Pleite, Verschuldung, Selbstausbeutung, „schadstofffrei“. Die „Emissionen“ bei Billiglohnarbeiter; Direktvermarktung der Pferdearbeit sind meist erfreulich: billiger Importe bis hin zur Hinzunahme Pferde gehen ans Herz, Traktoren von Betriebszweigen mit besserer gehen auf die Nerven Rentabilität wie Tourismus, Sozialtherapie, (Nicht erstaunliches) Fazit: das Pferd ist im Abokistenmanagment oder Seminaren – ökologischen Vergleich in allen Bereichen all das verhindert nicht, was nicht zu den schweren Maschinen weit überlegen. verhindern ist: das Ende einer (größen-) wahnsinnigen Ineffizienz. Zu dumm nur, dass das Heil immer noch am falschen Ende der Skala gesucht wird. Der hohe Energieverbrauch ist ökonomisch nur tragbar, solange Energie fast nichts kostet und die Folge(kosten) durch Klimaerwärmung auf nachfolgende Generationen abgewälzt werden.
Im wirtschaftlichen Vergleich schneiden Zahlen für den Forst), die auf Zugpferde selbst bei den heutigen Energiepreisen setzen. kleine Betriebe unter 50 ha bereits besser Wenn doch so viel dafür spricht, warum ab, wenn sie auf Pferde setzen. Die Amish „satteln“ denn dann so wenige um aufs sind z.B. die einzigen nordamerikanischen Zugpferd? Kleinbauern, die an Anzahl und Abgesehen davon, dass auch viele bewirtschafteter Fläche kontinuierlich Rauchen, wo doch so viel fürs wachsen (ein Betrieb umfasst max. 60 ha, Nichtrauchen spricht, ist dieser Schritt dann wird er wieder geteilt), während alle heute noch den entschlossenen Idealisten drum herum um ihr Überleben kämpfen, je vorbehalten. In der landwirtschaftlichen kleiner desto heftiger. Die Amish setzen Ausbildung taucht das Zugtier nicht auf, eine Kombination aus Zugpferden und selbst die Agenda 21 verfolgt eine Aufbaumotoren ein, wodurch sie den Industrialisierung der Landwirtschaft (und Primärenergiebedarf im Vergleich zur das obwohl heute noch fast die Hälfte der traktorbetriebenen Landwirtschaft um 80- landwirtschaftlichen Flächen weltweit mit 90% gesenkt haben. ES GEHT! Zugtieren bearbeitet werden). Das Know- Spätestens wenn Arbeitskraft verfügbarer how für den Einsatz von Zugpferden ist bei ist als Energie, und an dieser Schwelle uns fast völlig verschwunden. Das bezieht steht unsere Gesellschaft genau jetzt, ist sich auf Ausbildung und Umgang der das Comeback der Zugtiere eingeläutet. Pferde genauso wie auf Herstellung, Und wo sollen die Pferde herkommen und Wartung und Einsatz von Pferdetechnik. die Weiden und das Futter? „Durchgehende“ Pferde und Geräte ohne Es ist alles schon da! Wir haben heute etwa Betriebsanleitung oder Ersatzteile sind den gleichen Pferdebestand wie vor nunmal nicht die Zutaten zu einem hundert Jahren, als nahezu alle Flächen entspannten bäuerlichen Dasein. noch mit Zugtieren bewirtschaftet wurden. Zugpferdetechnik wird kaum (noch) Nur das Verhältnis von Hobby-Pferden zu produziert, d.h. wir müssen bei einigen Arbeitspferden ist in etwa umgekehrt zu Geräten auf Vorkriegsproduktion oder damals; nämlich 99% zu 1%. teure Importe (z.B. von den Amish in USA) zurückgreifen. Und welcher Bauer will schon darauf angewiesen sein, die Technik, von der seine Existenz abhängt, bundesweit in der „Verschiedenes“-Spalte annoncieren zu müssen? Die dann mit Glück und Aufwand erstandenen Objekte, bei denen nicht selten der Transport das Teuerste wird, ist und wird verschlissen. Wer dann mit Metall nicht umgehen kann um sich bei Reparaturen selbst zu helfen ist arm dran (wo ich das schreibe durchweht mich eine ordentliche Portion Selbstmitleid....) Abbildung 3 - Holztransport mit Pferden „Aber Herr Doktor, so tun sie doch was! Irgendwas!“ Die gute Nachricht TUN: Im Ökodorf Sieben Linden gibt es Nachdem in den 60er Jahren die Zugpferde seit 1 ½ Jahren die Fuhrhalterei Frühwach, aus der Landwirtschaft völlig aus zukunftsorientierten Beweggründen verschwunden waren gibt es mittlerweile (s.o.) von mir als ordentliches Gewerbe in Deutschland etwa 150 Betriebe im angemeldet. Die beiden Haflinger Odin Land- und Gartenbau (ich habe keine und Freya (beheimatet im germanischen
Götterhimmel gleich neben der Mitte der ein Fördermittelzuschuss von „Regionen Welt) haben mit mir gelernt zu pflügen, Aktiv“ letzten Herbst unter die Arme eggen, striegeln, (Saat) walzen, hacken, gegriffen (danke JüLo!). Rein materiell dippeln, häufeln, (Kartoffeln) roden, (Gras) betrachtet hängt mein langfristiges mähen, (Gras) wenden, (Holz) rücken, finanzielles Überleben davon ab, ob das (Holz u. Baustoffe) fahren, (Menschen) Ökodorf dabei bleibt, den Pferdeeinsatz kutschieren, Schlitten fahren und weiterhin mit einem Stundenlohn zu ausführlich mit Menschen „reden“. Was honorieren (VIELEN VIELEN DANK wir noch lernen wollen ist drillen, Kalk dafür, an dieser Stelle), ob sich die streuen, Mist- und Kompoststreuen, Einsatzmöglichkeiten der Pferde im Dorf Getreide mähbinden (zu Garben), eher ausbreiten oder eher reduzieren und Wurzelgemüse roden und: noch besser ob die vielen HelferInnen mir weiterhin kommunizieren und noch mehr Spaß helfen (hier einen besonderen Dank an haben. Der Nachwuchs Mani hat das alles Milan, den langjährigen Retter meines noch vor sich und pflegt derweil Privatlebens!) Auch die Anzahl der fressenderweise die Wiesen und bespaßt Seminare, die ich gebe, müsste noch seine Pferdefamilie und alle anderen, die steigen. Ich bin optimistisch. Die Hürden, ihn besuchen. Die drei haben mich so gut die hinter mir liegen (großer baulicher trainiert, dass ich mittlerweile (mit vielen Aufwand, Gründungsinvestitionen, Jahren Vorlauf) genug gesunden Ausbildung von mir und den Pferden, Pferdeverstand entwickelt habe, dass ich Einführung einer Bezahlung der andere Pferdeinteressiete deutschlandweit Pferdearbeit im Ökodorf) empfinde ich als mit Seminaren über „pferdisch“ deutlich größer, als die, die vor mir liegen. unterstützen kann. Über diesen eigentlich tieferen Teil des Pferdeprojektes, nämlich Ach ja, der Landeplatz der Liebe. die Gestaltung kooperativer Beziehung und Mai 06: Odin, Freya und ich „ackern“ auf Kommunikation zwischen Pferd und einer neu angepachteten Brache neben dem Mensch möchte ich gerne an anderer Stelle Ökodorf. Wir pflügen, eggen und walzen mal einen gesonderten Artikel schreiben. einen Kreis, damit sich die Brache dort in Ich höre das Redakionsteam förmlich eine Blumenwiese verwandeln darf. Damit aufatmen... sind wir (stolzer) Teil eines Landschaftskunstwerkes; Regieführender Künstler: Cosmo; Ziel: einen „Landeplatz für die Liebe“ zu gestalten! Und: „bei aller Liebe“ – wir haben selten so geschuftet. Warum? Weil der Boden so verdichtet ist, dass ein Pferdepflug kaum noch in ihn eindringen, geschweige denn ihn sauber wenden kann. Gleich neben uns pflügt munter der Traktor, dem wir diese Misere zu verdanken haben, in rasendem Tempo einen Acker, dessen Ausmasse der Horizont verbirgt. Wann ist es soweit, dass die vorbeiziehenden Passanten nicht mehr Abbildung 4 - Odin und Freya beim Pflügen mich für verrückt erklären, bemitleiden oder belächeln, sondern den Traktoristen? Das sind ja schöne Aussichten! Bei George W. Bush erhoffe ich mir Ob mein Betrieb langfristig überleben keinen Sinneswandel mehr. Aber er hat ja wird, ist noch nicht klar. Im Moment bin auch meinen Artikel nicht gelesen.... ich im zweiten Ich-AG-Jahr (also noch geringfügig bezuschusst). Zudem hat mir
Dieser Artikel endet hier, weil mir die Rundbriefredakion auch so schon aufs Dach steigen wird. Nicht etwa, weil das Thema erschöpfend dargestellt ist. Dargestellt habe ich einen winzigen Ausschnitt, hinter allen Argumenten steht seitenweise Literatur: Viele materielle und alle immateriellen Gründe für eine (R)Evolution mit Zugpferd bleiben gänzlich unerwähnt. (Alle verwendeten Zahlen sind Orientierungen, gemittelt aus verschiedenen Quellen und schwanken in der Realität sowieso wegen lokaler, klimatischer, sozialer u.a. Verschiedenheiten.) Abbildung 5 - Haflinger Freya mit Silke Und selbst wenn nichts davon wahr wäre: Der Traktor ist für mich bestenfalls eine temporäre Arbeitserleichterung. Die Arbeit mit Odin, Freya und Mani und all den Seminarpferden ist meine Meditation, mein spiritueller Weg, mein Disziplin- Generator, mein Urlaub im Alltag, mein Urlaub vom Ich, meine Arbeit am Ich, meine Hier-und-Jetzt-Schule und mein Fitnesscenter. Danke, Universum, für diesen privilegierten Beruf! Geldspenden für die Anschaffung und Weiterentwicklung von Pferdetechnik in der Fuhrhalterei Frühwach sind sehr erwünscht! Wende dich vertrauensvoll an Silke. www.kooperative-pferde.de
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