Geschäftsbericht 2019 - Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V - Ariane Zeyen, Birgit Schneider - Januar 2020 - landesverband-aphasie.de
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Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. Geschäftsbericht 2019 Ariane Zeyen, Birgit Schneider – Januar 2020
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Förderer, ja, ein neues Gesicht begrüßt Sie in unserem diesjährigen Geschäftsbericht. Am 09. März 2019 fand im Rahmen unserer Jahresmitgliederversammlung turnusmäßig die Wahl eines neuen Vorstandes statt. Da sich Frau Karin Schneider und Herr Rolf Wagner nicht mehr zur Wahl stellten, wurden sie von Herrn Dr. Rodenwaldt mit herzlichen Dankesworten aus dem Vorstand verabschiedet. Die neu gewählten Vorstandsmitglieder, Ralf Davids (Beisitzer) und ich, Harald Pulch (2. Vorsitzender), wurden mit ebenso herzlichen Worten von Herrn Dr. Rodenwaldt begrüßt. Ich freue mich sehr, ab diesem Jahr im Vorstand eines Verbandes mitzuwirken, der sich seit nunmehr 16 Jahren für die Belange von Menschen mit Aphasie engagiert. Ich selbst leide unter Aphasie und musste durch die Erkrankung viele Dinge in meinem Leben ändern und habe viele Einschränkungen hinnehmen müssen. Auch meine Angehörigen sind von der Kommunikationsstörung mitbetroffen. Wir bemühen uns gemeinsam mit unseren Mitstreitern und Freunden der Selbsthilfebewegung beständig um die Rückkehr unserer kommunikativen Fähigkeiten – so gut es geht. Außerdem unterstützen und beraten wir vom Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. andere Menschen mit Aphasie und ihre Angehörigen, fördern die Selbsthilfe und informieren die Öffentlichkeit über das Thema Aphasie. Denn noch immer wird eine Aphasie oftmals nicht erkannt und das Wissen um den richtigen Umgang mit einem Menschen mit Aphasie ist meist dürftig. Und das, obwohl sich etwa 270.000 Schlaganfälle jährlich in Deutschland ereignen, rund 40% der Betroffenen in der Akutphase unter einer Aphasie leiden und bei ca.15% der Erkrankten die Aphasie chronisch wird. So waren in 2019 bundesweit über 100.000 Menschen von einer Aphasie betroffen, wobei man tatsächlich von einer höheren Anzahl an Erkrankten ausgeht, denn oftmals wird eine Aphasie eben nicht oder falsch diagnostiziert. Daher wollen wir den Menschen mit Aphasie in der Öffentlichkeit eine Stimme geben. Ihnen unbürokratisch zu helfen, ist Sinn und Zweck unserer Arbeit. Auch 2019 gab es wieder eine Vielzahl von Beratungsgesprächen mit Betroffenen und Angehörigen, telefonisch und in unserer Geschäftsstelle in Waldbreitbach. 1
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Durch unsere Kooperationsverträge mit z. B. mit der BDH-Klinik in Vallendar und der Westerwaldklinik Waldbreitbach hat unser Aphasiezentrum seinen Beratungs- und Informationsauftrag in der Region noch besser erfüllen können. Durch regelmäßige Besuche und Vorträge in den Kliniken können wir die von Aphasie betroffenen Menschen und ihre Angehörigen direkter erreichen, informieren und auf die Selbsthilfebewegung hinweisen. Darüber hinaus hat das Aphasiezentrum 2019 wieder einige neue Projekte organisiert und durchgeführt, die von den gesetzlichen Krankenkassen des Landes unterstützt wurden. Besonders hat mich natürlich das gemeinsame Kino-Projekt der Landesverbände Aphasie Rheinland-Pfalz und Hessen in Wiesbaden gefreut. Über diesen wunderschönen Abend und die verschiedenen anderen Projekte werden wir Ihnen in diesem Geschäftsbericht noch genauer berichten. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden nach den Seminarwochenenden zeigen uns, dass wir mit unseren Angeboten weiter auf dem richtigen Weg sind. Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten von neuen Perspektiven, die sie durch die Anregungen unserer Referenten erhalten. Doch auch der Austausch untereinander, die Freude bei den gemeinsamen Erlebnissen und nicht zuletzt die Vernetzung stärkt die Betroffenen bei der Bewältigung des Alltags. Dank der finanziellen Unterstützung durch unsere Förderer, insbesondere des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, des Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Krankenkassen des Landes Rheinland-Pfalz und der Deutschen Rentenversicherung konnten wir unsere Beratungstätigkeit weiterhin kostenfrei anbieten und somit Betroffenen sowie Angehörigen weiterhelfen. Sehr hilfreich sind für uns auch die freundlichen Spenden von Mitgliedern und anderen Freunden der Aphasiebewegung, denn mit diesen können wir z. B. unsere Seminare kostengünstiger anbieten. Deshalb ist es mir wichtig, schon an dieser Stelle sowohl unseren Förderern als auch den Ehrenamtlichen für ihren persönlichen Einsatz, für ihre fachliche Kompetenz und die Zeit, die sie uns zur Verfügung stellen, zu danken. Mit Ihrer aller Hilfe tragen Sie zum Gelingen unserer Arbeit bei und helfen eine starke Säule in der Rehabilitation zu sein. Bleiben Sie uns treu! Ihr Prof. Harald Pulch 2
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Einleitung Der Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. ist seit 2003 gemeinsam mit seinem Aphasiezentrum in Waldbreitbach und seinen vier Regionalzentren in Kaiserslautern, Bad Kreuznach, Speyer und Trier Ansprechpartner für an Aphasie leidende Menschen und ihre Angehörigen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel einer verbesserten Versorgung der Betroffenen in der Akutphase, in der Rehabilitation und später in der Nachsorge. Neben intensiver Öffentlichkeitsarbeit bieten wir Schulungen, Seminare und Einzelberatungen an und fördern die Gründung von Selbsthilfegruppen. Der Vorstand des Landesverbandes arbeitet ehrenamtlich. Für das Aphasiezentrum beschäftigte der Landesverband im Jahr 2019 eine Linguistin, eine Lehrlogopädin und Supervisorin, unterstützt durch eine Organisationskraft. Für das Projekt EUTB® (Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung) ist seit 2018 ein Sozialarbeiter als Berater tätig. Durch die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung können wir seither Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen eine Beratung zur verbesserten Teilhabe am Leben anbieten. Damit dieses Angebot auch Menschen nutzen können, die aufgrund ihrer Einschränkungen nicht in die Beratungsstelle in Linz am Rhein kommen können, bieten wir zusätzlich eine aufsuchende Beratung an. Das deutsche Gesundheitssystem steht seit Jahren vor der Herausforderung, die Qualität der Versorgung von hirnorganisch geschädigten Patienten bei gleichzeitiger Kosteneffizienz zu gewährleisten. Die Verweildauer von Erkrankten in den Akutkliniken sowie in den Rehabilitations- einrichtungen hat sich drastisch verkürzt, sodass den Erkrankten hier weniger Zeit für Therapie und Beratung zur Verfügung steht. Auch daher ist die Selbsthilfe, als sinnvolle Ergänzung zu den ambulanten, stationären und rehabilitativen professionellen Leistungen, als vierte Säule des Gesundheitssystems unverzichtbar. 3
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Aphasie – eine Herausforderung Die Aphasie als Folge einer Läsion des Gehirns im Bereich der Sprachzentren nimmt den Patienten, die sich wegen eines Schlaganfalls, eines Tumors, eines Schädelhirntraumas oder einer Entzündung der kortikalen Strukturen in der medizinischen Akutversorgung befinden, plötzlich ihre wichtigste Verbindung zu seinen Mitmenschen: die Sprache. Sie sind nicht mehr in der Lage zu sprechen bzw. haben keinen Zugriff auf die richtigen Wörter, auch nicht schriftlich. Das, was Ärzte, Krankenpfleger oder ihre nächsten Angehörigen ihnen sagen und versuchen zu erklären oder aufschreiben, können sie nicht verstehen oder lesen. Jährlich bleibt dieser Zustand bei rund 65.000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland dauerhaft bestehen. Insgesamt gibt es hier schätzungsweise deutlich über 100.000 Menschen, die mit dieser Beeinträchtigung zu kämpfen haben. Die kommunikativen Folgen einer Aphasie sind beträchtlich. Auf der einen Seite ist es einem Menschen mit Aphasie nur eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich, seine Gedanken adäquat in Sprache umzusetzen. Auf der anderen Seite versteht er oftmals nur Teile dessen, was andere ihm sprachlich vermitteln möchten, womit das familiäre und soziale Umfeld in direkte Mitleidenschaft gerät. Missverständnisse und Frustrationen sind auch bei kooperativem Verhalten aller Kommunikationspartner an der Tagesordnung. Die Orientierung und Aktivitäten außerhalb des häuslichen Umfeldes sind oft, auch aufgrund der eingeschränkten Lesefähigkeit, schwer möglich und führen zu Rückzugstendenzen. Auch weitere psycho-soziale Beeinträchtigen bestimmen und erschweren den Alltag der Betroffenen: Nicht selten folgt auf die Aphasie der Verlust der Arbeit. Ehen, Freundschaften und Familien werden auf eine harte Probe gestellt. Der beruflichen, sozialen und familiären Isolation folgen nicht selten Depression, Verzweiflung, Angstzustände und Aggressionen auf Seiten der Betroffenen. Angehörige fühlen sich oft überfordert und können den Belastungen nicht mehr standhalten, was wiederum zu Krisen in den Beziehungen führt. Deshalb ist der Aufbau eines stabilen Ersatz-Netzwerkes in Form von Selbsthilfegruppen von immenser Bedeutung für Betroffene und Angehörige. Die Bereitstellung nötiger Informationen für Angehörige, Freunde und Bekannte hilft, aphasische Sprachstörungen besser zu verstehen und erleichtern die Kommunikation untereinander. Unsere in diesem Papier dargestellten Aufgaben und Angebote beschreiben unseren Weg zu einer aufgeklärteren, toleranteren, gerechteren, im besten Sinne inklusiven Gesellschaft. 4
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Aufgabenprofil des Aphasiezentrums Rheinland -Pfalz Die Aufgaben des Aphasiezentrums (AZ) sind die Versorgung der Betroffenen in der Akutphase, in der Rehabilitation und später im häuslichen Umfeld zu verbessern und durch Informationen eine größere Akzeptanz der Erkrankung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Das AZ soll beitragen, die Anliegen der Menschen mit Aphasie in der Gesundheitspolitik des Landes Rheinland-Pfalz zu vertreten. Viele Probleme entstehen mit der Rückkehr der von Aphasie betroffenen Menschen in die häusliche Umgebung. Um eine nachhaltige Betreuung sowie eine soziale und berufliche Integration der Betroffenen zu ermöglichen, kommt der Nachsorge eine besondere Bedeutung zu. Das Aphasiezentrum bietet die notwendige Unterstützung, eine intensive Angehörigenbetreuung und vermittelt die Betroffenen in ambulante Therapien und in Selbsthilfegruppen. Der Aufbau von Regionalzentren und Selbsthilfegruppen wird stetig vorangetrieben, um das Netzwerk der regionalen Versorgung zu erweitern. Die Bedürfnisse der Betroffenen und Angehörigen sind dabei für uns stets maßgebend. Dabei gilt es, die Qualität der Gesundheitsversorgung und die Lebensqualität zu erhöhen. Steigerung der Qualität bedeutet in diesem Zusammenhang: Aufklärung über das Krankheitsbild, Vermittlung von hochwertiger Rehabilitation und Nachsorge, gezielte und wirksame Therapien bezogen auf den individuellen Krankheitsstatus und die Vermittlung in Selbsthilfegruppen als Ergänzung zur medizinischen und therapeutischen Versorgung. Dafür stehen wir, die Mitarbeiterinnen des Aphasiezentrums Rheinland-Pfalz im Jahr 2019 Ariane Zeyen Birgit Schneider Karin Rockenfeller Leitung stellvertretende Leitung Organisationskraft 5
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Unser Auftrag im Überblick Fachliche Betreuung von Betroffenen und Angehörigen Persönliche und telefonische Beratung Aufklärung über das Krankheitsbild Aphasie, auch bei Arbeitgebern Informationen zum Umgang mit Aphasie Beratung zur therapeutischen Versorgung Unterstützung bei Widersprüchen Beratung und Vermittlung bei beruflicher Wiedereingliederung Fachliche Betreuung von SHG Gründung Kontaktpflege zu Gruppenleitern Organisation von Seminaren und Workshops / Beantragung der Mittel Pressearbeit Unterstützung bei Sekretariatsaufgaben Unterstützung bei Sekretariatsaufgaben für Regionalzentren Beratung bei Antragsstellung Beantwortung von Mails und telefonischen Anfragen Unterstützung bei der Organisation von Info-Ständen Bereitstellung von Ausstattung (Kopierer, Beamer, Drucker, Laptop) Öffentlichkeitsarbeit Erstellung von selbsthilfebezogenen Publikationen Erstellung von Flyern und anderen Infomaterialien Verteilen von Infomaterialien Ansprechpartner für lokale Medien Internetauftritt Pressearbeit Planung und Durchführung von Veranstaltungen Planung und Durchführung von Vorträgen in z. B. Kliniken und Schulen für Gesundheitsfachberufe Administration Mittelbeschaffung Antragstellung bei Krankenkassen und Ministerium Betreuung und Verwaltung der Mitglieder und deren Daten Homepagepflege Buchführung 6
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Beratung im Aphasiezentrum Auch 2019 wurden Betroffene und Angehörige in - oft mehrfachen - Beratungen individuell unterstützt. Diese erfolgten persönlich, telefonisch und vermehrt auch online. Unsere Klienten suchen in unserer Beratung, Aufklärung und Informationen über das Störungsbild Aphasie. Darüber hinaus werden ambulante Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen vermittelt und über einen angemessenen Umgang mit Betroffenen aufgeklärt. Bei Interesse werden Betroffene in die bestehenden Selbsthilfegruppen vermittelt. Die Schwerpunkte der Beratungen liegen einmal in der bestmöglichen therapeutischen Nachsorge im ambulanten Bereich nach der Rückkehr ins häusliche Umfeld. Hierzu nehmen wir Kontakt zu niedergelassenen Therapeuten auf, besprechen mit Einverständnis der Ratsuchenden die jeweiligen Besonderheiten der Störung, die familiäre Situation und versuchen eine möglichst hochfrequente Therapie zu erwirken. Zum anderen erläutern wir den nächsten Angehörigen das Krankheitsbild der Aphasie im Allgemeinen und die aktuellen Schwierigkeiten ihres Angehörigen im Besonderen, zeigen konstruktive Verhaltensweisen in der Kommunikation auf und beraten hinsichtlich der anstehenden Aufgaben in der Rehabilitationsphase. Die Vermittlung von Menschen mit Aphasie in möglichst geeignete Einrichtungen der Phase F der neurologischen Rehabilitation fällt darüber hinaus ebenso in unseren Aufgabenbereich wie die Suche nach passenden Einrichtungen für betreutes Wohnen. Berufliche Wiedereingliederung Der Bedarf an Beratungen zum Thema der beruflichen Wiedereingliederung ist weiterhin zunehmend, da immer mehr junge bis sehr junge Menschen durch eine Hirnschädigung von Aphasie betroffen sind. Hier ergeben sich Aufklärungs- und Vermittlungsgespräche mit Arbeitgebern, Ausbildern und Hochschuldozenten, um den eingeschlagenen Berufseinstieg mit Hilfe von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben weiterhin realisierbar zu machen. Betroffene mit einem beruflichen Restleistungsprofil klären wir über mögliche Wege in der beruflichen Rehabilitation auf und vermitteln in Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Besteht ein Arbeitsverhältnis, ist zunächst ein Aufklärungsgespräch mit dem Arbeitgeber über das Störungsbild Aphasie und die konkreten Auswirkungen auf die Tätigkeit des Klienten angezeigt. Im Weiteren begleitet das Aphasiezentrum die betriebliche Wiedereingliederung mit Empfehlungen an die Anforderungen, die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes, möglicher Hilfen und ggf. weiterer 7
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Aufklärungstätigkeit von Kollegen. Es zeigt sich, dass auch bei guter Vorbereitung die umfangreichen Beeinträchtigungen der Aphasie auf verschiedene Bereiche und Begleiterscheinungen wie Ablenkbarkeit, verminderte selektive Aufmerksamkeit etc. unterschätzt werden und unter Umständen mehrere Arbeitsplatzerprobungen vor Ort vonnöten sind. Ein enger Kontakt zu Behindertenbeauftragten und Eingliederungsmanagern in Betrieben und Universitäten führt zu einem besseren Verständnis für die individuellen Probleme und Belange des betroffenen Arbeitnehmers / Student / Auszubildenden. Arbeitgeber und bei größeren Betrieben Betriebsärzte und innerbetriebliches Personal zum betrieblichen Eingliederungsmanagement zeigen sich sehr interessiert und dankbar für diese Aufklärungs- und Begleitarbeit. Exemplarisch für eine Begleitung und Unterstützung zur Teilhabe am Arbeitsleben stellen wir an dieser Stelle kurz den Fall einer jungen Grundschullehrerin mit Restaphasie dar, die wir beim beruflichen Wiedereinstieg unterstützt haben. Zwei Jahre nach Ihrem Schlaganfall wagte die 40jährige Mutter dreier Kinder die berufliche Wiedereingliederung. Dabei hatte sie hohe Erwartung an die eigene Leistungsfähigkeit und setzte sich intensiv mit den Erwartungen der Schülerinnen, der Eltern, der Kollegen und Kolleginnen sowie der eigenen Familie auseinander. Da sie nicht unter motorischen Beeinträchtigungen litt, war ihr sehr bewusst, dass ihre Erkrankung für andere nicht sichtbar ist. Häufig hatte sie schon erlebt, dass Gesprächspartner ihre Kommunikationsstörung übersehen oder vergessen und dann sehr erstaunt waren, wenn sie deutliche Wortfindungsstörungen zeigte oder es wegen Sprachverständnisunsicherheiten zu Missverständnissen kam. Ihr Wunsch war es, dass ihre neuen Kolleginnen und Kollegen verstehen, dass sie nicht mühelos kommunizieren kann, und dass sich unter Stress alle sprachlichen Symptome verschlimmern, wobei Stress für sie beispielsweise durch ein schnelles Sprechtempo oder einen schnellen Themenwechsel ausgelöst wird. So haben wir gemeinsam mit der Direktorin der neuen Schule eine kurze Veranstaltung zum Thema Aphasie im Allgemeinen und zur Aphasie der neuen Kollegin im Speziellen organisiert und durchgeführt. In einem späteren Telefonat berichtete die junge Lehrerin, das es ihr gut gehe und der berufliche Wiedereinstieg für sie sehr gelungen war. Generell ermöglicht eine berufliche Tätigkeit den Betroffenen immer auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das wegen der Sprachstörung oft stark reduziert ist. Das positive Lebensgefühl durch eine sinnvolle und honorierte Beschäftigung trägt zur Genesung und Gesundheitsprophylaxe bei. Insofern bemühen wir uns, Betroffene ohne ausreichendes Restleistungsprofil für den ersten Arbeitsmarkt in Praktika oder geringfügig entlohnte Beschäftigungen zu vermitteln. Mit dem Neugewinn unseres Mitarbeiters in der EUTB® (s. u.) können unsere Bemühungen in dieser Hinsicht noch professioneller begleitet werden. 8
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung ( EUTB®) Der Landesverband Aphasie betreibt zusätzlich zu seinem exklusiven Angebot für Menschen mit Aphasie seit März 2018 eine Beratungsstelle in Linz am Rhein. Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB®) unterstützt und berät alle Menschen mit Behinderungen, von Behinderung bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige kostenlos in allen Fragen zur Rehabilitation und Teilhabe. Die wichtigsten Bausteine der EUTB® sind schon in ihrem Namen enthalten: So beraten wir unabhängig von Trägern, die Leistungen bezahlen oder erbringen, und agieren ergänzend zur Beratung anderer Stellen. Unser Sozialarbeiter und Sozialpädagoge Maximilian Rodenwaldt berät und unterstützt die Betroffenen auf „Augenhöhe“, damit Ratsuchende selbstbestimmt Entscheidungen treffen können. Das bedeutet, dass er sich als Experte für die verschiedensten Hilfsangebote und für die unterschiedlichen Möglichkeiten der finanziellen Förderung versteht. Die Betroffenen sieht er als Experten in eigener Sache, so dass die Beratungsgespräche ganz nach individuellen Bedürfnissen Rat und Orientierung geben. Die Beratungsstelle ist unter der Telefonnummer 02644 9456396 oder per E-Mail über info@beratung-linz.de zu erreichen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung zunächst für drei Jahre. Eine Fortführung dieser Beratungsstelle in der Verlängerungsphase in den Jahren 2021 und 2022 wurde bereits beantragt. Die Regionalzentren Um ein landesweites Netz an Beratungs- und Informationszentren aufzubauen, hat sich der Landesverband zum Ziel gesetzt, möglichst viele Aphasie-Regionalzentren in Rheinland-Pfalz zu etablieren. So sollen Betroffene und Angehörige regional betreut werden und zusätzlich eine Entlastung ihres zeitlichen und organisatorischen Aufwandes erfahren. So wie das Landes-Aphasiezentrum in Waldbreitbach sind auch die Aphasie-Regionalzentren (ARZ) Beratungs-, Begegnungs- und Fortbildungszentren für Menschen mit Aphasie und deren Angehörige und stehen allen Ratsuchenden kostenfrei zur Verfügung. Je nach individuellen Möglichkeiten der Zentren werden neben dem Beratungsangebot auch Workshops oder Seminare angeboten. 9
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Unsere Aphasie-Regionalzentren: ARZ Bad Kreuznach Ansprechpartner: Dr. Heiko Rodenwaldt Aphasie-Regionalzentrum Bad Kreuznach Römerstraße 18 55543 Bad Kreuznach Tel: 0671 9289946; Fax: 0671 845759 Email: dr.h.rodenwaldt@t-online.de ARZ Kaiserslautern Ansprechpartnerin: Dorit Schmidt Aphasie-Regionalzentrum Kaiserslautern ZANR – Zentrum für ambulante Neurorehabilitation Europaallee 1 67657 Kaiserslautern Tel.: 0631 361570 Email: d.schmidt@klschulen.de www.koenigleiserschulen.de ARZ Speyer Ansprechpartnerin: Dr. Nikolai Wezler Diakonissen-Stiftungskrankenhaus Spitalgasse 1 67346 Speyer Tel: 06232 18121, Fax: 06232 18126 Email: Nikolai.wezler@diakonissen.de ARZ Trier Ansprechpartnerin: Marlene Scheid Praxis für Logopädie Bruchhausenstraße 12 54290 Trier Tel: 0651 4360779, Fax: 0651 4360778 Email: marlene.scheid@t-online.de 10
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Selbsthilfe In Rheinland-Pfalz gibt es zurzeit 21 Selbsthilfegruppen mit insgesamt 223 Mitgliedern, denen sich Menschen mit Aphasie und deren Angehörige anschließen können. In den Selbsthilfegruppen treffen sich Betroffene zum Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, sich gegenseitig zu unterstützen und so Probleme besser zu bewältigen. Bei den Treffen geht es um praktische Lebenshilfe sowie gegenseitige emotionale Unterstützung und Motivation. Typische Probleme sind etwa der Umgang mit Lebenskrisen oder belastenden sozialen Situationen. Nicht nur der Informations- und Erfahrungsaustausch, sondern auch gemeinsame Aktivitäten fördern die soziale Integration der Menschen mit Aphasie. Das Prinzip der Selbsthilfe ist aus psychosozialer, medizinischer und ökonomischer Sicht eine wichtige Ressource in unserem Gesundheitssystem. Die Selbsthilfegruppen werden vom Landesverband finanziell unterstützt und inhaltlich durch unsere Aphasiezentren fachkompetent betreut. Die aktuellen Kontaktdaten der einzelnen Selbsthilfegruppen sowie deren Angebote finden Sie unter www.landesverband-aphasie.de. Aufbau und Unterstützung von Selbsthilfegruppen Eine der wichtigsten Aufgaben des Aphasiezentrums (AZ) ist die Unterstützung der Selbsthilfe. Auch 2019 standen die Mitarbeiterinnen des AZ den einzelnen Selbsthilfegruppen beratend zur Verfügung. Themen waren u. a. die Antragsstellung der krankenkassenindividuellen und der kassenartenübergreifenden Gemeinschaftsförderung sowie die Akquise von neuen Gruppenmitgliedern, Überalterung der Gruppen und neue Medien. Weitere konkrete Angebote für die Selbsthilfegruppen waren die Weitergabe von sozialrechtlichen, psychologischen und organisatorischen Informationen, die organisatorische Unterstützung bezüglich Schriftverkehr, die Vermittlung von Kontakten zwischen Betroffenen und bestehenden örtlichen Selbsthilfegruppen, die Vermittlung von Referenten, Anregungen für Aktivitäten sowie die Organisation und Durchführung von Gruppenleitertreffen. 11
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Die Aphasie-Selbsthilfe Koblenz ist umgezogen und hat erste Kontakte zur Selbsthilfegruppe für Menschen mit Redeflussstörungen (Stottern und Poltern) geknüpft. Es wird spannend herauszufinden, an welchen Stellen es ähnliche Themen gibt, und wo die Anliegen und Bedürfnisse andere sind. Die Koblenzer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Aphasie trifft sich in den neuen Räumlichkeiten der Schule für Logopädie am Bildungscampus Koblenz, David-Roentgenstraße 10, 56076 Koblenz. Die Kontaktdaten aller Selbsthilfegruppen des Landes im Überblick: Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz SHG Asbach SHG Bad Kreuznach Hans Werner Schumacher, Elke Neschen Dr. Heiko Rodenwaldt Kamillusklinik Gesundheitsamt Hospitalstraße 6 Ringstr. 4, Zimmer 11 53567 Asbach 55543 Bad Kreuznach Tel.: 02683 43438 oder 02681 1084 Tel.: 0671 92899468 www.aphasiker-asbach.de Fax: 0671 845759 alexandraschumacher@t-online.de dr.h.rodenwaldt@t-online.de SHG Bad Neuenahr SHG Bernkastel-Kues Susanne Ender, Judith Baltes Karin Schneider Gemeinschaftspraxis für Logopädie Klinik Burg Landshut S. Ender & V. Hostert-Riemenschneider Kueser Plateau Hauptstr. 92 54470 Bernkastel-Kues 53474 Bad Neuenahr Tel.: 06531 9708160 Tel.: 02641 9115555 karin-schneider@t-online.de susanne-ender@t-online.de SHG Bitburg SHG Daaden Elisabeth Weins Elfi Swoboda Praxis für Logopädie Ev. Gemeindehaus Bedaplatz 1 Hachenburger Str. 1 54634 Bitburg 57567 Daaden Tel.: 06561 5796 Tel.: 02743 3535 Irma.weinand@gmx.de hejoswoboda@web.de 12
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - SHG Daun SHG Emmelshausen Johanna Hoffmann Denise Michel-Becker Praxis für Logopädie Sprachtherapeutische Praxis Michel-Becker Maria-Hilf-Str. 2 Rhein-Mosel-Str. 28 54550 Daun 56281 Emmelshausen Tel.: 06592 173981 Tel.: 06747 96057 Fax: 06592 173982 bukkens@schuetteler.net SHG Ingelheim SHG Kaiserslautern Silke Viereck Dorit Schmidt Praxis für Logopädie ZANR – Zentrum für ambulante Neurorehabilitation Albert-Schweitzer-Str. 3 Europaallee 1 55218 Ingelheim 67657 Kaiserslautern Tel.: 06132 432075 Tel.: 0631 361570 silkeviereck@web.de d.schmidt@klschulen.de SHG Kastellaun SHG Kirn Anika Schmitt Zita Astheimer Ambulantes Rehazentrum Hunsrück Amthofstraße 2 Laubacher Str. 44 55606 Kirn 56288 Kastellaun Tel.: 06752 913292 Tel.: 06762 933774 zita-astheimer@t-online.de anika@anika-mail.de SHG Koblenz SHG Mainz (mit Angehörigen) Birgit Schneider Eva Baumgärtner Bildungscampus Koblenz Am Sportfeld 7g Schule für Logopädie 55124 Mainz-Gonsenheim David-Roentgen-Straße 10 Tel. 06136 4687270 56073 Koblenz EBaumgaertner@gmx.net Tel.: 0261 20166131 b.schneider@kk-km.de SHG Mainz (ohne Angehörige) SHG Mayen Harald Pulch Bettina Oberlack-Werth, Andrea Radermacher KISS Mainz Hotel Garni „Alter Fritz“ Parcusstr. 8 Koblenzer Str. 56 55116 Mainz 56727 Mayen Tel.: 0611 376388 Tel.: 02651 946936 harald.pulch@gmx.de b.oberlack-werth@logopaedie-mayen.de 13
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - SHG Trier SHG Pirmasens Werner und Marlene Scheid Günther Andreas, Ute Hahnemann Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Pro-Senioren Residenz Nordallee 1 Münzgasse 54 54292 Trier 66953 Pirmasens Tel.: 0651 76884 Tel.: 06331 66146 info@logopaedie-scheid.de guenther-andreas@gmx.de SHG Waldbreitbach SHG Speyer Hermann-Josef Wester Jakob Fuchs, Dr. Gerhild Hettinger Westerwaldklinik Gemeindezentrum am Russenweiher Buchenstraße 6 Am Renngraben 2g 56588 Waldbreitbach 67346 Speyer Tel.: 02683 9437010 Tel.: 0621 654545 h-jwester@web.de jakob.fuchs@t-online.de SHG Linz Ariane Zeyen EUTB® Linz Mühlengasse 16 53545 Linz Tel.: 02638 9469106 zeyen@landesverband-aphasie.de Junge Aphasiker Als überregionale Selbsthilfegruppe im Land verstehen sich die Jungen und aktiven Aphasiker. Im Kreise der betroffenen Menschen mit Aphasie in Rheinland-Pfalz hat sich im Laufe der Jahre eine Gemeinschaft von jüngeren Betroffenen. zusammengefunden. Gemeinsame Aktivitäten und Erfahrungsaustausch sind das Resultat und Ziel. In diesem Kreis sollen sich junge Betroffene sowie aktiv Gebliebene angesprochen fühlen. Beauftragter der Jungen Aphasiker: Rolf Wagner Kontakt: rowa70@googlemail.com 14
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Termine und Veranst altungen 2019 09.03.2019 1. Vorstandsitzung und Mitgliederversammlung in Waldbreitbach Die Mitgliederversammlung hat am 09.03.2019 einen neuen Vorstand gewählt: Vorsitzender: Dr. Heiko Rodenwaldt stellvertretender Vorsitzender: Prof. Harald Pulch Schatzmeisterin: Anneliese Wester 1. Beisitzer: Uwe Rockenfeller 2. Beisitzer: Ralf Davids v. l. R. Davids, A. Wester, H. Pulch, U. Rockenfeller, H. Rodenwaldt 21. – 23.03.2019 22. Würzburger Aphasie-Tage Wie jedes Jahr präsentierte das Aphasikerzentrum Unterfranken die Würzburger Aphasietage, einen Kongress mit Vorträgen und Workshops für Fachleute, Betroffene und Angehörige. Neben dem offiziellen Teil ist das Zusammenkommen mit alten Bekannten und Freunden genauso wichtig und hilfreich wie das Kennenlernen und Vernetzen mit neuen Akteuren. Die Jungen Aphasiker aus Rheinland-Pfalz boten hier einen Schachworkshop an. 15
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - 29. – 30.03.2019 Frühjahrs-Länderrat in Zell am Main Zweimal jährlich findet der unter dem Dachverband Bundesverband Aphasie e. V. eine zweitägige Zusammenkunft der Ländervertreter statt. 28.– 30.06.2019 35. Rheinland-Pfalz Tage Die Selbsthilfegruppe der „Jungen und aktiven Aphasiker“ präsentierte sich bei großer Hitze auf den Rheinland-Pfalz Tagen am 28.-30. Juni in Annweiler. Sie informierten über Thema „Aphasie“, auch mit Hilfe von Kurzfilmen des Bundesverbandes. Wie jedes Jahr freuten wir uns über den Besuch von der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer und der Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. 25.08.2019 Landesweiter Ehrenamtstag in Bad Hönningen Ministerpräsidentin Malu Dreyer hatte nach Bad Hönningen eingeladen, um sich bei den Ehrenamtlern im Land zu bedanken. Die Ehrenamtlichen der Aphasieselbsthilfe und die Mitarbeiter des Aphasiezentrums und der EUTB® konnten im Rahmen dieser Veranstaltung wieder viele Informationen über Aphasie und den Umgang mit dieser Kommunikationsstörung vermitteln. In der wunderschönen Umgebung der Rheinanlagen freuten wir uns besonders über den Besuch der Ministerpräsidentin und über ihre herzlichen Worte. 16
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - 28.09.2019 2. Vorstandsitzung ARZ- und SHG-Leiter Treffen in Bad Neuenahr-Ahrweiler Unsere 2. Vorstandssitzung und das alljährliche Gruppenleitertreffen fanden in diesem Jahr in der ehemaligen Synagoge im schönen Ahrweiler statt. Die aus dem ganzen Land angereisten Leiter der regionalen Selbsthilfegruppen sammelten in der Eingangsrunde viele verschiedene Themen. Im Anschluss wurde aus der Sitzung eine „Geh“ung rund um die mittelalterliche Stadtmauer und durch die angrenzenden Weinberge. Bewegung, frische Luft und der schöne Ausblick brachten Schwung in die Teilnehmer und ließen Ideen sprudeln. So konnten beim intensiven Austausch über Aktivitäten, Sorgen und Nöte der Gruppen konstruktive Lösungsmöglichkeiten entdeckt werden. Blick über Bad Neuenahr, schön und inspirierend. 13. - 15.10.2019 „Wir bewegen was“ in Heilsbach/Schönau in der Pfalz In Jahr 2019 wollten wir frischen Wind in unsere Angebote bringen und haben daher Seminare mit etwas anderen Inhalten angeboten. So gab es ein „Bewegungsseminar“ in der wunderschönen Umgebung der Tagungsstätte Heilsbach in der Südpfalz. Hier verbrachten 27 engagierte Menschen zwei bewegte Tage. Die Therapeutinnen und Yoga-Lehrerinnen Margrit Hieronymi und Ulla Hieronymi-Pinnock leiteten sanfte und schwungvolle Atem- und Bewegungsübungen an. Die Aktivitäten wurden durch summende Töne unterstützt, so konnten die Schwingungen uns auch von innen lockern. Meditationsübungen waren hilfreich um den eigenen Körper besser zu spüren und sie bereiteten auf neue Bewegungserfahrungen vor. Auch im Rollstuhl sitzende Menschen mit Aphasie konnten sich durch die achtsam durchgeführten Bewegungen körperlich betätigen. Durch die zusammen erlebten Erfahrungen wurde ein Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bewegung gebracht. Die mitbetroffenen Angehörigen nahmen zusätzlich am Gesprächskreis teil und tauschten sich zu konkreten Fragen, wie z. B. der ärztlichen Verordnung von Sprachtherapie oder der Beantragung eines 17
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Pflegegrads aus. Aber auch die eigene, ganz veränderte Lebenssituation war ein wichtiges Thema. „Wie komme ich damit klar, dass die Krankheit mir meinen Gesprächspartner auf Augenhöhe genommen hat?“ und „Wo gibt es Hilfe für mich?“ waren Fragen, über die intensiv diskutiert wurde. Die Gesprächsrunde der Angehörigen, mal ernsthaft und oft heiter. Am Ende des Seminars wurde von einer Teilnehmerin ein Gedicht vorgetragen, welches die bewegten Tage wunderbar zusammenfasst. Hierfür bedanken wir uns ganz herzlich bei Christa Huschet. „Wir bewegen was“, so hieß das Seminar, was sollen wir sagen, es war wunderbar. „Nichts muss, alles kann“, mit diesen Worten alles begann. Durch euch ließen wir locker, haben Stress abgebaut, unser Körper fühlte sich wohl in seiner eigenen Haut. Wir haben uns gestreckt, gedehnt und entspannt, so etwas Schönes haben wir noch nicht gekannt. Wir haben auch viel erzählt und gelacht, es hat uns allen Riesenspaß gemacht. Sehr gut und erfolgreich war auch unser Gesprächskreis, was der eine noch nicht kennt, der andere aber schon weiß. Wir haben die Ruhe und Verpflegung genossen, und des Abends ist auch ein Gläschen Wein geflossen. Doch so schnell verging die Zeit, die Koffer stehen schon zur Abreise bereit. Mit vielen kostbaren Erinnerungen im Gepäck, fahren wir heute aus Schönau weg. Und so wollen wir euch ganz viel Danke sagen, wir wünschen uns alle noch ganz viele von solch schönen Tagen. Mit Freude im Herzen wir nun auseinander gehen und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen. 18
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Die AOK hat dieses bewegende Projekt großzügig unterstützt. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich! 06.11.2019 „Ohne Worte“ - Kinovorführung mit anschließender Podiumsdiskussion im Kino „Caligari“ in Wiesbaden Unter einer Aphasie leiden, also „sprachlos“ sein und trotzdem singen können – geht das denn? Ja! Die Menschen, die durch einen Schlaganfall oder eine andere Verletzung des Gehirns ihre sprachliche Kommunikationsfähigkeit ganz oder teilweise verloren haben, können häufig gut und mit viel Freude singen. Leidet ein Mensch unter Aphasie, sind meist auch die schriftsprachlichen Modalitäten, also Lesen und Schreiben beeinträchtigt. Somit sind das Verstehen und das Produzieren von sprachlichen Nachrichten aller Art stark erschwert oder unmöglich. „Ohne Worte“ zu sein, sich nicht mehr mit den eigenen Worten verständigen zu können, ist grausam und isoliert die Betroffen und die Angehörigen in fast allen Bereichen des Lebens. Beim Singen aber entsteht Gemeinschaft und altbekannte Liedtexte können laut und richtig mitgesunden werden. Denn Melodie und Rhythmus verarbeitet und speichert das menschliche Gehirn in einer anderen Region als die Sprache und somit ist es vielen Menschen mit Aphasie möglich, viel besser zu singen als zu sprechen. Dieses Phänomen stellt der Film „Ohne Worte – die AphaSingers Hessen“ von Prof. Harald Pulch, anschaulich und berührend dar. Es wird über das Leben der Hauptdarsteller erzählt und verdeutlicht, wie bereichernd und wichtig die Selbsthilfegruppe mit ihrem Chor für die Betroffenen ist. Am 06.11.2019 wurde der Film der Öffentlichkeit im Caligari in Wiesbaden vorgestellt. Die Landesverbände zur Rehabilitation der Aphasiker von Hessen und Rheinland-Pfalz hatten zur Vorführung mit anschließender Podiumsdiskussion in das wunderschöne Kino eingeladen. Hier gab es Gelegenheit die „Filmemacher“ und die drei Protagonisten des Films live zu erleben. 19
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Während der Podiumsdiskussion kamen Experten aus dem Bereich der klinischen Versorgung, Mitarbeiterinnen aus dem Bereich der Aphasieselbsthilfe und engagierte Betroffene zu Wort und es wurde sehr deutlich, dass es für die Menschen mit Aphasie und auch für die mitbetroffenen Angehörigen einen hohen Beratungsbedarf gibt. Durch diesen eindringlichen Filmnachmittag ist es den Landesverbänden gelungen, das Krankheitsbild Aphasie mit all seinen Folgen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und auf die Notwendigkeit eines stabilen Beratungsnetzwerkes hinzuweisen. Wir bedanken uns bei der DAK, die durch ihre finanzielle Förderung dieses Erlebnis möglich machte. 14. – 15.11.2019 „Die Sprache der Pinsel“ – Malseminar mit Gesprächsangebot für Angehörige in Waldbreitbach Zehn von Aphasie betroffene Menschen und ihre Angehörigen, trafen sich am 13.11.2019 im Rosa- Flesch-Tagungszentrum der Marienhaus GmbH in Waldbreitbach zu einem intensiven künstlerischen Arbeiten. Beim angeleiteten Malen durch die Künstlerin Annette Stachs eröffnete sich speziell den Teilnehmern mit Aphasie die Möglichkeit Gedanken und Gefühle auszudrücken, was ihnen normalerweise durch die Sprachstörung nicht mehr möglich ist. So entstanden zunächst „Tandembilder“, bei denen die anwesenden Paare gemeinsam ein Bild im länglichen Querformat mit wechselnden Seiten gestalteten. Allen wurde unmittelbar sichtbar, wie die Ergänzung und Einmischung beim Malen sich das Bild positiv veränderte. Passend zur Jahreszeit lag der thematische Schwerpunkt auf das Darstellen von Baumstämmen, die insbesondere durch das fehlende bzw. fallende Laub erst sichtbar werden. 20
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Nach der Darstellung und dem Erlernen verschiedener Techniken produzierte dann jeder Teilnehmer sein eigenes Bild und es entstanden ganz unterschiedliche Werke in Ansicht, Technik und Farbgestaltung. Individuell wie die Teilnehmer selbst. Durch das gemeinsame Tun entstand sowohl eine neue, andere Art der Kommunikation in der Gruppe als auch stille Phasen der Konzentration im Tun, bei der jeder mit sich und seiner inneren Sprache beschäftigt war. Speziell hier war die reduzierte Gruppengröße sehr von Vorteil. In Einzel- oder Gruppengesprächen durch eine erfahrene Therapeutin, die in lösungsorientierter Gesprächsführung weitergebildet ist, wurden aufkommende Fragen, Nöte und krankheitsbedingte Probleme thematisiert und bearbeitet. Abgerundet wurde das Seminar durch einen Spaziergang mit Kräuter-Workshop und das abendliche, gesellige Miteinander. Wir danken der IKK Südwest für die finanzielle Förderung! 04. – 06.12.2019 „Wir schaffen was!“ – Kreative Ideen zu neuen Werten Dieses Seminar ist das zweite neue Projekt, das unser Angebot erweitert und bereichert hat. Menschen mit Aphasie steht die Sprache als verbales Mittel zur Krankheitsverarbeitung nicht oder nur sehr unzureichend zur Verfügung. Um dies zu kompensieren eignen sich künstlerische und musikalische Seminare, in denen Betroffene ihre Gefühle und Nöte auszudrücken versuchen. In unserem neuen Projekt „Wir schaffen was!“ hatten die Teilnehmer die Gelegenheit sich handwerklich zu betätigen und durch verschiedene upcycling-Verfahren alten, ausgedienten und defekten Dingen eine neue Funktion, ein neues Aussehen und einen neuen Wert zu geben. So konnten sie erfahren, wie ein vermeintliches Ende einen neuen Anfang darstellt, dass Veränderung auch Verbesserung sein kann und dass sie selbst die Wendung ins Positive beeinflussen können. Zu dem für ursprünglich 30 Teilnehmer geplanten Projekt kamen schließlich 14 neugierige Betroffene und Angehörige in die Jugendherberge Kloster Leutesdorf. Die erste Enttäuschung über die reduzierte 21
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Teilnehmerzahl wich sehr schnell der Erkenntnis, dass dies die perfekte Größe für eine solche Veranstaltung ist. Neben den zahlreichen Maschinen, die das Heimwerkerherz höher schlugen ließen, mussten die Referenten auf viele Fragen und Wünsche bei der Umsetzung der Ideen eingehen. Und Ideen gab es viele! Über die vorgestellten Impulse hinaus entwickelten insbesondere die männlichen Betroffenen eine ungewohnte Leidenschaft und einen kreativen Aktionismus. So entstanden nicht nur die geplanten „Jeder nimmt ein Projekt mit nach Hause“-Objekte, sondern viele darüber hinaus hergestellten schönen Dinge, die nun in den verschiedenen Haushalten ihr neues, zweites Leben beginnen – so wie die Teilnehmer selbst! In begleitenden, lösungsorientierten Gesprächen wurde speziell mit den Angehörigen die Sicht auf die Lebenssituationen in ein positiveres Licht gerückt. Hier gab es die Möglichkeit des Austausches für die Mitbetroffenen, in dem sich alle positiv überrascht zeigten, mit welchem Enthusiasmus die betroffenen Partner in das handwerkliche Tun eingestiegen waren. Neben den produktiven Ergebnissen entstand in unserer „Werkstatt“ ein sehr eindrückliches Bild von gegenseitiger Hilfestellung und Verständigung. So unterstützen sich die Betroffenen, die alle unter einer rechtsseitigen Lähmung des Körpers und speziell des Armes leiden, gegenseitig, indem sie aus zwei linken Händen zwei miteinander und zueinander handelnde machten. Das positive Tun schweißte die Gruppe eng zusammen, so dass sie noch bis in den späteren Abend hinein beisammen saßen und sich, so gut es ging, austauschten. Ein zusätzliches Rahmenprogramm bot der Musiktherapeut Walter Rick, mit dem alle zusammen unter musikalischer Begleitung mit Gitarre altbekannte Lieder sangen – anfänglich dezent, später lauter und mit viel Freude! Beim Singen werden Text und Melodie von der nicht sprachdominanten Hirnhälfte abgerufen und gesteuert, sodass auch Menschen mit Aphasie die Sprache in der Musik wiedererleben. Auch das ein schönes Erlebnis und das i-Tüpfelchen der Veranstaltung! Geleitet und begleitet wurde das Seminar von einer Sprachtherapeutin, einer Systemischen Beraterin und einem Praxisanleiter mit handwerklicher Ausbildung und Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Die Dozenten wurden bei der Verabschiedung am dritten Tag mit einem selbst verfassten Gedicht einer Angehörigen überrascht: "Wir schaffen was" Das Thema des Seminars hat uns neugierig gemacht, da müssen wir hin, haben wir uns gedacht. " Wir schaffen was ", was soll das denn sein? Wir schaffen doch immer, tagaus, tagein. Doch diesem Team ist die Überraschung gelungen, wir haben weder gemalt, noch gesungen. Wir haben so ganz andere Talente entdeckt. Was doch so alles in einem steckt! 22
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Denn als man uns schloss die Werkstatt auf, da gab es Maschinen und Geräte zu Hauf. Es fand sich so manches zwischen Schraube und Mutter, auch so manch leere Dose Katzenfutter. Unsere Kreativität, die war gefordert, und schon bald wurde neues Holz geordert. Es wurde gebohrt, geschraubt und geklebt, bei manchem vor Euphorie das Herz schon bebt. Jeder hatte seine eigene Werkvorstellung, entstanden ist eine wahre Kunstausstellung. Durch die Sprache der Kunst haben wir uns ausgedrückt, das hat uns alle sehr beglückt. Zufrieden und gestärkt fahren wir jetzt nach Hause, gönnen uns von diesem "Schaffen" eine kleine Pause. Als Gemeinschaft danken wir dem tollen Team ganz herzlich für die schönen Tage, und wir kommen wieder, keine Frage. Die entstehenden Einzelstücke nahmen die Teilnehmer als Erinnerung an das ins Positive Veränderbare mit nach Hause. Wir danken der BARMER für die großzügige Förderung, mit der dieses Experiment ermöglicht wurde! 23
Landesverband Aphasie Rheinland-Pfalz e. V. - Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz - Planungen für das Jahr 2020 07.03.2020 Mitgliederversammlung und 1. Vorstandsitzung Ort: Worms 14.03. 2020 Frühjahrs-Länderrat Ort: Fulda 19. – 21.03.2020 23. Würzburger Aphasie-Tage Ort: Würzburg 02./03.04., 3-teiliges Seminar: 29./30.06., Rolle, Last und Stärkung der Angehörigen von Menschen mit Aphasie 31.08./01.09. Orte: Cochem, Waldbreitbach, Leutesdorf 15.-16.05. Bundesmitgliederversammlung Ort: Fulda 19.-21.06.2020 36. Rheinland-Pfalz-Tag Ort: Andernach 24.-26.07. „Unsere Stimme als Ressource“ - Überregionales Treffen der Aphasiechöre Ort: Leutesdorf in Planung 2. Vorstandssitzung in Planung Gruppenleitertreffen in Planung Herbst-Länderrat Aktuelle Informationen zum Programm 2020 werden zeitnah auf unserer Internetseite (www.landesverband-aphasie.de) veröffentlicht und aktualisiert. Dank Ohne die finanzielle Unterstützung durch unsere Förderer, insbesondere das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, die Krankenkassen des Landes Rheinland-Pfalz und die Deutsche Rentenversicherung, wäre unsere tägliche Arbeit und das besondere Angebot der Seminare nicht möglich. Dafür danken wir im Namen der Betroffenen und deren Familien von Herzen! 24
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