Geschichte erfahren - das Projekt PEACE LINE - Quer durch Europa gehen junge Menschen mit dem Volksbund auf Tour - Volksbund ...
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GEFÖRDERT DURCH Geschichte erfahren – das Projekt PEACE LINE Quer durch Europa gehen junge Menschen mit dem Volksbund auf Tour Mit dem Projekt PEACE LINE eröffnet lens – mit Stationen in Riga, Kaunas und Danzig. Mehr Informationen Ziel ist die Jugendbegegnungs- und Bildungsstät- gibt es unter der Volksbund Deutsche Kriegsgrä- te des Volksbundes auf dem Golm auf Usedom. www.peaceline.eu und berfürsorge 2020 neue Wege. Junge Wegen der Covid-19-Pandemie startet die Route www.volksbund.de. Erwachsene aus vielen Ländern Europas 2020 in Berlin statt in St. Petersburg. will er auf vorerst zwei Gedenk- und Er- Die zweite Route führt bis nach Frankreich. Sie innerungsrouten schicken, die untrenn- beginnt in Berlin mit Stationen in Weimar, Prag, München und Verdun. Auch diese Route endet bar mit Geschichte und Gegenwart ver- an einer Jugendbegegnungs- und Bildungsstät- knüpft sind. Das Ziel: eine neue Form te: im französischen Niederbronn-les-Bains. Ge- des Erinnerns entwickeln und dabei planter Zeitpunkt für die Premiere der beiden Tou- ren: 11. bis 24. September. Ursprünglich sollte im PROF. DR. ECKART unterschiedliche nationale Narrative Mai der Startschuss fallen. D. STRATENSCHULTE einbeziehen. Unser Autor koordiniert Was damals und am 8. Mai 2020 zu 75 Jahren das Projekt PEACE LINE Z wei von drei Routen für 18- bis 26-Jährige Weltkriegsende geplant und wegen der Pandemie und lehrt Politische sind nach Corona-bedingtem Ausfall im nicht möglich war, mündete beim Volksbund in- Wissenschaft an der Frühjahr 2020 geblieben und sollen – we- nerhalb kürzester Zeit in ein neues Format: Statt Freien Universität Berlin. gen des ernomen Zuspruchs – zeitnah wiederholt einer Großveranstaltung mit PEACE LINE-Teil- Zu seinen beruflichen werden. Grundsätzlich will der Volksbund dieses nehmenden und Gästen gab es eine Live-Diskus- Positionen gehörte die Format für die Zukunft beibehalten. sion im Museum Karlshorst, an der sich zahlrei- Leitung der Europäi- che junge Leute per Video-Schaltung beteiligten. schen Akademie Berlin, Eine Route führt von Sankt Petersburg über das Die Resonanz war so groß und nachhaltig, dass die er 24 Jahre lang Baltikum bis an die Grenze Deutschlands und Po- der Volksbund das Angebot fortsetzt. innehatte.
Erinnerung ohne eigenes Erleben Warum Gedenken für alle Generationen wichtig ist Die Generation, die den Krieg 1939 bis 1945 noch bewusst erlebt hat, geht von uns – und mit ihr die persönlichen Erfahrungen und Erzählungen, die Seit 1953 bringt der Volksbund bei internationalen Workcamps Augenzeugenberichte und die Vermittlung der junge Leute zusammen – wie hier im Kaliningrader Gebiet, wo sie 2019 das „Band der Nationen“ verlängerten. Gefühle, die mit Krieg, Tod, Verletzung, Zerstörung Volksbund/Klaus Knoll und Vertreibung verbunden sind. A ber: Das alles darf nicht in Vergessenheit geraten. Wir die Gefühle weitertragen. Nur so können sie sich immunisie- müssen uns immer wieder deutlich machen, wohin ren gegen neue Versuche, Menschen gegen Menschen aufzu- Hetze, Propaganda, Ausgrenzung und Rassismus ge- hetzen. führt haben – und führen können. „Es ist geschehen und folg- lich kann es wieder geschehen.“ Diesen Satz des Holocaust- Die Erinnerung bewahrt auch Positives: von den hoffnungs- Überlebenden Primo Levi schrieb Frank-Walter Steinmeier, vollen Anfängen vieler Länder nach dem Ende des Ersten Bundespräsident und Schirmherr des Volksbundes, leicht ab- Weltkrieges über die Weimarer Republik, mutige Akte des Wi- gewandelt im Januar 2020 ins Gästebuch der KZ-Gedenkstätte derstandes im Nationalsozialismus, den Aufbruch gegen Dik- Auschwitz. taturen von Portugal bis Polen bis zur europäischen Einigung nach 1989. Es gibt viele solcher Stationen, die ebenfalls Teil Es ist eine deprimierende Aussage, aber sie gibt auch Hoff- unserer geschichtlichen, politischen und geistigen Habe sind. nung. Dass „es“ wieder geschehen kann, heißt nicht, dass es PEACE LINE erweitert die Bildungs- und Erinnerungstätigkeit wieder geschehen muss. Es liegt an uns, zu verhindern, dass um einige neue, verstärkende Elemente. eine Gesellschaft noch einmal auf solche Abwege gerät, die in den menschlichen und zivilisatorischen Höllenschlund führen. Eine von 20 guten Ideen – von Jugendlichen entwickelt Deshalb sind Gedenken und Erinnerung wichtig. Wir erweisen damit nicht nur den Toten die Reverenz und geben den Ange- Die Idee des Projekts PEACE LINE geht zurück auf ein Treffen hörigen eine Gelegenheit zu trauern, sondern sichern den Le- von 500 Jugendlichen aus 48 Ländern zum 100. Jahrestag des benden ihre Zukunft. „Erinnern für die Zukunft“ nennt das der Endes des Ersten Weltkrieges. Gemeinsam stellten sie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Bundespräsidenten sowie dem französischen Staatspräsi- denten 20 Ideen für den Frieden vor. Darunter war auch der Der jungen Generation kommt dabei eine besondere Rolle zu. Vorschlag, „Peace Lines“ durch Europa zu ziehen, um an ver- Wir sprechen von einer Vier-Generationen-Annahme: Die ers- schiedenen Gedenk- und Erinnerungsorten aus verschiedenen te Generation erlebt etwas und spricht oder schweigt darüber, Sichtweisen über Geschichte zu lernen. Sich an die schwieri- die zweite Generation nimmt das hin, die dritte Generation gen Zeiten in Europa zu erinnern, sei wichtig, so die Ideenge- stellt Fragen – und die vierte Generation vergisst. ber – um dauerhaft Frieden zu sichern und sich vor Augen zu halten, dass Versöhnung nach einem Krieg möglich ist. Ein wichtiges Ziel der Gedenk- und Bildungsarbeit des Volks- bundes ist es, sicherzustellen, dass das bei der vierten (und Der Volksbund hat diese Idee zu einem Projekt entwickelt, das jeder weiteren) Generation nicht geschieht, dass die jungen finanziell vom Auswärtigen Amt getragen und von einer Reihe Menschen nicht vergessen, sondern die Erkenntnisse und auch von Partnerinstitutionen unterstützt wird.
PEACE LINE verbindet Danzig ist eine der Stationen, die PEACE und reflektiert LINE miteinander verbindet. pixabay.com/Makalu Angebot ist zugänglich für alle Wo sich junge Leute unterschiedlicher Nationalitäten begegnen, werden verschiedene Sichtweisen offenbar, kommen verfestigte nationale Narrative auf den Prüftstand. P EACE LINE bringt nicht nur Menschen aus verschiede- PEACE LINE ist anspruchsvoll nen Ländern zusammen, sondern auch unterschiedli- und zugänglich che Erfahrungen, Erkenntnisse und Empfindungen. Im Diskurs merken die Teilnehmenden, dass Dinge oftmals nicht Die Reisen stellen in verschiedener Hinsicht hohe Ansprüche so einfach sind, wie nationale Erzählungen sie erscheinen las- an die Teilnehmenden. Sie nehmen Informationen und Stand- sen. Wessen gedenkt man wie? Wie geht man mit Opfern um punkte auf und verarbeiten sie, sie tauschen sich aus und (gefallenen deutschen Soldaten), die auch Täter waren, näm- setzen sich miteinander auseinander. Die 18- bis 26-Jährigen lich Invasoren in einem überfallenen Land? Wie beurteilt man beschäftigen sich mit verschiedenen Ländern und den dort Täter, die auch Opfer waren – wie beispielsweise die „Greifer“ vorherrschenden Narrativen, sie reisen durch Staaten mit un- im nationalsozialistischen Deutschland? Der Begriff steht für terschiedlichen Sprachen und Mentalitäten. Das alles verlangt Jüdinnen und Juden, die für die Gestapo Glaubensschwestern den Teilnehmenden viel ab, schafft aber auch eine große intel- und -brüder aufspürten (und in den meisten Fällen schließlich lektuelle und emotionale Bereicherung. selbst ermordet wurden). Haben die Bombenopfer von Dres- den denselben Anspruch auf Trauer und Gedenken wie die von Aber: PEACE LINE ist kein rollendes Universitätsseminar, Coventry? Ist die Sowjetunion Opfer des Zweiten Weltkrieges sondern verbindet für alle Interessenten unterschiedliche wegen des Überfalls 1941 und der ungeheuren Verluste, die das Elemente miteinander: Das Zusammensein mit anderen jun- Land erlitten hat? Oder ist sie Mittäter wegen des Hitler-Stalin- gen Menschen, Reisen, Neues erfahren und erleben, regionale Pakts 1939? War der Zweite Weltkrieg in Europa 1945 zu Ende Spezialitäten probieren – all das gehört ebenso dazu wie Infor- (mit der Kapitulation der Wehrmacht) oder erst 1989 (mit dem mationen, Diskussionen und gemeinsam gestaltete Freizeit. Fall des sowjetisch dominierten politischen Systems)? Dadurch ist PEACE LINE auch und gerade für junge Menschen geeignet, die dem klassischen (akademischen) Lernen eher dis- Auf diese und viele andere Fragen gibt es keine einfachen Ant- tanziert gegenüberstehen. worten und auch jeweils nicht nur eine. Beides gaukelt PEACE LINE auch nicht vor. Im Gegenteil: Auf der Basis von Respekt Die Kosten für die Reisen (einschließlich der An- und Abreise) und Toleranz sind die Teilnehmenden eingeladen und auf- werden dank einer Zuwendung des Auswärtigen Amtes über- gefordert, ihre unterschiedlichen Sichtweisen zu artikulieren nommen. Das eröffnet auch denjenigen die Möglichkeit, dabei und zur Diskussion zu stellen. zu sein, die nicht über finanzielle Reserven verfügen.
Prag ist eine der Stationen der Grünen Route. PEACE LINE bewegt und aktiviert Erlebtes teilen in Sozialen Medien Auf vorerst zwei Routen bereisen junge Erwachsene verschiedene Länder Europas. E ine Route führt von St. Petersburg über Riga, Kaunas PEACE LINE ist multidimensional und kommunikativ und Danzig in die Jugendbildungsstätte des Volksbun- des auf der Insel Usedom. Die andere verbindet Berlin Das Projekt verbindet unterschiedliche didaktische Dimen- zunächst mit Weimar, Prag und München und führt dann an sionen. Die Angebote reichen von der klassischen Information den Bodensee, von dort über den Hartmannswillerkopf, Ver- über Texte, Filme und Audiodateien, über Vor-Ort-Besuche, Ge- dun und Luxemburg ins Elsass – in die Jugendbegegnungs- spräche mit Expertinnen und Experten bis hin zu Gruppenarbei- und Bildungsstätte des Volksbundes in Niederbronn-les-Bains. ten, Rollenspielen und Einheiten im Selbststudium. Damit wer- den nicht nur geografische Verbindungslinien gezogen, sondern In jeder Stadt besuchen die Gruppen mehrere Gedenkorte, auch inhaltliche und menschliche. Um dieser Entwicklung Zeit die jeweils didaktisch aufbereitet sind. Die Teilnehmenden und Raum zu geben, sind die Touren jeweils auf 13 Tage angelegt. erhalten nicht nur Informationen über die konkrete Erinne- rungsstätte, sondern auch über das politische und historische Die Teilnehmenden werden gebeten, während der Touren aktiv Umfeld. Sie werden gebeten, Arbeitsaufgaben in Gruppen zu über die Sozialen Medien zu kommunizieren und viele Freun- lösen, damit in der Zusammenarbeit die unterschiedlichen de und Bekannte an ihren Erfahrungen und Erkenntnissen Sichtweisen der Beteiligten zur Geltung kommen. teilhaben zu lassen. Außerdem soll aus den Reisen jeweils ein digitales Erinnerungsbuch für die breite Öffentlichkeit ent- So lernen sie nicht nur anhand von Informationen und Gesprä- stehen. Das garantiert, dass ein großer Interessentenkreis von chen vor Ort, sondern auch und vor allem voneinander. Sie PEACE LINE nicht nur erfährt, sondern Anregungen erhält, stellen Bezüge zur Gegenwart her, sind miteinander aktiv und sich mit den Themen zu beschäftigen. Nachahmen – vielleicht schaffen ein Wurzelgeflecht aus Begegnungen, das die Grund- in kleinen Gruppen, vielleicht nur an einigen Orten – ist also lage für gegenseitiges Verständnis schafft. ausdrücklich erwünscht.
Die Blaue Route Diese Route bindet mehrere Städte an der Ostsee ein. Von St. Petersburg bis Usedom Schwerpunkte der Blauen Route sind der Zweite Weltkrieg, die europäische Teilung sowie der Aufbruch in Europa ab 1989. W enn die Reisebedingungen es zulas- Die nächste Station der Reise ist die lettische FRANZISKA REUTE sen, beginnt die Tour in St. Peters- Hauptstadt Riga. Auch hier werden die Teilneh- zeichnet im PEACE burg. Leningrad, wie die Stadt bis 1991 menden mit einem besonders tragischen Aspekt LINE-Team für die hieß, hatte im Zweiten Weltkrieg in enormem des nationalsozialistischen Terrors konfrontiert: Blaue Route verant- Maße gelitten – vor allem durch die 28 Monate An der Gedenkstätte Bikernieki, die an Massen- wortlich. Sie hat in anhaltende Blockade der deutschen Wehrmacht, gräbern für ermordete Juden errichtet wurde, Greifswald und Riga der über eine Million Menschen zum Opfer fiel. steht der Holocaust im Fokus. Auch die Gedenk- Slawistik und Baltis- stätte Rumbula – ebenfalls ein Ort der massenhaf- tik studiert und hat Der Besuch des Blockademuseums, der Gedenk- ten Ermordung von Juden – sowie die KZ-Gedenk- Berufserfahrung als stätte auf dem Piskarevskoe-Friedhof sowie ein stätte Salaspils sind Stationen. Auch sie geben Projektmanagerin und Gespräch mit „Blockadekindern“ – mit Menschen, Anlass, sich in Gruppen mit vorgegebenen Auf- als Mitarbeiterin der die diese Zeit noch selbst erlebt haben – sind Aus- gaben mit dem Thema der millionenfachen Ver- Online-Datenbank gangspunkte. Fahrten auf die Sinjawino-Anhö- nichtung von Menschenleben zu beschäftigen. vifanord gesammelt – hen sowie auf die deutschen Kriegsgräberstätte einer virtuellen Biblio- Sologubovka vertiefen das Thema. Vorgesehen In Riga gab es – wie an vielen weiteren Orten – thek zu Literatur und sind auch eine Begegnung mit Jugendlichen aus einzelne Mutige, die jüdische Mitbürgerinnen und Forschungsergebnissen Kirov sowie Auswertung der Zeitzeugengesprä- Mitbürger versteckt und vor der Ermordung geret- zu den nordischen und che mit einer Historikerin. tet haben. baltischen Ländern.
Michelle Müntefering bei der Live-Diskussion 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg: Statt der geplanten Veranstaltung mit Hunderten Teilnehmenden organisierte der Volksbund eine Video-Konferenz am Ort der Kapi- tulation im Museum Karlshorst. Mit dabei: Volksbund-Präsident Wolfgang Schnei- derhan und die Volksbund-Generalsekretärin Daniela Schily, Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und Museumsleiter Dr. Jörg Morée. Einer von ihnen ist Žanis Lipke, dessen damaliges Eine durch den Status Danzigs bedingte Besonderheit war Wohnhaus mit Versteck heute Museum und Bildungsstätte ist, auch die Polnische Post: ein Postamt unter polnischer Verwal- in der die PEACE LINER mit jungen Letten ins Gespräch kommen. tung, das von den Nationalsozialisten gestürmt und besetzt wurde. Die Verteidiger der Post wurden, soweit sie nicht bei Lettland war unfreiwillige Republik der Sowjetunion. An die dem Angriff umkamen, nach einem Scheinprozess der deut- deutsche und die sowjetische Besetzung des Landes erinnert schen Militärjustiz hingerichtet. Erst 1998 hat das Landgericht das Okkupationsmuseum, an die Wiedererlangung der staat- Lübeck dieses Urteil aufgehoben. Heute ist die Polnische Post lichen Unabhängigkeit das Volksfrontmuseum, das den „Balti- im Zentrum Danzigs ein Museum, das einen wichtigen Platz in schen Weg“ in die nationale Souveränität widerspiegelt. der polnischen Erinnerungskultur einnimmt. Im litauischen Kaunas verbinden die Teilnehmenden den Auch im innerpolnischen Diskurs umstritten ist das Museum Besuch der Gedenkstätte „Fort IX“ mit der Erarbeitung ver- des Zweiten Weltkrieges, das die Geschichte mit einem klaren schiedener nationaler Blickwinkel auf den Zweiten Weltkrieg. Narrativ erzählt: Der Zweite Weltkrieg sei erst 1989 mit den Hier lassen sie das bis dahin Erfahrene noch einmal Revue ersten halbfreien Wahlen zuende gegangen, die zur Berufung passieren. eines nichtkommunistischen Ministerpräsidenten führten. Danzig, die nächste Station, hat eine komplizierte Geschichte. In der Nähe von Danzig liegt der Ort Sztutowo (früher Stutt- Sie wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Deutschland ab- hof). Hier befand sich ein deutsches Konzentrationslager. Im getrennt und zur Freien Stadt unter Verwaltung des Völker- dortigen Museum nehmen sich die Teilnehmenden bei einer bundes erklärt. Mit dem Hitler-Stalin-Pakt – dem deutsch-so- Führung und für Gruppenarbeiten und Eigenrecherchen wjetischen Nichtangriffspakt – im Rücken, hatte Adolf Hitler viel Zeit, sich mit dem Terrorregime des Nationalsozialismus hier am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg begonnen. auseinanderzusetzen. Diesen Ort verlässt niemand unbeein- Mehrere Gedenkorte verbindet PEACE LINE bei dieser Station: druckt. Die Westerplatte, eine zu Danzig gehörende Halbinsel und 1939 Ort eines polnischen Munitionsdepots, wurde von einem deut- Die Blaue Route endet in der Jugendbegnungs- und Bildungs- schen Kriegsschiff beschossen. Praktisch zeitgleich begann ein stätte des Volksbundes auf dem Golm auf der Insel Usedom – Überfall auf die Stadt Wieluń. Heute ist die Westerplatte eine direkt an der deutsch-polnischen Grenze. Dort fassen die Teil- Gedenkstätte, über deren Ausbau und Gestaltung in Polen hef- nehmenden zwei Tage lang ihre Eindrücke zusammen, werten tig diskutiert wird. sie aus und diskutieren sie, bevor sie die Heimreise antreten.
Die Grüne Route Diese Route führt bis ins Elsass – zur Jugend begegnungs- und Bil dungsstätte Nieder- Von Berlin bis nach Verdun bronn-les-Bains. Die Grüne Route nimmt neben der NS-Zeit mit Okkupation und Widerstand auch den Ersten Weltkrieg in den Fokus. S ie beginnt in Berlin und führt zunächst Der Terror der Nationalsozialisten hatte viele For- nach Weimar, zur KZ-Gedenkstätte Bu- men. Eine war die Vernichtung ganzer Dörfer, um VIOLA BENZ chenwald. Die PEACE LINE-Gruppe nähert Rache zu nehmen und die Bevölkerung einzu- ist im PEACE LINE- sich dem Thema Terror und Vernichtung durch schüchtern. So wurde 1942 als Vergeltung für das Team hauptverantwort- die Nationalsozialisten mit einer Führung, in Attentat auf den amtierenden „Reichsprotektor lich für die Grüne Route. Gruppenarbeiten und mit eigenen Recherchen. von Böhmen und Mähren“, den SS-Führer Rein- Sie hat ihr Studium der hard Heydrich, der tschechische Ort Lidice dem Geschichte, Geschichts- Was ist in der Weimarer Republik falsch gelaufen, Erdboden gleichgemacht. Alle Bewohner wurden didaktik und Kulturma- dass es überhaupt zur Machtübernahme durch ermordet, die Bewohnerinnen und ihre Kinder nagement in Mannheim, die Nationalsozialisten kam? Dieser Frage gehen in Konzentrationslager verschleppt, in denen die Prag und Berlin mit die PEACE LINER am nächsten Tag im „Haus der meisten ebenfalls umkamen. Master abgeschlossen Weimarer Republik“ nach, einem 2019 eröffneten Die Gruppe besucht diesen Ort unweit der tsche- und ein Volontariat Geschichtsmuseum in unmittelbarer Nähe des chischen Hauptstadt, den es nicht mehr gibt, und (Projektmanagement) in Nationaltheaters, in dem einst die Nationalver- befasst sich in der Gedenkstätte mit dem Thema. einem Berliner Aus- sammlung tagte und die Weimarer Verfassung Auch in Prag selbst ist das Attentat Thema – eben- stellungsbüro absolviert beschloss. Von Weimar geht es anschließend wei- so wie die Entwicklung der Stadt in der Zeit des – neben weiteren beruf- ter nach Tschechien, nach Prag. Kommunismus. lichen Stationen.
Abends treffen sich die PEACE LINER mit jungen Leu- der die dort ansässige Rüstungsindustrie vor Bombenangriffen ten aus Prag. schützen sollte. Die nächste Station ist München. Auf der vom Volksbund be- Der Toten des Ersten Weltkrieges gedenkt die Gruppe auf der treuten Kriegsgräberstätte auf dem Münchner Waldfriedhof nahegelegenen Kriegsgräberstätte Lerchenberg. Gemeinsam sind Kriegstote aus den beiden Weltkriegen aus 18 Nationen mit jungen Menschen aus der Region besucht sie die Gedenk- begraben. Die Gruppe beschäftigt sich dort mit einzelnen Bio- stätte und beginnt, sich mit der Geschichte des Ersten Welt- grafien. Den Besuch am Grab von Professor Kurt Huber, einem krieges zu beschäftigen. Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, nimmt sie zum Anlass, sich mit der Geschichte des überwiegend studenti- Der Krieg von 1914 bis 1918, der in der deutschen Erinnerungs- schen Widerstandes in der bayerischen Landeshauptstadt ver- kultur sehr stark im Schatten des Zweiten Weltkrieges steht, traut zu machen. In München ist ebenfalls ein Gespräch mit forderte rund 17 Millionen Tote. Die wahnsinnigen und mili- jungen Menschen aus der Stadt geplant. tärisch völlig sinnlosen großen Schlachten sind im Elsass auf dem Hartmannswillerkopf sowie in Verdun Anlass, den Ers- Auch die Bodenseeregion, eine reizvolle und friedliche Ge- ten Weltkrieg in seiner ganzen Grausamkeit zum Thema zu gend, birgt Erinnerungen an Unrecht, Leid und Tod im Zweiten machen, um Ursachen, Entwicklung und Folgen besser zu Weltkrieg. Bei Überlingen mussten Zwangsarbeiter unter un- verstehen. menschlichen Bedingungen den Goldbacher Stollen graben, Nirgendwo zeigt sich das Europa von heute so symbolisch wie in dem kleinen luxemburgischen Ort Schengen. Das dortige Mehr Informationen finden Sie unter Museum, das dem Schengener Abkommen 1985 gewidmet ist, www.peaceline.eu. zeichnet die Abschaffung der Binnengrenzkontrollen in der Europäischen Union nach. Weitere Videokonferenzen sind im Zusammen- Im Anschluss an den Besuch dieses Museums fährt die Gruppe hang mit PEACE LINE geplant. Unser Bild zeigt weiter nach Niederbronn-les-Bains im Elsass, in die Jugendbe- die Volksbund-Generalsekretärin Daniela Schily gegnungsstätte des Volksbundes. Auch auf dieser Route dienen am 8. Mai in Karlshorst. die letzten beiden Tage der Zusammenfassung und Reflexion. Was bleibt? Wie wird das Fazit ausfallen? Sicher ist: Die PEACE LINE-Touren werden das Verständnis vergrößern für europäische Geschichte und für die Fragilität des Frie- dens, der auch heute des Einsatzes bedarf. Das Kennen- lernen von Menschen aus anderen Ländern, anderer Standpunkte, Empfindungen und Empfindlichkeiten wird ein wertvoller Erfahrungsschatz sein. PEACE LINE wird für gelebtes Europa stehen und ein Netzwerk schaffen gegen Hass und Hetze und für ein friedliches Miteinander in Europa. Impressum: Redaktion: Verantwortlich: Herausgegeben vom Prof. Dr. Eckart D. Stratenschulte, Daniela Schily, Generalsekretärin Volksbund Deutsche Dr. Christiane Deuse Kriegsgräberfürsorge e.V. Spendenkonto: Bundesgeschäftsstelle Fotos: peaceline.eu IBAN: DE23 5204 0021 0322 2999 00 Sonnenallee 1 (soweit nicht anders angegeben) BIC: COBADEFFXXX 34266 Niestetal (seit 1.7.2020) Telefon: +49 (0)561 7009-0 Gestaltung/Satz: René Strack Spendentelefon: +49 (0)561 7009-0 Telefax: +49 (0)561 7009-221 E-Mail: info@volksbund.de Druck: Auflage: 200 Exemplare Internet: www.volksbund.de PRINTEC OFFSET medienhaus, Kassel Stand Juli 2020
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