Gesunde Stadt - Wiener Gesundheitsförderung
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Umfrage: Hat sich Wien durch die Digitalisierung verändert? Transformation mit Tempo: Wie wir am besten damit umgehen SOMMER 2018 Wie Wien die digitale Kompetenz der Jungen fördert Österreichische Post AG, MZ 18Z041393 M, Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH – WiG, Treustraße 35–43, Stg. 6, 1200 Wien Gesunde Stadt DAS MAGAZIN DER WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG Foto: Flickr.com©CAYRO The Games Wien im Wandel Gesunde digitale Stadt GS_28_01_cover_k.indd 1 18.06.2018 11:00 Uhr
WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNGSKONFERENZ 2018 GESUNDHEIT UND DIGITALISIERUNG INSPIRATIONEN FÜR DIE PRAXIS DER GESUNDHEITSFÖRDERUNG Hochkarätige Vortragende Wiener Gesundheitspreis 2018: Sascha Lobo, Berlin Aus der Praxis auf die Bühne. Priv.-Doz. Dr.med.habil. Volker Busch, Regensburg Moderatorin Heilwig Pfanzelter stellt ausgezeichnete Dr.in Claudia Lampert, Hamburg Wiener Projekte vor und spricht mit den Preisträgerinnen und Preisträgern über ihre Beweggründe, ihre Erfahrungen und ihre Erfolge. Montag, 10. September 2018 9:00 bis 17:00 Uhr In den Festräumen des Wiener Rathauses Teilnahmegebühr: 30 Euro pro Person Anmeldung voraussichtlich ab Mitte Mai 2018 unter: www.wig.or.at GS_02_03_edi_ihv_kk.indd 2 18.06.2018 10:29 Uhr
Kinder mit ihren Handys – ein Anblick, den wir alle kennen. Aber wie LIEBE LESERIN, leben wir „richtig“ in der digitalen Welt? LIEBER LESER! W ir leben in einer Welt, in der wir von nahezu überall auf eine schier unendliche Samm- lung von Wissen zugreifen können. Einkäufe und Bankgeschäfte tätigen wir online, unsere Daten speichern wir in der Cloud und was aktuell in unserem Leben passiert, teilen wir in sozialen Medien. Was vor zwei Jahr- zehnten eine vage Vision war, ist mitt- lerweile Teil unseres Alltags. Und der wird in zehn Jahren noch einmal ganz anders aussehen als heute. INHALT Um mit dem Tempo, in dem sich un- sere digitale Welt dreht, mithalten zu können, braucht es den Aus- und Auf- bau von Kompetenzen. Bei Kindern, 04 Shortcuts und Stadtregierung Inklusive Interview mit Peter Berufstätigen und älteren Menschen Hacker, Stadtrat für Soziales, gleichermaßen, um sich in unserer Gesundheit und Sport zunehmend digitalen Stadt zurecht- zufinden. Welche Herausforderungen es zu meistern gilt und wie wir damit umgehen können, greifen wir in der 07 Hat sich Wien durch die Digitalisierung verändert? Susanne Biri und Rudolf Tuppa – keine Scheu Sommer-Ausgabe der Gesunden Umfrage auf der Alser Straße vor dem Tablet dank passender App Stadt auf. Diesmal auch wieder mit dabei: zwei 08 Welt des Homo digitalis aktuelle Projekte, die wir näher vor- stellen. Das „Netzwerk Gesund im Wie reagieren wir am besten auf den digitalen Wandel? 22 Aus den Bezirken Ein neues Bad, E-Bikes auf dem Wiener Kindergarten“ ermöglicht den Zentralfriedhof, mobile Bücher Austausch zwischen städtischen und – Neuigkeiten in Kürze privaten Kindergarteneinrichtungen – zum Wohle aller Beteiligten im Kin- 12 Der Weg in die Zukunft „Digital Roadmap“ für e dergarten. Im Rahmen des Projekts „Burschen. Leben. Vielfalt“ organisiert Österreichs digitale Strategie 24 Seelische Balance Die Kindergarten- das Männergesundheitszentrum MEN MitarbeiterInnen geben Workshops, die den Burschen Raum geben, ihre eigene Einstellung zu 14 Wir bauen eine digitale Stadt Die Herausforderungen der einander Kraft. Männlichkeit, Sexualität und Gewalt Zukunft gemeinsam meistern zu reflektieren. 25 Aufklärung und Reflexion In Jugendzentren denken Viel Freude beim Lesen! 16 Digitale Kompetenz fördern Wie die Stadt Wien Kinder Burschen über Männlichkeit, Sex und Gewalt nach. Für ein gesundes Leben und Jugendliche in der in einer gesunden Stadt digitalen Welt unterstützt 26 Termine Fotos: iStockphoto, Bohmann/Andrew Rinkhy, WIG Wichtige gesunde Ereignisse 18 Am Puls der Zeit bleiben Digitale Tools für Menschen in Wien, Österreich und der Welt Dennis Beck, in fortgeschrittenem Alter Geschäftsführer Wiener Gesundheits- 27 Mein Córdoba! förderung – WiG 20 Gesundheitssystem im Wandel Die Ansprüche an digitale Kolumnist Dieter Chmelar über ein legendäres Gesundheitsinfos ändern sich. Fußballspiel und seine Folgen 3 GS_02_03_edi_ihv_kk.indd 3 18.06.2018 10:29 Uhr
Bürgermeister Michael Ludwig (M.) mit „seinen“ StadträtInnen (v. l.): Jürgen Czernohorszky, Peter Hanke, Veronica Kaup-Hasler, Kathrin Gaal, Peter Hacker und Ulli Sima INTERVIEW Peter Hacker, Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport Sie wurden als „rastloser Sozialmanager“ bezeichnet. Sehen Sie sich selbst auch so? Wenn mit rastlos gemeint ist, dass ich viel Energie und Zeit investiere, um Aufgaben für die Menschen in dieser Stadt bestmöglich zu erfüllen, dann ja. Gerade im Gesundheits- und Sozialbereich braucht es klare Konzepte und einen guten Überblick – deswegen kommen mir diese oft zitierten Management-Qualitä- ten auch im neuen Amt sicher zugute. In welchen Bereichen werden Sie Ihre Schwerpunkte setzen? Mir sind alle drei Bereiche – Soziales, Gesundheit und Sport – gleichermaßen wichtig. Natürlich gibt es einige Aufgaben- Neue Stadtregierung vorgestellt stellungen, die mich vorerst verstärkt beschäftigen werden. Bei der Mindestsiche- GESUNDE STADT rung wird es eine intensive Auseinander setzung mit der Bundesregierung und den F risch im Amt als Bürgermeister rund um Kultur und Wissenschaft anderen Ländern brauchen, die Neuorganisa- präsentierte Michael Ludwig e inbringen zu können. Die Themenge- tion des KAV steht ebenso an wie die geord- Mitte Mai sein neues Team für biete Wohnen, Wohnbau, Stadterneu- nete Fertigstellung des Krankenhauses Nord. Wien. So zeichnet jetzt innerhalb der erung und Frauen kommen schließlich Stadtregierung Peter Hacker, ehemals in die erfahrenen Hände der Landtags- Wie ist Ihr Gesamteindruck vom Wiener Geschäftsführer des Fonds Soziales abgeordneten und Gemeinderätin Gesundheitswesen? Wien, für die Bereiche Soziales, Ge- Kathrin Gaal. Ulli Sima, Stadträtin Das Wiener Gesundheitswesen hat einige sundheit und Sport verantwortlich. für Umwelt und Wiener Stadtwerke, Aufgaben zu lösen, aber es gibt keinen Grund, „Ich komme aus dem Fonds Soziales Jürgen Czernohorszky, Stadtrat für den Kopf hängen zu lassen. Ich kenne nieman- Wien, der für mich ein Herzstück der Bildung, Integration, Jugend und Per- den, der im Ausland oder in einem anderen Sozialpolitik ist. Ich habe in dieser sonal, sowie Maria Vassilakou, Vize- Bundesland krank wird und sich nicht in Wien Funktion viele Gespräche mit Michael bürgermeisterin und Stadträtin für behandeln lassen will. Wien hat ein hoch Ludwig geführt. Er hat mich überzeugt, Stadtentwicklung, Verkehr, Klima- qualitatives Gesundheitssystem, eine State- vom Balkon der guten Ratschläge in die schutz, Energieplanung und BürgerIn- of-the-Art-Medizin, Top-Technologien in erste Reihe zu gehen“, so Peter Hacker. nenbeteiligung, verbleiben in ihren zahlreichen Bereichen, tolle Ausbildungsmög- Fotos: www.picturedesk.com (2), David Bohmann, Andrew Rinkhy „Soziales und Gesundheit sind eine Ein- Funktionen. lichkeiten. Der Kern ist also jedenfalls gesund. heit, in beiden Bereichen geht es um die Menschen dieser Stadt.“ Kompetentes Team. Auch an der Welchen Stellenwert räumen Sie der Landtagsspitze gibt es eine Verände- Gesundheitsförderung ein? Weitere Stadtratsbüros. Der ehema- rung. Ernst Woller, langjähriger Vorsit- Wer in Prävention bzw. Gesundheitsförderung lige Chef der Wien Holding, Peter zender des Kulturausschusses, hat investiert, spart langfristig bei Therapie und Hanke, übernimmt die Ressorts Fi- künftig das Amt des Landtagspräsiden- Rehabilitation. Deshalb arbeitet die Wiener nanzen, Wirtschaft, Digitalisierung ten inne. „Neben mir steht ein kom Gesundheitsförderung daran, gesundes Ver- und Internationales. Veronica Kaup- petentes Team, das unterschiedliche halten zu fördern und gesunde Verhältnisse zu Hasler – sie war zuletzt als Intendan- gesellschaftliche Schichten und Grup- schaffen. Dies in allen Bereichen der Stadt tin des „steirischen herbst“ tätig – pen anspricht“, betont Ludwig. „Ich noch stärker zu verankern, ist unser Ziel mit freut sich wiederum, sich in Anliegen freue mich auf die Zusammenarbeit.“ • dem „Health in All Policies“-Ansatz. 4 GS_04kk_05kk_shortcuts.indd 4 18.06.2018 10:30 Uhr
Sascha Lobo kommt zur Wiener Hilfe bei Gesundheitsförderungskonferenz Essstörungen GESUNDE STADT GESUNDHEIT HAT EIN GESCHLECHT D W er bekannte Berliner Publizist Publizist und Autor er bei der Hotline für Ess und Autor Sascha Lobo ist einer Sascha Lobo störungen anruft, wird mit von drei internationalen Gästen seinen Problemen, Ängsten bei der Wiener Gesundheitsförde- und Sorgen ernst genommen – und rungskonferenz 2018. Er wird der Frage das seit mittlerweile 20 Jahren! Ob nachgehen, wie die Digitalisierung un- Magersucht, Bulimie, Binge Eating seren Körper und unsere Gesundheit oder Adipositas: Bis dato sind mehr als beeinflusst. In seinem Vortrag rückt er 27.500 Anrufe bei der Hotline für Ess- die Chancen sowie Risiken des Inter- störungen eingegangen. Damit betreut nets und seine Auswirkungen auf die das Team während der Beratungs Gesellschaft in den Mittelpunkt. zeiten rund sieben AnruferInnen am Tag – anonym, kostenlos und öster- Reize & Kommunikation. Wie sich schäftigt sich in ihrem Vortrag mit reichweit. unser Gehirn zwischen Reizflut und der Rolle von digitalen Medien in der Multitasking in der digitalen Welt zu- Lebenswelt von Kindern sowie Jugend- Mehrere Faktoren als Auslöser. Ess- rechtfindet, beleuchtet Volker Busch. lichen und hinterfragt deren Bedeu- störungen sind schwere psychische Er ist Facharzt für Neurologie sowie tung in der Erziehung. Erkrankungen. Sie entstehen durch für Psychiatrie und Psychotherapie an ein komplexes Zusammenspiel ver- der Universitätsklinik in Regensburg. Gesundheitspreis. Im Rahmen der schiedener Faktoren und haben somit Claudia Lampert, Erziehungswissen- Konferenz wird auch der Wiener Ge- nie nur eine einzige Ursache. • schafterin am Hans Bredow Institut sundheitspreis 2018 verliehen. in Hamburg, schlägt die Brücke zur 10. September, 9–17 Uhr, 1., Rathaus • Hotline: 0800/20 11 20, Mo–Do, 12–17 Uhr, E-Mail: hilfe@essstoerungshotline.at, Gesundheitskommunikation. Sie be- Anmeldung: www.wig.or.at www.essstoerungshotline.at Grätzel-Cafés: Kostenlose Treffs für SeniorInnen GESUNDES ALTERN N eue Kontakte knüpfen, sich mit 60 Jahren – gerne auch aus anderen älter werden in Wien“ durch den Gleichaltrigen aus der Gegend Teilen der Stadt. Im Herbst 2018 folgen Landesgesundheitsförderungsfonds. austauschen oder über Freizeit- dann zahlreiche weitere Angebote Dieser wurde im Zuge der Gesund- und Gesundheitsangebote in Wien in- für SeniorInnen im 4., 7., 9., 11., 14., 17. heitsreform gemeinsam von der Stadt formieren. All das bieten die Grätzel- und 23. Bezirk. Wien und der Sozialversicherung Cafés von „Gesund älter werden in Wien“ bei kostenlosem Kaffee und „Gesund älter werden in Wien“. eingerichtet. Termine und Adressen: • Kuchen. Sie stehen allen SeniorInnen Finanziert wird das Projekt „Gesund www.wig.or.at in Wien offen – ganz ohne Konsum- zwang, denn Geld soll kein Aus- Zusammenkommen in schlusskriterium sein. Die gemütliche Wohlfühlatmosphäre: Kaffeehausatmosphäre lädt zum Plau- Die Grätzel-Cafés Fotos: www.picturedesk.com (2), David Bohmann, Andrew Rinkhy dern, zum Erfahrungsaustausch und machen es möglich. zum gemeinsamen Pläneschmieden ein. Bei Bedarf stehen die Mitarbeite- rInnen der Grätzel-Cafés mit Rat und Tat zur Seite. Start in drei Bezirken. Die ersten Grätzel-Cafés öffneten in den Bezirken Landstraße, in Meidling und für Pen- zing Anfang März ihre Pforten. Sie be- grüßen zwei Mal pro Monat nicht mehr erwerbstätige WienerInnen ab gesunde stadt – Sommer 2018 GS_04kk_05kk_shortcuts.indd 5 18.06.2018 10:30 Uhr
Konferenz zum Vernetzen SELBSTHILFE & EMPOWERMENT W er nichts weiß, muss alles glau- ben – Selbsthilfe setzt auf Ge- sundheitskompetenz“. So lautete das Motto der 5. Wiener Selbsthilfe Kon- ferenz am 15. 6. in der Wiener Urania. Vor- träge, Diskussionen und Workshops spürten Synergien zwischen den Berei- Bildtext: (v.l.n.r.) Günther Sidl (Direktor der VHS Urania), Moderatorin Martina Rammer- chen Selbsthilfe und Gesundheitskompe- Gmeiner, Andreas Keclik (Abteilungsleiter in der Wiener Gesundheitsförderung), Christina tenz auf, um diese weiter auszubauen. Dietscher (Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz) Zentrale Fragen dabei waren unter ande- und Christiane Ladinig (Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien) rem, wie der Dialog zwischen ExpertIn- nen und Selbsthilfegruppen noch besser eine Kernaufgabe der Selbsthilfe“ und funktionieren kann, wie ExpertInnenwis- „Gute Gesundheitsinformation finden und Jugendliche und sen aus dem Gesundheitsbereich für Pati- kritisch bewerten“ erlaubten, Erfahrungen entInnen leichter zugänglich ist und wel- auszutauschen. Darüber hinaus konnten ihre Gesundheit che Schlüsselrolle der Erfahrungsschatz in den Workshops „Gute Gesundheitsin- von Selbsthilfegruppen dabei spielen formation weitergeben“, „Primärversor- GESUNDER BEZIRK könnte. An der Konferenz nahmen zahl- gungszentren und die Potenziale der Zu- W reiche VertreterInnen von Wiener Selbst- sammenarbeit mit Selbsthilfegruppen“, as denken Jugendliche über hilfegruppen und ExpertInnen aus dem „Selbsthilfegruppen stärken Gesundheits- ihre Gesundheit? Was tut ih- Gesundheits- und Sozialwesen teil. kompetenz“ sowie „Sozialkapital und qua- nen gut? Antworten auf diese litätsvolle Beziehungen“ neue Ansätze für und andere Fragen geben Teenager bei Workshops. Die Beiträge zu den Themen „Förderung der Gesundheitskompetenz – Kooperationen erarbeitet werden. www.wig.or.at • den Jugendgesundheitskonferenzen. Aufgrund des großen Erfolgs des Pro- jekts in den Vorjahren stellt die Bundes- gesundheitsagentur bis zum Jahr 2021 Gesunde Kinder erneut Vorsorgemittel zur Verfügung. Bis dahin setzt die Wiener Gesundheits- GESUNDER BEZIRK förderung gemeinsam mit dem Institut für Frauen- und Männergesundheit W Fotos: WIG, Katrin Bruder (5), Zsolt Marton - ZMART - foto-zeit.at ie entsteht eine Zeitung? Was FEM und queraum. kultur- und sozial- müssen wir beim Surfen im Inter- Broschüre für forschung. weitere 20 Konferenzen um. net beachten? Wie kann ich mit Im Zentrum stehen Jugendliche zwi- Gruppendruck und Mobbing umgehen? werdende Eltern schen zwölf und 19 Jahren, die sich im Mit diesen und anderen Fragen beschäfti- Vorfeld der Konferenzen mit ihrer gen sich Kinder zwischen sechs und zwölf GESUNDE STADT eigenen Gesundheit beschäftigen. Ge- Jahren aus sechs Gesunden Bezirken. meinsam erarbeiten sie Ideen und Kon- W ird mein Kind gesund sein? Das zepte rund um Bewegung, Ernährung, Konsum & Verhalten. Bis September ist eine der grundlegendsten Fra- Stress, Glück und Wohlbefinden. Die wird im Rahmen der Parkbetreuung mit gen, die sich werdende Eltern ersten beiden Jugendgesundheitskonfe- den Kindern am Medienverhalten gear- stellen. In der Broschüre „Pränatal-Dia renzen fanden bereits im Juni in den Be- beitet und gelernt, wie zu einem sozialen gnostik. Untersuchungen in der Schwan- zirken Penzing und Hernals statt. Wei- Miteinander beigetragen werden kann. So gerschaft. Gut informiert entscheiden“ tere folgen im Herbst in den Bezirken entstehen rund um die Themen „MEDIEN – Konsum und Verhalten“ und „WIR – Ich des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele erhalten Sie Basisinfor- Innere Stadt, Währing und Döbling. www.wig.or.at • in der Gruppe“ viele kreative Basteleien mationen über die Pränatal-Diagnostik. und Spielideen, die im Rahmen der Kin- Sie werden in leichter Sprache über der-Gesundheitsstraßen auch anderen Chancen, Risiken und Unter Kindern und Erwachsenen präsentiert suchungsmethoden aufge- werden. Sämtliche Termine sind auf der klärt und erfahren, an wen Website der Wiener Gesundheitsförde- Sie sich wenden können. • rung zu finden. www.wig.or.at • Broschüre zum Download: https://bit.ly/2rOmXdw Fit dank Breakdance 6 GS_06_07_umfrage_kk.indd 6 18.06.2018 10:46 Uhr
SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE DIGITALE STADT Hat sich Wien durch die Digitalisierung verändert? UMFRAGE AUF DER ALSER STRASSE Katrin Bruder „Die Digitalisierung hat Wien insofern verändert, als dass man Parkpickerl, Fahrscheine u. v. m. schon online bestellen kann.“ Sissi Kruml, 59 „Wie fast jeder Ort ist Wien durch die Digitali- sierung in den letzten Jahren ein Stück näher mit der restlichen Welt „Die Digitalisierung hat unser Leben in Wien extrem erleichtert. zusammengerückt.“ Wienerinnen und Wiener, aber vor allem Touristinnen und Timothy Bidwell, 23 Touristen profitieren von Google Maps und digitalen Fahrplänen.“ Fotos: WIG, Katrin Bruder (5), Zsolt Marton - ZMART - foto-zeit.at Andreas Heiss, 40 „Wir entwickeln uns gerade viel zu weit. Vieles ist unnötig, vor allem in Wien. Wenn ich an die ganze Robotertechnik denke, habe ich das Gefühl, dass die Menschen da gar nicht mehr mitkommen.“ Sophie Hammerl, 16 „Ich glaube nicht, dass sich in den letzten Jahren in Wien etwas verändert hat. Es ist eher alles beim Alten geblieben.“ Birungi Fischl, 35 GS_06_07_umfrage_kk.indd 7 18.06.2018 10:46 Uhr
Das Leben findet nicht in der digitalen Welt statt, auch wenn der Mensch gerne in sie eintaucht. Fotos: iStockphoto, Privat 8 GS_08_11_thema_service_kk.indd 8 18.06.2018 10:40 Uhr
SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE DIGITALE STADT In der Welt des Homo digitalis DIE WELT WANDELT SICH IN EINEM UNGLAUBLICHEN TEMPO. EIN TEMPO, DAS STRESS BEREITET UND UNSICHERHEIT AUSLÖST. DOCH ANGST IST EIN SCHLECHTER BERATER. SO REAGIEREN WIR AM BESTEN AUF DEN DIGITALEN WANDEL. Wolfgang Wieser G ibt es ein richtiges Leben in erledigen können. Dadurch entstehen Mädchen sind signifikant mehr ge- der digitalen Welt? Ja, das neue Geschäftsmodelle, Arbeitspro- stresst. Generell sind 56 Prozent der gibt es. Aber es ist für jeden zesse und Berufsbilder. „Aber auch die weiblichen Jugendlichen häufig bis anders: „Das ist von Mensch Kompetenzen, die von Mitarbeitenden sehr häufig gestresst, bei den männ zu Mensch unterschied- und Lernenden gefordert werden, lichen Jugendlichen sind es dagegen lich“, sagt Medienpsycholo- wandeln sich“, schreibt Genner in ih- 37 Prozent. Oft gestresste Jugendliche gin Sarah Genner. Die Wissenschafte- rem Bericht „Digitale Transforma- zeigen mehr psychische Symptome rin der Universität Zürich ist Expertin tion“. Wie sich dieser Wandel langfris- wie Selbstzweifel, Niedergeschlagen- für die Digitalisierung der Arbeitswelt tig auf unser Leben auswirken wird, heit und Traurigkeit. am Institut für Angewandte Psycholo- lässt sich noch nicht absehen. Die Pro- gie: „Manche sind nur glücklich, wenn gnosen, wie viele Arbeitsplätze und sie ständig wissen, wie es ihren Liebs- welche Berufsfelder durch Digitali „Handys sollen ten geht. Newsjunkies brauchen den sierung verschwinden werden, gehen abends in keinem permanenten Nachrichtenstrom. An- weit auseinander. Die OECD geht da- Schlafzimmer deren mag das alles egal sein. Schluss- von aus, dass nicht mehr als zehn Platz finden.“ endlich aber geht es darum, Chancen Prozent der Jobs einem hohen Digi Constanze Schreiner, und Risiken abzuwägen.“ talisierungsrisiko ausgesetzt sind. Psychologin „Wirtschaftshistorisch betrachtet Digitale Transformation. Tatsäch- haben bisherige Automatisierungs- Raus aus dem Schlafzimmer. Wie lich hat sich die Welt in den vergange- wellen jeweils zu einer höheren Nach- können Eltern helfen? Können sie über- nen Jahrzehnten rapide gewandelt. frage nach Arbeitskräften geführt und haupt helfen? Haben sie eine Chance Der Begriff dafür ist digitale Transfor- neue Berufsfelder und Stellen geschaf- gegen die digitale Übermacht? Oder hat mation. Damit wird der tiefgreifende fen“, sagt die Psychologin. Fest steht, WhatsApp bereits die Erziehung über- Strukturwandel der Arbeitswelt durch dass das Tempo der Transformation nommen? Fragen, auf die Sarah Genner digitale Technologien wie mobile, viele belastet, vor allem natürlich Kin- im GESUNDE STADT-Gespräch klare vernetzte Geräte, Cloud Computing, der und Jugendliche. Antworten hat. „WhatsApp ist nicht der Social Media, Big Data, künstliche beste Erziehungsberater“, sagt die Ex- Intelligenz, Robotik und „Internet der Stress wächst. Eine Schweizer Unter- pertin. „Und für die Eltern ist es wahn- Dinge“ beschrieben. Letzteres be- suchung (Juvenir-Studie 4.0) hat sich sinnig anstrengend, ständig Grenzen zeichnet die Vernetzung von Gegen- mit Stress und Leistungsdruck bei setzen zu müssen, weil der Sog so stark ständen mit dem Internet, damit diese 1.500 Schweizer Jugendlichen zwi- ist. Dass viele Eltern selbst ständig am (etwa ein Regenschirm mit Sensor) schen 15 und 21 Jahren befasst (Jacobs Handy hängen, macht es für die Kinder selbstständig über das Internet kom- Foundation & Prognos, 2015). Die Re- natürlich noch interessanter. Man ver- Fotos: iStockphoto, Privat munizieren (z. B. mit dem Online-Wet- sultate zeigen: 46 Prozent der Jugend gisst die Frontallappenproblematik.“ terdienst) und so verschiedene Aufga- lichen fühlen sich durch Stress und Zum Verständnis: Der Frontallappen ist ben für die BesitzerInnen (Meldung an Leistungsdruck überfordert, in erster so etwas wie das Cockpit im Gehirn und BesitzerIn: Achtung, es wird regnen) Linie durch Schule, Job und Studium. auch für die Impulskontrolle verant- gesunde stadt – Sommer 2018 9 GS_08_11_thema_service_kk.indd 9 18.06.2018 10:40 Uhr
Für Kinder ist entscheidend, dass sie mit ihren Eltern über Probleme reden können. wortlich. Die Gehirnentwicklung ist wiederum etwa im Auftrag des Schwei- erst mit 20, 25 Jahren gänzlich abge- zer Bundesamtes für Sozialversiche- schlossen. „Wenn Sie also merken, dass rung einen Elternratgeber zum Thema Ihr Kind nicht mehr schläft, nichts „Medienkompetenz“ erstellt. Darin fin- mehr für Schule oder Weiterbildung det sich auch die 3-6-9-12-Faustregel: INTERVIEW macht, dann sollten Sie digitale Geräte kein Fernsehen unter 3 Jahren, keine nachts aus dem Zimmer verbannen“, so eigene Spielkonsole vor 6 Jahren, Inter- Sarah Genner, Genner. Eine Ansicht, die auch Psycho- net ab 9 Jahren und soziale Netzwerke Psychologin, login Constanze Schreiner vertritt: ab 12 Jahren. Uni Zürich „Handys sollen abends in keinem Schlaf- zimmer der eigenen vier Wände sein. Neue Süchte. Ob die digitale Welt ein Ist ein nicht digitales Leben Eltern müssen Vorbild sein.“ Suchtpotenzial birgt? Eine Frage, die überhaupt noch möglich? Genner eindeutig beantwortet: „Auf Während der Arbeit an meinem Internet-Mythen. Gemeinsam mit jeden Fall. Es gibt aber noch keinen Doktorat war ich bei den Amischen Medienforscher Markus Appel hat die Standard, wie man das messen soll, wo in den USA. Dort ist es noch möglich. Psychologin an der Johannes Kepler die Grenze zwischen exzessiver Nut- In den meisten westlichen Ländern Universität Linz neun Mythen über die zung und Onlinesucht zu ziehen ist. sicher nicht mehr. Auswirkungen der Nutzung von Com- Oft wird gefragt, ob stundenlanges puter und Internet identifiziert. Unter- Computerspielen süchtig macht – Warum? sucht wurden u. a. behauptete Aus kann, aber muss nicht sein. Die Frage Die Verbindung mit dem Internet ist wirkungen auf soziale Interaktion, die ist, was der Mensch daneben noch so etwas wie ein Sinnesorgan gewor- Verringerung gesellschaftlicher Parti- macht. Treibt er Sport? Ist er in der den. Viele Leute wären bereit, ihren zipation oder die wachsende Einsam- Schule oder im Job erfolgreich? Hat er Geruchssinn aufzugeben, müssten keit durch Internetnutzung. Ergebnis: persönliche Kontakte?“ Dass Facebook, sie sich zwischen diesem und dem Die meisten Behauptungen ließen sich Google & Co die Ausbildung zentraler Internetzugang entscheiden – das nicht belegen und konnten widerlegt Fähigkeiten wie digitale Kompetenzen hat eine Untersuchung tatsächlich werden. Sowohl Interaktion als auch und eine Vielzahl „transversaler Kom- ergeben. Partizipation nahmen eher zu, selbst petenzen“, das heißt Kompetenzen für die behauptete wachsende Einsam- wie Problemlösungsfähigkeiten, Krea- Wie halten Sie es selbst? keit konnte kein signifikanter Zusam- tivität, kritisches Denken und Sozial Nachts bin ich offline und im Urlaub menhang festgestellt werden. kompetenz, verhindern, glaubt Genner beruflich offline. Ich schaue meine nicht: „Zentral ist die Möglichkeit zur beruflichen E-Mails nicht an. Wenn 3-6-9-12-Faustregel. Eine nicht zu freien Entfaltung. Das hat unter den man ein Autoreply installiert hat und leugnende Tatsache ist aber, dass der üppigen Schulprogrammen und den trotzdem arbeitet, untergräbt man die Wandel zum Homo digitalis große Aus- überbordenden Freizeitprogrammen eigenen Bemühungen, sich von der wirkungen auf die Eltern-Kind-Bezie- gelitten. Vor der Digitalisierung fürch- Arbeit abzukoppeln. hung hat. Für die Jugendlichen, die sich ten brauchen wir uns aber nicht, ist eigentlich abkoppeln sollten, wird die Schreiner überzeugt: „Die Digitalisie- Am Schluss Ihrer Arbeit schreiben Loslösung vom Elternhaus schwieriger, rung muss uns keine Sorgen machen. Sie, dass es im Sinne der Förderung für die Eltern kann es beängstigend sein, Das ist ein völlig falscher Begriff. Noch von Kreativität und psychischer wenn sie versuchen ihre Kinder zu errei- falscher ist es, von Ängsten zu spre- Gesundheit von Jugendlichen chen und die sich nicht melden. Schrei- chen. Tatsache ist, dass sich die Tech- gilt, insbesondere Muße und freies ner sagt: „Wichtig ist, und das zeigen nik nicht selbst entwickelt, sondern Spiel zu fördern. Aber wie? Fotos: iStockphoto, Privat auch viele Studien, dass es für Kinder dass Menschen dahinter stehen. Wir In Städten ist das gar nicht so einfach. ganz entscheidend ist, dass sie mit können mitentscheiden, wie wir un- Aber ich denke, Wien ist ein guter Ort, ihren Eltern über Probleme reden kön- sere Zukunft gestalten wollen. Angst auch dafür, einfach rauszugehen: in nen.“ Medienpsychologin Genner hat ist ein schlechter Berater.“ • den Park oder in den Wald. 10 GS_08_11_thema_service_kk.indd 10 18.06.2018 10:40 Uhr
SERVICE ANGEBOTE, WEBTIPPS & BÜCHER Das Internet sicher nutzen Mit digitalen Medien leben Eine Broschüre für alle, Die Plattform saferinternet.at unterstützt Kin- die bisher mit dem Inter- der, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim net noch nicht viel zu tun sicheren und verantwortungsvollen Umgang hatten, aber neugierig mit digitalen Medien. saferinternet.at ist sind, was ihnen geboten Partner des EU-Netzwerks Insafe. Hier gibt es wird. Ziel ist, SeniorInnen zu ermu interessante Broschüren und wichtige Links, tigen, sich auf unbekanntes Terrain u. a. zu Hassposting und Cyber-Mobbing. www.gesundheit.gv.at zu wagen und Neues auszuprobieren. Über diese Plattform können auch Veranstal- ist das offizielle Gesundheitsportal des Neben Tipps zur Webnutzung für tungen zum Thema „Sichere Internet- und Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Bankgeschäfte, Reisen oder Unter Handynutzung“ gebucht werden. Angeboten Gesundheit und KonsumentInnenschutz. haltung gibt es auch Infos zu Smart- werden auch Workshops zur Selbstdarstel- Dementsprechend seriös und umfangreich phone und Tablet. lung im Netz oder zu WhatsApp. sind die Informationen auf dieser Seite. Die Broschüre ist als Gratis-Download Kontakt: office@saferinternet.at Mit Infos zu Laborbefunden, ELGA, erhältlich – www.digitalesenioren.at/ www.saferinternet.at Schwangerschaft oder Hilfe im Notfall. download/1564 Probleme mit Internet-Käufen Gesundheits-Apps Der Internet-Ombudsmann hilft, wenn Bestel- Der Bericht des Instituts lungen im Internet nicht so reibungslos über für Gesundheitsförderung die Bühne gehen wie erhofft. 2017 wurden und Prävention informiert 3.219 Anfragen bearbeitet, vor allem zu Abo- über die für Österreich Fallen, Vertragsstreitigkeiten und Lieferproble- relevante Ist-Situation im men. Praktisch: Beschwerden können direkt Bereich Gesundheits-Apps. Analysiert auf der Website eingegeben werden. Zusätz- www.rataufdraht.at wird darin auch, wie Gesundheits- lich gibt es als Downloads umfangreiche ist seit mehr als 30 Jahren unter der Apps gestaltet sein sollten, damit Informationen zu Online-Apotheken, dem Notrufnummer 147 für Kinder, Jugendliche sie für eine möglichst große Zahl Internet-Verkauf zwischen Privatpersonen, der und deren Bezugspersonen da und bietet von Menschen nutzbar sind, und VerbraucherInnenrechterichtlinie oder dem si- online gut aufbereitete Informationen. Bei- welche Orientierungshilfen bislang cheren Umgang mit privaten E-Mail-Accounts. spiele: Wie man sich im Netz vor falschen verfügbar sind. Kontakt: kontakt@ombudsmann.at FreundInnen schützt, sich gegen sexuelle Das Grundlagenpapier ist als Gratis- www.ombudsmann.at Übergriffe wehrt oder Probleme mit Download erhältlich – www.oepgk.at/ LehrerInnen bewältigt. _wissenscenter/gesundheits-apps Hilfe für Süchtige Im Wiener Anton Proksch Institut werden seit Digital Detox mehr als 60 Jahren Alkohol- und Drogensucht, In diesem Sachbuch er- Spiel- und Medikamentensucht, seit einigen klärt Daniela Otto mit Jahren aber auch Kauf- und Internetsucht Humor und wissen- behandelt. Zudem werden im Bereich der schaftlichem Tiefgang Akademie Fort- und Weiterbildungsangebote die psychologischen Hin- zum Thema Sucht angeboten. tergründe für unsere Me- Die Grundidee: Positive Veränderungen im dienabhängigkeit sowie den Ursprung Leben eines Menschen sind immer möglich – www.lehrerweb.wien unserer Vernetzungssehnsucht. Mit Freude, Lust und Genuss sind die dafür bietet (auch) umfangreiches Informations praktischen Beispielen und zahlrei- notwendigen Ingredienzen, die das L eben material über den digitalen Wandel. Aktuell chen Übungen weist die Autorin den Fotos: iStockphoto, Privat selbst bietet. Auf der Internet-Seite des Insti- besonders wichtig: Fakten zur verbindlichen Weg aus der Abhängigkeit. tuts werden zahlreiche Folder angeboten. Übung „Digitale Grundbildung“, die im lau- Digital Detox. Wie Sie entspannt mit Telefon 01/880 10-0 fenden Schuljahr bereits an 178 Neuen Mit- Handy & Co leben, Daniela Otto, Sprin- www.api.or.at telschulen und AHS gestartet ist. Im nächsten ger, ISBN 978-3-662-48967-3; 14,99 Euro, Jahr beginnt die flächendeckende Umsetzung. www.springer.com gesunde stadt – Sommer 2018 11 GS_08_11_thema_service_kk.indd 11 18.06.2018 10:40 Uhr
Der Weg in Die Verminderung der Scheu vor elektronischen die Zukunft Assistenzsystemen steht bei Älteren im Vordergrund. Es gilt, Hand in Hand zu arbeiten. DIE „DIGITAL ROADMAP“ FLAGGT ÖSTERREICHS WEG IN DIE ZUKUNFT AUS. INSELLÖSUNGEN WEICHEN SO EINER DATEN-STRATEGIE, DIE VON MEDIEN-SCHULUNGEN BIS ZUM PFLEGEBEREICH REICHT. Roland Graf SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE DIGITALE STADT H asspostings und selbstfah- len Ministerien, den Bundesländern, in Österreich. Neben den Punkten, die rende Fahrzeuge, das Inter- dem Städte- und Gemeindebund, von eine gut ausgebaute und leistbare In net der Dinge und Start- den Sozialpartnern und anderen Orga- frastruktur betreffen, geht es vor allem up-Förderung, aber auch nisationen erstellt. um die Stellung des Menschen in der Datenschutz und Pflegero- digitalen Welt. „Kein Kind soll ohne boter – diese Schlagworte „Daten von Patientinnen digitale Kompetenzen die Schule ver- sind alle Teil der digitalen Gegenwart. und Patienten sind weiter lassen“, lautet etwa das zweite Leit- Die elektronische Welt ist ihrem We- gesichert. Die Wissenschaft prinzip. Die Chancen der Jugendlichen sen nach vernetzt, sie ist ein „virales kann nach bestimmten, klar in der Arbeitswelt der Zukunft stellen System“, wie es der Medienphilosoph geregelten Kriterien auf aber nur eine Seite dar, starke Schutz- Vilém Flusser nannte. Damit ist aber anonymisierte Daten mechanismen sind in den Punkten 10 auch ein Umdenken gefragt. Teillösun- zugreifen.“ („Österreich soll weiterhin hohe Daten gen sind in einer globalen Datenwelt Beate Hartinger-Klein, schutzstandards haben“) und 11 („Wir Fotos: iStockphoto (2), Archiv, TU Wien nicht mehr zielführend. Das Denken in Bundesministerin für Arbeit, wollen eine respektvolle Diskussions- großen Einheiten – wie sie etwa Länder Soziales, Gesundheit und kultur im Netz […] sicherstellen und darstellen – hilft hier bedeutend mehr. KonsumentInnenschutz fördern“) festgeschrieben. Diese Die bundesweite Strategie dazu wurde Agenda umfasst massiv auch den staat- in der „Digital Roadmap“ zusammen- Die digitale Welt und wir. Den Kern lichen Bereich. Ganz im Sinne von gefasst. Die „Straßenkarte“ in Öster- bilden zwölf Leitprinzipien für die Open Government sollen auch die reichs digitale Zukunft wurde von al- weitere Gestaltung der Digitalisierung Datenbestände der Verwaltung weit 12 GS_12_13_thema_kk.indd 12 18.06.2018 10:36 Uhr
gehend öffentlich zugänglich gemacht möglichen“, meint dazu Sabine The- Die Roadmap folgt der Zeit. Was werden, um eine allgemeine Nutzung resia Köszegi von der TU Wien. Sie aber wird 2025 die auffälligste roboti- zu ermöglichen. Baudaten, inklusive leitet den „Rat für Robotik“ – dieser sche Anwendung in Österreichs Ge- des historischen Bestands (Wie alt ist wurde Herbst 2017 vom Bundesminis- sundheitswesen sein? „Man kann da- mein Haus? Wann wurde es ausge- terium für Verkehr, Innovation und von ausgehen, dass sich vor allem im baut?), wie sie die Stadt Wien als Vor- Technologie ins Leben gerufen – und privaten Umfeld vermehrt Service- reiter o nline hat, wären ein Beispiel für sieht die wahrscheinlichste Einsatz- und Hilfssysteme etablieren werden. den BürgerInnen-Datenservice. möglichkeit in der Pflege dort, „wo Viele Dienstleistungen werden digita- menschlicher Einsatz sehr aufwendig lisiert und mit künstlicher Intelligenz Sensible Informationen schützen. ist“. Dazu zählen etwa technische Un- ausgestattet sein. Ob wir das als robo- Besonders der Gesundheitsbereich, der terstützungen beim Heben und Bewe- tische Anwendung wahrnehmen, beim Austausch von PatientInnen gen von mobilitätseingeschränkten hängt davon ab, wie sehr wir die Tech- daten zwischen ÄrztInnen, Spitälern nologien in Kategorien einteilen oder und Versicherungsträgern in digitaler „Projekte in Asien zeigen, sie einfach als alltägliche Hilfestellun- Hinsicht Vorreiter ist, pocht auf den dass jene Assistenzsysteme gen annehmen werden“, so Köszegi. Schutz sensibler, persönlicher Infor- erfolgreich sind, die Freilich könne eine Einschätzung über mationen, wie sie in der Elektronischen ein komfortables Wohnen Gesundheitsakte (ELGA) enthalten in den eigenen Wänden Entspannter sind: „ELGA-Daten werden nur unter ermöglichen.“ Umgang mit neuer bestimmten Rahmenbedingungen Sabine Theresia Köszegi, Technik – älteren freigegeben“, hält dazu Beate Hartin- Leiterin des Menschen soll ger-Klein, Bundesministerin für Arbeit, „Rats für Robotik“ die Scheu davor Soziales, Gesundheit und Konsumen- genommen werden. tInnenschutz, fest. „Standesvertretun- Personen, „aber auch intelligente Not- gen wie die Ärztekammern oder Fach fallsysteme wie Sturzdetektion mit gesellschaften müssen prüfen, ob ein Alarmfunktion“. wissenschaftliches Interesse an der aggregierten und anonymisierten Höhere Lebensqualität. Der Pflege- Datenfreigabe vorliegt.“ Wird dieses einsatz macht aber deutlich, was der Forschungsinteresse bestätigt, ist zu- Wissenschafterin wichtig ist: Roboter sätzlich die Genehmigung einer Ethik- stellen nicht zwangsläufig die men- kommission erforderlich. schenähnlichen Androiden der Science- Fiction-Filme dar. Für die Expertin sind Die digitale Kluft schließen. Denn die Mehrzahl der Roboter derzeit noch die „Digital Roadmap“ betrachtet die Versuchsobjekte, die nicht in großen Sicherheit im digitalen Raum als ge- Stückzahlen zum E insatz kommen: meinsame Verantwortung von öffent- „Die therapeutische U nterstützung hin- lichen Institutionen, Wirtschaft und gegen wird zunehmend mit Geräten BürgerInnen. Letztlich soll das Bemü- und Anwendungen technisiert. Insbe- hen um die digitale Teilhabe aller Al- sondere pflegebedürftige Personen, die sieben Jahre hinweg „Technologien tersgruppen bewusst die noch vor- alleine leben oder nur zeitweilig betreut übersehen, die wir heute noch gar handene digitale Kluft schließen. Geht werden, können damit höhere Sicher- nicht in der Praxis finden“. Auch des- es dabei bei den Jugendlichen um eine heit und Lebensqualität erfahren.“ Bei halb ist Österreichs „Digital Roadmap“ medienkritische Erziehung, steht bei allen regionalen Unterschieden – Japan dynamisch angelegt und wird an aktu- älteren MitbürgerInnen die Vermin und die USA erleben hier schon eine elle Entwicklungen rund um die Digi- derung der Scheu vor elektronischen deutlich intensivere Nachfrage – erken- talisierung angepasst. Denn sie soll Fotos: iStockphoto (2), Archiv, TU Wien Assistenzsystemen im Vordergrund. nen betagte PatientInnen oft einen auch in der Pflege ein „verlässlicher „Projekte in Asien zeigen, dass selbst praktischen Nutzen. „Wenn die Bedie- g emeinsamer Wegweiser in Richtung bei hoher Technikaffinität nicht alle nung intuitiv erfolgt, dann kann auch digitale Zukunft“ sein. Konzepte angenommen werden und eine kognitiv beeinträchtigte Person, www.digitalroadmap.gv.at; • vor allem jene Assistenzsysteme er- wie zum Beispiel eine demenzkranke www.bmvit.gv.at/innovation/ folgreich sind, die ein komfortables Person, Nutzen aus der Interaktion zie- forschungspolitik/robotikrat.html; Wohnen in den eigenen Wänden er- hen“, so Professor Köszegi. www.data.gv.at; www.elga.gv.at gesunde stadt – Sommer 2018 13 GS_12_13_thema_kk.indd 13 18.06.2018 10:36 Uhr
SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE DIGITALE STADT Wir bauen eine digitale Stadt HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN – GEMEINSAM MIT DEN MENSCHEN. WAS WIEN PLANT. Wolfgang Wieser D ie Digitalisierung verändert Die Wiener Prinzipien. Im Zuge der gen wir drei Dimensionen.“ Es geht uns, unser Leben, unsere Erstellung der Digitalen Agenda kris- um Sicherstellung und Ausbau der ho- Stadt. Wien hat darauf mit tallisierten sich neun Leitmotive für hen Lebensqualität. „Wir fragen uns, Engagement und Enthusi- das Denken und Handeln aller Beteilig- was wir für den Klimaschutz tun kön- asmus reagiert. Bereits 2015 ten heraus. Keines dieser Motive ist nen, wie wir die CO2-Produktion wei- wurde die Digitale Agenda vorrangig, „alle neun Prinzipien sind ter verringern können.“ Und es geht 2020 veröffentlicht. „Die Digitale gleichberechtigt, gleichwertig und um innovative technische Lösungen. Agenda ist die Digitalisierungsstrate- gleich wichtig“, sagt Huemer. Sie be- Mit dem entscheidenden Faktor, „dass gie der Stadt, um die Herausforderun- handeln beispielsweise Vertrauen und sich diese Lösungen nicht einfach über gen der Zukunft meistern zu können“, Sicherheit, Gendergerechtigkeit und ganz Wien stülpen lassen, sondern von sagt Ulrike Huemer, Chief Information Innovation, aber auch Inklusion, Soli- Grätzel zu Grätzel unterschiedlich Officer der Stadt Wien. Es ist ein sehr darität und soziale Nachhaltigkeit. sind“, sagt Huemer. Das heißt, sie umfangreiches Programm, weil es Konkret bedeutet das: „Digitale Verän- müssen den Bedürfnissen entspre- nicht nur darum geht, wie sich die Ver- derungsprozesse sind eine große chend interpretiert werden. waltung verändern wird. Es geht um Herausforderung für die Politik, mehr, viel mehr: „Es geht auch darum, die Verwaltung, die Wirtschaft und Meiner Stadt stets nah. Sogenannte den Aufbau von digitaler Kompetenz für die gesamte Bevölkerung. Die Leuchtturmprojekte stehen für beson- in der Bevölkerung, insbesondere bei Stadt Wien stellt sicher, dass dabei nie- dere Vorhaben. Aktuell sind es acht. Kindern und älteren Menschen, zu un- mand zurückgelassen wird und dass Das BürgerInnenportal „Meiner Stadt terstützen“, sagt Huemer. alle Services für alle Menschen der stets nah“ ist eines der zeitnah anste- Stadt zugänglich bleiben – unabhän- henden Projekte. „Dabei geht es da- Plan mit Weitblick. Die Digitale gig von Bildung, Herkunft und Ein- rum, die Services der Stadt personali- Agenda beschäftigt sich auch mit der kommen. Das Inklusionsprinzip ist siert zur Verfügung zu stellen“, erklärt Stadt als IKT-Standort (IKT steht für daher ein zentrales Anliegen der Huemer. „Außerdem wollen wir rasch Informations- und Kommunikations- Smart City Wien.“ proaktiv reagieren können – lassen Sie technologie, Anm.) und mit der tech- mich das an einem konkreten Beispiel nischen Infrastruktur, insbesondere Mehrdimensionale Smart City. Tat- erklären: Rechtzeitig, bevor Ihr Pass Breitband und WLAN. Die Digitale sächlich hat Wien eine ganz besondere abläuft, sollen Sie in Zukunft von uns Fotos: iStockphoto, Stadt Wien, Lukas Beck Agenda wirft somit einen umfassen- Sicht auf „Smart City“: „Wenn man in eine Verständigung mit der Frage be- den Blick auf die Zukunft. Von beson- Asien fragt, was eine Smart City ist, kommen, ob er verlängert werden soll.“ derer Bedeutung ist, dass sie gemein- dann ist das im Prinzip ein Technolo- Gearbeitet wird auch an umfangrei- sam mit den Bürgerinnen und Bürgern gie-Konzept“, sagt Huemer. „Verein- chen strukturellen Veränderungen. erarbeitet worden ist. „Jeder Punkt facht formuliert: Wie muss eine Stadt „Die IT-Abteilungen des Magistrats, basiert auf einer Anregung, einer Idee, sein, wenn ich sie heute auf einer grü- des KAV und des AKH Wien werden einem Wunsch der Wienerinnen und nen Wiese errichte? Das ist aber nicht zu einer IT-Abteilung“, kündigt Wiener“, hält Huemer fest. unser Konzept. In Wien berücksichti- Huemer an. 14 GS_14_15_thema_kk.indd 14 18.06.2018 10:47 Uhr
Patientin im Gespräch mit einem Arzt: PatientInnen sollen dort betreut werden, wo sie am besten behandelt werden. INTERVIEW Ulrike Huemer, Chief Information Officer Welche Herausforderungen gilt es in Zukunft zu meistern? Es muss uns klar sein, dass die Digita- lisierung in jeden Lebensbereich Ein- gang gefunden hat. Eine Stadtverwal- tung ohne IT funktioniert nicht mehr. Dazu kommt, dass die BürgerInnen an Beste Behandlung. Tatsächlich ist Gesundheits-Telefonnummer 1450. die Stadtverwaltung Ansprüche wie eine Vernetzung der Gesundheits Dort erfährt man, wohin man sich im an ein privates Unternehmen stellen, anbieter notwendig, „um effizienter zu Krankheitsfall am besten wendet. wie man es von einer Bank oder arbeiten“, sagt Gerhard Kainz. Seine Kainz: „Damit sollen die Ambulanzen einem Versanddienst erwartet. Digi Aufgabe ist es, in Wien E-Health zu entlastet werden. Sie sollen frei sein für talisierung bedeutet auch, dass man organisieren. Das Ziel ist eine gemein- Menschen, die eine Behandlung in Prozesse modernisiert und neu denkt. same Strategie der Dienststellen der einer Ambulanz brauchen.“ Dass man die Zufriedenheit der Kun- Stadt Wien, nichtstädtischer Einrich- dinnen und Kunden erhöht. Dass die tungen, der Spitäler und des KAV: „Un- Info-Austausch. Von Bedeutung ist in Wege kürzer und effizienter werden. ser Gesundheitssystem hat eine hohe diesem Zusammenhang auch der Aus- tausch von Informationen. Kainz: Wien ist auch ein wichtiger „Den hohen Anspruch „Ganz wichtig für uns ist ELGA.“ Weil Standort für Informations- und können wir uns nur leisten, die elektronische Gesundheitsakte Kommunikationstechnologie. wenn wir effizienter ELGA diesen Austausch möglich Tatsächlich wissen viele nicht, dass werden. Deshalb wollen wir macht. ELGA funktioniert als Basis, auf wir eine ganz starke IT-Branche haben. die Erkrankten dorthin der Anwendungen aufgebaut werden Diese 6.000 Unternehmen mit 55.000 bringen, wo sie am besten können – „Applikationen wie die E-Me- Arbeitsplätzen haben eine höhere behandelt werden. “ dikation, der wir entnehmen können, Wertschöpfung als der Tourismus. Gerhard Kainz, welche Medikamente verschrieben und Unser Ziel ist, Wien noch stärker als Koordinator der Wiener welche schon abgeholt wurden. Oder Standort zu positionieren und zu E-Health-Strategie der E-Impfpass, in dem Impfungen präsentieren. Wiens Bürgermeister elektronisch gespeichert sind“, sagt Michael Ludwig möchte Arbeitsteilung. Das heißt, wir haben Kainz. Damit können Wechselwirkun- Wien als Digitalisierungshaupt- einen hohen Bedarf, Informationen gen von Medikamenten verhindert stadt etablieren. zwischen den Einrichtungen weiter werden, der Impfpass ist stets aktuell. zugeben. Das ist deshalb eine Wie soll Wien in zehn Jahren Herausforderung, weil diese sehr kom- Flexibilität und Lernen. Das ist eines funktionieren? plex sind. Um effizienter zu arbeiten, ist der Wiener Prinzipien. Dieses besagt: Die Online-Services sollen stark aus- Fotos: iStockphoto, Stadt Wien, Lukas Beck eine Vernetzung der Gesundheitsange- Um die Herausforderungen der digita- gebaut sein. Alles, was ich online ma- bote notwendig.“ Es braucht Effizienz, len Transformation zu meistern, be- chen will, muss auch online möglich um den hohen Anspruch der Gesund- darf es einer lernenden Organisation, sein. Ich denke, dass sich das Mobili- heitsversorgung aufrechtzuerhalten. die ein hohes Maß sowohl an tätsverhalten stark verändern und „Deshalb wollen wir die Patientinnen Beweglichkeit (Agilität) als auch Flexi- sich dadurch der CO2-Ausstoß verrin- und Patienten auch dorthin bringen, bilität, Fehlerkultur und Verände- gern wird. Auch im Gesundheitsbe- wo sie am besten behandelt werden“, rungsbereitschaft aufweist. sagt Kainz. Helfen soll dabei die neue www.digitaleagenda.wien • reich wird die Digitalisierung noch viel stärker stattfinden. gesunde stadt – Sommer 2018 15 GS_14_15_thema_kk.indd 15 18.06.2018 10:47 Uhr
SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE DIGITALE STADT Digitale Kompetenz der Jugend fördern MIT ZAHLREICHEN PROJEKTEN UND AKTIVITÄTEN UNTERSTÜTZT DIE STADT WIEN KINDER UND JUGENDLICHE DABEI, SICH IN DER DIGITALEN WELT ZURECHT- Z UF INDEN UND SICH MIT IHR KRITISCH AUSEINANDERZUSETZEN. Martina Stehrer Y ouTube-Videos anschauen, dersetzung bieten und Anlaufstelle Blogs oder Apps wie musical.ly, mit via WhatsApp Neuigkeiten sein.“ Vielfach werden gemeinsam mit denen Musikvideos erstellt werden austauschen oder sich auf der „neuen“ Generation Projekte ent- können. Pantucek-Eisenbacher: „Un- Instagram präsentieren: wickelt, die einerseits deren Medien- sere Aufgabe ist, die Geschlechter- Kinder und Jugendliche kompetenz schulen, andererseits Ver- klischees aufzubrechen. Und das ge- sind längst in der Welt der trauen schaffen. Die MitarbeiterInnen lingt auch zunehmend.“ Um die digitalen Medien zu Hause. Ihre Kom- des Jugendtreffs Steinbauerpark haben JugendarbeiterInnen untereinander petenz auf den Plattformen zu fördern, sich etwa einen spielerischen Zugang stärker zu vernetzen und einen intensi- ist seit Jahren eine Aufgabe der Mitar- zum Thema Medienkompetenz über- ven Austausch zu ermöglichen, wurde beiterInnen der Offenen Jugendarbeit. legt und mit den Teens die interaktive ein eigener Internet-Blog erstellt. Aktuelle Studien wie das Screenagers* Ausstellung „Evolution of Media“ ge- International Research Project „Digi- staltet. Diese tourt nun durch die Ein- Wie werde ich YouTuberIn? An tale Medien in der Österreichischen richtungen der Wiener Jugendarbeit. oberster Stelle der Berufswünsche von Jugendarbeit“ belegen, dass es wichtig Jugendlichen rangiert heute „YouTu- ist, diesem Thema mehr Aufmerksam- Nutzung von Social Media. Mädchen berIn“. Was das wirklich an Arbeit be- keit zu schenken. und Burschen nützen soziale Medien deutet, erfahren sie im „creators camp“ unterschiedlich. Während Burschen – einem kostenlosen Workshop für You- Digitale Lebenswelt. 2017 hat die eher Videospiele spielen oder anderen TuberInnen zwischen 14 und 19 Jahren. agistratsabteilung 13 – Bildung und M beim Spielen zusehen, interessieren Das ist nur eines von zahlreichen außerschulische Jugendbetreuung als sich Mädchen vor allem für Beauty- Angeboten des wienXtra-medienzen Schwerpunktthema Medienkompetenz festgelegt. Christina Pantucek-Eisen- bacher, Sozialarbeiterin und Fachko Mädchen und Burschen haben ordinatorin des Schwerpunktthemas, einen selbstverständlichen erklärt: „Bei der Offenen J ugendarbeit Umgang mit neuen Medien. geht es darum, in die L ebenswelt der Jugendlichen einzutauchen. Medien bzw. soziale Medien sind heute Teil da- von. Hier hat ein großes Umdenken stattgefunden.“ Teenager nützen heute selbstverständlich Smartphones. Trotzdem brauchen sie Unterstützung, etwa wenn es um Sicherheit oder Mob- bing oder sexuelle Belästigung geht. Pantucek-Eisenbacher: „Jugendarbeit soll Raum für eine kritische Auseinan- 16 GS_16_17_thema_kk.indd 16 18.06.2018 10:48 Uhr
„Offene Jugendarbeit bedeutet, in die Lebenswelt der Jugendlichen einzutauchen.“ Christina Pantucek- Eisenbacher, Sozialarbeiterin der MA 13 trums. Die Einrichtung der Stadt Wien lädt Jugendliche bis 22 Jahre zum Experimentieren ein. Die Palette reicht Bei einem IBM-Workshop beschäftigten sich SchülerInnen der 2. Klassen dabei vom Geräteverleih, zum Beispiel des Diefenbach Gymnasiums mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“. von Videokameras, über Schnittplätze und Workshops bis zur Beratung. Alle Angebote sind kostenlos. Aber auch gen wie WhatsApp, Snapchat & Co lebnisse reichen von unangenehmen Erwachsene – Eltern, LehrerInnen oder meist intensiv. Über die zugrunde lie- Fragen über Erpressung mit Nackt JugendgruppenleiterInnen – erhalten genden Techniken wissen sie wenig Be- fotos bis hin zu Cyber-Grooming – hier Unterstützung etwa durch Vor- scheid.“ Ziel des Projekts ist, digitale der Online-Anbahnung von sexuellen träge zu Themen wie „Computerspiele Kompetenz an Wiens Schulen zu brin- Kontakten mit Kindern und Jugendli- – was und wie viel?“ gen und Begeisterung für Berufe mit di- chen.“ Eine von SOS-Kinderdorf und gitalem Schwerpunkt zu schaffen. Rat auf Draht beauftragte Studie hat DigitalCity.Wien. Mit der Frage ergeben, dass fast 30 Prozent aller „Künstliche Intelligenz – Science Fic- Berufe mit Zukunft. Um neue Job- Kinder und Jugendlichen von sexuel- tion oder Wirklichkeit?“ beschäftigten perspektiven geht es bei „Future Jobs“, ler Belästigung im Internet betroffen sich die SchülerInnen der 2. Klassen des einer Initiative der Wirtschaftsagentur sind. Birgit Satke: „Wichtig ist eine Diefenbach Gymnasiums im 15. Bezirk. Wien. Das Programm wendet sich an gute Medienerziehung. Kinder und Ju- Sie besuchten im Rahmen der Digital- SchülerInnen der 6. und 7. Schulstufe. gendliche müssen wissen: Wo muss City.Wien-Bildungsinitiative einen Im Rahmen von Workshops lernen sie ich vorsichtig sein, was kann ich von Workshop bei IBM. Nach einer kurzen Berufsfelder abseits des Mainstreams, mir preisgeben und was nicht. Gefragt Einführung lernten sie den Supercom- wie App-Entwicklung, Robotic Engi- sind auch die Eltern, ihre Kinder bei puter „Watson“ kennen und konnten neering und Umwelttechnologien, Online-Aktivitäten zu begleiten, sie selbstständig am Laptop künstliche In- kennen. Im Austausch mit Menschen, aufzuklären und zu ermutigen, kritisch telligenz erleben. Die DigitalCity.Wien- die in den Branchen tätig sind, entwi- und selbstbewusst zu sein.“ Aber auch Fotos: iStockphoto, Claudia Kanonier/Urban Innovation Vienna, Irene Nagl-Rohrmoser, David Bohmann Bildungsinitiative wurde 2014 von der ckeln sie selbst Produktideen für An- bei Themen wie Cybermobbing und Stadt Wien, dem Wiener Stadtschulrat wendungen, Roboter und erneuerbare Computerspiel- bzw. Internetsucht und der Wiener IKT-Wirtschaft ins Le- Energielösungen. wird Hilfe bei Rat auf Draht gesucht. ben gerufen. IT-ExpertInnen b esuchen Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: ehrenamtlich Schulen und erzählen „Der Online-Bereich hat im Leben von aus ihrer Praxis. Sie stellen innovative „Das Agieren auf Online- Jugendlichen einen hohen Stellenwert. Projekte und Trends vor und schulen Plattformen kann zu So viele Chancen die Digitalisierung den verantwortungsbewussten Um- Überforderung führen. bietet, birgt sie auch Risiken wie gang mit den neuen Technologien. 34 Wien bietet Kindern und Cybermobbing. Die Stadt Wien setzt verschiedene Kurse und Workshops Jugendlichen Unterstützung.“ daher laufend Maßnahmen, die zu ei- sind über eine Plattform buchbar. Clau- Peter Hacker, Stadtrat für nem gesunden Umgang mit den neuen dia Kanonier von Urban Innovation Vi- Soziales, Gesundheit und Sport Medien und Technologien der Zukunft enna/Smart City Agency, die im Auf- trag der Stadt Wien die D beitragen.“ igitalCity. Rat auf Draht. „Fake-Profile und das www.medienkompetenzja.wien; • Wien-Bildungsinitiative koordiniert Versenden von Nacktbildern sind www.medienzentrum.at; und betreut: „Die Kinder und Jugendli- derzeit wichtige Themen für Heran- www.digitalcity.wien/bildungsinitiative; chen kennen sich im digitalen Bereich wachsende“, weiß Birgit Satke von Telefon 147, www.rataufdraht.at; recht gut aus und nützen Anwendun- der Helpline Rat auf Draht. „Die Er- www.wirtschaftsagentur.at gesunde stadt – Sommer 2018 17 GS_16_17_thema_kk.indd 17 18.06.2018 10:48 Uhr
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