Gesundheitsökonomische Aspekte in der Rehabilitation - Priv.-Doz. Dr. med. Anne Berghöfer

 
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Gesundheitsökonomische Aspekte in der Rehabilitation - Priv.-Doz. Dr. med. Anne Berghöfer
Gesundheitsökonomische
Aspekte in der Rehabilitation

        Priv.-Doz. Dr. med. Anne Berghöfer

          Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie
                          und Gesundheitsökonomie
                      http://epidemiologie.charite.de
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Ablauf des Seminars

   Kernfragen der Gesundheitsökonomie
   Gewinnung gesundheitsökonomischer Daten
   Instrumente und Techniken der
    Gesundheitsökonomie
           Kleine Pause
   Lebensqualität und ihre Bestimmung
   Modellierung
   Diskussion und Literaturempfehlungen
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Warum wirtschaften wir eigentlich?

            Ausgangsproblem der Ökonomie:

      Unbegrenztheit der         vs.          Begrenzte Mittel
      Bedürfnisse                             Knappheitsproblem

             Begrenzte Mittel sollten dort eingesetzt werden,
        wo der Gesamtnutzen am höchsten ist (Opportunitätskosten)

                                       Nutzen
               EFFIZIENZ  =
                                       Mitteleinsatz
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Grundproblematik
                              Allokationsproblem:
                                 Welchen Anteil des
                          Volkseinkommens sollen wir für
                          Gesundheit aufwenden? Wieviel
                           für Infrastruktur, Bildung, …?

  Effizienzproblem                                          Distributionsproblem
                                                                   Wie sollen
 Wie erhalten wir trotz                                     Gesundheitsleistungen
  knapper Mittel die                                        verteilt werden? … um
gewünschte Qualität der                                       Notfallversorgung,
Gesundheitsversorgung                                        bezahlbare Medika-
           ?                                                      mente, o.a.
                                                                sicherzustellen
                            Wertschöpfungsproblem
                            Wie erreichen wir niedrigen
                            Krankenstand als Motor für
                                   Wachstum?
                           Gesundheitswirtschaft schafft
                                   Arbeitsplätze
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Allokationsproblem

  …setzt sich mit der Tatsache auseinander, dass Ressourcen in
     der Regel knappe Güter sind, die auf den Bedarf nach
        verschiedenen Leistungen verteilt werden sollen.

 Kernfragen:
  Was sind der Einzelne und die Gesellschaft bereit, für Gesundheit
   auszugeben?
  Welcher Anteil des Volkseinkommens wird für Leistungen der
   Gesundheitswirtschaft aufgewendet? Ist dieser Anteil gerade richtig,
   wenn man ihn mit anderen Ausgaben z. B. für Bildung, Forschung,
   Umweltschutz usw. vergleicht?
  Wie soll die Aufbringung und Verteilung der notwendigen
   Finanzmittel betragsmäßig zugeordnet und zeitlich gesteuert
   werden?
  Welche Konsequenzen haben bestimmte politische oder
   medizinische Entscheidungen?
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Effizienzproblem

     …setzt sich mit der Tatsache auseinander, dass Ziele mit
     unterschiedlichen Mitteleinsatz erreicht werden können.

 Kernfragen:
  Wie können wir trotz knapper Mittel dafür sorgen, dass die
   erforderliche Menge an Gesundheitsleistungen mit einer definierten
   Qualität erbracht wird?
  Welche Rationalisierungspotenziale sind vorhanden und wie kann
   sichergestellt werden, dass sie erkannt und genutzt werden?
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Distributionsproblem

 beschäftigt sich mit der Frage, wie Gesundheitsleistungen in einer
           Volkswirtschaft verteilt werden sollen, damit…

  im Krankheitsfall genügend Plätze in Krankenhäusern vorhanden
   sind
  in Notfällen zu jeder Zeit eine ausreichende und fachlich kompetente
   medizinische Versorgung vorhanden ist
  der Zugang zu geeigneten Therapieformen möglich ist
  wirksame Medikamente zu bezahlbaren Preisen angeboten werden.
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Wertschöpfungsproblem

 greift die Frage auf, welche Bedeutung der Gesundheitswirtschaft
               im Kontext der Gesamtwirtschaft zukommt.

  medizinische und medizin-technische Forschung und Entwicklung
   sowie ein niedriger Krankenstand sind seit jeher wichtige Motoren für
   Wachstum und Beschäftigung.
  Die Gestaltung der Gesundheitswirtschaft hat nicht nur Auswirkungen
   auf das persönliche Wohlergehen des Einzelnen, sondern ist auch
   Voraussetzung für die Wohlfahrt einer Gesellschaft
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Kernfragen der Gesundheitsökonomie

   Was sind die ökonomischen Folgen der Krankheit?
   Was kostet die Produktion von Gesundheit?
   Wie sind die Ergebnisse der Gesundheitsproduktion zu
    bewerten (in Gewinn an Lebensqualität)?
   Wie funktionieren Gesundheitsversorgungssysteme?
   Wie können sie - in marktwirtschaftlichen Systemen -
    gesteuert werden?
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GÖ im Spannungsfeld der Interessen

Niedergelassene   Hohes Einkommen (Verteilungskämpfe innerhalb der Ärzteschaft),
Ärzte             Statuserhalt als Freiberufler, Bedarfsgerechte Leistungserbringung
                  (Hippokrates)

Pharmaindustrie   Gewinne, Wettbewerbsfähigkeit, Gegensätze bei großen/kleinen bzw.
                  forschenden/nichtforschenden Unternehmen

Arbeitgeber       Geringe Lohnnebenkosten, Arbeitsfähigkeit der Arbeitnehmer

Krankenkassen     Wirtschaftliche Leistungserbringung, niedrige Beiträge, Mehr Versicherte

Arbeitnehmer/     Geringe Sozialabgaben, umfassender Gesundheitsschutz,
Patienten         Lebensqualität, Zuwendung
Systemimmanente Besonderheiten

 Demographie
 Medizinisch-technischer Fortschritt
 Opportunitätskosten
 Gesellschaftlicher Wandel
 Anspruchsverhalten der Versicherten
 Fehlende Einheit von Handlung und Haftung
 Gesamteffizienz fragwürdig (incl.
  Schnittstellenproblematik)
 […]
Handeln und Haften?

                            Versicherung
                                Zahler

      Rechnung     Budget                  Versicherung     Prämie

                            Leistung (Behandlung)
    Arzt / LE                                               Patient
    Entscheider            Evt. Selbstbeteiligung         Konsument
Von der Wirksamkeit zur Effizienz

                                                           EFFIZIENZ
                               WIRKUNG                     (Efficiency)
                             (Effectiveness)
     WIRKSAMKEIT
       (Efficacy)                   Inhomogene
                                    Patientengruppen
         Homogene
         Patientengruppen

                                                          $$$$$      ?
       "Funktioniert es ?"      "Nutzt es ?"                      BLACK BOX

        Klinisch-                                      "Wie viel Nutzen bei
   pharmakologischer
         Effekt            Therapeutischer             wie vielen Kosten?"
                                Effekt
   Wirkung auf Symptom in                                Ressourceneffekt
   kontrolliertem Umfeld    Wirkung auf Symptom
                            im täglichen Leben         Kosten-Nutzenbewertung
Die vierte Hürde

                                                                  4. Kosten-
                                                                  Effektivität

                                                 3. Wirksamkeit

                                 2. Sicherheit

                   1. Qualität

                                     Weltweit                     Partiell

Kernfrage: Ist die Erstattung der Therapie X eine
effiziente Verwendung der knappen Ressourcen                      In Deutschland
                                       der GKV ?                  erst seit AMNOG
Sozioökonomische Komponenten

  Direkte Kosten (Verbrauch von Ressourcen)
    - Ressourceneinsatz im Gesundheitswesen
    - ärztliche, pflegerische Leistung
    - Medikamente, Heil-und Hilfsmittel
    - Kosten für den Patienten – Selbstbeteiligung
    - Rechtsbeistand, Sozialarbeiter, Fahrtkosten

  Indirekte Kosten (Verlust von Ressourcen)
    - Arbeitszeitverlust (AU-Zeiten, Berentung)
    - Einschränkung der Leistungsfähigkeit

  Intangible Kosten
    - Psychische Belastung, Freizeitverlust
    - Verlust an Lebensqualität
Indirekte Kosten - Wie misst man Produktivität?

  Humankapitalansatz:
  Produktivität des einzelnen mit
  Durchschnittseinkommen beziffert
      Verzerrt Kostenanteil von Hausfrauen und nicht
       Beschäftigten
      Schwankt erheblich von Land zu Land
      Kostenüberschätzung bei sozialrechtlicher
       Benachteiligung
  Friktionskostenansatz:
  Produktivitätsverlust wird durch Ersatz rasch
  minimiert, daher Anrechnung von nur 80% des
  Bruttoeinkommens aus unselbst. Arbeit
      Relevant bei hoher Arbeitslosigkeit
      Liefert eher zu niedrige Werte
Perspektive der Kosten / Nutzen Betrachtungen

       der betroffene Patient

       seine Angehörigen

       der behandelnde Arzt

       das Krankenhausmanagement

       die Krankenkasse

       die Gesellschaft                                                 AOK DAK

Sachverständigenrat der konzertierten Aktion im Gesundheitswesen, 1990
Gewinnung ökonomischer Daten
                 Ökonomische Parameter in Protokoll
                 inkorporiert (meist Zulassungsstudien der
    RCTs         Hersteller)
                 Hochgradig selektierte Patienten

                 Datenerhebung im klinischen Alltag
Beobachtungs-    Einflussfaktoren schwer kontrollierbar
   studien
                „Simulationsstudien“ unter Verwendung von
                  Annahmen (Prävalenzdaten, diverse
   Modell-        Studienergebnisse zu Wirksamkeit, UAW,
 rechnungen       drop-outs, Expertenwissen)
                 Beleuchtung sämtlicher Szenarien
                 Fehlannahmen verzerren Ergebnisse
 Datenbank-
                z.B. Daten von Versicherungsträgern
Auswertungen
                 Sehr begrenzte Perspektive
Ökonomische Analysen

Analyseform           Nutzenerfassung   Frage

Nicht vergleichend
Krankheitskosten-A.   keine             „Welche Kosten verursacht die
                                        Krankheit?“

Vergleichend
Kosten-Nutzen-A.      monetär           „Welche Therapie hat das bessere

Kosten-               naturalistisch    Preis- / Leistungsverhältnis?“

Effektivitäts-A.
Kosten-               naturalistisch    „Welche Therapie ist die
                                        kostengünstigste (bei gleicher
Minimierungs-A.
                                        Wirkung)?“
Kosten-Nutzwert-A.    naturalistisch    „Ist der Gewinn an Lebensqualität die
                                        Kosten wert?“
Krankheitskostenanalyse
(Deutschland 2015, Quelle Stat. Bundesamt 2019)

        30

        25

        20

        15

        10

         5

         0

                             Kosten Männer   Kosten Frauen
Kosten-Minimierungs-Analyse

 Kosten1  Programm 1
                                     Ergebnis identisch
 Kosten2  Programm 2

    Evidence benötigt, dass keine Ergebnisunterschiede!
    Handlungsempfehlung: billigere Variante nehmen
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Alltag

                                               schlechter und
                                               teurer

                           höhere Kosten
                                                                               besser, aber teurer

                                                                        Referenz-
                                                                         punkt

                                                      billiger,
                           niedrigere Kosten

                                                      aber schlechter
                                                                                       besser und
                                                                                       billiger

                                               schlechterer Effekt                  besserer Effekt

Graf von der Schulenburg
Kosten-Effektivitäts-Analysen

                         Ergebnis nicht identisch
                         aber von gleicher Art,
                         naturalistisches Maß

  Kosten1  Programm 1    Gesundheitsnutzen1:

                            Kosten1 /Maßeinheit

  Kosten2  Programm 2    Gesundheitsnutzen2:
                            Kosten2 /Maßeinheit
Bsp.: Kosten-Effektivitäts-Analyse
 Reha bei chron. Rückenschmerzen
                                                            Effektivitäts-Zielgröße:
                                                                Arbeitsfähigkeit

                      Programm 1:           Kosten 1:        Gesundheitsnutzen 1:
                     konventionelle
                                                                              25,40 € / Tag
                    stationäre Reha       2.035 €/Pat.      80 Arbeitstage
                                                            in 6 Monaten nach Reha

                      Programm 2:           Kosten 1:        Gesundheitsnutzen 2:
                      + intensivierte
                     psychologische       2.157 €/Pat.      94 Arbeitstage    22,95 € / Tag
                       Betreuung                            in 6 Monaten nach Reha

Modif. nach Krauth et al. Rehabilitation 2005; 44:e46-e56
Welches Maß?
Kosten-Effektivitäts-Analysen Zielgrößen

 Anzahl geretteter Menschenleben
 Gerettete Lebensjahre
 Erfolgreich behandelte oder verhinderte Krankheitsfälle
 Reduzierte Krankheitshäufigkeit und –dauer
 Gewonnene Arbeitstage
 Anzahl Patienten, die ohne fremde Hilfe leben können
 Andere klinische Parameter (z.B. Blutdrucksenkung)
Beispiel: Kosten pro gerettetes Lebensjahr

      Kinderschutzimpfung                           < 0 US $
      Grippeschutzimpfung                          600 US $
      Koronarer Bypass bei Dreigefäßerkrankung   15.000 US $
      Koronarer Bypass bei Eingefäßerkrankung    55.000 US $
      Nierentransplantation                      22.000 US $
      Hämodialyse                                85.000 US $

Szucz, Medizinische Ökonomie, 1997
Kosten-Effektivitäts-Analysen Zielgrößen

   Anzahl geretteter Menschenleben
   Gerettete Lebensjahre
   Erfolgreich behandelte oder verhinderte Krankheitsfälle
   Reduzierte Krankheitshäufigkeit und –dauer
   Gewonnene Arbeitstage
   Anzahl Patienten, die ohne fremde Hilfe leben können
   Andere klinische Parameter (z.B. Blutdrucksenkung)
Zielgrößen in der Rehabilitation

 Durch die medizinische Rehabilitation bleiben der Volkswirtschaft
  jährlich über 150.000 Arbeitskräfte erhalten, die ohne die Maßnahmen
  aus dem Arbeitsleben (frühzeitig) ausscheiden würden

 Allein die durch die Rehabilitation gewonnenen Berufstätigkeitsjahre
  belaufen sich im Jahr 2005 auf 54.400 Jahre oder 12,5 Mio.
  vollzeitäquivalente Tage

 Rund 6 Mio. AU-Tage konnten durch
  die Rehabilitation im Jahre 2005
  vermieden werden.
Bsp.: Kosten-Nutzen-Analyse
 Chron. obstruktive Bronchitis
                                                            Effektivitäts-Zielgröße:
                                                                 Folgekosten

                       Programm 1:          Kosten 1:          Folgekosten 1:
                      konventionelle
                                                              1.413 €/ Jahr (direkte)
                     stationäre Reha        Standard
                                                              2.780 €/ Jahr (indirekte)
                                                              4.139 €/ Jahr (gesamt)
                                                                                   Einsparung:
                                                                                         1.196 €
                                                                                       -    47 €
                     Programm 2:            Kosten 1:          Folgekosten 2:         1.149 € / Jahr
                      + Patienten-          Standard
                                                                911 €/ Jahr (direkte)
                   verhaltenstraining      + 47 €/Pat.
                                                              2.032 €/ Jahr (indirekte)
                      u. Schulung
                                                              2.943 €/ Jahr (gesamt)

Modif. nach Krauth et al. Rehabilitation 2005; 44:e46-e56
Welches Effektivitätsmaß?
  Universell einsetzbares Maß
  Vergleichbarkeit unterschiedlicher Maßnahmen und Ergebnisse
   herstellen

           Qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY)

                QALY = Lebenszeit * qualitativer Nutzwert

                                       Lebensqualität als Nutzwert
                                           Zwischen 0 und 1
EXKURS: Was sind QALYs?

                   QALY = (Lebensqualitäts-)Nutzwert x Zeitraum

Gesundheit                                                                Tod
Nutzwert = 1                           0,5
                                                                  Nutzwert = 0

Beispiele für
Nutzwerte:                  -vollkommene Gesundheit               1,00
(Quelle: Szucs TD et al.)   -Milde Angina Pectoris                0,99
                            -Status nach Myokardinfarkt           0,87
                            -Zustand nach Apoplex                 0,80
                            -Blindheit                            0,39
                            -Herzinsuffizienz NYHA IV             0,30
                            -Tod                                  0,00
Gewonnene Lebenszeit
Gewonnene Lebensqualität
Mehrdimensionaler Gewinn
Ermittlung der QUALYs

           Gewonnene
           Lebensjahre

           Gewonnene
           Lebensqualität

           Gewonnene
           Lebensjahre und
           Lebensqualität
Kosten-Effektivitäts-Analyse

   Effektivität aus verschiedenen Ergebnisgrößen
    zusammengesetzt
   Gemeinsamer Nenner erlaubt Vergleich von Programmen
    bei unterschiedlichen Krankheiten

            Kosten                             Konsequenzen
                                                  Vorteile
           Nachteile                              besser
                                                 (Nutzen)
                                  gesünder        arbeitsfähig

 Direkte   Indirekte                Direkter     Indirekter
 Kosten     Kosten                  Nutzen        Nutzen
Kosten-Nutzwert Analyse

   Nutzwert aus verschiedenen Ergebnisgrößen
    zusammengesetzt, u.a. Lebensqualität
   Gemeinsamer Nenner erlaubt Vergleich von Programmen
    bei unterschiedlichen Krankheiten

            Kosten                               Konsequenzen
                                                                       mehr
                                                    Vorteile
           Nachteile                                besser             Lebens-
                                                   (Nutzen)
                                    gesünder        arbeitsfähig       qualität

 Direkte   Indirekte   Intangible     Direkter     Indirekter      Intangibler
 Kosten     Kosten       Kosten       Nutzen        Nutzen           Nutzen
Beispiel
Ergebnisse der SARAH-Studie

Kosten
  Rehakosten         Stationär: N = 111   Ambulant: N = 49
  Direkte Kosten          2.016,-             1.416,-
  Indirekte Kosten        1.372,-             1.945,-

  12 Mo. nach Reha        N = 94              N = 45
  Direkte Kosten          5.712,-             5.149,-
  Indirekte Kosten        3.271,-             1.224,-
  Gesamtkosten
  in 12 Mo.              12.371,-             9.734,-
Ergebnisse der SARAH-Studie

                              Ambulant: + 0,87 QALY

                              Stationär: + 0,85 QALY
Ergebnisse der SARAH-Studie

       Stationäre Gruppe:   Ambulante Gruppe:
            12.371 €             9.734 €
               für                 für
           0,85 QALY           0,87 QALY

       1 QALY = 14.554 €    1 QALY = 11.189 €
Nutzentheoretische Lebensqualitätsmessung

      Mit Rating-Scale Verfahren

      Mit Time Trade-off (Tauschgeschäft)

      Mit Standard Gamble-Verfahren (Lotterie)
Messinstrumente für Lebensqualität

  Indexinstrumente
   (nur eine Maßzahl)
  EuroQol, Karnofsky-Index
                                     = 75 %
  Profilinstrumente
   (nach physischer,
   psychischer, sozialer,
   etc. Dimension)
  SF-36
Indexinstrument

                       Nutzen maximal

        Zustand X

         Zustand Y

           Zustand Z

                       Nutzen minimal
Time trade off (“Tauschgeschäft”)

26jähriger Mann ist nach Motorradunfall
querschnittsgelähmt und verlebt noch
50 Jahre in diesem (lebensqualitäts-)
reduzierten Zustand.
Tauschangebot:
NUR noch X Jahre, aber ohne Rollstuhl
in völliger Gesundheit

Nutzwert des Zustandes Querschnittslähmung:

Anzahl der Jahre mit 100% LQ              X    ?
Anzahl der Jahre mit Krankheit            50
Standard Gamble („Lotteriespiel“)

                                   Wahrscheinlichkeit
                                          p
                                                  gesund
                  „Glücksspiel“
                  Alternative 1

                                                  Tod
        Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                         1-p

                                                  Zustand unverändert
                   Alternative 2
                   „nichts tun“
Standard Gamble

                                  Wahrscheinlichkeit
                                        90%
                                                 gesund
                 „Glücksspiel“
                 Alternative 1

                                                 Tod
       Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                        10%

                                                 Zustand unverändert
                  Alternative 2
                  „nichts tun“
Standard Gamble

                                  Wahrscheinlichkeit
                                        80%
                                                 gesund
                 „Glücksspiel“
                 Alternative 1

                                                 Tod
       Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                        20%

                                                 Zustand unverändert
                  Alternative 2
                  „nichts tun“
Standard Gamble

                                  Wahrscheinlichkeit
                                        70%
                                                 gesund
                 „Glücksspiel“
                 Alternative 1

                                                 Tod
       Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                        30%

                                                 Zustand unverändert
                  Alternative 2
                  „nichts tun“
Standard Gamble

                                  Wahrscheinlichkeit
                                        10%
                                                 gesund
                 „Glücksspiel“
                 Alternative 1

                                                 Tod
       Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                        90%

                                                 Zustand unverändert
                  Alternative 2
                  „nichts tun“
Standard Gamble

                                  Wahrscheinlichkeit
                                        10%
                                                 Gesund (1)
                 „Glücksspiel“
                 Alternative 1
                                            Nutzwert: 0,1 x 1 = 0,1

                                                 Tod (0)
       Zustand                    Wahrscheinlichkeit
                                        90%

                                                 Zustand unverändert
                  Alternative 2
                  „nichts tun“
Beispiel 2
Rückenschmerzen Reha versus Operation

                                              Gesamt-
                 Operation                     kosten
                  N=176                       10.600 €

Randomisierte,
kontrollierte             2 Jahre Follow-up
Studie
                  Reha                        Gesamt-
                  N=173                        kosten
                                              6.100 €
Operierte   Reha-TN

Nutzwerte

erhoben mit
EQ-5D
Rückenschmerzen Reha versus Operation

                                              Gesamt-    Lebens-       Mehr-
                 Operation                     kosten    qualität     kosten
                  N=176                       10.600 €   + 6,8%      65.785 €
                                                         (Nutzwert   pro QALY
                                                          + 0,068)
Randomisierte,
kontrollierte             2 Jahre Follow-up
Studie
                  Reha                        Gesamt-
                  N=173                        kosten
                                              6.100 €
QALY league tables
                         140.000
                                                                                                                                                    126.290
                         120.000
 Costs per QALY in GBP

                         100.000

                          80.000

                          60.000                                                                                                           54.380

                          40.000

                                                                                                                           18.830 21.970
                          20.000                                                                             14.150 17.260
                                                                                     4.710   5.780   7.840
                                   220   270   490   1.100   1.180   1.480   2.090
                              0
Gewinnung ökonomischer Daten
                 Ökonomische Parameter in Protokoll
                 inkorporiert (meist Zulassungsstudien der
    RCTs         Hersteller)
                 Hochgradig selektierte Patienten

                 Datenerhebung im klinischen Alltag
Beobachtungs-    Einflussfaktoren schwer kontrollierbar
   studien
                „Simulationsstudien“ unter Verwendung von
                  Annahmen (Prävalenzdaten, diverse
   Modell-        Studienergebnisse zu Wirksamkeit, UAW,
 rechnungen       drop-outs, Expertenwissen)
                 Beleuchtung sämtlicher Szenarien
                 Fehlannahmen verzerren Ergebnisse
 Datenbank-
                z.B. Daten von Versicherungsträgern
Auswertungen
                 Sehr begrenzte Perspektive
Modellrechnung
         ... eine auf Annahmen beruhende vereinfachte
             Darstellung der Wirklichkeit, die lediglich
         Haupteinflussfaktoren in ihren grundsätzlichen
                     Wirkprinzipien beleuchtet.

 dient der Hypothesengenerierung
 liefert Anhaltspunkte für die Durchführung realer Studien
 ...oder wird verwendet, wenn reale Studien nicht
  durchgeführt werden können (z.B. durch finanzielle oder
  methodische Restriktionen)

  Mit so geringem finanziellen Aufwand würde man mit keinem
  Studiendesign Ergebnisse erzielen!
Analog Modellierung Kosten Rehabilitation
                                                                          Wahrscheinlichkeit A
       Voll rehabilitiert, 100% erwerbsfähig                                     Kosten A
                                                         erfolgreich
                                                                             Wahrscheinlichkeit B
                                  verlängern
                                                                                      Kosten B
                                                        Nonresponse

                                                                    Kosten C
                                  MdE 50%                   Wahrscheinlichkeit C

       teilrehabilitiert

                                                                         Kosten D
                                   MdE 90%                          Wahrscheinlichkeit D

       Früher Rehaabbruch                      Wahrscheinlichkeit
                                                        Kosten EE
Beispiel: Kosteneffektivität von körperl.
 Training bei Herzinsuffizienz

 Fiktive
                                      Gruppe 1
 Vergleichsgruppen                    Standardtherapie
                                      plus Training

Annahmen:
• 60jähr. Patienten
• Herzinsuffizienz NYHA II u. III
• 2x/Wo, dann 1x/Wo 30 min.
  Fitnesscenter
• Zeithorizont 10 Jahre

                                    Gruppe 2 nur
                                    Standardtherapie
Kühr et al, Value Health 2011
Beispiel: Kosteneffektivität von körperl.
Training bei Herzinsuffizienz

                           Therapiekosten      Durchschnittl.           QALYs
                                               Überlebenszeit
                                               mit 80% Lebensqualität
    Gruppe 1
    Standardtherapie
                           15.331 $            5,58 Jahre               4,46
    plus Training

   Gruppe 2 nur
   Standardtherapie        12.720 $            5,45 Jahre               4,36

                                                2.611 $ für
                                                 0,1 QALY

                                            oder 26.110 $/QALY

Kühr et al, Value Health 2011
Diskussion von Modellierungen

 Modell nur vereinfachtes Abbild der Realität > nur mit
  Einschränkungen übertragbar
 Verwendung von Hilfs- und Durchschnittsgrößen / Zahlreiche
  Annahmen
 Neue Entwicklungen nur bedingt berücksichtigt (z.B. DRG-
  Einführung und weitere Wirkungen, z.B. frühzeitigere
  Mobilisierung/Entlassung)
 Nicht alle relevanten Größen erfassbar (z.B. Rehabilitation)
 Verwendung des Human-Kapital-Ansatz
 [Mit so geringen finanziellen Aufwand hätte man mit keinem
  Studiendesign Ergebnisse erzielt ]...
Das deutsche Dilemma
 Historisch gewachsene Vollkaskomentalität in der GKV
 Separate Budgetverantwortung verschiedener Kostenträger
  (insbesondere in der Rehabilitation)

 (noch) keine konsentierten Bewertungskriterien
 Methodische Schwäche der QALYs → Mangelnde Akzeptanz
 Häufig unzureichende Daten- bzw. Studienlage → Potential
  für Versorgungsforschung

 Deutschland hat keine gesundheitsökonomische Tradition
 Oberste politische Priorität liegt bei Kostendämpfung
Zusammenfassung:
Gesundheitsökonomie für „Nicht“-Ökonomen
 Aufgabe: Datenbasis für rationale, transparente, gerechte
  Verteilung knapper Mittel schaffen
 Verschiedene Analyseformen, Kosten-Effektivitäts-Analysen und
  Kosten-Nutzwert-Analysen vorrangig sinnvoll
 Basis für Daten vielfältig: klinische Studien, Leistungsträgerdaten,
  Versorgungsforschung
 Achtung bei Maßen und Gewichten: Viele Kostenarten
  (direkt/indirekt), Kostenperspektiven (Krankenkasse oder
  Gesamtgesellschaft), Effektivitätsmaße
 Vorsicht bei ausländischen Daten: Ökonomische Ergebnisse nicht
  auf andere Gesundheitssysteme extrapolierbar
 Vorsicht vor Modellierungen: wenig aufwändig, aber anfällig für
  Fehlannahmen
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