GICHT Diego Kyburz Rheumatologie Universitätsspital Basel
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Komorbiditäten bei Gicht § Gicht ist ein Risikofaktor für multiple Komorbiditäten Grafik adaptiert nach Zhu Y, et al. (2012). CKD=chronic kidney disease Zhu Y, et al. Am J Med 2012;125:679–87
Komorbiditäten und Uratspiegel § Koronare Herzkrankheit und Myokardinfarkt CHD=coronary heart disease= Koronare Herzerkrankung; CI=confidence interval= Konfidenzintervall; HR=Hazard Ratio; Bos MJ, et al. Stroke 2006;37:1503–7
Mortalität bei Gicht ¨ Mortalität erhöht wegen erhöhtem CV Risiko Choi and Curhan, Circulation 2007, 116, 894-900
Ursachen der Hyperurikämie ¨ Erhöhte Produktion ¤ Ernährung: purin- u. fructosereiche Nahrung, fasten ¤ Myelo- und lymphoproliferative Syndrome ¤ Psoriasis, Tumorlysesyndrom ¨ Verminderte Ausscheidung ¤ Medikamente: Schleifen- und Thiaziddiuretika, Cyclosporin, ASS ¤ Renal: chronische Niereninsuffizienz verschied. Aetiologie ¤ Metabolisch/endokrin: Adipositas, Dehydratation, Hypothyreose, Lactazidose, Ketose ¨ Kombiniert ¤ Alkohol, Schock
Pathogenese Ausfall von Uratkristallen Bei Ueberschreitung der Löslichkeitsgrenze Terkeltaub R. Nat Rev Rheumatol 2010;6:30-38
Diagnostik ¨ Nachweis von Uratkristallen im Gelenkspunktat oder aus Tophusmaterial ¤ Nadelförmige, im Polarisationsmikroskop negativ doppelbrechende Kristalle
Diagnostik ¨ Bildgebung Sonographie Dual-energy CT Doppelkonturzeichen Nachweis von Uratdepots Nicolaou et al Am J Radiol 2012
Anfallstherapie ¨ NSAR: Indomethacin, Naproxen, Diclofenac etc ¤ Hochdosiert für 3-5 Tage
Anfallstherapie ¨ Colchizin: (in der Schweiz nicht zugelassen) ¤ Dosierung: 1mg sofort, 0.5mg nach 1 Std, dann ab 2.Tag: 2x0.5mg pro Tag ¤ Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz (GFR 30-60), Leberinsuffizienz Child A/B, schwache CYP3A4- Hemmer: 1mg erster Tag, 1x0.5mg ab 2. Tag ¤ Bei Therapie mit starken CYP3A4-Hemmer: Colchizine vermeiden
Anfallstherapie ¨ Colchizine: Interaktionen Ankli und Krähenbühl. Therap Umschau 2016;73:115.
Anfallstherapie ¨ Glucocorticosteroide ¤ Vorzugsweise als i.a. Infiltration: Cave Ausschluss septische Arthritis ¤ Prednison per os: 0.5mg/kg KG/d für 3-5 Tage, dann Ausschleichen über 7-10 Tage à Option bei schwerer Niereninsuffizienz
Anfallstherapie ¨ Patienten mit häufigen Attacken und Kontraindikation für NSAR, Colchizine, Steroide: IL-1 Blocker: ¤ Anakinra (in CH nicht zugelassen) n 100mg s.c. 1x/d (ca Fr. 60/Injektion) ¤ Canakinumab (zugelassen für CAPS, syst. Juvenile idipath. Arthritis) n 150mg s.c. alle 3 Mte (ca Fr. 14’000/Injektion)
Prophylaxe: Harnsäuresenkende Therapie ¨ Ziel: Verhinderung der Bildung von Uratkristallen, Auflösung von Kristallen, Tophi ¨ Löslichkeitsgrenze von Natriumurat: 360umol/l Harnsäurezielwert ≤ 360umol/l bei Tophi
Prophylaxe ¨ Hat Pat. Medikamente die Hyperurikämie verursachen? • Aspirin • Diuretika (Thiaziddiuretika, Schleifendiuretika) • Cyclosporin und andere zytotoxische/zytostatische Arzneimittel • Ethambutol/Pyrazinamid • Levodopa • Nicotinsäure ¨ Umstellung auf Medi mit HS-senkender Wirkung? • Losartan • Calciumantagonisten
Prophylaxe: Lifestyleänderung ¨ Gewichtsabnahme ¨ Bewegung ¨ Ernährungsumstellung ¤ weniger: Alkohol (v.a. Bier), fructosehaltige Getränke, Purin- reiche Kost (rotes Fleisch, Innereien, Meeresfrüchte, Hülsenfrüchte) ¤ Mehr: Milchprodukte (fettreduziert), Kaffee, Kirschen Senkung Harnsäure um 10-20%
Harnsäuresenkende Therapie ¨ 1. Wahl: Allopurinol (Purinanalogon; XO-Hemmer) ¤ Beginn mit 100mg/d ¤ Steigerung alle 2-4 Wo um 100mg ¤ Zieldosis i.d.R. 300mg/d ¤ Bei Harnsäure >360umol/l: Steigerung auf max 900mg/d Cave: Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz Interaktion mit Azathioprin und 6-Mercaptopurin (Dosis auf ¼ reduzieren)
Kann das Therapieziel erreicht werden? ¨ Allopurinol 300mg/d reicht oft nicht ¨ Studie: nur 28% erreichen Therapieziel mit 300mg aber 78% mit 600mg Reinders et al, Ann Rheum Dis 2009;68:892–897
Harnsäuresenkende Therapie Bei ungenügender Wirkung von Allopurinol : ¨ Kombination mit Urikosurikum ¤ Lesinurad (Zurampic®): URAT1 Inhibitor, zugelassen in Kombination mit Allopurinol. Dosis 200mg/d, kein Th.beginn bei KreaCl 360umol/l
Wann HS-Senkung beginnen? ¨ Indikation: ¤ rezidivierende Anfälle≥ 2/J, Tophi, Nephrolithiasis ¤ Bei jungen Pat. 480umol/l und/oder Komorbiditäten: Beginn nach Erstmanifestation ¨ 2 Wochen nach akutem Schub beginnen ¨ Schubprophylaxe für 6 Monate mit Colchizine 0.5- 1mg/d
Zusammenfassung ¨ Gicht ist eine ernstzunehmende Krankheit mit erhöhtem CV Risiko ¨ Diagnose durch Kristallnachweis ¨ Anfallstherapie mit NSAR, Colchizin, Steroide ¨ Prophylaxe: ¤ Lifestyle change hat nur beschränkte Wirkung ¤ Allopurinol: 300mg ist nicht immer genug! ¤ Wechsel auf Febuxostat oder Kombinationstherapie mit Urikosurikum bei ungenügender Wirkung von Allopurinol Gicht ist heilbar
Literatur ¤ www.rheuma-schweiz: Krankheitsbilder: Kristallarthropathien ¤ Richette et al. 2016 updated EULAR evidence-based recommendations for the management of gout. Ann Rheum Dis 2017;76:29-42
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