Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...

Die Seite wird erstellt Hermine Lenz
 
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Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
Das
   große
Einmaleins
    der

                   Blühstreifen
                       und
                   Blühflächen

Zu Artenvielfalt
und Anlage von
  Blühflächen
 im Ackerbau
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
Dank                                                        Inhaltsverzeichnis
    An erster Stelle möchten wir allen Landwirten danken, die   Dank       . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2
    in den letzten Jahren im Rahmen unseres Projekts Blüh-
                                                                Vorwort    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
    flächen angelegt haben und damit die Grundlagen für
    Erprobungen und wissenschaftliche Analysen geschaffen       1. Über diese Broschüre – Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
    haben. Wir möchten uns aber auch ganz herzlich bei al-
                                                                2. Aufwertung der Agrarlandschaft aus ökologischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
    len anderen Beteiligten, Wissenschaftlern, Vertretern von
    Verbänden und Institutionen und vielen mehr bedanken,       3. Blühflächen und -kulturen – die Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
    die unsere Versuche begleitet oder die Workshops und Ta-       3.1.   Honigbienen und Wildbienen: Freunde des Bauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
    gungen bereichert haben. Ohne diese Mitwirkung wäre die
    Broschüre so nicht zustande gekommen.                          3.2.   Vielfalt: Zu jedem Topf der passende Deckel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
    Ein herzlicher Dank an alle!                                   3.3.   Von Fischköpfen und Gelbfüßlern: Die regionalen Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
                                                                   3.4.   Hübsch für’s Auge = gut für die Biene? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
                                                                   3.5.   Die Biene lebt nicht vom Brot allein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
                                                                   3.6.   Von Pendlern und Ortsansässigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
                                                                   3.7.   Bienen und Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
                                                                   3.8.   Streifen? Fläche? Wohin damit?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
                                                                   3.9.   Kontinuität und Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
                                                                4. Selbst in die Praxis: So geht’s! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
                                                                   4.1.   Unterstützung für Landwirte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
                                                                   4.2.   Blühflächen – einjährig, überjährig oder mehrjährig?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
                                                                   4.3    Der Einkauf fürs Feld: Die Wahl der richtigen Mischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                                                          Mehrjährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                                                          Überjährige / zweijährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2                                                                         Einjährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18      3
                                                                   4.4.   Was blüht denn da? Einige Pflanzenarten im Portrait . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
                                                                   4.5.   Anlage und Pflege von Blühflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
                                                                          Die Saatbettvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

    Impressum                                                             Die Aussaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
                                                                          Pflegemaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
    Herausgeber:
    Syngenta Agro GmbH                                             4.6.   Weitere Maßnahmen: Bienenhügel, Schwarzbrachestreifen und andere Blühkulturen . . . . . . . . . . . . . . 25
    Am Technologiepark 1-5
    D-63477 Maintal                                             5. Ausblick    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
                                                                6. Weitere Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
    Bearbeitung:
    Jenja Kronenbitter1,2 und Dr. Rainer Oppermann1                6.1.   Literaturquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

    1
     Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB)           6.2.   Internet-Informationsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
    Böcklinstraße 27, D-68163 Mannheim                             6.3.   Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
    Internet: www.ifab-mannheim.de
    E-mail: mail@ifab-mannheim.de                                  6.4.   Das Projekt „Syngenta Bienenweide“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    2
     Agroeco
    In der Au 2, D-76646 Bruchsal
    Internet: www.agroeco.de
    E-mail: kronenbitter@agroeco.de

    Bildnachweis: alle Fotos J. Kronenbitter, soweit nicht
    anders angegeben.

    November 2013
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
Vorwort
Blühstreifen, Blühflächen und andere Blühkulturen sieht       getestet und Empfehlungen erarbeitet. Eine intensive Zu-
man zunehmend in unserer Landschaft. Als bunte Farb-          sammenarbeit mit den Landwirten vor Ort sowie mit ver-
tupfer erfreuen sie nicht nur blütenbesuchende Insek-         schiedenen Verbänden, die sich beim Thema Blühstreifen
ten wie Honigbienen, Hummeln, andere Wildbienen und           engagieren, ermöglicht es, Empfehlungen zur Anlage und
Schmetterlinge, sondern auch das menschliche Auge.            Pflege von Blühflächen zu erstellen.
Hinter dieser Blütenpracht in der Agrarlandschaft steht der
unermüdliche Einsatz der Landwirte. Doch warum macht          Die Früchte dieser Arbeit sind in dieser Broschüre zusam-
sich ein Landwirt die viele Mühe bei einer Ackerkultur ohne   mengetragen. Wir hoffen, damit einen Beitrag bei der er-
Ernte? Neben dem Argument „Erhalt von Ausgleichszah-          folgreichen Umsetzung von Blühstreifen und Blühflächen
lungen“ spielt hier häufig auch eine ganz andere Tatsache     zu leisten und wünschen allen Interessierten Spaß beim
eine entscheidende Rolle: Blühstreifen und Blühflächen        Lesen der Broschüre und allen Landwirten Spaß bei der
machen Spaß! Bei einer erfolgreichen Anlage blüht es kun-     erfolgreichen Anlage ihrer Bienenweide.
terbunt den ganzen Frühling und Sommer über und bringt
positive Rückmeldungen. Ob die Blühfläche ein voller Er-
folg werden kann, hängt dabei von einer ganzen Reihe von
Faktoren ab: Auswahl der richtigen Blühmischung, gute
Vorbereitung der Fläche, Auswahl der geeigneten Ansaat-
methode, richtige Pflege und einiges mehr. Doch woher
diese Informationen nehmen? Bisher fehlte hierzu ein Rat-
geber.
                                                              Dr. Thoralf Küchler, Syngenta Agro GmbH
Syngenta Agro GmbH engagiert sich seit dem Jahr 2010
mit dem Projekt „Syngenta Bienenweide“ dafür, genau
diese Fragestellungen beantworten zu können. In einer
dreijährigen Studie wurden verschiedene Saatgutmischun-
gen für Blühstreifen auf Standorten in ganz Deutschland

                                                                                                                          5
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
2. Aufwertung der Agrarlandschaft aus ökologischer Sicht
                                                                                                                                   Die Lebensbedingungen für Bienen und andere Tiere der               es z.B. „Lichtäcker“, Getreideanbau mit blühenden Unter-
                                                                                                                                   Agrarlandschaft sind derzeit nicht zum Besten bestellt.             saaten, bunt blühende Mischkulturen, Biogas-Blühkultu-
                                                                                                                                   Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, diese Lebensbe-               ren, extensive, lang blühende Leguminosen-Kulturen und
                                                                                                                                   dingungen zu verbessern. Bevor wir auf das Kernthema                selbstbegrünte Brachen. Diese Typen werden nachfolgend
                                                                                                                                   dieser Broschüre, die Blühflächen und Blühstreifen einge-           beschrieben und einen Überblick über die verschiedenen
                                                                                                                                   hen, soll hier ein Überblick über die verschiedenen Typen           Typen gibt Tab. 1.
                                                                                                                                   von Aufwertungsmaßnahmen gegeben werden. So gibt

                                                                                                                                   Tabelle 1: Überblick über die verschiedenen Arten blühender Kulturen, mit denen die Agrarlandschaft für Bienen, Wildbienen
                                                                                                                                              und andere Tierarten aufgewertet werden kann.

                                                                                                                                    Typ der Kultur                        einjährig         zwei-/         mehrjährig      Charakterisierung
                                                                                                                                                                                          überjährig
    1. Über diese Broschüre - Einführung                                                                                            Blühflächen / -streifen mehrjährig                                                     meist 30-50 Arten, überwiegend
                                                                                                                                                                                                                           Wildarten
    Getreide, Mais, Raps, Kartoffel – damit weiß ein Landwirt      Doch zurück zu den Blühstreifen und Blühflächen. Wie ge-         Blühflächen / -streifen über-/                                                         meist 15-30 Arten, Mischung Kultur-/
    umzugehen. Eine eher neue und exotische Ackerkultur            nau fördert man Vielfalt? Die Ansaat einer der günstigen         zweijährig                                                                             Wildarten
    sind Blühstreifen und Blühflächen. In den letzten Jahren       handelsüblichen Blühmischungen allein bringt häufig nur
                                                                                                                                    Blühflächen / -streifen einjährig                                                      meist 10-15 Arten, überwiegend
    sieht man sie zunehmend in unseren Landschaften. Im            kleine Erfolge. Dabei könnte so viel mehr erreicht werden.
                                                                                                                                                                                                                           Kulturarten
    Rahmen von Agrarumweltprogrammen oder als Initiative           Wie bei Getreide und Co. machen die Auswahl des pas-
    von örtlichen Jäger- oder Naturschutzvereinen, es gibt         senden Saatgutes und des Standortes, die Vorbereitung            Biogas – Blühkulturen                                                                  meist 4-jährig, gedüngt, geerntet
    viele Möglichkeiten, wie die Idee zu einem Blühstreifen        und Pflege der Fläche, kurz gesagt „das handwerkliche            (mehrjährig)
    oder einer Blühfläche auf dem Acker umgesetzt werden           Können des Landwirts“ den entscheidenden Unterschied.            Blühende Leguminosenkulturen                                                           Luzerne, Esparsette, Rotklee,
    kann. Viele Erholungssuchende freuen sich über die bun-        Dieser Leitfaden bietet Informationen und Hilfestellungen        (mehrjährig)                                                                           Leguminosen-Mischung
    ten Farbtupfer vor ihrer Haustür. Doch neben einer bunte-      über das „Warum?“ und das „Wie?“ von Blühstreifen und            Blühende Mischkulturen                                                                 z.B. Weizen-Leindotter,
    ren Landschaft soll ein Blühstreifen noch etwas anderes        Blühflächen, damit neben Getreide, Mais und Raps auch                                                                                                   Roggen-Linse, Weizen-Kronwicke
    fördern: mehr biologische Vielfalt – mehr Vielfalt bei den     diese blühenden Kulturen ein Erfolg auf dem Acker werden         Getreideanbau mit Untersaaten                                                          weite Reihe-Anbau und Kräuter-/
    blühenden Pflanzenarten, mehr Vielfalt bei den Insekten,       können. Das Kapitel 3 beschäftigt sich hauptsächlich mit                                                                                                Leguminosen-Untersaat
    z.B. bei Wildbienen, mehr Vielfalt bei Vögeln, mehr Vielfalt   dem „Warum?“ und liefert GrundlagenInformationen zum
6                                                                                                                                   Lichtäcker mit Kräutern                                                                weite Reihe Getreide mit Einsaat von      7
    bei …, die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden.         Thema. In dem Kapitel 4 „Selbst in die Praxis: So geht’s!“
                                                                                                                                                                                                                           Blühkräutern
    Möchte man die Lebensbedingungen für Bienen und                wird das „Wie?“ behandelt. Im Kapitel 5 wird ein kleiner
    andere Tiere der Agrarlandschaft verbessern, so gibt es        Ausblick gegeben und in Kapitel 6 finden sich „Weitere           Selbstbegrünte Brachen                                                                 Belassung des Feldes in
    mehrere Möglichkeiten, die sich im Idealfall gegenseitig       Informationen“ mit einer Übersicht hilfreicher Literatur, In-                                                                                           unbearbeitetem Zustand nach der
    ergänzen. Neben den im vorliegenden Heft schwerpunkt-          ternet-Adressen, Adressen von einigen Saatgutherstellern                                                                                                Ernte (es begrünt sich von selbst)
    mäßig dargestellten Blühflächen und Blühstreifen gibt es       von Blühmischungen und eine Tabelle mit Blühmischun-
    noch eine Reihe weiterer Kulturen wie „Lichtäcker“, Ge-        gen. Für Interessierte wird zum Abschluss der Broschüre
    treideanbau mit blühenden Untersaaten, bunt blühende           noch kurz das Projekt „Syngenta Bienenweide“ vorgestellt,       Die verschiedenen Typen werden folgendermaßen kurz                  •   Bei blühenden Mischkulturen gibt es i.d.R. 2-3 Mi-
    Mischkulturen, Biogas-Blühkulturen und extensive, lang         in dessen Verlauf die Grundlagen für diese Broschüre er-        charakterisiert:                                                        schungspartner, die geerntet und genutzt werden.
    blühende Leguminosen-Kulturen. Einen Überblick über die        arbeitet wurden.                                                                                                                        Die Mischungspartner (z.B. Getreide-Erbse, Getrei-
    verschiedenen Typen gibt Kap. 2.                                                                                               •   Blühflächen oder Blühstreifen werden explizit zur För-
                                                                                                                                                                                                           de-Leindotter) erbringen zusammen einen ökonomisch
                                                                                                                                       derung des Blühpflanzenangebots in der Agrarland-
                                                                                                                                                                                                           mindestens gleich hohen Ertrag und stellen zudem ein
                                                                                                                                       schaft angebaut. Auf die Vor- und Nachteile der ver-
                                                                                                                                                                                                           Blütenangebot zur Verfügung.
                                                                                                                                       schiedenen Mischungen wird weiter unten ausführlich
                                                                                                                                       eingegangen.                                                    •   Bei Getreideanbau mit blühender Untersaat ist das
                                                                                                                                                                                                           Ziel, im Getreidefeld bereits ein Blühangebot zu schaf-
                                                                                                                                   •   Blühende Biogas-Kulturen werden auf Ertrag (und spä-
                                                                                                                                                                                                           fen, welches zudem nach der Ernte des Getreides wei-
                                                                                                                                       te Ernte) hin optimiert: sie werden i.d.R. gedüngt und
                                                                                                                                                                                                           terblüht und zusammen mit der Getreidestoppel auf
                                                                                                                                       einmal jährlich im Hoch- oder Spätsommer geerntet.
                                                                                                                                                                                                           dem Feld bleibt (gleichzeitig Boden- und Klimaschutz,
                                                                                                                                   •   Blühende Leguminosenkulturen zeichnen sich durch                    Humusbildung, Einsparung der Herbst-Bodenbear-
                                                                                                                                       eine späte, dafür anhaltende Blüte und lange Inter-                 beitung). Getreideanbau mit blühenden Untersaaten
                                                                                                                                       valle zwischen den Nutzungen aus (wichtig für Boden-                haben den Vorteil, dass Umbruch und Ansaat von Zwi-
                                                                                                                                       brüter und Niederwild!). Sie sind i.d.R. mehrjährig und             schenfruchtanbau nach der Ernte entfallen, denn die
                                                                                                                                       fördern auch die Bodengare und die Humusbildung,                    Untersaat „startet durch“, sobald das Getreide geern-
                                                                                                                                       meist bestehen sie jedoch nur aus einer (oder wenigen)              tet ist.
                                                                                                                                       Leguminosenarten und bieten daher nur einem einge-
                                                                                                                                                                                                       •   Lichtäcker mit Einsaat von Kräutern sind ebenfalls Ge-
                                                                                                                                       schränkten Artenspektrum Nahrung.
                                                                                                                                                                                                           treideanbauflächen, in die zusätzlich blühende Kräuter
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
eingesät werden, um das Blütenangebot zu erhöhen.          typen anbieten, ist sehr unterschiedlich. Insgesamt sollten    3. Blühflächen und -kulturen – die Grundlagen
        Jedoch werden hier die Abstände zwischen den Ge-           diese Flächentypen wie ein Netz auf insgesamt 10-15 %
        treidereihen vergrößert. Der lichte Anbau in weiter Rei-   der Ackerflächen in einer Region angelegt werden. Ver-
                                                                                                                                  3.1. Honigbienen und Wildbienen: Freunde des Bauern
        he dient der Schaffung besserer Lebensbedingungen          schiedene solcher „Vielfalt-Kulturen“ sollten sich dabei er-
        für Bodenbrüter (z.B. Feldlerche) und Niederwild (z.B.     gänzen, um sowohl den Bienen und Insekten als auch den         Ein leckeres Honigbrot zum Frühstück - darüber freu-              fliegen gar nicht erst aus. Die Gehörnte Mauerbiene stört
        Feldhase).                                                 Feldvögeln und dem Niederwild gute Lebensbedingungen           en sich nicht nur Imker und Landwirte. Ohne Honigbie-             sich weniger am schlechten Wetter. Sie ist selbst bei küh-
                                                                   zu bieten.                                                     nen wäre das nicht möglich. Die emsigen Arbeiterbienen            len Temperaturen, Wind und leichtem Regen fleißig an den
    •   Selbstbegrünte Brachen sind keine eigentliche Kultur                                                                      sammeln Tausende von Arbeitsstunden lang Nektar und               Apfelblüten unterwegs. Der Besuch einer Apfelblüte dauert
                                                                   Nachfolgend werden im vorliegenden Heft vorrangig die
        (sie werden nicht angesät), doch aus den Erfahrungen                                                                      produzieren daraus den süßen Sirup. Ganz nebenbei er-             bei den Wildbienen länger als bei Honigbienen. Dadurch
                                                                   Blühflächen mit ein-, zwei-/über- und mehrjährigen Mi-
        der Phase der Flächenstilllegung weiß man, dass sich                                                                      ledigen sie noch eine für uns viel wichtigere Aufgabe als         erreichen sie im Vergleich höhere Bestäubungsraten. Eine
                                                                   schungen dargestellt. Einige der hier dargestellten Infor-
        auf bestimmten mageren Böden nach der Ernte der                                                                           die Honigproduktion: Sie bestäuben die besuchten Blü-             Gehörnte Mauerbiene ist damit so effektiv wie 80 bis 300
                                                                   mationen zu Bienen und Wildbienen treffen auch für die
        Vorfrucht sehr interessante und vielfältig blühende Flä-                                                                  ten. Nur so können viele Pflanzen Früchte produzieren. In         Honigbienen (Vincens & Bosch 2000).
                                                                   anderen vorstehend genannten Kulturen zu, jedoch kön-
        chen durch Selbstbegrünung entwickeln, die dadurch                                                                        Deutschland wachsen auf über zehn Prozent unserer Ag-             Auch beim Raps können Wildbienen ähnliche Erfolge ver-
                                                                   nen für den Anbau und die Ausgestaltung dieser Kulturen
        sehr kostengünstig Vielfalt in die Landschaft bringen,                                                                    rarflächen Kulturen, die nur dann optimale Ernten liefern,        buchen. 200 Honigbienen bringen dem Landwirt ähnliche
                                                                   im Rahmen dieser Broschüre keine detaillierten Angaben
        insbesondere auf marginal landbaulich geeigneten Flä-                                                                     wenn Bienen ihre Blüten besucht haben. Die Honigbiene             Ertragssteigerungen wie nur 16 bis 36 Rote Mauerbienen
                                                                   gemacht werden. Diesbezüglich wird auf die Literatur ver-
        chen. Sie werden z.T. über Agrarumweltprogramme                                                                           ist dabei nicht allein bei ihrer Arbeit. In Deutschland leben     (Osmia rufa) (Jauker et al. 2012).
                                                                   wiesen, siehe Literaturverzeichnis (vgl. Berger und Pfeffer
        gefördert.                                                                                                                ca. 560 verschiedene Wildbienenarten, die ebenfalls flei-         Doch nicht nur als Bestäuber von Kulturpflanzen spielen
                                                                   2011, Huber et al. 2008, NABU 2013, Oppermann et al.
    Welcher Typ von vielfältig und lange blühenden Kulturen        2013, Stiftung Westfälische Kulturlandschaft und Institut      ßig Blüten bestäuben, manchmal sogar viel effektiver als          Wildbienen eine wichtige Rolle. Die meisten unserer Wild-
    in welchem Umfang für den einzelnen Landwirt in Frage          für Landschaftsökologie 2012).                                 die Honigbiene. Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornu-             pflanzen sind auf bestäubende Insekten angewiesen, um
    kommt und in welcher Landschaft sich welche Flächen-                                                                          ta) z.B. ist eine sehr gute Bestäuberin von Apfelblüten. Im       Samen bilden zu können. Ohne Bienen und andere Be-
                                                                                                                                  Frühjahr ist das Wetter häufig noch kühl und regnerisch.          stäuberinsekten verarmt unsere Natur daher schnell.
                                                                                                                                  Honigbienen bleiben da gerne in ihrem Bienenstock und

                                                                                                                                           Honigbienen und Wildbienen sind wichtige Bestäuber und steigern die Erträge bei einigen Kulturen deutlich.

                                                                                                                                  3.2. Vielfalt: Zu jedem Topf der passende Deckel
                                                                                                                                  Honigbienen sieht man fast überall: Am blühenden Apfel-           zen blühen, den Rest des Jahres verbringt die Art als Ei
                                                                                                                                  baum, im Rapsfeld, im heimischen Garten oder auf der ein          oder Larve. In ihrer kurzen Erwachsenenzeit müssen die
                                                                                                                                  oder anderen Blüte am Wegesrand. Was sagt uns das? Es             Tiere dafür sorgen, dass ihre Nachkommen gut mit Pol-
8                                                                                                                                 zeigt, dass die Honigbiene nicht sehr wählerisch darin ist,       len und Nektar versorgt werden. Gleichzeitig sorgen sie      9
                                                                                                                                  welche Blüten sie besucht. Sie passt sich dem Angebot             dafür, dass die Pflanzen bestäubt werden und auch hier
                                                                                                                                  an und sammelt Nektar und Pollen von den Pflanzenarten,           Nachkommen gesichert sind. Gibt es in einer Region die
                                                                                                                                  die gerade die meisten Blüten bieten. Neben der eigenen           passenden Pflanzenarten nicht, dann fehlen auch die ent-
                                                                                                                                  Ernährung wird der Pollen und Nektar hauptsächlich zur            sprechenden Bienen. Umgekehrt gilt dasselbe: Fehlen in
                                                                                                                                  Versorgung der Larven benötigt.                                   einer Region die bestäubenden Insekten, dann stirbt auf
                                                                                                                                  Manche Wildbienen sind ähnlich anpassungsfähig. Ihre              längere Sicht die Pflanzenart aus. Je mehr Pflanzenarten
                                                                                                                                  Larven können sich von vielen verschiedenen Sorten von            eine Blühmischung enthält, desto mehr Wildbienenarten
                                                                                                                                  Pollen und Nektar ernähren. Bei vielen anderen Wildbienen         können damit gefördert werden.
                                                                                                                                  sieht das hingegen ganz anders aus. Die Larven ernäh-             Einjährige Blühmischungen mit wenigen Pflanzenarten un-
                                                                                                                                  ren sich nur vom Pollen einer oder weniger Pflanzenarten.         terstützen daher nur sehr wenige Bienenarten. Mehrjährige
                                                                                                                                  Diese Bienen sind meist sehr speziell an „ihre“ Pflanzen          Mischungen mit vielen Wildarten bieten wesentlich mehr
                                                                                                                                  angepasst. Die erwachsenen Bienen findet man nur in den           Bienenarten eine Nahrungsquelle.
                                                                                                                                  wenigen Wochen, in denen auch die passenden Pflan-

                                                                                                                                      Verschiedene Wildbienenarten brauchen unterschiedliche Blüten. Daher sollte eine Blühmischung möglichst viele ver-
                                                                                                                                     schiedene Pflanzenarten enthalten. Mehrjährige Mischungen sind vielfältiger und daher meist besser zum Bienenschutz
                                                                                                                                                                             geeignet als einjährige Mischungen.
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
3.3. Von Fischköpfen und Gelbfüßlern: Die regionalen Unterschiede                                                                 3.5. Die Biene lebt nicht vom Brot allein
     Wer kennt das nicht: Eigentlich sind wir alle gleich, aber die      und gute Überlebenschancen haben. Auch die Bienen der         Genauso wichtig ist der passende Nistplatz. Wie schon bei
     kleinen regionalen Unterschiede sind am Ende dann doch              Region sind dann genau an diesen Typ der Pflanzenart an-      den Blüten gilt auch hier: Nicht jedem dient das gleiche wie
     recht groß. Genauso ist es auch bei den Wildblumen und              gepasst. Bei der Zusammenstellung von Blühmischungen          dem Nachbarn. Viele Bienenarten sind Bodenbrüter, d.h.

                                                                                                                                                                                                                                                                         Albert Krebs ©ETH Zürich
     den Wildbienen. In jeder Region haben sich die Individuen,          findet dieses Wissen immer mehr Anwendung. Saatgut            sie haben unterirdische Nester. Einige Hummeln nutzen
     häufig über Jahrhunderte, an die speziellen Klimabedin-             mit gebietstypischen Pflanzen wird als Regiosaatgut (mit      dazu leere Mäusebauten, in denen sie ihre Kolonien grün-
     gungen angepasst. Daher unterscheidet sich eine Pflan-              Zertifizierung) oder als autochthones Saatgut bezeichnet.     den. Die Königin legt die Eier, die Arbeiterinnen sammeln
     ze in der Eifel von einer Pflanze in der Rheinebene, auch           Häufig ist es teurer als nichtgebietstypisches Saatgut. Für   Pollen und Nektar und versorgen die Larven. Vor dem Win-
     wenn sie zur gleichen Art gehören. Beide Pflanzen tragen            den Schutz unserer Vielfalt lohnt sich der höhere Preis je-   ter gräbt sich eine junge Königin eine Kammer im Boden
     Unterschiede in ihren Genen, die dafür verantwortlich sind,         doch auf jeden Fall.                                          und wartet darauf, im nächsten Frühjahr eine neue Kolonie
     dass sie bestmöglich an ihren Standort angepasst sind                                                                             zu gründen, die Arbeiterinnen sterben. Andere Wildbienen
                                                                                                                                       graben Tunnel in den Boden mit Kammern am Ende, in die
                                                                                                                                       sie jeweils ein Ei legen. Die Eier werden mit einer Portion       unterirdischen Kammer nahe der Bodenoberfläche aus-
         Die verschiedenen Wildpflanzen haben sich über Generationen hinweg an regionale Klimabedingungen vor Ort angepasst.           Pollen und Nektar versorgt, die Kammern anschließend              harrt. Wird in dieser Zeit der Boden umgepflügt, werden
        Daher sollten Wildpflanzen in Blühmischungen immer aus der Region stammen und kein gebietsfremdes Saatgut verwendet            geschlossen und sich selbst überlassen. Ein Jahr später,          alle Tiere, die nicht tief genug vergraben sind, getötet. Das
                                    werden. Gebietstypisches Saatgut wird als Regiosaatgut bezeichnet.                                 rechtzeitig zur Blüte der Nahrungspflanzen, schlüpfen die         trifft auf die meisten bodenbrütenden Arten zu. Daher kön-
                                                                                                                                       erwachsenen Bienen.                                               nen diese Wildbienen nur in ungestörten Flächen überle-
                                                                                                                                                                                                         ben. Flächen mit einjährigen Blühmischungen und jährli-
                                                                                                                                                                                                         cher Bodenbearbeitung tragen daher kaum zum Schutz
                                                                                                                                                                                                         dieser Arten bei.
     3.4. Hübsch für’s Auge = gut für die Biene?
                                                                                                                                                                                                         Neben dem Boden besiedeln Wildbienen viele andere Le-
     Bei Kulturarten gibt es kein Regiosaatgut, da es sich um            bunten und auffälligen Blüten. Leider kann das Nachteile                                                                        bensräume. Einige Arten nisten im Totholz von alten Bäu-
     spezielle Zuchtformen von Pflanzen handelt. Doch auch               für die Bienen mit sich bringen: Die Hersteller verwenden                                                                       men oder Hecken, andere graben Löcher in Lösswände.
     hier kann man mit ein bisschen Sorgfalt den Bienen den              Zuchtformen mit gefüllten Blüten. Diese Blüten produzie-                                                                        Es gibt Arten, die ihre Eier in hohle Röhren oder Ritzen
     einen oder anderen Gefallen tun.                                    ren viel weniger Nektar und Pollen. Daher aufgepasst: bunt                                                                      legen, wieder andere beißen sich Nester in den inneren
     Blühstreifen sollen neben den Bienen auch das Auge er-              und groß ist nicht immer bienenfreundlich.                    Zwischen diesen beiden Beispielen hat sich die Natur noch         weichen Teil von markhaltigen Pflanzenstängeln, wie zum
     freuen. Wie im Hausgarten gefallen uns häufig die großen                                                                          viele weitere Möglichkeiten ausgedacht, wie bodenbrüten-          Beispiel abgestorbenen Sonnenblumenstängeln. Auch
                                                                                                                                       de Bienenarten ihre Nester bauen und Larven großziehen            hier entscheidet die Tatsache, ob der Nistplatz die Zeit von
                                                                                                                                       können. Ihnen allen gemein ist jedoch die Tatsache, dass          Herbst bis Frühjahr überdauert, über das Überleben der
                                                                                                                                       die neue Bienengeneration von Herbst bis Frühling in einer        Wildbienen.

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                                                                                                                                         Neben der Nahrung spielt der Nistplatz eine entscheidende Rolle beim Bienenschutz. Viele Bienen graben unterirdische Bo-
                                                                                                                                         dennester, die beim Umpflügen im Herbst oder Frühjahr zerstört werden. Auch Pflanzenstängel können als Nistplatz dienen.
                                                                                                                                         Werden diese abgemäht oder gemulcht, sterben die eingenisteten Bienen. Mehrjährige Blühkulturen ohne jährliche Bodenbe-
                                                                                                                                          arbeitung und Pflegemaßnahmen bieten daher deutliche Vorteile beim Bienenschutz gegenüber einjährigen Mischungen.

                                                                                                                                       3.6. Von Pendlern und Ortsansässigen
                                                                                                                                       Das Büro in der Stadt, die Wohnung im Grünen, oder um-            muss sozusagen vor der Haustür wachsen oder anders
                                                                                                                                       gekehrt, so manch einer legt täglich weite Strecken zu sei-       herum betrachtet: Dort wo die Nahrungspflanzen wach-
                                                                                                                                       nem Arbeitsplatz zurück. Ein anderer hat den Hof gleich           sen, muss auch eine Nistmöglichkeit zu finden sein. Große
                                                                                                                                       neben dem Wohnhaus. Aus gutem Grund: große Wegstre-               Bienenarten, wie die Honigbiene oder die verschiedenen
                                                                                                                                       cken wären für viele Betriebe gar nicht möglich. Bei Bienen       Hummelarten, haben damit weniger Probleme. Sie fliegen
                                                                                                                                       ist es genauso. Vor allem die kleinen Arten, die nur wenige       schon mal ein bis zwei Kilometer für einen reich gedeck-
                                                                                                                                       Millimeter groß sind, können auf ihrer täglichen Nahrungs-        ten Tisch. Die meisten Wildbienenarten fallen jedoch nicht
                                                                                                                                       suche nur sehr kurze Strecken zurücklegen. 100 Meter              in diese Kategorie. Für sie heißt es daher immer „beides
        Normale (links) und gefüllte (rechts) Form der Ringelblume. Nektar und Pollen werden nur im inneren, hier rot gefärbten        können da schon ein echter Ausdauerflug sein und der              oder gar nichts“: Entweder Nahrungspflanze und Nistplatz
        Teil des Blütenstandes produziert. In diesem Teil befinden sich die fruchtbaren Einzelblüten. Der Bereich mit den gelben
                                                                                                                                       muss jeden Tag viele Male hin und her geflogen werden.            finden sich in unmittelbarer Nähe oder die Art hat in der
        Blütenblättern setzt sich aus vielen unfruchtbaren Einzelblüten zusammen, die keinen Nektar und Pollen produzieren Bei
                                                                                                                                       Weite Strecken zwischen Nistplatz und Nahrungspflanze             Region keine Überlebenschance.
        der gefüllten Form wurde ein Teil der fruchtbaren Blüten in unfruchtbare Blüten umgewandelt. Das sieht zwar hübsch aus,
        aber die Bienen finden weniger Nektar und Pollen.                                                                              sind daher für diese Bienen nicht zu schaffen. Das Futter

                                                                                                                                          Viele der kleinen Wildbienen können nur kurze Strecken zwischen Nistplatz und Nahrungspflanze zurücklegen. Daher muss
         Bei Kulturpflanzen sind gefüllte Zuchtformen bei Gärtnern sehr beliebt, da sie besonders hübsch anzuschauen sind. Für                                              immer beides in unmittelbarer Nähe vorhanden sein.
        den Bienenschutz sind sie nicht geeignet, da sie weniger Pollen und Nektar produzieren. In Blühmischungen sollten gefüllte
                                                     Formen nicht verwendet werden.
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
Viele Wildbienen nisten in mark-
                                haltigen Pflanzenstängeln wie
                                z.B. in abgestorbenen Sonnen-
                                blumen. Die meisten Bienen                                                                             3.8. Streifen? Fläche? Wohin damit?
                                sind zu schwach, die Stängel
                                                                                                                                       Was ist das Beste? Ein Streifen am Feldrand entlang?

                                                                                                                                                                                                                                                                       ©GeoBasis-DE/LVermGeoRP2011-06-08
                                selbst anzubeißen, daher müs-
                                sen diese schon älter und auf-                                                                         Oder doch besser eine ganzer Acker als Blühfläche?
                                gerissen sein. Erst dann können                                                                        Für viele Insekten reichen schon relativ kleine Flächen
                                sie als Nistplatz genutzt werden.                                                                      aus. Da ist ein Streifen am Ackerrand ideal. Noch idealer
                                Viele Schmetterlingsarten nut-                                                                         ist es, wenn er entlang einer Hecke verläuft, oder neben
                                zen Blühflächen als Lebensraum                                                                         einer Baumgruppe liegt. In der Hecke finden Wildbienen
                                für Falter und Raupen und zur                                                                          Nistplätze, ebenso viele Singvögel. Möchte man größere
                                Überwinterung.                                                                                         Tiere wie Vögel, Hasen und Co. besonders unterstützen,
                                                                                                                                       sollten die Streifen nicht zu schmal sein. Erstens leben auf
                                                                                                                                       schmalen Streifen weniger Insekten als auf breiteren, d.h.
                                                                                                                                       weniger Nahrung für Vögel, vor allem aber stöbern Räuber
                                                                                                                                       bodenbrütende Vögel und Niederwild in schmalen Streifen
                                                                                                                                       sehr schnell auf. Die Streifenbreite sollte daher nicht unter
                                                                                                                                       zehn Metern liegen, besser sind 20 Meter. Für den Antrag
                                                                                                                                       der EU-Agrarzahlungen müssen diese Streifen häufig als
                                                                                                                                       separater Ackerschlag oder separates Flurstück einzeln
                                                                                                                                       ausgemessen und angegeben werden. Daher lohnt es
                                                                                                                                       sich, diese Flächen gleich für mehrere Jahre als Blühstrei-
                                                                                                                                       fen zu belassen. Praktisch sind hierfür Mischungen mit
                                                                                                                                       einer Standzeit von 2-5 Jahren. Wie schon mehrfach er-
                                                                                                                                       wähnt, sind diese aus der Sicht des Naturschutzes meist
     3.7. Bienen und Co.                                                                                                               auch wertvoller als einjährige Mischungen. Gleichzeitig
                                                                                                                                       kann sich der Landwirt mit so einem Streifen auch dau-
     Bienen allein machen nur einen kleinen Teil der Vielfalt           nicht allzu fern ist. Für Bodenbrüter kann das sogar die
                                                                                                                                       erhaft die Arbeit auf dem angrenzenden Acker erleichtern:
     unserer Natur aus. In einem Blühstreifen oder einer Blüh-          Blühfläche selbst sein. Bodenbrütende Vogelarten, wie
                                                                                                                                       Kurven und Ecken können mit Blühmischung eingesät und
     fläche kreucht und fleucht noch einiges mehr: Wespen,              Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz, waren früher häufig an-
                                                                                                                                       begradigt werden, sodass die Arbeit auf der angrenzenden
     Schmetterlinge, Käfer, Wanzen, Fliegen, Spinnen und viele          zutreffen. In den letzten Jahren sind sie sehr viel seltener
                                                                                                                                       Kulturfläche bequemer auszuführen ist.
     andere Tiere mehr. Das freut nicht nur den Naturliebhaber,         geworden. Eine richtig bewirtschaftete Blühfläche kann ih-
                                                                                                                                       Doch nicht nur am Rand, auch innerhalb von sehr großen
     der Landwirt hat häufig auch etwas davon. Schwebflie-              nen eine neue Heimstatt bieten. Die Flächen müssen dazu
                                                                                                                                       Ackerflächen sind Blühstreifen aus Sicht der Wildbienen
     gen sind neben den Bienen ebenfalls wichtige Bestäuber,            ungestört sein, der Pflanzenbestand muss sehr struktur-
                                                                                                                                       und anderer Tiere sehr wertvoll. Sie bilden ein Netz aus
     z.B. von Raps. Zusätzlich dazu ernähren sich bei einigen           reich sein und darf nicht zu dicht stehen.
12                                                                                                                                     geeigneten Lebensräumen in der Landschaft. Durch die                                                                                                                13
     Schwebfliegenarten die Larven von Blattläusen. Sie sind            Auch Reh und Hase verstecken sich gerne zwischen den
                                                                                                                                       geringen Distanzen, die viele kleine Tiere nur zurücklegen
     also natürliche Schädlingsbekämpfer. Auch verschiede-              Pflanzen auf der Blühfläche. Ein wichtiges Kriterium ist
                                                                                                                                       können, stellen große Ackerflächen häufig ein unüber-
     ne parasitische Wespen, Raubkäfer und Spinnen fallen               auch hier: Der Pflanzenbestand darf nicht zu dicht ste-
                                                                                                                                       windbares Hindernis dar. So kann es vorkommen, dass
     in diese Kategorie. Diese natürlichen Schädlingsbekämp-            hen. Was den Landwirt auf seinem Acker stört, ist hier er-
                                                                                                                                       wertvolle Lebensräume, wie zum Beispiel eine Gruppe von
     fer wandern von Wildblumenstreifen in die benachbarten             wünscht: Ein lichter Pflanzenbestand, Löcher im Bewuchs
                                                                                                                                       Bäumen, wie Inseln in einer ansonsten unbewohnbaren
     Felder ein. In Feldern neben Wildblumenstreifen sind sie           und kahle Bodenstellen brauchen diese Tiere, um sich auf
                                                                                                                                       Landschaft liegen und nur von wenigen Arten erreicht wer-
     deutlich häufiger zu finden als in Feldern ohne diese Rand-        der Fläche wohl zu fühlen. Damit ist der Grundstein für ih-
                                                                                                                                       den. Mit einem Netz von Blühstreifen und anderen wertvol-
     streifen (Büchi 2002).                                             ren Schutz gelegt. Um jedoch den Hasenbestand in einer
                                                                                                                                       len Landschaftselementen wie Hecken, blühenden Weg-
     Doch nicht nur der Mensch freut sich über das viele Klein-         Region auf längere Sicht zu fördern, müssen mind. zehn
                                                                                                                                       säumen und bunten Blumenwiesen in der Landschaft wird
     getier, auch Vögel profitieren vom reichen Angebot an              Prozent aller Flächen in einem Gebiet hasenfreundlich be-
                                                                                                                                       diese Gefahr vermindert.
     Nahrung. Sowohl die Insekten als auch die Pflanzensamen            wirtschaftet werden. Richtig bewirtschaftete Blühstreifen
                                                                                                                                       Auch ganze Ackerflächen können als Blühflächen angelegt
     bieten vielen Vogelarten einen reich gedeckten Tisch, im-          oder -flächen können einen Teil dieser hasenfreundlichen
                                                                                                                                       werden. Hier gilt ebenso: Auf mehrjährigen Blühflächen             bis September ein reiches Nektar- und Pollenangebot.
     mer unter der Voraussetzung, dass auch hier ein Nistplatz          Flächen ausmachen.
                                                                                                                                       können deutlich mehr Arten leben als auf einjährigen Blüh-         Meist findet man hier vor allem Honigbienen und einige der
                                                                                                                                       flächen. Für den Landwirt machen ein- und zweijährige              häufig vorkommenden Wildbienenarten. Die seltenen und
          Blühstreifen bieten neben den Bienen noch vielen weiteren Tierarten einen Lebensraum. Häufig sind besonders lockere,         Blühflächen jedoch manchmal durchaus Sinn: er kann sie             gefährdeten Wildbienenarten sind fast nur in mehrjährigen
                                           strukturreiche Pflanzenbestände besonders wertvoll.                                         einfach in seine Fruchtfolge integrieren. Diese Flächen lie-       Blühflächen anzutreffen.
                                                                                                                                       fern für einige Bienenarten und andere Insekten von Juni

                                                                                                                                               Blühstreifen entlang von Hecken oder um Baumgruppen sind ideal für viele Insekten und Vögel. Gleichzeitig lassen
                                                                                                                                            sich damit häufig auch Kurven und Ecken begradigen wodurch die Arbeit in den angrenzenden Kulturen erleichtert wird.
                                                                                                                                               Innerhalb von großen Ackerflächen bieten sich Blühstreifen zur Vernetzung von wertvollen Tier-Lebensräumen an.

     Strukturreiche lockere Pflanzenbestände mit Pflanzenarten          Dichte Pflanzenbestände ohne Lücken sind für viele Tierar-
     mit unterschiedlichen Wuchshöhen und mit Löchern im Be-            ten keine geeigneten Lebensräume.
     stand sind für viele Tierarten besonders wertvoll.
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
3.9. Kontinuität und Wandel                                                                                                                4. Selbst in die Praxis: So geht’s!
     Das Jahr geht seinem Ende zu. Die Arbeit auf dem Feld ist                  tötet man damit viele Insekten und entzieht den übrig ge-
     so gut wie erledigt. Jetzt macht man sich an die Planung                   bliebenen ihre Lebensgrundlage: Keine Nahrung mehr, kei-        4.1. Unterstützung für Landwirte
     für das kommende Jahr. Auch bei der Bienenweide muss                       ne Nistmöglichkeiten. Die Tiere wandern ab, soweit das          In den letzten Jahren legen Landwirte Blühstreifen und            Neben der Möglichkeit, Blühflächen im Rahmen einer Ag-
     vielleicht etwas getan werden. Vielleicht ist die Mischung                 möglich ist. Nach der Neueinsaat muss sich alles, was           Blühflächen immer häufiger an. Dabei können sie sich von          rarumweltmaßnahme anzulegen, gibt es auch die Möglich-
     verblüht und die Fläche soll im kommenden Jahr wieder                      schon einmal da war, erst langsam wieder einfinden und          verschiedenen Seiten Unterstützung suchen.                        keit, Blütenvielfalt in Eigeninitiative zu fördern. Das erlaubt
     bestellt werden, oder sie ist stark verunkrautet.                          entwickeln. Um diesen Wechsel von Aufbau und Zerstö-            Die Agrarumweltprogramme vieler Bundesländer bieten               mehr Freiheiten bei der Wahl der Mischung, der Aussaat
     Die erste Frage, die sich stellt: Was mache ich mit der Bie-               rung eines Lebensraums abzumildern bietet es sich an, die       Blühstreifen oder Blühflächen als Maßnahmen an. Die Aus-          und der Pflege. Auch hier gibt es Möglichkeiten, Unterstüt-
     nenweide über den Winter. Mulchen? Umbrechen? Noch                         Blühfläche in mehrere Teilflächen aufzuteilen. Besonders        gleichszahlungen für die Landwirte liegen auf Ackerflächen        zung zu erhalten. Die örtlichen Naturschutz-, Jagd- und
     vor dem Winter wieder einsäen? Wenn die Fläche wieder                      günstig sind Streifen, die an die Arbeitsbreite der Maschi-     im Schnitt bei 500 bis 600 Euro pro Hektar und sind an            Imkerverbände haben vielfach ein starkes Interesse an
     in die Produktion genommen wird, muss manchmal schon                       nen angepasst sind. Bei ein- und zweijährigen Mischun-          Auflagen gebunden.                                                der Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen. Regionale
     im Herbst mit der Bearbeitung begonnen werden. ABER:                       gen kann ein Teil dieser Streifen dann schon im Folgejahr       Im Internet findet man eine Übersicht der aktuellen Nut-          Initiativen bieten Beratung und teilweise auch finanzielle
     Der Blühstreifen oder die Blühfläche verliert damit eine ihrer             das erste Mal neu angesät werden. Im jährlichen Wechsel         zungscodes für Blühstreifen und -flächen, die beim An-            Unterstützung an. Auch die regionalen Landschaftspfle-
     wichtigsten Funktionen. Bleibt sie über den Winter stehen,                 wird der zweite Teil der Streifen neu eingesät. So wird je-     trag der Betriebsprämie angegeben werden können. Die              geverbände können häufig Informationen zu regionalen
     können viele der Insekten, die sich dort im Sommer einge-                  des Jahr ein Teil neu bestellt, ein anderer bleibt unberührt.   Adresse findet sich im Kapitel „Weitere Informationen“ am         Maßnahmen geben. Eine Übersicht mit Adressen einiger
     funden haben, auf der Fläche überwintern: im Boden, un-                    Dabei wird nie die ganze Fläche umgebrochen. Bei drei-          Ende der Broschüre. Eventuell können Blühstreifen und             Anlaufstellen für Landwirte findet sich im Kapitel „Weitere
     ter Pflanzenbüscheln, in den Pflanzenstängeln. Auch Wild                   bis fünfjährigen Mischungen wird der eine Teil der Streifen     Blühflächen in einigen Bundesländern, soweit dies zum ak-         Informationen“ am Ende der Broschüre.
     findet auf diesen Flächen im Winter Deckung und Nahrung.                   nach zwei bis drei Jahren neu angelegt, der andere nach         tuellen Zeitpunkt absehbar ist, in Zukunft als Ökologische
     Daher gilt: wenn es irgendwie möglich ist, sollte die Fläche               drei bis fünf.. Die Insektenarten überleben in den stehen       Vorrangflächen angerechnet werden. (Weitere Informatio-
     solange wie möglich stehen gelassen werden. Nachbarn                       gelassenen Streifen und besiedeln von dort aus schnell          nen hierzu bei den Landwirtschaftsministerien und -ämtern
     mögen vielleicht anmerken, dass die Fläche etwas unor-                     wieder die gesamte Fläche. Gleichzeitig wird die Vielfalt auf   [ab Frühjahr 2014]).
     dentlich aussieht, aber die Tierwelt freut sich darüber.                   der Gesamtfläche noch zusätzlich gefördert, indem Teilbe-
14   Doch wie geht es im kommenden Frühjahr weiter? Ein-                        reiche mit unterschiedlich alten Blühstreifen auf der Fläche                                                                                                                                        15
     fach die Fläche umbrechen und wieder in die Produktion                     stehen. Bei den mehrjährigen Mischungen unterscheidet
     nehmen oder eine neue Blühmischung einsäen? Für eine                       sich das Blütenangebot in jedem Standjahr. Im ersten
     Fläche, die wieder in Produktion geht muss der Umbruch                     Jahr blühen vor allem die einjährigen angesäten Pflanzen.
     sein. Für eine neue Blühfläche auf dem gleichen Acker gibt                 Zweijährige und mehrjährige Pflanzenarten wachsen zwar
     es noch andere Möglichkeiten, die aus Sicht der Bienen                     schon auf der Fläche, aber zur Blüte kommen sie erst in
     viel sinnvoller sind. Jedes Mal wenn die Fläche komplett                   den folgenden Jahren. Die größte Blütenvielfalt wird häufig
     gemäht, gemulcht oder der Boden umgebrochen wird,                          im dritten Jahr erreicht.

                     Wann immer es möglich ist, sollten Blühstreifen auch den Winter über auf der Fläche stehen bleiben.
        Viele Tiere überwintern in und zwischen den Pflanzen. Im folgenden Frühjahr erfolgt eine Neueinsaat oder besser noch, man
                                                                                                                                                                                         Bundesländer mit
         hat mehrjährige Blühflächen, die einfach stehen gelassen werden. Bei Neuansaat bietet sich eine gestaffelte streifenweise
                                                                                                                                                                                         Blühstreifen oder
              Einsaat an. Dadurch wird nie die ganze Fläche zerstört und den Tieren bleibt dauerhaft ihre Nahrungs-, Nist- und                                                           Blühflächen in
                                                          Rückzugsfläche erhalten.                                                                                                       den Agrarumwelt-
                                                                                                                                                                                         programmen des
                                                                                                                                                                                         Jahres 2011
             1. Jahr                                                  2. Jahr                                                3. Jahr

                                                                                                                                                                   Agrarumweltprogramme und regionale Initiativen bieten Möglichkeiten zur Unterstützung.
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
4.2. Blühflächen – einjährig, überjährig oder mehrjährig?                                                                          4.3. Der Einkauf fürs Feld: Die Wahl der richtigen Mischung
     Ob ein-, über- oder mehrjährig, diese Frage stellt sich,            ten Flächen bietet sich daher die Aussaat von einjährigen      Mehrjährige Blühmischungen
     wenn man an die Anlage einer Blühfläche oder eines Blüh-            Mischungen an (Aussaat im April oder Mai; die Mischung         Mehrjährige Mischungen bestehen meist aus 30 bis 60           Es gibt eine Reihe von fertigen Mischungen auf dem Markt.
     streifens denkt. Agrarumweltprogramme bieten häufig nur             soll zu einem hohen Deckungsgrad an schnell wachsen-           Pflanzenarten. Ein kleiner Teil davon sind Kulturarten, wie   Die Mischung „Blühende Landschaft“ wurde vom Netz-
     eingeschränkte Wahlmöglichkeiten für den Landwirt. Ist              den, unkrautunterdrückenden Kulturarten führen) oder           Klee, Sonnenblume oder Buchweizen. Die Aussaat erfolgt        werk Blühende Landschaft entwickelt und steht in drei
     man jedoch frei in seiner Planung, kann man einiges zum             man wählt überjährige Mischungen (Aussaat im April bis         in der Regel im April und Mai oder im Herbst (September).     verschiedenen Typen zur Auswahl: Nord für Norddeutsch-
     Wohl der Wildbienen und anderer Wildtiere beachten.                 September mit überwinternden Kultur- und wenigen Wild-         Bei Frühjahrsaussaat sorgen die Kulturarten dafür, dass       land, Süd für Süddeutschland und Ost für Ostdeutschland.
                                                                         arten, in der Regel ein bis drei Standjahre).                  die Fläche schon im ersten Standjahr mit einem bunten         Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
     Das Für und Wider der mehrjährigen Mischungen:                                                                                     Blütenangebot aufwarten kann. Verglichen mit einjähri-        in Veitshöchheim hat für Bayern die beiden Mischungen
     Aus Sicht der Wildbienen und anderer Wildtiere bieten die           Das Für und Wider der ein- und überjährigen                    gen Mischungen sehen die Flächen aber häufig etwas            „Veitshöchheimer Bienenweide“ und „Lebensraum 1“ ent-
     mehrjährigen Blühflächen und -streifen die besten Lebens-           Mischungen:
                                                                                                                                        karg aus. Die zwei- und mehrjährigen Wildpflanzen in der      wickelt. Viele der regionalen Initiativen zur Förderung von
     bedingungen. Daher lohnt es sich, wo immer möglich,                 Im Gegensatz zu mehrjährigen Mischungen bestehen ein-          Mischung sind im ersten Jahr nur als grüne Pflänzchen         Blühstreifen und Flächen in der Agrarlandschaft haben ei-
     zu mehrjährigen Mischungen zu greifen. Das Saatgut für              und überjährige Mischungen fast nur aus Kulturpflanzen         zu sehen. Ab dem zweiten Standjahr ändert sich das je-        gene Mischungen. Informationen und Bezugsquellen fin-
     mehrjährige Mischungen ist deutlich teurer als das Saatgut          und enthalten wenig Wildarten. Der Unterschied zwischen        doch. Bei den mehrjährigen Mischungen ist teilweise eine      den Sie auch hierzu am Ende der Broschüre unter „Weitere
     für einjährige. Bedenkt man jedoch, dass nur eine Ansaat            den beiden Typen liegt darin, dass einjährige Mischungen       Herbstaussaat (September) besser, da sich dann bereits        Informationen“.
     in fünf Jahren nötig ist, kommt man damit auf ähnliche              in der Regel im ersten Winter nach der Aussaat abfrieren,      im Frühjahr des Folgejahres schöne Blüten entwickeln und      Und wie sieht es mit der Saatgutmenge aus? Die Saat-
     Kosten pro Jahr.                                                    wohingegen überjährige Mischungen viele frostharte Arten       der Unkrautdruck geringer ist. Im Lauf der fünf Standjah-     gutmenge wird von den Herstellern angegeben. Bei den
     In den mehrjährigen Mischungen sind sowohl Kulturpflan-             enthalten. Überjährige Mischungen werden im Frühjahr           re, die für die meisten Mischungen empfohlen sind, ändert     vorgestellten Mischungen liegt die empfohlene Saatstär-
     zen als auch Wildpflanzen enthalten. Aus Sicht der Wild-            oder Herbst gesät und bleiben mindestens einen Win-            sich das Gesicht der Fläche mit jedem Monat. Mal blüht        ke meist bei etwa 10 kg/ha. Je nach Boden darf es et-
     bienen sind vor allem die Wildpflanzen interessant, da sich         ter auf der Fläche. Sie werden frühestens ein Jahr nach        viel gelb, danach kommt viel rosa oder umgekehrt. Jede        was mehr oder weniger sein. Dabei immer daran denken:
     viele Bienenarten über Jahrmillionen an bestimmte Wild-             der Aussaat gemäht oder umgebrochen. Überjährige Mi-           Blühmischung ist ein bisschen anders. Da stellt sich die      Mehrjährige Blühstreifen versuchen nachzubilden, was in
     pflanzenarten angepasst haben und diese damit die op-               schungen sind zurzeit noch relativ selten in Anwendung,        Frage: Was ist das richtige für meinen Acker?                 unserer Natur früher weit verbreitet war: ein Angebot an
     timale Nahrungsquelle für sie darstellen. Wie weiter oben           da sie im Rahmen von Agrarumweltprogrammen kaum an-
     beschrieben, sollte das Saatgut am besten von Pflanzen              geboten werden. Sie haben jedoch einen entscheidenden          Mehrjährige Mischung im
     aus der Region stammen. Saatgut, das diese Bedingun-                Vorteil gegenüber einjährigen Blühmischungen: Nach der         dritten Standjahr. Im
     gen erfüllt, wird als Regiosaatgut (oder autochthones Saat-         Einsaat im ersten Jahr blüht die Mischung mit ihren frostto-   Vordergrund blüht lila die
     gut) bezeichnet. In Deutschland gibt es dafür ein Zertifi-          leranten Arten schon sehr früh im zweiten Jahr. Einjährige     Flockenblume, umgeben
     zierungssystem. Wildpflanzensaatgut und im Besonderen               Mischungen hingegen können erst nach den letzten Frös-         von der Schafgarbe in
     Regiosaatgut sind im Verhältnis zu Kulturpflanzensaatgut            ten im April oder Mai ausgesät werden und blühen dann          Weiß. Beide wurden mit
                                                                         erst ab Juni. Spätestens mit dem ersten Frost sterben die      der Mischung angesät.
     häufig teuer. Damit die Blühmischung nicht zu kostspielig
                                                                                                                                        Links im Hintergrund
     wird, sind den Wildblumen meist noch Kulturpflanzen bei-            Pflanzen ab. Für viele Wildbienen kommt eine Blüte im Juni
                                                                                                                                        sieht man die Kamille
16   gemischt. Viele dieser Kulturpflanzen sind frostempfindlich.        jedoch zu spät. Sie sind nur wenige Wochen im Jahr als er-
                                                                                                                                        blühen. Sie wächst als                                                                                                       17
     Daher glückt eine Aussaat erst ab April oder Mai.                   wachsene Tiere an den Blüten unterwegs. Für eine große         Unkraut auf der Fläche.
     Doch nicht auf allen Flächen sind mehrjährige Mischungen            Anzahl an Bienenarten fällt diese Zeit in den Frühling und     Auch darüber freuen sich
     die beste Wahl. Auf Ackerflächen mit einem sehr hohen               Frühsommer. Sie können das Blütenangebot einjähriger           die Wildbienen. Solange
     Druck sommerkeimender Unkräuter wie Hirse oder Mel-                 Blühmischungen nicht mehr oder kaum noch nutzen. Bei           es den Landwirt nicht
     de haben die langsam wachsenden Wildpflanzen kurz                   überjährigen Mischungen können jedoch auch sie einen           stört, dürfen Unkräuter
     nach der Aussaat keine Chance, sich gegen die Unkräuter             reich gedeckten Nahrungstisch finden. Auch mehrjährige         auf Bienenweiden gerne
                                                                         Mischungen bieten ab dem zweiten Standjahr diesen Vor-         stehen bleiben.
     durchzusetzen. Gleichzeitig ist der Deckungsgrad der Kul-
     turpflanzen in den mehrjährigen Mischungen zu gering, um            teil gegenüber einjährigen Mischungen.
     die Unkräuter zu unterdrücken. Auf stark unkrautbelaste-

        Mehrjährige Mischungen bieten viele Bienenarten und anderen Tieren die besten Lebensbedingungen. Ist eine mehrjährige
       Fläche nicht möglich, sollten überjährige Mischungen gewählt werden. Ist auch das nicht möglich, z.B. weil die Blühfläche Teil
                                       einer Fruchtfolge ist, bleiben noch die einjährigen Mischungen.

                                                                                                                                        blühenden einheimischen Wildpflanzen als Nahrungsquelle       Wildkräutern die Möglichkeit, ihre Blüten zu entfalten. Die-
                                                                                                                                        und Lebensraum für unsere einheimische Tierwelt. Dazu         se sind bei Wildbienen sehr beliebt und machen damit
                                                                                                                                        gehören aus Sicht der Wildbienen auch die heimischen          auch einen Teil der Vielfalt unserer Natur aus. Auch vie-
                                                                                                                                        Unkräuter. Ziel von mehrjährigen Blühmischungen ist in der    le andere Wildtiere profitieren von einer locker stehenden
                                                                                                                                        Regel nicht, die heimischen Unkräuter zu unterdrücken.        Bienenweide. Sie benötigen strukturreiche Lebensräume
                                                                                                                                        Diese sollen das Blütenangebot auf der Fläche gerne noch      mit freien Bodenstellen, um sich wohl zu fühlen. Boden-
                                                                                                                                        bereichern. Wenn kein großer Unkrautdruck besteht, kön-       brütende Vögel zum Beispiel wärmen sich an freien Bo-
                                                                                                                                        nen niedrige Saatstärken gewählt werden. Die Mischung         denstellen in der Sonne auf, um danach wieder im Dickicht
                                                                                                                                        steht dann locker und bietet auch seltenen heimischen         nebenan auf Insektenjagd zu gehen.
Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
Überjährige / zweijährige Blühmischungen                       1. Mischungen mit einem niedrigen Anteil konkur-
     Bisher gibt es nur wenige überjährige Mischungen auf dem          renzstarker Kulturarten: Wenn kein Massenauf-
     Markt. Überjährige Mischungen sind Mischungen, die bis            treten von Unkraut zu erwarten ist, entscheidet man
     in den Herbst des Folgejahres auf der Fläche stehen. Meist        sich für eine Mischung mit weniger schnell wachsen-
     wurden sie für Jäger entwickelt und sind als Deckungs-            den Kulturarten und für niedrige Saatstärken (ca. zehn
     und Äsungsmischungen gedacht, enthalten jedoch auch               Kilogramm pro Hektar). Die Mischungen sollten wenig
     viele blühende Kulturarten. Wildpflanzen sind eher selten         Gelbsenf und Ölrettich (unter fünf Prozent für beide Ar-
     und in kleineren Mengen enthalten. Die Aussaat erfolgt in         ten zusammen) enthalten und Phacelia und Buchwei-
     der Regel zwischen Mai und August. Je nach Saatzeit-              zen zusammen sollten nicht mehr als 30 Prozent des
     punkt blühen im ersten Jahr nur wenige Arten. Im Folgejahr        Saatgutes ausmachen. Zu diesen Mischungen zählen
     bieten die Flächen jedoch schon deutlich früher als die ein-      z.B. „Kultur-Natur-blüht-auf“, „Thüringer Mischung B1
     jährigen Mischungen einen reich gedeckten Nahrungstisch           - Bienenweide“ und „Visselhöveder Hummelblüte“.
     für Bienen und andere Insekten.                                   Wichtig hierbei ist noch, dass die Flächen in den Som-
     Eine Liste mit einigen überjährigen Mischungen wie Vissel-        mermonaten nicht anfällig gegen Austrocknung sind.
     höveder Nützlingsstreifen, Thüringer Mischung oder Wild-       2. Mischungen mit einem mittleren Anteil konkur-
     acker-Eintopf Herbst und den Bezugsquellen finden sich            renzstarker Kulturarten: Bei zu erwartender starker
     im Kapitel „Weitere Informationen“ am Ende der Broschü-           Sommertrockenheit (sandige Böden, geringe Sommer-
     re. Die empfohlenen Saatgutmengen der Hersteller liegen           niederschläge) eignen sich schnellwüchsige Mischun-
     zwischen 10 und 30 kg/ha. Wie schon bei den mehrjähri-            gen mit niedrigen Saatstärken besser. Die Pflanzen
     gen Mischungen beschrieben, kann hier jedoch manchmal             bilden schnell eine Schattengare und können kräftige
     weniger mehr sein für den Naturschutz (siehe oben).               Wurzeln bilden. Diese Mischungen können durch ihren
                                                                       höheren Anteil an schnell wachsenden, konkurrenzstar-
     Einjährige Blühmischungen                                         ken Kulturarten auch erfolgreich die meisten Unkräuter
     Im Handel gibt es ein vielfältiges Angebot an einjährigen         unterdrücken. Der Anteil an Ölrettich und Gelbsenf soll-
     Blühmischungen. Eine Übersicht über einen Teil davon              te auch in diesen Mischungen nicht viel mehr als zehn
     und die Bezugsquellen findet sich am Ende der Broschüre           Prozent betragen. Phacelia und Buchweizen können
     im Kapitel „Weitere Informationen“. Die Mischungen ent-           zusammen bis zu 50 Prozent des Saatgutes ausma-
     halten zumeist zwischen zehn und 15 Pflanzenarten. Ein            chen. Die empfohlene Saatstärke liegt hier bei zehn bis
     Großteil davon sind Kulturarten, wie Klee, Gelbsenf oder          15 Kilogramm pro Hektar (bei starker Verunkrautung in
                                                                                                                                  Tabelle 2: Überblick zur Eignung und Verwendung der verschiedenen Mischungen
     Phacelia. Als Wildpflanzen werden häufig Kornblume und            seltenen Fällen bis zu 30 Kilogramm pro Hektar). Als
     Klatschmohn beigemischt. Die Mischungen werden meist              Mischungen eignen sich z.B. die „MEKA-Mischungen“,
18   im April und Mai gesät. Die Blüte beginnt dann gegen Ende         und das „Visselhöveder Insektenparadies“.                  Mischungstyp      Aussaat                                        Beispiel für Mischungen                             19
     Juni und kann bis zum ersten Frost andauern, dann ster-
                                                                    3. Mischungen mit einem hohen Anteil konkurrenz-              mehrjährige       April/Anfang Mai (z.T. auch Ende August/       - Blühende Landschaft Nord/Süd/Ost
     ben die meisten Pflanzen ab.
                                                                       starker Kulturarten: Ist mit einem Massenauftreten         Mischungen        Anfang September möglich).
     Welche Mischung ist die richtige? Und mit welchen Saat-                                                                                                                                       - Veitshöchheimer Bienenweide
                                                                       von „Problem-Unkräutern“ zu rechnen, dann eignen
     stärken muss gerechnet werden? Das hängt ganz von der                                                                                          Saatstärke meist 10 kg/ha                      - Blühmischung Lebensraum 1
                                                                       sich Mischungen mit sehr hohem Anteil konkurrenzstar-
     Ackerfläche ab. Wichtige Faktoren sind der Unkrautdruck,
                                                                       ker Kulturarten. Der Anteil von Ölrettich und Gelbsenf     überjährige       bevorzugt April – oder August (bis Oktober)    - Visselhöveder Nützlingsstreifen
     die Wasserverfügbarkeit in den Frühjahr- und Sommer-
                                                                       kann hier deutlich über zehn Prozent liegen. Zusammen      Mischungen        Saatstärke je nach Mischung                    - Göttinger Mischung
     monaten, die Bodenzahl und die Düngung im Vorjahr. Wie
                                                                       mit Phacelia und Buchweizen machen diese schnell-
     diese bei der Wahl der Mischung eine Rolle spielen, wird                                                                                       10 – 30 kg/ha                                  - Leguminosen-Mischung
                                                                       wüchsigen Arten in den Mischungen über 70 Prozent
     im Folgenden erklärt:                                                                                                                                                                         - Thüringer Mischung B1, B4 & B5
                                                                       des Saatgutes aus. Die Saatstärke liegt hier meist zwi-
     Aus Bienensicht ist Unkraut nicht gleich Unkraut. Blüht
                                                                       schen zehn und 15 Kilogramm pro Hektar. Geeigne-                                                                            - Nordischer Wildackereintopf
     das Unkraut bunt und vielfältig, freut das die Biene. Eine
                                                                       te Mischungen sind „Brandenburger Mischung“ und                                                                             - Wildacker-Eintopf Herbst
     monotone Hirse- oder Meldeflur hingegen ist weniger in-
                                                                       „Tübinger Mischung“. Ein Nachteil dieser Mischungen
     teressant. Daher gilt, solange es den Landwirt nicht stört:                                                                  einjährige        April / Anfang Mai                             Mit niedrigem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B.
                                                                       liegt darin, dass nach dem schnellen Auflaufen und der
     Wenn kein Massenvorkommen einzelner Problem-Un-                                                                              Mischungen        Saatstärke je nach Unkrautdruck:               - Kultur-Natur-blüht-auf
                                                                       frühen Blüte der schnellwüchsigen Arten, die Pflanzen
     krautarten zu erwarten ist, darf für die Bienen auch gerne
                                                                       bei Trockenheit schon früh absterben und ein massiger                        niedriger Unkrautdruck / blühende Unkräuter,   - Thüringer Mischung B1 – Bienenweide
     Unkraut zwischen den angesäten Pflanzen stehen. Einige
                                                                       brauner Pflanzenbestand zurückbleibt.                                        die toleriert werden können (diese sind bei    - Visselhöveder Hummelblüte
     Unkrautarten sind dabei sogar noch nett anzusehen und
                                                                                                                                                    Bienen häufig sehr beliebt): 7 – 10 kg/ha
     sie bereichern die Fläche um ein paar Wildpflanzenarten.       Je nach Bodenzahl und Düngung im Vorjahr sollte die                                                                            Mit mittlerem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B.
     Für viele Wildbienenarten sind genau sie die richtige Nah-     Saatstärke angepasst werden. Bei höheren Bodenzahlen                            bei höherem Unkrautdruck 10 – 15 kg/ha,
                                                                                                                                                    bei sehr hohem Unkrautdruck auch mehr          - MEKA-Mischungen
     rungsquelle.                                                   bzw. Düngergaben, wie sie in der intensiven Produktion
                                                                                                                                                                                                   - Visselhöveder Insektenparadies
     Im Folgenden werden drei Typen von einjährigen Mischun-        üblich sind, stehen die schnellwüchsigen Arten sehr mas-
     gen mit Beispielen vorgestellt, die je nach den Bedingun-      tig auf der Fläche. Die Mischungen neigen dann zur Lager-                                                                      Mit hohem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B.
     gen vor Ort eingesetzt werden sollten:                         bildung. Dadurch wird der Unterwuchs unterdrückt und die                                                                       - Brandenburger Mischung
                                                                    nachkommenden Pflanzen mit später Blüte ersticken. Hier
                                                                                                                                                                                                   - Tübinger Mischung
                                                                    lohnen sich geringe Saatstärken, so dass nachkommende
                                                                    Pflanzen auch bei vereinzelter Lagerbildung noch Wachs-
                                                                    tumslücken finden.
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