Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen - ifab ...
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Das große Einmaleins der Blühstreifen und Blühflächen Zu Artenvielfalt und Anlage von Blühflächen im Ackerbau
Dank Inhaltsverzeichnis An erster Stelle möchten wir allen Landwirten danken, die Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 in den letzten Jahren im Rahmen unseres Projekts Blüh- Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 flächen angelegt haben und damit die Grundlagen für Erprobungen und wissenschaftliche Analysen geschaffen 1. Über diese Broschüre – Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 haben. Wir möchten uns aber auch ganz herzlich bei al- 2. Aufwertung der Agrarlandschaft aus ökologischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 len anderen Beteiligten, Wissenschaftlern, Vertretern von Verbänden und Institutionen und vielen mehr bedanken, 3. Blühflächen und -kulturen – die Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 die unsere Versuche begleitet oder die Workshops und Ta- 3.1. Honigbienen und Wildbienen: Freunde des Bauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 gungen bereichert haben. Ohne diese Mitwirkung wäre die Broschüre so nicht zustande gekommen. 3.2. Vielfalt: Zu jedem Topf der passende Deckel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Ein herzlicher Dank an alle! 3.3. Von Fischköpfen und Gelbfüßlern: Die regionalen Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.4. Hübsch für’s Auge = gut für die Biene? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.5. Die Biene lebt nicht vom Brot allein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.6. Von Pendlern und Ortsansässigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.7. Bienen und Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.8. Streifen? Fläche? Wohin damit?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.9. Kontinuität und Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4. Selbst in die Praxis: So geht’s! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.1. Unterstützung für Landwirte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.2. Blühflächen – einjährig, überjährig oder mehrjährig?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.3 Der Einkauf fürs Feld: Die Wahl der richtigen Mischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Mehrjährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Überjährige / zweijährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2 Einjährige Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3 4.4. Was blüht denn da? Einige Pflanzenarten im Portrait . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.5. Anlage und Pflege von Blühflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Die Saatbettvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Impressum Die Aussaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Pflegemaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Herausgeber: Syngenta Agro GmbH 4.6. Weitere Maßnahmen: Bienenhügel, Schwarzbrachestreifen und andere Blühkulturen . . . . . . . . . . . . . . 25 Am Technologiepark 1-5 D-63477 Maintal 5. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6. Weitere Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Bearbeitung: Jenja Kronenbitter1,2 und Dr. Rainer Oppermann1 6.1. Literaturquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1 Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) 6.2. Internet-Informationsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Böcklinstraße 27, D-68163 Mannheim 6.3. Blühmischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Internet: www.ifab-mannheim.de E-mail: mail@ifab-mannheim.de 6.4. Das Projekt „Syngenta Bienenweide“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2 Agroeco In der Au 2, D-76646 Bruchsal Internet: www.agroeco.de E-mail: kronenbitter@agroeco.de Bildnachweis: alle Fotos J. Kronenbitter, soweit nicht anders angegeben. November 2013
Vorwort Blühstreifen, Blühflächen und andere Blühkulturen sieht getestet und Empfehlungen erarbeitet. Eine intensive Zu- man zunehmend in unserer Landschaft. Als bunte Farb- sammenarbeit mit den Landwirten vor Ort sowie mit ver- tupfer erfreuen sie nicht nur blütenbesuchende Insek- schiedenen Verbänden, die sich beim Thema Blühstreifen ten wie Honigbienen, Hummeln, andere Wildbienen und engagieren, ermöglicht es, Empfehlungen zur Anlage und Schmetterlinge, sondern auch das menschliche Auge. Pflege von Blühflächen zu erstellen. Hinter dieser Blütenpracht in der Agrarlandschaft steht der unermüdliche Einsatz der Landwirte. Doch warum macht Die Früchte dieser Arbeit sind in dieser Broschüre zusam- sich ein Landwirt die viele Mühe bei einer Ackerkultur ohne mengetragen. Wir hoffen, damit einen Beitrag bei der er- Ernte? Neben dem Argument „Erhalt von Ausgleichszah- folgreichen Umsetzung von Blühstreifen und Blühflächen lungen“ spielt hier häufig auch eine ganz andere Tatsache zu leisten und wünschen allen Interessierten Spaß beim eine entscheidende Rolle: Blühstreifen und Blühflächen Lesen der Broschüre und allen Landwirten Spaß bei der machen Spaß! Bei einer erfolgreichen Anlage blüht es kun- erfolgreichen Anlage ihrer Bienenweide. terbunt den ganzen Frühling und Sommer über und bringt positive Rückmeldungen. Ob die Blühfläche ein voller Er- folg werden kann, hängt dabei von einer ganzen Reihe von Faktoren ab: Auswahl der richtigen Blühmischung, gute Vorbereitung der Fläche, Auswahl der geeigneten Ansaat- methode, richtige Pflege und einiges mehr. Doch woher diese Informationen nehmen? Bisher fehlte hierzu ein Rat- geber. Dr. Thoralf Küchler, Syngenta Agro GmbH Syngenta Agro GmbH engagiert sich seit dem Jahr 2010 mit dem Projekt „Syngenta Bienenweide“ dafür, genau diese Fragestellungen beantworten zu können. In einer dreijährigen Studie wurden verschiedene Saatgutmischun- gen für Blühstreifen auf Standorten in ganz Deutschland 5
2. Aufwertung der Agrarlandschaft aus ökologischer Sicht Die Lebensbedingungen für Bienen und andere Tiere der es z.B. „Lichtäcker“, Getreideanbau mit blühenden Unter- Agrarlandschaft sind derzeit nicht zum Besten bestellt. saaten, bunt blühende Mischkulturen, Biogas-Blühkultu- Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, diese Lebensbe- ren, extensive, lang blühende Leguminosen-Kulturen und dingungen zu verbessern. Bevor wir auf das Kernthema selbstbegrünte Brachen. Diese Typen werden nachfolgend dieser Broschüre, die Blühflächen und Blühstreifen einge- beschrieben und einen Überblick über die verschiedenen hen, soll hier ein Überblick über die verschiedenen Typen Typen gibt Tab. 1. von Aufwertungsmaßnahmen gegeben werden. So gibt Tabelle 1: Überblick über die verschiedenen Arten blühender Kulturen, mit denen die Agrarlandschaft für Bienen, Wildbienen und andere Tierarten aufgewertet werden kann. Typ der Kultur einjährig zwei-/ mehrjährig Charakterisierung überjährig 1. Über diese Broschüre - Einführung Blühflächen / -streifen mehrjährig meist 30-50 Arten, überwiegend Wildarten Getreide, Mais, Raps, Kartoffel – damit weiß ein Landwirt Doch zurück zu den Blühstreifen und Blühflächen. Wie ge- Blühflächen / -streifen über-/ meist 15-30 Arten, Mischung Kultur-/ umzugehen. Eine eher neue und exotische Ackerkultur nau fördert man Vielfalt? Die Ansaat einer der günstigen zweijährig Wildarten sind Blühstreifen und Blühflächen. In den letzten Jahren handelsüblichen Blühmischungen allein bringt häufig nur Blühflächen / -streifen einjährig meist 10-15 Arten, überwiegend sieht man sie zunehmend in unseren Landschaften. Im kleine Erfolge. Dabei könnte so viel mehr erreicht werden. Kulturarten Rahmen von Agrarumweltprogrammen oder als Initiative Wie bei Getreide und Co. machen die Auswahl des pas- von örtlichen Jäger- oder Naturschutzvereinen, es gibt senden Saatgutes und des Standortes, die Vorbereitung Biogas – Blühkulturen meist 4-jährig, gedüngt, geerntet viele Möglichkeiten, wie die Idee zu einem Blühstreifen und Pflege der Fläche, kurz gesagt „das handwerkliche (mehrjährig) oder einer Blühfläche auf dem Acker umgesetzt werden Können des Landwirts“ den entscheidenden Unterschied. Blühende Leguminosenkulturen Luzerne, Esparsette, Rotklee, kann. Viele Erholungssuchende freuen sich über die bun- Dieser Leitfaden bietet Informationen und Hilfestellungen (mehrjährig) Leguminosen-Mischung ten Farbtupfer vor ihrer Haustür. Doch neben einer bunte- über das „Warum?“ und das „Wie?“ von Blühstreifen und Blühende Mischkulturen z.B. Weizen-Leindotter, ren Landschaft soll ein Blühstreifen noch etwas anderes Blühflächen, damit neben Getreide, Mais und Raps auch Roggen-Linse, Weizen-Kronwicke fördern: mehr biologische Vielfalt – mehr Vielfalt bei den diese blühenden Kulturen ein Erfolg auf dem Acker werden Getreideanbau mit Untersaaten weite Reihe-Anbau und Kräuter-/ blühenden Pflanzenarten, mehr Vielfalt bei den Insekten, können. Das Kapitel 3 beschäftigt sich hauptsächlich mit Leguminosen-Untersaat z.B. bei Wildbienen, mehr Vielfalt bei Vögeln, mehr Vielfalt dem „Warum?“ und liefert GrundlagenInformationen zum 6 Lichtäcker mit Kräutern weite Reihe Getreide mit Einsaat von 7 bei …, die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Thema. In dem Kapitel 4 „Selbst in die Praxis: So geht’s!“ Blühkräutern Möchte man die Lebensbedingungen für Bienen und wird das „Wie?“ behandelt. Im Kapitel 5 wird ein kleiner andere Tiere der Agrarlandschaft verbessern, so gibt es Ausblick gegeben und in Kapitel 6 finden sich „Weitere Selbstbegrünte Brachen Belassung des Feldes in mehrere Möglichkeiten, die sich im Idealfall gegenseitig Informationen“ mit einer Übersicht hilfreicher Literatur, In- unbearbeitetem Zustand nach der ergänzen. Neben den im vorliegenden Heft schwerpunkt- ternet-Adressen, Adressen von einigen Saatgutherstellern Ernte (es begrünt sich von selbst) mäßig dargestellten Blühflächen und Blühstreifen gibt es von Blühmischungen und eine Tabelle mit Blühmischun- noch eine Reihe weiterer Kulturen wie „Lichtäcker“, Ge- gen. Für Interessierte wird zum Abschluss der Broschüre treideanbau mit blühenden Untersaaten, bunt blühende noch kurz das Projekt „Syngenta Bienenweide“ vorgestellt, Die verschiedenen Typen werden folgendermaßen kurz • Bei blühenden Mischkulturen gibt es i.d.R. 2-3 Mi- Mischkulturen, Biogas-Blühkulturen und extensive, lang in dessen Verlauf die Grundlagen für diese Broschüre er- charakterisiert: schungspartner, die geerntet und genutzt werden. blühende Leguminosen-Kulturen. Einen Überblick über die arbeitet wurden. Die Mischungspartner (z.B. Getreide-Erbse, Getrei- verschiedenen Typen gibt Kap. 2. • Blühflächen oder Blühstreifen werden explizit zur För- de-Leindotter) erbringen zusammen einen ökonomisch derung des Blühpflanzenangebots in der Agrarland- mindestens gleich hohen Ertrag und stellen zudem ein schaft angebaut. Auf die Vor- und Nachteile der ver- Blütenangebot zur Verfügung. schiedenen Mischungen wird weiter unten ausführlich eingegangen. • Bei Getreideanbau mit blühender Untersaat ist das Ziel, im Getreidefeld bereits ein Blühangebot zu schaf- • Blühende Biogas-Kulturen werden auf Ertrag (und spä- fen, welches zudem nach der Ernte des Getreides wei- te Ernte) hin optimiert: sie werden i.d.R. gedüngt und terblüht und zusammen mit der Getreidestoppel auf einmal jährlich im Hoch- oder Spätsommer geerntet. dem Feld bleibt (gleichzeitig Boden- und Klimaschutz, • Blühende Leguminosenkulturen zeichnen sich durch Humusbildung, Einsparung der Herbst-Bodenbear- eine späte, dafür anhaltende Blüte und lange Inter- beitung). Getreideanbau mit blühenden Untersaaten valle zwischen den Nutzungen aus (wichtig für Boden- haben den Vorteil, dass Umbruch und Ansaat von Zwi- brüter und Niederwild!). Sie sind i.d.R. mehrjährig und schenfruchtanbau nach der Ernte entfallen, denn die fördern auch die Bodengare und die Humusbildung, Untersaat „startet durch“, sobald das Getreide geern- meist bestehen sie jedoch nur aus einer (oder wenigen) tet ist. Leguminosenarten und bieten daher nur einem einge- • Lichtäcker mit Einsaat von Kräutern sind ebenfalls Ge- schränkten Artenspektrum Nahrung. treideanbauflächen, in die zusätzlich blühende Kräuter
eingesät werden, um das Blütenangebot zu erhöhen. typen anbieten, ist sehr unterschiedlich. Insgesamt sollten 3. Blühflächen und -kulturen – die Grundlagen Jedoch werden hier die Abstände zwischen den Ge- diese Flächentypen wie ein Netz auf insgesamt 10-15 % treidereihen vergrößert. Der lichte Anbau in weiter Rei- der Ackerflächen in einer Region angelegt werden. Ver- 3.1. Honigbienen und Wildbienen: Freunde des Bauern he dient der Schaffung besserer Lebensbedingungen schiedene solcher „Vielfalt-Kulturen“ sollten sich dabei er- für Bodenbrüter (z.B. Feldlerche) und Niederwild (z.B. gänzen, um sowohl den Bienen und Insekten als auch den Ein leckeres Honigbrot zum Frühstück - darüber freu- fliegen gar nicht erst aus. Die Gehörnte Mauerbiene stört Feldhase). Feldvögeln und dem Niederwild gute Lebensbedingungen en sich nicht nur Imker und Landwirte. Ohne Honigbie- sich weniger am schlechten Wetter. Sie ist selbst bei küh- zu bieten. nen wäre das nicht möglich. Die emsigen Arbeiterbienen len Temperaturen, Wind und leichtem Regen fleißig an den • Selbstbegrünte Brachen sind keine eigentliche Kultur sammeln Tausende von Arbeitsstunden lang Nektar und Apfelblüten unterwegs. Der Besuch einer Apfelblüte dauert Nachfolgend werden im vorliegenden Heft vorrangig die (sie werden nicht angesät), doch aus den Erfahrungen produzieren daraus den süßen Sirup. Ganz nebenbei er- bei den Wildbienen länger als bei Honigbienen. Dadurch Blühflächen mit ein-, zwei-/über- und mehrjährigen Mi- der Phase der Flächenstilllegung weiß man, dass sich ledigen sie noch eine für uns viel wichtigere Aufgabe als erreichen sie im Vergleich höhere Bestäubungsraten. Eine schungen dargestellt. Einige der hier dargestellten Infor- auf bestimmten mageren Böden nach der Ernte der die Honigproduktion: Sie bestäuben die besuchten Blü- Gehörnte Mauerbiene ist damit so effektiv wie 80 bis 300 mationen zu Bienen und Wildbienen treffen auch für die Vorfrucht sehr interessante und vielfältig blühende Flä- ten. Nur so können viele Pflanzen Früchte produzieren. In Honigbienen (Vincens & Bosch 2000). anderen vorstehend genannten Kulturen zu, jedoch kön- chen durch Selbstbegrünung entwickeln, die dadurch Deutschland wachsen auf über zehn Prozent unserer Ag- Auch beim Raps können Wildbienen ähnliche Erfolge ver- nen für den Anbau und die Ausgestaltung dieser Kulturen sehr kostengünstig Vielfalt in die Landschaft bringen, rarflächen Kulturen, die nur dann optimale Ernten liefern, buchen. 200 Honigbienen bringen dem Landwirt ähnliche im Rahmen dieser Broschüre keine detaillierten Angaben insbesondere auf marginal landbaulich geeigneten Flä- wenn Bienen ihre Blüten besucht haben. Die Honigbiene Ertragssteigerungen wie nur 16 bis 36 Rote Mauerbienen gemacht werden. Diesbezüglich wird auf die Literatur ver- chen. Sie werden z.T. über Agrarumweltprogramme ist dabei nicht allein bei ihrer Arbeit. In Deutschland leben (Osmia rufa) (Jauker et al. 2012). wiesen, siehe Literaturverzeichnis (vgl. Berger und Pfeffer gefördert. ca. 560 verschiedene Wildbienenarten, die ebenfalls flei- Doch nicht nur als Bestäuber von Kulturpflanzen spielen 2011, Huber et al. 2008, NABU 2013, Oppermann et al. Welcher Typ von vielfältig und lange blühenden Kulturen 2013, Stiftung Westfälische Kulturlandschaft und Institut ßig Blüten bestäuben, manchmal sogar viel effektiver als Wildbienen eine wichtige Rolle. Die meisten unserer Wild- in welchem Umfang für den einzelnen Landwirt in Frage für Landschaftsökologie 2012). die Honigbiene. Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornu- pflanzen sind auf bestäubende Insekten angewiesen, um kommt und in welcher Landschaft sich welche Flächen- ta) z.B. ist eine sehr gute Bestäuberin von Apfelblüten. Im Samen bilden zu können. Ohne Bienen und andere Be- Frühjahr ist das Wetter häufig noch kühl und regnerisch. stäuberinsekten verarmt unsere Natur daher schnell. Honigbienen bleiben da gerne in ihrem Bienenstock und Honigbienen und Wildbienen sind wichtige Bestäuber und steigern die Erträge bei einigen Kulturen deutlich. 3.2. Vielfalt: Zu jedem Topf der passende Deckel Honigbienen sieht man fast überall: Am blühenden Apfel- zen blühen, den Rest des Jahres verbringt die Art als Ei baum, im Rapsfeld, im heimischen Garten oder auf der ein oder Larve. In ihrer kurzen Erwachsenenzeit müssen die oder anderen Blüte am Wegesrand. Was sagt uns das? Es Tiere dafür sorgen, dass ihre Nachkommen gut mit Pol- 8 zeigt, dass die Honigbiene nicht sehr wählerisch darin ist, len und Nektar versorgt werden. Gleichzeitig sorgen sie 9 welche Blüten sie besucht. Sie passt sich dem Angebot dafür, dass die Pflanzen bestäubt werden und auch hier an und sammelt Nektar und Pollen von den Pflanzenarten, Nachkommen gesichert sind. Gibt es in einer Region die die gerade die meisten Blüten bieten. Neben der eigenen passenden Pflanzenarten nicht, dann fehlen auch die ent- Ernährung wird der Pollen und Nektar hauptsächlich zur sprechenden Bienen. Umgekehrt gilt dasselbe: Fehlen in Versorgung der Larven benötigt. einer Region die bestäubenden Insekten, dann stirbt auf Manche Wildbienen sind ähnlich anpassungsfähig. Ihre längere Sicht die Pflanzenart aus. Je mehr Pflanzenarten Larven können sich von vielen verschiedenen Sorten von eine Blühmischung enthält, desto mehr Wildbienenarten Pollen und Nektar ernähren. Bei vielen anderen Wildbienen können damit gefördert werden. sieht das hingegen ganz anders aus. Die Larven ernäh- Einjährige Blühmischungen mit wenigen Pflanzenarten un- ren sich nur vom Pollen einer oder weniger Pflanzenarten. terstützen daher nur sehr wenige Bienenarten. Mehrjährige Diese Bienen sind meist sehr speziell an „ihre“ Pflanzen Mischungen mit vielen Wildarten bieten wesentlich mehr angepasst. Die erwachsenen Bienen findet man nur in den Bienenarten eine Nahrungsquelle. wenigen Wochen, in denen auch die passenden Pflan- Verschiedene Wildbienenarten brauchen unterschiedliche Blüten. Daher sollte eine Blühmischung möglichst viele ver- schiedene Pflanzenarten enthalten. Mehrjährige Mischungen sind vielfältiger und daher meist besser zum Bienenschutz geeignet als einjährige Mischungen.
3.3. Von Fischköpfen und Gelbfüßlern: Die regionalen Unterschiede 3.5. Die Biene lebt nicht vom Brot allein Wer kennt das nicht: Eigentlich sind wir alle gleich, aber die und gute Überlebenschancen haben. Auch die Bienen der Genauso wichtig ist der passende Nistplatz. Wie schon bei kleinen regionalen Unterschiede sind am Ende dann doch Region sind dann genau an diesen Typ der Pflanzenart an- den Blüten gilt auch hier: Nicht jedem dient das gleiche wie recht groß. Genauso ist es auch bei den Wildblumen und gepasst. Bei der Zusammenstellung von Blühmischungen dem Nachbarn. Viele Bienenarten sind Bodenbrüter, d.h. Albert Krebs ©ETH Zürich den Wildbienen. In jeder Region haben sich die Individuen, findet dieses Wissen immer mehr Anwendung. Saatgut sie haben unterirdische Nester. Einige Hummeln nutzen häufig über Jahrhunderte, an die speziellen Klimabedin- mit gebietstypischen Pflanzen wird als Regiosaatgut (mit dazu leere Mäusebauten, in denen sie ihre Kolonien grün- gungen angepasst. Daher unterscheidet sich eine Pflan- Zertifizierung) oder als autochthones Saatgut bezeichnet. den. Die Königin legt die Eier, die Arbeiterinnen sammeln ze in der Eifel von einer Pflanze in der Rheinebene, auch Häufig ist es teurer als nichtgebietstypisches Saatgut. Für Pollen und Nektar und versorgen die Larven. Vor dem Win- wenn sie zur gleichen Art gehören. Beide Pflanzen tragen den Schutz unserer Vielfalt lohnt sich der höhere Preis je- ter gräbt sich eine junge Königin eine Kammer im Boden Unterschiede in ihren Genen, die dafür verantwortlich sind, doch auf jeden Fall. und wartet darauf, im nächsten Frühjahr eine neue Kolonie dass sie bestmöglich an ihren Standort angepasst sind zu gründen, die Arbeiterinnen sterben. Andere Wildbienen graben Tunnel in den Boden mit Kammern am Ende, in die sie jeweils ein Ei legen. Die Eier werden mit einer Portion unterirdischen Kammer nahe der Bodenoberfläche aus- Die verschiedenen Wildpflanzen haben sich über Generationen hinweg an regionale Klimabedingungen vor Ort angepasst. Pollen und Nektar versorgt, die Kammern anschließend harrt. Wird in dieser Zeit der Boden umgepflügt, werden Daher sollten Wildpflanzen in Blühmischungen immer aus der Region stammen und kein gebietsfremdes Saatgut verwendet geschlossen und sich selbst überlassen. Ein Jahr später, alle Tiere, die nicht tief genug vergraben sind, getötet. Das werden. Gebietstypisches Saatgut wird als Regiosaatgut bezeichnet. rechtzeitig zur Blüte der Nahrungspflanzen, schlüpfen die trifft auf die meisten bodenbrütenden Arten zu. Daher kön- erwachsenen Bienen. nen diese Wildbienen nur in ungestörten Flächen überle- ben. Flächen mit einjährigen Blühmischungen und jährli- cher Bodenbearbeitung tragen daher kaum zum Schutz dieser Arten bei. 3.4. Hübsch für’s Auge = gut für die Biene? Neben dem Boden besiedeln Wildbienen viele andere Le- Bei Kulturarten gibt es kein Regiosaatgut, da es sich um bunten und auffälligen Blüten. Leider kann das Nachteile bensräume. Einige Arten nisten im Totholz von alten Bäu- spezielle Zuchtformen von Pflanzen handelt. Doch auch für die Bienen mit sich bringen: Die Hersteller verwenden men oder Hecken, andere graben Löcher in Lösswände. hier kann man mit ein bisschen Sorgfalt den Bienen den Zuchtformen mit gefüllten Blüten. Diese Blüten produzie- Es gibt Arten, die ihre Eier in hohle Röhren oder Ritzen einen oder anderen Gefallen tun. ren viel weniger Nektar und Pollen. Daher aufgepasst: bunt legen, wieder andere beißen sich Nester in den inneren Blühstreifen sollen neben den Bienen auch das Auge er- und groß ist nicht immer bienenfreundlich. Zwischen diesen beiden Beispielen hat sich die Natur noch weichen Teil von markhaltigen Pflanzenstängeln, wie zum freuen. Wie im Hausgarten gefallen uns häufig die großen viele weitere Möglichkeiten ausgedacht, wie bodenbrüten- Beispiel abgestorbenen Sonnenblumenstängeln. Auch de Bienenarten ihre Nester bauen und Larven großziehen hier entscheidet die Tatsache, ob der Nistplatz die Zeit von können. Ihnen allen gemein ist jedoch die Tatsache, dass Herbst bis Frühjahr überdauert, über das Überleben der die neue Bienengeneration von Herbst bis Frühling in einer Wildbienen. 10 11 Neben der Nahrung spielt der Nistplatz eine entscheidende Rolle beim Bienenschutz. Viele Bienen graben unterirdische Bo- dennester, die beim Umpflügen im Herbst oder Frühjahr zerstört werden. Auch Pflanzenstängel können als Nistplatz dienen. Werden diese abgemäht oder gemulcht, sterben die eingenisteten Bienen. Mehrjährige Blühkulturen ohne jährliche Bodenbe- arbeitung und Pflegemaßnahmen bieten daher deutliche Vorteile beim Bienenschutz gegenüber einjährigen Mischungen. 3.6. Von Pendlern und Ortsansässigen Das Büro in der Stadt, die Wohnung im Grünen, oder um- muss sozusagen vor der Haustür wachsen oder anders gekehrt, so manch einer legt täglich weite Strecken zu sei- herum betrachtet: Dort wo die Nahrungspflanzen wach- nem Arbeitsplatz zurück. Ein anderer hat den Hof gleich sen, muss auch eine Nistmöglichkeit zu finden sein. Große neben dem Wohnhaus. Aus gutem Grund: große Wegstre- Bienenarten, wie die Honigbiene oder die verschiedenen cken wären für viele Betriebe gar nicht möglich. Bei Bienen Hummelarten, haben damit weniger Probleme. Sie fliegen ist es genauso. Vor allem die kleinen Arten, die nur wenige schon mal ein bis zwei Kilometer für einen reich gedeck- Millimeter groß sind, können auf ihrer täglichen Nahrungs- ten Tisch. Die meisten Wildbienenarten fallen jedoch nicht suche nur sehr kurze Strecken zurücklegen. 100 Meter in diese Kategorie. Für sie heißt es daher immer „beides Normale (links) und gefüllte (rechts) Form der Ringelblume. Nektar und Pollen werden nur im inneren, hier rot gefärbten können da schon ein echter Ausdauerflug sein und der oder gar nichts“: Entweder Nahrungspflanze und Nistplatz Teil des Blütenstandes produziert. In diesem Teil befinden sich die fruchtbaren Einzelblüten. Der Bereich mit den gelben muss jeden Tag viele Male hin und her geflogen werden. finden sich in unmittelbarer Nähe oder die Art hat in der Blütenblättern setzt sich aus vielen unfruchtbaren Einzelblüten zusammen, die keinen Nektar und Pollen produzieren Bei Weite Strecken zwischen Nistplatz und Nahrungspflanze Region keine Überlebenschance. der gefüllten Form wurde ein Teil der fruchtbaren Blüten in unfruchtbare Blüten umgewandelt. Das sieht zwar hübsch aus, aber die Bienen finden weniger Nektar und Pollen. sind daher für diese Bienen nicht zu schaffen. Das Futter Viele der kleinen Wildbienen können nur kurze Strecken zwischen Nistplatz und Nahrungspflanze zurücklegen. Daher muss Bei Kulturpflanzen sind gefüllte Zuchtformen bei Gärtnern sehr beliebt, da sie besonders hübsch anzuschauen sind. Für immer beides in unmittelbarer Nähe vorhanden sein. den Bienenschutz sind sie nicht geeignet, da sie weniger Pollen und Nektar produzieren. In Blühmischungen sollten gefüllte Formen nicht verwendet werden.
Viele Wildbienen nisten in mark- haltigen Pflanzenstängeln wie z.B. in abgestorbenen Sonnen- blumen. Die meisten Bienen 3.8. Streifen? Fläche? Wohin damit? sind zu schwach, die Stängel Was ist das Beste? Ein Streifen am Feldrand entlang? ©GeoBasis-DE/LVermGeoRP2011-06-08 selbst anzubeißen, daher müs- sen diese schon älter und auf- Oder doch besser eine ganzer Acker als Blühfläche? gerissen sein. Erst dann können Für viele Insekten reichen schon relativ kleine Flächen sie als Nistplatz genutzt werden. aus. Da ist ein Streifen am Ackerrand ideal. Noch idealer Viele Schmetterlingsarten nut- ist es, wenn er entlang einer Hecke verläuft, oder neben zen Blühflächen als Lebensraum einer Baumgruppe liegt. In der Hecke finden Wildbienen für Falter und Raupen und zur Nistplätze, ebenso viele Singvögel. Möchte man größere Überwinterung. Tiere wie Vögel, Hasen und Co. besonders unterstützen, sollten die Streifen nicht zu schmal sein. Erstens leben auf schmalen Streifen weniger Insekten als auf breiteren, d.h. weniger Nahrung für Vögel, vor allem aber stöbern Räuber bodenbrütende Vögel und Niederwild in schmalen Streifen sehr schnell auf. Die Streifenbreite sollte daher nicht unter zehn Metern liegen, besser sind 20 Meter. Für den Antrag der EU-Agrarzahlungen müssen diese Streifen häufig als separater Ackerschlag oder separates Flurstück einzeln ausgemessen und angegeben werden. Daher lohnt es sich, diese Flächen gleich für mehrere Jahre als Blühstrei- fen zu belassen. Praktisch sind hierfür Mischungen mit einer Standzeit von 2-5 Jahren. Wie schon mehrfach er- wähnt, sind diese aus der Sicht des Naturschutzes meist 3.7. Bienen und Co. auch wertvoller als einjährige Mischungen. Gleichzeitig kann sich der Landwirt mit so einem Streifen auch dau- Bienen allein machen nur einen kleinen Teil der Vielfalt nicht allzu fern ist. Für Bodenbrüter kann das sogar die erhaft die Arbeit auf dem angrenzenden Acker erleichtern: unserer Natur aus. In einem Blühstreifen oder einer Blüh- Blühfläche selbst sein. Bodenbrütende Vogelarten, wie Kurven und Ecken können mit Blühmischung eingesät und fläche kreucht und fleucht noch einiges mehr: Wespen, Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz, waren früher häufig an- begradigt werden, sodass die Arbeit auf der angrenzenden Schmetterlinge, Käfer, Wanzen, Fliegen, Spinnen und viele zutreffen. In den letzten Jahren sind sie sehr viel seltener Kulturfläche bequemer auszuführen ist. andere Tiere mehr. Das freut nicht nur den Naturliebhaber, geworden. Eine richtig bewirtschaftete Blühfläche kann ih- Doch nicht nur am Rand, auch innerhalb von sehr großen der Landwirt hat häufig auch etwas davon. Schwebflie- nen eine neue Heimstatt bieten. Die Flächen müssen dazu Ackerflächen sind Blühstreifen aus Sicht der Wildbienen gen sind neben den Bienen ebenfalls wichtige Bestäuber, ungestört sein, der Pflanzenbestand muss sehr struktur- und anderer Tiere sehr wertvoll. Sie bilden ein Netz aus z.B. von Raps. Zusätzlich dazu ernähren sich bei einigen reich sein und darf nicht zu dicht stehen. 12 geeigneten Lebensräumen in der Landschaft. Durch die 13 Schwebfliegenarten die Larven von Blattläusen. Sie sind Auch Reh und Hase verstecken sich gerne zwischen den geringen Distanzen, die viele kleine Tiere nur zurücklegen also natürliche Schädlingsbekämpfer. Auch verschiede- Pflanzen auf der Blühfläche. Ein wichtiges Kriterium ist können, stellen große Ackerflächen häufig ein unüber- ne parasitische Wespen, Raubkäfer und Spinnen fallen auch hier: Der Pflanzenbestand darf nicht zu dicht ste- windbares Hindernis dar. So kann es vorkommen, dass in diese Kategorie. Diese natürlichen Schädlingsbekämp- hen. Was den Landwirt auf seinem Acker stört, ist hier er- wertvolle Lebensräume, wie zum Beispiel eine Gruppe von fer wandern von Wildblumenstreifen in die benachbarten wünscht: Ein lichter Pflanzenbestand, Löcher im Bewuchs Bäumen, wie Inseln in einer ansonsten unbewohnbaren Felder ein. In Feldern neben Wildblumenstreifen sind sie und kahle Bodenstellen brauchen diese Tiere, um sich auf Landschaft liegen und nur von wenigen Arten erreicht wer- deutlich häufiger zu finden als in Feldern ohne diese Rand- der Fläche wohl zu fühlen. Damit ist der Grundstein für ih- den. Mit einem Netz von Blühstreifen und anderen wertvol- streifen (Büchi 2002). ren Schutz gelegt. Um jedoch den Hasenbestand in einer len Landschaftselementen wie Hecken, blühenden Weg- Doch nicht nur der Mensch freut sich über das viele Klein- Region auf längere Sicht zu fördern, müssen mind. zehn säumen und bunten Blumenwiesen in der Landschaft wird getier, auch Vögel profitieren vom reichen Angebot an Prozent aller Flächen in einem Gebiet hasenfreundlich be- diese Gefahr vermindert. Nahrung. Sowohl die Insekten als auch die Pflanzensamen wirtschaftet werden. Richtig bewirtschaftete Blühstreifen Auch ganze Ackerflächen können als Blühflächen angelegt bieten vielen Vogelarten einen reich gedeckten Tisch, im- oder -flächen können einen Teil dieser hasenfreundlichen werden. Hier gilt ebenso: Auf mehrjährigen Blühflächen bis September ein reiches Nektar- und Pollenangebot. mer unter der Voraussetzung, dass auch hier ein Nistplatz Flächen ausmachen. können deutlich mehr Arten leben als auf einjährigen Blüh- Meist findet man hier vor allem Honigbienen und einige der flächen. Für den Landwirt machen ein- und zweijährige häufig vorkommenden Wildbienenarten. Die seltenen und Blühstreifen bieten neben den Bienen noch vielen weiteren Tierarten einen Lebensraum. Häufig sind besonders lockere, Blühflächen jedoch manchmal durchaus Sinn: er kann sie gefährdeten Wildbienenarten sind fast nur in mehrjährigen strukturreiche Pflanzenbestände besonders wertvoll. einfach in seine Fruchtfolge integrieren. Diese Flächen lie- Blühflächen anzutreffen. fern für einige Bienenarten und andere Insekten von Juni Blühstreifen entlang von Hecken oder um Baumgruppen sind ideal für viele Insekten und Vögel. Gleichzeitig lassen sich damit häufig auch Kurven und Ecken begradigen wodurch die Arbeit in den angrenzenden Kulturen erleichtert wird. Innerhalb von großen Ackerflächen bieten sich Blühstreifen zur Vernetzung von wertvollen Tier-Lebensräumen an. Strukturreiche lockere Pflanzenbestände mit Pflanzenarten Dichte Pflanzenbestände ohne Lücken sind für viele Tierar- mit unterschiedlichen Wuchshöhen und mit Löchern im Be- ten keine geeigneten Lebensräume. stand sind für viele Tierarten besonders wertvoll.
3.9. Kontinuität und Wandel 4. Selbst in die Praxis: So geht’s! Das Jahr geht seinem Ende zu. Die Arbeit auf dem Feld ist tötet man damit viele Insekten und entzieht den übrig ge- so gut wie erledigt. Jetzt macht man sich an die Planung bliebenen ihre Lebensgrundlage: Keine Nahrung mehr, kei- 4.1. Unterstützung für Landwirte für das kommende Jahr. Auch bei der Bienenweide muss ne Nistmöglichkeiten. Die Tiere wandern ab, soweit das In den letzten Jahren legen Landwirte Blühstreifen und Neben der Möglichkeit, Blühflächen im Rahmen einer Ag- vielleicht etwas getan werden. Vielleicht ist die Mischung möglich ist. Nach der Neueinsaat muss sich alles, was Blühflächen immer häufiger an. Dabei können sie sich von rarumweltmaßnahme anzulegen, gibt es auch die Möglich- verblüht und die Fläche soll im kommenden Jahr wieder schon einmal da war, erst langsam wieder einfinden und verschiedenen Seiten Unterstützung suchen. keit, Blütenvielfalt in Eigeninitiative zu fördern. Das erlaubt bestellt werden, oder sie ist stark verunkrautet. entwickeln. Um diesen Wechsel von Aufbau und Zerstö- Die Agrarumweltprogramme vieler Bundesländer bieten mehr Freiheiten bei der Wahl der Mischung, der Aussaat Die erste Frage, die sich stellt: Was mache ich mit der Bie- rung eines Lebensraums abzumildern bietet es sich an, die Blühstreifen oder Blühflächen als Maßnahmen an. Die Aus- und der Pflege. Auch hier gibt es Möglichkeiten, Unterstüt- nenweide über den Winter. Mulchen? Umbrechen? Noch Blühfläche in mehrere Teilflächen aufzuteilen. Besonders gleichszahlungen für die Landwirte liegen auf Ackerflächen zung zu erhalten. Die örtlichen Naturschutz-, Jagd- und vor dem Winter wieder einsäen? Wenn die Fläche wieder günstig sind Streifen, die an die Arbeitsbreite der Maschi- im Schnitt bei 500 bis 600 Euro pro Hektar und sind an Imkerverbände haben vielfach ein starkes Interesse an in die Produktion genommen wird, muss manchmal schon nen angepasst sind. Bei ein- und zweijährigen Mischun- Auflagen gebunden. der Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen. Regionale im Herbst mit der Bearbeitung begonnen werden. ABER: gen kann ein Teil dieser Streifen dann schon im Folgejahr Im Internet findet man eine Übersicht der aktuellen Nut- Initiativen bieten Beratung und teilweise auch finanzielle Der Blühstreifen oder die Blühfläche verliert damit eine ihrer das erste Mal neu angesät werden. Im jährlichen Wechsel zungscodes für Blühstreifen und -flächen, die beim An- Unterstützung an. Auch die regionalen Landschaftspfle- wichtigsten Funktionen. Bleibt sie über den Winter stehen, wird der zweite Teil der Streifen neu eingesät. So wird je- trag der Betriebsprämie angegeben werden können. Die geverbände können häufig Informationen zu regionalen können viele der Insekten, die sich dort im Sommer einge- des Jahr ein Teil neu bestellt, ein anderer bleibt unberührt. Adresse findet sich im Kapitel „Weitere Informationen“ am Maßnahmen geben. Eine Übersicht mit Adressen einiger funden haben, auf der Fläche überwintern: im Boden, un- Dabei wird nie die ganze Fläche umgebrochen. Bei drei- Ende der Broschüre. Eventuell können Blühstreifen und Anlaufstellen für Landwirte findet sich im Kapitel „Weitere ter Pflanzenbüscheln, in den Pflanzenstängeln. Auch Wild bis fünfjährigen Mischungen wird der eine Teil der Streifen Blühflächen in einigen Bundesländern, soweit dies zum ak- Informationen“ am Ende der Broschüre. findet auf diesen Flächen im Winter Deckung und Nahrung. nach zwei bis drei Jahren neu angelegt, der andere nach tuellen Zeitpunkt absehbar ist, in Zukunft als Ökologische Daher gilt: wenn es irgendwie möglich ist, sollte die Fläche drei bis fünf.. Die Insektenarten überleben in den stehen Vorrangflächen angerechnet werden. (Weitere Informatio- solange wie möglich stehen gelassen werden. Nachbarn gelassenen Streifen und besiedeln von dort aus schnell nen hierzu bei den Landwirtschaftsministerien und -ämtern mögen vielleicht anmerken, dass die Fläche etwas unor- wieder die gesamte Fläche. Gleichzeitig wird die Vielfalt auf [ab Frühjahr 2014]). dentlich aussieht, aber die Tierwelt freut sich darüber. der Gesamtfläche noch zusätzlich gefördert, indem Teilbe- 14 Doch wie geht es im kommenden Frühjahr weiter? Ein- reiche mit unterschiedlich alten Blühstreifen auf der Fläche 15 fach die Fläche umbrechen und wieder in die Produktion stehen. Bei den mehrjährigen Mischungen unterscheidet nehmen oder eine neue Blühmischung einsäen? Für eine sich das Blütenangebot in jedem Standjahr. Im ersten Fläche, die wieder in Produktion geht muss der Umbruch Jahr blühen vor allem die einjährigen angesäten Pflanzen. sein. Für eine neue Blühfläche auf dem gleichen Acker gibt Zweijährige und mehrjährige Pflanzenarten wachsen zwar es noch andere Möglichkeiten, die aus Sicht der Bienen schon auf der Fläche, aber zur Blüte kommen sie erst in viel sinnvoller sind. Jedes Mal wenn die Fläche komplett den folgenden Jahren. Die größte Blütenvielfalt wird häufig gemäht, gemulcht oder der Boden umgebrochen wird, im dritten Jahr erreicht. Wann immer es möglich ist, sollten Blühstreifen auch den Winter über auf der Fläche stehen bleiben. Viele Tiere überwintern in und zwischen den Pflanzen. Im folgenden Frühjahr erfolgt eine Neueinsaat oder besser noch, man Bundesländer mit hat mehrjährige Blühflächen, die einfach stehen gelassen werden. Bei Neuansaat bietet sich eine gestaffelte streifenweise Blühstreifen oder Einsaat an. Dadurch wird nie die ganze Fläche zerstört und den Tieren bleibt dauerhaft ihre Nahrungs-, Nist- und Blühflächen in Rückzugsfläche erhalten. den Agrarumwelt- programmen des Jahres 2011 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr Agrarumweltprogramme und regionale Initiativen bieten Möglichkeiten zur Unterstützung.
4.2. Blühflächen – einjährig, überjährig oder mehrjährig? 4.3. Der Einkauf fürs Feld: Die Wahl der richtigen Mischung Ob ein-, über- oder mehrjährig, diese Frage stellt sich, ten Flächen bietet sich daher die Aussaat von einjährigen Mehrjährige Blühmischungen wenn man an die Anlage einer Blühfläche oder eines Blüh- Mischungen an (Aussaat im April oder Mai; die Mischung Mehrjährige Mischungen bestehen meist aus 30 bis 60 Es gibt eine Reihe von fertigen Mischungen auf dem Markt. streifens denkt. Agrarumweltprogramme bieten häufig nur soll zu einem hohen Deckungsgrad an schnell wachsen- Pflanzenarten. Ein kleiner Teil davon sind Kulturarten, wie Die Mischung „Blühende Landschaft“ wurde vom Netz- eingeschränkte Wahlmöglichkeiten für den Landwirt. Ist den, unkrautunterdrückenden Kulturarten führen) oder Klee, Sonnenblume oder Buchweizen. Die Aussaat erfolgt werk Blühende Landschaft entwickelt und steht in drei man jedoch frei in seiner Planung, kann man einiges zum man wählt überjährige Mischungen (Aussaat im April bis in der Regel im April und Mai oder im Herbst (September). verschiedenen Typen zur Auswahl: Nord für Norddeutsch- Wohl der Wildbienen und anderer Wildtiere beachten. September mit überwinternden Kultur- und wenigen Wild- Bei Frühjahrsaussaat sorgen die Kulturarten dafür, dass land, Süd für Süddeutschland und Ost für Ostdeutschland. arten, in der Regel ein bis drei Standjahre). die Fläche schon im ersten Standjahr mit einem bunten Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Das Für und Wider der mehrjährigen Mischungen: Blütenangebot aufwarten kann. Verglichen mit einjähri- in Veitshöchheim hat für Bayern die beiden Mischungen Aus Sicht der Wildbienen und anderer Wildtiere bieten die Das Für und Wider der ein- und überjährigen gen Mischungen sehen die Flächen aber häufig etwas „Veitshöchheimer Bienenweide“ und „Lebensraum 1“ ent- mehrjährigen Blühflächen und -streifen die besten Lebens- Mischungen: karg aus. Die zwei- und mehrjährigen Wildpflanzen in der wickelt. Viele der regionalen Initiativen zur Förderung von bedingungen. Daher lohnt es sich, wo immer möglich, Im Gegensatz zu mehrjährigen Mischungen bestehen ein- Mischung sind im ersten Jahr nur als grüne Pflänzchen Blühstreifen und Flächen in der Agrarlandschaft haben ei- zu mehrjährigen Mischungen zu greifen. Das Saatgut für und überjährige Mischungen fast nur aus Kulturpflanzen zu sehen. Ab dem zweiten Standjahr ändert sich das je- gene Mischungen. Informationen und Bezugsquellen fin- mehrjährige Mischungen ist deutlich teurer als das Saatgut und enthalten wenig Wildarten. Der Unterschied zwischen doch. Bei den mehrjährigen Mischungen ist teilweise eine den Sie auch hierzu am Ende der Broschüre unter „Weitere für einjährige. Bedenkt man jedoch, dass nur eine Ansaat den beiden Typen liegt darin, dass einjährige Mischungen Herbstaussaat (September) besser, da sich dann bereits Informationen“. in fünf Jahren nötig ist, kommt man damit auf ähnliche in der Regel im ersten Winter nach der Aussaat abfrieren, im Frühjahr des Folgejahres schöne Blüten entwickeln und Und wie sieht es mit der Saatgutmenge aus? Die Saat- Kosten pro Jahr. wohingegen überjährige Mischungen viele frostharte Arten der Unkrautdruck geringer ist. Im Lauf der fünf Standjah- gutmenge wird von den Herstellern angegeben. Bei den In den mehrjährigen Mischungen sind sowohl Kulturpflan- enthalten. Überjährige Mischungen werden im Frühjahr re, die für die meisten Mischungen empfohlen sind, ändert vorgestellten Mischungen liegt die empfohlene Saatstär- zen als auch Wildpflanzen enthalten. Aus Sicht der Wild- oder Herbst gesät und bleiben mindestens einen Win- sich das Gesicht der Fläche mit jedem Monat. Mal blüht ke meist bei etwa 10 kg/ha. Je nach Boden darf es et- bienen sind vor allem die Wildpflanzen interessant, da sich ter auf der Fläche. Sie werden frühestens ein Jahr nach viel gelb, danach kommt viel rosa oder umgekehrt. Jede was mehr oder weniger sein. Dabei immer daran denken: viele Bienenarten über Jahrmillionen an bestimmte Wild- der Aussaat gemäht oder umgebrochen. Überjährige Mi- Blühmischung ist ein bisschen anders. Da stellt sich die Mehrjährige Blühstreifen versuchen nachzubilden, was in pflanzenarten angepasst haben und diese damit die op- schungen sind zurzeit noch relativ selten in Anwendung, Frage: Was ist das richtige für meinen Acker? unserer Natur früher weit verbreitet war: ein Angebot an timale Nahrungsquelle für sie darstellen. Wie weiter oben da sie im Rahmen von Agrarumweltprogrammen kaum an- beschrieben, sollte das Saatgut am besten von Pflanzen geboten werden. Sie haben jedoch einen entscheidenden Mehrjährige Mischung im aus der Region stammen. Saatgut, das diese Bedingun- Vorteil gegenüber einjährigen Blühmischungen: Nach der dritten Standjahr. Im gen erfüllt, wird als Regiosaatgut (oder autochthones Saat- Einsaat im ersten Jahr blüht die Mischung mit ihren frostto- Vordergrund blüht lila die gut) bezeichnet. In Deutschland gibt es dafür ein Zertifi- leranten Arten schon sehr früh im zweiten Jahr. Einjährige Flockenblume, umgeben zierungssystem. Wildpflanzensaatgut und im Besonderen Mischungen hingegen können erst nach den letzten Frös- von der Schafgarbe in Regiosaatgut sind im Verhältnis zu Kulturpflanzensaatgut ten im April oder Mai ausgesät werden und blühen dann Weiß. Beide wurden mit erst ab Juni. Spätestens mit dem ersten Frost sterben die der Mischung angesät. häufig teuer. Damit die Blühmischung nicht zu kostspielig Links im Hintergrund wird, sind den Wildblumen meist noch Kulturpflanzen bei- Pflanzen ab. Für viele Wildbienen kommt eine Blüte im Juni sieht man die Kamille 16 gemischt. Viele dieser Kulturpflanzen sind frostempfindlich. jedoch zu spät. Sie sind nur wenige Wochen im Jahr als er- blühen. Sie wächst als 17 Daher glückt eine Aussaat erst ab April oder Mai. wachsene Tiere an den Blüten unterwegs. Für eine große Unkraut auf der Fläche. Doch nicht auf allen Flächen sind mehrjährige Mischungen Anzahl an Bienenarten fällt diese Zeit in den Frühling und Auch darüber freuen sich die beste Wahl. Auf Ackerflächen mit einem sehr hohen Frühsommer. Sie können das Blütenangebot einjähriger die Wildbienen. Solange Druck sommerkeimender Unkräuter wie Hirse oder Mel- Blühmischungen nicht mehr oder kaum noch nutzen. Bei es den Landwirt nicht de haben die langsam wachsenden Wildpflanzen kurz überjährigen Mischungen können jedoch auch sie einen stört, dürfen Unkräuter nach der Aussaat keine Chance, sich gegen die Unkräuter reich gedeckten Nahrungstisch finden. Auch mehrjährige auf Bienenweiden gerne Mischungen bieten ab dem zweiten Standjahr diesen Vor- stehen bleiben. durchzusetzen. Gleichzeitig ist der Deckungsgrad der Kul- turpflanzen in den mehrjährigen Mischungen zu gering, um teil gegenüber einjährigen Mischungen. die Unkräuter zu unterdrücken. Auf stark unkrautbelaste- Mehrjährige Mischungen bieten viele Bienenarten und anderen Tieren die besten Lebensbedingungen. Ist eine mehrjährige Fläche nicht möglich, sollten überjährige Mischungen gewählt werden. Ist auch das nicht möglich, z.B. weil die Blühfläche Teil einer Fruchtfolge ist, bleiben noch die einjährigen Mischungen. blühenden einheimischen Wildpflanzen als Nahrungsquelle Wildkräutern die Möglichkeit, ihre Blüten zu entfalten. Die- und Lebensraum für unsere einheimische Tierwelt. Dazu se sind bei Wildbienen sehr beliebt und machen damit gehören aus Sicht der Wildbienen auch die heimischen auch einen Teil der Vielfalt unserer Natur aus. Auch vie- Unkräuter. Ziel von mehrjährigen Blühmischungen ist in der le andere Wildtiere profitieren von einer locker stehenden Regel nicht, die heimischen Unkräuter zu unterdrücken. Bienenweide. Sie benötigen strukturreiche Lebensräume Diese sollen das Blütenangebot auf der Fläche gerne noch mit freien Bodenstellen, um sich wohl zu fühlen. Boden- bereichern. Wenn kein großer Unkrautdruck besteht, kön- brütende Vögel zum Beispiel wärmen sich an freien Bo- nen niedrige Saatstärken gewählt werden. Die Mischung denstellen in der Sonne auf, um danach wieder im Dickicht steht dann locker und bietet auch seltenen heimischen nebenan auf Insektenjagd zu gehen.
Überjährige / zweijährige Blühmischungen 1. Mischungen mit einem niedrigen Anteil konkur- Bisher gibt es nur wenige überjährige Mischungen auf dem renzstarker Kulturarten: Wenn kein Massenauf- Markt. Überjährige Mischungen sind Mischungen, die bis treten von Unkraut zu erwarten ist, entscheidet man in den Herbst des Folgejahres auf der Fläche stehen. Meist sich für eine Mischung mit weniger schnell wachsen- wurden sie für Jäger entwickelt und sind als Deckungs- den Kulturarten und für niedrige Saatstärken (ca. zehn und Äsungsmischungen gedacht, enthalten jedoch auch Kilogramm pro Hektar). Die Mischungen sollten wenig viele blühende Kulturarten. Wildpflanzen sind eher selten Gelbsenf und Ölrettich (unter fünf Prozent für beide Ar- und in kleineren Mengen enthalten. Die Aussaat erfolgt in ten zusammen) enthalten und Phacelia und Buchwei- der Regel zwischen Mai und August. Je nach Saatzeit- zen zusammen sollten nicht mehr als 30 Prozent des punkt blühen im ersten Jahr nur wenige Arten. Im Folgejahr Saatgutes ausmachen. Zu diesen Mischungen zählen bieten die Flächen jedoch schon deutlich früher als die ein- z.B. „Kultur-Natur-blüht-auf“, „Thüringer Mischung B1 jährigen Mischungen einen reich gedeckten Nahrungstisch - Bienenweide“ und „Visselhöveder Hummelblüte“. für Bienen und andere Insekten. Wichtig hierbei ist noch, dass die Flächen in den Som- Eine Liste mit einigen überjährigen Mischungen wie Vissel- mermonaten nicht anfällig gegen Austrocknung sind. höveder Nützlingsstreifen, Thüringer Mischung oder Wild- 2. Mischungen mit einem mittleren Anteil konkur- acker-Eintopf Herbst und den Bezugsquellen finden sich renzstarker Kulturarten: Bei zu erwartender starker im Kapitel „Weitere Informationen“ am Ende der Broschü- Sommertrockenheit (sandige Böden, geringe Sommer- re. Die empfohlenen Saatgutmengen der Hersteller liegen niederschläge) eignen sich schnellwüchsige Mischun- zwischen 10 und 30 kg/ha. Wie schon bei den mehrjähri- gen mit niedrigen Saatstärken besser. Die Pflanzen gen Mischungen beschrieben, kann hier jedoch manchmal bilden schnell eine Schattengare und können kräftige weniger mehr sein für den Naturschutz (siehe oben). Wurzeln bilden. Diese Mischungen können durch ihren höheren Anteil an schnell wachsenden, konkurrenzstar- Einjährige Blühmischungen ken Kulturarten auch erfolgreich die meisten Unkräuter Im Handel gibt es ein vielfältiges Angebot an einjährigen unterdrücken. Der Anteil an Ölrettich und Gelbsenf soll- Blühmischungen. Eine Übersicht über einen Teil davon te auch in diesen Mischungen nicht viel mehr als zehn und die Bezugsquellen findet sich am Ende der Broschüre Prozent betragen. Phacelia und Buchweizen können im Kapitel „Weitere Informationen“. Die Mischungen ent- zusammen bis zu 50 Prozent des Saatgutes ausma- halten zumeist zwischen zehn und 15 Pflanzenarten. Ein chen. Die empfohlene Saatstärke liegt hier bei zehn bis Großteil davon sind Kulturarten, wie Klee, Gelbsenf oder 15 Kilogramm pro Hektar (bei starker Verunkrautung in Tabelle 2: Überblick zur Eignung und Verwendung der verschiedenen Mischungen Phacelia. Als Wildpflanzen werden häufig Kornblume und seltenen Fällen bis zu 30 Kilogramm pro Hektar). Als Klatschmohn beigemischt. Die Mischungen werden meist Mischungen eignen sich z.B. die „MEKA-Mischungen“, 18 im April und Mai gesät. Die Blüte beginnt dann gegen Ende und das „Visselhöveder Insektenparadies“. Mischungstyp Aussaat Beispiel für Mischungen 19 Juni und kann bis zum ersten Frost andauern, dann ster- 3. Mischungen mit einem hohen Anteil konkurrenz- mehrjährige April/Anfang Mai (z.T. auch Ende August/ - Blühende Landschaft Nord/Süd/Ost ben die meisten Pflanzen ab. starker Kulturarten: Ist mit einem Massenauftreten Mischungen Anfang September möglich). Welche Mischung ist die richtige? Und mit welchen Saat- - Veitshöchheimer Bienenweide von „Problem-Unkräutern“ zu rechnen, dann eignen stärken muss gerechnet werden? Das hängt ganz von der Saatstärke meist 10 kg/ha - Blühmischung Lebensraum 1 sich Mischungen mit sehr hohem Anteil konkurrenzstar- Ackerfläche ab. Wichtige Faktoren sind der Unkrautdruck, ker Kulturarten. Der Anteil von Ölrettich und Gelbsenf überjährige bevorzugt April – oder August (bis Oktober) - Visselhöveder Nützlingsstreifen die Wasserverfügbarkeit in den Frühjahr- und Sommer- kann hier deutlich über zehn Prozent liegen. Zusammen Mischungen Saatstärke je nach Mischung - Göttinger Mischung monaten, die Bodenzahl und die Düngung im Vorjahr. Wie mit Phacelia und Buchweizen machen diese schnell- diese bei der Wahl der Mischung eine Rolle spielen, wird 10 – 30 kg/ha - Leguminosen-Mischung wüchsigen Arten in den Mischungen über 70 Prozent im Folgenden erklärt: - Thüringer Mischung B1, B4 & B5 des Saatgutes aus. Die Saatstärke liegt hier meist zwi- Aus Bienensicht ist Unkraut nicht gleich Unkraut. Blüht schen zehn und 15 Kilogramm pro Hektar. Geeigne- - Nordischer Wildackereintopf das Unkraut bunt und vielfältig, freut das die Biene. Eine te Mischungen sind „Brandenburger Mischung“ und - Wildacker-Eintopf Herbst monotone Hirse- oder Meldeflur hingegen ist weniger in- „Tübinger Mischung“. Ein Nachteil dieser Mischungen teressant. Daher gilt, solange es den Landwirt nicht stört: einjährige April / Anfang Mai Mit niedrigem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B. liegt darin, dass nach dem schnellen Auflaufen und der Wenn kein Massenvorkommen einzelner Problem-Un- Mischungen Saatstärke je nach Unkrautdruck: - Kultur-Natur-blüht-auf frühen Blüte der schnellwüchsigen Arten, die Pflanzen krautarten zu erwarten ist, darf für die Bienen auch gerne bei Trockenheit schon früh absterben und ein massiger niedriger Unkrautdruck / blühende Unkräuter, - Thüringer Mischung B1 – Bienenweide Unkraut zwischen den angesäten Pflanzen stehen. Einige brauner Pflanzenbestand zurückbleibt. die toleriert werden können (diese sind bei - Visselhöveder Hummelblüte Unkrautarten sind dabei sogar noch nett anzusehen und Bienen häufig sehr beliebt): 7 – 10 kg/ha sie bereichern die Fläche um ein paar Wildpflanzenarten. Je nach Bodenzahl und Düngung im Vorjahr sollte die Mit mittlerem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B. Für viele Wildbienenarten sind genau sie die richtige Nah- Saatstärke angepasst werden. Bei höheren Bodenzahlen bei höherem Unkrautdruck 10 – 15 kg/ha, bei sehr hohem Unkrautdruck auch mehr - MEKA-Mischungen rungsquelle. bzw. Düngergaben, wie sie in der intensiven Produktion - Visselhöveder Insektenparadies Im Folgenden werden drei Typen von einjährigen Mischun- üblich sind, stehen die schnellwüchsigen Arten sehr mas- gen mit Beispielen vorgestellt, die je nach den Bedingun- tig auf der Fläche. Die Mischungen neigen dann zur Lager- Mit hohem Anteil konkurrenzstarker Arten z.B. gen vor Ort eingesetzt werden sollten: bildung. Dadurch wird der Unterwuchs unterdrückt und die - Brandenburger Mischung nachkommenden Pflanzen mit später Blüte ersticken. Hier - Tübinger Mischung lohnen sich geringe Saatstärken, so dass nachkommende Pflanzen auch bei vereinzelter Lagerbildung noch Wachs- tumslücken finden.
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