Gemälde des 19. Jahrhunderts - AUKTION Freitag, 1. Oktober 2021, 16.00 Uhr VORBESICHTIGUNG Freitag 24. bis Dienstag 28. September 2021, 10-18 Uhr ...

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Gemälde des 19. Jahrhunderts
Lot 3201 – 3253

AUKTION
Freitag, 1. Oktober 2021, 16.00 Uhr

VORBESICHTIGUNG
Freitag 24. bis Dienstag 28. September 2021, 10–18 Uhr

                     Karoline Weser
                     Head of Department
                     Tel. +41 44 445 63 35
                     weser@kollerauktionen.ch

                     Hannah Wepler
                     Tel. +41 44 445 63 62
                     wepler@kollerauktionen.ch

                     Stéphanie Egli
                     Tel. +41 44 445 63 32
                     egli@kollerauktionen.ch

                     Laura Järmann
                     Tel. +41 44 445 63 31
                     jaermann@kollerauktionen.ch

In weiterer Bearbeitung: Fiona Seidler, Ilka Glückselig

English descriptions and additional photos:
www.kollerauctions.com
Gemälde des 19. Jahrhunderts - AUKTION Freitag, 1. Oktober 2021, 16.00 Uhr VORBESICHTIGUNG Freitag 24. bis Dienstag 28. September 2021, 10-18 Uhr ...
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3201*
ANDREAS SCHELFHOUT
(1787 Den Haag 1870)
Segelschiffe im Hafen bei Sonnenuntergang.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert: A. Schelfhout.
12,7 × 20,4 cm.

Provenienz:
- Auktion Van Ham, Köln, 15.11.2013, Los 715.
- Sammlung Rademakers.

Andreas Schelfhout wurde in Den Haag geboren. 1830 unter-
nahm er seine erste Reise nach Paris. Danach zeugen seine Werke
von einem aussergewöhnlichen Niveau und in kürzester Zeit
entwickelte er sich zu einem der einflussreichsten Maler der Den
Haager Romantik. Wie kein anderer malte er den winterlich ver-
eisten Boden, entwarf brillante Wolkenhimmel und beeindruckte
mit Panoramen, Strand- und Meerbildern. Eine Vielzahl von Malern
wurde von ihm unterrichtet, sein Einfluss blieb in ihren Arbeiten
deutlich sichtbar: Jan Willem van Borselen (1825–1892), Pierre
Louis Dubourcq (1815–1873), Charles Leickert (1816–1907),
Johannes Franciscus Hoppenbrouwers (1819–1866), Jo-
han-Barthold Jongkind (1819–1891), Wijnand Nuijen (1813–1839)
und viele andere. Trotz seiner wenig vornehmen Manieren ging
er bei König Willem III. und Königin Sofie ein und aus. Er starb als
gefeierter Mann im Alter von 82 Jahren in seiner Geburtsstadt
(zitiert aus: Ausst.-Kat. Ein romantischer Blick – Die Sammlung
Rademakers, M-Museum Leuven, Gemeentemuseum, Den Haag,
B. C. Koekkoek-Haus, Kleve, Brüssel 2011, S. 139).

CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)

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3202
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IVAN FEDOROVICH CHOULTSÉ                                            sche Licht- und Schatteneffekte im Gesamtwerk Choultsés eine
(St. Petersburg 1874–1939 Nizza)                                    bedeutende Rolle, weshalb das vorliegende Gemälde exempla-
Meeresbrandung. 1922.                                               risch für das Œuvre des Künstlers steht. Choultsés Faszination für
Öl auf Leinwand.                                                    die Natur und für die Farben der Jahreszeiten ist kennzeichnend
Unten rechts signiert und datiert: Iw. F. Choultsé. 22.             für seine Malerei. Der Künstler konnte dieses Interesse während
38,2 × 45,2 cm.                                                     seiner Europareise, auf der es ihn in die Schweiz, nach Frankreich
                                                                    und nach Norditalien zog, weiterverfolgen und intensiv studieren.
Provenienz:
- Amerikanischer Privatbesitz.                                     Als Choultsé in den 1920er-Jahren nach Paris immigrierte, ver-
- Schweizer Privatbesitz.                                          fügte die Hauptstadt über eine grosse Dichte von Künstlerinnen
                                                                    und Künstlern, weshalb es ausländische Kunstschaffende auf
Literatur:                                                          dem Markt nicht leicht hatten. Die Malerei des ehrgeizigen und
Stiftung Choultsé I.F. (Hg.): Ein Leben für die Berufung. Werkka-   begabten Choultsés hob sich jedoch deutlich von dem Pariser
talog von Ivan Fedorovich Choultsé (1874–1939), Zürich 2016, S.     Kunstrepertoire ab und erfreute sich schon kurz nach seiner
213, Nr. 127 (mit Farbabb.).                                        dortigen Ankunft grosser Beliebtheit. Bereits 1922, im Entste-
                                                                    hungsjahr unseres Gemäldes, fand die erste Einzelausstellung
Das hier angebotene Gemälde „Meeresbrandung“ fertigte Ivan          Choultsés statt, die dem Künstler im Folgejahr zur Teilnahme am
Fedorowitch Choultsé 1922 an; zwei Jahre nachdem der aus            Salon der „Société des Artistes Français“ verhalf.
Russland stammende Künstler nach Paris immigrierte. Das Werk
überzeugt mit besonderer Farbkraft. Durch die leuchtenden Son-      CHF 15 000 / 25 000
nenstrahlen, die das Meer in ein warmes Licht tauchen, wird eine    (€ 13 890 / 23 150)

                                                                                                                                | 109
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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3203*
GUSTAVE DORÉ
(Strassburg 1832–1883 Paris)
Landschaftsdarstellung.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: G Dore.
28,5 × 60,5 cm.

Provenienz:
Deutscher Privatbesitz.

Gustave Doré zählt zu den bedeutendsten französischen Land-
schaftsmalern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter
dem Einfluss des Schweizer Landschaftsmalers Alexandre Cala-
me (1810–1864), mit dem er die Leidenschaft für das Bergsteigen
und Reisen teilte, begab er sich auf zahlreiche Studienreisen, unter
anderem an die französische Küste, in die Pyrenäen, das Tirol, die
Schweiz und Schottland. Als Autodidakt wechselte er zwischen
Themen, Techniken und Gattungen. Dennoch priorisiert er das
Genre der Landschaftsmalerei, zu dem er im Laufe seiner Karriere
immer wieder zurückkehrte. Mehr und mehr reduzierten sich in
Dorés Kompositionen der Einsatz der Figurenstaffagen, bis sich
der Künstler schlussendlich voll und ganz der reinen Landschafts-
malerei widmete.

Seine besondere Vorliebe galt Nacht- und Dämmerungsan-
sichten, deren unterschiedliche Naturspektakel und mystisch
anmutende Stimmung er in bemerkenswerter Weise auf dem
Bildträger einzufangen vermochte. Die Behandlung des Lichts in
Dorés Gesamtwerk entwickelte sich zum unverkennbaren künst-
lerischen Markenzeichen des gebürtigen Strassburgers. Einige
dieser poetisch anmutenden Kompositionen zählen zu den ein-
drucksvollsten Landschaften der Jahrhundertmitte und erinnern
mit ihrem harmonischen Kompositionsaufbau an die malerischen
Naturspiele Caspar David Friedrichs (1774–1840).

Dan Malan bestätigt die Eigenhändigkeit des Gemäldes anhand
einer Fotografie, wofür wir ihm danken.

CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)

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3204*
MAX FRIEDRICH RABES
(Samter 1868–1944 Wien)
Gewesen. 1912.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: MAX RABES.
141 × 200 cm.

Provenienz:                                                          symbolistische Züge vermuten und Erinnerungen an das Œuvre
Europäischer Privatbesitz.                                           des Schweizer Künstlerkollegen Arnold Böcklins (1827–1901)
                                                                     werden wach.
Ausstellung:
Berlin 1912, Grosse Berliner Kunstausstellung, 27.4.–29.9.1912,      Die Grundkenntnisse der Malerei erlernte er beim Architektur-
Saal 12, Nr. 712 (verso mit Etikett).                                und Dekorationsmaler Paul Graebes (1842–1892). Doch schon
                                                                     früh zog es Rabes in die Ferne und so verbrachte er nur wenig
Literatur:                                                           Zeit in seiner Heimat. Auf Studienreisen besuchte er entfernte
Ausst.-Kat.: Grosse Berliner Kunstausstellung, Berlin 1912, S. 41,   Kontinente wie Asien und Afrika, wo er seine Liebe zum Orient
Nr. 712 (mit Abb.).                                                  entdeckte. Auftragsarbeiten für das Theater, Wandmalereien und
                                                                     das Ausdekorieren der Speisesäle des italienischen Grossbürger-
Diese stimmungsvolle, mystisch anmutende Landschaftsdarstel-         tums, finanzierten seine Reiselust. Bekanntheit erlangte Rabes
lung des deutschen Künstlers, Max Rabes, sticht im Œuvre des         jedoch vor allem durch seine Orientdarstellungen, die ihn zum
Berliner Orientmalers besonders hervor. Der sich sonst primär auf    Hauptvertreter der Berliner Orientmalerei machten und schon
Darstellungen aus dem Nahen Osten und Afrika konzentrierende         früh auf Beachtung und Anerkennung stiessen liessen.
Rabes, wich in vorliegender Komposition von seinem primär zur
Verwendung kommenden vorimpressionistischen Stil ab. Unter           CHF 7 000 / 10 000
Verwendung einer grün- und blautonigen Farbpalette lassen sich       (€ 6 480 / 9 260)

                                                                                                                               | 111
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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3205*
                                                                        der Jahre, eine exzellente Kunstsammlung auf. Nebst Meis-
JEAN-BAPTISTE CAMILLE COROT                                             sen-Porzellan, Uhren und Skulpturen zählte auch eine beachtliche
(1796 Paris 1875)                                                       Gemäldekollektion international gehandelter Künstler wie Barend
Le Chevrier (Souvenir d’Italie). 1872.                                  Károly Markó (1822–1891), Cornelis Koekkoeck (1803–1862), Carl
Öl auf Leinwand.                                                        Spitzweg (1808–1885) und nicht zuletzt Jean-Baptiste Camille
Unten links signiert: COROT.                                            Corot zum Besitz des Unternehmers. So auch das hier zum Ver-
65,5 × 81,2 cm.                                                         kauf stehende Gemälde „Le Chevrier (Souvenir d’Italie)“.
Gutachten:                                                              Der Besuch der berühmten New Yorker Frick Collection bezeich-
Martin Dieterle und Claire Lebeau, 31.1.2020.                           net wohl den Anfang der Sammelleidenschaft Osterlohs. Hier
                                                                        entdeckte er seine besondere Liebe zu den Werken von Camille
Provenienz:                                                             Corot und erwarb gleich mehrere seiner Arbeiten. Nach und nach
- Sammlung M. Louis Fréret, direkt beim Künstler erworben, 1872.       baute er um diese Kernstücke herum seine Sammlung auf und
- Sammlung M. Francis Petit, erworben bei Obigem.                      stattete sowohl seine privaten wie auch beruflichen Räumlichkei-
- Sammlung Arnold und Tripp, Bague, Schauss.                           ten aus.
- Sammlung Knoedler, New York, Nr. 15556
   (verso auf Keilrahmen).                                              Mit primärem Augenmerk auf die Erfassung von Licht und at-
- Sammlung Wolfgang Osterloh (1930–2019).                              mosphärischen Erscheinungen schafft Corot, Gründervater der
- Auktion Nagel, Stuttgart, 10.12.2020, Los 2118.                      Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, die Grundlage für ein
- Europäische Sammlung.                                                neues künstlerisches Verständnis in der Landschaftsmalerei. Auf
                                                                        seinen zahlreichen Reisen zog es ihn immer wieder nach Italien,
Literatur:                                                              von wo er Zeichnungen und Ölskizzen mitbrachte, und die den
Alfred Robaut: L‘œuvre de Corot, Paris 1905, Bd. III, S. 346-347, Nr.   später im Atelier entstandenen Kompositionen als Grundlage
2265 (mit Abb.).                                                        dienten. Dies war wohl auch bei vorliegender Komposition der Fall,
                                                                        in der mit einem fliessenden Pinselstrich und leuchtenden Farben,
Berufliche Erfahrungen und Erfolge gepaart mit einem ausserge-          der Ausdruck von Stimmung und Atmosphäre über topografische
wöhnlichen Gespür für Qualität verhalfen dem bekannten Stutt-           Details priorisiert wurde.
garter Unternehmer, Wolfgang Osterloh, ein besonderes Feinge-
fühl für Kunst und Antiquitäten zu entwickeln. Bedingt durch seine      CHF 80 000 / 120 000
Leidenschaft zur Kunst, Kultur und Musik, baute er im Verlauf           (€ 74 070 / 111 110)

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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3206
CARL SPITZWEG
(1808 München 1885)
Landschaft mit Flusslauf, vorne drei Staffagefiguren, hinten links
im Tal eine Kirche. Um 1870.
Öl auf Zedernholz.
Unten links signiert: S im Rhombus. Verso mit Nachlassstempel.
9,9 × 21 cm.

Provenienz:
- Auktion Lempertz, Köln, 23.–26.11.1983, Los 2288.
- Bei obiger Auktion erworben, Privatbesitz.
- Auktion Dorotheum, Wien, 10.1.1989, Los 524.
- Privatsammlung Fürstentum Liechtenstein.

Ausstellung:
München 2003, Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa.
Der glückliche Winkel. Haus der Kunst, München, 24.1.–4.5.2003,
Nr. 127 (verso mit Etikett).

Literatur:
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Ge-
   mälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 437, Nr. 1098 (mit Abb.).
- Ausst.-Kat. Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der
   glückliche Winkel, hrsg. v. Siegfried Wichmann, Stuttgart 2002, S.
   215, Nr. 127 (mit Farbabb.).

Carl Spitzweg durchstreifte auf der Suche nach Inspiration und
neuen Motiven unterschiedliche Landschaftszüge in Oberbayern,
darunter führte ihn einer seiner Ausflüge immer wieder in die Ge-
gend rundum Tölz (heute bekannt als Bad Tölz). Isaraufwärts wan-
derte er bis nach Lenggries. Mehrfach bildete er die Motive, die
er hier auf seiner Wanderung entdeckte, in abgewandelter Form
im Querformat ab. Horizontale Vordergründe, die sich vor dem
Flussbett der Isar erstrecken, mit dahinter hochragenden Bergen
oder ansteigendem Gelände und kleinen Dörfern, scheinen bei
dieser Motivreihe zu dominieren. Mit der Wahl des Querformats
vermochte es Spitzweg, die Weiten der Landschaft einzufangen
und mit Tiefsicht zu versehen. Vorliegende Komposition stellt die
etwas kleinere Zweitfassung zur Version dar, die um 1865 ent-
stand und sich heute in Privatbesitz befindet (WWZ 1249).

CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 890 / 23 150)

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3207
FRANZ RICHARD UNTERBERGER
(Innsbruck 1837–1902 Neuilly–sur–Seine)
Blick auf das Sanktuarium Madonna del Sasso in Orsellina ober-
halb von Locarno am Lago Maggiore.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts mittig mit Resten einer Signatur: F. R. Unterberger.
40,7 × 81,2 cm.

Gutachten:
Prof. Dr. Sybille Moser-Ernst, 17.7.2021.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Prof. Dr. Sybille Moser-Ernst bestätigt die Eigenhändigkeit nach
Prüfung des Originals und ordnet die Komposition um 1858 und
somit dem Frühwerk von Franz Richard Unterberger zu. Insbeson-
dere der bühnenartige, beinahe symmetrische Aufbau der Land-
schaft lassen sich gemäss Moser-Ernst, als typische Merkmale
des gebürtigen Innsbrucker Malers identifizieren. Die Darstellung
besticht durch die Sicherheit des tektonischen Aufbaus und der
Behandlung des Lichts der südlich anmutenden Atmosphäre.
Später wird das rosa Glühen, wie Moser-Ernst es bezeichnet, zu
einem Markenzeichen der salonfähigen Landschaftsbilder Franz
Richard Unterbergers werden.

CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 700 / 5 560)

                                                                    | 115
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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3208*
CHRISTIAN MORGENSTERN
(Hamburg 1805–1867 München)
Nordische Landschaft im Abendrot. Um 1840/46.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und schwer leserlich datiert:
CHR: Morgenstern. 1840/46?.
53,5 × 77,5 cm.

Provenienz:
Sammlung Rademakers.

Der gebürtige Hamburger, Christian Morgenstern, zählten zu
den wichtigsten Vertretern des frühen deutschen Realismus.
Zunächst sammelte er als Mitarbeiter in der grafischen Werkstatt
der Gebrüder Suhr in Hamburg erste künstlerische Erfahrungen,
vor allem die Ausführung von Ansichtswerken und Panorama-
darstellungen wurde hier gefördert. Auf Empfehlung des Kunst-
forschers Carl Friedrich von Rumohr (1785–1843) begab er sich
1827 nach Kopenhagen an die Kunstakademie. Er zählte zu der
Künstlergruppe norddeutscher und skandinavischer Maler, welche
die an der Kopenhagener Akademie erlernte fortschrittliche
Praxis der Freilichtmalerei mit nach München brachten, und mit
Nachdruck die Entwicklung der realistischen Münchner Land-
schaftsmalerei beeinflusste. Die enge Freundschaft, die er zu
seinen Malerkollegen, Carl Rottmann (1797–1850) und Eduard
Schleich (1812–1874) pflegte, resultierte in einer gegenseitigen
künstlerischen Beeinflussung. Auf Studienreisen ins Elass, nach
Oberitalien und Venedig hielt er das Gesehene in zahlreichen
Studien, die später nach der Rückkehr in sein Atelier als Vorlagen
für seine Ausstellungsbilder dienten.

CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)

| 116
3209*
THEODORUS JACOBUS ABELS
(Amsterdam 1803–1866 Abcoude)
Flusslandschaft mit Mühle bei Mondschein. 1850.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: JAbels f. 1850.
35,2 × 46,4 cm.

Provenienz:
Sammlung Rademakers.

Jacob Abels (1803–1866) wurde in Amsterdam geboren. Er
besuchte das Internat im Hilversum, wo er Zeichenunterricht
von Jan van Ravenswaay (1789–1869) und Pieter Gerardus van
Os (1776–1839) erhielt, seinem späteren Schwiegervater. In Het
Gooi begegnete er auch seinem Zeitgenossen Barend Corne-
lis Koekkoek (1803–1862). In seiner Anfangszeit malte Abels
Winter- und Sommerlandschaften, in denen P. G. van Os die Tiere
einfügte. Später konzentrierte er sich ganz auf Flusslandschaften
bei Mondlicht, in denen er mit dem grossen Vorläufer aus dem 17.
Jahrhundert, Aert van der Neer (1603–1677), wetteiferte. Sowohl
der niederländische als auch der belgische König kauften eines
seiner Mondscheinbilder. Um 1830 zog er mit seiner Schwieger-
familie nach Den Haag. Am Ende seines Lebens wohnte er noch
in Haarlem, Arnheim und Abcoude, wo er im Alter von 63 Jahren
starb (zitiert aus: Ausst.-Kat. Ein romantischer Blick – Die Samm-
lung Rademakers, M-Museum Leuven, Gemeentemuseum, Den
Haag, B. C. Koekkoek-Haus, Kleve, Brüssel 2011, S. 137).

CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 890 / 18 520)

                                                                     | 117
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3210
                                                                        beendete den Krimkrieg, der mit seinen grossen Verlusten von
CARL SPITZWEG                                                           Menschenleben als einer der ersten modernen Stellungskriege in
(1808 München 1885)                                                     die Geschichtsbücher eingehen sollte. Spitzweg, dessen präzise
Auf der Bastei (Militärposten im Frieden). 1856.                        und intelligente Beobachtungsgabe sich in seinen Bildern wie
Öl auf Leinwand.                                                        Briefen und Tagebucheinträgen gleichermassen äussert, regist-
Unten links im Wall datiert und signiert: 18 S im Rhombus 56.           rierte aufmerksam die Spannungen zwischen den europäischen
22,8 × 40 cm.                                                           Mächten, die durch den 1856er-Friedensschluss nicht wirklich
                                                                        gelöst wurden, ja sich sogar verschärfen sollten. Für die damali-
Mit einem ausführlichen Gutachten von Prof. Siegfried Wichmann,         ge Bevölkerung bedeutete dies Unruhe, Unsicherheit, ständige
1.5.1996.                                                               Mobilmachung, Krieg, Not. Sensibilisiert durch die politischen
                                                                        Aktivitäten seines Vaters Simon war sich Spitzweg der fragilen
Provenienz:                                                             politischen Situation bewusst,und entsprechend beschäftigte ihn
- Wohl Wiener Kunstverein, 11.7.1856, direkt beim Künstler er-         das Thema des gähnenden Soldaten über einen Zeitraum von
   worben (gemäss Verkaufsverzeichnis Nr. 127).                         etwa 25 Jahren bis 1875. Sechs Versionen sind bekannt von der
- Galerie Matthiesen, Berlin, 1930 (als „Militärposten im Frieden“).   Schildwache, die sich auf einer Festung gähnend auf ihre Waffe
- Kunsthandel München, 1948.                                           stützt, wobei sich deren Blickrichtung, wie in unserer Fassung,
- Schweizer Privatbesitz.                                              einmal zur linken Bildhälfte richtet, einmal nach rechts, wie in dem
                                                                        um 1860 entstandenen und heute in der Kunsthalle Mannheim
Ausstellungen:                                                          befindlichen Gemälde „Auf der Bastei (Friedenszeit, Gähnender
- Pfäffikon 2002/3, Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa        Wachposten)“.
   und der Glückliche Winkel, Vögele Kulturzentrum (ehemals See-
   damm Kulturzentrum), Pfäffikon SZ, 22.9.2002–5.1.2003.               Der Verfasser des Werkverzeichnisses Siegfried Wichmann hält
- München 2003, Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa            die hier angebotene Fassung für „[...] das qualitätsvollste dieser
   und der Glückliche Winkel, Haus der Kunst, München 24.1.–            Gruppe, das Spitzweg gemalt hat. Die Details des Pflanzenbe-
   4.5.2003.                                                            wuchses, auch der behauenen Steine der Bastei, die im Wind flat-
                                                                        ternde Wäsche, aber auch der Wachsoldat zeugen von der besten
Literatur:                                                              Malqualität, die Spitzweg je gezeigt hat“ (Siegfried Wichmann: Carl
- Günther Roennefahrt: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeich-         Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stutt-
   nis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle. München 1960, S.        gart 2002, Nr. 988, S. 409). Der gelernte Apotheker und studierte
   218, Nr. 786 (mit Abb.).                                             Pharmazeut, Botaniker und Chemiker Spitzweg widmete sich
- Eugen Kalkschmidt: Carl Spitzweg und seine Welt. 4. Aufl., Mün-      tatsächlich mit grosser Liebe zum Detail, insbesondere den Kräu-
   chen 1966, S. 64, Abb. 38.                                           tern und Stauden, die er über die Festungsmauer wachsen lässt.
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Bildreihen zum stricken-          Dieses Ensemble integriert er in eine sich nach unten öffnende
   den Kanonier und zum Wachsoldaten auf der Festung, Starn-            Landschaft von grosser Tiefenschärfe und Weite, die mit ihrer
   berg-München 1975, Nr. 34.                                           überragenden Schilderung des Lichtspiels und fast impressio-
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Friede. Dokumentation,            nistischen Freiheit von Spitzwegs Können ebenso wie von seiner
   Starnberg-München, R.f.v.u.a.K. 1995, S. 5–49, Bayer. Staatsbibl.    intensiven Beschäftigung mit zeitgenössischer Landschaftsmale-
   München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 91.                                     rei u.a. der Schule von Barbizon zeugt.
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke.
   Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 409, Nr. 988 (mit          Bemerkenswerterweise legte er aber keinen Wert auf eine korrek-
   Farbabb. / mit falscher Bezeichnung des Malträgers - Holz statt      te Uniformierung des Wachsoldaten. Der Schnitt der Kleider weist
   Leinwand).                                                           in die Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts und tatsächlich ist
- Ausst.-Kat. Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der         bekannt, dass sich Spitzweg in den Zeughäusern von München
   Glückliche Winke, hrsg. von Siegried Wichmann, Stuttgart 2002,       und der Festung Ingolstadt inspirieren liess. Für seine Schildwache
   S. 101, Kat.-Nr. 46 (mit Farbabb.).                                  „borgte“ er sich die rote Hose der ungarischen Armee. Im Übrigen
                                                                        griff Spitzweg hier auf die Uniformierung fränkischer Kreiskonti-
                                                                        gente zurück, während der mit Bajonett 1,71m lange Stutzen um
Der Kanonier mit weit aufgerissenem Gähnen, der Spatz, der in           1830 in die bayerische Armee eingeführt wurde. Die Darstellung
der Kanone nistet und die im Wind flatternde Wäsche sind alles          ist also weder aktuell noch historisch korrekt. Vermutlich waren es
eindeutige Zeichen, dass hier niemand auf Krieg eingestellt ist. So     kompositorische Gründe, die Spitzweg zu dieser Phantasieuni-
wie von Carl Spitzweg im Titel bereits andeutet, handelt es sich        form verleiteten. Das leuchtende Signalrot der Hose dient dem
um einen Militärposten im Frieden.                                      Auge der Betrachter als effektvoller Fixpunkt und bildet auch den
                                                                        Komplementärgegensatz zum dominanten Grün der Bewachs-
Dieses liebevolle Porträt des Wachsoldaten, den ein Augenblick          ung.
von Müdigkeit und Langeweile übermannt, ist von jener tiefen
Menschlichkeit geprägt, die Spitzwegs Werke auszeichnen. Mit            Doch gleichzeitig wollte Spitzweg nicht den Vertreter einer
feiner Ironie und ungeheurer Detailgenauigkeit schildert er uns ei-     bestimmten Nationalität bzw. Armee darstellen. Vielmehr hat
nen kostbaren Moment des Innehaltens, in dem die Waffen ruhen,          sein Anliegen generell einen universellen Anspruch: Ein Mann, ein
eine friedliche Oase für Mensch und Tier. Dennoch deutet der            Mensch demonstriert mit seinem Gähnen deutlich sein Desinter-
von links aufziehende Sturm auf drohendes Unheil hin. Tatsäch-          esse an einer kriegerischen Auseinandersetzung und hisst schon
lich stehen 1856, im Entstehungsjahr dieses Gemäldes, dunkle            einmal die weisse Flagge als Friedenszeichen.
Gewitterwolken über Europa. Als Spitzweg im März/April daran ar-
beitet, schliessen in Paris gerade die Vertreter des Osmanischen        CHF 150 000 / 250 000
Reiches, Frankreichs, Österreichs, Preussens, Grossbritanniens,         (€ 138 890 / 231 480)
Sardiniens und Russland den „Dritten Pariser Frieden“. Dieser

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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3211
CARL SCHLESINGER
(Lausanne 1825–1893 Düsseldorf)
Strickende Mutter mit ihrem Kind auf einer Brücke. 1859.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert, bezeichnet und datiert: C. Schlesinger. Ddf.
1859.
30,5 × 37 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, seit mehreren Generationen.

CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)

| 122
3212
HEINRICH BÜRKEL
(Pirmasens 1802–1869 München)
Landschaft mit weidendem Vieh. Um 1858.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: HBÜRKEL.
29 × 52,8 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, seit mehreren Generationen.

Literatur:
- Luigi von Buerkel: Heinrich Bürkel. Ein Malerleben der Biedermei-
   erzeit, München 1940 (mit Register der Werken), Nr. 703.
- Hans Bühler und Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel mit Werkver-
  zeichnis der Gemälde, München 1989, Nr. 309, S. 259 (mit Abb.).

CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)

                                                                       | 123
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3213
CARL SPITZWEG
(1808 München 1885)
Memorierender Landpfarrer. Um 1840.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: S im Rhombus.
31,7 × 27,2 cm.

Provenienz:                                                          tete proklamierte Vertrauen in die Institutionen und ihre Vertreter
- Sammlung Emil Locher (1873–1940).                                 wieder ebenso wie der Rückzug ins Private in einem kontempla-
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.       tiven Spaziergang oder die Sehnsucht nach Sicherheit, Ruhe und
                                                                     Harmonie in einer Krisen geschüttelten Zeit. Dabei ist der Blick
Wenn dir‘s vergönnt je, dann richt es so ein,                        auf die vermeintlichen Autoritäten der damaligen Gesellschaft bei
Dass dir ein Spaziergang das Leben soll sein!                        Spitzweg nie frei von einem wohlwollenden Spot und Augenzwin-
Stets schaue und sammle, knapp nippe vom Wein,                       kern, eingebettet in eine tiefe Naturverbundenheit in meisterlich
Mach unterwegs auch Bekanntschaften fein,                            präziser Darstellung.
Des Abends kehr selig bei dir wieder ein
Und schlaf in den Himmel, den offnen, hinein!                        In Siegfried Wichmanns Werkverzeichnis findet sich eine ver-
(Carl Spitzweg)                                                      gleichbare Darstellung ohne Künstlersignum, die mit „Memorie-
                                                                     render Landpfarrer“ betitelt und um 1840 datiert ist (Siegfried
Mit erhobenem Spazierstock in der Rechten, Brevier und Re-           Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde
genschirm nachlässig nach unten abgekippt in der linken Hand         und Aquarelle, Stuttgart 2002, Nr. 182, S. 159). Diese wird mit
wandert der wohlbeleibte Landpfarrer gemächlich den von Wei-         einem zeitgleichen Werkkomplex von sieben Gemälden mit der
zenfeldern und Buschwerk gesäumten Weg entlang. Fast scheint         Darstellung einer „Gefährlichen Passage“ (ebd., Nr. 206–212) in
er leicht verdrießlich in Gedanken an den zu rezitierenden Text in   Beziehung gesetzt. Möglicherweise handelt es sich bei der in
der Bewegung zu verharren. Carl Spitzweg beschwört hier in der       der Literatur aufgeführten Version um die Vorstudie zu unserer
ruhigen Atmosphäre eines Sommertages ein Idyll herauf, aus der       Darstellung. Unsere erscheint in der Ausführung ausgeglichener
der komplett in Schwarz gekleidete Spaziergänger als zentrales       und führt Spitzwegs eigenhändiges Monogramm S im Rhombus
Element heraussticht. Typisch für die Zeit um 1840 ist die groß in   der Frühzeit.
den Bildraum gesetzte Figur, die sich deutlich in ihrem Umriss vom
Himmel und der ihn umgebenden Natur absetzt. Sehr gelungen           CHF 25 000 / 35 000
spiegelt sich in der Komposition - mit dem für Spitzweg so typi-     (€ 23 150 / 32 410)
schen, leicht satirischem Unterton - das im Biedermeier verbrei-

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| 125
Gemälde des 19. Jahrhunderts

                               3214*
                               PETER BAUMGARTNER
                               (1834 München 1911)
                               Ehepaar beim Haareschneiden. 1872.
                               Öl auf Leinwand.
                               Unten rechts signiert, bezeichnet und datiert: P. Baumgartner.
                               München. 1872.
                               87 × 73,3 cm.

                               Provenienz:
                               - Auktion Fischer, Luzern, 16.5.1991, Los 2098.
                               - Europäischer Privatbesitz.

                               CHF 6 000 / 8 000
                               (€ 5 560 / 7 410)

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3215
                                                                     Um 1849 heiratete François die junge Malerin Célestine Gosselin
FRANÇOIS ÉTIENNE MUSIN                                               (1826–1853) aus Brüssel. Um 1853 bestellt der Prinz von Preus-
(Oostende 1820–1888 Brüssel)                                         sen eine Serie von sechs Gemälden für sein Schloss in Potsdam.
Segelschiff vor Küste (Tempesta Fragilla).                           Zu dieser Zeit reiste Musin häufig nach Spanien, Portugal, Italien,
Öl auf Leinwand.                                                     Frankreich und Norwegen. Von diesen Reisen brachte er zahlrei-
Unten rechts signiert: f. musin.                                     che Skizzen und Studien mit, die auch heute noch auf Auktionen
45 × 70 cm.                                                          zu finden sind. Im Jahr 1860 liess er sich in seinem neu erbauten
                                                                     Haus in St. Joost nieder. Im Garten liess er ein grosses Atelier-
Provenienz:                                                          museum einrichten, in dem auch sein Sohn Malunterricht erhielt.
- Galerie Amsterdam, bis 1996.                                      Vater und Sohn wurden mit Aufträgen überhäuft: Die Amerikaner
- Schweizer Privatbesitz, bei obiger erworben.                      und die Briten waren begeisterte Abnehmer.
Dieses meisterhafte Gemälde von François Musin wurde 1866 auf        Musin wurde von den konservativen Kunstkreisen in Brüssel und
der Ausstellung in Brüssel präsentiert und mit der Goldmedaille      anderswo sehr geschätzt. Er stellte erfolgreich in Wien, Amster-
ausgezeichnet. Der prächtige Rahmen ist der ursprüngliche, der       dam und London aus. Er war während seiner Karriere sehr aktiv
dieses Gemälde bereits 1866 zierte.                                  und schuf eine beeindruckende Anzahl von Gemälden. Von
                                                                     1840 bis 1888 nahm er an zahlreichen Ausstellungen in Europa
Über die Jugendjahre von François Musin sind nur sehr wenige         und Amerika teil. François Musins Werke wurden mehrfach mit
Informationen überliefert. Er studierte an der Zeichenschule von     Medaillen ausgezeichnet und er wurde in den Leopold-Orden,
Oostende und wurde von dem Maler François Bossuet (1798–             den Orden Karls des Dritten und in den Orden des Befreiers von
1889) gefördert. 1836 schrieb er sich als Schüler an der Brüsseler   Venezuela aufgenommen.
Akademie ein und trat in das Atelier von Bossuet ein. 1840 gab er
sein Debüt in der Marinemalerei mit einer Ausstellung im Salon       Christiaan Lucht M.A., bestätigt die Eigenhändigkeit des Gemäl-
von Antwerpen. Er bediente den Geschmack jener Zeit nach             des anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken.
einer romantischen Stimmung und stellte diese mittels Stürmen,
Schiffbrüchen, Seeschlachten oder romantischen Hafenansich-          CHF 10 000 / 15 000
ten dar.                                                             (€ 9 260 / 13 890)

                                                                                                                                   | 127
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3216*
FRANÇOIS ANTOINE BOSSUET                                             Das hier angebotene Gemälde „Rue de la Giralda in Sevilla“ zeigt
(Ypern 1798–1889 Saint-Josse-ten-Noode)                              eine imposante Ansicht der Giralda, dem ehemaligen Minarett der
Rue de la Giralda, Sevilla.                                          Hauptmoschee und heutigen Glockenturm der Kathedrale von
Öl auf Holz.                                                         Sevilla. Die Moschee wurde nach der christlichen Rückeroberung
Unten rechts signiert: F. Bossuet.                                   der Stadt im Jahre 1248 zunächst als Kirche Santa Maria la Mayor
52 × 40,5 cm.                                                        weitergenutzt, bevor sie im 15. Jahrhundert niedergerissen und
                                                                     als spätgotische Kathedrale neu erbaut wurde. Das zur Gänze aus
Provenienz:                                                          Backstein gemauerte ehemalige Minarett blieb jedoch stehen,
- Auktion De Vuyst, Lokeren, 17.5.2014, Los 19.                     wurde in Teilen umgearbeitet und dient seitdem als Glockenturm
- Sammlung Rademakers.                                              der Kathedrale. Die Giralda ist bis heute das bedeutendste Wahr-
                                                                     zeichen der Stadt.
Der Belgier François-Antoine Bossuet erlangte Berühmtheit als
begabter Vedutenmaler, der sich besonders spanischen und itali-      Es verwundert daher nicht, dass Bossuet – Liebhaber bekann-
enischen Stadtlandschaften zuwandte. Er wurde an der Koninklijke     ter, historischer Orte – dieses berühmte Bauwerk als markantes
Academie voor Schone Kunsten van Antwerpen bei Willem Jacob          architektonisches Element zum zentralen Thema seines Gemäldes
Herreyns (1743–1827) ausgebildet und unternahm zahlreiche            machte. Das mächtige, die Menschen und umliegenden Gebäude
Studienreisen nach Italien, Spanien, Portugal, Marokko, Deutsch-     weit überragende Bauwerk wird von Bossuet mit grosser Präzision
land und in die Niederlande, wo er sich von den Alltagsszenen in     und Liebe für die Details dargestellt. Das mediterrane gleissende
den Strassen inspirieren liess. 1855 wurde er zum Professor an       Licht des Südens verleiht dem Minarett eine Klarheit, die durch das
der Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles ernannt, eine        gelungene Spiel von Licht und Schatten in den Bereich des Alltags-
Position, die er bis 1876 innehatte. Besondere Anerkennung           lebens auf dem Marktplatz lebhaft akzentuiert wird. Der Standort
erhielt er für seinen Sinn für authentische Lichtführung und         des Betrachters ist aufgrund der genauen Stadttopographie exakt
Perspektive, zu der er auch wissenschaftliche Schriften verfasste.   bestimmbar und wäre heute in der Calle Mateos Gago zu verorten.
Seine Liebe zur Architektur kombinierte er mit gut beobachteten
Szenen der Händler auf den Markt, der Wäscherinnen oder flanie-      CHF 15 000 / 20 000
render Edelleute.                                                    (€ 13 890 / 18 520)

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| 129
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3217
ADOLPHE APPIAN
(1818 Lyon 1898)
Fischer an Meeresbrandung. 1878.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Appian. 1878.
32,5 × 55,5 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Noé Willer bestätigt die Eigenhändigkeit des Gemäldes anhand
einer Fotografie, wofür wir ihm danken.

CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 390 / 2 310)

3218*
ALEXANDRE-RENÉ VERON
(1826 Montbazon 1897)
Corot et ses amis en forêt. 1853.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: A. Veron 1853. Verso auf dem
Keilrahmen betitelt: Corot et ses amis dans les gorges d‘Apre-
mont - Fontainebleau 1853.
59,5 × 40,5 cm.

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.

Der in Montbazon geborene Alexander René Veron, stellt in
vorliegendem Gemälde den Pfeife rauchenden Jean-Baptiste
Camille Corot (1796–1875) in einer felsigen Schlucht unter den
herbstlichen Eichen bei einer Malpause dar. Verorten lässt sich
die Darstellung wohl in die Schluchten von Apremont („Gorges
d’Apremont“), einer Gegend im Wald von Fontainebleau, die unter
den Barbizonmalern sehr beliebt war.

CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)

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3219*
JULES ACHILLE NOËL
(Quimper 1815–1881 Algier)
Segelboote am Ufer.
Öl auf Holz.
Unten links signiert: JULES NOËL.
23,5 × 35,5 cm.

Provenienz:
- Kunsthandel V. Winkel & Magnussen, Kopenhagen, Nr. M223
   (verso mit Etikett).
- Deutscher Besitz.

Ausstellung:
Paris 1913, Exposition de Petits Maîtres du XIXe siècle, Galerie
Georges Petit, 16.6.–13.7.1913, Nr 222 (verso mit Etikett).

CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)

                                                                   | 131
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3220
FRANZ XAVER WINTERHALTER
(Menzenschwand 1805–1873 Frankfurt a. M.)
Die schöne Amerikanerin. Um 1868–1869.
Öl auf Leinwand.
115 × 88 cm (oval).

Gutachten:
Dr. Eugene Barilo von Reisberg, 2.8.2021.

Provenienz:
- Sammlung Franz Xaver Winterhalter, 1873.
- Durch Erbfolge an Hermann Winterhalter (Bruder von Franz
   Xaver Winterhalter), 1891.
- Durch Erbfolge in den Besitz der Erben von Hermann Winterhal-
   ter.
- Privatsammlung Dr. Huwyler, um 1988 (verso mit Etikett / Leih-
   geber für die Ausstellungen in London und Paris).
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.        frühen 1870er-Jahre war. Zum anderen trägt der auf der Leinwand
                                                                      befindliche Stempel von Henry et Cré, einem Pariser Leinwand-
Ausstellung:                                                          lieferant, dazu bei, die Datierung so genau fixieren zu können.
London und Paris 1987/88, Franz Xaver Winterhalter and the            So verwendete der Betrieb jenes Händlers diesen bestimmten
courts of Europe 1830–70, National Portrait Gallery, 30.10.1987–      Stempel nur für die Zeitperiode von 1868 bis 1869.
10.01.1988, Nr. 80 (verso mit Etikett).
                                                                      Im Genre der Porträtmalerei zählt Winterhalter im 19. Jahrhundert
Literatur:                                                            zu den renommiertesten Künstlern. Er fertigt eine Vielzahl von
- Franz Wild: Nekrologe und Verzeichnisse der Gemälde von Franz      Bildnissen für aristokratische Persönlichkeiten an, darunter für das
   & Herrmann Winterhalter, Zürich 1894, S. 53 / Anhang Nr. 507.      britische, spanische und österreichische Königshaus sowie für
- O. E. Sutter: Franz Xaver Winterhalter, Daheim 1936, S. 373, Nr.   den französischen Königshof. Winterhalters Kontakte zur Adels-
   25 (mit Abb.)                                                      gesellschaft finden sich bereits in dessen Jugendjahren. Während
- Ausst.-Kat. Franz Xaver Winterhalter et les cours d’Europe de      seiner Ausbildung im baden-württembergischen St. Blasien wird
   1830 à 1870, National Portrait Gallery, London 1988, S. 154 und    Grossherzog Ludwig I. auf sein künstlerisches Talent aufmerksam
   218, Nr. 80 (mit Abb.).                                            und ermöglicht ihm ein Stipendium an der Königlichen Akade-
                                                                      mie der Bildenden Künste in München. Es folgen Stationen als
Von Anmut und Eleganz geprägt und zugleich mit stolzem Blick          Zeichenlehrer Sophie von Badens (1801–1865) und als badischer
porträtiert Franz Xaver Winterhalter die hier dargestellte junge      Hofmaler unter Grossherzog Leopold (1790–1852) sowie diverse
Amerikanerin. Der Familienüberlieferung nach handelt es sich          Reisen und Auslandsaufenthalte, die Winterhalter internationa-
bei der Dame um die letzte Verlobte Franz Xaver Winterhalters         le Bewunderung verschaffen. Seine besondere Beliebtheit als
(Ausst.-Kat 1988, S. 218). Obwohl es keine konkreten Hinweise         Porträtmaler liegt neben der technischen Präzision auch in der
für die Verlobung des damals über sechzigjährigen Künstlers gibt,     schmeichelhaften Darstellungsweise begründet, mit welcher der
liegt jedoch nahe, dass eine persönliche Beziehung zwischen der       Maler seine Modelle wiedergibt. Er fängt die jeweiligen Charak-
Porträtierten und dem Maler bestand. Seit Mitte des 19. Jahr-         teristiken ein und führt diese auf wohlwollende und besonders
hunderts liess sich eine Vielzahl amerikanischer Reisender von        ästhetische Art und Weise aus. Zeitgenössische Modetrends
europäischen Künstlern porträtieren. Auch von Winterhalter sind       dienen dabei als unterstützendes Requisit.
mindestens vier Gemälde bekannt, auf denen er amerikanische
Modelle porträtierte – darunter das Gemälde „Mlle Strahter de         Das Porträt der Amerikanerin bleibt bis zu Winterhalters Tod in
Kentucki“ von 1850.                                                   dessen Besitz. Anschliessend erscheint es unter der Nummer
                                                                      9 im Nachlass seines Bruders Hermann Winterhalters. In der
Obgleich das hier angebotene Gemälde nicht datiert ist, ist es        posthum entstandenen Liste von Winterhalters Werk, die dessen
dem Kunsthistoriker Dr. Eugene Barilo von Reisberg möglich, die       Neffe Franz Wild 1894 anfertigt, wird das Gemälde ebenfalls unter
Entstehung des Werks zeitlich sehr konkret zwischen 1868 und          selbigem Titel erwähnt.
1869 einzuordnen. Seine Annahme begründet er zum einen mit
der verwendeten Kleidung und dem aufwendigen Haarschmuck              CHF 30 000 / 40 000
der Dame, der sehr typisch für die späten 1860er-Jahre und            (€ 27 780 / 37 040)

| 132
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Gemälde des 19. Jahrhunderts

3221*
PAUL DÉSIRÉ TROUILLEBERT
(1829 Paris 1900)
La ruelle des Soeurs à Candes.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Trouillebert.
57 × 22 cm.

Provenienz:
- Vente Atelier Trouillebert, 1890, Nr. 35.
- Auktion Pillon, Calais, 7.7.1996, Los 50.
- Auktion Pomez-Boisseau, Troyes, 9.2.1997, Los 87.
- Auktion Dorotheum, Wien, 8.6.2020, Los 600.
- Maier & Co. Fine Art, Stuttgart.
- Europäischer Besitz.

Ausstellungen:
- Galerie Haussmann, 1900, Nr. 83.
- Stuttgart 2020, Paul Désiré Trouillebert, Maier & Co. Fine Art,
   Oktober 2020.

Literatur:
Claude Marumo / Thomas Maier / Bernd Müllerschön: Paul Désiré
Trouillebert. Catalogue Raisonné de l‘oeuvre peint, Stuttgart 2004,
S. 377, Nr. 479 (mit Abb.).

CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 560 / 7 410)

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3222*
PAUL DÉSIRÉ TROUILLEBERT
(1829 Paris 1900)
Le rameur dans sa barque.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Trouillebert.
34,3 × 50,5 cm.

Provenienz:
- Auktion Rossini, Paris, 9.4.2014.
- Maier & Co., Fine Art, Stuttgart.
- Europäische Sammlung.

Das Gemälde wird nach Prüfung des Originals durch Thomas
Maier und Bernd Müllerschön in den in Vorbereitung befindlichen
Nachtragsband zum Werkverzeichnis von Paul Désiré Trouillebert
aufgenommen.

CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)

                                                                  | 135
Gemälde des 19. Jahrhunderts

                               3223*
                               PIETER LODEWIJK FRANCISCO KLUYVER
                               (1816 Amsterdam 1900)
                               Winterlandschaft mit Reisigsammlern.
                               Öl auf Leinwand.
                               Unten links signiert: Kluyver.
                               76 × 64,5 cm.

                               Provenienz:
                               Europäischer Privatbesitz.

                               Pieter Lodewijk Kluyvers Œuvre wird bestimmt durch äusserst präzise ausgeführte und
                               atmosphärisch aufgeladene Sommer- und Winterlandschaften. Die Feinheiten der Natur
                               finden Betonung durch einen feinen Pinselduktus und eine in sich stimmige Farbpalette
                               und durch Vieh- und Figurenstaffage belebt. Mit eindrucksvollen Lichteffekten stellt
                               Kluyver unterschiedliche Landschaftszüge rund um Arnheim, Amersfoort, Den Haag,
                               Haarlem und Amsterdam dar und führt er die lange Tradition der holländischen Land-
                               schaftsmalerei fort, die im 17. Jahrhundert in Jacob van Ruisdael (1629–1681) einen
                               wichtigen Vertreter hatte.

                               Diese äusserst detailliert ausgeführte Winterlandschaft gehört zu den qualitätsvollsten
                               Kompositionen des Amsterdamer Malers Pieter Lodewijk Francisco Kluyver innerhalb der
                               Bildgruppe von Winterdarstellungen.

                               Christiaan Lucht, M.A. bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals, wofür
                               wir ihm danken.

                               CHF 9 000 / 12 000
                               (€ 8 330 / 11 110)

| 136
3224*
ANDREAS SCHELFHOUT                                                      Schon zu Lebzeiten genossen die sorgfältig und mit technischer
(1787 Den Haag 1870)                                                    Raffinesse ausgeführten Landschaftsgemälde des Niederlän-
Eisvergnügen. 1824–29.                                                  ders grosse Beliebtheit. Kein anderer vermochte es die liebliche
Öl auf Holz.                                                            Atmosphäre einer Sommerlandschaft oder das frostig kalte
Unten rechts signiert: A. Schelfhout. f.                                Wetter eines Wintertages malerisch so einzufangen wie Andreas
37,8 × 48,6 cm.                                                         Schelfhout.

Provenienz:                                                             Gewisse Darstellungen wurden mit Viehstaffagen von Künstler-
- Kunsthandel Pieter A. Scheen, Den Haag.                              kollegen, wie Pieter Gerardus van Os (1776–1839) ausgestattet,
- Privatsammlung.                                                      wovon möglicherweise auch bei den Figuren und dem Pferd auf
- Auktion Venduehuis der Notarissen, Den Haag, 15.12.2020, Los         der linken Seite in dieser Komposition ausgegangen werden kann,
   67.                                                                  die höchstwahrscheinlich nicht von Schelfhout selbst ausgeführt
- Niederländischer Privatbesitz.                                       wurden.

Literatur:                                                              Mit Barend Cornelis Koekkoek (1803–1862) zählt Andreas
- Willem Laanstra: Andreas Schelfhout, Amsterdam 1995, S. 149,         Schelfhout zu den wichtigsten Vertretern der niederländischen
   Nr. WO 38-1 (mit Abb. / minimal abweichende Massangaben).            Landschaftsmalerei der Romantik, weshalb es nicht verwundert,
- Herman de Vilder und Kris van de Ven: Eugène Verboeckhoven           dass unter der Liste seiner Schüler bekannte Namen wie Johan
   et ses peintres collaborateurs, Sint Niklaas 2006, S. 390, Nr. 325   Bartold Jongkind (1816–1907) und Charles Leickert (1819–1891)
   (mit Farbabb.).                                                      auftauchen.

                                                                        CHF 12 000 / 18 000
Bekanntheit erlangte Andreas Schelfhout für seine Komposi-              (€ 11 110 / 16 670)
tionen romantischer Sommer- und Winterlandschaften sowie
Strandszenen, wobei die Werkgruppe der sogenannten „Win-
tertjes“ (dt. Eisvergnügen) unübertroffen bleibt, zu der auch die
vorliegende Arbeit gezählt werden darf.

                                                                                                                                    | 137
Gemälde des 19. Jahrhunderts

                               3225*
                               HENDRIKUS VAN DE SANDE BAKHUYZEN
                               (1795 Den Haag 1860)
                               Hirtenjunge mit Kühen. 1837.
                               Öl auf Holz.
                               Unten rechts signiert und datiert: VdS: Bakhuyzen. fc 1837.
                               54 × 46,5 cm.

                               Provenienz:
                               Europäischer Privatbesitz.

                               Die Szenen des niederländischen Künstlers Henrikus van de Sande Bakhuyzen zeich-
                               nen sich durch eine sehr feine und detaillierte Malweise aus. Aufgrund dieser akkuraten
                               Technik erinnern seine Werke an Darstellungen aus der Zeit des Goldenen Zeitalters wie
                               beispielsweise die Landschaften des Barockmalers Paulus Potter (1625–1654). Auch
                               die hier angebotene romantische Landschaftsszene mit Kühen, Schafen und einem im
                               Gras rastenden Hirtenjungen ist von diesem besonderen Stil gekennzeichnet und zählt
                               gemäss dem Experten Christiaan Lucht zu einem der besten Gemälde des Künstlers.

                               1795 in Den Haag geboren, verbrachte Bakhuyzen sein gesamtes Leben in seiner
                               Geburtsstadt, wo er auch als Lehrer tätig war. Für seine Arbeit erhielt Bakhuyzen ver-
                               schiedene Medaillen und Auszeichnungen und ab 1822 wurde er Mitglied der Königlichen
                               Akademie der Bildenden Künste in Amsterdam. In den 1830er- und 1840er-Jahren reiste
                               er nach Deutschland und nach Belgien und kehrte inspiriert mit neuen Ideen zurück. Die
                               Entstehung des vorliegenden Gemäldes ist demnach zeitlich in Bakhuyzens Reiseperiode
                               zu verorten.

                               Christiaan Lucht, M.A. bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals, wofür wir
                               ihm danken.

                               CHF 18 000 / 25 000
                               (€ 16 670 / 23 150)

| 138
3226*
                                                                     -M
                                                                       arjan van Heteren und M. van den Nieuwenhof: Kruseman.
FREDERIK MARINUS KRUSEMAN                                             Kunstbroeders uit de Romantiek, Waanders Uitgevers, Zwolle,
(Haarlem 1816–1882 Sint-Gillis)                                       2014 (mit Abb.).
Sommerlandschaft mit Figuren. 1861.
Öl auf Leinwand.                                                     Unter dem Einfluss verschiedener Vertreter der romantischen
Unten links signiert und datiert: FMKruseman fc 1861.                Landschaftsmalerei, wie Nicolaas Johannes Roosenboom
54,2 × 59 cm.                                                        (1805–1880), Jan van Ravenswaaij (1789–1869) und Barend
                                                                     Cornelis Koekkoek (1803–1862), erlernte der Haarlemer Künstler,
Provenienz:                                                          märchenhafte, verträumte und technisch versierte Ausführungen
- Auktion Christie‘s, Laren, 20.10.1980, Los 309.                   unterschiedlicher Sommer- und Winterlandschaften.
- Europäische Privatsammlung.
                                                                     Die 1850er- und 1860er-Jahre gelten in Krusemans Karriere
Ausstellung:                                                         als Höhepunkt. Den zu jener Zeit entstandenen Werken wird
Oss/Alkmaar 2014-2015, Kruseman. Kunstbroeders uit de ro-            nachgesagt, in vielerlei Hinsicht gar die Arbeiten seines Lehrers
mantiek, Museum Jan Cunen, 14.4.2014–15.3.2015 und Stedelljk         Koekkoek zu übertreffen. So auch vorliegende Arbeit, die mittels
Alkmaar, 18.4.–19.7.2015.                                            präzise ausgeführten Details und einer romantischen und in sich
                                                                     stimmigen Farbpalette zum Verweilen einladen.
Literatur:
- Marjan van Heteren und Jan de Meere, Frederik Marinus Kruse-      Christiaan Lucht M.A., bestätigt die Eigenhändigkeit des Gemäl-
   man 1816–1882: Painter of Pleasing Landscapes, Schiedam,          des anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken.
   1998, S. 186, Kat.-Nr. 139 (mit Abb. und fehlerhaften Massanga-
   ben).                                                             CHF 17 000 / 22 000
                                                                     (€ 15 740 / 20 370)

                                                                                                                                  | 139
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3227                                                             3228*
ERNEST VAN DEN KERCKHOVE                                         HORACE VERNET
(Brüssel 1840–1879 Schaarbeek)                                   (1789 Paris 1863)
Zusammenkunft vor dem Pantheon in Rom. 1871.                     Studie zu „Der Ausbruch der Cholera an Bord der Fregatte Mel-
Öl auf Holz.                                                     pomène“. 1833–1834.
Unten rechts signiert, bezeichnet und datiert: E. VDKerckhove.   Öl auf Papier auf Leinwand.
ROME 1871.                                                       Unten links signiert und schwer leserlich datiert: H Vernet 183(...).
41 × 54,5 cm.                                                    38 × 31 cm.

Provenienz:                                                      Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, durch Erbfolge an heutige Besitzer.      - Sammlung Eduard Hildebrandt (1817–1868).
                                                                 - Nachlassversteigerung Hildebrandts, 4.3.1869, Berlin, im Wohn-
CHF 4 000 / 6 000                                                   haus des Malers, Los 183 (verso mit Etikett als „Der Ausbruch
(€ 3 700 / 5 560)                                                   der Cholera auf einem französischen / Kriegsschiffe [...]“).
                                                                 - Privatsammlung, England.
                                                                 - Auktion Lawrences Auctioneers, Crewkerne, 11.7.2014, Los
                                                                    2020 (als „Study For `The Cholera on Board The Melpomene`“).
                                                                 - Kunsthandel Daxer & Marschall, München.
                                                                 - Europäische Sammlung.

                                                                 Das Ereignis, das Horace Vernet hier für sein Gemälde wählte,
                                                                 geht auf eine Begebenheit zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu-
                                                                 rück. Auf dem Weg von Brest nach Alger steuerte die Fregatte der
                                                                 Melpomène – benannt nach der Muse der tragischen Dichtung
                                                                 und des Trauergesangs – unter Kapitän Vincent-Marie Moulac
                                                                 (1778–1836), im Juni 1833 den Hafen von Lissabon an. Zu jener
                                                                 Zeit wütete in der portugiesischen Hafenstadt die Choleraepi-
                                                                 demie und innert weniger Tage infizierte sich ein Grossteil der
                                                                 Mannschaft und erlag kurze Zeit später der Krankheit. Die übrige
                                                                 Besatzung machte sich weiter auf den Weg nach Toulon und
                                                                 hatte bei der Ankunft weitere Tote zu beklagen. Um die Einwoh-
                                                                 ner von Toulon von der Cholera zu verschonen, opferte sich die

| 140
Mannschaft der Melpomène und begab sich für mehrere Monate in
Quarantäne, die nur wenige Besatzungsmitglieder überlebten.

Bei der hier zum Verkauf stehenden Komposition handelt es sich
wohl um eine Vorstudie zum Originalgemälde der „Le Choléra
morbus à bord de la Melpomène/Miasmes délétères à bord de la
Melpomène“ (Öl auf Leinwand, 273 × 192 cm, signiert, datiert und
bezeichnet Rome 1834), das sich heute im Palais des Beaux–Arts in
Marseille befindet. In Auftrag wurde dieses von der Stadt Marseilles
für den Ratssaal der Gesundheitsbehörde gegeben und sollte sich
motivisch neben dem Marmorrelief mit der „Pest in Mailand“ von
Pierre Pugets (1620–1694) und dem Gemälde des „Heiligen Rochus“
von Jacques-Louis David (1748–1825) einreihen.

Das Gemälde erreichte Marseille 1835 nach seiner Fertigstellung.
Umso tragischer und furchteinflössend war es, dass die französische
Stadt kurze Zeit später von der Cholera heimgesucht wurde und
Vernets Darstellung zur schrecklichen Realität wurde.

CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)

                                                                       | 141
Gemälde des 19. Jahrhunderts

3229
HENRI FANTIN-LATOUR                                                       höchste Form der Raffinesse. Es sind die einfachen Freuden des
(Grenoble 1836–1904 Buré)                                                 täglichen Lebens, in denen sich das grösste Glück finden lässt.
Nature morte de cuisine. Verre, bouteille, plat, casserole et pot.        Eine beruhigende Wirkung geht von den Stilllebendarstellungen
1856.                                                                     Fantin-Latours aus, die zum Innezuhalten einladen, um die Schön-
Öl auf Leinwand.                                                          heit des Lebens zu erkennen und zu bewundern – sei es der es
Unten links signiert und datiert: Fantin. 1856.                           beim Anblick einer gedeckten Tafel oder bei der Vorstellung des
49 × 61 cm.                                                               Geschmacks der dargestellten frischen Früchte oder auch der
                                                                          Anblick von duftenden, blühenden Blumen.
Gutachten:
Sylvie Brame, Brame & Lorenceau, 19.5.2021.                               Während der ersten Jahre seiner Karriere als Künstler schuf er
                                                                          zunächst Porträts und Selbstporträts, was vor allem auf seine
Provenienz:                                                               Orientierung und ersten Versuche, im Salon auszustellen, zurück-
- Sammlung Mme Fantin-Latour, bis 1919.                                  zuführen ist. Erst kurz vor 1860 wendet sich Fantin-Latour vom
- Galerie F. & J. Tempelaere, Paris.                                     Porträtieren von Gesichtern ab und widmet sich der Darstellung
- Kunsthandel Huinch & Scherjon, Amsterdam.                              von Früchten und Blumen und weiterer Stilllebenelemente.
- Kunsthandel Hans W. Lange, Berlin, 27.–29.1.1943.
- Kunsthandel E. J. Wisselingh & Co., Amsterdam, Nr. 7359 (verso         Henri Fantin-Latour zählt zu den Meistern der französischen
   mit Etikett / „nature morte“).                                         Stilllebenmalerei des 19. Jahrhunderts und reiht sich in die Linie
- Sammlung Max Borden, New York (bei Obigem erworben).                   vorangehender talentierter Künstlergenerationen rund um
- Auktion Parke Bernet Galleries, Inc., New York, 3.2.1954, Los 57.      Jean-Baptiste Oudry (1686–1755), Jean-Baptiste-Siméon Char-
- Auktion Parke Bernet Galleries, Inc., New York, 17.11.1954, Los        din (1699–1799) und Anne Vallayer-Coster (1744–1818) ein.
   57.
- Sammlung Rose Borden, 1962 (verso auf Rahmen bezeichnet).              In diesem frühen Gemälde aus dem Genre der Stilllebenmale-
- Auktion Willy Klopfer, Zürich, 29.4.1982, Los 321.                     rei, hatte Fantin noch nicht den aussergewöhnlichen Realismus
- Schweizer Privatbesitz, an obiger Auktion erworben.                    erreicht, den man mit seinen Stillleben von Mitte bis Ende der
                                                                          1860er-Jahre verbindet. Sein Gespür für raffinierte Farbharmoni-
Ausstellungen:                                                            en war jedoch bereits gut entwickelt.
- Amsterdam 1936, Fantin-Latour, Kunsthandel Hunich & Scher-             Nebst Gustave Courbet (1819–1877) und James McNeill
   jon, Januar 1936, Nr. 2.                                               Whistler (1834–1903) gehörte Fantin-Latour zu einer Gruppe
- Lausanne 2007, Fantin-Latour, de la réalité au rêve, Fondation de      von befreundeten Künstlern, für die Gemälde keine abstrakten
   l‘Hermitage, 29.6.-28.10.2007, Nr. 1.                                  und unrealistischen Bilder darstellen sollten. Die Natürlichkeit
                                                                          der Motive sollte vor der Theatralik in der Darstellung stehen und
Literatur:                                                                exotische Sujet, übersteigerte Emotionen und eine dramatische
- Victoria Fantin-Latour: Catalogue de l‘oeuvre complet de               Romantik wurden abgelehnt. Mit Wahrheit und Genauigkeit sollte
   Fantin-Latour, établi et rédigé par Madame Fantin-Latour, Paris        das unidealisierte Sujets abgebildet werden, was in dem hier zum
   1911, S. 11, Nr. 66 (nature morte).                                    Verkauf stehenden Küchenstillleben Fantin-Latours überzeugend
- Ausst.-Kat. Fanti-Latour, de la réalité au rêve, Fondation de l‘Her-   zum Ausdruck kommt.
   mitage, Lausanne 2007, S. 76, Nr. 1 (mit Farbabb.).
                                                                          CHF 20 000 / 30 000
Schenkt man der künstlerischen Überzeugung Henri Fantin-La-               (€ 18 520 / 27 780)
tours Glauben, so liegt in der Schlichtheit der Komposition die

| 142
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Gemälde des 19. Jahrhunderts

                           3230
                           JEAN-BAPTISTE MALLET
                           (Grasse 1759–1835 Paris)
                           Badende am Seeufer.
                           Öl auf Leinwand.
                           Unten rechts auf dem Stein signiert: JMallet.
                           96,3 × 126,5 cm.

                           Provenienz:
                           Schweizer Privatbesitz.

                           Noé Willer bestätigt die Eigenhändigkeit des Gemäldes nach Be-
                           gutachtung anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken.

                           CHF 7 000 / 10 000
                           (€ 6 480 / 9 260)

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                                                                     unverkennbaren Stil und seiner revolutionären Maltechnik wird er
GUSTAVE COURBET                                                      als zentraler Wegbereiter der klassischen Moderne und Zeit-
(Ornans 1819–1877 La Tour–de–Peilz)                                  wender der Kunstgeschichte gehandelt. Mit seinem Hang zur
Soucis / Astres.                                                     Provokation und zum Tabubruch, wie auch seiner Maltechnik
Öl auf Leinwand.                                                     setzte Gustave Courbet Massstäbe, die prägend auf nachfolgen-
Unten links signiert: G. Courbet.                                    de Künstlergenerationen wirken sollten. Passend hierzu schrieb
22 × 27 cm.                                                          der deutsche Kunsthistoriker und Kurator, Ulf Küster, dass Farbe
                                                                     bei Courbet zum Gegenstand der Kunst wurde, das Sujet an sich
Gutachten:                                                           gar in den Hintergrund rückte und Courbet einen Grundstein für
Comité Courbet, 10.5.2021.                                           die Entwicklung der abstrakten Kunst legte (Ulf Küster: Zeitge-
                                                                     nosse Courbet, in: Ausst.-Kat. Basel, Gustave Courbet, Fondation
Provenienz:                                                          Beyeler 7.9.2014 –18.1.2015, S. 12 und 17).
- Sammlung Ph. de Cossé-Brissac.
- Privatsammlung Paris.                                             Das hier zum Verkauf stehende Pochade eines Blumenstillleben,
- Sammlung Kaspar Ilg, Schweiz.                                     soll laut dem französischen Kunstkritiker und Journalisten, Théo-
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.       dore Duret (1838–1927), 1862 in La Rochelle gemalt worden sein
                                                                     und zeigt Ringelblumen in einem braunen Steinguttopf.
Literatur:
Robert Fernier: La vie et l‘œuvre de Gustave Courbet. Catalogue      CHF 20 000 / 30 000
raisonné, Tom I: 1819–1865. Peintures. Paris 1977, S. 178, Nr. 301   (€ 18 520 / 27 780)
(mit Abb. und minimal abweichenden Massangaben).

Gustave Courbet, 1819 in Ornans geboren, zählt zu den wich-
tigsten französischen Meistern des 19. Jahrhunderts. Mit seinem

                                                                                                                                 | 145
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