GLOBAL 2000 WOHNBAUCHECK 2021 - Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer beim Heizen und Sanieren?
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT 1. Zusammenfassung......................................................................................................................... 4 2. Einleitung..........................................................................................................................................8 2.1. Hintergrund................................................................................................................................... 8 2.2. Zielsetzung..................................................................................................................................10 2.3. Methodik......................................................................................................................................10 3. Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme........................................................................................ 12 3.1. Status quo Ölheizungen.............................................................................................................. 12 3.2. Trendvergleich Ölheizungen......................................................................................................14 3.3. Unterstützende Maßnahmen für einen Erdöl-Ausstieg.......................................................... 15 3.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme....................................................... 16 4. Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme.....................................................................................17 4.1. Status quo Gasheizungen........................................................................................................... 17 4.2. Trendvergleich Gasheizungen................................................................................................... 19 4.3. Unterstützende Maßnahmen für einen Erdgas-Ausstieg....................................................... 19 4.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme.................................................... 21 5. Steigerung der thermischen Gebäudequalität....................................................................22 5.1. Sanierungsrate im Gebäudebestand........................................................................................ 22 5.2. Thermische Qualität im geförderten Wohnneubau................................................................. 23 5.3. Thermische Qualität in der geförderten Wohnbausanierung................................................ 25 5.4. Zusammenfassung: Steigerung der thermischen Gebäudequalität..................................... 26 6. Wohnbaupolitik als Klimaschutzinstrument.........................................................................28 6.1. Exkurs: Thermischer Schwerpunkt in der Wohnbausanierung.............................................. 28 6.2. Exkurs: Reichweite der Wohnbauförderung im Neubau......................................................... 29 6.3. Exkurs: Förderung ökologischer Baustoffe............................................................................. 29 6.4. Exkurs: Anteil innovativer Gebäude im geförderten Wohnneubau........................................ 31 6.5. Exkurs: Vergleich der Siedlungsstrukturen nach Gemeindegrößen..................................... 32 6.6. Exkurs: Trendvergleich bei der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf............................ 33 6.7. Exkurs: Erneuerbarer Anteil in der Fernwärmeversorgung.................................................... 34 6.8. Zusammenfassung: Wohnbaupolitik als Klimaschutzinstrument......................................... 35 2 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
7. Klimaverträgliches Raumwärmeszenario..............................................................................36 8. Ergebnisse der Gesamtbewertung..........................................................................................39 8.1. Benchmarks für die Bundesländer........................................................................................... 39 8.2. Gesamtbewertung aller Bundesländer.................................................................................... 40 8.3. Schlussfolgerungen.................................................................................................................. 45 9. Anhang............................................................................................................................................ 48 9.1. Literaturverzeichnis................................................................................................................... 48 9.2. Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................................. 51 9.3. Fragenkatalog für die Befragung der Bundesländer............................................................... 51 9.4. Tabellenanhang.......................................................................................................................... 53 IMPRESSUM: Medieninhaberin, Eigentümerin und Verlegerin: GLOBAL 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien, Tel (01) 8125730, Autor: Thomas Steffl / scenario editor e.U., Redaktion und inhaltliche Mitarbeit: Johannes Wahlmüller / GLOBAL 2000, Redak- tion: Carin Unterkircher / GLOBAL 2000, Layout: Flammen / Hannes Eder, Sabine Potuschak, Bildquellen: shutterstock (Zdenek Harnoch S.5, S.40), Cover: rdonar/Shutterstock_Infrarot-Thermovision-Scan GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 3
1. ZUSAMMENFASSUNG Das 2015 in Paris geschlossene Klimaschutzabkom- Anstrengungen für die Umsetzung der Energiewende men sieht vor, den globalen Temperaturanstieg auf im Raumwärmebereich eingestuft werden können. deutlich unter 2°C einzugrenzen und darüber hinaus Die Ausformulierung der Kriterien orientierte sich Anstrengungen zu unternehmen, die globale Erder- an den Herausforderungen eines ambitionierten wärmung auf unter 1,5°C einzudämmen. Das Ziel der Klimaschutzes, den fünf umfassendsten Klima- und Bundesregierung bis 2040 klimaneutral zu werden, Energieszenarien für Österreich sowie den Klima- ist damit kompatibel. Um dieses Ziel zu erreichen, ist und Energiestrategien des Bundes und aller neun es notwendig, vollständig auf erneuerbare Energien Bundesländer (siehe Tabelle 1). zu setzen, wie das auch im Regierungsabkommen der aktuellen österreichischen Bundesregierung ver- Im Vergleich zum „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck ankert ist. Es besteht nur noch ein stark begrenztes 2018“ wurden die Bewertungskriterien geringfügig Treibhausgasbudget, um diese Ziele zu erreichen. adaptiert. Bei den unterstützenden Maßnahmen für Manche Sektoren können diese Umstellung schneller den Erdgas-Ausstieg wurden die Kriterien dahin- vollführen als andere und dieser Vorsprung wird auch gehend erweitert, dass auch der nicht-geförderte für andere Sektoren, die mehr Zeit brauchen, drin- Wohnbau mitbetrachtet wird. Als Datenquelle für gend benötigt, um insgesamt innerhalb des vorhan- die Sanierungsraten wurde auf die aktuelle Studie denen Treibhausgasbudgets zu verbleiben. Die dafür „Definition und Messung der thermisch-energeti- notwendige Energiewende im Raumwärmebereich schen Sanierungsrate in Österreich“ (IIBW & UBA, wird ihren Erfolg vor allem daran messen müssen, 2020) umgestellt, da mit dieser Studie explizit eine wie schnell die entsprechenden Treibhausgasemissi- aussagekräftige und praktikable Definition erarbeitet onen reduziert werden konnten und nicht nur daran, wurde und diese auch Einzelsanierungsmaßnahmen wie viele Emissionen noch im Jahr 2040 ausgestoßen in Form von „umfassenden Sanierungsäquivalenten“ werden. berücksichtigt. Für den „GLOBAL 2000-Wohnbau- check 2018“ wurden lediglich vollständige umfassen- Durch vielfältige Initiativen der Bundesländer konnte de Sanierungen berücksichtigt und Einzelsanierungs- hier bereits einiges erreicht werden. Die Effizienz maßnahmen nicht mitgezählt. der Gebäude wurde erhöht und fossile Energieträger sind vielerorts auf dem Rückzug. In der Folge ist der Bewertungsergebnisse Gebäudebereich der einzige Sektor, in dem Öster- Der „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck“ wurde bislang reich relevante Einsparungen an Treibhausgasemis- in den Jahren 2017, 2018 und 2021 durchgeführt. sionen vorweisen kann. Jetzt ist aber erneut ein Wie bisher konnte kein Bundesland als „Klimaschutz- Schritt vorwärts erforderlich, weil es nun gilt, ein Pionier“ eingestuft werden. Die „Klimaschutz-Ver- ambitioniertes Klimaschutzszenario zu verwirklichen folgergruppe“ bilden 2021 die Bundesländer Wien, und die Energiewende im Bereich der Raumwärme Vorarlberg, Kärnten und Oberösterreich. Vorarlberg erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Der vorliegende und Kärnten konnten vorwiegend durch ihre Erfolge „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ zeigt, wie die beim Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme punkten. Bundesländer im Vergleich zu einer ambitionierten Für Oberösterreich verteilen sich die Punkte gleich- Umsetzung der Energiewende in diesem Bereich mäßiger auf die Bewertungskategorien. Als „Klima- liegen. schutz-Nachzügler“ werden dieses Jahr die Bundes- länder Burgenland, Salzburg, Steiermark, Tirol und Bewertungskriterien Niederösterreich eingestuft, die in unterschiedlichen Für den „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ Teilbereichen nur wenige Punkte erzielen konnten. wurden neun Bewertungskriterien erarbeitet, anhand derer die einzelnen Bundesländer hinsichtlich ihrer 4 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Ausstieg aus Erdöl Ausstieg aus Erdgas Steigerung der thermischen für Raumwärme für Raumwärme Gebäudequalität Sanierungsrate im Status quo Ölheizungen Status quo Gasheizungen Gebäudebestand Vergleich des Anteils mit Vergleich des Anteils mit Vergleich der thermisch- bundesländer-spezifischen bundesländer-spezifischen energetisch relevanten Zielpfaden. Zielpfaden. Sanierungsraten. Thermische Qualität im Trendvergleich Ölheizungen Trendvergleich Gasheizungen geförderten Wohnneubau Vergleich der 10-Jahrestrends Vergleich der 10-Jahrestrends Tatsächlich erzielte Heizwärme- in den Bundesländern. in den Bundesländern. bedarfe innerhalb der Wohnbau- förderprogramme. Thermische Qualität in der Maßnahmen für den Maßnahmen für den geförderten Wohnbausanierung Erdöl-Ausstieg Erdgas-Ausstieg Tatsächlich erzielte Heizwärme- Ordnungspolitische Maßnahmen, Ordnungspolitische Maßnahmen, bedarfe innerhalb der Wohnbau- die zu einem Ausstieg führen. die zu einem Ausstieg führen. förderprogramme. Tabelle 1: Bewertungskriterien des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021” im Überblick Rot Steiermark Klimaschutz-Nachzügler Gelb Klimaschutz-Verfolgergruppe Grün Klimaschutz-Pionier Salzburg Tirol Burgenland Vorarlberg Niederösterreich Oberösterreich Kärnten Wien 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Quelle: eigene Darstellung Abbildung 1: Gesamtbewertung aller Bundesländer GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 5
Wie klimafit sind die Bundesländer beim Heizen ÖL GAS EFF* und Sanieren? ÖL GAS EFF* Öl: Fortschritte beim Ausstieg aus Öl Gas: Fortschritte beim Ausstieg aus Gas EFF: Fortschritte bei Gebäudeeffizienz ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* ÖL GAS EFF* * EFF: Effizienz Index: Grüne Ampel = Klimaschutz-Pionier, Gelbe Ampel = Klimaschutz-Verfolgergruppe, Rote Ampel = Klimaschutz-Nachzügler Quelle: eigene Darstellung Abbildung 2: Hauptergebnisse des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021” Schlussfolgerungen haben, mit vorangehenden thermischen Sanierungen Österreich verfügt sowohl über gut ausgebildete und attraktiven Beratungs- und Fördermodellen zu ArbeitnehmerInnen als auch zahlreiche innovative unterstützen. Gleichzeitig gilt es, einen Wechsel auf Unternehmen, um nachhaltiges Bauen flächende- neue Gasheizungen zu vermeiden, damit dieser Lock- ckend umsetzen zu können. Das heißt, dass Öster- In-Effekt nicht das übergeordnete Ziel der Klima- reich die besten Voraussetzungen hat, die Energie- neutralität bis 2040 verunmöglicht. wende im Gebäudebereich rasch umsetzen zu kön- nen. Die bisherigen Fortschritte im Gebäudesektor Für den Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme bis Österreichs sind erfreulich. Fossile Energieträger 2040 braucht es noch ambitioniertere und wirkungs- sind auf dem Rückzug und die Effizienz der Gebäude vollere Maßnahmen als bisher. In Tirol und in der konnte deutlich gesteigert werden. Hinsichtlich der Steiermark hat der Anteil an Gasheizungen in den notwendigen Maßnahmen, um die verbindlichen letzten zehn Jahren zugenommen. Wien und an- Klimaschutzziele zu erfüllen, bedarf es einer ambiti- dere Großstädte haben einen sehr hohen Anteil an onierten Fortsetzung dieser Erfolge. Der „GLOBAL Gasheizungen. Zum Teil muss also noch eine Kehrt- 2000-Wohnbaucheck 2021“ zeigt, dass die meisten wende erreicht werden und zum Teil ist der Weg Bundesländer bereits in etwa auf halbem Weg sind. noch sehr weit. Dennoch verbleibt hierfür in etwa Dennoch muss diese zweite Hälfte des Wegs mög- nur eine Heizkessellebensdauer. Für einen möglichst lichst rasch bewältigt werden, um das zur Verfügung reibungsfreien Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme stehende Treibhausgasbudget nicht unnötig rasch braucht es also schnelles und beherztes Handeln. aufzubrauchen. Auch der Erdgas-Anteil in der Fernwärme stellt in den meisten Bundesländern noch eine bevorstehen- Der Ausstieg aus Erdöl im Bereich der Raumwärme de Hürde dar. bis 2035 ist in Österreich bereits im Regierungs- programm verankert, eine rechtlich verbindliche Die Gesamtsanierungsrate (umfassende Sanierungen Umsetzung fehlt aber noch. Aufgabe der Wohn- plus Äquivalente für Einzelsanierungsmaßnahmen) bauförderprogramme ist es somit, die rund 16 % der ist in den letzten Jahren in Österreich um ein Viertel Haushalte, die aktuell noch Ölheizungen installiert zurückgegangen. Angestrebt war allerdings eine 6 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Steigerung um mindestens die Hälfte. Diese enorme Abseits der in die Bewertungen eingeflossenen Zielverfehlung ist nicht nur für die Energiewende im Kennzahlen wurden für den „GLOBAL 2000-Wohn- Raumwärmebereich und damit den Klimaschutz von baucheck 2021“ weitere Informationen recherchiert Belang. Dadurch werden Chancen verpasst, Arbeits- und aufbereitet. Weil es schwieriger ist, in diesen plätze in der Bauwirtschaft zu schaffen sowie Wert- Bereichen klare Benchmarks zu definieren, wurden schöpfung und Innovationskraft im Inland zu stärken. diese jedoch nicht in die Bewertung aufgenommen, sondern dienen als thematisch relevante Zusatzinfor- Österreich hat – auch auf Initiative der Bundesländer mation. – bereits einen guten Teil des Weges zur Umsetzung der Energiewende im Raumwärmebereich zurück- gelegt. Jetzt braucht es wieder mutige Schritte, um diese für uns alle positive Entwicklung zu vervollstän- digen und zum Abschluss zu bringen. GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 7
2. EINLEITUNG Im Folgenden werden der Hintergrund, die Zielset- Ernstgemeinter Klimaschutz setzt zung und Methodik der vorliegenden Studie kurz einen verantwortungsvollen Umgang beschrieben. Damit soll die zugrundeliegende Motivation und Vorgangsweise nachvollziehbar mit dem zur Verfügung stehenden dargestellt werden. Treibhausgasbudget („Carbon Budget“) voraus. Ein Aufschieben von bereits umsetzbaren Maßnahmen 2.1. Hintergrund verstärkt nur die Probleme in den Das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, den nächsten Jahrzehnten und liefert globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C keine neuen Lösungsansätze. einzugrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, die globale Erderwärmung auf unter 1,5°C einzu- dämmen. Das Pariser Klimaschutzabkommen wurde Seit 2005 zeigt sich bei den österreichischen Treib- im Dezember 2015 von 195 Nationalstaaten be- hausgasemissionen ein leichter Abwärtstrend, wobei schlossen. Österreich hat das Abkommen als eines der Bezugswert aus dem Jahr 1990 immer noch nicht der ersten Länder in der EU im Juli 2016 ratifiziert unterschritten werden konnte. Der „Klimaschutz- und sich damit dazu verpflichtet, seine Treibhaus- bericht 2020“ (UBA, 2020, Seite 6) nennt für den gasemissionen auf ein klimaverträgliches Maß zu Rückgang der aktuellsten Emissionszahlen (also von reduzieren. Das aktuelle Regierungsziel, bis 2040 2017 auf 2018) folgende Gründe: „[…] wartungsbe- Klimaneutralität zu erreichen, ist damit kompatibel. dingte Stilllegung eines großen Hochofens sowie die Das bedeutet, dass spätestens im Jahr 2040 eine niedrigere Stromerzeugung aus Erdgas. Aufgrund vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems einer milden Witterung waren auch die Emissionen erreicht werden muss. Gleichzeitig hat die Bundes- im Sektor Gebäude rückläufig.“ Ambitionierte und regierung im Regierungsprogramm festgehalten, gezielte Maßnahmen sind das nicht, sondern Effekte, dass der schrittweise Ausstieg aus Öl und Gas im die sich eher zufällig ergeben haben. Gebäudebereich vorangetrieben wird. Ebenso haben sich zahlreiche Bundesländer Klimaziele gesteckt und Beim „Climate Change Performance Index 2021“ Strategien ausgearbeitet. Diese müssen aber vielfach (Burck et al., 2020) erzielte Österreich lediglich ein noch adaptiert und vor allem umgesetzt werden. „Low Rating“ mit 48 Punkten. Die vergebene Punkte- spanne reichte hierbei von 20 (U.S.A.) bis 74 Punkten Für einen wirkungsvollen Klimaschutz braucht es im (Schweden). Hinblick auf das begrenzte Treibhausgasbudget1 die schnellstmögliche Reduktion der Treibhausgasemis- Im Gebäudesektor ist der anzustrebende Lösungs- sionen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es Berei- pfad bereits bekannt und erprobt: thermisch opti- che gibt, in denen für die notwendigen Reduktionen mierte Gebäudehüllen und erneuerbare Heizsysteme. erst noch Lösungen entwickelt und etabliert werden Für beides konnten in Österreich bereits vor einigen müssen. Andererseits gibt es Bereiche, in denen alle Jahrzehnten Pionierleistungen verbucht werden nötigen Technologien bereits vorhanden und erprobt und entsprechende Technologien und Know-how sind. Diese müssen so zeitnah wie möglich umge- werden erfolgreich in die ganze Welt exportiert. setzt werden, um anderen Bereichen, wie Teilen der Auch die jährlichen Treibhausgasemissionen im Ge- Industrie, das notwendige Zeitpolster zu verschaffen. bäudesektor gehen aufgrund dieser Entwicklungen 1 Maßgeblich für den Temperaturanstieg ist die emittierte Menge an Treibhausgasen insgesamt über die Jahre hinweg. Bis 2040 oder gar 2050 weiterhin hohe Emissionszahlen zu produzieren und dann darauf zu hoffen, dass sich die Emissionen schlagartig senken lassen, führt zu einem deutlich zu hohen Treibhausgasanteil in der Atmosphäre. Anders formuliert, nicht die Emissionen in einem bestimmten Zieljahr sind relevant, sondern die jährlich kumulierten Emissionen bis zu diesem Zielpunkt. 8 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
zurück. Dennoch ist das bisherige Ambitionsniveau in Österreich die entsprechenden Stellschrauben zu gering. Ersichtlich wird das unter anderem an der auf unterschiedlichen Kompetenzebenen: Sanie- langsamen Entwicklung hin zu Heizungssystemen rungsscheck auf Bundesebene, Bauordnungen und auf Basis von erneuerbaren Energien. Wohnbauförderungen auf Landesebene, verdichtete Siedlungsstrukturen auf Gemeindeebene. Der Anteil der Haushalte, die direkt mit fossilen Brennstoffen (Erdgas, Heizöl und Kohle) heizen, hat Zahlreiche Publikationen und Studien zeigen, dass seit 2003/2004 um 15 %-Punkte abgenommen. Im das Ziel „Klimaneutralität“ erreichbar ist und wo die Gegenzug haben Heizsysteme mit erneuerbaren dafür notwendigen Stellschrauben liegen. Allen voran Energiequellen (Stückholz, Pellets, Solarwärme und sei hier die „Energie- und Klimazukunft Österreich“ Wärmepumpen) nur 6 %-Punkte hinzugewonnen. (Veigl, 2017) erwähnt, dessen Szenario-Berech- Die Spanne dazwischen und auch der leichte Rück- nungen sich auf acht für Österreich erstellte Studien gang von Stromdirektheizungen wurde durch Fern- unterschiedlicher Forschungsinstitutionen stützen. wärme gefüllt (Statistik Austria, 2019a). In Österreich beruht Fernwärme allerdings nur zu 48 % auf erneu- Die bisherige Zielrichtung lässt sich also in absehbarer erbaren Energiequellen (Statistik Austria, 2019b). Zeit mit einem klimaverträglichen Gebäudesektor in Österreich vereinbaren. Allerdings widersprechen die Um eine nachhaltige Lösung herbeizuführen, die auch bisherigen Ambitionen und Wirkungseffekte einem die Dringlichkeit durch das begrenzte Treibhausgas- verantwortungsvollen und ernstgemeinten Umgang budget berücksichtigt, bedarf es der gleichzeitigen mit dem uns noch zur Verfügung stehenden Budget Nutzung vieler Stellschrauben. Allerdings liegen an Treibhausgasemissionen. 100 % Solar- und Umgebungswärme Brennholz Heizungsmix der österreichischen Haushalte 80 % Fernwärme Strom Erdgas 60 % Heizöl, Flüssiggas Kohle, Koks, Briketts 40 % 20 % 0% 2003/2004 2005/2006 2007/2008 2009/2010 20011/2012 2013/2014 2015/2016 2017/2018 Quelle: Statistik Austria 2019a Abbildung 3: Entwicklung des Heizungsmix der österreichischen Haushalte GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 9
2.2. Zielsetzung Dass die Exkurse nicht Teil der Bewertung sind, liegt darin begründet, dass diese Kennzahlen nicht für Der vorliegende „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck alle Bundesländer hinreichend vergleichbar sind, ein 2021“ soll einen Bundesländervergleich im Wohnbau Bewertungskriterium doppelt abbilden würden oder Österreichs erarbeiten. Hierfür soll insbesondere der die Belastbarkeit einer möglichen Bewertung nicht Ausstieg aus fossilen Heizsystemen (Ölheizungen, vollends gegeben ist. Gasheizungen) und die Gebäudequalität (bzw. die thermisch-energetische Qualität der Gebäudehülle) Das Hauptaugenmerk des „GLOBAL 2000-Wohn- im Fokus stehen, um die dafür wichtigsten Faktoren baucheck 2021“ liegt auf den Bereichen: (1) sparsamer Umgang mit Energie und (2) Ausstieg aus fossilen Energieträgern abzubilden. Da sich die • Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme, Bundesländer hinsichtlich der Bauordnungen und • Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme und Wohnbauförderprogramme mitunter stark unter- • Steigerung der thermischen Gebäudequalität. scheiden, soll das in den vorangegangenen Versionen des „GLOBAL 2000-Wohnbauchecks“ entwickelte Zusätzlich wurde der Bereich Wohnbaupolitik als Kriterienset angewandt werden, um einen gut nach- Klimaschutzinstrument aufbereitet. vollziehbaren Vergleich zu bieten. Darüber hinaus sollen weitere relevante Bereiche beleuchtet werden. Der „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck Speziell im Gebäudebereich gibt es eine Vielzahl 2021“ orientiert sich an den Klima- und an unterschiedlichen Kennzahlen (Sanierungsrate, Energiestrategien der Bundesländer Heizwärmebedarf, Wohnbaufördermittel usw.), und stützt sich auf öffentlich wobei die Datenqualität stark abweicht. Mit der vorliegenden Studie soll einerseits der „gemeinsame zugängliche Statistik-Daten Nenner“ der derzeit verfügbaren Kennzahlen darge- sowie direkte Auskünfte von den stellt werden und andererseits ein Ausblick auf wei- Bundesländern. tere Aspekte des Gebäudesektors gegeben werden, die aufgrund ihrer fehlenden Vergleichbarkeit oder Interpretierbarkeit nicht Teil der Bewertung sind. Grundlage für die Auswahl der Kriterien und informa- tiven Exkurse waren die Energie- und Klimastrategien der Bundesländer sowie die verfügbaren wissen- 2.3. Methodik schaftlichen Zielerreichungsstudien für Österreich. Darüber hinaus wurde unterstellt, dass der Wohnbau Das Bewertungsschema wurde eigens für den als Leitsegment für den gesamten Gebäudesektor „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2017“ entwickelt herangezogen werden kann und der Gebäudesektor und angewandt. 2018 erfolgte eine Weiterent- einen ambitionierten Klimaschutzpfad im Sinne eines wicklung, die auf den Rückmeldungen und Gesprä- verantwortungsvollen Umgangs mit dem Treibhaus- chen mit den VertreterInnen der Bundesländer zur gasbudget einschlagen muss. Um eine größtmögliche Publikation 2017 beruhte. Für 2019 wurde aus zwei Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu erreichen, Gründen keine quantitative Bewertung durchgeführt: basieren die meisten Bewertungen auf öffentlich Einerseits wurde die 2017 und 2018 erzeugte Auf- zugänglichen Daten. Die restlichen Bewertungen er- merksamkeit und erfahrene Gesprächsbereitschaft folgten anhand der Rückmeldungen der Bundesländer bei den zuständigen LandesrätInnen dazu genutzt, zu einem einheitlichen und umfassenden Fragen- den Dialog zu vertiefen und damit auch langfristig katalog von GLOBAL 2000, der im Frühjahr 2020 einen Impact zu generieren. Andererseits sind zum an die Wohnbaureferate verschickt wurde. Beispiel die statistischen Daten des Mikrozensus stets für jeweils zwei Jahre verfügbar, wodurch ein Die Bewertungen und informativen Exkurse jährliches Update nicht in allen Kriterien eine aktuali- beruhen auf folgenden Quellen: sierte Bewertung ermöglicht. • Mikrozensus, Energieeinsatz der Haushalte (Statistik Austria, 2019a) Das Bewertungsschema besteht aus neun Kriterien, • Befragung der Bundesländer durchgeführt die für die Punktevergabe und in weiterer Folge für von GLOBAL 2000 im Frühjahr 2020 das Ranking herangezogen werden. Weitere rele- • Definition und Messung der thermisch- vante Aspekte werden in insgesamt sieben Exkursen energetischen Sanierungsrate in Österreich abgebildet, welche nicht in die Bewertung einfließen. (IIBW & UBA, 2020) 10 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
• Maßnahmen im Gebäudesektor 2009 bis 2018 • 2 Punkte für eine wesentlich beschleunigte (BMNT, 2019) Energiewende im Raumwärmebereich, die einen • Broschüren und Rechtsnormen zu den verantwortungsvollen Umgang mit dem noch zur Wohnbauförderprogrammen der Bundesländer Verfügung stehenden Treibhausgasbudget zeigt. • Energiebilanzen der Bundesländer • Darüber hinaus wurde bei jedem Bewertungs- (Statistik Austria, 2019b) kriterium dem besten Bundesland ein Zusatzpunkt • Unterlagen zum Finanzausgleich (BMF, 2020) vergeben, um diesen Vorsprung vor den anderen • Paket: Gebäude- und Wohnungsregister Bundesländern entsprechend hervorzuheben. (Statistik Austria, 2020a) • Baumaßnahmenstatistik (Statistik Austria 2019c) Das entwickelte Punktesystem (inklusive der • Mikrozensus, Wohnungsgröße von Ergebnisdarstellung als Ampeln) ermöglicht die Hauptwohnsitzwohnungen (Statistik Austria, gleichzeitige Bewertung von qualitativen und 2020b) quantitativen Kriterien. • Nutzflächen fertiggestellter Wohnungen (Statistik Austria 2019d) Im Vergleich zum „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2018“ wurden die Bewertungskriterien geringfügig Für alle Bewertungskriterien wurde dasselbe Punkte- adaptiert. Bei den unterstützenden Maßnahmen für system angewandt. Die jeweiligen Bewertungsstufen den Erdgas-Ausstieg wurden die Kriterien dahin- wurden basierend auf den Landesstrategien und gehend erweitert, dass auch der nicht-geförderte Klima- und Energiestudien festgelegt. Wohnbau mitbetrachtet wird. Als Datenquelle für die Sanierungsraten wurde auf die aktuelle Studie Die Punktevergabe erfolgte in allen Kriterien „Definition und Messung der thermisch-energeti- nach derselben Ausrichtung: schen Sanierungsrate in Österreich“ (IIBW & UBA, • 0 Punkte für ein deutlich unterdurchschnittliches 2020) umgestellt, da mit dieser Studie explizit eine Ambitionsniveau bzw. ein entsprechend geringes aussagekräftige und praktikable Definition erarbeitet Vorankommen auf einem klimaverträglichen wurde und diese auch Einzelsanierungsmaßnahmen Zielpfad, in Form von „umfassenden Sanierungsäquivalenten“ • 1 Punkt für die Erreichung eines durchschnittlich berücksichtigt. Für den „GLOBAL 2000-Wohnbau- ambitionierten Zielpfades und check 2018“ wurden lediglich vollständige umfassen- de Sanierungen berücksichtigt und Einzelsanierungs- maßnahmen nicht mitgezählt. GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 11
3. AUSSTIEG AUS ERDÖL FÜR RAUMWÄRME Für die Bewertung des nahezu vollständigen Erdöl- und führt dann weiter aus : Ausstiegs standen ein Zeithorizont bis 2030 und sinnvolle Gebote für Verwendung von Heizsystemen „Das Jahrzehnt-Teilbudget 2021-2030 für diesen auf Basis regenerativer Wärmequellen im Vorder- Zielpfad beträgt knapp 550 Mio. Tonnen. Dessen grund. Im Regierungsprogramm ist ein vollständiger verbindliche Festlegung, gemeinsam mit dem Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 enthalten. Einige Gesamtbudget ab 2021, ist für eine realistische Bundesländer waren ambitionierter und haben be- Zielerreichung der Klimaneutralität 2040 unver- reits in ihren Strategien einen Ausstieg bis 2025 bzw. zichtbar. Ansonsten verbleiben ab 2031 wesent- 2030 festgelegt. Dies war zum Beispiel in der „Ener- lich weniger als 150 Mt CO2-eq Restbudget, was giezukunft 2030 – Die oberösterreichische Energie- unrealistisch hohe Reduktionsraten von weit über strategie“ (OÖ, 2009) oder im „Energiemasterplan 10 % pro Jahr für alle Jahre nach 2030 erfordern Kärnten – eMap 2025“ (KTN, 2014) der Fall. würde.“ Weiters zeigt sich, dass das österreichische Treib- Aufgrund der besonders hohen Treibhausgasemissi- hausgasbudget aufgrund mangelnder Erfolge im onen durch Ölheizungen und der Verfügbarkeit von Klimaschutz rascher als erwartet aufgebraucht wird. kostengünstigeren und klimaschonenderen Optionen Das Wegener Center quantifiziert und formuliert wurde für alle Bundesländer ein spezifischer Aus- das in einem Statement 2 vom 09.10.2020 wie folgt stiegspfad bis 2030 als Referenz festgelegt. Das ent- (Kirchengast & Steininger, 2020): spricht einem verantwortungsbewussten Umgang mit unserem verbleibenden Treibhausgasbudget. „Überdies werden schon 2017–2020 etwa 314 Mio. Tonnen des Budgets verbraucht, sodass ab 2021 nur mehr knapp 700 Mio. Tonnen verbleiben.“ 3.1. Status quo Ölheizungen von 2010 bis 2014 wurde ein flacherer „Einstieg“ in den Ausstieg berücksichtigt. Nach 2014 erfolgt der Für jedes Bundesland wurde ein spezifischer Zielpfad weitere Rückgang linear bis 2029/2030 noch 1 % Öl- errechnet. Beginnend mit dem Anteil an Haushalten, heizungen verbleiben. Für die Bewertung im Rahmen die 2010 im jeweiligen Bundesland mit Öl geheizt des „GLOBAL 2000-Wohnbauchecks 2021“ wurde haben, wurde ein Verlauf bis zum nahezu vollstän- der Anteil an Ölheizungen für 2017/2018 herangezo- digen Ausstieg3 2030 errechnet. Für die Periode gen (Statistik Austria, 2019a). 2 Online abrufbar unter https://wegcwww.uni-graz.at/publ/downloads/RefNEKP-TreibhausgasbudgetUpdate_WEGC-Statement_Okt2020.pdf (zuletzt abgerufen am 05.02.2021). 3 Um besondere Einzelfälle, bei denen eine Ölheizung auch 2030 noch ein argumentierbares Heizsystem sein kann, zu berücksichtigen, wurde die konservative Annahme getroffen, dass im Zieljahr noch ein Prozent der Haushalte Ölheizungen verwenden. 12 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Bewertung 0 Punkte mind. 10 % „schlechter“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes 1 Punkte innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum spezifischen Zielpfad des Bundeslandes 2 Punkte mind. 10 % „besser“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes Tabelle 2: Bewertungsstufen für den Status quo Ölheizungen Die Bewertung beruht auf den Daten der Statistik Abbildung 4 veranschaulicht die Punktevergabe Austria, welche diese mittels Mikrozensus erhebt. am Beispiel der Steiermark. Entlang des Zielpfades Die Stichprobe, die im Rahmen des Mikrozensus er- (weißer Pfeil) gibt es einen Korridor, der einer Be- hoben wird, kann bei einer entsprechend detaillierten wertung mit 1 Punkt entspricht (gelber Bereich). Bei Betrachtung wie hier (Aufteilung auf Bundesländer einem höheren Anteil an Ölheizungen werden keine und Heizsysteme) in Kombination mit sehr geringen Punkte vergeben (roter Bereich), bei einem geringe- absoluten Zahlen zu relativ großen Schwankungen4 ren Anteil werden 2 Punkte vergeben (grüner Be- in den Detaildaten führen. Deswegen wird ein Anteil reich). Der aktuelle Wert der Steiermark kann direkt von kleiner oder gleich 5 % Ölheizungen mit 2 Punkten eingetragen werden (blauer Kreis). bewertet. 35 % 30 % Anteil der Haushalte mit Ölheizungen 25 % Zielpfad 20 % 15 % 10 % 5% 0% 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 Abbildung 4: Bewertung des Status quo Ölheizungen am Beispiel Steiermark 4 Sehr gut ersichtlich ist dieser Effekt an der Anzahl der mittels Mikrozensus gemessenen Ölheizungen in Wien. Für 2011/2012 werden 25.173 Ölheizungen ausgewiesen, für 2013/2014 nur noch 12.684, welche für 2015/2016 auf 30.895 steigen und 2017/2018 wieder auf 13.107 fallen (Statistik Austria, 2019a). GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 13
Derzeit erkennt man in den meisten Bundesländern veralteter Ölheizungen, wird das Ziel der Bundesre- einen klaren Rückgang bei den Ölheizungen, der einen gierung deutlich verfehlt werden. In allen anderen nahezu vollständigen Ausstieg bis 2030 möglich Bundesländern kann ein Ausstieg aus Ölheizungen macht, sofern relevante Maßnahmen diesbezüglich bis 2035 erreicht werden, wenn die Entwicklung der auch effektiv umgesetzt werden und keine gegen- letzten Jahre beibehalten wird. Auch das ist aber läufige Einflussnahme vorgenommen wird. keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert An- strengungen. Wien wird das Ziel voraussichtlich viel Ein etwas anderes Bild zeigt sich, wenn man die Ent- früher erreichen können. wicklung in den Bundesländern mit der Zielsetzung der Bundesregierung in diesem Bereich vergleicht. Aktuell liegen lediglich Wien und die Steiermark Aktuell verfolgt die Bundesregierung das Ziel eines unter bzw. bei ihrem spezifischen Zielpfad. In allen vollständigen Ausstiegs aus Ölheizungen bis 2035. anderen Bundesländern gibt es einen klaren Nach- In Niederösterreich und Tirol werden derzeit aber holbedarf, um bis 2030 den Ausstieg aus Ölheizun- zu wenige Ölheizungen ersetzt, um dieses Ziel zu gen noch zu realisieren. erreichen. Bleibt es beim zu langsamen Austausch Status quo Ölheizungen AT-Ø BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Zielwert für 2018 14 % 13 % 21 % 11 % 15 % 20 % 18 % 28 % 26 % 2,4 % Ist-Wert für 2018 16 % 16 % 25 % 14 % 18 % 22 % 19 % 35 % 31 % 1,4 % Punktevergabe - 0 0 0 0 0 1 0 0 2+1 Tabelle 3: Punktevergabe beim Status quo Ölheizungen anhand des Anteils der Haushalte mit Ölheizungen Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a 3.2. Trendvergleich Ölheizungen terlegt, sondern die Bundesländer untereinander ver- glichen. Als Referenzwert wurde der österreichweite Als Ergänzung zum Status quo wurde der Trend der Trend herangezogen – 2007/2008 heizten 24 % der letzten zehn Jahre als Bewertungskriterium herange- österreichischen Haushalte mit Öl, 2017/2018 waren zogen. Im Unterschied zum Status quo wurde für die es nur noch 16 %, was einem Rückgang (Trend) von Bewertung des Trends kein spezifischer Zielpfad hin- minus 33 % entspricht. Bewertung 0 Punkte mind. 10 % „schlechter“ als der österreichweite Trend 1 Punkte innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum österreichweiten Trend 2 Punkte mind. 10 % „besser“ als der österreichweite Trend Tabelle 4: Bewertungsstufen für den Trendvergleich Ölheizungen Der österreichweite Trend der letzten 10 Jahre liegt len, sank die Anzahl der Haushalte mit Ölheizungen bei minus 33 % bei Ölheizungen in privaten Haushal- um 21 %, während die Anzahl der Haushalte um 9 % ten, gemessen am Anteil der Ölheizungen 2007/2008 zugenommen hat. und 2017/2018. Betrachtet man die absoluten Zah- 14 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Trendvergleich AT-Ø BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Ölheizungen Anteil 2007/2008 24 % 25 % 39 % 17 % 29 % 31 % 36 % 47 % 38 % 3,3 % Anteil 2017/2018 16 % 16 % 25 % 14 % 18 % 22 % 19 % 35 % 31 % 1,4 % 10-Jahrestrend -33 % -38 % -36 % -20 % -36 % -29 % -48 % -26 % -19 % -57 % Punktevergabe - 2 1 0 1 0 2 0 0 2+1 Tabelle 5: Punktevergabe beim Trendvergleich Ölheizungen, gemessen anhand des Anteils der Haushalte mit Ölheizungen im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a Im Trendvergleich stechen Wien, die Steiermark und bzw. nicht neu errichtet. In Wien haben Ölheizungen das Burgenland hervor. Dort wurden anteilig über- allerdings nur einen geringen Anteil im Vergleich mit durchschnittlich viele Ölheizungen ausgetauscht den anderen Bundesländern. 3.3. Unterstützende Maßnahmen Bundesländern auch die Möglichkeit gegeben, die für einen Erdöl-Ausstieg Wirksamkeit der eigenen Maßnahmen bzw. die tatsächliche Förder- und Bewilligungspraxis mit Der letzte Teil der Bewertung im Bereich „Ausstieg entsprechenden Zahlen zu belegen. aus Erdöl für Raumwärme“ zielt auf das Setzen von (ordnungs-)politischen Maßnahmen zur Reduktion Im Neubau ist mittlerweile auf Bundesebene ein des Einsatzes von Ölheizungen ab. klares Gebot für Heizsysteme auf Basis regenerati- ver Wärmequellen beschlossen worden. Hier waren Für den „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ Niederösterreich und danach auch Wien Vorreiter wurden die Bundesländer nach faktischen und prak- gegenüber der jetzt bundesweiten Lösung. Davor tischen Maßnahmen befragt, die einem klaren Gebot gab es sogar in den Wohnbauförderprogrammen für Heizsysteme auf Basis regenerativer Wärme- mitunter Ausnahmeregelungen, die die Installation quellen gleichzustellen sind. Damit wurde den von Ölheizungen ermöglichten. Bewertung 0 Punkte neue Ölheizungen können (ggf. via Ausnahmeregelungen) eingebaut werden 1 Punkte im Neubau oder der Sanierung werden keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut 2 Punkte sowohl im Neubau als auch der Sanierung werden keine neuen Ölheizungen eingebaut Tabelle 6: Bewertungsstufen bei den Maßnahmen zur Vermeidung von Ölheizungen Während innerhalb der Wohnbauförderprogramme sich der Passus findet, dass die Installation einer Öl- durchaus wirkungsvolle Maßnahmen für erneuerba- heizung nicht erlaubt ist, sobald 25 % oder mehr der res Heizen in der Sanierung zu erkennen sind, sind in Gebäudehülle geändert bzw. instandgesetzt wird. der Bauordnung noch keine Gebote definiert worden. Auch hier sind noch weitere Ergänzungen und Klar- Vorreiter ist hierbei die Wiener Bauordnung, in der stellungen für einen umfassenden Ansatz notwendig. GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 15
Unterstützende Maßnahmen BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN für einen Erdöl-Ausstieg Gebot für Erneuerbare ja ja ja ja ja ja ja ja ja im Neubau Gebot für Erneuerbare nein nein nein nein nein nein nein nein nein in der Sanierung Punktevergabe 1 1 1 1 1 1 1 1 1+1 Tabelle 7: Punktevergabe zu den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Ölheizungen Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a Weiters zeigt sich, dass die Bundesländer hier auch stieg aus Ölheizungen als Ziel gesteckt. Im Burgen- unterschiedliche Ziele verfolgen. Die Bundesregie- land will man dieses Ziel im Jahr 2030 erreichen. In rung hat sich zum Zeil gesetzt, dass bis 2035 sämt- Niederösterreich und Salzburg wurde das Zieljahr liche Ölheizungen (und auch Kohleheizungen) in den mit 2040 festgelegt, wobei das vor dem aktuellen österreichischen Haushalten ausgetauscht werden. Regierungsprogramm geschah. Für die weiteren Die Bundesländer haben zudem eigene Energie- und Bundesländer gibt es kein beschlossenes Zieljahr für Klimastrategien entwickelt. Der Ausstieg aus Ölhei- den Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme bzw. konnte zungen ist in vielen davon ein Thema. Kärnten hat dieses nicht anhand der publizierten Energie- und sich mit 2025 den frühesten Zeitpunkt für den Aus- Klimastrategien nicht nachvollzogen werden. Ausstieg aus Ölheizungen BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Zieljahr lt. Landesstrategie 2030 2025 2040 - 2040 - - - - Tabelle 8: Zieljahre der Bundesländer für den Ausstieg aus Ölheizungen Quelle: Energie- und Klimastrategien der Bundesländer 3.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme In der Gesamtschau zum Erdöl-Ausstieg ergibt sich für die Bundesländer folgende Punktebewertung: Erdöl-Ausstieg BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Status quo 0 0 0 0 0 1 0 0 2+1 Trendvergleich 2 1 0 1 0 2 0 0 2+1 Maßnahmen 1 1 1 1 1 1 1 1 1+1 Punktevergabe 3 2 1 2 1 4 1 1 8 Tabelle 9: Punktevergabe für den Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme Beim Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme sticht Wien Ohne Zusatzpunkte können bis zu 6 Punkte erreicht im „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ besonders werden. Die 4 Punkte für die Steiermark und die hervor – von den theoretisch möglichen 9 Punkten 3 Punkte für das Burgenland können also als Mittel- werden 8 erreicht. feld betrachtet werden. 16 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
4. AUSSTIEG AUS ERDGAS FÜR RAUMWÄRME Für die Bewertung des Erdgas-Ausstiegs standen weiteren Nahwärmenetzen in Gebieten, in denen der nahezu vollständige Ausstieg bis 2040 und mög- die Luftgüte nicht weiter belastet werden kann. In liche Restriktionen für den Einbau von Gasheizungen Fällen, in denen ein Austausch hin zu klimaschonen- im Neubau und in der Sanierung im Vordergrund. Im den Heizungssystemen nicht sofort möglich ist, ist Vergleich zu den Ölheizungen wurde für den Erd- somit mehr Zeit berücksichtigt worden. Dennoch gas-Ausstieg ein längerer Zeithorizont vorgesehen, muss klar sein, dass gerade die letzte Generation an da hierfür auch wesentliche Infrastruktur-Maßnahmen Gasheizungen installiert wird und dies auch nur in notwendig sind, zum Beispiel die Errichtung von begründeten Fällen erfolgen sollte. 4.1. Status quo Gasheizungen die Periode von 2010 bis 2014 wurde ein flacherer „Einstieg“ in den Ausstieg berücksichtigt. Nach 2014 Für jedes Bundesland wurde auch hier ein spezifi- erfolgt der weitere Rückgang linear bis 2039/2040 scher Zielpfad erarbeitet. Beginnend mit dem Anteil noch 1 % Gasheizungen verbleiben. Für die Bewer- an Haushalten, die 2010 im jeweiligen Bundesland tung im Rahmen des „GLOBAL 2000-Wohnbau- mit Gas geheizt haben, wurde ein Verlauf bis zum checks 2021“ wurde der Anteil an Gasheizungen für nahezu vollständigen Ausstieg5 2040 errechnet. Für 2017/2018 herangezogen (Statistik Austria 2019a). Bewertung 0 Punkte mind. 10 % „schlechter“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes 1 Punkte innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum spezifischen Zielpfad des Bundeslandes 2 Punkte mind. 10 % „besser“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes Tabelle 10: Bewertungsstufen für den Status quo Gasheizungen Wie bei der Bewertung des Status quo von Ölhei- des Zielpfades (weißer Pfeil) gibt es einen Korridor, zungen wird auch bei Gasheizungen ein Anteil von der einer Bewertung mit 1 Punkt entspricht (gelber 5 % oder weniger Gasheizungen mit 2 Punkten Bereich). Bei einem höheren Anteil an Gasheizungen bewertet, um den Unsicherheiten durch die Erhe- werden keine Punkte vergeben (roter Bereich), bei bungsmethodik der zugrunde gelegten Statistik- einem geringeren Anteil werden 2 Punkte vergeben daten zu begegnen. Abbildung 5 veranschaulicht (grüner Bereich). Der aktuelle Wert von Vorarlberg die Punktevergabe am Beispiel Vorarlberg. Entlang kann direkt eingetragen werden (blauer Kreis). 5 Um besondere Einzelfälle, bei denen eine Gasheizung auch 2040 noch ein argumentierbares Heizsystem sein kann, zu berücksichtigen, wurde die konservative Annahme getroffen, dass im Zieljahr noch ein Prozent der Haushalte Gasheizungen verwenden. GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 17
18 % Anteil der Haushalte mit Gasheizungen 16 % 14 % 12 % 10 % Zielpfad 8% 6% 4% 2% 0% 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 Abbildung 5: Bewertung des Status quo Gasheizungen am Beispiel Vorarlberg Der Rückgang an Gasheizungen erfolgt in Österreich 23 % zurück. Für einen nahezu vollständigen Aus- nur langsam. 2003/2004 heizten 26 % der privaten stieg bis 2040 müsste bei einem linearen Rückgang Haushalte in Österreich mit Erdgas. 2017/2018 ging ab 2014 dieser Wert bei 20 % liegen und somit deut- dieser Wert trotz aller Förderungen von Heizsystemen lich geringer als die aktuellen 23 %. auf Basis regenerativer Wärmequellen lediglich auf Status quo AT-Ø BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Gasheizungen Zielwert für 2018 20 % 21 % 3,0 % 27 % 14 % 7,9 % 7,0 % 6,3 % 12 % 40 % Ist-Wert für 2018 23 % 26 % 3,0 % 33 % 17 % 9,0 % 8,8 % 9,5 % 12 % 46 % Punktevergabe - 0 2+1 0 0 0 0 0 1 0 Tabelle 11: Punktevergabe beim Status quo Gasheizungen anhand des Anteils der Haushalte mit Gasheizungen Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a Derzeit liegen Kärnten und Vorarlberg innerhalb des In allen anderen Bundesländern hinkt man dem im errechneten Zielkorridors, wobei in Kärnten Gas- Hinblick auf die Zielerreichung 2040 wesentlichen heizungen eine relativ kleine Thematik darstellen. Zielpfad hinterher. 18 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
4.2. Trendvergleich Gasheizungen hinterlegt, sondern die Bundesländer untereinander verglichen. Als Leitwert wurde der österreichweite Als Ergänzung zum Status quo wurde der Trend der Trend herangezogen – 2007/2008 heizten 25 % letzten zehn Jahre als Bewertungskriterium heran- der österreichischen Haushalte mit Gas, 2017/2018 gezogen. Im Unterschied zum Status quo wurde für waren es immer noch 23 %, was einem Rückgang die Bewertung des Trends kein spezifischer Zielpfad (Trend) von lediglich minus 7 % entspricht. Bewertung 0 Punkte mind. 10 % „schlechter“ als der österreichweite Trend 1 Punkte innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum österreichweiten Trend 2 Punkte mind. 10 % „besser“ als der österreichweite Trend Tabelle 12: Bewertungsstufen für den Trendvergleich Gasheizungen Trendvergleich AT-Ø BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Ölheizungen Anteil 2007/2008 25 % 26 % 3,6 % 35 % 20 % 11 % 8,0 % 6,9 % 16 % 50 % Anteil 2017/2018 23 % 26 % 3,0 % 33 % 17 % 9,0 % 8,8 % 9,5 % 12 % 46 % 10-Jahrestrend -7,1 % +0,5 % -17 % -5,1 % -17 % -19 % +9,1 % +36 % -24 % -9,4 % Punktevergabe - 0 2 0 2 2 0 0 2+1 2 Tabelle 13: Punktevergabe beim Trendvergleich Gasheizungen, gemessen anhand des Anteils der Haushalte mit Gasheizungen im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a In Tirol (+36 %) und in der Steiermark (+9 %), nahm einen weitgehenden Ausstieg aus fossilem Erdgas der Anteil der Gasheizungen in den letzten 10 Jahren bis 2040 im Raumwärmebereich braucht es in diesen deutlich zu. Zwar ist der Anteil von Gasheizungen in Bundesländern eine rasche Trendumkehr. Tirol und der Steiermark im Raumwärmebereich nach wie vor noch unter zehn Prozent, eine Fortschreibung Erfreulich sind hingegen die Trends in Vorarlberg der deutlichen Steigerungen ist aber mit einem am- (-24 %), Salzburg (-19 %), Kärnten und Oberöster- bitionierten Klimaschutzszenario nicht vereinbar. Für reich (beide -17 %) sowie in Wien (-9 %). 4.3. Unterstützende Maßnahmen aus fossilen Heizsystemen wird nur gelingen können, für einen Erdgas-Ausstieg wenn dies auch politisch gewollt und umgesetzt wird. Die aktuellen Ambitionen weg von Ölheizungen Der letzte Teil der Bewertung im Bereich „Ausstieg müssen auch auf Gasheizungen erweitert werden, aus Erdgas für Raumwärme“ zielt auf das Setzen von damit die angestrebte „Klimaneutralität 2040“ gelin- (ordnungs-)politischen Maßnahmen zur Reduktion gen kann. der Installation von Gasheizungen ab. Der Ausstieg GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 19
Bewertung 0 Punkte für neue Gasheizungen ist noch eine Wohnbauförderung möglich 1 Punkte neue Gasheizungen sind ein Ausschlussgrund für die Wohnbauförderung 2 Punkte gemäß Bauordnung werden keine Gasheizungen mehr genehmigt Tabelle 14: Bewertungsstufen bei den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Gasheizungen Durch die Antworten in der Bundesländer-Befragung Schätzungen zurückgreifen können und nicht auf zeigt sich, dass die Bundesländer im Wesentlichen aufbereitete Statistiken. außerhalb der Wohnbauförderung lediglich auf eigene Unterstützende Maßnahmen für einen BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Erdgas-Ausstieg Gebot für Erneuerbare in nein ja ja nein ja nein nein ja nein der Wohnbauförderung Gebot für Erneuerbare nein nein nein nein nein nein nein nein nein in der Bauordnung Punktevergabe 0 1+1 1 0 1 0 0 1 0 Tabelle 15: Punktevergabe zu den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Gasheizungen Neu installierte Erdgasheizungen sind noch nicht in Kritisch ist, dass es keine ausreichend wirksamen allen Bundesländern ein Ausschließungsgrund für die Bestimmungen in der Bauordnung gibt, die sicher- Wohnbauförderung. Zwar werden die Gasheizungen stellen, dass zumindest im Neubau die Anzahl der selbst nur in Ausnahmefällen gefördert, dennoch Neuinstallationen von Gasheizungen geplant und fehlt in den Wohnbauförderprogramm mitunter der zielorientiert zurückgehen. entsprechende Nachdruck, um Gasheizungen zu- rückzudrängen. Erste positive Entwicklungen sind in Wien zu er- kennen. Mit den Raumordnungsplänen soll erreicht In Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und Vorarl- werden, dass acht von zehn Neubauten keine Gas- berg führen Gasheizungen zu einem Ausschluss in heizungen mehr installieren. Zum Zeitpunkt der der Wohnbauförderung. Da in der Wohnbaubroschüre Veröffentlichung des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck des Landes Kärnten der klarste und unmissverständ- 2021“ waren diese Pläne jedoch noch nicht vollstän- liche Hinweis6 auf den Ausschluss von Gasheizun- dig umgesetzt. Weiters hat die rot-pinke Stadtregie- gen zu finden ist, wurde Kärnten der Zusatzpunkt rung im Koalitionsübereinkommen den weitgehenden zugesprochen. Ausstieg aus fossilen Energien für den Bereich Heizen, 6 siehe (KTN, 2020a), Seite 8: „Förderungen werden nur gewährt, wenn keine Heizsysteme auf fossiler Basis (Kohle, Öl, Gas) sowie Elektro- und Infrarotheizungen (CO2SK-Wert >30 kg/m²a) verwendet werden.“ 20 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Kühlen und Warmwasseraufbereitung beschlossen. Ausstiegsplan aus Gasheizungen unerlässlich. Ähn- Gleichzeitig wurde festgehalten, dass „grünes Gas“ liche Entwicklungen sind in anderen Bundesländern für andere Zwecke als Raumwärme verwendet noch nicht bekannt. werden soll. Somit ist ein geplanter und verbindlicher 4.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme In der Gesamtschau zum Erdgas-Ausstieg ergibt sich für die Bundesländer folgende Punktebewertung: Erdöl-Ausstieg BGLD KTN NÖ OÖ SBG STMK TIR VBG WIEN Status quo 0 2+1 0 0 0 0 0 1 0 Trendvergleich 0 2 0 2 2 0 0 2+1 2 Maßnahmen 0 1+1 1 0 1 0 0 1 0 Punktevergabe 0 7 1 2 3 0 0 5 2 Tabelle 16: Punktevergabe für den Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme Beim Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme konnte Punktespanne liegt Vorarlberg mit 5 Punkten im sich Kärnten mit guten 7 Punkten vor die anderen oberen und Salzburg mit 3 Punkten im unteren Bundesländer setzen. Gemessen an der erzielbaren Mittelfeld. GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021 21
Sie können auch lesen