GLOBAL 2000 WOHNBAUCHECK 2021 - Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer beim Heizen und Sanieren?

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GLOBAL 2000 WOHNBAUCHECK 2021 - Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer beim Heizen und Sanieren?
GLOBAL 2000
WOHNBAUCHECK
2021
Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer
beim Heizen und Sanieren?
GLOBAL 2000 WOHNBAUCHECK 2021 - Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer beim Heizen und Sanieren?
INHALT
    1. Zusammenfassung......................................................................................................................... 4

    2. Einleitung..........................................................................................................................................8
       2.1. Hintergrund................................................................................................................................... 8
       2.2. Zielsetzung..................................................................................................................................10
       2.3. Methodik......................................................................................................................................10

    3. Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme........................................................................................ 12
       3.1. Status quo Ölheizungen.............................................................................................................. 12
       3.2. Trendvergleich Ölheizungen......................................................................................................14
       3.3. Unterstützende Maßnahmen für einen Erdöl-Ausstieg.......................................................... 15
       3.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme....................................................... 16

    4. Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme.....................................................................................17
       4.1. Status quo Gasheizungen........................................................................................................... 17
       4.2. Trendvergleich Gasheizungen................................................................................................... 19
       4.3. Unterstützende Maßnahmen für einen Erdgas-Ausstieg....................................................... 19
       4.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme.................................................... 21

    5. Steigerung der thermischen Gebäudequalität....................................................................22
       5.1. Sanierungsrate im Gebäudebestand........................................................................................ 22
       5.2. Thermische Qualität im geförderten Wohnneubau................................................................. 23
       5.3. Thermische Qualität in der geförderten Wohnbausanierung................................................ 25
       5.4. Zusammenfassung: Steigerung der thermischen Gebäudequalität..................................... 26

    6. Wohnbaupolitik als Klimaschutzinstrument.........................................................................28
       6.1. Exkurs: Thermischer Schwerpunkt in der Wohnbausanierung.............................................. 28
       6.2. Exkurs: Reichweite der Wohnbauförderung im Neubau......................................................... 29
       6.3. Exkurs: Förderung ökologischer Baustoffe............................................................................. 29
       6.4. Exkurs: Anteil innovativer Gebäude im geförderten Wohnneubau........................................ 31
       6.5. Exkurs: Vergleich der Siedlungsstrukturen nach Gemeindegrößen..................................... 32
       6.6. Exkurs: Trendvergleich bei der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf............................ 33
       6.7. Exkurs: Erneuerbarer Anteil in der Fernwärmeversorgung.................................................... 34
       6.8. Zusammenfassung: Wohnbaupolitik als Klimaschutzinstrument......................................... 35

2   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
GLOBAL 2000 WOHNBAUCHECK 2021 - Wie klimafit sind Österreichs Bundesländer beim Heizen und Sanieren?
7. Klimaverträgliches Raumwärmeszenario..............................................................................36

8. Ergebnisse der Gesamtbewertung..........................................................................................39
   8.1. Benchmarks für die Bundesländer........................................................................................... 39
   8.2. Gesamtbewertung aller Bundesländer.................................................................................... 40
   8.3. Schlussfolgerungen.................................................................................................................. 45

9. Anhang............................................................................................................................................ 48
   9.1. Literaturverzeichnis................................................................................................................... 48
   9.2. Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................................. 51
   9.3. Fragenkatalog für die Befragung der Bundesländer............................................................... 51
   9.4. Tabellenanhang.......................................................................................................................... 53

IMPRESSUM: Medieninhaberin, Eigentümerin und Verlegerin: GLOBAL 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien, Tel (01) 8125730,
Autor: Thomas Steffl / scenario editor e.U., Redaktion und inhaltliche Mitarbeit: Johannes Wahlmüller / GLOBAL 2000, Redak-
tion: Carin Unterkircher / GLOBAL 2000, Layout: Flammen / Hannes Eder, Sabine Potuschak, Bildquellen: shutterstock (Zdenek
Harnoch S.5, S.40), Cover: rdonar/Shutterstock_Infrarot-Thermovision-Scan

                                                                                                           GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021                   3
1. ZUSAMMENFASSUNG

    Das 2015 in Paris geschlossene Klimaschutzabkom-         Anstrengungen für die Umsetzung der Energiewende
    men sieht vor, den globalen Temperaturanstieg auf        im Raumwärmebereich eingestuft werden können.
    deutlich unter 2°C einzugrenzen und darüber hinaus       Die Ausformulierung der Kriterien orientierte sich
    Anstrengungen zu unternehmen, die globale Erder-         an den Herausforderungen eines ambitionierten
    wärmung auf unter 1,5°C einzudämmen. Das Ziel der        Klimaschutzes, den fünf umfassendsten Klima- und
    Bundesregierung bis 2040 klimaneutral zu werden,         Energieszenarien für Österreich sowie den Klima-
    ist damit kompatibel. Um dieses Ziel zu erreichen, ist   und Energiestrategien des Bundes und aller neun
    es notwendig, vollständig auf erneuerbare Energien       Bundesländer (siehe Tabelle 1).
    zu setzen, wie das auch im Regierungsabkommen
    der aktuellen österreichischen Bundesregierung ver-      Im Vergleich zum „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck
    ankert ist. Es besteht nur noch ein stark begrenztes     2018“ wurden die Bewertungskriterien geringfügig
    Treibhausgasbudget, um diese Ziele zu erreichen.         adaptiert. Bei den unterstützenden Maßnahmen für
    Manche Sektoren können diese Umstellung schneller        den Erdgas-Ausstieg wurden die Kriterien dahin-
    vollführen als andere und dieser Vorsprung wird auch     gehend erweitert, dass auch der nicht-geförderte
    für andere Sektoren, die mehr Zeit brauchen, drin-       Wohnbau mitbetrachtet wird. Als Datenquelle für
    gend benötigt, um insgesamt innerhalb des vorhan-        die Sanierungsraten wurde auf die aktuelle Studie
    denen Treibhausgasbudgets zu verbleiben. Die dafür       „Definition und Messung der thermisch-energeti-
    notwendige Energiewende im Raumwärmebereich              schen Sanierungsrate in Österreich“ (IIBW & UBA,
    wird ihren Erfolg vor allem daran messen müssen,         2020) umgestellt, da mit dieser Studie explizit eine
    wie schnell die entsprechenden Treibhausgasemissi-       aussagekräftige und praktikable Definition erarbeitet
    onen reduziert werden konnten und nicht nur daran,       wurde und diese auch Einzelsanierungsmaßnahmen
    wie viele Emissionen noch im Jahr 2040 ausgestoßen       in Form von „umfassenden Sanierungsäquivalenten“
    werden.                                                  berücksichtigt. Für den „GLOBAL 2000-Wohnbau-
                                                             check 2018“ wurden lediglich vollständige umfassen-
    Durch vielfältige Initiativen der Bundesländer konnte    de Sanierungen berücksichtigt und Einzelsanierungs-
    hier bereits einiges erreicht werden. Die Effizienz      maßnahmen nicht mitgezählt.
    der Gebäude wurde erhöht und fossile Energieträger
    sind vielerorts auf dem Rückzug. In der Folge ist der    Bewertungsergebnisse
    Gebäudebereich der einzige Sektor, in dem Öster-         Der „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck“ wurde bislang
    reich relevante Einsparungen an Treibhausgasemis-        in den Jahren 2017, 2018 und 2021 durchgeführt.
    sionen vorweisen kann. Jetzt ist aber erneut ein         Wie bisher konnte kein Bundesland als „Klimaschutz-
    Schritt vorwärts erforderlich, weil es nun gilt, ein     Pionier“ eingestuft werden. Die „Klimaschutz-Ver-
    ambitioniertes Klimaschutzszenario zu verwirklichen      folgergruppe“ bilden 2021 die Bundesländer Wien,
    und die Energiewende im Bereich der Raumwärme            Vorarlberg, Kärnten und Oberösterreich. Vorarlberg
    erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Der vorliegende    und Kärnten konnten vorwiegend durch ihre Erfolge
    „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ zeigt, wie die           beim Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme punkten.
    Bundesländer im Vergleich zu einer ambitionierten        Für Oberösterreich verteilen sich die Punkte gleich-
    Umsetzung der Energiewende in diesem Bereich             mäßiger auf die Bewertungskategorien. Als „Klima-
    liegen.                                                  schutz-Nachzügler“ werden dieses Jahr die Bundes-
                                                             länder Burgenland, Salzburg, Steiermark, Tirol und
    Bewertungskriterien                                      Niederösterreich eingestuft, die in unterschiedlichen
    Für den „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“                  Teilbereichen nur wenige Punkte erzielen konnten.
    wurden neun Bewertungskriterien erarbeitet, anhand
    derer die einzelnen Bundesländer hinsichtlich ihrer

4   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Ausstieg aus Erdöl                                       Ausstieg aus Erdgas                           Steigerung der thermischen
           für Raumwärme                                             für Raumwärme                                    Gebäudequalität

                                                                                                                         Sanierungsrate im
        Status quo Ölheizungen                               Status quo Gasheizungen
                                                                                                                         Gebäudebestand
      Vergleich des Anteils mit                               Vergleich des Anteils mit
                                                                                                                       Vergleich der thermisch-
     bundesländer-spezifischen                               bundesländer-spezifischen
                                                                                                                        energetisch relevanten
             Zielpfaden.                                             Zielpfaden.
                                                                                                                          Sanierungsraten.

                                                                                                                       Thermische Qualität im
    Trendvergleich Ölheizungen                             Trendvergleich Gasheizungen                                geförderten Wohnneubau
    Vergleich der 10-Jahrestrends                           Vergleich der 10-Jahrestrends                       Tatsächlich erzielte Heizwärme-
        in den Bundesländern.                                   in den Bundesländern.                           bedarfe innerhalb der Wohnbau-
                                                                                                                      förderprogramme.

                                                                                                                 Thermische Qualität in der
         Maßnahmen für den                                         Maßnahmen für den
                                                                                                               geförderten Wohnbausanierung
           Erdöl-Ausstieg                                           Erdgas-Ausstieg
                                                                                                                Tatsächlich erzielte Heizwärme-
  Ordnungspolitische Maßnahmen,                            Ordnungspolitische Maßnahmen,
                                                                                                                bedarfe innerhalb der Wohnbau-
   die zu einem Ausstieg führen.                            die zu einem Ausstieg führen.
                                                                                                                      förderprogramme.

Tabelle 1: Bewertungskriterien des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021” im Überblick

                                                                                                                      Rot
                                      Steiermark                                                                      Klimaschutz-Nachzügler
                                                                                                                      Gelb
                                                                                                                      Klimaschutz-Verfolgergruppe
                                                                                                                      Grün
                                                                                                                      Klimaschutz-Pionier
                                       Salzburg

                              Tirol                        Burgenland                   Vorarlberg

               Niederösterreich                                    Oberösterreich        Kärnten               Wien

    0      1          2           3       4        5   6       7         8          9      10        11   12   13       14    15    16      17       18

                                                                                                                                    Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 1: Gesamtbewertung aller Bundesländer

                                                                                                                    GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021                5
Wie klimafit sind die
       Bundesländer beim Heizen                                                                                               ÖL     GAS   EFF*

       und Sanieren?                              ÖL   GAS   EFF*

       Öl: Fortschritte beim Ausstieg aus Öl
       Gas: Fortschritte beim Ausstieg aus Gas
       EFF: Fortschritte bei Gebäudeeffizienz                                                       ÖL      GAS   EFF*

                            ÖL   GAS   EFF*
                                                  ÖL   GAS   EFF*
         ÖL   GAS   EFF*

                                                                                         ÖL   GAS    EFF*

                                                                    ÖL   GAS   EFF*
                                                                                                                         ÖL        GAS   EFF*

       * EFF: Effizienz
       Index: Grüne Ampel = Klimaschutz-Pionier, Gelbe Ampel = Klimaschutz-Verfolgergruppe,
       Rote Ampel = Klimaschutz-Nachzügler

                                                                                                                              Quelle: eigene Darstellung

    Abbildung 2: Hauptergebnisse des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021”

    Schlussfolgerungen                                                     haben, mit vorangehenden thermischen Sanierungen
    Österreich verfügt sowohl über gut ausgebildete                        und attraktiven Beratungs- und Fördermodellen zu
    ArbeitnehmerInnen als auch zahlreiche innovative                       unterstützen. Gleichzeitig gilt es, einen Wechsel auf
    Unternehmen, um nachhaltiges Bauen flächende-                          neue Gasheizungen zu vermeiden, damit dieser Lock-
    ckend umsetzen zu können. Das heißt, dass Öster-                       In-Effekt nicht das übergeordnete Ziel der Klima-
    reich die besten Voraussetzungen hat, die Energie-                     neutralität bis 2040 verunmöglicht.
    wende im Gebäudebereich rasch umsetzen zu kön-
    nen. Die bisherigen Fortschritte im Gebäudesektor                      Für den Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme bis
    Österreichs sind erfreulich. Fossile Energieträger                     2040 braucht es noch ambitioniertere und wirkungs-
    sind auf dem Rückzug und die Effizienz der Gebäude                     vollere Maßnahmen als bisher. In Tirol und in der
    konnte deutlich gesteigert werden. Hinsichtlich der                    Steiermark hat der Anteil an Gasheizungen in den
    notwendigen Maßnahmen, um die verbindlichen                            letzten zehn Jahren zugenommen. Wien und an-
    Klimaschutzziele zu erfüllen, bedarf es einer ambiti-                  dere Großstädte haben einen sehr hohen Anteil an
    onierten Fortsetzung dieser Erfolge. Der „GLOBAL                       Gasheizungen. Zum Teil muss also noch eine Kehrt-
    2000-Wohnbaucheck 2021“ zeigt, dass die meisten                        wende erreicht werden und zum Teil ist der Weg
    Bundesländer bereits in etwa auf halbem Weg sind.                      noch sehr weit. Dennoch verbleibt hierfür in etwa
    Dennoch muss diese zweite Hälfte des Wegs mög-                         nur eine Heizkessellebensdauer. Für einen möglichst
    lichst rasch bewältigt werden, um das zur Verfügung                    reibungsfreien Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme
    stehende Treibhausgasbudget nicht unnötig rasch                        braucht es also schnelles und beherztes Handeln.
    aufzubrauchen.                                                         Auch der Erdgas-Anteil in der Fernwärme stellt in
                                                                           den meisten Bundesländern noch eine bevorstehen-
    Der Ausstieg aus Erdöl im Bereich der Raumwärme                        de Hürde dar.
    bis 2035 ist in Österreich bereits im Regierungs-
    programm verankert, eine rechtlich verbindliche                        Die Gesamtsanierungsrate (umfassende Sanierungen
    Umsetzung fehlt aber noch. Aufgabe der Wohn-                           plus Äquivalente für Einzelsanierungsmaßnahmen)
    bauförderprogramme ist es somit, die rund 16 % der                     ist in den letzten Jahren in Österreich um ein Viertel
    Haushalte, die aktuell noch Ölheizungen installiert                    zurückgegangen. Angestrebt war allerdings eine

6   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Steigerung um mindestens die Hälfte. Diese enorme         Abseits der in die Bewertungen eingeflossenen
Zielverfehlung ist nicht nur für die Energiewende im      Kennzahlen wurden für den „GLOBAL 2000-Wohn-
Raumwärmebereich und damit den Klimaschutz von            baucheck 2021“ weitere Informationen recherchiert
Belang. Dadurch werden Chancen verpasst, Arbeits-         und aufbereitet. Weil es schwieriger ist, in diesen
plätze in der Bauwirtschaft zu schaffen sowie Wert-       Bereichen klare Benchmarks zu definieren, wurden
schöpfung und Innovationskraft im Inland zu stärken.      diese jedoch nicht in die Bewertung aufgenommen,
                                                          sondern dienen als thematisch relevante Zusatzinfor-
Österreich hat – auch auf Initiative der Bundesländer     mation.
– bereits einen guten Teil des Weges zur Umsetzung
der Energiewende im Raumwärmebereich zurück-
gelegt. Jetzt braucht es wieder mutige Schritte, um
diese für uns alle positive Entwicklung zu vervollstän-
digen und zum Abschluss zu bringen.

                                                                              GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021      7
2. EINLEITUNG

     Im Folgenden werden der Hintergrund, die Zielset-                               Ernstgemeinter Klimaschutz setzt
     zung und Methodik der vorliegenden Studie kurz
                                                                                   einen verantwortungsvollen Umgang
     beschrieben. Damit soll die zugrundeliegende
     Motivation und Vorgangsweise nachvollziehbar                                   mit dem zur Verfügung stehenden
     dargestellt werden.                                                               Treibhausgasbudget („Carbon
                                                                                   Budget“) voraus. Ein Aufschieben von
                                                                                     bereits umsetzbaren Maßnahmen
2.1. Hintergrund
                                                                                     verstärkt nur die Probleme in den
     Das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, den                                  nächsten Jahrzehnten und liefert
     globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C                                 keine neuen Lösungsansätze.
     einzugrenzen und Anstrengungen zu unternehmen,
     die globale Erderwärmung auf unter 1,5°C einzu-
     dämmen. Das Pariser Klimaschutzabkommen wurde                               Seit 2005 zeigt sich bei den österreichischen Treib-
     im Dezember 2015 von 195 Nationalstaaten be-                                hausgasemissionen ein leichter Abwärtstrend, wobei
     schlossen. Österreich hat das Abkommen als eines                            der Bezugswert aus dem Jahr 1990 immer noch nicht
     der ersten Länder in der EU im Juli 2016 ratifiziert                        unterschritten werden konnte. Der „Klimaschutz-
     und sich damit dazu verpflichtet, seine Treibhaus-                          bericht 2020“ (UBA, 2020, Seite 6) nennt für den
     gasemissionen auf ein klimaverträgliches Maß zu                             Rückgang der aktuellsten Emissionszahlen (also von
     reduzieren. Das aktuelle Regierungsziel, bis 2040                           2017 auf 2018) folgende Gründe: „[…] wartungsbe-
     Klimaneutralität zu erreichen, ist damit kompatibel.                        dingte Stilllegung eines großen Hochofens sowie die
     Das bedeutet, dass spätestens im Jahr 2040 eine                             niedrigere Stromerzeugung aus Erdgas. Aufgrund
     vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems                            einer milden Witterung waren auch die Emissionen
     erreicht werden muss. Gleichzeitig hat die Bundes-                          im Sektor Gebäude rückläufig.“ Ambitionierte und
     regierung im Regierungsprogramm festgehalten,                               gezielte Maßnahmen sind das nicht, sondern Effekte,
     dass der schrittweise Ausstieg aus Öl und Gas im                            die sich eher zufällig ergeben haben.
     Gebäudebereich vorangetrieben wird. Ebenso haben
     sich zahlreiche Bundesländer Klimaziele gesteckt und                        Beim „Climate Change Performance Index 2021“
     Strategien ausgearbeitet. Diese müssen aber vielfach                        (Burck et al., 2020) erzielte Österreich lediglich ein
     noch adaptiert und vor allem umgesetzt werden.                              „Low Rating“ mit 48 Punkten. Die vergebene Punkte-
                                                                                 spanne reichte hierbei von 20 (U.S.A.) bis 74 Punkten
     Für einen wirkungsvollen Klimaschutz braucht es im                          (Schweden).
     Hinblick auf das begrenzte Treibhausgasbudget1 die
     schnellstmögliche Reduktion der Treibhausgasemis-                           Im Gebäudesektor ist der anzustrebende Lösungs-
     sionen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es Berei-                        pfad bereits bekannt und erprobt: thermisch opti-
     che gibt, in denen für die notwendigen Reduktionen                          mierte Gebäudehüllen und erneuerbare Heizsysteme.
     erst noch Lösungen entwickelt und etabliert werden                          Für beides konnten in Österreich bereits vor einigen
     müssen. Andererseits gibt es Bereiche, in denen alle                        Jahrzehnten Pionierleistungen verbucht werden
     nötigen Technologien bereits vorhanden und erprobt                          und entsprechende Technologien und Know-how
     sind. Diese müssen so zeitnah wie möglich umge-                             werden erfolgreich in die ganze Welt exportiert.
     setzt werden, um anderen Bereichen, wie Teilen der                          Auch die jährlichen Treibhausgasemissionen im Ge-
     Industrie, das notwendige Zeitpolster zu verschaffen.                       bäudesektor gehen aufgrund dieser Entwicklungen

     1   Maßgeblich für den Temperaturanstieg ist die emittierte Menge an Treibhausgasen insgesamt über die Jahre hinweg. Bis 2040 oder gar 2050
         weiterhin hohe Emissionszahlen zu produzieren und dann darauf zu hoffen, dass sich die Emissionen schlagartig senken lassen, führt zu einem
         deutlich zu hohen Treibhausgasanteil in der Atmosphäre. Anders formuliert, nicht die Emissionen in einem bestimmten Zieljahr sind relevant,
         sondern die jährlich kumulierten Emissionen bis zu diesem Zielpunkt.

 8   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
zurück. Dennoch ist das bisherige Ambitionsniveau                                                                        in Österreich die entsprechenden Stellschrauben
zu gering. Ersichtlich wird das unter anderem an der                                                                     auf unterschiedlichen Kompetenzebenen: Sanie-
langsamen Entwicklung hin zu Heizungssystemen                                                                            rungsscheck auf Bundesebene, Bauordnungen und
auf Basis von erneuerbaren Energien.                                                                                     Wohnbauförderungen auf Landesebene, verdichtete
                                                                                                                         Siedlungsstrukturen auf Gemeindeebene.
Der Anteil der Haushalte, die direkt mit fossilen
Brennstoffen (Erdgas, Heizöl und Kohle) heizen, hat                                                                      Zahlreiche Publikationen und Studien zeigen, dass
seit 2003/2004 um 15 %-Punkte abgenommen. Im                                                                             das Ziel „Klimaneutralität“ erreichbar ist und wo die
Gegenzug haben Heizsysteme mit erneuerbaren                                                                              dafür notwendigen Stellschrauben liegen. Allen voran
Energiequellen (Stückholz, Pellets, Solarwärme und                                                                       sei hier die „Energie- und Klimazukunft Österreich“
Wärmepumpen) nur 6 %-Punkte hinzugewonnen.                                                                               (Veigl, 2017) erwähnt, dessen Szenario-Berech-
Die Spanne dazwischen und auch der leichte Rück-                                                                         nungen sich auf acht für Österreich erstellte Studien
gang von Stromdirektheizungen wurde durch Fern-                                                                          unterschiedlicher Forschungsinstitutionen stützen.
wärme gefüllt (Statistik Austria, 2019a). In Österreich
beruht Fernwärme allerdings nur zu 48 % auf erneu-                                                                       Die bisherige Zielrichtung lässt sich also in absehbarer
erbaren Energiequellen (Statistik Austria, 2019b).                                                                       Zeit mit einem klimaverträglichen Gebäudesektor in
                                                                                                                         Österreich vereinbaren. Allerdings widersprechen die
Um eine nachhaltige Lösung herbeizuführen, die auch                                                                      bisherigen Ambitionen und Wirkungseffekte einem
die Dringlichkeit durch das begrenzte Treibhausgas-                                                                      verantwortungsvollen und ernstgemeinten Umgang
budget berücksichtigt, bedarf es der gleichzeitigen                                                                      mit dem uns noch zur Verfügung stehenden Budget
Nutzung vieler Stellschrauben. Allerdings liegen                                                                         an Treibhausgasemissionen.

                                                    100 %
                                                                                                                                                                  Solar- und
                                                                                                                                                                  Umgebungswärme
                                                                                                                                                                  Brennholz
       Heizungsmix der österreichischen Haushalte

                                                    80 %                                                                                                          Fernwärme
                                                                                                                                                                  Strom
                                                                                                                                                                  Erdgas
                                                    60 %                                                                                                          Heizöl, Flüssiggas
                                                                                                                                                                  Kohle, Koks,
                                                                                                                                                                  Briketts

                                                    40 %

                                                    20 %

                                                     0%
                                                            2003/2004

                                                                        2005/2006

                                                                                    2007/2008

                                                                                                2009/2010

                                                                                                            20011/2012

                                                                                                                         2013/2014

                                                                                                                                     2015/2016

                                                                                                                                                 2017/2018

                                                                                                                                                                           Quelle: Statistik Austria 2019a

Abbildung 3: Entwicklung des Heizungsmix der österreichischen Haushalte

                                                                                                                                                             GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021                   9
2.2. Zielsetzung                                                 Dass die Exkurse nicht Teil der Bewertung sind, liegt
                                                                 darin begründet, dass diese Kennzahlen nicht für
      Der vorliegende „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck                  alle Bundesländer hinreichend vergleichbar sind, ein
      2021“ soll einen Bundesländervergleich im Wohnbau          Bewertungskriterium doppelt abbilden würden oder
      Österreichs erarbeiten. Hierfür soll insbesondere der      die Belastbarkeit einer möglichen Bewertung nicht
      Ausstieg aus fossilen Heizsystemen (Ölheizungen,           vollends gegeben ist.
      Gasheizungen) und die Gebäudequalität (bzw. die
      thermisch-energetische Qualität der Gebäudehülle)          Das Hauptaugenmerk des „GLOBAL 2000-Wohn-
      im Fokus stehen, um die dafür wichtigsten Faktoren         baucheck 2021“ liegt auf den Bereichen:
      (1) sparsamer Umgang mit Energie und (2) Ausstieg
      aus fossilen Energieträgern abzubilden. Da sich die        • Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme,
      Bundesländer hinsichtlich der Bauordnungen und             • Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme und
      Wohnbauförderprogramme mitunter stark unter-               • Steigerung der thermischen Gebäudequalität.
      scheiden, soll das in den vorangegangenen Versionen
      des „GLOBAL 2000-Wohnbauchecks“ entwickelte                Zusätzlich wurde der Bereich Wohnbaupolitik als
      Kriterienset angewandt werden, um einen gut nach-          Klimaschutzinstrument aufbereitet.
      vollziehbaren Vergleich zu bieten. Darüber hinaus
      sollen weitere relevante Bereiche beleuchtet werden.
                                                                  Der „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck
      Speziell im Gebäudebereich gibt es eine Vielzahl           2021“ orientiert sich an den Klima- und
      an unterschiedlichen Kennzahlen (Sanierungsrate,            Energiestrategien der Bundesländer
      Heizwärmebedarf, Wohnbaufördermittel usw.),
                                                                      und stützt sich auf öffentlich
      wobei die Datenqualität stark abweicht. Mit der
      vorliegenden Studie soll einerseits der „gemeinsame             zugängliche Statistik-Daten
      Nenner“ der derzeit verfügbaren Kennzahlen darge-             sowie direkte Auskünfte von den
      stellt werden und andererseits ein Ausblick auf wei-                  Bundesländern.
      tere Aspekte des Gebäudesektors gegeben werden,
      die aufgrund ihrer fehlenden Vergleichbarkeit oder
      Interpretierbarkeit nicht Teil der Bewertung sind.         Grundlage für die Auswahl der Kriterien und informa-
                                                                 tiven Exkurse waren die Energie- und Klimastrategien
                                                                 der Bundesländer sowie die verfügbaren wissen-
2.3. Methodik                                                    schaftlichen Zielerreichungsstudien für Österreich.
                                                                 Darüber hinaus wurde unterstellt, dass der Wohnbau
      Das Bewertungsschema wurde eigens für den                  als Leitsegment für den gesamten Gebäudesektor
      „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2017“ entwickelt                 herangezogen werden kann und der Gebäudesektor
      und angewandt. 2018 erfolgte eine Weiterent-               einen ambitionierten Klimaschutzpfad im Sinne eines
      wicklung, die auf den Rückmeldungen und Gesprä-            verantwortungsvollen Umgangs mit dem Treibhaus-
      chen mit den VertreterInnen der Bundesländer zur           gasbudget einschlagen muss. Um eine größtmögliche
      Publikation 2017 beruhte. Für 2019 wurde aus zwei          Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu erreichen,
      Gründen keine quantitative Bewertung durchgeführt:         basieren die meisten Bewertungen auf öffentlich
      Einerseits wurde die 2017 und 2018 erzeugte Auf-           zugänglichen Daten. Die restlichen Bewertungen er-
      merksamkeit und erfahrene Gesprächsbereitschaft            folgten anhand der Rückmeldungen der Bundesländer
      bei den zuständigen LandesrätInnen dazu genutzt,           zu einem einheitlichen und umfassenden Fragen-
      den Dialog zu vertiefen und damit auch langfristig         katalog von GLOBAL 2000, der im Frühjahr 2020
      einen Impact zu generieren. Andererseits sind zum          an die Wohnbaureferate verschickt wurde.
      Beispiel die statistischen Daten des Mikrozensus
      stets für jeweils zwei Jahre verfügbar, wodurch ein        Die Bewertungen und informativen Exkurse
      jährliches Update nicht in allen Kriterien eine aktuali-   beruhen auf folgenden Quellen:
      sierte Bewertung ermöglicht.                               • Mikrozensus, Energieeinsatz der Haushalte
                                                                   (Statistik Austria, 2019a)
      Das Bewertungsschema besteht aus neun Kriterien,           • Befragung der Bundesländer durchgeführt
      die für die Punktevergabe und in weiterer Folge für          von GLOBAL 2000 im Frühjahr 2020
      das Ranking herangezogen werden. Weitere rele-             • Definition und Messung der thermisch-
      vante Aspekte werden in insgesamt sieben Exkursen            energetischen Sanierungsrate in Österreich
      abgebildet, welche nicht in die Bewertung einfließen.        (IIBW & UBA, 2020)

 10   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
• Maßnahmen im Gebäudesektor 2009 bis 2018 		            • 2 Punkte für eine wesentlich beschleunigte
  (BMNT, 2019)                                             Energiewende im Raumwärmebereich, die einen
• Broschüren und Rechtsnormen zu den                       verantwortungsvollen Umgang mit dem noch zur
  Wohnbauförderprogrammen der Bundesländer                 Verfügung stehenden Treibhausgasbudget zeigt.
• Energiebilanzen der Bundesländer                       • Darüber hinaus wurde bei jedem Bewertungs-
  (Statistik Austria, 2019b)                               kriterium dem besten Bundesland ein Zusatzpunkt
• Unterlagen zum Finanzausgleich (BMF, 2020)               vergeben, um diesen Vorsprung vor den anderen
• Paket: Gebäude- und Wohnungsregister                     Bundesländern entsprechend hervorzuheben.
  (Statistik Austria, 2020a)
• Baumaßnahmenstatistik (Statistik Austria 2019c)        Das entwickelte Punktesystem (inklusive der
• Mikrozensus, Wohnungsgröße von                         Ergebnisdarstellung als Ampeln) ermöglicht die
  Hauptwohnsitzwohnungen (Statistik Austria, 		          gleichzeitige Bewertung von qualitativen und
  2020b)                                                 quantitativen Kriterien.
• Nutzflächen fertiggestellter Wohnungen
  (Statistik Austria 2019d)                              Im Vergleich zum „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck
                                                         2018“ wurden die Bewertungskriterien geringfügig
Für alle Bewertungskriterien wurde dasselbe Punkte-      adaptiert. Bei den unterstützenden Maßnahmen für
system angewandt. Die jeweiligen Bewertungsstufen        den Erdgas-Ausstieg wurden die Kriterien dahin-
wurden basierend auf den Landesstrategien und            gehend erweitert, dass auch der nicht-geförderte
Klima- und Energiestudien festgelegt.                    Wohnbau mitbetrachtet wird. Als Datenquelle für
                                                         die Sanierungsraten wurde auf die aktuelle Studie
Die Punktevergabe erfolgte in allen Kriterien            „Definition und Messung der thermisch-energeti-
nach derselben Ausrichtung:                              schen Sanierungsrate in Österreich“ (IIBW & UBA,
• 0 Punkte für ein deutlich unterdurchschnittliches 		   2020) umgestellt, da mit dieser Studie explizit eine
  Ambitionsniveau bzw. ein entsprechend geringes 		      aussagekräftige und praktikable Definition erarbeitet
  Vorankommen auf einem klimaverträglichen               wurde und diese auch Einzelsanierungsmaßnahmen
  Zielpfad,                                              in Form von „umfassenden Sanierungsäquivalenten“
• 1 Punkt für die Erreichung eines durchschnittlich 		   berücksichtigt. Für den „GLOBAL 2000-Wohnbau-
  ambitionierten Zielpfades und                          check 2018“ wurden lediglich vollständige umfassen-
                                                         de Sanierungen berücksichtigt und Einzelsanierungs-
                                                         maßnahmen nicht mitgezählt.

                                                                             GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021       11
3. AUSSTIEG AUS ERDÖL
   FÜR RAUMWÄRME

      Für die Bewertung des nahezu vollständigen Erdöl-                       und führt dann weiter aus :
      Ausstiegs standen ein Zeithorizont bis 2030 und
      sinnvolle Gebote für Verwendung von Heizsystemen                        „Das Jahrzehnt-Teilbudget 2021-2030 für diesen
      auf Basis regenerativer Wärmequellen im Vorder-                         Zielpfad beträgt knapp 550 Mio. Tonnen. Dessen
      grund. Im Regierungsprogramm ist ein vollständiger                      verbindliche Festlegung, gemeinsam mit dem
      Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 enthalten. Einige                     Gesamtbudget ab 2021, ist für eine realistische
      Bundesländer waren ambitionierter und haben be-                         Zielerreichung der Klimaneutralität 2040 unver-
      reits in ihren Strategien einen Ausstieg bis 2025 bzw.                  zichtbar. Ansonsten verbleiben ab 2031 wesent-
      2030 festgelegt. Dies war zum Beispiel in der „Ener-                    lich weniger als 150 Mt CO2-eq Restbudget, was
      giezukunft 2030 – Die oberösterreichische Energie-                      unrealistisch hohe Reduktionsraten von weit über
      strategie“ (OÖ, 2009) oder im „Energiemasterplan                        10 % pro Jahr für alle Jahre nach 2030 erfordern
      Kärnten – eMap 2025“ (KTN, 2014) der Fall.                              würde.“

      Weiters zeigt sich, dass das österreichische Treib-                     Aufgrund der besonders hohen Treibhausgasemissi-
      hausgasbudget aufgrund mangelnder Erfolge im                            onen durch Ölheizungen und der Verfügbarkeit von
      Klimaschutz rascher als erwartet aufgebraucht wird.                     kostengünstigeren und klimaschonenderen Optionen
      Das Wegener Center quantifiziert und formuliert                         wurde für alle Bundesländer ein spezifischer Aus-
      das in einem Statement 2 vom 09.10.2020 wie folgt                       stiegspfad bis 2030 als Referenz festgelegt. Das ent-
      (Kirchengast & Steininger, 2020):                                       spricht einem verantwortungsbewussten Umgang
                                                                              mit unserem verbleibenden Treibhausgasbudget.
      „Überdies werden schon 2017–2020 etwa 314 Mio.
      Tonnen des Budgets verbraucht, sodass ab 2021
      nur mehr knapp 700 Mio. Tonnen verbleiben.“

3.1. Status quo Ölheizungen                                                   von 2010 bis 2014 wurde ein flacherer „Einstieg“ in
                                                                              den Ausstieg berücksichtigt. Nach 2014 erfolgt der
      Für jedes Bundesland wurde ein spezifischer Zielpfad                    weitere Rückgang linear bis 2029/2030 noch 1 % Öl-
      errechnet. Beginnend mit dem Anteil an Haushalten,                      heizungen verbleiben. Für die Bewertung im Rahmen
      die 2010 im jeweiligen Bundesland mit Öl geheizt                        des „GLOBAL 2000-Wohnbauchecks 2021“ wurde
      haben, wurde ein Verlauf bis zum nahezu vollstän-                       der Anteil an Ölheizungen für 2017/2018 herangezo-
      digen Ausstieg3 2030 errechnet. Für die Periode                         gen (Statistik Austria, 2019a).

      2   Online abrufbar unter https://wegcwww.uni-graz.at/publ/downloads/RefNEKP-TreibhausgasbudgetUpdate_WEGC-Statement_Okt2020.pdf
          (zuletzt abgerufen am 05.02.2021).
      3   Um besondere Einzelfälle, bei denen eine Ölheizung auch 2030 noch ein argumentierbares Heizsystem sein kann, zu berücksichtigen,
          wurde die konservative Annahme getroffen, dass im Zieljahr noch ein Prozent der Haushalte Ölheizungen verwenden.

 12   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Bewertung

    0 Punkte                                               mind. 10 % „schlechter“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes

    1 Punkte                                               innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum spezifischen Zielpfad des Bundeslandes

    2 Punkte                                               mind. 10 % „besser“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes

Tabelle 2: Bewertungsstufen für den Status quo Ölheizungen

Die Bewertung beruht auf den Daten der Statistik                                                Abbildung 4 veranschaulicht die Punktevergabe
Austria, welche diese mittels Mikrozensus erhebt.                                               am Beispiel der Steiermark. Entlang des Zielpfades
Die Stichprobe, die im Rahmen des Mikrozensus er-                                               (weißer Pfeil) gibt es einen Korridor, der einer Be-
hoben wird, kann bei einer entsprechend detaillierten                                           wertung mit 1 Punkt entspricht (gelber Bereich). Bei
Betrachtung wie hier (Aufteilung auf Bundesländer                                               einem höheren Anteil an Ölheizungen werden keine
und Heizsysteme) in Kombination mit sehr geringen                                               Punkte vergeben (roter Bereich), bei einem geringe-
absoluten Zahlen zu relativ großen Schwankungen4                                                ren Anteil werden 2 Punkte vergeben (grüner Be-
in den Detaildaten führen. Deswegen wird ein Anteil                                             reich). Der aktuelle Wert der Steiermark kann direkt
von kleiner oder gleich 5 % Ölheizungen mit 2 Punkten                                           eingetragen werden (blauer Kreis).
bewertet.

                                               35 %

                                               30 %
        Anteil der Haushalte mit Ölheizungen

                                               25 %
                                                                                                                  Zielpfad

                                               20 %

                                               15 %

                                               10 %

                                               5%

                                               0%

                                                    2010   2012     2014      2016     2018     2020      2022    2024         2026   2028   2030

Abbildung 4: Bewertung des Status quo Ölheizungen am Beispiel Steiermark

4   Sehr gut ersichtlich ist dieser Effekt an der Anzahl der mittels Mikrozensus gemessenen Ölheizungen in Wien. Für 2011/2012 werden
    25.173 Ölheizungen ausgewiesen, für 2013/2014 nur noch 12.684, welche für 2015/2016 auf 30.895 steigen und 2017/2018 wieder
    auf 13.107 fallen (Statistik Austria, 2019a).

                                                                                                                       GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021   13
Derzeit erkennt man in den meisten Bundesländern              veralteter Ölheizungen, wird das Ziel der Bundesre-
      einen klaren Rückgang bei den Ölheizungen, der einen          gierung deutlich verfehlt werden. In allen anderen
      nahezu vollständigen Ausstieg bis 2030 möglich                Bundesländern kann ein Ausstieg aus Ölheizungen
      macht, sofern relevante Maßnahmen diesbezüglich               bis 2035 erreicht werden, wenn die Entwicklung der
      auch effektiv umgesetzt werden und keine gegen-               letzten Jahre beibehalten wird. Auch das ist aber
      läufige Einflussnahme vorgenommen wird.                       keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert An-
                                                                    strengungen. Wien wird das Ziel voraussichtlich viel
      Ein etwas anderes Bild zeigt sich, wenn man die Ent-          früher erreichen können.
      wicklung in den Bundesländern mit der Zielsetzung
      der Bundesregierung in diesem Bereich vergleicht.             Aktuell liegen lediglich Wien und die Steiermark
      Aktuell verfolgt die Bundesregierung das Ziel eines           unter bzw. bei ihrem spezifischen Zielpfad. In allen
      vollständigen Ausstiegs aus Ölheizungen bis 2035.             anderen Bundesländern gibt es einen klaren Nach-
      In Niederösterreich und Tirol werden derzeit aber             holbedarf, um bis 2030 den Ausstieg aus Ölheizun-
      zu wenige Ölheizungen ersetzt, um dieses Ziel zu              gen noch zu realisieren.
      erreichen. Bleibt es beim zu langsamen Austausch

       Status quo Ölheizungen      AT-Ø     BGLD      KTN      NÖ         OÖ        SBG    STMK     TIR          VBG           WIEN

       Zielwert für 2018            14 %     13 %     21 %     11 %      15 %       20 %   18 %    28 %           26 %         2,4 %

       Ist-Wert für 2018            16 %     16 %     25 %     14 %      18 %       22 %   19 %    35 %           31 %          1,4 %

       Punktevergabe                 -        0        0        0          0         0      1         0             0           2+1

      Tabelle 3: Punktevergabe beim Status quo Ölheizungen anhand des Anteils der Haushalte mit Ölheizungen
                                                                                                  Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a

3.2. Trendvergleich Ölheizungen                                     terlegt, sondern die Bundesländer untereinander ver-
                                                                    glichen. Als Referenzwert wurde der österreichweite
      Als Ergänzung zum Status quo wurde der Trend der              Trend herangezogen – 2007/2008 heizten 24 % der
      letzten zehn Jahre als Bewertungskriterium herange-           österreichischen Haushalte mit Öl, 2017/2018 waren
      zogen. Im Unterschied zum Status quo wurde für die            es nur noch 16 %, was einem Rückgang (Trend) von
      Bewertung des Trends kein spezifischer Zielpfad hin-          minus 33 % entspricht.

       Bewertung

       0 Punkte             mind. 10 % „schlechter“ als der österreichweite Trend

       1 Punkte             innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum österreichweiten Trend

       2 Punkte             mind. 10 % „besser“ als der österreichweite Trend

      Tabelle 4: Bewertungsstufen für den Trendvergleich Ölheizungen

      Der österreichweite Trend der letzten 10 Jahre liegt          len, sank die Anzahl der Haushalte mit Ölheizungen
      bei minus 33 % bei Ölheizungen in privaten Haushal-           um 21 %, während die Anzahl der Haushalte um 9 %
      ten, gemessen am Anteil der Ölheizungen 2007/2008             zugenommen hat.
      und 2017/2018. Betrachtet man die absoluten Zah-

 14   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Trendvergleich
                                     AT-Ø     BGLD       KTN       NÖ         OÖ      SBG     STMK       TIR      VBG      WIEN
     Ölheizungen

     Anteil 2007/2008                 24 %     25 %      39 %      17 %      29 %     31 %     36 %     47 %      38 %     3,3 %

     Anteil 2017/2018                 16 %     16 %      25 %     14 %       18 %     22 %     19 %     35 %      31 %     1,4 %

     10-Jahrestrend                  -33 %     -38 %    -36 %     -20 %      -36 %   -29 %    -48 %     -26 %     -19 %    -57 %

     Punktevergabe                     -         2        1         0          1       0        2         0        0        2+1

    Tabelle 5: Punktevergabe beim Trendvergleich Ölheizungen, gemessen anhand des Anteils der Haushalte
               mit Ölheizungen im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt             Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a

    Im Trendvergleich stechen Wien, die Steiermark und                  bzw. nicht neu errichtet. In Wien haben Ölheizungen
    das Burgenland hervor. Dort wurden anteilig über-                   allerdings nur einen geringen Anteil im Vergleich mit
    durchschnittlich viele Ölheizungen ausgetauscht                     den anderen Bundesländern.

3.3. Unterstützende Maßnahmen                                           Bundesländern auch die Möglichkeit gegeben, die
     für einen Erdöl-Ausstieg                                           Wirksamkeit der eigenen Maßnahmen bzw. die
                                                                        tatsächliche Förder- und Bewilligungspraxis mit
    Der letzte Teil der Bewertung im Bereich „Ausstieg                  entsprechenden Zahlen zu belegen.
    aus Erdöl für Raumwärme“ zielt auf das Setzen von
    (ordnungs-)politischen Maßnahmen zur Reduktion                      Im Neubau ist mittlerweile auf Bundesebene ein
    des Einsatzes von Ölheizungen ab.                                   klares Gebot für Heizsysteme auf Basis regenerati-
                                                                        ver Wärmequellen beschlossen worden. Hier waren
    Für den „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“                             Niederösterreich und danach auch Wien Vorreiter
    wurden die Bundesländer nach faktischen und prak-                   gegenüber der jetzt bundesweiten Lösung. Davor
    tischen Maßnahmen befragt, die einem klaren Gebot                   gab es sogar in den Wohnbauförderprogrammen
    für Heizsysteme auf Basis regenerativer Wärme-                      mitunter Ausnahmeregelungen, die die Installation
    quellen gleichzustellen sind. Damit wurde den                       von Ölheizungen ermöglichten.

     Bewertung

     0 Punkte                neue Ölheizungen können (ggf. via Ausnahmeregelungen) eingebaut werden

     1 Punkte                im Neubau oder der Sanierung werden keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut

     2 Punkte                sowohl im Neubau als auch der Sanierung werden keine neuen Ölheizungen eingebaut

    Tabelle 6: Bewertungsstufen bei den Maßnahmen zur Vermeidung von Ölheizungen

    Während innerhalb der Wohnbauförderprogramme                        sich der Passus findet, dass die Installation einer Öl-
    durchaus wirkungsvolle Maßnahmen für erneuerba-                     heizung nicht erlaubt ist, sobald 25 % oder mehr der
    res Heizen in der Sanierung zu erkennen sind, sind in               Gebäudehülle geändert bzw. instandgesetzt wird.
    der Bauordnung noch keine Gebote definiert worden.                  Auch hier sind noch weitere Ergänzungen und Klar-
    Vorreiter ist hierbei die Wiener Bauordnung, in der                 stellungen für einen umfassenden Ansatz notwendig.

                                                                                              GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021           15
Unterstützende Maßnahmen
                                          BGLD         KTN         NÖ          OÖ      SBG       STMK           TIR           VBG            WIEN
       für einen Erdöl-Ausstieg

       Gebot für Erneuerbare
                                           ja           ja          ja          ja         ja        ja             ja          ja              ja
       im Neubau

       Gebot für Erneuerbare
                                          nein         nein        nein        nein    nein      nein          nein           nein            nein
       in der Sanierung

       Punktevergabe                       1            1           1           1          1         1              1            1            1+1

      Tabelle 7: Punktevergabe zu den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Ölheizungen
                                                                                                                Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a

      Weiters zeigt sich, dass die Bundesländer hier auch                 stieg aus Ölheizungen als Ziel gesteckt. Im Burgen-
      unterschiedliche Ziele verfolgen. Die Bundesregie-                  land will man dieses Ziel im Jahr 2030 erreichen. In
      rung hat sich zum Zeil gesetzt, dass bis 2035 sämt-                 Niederösterreich und Salzburg wurde das Zieljahr
      liche Ölheizungen (und auch Kohleheizungen) in den                  mit 2040 festgelegt, wobei das vor dem aktuellen
      österreichischen Haushalten ausgetauscht werden.                    Regierungsprogramm geschah. Für die weiteren
      Die Bundesländer haben zudem eigene Energie- und                    Bundesländer gibt es kein beschlossenes Zieljahr für
      Klimastrategien entwickelt. Der Ausstieg aus Ölhei-                 den Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme bzw. konnte
      zungen ist in vielen davon ein Thema. Kärnten hat                   dieses nicht anhand der publizierten Energie- und
      sich mit 2025 den frühesten Zeitpunkt für den Aus-                  Klimastrategien nicht nachvollzogen werden.

       Ausstieg aus Ölheizungen           BGLD         KTN         NÖ          OÖ      SBG       STMK           TIR           VBG            WIEN

       Zieljahr lt. Landesstrategie       2030        2025        2040          -      2040          -              -            -              -

      Tabelle 8: Zieljahre der Bundesländer für den Ausstieg aus Ölheizungen                      Quelle: Energie- und Klimastrategien der Bundesländer

3.4. Zusammenfassung: Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme
      In der Gesamtschau zum Erdöl-Ausstieg ergibt sich für die Bundesländer folgende Punktebewertung:

       Erdöl-Ausstieg              BGLD          KTN          NÖ          OÖ          SBG       STMK          TIR            VBG            WIEN

       Status quo                     0           0           0            0           0         1              0              0              2+1

       Trendvergleich                 2           1           0            1           0         2              0              0              2+1

       Maßnahmen                      1           1           1            1           1         1              1               1             1+1

       Punktevergabe                  3           2           1            2           1         4              1               1              8

      Tabelle 9: Punktevergabe für den Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme

      Beim Ausstieg aus Erdöl für Raumwärme sticht Wien                   Ohne Zusatzpunkte können bis zu 6 Punkte erreicht
      im „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2021“ besonders                        werden. Die 4 Punkte für die Steiermark und die
      hervor – von den theoretisch möglichen 9 Punkten                    3 Punkte für das Burgenland können also als Mittel-
      werden 8 erreicht.                                                  feld betrachtet werden.

 16   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
4. AUSSTIEG AUS ERDGAS
   FÜR RAUMWÄRME

    Für die Bewertung des Erdgas-Ausstiegs standen                             weiteren Nahwärmenetzen in Gebieten, in denen
    der nahezu vollständige Ausstieg bis 2040 und mög-                         die Luftgüte nicht weiter belastet werden kann. In
    liche Restriktionen für den Einbau von Gasheizungen                        Fällen, in denen ein Austausch hin zu klimaschonen-
    im Neubau und in der Sanierung im Vordergrund. Im                          den Heizungssystemen nicht sofort möglich ist, ist
    Vergleich zu den Ölheizungen wurde für den Erd-                            somit mehr Zeit berücksichtigt worden. Dennoch
    gas-Ausstieg ein längerer Zeithorizont vorgesehen,                         muss klar sein, dass gerade die letzte Generation an
    da hierfür auch wesentliche Infrastruktur-Maßnahmen                        Gasheizungen installiert wird und dies auch nur in
    notwendig sind, zum Beispiel die Errichtung von                            begründeten Fällen erfolgen sollte.

4.1. Status quo Gasheizungen                                                   die Periode von 2010 bis 2014 wurde ein flacherer
                                                                               „Einstieg“ in den Ausstieg berücksichtigt. Nach 2014
    Für jedes Bundesland wurde auch hier ein spezifi-                          erfolgt der weitere Rückgang linear bis 2039/2040
    scher Zielpfad erarbeitet. Beginnend mit dem Anteil                        noch 1 % Gasheizungen verbleiben. Für die Bewer-
    an Haushalten, die 2010 im jeweiligen Bundesland                           tung im Rahmen des „GLOBAL 2000-Wohnbau-
    mit Gas geheizt haben, wurde ein Verlauf bis zum                           checks 2021“ wurde der Anteil an Gasheizungen für
    nahezu vollständigen Ausstieg5 2040 errechnet. Für                         2017/2018 herangezogen (Statistik Austria 2019a).

        Bewertung

        0 Punkte                  mind. 10 % „schlechter“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes

        1 Punkte                  innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum spezifischen Zielpfad des Bundeslandes

        2 Punkte                  mind. 10 % „besser“ als der spezifische Zielpfad des Bundeslandes

    Tabelle 10: Bewertungsstufen für den Status quo Gasheizungen

    Wie bei der Bewertung des Status quo von Ölhei-                            des Zielpfades (weißer Pfeil) gibt es einen Korridor,
    zungen wird auch bei Gasheizungen ein Anteil von                           der einer Bewertung mit 1 Punkt entspricht (gelber
    5 % oder weniger Gasheizungen mit 2 Punkten                                Bereich). Bei einem höheren Anteil an Gasheizungen
    bewertet, um den Unsicherheiten durch die Erhe-                            werden keine Punkte vergeben (roter Bereich), bei
    bungsmethodik der zugrunde gelegten Statistik-                             einem geringeren Anteil werden 2 Punkte vergeben
    daten zu begegnen. Abbildung 5 veranschaulicht                             (grüner Bereich). Der aktuelle Wert von Vorarlberg
    die Punktevergabe am Beispiel Vorarlberg. Entlang                          kann direkt eingetragen werden (blauer Kreis).

    5   Um besondere Einzelfälle, bei denen eine Gasheizung auch 2040 noch ein argumentierbares Heizsystem sein kann, zu berücksichtigen,
        wurde die konservative Annahme getroffen, dass im Zieljahr noch ein Prozent der Haushalte Gasheizungen verwenden.

                                                                                                          GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021     17
18 %
       Anteil der Haushalte mit Gasheizungen

                                               16 %

                                               14 %

                                               12 %

                                               10 %                                                                                      Zielpfad

                                               8%

                                               6%

                                               4%

                                               2%

                                               0%

                                                    2010   2012   2014   2016   2018     2020    2022   2024    2026     2028   2030   2032    2034     2036       2038       2040

     Abbildung 5: Bewertung des Status quo Gasheizungen am Beispiel Vorarlberg

     Der Rückgang an Gasheizungen erfolgt in Österreich                                                      23 % zurück. Für einen nahezu vollständigen Aus-
     nur langsam. 2003/2004 heizten 26 % der privaten                                                        stieg bis 2040 müsste bei einem linearen Rückgang
     Haushalte in Österreich mit Erdgas. 2017/2018 ging                                                      ab 2014 dieser Wert bei 20 % liegen und somit deut-
     dieser Wert trotz aller Förderungen von Heizsystemen                                                    lich geringer als die aktuellen 23 %.
     auf Basis regenerativer Wärmequellen lediglich auf

      Status quo
                                                                         AT-Ø    BGLD       KTN         NÖ         OÖ       SBG        STMK       TIR          VBG           WIEN
      Gasheizungen

      Zielwert für 2018                                                  20 %     21 %      3,0 %       27 %      14 %      7,9 %      7,0 %     6,3 %          12 %          40 %

      Ist-Wert für 2018                                                  23 %     26 %      3,0 %       33 %      17 %      9,0 %      8,8 %     9,5 %          12 %          46 %

      Punktevergabe                                                       -        0            2+1      0         0            0       0           0             1             0

     Tabelle 11: Punktevergabe beim Status quo Gasheizungen anhand des Anteils der Haushalte mit Gasheizungen
                                                                                                                                                Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a

     Derzeit liegen Kärnten und Vorarlberg innerhalb des                                                     In allen anderen Bundesländern hinkt man dem im
     errechneten Zielkorridors, wobei in Kärnten Gas-                                                        Hinblick auf die Zielerreichung 2040 wesentlichen
     heizungen eine relativ kleine Thematik darstellen.                                                      Zielpfad hinterher.

18   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
4.2. Trendvergleich Gasheizungen                                       hinterlegt, sondern die Bundesländer untereinander
                                                                       verglichen. Als Leitwert wurde der österreichweite
    Als Ergänzung zum Status quo wurde der Trend der                   Trend herangezogen – 2007/2008 heizten 25 %
    letzten zehn Jahre als Bewertungskriterium heran-                  der österreichischen Haushalte mit Gas, 2017/2018
    gezogen. Im Unterschied zum Status quo wurde für                   waren es immer noch 23 %, was einem Rückgang
    die Bewertung des Trends kein spezifischer Zielpfad                (Trend) von lediglich minus 7 % entspricht.

     Bewertung

     0 Punkte               mind. 10 % „schlechter“ als der österreichweite Trend

     1 Punkte               innerhalb eines 10 %-Bandes relativ zum österreichweiten Trend

     2 Punkte               mind. 10 % „besser“ als der österreichweite Trend

    Tabelle 12: Bewertungsstufen für den Trendvergleich Gasheizungen

     Trendvergleich
                                     AT-Ø     BGLD      KTN       NÖ         OÖ     SBG      STMK      TIR      VBG      WIEN
     Ölheizungen

     Anteil 2007/2008                25 %      26 %     3,6 %    35 %       20 %    11 %     8,0 %     6,9 %    16 %     50 %

     Anteil 2017/2018                23 %      26 %     3,0 %    33 %       17 %    9,0 %    8,8 %     9,5 %    12 %     46 %

     10-Jahrestrend                  -7,1 %   +0,5 %    -17 %    -5,1 %     -17 %   -19 %    +9,1 %   +36 %     -24 %    -9,4 %

     Punktevergabe                     -        0        2         0         2        2        0        0        2+1       2

    Tabelle 13: Punktevergabe beim Trendvergleich Gasheizungen, gemessen anhand des Anteils der Haushalte
                mit Gasheizungen im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt         Quelle: Werte aus Statistik Austria 2019a

    In Tirol (+36 %) und in der Steiermark (+9 %), nahm                einen weitgehenden Ausstieg aus fossilem Erdgas
    der Anteil der Gasheizungen in den letzten 10 Jahren               bis 2040 im Raumwärmebereich braucht es in diesen
    deutlich zu. Zwar ist der Anteil von Gasheizungen in               Bundesländern eine rasche Trendumkehr.
    Tirol und der Steiermark im Raumwärmebereich nach
    wie vor noch unter zehn Prozent, eine Fortschreibung               Erfreulich sind hingegen die Trends in Vorarlberg
    der deutlichen Steigerungen ist aber mit einem am-                 (-24 %), Salzburg (-19 %), Kärnten und Oberöster-
    bitionierten Klimaschutzszenario nicht vereinbar. Für              reich (beide -17 %) sowie in Wien (-9 %).

4.3. Unterstützende Maßnahmen                                          aus fossilen Heizsystemen wird nur gelingen können,
     für einen Erdgas-Ausstieg                                         wenn dies auch politisch gewollt und umgesetzt wird.
                                                                       Die aktuellen Ambitionen weg von Ölheizungen
    Der letzte Teil der Bewertung im Bereich „Ausstieg                 müssen auch auf Gasheizungen erweitert werden,
    aus Erdgas für Raumwärme“ zielt auf das Setzen von                 damit die angestrebte „Klimaneutralität 2040“ gelin-
    (ordnungs-)politischen Maßnahmen zur Reduktion                     gen kann.
    der Installation von Gasheizungen ab. Der Ausstieg

                                                                                            GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021           19
Bewertung

         0 Punkte                   für neue Gasheizungen ist noch eine Wohnbauförderung möglich

         1 Punkte                   neue Gasheizungen sind ein Ausschlussgrund für die Wohnbauförderung

         2 Punkte                   gemäß Bauordnung werden keine Gasheizungen mehr genehmigt

     Tabelle 14: Bewertungsstufen bei den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Gasheizungen

     Durch die Antworten in der Bundesländer-Befragung                            Schätzungen zurückgreifen können und nicht auf
     zeigt sich, dass die Bundesländer im Wesentlichen                            aufbereitete Statistiken.
     außerhalb der Wohnbauförderung lediglich auf eigene

         Unterstützende
         Maßnahmen für einen                BGLD         KTN          NÖ          OÖ          SBG        STMK          TIR          VBG    WIEN
         Erdgas-Ausstieg

         Gebot für Erneuerbare in
                                             nein          ja          ja         nein         ja         nein        nein           ja    nein
         der Wohnbauförderung

         Gebot für Erneuerbare
                                             nein        nein         nein        nein        nein        nein        nein          nein   nein
         in der Bauordnung

         Punktevergabe                         0          1+1           1          0            1           0           0            1      0

     Tabelle 15: Punktevergabe zu den Maßnahmen zur Vermeidung von neuen Gasheizungen

     Neu installierte Erdgasheizungen sind noch nicht in                          Kritisch ist, dass es keine ausreichend wirksamen
     allen Bundesländern ein Ausschließungsgrund für die                          Bestimmungen in der Bauordnung gibt, die sicher-
     Wohnbauförderung. Zwar werden die Gasheizungen                               stellen, dass zumindest im Neubau die Anzahl der
     selbst nur in Ausnahmefällen gefördert, dennoch                              Neuinstallationen von Gasheizungen geplant und
     fehlt in den Wohnbauförderprogramm mitunter der                              zielorientiert zurückgehen.
     entsprechende Nachdruck, um Gasheizungen zu-
     rückzudrängen.                                                               Erste positive Entwicklungen sind in Wien zu er-
                                                                                  kennen. Mit den Raumordnungsplänen soll erreicht
     In Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und Vorarl-                           werden, dass acht von zehn Neubauten keine Gas-
     berg führen Gasheizungen zu einem Ausschluss in                              heizungen mehr installieren. Zum Zeitpunkt der
     der Wohnbauförderung. Da in der Wohnbaubroschüre                             Veröffentlichung des „GLOBAL 2000-Wohnbaucheck
     des Landes Kärnten der klarste und unmissverständ-                           2021“ waren diese Pläne jedoch noch nicht vollstän-
     liche Hinweis6 auf den Ausschluss von Gasheizun-                             dig umgesetzt. Weiters hat die rot-pinke Stadtregie-
     gen zu finden ist, wurde Kärnten der Zusatzpunkt                             rung im Koalitionsübereinkommen den weitgehenden
     zugesprochen.                                                                Ausstieg aus fossilen Energien für den Bereich Heizen,

     6   siehe (KTN, 2020a), Seite 8: „Förderungen werden nur gewährt, wenn keine Heizsysteme auf fossiler Basis (Kohle, Öl, Gas)
         sowie Elektro- und Infrarotheizungen (CO2SK-Wert >30 kg/m²a) verwendet werden.“

20   GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021
Kühlen und Warmwasseraufbereitung beschlossen.           Ausstiegsplan aus Gasheizungen unerlässlich. Ähn-
    Gleichzeitig wurde festgehalten, dass „grünes Gas“       liche Entwicklungen sind in anderen Bundesländern
    für andere Zwecke als Raumwärme verwendet                noch nicht bekannt.
    werden soll. Somit ist ein geplanter und verbindlicher

4.4. Zusammenfassung: Ausstieg
     aus Erdgas für Raumwärme
    In der Gesamtschau zum Erdgas-Ausstieg ergibt sich für die Bundesländer folgende Punktebewertung:

     Erdöl-Ausstieg              BGLD      KTN        NÖ     OÖ      SBG      STMK      TIR     VBG      WIEN

     Status quo                    0        2+1       0       0        0        0        0        1           0

     Trendvergleich                0         2        0       2        2        0        0       2+1          2

     Maßnahmen                     0        1+1        1      0        1        0        0        1           0

     Punktevergabe                 0         7        1       2        3        0        0        5           2

    Tabelle 16: Punktevergabe für den Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme

    Beim Ausstieg aus Erdgas für Raumwärme konnte            Punktespanne liegt Vorarlberg mit 5 Punkten im
    sich Kärnten mit guten 7 Punkten vor die anderen         oberen und Salzburg mit 3 Punkten im unteren
    Bundesländer setzen. Gemessen an der erzielbaren         Mittelfeld.

                                                                                 GLOBAL 2000-WOHNBAUCHECK 2021    21
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