INDUSTRIE STANDORT OÖ 2030 - Ein Zukunftsplan der Industriellenvereinigung Oberösterreich
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INHALT VORWORT 4 1 EXECUTIVE SUMMARY 6 2 OBERÖSTERREICH IM STANDORTVERGLEICH 12 2.1 Kennzahlen für das Industrieland OÖ 14 2.2 Der Standort Oberösterreich im europäischen Vergleich 18 3 ERGEBNISSE DES DIALOGS MIT DER OÖ. BEVÖLKERUNG 24 4 DIE ZUKUNFT DES INDUSTRIESTANDORTES OÖ 2030 28 4.1 Lebensqualität und Standortqualität bilden eine Symbiose 30 4.2 Digitalisierung und neue Technologien benötigen Exzellenz 36 in Bildung und Forschung 4.3 Nachhaltige Energieversorgung und Umweltschutz gelingen 42 nur in smarter Vernetzung von Ökonomie und Ökologie 3
Das Jahr 2020 wird einen besonderen Platz in den Geschichts- büchern einnehmen. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie löste die größte Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg aus und beschleunigt den technologischen und wirtschaftlichen Struktur- wandel in diesem Jahrzehnt enorm. Vor diesem Hintergrund geht die aktuelle Wahlperiode der OÖ. Landesregierung im Herbst 2021 zu Ende, die kommende sechsjährige Legislaturperiode reicht bis in das Jahr 2027. Diese Regierungsphase entscheidet daher darüber, wie erfolgreich Oberösterreich im internationalen Standortwettbewerb im Jahr 2030 agiert und damit, wie sich der Wohlstand der Bevölkerung in unserem Land entwickelt. EINE ERFOLGREICHE Auf die zentralen internationalen Herausforderungen im neu- en Jahrzehnt müssen wir in Oberösterreich Antworten geben. ZUKUNFT FÜR Die Standortpolitik ist der Dreh- und Angelpunkt für unser wirt- schaftliches Fortkommen. Sie entscheidet, ob sich ein Land in Richtung Wachstum und Prosperität mit finanzierbaren Sozial- und Gesundheitsleistungen, hochwertigen Bildungs- und OBERÖSTERREICH! Forschungseinrichtungen sowie einer modernen Infrastruktur entwickelt, oder ob es Kurs nimmt in Richtung Deindust- rialisierung, hoher Arbeitslosigkeit, Überschuldung und Wohl- standsverlust. Es ist die Landesebene, die aus einer nationalen Gesetzgebung regionale Standortvorteile generiert – in Bildung und Forschung, an den Hochschulen, bei der Verkehrs-, Ener- gie- und Dateninfrastruktur, in der Digitalisierung und bei neuen Technologien oder bei der Verfügbarkeit von MINT-Fachkräften und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Exzellenz muss da- bei unser Anspruch sein! Oberösterreich kann mit seinen hervorragenden Voraussetzungen besser und schneller aus der Krise herausgehen und bis 2030 in den Kreis der industriellen Spitzenregionen Europas aufsteigen. Ein Ziel, das nur durch konsequente Standortpolitik erreicht wer- 4
den kann. Die Industriellenvereinigung Oberösterreich hat dazu in • Die Einrichtung einer Technischen Universität für Digitalisie- den vergangenen drei Jahren umfassende Analysen und Studien rung und digitale Transformation stellt den stärksten Hebel zur ausgearbeitet, die in das vorliegende Papier eingeflossen sind. Weiterentwicklung des Landes dar. Die Einrichtung der neuen TU sowie der weitere Ausbau von JKU und FH OÖ und die Die OÖ. Industrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Wir Etablierung von neuen außeruniversitären Forschungseinrich- fühlen uns dem Land und seiner Bevölkerung eng verbunden tungen sind zentrale Maßnahmen zur Stärkung der Technolo- und wollen noch stärker dazu beitragen, das in uns gesetzte gie- und Forschungskompetenz von Oberösterreich. Vertrauen weiter auszubauen und das Industrieland Oberöster- reich in eine positive Zukunft zu führen. Als Wirtschaftsmotor • Der beschleunigte Ausbau der Infrastruktur in OÖ im Verkehrs-, für ganz Österreich, der weltweit tätig, aber mit seiner Heimat Energie- und Datenbereich mit schnelleren Genehmigungs- eng verwurzelt ist, wollen wir weiterhin mit hoher Forschungs- verfahren. und Technologiekompetenz und als fairer und attraktiver Arbeitgeber überzeugen, dem die Gesundheit und die Aus- und • Eine hohe Sicherheit und Qualität der Energieversorgung, Weiterbildung seiner Mitarbeiter und die Umwelt- und Res- die Verfügbarkeit von ausreichend Strom aus erneuerbarer sourcenschonung ein besonderes Anliegen sind. Noch stärker Energie und von ausreichend alternativen, CO2-neutral pro- wollen wir uns in Zukunft dafür einsetzen, dass Familienfreund- duzierten Energieträgern zu wettbewerbsfähigen Preisen. lichkeit, Gleichberechtigung und Chancengleichheit in den Be- trieben und im ganzen Land weiter verbessert werden. Für den Aufstieg Oberösterreichs zu den besten Industrieregionen in Europa haben für uns folgende fünf Maßnahmen die höchste Priorität: • Die Digitalisierung aller Bereiche des öffentlichen Sektors – vom Bildungssystem über das Gesundheitssystem bis zur Ver- Machen wir Oberösterreich zukunftsfit. waltung. Gemeinsam! Gerade jetzt! • Ein allumfassendes Programm zur Ausbildung von MINT- Fachkräften von der Lehre bis zu den Hochschulen sowie Präsident Dr. Axel Greiner effiziente betriebsnahe Umschulungen und Neuqualifizierun- Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß gen. Dazu zählen neue Formen der Wissensvermittlung in Vizepräsident DI Herbert Eibensteiner den MINT-Fächern, die Integration von Digital-Kompetenzen Vizepräsident DI F. Peter Mitterbauer in der AHS-Ausbildung, neue HTL-Studienzweige und die Vizepräsident DI Stefan Pierer Forcierung der Lehre als gleichwertige Alternative zur Matura. Geschäftsführer DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch 5
1 EXECUTIVE SUMMARY Die OÖ. Industrie generiert österreichweit knapp 900.000 • Abbau von Bürokratie und Überregulierung sowie Effizienz- Beschäftigungsverhältnisse und ist somit das industrielle Herz steigerungen durch Digitalisierung des öffentlichen Sektors sowie der Motor für die Wirtschaft von ganz Österreich. Damit auf Bundes- und Landesebene. erwirtschaftet Oberösterreich einen weit überdurchschnittlichen • Deutliche Steigerung der Anzahl von MINT-Absolventen von Anteil an der Steuerleistung des Bundes. der Lehre bis zu den Hochschulen. • Deutliche Verbesserungen in der Verkehrs-, Energie- und Oberösterreich springt im Regional Competitiveness Index (RCI) Breitbandinfrastruktur. 2019 der Europäischen Kommission für 86 vergleichbare Indus- • Weiterer Ausbau der Forschungsaktivitäten und Forcierung trieregionen von Platz 51 auf Platz 34 und macht damit 17 Plät- von Zukunftstechnologien. ze im Ranking gut. Keine andere Region in dieser Auswertung kann einen derartigen Positionsgewinn verzeichnen. Die Bevölkerung sieht ihre hohen Erwartungen in die OÖ. Industrie sehr gut erfüllt bei ihrem Beitrag zur Sicherung des Generell konnte sich Oberösterreich in allen drei Sub-Indizes Wohlstands im Land, der Erzeugung hochwertiger Produkte des RCI 2019 verbessern und Ranggewinne verzeichnen – im und bei der Erzielung wirtschaftlichen Erfolgs sowie bei ihrer Basic Index um 19 Plätze und im Efficiency Index um 17 Plätze. regionalen Verankerung und der positiven Prägung Österreichs. Nur im Innovation Index ist mit einem Plus von nur zwei Plätzen Dies gilt auch für ihre Zukunftsausrichtung in der Aus- und eine relative Stagnation zu verzeichnen. Die Einrichtung der ge- Weiterbildung, für Forschung, Innovation und Investitionen am planten Technischen Universität für Digitalisierung und digitale Standort sowie für die Rolle als verantwortungsvoller und fairer Transformation in OÖ stellt den stärksten Hebel für die nach- Arbeitgeber, der sichere und vielfältige Arbeitsplätze zur Verfü- haltige Verbesserung im Innovation Index dar. gung stellt und hohe Kompetenz aufweist. Aus dem RCI ergeben sich fünf zentrale Hebel für OÖ zum Noch mehr Engagement erwartet sich die Bevölkerung von der Aufstieg zu den industriellen Spitzenregionen Europas: OÖ. Industrie bei den Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gesundheit und Altersvorsorge der Mitarbeiter, Gleich- • Rückkehr zu einem nachhaltigen finanzpolitischen Kurs mit berechtigung und Chancengleichheit sowie bei Umweltbewusst- ausgeglichenen Budgets und Schuldenabbau nach Bewälti- sein und Ressourcenschonung. gung der Corona-Krise auf Bundes- und Landesebene. 6
Die Zukunft des Aus den Inhalten von Kapitel 4 definiert die IV OÖ zusammen- fassend folgende 20 Themenbereiche und Maßnahmen, die Industriestandortes für die Legislaturperiode 2021–2027 für den Industriestandort Oberösterreich höchste Bedeutung haben. Die Reihenfolge Oberösterreich 2030 stellt keine Priorisierung dar. in 20 Punkten Lebensqualität und Standortqualität bilden eine Symbiose: 1 Standortpolitik Die Bundes- und Landesregierung entscheidet mit ihrer Stand- ortpolitik über den künftigen Wohlstand der Bevölkerung. Die Standortpolitik ist der Dreh- und Angelpunkt für unser wirtschaftliches Fortkommen, indem sie Wachstum und Pros- perität und damit finanzierbare Sozial- und Gesundheitsleistun- gen, hochwertige Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie eine moderne Infrastruktur ermöglicht. 2 Finanzpolitik Die Standortqualität hängt maßgeblich von der Gebarung und dem entsprechenden Rating auf Bundes- und Landesebene ab. Ein ausgeglichener Landeshaushalt und der Schuldenabbau sind die Basis für die Zukunftsfähigkeit von OÖ. Nach Bewältigung der Folgen der Covid-19-Pandemie ist eine Rückkehr zu Null- defizit und Schuldenbremse unerlässlich. 3 Dienstleistungen Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Prozesse öffentlicher der öffentlichen Dienstleistungen erhebliches Digitalisierungs- und Effizienz- Hand steigerungspotenzial haben und die Krisentauglichkeit dieser Prozesse erhöht werden muss. Alle Bereiche des öffentlichen Sektors – vom Bildungssystem über das Gesundheitssystem bis zur Verwaltung – müssen effizienter organisiert sein und stärker digitalisiert werden, um bessere Dienstleistungen zu niedrigeren Kosten zu ermöglichen. Behördenverfahren müssen vereinfacht und beschleunigt werden. 8
4 7 Europäische Union Die EU steht derzeit vor zahlreichen Herausforderungen, die zu Gesellschafts- Soziale Marktwirtschaft, der europäische Binnenmarkt und die bewältigen sind: Mit Großbritannien ist die zweitgrößte Volks- politik Globalisierung haben den heutigen Wohlstand unserer Gesell- wirtschaft Europas aus der Union ausgetreten, die Migrationsfra- schaft in OÖ ermöglicht. Sozialismus-Träumereien, Verstaat- ge ist weiterhin ungelöst, der Klimaschutz kann nur global Wirk- lichungsideen, alter Klassenkampf, die Flüchtlingsdebatte oder samkeit erzielen und auch die Impfstoffbeschaffung im Zuge der das Reichen-Bashing und die permanente Forderung nach Ver- Covid-19-Pandemie hat das Vertrauen in die EU nicht gestärkt. mögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern zeigen die hohe Das Industrieland Oberösterreich benötigt eine auf globaler Bedeutung von gesellschaftspolitischer Orientierung auf. Neue Ebene wie auch innereuropäisch starke und handlungsfähige Probleme benötigen neue Lösungsansätze und keine rück- EU, die Lösungen für die zentralen Probleme eines international wärtsgewandten Parolen. intensiv vernetzten Standortes erzielt und die Zukunftsfähigkeit 8 auf allen Ebenen sicherstellt. Infrastruktur Die größte Herausforderung und zugleich das größte Hemm- 5 nis beim Ausbau der Infrastrukturnetze sind viel zu lange Fachkräfte Für Oberösterreichs Wettbewerbsfähigkeit bleibt der Fach- Behördenverfahren. Gerade Oberösterreich hat als Industrie- kräftemangel das dominierende Thema der 2020er Jahre, zu- standort und Exportland hohe Anforderungen im Personen- sätzlich verstärkt durch die demografische Entwicklung. Trotz und Güter verkehr, in der Energieversorgung und -speiche- hoher Arbeitslosenzahlen infolge der Pandemie bleiben viele rung sowie bei den Datennetzen und dem Flächenbedarf ausgeschriebene Stellen aufgrund der Nichtübereinstimmung von (Details siehe Kap. 4.1). Qualifikationen unbesetzt. Durch eine treffgenauere Umschu- lung oder Neuqualifizierung von niedrig oder nicht richtig quali- Digitalisierung und neue Technologien benötigen Exzellenz fizierten Personen muss dem Fachkräftemangel als der zentralen in Bildung und Forschung: Wachstumsbremse für OÖ wirkungsvoll begegnet werden. 9 Freiwerdende Fachkräftepotenziale infolge des wirtschaftlichen MINT- MINT-Qualifikationen stellen in allen Wirtschaftsräumen die Strukturwandels, wie beispielsweise bei der Digitalisierung des Qualifikationen maßgebliche Ressource für technologische Innovationen dar, Handels, müssen dafür besser genutzt werden. Lebenslanges die Nachfrage danach wird weiter stark steigen. Kein anderes Lernen rückt in den Mittelpunkt. Bundesland hat einen derart ausgeprägten Mangel an tech- 6 nisch-naturwissenschaftlich qualifizierten Mitarbeitern wie Leistung und Europa und insbesondere Österreich werden immer stärker von Oberösterreich. Das Angebot an MINT-Ausbildungen im Schul- Wachstum einem Trend zur Freizeitgesellschaft geprägt, obwohl der Fach- bereich und die Zahl der Absolventen müssen daher weiter kräftemangel der entscheidende Engpassfaktor für eine weitere vergrößert und an neue Entwicklungen angepasst werden. positive Entwicklung von Oberösterreich ist. Die Lehre ist eine gleichwertige Alternative zur Matura, eine Die Folgen der Corona-Krise können nur durch Leistung und Akademisierung um jeden Preis ist der falsche Weg. Auch Wachstum wieder beseitigt werden und nicht durch eine Modelle, die eine hochwertige Lehre mit oder nach der Matura Verkürzung der Arbeitszeit, welche Arbeit verteuert und die ermöglichen, sind stark zu befürworten. (Details siehe Kap. 4.2). Arbeitslosigkeit sowie den Fachkräftemangel weiter erhöht. 9
10 13 Vermittlung Neue Wege in der MINT-Ausbildung und eine Adaptierung der Technologie- Wichtige Technologietrends in diesem Jahrzehnt sind künstliche von MINT- Wissensvermittlung sind notwendig, um stereotype Rollen- kompetenz Intelligenz, Quantencomputer, Blockchain, Digitaler Zwilling, Kompetenzen bilder aufzuheben. Der spielerische Zugang von Kleinkindern Edge Computing, 4D-Druck oder Energiespeichertechnologien. zu Technik und Naturwissenschaften geht vielfach im Zuge der OÖ muss, gefördert durch die öffentliche Hand, eigene Stärken Schullaufbahn verloren, was eine Adaptierung der Unterrichts- bei Zukunftstechnologien in enger Zusammenarbeit von be- methoden und der Wissensvermittlung erforderlich macht. trieblichen sowie universitären und außeruniversitären Einrich- Die Pädagogik in den „Angstfächern“ Mathematik und Natur- tungen auf- und ausbauen. wissenschaften benötigt eine völlige Neuausrichtung auf die 14 sinnstiftende Bedeutung von MINT-Kompetenzen und ihre An- F&E Führende Industrieregionen in Europa weisen eine F&E-Quote wendungsbeispiele in der Praxis, um Jugendliche dafür verstärkt zwischen drei und fünf Prozent auf, eine F&E-Quote von 4 % zu gewinnen. stellt für Oberösterreich eine zukunftsfähige Zielgröße dar. Die 11 Einrichtung der neuen Technischen Universität für Digitalisie- TU, JKU, FH OÖ Die Einrichtung einer Technischen Universität für Digitalisie- rung und digitale Transformation in Oberösterreich sowie der rung und digitale Transformation stellt den stärksten Hebel zur weitere Ausbau von JKU und FH OÖ und die Etablierung von Weiterentwicklung des Landes dar und wird als neuer Leucht- neuen außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie den turm auch positive Auswirkungen auf die bestehende Hoch- COMET-Zentren oder CD-Laboren sind zentrale Maßnahmen schullandschaft haben, die eng vernetzt werden muss. Ent- zur Stärkung der Technologie- und Forschungskompetenz von scheidend für den Erfolg der neuen Universität ist es, wie es Oberösterreich. gelingt, dem heimischen Arbeitsmarkt exzellente Absolventen zur Verfügung zu stellen. Die konsequente Weiterentwicklung Nachhaltige Energieversorgung und Umweltschutz gelingen von FH OÖ und JKU bleibt mit hoher Priorität weiterhin auf der nur in smarter Vernetzung von Ökonomie und Ökologie: politischen Agenda. 15 12 Energieversorgungs- Eine verlässliche, leistbare und nachhaltige Energieversorgung Industriestärke Die OÖ. Industrie als Teil eines zentraleuropäischen Produktions- sicherheit ist für OÖ von herausragender wirtschaftlicher und sozialer Be- clusters ist weltweit führend in der Entwicklung und Umsetzung deutung und stellt einen zentralen Standortfaktor für die OÖ. präziser, hochautomatisierter und digitalisierter industrieller Industrie und deren internationale Wettbewerbsfähigkeit dar. Wertschöpfungsprozesse. In der Vergangenheit sind wesentliche Ein mehrtägiger und großflächiger Blackout hätte dramatische Industriebranchen aus Europa abgewandert. OÖ konnte seine Folgen für Unternehmen und Gesellschaft. Um Versorgungssi- Industriestärke weiter ausbauen, während andere Regionen mas- cherheit zu gewährleisten, bedarf es der Errichtung und des Er- siv von Deindustrialisierung betroffen waren. Eine Abwanderung halts der entsprechenden Infrastruktur (Erzeugung, Speicher- der weltweit führenden Maschinen- und Fahrzeugindustrie aus ung, Transport) sowie schnellerer Genehmigungsverfahren. Zentraleuropa, welche für OÖ einen massiven Wohlstands- verlust und stark steigende Arbeitslosigkeit bedeuten würde, muss unter allen Umständen verhindert werden. 10
16 19 Transformation des Europa und insbesondere Österreich sind Vorreiter und nicht Mobilitätssystem 55 % der österreichischen Fahrzeugindustrie sind in Ober- Energiesystems Nachzügler beim Klimaschutz. Die OÖ. Industrie ist weltweit österreich angesiedelt, die damit neben der metalltechnischen führend bei der Energie- und Rohstoffeffizienz von Wertschöp- Industrie der zentrale Wirtschaftssektor des Bundeslandes ist. fungsprozessen sowie als Entwickler von innovativen Energie- Die Transformation der Mobilität und die Gestaltung der ge- und Umwelttechnologien. Österreich verfügt in der EU über setzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen haben damit den höchsten Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen. wesentlichen Einfluss auf Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Die Verfügbarkeit von ausreichend Strom aus erneuerbarer unserem Bundesland. Energie verbunden mit stromnetzstabilisierenden Back-up- 20 Kapazitäten sowie ausreichend alternativen, CO2-neutral produ- Mobilitäts- Die Mobilität von Personen und Gütern auf Straße und Schiene, zierten Energieträgern zu wettbewerbsfähigen Preisen ist eine technologien zu Wasser und in der Luft wird sich in den nächsten Jahren Grundbedingung für die Transformation des Energiesystems. durch neue Geschäftsmodelle, alternative Antriebssysteme, den 17 Ausbau der Fahrassistenzsysteme in Richtung autonomes Fah- Carbon Leakage Unterschiedliche globale und nationale Ambitionsniveaus bei ren, die digitale Vernetzung und den Leichtbau stark verändern. der Implementierung von Klimaschutzmaßnahmen und deren Die Entwicklung und Implementierung von neuen Mobilitäts- Auswirkungen auf die Energie-, Rohstoff- und Mobilitätskosten und Logistikkonzepten gewinnen an Bedeutung. Forschungs- für Betriebe können dazu führen, dass Industrieunternehmen und Investitionsförderungen zur Mobilität der Zukunft sind von Ländern mit stringenteren Rahmenbedingungen in Länder zentrale Standortfaktoren für die OÖ. Industrie. mit geringeren CO2-Auflagen abwandern („Carbon Leakage“). Die Grundstoffindustrie steht am Beginn der eng verflochtenen Wertschöpfungsketten – geht sie verloren, hat dies massive Auswirkungen auf die verarbeitenden Branchen und damit auf die gesamte Wirtschaft und die verbundenen Arbeitsplätze. Mehr und nicht weniger heimische Industrie ist gut für Um- welt- und Klimaschutz weltweit. 18 Umwelt- Umwelt- und Klimaschutz wird durch neue Technologien und technologien innovative Lösungen und keine rückwärtsgewandten Verbote erzielt. Energie-, Rohstoff- und Materialeffizienz von Gebäuden und Produktionsprozessen, Recycling und Kreislaufwirtschaft, umweltfreundliche Energieerzeugung und -speicherung sowie eine moderne Wasser- und Abfallwirtschaft stehen dabei im Mittelpunkt. 11
2 OBERÖSTERREICH IM STANDORTVERGLEICH 12
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2.1 Kennzahlen für das • Gesamtwirtschaftlich generiert die OÖ. Industrie 900.000 Beschäftigungsverhältnisse österreichweit, davon 570.000 Industrieland OÖ in Oberösterreich. D.h. ca. jeder fünfte Arbeitsplatz in der gesamten österreichischen Wirtschaft ist direkt, indirekt und induziert mit der OÖ. Industrie verknüpft. Grundsätzlich bezeichnet „Industrie” jenen • Der Servoindustrielle Sektor beschäftigt in OÖ knapp Teil der Wirtschaft, dessen Kern die 400.000 Personen, im industriellen Kern – der Herstellung Produktion und Weiterverarbeitung von von Waren – sind es 175.000. materiellen Gütern oder Waren ist. Da die • Durch die enge Verflechtung mit Lieferanten und Kunden Industrie von heute immer stärker mit dem sichert ein Beschäftigungsverhältnis im Kern der OÖ. Indus- trie insgesamt 2,75 Arbeitsplätze österreichweit, ein Euro an Dienstleistungssektor verschmilzt, umfasst Wertschöpfung verursacht 2,30 Euro an gesamtwirtschaft- der moderne Industriebegriff zusätzlich licher Wertschöpfung. den Servoindustriellen Sektor. 3€ 2,75 Die OÖ. Industrie erzielt herausragende Wertschöpfungs- 2,30 € effekte, die die Bedeutung der Industrie regional sowie gesamt- 2€ wirtschaftlich hervorheben. Als industrielles Herz sowie als € Motor für die Wirtschaft von ganz Österreich erwirtschaftet das 1€ 1 Industrieland OÖ einen weit überdurchschnittlichen Anteil an 1€ der Steuerleistung des Bundes. € € 0€ Wertschöpfung Beschäftigungsverhältnisse 14
PRODUZIERENDER BEREICH HERSTELLUNG VON WAREN (inkl. Herstellung von Waren) STRIELLER INDU SEK RVO TO • Nahrungs- und Futtermittel inklusive SE R • Bergbau- und Gewinnung von Steinen und Erden • Getränkeherstellung R E N DE • Tabakverarbeitung • Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung ZIE RB ER • Textilien und Beseitigungen von Umweltverschmutzungen DU E • Bekleidung • Energieversorgung O IC • Leder, Lederwaren und Schuhe PR • Bau H • Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) • Papier, Pappe und Waren daraus HERSTELLUNG • Druck-Erzeugnisse, Vervielfältigung von bespielten VON WAREN Ton-, Bild- und Datenträgern • Kokerei und Mineralölverarbeitung • Chemische Erzeugnisse SERVOINDUSTRIELLER SEKTOR • Pharmazeutische Erzeugnisse (inkl. Produzierender Bereich und inkl. Herstellung von Waren) • Gummi- und Kunststoffwaren • Glas- und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von inklusive Teile des/der Steinen und Erden Metallerzeugung und -bearbeitung • Handel • Metallerzeugnisse • Verkehr und Lagerei • Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und • Beherbergung und Gastronomie optische Erzeugnisse • Information und Kommunikation • Elektrische Ausrüstung Maschinenbau • Erbringung von Finanz- und • Sonstiger Fahrzeugbau Versicherungsdienstleistungen • Möbel • Grundstücks- und Wohnungswesen • Sonstige Waren • Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen • Reparatur und Installation von Maschinen und und technischen Dienstleistungen Ausrüstungen • Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 15
• Mehr als jeder zweite Erwerbstätige in OÖ arbeitet im Servo- • Auch bei der Bruttowertschöpfung im produzierenden Sektor industriellen Sektor. im Regionalvergleich gemäß europäischer NUTS 3-Regionen- Einteilung dominieren die OÖ. Regionen. Vier von fünf OÖ. • Mehr als 60 % der regionalen Wertschöpfung von OÖ wird Regionen sind in den TOP 10 der 36 österreichischen Re- vom Servoindustriellen Sektor geleistet. gionen. Das Innviertel (Platz 5) und das Mühlviertel (Platz 19) sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten die am stärksten • Knapp zwei Drittel der in OÖ getätigten Bruttoanlageinvesti- wachsenden Industrieregionen von ganz Österreich. Die Re- tionen stammen vom Servoindustriellen Sektor. gion Linz-Wels ist im Vergleich der Bruttowertschöpfung im produzierenden Sektor nach Wien die mit Abstand stärkste • Rund 80 % der F&E-Ausgaben in OÖ stammen vom Unter- Region Österreichs. Steyr-Kirchdorf hat mit 53 % den höchs- nehmenssektor und damit größtenteils von der OÖ. Industrie. ten Industrieanteil an der regionalen Wirtschaft in der Region österreichweit. • Die Dominanz des Industrielandes Oberösterreich spiegelt sich besonders im Bundesländervergleich wider. Die OÖ. In- dustrie erzielt eine Bruttowertschöpfung, die im industriellen Kern der Herstellung von Waren nahezu gleich groß ist wie jene der Bundesländer Steiermark und NÖ bzw. von Vorarl- 12000 berg, Tirol, Salzburg und Kärnten zusammen. 10000 Steiermark Niederösterreich 8000 6000 Oberösterreich 4000 2000 Vorarlberg Tirol Salzburg Kärnten 0 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000 f n s z eb - l m bun d l d l rte ei rte or eg tal el ra ie n lan dt ge u -W In . g hd G W se in ie ie er Sü m rg nv nv en Rhe irc nz nt u d- au lzb r-K Li rU lan Tr Sa ey le U d ro St U Bo Ti r. W 16
UNSER MOTOR FÜR WOHLSTAND 17
2.2 Der Standort Der RCI analysiert und bewertet die Wettbewerbsfähigkeit von insgesamt 268 euro- Oberösterreich im päischen Regionen. Der Anfang Oktober 2019 veröffentlichte aktuelle RCI ist bereits die vierte Ausgabe des Rankings, das im Intervall von drei Jahren aktualisiert und europäischen Vergleich erstmals 2010 publiziert wurde. Die Struktur des RCI 2019 ist im Wesentlichen ident zu den Vorgängerversionen, der Aufbau gliedert sich in drei Sub-Indizes, die aus meh- reren Säulen bestehen. Dabei erfolgt die Erstellung des Rankings auf der Basis von insgesamt 74 Indikatoren, die zu elf Säulen zusammengefasst werden, die wiederum in Oberösterreich hat sich das Ziel gesetzt, zu drei Sub-Indizes aufgeteilt sind. den Top-10-Industrieregionen Europas aufzu- schließen. Der Regional Competitiveness Index Die 11 Säulen und 3 Sub-Indizes im RCI 2019 (RCI) der Europäischen Kommission bietet eine hervorragende Möglichkeit, die europäischen Regionen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit anhand Innovation Index Efficiency Index von 74 Indikatoren zu vergleichen. 11. Innovation 8. Market Size 10. Business Sophistication Basic Index 9. Technological Readiness 7. Labor Market Efficiency 6. Higher Education & Lifelong Learning 5. Basic Education 4. Health 3. Infrastructure 2. Macroeconomic Stability 1. Institutions 18
Die Gesamtergebnisse Oberösterreich im Ranking des RCI 2019 der Industrieregionen Von den insgesamt 268 EU-Regionen, die im RCI bewertet wur- Die Heterogenität der 268 Regionen im RCI lässt eine Einschät- den, schnitt am besten und damit auf Rang eins des Rankings zung der Wettbewerbsfähigkeit Oberösterreichs gegenüber die Region Stockholm ab. Die schwedische Hauptstadt, im RCI anderen Regionen der EU nur in einem eingeschränkten Aus- 2016 noch auf Rang vier ausgewiesen, löst damit die London maß zu. Weder ist es sinnvoll, sich mit Regionen mit geringer Area als wettbewerbsfähigste Region in der EU ab. Cluster von Wirtschaftskraft, die z. B. stark von der Landwirtschaft geprägt besonders wettbewerbsfähigen Regionen finden sich im Süden sind, zu vergleichen, noch mit Regionen, die große internationale Deutschlands, in den Benelux-Staaten, in den Regionen um Metropolen betreffen und vor allem vom Dienstleistungssektor London sowie in Südschweden. In der aktuellen Ausgabe des dominiert werden. Um somit unser Bundesland mit ähnlich struk- Regional Competitiveness Index erreicht Oberösterreich Rang turierten Regionen messen zu können, wurde aus dem RCI ein 74 und liegt damit im vorderen Drittel des Rankings. Positiv ist Ranking der mit Oberösterreich vergleichbaren Industrieregionen vor allem die deutliche Verbesserung um 29 Plätze gegenüber herausgefiltert. Für die Auswahl der Regionen wurden drei Krite- dem RCI 2016, in dem Oberösterreich noch Rang 103 belegte. rien festgelegt, die eine Region erfüllen muss, um in das Sample aufgenommen zu werden. 19
Kriterien zur Identifikation von mit Oberösterreich Die Top-20-Industrieregionen vergleichbaren Industrieregionen in der EU Mit den angewandten Kriterien verbleiben aus den ursprünglich Oberösterreich springt von Platz 51 auf Platz 34 und macht damit 17 Plätze im Ranking gut. Keine an- 268 Regionen des RCI 2019 insgesamt 86 Regionen, die das dere Region in dieser Auswertung kann einen derartigen Positionsgewinn verzeichnen. Sample der mit Oberösterreich vergleichbaren Industrieregionen Rang RCI 2019 Rang Industrie Rang Industrie Rangänderung bilden. Das Ranking der europäischen Industrieregionen 2019 Land Region (gesamt) regionen 2019 regionen 2016 Industrieregionen wird wieder von Oberbayern (DE) angeführt, Deutschland stellt mit 27 fast ein Drittel aller Regionen und damit die mit Abstand DE Oberbayern 8 1 1 0 meisten Regionen im Ranking. Großbritannien stellt zehn Regio- DE Karlsruhe 15 2 2 0 nen, aus Italien und Spanien stammen je acht. Weiters liegen je UK Cheshire 17 3 3 0 fünf Regionen des Industrierankings in Österreich, Schweden und den Niederlanden, vier in Frankreich und drei in Finnland. DE Stuttgart 18 4 5 1 Wien/Niederösterreich wird im RCI als eine NUTS 3-Region NL Noord-Brabant 20 5 3 -2 definiert und erfüllt damit nicht die Kriterien des Rankings der DE Tübingen 23 6 6 0 Industrieregionen. NL Limburg 27 7 NEU NEU DE Mittelfranken 27 7 10 3 Nr. Kriterium Grenzwert Wert OÖ BE Oost-Vlaanderen 31 9 6 -3 1 Industriequote Mind. 20 % 33,0 % SE Östra Mellansverige 32 10 9 -1 2 BRP pro Kopf Mind. 75 % 131,0 % SE Västsverige 35 11 6 -5 (Index, EU28 = 100) Herefordshire, Worcestershire 3 Bevölkerungsdichte Max. 500 Einw./km2 125,4 Einw./km2 UK 36 12 NEU NEU and Warwickshire DE Freiburg 38 13 12 -1 DE Rheinhessen-Pfalz 38 13 11 -2 Leicestershire, Rutland and UK 40 15 15 0 Northamptonshire DE Gießen 40 15 13 -2 NL Groningen 44 17 23 6 DE Unterfranken 44 17 16 -1 DE Schwaben 46 19 19 0 DE Münster 47 20 18 -2 20
Oberösterreich im Ranking Oberösterreich im Vergleich zum Median der Top-20-Regionen der Industrieregionen 2019 in den 11 Säulen des RCI 2019 Institutions Ranking der Industrieregionen 2019 Macroeconomic Innovation Pillar Stability 34 Basic Index Efficiency Index Innovation Index 31 20 46 Business Sophistication Infrastructure Higher Education Macroeconomics Innovation Pillar Basic Education Sophistication Infrastructure Technological Labor Market Market Size Institutions Readiness Efficiency Business Stability and LIL Technological Health Readiness Health 54 42 56 42 15 28 17 41 60 21 45 Generell konnte sich Oberösterreich in allen drei Sub-Indizes des Market Size Basic Education RCI 2019 verbessern und Ranggewinne verzeichnen – im Basic Index um 19 Plätze und im Efficiency Index um 17 Plätze. Nur im Innovation Index ist mit einem Plus von nur zwei Plätzen eine relative Stagnation zu verzeichnen. Die Einrichtung der geplan- ten Technischen Universität für Digitalisierung und digitale Trans- Labor Market Higher Education and formation in OÖ stellt den stärksten Hebel für die nachhaltige Efficiency Lifelong Learning Verbesserung im Innovation Index dar. Median Top 20 RCI 2019 Oberösterreich RCI 2019 21
Die Indikatorenauswahl und -bewertung bei den Säulen Basic 5 zentrale Hebel für OÖ im RCI zum Aufstieg Education, Institutions, Infrastructure, Technological Readiness zu den industriellen Spitzenregionen Europas: sowie Innovation hat Stärken und Schwächen. In Summe gibt die Auswertung des RCI 2019 aber wertvolle Aufschlüsse • Rückkehr zu einem nachhaltigen finanzpolitischen Kurs mit ausgeglichenen Budgets über die bestehenden Stärken und auch Aufholpotenziale von und Schuldenabbau nach Bewältigung der Corona-Krise auf Bundes- und Landes- Oberösterreich gegenüber den industriellen Spitzenregionen ebene. in Europa. Diese sind unabhängig von Indikatorenauswahl und -änderungen in den letzten zehn Jahren stabil in Führung. • Abbau von Bürokratie und Überregulierung sowie Effizienzsteigerungen durch Digita- Ein Vergleich mit der Spitze gibt daher wertvolle Aufschlüsse lisierung des öffentlichen Sektors auf Bundes- und Landesebene. darüber, wo und wie sich Oberösterreich verbessern muss, um zu den Top-10-Industrieregionen Europas aufzuschließen. • Deutliche Steigerung der Anzahl von MINT-Absolventen von der Lehre bis zu den Hochschulen. Wesentliche Stärken von OÖ im RCI 2019: • Deutliche Verbesserungen in der Verkehrs-, Energie- und Dateninfrastruktur. • Weiterer Ausbau der Forschungsaktivitäten und Forcierung von Zukunftstechnologien. • Gute Arbeitsmarktdaten, geringe Anzahl an Jugendlichen, die weder in Ausbildung noch in Arbeit sind Oberösterreich ist auf dem richtigen Weg, weist aber weiterhin in den genannten fünf • Hohe Arbeitsproduktivität und geringe Anzahl an unfreiwilli- Bereichen einen deutlichen Abstand zu den Spitzenregionen auf. Mit entsprechend gen befristeten oder Teilzeitjobs, hohe verfügbare Einkommen konsequenter Standortpolitik in der nächsten Legislaturperiode 2021–2027 ist der • Hohe Bildungs- und Qualifizierungsbeteiligung von Erwachsenen Aufstieg zu den Top 10 bis 2030 möglich. • Hohe Forschungsquote und hoher Anteil an innovativen KMU • Gut ausgebaute Bahninfrastruktur 22
UNSERE LEBENSADERN FÜR DEN STANDORT 23
3 ERGEBNISSE DES DIALOGS MIT DER OÖ. BEVÖLKERUNG 24
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Als wichtiger Teil unserer Gesellschaft Lebensqualität & Für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünscht Standortqualität sich die Bevölkerung in erster Linie ein breiteres Angebot an möchte die OÖ. Industrie dazu beitragen, Krabbelstuben, Kindergärten und Ferienbetreuung. Wichtig sind die Wünsche und Erwartungen der Bevölke- auch flexiblere Arbeitszeitmodelle, die eine bessere Vereinbar- keit von Familie und Beruf gewährleisten. rung in unserem Bundesland an die Indus- trie noch besser zu erfüllen. Die Identifika- Die Förderung von Weiterbildung und Höherqualifizierung durch die Industriebetriebe stellt die wichtigste betriebliche För- tion mit der Industrie und das in sie gesetzte dermaßnahme dar. Vertrauen sollen weiter gestärkt werden, Die Sicherung und den Ausbau der Arbeitsplätze in der Region um für unser Land gemeinsam eine und die Förderung einer generationsübergreifenden, fairen und erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen. gleichberechtigten Zusammenarbeit in der Bevölkerung sind jene gesellschaftlichen Aufgaben, die die Industrie weiter ver- stärken soll. Dazu führte die IV OÖ im Jahr 2020 einen Die OÖ. Politik soll noch stärkere Prioritäten setzen bei Inves- Dialog mit den Menschen in Oberösterreich, titionen in Bildung und Forschung, beim Ausbau der Verkehrs-, um zuzuhören, in welchen Themenberei- Energie- und Dateninfrastruktur sowie für eine schlankere und stärker digitalisierte Verwaltung. chen die Industrie zu weiteren Verbesserun- gen beitragen soll. Über 5.000 Rückmeldun- Bildung & Der Fokus auf neue Technologien, Forschung und Entwick- Forschung lung sowie auf die Qualifikation junger Menschen ist für die gen erbrachten folgende Kernaussagen: Mehrheit die Grundlage, um auch in Zukunft als Land weltweit erfolgreich zu sein und den Wohlstand zu sichern. In diese Be- reiche soll noch mehr investiert werden. Durch mehr Technikförderung in der Elementar- und Primar- stufe sowie durch Hervorhebung der Karrierechancen mit einer Lehrausbildung sollen Jugendliche noch stärker für MINT-Quali- fikationen und -Berufe begeistert werden. 26
Als wichtige Forschungsthemen werden die energieeffiziente Schluss- Die Bevölkerung sieht ihre hohen Erwartungen in die OÖ. Produktion und die Entwicklung von Umwelt- und Klimaschutz- folgerungen Industrie sehr gut erfüllt bei ihrem Beitrag zur Sicherung des technologien, die nachhaltige Energieversorgung sowie die Digi- Wohlstands im Land, der Erzeugung hochwertiger Produkte talisierung und die Mobilität der Zukunft genannt. Auch Wasser- und bei der Erzielung wirtschaftlichen Erfolgs sowie bei ihrer stoff, Kreislaufwirtschaft und Recycling stehen im Mittelpunkt. regionalen Verankerung und der positiven Prägung Österreichs. Dies gilt auch für ihre Zukunftsausrichtung in der Aus- und Ausbildungen in den MINT-Fächern sowie in Gesundheit und Weiter bildung, bei Forschung, Innovation und Investitionen Pflege werden als besonders zukunftsträchtig gesehen. am Standort sowie bei ihrer Rolle als verantwortungsvoller und fairer Arbeitgeber, der sichere und vielfältige Arbeitsplätze zur Umwelt & Beim Klimaschutz wird eine breite Palette an Maßnahmen von Verfügung stellt und hohe Kompetenz aufweist. Nachhaltigkeit der Entwicklung neuer klimaschonender Technologien bis zu weiteren Investitionen in nachhaltige Projekte als wichtig er- Noch mehr Engagement erwartet die Bevölkerung von der OÖ. achtet. Industrie bei den Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gesundheit und Altersvorsorge der Mitarbeiter, Gleichberechti- Eine nachhaltigere Gestaltung des Verkehrs ist ein Kernanliegen. gung und Chancengleichheit sowie bei Umweltbewusstsein und Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die stärkere Verlage- Ressourcenschonung. rung vom LKW auf die Schiene stehen dabei im Mittelpunkt, ein Verbot von Diesel- oder Benzinmotoren wird nicht befürwortet. Sehr positiv fällt das Zeugnis beim Thema Umweltschutz aus, die Industrie hat aus Sicht der Bevölkerung bei der Luftqualität, der Energieeffizienz und der Abwasserreinigung enorme Fort- schritte erzielt. Der Ausbau der Photovoltaik und der Ersatz fossiler Energie- träger durch Wasserstoff stellen besonders zukunftsträchtige Umwelt- und Energietechnologien dar, noch stärker soll in Recycling und Kreislaufwirtschaft investiert werden. 27
4 DIE ZUKUNFT DES INDUSTRIESTANDORTES OBERÖSTERREICH 2030 Die nächste Legislaturperiode 2021–2027 in Oberösterreich stellt die Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Landes im Jahr 2030. Die Corona-Pandemie hat zur tiefsten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg geführt und wird nach den unmittel- baren wirtschaftlichen Turbulenzen für einen nachhaltig beschleunigten Strukturwandel in diesem Jahrzehnt sorgen. Kernelemente dieses Strukturwandels werden die Flexibili- sierung und Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen und der Arbeitswelt sein. Dies gilt auch für die Strukturen, Prozesse und Dienstleistungen der öffentlichen Hand. Automatisierung und Digitalisierung werden ganz besonders starke Produktivitätssprünge im Dienstleistungssektor bewir- ken. Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourceneffizienz sowie Kreislaufprozesse bekommen eine noch höhere Bedeutung. 28
UNSER WEG IN DIE ZUKUNFT 29
4.1 LEBENSQUALITÄT UND STANDORTQUALITÄT BILDEN EINE SYMBIOSE 30
UNSERE INNOVATIONEN FÜR OBERÖSTERREICH 31
4.1 Lebensqualität und Dienstleistung der öffentlichen Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Prozesse öffentlicher Dienstleistungen erhebliches Digitalisierungs- und Effizienz- Standortqualität Hand steigerungspotenzial haben und die Krisentauglichkeit dieser Prozesse erhöht werden muss. Alle Bereiche des öffentlichen bilden eine Symbiose Sektors – vom Bildungssystem über das Gesundheitssystem bis zur Verwaltung – müssen besser organisiert und stärker di- gitalisiert werden, um bessere Dienstleistungen zu niedrigeren Kosten zu ermöglichen. Behördenverfahren müssen vereinfacht und beschleunigt werden. Nachhaltige Finanzpolitik und ein schlanker, moderner Staat: Offene Märkte, internationaler Freihandel und ein starkes Europa Governance Eine gute Regierungsführung, die sich durch Professionalität, Leistungsfähigkeit, Effizienz, Partizipation und Transparenz aus- Globalisierung Für die international ausgerichtete OÖ. Industrie sind die glo- zeichnet, ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg eines hoch und Freihandel balen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen von zen- entwickelten Wirtschaftsstandortes. Die Bundes- und Landes- traler Bedeutung. OÖ hat von Globalisierung und Freihandel regierung entscheidet mit ihrer Standortpolitik über den künfti- in den letzten Jahrzehnten stark profitiert und wäre von neuen gen Wohlstand der Bevölkerung. Zöllen und Sanktionen massiv betroffen. Die zunehmenden politischen Spannungen, Protektionismus, Handelsrestriktionen Verschuldung Nur Volkswirtschaften mit gesunden Finanzhaushalten sind und die einseitige Rohstoffabhängigkeit beeinträchtigen die zukunftsfähig. Die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der heimischen Industrie. globale Wirtschaftskrise hat langfristige Auswirkungen auf den finanziellen Gestaltungsspielraum der öffentlichen Haushalte. Europa im Europa kann nur geeint auf Augenhöhe mit den USA oder China Es sind die führenden Länder in Europa wie z. B. die Nieder- Wettbewerb auftreten. Eine starke EU ist dafür die Voraussetzung. China und lande, Schweden, die Schweiz oder Deutschland, die finanziell andere Schwellenländer könnten im Vergleich zu Europa und deutlich besser aufgestellt sind als Österreich. den USA als wirtschaftliche „Gewinner“ der Krise hervorgehen. China versucht seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss Finanzpolitik Die Standortqualität hängt maßgeblich von der Gebarung und weiter auszubauen. Das Technologiewettrennen zwischen den dem entsprechenden Rating auf Bundes- und Landesebene ab. USA und China intensiviert sich, während die Abhängigkeit Ein ausgeglichener Landeshaushalt und der Schuldenabbau sind Europas von Technologien aus dem Ausland zunimmt. Techno- die Basis für die Zukunftsfähigkeit von OÖ. Nach Bewältigung logieführerschaft ist für die OÖ. Industrie von zentraler Be- der Folgen der Covid-19-Pandemie ist eine Rückkehr zu Null- deutung. defizit und Schuldenbremse unerlässlich. 32
Finanzierungs- und Stabile und funktionierende Finanzierungs- und Kapitalmärkte hohes Zukunftspotenzial und stellt ein Alleinstellungsmerkmal Kapitalmärkte sind ein zentraler Eckpfeiler der Weltwirtschaft und unab- für den Standort dar, welches ständig weiterentwickelt und als dingbar für eine positive Entwicklung in OÖ. Kapital und Place Branding stärker kommuniziert werden muss. Liquidität werden für Investitionen und Betriebsgründungen benötigt und tragen so zur Steigerung von Produktivität, Standortpolitik Die Standortpolitik ist der Dreh- und Angelpunkt für unser wirt- technologischem Fortschritt und der Wettbewerbsfähigkeit schaftliches Fortkommen, indem sie Wachstum und Prosperität der Industrieunternehmen bei. Die OÖ. Bankenlandschaft mit und damit umfangreiche Sozial- und Gesundheitsleistungen, entsprechenden Headquarter-Funktionen ist ein wesentliches hochwertige Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie eine Asset für die Entwicklung des Industriestandortes. moderne Infrastruktur finanzierbar macht. Europäische Die EU steht derzeit vor zahlreichen Herausforderungen, die zu Rolle der Industrie Die OÖ. Industrie ist als Investor in Technologien, Forschung, Union bewältigen sind: Mit Großbritannien ist die zweitgrößte Volks- Innovation und Qualifikation sowie als attraktiver Arbeitgeber wirtschaft Europas aus der Union ausgetreten, die Migrations- der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land. frage ist weiterhin ungelöst, der Klimaschutz kann nur global Die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter, Familien- Wirksamkeit erzielen und auch die Impfstoffbeschaffung im freundlichkeit, Gleichberechtigung, Chancengleichheit und das Zuge der Covid-19-Pandemie hat das Vertrauen in die EU generelle gesellschaftliche Engagement werden durch Maß- nicht gestärkt. Das Industrieland Oberösterreich benötigt nahmen ständig verbessert. eine auf globaler Ebene wie auch innereuropäisch starke und handlungsfähige EU, die Lösungen für die zentralen Probleme Arbeitsmarkt- Durch die Corona-Pandemie gibt es in allen Branchen und Alters- eines international intensiv vernetzten Standortes erzielt und management gruppen eine stark gestiegene Arbeitslosigkeit. Oberösterreich die Zukunftsfähigkeit auf allen Ebenen sicherstellt. hatte zwar 2020 erstmals seit 2012 wieder die niedrigste Arbeitslosenquote im Bundesländervergleich, maßgeblich dafür Wirtschaft und Gesellschaft war allerdings die Situation in den noch stärker betroffenen Tourismusregionen im Westen Österreichs. Wie auch die Jahre Standort OÖ Oberösterreich ist ein außergewöhnlich lebenswerter Standort nach der Finanzkrise gezeigt haben, verläuft der Abbau von mit intakter Natur, einem umfassenden Kultur- und Freizeit- Arbeitslosigkeit wesentlich langsamer als ihr Aufbau und es angebot und hoher Wirtschaftskraft. Die OÖ. Industrie hat besteht die Gefahr, dass sich ein hoher Sockel an Langzeit- dazu in den letzten Jahrzehnten mit der massiven Reduktion arbeits losigkeit verfestigt. Modernes und flexibles Arbeits- ihrer Emissionen, der Schaffung attraktiver Arbeitsplätze und marktmanagement und effizientere Vermittlung werden mit hohen F&E-Investitionen einen wesentlichen Beitrag geleistet. dafür entscheidend sein, wie rasch und erfolgreich Ober- Linz hat sich zur innovativen Industriehauptstadt Österreichs österreich aus der Krise am Arbeitsmarkt kommt. entwickelt. Die Kombination aus industriellen Leitbetrieben, Umweltschutz und überdurchschnittlicher Lebensqualität hat 33
Fachkräfte Für Oberösterreichs Wettbewerbsfähigkeit bleibt der Fach- das Reichen-Bashing und die permanente Forderung nach kräfte mangel das dominierende Thema der 2020er Jahre, Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern zeigen die zusätzlich verstärkt durch die demografische Entwicklung. Trotz hohe Bedeutung von gesellschaftspolitischer Orientierung auf. hoher Arbeitslosenzahlen infolge der Pandemie bleiben viele Neue Probleme benötigen neue Lösungsansätze und keine ausgeschriebene Stellen aufgrund der Nichtübereinstimmung rückwärtsgewandten Parolen. von Qualifikationen unbesetzt. Durch eine treffgenauere Umschulung oder Neuqualifizierung von niedrig oder nicht Infrastruktur als Lebensadern: richtig qualifizierten Personen muss dem Fachkräftemangel als der zentralen Wachstumsbremse für OÖ wirkungsvoll Qualität der Als starker Industriestandort will Oberösterreich den Aufstieg begegnet werden. Freiwerdende Fachkräftepotenziale infolge Infrastruktur unter die besten Industrieregionen in Europa schaffen. Viele des wirtschaftlichen Strukturwandels wie beispielsweise bei Standortfaktoren spielen dabei eine Rolle, nirgendwo aber der Digitalisierung des Handels müssen dafür besser genutzt ist der Aufholbedarf so groß wie im Infrastrukturbereich: Im werden. Lebenslanges Lernen rückt in den Mittelpunkt. Regional Competitiveness Index (RCI) liegt Oberösterreich insgesamt auf Platz 34 von 86 vergleichbaren Industrieregionen, Qualifizierte Zusätzlich braucht OÖ die professionell organisierte, gezielte bei der Infrastruktur aber nur auf Platz 56. Zuwanderung Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Neue Potenziale zur Anwerbung ergeben sich durch digitale Arbeitsformen wie Gemeinwohl- Modernste infrastrukturelle Einrichtungen in den Bereichen Remote Working und virtuelles Arbeiten. Die OÖ. Industrie interesse Verkehr, Energie und Daten haben einen wesentlichen Einfluss braucht qualifizierte Zuwanderung. auf die weitere Entwicklung von OÖ. Große Infra struktur- projekte sind im Interesse des Gemeinwohls jedes hoch Leistung Die Folgen der Corona-Krise können nur durch Leistung und entwickelten Landes, weil davon Ansiedelungen, Investitionen und Wachstum Wachstum wieder beseitigt werden und nicht durch eine und Arbeitsplätze abhängen. Verkürzung der Arbeitszeit, welche Arbeit verteuert und die Arbeits losigkeit sowie den Fach kräftemangel weiter erhöht. Europa und ins besondere Österreich werden immer stärker von einem Trend zur Freizeitgesellschaft geprägt, obwohl der Fachkräftemangel der entscheidende Engpassfaktor für eine weitere positive Entwicklung von Oberösterreich ist. Gesellschafts- Soziale Marktwirtschaft, der europäische Binnenmarkt und die politik Globalisierung haben den heutigen Wohlstand unserer Gesell- schaft in OÖ ermöglicht. Sozialismus-Träumereien, Verstaat- lichungsideen, alter Klassenkampf, die Flüchtlingsdebatte oder 34
Beschleunigte Die größte Herausforderung und zugleich das größte Hemmnis Ostumfahrung Linz Zur Entlastung des Zentralraums hat die Realisierung der Genehmigungs- beim Ausbau der Infrastrukturnetze sind viel zu lange Be- Linzer Ostumfahrung höchste Priorität. verfahren hördenverfahren. Die Verzögerungen beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, weil in anderen Ländern Schnellstraße S 10 Da im Norden von Oberösterreich Tschechien den Auto- in wesentlich kürzeren Zeiträumen modernste Infrastruktur bahnausbau an die Staatsgrenze bis zum Jahr 2025 fertig- errichtet wird. Das Standortentwicklungsgesetz bietet die gestellt haben will, muss auch der Ausbau der Mühlviertler Möglichkeit zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Schnellstraße S 10 von Freistadt bis zur tschechischen Gerade Oberösterreich hat als Industriestandort und Exportland Grenze rasch umgesetzt werden. hohe Anforderungen im Personen- und Güterverkehr, in der Energieversorgung und -speicherung sowie bei den Daten- Datennetze Stabile und leistungsfähige IT-Infrastrukturen sowie hoch per- netzen und dem Flächenbedarf. formante Datennetze werden wichtiger denn je, der flächen- deckende Breitbandausbau muss weiter vorangetrieben Bosruck- Weitere Stärkung der für den Güterverkehr so wichtigen Pyhrn- werden. Ziel ist eine Versorgungsleistung von mindestens Eisenbahntunnel Schober-Achse als Nord-Süd-Verbindung mit einem neuen, 100 Mbit/Sekunde in allen Gebieten Oberösterreichs durch möglichst flach trassierten Bosruck-Eisenbahntunnel, dessen den Ausbau von Glasfaser-Infrastruktur und 5G-Netz. Fertigstellung vor 2040 das Ziel sein muss. Leitungsnetze Die Energieinfrastruktur muss im Zuge der Umstellungen Linz-München- Errichtung bzw. Ausbau einer neuen Hochleistungsverbindung und Speicher- bei der Stromerzeugung, beim Einsatz von Wasserstoff und Nürnberg von Linz über Braunau zum Flughafen München. Diese West- kapazitäten synthetischen Energieträgern, bei der Elektromobilität und Ost-Verbindung ist für die Entlastung der West bahnstrecke durch verstärkte Sektorkopplung entsprechend ausgebaut über Salzburg dringend notwendig und könnte im Güterverkehr werden. Leitungsnetze und Speicherkapazitäten müssen über eine Weiterführung von München über Ingolstadt nach rasch erweitert werden. Nürnberg auch eine Alternative zum Nadelöhr zwischen Passau und Regensburg darstellen. Industrieflächen Die rasche und unkomplizierte Verfügbarkeit von Industrie- flächen in allen Regionen von Oberösterreich ist eine Grund- Linz-Wels Insbesondere der viergleisige Ausbau von Linz nach Wels ist voraussetzung für die Ansiedelung von Leitbetrieben. schon seit längerem unverzichtbar und muss mit Nachdruck vorangetrieben werden. 35
4.2 DIGITALISIERUNG UND NEUE TECHNOLOGIEN BENÖTIGEN EXZELLENZ IN BILDUNG UND FORSCHUNG 36
BILDUNG UND FOR SCHUNGUNSER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG 37
4.2 Digitalisierung und Anforderungen an das heimische Schulsystem. Das Angebot neue Technologien an MINT-Ausbildungen im Schulbereich und die Zahl der Absolventen müssen daher weiter vergrößert und an neue benötigen Exzellenz in Entwicklungen angepasst werden. Die Lehre ist eine gleich- wertige Alternative zur Matura, eine Akademisierung um jeden Bildung und Forschung Preis ist der falsche Weg. Auch Modelle, die eine hochwertige Lehre mit oder nach der Matura ermöglichen, sind stark zu befürworten. Digitale Digitale Kompetenzen sollen künftig in der Schulausbildung MINT-Qualifikationen und die Verfügbarkeit von Fachkräften: Kompetenzen aller Schultypen noch stärker berücksichtigt werden. Im Bereich der Mittelschulen ist der Ausbau des technisch- MINT- MINT-Qualifikationen stellen in allen Wirtschaftsräumen die naturwissenschaftlichen Schulangebotes in der Sekundarstufe I Qualifikationen maßgebliche Ressource für technologische Innovationen dar, (TNMS) inklusive neuem Schwerpunkt für den Bereich die Nachfrage danach wird weiter stark steigen. Ihre ausrei- „Digitalisierung“ (digiTNMS) zu forcieren. chende Verfügbarkeit bedeutet eine globale Herausforderung, mit der sich grundsätzlich beinahe alle Volkswirtschaften kon- Für die OÖ. Industrie sind folgende Schulprojekte prioritär: frontiert sehen, sowohl in den westlichen Industriestaaten als auch in den dynamischen Schwellenländern, insbesondere im AHS- AHS-Digitalisierung: Ein neuer Digitalausbildungszweig am asiatischen Raum. Asiatische Regionen verfügen im Gegensatz Digitalisierung BRG Fadingerstraße soll als Leuchtturmprojekt für die Inte- zu europäischen Regionen über ein höheres Potenzial an tech- gration von Digital-Kompetenzen in der Ausbildung von nikaffinen Jugendlichen, MINT-Ausbildungen sind in diesen Län- AHS-Schülern etabliert werden. Die Nähe zur Tabakfabrik dern die Eintrittskarte zu Aufstieg und Wohlstand. und ihrem Innovationsökosystem ist dabei ein wesentliches Standortargument. MINT-Fachkräfte Die Nachfrage nach hoch qualifizierten MINT-Absolventen bleibt langfristig überdurchschnittlich hoch und ist der Fla- HTL-Studienzweig HTL-Studienzweig „Nachhaltige digitale Produktionstechnik“: schenhals für das weitere Wachstum der Wirtschaft in Oberös- „Nachhaltige Die verfahrens technische Produktion der Zukunft ist noch terreich. Kein anderes Bundesland hat einen derart ausgepräg- digitale energie- und ressourceneffizienter und benötigt dazu immer ten Mangel an technisch-naturwissenschaftlich qualifizierten Produktions- stärker digitale Technologien und künstliche Intelligenz. Eine Mitarbeitern wie Oberösterreich. technik“ hochtechnologische, umwelt- und klimaschonende kontinuier- liche Pro duktion ist für die Metall-, Papier- oder chemische MINT-Ausbildungs- Die Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter in der Industrie die entscheidende Voraussetzung, um auch in Zukunft angebot OÖ. Industrie steigen. Damit verbunden steigen auch die am heimischen Standort weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben 38
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