GOGO PENGUIN SAMSTAG 14. APRIL 2018 20:00 - JAZZ-ABO SOLI & BIG BANDS 5 - KÖLNER PHILHARMONIE

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Jazz-Abo Soli & Big Bands 5

GoGo Penguin
Samstag
14. April 2018
20:00
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Jazz-Abo Soli & Big Bands 5

AGoGo Penguin
  Chris Illingworth p
  Nick Blacka b
  Rob Turner dr

als Gast:
Jens Kuross voc, keyb

Samstag
14. April 2018
20:00

Pause gegen 20:30
Ende gegen 22:15
ZUM KONZERT

      Wohltemperierte Genregrätsche
Akustische Elektronikmusik – was soll das sein? Entweder wer-
den die Klänge elektronisch erzeugt, oder nicht. Entweder ist der
Stecker in der Steckdose, oder nicht. Wenn man aber dazu neigt,
die Musik von Gogo Penguin mit einem derartigen Paradoxon zu
umschreiben, dann geht es nicht so sehr um Stromkabel, Schalt-
flächen oder Platinen. Es bedeutet vor allem, dass die Musik des
britischen Trios sehr von Clubmusik beeinflusst ist.

Im Jahr 2012 hat sich das Jazztrio GoGo Penguin in Manches-
ter gegründet. Die nordenglische Stadt ist nicht sonderlich
bekannt für ihre Jazzszene. In den 60er und 70er Jahren gab
es in der Arbeiterstadt hingegen einige erfolgreiche Popbands
wie The Hollies, The Bee Gees, Hermans Hermit‘s oder 10cc. Der
Post Punk von Joy Division und New Order und das Plattenla-
bel Factory zeigte in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren
mit seinem kühlen Sound dann eine musikalische Reaktion auf
den wirtschaftlichen Bankrott, der die Industriestadt heimge-
sucht hatte. In den späten 80er Jahren war dann Eskapismus
und Hedonismus angesagt: Jetzt feierte hier die erste Rave-
Generation in legenädren Clubs wie dem Haçienda exzessive
House- und Technoparties, und die Stadt erhielt den Spitznamen
Madchester.

Mit all dem haben GoGo Penguin auf den ersten Blick wenig
zu tun. Und dennoch tragen sie die Spuren der Stadt und ihrer
Musik in sich. Der Pianist Chris Illingworth, der Schlagzeuger Rob
Turner und Nick Blacka, der seit dem zweiten Album Grant Rus-
sell am Bass abgelöst hat, kommen allesamt von der Musikhoch-
schule. Sie sind akademisch ausgebildet, doch ihre Vorlieben
reichen weit in die populäre Musik. Das hört man. Im Jahr 2012
erschien ihr Debütalbum »Fanfares«. Schon ihr Debüt wurde von
dem amerikanischen Onlinemagazin »All that Jazz« gefeiert. Als
Piano-Trio apostrophiert, wird bereits hier klar, dass die drei Ins-
trumentalisten sehr gleichberechtigt auftreten. Mit ihrem zwei-
ten Album »v2.0« waren sie neben Weltstars wie Damon Albarn
2014 für den britischen Mercury Prize, die Alternative zu den von
den großen Plattenfirmen dominierten Brit-Awards, nominiert.
Die Legende besagt, dass im selben Jahr bei einem Auftritt von

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GoGo Penguin im Publikum des Hamburger Überjazz-Festivals
der Musiker und Produzent Don Was saß, seines Zeichens seit
2011 im Vorstand des Über-Jazz-Labels Blue Note. Kurz darauf
fanden sich GoGo Penguin eben dort wieder und arbeiteten an
ihrem ersten Album für das legendäre amerikanische Jazzla-
bel. »Man made Object« erschien 2016, und der Albumtitel ist
recht Jazz-untypisch Zeichen von Chris Illingworths Interesse
an Robotik und der Schnittstelle zum Menschen. Dann kommt
einem aber doch Herbie Hancocks »Rock it« in den Sinn, mit
dem der Pianist nach seinen Ausflügen in den 70er Jahren zum
Funk Anfang der 80er Jahre mit Elektronik und vor allem Hip Hop
liebäugelte.

Jazz-Fusionen und -Crossover gibt es schon seit fast hundert
Jahren. Seit der Jazz in den späten 60er Jahren mit Rockmu-
sik fusionierte, haben sich Jazzmusiker immer wieder Einflüs-
sen aus der populären Musik geöffnet. In den 70er Jahren waren
neben Rock vor allem Genres der Black Music wie Soul und
Funk Anknüpfungspunkte. In den 80er und 90er Jahren waren
es dann Pop-Elemente, die Jazzmusiker für sich entdeckt haben.
Die Verschmelzung von Hip Hop mit Jazz ist in den 90er Jah-
ren ein regelrechtes Subgenre geworden, das mal mit Samples,
mal mit Musikern den Jazz-Groove im Hip Hop entdeckt. Leg-
endär ist Ron Carters Basslauf für »Verses from the Abstract« von
A Tribe Called Quest. Auch ein Jazztrompeter wie der Franzose
Erik Truffaz hat in den 90er Jahren den Schulterschluss zur Hip
Hop-Szene gesucht. In den 90er Jahren entsteht nach einem
ähnlichem Prinzip außerdem die Verbindung von Jazz mit elek-
tronischer Clubmusik. Bei Techno- und House-Produzenten wie
Moodyman oder Theo Parrish, die als schwarze Amerikaner mit
dem Jazz ihrer Eltern aufgewachsen sind, findet man deutliche
Spuren des Jazz.

Es ist also nicht so, dass die drei Instrumentalisten von GoGo
Penguin nicht auf eine lange Tradition der musikalischen Aneig-
nung im Jazz zurückblicken könnten. Und doch verhält es sich
bei dem Ansatz des Trios aus Manchester etwas anders. Auf dem
Debütalbum »Fanfares« und vor allem dem Titelstück erinnerten
sie mit superschnellen, perlenden Melodiebögen auf dem Piano
noch an den israelischen Bassisten Avishai Cohen, der im letzten

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Jahr ebenfalls mit seinem Trio in der Kölner Philharmonie zu
Gast war. Das galt auch noch für ihre Kombination aus lyrischen
Melodien und extrem dynamischen Rhythmen und irrwitzigem
Tempowechsel wie in »Garden Dog Barbeque« von dem zwei-
ten Album »v2.0«. Doch schon hier war der Breakbeat prägend
für das rhythmische Grundgerüst. Der Breakbeat entstand, als
Ende der 70er Jahre DJs in der Bronx den typischen Break von
Funkplatten mittels zweier Plattenspieler als Loop künstlich in die
Länge zogen, um die damit einhergehende Euphorie des Party-
publikums zu steigern. Seitdem ist er fester Bestandteil des Hip
Hop, und in einer deutlich schnelleren Version die Basis für den
Anfang der 90er Jahre entstandenen Drum and Bass. Im Kern
beziehen sich GoGo Penguin auf diese beiden, auf dem Break-
beat basierten Genres. Vom Drum and Bass kennt man auch die
langgezogenen Basslinien, die ihre Tracks anschieben. Aber am
Kontrabass gespielt statt am Computer gebaut hat man das so
wohl nur selten gehört. Und Drummer gibt es im Hip Hop zwar
auch. Aber die Chuzpe muss man erst mal haben, das auf das

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Level von Drum and Bass zu heben und live zu spielen. Während
der Hip Hop in der Regel 60 bis etwas über 100 Beats pro Minute
zählt, kommt ein Jungle-Track auf 160 bis knapp 200 Beats. Das
kann zu virtuosen Verrenkungen führen, die dann zwar schnell,
aber nicht mehr unbedingt schön klingen. Doch bei GoGo Pen-
guin klingt die Musik auch beim aberwitzigsten Tempo noch
leicht und verspielt. Mitunter fühlt man sich bei all dem spannen-
den, von federnden Synkopen durchsetzten Irrsinn an den Pro-
gressive Rock der frühen Emerson, Lake & Palmer erinnert, wo
Virtuosität immer haarscharf an der Schwelle zum Selbstzweck
wandelte. Vielleicht war den dreien diese Gratwanderung auf
Dauer etwas zu anstrengend. Wahrscheinlicher ist aber, dass das
Trio nach zwei Alben einfach nach neuen Ausdrucksmöglichkei-
ten suchte. Und so fanden die immer noch sehr jungen Musiker
von GoGo Penguin für ihr drittes Album »Man made Objects«
einen ruhigeren Ausdruck, der sie zugleich zu anderen musikali-
schen wie emotionalen Feldern führte. Nun spürt man mehr und
mehr den großen Einfluss, den auch die Minimal Music immer
schon auf ihre Musik hatte und der ihren Kompositionen jetzt
mehr Stringenz verleiht. Da kann es auch nicht sehr verwundern,
dass die drei im vergangenen Jahr einen neuen Soundtrack
zu Godfrey Reggios 1982er Kultfilm »Koyaanisqatsi« kompo-
niert haben und damit auf Tour gingen. Der Originalsoundtrack
stammte vom Minimal-Meister Philip Glass.

Ohne, dass die Virtuosität zurückgeschraubt wird, entwickeln
sich die neueren Stücke des Trios mehr aus einem Fluss heraus,
erscheinen mit ihrer an- und abschwellenden Dynamik organi-
scher als die Break-Akrobatik der ersten Platten. Damit nähern
sie sich der anderen, die 90er Jahre bestimmenden Clubmusik:
dem Techno und House. Als Ruhepunkte findet man dazwischen
immer wieder elegischere Ansätze, die wiederum an den Trip
Hop der 90er Jahre erinnern. Die Grätsche zwischen Jazz, Mini-
mal Music und elektronischer Clubmusik wirkt ausgeglichener
und ungekünstelter denn je. Spätestens hier versteht man auch,
dass die Band ihre Musik am Computer komponiert – auf Pro-
grammen wie Ableton oder Logic, und erst dann auf die akus-
tischen Instrumente überträgt. »Eigentlich sind wir gar keine
Jazz-Band«, hat Pianist Chris Illingworth einmal in einem Inter-
view gesagt. »Wir machen elektronische Musik auf akustischen

                                5
Instrumenten«. Als Einflüsse nennen sie gleichermaßen Aphex
Twin, Massive Attack, Brian Eno und John Cage.

Anfang des Jahres ist ihr viertes Album »A humdrum Star«
erschienen, das zweite für das traditionsreiche amerikanische
Jazzlabel Blue Note. Was für eine Erfolgsgeschichte für die drei
Bleichgesichter aus Nordengland. Warum sie ihr neuestes Album
aber »A humdrum Star« (dt.: Ein eintöniger Stern) genannt haben,
wissen wohl nur sie selbst. Eines ist sicher: Ihre Musik ist alles

 Jens Kuross

andere als eintönig oder langweilig. Weder auf Platte noch live auf
der Bühne. In Köln werden sie zudem unterstützt von ihrem spe-
cial guest Jens Kuross. Der Amerikaner hat schon mit 15 Jahren
für die Jazzband eines Hotels in Idaho getrommelt. Später hat er
in Boston Schlagzeug studiert, inzwischen ist er auch als Pianist
sowie Singer/Songwriter aktiv und seit 2016 außerdem Mitglied
der Elektronik-Band The Acid. Für das Konzert mit GoGo Penguin
sitzt er am Keyboard und unterstützt das Trio mit seinem Gesang.

                                           Christian Meyer-Pröpstl

                                 6
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               April                                              Do
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                  So                                            Filmforum
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                  20:00
                                                Filmgeschichten:
                                                Rache – Schuld – Vergebung
                                                Die Büchse der Pandora
Andreas Scholl Countertenor
                                                D 1929, 143 Min.
Tamar Halperin Klavier
                                                Regie: Georg Wilhelm Pabst
Lieder von Ari Frankel, Aaron Copland,          Mit: Louise Brooks, Fritz Kortner,
Ralph Vaughan Williams, Alban                   Franz Lederer und Carl Goetz
Berg, Arvo Pärt, John Cage, Joseph
                                                Stummfilm mit Live-Musik
Tawadros und Benjamin Britten
                                                Günter A. Buchwald Klavier
Andreas Scholl – bei diesem Namen
kann man nur ins Schwärmen geraten,             Wir zeigen eine 35-mm-Kopie.
hat der Countertenor doch auf dem
                                                KölnMusik gemeinsam mit
Gebiet des Barockgesangs Maßstäbe
                                                dem Filmforum NRW
gesetzt, nicht zuletzt auch in den vielen
                                                Karten an der Kinokasse
Konzerten in der Kölner Philharmonie,
zu denen etwa seine unvergesslichen
Bach-, Händel- und Purcell-Abende
gehören. Doch schon lange ist Scholl
genauso ein großartiger Sänger im
                                                                   So
klassischen Liedfach. Mit seiner lang-
jährigen musikalischen Partnerin, der
                                                                  22
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Pianistin Tamar Halperin, widmet er sich
                                                                Filmforum
nun der Musik des 20. Jahrhunderts:
Mit Liedern von Alban Berg und Ralph            Der Lieblingsfilm von Jan Lisiecki
Vaughan Williams über Britten, Copland          Birdman oder (Die unverhoffte Macht
und Cage bis hin zu Arvo Pärt lässt             der Ahnungslosigkeit)
er das vergangene Jahrhundert von               USA 2014, 119 Min.
Anfang bis Ende erklingen.                      Regie: Alejandro González Iñárritu
                                                Mit: Michael Keaton, Zach Galifianakis,
18.03.2018 15:00 Filmforum
                                                Edward Norton u. a.
Der Lieblingsfilm von Andreas Scholl
»Der Name der Rose«                             KölnMusik gemeinsam mit
Medienpartner choices                           Kino Gesellschaft Köln
Dieses Konzert wird auch live auf
philharmonie.tv übertragen. Der
Livestream wird unterstützt durch JTI.

●
A Liederabende 6

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Foto: Reymond_Gemayel
     Mashrou‘
      Leila

                            Dienstag
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
                          24.04.2018
                               20:00
IHR NÄCHSTES
                                                ABONNEMENT-KONZERT

                   So                                             Fr
                  22
                   18:00
                                                                 29
                                                                  Juni
                                                                  20:00
Kristóf Baráti Violine
                                                WDR Big Band in Concert
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Cornelius Meister Dirigent                      WDR Big Band
                                                Bob Mintzer ld, arr
Friedrich Cerha
Drei Orchesterstücke                            Reflections on Count Basie
Béla Bartók                                     Westdeutscher Rundfunk
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1
op. posth. Sz 36                                ●
                                                A Jazz-Abo Soli & Big Bands 6

Alexander von Zemlinsky
Die Seejungfrau
Fantasie für Orchester

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A Kölner Sonntagskonzerte 5

                    Di
                  24
                   20:00
Mashrou’ Leila
  Hamed Sinno Stimme
  Haig Papazian Violine
	Firas Abou Fakher Gitarre, Keyboard
  Ibrahim Badr Bass
  Carl Gerges Schlagzeug
Mashrou’ Leila ist im Nahen Osten eine
feste Größe, was nicht nur daran liegt,
dass es kaum Indie-Bands gibt, die auf
Arabisch singen, sondern vor allem
daran, worüber sie singen: Bürger-
rechte, Despotismus, gelegentliche Ter-
roranschläge, Schwulsein und Sex. Es
ist diese Mischung, die die Fans begeis-
tert und die verklemmten jordanischen
Zensoren nervös macht, allen voran
einen katholischen Priester. Mashrou’
Leila ist eine arabische Sensation und
die erste Band des Nahen Ostens, die
es auf das Cover des »Rolling Stone«
schaffte.

                                           10
Foto: Marie Staggat

                                                   Samstag
                                                2. Juni 2018
                                                      20:00

    Francesco
 Tristano keyb, electronics
Derrick May keyb, electronics
             Francesco Tristano presents:
              P:anorig feat. Derrick May
                      koelner-philharmonie.de
                      0221 280 280
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
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Kulturpartner der Kölner Philharmonie

                                        Redaktion: Sebastian Loelgen
                                        Corporate Design: hauser lacour
                                        kommunikationsgestaltung GmbH
                                        Textnachweis: Der Text von Christian
                                        Meyer-Pröpstl ist ein Originalbeitrag für
Herausgeber: KölnMusik GmbH             dieses Heft.
Louwrens Langevoort                     Fotonachweise: GoGo Penguin © Linda
Intendant der Kölner Philharmonie       Bujoli – Styling Nicky Rybka Goldsmith; Jens
und Geschäftsführer der                 Kuross © Künstleragentur
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln             Gesamtherstellung:
­koelner-­philharmonie.de               adHOC ­Printproduktion GmbH
Aaron Diehl Trio

  Cécile McLorin
     Salvant
                                   Foto: Mark Fitton

                            Sonntag
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
                          27.05.2018
                               20:00
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