Governance der Forschungs-fördersysteme in den fünf forschungsstärksten asiatischen Staaten - Pöchhacker Innovation ...
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Governance der Forschungs- fördersysteme in den fünf forschungsstärksten asiatischen Staaten Auftraggeber: BMVIT, Bereich Innovation Autoren: Mag. Gerlinde Pöchhacker-Tröscher Karina Wagner B.Sc. Datum: April 2017
Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form steht. Pöchhacker Innovation Consulting GmbH Langgasse 10 A-4020 Linz T +43-732-890038-0 F +43-732-890038-900 E gerlinde.poechhacker@p-ic.at, karina.wagner@p-ic.at W www.p-ic.at
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 3 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 5 1 Einleitung 6 2 China 8 2.1 Kennzahlen zu F&E in China 8 2.2 Wesentliche Kennzeichen des chinesischen Forschungs- und Innovationssystems und FTI-relevante Strukturen 11 2.3 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte 18 2.4 Internationale F&E-Kooperationen 21 2.5 Resümee und Schlussfolgerungen 23 3 Indien 26 3.1 Kennzahlen und Daten zur Entwicklung von Forschung und Entwicklung in Indien 26 3.2 Wesentliche Kennzeichen des indischen Forschungs- und Innovationsystems und FTI-relevante Strukturen 29 3.3 Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationsstrukturen in Indien 34 3.4 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte 36 3.5 Internationale F&E-Kooperationen 39 3.6 Resümee und Schlussfolgerungen 41 4 Japan 43 4.1 Kennzahlen zu F&E in Japan 43 4.2 Wesentliche Kennzeichen des japanischen Forschungs- und Innovationssystems und FTI-relevante Strukturen 45 4.3 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte 49 4.4 Internationale F&E-Kooperationen 52 4.5 Resümee und Schlussfolgerungen 54 11.05.2017 3 | 87
5 Korea 56 5.1 Kennzahlen zu F&E in Korea 56 5.2 Wesentliche Kennzeichen des koreanischen Forschungs- und Innovationsystems und FTI-relevante Strukturen 58 5.3 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte 62 5.4 Internationale F&E-Kooperationen 64 5.5 Resümee und Schlussfolgerungen 66 6 Singapur 68 6.1 Kennzahlen zu F&E in Singapur 68 6.2 Wesentliche Kennzeichen des Forschungs- und Innovationssystems in Singapur und FTI-relevante Strukturen 70 6.3 Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationsstrukturen in Singapur 75 6.4 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte 77 6.5 Internationale F&E-Kooperationen 80 6.6 Resümee und Schlussfolgerungen 83 Literatur- und Quellenverzeichnis 85 4 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1: Anteil an den gesamten globalen F&E Ausgaben 6 Abbildung 2: F&E-Ausgaben in China 9 Abbildung 3: Technologiespezialisierung basierend auf den PCT- Patentanmeldungen von 2009 bis 2011 in China 10 Abbildung 4: Anzahl Forscher in China (2000 - 2014) 11 Abbildung 5: F&E-System in China ab 2017 17 Abbildung 6: Österreichs Top-10-Exportpartner 2015 (vorl.) in € Mio. 24 Abbildung 7: Entwicklung der F&E-Ausgaben in Indien 26 Abbildung 8: Ausgaben pro Forscher in Indien 27 Abbildung 9: Forschungsausgaben nach Wirtschaftsbereichen 28 Abbildung 10: Kernelemente der indischen Innovationsstrategie 29 Abbildung 11: Top 10 Forschungseinrichtungen in Indien 35 Abbildung 12: Forschungszentren multinationaler Unternehmen in Indien (Anzahl) 36 Abbildung 13: Österreichs TOP-10-Exportsteigerungen 2015 (vorl.) in % (30 größte Exportpartner) 42 Abbildung 14: F&E-Ausgaben in Japan (2010-2015) 43 Abbildung 15: Anzahl Forscher pro 10.000 Beschäftigte nach Industriebereichen in Japan (2015) 44 Abbildung 16: Kerninhalte der japanischen FTI-Strategie 46 Abbildung 17: STI-Organisation in Japan 48 Abbildung 18: F&E-Förderstruktur in Japan 50 Abbildung 19: F&E-Ausgaben in Korea (2007-2015) 56 Abbildung 20: Humanressourcen in F&E in Korea 57 Abbildung 21: Strategische Ausrichtung des MSIP 60 Abbildung 22: Entwicklung der F&E-Quote in Singapur 1990-2014 68 Abbildung 23: Ausgaben für F&E nach Wissenschafts- und Technologiefeldern (2013-2014) 69 Abbildung 24: Forschungspersonal in Südostasien und Ozeanien 70 5 | 87
1 Einleitung Wenn wir vom „Global shift“ sprechen, dann verstehen wir darunter den nachhalti- gen Trend der Verlagerung der weltweiten ökonomischen und geopolitischen Macht- zentren in den asiatisch-pazifischen Raum. Anhaltend hohe wirtschaftliche Wachs- tumsraten, ein dynamisches Bevölkerungswachstum und steigender Wohlstand in dieser Weltregion kennzeichnen diese Entwicklung. Dieses immer stärkere Gewicht der asiatischen Staaten zeigt sich auch in der For- schung: Bei weltweit steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) kommen investieren Länder in Asien zunehmend und mit hohen Wachstumsraten in Forschung und Entwicklung, um die Innovationskraft und internationale Wettbe- werbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften zu stärken. Mittlerweile liegt der Anteil Asiens an den globalen F&E-Ausgaben bei über 40 % (Industrial Research Institute, 2016) – bei steigender Tendenz –, während die Anteile der USA und Europa geringer wer- den. Abbildung 1: Anteil an den gesamten globalen F&E Ausgaben Quelle: (Industrial Research Institute, 2016) Auch der Bericht „The 2015 Global Innovation 1000“ verdeutlicht die stark steigende Bedeutung Asiens als Forschungsraum: In einer breit angelegten Befragung der weltweit 1.000 forschungsstärksten Unternehmen (PWC, 2015) zeigte sich, dass Asien erstmals mit 35 % der Zielort für die meisten betrieblichen F&E-Investments war. 33 % der F&E-Investitionen wurden in den USA getätigt, 28 % in Europa. 2007 war die Situation noch ganz anders: Damals wurden in Europa die höchsten For- schungsinvestitionen getätigt, Asien lag an dritter Stelle. 6 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Die fünf asiatischen Staaten mit den höchsten F&E-Ausgaben sind folgende: China, das mittlerweile die weltweit zweithöchsten F&E-Ausgaben aufweist (nach den USA), Japan mit den weltweit dritthöchsten F&E-Ausgaben, Korea, das an 5. Stelle der weltweit nächsten F&E-Ausgaben liegt, Indien, das sich in den letzten Jahren zur sechststärksten Forschungsnation ent- wickelt hat, und Singapur, das mit seinen Forschungsausgaben an 20. Stelle liegt. Aufgrund der bestehenden und zunehmend steigenden wirtschaftlichen Bedeutung der asiatischen Staaten sowie ihrer beeindruckenden „F&E-Performance“, die sich in hohen und wachsenden Forschungsausgaben und einem entsprechenden „Output“ (Patente, Wachstum in technologieorientierten Branchen, Humanressourcen für F&E etc.) zeigt, wurde Pöchhacker Innovation Consulting GmbH (P-IC) vom Bundesmi- nisterium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), Bereich Innovation be- auftragt, eine gezielte Betrachtung der Governance der Forschungsfördersysteme in diesen forschungsstärksten asiatischen Staaten vorzunehmen. Im vorliegenden Dossier werden nun die Forschungsaktivitäten und –systeme von China, Indien, Japan, Korea und Singapur (Länder in alphabetischer Reihenfolge) dargestellt. In den Kapiteln zu den einzelnen Staaten werden jeweils Kennzahlen und Daten zur Entwicklung von Forschung und Entwicklung skizziert. Weiters wer- den wesentliche Kennzeichen des jeweiligen Forschungs- und Innovationsystems, die FTI-relevante Strukturen sowie die wichtigsten Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationseinrichtungen vorgestellt. Danach wird der Blick auf zentrale F&E-För- derinstrumente und Förderschwerpunkte und die Praxis bei internationalen F&E-Ko- operationen insbesondere mit der Europäischen Union und Österreich gerichtet. Ab- schließend erfolgt jeweils ein kurzes Resümee mit Schlussfolgerungen für die öster- reichische FTI-Politik. Methodisch wurde das Dossier auf Basis von ausführlichen Internetrecherchen und der Analyse von vielzähligen Studien, Berichten, strategischen Dokumenten etc. der betrachteten Staaten erstellt. Weiters erfolgte die Auswertung von internationalen forschungsrelevanten Datenbanken (insb. Weltbank, OECD, UNESCO) und die Durchführung von qualitativen, leitfadengestützten Interviews mit Experten der FFG aus dem Bereich „Europäische und internationale Programme“, denen an dieser Stelle herzlich gedankt sei. 7 | 87
2 China 2.1 Kennzahlen zu F&E in China Der „wachsende Riese“ China hat sich in den letzten Jahren zur weltweit größten Wirtschaftsmacht – betrachtet nach dem kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) – entwickelt. Laut der OECD Statistik1 lag das kaufkraftbereinigte BIP im Jahr 2016 bei US$ 19.440 Mrd.2 und somit an erster Stelle noch vor den USA (US$ 16.800 Mrd.). Wie der kürzlich erschienene OECD-Bericht „Economic Outlook for Southeast Asia, China and India 2017“ (OECD, 2017) zeigt, lag das BIP-Wachstum von 2011 bis 2013 jährlich durchschnittlich bei 8,2 %. Obwohl die OECD einen Rückgang des jährlichen Durchschnittswachstums in den nächsten Jahren (2017-2021) auf 6 % prognostiziert, soll China dennoch nach wie vor mit einem BIP von rund US$ 22.000 Mrd. im Jahr 2018 an erster Stelle vor den USA stehen. China hat sich in den letzten Jahren weiters zum weltweit zweitgrößten F&E-Investor entwickelt (Industrial Research Institute, 2016). So gab China laut OECD3 im Jahr 2015 US$ 409 Mrd.4 für F&E-Aktivitäten aus, was einer Forschungsquote von 2,07 % des BIP entspricht. Darüber hinaus wies China zwischen 2000 und 2015 die welt- weit höchste F&E-Wachstumsrate auf und erhöhte seit 2000 die Forschungsintensi- tät von 0,9 % auf 2,07 %. Gemäß „Rio Country Report 2015: China“ entfallen über 80 % der F&E-Aufwendun- gen in China auf die experimentelle Entwicklung, gefolgt von der anwendungsorien- tierten Forschung (ca. 11 %) und der Grundlagenforschung (ca. 5 %) (JRC, 2016). Die Finanzierung der Forschungsausgaben erfolgte im Jahr 2014 zum Großteil (ca. 79 %) durch den privaten Sektor, der öffentliche Sektor trägt zu 21 % bei (JRC, 2016). Die nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung der F&E-Ausgaben im Zeitraum von 2008 bis 2015. 1 OECD Datenbank, http://stats.oecd.org/, Stand: 13.2.2017 2 Gross Domestic Product, Volume at constant PPP 3 OECD Datenbank, http://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=MSTI_PUB, Stand: 8.2.2017 4 Gross Domestic Expenditures on R&D (current PPP $) 8 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Abbildung 2: F&E-Ausgaben in China 450 000 2,50 400 000 2,07 1,99 2,02 1,91 2,00 350 000 1,78 1,71 1,66 300 000 1,44 1,50 in US$ Mio. 250 000 in % 200 000 408 829 370 116 1,00 334 135 150 000 292 197 247 808 100 000 213 460 185 267 0,50 146 127 50 000 0 0,00 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 GERD GERD in % des BIP Quelle: OECD Datenbank, 2016 Eine weitere Kennzahl, die ebenfalls die chinesische Forschungsstärke hervorhebt, bezieht sich auf die Anzahl an Patentanmeldungen. So erfolgten im Jahr 2015 in China rund 30.000 PCT5-Patentanmeldungen. China liegt damit weltweit an dritter Stelle hinter den USA (57.000) und Japan (44.000) (KISTEP, 2016). Basierend auf den PCT-Patentanmeldungen von 2009 bis 2011 ergibt sich für China im OECD- Vergleich eine Technologiespezialisierung im IKT-Bereich (OECD, 2014). 5 Internationales Patentsystem (Patent Cooperation Treaty) 9 | 87
Abbildung 3: Technologiespezialisierung basierend auf den PCT-Patentanmeldungen von 2009 bis 2011 in China Quelle: (OECD, 2014) Was die Humanressourcen für F&E betrifft, so konnte China laut OECD die Anzahl an Forschern (VZÄ) seit 2000 von 695.000 auf 1,5 Mio. (2014) verdoppeln (vgl. Abbildung 4). Somit liegt China im Jahr 2014 mit über 1,5 Mio. Forschern vor den USA (1,3 Mio.), Japan (683.000) und Deutschland (351.000). Rund 62 % der For- scher in China waren im Jahr 2014 im Unternehmenssektor tätig, gefolgt von jeweils rund 20 % in öffentlichen Einrichtungen sowie an Universitäten (KISTEP, 2016). 10 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Abbildung 4: Anzahl Forscher in China (2000 - 2014) 1.592.420 1.800.000 1.524.280 1.484.040 1.423.381 1.404.017 1.600.000 1.318.086 1.223.756 1.210.841 1.400.000 1.152.311 1.118.698 1.200.000 926.252 862.108 810.525 1.000.000 742.726 695.062 800.000 600.000 400.000 200.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: OECD Datenbank, 2016 2.2 Wesentliche Kennzeichen des chinesischen Forschungs- und Innovationssystems und FTI-relevante Strukturen Aktuelle strategische Grundlagen und Ziele der chinesischen Forschungs-, Techno- logie- und Innovationspolitik erschließen sich aus den mehrjährigen Strategiepro- grammen. Die aktuellen Programme und deren Zielsetzungen werden im Folgenden kurz beschrieben: The Medium- and Long-term National Plan (MLP) for Science and Tech- nology Development 2006 – 2020: Ziel ist der Aufbau einer innovativen Gesellschaft bis 2020, gemessen an den fol- genden Indikatoren (UNESCO, 2015): - Wachstum der Forschungsquote auf über 2,5 % gemessen am BIP - Mind. 60 % des Wirtschaftswachstums sollen auf die F&E-Aktivitäten zurückzu- führen sein. 11 | 87
- Die Abhängigkeit von ausländischen Technologien soll auf 30 % reduziert wer- den. - Top-Fünf-Platzierung im weltweiten Ranking für Patente und wissenschaftliche Publikationen Der MLP adressiert dabei einerseits die Grundlagenforschung und andererseits die Forschung in Spitzentechnologien u.a. in den Bereichen Bio-, Informations- und La- sertechnologie sowie „New Materials Technology“, „Advanced Manufacturing Tech- nology“ und „Advanced Energy Technology“ (Cao, Suttmeier, & Simon, 2006). Made in China 20256 Ziel des Aktionsplans ist die Transformation Chinas in die weltweit treibende Kraft im produzierenden Bereich und somit die stetige Verbesserung von Qualität, Inno- vationskapazität und Arbeitsproduktivität des chinesischen Produktionssektors bis 2025. Der Aktionsplan beschreibt folgende strategische Aufgaben zur Erreichung des Ziels7: - Förderung der innovativen Fähigkeiten des Produktionssektors, z.B. Design und Export von eigenen Markenprodukten - Förderung der Entwicklung von intelligenten Produkten sowie der intelligenten Produktion - Ausbau von fundamentalen industriellen Fähigkeiten (z.B. Entwicklung von Ba- siskomponenten und -prozessen sowie von grundlegenden industriellen Techni- ken) - Förderung von Qualität - Proaktive Entwicklung von serviceorientierter Herstellung - Förderung von „Green Manufacturing“ - Aktive Entwicklung von Schlüsseltechnologien u.a. in den Bereichen „New-Ge- neration Information-Technology“, „Advanced Rail Transport Equipment“, „New Materials“, usw. - Neuausrichtung des Produktionssektors (High-End Manufacturing) und Upgra- ding auf ein internationales Level 6 http://english.gov.cn/2016special/madeinchina2025/ 7 http://economists-pick-research.hktdc.com/business-news/article/Research-Articles/China-s-13th-Five-Year- Plan-The-Challenges-and-Opportunities-of-Made-in-China-2025/rp/en/1/1X000000/1X0A6918.htm 12 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ The 13th Five-Year-Plan 2016 – 2020:8 Ziel des aktuellen Fünfjahresplans ist ein Wirtschaftswachstum, welches durch tech- nologische Innovationen angetrieben werden soll. Zu den Schlüsselaktivitäten zäh- len hierbei u.a.: - Steigerung von wissenschaftlichen Innovationen durch die Förderung von F&E beispielsweise in den Bereichen „New Materials“, „Smart Manufacturing“ und „Next-Generation Information Communications“. - Förderung von Gründungen und Innovationen, um die Entwicklung von neuen Technologien und Produkten sowie die Errichtung von Technologietransferplatt- formen zu unterstützen - Entwicklung von strategisch neuen Industrien, z.B. „Next-Generation Informa- tion Technology“, „New Energy Vehicles“, Informationsnetzwerke und nukleare Technologien. Action Plan on Implementation of the National Intellectual Property (IP) Strategy 2014 – 20209 Der Aktionsplan verfolgt die Bildung eines effizienten chinesischen IP-Systems, um die Schaffung, Anwendung, den Schutz und die Verwaltung von geistigem Eigentum zu verbessern. Zur Erreichung dieses Ziels beschreibt der Aktionsplan vier wesentli- che Handlungsfelder: - Schaffung und Anwendung des geistigen Eigentums durch die Förderung von IP-intensiven Industrien, um die industrielle Restrukturierung zu unterstützen - Verbesserung des IP-Schutzes durch die Förderung der administrativen Strafver- folgung - Verbesserung der IP-Verwaltung durch die Implementierung von IP- Bewertungssystemen und durch die Steigerung der Verwaltungseffizienz - Erweiterung der internationalen IP-Kooperationen zur Stärkung der IP- Regulatorien, um inländische Unternehmen dabei zu unterstützen, ins Ausland zu expandieren und um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. 8 .http://economists-pick-research.hktdc.com/business-news/article/Research-Articles/Opportunities-Arising-from- China-s-13th-Five-Year-Plan-An-Overview/rp/en/1/1X000000/1X0A5OJH.htm 9 http://english.sipo.gov.cn/news/official/201501/t20150114_1061802.html 13 | 87
Zuständige Einrichtungen für die Wissenschafts-, Forschungs- und Inno- vationspolitik in China Die zentrale Zuständigkeit für die Wissenschafts- und Forschungspolitik in China liegt beim Ministerium für Wirtschaft und Technologie (MOST)10. Verantwortlicher Minis- ter ist seit April 2007 Herr Wan Gang. Das Ministerium ist u.a. maßgeblich für die Formulierung von Forschungsstrategien, die Planung und Finanzierung von nationa- len F&E-Programmen sowie für die Budgetverteilung des „Science & Technology“- Fonds und bilaterale bzw. multilaterale F&E-Kooperationen zuständig. Das Ministe- rium ist in neun F&E-relevante Departments unterteilt: - Department of Policies, Regulations and Supervision (Office of Innovation Sys- tem) - Department of Innovation and Development - Department of Resource Allocation and Management - Office of Major S&T Projects - Department of Basic Research - Department of High-tech Development and Industrialization - Department of S&T for Rural Development - Department of S&T for Social Development - Department of International Cooperation Des Weiteren ist das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT)11 an der Forschungspolitik in China beteiligt. Das Ministerium ist im Wesentlichen für die Bestimmung von industriellen Standards und für die F&E-Förderung von techno- logischer Ausrüstung sowie Innovation im Informations- und Kommunikationssektor zuständig. Darüber hinaus spielt die „Chinese Academy of Sciences“ (CAS)12 eine weitere zent- rale Rolle in der chinesischen Wissenschafts- und Forschungspolitik. Die Akademie ist die größte Forschungseinrichtung in China und besteht aus 124 Forschungsinsti- tutionen. Dazu zählen u.a. 104 Forschungsinstitute, drei Universitäten und weitere Organisationen. So verbindet die CAS chinesische Wissenschafter sowohl landes- als auch weltweit und ist Partner in zahlreichen internationalen Forschungskooperatio- 10 http://www.most.gov.cn/eng/organization/Mission/ 11 http://english.gov.cn/state_council/2014/08/23/content_281474983035940.htm 12 http://english.cas.cn/about_us/introduction/201501/t20150114_135284.shtml 14 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ nen. Aufgrund der enormen Größe und Reichweite der Akademie ist diese ein wich- tiger Player für die Entwicklung von technologischen Innovationen sowie eine An- laufstelle von jungen Wissenschaftern zur Talentförderung. Die staatliche Kommission für Entwicklung und Reform in China (NDRC)13 sowie das Ministerium für Bildung14 leisten einen weiteren Beitrag in Bezug auf die Formulie- rung von Innovationsstrategien in China. Wissenschafts- und Forschungsstrukturen in China Grundsätzlich wird das zentralisierte Forschungssystem in China durch die Zentral- regierung in Peking kontrolliert und gesteuert. Das System besteht hierbei aus hie- rarchischen, top-down Stufen: F&E-relevante Entscheidungen werden von der obersten Instanz getroffen und an die jeweiligen Abteilungen, welche die F&E-Pro- gramme leiten, übermittelt und schließlich an die F&E-Performer (Universitäten, For- schungseinrichtungen und Unternehmen) übertragen (JRC, 2016). Ende 2014 gab die chinesische Regierung eine Reform hinsichtlich des Wissen- schafts- und Technologiefinanzierungssystems bekannt, welche mit 2017 in Kraft trat.15 Wesentliche Änderungen des Systems bestehen darin, dass die Ministerien nicht länger direkt für die Leitung der F&E-Programme verantwortlich sind. Statt- dessen werden Repräsentanten der Ministerien an einem Joint Committee teilneh- men. Im nächsten Schritt wählt dieses Joint Committee unabhängige Institutionen, die die Leitung der F&E-Programme übernehmen sollten. Ziel der Reform ist die Schaffung eines einheitlichen Informationsverwaltungssystems, welches es ermög- licht, Informationen zu allen regierungsgeförderten Projekten der Öffentlichkeit zu- gänglich zu machen.16 Die Vielzahl an Programmen wird hierbei in fünf Hauptpro- gramme konsolidiert: - National Science Foundation of China (NSFC) - National Science and Technology Major Project - National R&D Key Programme - Technological Innovation Introductory Fund - Base and Talent Programme 13 http://en.ndrc.gov.cn/ 14 http://www.moe.edu.cn/publicfiles/business/htmlfiles/moe/moe_2792/ 15 http://blogs.nature.com/news/2014/10/fundamental-overhaul-of-chinas-competitive-funding.html 16 https://www.nsf.gov/od/oise/beijing/perspectives/china_reforms_st_funding.jsp#1_china 15 | 87
Die höchste Entscheidungsinstanz innerhalb des chinesischen Forschungssystems ist seit 2013 die „Leading Group for Overall Reform“. Sie ist zuständig für das Design, die Koordination und Implementationsüberwachung der Reformpläne im Wissen- schafts-, Technologie- und Bildungsbereich. Die nächsthöhere Instanz die F&E-Akti- vitäten betreffend ist das Ministerium für Wissenschaft und Technologie, welches für die Formulierung von Forschungsstrategien, die Planung und Finanzierung von nationalen F&E-Programmen zuständig ist. Sowohl die „National Development and Reform Commission“ (NDRC) als auch das Ministerium für Industrie und Informati- onstechnologie sind ebenfalls Entscheidungsträger bei der Formulierung von Inno- vationsstrategien, die die Industrie betreffen. Die „Chinese Academy of Sciences“ (CAS) leistet weiters einen wesentlichen Beitrag zur F&E-Strategieformulierung und der Regulierung von öffentlichen Forschungseinrichtungen (JRC, 2016). 16 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Abbildung 5: F&E-System in China ab 2017 Quelle: (JRC, 2016) Die tatsächlichen F&E-Aktivitäten werden gemäß der Hauptprogramme und ihrer Inhalte auf die Bereiche Unternehmen, Universitäten und öffentliche Forschungsein- richtungen zugeordnet (Abbildung 5). Somit fördern und unterstützen die „National 17 | 87
Science Foundation“, das „National R&D Key Program“ und das „Base and Talent Program“ die universitären F&E-Aktivitäten. Die Forschungsaktivitäten der Unter- nehmen werden durch das „National S&T Major Project Program“, dem „Technolo- gical Innovation Introductory Fund“ und das „National R&D Key Program“ unter- stützt. Die F&E-Projekte von öffentlichen Forschungseinrichtungen, insbesondere der Chinese Academy of Sciences, werden im Rahmen der „National Natural Science Foundation“, des „National R&D Key Program“ und des „Base and Talent Program“ gefördert (JRC, 2016). Laut der Zeitschrift „Nature“17 zählen folgende Universitäten und Forschungseinrich- tungen – auf Basis ihrer wissenschaftlichen Arbeit – zu Chinas Top-Institutionen: - Chinese Academy of Sciences - Zhejiang University in Hangzhou - Tsinghua University in Peking - Peking University in Peking - Fudan University in Shanghai - Nanjing University in Nanjing - University of Science and Technology of China in Hefei 2.3 F&E-Förderinstrumente und Förderschwerpunkte Wie bereits erwähnt gab die chinesische Regierung Ende 2014 eine Reform zur Neu- ausrichtung des F&E-Finanzierungssystems bekannt, welche mit 2017 in Kraft trat.18 Unter dem bisherigen Fördersystem stellte die Regierung ein jährliches Budget in Höhe von € 30,6 Mrd. für Forschungsaktivitäten zur Verfügung. Die Budgetmittel für Wissenschaft und Forschung waren in verschiedenen Ministerien für Wissenschaft und Technologie (MOST), Bildung, nationale Entwicklung und Reformkommission (NDRC), Landwirtschaft sowie für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) budgetiert (JRC, 2016). Die Reform konsolidiert die Vielzahl an F&E-Programmen in fünf Hauptpro- gramme, wobei jedem Hauptprogramm ein thematischer Schwerpunkt zugeordnet wird. Nachfolgend werden diese fünf Hauptprogramme kurz dargestellt.19 17 http://www.nature.com/news/china-by-the-numbers-1.20122 18 http://blogs.nature.com/news/2014/10/fundamental-overhaul-of-chinas-competitive-funding.html 19 Detailliertere Informationen zu den Programmen sind auf Englisch noch nicht verfügbar. 18 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Das erste Hauptprogramm ist die National Natural Science Foundation (NSFC)20, deren Themenschwerpunkt auf der Finanzierung von Grundlagen- und Pionierforschung sowie auf der Unterstützung von Forschern liegt. Die unterschied- lichen Programmkategorien der NSFC gliedern sich wie folgt: - Forschungsförderung durch die Programme „General Program“ (Fördermittel für innovative Forschung), „Key Program“ (Förderung von in-depth, systemati- scher und innovativer Forschung), „Major Program“ (Förderung von interdiszip- linärer und globaler Forschung), „Major Research Plan“ und „International (Re- gional) Joint Research Programs“ (Förderung von bilateralen und multilateralen Kooperationen). - „Talent training“-Programme zur Förderung von jungen Wissenschaftern durch den „Young Scientists Fund“, „Excellent Young Scientists Fund“, „National Science Fund for Distinguished Young Scholars“, „Science Fund for Creative Re- search Groups“ sowie die Förderung von Wissenschaftern in weniger entwickel- ten Regionen. - Unterstützung von Forschungsprogrammen, etwa durch die Programme „International (Regional) Cooperation and Exchange Program“ (Unterstützung bei der Teilnahme an internationalen Kooperationen und Austauschaktivitäten) und „Research Fund for International Young Scientist“. Das Programm „National S&T Major Project“ konzentriert sich auf die Förderung von Forschungsressourcen und die Entwicklung von Produkten und Technologien. Projekte innerhalb dieser Programmlinie adressieren u.a. Schlüsseltechnologien, die die industrielle Wettbewerbsfähigkeit verbessern und somit die Hightech-Industrie vorantreiben.21 Das „National R&D Key Program“ fasst ab 2017 die beiden Finanzierungspro- gramme „National Basic Research Program of China“ („973 Program“) und „National High-Tech R&D Program“ („863 Program“) zusammen (UNESCO, 2015). Das natio- nale F&E-Programm unterscheidet hierbei im Wesentlichen zwischen der - Förderung von Grundlagenforschung und - der Förderung von technologischen Entwicklungen in Advanced Manufacturing, im IKT-Bereich, Landwirtschaft, Transport, usw. 20 http://www.nsfc.gov.cn/publish/portal1/tab160/ 21 http://houston.china-consulate.org/eng/st/t1124740.htm 19 | 87
Bisher erfolgte die Finanzierung der beiden Programme nach dem Call-Prinzip. Für das „973 Program“ gab es Ausschreibungen für eine Vielzahl an Themenbereichen die Grundlagenforschung betreffend. Zu den Themenbereichen zählten u.a. Land- wirtschaft, Energie, Informationstechnologie, Gesundheit, Nanotechnologie, usw. Innerhalb des „863 Program“ wurden bisher zwei Arten von Ausschreibungen un- terschieden: Thematische Ausschreibungen konzentrierten sich auf die angewandte und zielorientierte Forschung, während der Schwerpunkt von projektbezogenen Ausschreibungen auf der Technologieanwendung lag.22 Das vierte Hauptprogramm ist der „Technological Innovation Introductory Fund“. Dessen thematischer Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung von techno- logischen Innovationen, wobei ein besonderer Fokus auf Klein- und Mittelunterneh- men und Inkubatoren gelegt wird (JRC, 2016). Das fünfte Hauptprogramm setzt seinen Schwerpunkt auf die Förderung von natio- nalen Forschungslaboren, Technikzentren sowie Talentprogrammen zur Weiterent- wicklung der Humanressourcen und der Infrastruktur. Dieses Hauptprogramm läuft unter dem Namen „Base and Talent Program“ (JRC, 2016). Wie bereits angeführt ist ein weiterer wichtiger Player in der chinesischen Wissen- schafts- und Forschungsförderung die „Chinese Academy for Sciences“ (CAS), die Programme für internationale Forschungskooperationen – u.a. auch mit Öster- reich – fördert. So bietet die CAS internationale Fellowships unter dem Namen „CAS President’s International Fellowships Initiative (PIFI)“ zur Unterstützung von hoch- qualifizierten Wissenschaftern. Das Programm unterscheidet hierbei zwischen den vier folgenden Kategorien:23 - Kategorie A – „Distinguished fellows“: Gefördert werden Vorträge bei der CAS, der Besuch von mindestens zwei CAS-Forschungseinrichtungen sowie der Empfang eines CAS-Wissenschafters im eigenen Labor für einen Forschungsauf- enthalt von ein bis drei Monaten. Dieses Stipendium beträgt ca. € 6.800 pro Woche, um sämtliche Ausgaben der Vortragsreise zu decken. - Kategorie B – „Visiting Scientists“: Gefördert werden hochkarätige interna- tionale Wissenschafter bei der Durchführung von Kooperationsprojekten mit der CAS. Das Forschungsstipendium beträgt in dieser Kategorie maximal ca. € 5.500 pro Monat. - Kategorie C – „Postdoctoral Researchers“: Förderung von Postdoktoranden in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren; das Forschungsstipendium beträgt rund € 27.300 pro Jahr. 22 http://www.access4.eu/China/274.php 23 http://english.cas.cn/cooperation/fellowships/201503/t20150313_145274.shtml 20 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ - Kategorie D – „International PhD Students“: Jährliche Förderung von ins- gesamt 200 internationalen Absolventen an der Universität der chinesischen Wis- senschaftsakademie (UCAS), der Universität für Wissenschaft und Technologie (USTC) oder anderen CAS-Instituten. 2.4 Internationale F&E-Kooperationen Das China Science and Technology Exchange Center (CSTEC)24 im Ministe- rium für Wissenschaft und Technologie ist maßgeblich für die Förderung der inter- nationalen F&E-Aktivitäten sowie für F&E-Kooperationen zuständig und verwaltet internationale F&E-Kooperationsprogramme. Das CSTEC hält Kooperationen mit über 130 Organisationen und Unternehmen in über 30 Ländern und Regionen in Amerika, Europa, Afrika und Asien.25 Weitere internationale F&E-Kooperationen wer- den u.a. durch die Chinese Academy of Science (CAS)26 und das Department of International Cooperation27 umgesetzt. Im Jahr 1998 wurde mit der Europäischen Union eine Vereinbarung über die wis- senschaftliche und technologische Zusammenarbeit getroffen. Ziel dieser Vereinba- rung ist die gemeinsame Forschungsarbeit, diese umfasst u.a. die Teilnahme von chinesischen Forschungseinrichtungen an europäischen F&E-Projekten, den wissen- schaftlichen Austausch, die gemeinsame Abhaltung von wissenschaftlichen Semina- ren, Workshops, etc. (EU-KOM, 2000). In der aktuellen „Roadmap for EU – China S&T Cooperation“ wurden folgende The- menblöcke innerhalb der Forschungskooperation zwischen der EU und China priori- siert: Nachhaltige Urbanisation, „Food, Agriculture and Biotechnology“, Luftfahrt, Energie, IKT (z.B. 5G Netzwerk, Internet of Things und Smart Cities), Klima und Umwelt, Gesundheit, sowie „Biomaterials and Advanced Materials“ (EU-KOM, 2016). Darüber hinaus können sich chinesische Forscher generell an Horizon 2020 beteili- gen.28 Zahlreiche Initiativen wurden bereits durch die chinesische F&E-Kooperation mit der Europäischen Union gesetzt. So startete beispielsweise im Jahr 2015 das Projekt „Dragon Star Plus“29 mit einer Laufzeit von drei Jahren. Ziel des Projekts ist die 24 http://www.cstec.org.cn/en/about/list.aspx?channel_id=56 25 http://www.cstec.org.cn/en/about/list.aspx?channel_id=56 26 http://english.cas.cn/about_us/introduction/201501/t20150114_135284.shtml 27 http://www.cistc.gov.cn/englishversion/AboutDIC.asp?column=119 28 https://eeas.europa.eu/delegations/china/15394/china-and-eu_en#Research+and+innovation 29 Nachfolgeprojekt von „Dragon Star“ (2012 – 2015) 21 | 87
Unterstützung der europäischen und chinesischen Forschungsakteure an der Teil- nahme von Horizon 2020, die Bereitstellung einer Kooperationsplattform zur Unter- stützung der bilateralen Kooperation sowie die Errichtung einer ERA-NET Plattform. Zu den Projektpartnern zählt u.a. die Österreichische Forschungsförderungsgesell- schaft (FFG).30 Was die Wissenschafts- und Forschungskooperation mit Österreich betrifft, so hat das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) An- fang 2012 in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und dem damaligen Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend das Office of Science and Technology Austria (OSTA Peking), eine Wissenschaftsau- ßenstelle in Peking, zur Vertiefung der Forschungs- und Technologiekooperation zwischen China und Österreich eingerichtet.31 Derzeit besteht eine aktive bilaterale Vereinbarung mit China zur „Wissenschaftlich- Technischen Zusammenarbeit“ (WTZ), diese fördert Forschungsaufenthalte für wis- senschaftliche Kooperationsprojekte nach dem Call-Prinzip. Die nächste Ausschrei- bung für eine wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2018.32 Aufgrund der zunehmenden Relevanz und dem hohen Potenzial Chinas als For- schungspartner für die österreichische Wirtschaft geht auch die FFG verstärkt F&E- Kooperationen mit China ein. Durch die Teilnahme am Projekt „Dragon Star Plus“ im Jahr 2015 wurden die ersten Kontakte mit chinesischen Forschungseinrichtungen geknüpft, woraus sich bilaterale Abkommen mit der CAS und dem CSTEC ergaben. Im Jahr 2016 hat die FFG in Zusammenarbeit mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) eine Ausschreibung (Produktion der Zukunft 16. Ausschrei- bung – Bilaterale Kooperation Österreich – Chinese Academy of Sciences33) im Be- reich Produktions- und Nanotechnologie durchgeführt. Im selben Jahr startete eben- falls eine Ausschreibung in Kooperation mit der Shanghai Universität (Production of the Future, 22. Call, Bilateral Cooperation Austria – SHANGHAI University, China34). Im Zuge dieser Ausschreibungen wurden jeweils acht Projekte eingereicht, wovon drei gefördert wurden (Interview FFG). Weitere Kooperationen seitens der FFG mit China finden im Rahmen der EU- 30 http://www.dragon-star.eu/dragon-star-plus/ 31 http://wissenschaft.bmwfw.gv.at/bmwfw/forschung/internationales/regionale-schwerpunkte/asien/china/ 32 https://oead.at/de/projekte/internationale-kooperationen/wissenschaftlich-technische-zusammenarbeit/ 33 https://www.ffg.at/16-ausschreibung-produktion-der-zukunft 34 https://www.ffg.at/22-ausschreibung-produktion-der-zukunft 22 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Initiative „JPI Urban Europe“ und dem „Enterprise Europe Network“ statt.35 Im Juni 2016 intensivierte die FFG in die Zusammenarbeit mit China mittels eines Koopera- tionsabkommens mit der CSTEC. Ein weiteres Kooperationsabkommen erfolgte im Dezember 2016 mit der Provinz Guangdong im Rahmen der „International Science and Technology Cooperation Week 2016“, diese verfolgt eine vertiefte Kooperation im Zuge von bilateralen F&E-Projekten in den Bereichen Smart City, Green Tech, Advanced Materials und IKT.36 Im Zuge dieses Kooperationsabkommen mit der Pro- vinz Guangdong ist für das Jahr 2018 ein Joint Call geplant (Interview FFG). Aktuell ist die FFG ebenfalls Partner im Projekt „European Research and Innovation Centre of Excellence in China“ (ERICENA)37, das im Jänner 2017 startete. Das Pro- jekt richtet sich speziell an Unternehmen, die erstmals in China Fuß fassen wollen und unterstützt Unternehmen beim Aufbau eines Forschungsnetzwerks in China (In- terview FFG). Generell ist im Rahmen der meisten bestehenden FFG-Programme die Forschungs- kooperation mit Partnern aus China möglich, etwa im Programm „Beyond Europe“, den thematischen Programmen, in einzelnen weiteren Programmlinien (wie z.B. BRIDGE) sowie im nationalen Weltraumprogramm (ASAP) (Interview FFG). 2.5 Resümee und Schlussfolgerungen China entwickelte sich in den letzten Jahren durch einen unglaublichen Wachstums- und Aufholprozess in der Wirtschaft zur weltweit größten Volkswirtschaft, betrachtet nach dem kaufkraftbereinigten BIP. Im Jahr 2013 überholte laut Statistik der OECD38 der „wachsende Riese“ mit einem kaufkraftbereinigten BIP i.H.v. US$ 15.883 Mrd.39 bereits die USA (US$ 15.802 Mrd.). Laut dieser Statistik soll China bis 2018 seinen Vorsprung mit einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 6 % auf US$ 21.960 Mrd. weiter ausbauen. Des Weiteren hat sich China in den letzten Jahren ebenfalls zum weltweit zweitgrößten F&E-Investor entwickelt. Die wachsende For- schungsstärke Chinas zeichnet sich ebenfalls durch die steigende Anzahl an Veröf- fentlichungen von wissenschaftlichen Artikeln aus. So konnte China, laut dem „Na- ture Index 2015“40, die Qualität der wissenschaftlichen Leistungen im internationa- len Vergleich kontinuierlich verbessern und liegt bereits an zweiter Stelle hinter den USA. So wies wischen 2000 und 2015 China die höchste F&E-Wachstumsrate auf, 35 https://www.ffg.at/news/ffg-baut-zusammenarbeit-mit-china-weiter-aus 36 https://www.ffg.at/news/ffg-vertieft-zusammenarbeit-mit-china 37 http://web.spi.pt/ericena/ 38 OECD Datenbank, http://stats.oecd.org/, Stand: 13.2.2017 39 Gross Domestic Product, Volume at constant PPP 40 http://www.springernature.com/la/group/media/press-releases/china-leading-world-for-growth-in-high-quality- science-output/6645388 23 | 87
verdoppelte die Anzahl an Forschern und steigerte die Anzahl an Patentanmeldun- gen kontinuierlich. Eine Abfrage in der Unternehmensdatenbank Aurelia ergab, dass derzeit rund 85 österreichische Unternehmen Niederlassungen in China haben. Beispiele sind etwa Engel, FACC, Skidata, Comparex, ZKW, Zumtobel, Miba, KTM, Andritz, Voestalpine, Swarovski u.v.m. Die hohe Attraktivität Chinas zeigt sich auch in der aktuellen Ex- portstatistik der Wirtschaftskammer (siehe nachfolgende Abbildung). So liegt China mit rund € 3 Mrd. unter den Top-10 Exportpartnern in Österreich, was die stetig wachsende Bedeutung des chinesischen Exportmarkts für die österreichische Wirt- schaft aufzeigt und sicherlich weiterhin „Luft nach oben“ besteht. China zählt in ausgewählten Wissenschafts- und Technologiebereichen, etwa in der mobilen Telekommunikation41 und „Augmented Reality“42, zu den führenden Natio- nen. Insbesondere im Bereich der mobilen Telekommunikation hat China klar Tech- nologieführerschaft. So hat eine Vielzahl an technologischen (Weiter-)Ent-wicklun- gen im mobilen Telekommunikationsbereich wie z.B. der Geldtransfer mittels QR- Codes oder das Video-Streaming einen gemeinsamen Nenner: Die Entwicklungs- phase erfolgte in China.43 Abbildung 6: Österreichs Top-10-Exportpartner 2015 (vorl.) in € Mio. Quelle: (WKO, Aussenwirtschaft, 2016) 41 http://thediplomat.com/2016/09/china-the-new-world-leader-in-mobile-technology/ 42 .http://www.forbes.com/sites/ywang/2017/01/18/how-tech-giant-baidu-is-making-china-a-leader-in- augmented-reality/#77aebff140e2 43 https://www.nytimes.com/2016/08/03/technology/china-mobile-tech-innovation-silicon-valley.html?_r=0 24 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ In der Forschungszusammenarbeit mit China liegt ein äußerst großes Potenzial für die österreichische Wissenschaft und Wirtschaft. Die Rahmenbedingungen für die Forschungszusammenarbeit wurden auf europäischer und österreichischer Ebene bereits geschaffen. Die Chance liegt nun darin, in thematischen Bereichen (z.B. In- formations- und Kommunikationstechnologien, Smart City, „Advanced Materials“) und geographischen Schwerpunkten gezielte Maßnahmen zu setzen und auch große Leitinitiativen und Investitionsprogramme in China (Seidenstraße 2.0) zu nutzen, um österreichische Technologien erfolgreich zu vermarkten und zu etablieren. Dabei kommt auch der effektiven Nutzung von internationalen Finanzierungsinstrumenten durch österreichische Unternehmen eine hohe Bedeutung zu (z.B. Asean Develop- ment Bank, Weltbank etc.). 25 | 87
3 Indien 3.1 Kennzahlen und Daten zur Entwicklung von Forschung und Entwicklung in Indien Indien hat sich in der letzten Dekade zu einem der forschungsstärksten Länder welt- weit entwickelt: So wurden in Indien im Jahr 2015 US$ 66,49 Mrd.44 (IBEF, 2016) für F&E ausgegeben, das entspricht einer Forschungsquote von ca. 0,85 % des Bruttoinlandprodukts (BIP). Für 2016 wird ein Ansteigen der F&E-Ausgaben auf US$ 71,48 Mrd. (Industrial Research Institute, 2016) erwartet. Indien ist damit das Land mit den sechsthöchsten Forschungsausgaben weltweit. Die Strategie „Decade of In- novations 2010-2020“ sieht Innovation als den Schlüsselfaktor für die sozio-ökono- mische Entwicklung Indiens (OECD, 2014). Die F&E-Quote soll auf Basis dieser Stra- tegie auf 2 % des BIP bis 2020 ansteigen, des Weiteren sollen die Firmenausgaben für F&E verdoppelt werden (OECD, 2014). Die nachstehende Grafik zeigt die Entwicklung der F&E-Ausgaben im Zeitraum von 1990 bis 2012 (Ministry of Science & Technology, 2013). Abbildung 7: Entwicklung der F&E-Ausgaben in Indien Ministry of Science & Technology, Government of India (2013): Research and Quelle: Development Statistics at a Glance 2011 – 2012; S. 3 44 Berechnet nach Purchase Power Parity (PPP) 26 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Die Finanzierung der Forschungsausgaben in den Jahren 2009-10 erfolgte zum über- wiegenden Anteil (54,4 %) durch die Zentralregierung, der private Sektor trug zu 28,9 % bei (Ministry of Science & Technology, 2013). Was die Humanressourcen für F&E betrifft, so ist die Anzahl der Forscher pro Million Einwohner von 110 in 2000 auf 164 in 2009 angestiegen (Ministry of Science & Technology, Government of India (2013), S. 11). Allerdings liegt Indien mit rd. 200.000 Forschern (VZÄ) bei rd. 1,3 Mrd. Einwohnern deutlich hinter anderen Nati- onen, was die Forscherdichte betrifft45. Die nachstehende Grafik veranschaulicht die Ausgaben pro Forscher, die in Indien bei US$ 171.000 liegen, im Vergleich zu anderen Staaten. Abbildung 8: Ausgaben pro Forscher in Indien Quelle: http://www.nature.com/news/india-by-the-numbers-1.17519 45 http://www.nature.com/news/india-by-the-numbers-1.17519 27 | 87
Im Zeitraum 2010-11 wurden in Indien 39.400 Patente angemeldet, allerdings er- folgten die Patentanmeldungen nur in 21,1 % durch indische Staatsbürger (Ministry of Science & Technology, 2013), der Großteil der Patente wurde von ausländischen Staatsbürgern angemeldet. Basierend auf den PCT-Patentanmeldungen von 2009 – 2011 ergibt sich für Indien im OECD-Vergleich eine Technologiespezialisierung in den Bereichen Bio- und Nanotechnologien sowie in den Umwelttechnologien (OECD, 2014). Forschungsschwerpunkte liegen bekanntermaßen in den IT-Dienstleistungen und der IT-Industrie (OECD, 2014). Die Regierungsstatistiken für den Zeitraum 2009-10 (siehe unten angeführte Grafik) zeigen, dass die forschungsintensivsten Wirtschafts- bereiche der Pharmasektor, der Mobilitätssektor, die Informationstechnologien und der Chemiesektor sind (Ministry of Science & Technology, 2013). Abbildung 9: Forschungsausgaben nach Wirtschaftsbereichen Quelle: (Ministry of Science & Technology, 2013) 28 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ 3.2 Wesentliche Kennzeichen des indischen Forschungs- und In- novationsystems und FTI-relevante Strukturen Angesichts der gewaltigen Größe Indiens – die Bevölkerungszahl46 liegt derzeit bei rund 1,33 Mrd., die Fläche beträgt 3,29 Mio. km2 – und der breit angelegten Ver- waltungsstrukturen – es gibt neben der „zentralen“ Unionsregierung 29 Bundesstaa- ten und 7 Unionsterritorien (das sind Verwaltungsgebiete, die der Zentralregierung unterstehen) – ist es kein einfaches Unterfangen, die F&E-Förderstrukturen und – systeme auf wenigen Seiten darzustellen. Es wird daher versucht, einen Überblick über die wichtigsten Einrichtungen mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten auf Ebene der Zentralregierung zu zeichnen. Zuvor soll der Blick noch auf aktuelle strategische Grundlagen der indischen For- schungs-, Technologie- und Innovationspolitik gerichtet werden: Wesentliche Weichenstellungen in der indischen Innovationspolitik wurden 2010 durch die Proklamation der „Decade of Innovations 2010-2020“ durch die Unionsre- gierung vorgenommen. Der daraufhin eingerichtete National Innovation Council (NInC) hat eine breit angelegte Innovations-Roadmap (National Innovation Council, 2013) erstellt, die auf fünf Kernelementen aufsetzt, und die eine Vielzahl an struk- turbildenden Maßnahmen und Aktivitäten ausgelöst hat: Abbildung 10: Kernelemente der indischen Innovationsstrategie Quelle: (National Innovation Council, 2013) 46 Quelle: World Statistics Pocketbook (2016), http://data.un.org/CountryProfile.aspx?crName=India 29 | 87
Ein wesentliches Anliegen der indischen Innovationpolitik ist die „inklusive“ Innova- tion, die einerseits meint, dass die gesamte Bevölkerung für den Gedanken der Er- neuerung und der Invention begeistert werden soll, und andererseits die Leistbarkeit und breite Verfügbarkeit von neuen Produkten und Dienstleistungen beabsichtigt. Ein vielfach verwendeter Begriff in diesem Zusammenhang ist die „frugal innova- tion“, die durch einen geringen Mittelaufwand erzielt werden soll und leistbar für einen großen Teil der Bevölkerung ist. Im Zuge der Umsetzung der „Decade of In- novations“ wurde das „Öko-System“ für Innovation (weiter-)entwickelt, etwa durch intensive Kommunikationsmaßnahmen, verschiedene Innovationsanreize und die Bildung von indienweit über 100 Innovationsclustern in unterschiedlichsten Wirt- schaftsbereichen (z.B. Lebensmittelverarbeitung, Werkstoff Bambus, Ayurveda, Fahrzeugkomponenten, Möbelherstellung etc.). Die aktuelle strategische Grundlage der indischen Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik 2013 ist im gleichnamigen Dokument des indischen Wissen- schafts- und Technologieministeriums (Ministry of Science and Technology, 2013) zu finden. Darin werden eine Reihe von Zielen und Bestrebungen zur künftigen Po- litikausrichtung formuliert, wie etwa die Förderung des „Wissenschaftsgeists“ in al- len Gruppen der Bevölkerung, die Steigerung der F&E-Quote auf 2 % des BIP bis 2020 insbesondere durch die Erhöhung der privaten Forschungsausgaben, die För- derung von exzellenter und gesellschaftsrelevanter Forschung, den Ausbau der F&E- Infrastruktur insbesonders durch internationale Kooperationen u.v.m. Indien setzt einen besonderen Forschungsschwerpunkt in der Biotechnologie. We- sentliche Kernelemente der aktuellen „National Biotechnology Development Strategy (NBDS) 2015-20“ (Ministry of Science and Technology, 2015), die in einem zweijäh- rigen Stakeholderprozess erarbeitet wurde, sind etwa die Entwicklung und Stärkung einer hoch qualifizierten Humanressourcenbasis mit starker internationaler Vernet- zung, die Intensivierung der Forschungsarbeiten in allen Bereichen – u.a. mit Fokus auf die Anwendungsorientierung und Leistbarkeit der Innovationen, die Stärkung der institutionellen Kapazitäten, der intensive Auf- und Ausbau von Technologiein- kubatoren (über 150 in ganz Indien), sowie der Ausbau der nationalen und globalen Forschungskooperationen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien spielen in Indien bekannterma- ßen eine besondere Rolle, und das „MeitY“47, das Ministry of Electronics and Infor- mation Technology ist weltweit ein Begriff. Das „ICT & R&D and Innovation Frame- work 2013“ (Ministry of Electronics and Information Technology, 2013) zielt auf die Schaffung eines effektiven und effizienten Forschungs-Ökosystems im Bereich der Informationstechnologien ab etwa durch gezielte Forschungs- und Innovationsan- strengungen in „cutting edge“-Technologien wie Nanoelektronik, Mikroelektronik, 47 www.meity.gov.in 30 | 87
Tiefendossier „Forschungsstärkste Staaten in Asien“ Photonik, Green Computing u.v.m., in die Wissenschaft, eine Vielzahl an For- schungseinrichtungen und die Wirtschaft involviert wird. Mit „Startup India“ wurde Anfang 2016 seitens des Handels- und Industrieministe- riums (Ministry of Commerce and Industry, 2016) eine „flagship initiative“ zur Sti- mulierung von innovativen Unternehmensgründungen lanciert, wobei ein wesentli- cher Schwerpunkt der Gründungen auf den Informations- und Kommunikationstech- nologien und dem Internetbusiness liegen soll. In Anbetracht der Bevölkerungsentwicklung Indiens – im Jahr 2020 wird es 906 Millionen Inder im erwerbstätigen Alter geben – sei auf ein Strategiedokument zur Stärkung der staatlichen Hochschulbildung hingewiesen, das von der Vereinigung der indischen Wirtschaftskammern erarbeitet wurde, die „State-focused roadmap to India’s „Vision 2030“ (FICCI - Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry, 2015). In der Verbesserung und Weiterentwicklung der Hochschulbildung für die derzeit 30 Millionen Studierenden in 47.000 Einrichtungen wird ein wichtiger Wachstums- und Wohlstandsmotor für Indien gesehen. Zuständige Einrichtungen für die Wissenschafts-, Forschungs- und Inno- vationspolitik in Indien Die zentrale Zuständigkeit für die Wissenschafts- und Forschungspolitik in Indien liegt beim Ministerium für Wissenschaft und Technologie, in dem die Fäden für die wissenschaftliche und industrielle Forschung sowie die wissenschaftliche Ausbildung in Indien zusammenlaufen. Verantwortlicher Minister ist seit November 2015 Dr. Harsh Vardhan. Das Ministerium ist in drei Departments unterteilt: Das Department of Science and Technology (DST)48 ist als zentraler Knotenpunkt für die Forschungspolitik in Indien und für die Strategieformulierung für Wissen- schaft und Technologie in Indien verantwortlich, koordiniert eine Reihe von stra- tegischen Gremien (s.u.), initiiert neue Forschungsthemen und –schwerpunkte, setzt eine Vielzahl an Forschungsprogrammen um (s.u.) und ist etwa auch für die internationale Vernetzung der indischen F&E-Aktivitäten zuständig. Das Department of Scientific and Industrial Research (DSIR)49 zielt auf die Stär- kung und Förderung der industriellen Forschung (vielfach durch Steuererleichte- rungen), die Entwicklung von Technologien mit internationaler Wettbewerbsfä- higkeit, die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen und die Steigerung 48 http://dst.gov.in/about-us/introduction 49 http://www.dsir.gov.in/ 31 | 87
der Technologieexporte ab. Weiters werden die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft und der Technologietransfer (insb. über die National Research Development Corporation – NRDC und die über 80 Forschungslabore und -zen- tren des Council of Scientific and Industrial Research – CSIR50) unterstützt und Initiativen zur Stärkung der Innovationskraft oder der Designkompetenz gesetzt. Mit dem Department of Biotechnology (DBT)51 wird der Forschungs- und Inno- vationsbereich der Biotechnologie strategisch und operativ durch eine Vielzahl an Maßnahmen (Strategien, Förderprogramme für Grundlagenforschung und an- gewandte Forschung, F&E-Infrastrukturen, Forschungszentren, betriebliche Pro- duktionsstätten, Humanressourcenentwicklung, internationale Forschungsko- operationen usw.) unterstützt. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Nahrungsmittelversorgung in Indien wird weiters das Department of Agricultural Research and Education (DARE)52 des Land- wirtschaftsministeriums (Ministry of Agriculture and Farmers Welfare) angeführt. Es gibt 71 „Landwirtschaftsuniversitäten“ (agricultural universities) in Indien und 101 ICAR-Institute53, das sind Forschungseinrichtungen, die sich mit Fragen der Lebens- mittelherstellung und –versorgung beschäftigen. In langfristigen Strategiedokumen- ten, wie der „Vision 2030“ (Indian Council of Agricultural Research, 2011) oder der „Vision 2050“ (Indian Council of Agricultural Research, 2015) wird der Rahmen für innovationsgeleitetes, inklusives und nachhaltiges Wachstum in der Lebensmittel- versorgung gelegt. Weiters sind in einer Reihe weiterer Ministerien (z.B. Verteidigung, Erdwissenschaf- ten, Gesundheit, Energie) Forschungsaktivitäten verankert, die mit entsprechenden Strategien und Programmen versehen sind. Es gibt eine Vielzahl an strategischen Gremien für Wissenschaft und Forschung in Indien, einige davon werden kurz dargestellt: Das Scientific Advisory Committee of the Cabinet (SAC-C)54, das die Regierung in Fragen der Politik- und Strategiegestaltung und hinsichtlich der Unterstüt- zungs- und Fördersysteme sowie bei Fragen der F&E-Infrastruktur berät; Der Science and Engineering Research Council55, der sich mit der wissenschaft- lichen und industriellen Grundlagenforschung befasst und über das Science and 50 http://www.csir.res.in 51 http://www.dbtindia.nic.in/ 52 http://www.icar.org.in/en/aboutus.htm 53 ICAR: Indian Council of Agricultural Research 54 http://psa.gov.in/scientific-advisory-committee/scientific-advisory-committee-cabinet-sac-c 55 http://www.serb.gov.in/about.php 32 | 87
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