Großes Potenzial für Sharing und neue Mobilitätsservices
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factsheet Großes Potenzial für Sharing und neue Mobilitätsservices Die Digitalisierung treibt den grundlegenden Wandel in der Mobilität an. Individuelle Mobilität wird vom Fahrzeugbesitz unabhängig. Noch liegt das Potenzial für Sharing-Angebote in Österreich bei einem Vielfachen der aktuellen Nutzung. Die Digitalisierung eröffnet für Carsharing und Sharing für klimaverträgliche Mobilität Fahrrad-Sharing neue Möglichkeiten. Individuelle Sharing wird auch durch Mobilitätspakete, die Mobilität entkoppelt sich vom Fahrzeug-Besitz. Das abonniert werden können, in Zukunft stark an Teilen von Fahrzeugen und die Nutzung von Mobi- Bedeutung gewinnen. Durch Carsharing verändert litätsdienstleistungen ermöglicht flexible Mobilität, sich das Mobilitätsverhalten, die Umweltbilanz ohne vom Besitz eines eigenen Fahrzeugs abhängig wird besser. Eine höhere Auslastung der Fahrzeuge zu sein. Die zwei großen zukünftigen Veränderun- durch geteilte Nutzung ermöglicht im Vergleich gen im Verkehrsbereich – E-Mobilität und Automa- zum exklusiven Gebrauch potenziell eine effizientere tisierung – können nur dann zur Verringerung der Ressourcenverwendung. Bei richtigem Einsatz und Verkehrsprobleme und zur Verbesserung der Klima- Vermeidung von Rebound Effekten hat Sharing bilanz beitragen, wenn sie mit Sharing einhergehen. durch effizientere Ressourcen-Nutzung und die Ver- Das Potenzial für Carsharing, Fahrrad-Sharing und änderung des Mobilitätsverhaltens das Potenzial, die neue Mobilitätsangebote ist in Österreich groß. Personenmobilität auf Klimakurs zu bringen.
2 würden. Die benötigte Parkfläche reduzierte sich Höchstens ein Zehntel der Pkw in Österreich dann um 95 Prozent, die Verkehrsemissionen um gleichzeitig genutzt ein Drittel, die Straßen wären staufrei. 12 10,3 % Österreichs Haushalten nach Uhrzeit in Prozent Öffentlicher Verkehr profitiert von Sharing Anteil der an Werktagen genutzten Pkw in Quelle: bmvit, Österreich unterwegs 2013/1432, Haider 201880 Grafik: VCÖ 2018 10 Nach dem Umstieg vom eigenen Auto zu Carsha- ring verteilen sich bisherige Fahrten mit dem eige- 8 nen Auto neben Carsharing auch auf den Öffent- lichen Verkehr, Radfahren und Gehen. Im Schnitt fahren in Deutschland Carsharing-Nutzende um 6 40 Prozent seltener mit dem Auto, um 19 Prozent häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln und um 4 14 Prozent häufiger mit dem Fahrrad. Vor allem wer stationsbasiertes Carsharing nutzt, 2 meldet das eigene Auto ab. In Deutschland ergab eine Befragung, dass 53 Prozent der Mitglieder von 0 stationsbasiertem Carsharing vor Beitritt zum Car- 0 4 8 12 16 20 24 Uhr sharing ihr eigenes Auto abmeldeten und weitere neun Prozent nach dem Beitritt. An einem durchschnittli- Sharing-Angebote und Mobilitätsdienstleistungen chen Werktag werden in sind heute viel einfacher und einem größeren Per- Carsharing verändert das Mobilitätsverhalten Österreich nie mehr als ein Zehntel der Pkw zur sonenkreis zugänglich als noch vor einigen Jahren. Das größte Potenzial für mehr Klimaverträglichkeit gleichen Zeit genutzt. Mittlerweile nutzen mehr als 100.000 Haushalte in hat Carsharing im koordinierten Ausbau mit dem Das Potenzial für das Teilen von Fahrzeugen Österreich Carsharing. Das Potenzial ist aber um Öffentlichen Verkehr. Durch die Sichtbarkeit der und Fahrten ist groß. ein Vielfaches größer. Rund 572.000 Autofahrerin- Kosten einer Carsharing-Fahrt werden Spontantrips nen und Autofahrer lenken nur ein paar Mal im vermieden und die Autonutzung reduziert, am Jahr ein Auto, weitere rund 690.000 nur ein paar stärksten im innerstädtischen Bereich. Carsharing Mal im Monat. Gleichzeitig gibt es in Österreichs verringert auch gefahrene Pkw-Kilometer. Eine Stu- Haushalten mehr als 1,3 Millionen Zweit- und die für Wien geht von 300 bis 850 Pkw-Kilometer esamt Drittautos, die im Schnitt nicht einmal eine halbe weniger pro Jahr und Haushalt aus. In München Anzahl Pkw Bevölkerung Stunde am Tag im Einsatz sind. mittleres beträgt die Reduktion rund fünf Prozent, in Bre- Mehr als die Hälfte der Nur höchstens zehn Prozent aller Pkw in Öster- Einkommen men und den Niederlanden 15 bis 20 Prozent. Personen, die stations- reichs Haushalten sind gleichzeitig auf den Straßen basierte Carsharing- unterwegs. Für Lissabon ergab eine Simulation, dass Fahrrad-Sharingsysteme stärker forcieren Systeme 12 in Deutschland drei Prozent des Pkw-Bestands ausreichten, wenn Auch Leihradsysteme verändern das Mobilitäts- nutzen, meldeten Privat- autos ab. alle Autofahrten auf Car- 10,3und % Ride-Sharing verlagert verhalten. In Hamburg ersetzen zwölf Prozent der 10 Bikesharing-Fahrten ehemalige Autofahrten, in Stationsbasiertes Carsharing verringert Paris sogar 20 Prozent. Citybike Wien zeigt, dass 8 Zahl von Privatautos in Städten die Fahrräder großteils für kurze Fahrten unter 30 Minuten verwendet werden. Bikesharing stellt auch Anteil der6Carsharing-Nutzenden in Deutschland, 9% eine Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr dar. Es die eigenen Pkw weggaben nach Anmeldung werden vor allem Strecken gefahren, bei denen die zum Carsharing 4 Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als 53 % doppelt so lange dauern würde. im Jahr vor 2 Anmeldung 62 % In Österreich gibt es bereits in rund 150 Städten zum Carsharing und Gemeinden ein Leihradsystem mit insgesamt 0 mehr als 550 Verleihstationen und rund 3.000 Quelle: Loose 2016114 Grafik: VCÖ 2018 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Gründe für das Ersetzen der Privat-Pkw durch Carsharing in Prozent Fahrrädern. Mittlerweile gibt es neben Leihsystemen Auto zu wenig genutzt 54 % für herkömmliche Fahrräder auch den Verleih von Kostengründe 53 % Elektro-Fahrrädern sowie die Möglichkeit Trans- Vermeidung Unannehmlichkeiten durch Autobesitz 51 % Auto kaputt oder größere Reparaturen notwendig 40 % Durch Carsharing keine Notwendigkeit mehr 39 % Schlechte Parkplatzsituation im Wohnviertel 37 %
0 sehr-/ sehr-/ kein 2 in mehr in 5 Minuten ÖV-Zeitkarte schlecht gut Pkw Pkw als 15 fußläufig 3 Minuten keine fußläufig ÖV-Zeitkarte wirtschaftliche Pkw-Verfügbarkeit Zugang Öffentlicher Verkehr portfahrräder auszuleihen, wie etwa in Graz, Wien Situation und Wiener Neustadt. In Deutschland können in Carsharing reduziert Pkw-Nutzung in Wien Köln 50 E-Transportfahrräder namens „Donk-EE“ Öffentlicher Radfahren Gehen Taxi Pkw an 50 Standorten, etwa einer Fahrrad-Werkstatt Verkehr oder einem Buchladen, entliehen werden. 40 häufiger E-Mobilität durch Sharing verbreiten 30 seltener Veränderung der Nutzung durch Carsharing-Flotten bieten eine gute Möglichkeit, 20 den Anteil an E-Pkw zu erhöhen. So betreibt der Carsharing in Prozent 10 Anbieter car2go rund 1.400 E-Pkw in Europa. In 0 Deutschland liegt der Anteil der E-Fahrzeuge in Quelle: Schuster u.a. 2015160 Grafik: VCÖ 2018 Carsharing-Flotten bei mehr als zehn Prozent. In -10 Österreich setzen neben dem teilweisen Einsatz von -20 E-Fahrzeugen in den Flotten von „tim“ in Graz und -30 „Rail & Drive“, vor allem viele kleinere Carsharing- -40 Initiativen in Gemeinden und Regionen auf E- -50 Stationäres Free-floating Autos. So gibt es allein in Niederösterreich in mehr -60 Carsharing Carsharing als 70 Gemeinden E-Carsharing. Sharing für die Regionen sehr gut geeignet Berlin betreibt das Unternehmen door2door Taxi- Sowohl bei stationsba- siertem, als auch bei Öffentlicher Verkehr Radfahren Gehen Taxi Pkw Öffentlicher Verkehr Radfahren Gehen Taxi Pkw Sharing ist kein städtisches Phänomen, sondern Shuttles, die an Wochenenden Fahrgäste mit ähnli- free-floating Carsharing auch für Regionen sehr gut geeignet. Im steirischen chen Wegzielen gemeinsam befördern. nimmt die Nutzung von Vulkanland kooperieren mehrere Gemeinden und 0,6 Konzept „Mobility as a Service“ ist es das Beim Privat-Pkw oder Taxi ab. Nutzung nach Carsharing-Mitgliedschaft in Pozent Vor allem stationsbasier- Betriebe und nutzen gemeinsam E-Fahrzeuge. Auch Ziel, möglichst 24alle verfügbaren Ressourcen zu ei- tes Carsharing geht ein- Wohnhausanlagen sind gut für Sharing-Fahrzeuge nem0,5auf den individuellen Bedarf abgestimmten 22 her mit häufigerer Nut- Durchschnitt sehr-/ erreicht, geeignet. Ist eine entsprechende Auslastung Mobilitätsangebot zu bündeln, ohne ein eigenes zung des Österreich Öffentlichen gut Verkehrs sowie mehr amortisieren sich die höheren Anschaffungskosten Auto0,4besitzen zu müssen. In Stockholm inkludiert Gehen und17 % Radfahren. 18 eines E-Autos umso schneller, je mehr Kilometer das Angebot „UbiGo“ die unbegrenzte Nutzung des 0,3 16 16 damit zurückgelegt werden. Öffentlichen Verkehrs sowie Pakete für Carsharing, Um Lücken in Mobilitätsketten zu schließen, Mietautos, Taxi und Bike-Sharing. Bestellung und 13 Wird aufgrund einer brauchen vor allem ländliche Regionen mehr flexi- 0,2 Abrechnung erfolgen via Smartphone-App. In der Carsharing-Mitglied- ble Mobilitätsangebote wie Anrufsammeltaxis und Testphase in Göteborg halbierte sich die Autonut- schaft der eigene Pkw abgemeldet, werden 0,1 Teilnehmenden. Gehen Gemeindebusse. Diese nachfragebasierten Angebote zung der ÖffentlicherEin ähnliches RadfahrenAngebot inTaxi PkwViertel Bremen drei sind in das Angebot des Verkehrsverbundes zu inte- Verkehr mit Mobilitätsabos betreibt „Whim“ im Großraum der bisherigen Wege 0,0 auf den Öffentlichen grieren, wie das beispielsweise beim IST-mobil im Helsinki. (sehr) Haltestelle Haltestelle Verkehr, keine Radfahren und 25 (sehr) Zeitkarte Bezirk Korneuburg der Fall ist oder bei den Anrufs- Gehen verlagert. schlechte gute in mehr in 5 Zeitkarte Öffentlicher ammeltaxis Defreggental und Pustertal im Verkehrs- wirtschaftliche als 15 Minuten Öffentlicher Verkehr verbund Tirol. Wichtig ist, dass Mikro-ÖV-Systeme Autofahrten nach SituationUmstieg auf Carsharing Minuten fußläufig Verkehr fußläufig nicht nur beim Start gefördert, sondern langfristig auf klimaverträgliche Mobilität verlagert (Selbsteinschätzung) finanziert werden. Auch die rechtliche Situation für gemeinwohlorientierte Gemeindebusse ist in Ös- Verlagerung von Autofahrten nach terreich zu verbessern, etwa durch Anpassungen im Gelegenheitsverkehrsgesetz. Abmeldung Privat-Pkw und Umstieg auf Carsharing in Bremen 4% Pkw Zukunft bringt „Mobility as a Service“ 10 % Gehen Pe Beim Teilen von Fahrten, dem Ride Sharing, gibt 14 % Bahn Quelle: Schreier H. 2018158 Grafik: VCÖ 2018 es neben Mitfahr-Plattformen, vorwiegend für ge- Pkw- plante und längere Strecken, eine zunehmende Ver- breitung von Konzepten des Demand Responsive 22 % Sharing Transport und neue Formen von Sammeltaxis. In 24 % Öffentlicher Verkehr (Stadt) 26 % Fahrrad
4 Ära des Privatautos geht zu Ende Im digitalen Zeitalter bedeutet individuelle Mobili- Multimodale Mobilitätsstationen einrichten tät, aus einer Vielzahl verschiedener Möglichkeiten An Mobilitätsstationen werden unterschiedliche flexibel wählen zu können, ohne vom Besitz eines Mobilitätsangebote wie Carsharing und Bikesha- Autos abhängig zu sein. Möglich wird dies neben ring, Ladestationen für E-Fahrzeuge, Informati- mobilität mit zukunft der Digitalisierung durch neue Kooperationen onsangebote sowie Schnittstellen zum Öffentlichen zwischen öffentlichen und privaten Mobilitätsange- Verkehr räumlich und digital verbunden. Sharing und neue boten. Beispiele sind die Apps WienMobil und weg- Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Sharing-Ange- Mobilitätsangebote 2018-03 finder oder das multimodale Angebot tim in Graz. bote ist die optimale Verknüpfung mit dem Öffent- Um das Potenzial von Sharing in Österreich lichen Verkehr. Deshalb sind etwa Bahnhöfe ver- nutzen zu können, braucht es verbesserte Rahmen- stärkt zu multimodalen Mobilitätsstationen weiter bedingungen. So gibt es in Deutschland bereits ein zu entwickeln, die optimal an den örtlichen Öffent- Carsharing-Gesetz, das es beispielsweise Gemeinden lichen Verkehr angebunden und gut zu Fuß und mit Download der Publikation erleichtert, öffentliche Parkplätze für Sharing-Fahr- dem Fahrrad erreichbar sind sowie Carsharing und „Sharing und neue Mobi- zeuge zu reservieren. Bike-Sharing anbieten. Auch bei Wohnhausanlagen litätsangebote“ möglich Für neue Mobilitätsdienste braucht es Rechts- oder an häufig frequentierten Gewerbestandorten unter www.vcoe.at. sicherheit für den Betrieb bei gleichzeitiger Ver- sind Mobilitätsstationen sinnvoll. In Österreich Gedruckte Version erhält- meidung von Risiken etwa für die Nutzenden und gibt es in Wien und Graz dafür bereits Beispiele, in lich beim VCÖ Beschäftigten. Deutschland sind Bremen und Hamburg Vorreiter. T: +43-(0)1-8932697 E: vcoe@vcoe.at VCÖ-Empfehlungen Rahmenbedingungen für Sharing und Mobilitätsdienste verbessern • Rechtliche Verbesserungen für Carsharing ähnlich dem Carsharing-Gesetz in Deutsch- land auf Bundesebene beschließen, Rechtsrahmen schaffen, um Rechtssicherheit für neue Angebote sowie die Einhaltung von Sozial- und Sicherheitsregelungen Markus Gansterer, zu gewährleisten VCÖ - Mobilität mit Zukunft: • Öffentlichen Verkehr und Sharing-Angebote koordiniert ausbauen, bei „Im digitalen Zeitalter bedeutet Freiheit der Mobilität vor allem aus Wohnsiedlungen, Betrieben und Bahnhöfen E-Carsharing und Mobilitätssta- einer Vielzahl von Möglichkeiten tionen umsetzen und Kombinationen flexibel wählen • Mit multimodalen Mobilitätsdienstleistungen die Zugänglichkeit der vorhan- zu können. Die individuelle Mobili- tät entkoppelt sich vom Fahrzeug- denen Angebote erhöhen und zu individuellen Paketen bündeln besitz.“ Öffentlich zugängliche Mobilitätsangebote vernetzen • Sharing-Angebote mit dem Öffentlichen Verkehr zu einem Gesamtsystem öffentlich zugänglicher Mobilitätsangebote vernetzen, Anreize setzen, wenig genutzte Pkw wie Zweit- und Drittautos durch Carsharing zu ersetzen. Der VCÖ-Einsatz für eine • Radleihsysteme in allen größeren Städten einrichten, bestehende ausbauen und um Mobilität mit Zukunft braucht Transport-Fahrräder ergänzen. In den Regionen an Bahnhöfen und an für Pendelnde die Unterstützung durch und Urlaubsgäste wichtigen Zielen Leihradsysteme anbieten Spenden. • Öffentlichen Linienverkehr mit Sharing, Sammeltaxi oder Ortsbus ergänzen. Mikro-ÖV Spenden für die VCÖ-Tätigkeit langfristig finanzieren und in den Verkehrsverbund integrieren sind steuerlich absetzbar. • Erreichbarkeit von Park-and-Drive-Anlagen mit Öffentlichem Verkehr, Mikro-ÖV und Spenden-Konto: Erste Bank. IBAN: Radfahren verbessern AT11 2011 1822 5341 2200 BIC: GIBAATWWXXX Österreichische Post AG SP02Z030781 N, Verlagspostamt 1050 Wien, Zulassungsnummer 02Z030781 S, Medieninhaber und Verleger: VCÖ, 1050 Wien, ZVR-Zahl 674059554 Impressum: VCÖ, Bräuhausgasse 7–9, 1050 Wien, T +43-(0)1-893 26 97, E vcoe@vcoe.at, www.vcoe.at Layout: VCÖ 2018 Fotos: Manuela Tippl (Fotos von Caruso, Stadtmarketing Weiz, Seite 1), VCÖ (Seite 4)
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