Migration des Schweizer Zahlungsverkehrs - mehr als ein Formatwechsel

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Migration des Schweizer Zahlungsverkehrs - mehr als ein Formatwechsel
6     Programme, Produkte, Technologien

    Migration des Schweizer Zahlungsverkehrs –
    mehr als ein Formatwechsel
          Die Schaffung des einheitlichen Euro-
    Zahlungsraums (SEPA) der Europäischen Union
    nutzen die Schweizer Finanzinstitute, um auch
    mittelfristig die vielen eigenen Standards zu
    reduzieren und somit auch im Inland den
    Zahlungsverkehr zu vereinfachen. Unter dem
    Titel «Migration Zahlungsverkehr Schweiz»
    hat der Finanzplatz Schweiz beschlossen, den
    Harmonisierungsschub zu nutzen, indem er
    ebenfalls auf den neuen ISO-Standard 20022
    für Finanztransaktionen setzt. Das hat Aus­­
    wirkungen auf den elektronischen Zahlungs­
    verkehr mit Business Software.

            Dass es sich bei dieser Um­­­   • Überweisungen: Alte Formate        der heute bestehenden Zahlungs­
    stel­­lung des Zahlungsverkehrs nicht     werden durch XML ersetzt.          verkehrsinstrumente per Mitte 2020
    einfach nur um einen Wechsel auf        • Lastschriften: Annäherung an       erfolgt (Stand: August 2014).
    einen neuen Meldungsstandard              europäische Lösungen
    han­­delt, belegt der Projekthorizont   • Einzahlungsscheine: Ablösung       Die beabsichtigte Migration des
    von 2013 bis 2020. Die Entwickler         durch Einheitsbeleg mit IBAN       Zahlungsverkehrs wird im Ent­­wick­
    von ABACUS konnten bereits wäh­           und QR-Code anstatt Kodierzeile    lungs- und Releaseplan der ABACUS
    rend der Implementierung von                                                 Software berücksichtigt. Davon be­­
    SEPA in ihre Software wertvolle                                              troffen sind vor allem die Soft­
    An­­haltspunkte für die bevorstehen­
                                            Alle Teilnehmer des                  ware-Updates durch die Kun­­       den
    de "Migration Zahlungsverkehr
                                            Finanzplatzes Schweiz                und Vertriebspartner. Den Enddaten
    Schweiz" sammeln.
                                            sind betroffen. Das neue             für die heutigen Stan­dards, Ver­­fah­
                                            ISO-Datenformat 20022                ren und Formate sollte dabei be­­
    Folgende Bereiche sind von der ge­­
                                            vereinheitlicht nicht nur            son­­dere Beachtung ge­­schenkt wer­
    planten Umstellung hauptsächlich
                                            den Austausch von                    den.
    betroffen und dürften die Schweizer
                                            Finanz­nachrichten.
    Unternehmen nächstens intensiv
    beschäftigen:                           Die Roadmap der Arbeitsgruppe
                                            Migration ZV CH verdeutlicht, dass
                                            die Realisierung in mehrere Phasen
                                            aufgeteilt ist und die Einstellung
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Programme, Produkte, Technologien          7

Fahrplan «Migration ZV CH», Quelle: http://www.migration-pt.ch/de/home/migration/roadmap.html

      Gemäss heutigem Stand der Pla­             Grosser Handlungsbedarf                   Für den Zahlungsverkehr werden
      nung soll die Verarbeitung der ak­­               Alle Teilnehmer des Finanz­        hauptsächlich folgende Nachrich­
      tuellen Formate für Überwei­sun­gen        platzes Schweiz sind davon betrof­        tentypen verwendet:
      (DTA/EZAG) von den Finanz­ins­­ti­tut­     fen. Das neue ISO-Datenformat
      en auf Mitte 2018 eingestellt wer­         20022 vereinheitlicht nicht nur den       • PAIN zwischen Kunde und Bank
      den. Ab diesem Zeitpunkt müssen            Austausch von Finanznachrichten             (Zahlungen, Lastschriften, Status-
      die Überwei­sungen mit dem neuen           zwischen Kunde und Bank, sondern            Meldungen)
      ISO-Standard 20022 erfolgen.               auch jenen zwischen den Banken            • PACS zwischen Bank und Bank
                                                 selber. Das Zahlungssystem SIC              (Interbankennachrichten)
                                                 wird den Interbanken-Zahlungs­            • CAMT zwischen Bank und Kunde
                                                 verkehr ebenfalls auf ISO 20022             (Konto- und Tagesauszug, Sam­­
                                                 um­­stellen.                                mel­­­­­buchungen)

Neue Nachrichtentypen im Zahlungsverkehr

                                                                                                             ABACUS PAGES 2 / 2014
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                                                SEPA

                                                SEPA ist die Abkürzung für Single Euro Payments Area und bezeichnet
    Neben den Finanzinstituten und              den einheitlichen europaweiten Zahlungsraum für Transaktionen in
    den Betreibern von Zahlungs­platt­­         Euro. SEPA basiert auf dem ISO-Standard 20022.
    formen sind auch die Anbieter von
    ERP-Software gefordert, denn sie            Dieser dient der europaweiten Harmonisierung des Zahlungsverkehrs.
    müssen in ihrer Software die adä­­          Gleiche Verfahren und Standards reduzieren die Kosten und sorgen für
    quaten Anpassungen vornehmen.               eine sichere und effizientere Verarbeitung.
    Die neuen Nachrichtentypen die­
    nen einer verbesserten vollautoma­          Eine SEPA-fähige Zahlung muss folgende Kriterien erfüllen:
    tischen Verarbeitung von Trans­             • Die Überweisungswährung ist Euro.
    aktionen. Sie sind in einem weitaus         • Das Finanzinstitut des Zahlungsempfängers muss ein SEPA-
                                                  Teil­neh­mer sein.
                                                • Zwingend sind IBAN des Zahlungsempfänger und BIC / SWIFT
    Die Umstellung auf den
                                                  des Finan­zinstituts des Zahlungsempfängers.
    neuen Einzahlungsschein
                                                • Spesenkosten werden geteilt (Share).
    ist die letzte Etappe auf
                                                • Sie enthält keine Mitteilungen wie etwa Zahlwegvorgaben an
    dem Weg zu einem mo­­
                                                  das Finanzinstitut des Zahlungsauftraggebers.
    dernen zukunftsorientier­
    ten Schweizer Zah­­lungs­­
                                                Werden die SEPA-Kriterien nicht eingehalten, entfallen die Vorteile ei­­ner
    verkehr.
                                                SEPA-Überweisung, was zu erhöhten Gebühren und Kosten führen
                                                kann.
    grösseren Umfang als bisher in der
    Lage, Informationen ohne For­­mat­
    bruch zu transportieren. Es emp­        Pro­­prietäre Kontonummern, veral­       ren Zahlungs­dienstleister, die un­­
    fiehlt sich deshalb, dass Unterneh­     tete Definitionen der Zahlstellen        mit­­ telbar am SEPA-Clearing teil­
    men und Privatkunden ihre Ge­     ­     und nicht aktuelle Banken­stamm­­        nehmen. Neben dem Business
    schäfts­prozesse und Zahlungsver­       daten müssen deshalb angepasst           Iden­­ti­fier Code (BIC) sind für jedes
    fahren be­­züglich den neuen Mög­­      werden.                                  Ins­­titut die verfügbaren Überwei­
    lich­keiten und Anfor­­derungen                                                  sungs­­  verfahren SCT, SDD, COR1
    über­­­­­­prüfen.                                                                und B2B aufgeführt. Nicht jedes im
                                            Die ISO-Meldungen                        SEPA-Directory aufgelistete Fi­­nanz­
    Umsetzung
                                            20022 werden mittel-                     ­institut ist bereits in der Lage, alle
              Neben dem ABACUS Pro­
                                            fris­tig die proprietären                 Dienste anzubieten und zu verar­
    gramm Electronic Banking sind
                                            Zah­­lungsformate wie                     beiten. Viele europäische Institute
    auch weitere ABACUS Anwen­
                                            DTA und EZAG ablösen.                     haben zwar den Zahlungsverkehr
    dungs­­­­­module wie die Debitoren-,                                              umgesetzt, aber unterstützen das
    die Kreditoren-, die Lohnbuch­hal­      Ein IBAN-Konverter und die Er­­wei­       Lastschriftver­fahren noch nicht in
    tungs- und die Auftragsbearbei­         t­­erung des Bankenstamms mit dem         allen Ausprägungen. Aufgrund die­
    tungs­­­­­software von entsprechenden   SEPA-Directory des European Pay­­         ser Informationen in den Stamm­­
    Anpassungen betroffen. Um den           ments Council (EPC) sind bereits in       daten lässt sich jedoch frühzeitig
    neu­­
        en Anforderungen gerecht zu         der ABACUS Soft­­ware implemen­           das Format für einen Zahlungs­auf­
    werden, gilt es primär, die Qualität    tiert worden. Das SEPA-Directory          trag prüfen. Folgende Überwei­
    der Stammdaten zu verbessern.           beinhaltet eine Liste der erreichba­­     sungs­­­verfahren werden im SEPA-
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Programme, Produkte, Technologien          9

Directory für jedes Institut geführt:

• SCT  SEPA Credit Transfer
       (Überweisungsverfahren)
• SDD SEPA Core Direct Debit
       (Basis Lastschrift­ver­-
       fahren)
• COR1 Bank – Kunde (Basis
       Lastschriftverfahren mit         Quelle: http://www.migration-pt.ch/de/home/uniform-payment-slip.html
       verkürzter Vorlagefrist)
• B2B SEPA B2B Direct Debit
       (Firmen Lastschriftver­-	        Vor allem das kombinierte Last­   ­        Einheitsbeleg mit QR-Code
       fahren)                          schriftverfahren "Lastschrift und                Der neue Einzahlungsschein
                                        E-Rechnung Online-Neu" (LEON)              weist folgende drei Haupt­merk­
In der ersten Phase der ABACUS          wird ebenfalls beträchtliche Anpas­        male auf:
Pro­­­­­­grammanpassungen wurde das     sungen erfordern. Die Banken for­
Augenmerk auf die Sicherstellung        cieren den Ausbau der E-Rech­nung,         • Er dient sämtlichen Zahlungs­
des Zahlungsverkehrs gelegt. Die                                                     arten (Bank und Post).
alten Formate DTA/EZAG wurden in                                                   • Er verwendet IBAN durch-
                                        Belegleser müssen durch
die neue XML-Struktur überführt.                                                     gängig.
                                        QR-Code-fähige End­
Aufgrund der gewählten Architek­                                                   • Er enthält einen QR-Code
                                        geräte ersetzt werden.
tur konnten länderspezifische Aus­                                                   anstelle der Kodierzeile.
prägungen wie die XSD-Sche­mata-
Validierung und die Additional Op­­     die PostFinance wiederum setzt auf         Statt der Kodierzeile setzt der
tional Services sowie die Priority      den Meldungstyp pain.008. Das              neue Einzahlungsschein auf den
An­­weisung (AOS) problemlos in die     neue SEPA-Last­schriftverfahren auf        QR-Code und mit diesem auf
Software implementiert werden.          Basis der pain.008 Meldung wurde           eine zu­­kunftsorientierte Techno­
                                        bereits im ABACUS Pages 4/13 aus­          logie. Auf­­grund des erhöhten In­­
Die neuen Meldungsstandards ver­        führlich beschrieben.                      for­­ma­tions­gehalts ergeben sich
fügen über mehr Information­sge­                                                   neue Möglich­     keiten für eine
halt, was zu einem Mehrwert in der      Die Umstellung auf den neuen Ein­          durch­­gängige Ver­arbeitung. Um
Software verhelfen kann. So lassen      ­zahlungsschein ist die letzte Etappe      das Angebot des neu­­    en Belegs
sich zum Beispiel Rückmeldungen          auf dem Weg zu einem modernen             optimal zu nutzen, muss aller­
aus dem Statusbericht (pain.002,         zukunftsorientierten Schweizer Zah­­­­    dings in neue Hard­­ware investiert
camt.053) für verbesserte und de­­       lungsverkehr. Der Einheitsbeleg soll      werden. Beleg­leser, die bisher für
taillierte Statusmeldungen in Bezug      für Kunden ab dem dritten Quartal         die Verarbeitung der Ko­­dierzeile
auf einen Zahlungsauftrag nutzen.        2018 eingeführt werden. Bis spätes­       eingesetzt wurden, müs­­­­sen durch
                                         tens Ende 2020 soll er die orangen        QR-Code-fähige End­ge­räte in
                                         und roten Einzahlungs­scheine voll­       Form von Scanner, PDA, Handy
                                         ständig ablösen.                          oder Terminal ersetzt werden.

                                                                                                     ABACUS PAGES 2 / 2014
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10     Programme, Produkte, Technologien

                                                         ISO 20022

                                                         • Der ISO-Standard 20022 schafft ein neues einheitliches Format zum
       Wer seine Rechnung bisher im Pa­­­­­­               Austausch von Finanznachrichten zwischen Kunde und Finanzinstitut
       pierverkehr erledigte, kann die Um­­                sowie zwischen den Finanzinstituten selbst. Die neue Norm basiert
     ­­stel­lung auf den neuen Ein­­zah­                   auf der Auszeichnungssprache Extensible Markup Language (XML)
       lungs­­schein auch dazu nutzen, di­­                und ist Grundlage für die SEPA-Verfahren des European Payments
       rekt auf E-Rechnungen zu wech­                      Council (EPC).
       seln. Dies ist insbesondere dann
       angebracht, wenn ein Gross­­teil der              Die wichtigsten Vorteile:
       Kreditorenrech­nun­gen von einigen                • Die Referenz für den automatisierten Verarbeitungsprozess
       wenigen Liefe­ranten stammt. Sol­­                  (STP) ist durchgängig (End-to-End).
       che elektronischen Rechnungen                     • Die einheitliche Validierung (XSD) erhöht die Auftragsqualität.
       lassen sich über das E-Business-                  • Die Status- und Fehlermeldungen sind einheitlich.
       Mo­­­­dul von ABACUS empfangen
       und automatisch in der Kredi­to­ren­              Die Verarbeitung ist bei Finanzinstituten wie auch bei Kunden effizien­ter
       software weiterverarbeiten.                       als bisher.

     Stand der ABACUS Software                           Die ISO-Meldungen 20022 werden mittelfristig die proprietären Zah­­
           In der aktuellen ABACUS Ver­                  lungs­­­formate wie DTA und EZAG ablösen.
     sion 2014 können bereits folgende
     ISO-Meldungen 20022 erzeugt und
     verarbeitet werden:                             • camt.052: untertägige Rekapi­tu­         Die Umsetzung der weiteren ISO-
                                                       lation (MT941/MT942)                     Mel­­
                                                                                                    dungstypen 20022 ist in der
     • pain.001 (Überweisungsaufträge)               • camt.053: abgeschlossener                Road­map "Fahrplan ABACUS Mi­­g­
     • pain.002 (Statusberichte)                       Konto­­­­auszug (MT940)                  ra­
                                                                                                  tion Zahlungsverkehr Schweiz"
     • pain.008 (Lastschriftaufträge)                • camt.054: detaillierte Anzeige           aufgeführt.
                                                       von Verrechnungsbestätigungen
     Der nächste Ausbauschritt für die
     ABACUS Version 2015 betrifft die
     Verarbeitung von CAMT-Meldun­
     gen, so dass Anwender zwischen
     SWIFT- und CAMT-Meldungen wäh­
     ­­­­­­­len können. Eine strukturier­te durch­
     gängige Weiterleitung der Zah­
     ­
     lungs­­­­informationen ohne In­­halts­
     verlust sind wesentliche Vor­­­­teile der
     CAMT-Meldungen. ­­Die­­­­se lassen
     sich für eine automatisierte Weiter­
     verarbeitung nutzen:

                                                     Der Fahrplan für die ABACUS Migration des Zahlungsverkehrs Schweiz ist etappiert.
Migration des Schweizer Zahlungsverkehrs - mehr als ein Formatwechsel
Programme, Produkte, Technologien         11

Im Programm 412 "Firmenzahlstelle" kann neu das Format XML selektiert werden. Ist diese
Selektion aktiviert, wird bei einem Zahlungsauftrag ein ISO 20022 XML-File generiert.

      Fazit                                       ABACUS wird während der Über­­           Weiterführende Informationen:
              Der Handlungsbedarf für die         gangsphase die Möglichkeit bieten,       www.migration-pt.ch/de/home.html
      Migration des Zahlungsverkehrs              zwischen den derzeit gültigen und        www.iso20022.ch
      Schweiz sollte nicht unterschätzt           den kommenden Stan­­dards, Ver­­         www.six-interbank-clearing.com/de/home/
      werden. Aufgrund der vielen Än­­de­         fahren und Formaten zu wählen.           standardization/iso-payments.html
      rungen sowie der davon be­­trof­­fe­        Ein­­stellungen in den Stamm­­daten
      nen Applikationen und Ge­­schäfts­          werden einen Parallel­  betrieb ge­
                                                                                    ­
      pro­­zesse können die An­­passungen         stat­­­­ten.
      grosse zeitliche Auf­wände für Up­­
      dates und Stamm­daten­para­me­tri­          Damit wird die Möglichkeit gebo­
      sierungen verursachen. Damit ver­           ten bereits ab der Version 2014 und
      bunden sind auch entsprechen­      de       dem Servicepack vom 20.9.2014
      Kosten. Zu berücksichtigen sind für         den neuen ISO-Standard 20022 zu
      die eigenen Geschäftsprozesse die           verwenden und so wichtige Er­­fah­
      Update-Planung, die eventuelle Be­­         rungen für die kommende Gesamt­
      schaf­­fung notwendiger Hard­ware,          umstellung des Zahlungs­    verkehrs
      allenfalls die Einführung der E-Rech­       zu sammeln.
      ­nung und die Schulung auf die an­­­­
       gepassten Software-Teile.

                                                                                                            ABACUS PAGES 2 / 2014
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