Gymnasien sowie die außerschul
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e K a pi tel 1: XXXXX X X X X Wö l f B a y e r n i n Mater ia lie n für de n U d nter ie a u ri ß c e h r t s i c n R hul e i als s c h c e hu U le mw n und e l t b i l d ung ns o w i e m n a s i e Gy www.bayern-wild.de Gregor Louisoder Umweltstiftung
K a p i t el 1 : X X X X X X XXX K a p it e l 1 : X X X X X X X X X Inhalt Vorwort 4 Kapitel 8: Wölfe: Kulturlandschaft, Infrastruktur und Siedlungen 32 Einleitung 5 Kapitel 9: Erfahrungen von Peter Sürth aus der 35 Das Wichtigste auf einer Seite 6 Forschungsarbeit im Carpathian Large Carnivore Project (CLCP) Kapitel 1: Steckbrief Wolf 7 Kurze Rudelbeschreibung (Forschungszeit, Reviergröße, 36 Kapitel 2: Wolfspopulationen, Lebensraumnutzung, Wolfsrevier 10 Rudelgröße, menschlicher Einfluss im Revier) SCALP-Kriterien 13 Kapitel 10: Erfahrungen und Informationen aus anderen 40 Kapitel 3: Schutzstatus Wolf 14 Wolfsforschungsprojekten FFH-Richtlinien 14 Kapitel 11: Konflikte Mensch – Wildtier, Mensch – 43 Berner Konvention 14 Wolf, Umgang mit Konflikten Washingtoner Artenschutzabkommen 14 Risikoeinstufung für Menschen durch Wölfe 43 Warum werden trotz der Schutzbestimmungen 16 Beispiel 1: Sachsen-Anhalt 44 in einigen Ländern Wölfe legal bejagt? Beispiel 2: Baden-Württemberg 44 Kapitel 4: Wildtiermanagement 18 Beispiel 3: Schweiz 44 Kapitel 5: Ökologische Rolle der Wölfe 20 Beispiel 4: Bayern 44 Kapitel 6: Nahrungsspektrum und Nutzung 23 Risikoeinstufung Wildtiere durch den Menschen 45 Was fressen Wölfe? 23 Kapitel 12: Weidetierhaltung früher, heute, morgen 47 Unterschiedliche Nahrungsquellen für Wölfe in Deutschland 23 Rückkehr der Wölfe 47 Wie viel frisst ein Wolf? 23 Die Konsequenz für Weidetierhalter 48 Einfluss der Menschen auf die Beutetierpopulationen der Wölfe 24 Kapitel 13: Märchen, Mythen und Legenden 51 Jagdstatistik Bayern 25 Übersicht Hintergrundmaterial 53 Kapitel 7: Wildtiere in Siedlungen – und Wolf? 30 Impressum 55 www.bayern-wild.de 2 3
Vo r w o rt E in l e it u n g Vorwort Einleitung Liebe Leserinnen und Leser, liebe Aktive im Unterricht, Diese Umweltbildungsmaterialien wurden von Peter Sürth im Auftrag der Gregor Louisoder Umweltstiftung erarbeitet. Sie dienen als Informationssammlung und viele vermuten faszinierende Wildtiere wie Luchs, Wolf oder Braunbär nur „weit Anregung für die Umsetzung des Themas Wolf an Schulen und umweltpädago- weg“. Dank der erfolgreichen Ausbreitung in Deutschland wird Bayern in Zukunft gischen Einrichtungen. Wolfsland sein, und auch der eine oder andere Braunbär wird vielleicht mal wieder einen Abstecher zu uns machen. Die Einwanderung dieser faszinierenden Tiere in Jedes Kapitel ist gegliedert in die Zielsetzung, die informativen Textbausteine, ihre ursprüngliche Heimat bietet die einmalige Chance, Anschluss an die in- Grafiken und einige Projektvorschläge für Schülerinnen und Schüler oder ternationalen Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu finden. Denn Arbeitsgruppen. Zusätzlich zur Materialsammlung entstehen Zusammenstel- während wir von anderen Staaten und ihren Bürgern enorme Anstrengungen und lungen von Bildern und Karten, eine PowerPoint-Präsentation und Umweltbil- wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern, sieht die ent- dungsmodule, die frei eingesetzt werden können. sprechende Bilanz bei uns bescheiden aus. Mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern wird das Thema rund um den Wolf auch Kaum ein Thema des Naturschutzes sorgt allerdings immer wieder für so viel im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich immer interessanter. Der Aufregung wie Wildtiere, wenn sie – scheinbar oder tatsächlich – den Menschen Wolf ist medial in aller Munde und damit ein wichtiges Thema für die Schüler. Oft beeinflussen. Viele Menschen fühlen sich unsicher, wie sie damit umgehen sollen herrschen hier, bedingt durch unterschiedliche Berichterstattungen und äußerst – kompetente Informationen sind selten, Panikmache häufig. Dabei werden oft kontroverse Ansichten, große Unklarheiten und Unsicherheiten. längst widerlegte Fabeln, Mythen und Lügengeschichten immer wieder aufge- wärmt. Dabei halten die wildbiologische Forschung und diverse Projekte zum Mit dem Umweltbildungsmaterial Wolf der GLUS wollen wir neben allgemeinen Schutz und Management von Wildtieren aus Deutschland, Europa und Übersee Themen zu Verhalten und Merkmalen gerade auf die Situation in Bayern eingehen genügend Informationen und Erfahrungswerte bereit, um sich dem Thema fundierter und mit Beispielen aus der Praxis das Thema anschaulich und spannend auf- zu nähern und für (fast) alle Fragestellungen eine Antwort zu finden. bereiten. Soweit möglich, wird auf den Lehrplan Realschulen und Gymnasien in Bayern Bezug genommen. Vor allem zum Lehrplan des Biologieunterrichts der Wir freuen uns sehr, dass wir Peter Sürth als Autor für dieses Umweltbildungsheft Realschulklassen 5, 6, 7 und der Gymnasialklassen 10, 11, 12 gibt es gute gewinnen konnten. Als einer der wenigen Experten mit umfangreicher Felderfahrung Bezugspunkte, das Thema Wolf in verschiedenen Facetten aufzugreifen. Damit in Wolfsgebieten ist er zusätzlich auch in der Umweltbildung aktiv und kann das soll der Wolf allgemein in den Unterricht Einzug finden. Wissen auch vermitteln. Claus Obermeier Noch ist der Wolf bei Lehrern wie Umweltbildnern nicht fester Bestandteil der Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung Ob Wildtiere wie Bär, Wolf und Luchs in Bayern leben können, entscheiden in pädagogischen Arbeit, hier gibt es Wissenslücken und Nachholbedarf. Im Um- einer demokratischen offenen Gesellschaft wir alle. weltbildungsmaterial Wolf werden wichtige Aspekte aufgegriffen, die Themen und damit gegebenenfalls verbundenen Konflikte werden beleuchtet. Gerne nehmen wir Anregungen und Anmerkungen an – das Material soll stets auf aktuellem Stand bleiben, weiterentwickelt und ergänzt werden. Wir stehen für Fragen zur Verfügung und unterstützten Sie bei Ihrer Arbeit. Claus Obermeier | Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung Viel Freude mit dem Umweltbildungsmaterial Wolf der Gregor Louisoder Umwelt- stiftung. r n w il d n g .c o m k : /b ay e lt s t if t u Fa c e b o o @ u m w e il d b ay e r n -w n -w il d .d e a y e r Stefanie Morbach | Gregor Louisoder Umweltstiftung w w w.b 4 5
D a s w i c h t i g s t e a uf einer Seite K a p it e l 1 : S t eck b r ie f W o l f Das Wichtigste auf einer Seite 01 Steckbrief Wolf Zi el se tz un g : m Wol f. Ausrottung und Konflikte • Es gibt keine Ansiedlungsprojekte tig st en bi ol og is ch en Pa ra m et er zu eine gewisse Zeit zusammenschließen Üb er si ch t de r wi ch rp er- • Wölfe in Deutschland sind vor ca. für Wölfe. Die Wölfe breiten sich Ba ye rn Re al sc hu le n 5. 4 Kö (siehe persönliche Erfahrungen Kapitel 6). an d 150 Jahren von den Menschen aus- selbstständig auf ganz natürlichem Be zu g: Le hr pl 7.3 Pr og ra m m e un d Le be ns we is e vo n Sä ug et ie re n; Gy m na si en gerottet worden. Weg wieder aus. ba u un verhalten); Soziales System: Das soziale System mmenleben (Sozial • Hauptgründe der Ausrottung: exis- Regeln für das Zusa der Wölfe gehört unzweifelhaft zu den bi ol og ie tenzbedrohende Verluste der Weide- Verhalten der Wölfe B 12 .3 Ve rh al te ns am höchsten entwickelten Sozialsys- tiere, die Konkurrenz in der Jagd und • Wölfe sind vorsichtig, zurückhaltend, Gewicht: temen im Reich der Wildtiere. Dieses die Angst der Menschen vor dem nicht zutraulich, aber neugierig. Der Rüde 35–60 kg, Fähe 30–45 kg Sozialsystem ist im Grundsatz sehr Wolf (Wolfsrudel) Begriff „scheu“ ist zu pauschal und ähnlich strukturiert wie unser mensch- • Die Konflikte, die zur Ausrottung der führt oft zu falschen Vorstellungen, Paarungszeit: liches Sozialsystem. Eine gewisse Wölfe in Deutschland geführt haben, wie sich ein Wolf verhält. Februar Kompatibilität beider Sozialsysteme existieren zum großen Teil noch immer • Alle Wölfe in Zentraleuropa sind ist offensichtlich. Das kann einer der (Weidetiere, Jagdkonkurrenz). Menschen gewöhnt. Sie riechen, Tragzeit und Geburtszeit: Gründe sein, warum Wölfe zu den ers- hören und sehen uns nahezu jeden 62–64 Tage, Ende April–Anfang Mai ten Wildtieren zählen, die von unseren Weidetierhaltung Tag. Wölfe begegnen Menschen und Vorfahren zu nützlichen Haustieren do- • Das System der heutigen Weidetier- allen Infrastrukturen oft, meistens WurfgröSSe: mestiziert worden sind. Alle Wölfe, also haltung ist seit mindestens 130 Jahren bleiben sie unbemerkt. 1–10 Welpen (wie Hunde) die beiden erwachsenen Elterntiere und nicht mehr auf den Schutz der Wei- • In den letzten 20 Jahren wurde in die Jährlinge, helfen bei der Aufsicht detiere vor Wölfen ausgerichtet. Wir Europa kein Mensch durch wilde Mortalitätsrate der der Welpen und bei der Nahrungsbe- haben verlernt, damit umzugehen. Wölfe angegriffen, verletzt oder gar Jungwölfe bis zur schaffung für das gesamte Rudel mit. • In erster Linie sind Schaf- und Ziegen- getötet. Ein Nullrisiko gibt es aber Geschlechtsreife: Es gibt ebenfalls Beobachtungen, die halter durch Wölfe betroffen. Unter nicht. (40–80 %) es gibt nur Erfahrungswerte, zeigen, dass sich Wölfe gegenseitig in bestimmten Voraussetzungen können • Es wird Nahbegegnungen zwischen keine verwertbaren Studien. Notsituationen helfen können. Dieses aber auch Rinder (Kälber) und Menschen und Wölfen geben. ausgeprägte soziale System und ihre Pferde (Fohlen) von Wölfen verletzt • Wölfe werden gelegentlich auch in Sozialstruktur: Die Familienstruktur Intelligenz, die als hoch entwickelt ein- oder getötet werden. Siedlungsbereichen auftauchen. (Wolfsrudel = Wolfsfamilie) besteht in zustufen ist, befähigt Wölfe, sowohl als • Das System der Weidetierhaltung • Es gibt nur einen gemeinsamen der Regel aus zwei erwachsenen Wölfen Team zu handeln als auch als Einzeltier muss durchdacht und angepasst Lebensraum für Menschen, Haus- und deren Welpen und Jungwölfen/ – je nach Situation und Bedürfnis. werden, damit einzelne Elemente für und Nutztiere und Wildtiere. Jährlingen aus dem Vorjahr. Man den direkten Schutz möglichst effektiv • Wir werden lernen müssen, uns mit spricht heutzutage nicht mehr von Jagdstrategie: funktionieren können (Zaun, Hirte, den Wölfen zu arrangieren, trotz der geschlechtlich getrennten strengen Orientierung ist der erste Schritt der Jagd- Hund). verschiedenen Probleme. Die gibt es hierarchischen Strukturen mit zwei kaskade. Der Wolf sieht sich nach Beute • Ein 100%iger Schutz der Weidetiere allerdings auf beiden Seiten, nicht Alphatieren, sondern von Familien- um, orientiert sich im Gelände, ortet po- ist nicht realistisch. nur für uns Menschen. strukturen mit den beiden Eltern- tentizelle Beute (erschnüffelt und erspäht tieren als „Familienoberhaupt“. Das diese) und schätzt Gefahren ein. Solche Umgang mit Wildtieren Wolfspärchen bleibt über viele Jahre Phasen können sehr lange dauern. • Wildtiere, die zu sehr stören, wurden (in der Regel lebenslang) beisammen. abgeschafft. Wie wollen wir es zu- Gravierende Ereignisse wie der Tod eines Leider können wir Schafe kaum nach- künftig handhaben? Elterntieres oder dauerhafte Störun- haltig vor Raubtieren „verstecken“ und • In anderen europäischen Ländern gen/Bedrohungen können ein Rudel müssen somit an anderer Stelle anset- wurden Wölfe nie ausgerottet, und zerstören oder zu Änderungen im Ru- zen, ein Herdenschutz in dieser Phase relativ viele Menschen verbringen del führen. Ein Wolfsrudel besteht in ist schwer umsetzbar. Ein erster Ansatz: ihren Urlaub in Ländern mit einer der Regel in Europa nicht aus mehre- bereits in dieser Phase dem Wolf eine Wolfspopulation, ohne es zu bemer- ren erwachsenen Wölfen. Ausnahmen Unsicherheit/Gefahr aufzeigen bspw. ken. gibt es allerdings. In Europa sind Ru- durch Hunde, Hirten … • Wölfe haben seit etwa 20-45 Jahren delstrukturen mit dauerhaft mehreren in den meisten europäischen Län- geschlechtsreifen Wölfen eher selten. Fixierung ist ein essenzieller Bestandteil dern einen gewissen Schutzstatus. Allerdings können sich, nach langjähri- der Jagd. Wölfe sind Gemeinschaftsjä- Das ist ein Grund, warum sich die gen Beobachtungen in Rumänien (Peter ger und müssen sich salopp, gespro- Wölfe wieder ausbreiten können. Sürth), benachbarte Wolfsfamilien für chen, auf ein Tier verständigen, das sie 6 7
K a p i t eell 1 : S X Xt eck X X X Xb XXX r ief Wo lf K a p it e Kl a1p: itS et leck 1 : bXrXie X XfXW X XoXl Xf dann gemeinsam erlegen. Da Beutetiere benachbarte Rudel bei Begegnungen Populationsdichte: Da jede Wolfs- Kommunikation: Wölfe sind ausgespro- wehrhaft sind, versuchen sie Schwach- ihr Revier verteidigen, mit ernsthaften familie ein eigenes Revier hat, kann chen kommunikativ. Sie sind auf sehr un- stellen auszumachen: hinkender Hirsch, Auseinandersetzungen und tödli- man relativ gut die zu erwartende Po- terschiedliche Art und Weise in der Lage, älteres/langsames Reh, unerfahrene chen Folgen. Viele denkbare alterna- pulationsdichte berechnen und mit der sehr viele Informationen untereinander Jungtiere … In Schafherden ist die Si- tive Szenarien sind ebenfalls möglich. entsprechenden Erfahrung und Sorgfalt zu vermitteln. Neben der Körpersprache tuation oft eine andere. Die Tiere stehen Nach meinen Erfahrungen aus der auch überprüfen. Die Größe eines Ru- und Mimik sowie dem Geruch sind die zusammen, sind möglicherweise auf en- Forschungsarbeit scheint es, dass dels hängt von verschiedenen Faktoren Möglichkeiten der Lautäußerungen sehr gem Raum gezäunt. Aber auch hier gilt Jungwölfe sich periodisch an andere ab. Basierend auf den Forschungspro- vielfältig und detailliert. Das Heulen der die Grundregel der gemeinsamen Jagd. Wolfsrudel anschließen können, vor- jekten in Europa, kann man als statis- Wölfe ist besonders markant und wird ausgesetzt, sie werden akzeptiert. Es tische Zahl einen Durchschnitt von 4–7 als Hilfsmittel zur Kommunikation über Hetzen – das Rudel (bzw. der Einzelwolf) wird beobachtet, dass Einzelwölfe im Wölfe pro Wolfsfamilie angeben. Für eine größere Distanzen eingesetzt. Wölfe verfolgt das ausgewählte Tier. Dieses Revier geduldet werden. Sei es, weil sie relativ kurze Zeit können es auch mal heulen aber nicht immer sehr laut. Wenn wird von der Herde separiert, ggf. teilen „sympathisch“ sind, zu „stark“, um eine über 10 Wölfe sein. Grundsätzlich kann Rudelmitglieder nur außerhalb der Sicht- sich Rudelmitglieder auf, hetzen bzw. ernsthafte Auseinandersetzung zu ris- man davon ausgehen, dass bei Winter- weite sind, können die Wölfe auch recht fangen das Tier an anderer Stelle ab. kieren, oder weil das Nahrungsangebot beginn eine Wolfsfamilie mehr Mitglieder leise heulen. Auf der anderen Seite kön- entsprechend üppig ausfällt. Untersu- hat als im Frühjahr oder im Sommer. Der nen Wölfe einander auch über mehrere Packen – das Beutetier wird gegriffen und chungen dazu sind mir nicht bekannt. Grund ist die Anzahl der etwa 12–23 Mo- Kilometer hören. Es hilft, fremde Wölfe festgehalten. Oftmals und aus jagdstra- nate alten Jährlinge und der 7–11 Monate zu warnen ebenso wie andere Wölfe zu tegischer Sicht bestenfalls ergreift der Wolfsrevier: Weltweit kommen Wölfe alten Welpen/Jungwölfe, die nun fast so finden, z. B. bei der Partnersuche. Das Wolf die Kehle, aber auch Schnauze oder in sehr unterschiedlichen Lebens- groß sind wie Jährlinge. Auf die Fläche gemeinsame Heulen vor oder nach der Hinterläufe. Die Beute muss zum Stehen/ räumen vor, von Polarregionen bis zu hochgerechnet, bedeutet das, dass man Jagd baut Spannungen ab und stärkt das Niedergehen gebracht werden. Nur so Wüstengebieten, vom Flachland bis in Mitteleuropa mit 2–4 Wölfen auf 100 soziale Gefüge. Ich habe Wölfe gehört, kann ein tödlicher Biss gesetzt werden. in Hochgebirgslagen und von stark km² rechnen muss. Anhand von einzel- die, scheinbar zum Abschied, kurz vor bewaldeten Gebieten bis zu offenen nen Sichtungen und/oder einer Fährte dem Verlassen des Tals, bei der Rückkehr Töten – Biss in Kehle oder Bauchraum. Steppenlandschaften. Das jeweils lässt sich keine verlässliche Aussage kurz geheult haben, bevor sie wieder an vorhandene Nahrungsangebot ist ent- über die tatsächliche Rudelgröße treffen. der Höhle waren. Man konnte zumindest Fressen sprechend unterschiedlich in Bezug Es könnten sich kurzfristig Wolfsrudel feststellen, dass die Kommunikationsfä- auf die Größe, auf die räumliche Ver- zusammenschließen, oder eine Familie higkeit der Wölfe deutlich „wortreicher“ Nahrungsspektrum: Von der Maus teilung, auf die Populationsdichte oder teilt sich in mehrere Gruppen auf. oder feiner abgestimmt ist als bei Hunden. bis zum Elch, Bison, Aas und Le- auf die temporäre Anwesenheit. Wölfe bensmittelreste, gelegentlich einige sind in der Lage, ihre Reviere entspre- Vogelarten oder Fisch können zum chend anzupassen. Bei uns in Mittel- Nahrungsspektrum des Wolfes ge- europa können wir unter den heutigen Projektvorschlag: hören. Ebenso genießen Wölfe einige Bedingungen davon ausgehen, dass Obstsorten, wie Beeren oder Äpfel. die Wolfsreviere zwischen 150–300 Gruppenspiel: Da sämtliche Nutz- und Haustiere in km² groß sind, wobei 150–300 km² • Kommunikation: Alle verteilen sich auf dem Schulhof oder einer Wiese und schließen bzw. verbinden die dieses Nahrungsspektrum fallen, kön- sehr klein ist. Auf dieser Fläche hält Augen. Eine Person heult, und alle versuchen nun mit geschlossenen Augen dieses Rudelmitglied zu finden. nen diese ebenfalls betroffen sein. Die sich nur eine Wolfsfamilie auf. In Kana- tatsächliche Nutzung ist insbesondere da oder Sibirien können Wolfsreviere • Jagd: Ein Schüler spielt den Wolf, und alle anderen sind die möglichen Beutetiere und verteilen sich, eventuell von der Erreichbarkeit abhängig. 1000–2000 km² groß sein. In Mitteleu- ist eine Begrenzung des Spielfeldes notwendig. Nun probiert der Wolf, ein Beutetier zu erwischen. Wie lange ropa und auch in Deutschland ist das hat er gebraucht, und nach welcher Strategie ist er vorgegangen? Dasselbe Spiel wiederholt man nun mit Territorialität: Jedes Wolfsrudel hat natürliche Nahrungsangebot für Wölfe mehreren Wölfen und bespricht im Nachgang ob und welche unterschiedlichen Strategien angewendet wurden. ein eigenes Revier. Innerhalb des Re- relativ hoch, überall ganzjährig vorhan- vieres lebt kein weiteres Wolfsrudel. den und eher homogen verteilt. In den Brainstorming: Kleinere Überlappungsbereiche mit höher gelegenen Mittelgebirgen und • Steckbrief des Menschen erstellen und auf Ähnlichkeiten und Unterschiede mit dem Wolf vergleichen. Augen- Nachbarn sind nicht unüblich. Es han- den Bayerischen Alpen kann es je nach merk auf soziale Interaktionen und Territorialverhalten. delt sich nicht um starre Grenzen. Ein Schneelage zu lokalen und temporären vorübergehender Zusammenschluss Verschiebungen der Hauptbeutetierarten • Beispiel Revier: Wie reagieren die Schülerinnen und Schüler auf Nichtfamilienangehörige, die ins „Familienrevier“ zweier Wolfsrudel und ihren Territorien des Wolfes kommen. kommen? Gibt es unterschiedliche Reaktionen, z. B. basierend auf bekannt und unbekannt, sympathisch und kommt ebenfalls vor. Ebenso können nicht sympathisch oder in Bezug auf das Alter? 8 9
K a p i t e l 2 : W o l f s p o pu latio nen, Leb ensr au mnu tzu ng, Wolfsrev i er Kap i t e l 2: W ol f s p op ul at i one n, Le be ns r a u m n u t z u n g, W o l f s r evie r 02 Wolfspopulationen, Lebens- raumnutzung, Wolfsrevier Wanderungen der Jungwölfe immer mehr Wölfe gibt. Dafür können Die meisten Jungwölfe (Jährlinge) wer- sich Wölfe in der Fläche relativ schnell den im Alter von 1–2 Jahren selbst- ausbreiten. Weltweit wurde schon be- gr oß flä ch ig e Zi el se tz un g : m an Er ke nn tn is se üb er di e ständig und verlassen das Rudel, um obachtet, dass Wölfe, insbesondere s Ka pi te ls er hä lt zur kleinflächigen Na ch St ud iu m de ro pa un d in De utschland bis hin ein eigenes Rudel in einem eigenen Jungwölfe, über 1000 km gewandert ölfe in Eu ns be we gu ng en . Ausbreitung der W e un d zu de n M ig ra tio Revier zu gründen. Das gilt für beide sind, um einen Partner und ein neues Wol fs re vi er Geschlechter. Zum einen steigen die Revier zu finden. So ist zu erklären, Si tu at io n de r Spannungen zwischen den Elterntieren dass Wölfe im Wesentlichen aus vier und den pubertierenden Jungwölfen, zum Richtungen jederzeit nach Deutsch- anderen besteht ein starker Drang, als land kommen können. Ganz Deutsch- selbstständiger Wolf einen Partner zu land ist damit theoretisch für Wölfe je- finden, um ein eigenes Rudel gründen derzeit innerhalb von wenigen Wochen zu können. Dazu müssen die Jungwölfe erreichbar. ein eigenes Revier finden oder ande- re Wölfe vertreiben und deren Revier übernehmen. Sie begeben sich auf Wölfe in Deutschland Wanderschaft und suchen Gebiete, die nachgewiesen im Monitoringjahr noch nicht besetzt sind. Sind hinge- 2016/17: gen alle Reviere schon besetzt, nimmt die Anzahl der erheblichen und tödli- • 60 Rudel chen Kämpfe zwischen den Wölfen • 22 Paare zu. So wird vermieden, dass es lokal • 2 territoriale Einzeltiere Tabelle: Nachweise und verifizierte Hinweise zu Wölfen in Bayern, (Stand Januar 2017) Karte: Wolfsverbreitung Bayern und angrenzende Regionen. Stand 09.08.2017 Datum Landkreis Kategorie Hinweisart Geschlecht Herkunft Bemerkung Neustadt a.d. Genetik, keine weiteren Erkenntnisse zur 07.01.2017 C1 männlich Nordosten Waldnaab Losung Rudelzugehörigkeit Neustadt a.d. Genetik, Elternrudel in 07.01.2017 C1 weiblich Nordosten Waldnaab Losung Lehnin/Brandenburg keine weiteren Erkenntnisse Neumarkt i.d. Genetik, 03.01.2017 C1 k.A. Nordosten über Geschlecht und Rudelzu- Oberpfalz Speichel gehörigkeit 01.01.2017 Straubing-Bogen C1 Foto k.A. k.A. Tier hinkt Freyung-Grafe- Genetik, 15.12.2016 C1 weiblich Nordosten nau Losung 22.11.2016 Regen C1 Foto männlich/k.A. k.A. Nachweis von zwei Wölfen Foto, Genetik, Südwestal- Abstimmung mit alpenweiten 08.11.2016 Unterallgäu C1 männlich Foto: Jungwölfe in der Lausitz ©Axel Gomille Speichel pen Gendatenbanken läuft 10 11
K a p i t e l 2 : W o l f s p o pu latio nen, Leb ensr au mnu tzu ng, Wolfsrev i er Kap i t e l 2: W ol f s p op ul at i one n, Le be ns r a u m n u t z u n g, W o l f s r evie r SCALP–Kriterien terscheidet drei Stufen: Datum Landkreis Kategorie Hinweisart Geschlecht Herkunft Bemerkung Erläuterung: Die sogenannten • C1: Fakten, Nachweise („hard facts“): SCALP-Kriterien sind als Grundlage für Lebendfang, Totfund, genetischer mangels genetischer Probe kein ein standardisiertes Monitoring von ei- Nachweis, Foto, Telemetrieortung Neustadt a.d. 05.09.2016 C1 Foto k.A. k.A. Vergleich mit anderen ner alpenweiten Expertengruppe aus- • C2: bestätigte Hinweise („soft facts – Waldnaab Nachweisen möglich gearbeitet worden und werden auch confirmed“): durch eine erfahrene Verkehrsunfall; Abstimmung mit weiterhin fachlich weiterentwickelt. Die Person bestätigte Ereignisse wie Südwestal- Abkürzung steht für „Status and Conser- Riss oder Spur 26.05.2016 Schwandorf C1 Totfund männlich alpenweiten Gendatenbanken pen vation of the Alpine Lynx Population“. • C3: Nicht bestätigte Hinweise („soft läuft Die Methodik wird europaweit für das facts – unconfirmed“): Ereignisse, keine weiteren Erkenntnisse Monitoring der großen Beutegreifer die nicht überprüft wurden bzw. in Genetik, verwendet. Sie teilt Meldungen ein der Regel nicht überprüfbar sind 29.04.2016 Nürnberger Land C1 k.A. Nordosten über Geschlecht und Speichel nach deren Überprüfbarkeit und un- (z. B. Beobachtungen, Rufe) Rudelzugehörigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit 17.04.2016 Regen C1 Foto männlich* k.A. dasselbe Tier wie Nachweise aus 01/2016 und 05/2015* Projektvorschlag: mangels genetischer Probe kein Kartenarbeit und Zuordnung der Wolfsnachweise: 01.04.2016 Nürnberger Land C1 Foto k.A. k.A. Vergleich mit anderen Die Wolfsnachweise aus Bayern in eine Karte übertragen. Wenn möglich, mit Datum und Linie zur Herkunftsregion. Nachweisen möglich Quelle aus Monitoring des Landesamts für Umwelt. mangels genetischer Probe kein Luftbildervergleich: 07.03.2016 Starnberg C1 Foto k.A. k.A. Vergleich mit anderen Karten mit derselben Sichthöheneinstellung mit der Schule als Mittelpunkt vergleichen, und die Größe eines Nachweisen möglich Wolfsreviers einzeichnen. Wo liegt das nächste Wolfsvorkommen? Welche Strecke können die Wölfe zurücklegen, mit hoher Wahrscheinlichkeit und könnte sich ein Wolf ansiedeln? 28.01.2016 Regen C1 Foto männlich* k.A. dasselbe Tier wie Nachweise aus 01/2016 und 05/2015* Hier zwei Beispiele aus 40 km Sichthöhe: a) Lausitz: Braunkohletagebau, Truppenübungsplätze, Städte, Wälder mit deutlichen Straßen. Trotz Infrastruktur mit hoher Wahrscheinlichkeit und menschlicher Nutzung haben sich im Gebiet die ersten Wolfsrudel gebildet. Jetzt ist diese Karte flächen- Freyung-Grafe- 12.01.2016 C1 Foto männlich* k.A. dasselbe Tier wie Nachweise deckend mit Wolfsrevieren besetzt. nau aus 01/2016 und 05/2015* b) Oberbayern Voralpengebirge: Vergleich der landschaftlichen Strukturen, Waldanteil, Siedlungsanteil, Straßen. * Mit hoher Wahrscheinlichkeit zeigen die Aufnahmen vom 17.4.2016, 28.1.2016, 12.1.2016 und 8.5.2015 dasselbe Männchen. Abschließende Sicherheit kann nur eine genetische Analyse geben, etwa von Speichel- oder Haarproben. Die gute Qualität der Farbbilder ermöglicht den Experten im vorliegenden Fall jedoch eine Vergleich der Bevölkerungsdichte: Bevölkerungsdichte im Durchschnitt, Bevölkerungsdichte im Detail. Wie Einschätzung mit hoher Wahrscheinlichkeit. hoch ist die Menschendichte in Gebieten mit Wolfsvorkommen? Internetrecherche und Vergleich. Braucht der Wolf wirklich „Wildnis“? 12 13
K a p i t e l 3 : S c h u t z statu s Wo lf Ka p it e l 3 : S c h u t z s tat u s W o l f 03 Schutzstatus Wolf iu m d e s t z u n g : N a c h S tu d Tabelle: Schutzstatus der Wölfe in Europa Z ie l s e n bitate durch Schutzgebiete geschützt d ie n ö ti g e rh ä lt m a n nd K a p it e ls e d e r n a ti o n a le n u werden sollen. Die Artikel 12 bis 16 der e n en In fo rm a ti o n tz a b o m m k FFH-Richtlinie enthalten die Bestim- Country EU Bern N wolves killed Annual wolf removal Annual non- Manage- Popu- ti o n a le n A rt e n s c h u a . mungen zum Artenschutz. Hierunter in te rn a lf in E u ro p Habitat Conven- under derogati- under Annex 5 EU legal wolf ment/ lation u f d e n Wo asien in B e z u g a n B ay ern Gymn fallen Maßnahmen für ein strenges directive tion on of articel 16 removal Actionplan trend hrpl a ie h u n g e n Bezug: Le n d e W e c h s e lb e z Schutzsystem für die Tier- und Pflan- Annex in 2007-2008 n d le g e N a tu r- B 10 .3 G ru s e n (U m w e lt u n d zenarten in Anhang IV (Art. 12, Art. combined Lebe w e e rb a u z w is c h e n c h u l e n B 5 .4 Kö rp 13 FFH-Richtlinie), Maßnahmen zur Norwegen NA II NA NA 6 (2011; in- yes = eal s s c h u tz ); R g e ti e re n Regelung der Entnahme und Nutzung b e n s w e is e vo n S ä u crea-sing trend) und Le rt e n ); der Tier- und Pflanzenarten in Anhang e in h e im is c h e A e r W ie s e Schweden II & IV 10 NA NA yes + (b e d ro h te m e in s c h a ft Wa ld o d V (Art. 14) sowie Bestimmungen zum sge , S c h u tz ) 6 .5 L e b e n e fä h rd u n g Fang und Transport von Arten der An- Finnland IV/V2 excluded 63 26 (mean 2006-2011) NA yes = u tu n g , G hänge IV und V (Art. 15). (B e d e Estland V II NA 150 (2011; increasing NA yes = trend) FFH-Richtlinien Berner Konvention Der Wolf ist im Rahmen internationaler In der Berner Konvention haben sich Lettland V excluded NA 163 (mean 2006- NA yes = und nationaler Gesetze und Verord- 45 Staaten auf die Erhaltung und den 2011) nungen geschützt. Schutz wildlebender Pflanzen und Tie- Litauen V II NA 40 (2011; increasing NA presented in = + re und ihrer Lebensräume verständigt. trend) 2011, still not Auf internationaler Ebene sind folgende Der Wolf ist in Anhang II (streng ge- final Richtlinien für den Schutz des Wolfes schützte Tierarten) der Konvention auf- Deutschland II & IV II 0 NA NA yes + bedeutend: geführt. Die streng geschützten Tierar- ten des Anhang II dürfen weder gestört Tschechische II & IV excluded 0 NA NA unapproved - Die FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Ha- noch gefangen, getötet oder gehandelt Republik conept sind 7 bitat-Richtlinie, 92/43/EWG) wurden werden. years 1992 von der EU in Kraft gesetzt und Ungarn II & IV II 0 NA NA no info ? sollen europaweit die Ausweisung Washingtoner Artenschutz- Polen II & IV excluded 2 0 NA under dis- + und Erhaltung von Lebensräumen und abkommen cus-sion Wildtieren regeln. Derzeit sind 372 Tier- 1997 wurde der Wolf über die Verordnung Rumänien II & IV II 312 NA NA yes = und Pflanzenarten (u. a. der Anhänge 338/97 in europäisches Recht im An- I und II) in den Artendatenbanken der hang A übernommen. Die Verordnung Slowakei II & IV excluded NA 149 (2011; increasing NA no ? Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) er- wird von dem Washingtoner Arten- trend) fasst. Der Wolf ist hier in Anhang IV schutzabkommen (CITES, Convention Albanien NA II NA NA 0 no = (streng geschützte Art) aufgeführt, sein on International Trade in Endangered Bosnien- NA II NA NA 272 (mean 2007- no ? Lebensraum in Anhang II (Schutzge- Species of Wild Fauna and Flora) umge- Herzogovnien 2011) bietsausweisung). Die FFH-Richtlinien setzt. Dem Washingtoner Artenschutz- sollen „zur Sicherung der Artenvielfalt abkommen vom 3. März 1973 gehören Bulgarien II & IV excluded NA 380 (mean 2006- NA in the final - durch die Erhaltung der natürlichen 152 Staaten an. Es stellt Richtlinien für 2009) stage Lebensräume sowie der wild leben- den Handel mit geschützten Tieren und Kroatien II NA NA 23 (2011; increa- yes + den Pflanzen und Tiere (...)“ beitragen. deren Erzeugnissen auf und schränkt sing trend) Anhang IV ist eine Liste von Tier- und die Ein- und Ausfuhr der Tiere oder ihrer Griechenland II & IV/V II no info 0 NA no + Pflanzenarten, die unter besonderem Teile (Felle, Schädel, Knochen …) ein. Rechtsschutz der EU stehen, weil sie Der Wolf ist hier in Anhang II (gefährde- Kosovo NA no info NA NA no info no info ? selten und schützenswert sind. Weil te Tierart) aufgeführt, einige Subpopu- Mazedonien NA excluded NA NA 144(mean 2008- no = die Gefahr besteht, dass die Vorkom- lationen sind vom Aussterben bedroht 2010) men dieser Arten für immer verloren und in Anhang I aufgeführt. Montenegro NA II NA NA no info no info gehen, dürfen ihre „Lebensstätten“ nicht beschädigt oder zerstört werden. Serbien NA II NA NA 25-35 (esti-ma- unapproved + In Anhang II der Richtlinie werden Tier- ted mean 2006- draft since und Pflanzenarten genannt, deren Ha- 2011) 2007 14 15
K a p i t e l 3 : S c h u t z statu s Wo lf Ka p it e l 3 : S c h u t z s tat u s W o l f Country EU Bern N wolves killed Annual wolf removal Annual non- Manage- Popu- signifikante Auswirkung auf eine Ein- Auch in Bayern können Wölfe, trotz Habitat Conven- under derogati- under Annex 5 EU legal wolf ment/ lation grenzung der Wilderei hat. hohem, Schutzstatus und obwohl directive tion on of articel 16 removal Actionplan trend bisher ohne große Verbreitung, ge- Annex in 2007-2008 Was nicht berücksichtigt wird, ist, dass schossen werden. Die Kriterien dazu combined eine nicht kontrollierte, klar abge- gibt der Managementplan Wolf vor. stimmte und vorgegebene Bejagung Im Einzelfall ist bereits heute eine Slowenien II & IV excluded 10 NA NA yes + (Freigabe von Individuen, gutes Jagd- Entnahme (Tötung) möglich, wenn Italien II & IV II 0 NA NA yes (but Alps = management) der Wölfe eher zu einer unprovoziertes aggressives Verhalten no) Zunahme der Konflikte bei den Weide- gegenüber Menschen und Hunden in Österreich II & IV II 0 NA NA yes + tieren führt. Neuere Studien aus der USA Menschenbegleitung auftritt, und bei kommen zu diesen Ergebnissen. Klar immer wiederkehrender Tötung aus- Frankreich II & IV II no info NA NA yes + festhalten kann man in jedem Fall, dass reichend geschützter Nutztiere. Schweiz NA II NA NA 0-2 (range 2006- yes + es in Europa praktisch keine Untersu- 2011) chungen zu solchen Fragestellungen gibt. Portugal II & IV II 0 NA NA no - Spanien IV & V III 3 ~200 (estimated NA yes = mean 2006-2011) Projektvorschlag: Quelle: IUCN/LCIE Status, management and distribution of large carnivores – bear, lynx, wolf & wolverine – in Europe MARCH 2013. Solche Tabellen und Erhebungen Rollenspiel: sollten nicht überbewertet werden. Zum einen ist die wissenschaftliche Methodik ebenso wie das Interesse und die personellen Möglichkeiten in den einzelnen Warum finden einige Menschen es gut und der andere schlecht, wenn Wölfe gejagt werden? Schäfer, Jäger, Ländern extrem unterschiedlich. Deswegen soll diese Tabelle hier nur eine Übersicht verschaffen. Feststellen kann man in jedem Fall, dass die Zeit der intensiven Naturschützer, Vertreter einer Behörde, Eltern … Bejagung bis zur lokalen oder großflächigen Ausrottung in Europa vorbei ist. Das gilt nicht nur für Wölfe, sondern auch für andere Wildtierarten wie Luchse, Bären, Goldschakal, Biber oder Greifvögel. Warum werden trotz der sind, ohne ausgerottet zu werden. Schutzbestimmungen in ei- nigen Ländern Wölfe legal Es gab folglich bei den Verhandlungen bejagt? zur Umsetzung der Artenschutzricht- Die Listung des Wolfes in den unter- linien eine gewisse Flexibilität. Hinzu schiedlichen Anhängen (Annex II, IV, V) kommt, dass das Töten einzelner In- bedeutet einen unterschiedlich hohen dividuen einer streng geschützten Schutzstatus. Wie man in der Tabelle Wildtierart immer zugelassen werden 2 erkennt, ist die EU-Habitatrichtlinie kann, wenn es besonders gravieren- (FFH-Richtlinie) nicht in allen Ländern de Probleme mit einem Einzeltier gibt. Bestandteil des rechtlichen Schutzsta- Beispielsweise hat die Sicherheit der tus. In einigen Ländern ist der Wolf im Menschen immer Vorrang. Problema- Anhang II und IV gelistet und in anderen tisch kann es bei der Auslegung bzw. Ländern im Anhang V. Bei der Berner Beurteilung der besonderen Ausnahmen Konvention konnten die einzelnen Län- werden. der vorher einzelne Wildtierarten aus der Auflistung der besonders geschütz- Als einen weiteren Grund für die Aus- ten Wildtierarten herausnehmen. Zu- nahmeregelungen oder reduzierten sätzlich hatten einige Länder mit einer Schutzstatus galt die Hoffnung, dass dauerhaften und stabilen Wolfspopula- eine kontrollierte Bejagung die Wilde- tion die Möglichkeit, bei den Verträgen rei eingrenzen würde. Allerdings zeigen eine gewisse Bejagung zuzulassen, neue Untersuchungen, dass diese An- weil vor dem Schutzstatus die Wölfe nahme eher ein Trugschluss zu sein meistens auch schon gejagt worden scheint und nicht die erwünschte 16 17
K a p i t e l 4 : W i l d t i e r manag ement Kap it e l 4 : W il d t ie r m a n a g eme n t 04 Wildtiermanagement iu m d e s a g e m e n t“ t z u n g : M it S tu d il d ti e rm a n Z ie l s e e g ri ff „W c h ie d e ls w ir d m an den B e rk e n n t d ie U n te rs Wenn Menschen und Wildtiere einen K a p it e nnen und gemeinsamen Lebensraum nutzen, Projektvorschlag: fi n ie re n k ö re ta ti o n . besser de e r h e u ti g e n In te rp gibt es auch Konflikte für Mensch und nd d sien d e r a lt e n u n B ay e rn Gymna n z w is c h e n Wildtier. Die Ursachen sind oft sehr Brainstorming: Bezug: Le hrpl a W e c h s e lb e z ie h u n g e unterschiedlicher Natur. Die Konflikte Welche Probleme für Menschen durch Wildtiere und umgekehrt können benannt werden? n d le g e n d e h u tz ) B 10 .3 G ru e lt u n d N a tu rs c eise von reichen vom einfachen Ärgernis über L e b ewe s e n (U m w e rb a u u nd Lebensw emein- s c h u l e n B 5.4 K örp h e A rte n ), 6.5 Lebensg materielle Schäden, Nahrungs-/Le- Gruppenarbeit: Real inheimisc ng, Schutz) bensraumkonkurrenz, definierte und Für jeden Konflikt gibt es auch Ursachen. Welche Ursachen könnten für die genannten Probleme verantwortlich (bedrohte e g, Gefährdu Säugetieren (B e d e u tu n weniger definierte Ängste vor einem sein? oder Wiese schaft Wald Wildtier bis hin zu tödlichen Auswir- kungen sowohl für Wildtiere als auch Kreative Ideenentwicklung: Alte Interpretation: Kontrolle der für Menschen. Wie kann man die festgestellten Probleme minimieren oder lösen? Wildtierpopulation Bisher hat man darunter insbesondere Ob solche Situationen tatsächlich als Beispiele: Straßen und Autobahnen, Weidetierhaltung, Forstwirtschaft, Oberflächenversiegelung, landwirt- die Aktivitäten zur Kontrolle von Wild- Konflikt betrachtet werden, ist von der schaftliche Industriewüsten, Marder im Fahrzeug und Haus, Müll, Spiegelfechter (Kampf gegen das eigene tierpopulationen verstanden. Dazu gab individuellen Einstellung des betroffenen Spiegelbild an Fenstern v. a. bei Vögeln), Freizeitaktivitäten. es im Wesentlichen drei Ansätze: Menschen, von der philosophisch-ethi- schen Einstellung der Gesellschaft ge- • Man reduziert eine Wildtierart auf die genüber Wildtieren und sehr oft von gewünschte Populationsgröße. den sozialökonomischen Konsequenzen • Man unternimmt keine Aktion, son- abhängig. Manchmal sind es fehlende dern beobachtet die Entwicklung Informationen und Erfahrungen, um einer Wildtierpopulationen. Mensch-Wildtier-Konflikte zu lösen, • Man fördert eine Wildtierart, um eine und manchmal sind es Konflikte, die erwünschte Populationsgröße zu man nur sehr schwierig und mit hohem erreichen. finanziellen Aufwand eingrenzen kann. Die Wildtiere versuchen nicht mehr, als Wildtiere wurden in nützlich und zu überleben, und passen sich den Be- schädlich eingestuft. Die erwünschte dingungen in ihren Lebensräumen an. Populationsgröße ist insbesondere von Jede Art hat eigene spezifische Ansprü- rein ökonomischen Interessen abhängig. che und ist unterschiedlich flexibel. Wir Die tatsächliche Populationsgröße wird Menschen hingegen penetrieren na- allerdings nicht real gezählt, sondern hezu alle Lebensräume permanent auf meistens anhand von Schadensstatis- höchst unterschiedliche Art und Weise. tiken und anderen Methoden interpo- Da wir in Europa weitestgehend in einer liert und hochgerechnet. von uns geschaffenen Kulturlandschaft leben, sind wir Menschen am Ende Moderne Interpretation: Mensch– zum größten Anteil für viele der Konflik- Wildtier-Management te zwischen Mensch und Wildtier selbst Heute versteht man unter Wildtierma- verantwortlich. Demzufolge sollte es nagement die Summe der Maßnahmen, unsere Aufgabe sein, permanent nach um die Koexistenz von Menschen und Lösungen zu suchen, um das Miteinan- Wildtieren im gemeinsam genutzten der von Mensch und Wildtier zugunsten Lebensraum für alle Seiten zu gestalten beider Seiten besser zu gestalten. Weil und so die Konflikte für Menschen und Menschen und Wildtiere einen gemein- Wildtiere zu reduzieren. samen Lebensraum nutzen, sind Ideen und Konzepte mit einem integrativen Es gibt einen Lebensraum für Menschen Ansatz von entscheidender Relevanz. und Wildtiere (und natürlich Pflanzen sowie alle anderen Lebensformen). 18 19
K a p i t e l 5 : Ö k o l o g isch e Ro lle de r Wö lfe Kap i t e l 5: Ök o l o g isch e R o l l e der Wö l f e 05 Ökologische Rolle der Wölfe d ie s e s : N a c h S tu d iu m li c k in d ie ausgehen, dass dieses Sprichwort Wolfsregionen Deutschlands bislang Einfluss des Wolfes sind stark von Z ie l s e t z u n g e n ti e fe re n E in b y s te m e ls e rh ä lt m a n e in ö k o lo g is c h e n S nicht grundsätzlich falsch ist. Es gibt nicht erfüllt, dass Wölfe die vermehrt Regionen und Beutetiervorkommen Ka p it e in e m re n d e n e u tu n g d e r Wö lf e in d e n d a ra u s re s u lt ie erst seit kurzer Zeit Studien, die sich vorkommenden Wildschweinbestände abhängig und nicht zu pauschalisieren. Bed n zu A n re g u n g e k te n . mit den räumlichen und zeitlichen Be- mit regulieren würden. Aussagen zum u n d e in ig e c h a ft li ch e n As p e h u l e n 6 .5 wegungsmustern der größeren Pflan- m ö g li c h e n w ir ts ay e r n Realsc n g, G e - : L e h r pl a n B r W ie s e (B e d e u tu zenfresser unter dem Einfluss der Wöl- Auszug aus dem Wildtier- beständen entstünden, nicht zuletzt, Bez u g a ld o d e le g e n d e e n s g e m e in s c h a ft W s ie n B 1 0 .3 G ru n d fe beschäftigen. portal weil befallene Hausschweinbestände Leb ymna esen. (http://www.wildtierportal. getötet werden müssten, um eine Aus- S c h u tz ); G h e n L e b ew fä h rd u n g , e n z w is c Ein ökologisches Gleichgewicht werden bayern.de) breitung zu verhindern. Da in unserer z ie h u n g We c h s e lb e Wölfe in Europa allerdings kaum her- Von Bedeutung sind auch Infektions- Kulturlandschaft natürliche Fressfeinde stellen können. Erstens müsste man krankheiten. Die Viruserkrankungen des Schwarzwildes, beispielsweise Wölfe haben je nach Beutetier und dazu zunächst definieren, wie denn der Europäischen und Afrikanischen der Wolf, als bestandsregulierende Situation verschiedene Jagdtech- das ideale ökologische Gleichgewicht Schweinepest, für den Menschen Faktoren verschwunden sind, hat der niken. Auch unterscheidet sich die überhaupt aussehen soll. Zweitens völlig ungefährlich, können zu erheb- Mensch durch die Bejagung deren Jagd von Tieren, die alleine unterwegs mischen wir Menschen in einer Kultur- lichen Verlusten führen. Diese Krank- Aufgabe übernommen. Die häufigste sind, von der Jagd durch Rudel. Eine landschaft kräftig mit. Wölfe sind auch heiten können auch die Hausschweine Todesursache der Wildschweine bei Methode ist die Hetzjagd. Bei dieser nicht in der Lage, andere Probleme, befallen. Deshalb sind sie von den uns ist der gezielte Schuss aus dem Strategie werden Wölfe vermutlich den die wir beispielsweise mit Wildschwei- Landwirten besonders gefürchtet, weil Gewehr. Anzumerken ist hier, dass größten selektiven Druck auf die po- nen, Rotwild oder Rehen haben, für erhebliche wirtschaftliche Einbußen Wölfe erkrankte Beutetiere früher und tenziellen Beutetiere ausüben können. uns zu lösen. Wildtierpopulationen der bei einem Ausbruch in Hausschwein- schneller erkennen als Jäger. Wer geschwächt ist, also alt, krank Herbivoren in einem vielfältig struktu- oder verletzt, wird von den Wölfen rierten Lebensraum sind in erster Linie Wirtschaftliche Rolle erbeutet. Damit sinkt das Infektions- von Qualität und Quantität des Nah- Zur wirtschaftlichen Bedeutung des • Es gibt Studien, die belegen, dass risiko für andere. Alte oder „irgendwie rungsangebotes abhängig, nicht von Wolfes sind dem Autor keine Studien eine Erholung vom Alltag dann besser schon“ geschwächte Wildtiere stellen der Präsenz großer Beute greifer. Bei bekannt. Es gibt zwar etliche Hoch- funktioniert, wenn die Menschen an- so bei knapper Nahrung eine geringere einer Kulturlandschaft verhält es sich rechnungen zum wirtschaftlichen dere nicht alltägliche oder besondere Nahrungskonkurrenz für die gesunden ähnlich, allerdings kommt hier noch Schaden den Wölfe, verursachen sollen, Anreize erhalten, insbesondere in einer Pflanzenfresser dar. Rumänische Jäger, der Faktor Mensch als Regulator hinzu. aber keine seriösen Studien. Hier sollen möglichst natürlichen Umgebung. Hier die seit vielen Generationen für Staats- dennoch ein paar Aspekte genannt spielen Farben, Gerüche, Geräusche jagdgebiete verantwortlich sind, haben Es wird im Allgemeinen immer davon werden: und visuelle Beobachtungen eine Be- dem Autor erklärt, dass sie die Wölfe ausgegangen, dass Wölfe selektive • Wenn Wölfe im signifikanten Umfang deutung. Je vollständiger eine natür- als Helfer ansehen, weil sie dafür sorgen, Jäger sind und bevorzugt kranke oder kranke Wildtiere effizient herausfil- liche Umgebung ist, umso größer ist dass der Wildtierbestand gesund und geschwächte Wildtiere erfolgreich er- tern können, wäre zu vermuten, dass auch der Erholungswert, man vergisst stark bleibt. beuten können. dadurch das Infektionsrisiko für un- leichter den Alltag. Wölfe haben auf sere Weidetiere durch Wildtiere sinkt. uns Menschen schon immer auch ei- Für Europa sind nicht sehr viele Unter- Auf eine Arbeit aus der Slowakei soll • Wenn Wölfe die Pflanzenfresser um- nen faszinierenden Einfluss gehabt. suchungen zur ökologischen Rolle der hier hingewiesen werden. Es wurde der triebiger halten, kann das einen po- Ob und wie groß der Erholungswert in Wölfe in Europa bekannt. Allgemein Einfluss der Wölfe auf die Anwesenheit sitiven Effekt auf den Nachwuchs einer natürlichen Umgebung mit der sind die Jagdmethoden abhängig von der Schweinepest im Wildschweinbe- der Jungbäume haben. Anwesenheit großer Beutegreifer (z. Beutetieren, Traditionen und Erfahrun- stand untersucht. Dabei wurden Regio- • Eine gesunde und starke Wildtierpo- B. Wolf oder Luchs) ist im Vergleich zu gen der Wolfsrudel. Pauschalaussagen nen mit Wölfen und Wildschweinen mit pulation ist ebenso vorteilhaft für die einem Umfeld, das weniger natürlich sind immer schwierig. Regionen, in denen zwar Wildschweine, Jagd selbst. ist, weil diese fehlen, ist, weil die Beu- aber keine Wölfe vorkommen, verglichen. • Die von den rumänischen Jägern tegreifer wie Wölfe oder Luchse fehlen, Das Sprichwort „Wo die Wölfe sind, Dabei hat man festgestellt, dass in den angesprochene Hilfe der Wölfe bei noch nie untersucht worden. Allerdings wächst der Wald“ wird immer wieder Wolfsregionen die Schweinepest nicht der Wildtierhege könnte ebenfalls reisen viele Menschen bewusst genau bemüht. Die Darstellung ist stark ver- dauerhaft und flächendeckend vor- eine positive Bedeutung haben. in die Länder, in denen eine kleine einfacht, denn die ökologischen Systeme kommt im Gegensatz zu den wolfsfrei- • Nachteilig ist natürlich ganz klar Chance besteht, einem Wolf zu be- sind ausgesprochen komplex, und es en Regionen. der deutlich erhöhte Aufwand für gegnen. Die Erlebnisse, die man damit spielen meistens mehrere Faktoren den Schutz der Weidetiere. verbindet, egal, ob man nun einen Wolf eine Rolle. Trotzdem kann man davon Andererseits hat sich die Hoffnung in • touristischer Vorteil für Wolfsgebiete. gesehen hat oder nur ein paar Spuren, 20 21
K a p i t e l 5 : Ö k o l o g isch e Ro lle de r Wö lfe Kap i t e l 6: N ahr u n g ssp ekt r u m u n d N u t z u n g 06 Nahrungsspektrum wirken sehr lange nach. Solche positiven aus. Es gibt Studien, die sich mit solchen und Nutzung Rinder als auch Pferde sind durch ihre Erlebniseffekte wirken sich wiederum Effekten beschäftigen, allerdings nicht e l w e rd e n Größe durchaus in der Lage, Wölfe ab- d ie s e m K a p it fü r Wö lfe positiv auf die Arbeitskraft im Alltag direkt am Beispiel Wolf. Z ie l s e t z un g : In N a h ru n g s qu e ll e n zuwehren und auch zu töten. Um ein n e p o te n z ie ll e n s ch e n ve rs c h ie d e n E in fl u s s w ir M e chule Rind oder Pferd anzugreifen, zu ermüden ri e b e n u n d we lc h e a n B a y e rn Reals und zu töten, brauchen Wölfe viel mehr besc h rpl re n , b e n . B ezug: Leh is e v o n S ä u g e ti e Zeit und Raum als bei kleineren Tieren. darau f ha bens w e a s ie n Projektvorschlag: K ö rp e rb au und Le o d e r W ie se, Gymn Trächtige Tiere sind insbesondere kurz B 5 .4 a ld gen b e n s g e m e in s c h a ft W c h s e l b e z ie h u n vor und während der Geburt kaum zur 6 .5 L e nde W e Brainstorming und Interview: undlege Selbstverteidigung in der Lage. Eben- B 1 0 .3 G r e sen Welche Aufgaben haben Jäger in der Hege und Pflegearbeit? Welchen Einfluss haben Wölfe auf die biologische n Lebew so die Nachgeburt, Totgeburten und z w is c h e Fitness ihrer Beutetiere? Was fressen Wölfe? frisch geborene Fohlen und Kälber Eine häufig gestellte Frage ist, ob Wölfe können eine leichte Beute für Wölfe Diskussion/Rollenspiel: in Deutschland überhaupt ausreichend darstellen. Wölfe sind zudem als Aas- Könnten Wölfe in unserer Kulturlandschaft als Helfer der Jäger angesehen werden, oder stellen Wölfe ein Problem Nahrung hätten. Diese Frage muss fresser bekannt. Mülldeponien können für die Jäger dar? man sowohl auf das verfügbare Nah- von Wölfen als ein Ort mit vielfältigen rungsspektrum als auch auf die Quantität Nahrungsquellen erkannt werden. Von Internetrecherche: der Nahrung beziehen. Speiseresten angelockt, leben in der Gibt es Beispiele dafür, dass Wölfe in ein lokales touristisches Konzept eingebunden werden? Regel viele kleinere Tiere auf oder bei Die eindeutige kurze Antwort ist: Ja, Mülldeponien. Auf der Speisekarte es stehen ausreichende Nahrungsres- der Wölfe steht auch Obst: Äpfel oder sourcen zur Verfügung. Wir Menschen Beeren werden von Wölfen im Sommer haben einen nicht unerheblichen Ein- ebenfalls genascht. Kompost und Tier- fluss auf die Vielfalt, Menge und die futter (z. B. Katzenfutter) im Garten Zugänglichkeit bzw. Verfügbarkeit des kann eine Reihe an Wildtieren anlocken Nahrungsspektrums – sowohl im und sowohl direkt als auch indirekt positiven als auch im negativen Sinne. auch für Wölfe attraktiv werden. Erstens Als Beispiel hierfür können die Anzahl stellen solche Futterplätze selbst eine und Erreichbarkeit von Weidetieren ge- Nahrungsquelle dar, und zweitens wer- nannt werden. den neben Katzen auch andere Wild- tiere angelockt, die (wie auf der Müll- Unterschiedliche Nahrungs- deponie) für Wölfe interessant werden quellen für Wölfe in Deutsch- könnten. land Das Nahrungsspektrum beginnt bei Lebensmittelreste, inbesondere an der Maus und erstreckt sich über fast Rastplätzen, Picknickplätzen oder Orten, alle Säugetierarten bis zum Hirsch als an denen Wanderer oft pausieren, kön- größtes Wildtier in Deutschland (eine nen ebenfalls Wildtiere und auch Wölfe kleine Wisentpopulation in Deutsch- anlocken. land gibt es nur in einem Versuchs- gebiet, Elche tauchen nur sporadisch Wie viel frisst ein Wolf? auf). Ebenso gehören Nutz- und Haus- Dazu gibt es mehrere Untersuchungen tiere in das Spektrum, wenn sie für aus verschiedenen Forschungsprojek- Wölfe erreichbar sind. In erster Linie ten, leider auch mit unterschiedlichen sind Schafe und Ziegen betroffen. Forschungsmethoden. Das führt zu Aber selbst Rinder oder Pferde könnten einer enormen Bandbreite der Anga- von Wölfen angegriffen werden. Das ben von 1,5 kg bis zu über 9 kg pro kommt nicht sehr oft vor, und dann Wolf pro Tag. Die einen berechnen die sind eher die Jungtiere betroffen. Dazu Gesamtbiomasse, die ein Wolf pro Tag müssen die Rahmenbedingungen und verbrauchen würde, die anderen kon- bestimmte Faktoren passen. Sowohl zentrieren sich nur auf den tatsächlichen 22 23
K a p i t e l 6 : N a h r u ng sspek tr u m u nd Nu tzu ng Kap i t e l 6: N ahr u n g ssp ekt r u m u n d N u t z u n g Fleischanteil. Deswegen ist folgende Be- heute wieder mehr Waldflächen als vor nur die Mindestgrößen der Wildtier- rechnung nur eine Annäherung und als 100 Jahren. Langsam werden die Mo- populationen angeben. Diese Zahlen ein Rechenbeispiel anzusehen: nokulturen wieder etwas artenreicher rechne ich dann auf die Fläche eines gestaltet. Trotzdem unterliegen insbe- Wolfsrevieres um, damit ein Vergleich Wenn man davon ausgeht, dass ein sondere die Pflanzenfresser in unseren schneller möglich ist. Wolf etwa 2,5 kg Fleisch bzw. 5 kg Bio- Wäldern den wirtschaftlichen Interessen masse pro Tag benötigt, wären es bei 6 der Holznutzung. In Bayern macht sich Wölfen in einem Rudel 30 kg Biomas- das besonders in der staatlichen Aus- Jagdstatistik Bayern se pro Tag. Das würde etwa 1,5 Rehen richtung „Wald vor Wild“ und bei der entsprechen (bei 20 kg/Reh). Im Jahr Rotwildpopulation und den ausgewie- Art Abschuss/Jahr Durchschnitt/km² (100 ha) im Wolfsrevier mit 300 km² wären es folglich knapp 550 Rehe für senen Rotwildgebieten bemerkbar. Der ein Wolfsrudel mit 6 Wölfen, wenn sie Hirsch, der diese Zonen verlässt, darf Rehwild ~ 300.000 4,5/km² ~1.350 nur Rehe fressen würden. Die Unter- geschossen werden. Rotwild ist ein Schwarzwild ~ 70.000 1/km² ~ 300 suchungen aus Deutschland und an- wichtiges Beutetier für Wölfe. deren Regionen zeigen, dass Rehwild Rotwild ~ 11.000 1,4/km² (Rotwildgebiete ~8000km²) ~ 420 etwa 40–50 % des Nahrungsspekt- Jagd rums ausmacht. Zu bedenken ist, dass Sowohl die Interessen der Landwirt- Hase, Fuchs, Dachs ~ 200.000 2,9 Tiere/km² ~ 882 in den meisten Untersuchungsgebie- schaft als auch der Forstwirtschaft Gamswild ~ 4.000 ? Keine Infos zur Verbreitungsfläche ? ten das Rotwild homogener verteilt haben einen enormen Einfluss auf die ist als in Bayern. Im Allgemeinen kann Jagd. Seit jeher sind Menschen als Summe > 2.500 man festhalten, dass sich die prozentu- Jäger unterwegs. Früher mussten die ale Verteilung der von Wölfen genutzten Menschen jagen, um Nahrung zu be- Die gesamte Jagdfläche beträgt 68.000 km² (6.800.000 ha laut Bayerischem Jagdverband e. V.) Wildtierarten an der Verfügbarkeit schaffen und überleben zu können. Mit orientiert. der Einführung der Weidetierhaltung verlor die Jagd als Notwendigkeit zur Die Zahlen sollen nur eine Schätzung Einfluss der Menschen auf Nahrungsbeschaffung an Bedeutung. abgeben, wie viele der genannten die Beutetierpopulationen Allerdings mussten nun die Weidetiere, Wildtierarten in einem Wolfsrevier der Wölfe die Getreidefelder und die Jungbäume mindestens vorkommen. Beim Rotwild soll im Forstbetrieb geschützt werden. So gilt dies nur für die ausgewiesenen S o n d erabschnitt änderte sich die Rolle der Jagd. Hinzu Rotwildgebiete. Das Gamswild kommt u n g : Mit d ie s e m nschen auf Z ie l s e t z E in fluss wir Me kam die Jagd als Freizeitbeschäftigung im Prinzip nur in den bayerischen Alpen- t werden, w e lc h e n ölfe haben. verdeutlich ich e n Be u tetiere der W und gewann damit eine zusätzliche regionen vor. rl denen natü die verschie wirtschaftliche Bedeutung. Dieses Landwirtschaft Thema möchte ich hier jetzt allerdings Die in der Tabelle aufgeführten Zahlen Die Landwirtschaft verändert große nicht weiter vertiefen. verdeutlichen nur die Mindestpopu- Flächen. Es gibt einige Wildtierarten, lation der einzelnen Wildtierarten pro die im hohen Maß durch dieses enorme Mit den folgenden Tabellen und Grafiken km², basierend auf den tatsächlich ge- Futterangebot profitieren. Dazu zählen möchte ich die Dimension des Eingriffs schossenen Wildtieren. Die tatsächli- ganz sicher die Wildschweine. Andere durch Menschen verdeutlichen. Ich chen Populationen sind natürlich grö- Wildtiere geraten durch die Verände- möchte hier betonen, dass es mir nicht ßer, um jährlich diese Abschusszahlen rung und Zerstörung durch die Land- um eine Bewertung der Jagd an sich erreichen zu können. wirtschaft in ernsthafte Bedrängnis. geht. Dazu gehört sicher der Feldhase. Die Populationseinschätzung der Forstwirtschaft wichtigsten Beutetiere des Wolfes in Die Wälder in Deutschland unterlie- Bayern basieren auf der Jagdstatistik. gen zu über 95 % den Interessen der Die eigentlichen Wildtierpopulationen forstwirtschaftlichen Nutzung. Diese sind nicht zählbar, sondern nur in re- Nutzung hat sich in den letzten Jahr- lativen Größen mehr oder weniger gut hunderten geändert, und wir haben einschätzbar. Deswegen möchte ich 24 25
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