Gymnasien sowie die außerschul

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Gymnasien sowie die außerschul
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www.bayern-wild.de
Gregor Louisoder Umweltstiftung
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t el 1 : X X X X X X XXX                                                                                                                                     K a p it e l 1 : X X X X X X X X X

    Inhalt
                                       Vorwort                                                          4   Kapitel 8: Wölfe: Kulturlandschaft, Infrastruktur und Siedlungen                            32
                                       Einleitung                                                       5   Kapitel 9: Erfahrungen von Peter Sürth aus der                                              35
                                       Das Wichtigste auf einer Seite                                   6   Forschungsarbeit im Carpathian Large Carnivore Project (CLCP)
                                       Kapitel 1: Steckbrief Wolf                                       7   Kurze Rudelbeschreibung (Forschungszeit, Reviergröße,                                       36
                                       Kapitel 2: Wolfspopulationen, Lebensraumnutzung, Wolfsrevier    10   Rudelgröße, menschlicher Einfluss im Revier)
                                       SCALP-Kriterien                                                 13   Kapitel 10: Erfahrungen und Informationen aus anderen                                       40
                                       Kapitel 3: Schutzstatus Wolf                                    14   Wolfsforschungsprojekten
                                       FFH-Richtlinien                                                 14   Kapitel 11: Konflikte Mensch – Wildtier, Mensch –                                           43
                                       Berner Konvention                                               14   Wolf, Umgang mit Konflikten
                                       Washingtoner Artenschutzabkommen                                14   Risikoeinstufung für Menschen durch Wölfe                                                   43
                                       Warum werden trotz der Schutzbestimmungen                       16   Beispiel 1: Sachsen-Anhalt                                                                  44
                                       in einigen Ländern Wölfe legal bejagt?                               Beispiel 2: Baden-Württemberg                                                               44
                                       Kapitel 4: Wildtiermanagement                                   18   Beispiel 3: Schweiz                                                                         44
                                       Kapitel 5: Ökologische Rolle der Wölfe                          20   Beispiel 4: Bayern                                                                          44
                                       Kapitel 6: Nahrungsspektrum und Nutzung                         23   Risikoeinstufung Wildtiere durch den Menschen                                               45
                                       Was fressen Wölfe?                                              23   Kapitel 12: Weidetierhaltung früher, heute, morgen                                          47
                                       Unterschiedliche Nahrungsquellen für Wölfe in Deutschland       23   Rückkehr der Wölfe                                                                          47
                                       Wie viel frisst ein Wolf?                                       23   Die Konsequenz für Weidetierhalter                                                          48
                                       Einfluss der Menschen auf die Beutetierpopulationen der Wölfe   24   Kapitel 13: Märchen, Mythen und Legenden                                                    51
                                       Jagdstatistik Bayern                                            25   Übersicht Hintergrundmaterial                                                               53
                                       Kapitel 7: Wildtiere in Siedlungen – und Wolf?                  30   Impressum                                                                                   55

                                                                                                                                                  www.bayern-wild.de

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Gymnasien sowie die außerschul
Vo r w o rt                                                                                                                                                                                                E in l e it u n g

     Vorwort                                                                                                                       Einleitung
                                               Liebe Leserinnen und Leser, liebe Aktive im Unterricht,                                     Diese Umweltbildungsmaterialien wurden von Peter Sürth im Auftrag der Gregor
                                                                                                                                           Louisoder Umweltstiftung erarbeitet. Sie dienen als Informationssammlung und
                                               viele vermuten faszinierende Wildtiere wie Luchs, Wolf oder Braunbär nur „weit              Anregung für die Umsetzung des Themas Wolf an Schulen und umweltpädago-
                                               weg“. Dank der erfolgreichen Ausbreitung in Deutschland wird Bayern in Zukunft              gischen Einrichtungen.
                                               Wolfsland sein, und auch der eine oder andere Braunbär wird vielleicht mal wieder
                                               einen Abstecher zu uns machen. Die Einwanderung dieser faszinierenden Tiere in              Jedes Kapitel ist gegliedert in die Zielsetzung, die informativen Textbausteine,
                                               ihre ursprüngliche Heimat bietet die einmalige Chance, Anschluss an die in-                 Grafiken und einige Projektvorschläge für Schülerinnen und Schüler oder
                                               ternationalen Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu finden. Denn               Arbeitsgruppen. Zusätzlich zur Materialsammlung entstehen Zusammenstel-
                                               während wir von anderen Staaten und ihren Bürgern enorme Anstrengungen und                  lungen von Bildern und Karten, eine PowerPoint-Präsentation und Umweltbil-
                                               wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern, sieht die ent-              dungsmodule, die frei eingesetzt werden können.
                                               sprechende Bilanz bei uns bescheiden aus.
                                                                                                                                           Mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern wird das Thema rund um den Wolf auch
                                               Kaum ein Thema des Naturschutzes sorgt allerdings immer wieder für so viel                  im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich immer interessanter. Der
                                               Aufregung wie Wildtiere, wenn sie – scheinbar oder tatsächlich – den Menschen               Wolf ist medial in aller Munde und damit ein wichtiges Thema für die Schüler. Oft
                                               beeinflussen. Viele Menschen fühlen sich unsicher, wie sie damit umgehen sollen             herrschen hier, bedingt durch unterschiedliche Berichterstattungen und äußerst
                                               – kompetente Informationen sind selten, Panikmache häufig. Dabei werden oft                 kontroverse Ansichten, große Unklarheiten und Unsicherheiten.
                                               längst widerlegte Fabeln, Mythen und Lügengeschichten immer wieder aufge-
                                               wärmt. Dabei halten die wildbiologische Forschung und diverse Projekte zum                  Mit dem Umweltbildungsmaterial Wolf der GLUS wollen wir neben allgemeinen
                                               Schutz und Management von Wildtieren aus Deutschland, Europa und Übersee                    Themen zu Verhalten und Merkmalen gerade auf die Situation in Bayern eingehen
                                               genügend Informationen und Erfahrungswerte bereit, um sich dem Thema fundierter             und mit Beispielen aus der Praxis das Thema anschaulich und spannend auf-
                                               zu nähern und für (fast) alle Fragestellungen eine Antwort zu finden.                       bereiten. Soweit möglich, wird auf den Lehrplan Realschulen und Gymnasien in
                                                                                                                                           Bayern Bezug genommen. Vor allem zum Lehrplan des Biologieunterrichts der
                                               Wir freuen uns sehr, dass wir Peter Sürth als Autor für dieses Umweltbildungsheft           Realschulklassen 5, 6, 7 und der Gymnasialklassen 10, 11, 12 gibt es gute
                                               gewinnen konnten. Als einer der wenigen Experten mit umfangreicher Felderfahrung            Bezugspunkte, das Thema Wolf in verschiedenen Facetten aufzugreifen. Damit
                                               in Wolfsgebieten ist er zusätzlich auch in der Umweltbildung aktiv und kann das             soll der Wolf allgemein in den Unterricht Einzug finden.
                                               Wissen auch vermitteln.
                            Claus Obermeier                                                                                                Noch ist der Wolf bei Lehrern wie Umweltbildnern nicht fester Bestandteil der
Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung   Ob Wildtiere wie Bär, Wolf und Luchs in Bayern leben können, entscheiden in                 pädagogischen Arbeit, hier gibt es Wissenslücken und Nachholbedarf. Im Um-
                                               einer demokratischen offenen Gesellschaft wir alle.                                         weltbildungsmaterial Wolf werden wichtige Aspekte aufgegriffen, die Themen
                                                                                                                                           und damit gegebenenfalls verbundenen Konflikte werden beleuchtet.

                                                                                                                                           Gerne nehmen wir Anregungen und Anmerkungen an – das Material soll stets
                                                                                                                                           auf aktuellem Stand bleiben, weiterentwickelt und ergänzt werden. Wir stehen für
                                                                                                                                           Fragen zur Verfügung und unterstützten Sie bei Ihrer Arbeit.
                                               Claus Obermeier | Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
                                                                                                                                           Viel Freude mit dem Umweltbildungsmaterial Wolf der Gregor Louisoder Umwelt-
                                                                                                                                           stiftung.

                              r n w il d         n g .c o m
                  k : /b ay e      lt s t if t u
     Fa c e b o o       @ u m w  e
                   il d
     b ay e r n -w n -w il d .d e
               a y e r                                                                                                                     Stefanie Morbach | Gregor Louisoder Umweltstiftung
     w w w.b

 4                                                                                                                                                                                                                                   5
Gymnasien sowie die außerschul
D a s w i c h t i g s t e a uf einer Seite                                                                                                                                                                                            K a p it e l 1 : S t eck b r ie f W o l f

    Das     Wichtigste
    auf einer Seite
                                                                                                                                       01
                                                                                                                                       Steckbrief Wolf
                                                                                                                                       Zi el se tz un g :                                                     m Wol f.
                                                 Ausrottung und Konflikte                    • Es gibt keine Ansiedlungsprojekte
                                                                                                                                                                tig st en  bi ol og is ch en Pa ra m et er zu            eine gewisse Zeit zusammenschließen
                                                                                                                                       Üb er si ch t de r wi ch                                                rp er-
                                                 • Wölfe in Deutschland sind vor ca.           für Wölfe. Die Wölfe breiten sich
                                                                                                                                                                     Ba  ye rn    Re  al  sc hu le n 5. 4 Kö             (siehe persönliche Erfahrungen Kapitel 6).
                                                                                                                                                               an                                                   d
                                                   150 Jahren von den Menschen aus-            selbstständig auf ganz natürlichem      Be zu g: Le hr pl                                     7.3 Pr og ra m m e un
                                                                                                                                                 d Le be  ns we is e  vo n Sä ug et ie re n;          Gy  m na si en
                                                   gerottet worden.                            Weg wieder aus.                         ba u un                                           verhalten);                     Soziales System: Das soziale System
                                                                                                                                                                mmenleben (Sozial
                                                 • Hauptgründe der Ausrottung: exis-                                                   Regeln für das Zusa                                                               der Wölfe gehört unzweifelhaft zu den
                                                                                                                                                               bi ol og ie
                                                   tenzbedrohende Verluste der Weide-        Verhalten der Wölfe                        B 12 .3 Ve rh al te ns                                                           am höchsten entwickelten Sozialsys-
                                                   tiere, die Konkurrenz in der Jagd und     • Wölfe sind vorsichtig, zurückhaltend,                                          Gewicht:                                   temen im Reich der Wildtiere. Dieses
                                                   die Angst der Menschen vor dem              nicht zutraulich, aber neugierig. Der                                          Rüde 35–60 kg, Fähe 30–45 kg               Sozialsystem ist im Grundsatz sehr
                                                   Wolf (Wolfsrudel)                           Begriff „scheu“ ist zu pauschal und                                                                                       ähnlich strukturiert wie unser mensch-
                                                 • Die Konflikte, die zur Ausrottung der       führt oft zu falschen Vorstellungen,                                         Paarungszeit:                                liches Sozialsystem. Eine gewisse
                                                   Wölfe in Deutschland geführt haben,         wie sich ein Wolf verhält.                                                   Februar                                      Kompatibilität beider Sozialsysteme
                                                   existieren zum großen Teil noch immer     • Alle Wölfe in Zentraleuropa sind                                                                                          ist offensichtlich. Das kann einer der
                                                   (Weidetiere, Jagdkonkurrenz).               Menschen gewöhnt. Sie riechen,                                               Tragzeit und Geburtszeit:                    Gründe sein, warum Wölfe zu den ers-
                                                                                               hören und sehen uns nahezu jeden                                             62–64 Tage, Ende April–Anfang Mai            ten Wildtieren zählen, die von unseren
                                                 Weidetierhaltung                              Tag. Wölfe begegnen Menschen und                                                                                          Vorfahren zu nützlichen Haustieren do-
                                                 • Das System der heutigen Weidetier-          allen Infrastrukturen oft, meistens                                          WurfgröSSe:                                  mestiziert worden sind. Alle Wölfe, also
                                                   haltung ist seit mindestens 130 Jahren      bleiben sie unbemerkt.                                                       1–10 Welpen (wie Hunde)                      die beiden erwachsenen Elterntiere und
                                                   nicht mehr auf den Schutz der Wei-        • In den letzten 20 Jahren wurde in                                                                                         die Jährlinge, helfen bei der Aufsicht
                                                   detiere vor Wölfen ausgerichtet. Wir        Europa kein Mensch durch wilde                                               Mortalitätsrate der                          der Welpen und bei der Nahrungsbe-
                                                   haben verlernt, damit umzugehen.            Wölfe angegriffen, verletzt oder gar                                         Jungwölfe bis zur                            schaffung für das gesamte Rudel mit.
                                                 • In erster Linie sind Schaf- und Ziegen-     getötet. Ein Nullrisiko gibt es aber                                         Geschlechtsreife:                            Es gibt ebenfalls Beobachtungen, die
                                                   halter durch Wölfe betroffen. Unter         nicht.                                                                       (40–80 %) es gibt nur Erfahrungswerte,       zeigen, dass sich Wölfe gegenseitig in
                                                   bestimmten Voraussetzungen können         • Es wird Nahbegegnungen zwischen                                              keine verwertbaren Studien.                  Notsituationen helfen können. Dieses
                                                   aber auch Rinder (Kälber) und               Menschen und Wölfen geben.                                                                                                ausgeprägte soziale System und ihre
                                                   Pferde (Fohlen) von Wölfen verletzt       • Wölfe werden gelegentlich auch in                                            Sozialstruktur: Die Familienstruktur         Intelligenz, die als hoch entwickelt ein-
                                                   oder getötet werden.                        Siedlungsbereichen auftauchen.                                               (Wolfsrudel = Wolfsfamilie) besteht in       zustufen ist, befähigt Wölfe, sowohl als
                                                 • Das System der Weidetierhaltung           • Es gibt nur einen gemeinsamen                                                der Regel aus zwei erwachsenen Wölfen        Team zu handeln als auch als Einzeltier
                                                   muss durchdacht und angepasst               Lebensraum für Menschen, Haus-                                               und deren Welpen und Jungwölfen/             – je nach Situation und Bedürfnis.
                                                   werden, damit einzelne Elemente für         und Nutztiere und Wildtiere.                                                 Jährlingen aus dem Vorjahr. Man
                                                   den direkten Schutz möglichst effektiv    • Wir werden lernen müssen, uns mit                                            spricht heutzutage nicht mehr von            Jagdstrategie:
                                                   funktionieren können (Zaun, Hirte,          den Wölfen zu arrangieren, trotz der                                         geschlechtlich getrennten strengen           Orientierung ist der erste Schritt der Jagd-
                                                   Hund).                                      verschiedenen Probleme. Die gibt es                                          hierarchischen Strukturen mit zwei           kaskade. Der Wolf sieht sich nach Beute
                                                 • Ein 100%iger  Schutz der Weidetiere         allerdings auf beiden Seiten, nicht                                          Alphatieren, sondern von Familien-           um, orientiert sich im Gelände, ortet po-
                                                   ist nicht realistisch.                      nur für uns Menschen.                                                        strukturen mit den beiden Eltern-            tentizelle Beute (erschnüffelt und erspäht
                                                                                                                                                                            tieren als „Familienoberhaupt“. Das          diese) und schätzt Gefahren ein. Solche
                                                 Umgang mit Wildtieren                                                                                                      Wolfspärchen bleibt über viele Jahre         Phasen können sehr lange dauern.
                                                 • Wildtiere, die zu sehr stören, wurden                                                                                    (in der Regel lebenslang) beisammen.
                                                   abgeschafft. Wie wollen wir es zu-                                                                                       Gravierende Ereignisse wie der Tod eines     Leider können wir Schafe kaum nach-
                                                   künftig handhaben?                                                                                                       Elterntieres oder dauerhafte Störun-         haltig vor Raubtieren „verstecken“ und
                                                 • In anderen europäischen Ländern                                                                                          gen/Bedrohungen können ein Rudel             müssen somit an anderer Stelle anset-
                                                   wurden Wölfe nie ausgerottet, und                                                                                        zerstören oder zu Änderungen im Ru-          zen, ein Herdenschutz in dieser Phase
                                                   relativ viele Menschen verbringen                                                                                        del führen. Ein Wolfsrudel besteht in        ist schwer umsetzbar. Ein erster Ansatz:
                                                   ihren Urlaub in Ländern mit einer                                                                                        der Regel in Europa nicht aus mehre-         bereits in dieser Phase dem Wolf eine
                                                   Wolfspopulation, ohne es zu bemer-                                                                                       ren erwachsenen Wölfen. Ausnahmen            Unsicherheit/Gefahr aufzeigen bspw.
                                                   ken.                                                                                                                     gibt es allerdings. In Europa sind Ru-       durch Hunde, Hirten …
                                                 • Wölfe haben seit etwa 20-45 Jahren                                                                                       delstrukturen mit dauerhaft mehreren
                                                   in den meisten europäischen Län-                                                                                         geschlechtsreifen Wölfen eher selten.        Fixierung ist ein es­sen­zi­eller Bestandteil
                                                   dern einen gewissen Schutzstatus.                                                                                        Allerdings können sich, nach langjähri-      der Jagd. Wölfe sind Gemeinschaftsjä-
                                                   Das ist ein Grund, warum sich die                                                                                        gen Beobachtungen in Rumänien (Peter         ger und müssen sich salopp, gespro-
                                                   Wölfe wieder ausbreiten können.                                                                                          Sürth), benachbarte Wolfsfamilien für        chen, auf ein Tier verständigen, das sie

6                                                                                                                                                                                                                                                                                     7
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t eell 1 : S
                       X Xt eck
                            X X X Xb XXX
                                     r ief Wo lf                                                                                                                                                                                      K a p it e Kl a1p: itS et leck
                                                                                                                                                                                                                                                                  1 : bXrXie
                                                                                                                                                                                                                                                                           X XfXW
                                                                                                                                                                                                                                                                                X XoXl Xf

                                                   dann gemeinsam erlegen. Da Beutetiere       benachbarte Rudel bei Begegnungen                                          Populationsdichte: Da jede Wolfs-           Kommunikation: Wölfe sind ausgespro-
                                                   wehrhaft sind, versuchen sie Schwach-       ihr Revier verteidigen, mit ernsthaften                                    familie ein eigenes Revier hat, kann        chen kommunikativ. Sie sind auf sehr un-
                                                   stellen auszumachen: hinkender Hirsch,      Auseinandersetzungen und tödli-                                            man relativ gut die zu erwartende Po-       terschiedliche Art und Weise in der Lage,
                                                   älteres/langsames Reh, unerfahrene          chen Folgen. Viele denkbare alterna-                                       pulationsdichte berechnen und mit der       sehr viele Informationen untereinander
                                                   Jungtiere … In Schafherden ist die Si-      tive Szenarien sind ebenfalls möglich.                                     entsprechenden Erfahrung und Sorgfalt       zu vermitteln. Neben der Körpersprache
                                                   tuation oft eine andere. Die Tiere stehen   Nach meinen Erfahrungen aus der                                            auch überprüfen. Die Größe eines Ru-        und Mimik sowie dem Geruch sind die
                                                   zusammen, sind möglicherweise auf en-       Forschungsarbeit scheint es, dass                                          dels hängt von verschiedenen Faktoren       Möglichkeiten der Lautäußerungen sehr
                                                   gem Raum gezäunt. Aber auch hier gilt       Jungwölfe sich periodisch an andere                                        ab. Basierend auf den Forschungspro-        vielfältig und detailliert. Das Heulen der
                                                   die Grundregel der gemeinsamen Jagd.        Wolfsrudel anschließen können, vor-                                        jekten in Europa, kann man als statis-      Wölfe ist besonders markant und wird
                                                                                               ausgesetzt, sie werden akzeptiert. Es                                      tische Zahl einen Durchschnitt von 4–7      als Hilfsmittel zur Kommunikation über
                                                   Hetzen – das Rudel (bzw. der Einzelwolf)    wird beobachtet, dass Einzelwölfe im                                       Wölfe pro Wolfsfamilie angeben. Für eine    größere Distanzen eingesetzt. Wölfe
                                                   verfolgt das ausgewählte Tier. Dieses       Revier geduldet werden. Sei es, weil sie                                   relativ kurze Zeit können es auch mal       heulen aber nicht immer sehr laut. Wenn
                                                   wird von der Herde separiert, ggf. teilen   „sympathisch“ sind, zu „stark“, um eine                                    über 10 Wölfe sein. Grundsätzlich kann      Rudelmitglieder nur außerhalb der Sicht-
                                                   sich Rudelmitglieder auf, hetzen bzw.       ernsthafte Auseinandersetzung zu ris-                                      man davon ausgehen, dass bei Winter-        weite sind, können die Wölfe auch recht
                                                   fangen das Tier an anderer Stelle ab.       kieren, oder weil das Nahrungsangebot                                      beginn eine Wolfsfamilie mehr Mitglieder    leise heulen. Auf der anderen Seite kön-
                                                                                               entsprechend üppig ausfällt. Untersu-                                      hat als im Frühjahr oder im Sommer. Der     nen Wölfe einander auch über mehrere
                                                   Packen – das Beutetier wird gegriffen und   chungen dazu sind mir nicht bekannt.                                       Grund ist die Anzahl der etwa 12–23 Mo-     Kilometer hören. Es hilft, fremde Wölfe
                                                   festgehalten. Oftmals und aus jagdstra-                                                                                nate alten Jährlinge und der 7–11 Monate    zu warnen ebenso wie andere Wölfe zu
                                                   tegischer Sicht bestenfalls ergreift der    Wolfsrevier: Weltweit kommen Wölfe                                         alten Welpen/Jungwölfe, die nun fast so     finden, z. B. bei der Partnersuche. Das
                                                   Wolf die Kehle, aber auch Schnauze oder     in sehr unterschiedlichen Lebens-                                          groß sind wie Jährlinge. Auf die Fläche     gemeinsame Heulen vor oder nach der
                                                   Hinterläufe. Die Beute muss zum Stehen/     räumen vor, von Polarregionen bis zu                                       hochgerechnet, bedeutet das, dass man       Jagd baut Spannungen ab und stärkt das
                                                   Niedergehen gebracht werden. Nur so         Wüstengebieten, vom Flachland bis                                          in Mitteleuropa mit 2–4 Wölfen auf 100      soziale Gefüge. Ich habe Wölfe gehört,
                                                   kann ein tödlicher Biss gesetzt werden.     in Hochgebirgslagen und von stark                                          km² rechnen muss. Anhand von einzel-        die, scheinbar zum Abschied, kurz vor
                                                                                               bewaldeten Gebieten bis zu offenen                                         nen Sichtungen und/oder einer Fährte        dem Verlassen des Tals, bei der Rückkehr
                                                   Töten – Biss in Kehle oder Bauchraum.       Steppenlandschaften. Das jeweils                                           lässt sich keine verlässliche Aussage       kurz geheult haben, bevor sie wieder an
                                                                                               vorhandene Nahrungsangebot ist ent-                                        über die tatsächliche Rudelgröße treffen.   der Höhle waren. Man konnte zumindest
                                                   Fressen                                     sprechend unterschiedlich in Bezug                                         Es könnten sich kurzfristig Wolfsrudel      feststellen, dass die Kommunikationsfä-
                                                                                               auf die Größe, auf die räumliche Ver-                                      zusammenschließen, oder eine Familie        higkeit der Wölfe deutlich „wortreicher“
                                                   Nahrungsspektrum: Von der Maus              teilung, auf die Populationsdichte oder                                    teilt sich in mehrere Gruppen auf.          oder feiner abgestimmt ist als bei Hunden.
                                                   bis zum Elch, Bison, Aas und Le-            auf die temporäre Anwesenheit. Wölfe
                                                   bensmittelreste, gelegentlich einige        sind in der Lage, ihre Reviere entspre-
                                                   Vogelarten oder Fisch können zum            chend anzupassen. Bei uns in Mittel-
                                                   Nahrungsspektrum des Wolfes ge-             europa können wir unter den heutigen       Projektvorschlag:
                                                   hören. Ebenso genießen Wölfe einige         Bedingungen davon ausgehen, dass
                                                   Obstsorten, wie Beeren oder Äpfel.          die Wolfsreviere zwischen 150–300          Gruppenspiel:
                                                   Da sämtliche Nutz- und Haustiere in         km² groß sind, wobei 150–300 km²           • Kommunikation: Alle verteilen sich auf dem Schulhof oder einer Wiese und schließen bzw. verbinden die
                                                   dieses Nahrungsspektrum fallen, kön-        sehr klein ist. Auf dieser Fläche hält       Augen. Eine Person heult, und alle versuchen nun mit geschlossenen Augen dieses Rudelmitglied zu finden.
                                                   nen diese ebenfalls betroffen sein. Die     sich nur eine Wolfsfamilie auf. In Kana-
                                                   tatsächliche Nutzung ist insbesondere       da oder Sibirien können Wolfsreviere       • Jagd: Ein Schüler spielt den Wolf, und alle anderen sind die möglichen Beutetiere und verteilen sich, eventuell
                                                   von der Erreichbarkeit abhängig.            1000–2000 km² groß sein. In Mitteleu-        ist eine Begrenzung des Spielfeldes notwendig. Nun probiert der Wolf, ein Beutetier zu erwischen. Wie lange
                                                                                               ropa und auch in Deutschland ist das         hat er gebraucht, und nach welcher Strategie ist er vorgegangen? Dasselbe Spiel wiederholt man nun mit
                                                   Territorialität: Jedes Wolfsrudel hat       natürliche Nahrungsangebot für Wölfe         mehreren Wölfen und bespricht im Nachgang ob und welche unterschiedlichen Strategien angewendet wurden.
                                                   ein eigenes Revier. Innerhalb des Re-       relativ hoch, überall ganzjährig vorhan-
                                                   vieres lebt kein weiteres Wolfsrudel.       den und eher homogen verteilt. In den      Brainstorming:
                                                   Kleinere Überlappungsbereiche mit           höher gelegenen Mittelgebirgen und         • Steckbrief des Menschen erstellen und auf Ähnlichkeiten und Unterschiede mit dem Wolf vergleichen. Augen-
                                                   Nachbarn sind nicht unüblich. Es han-       den Bayerischen Alpen kann es je nach        merk auf soziale Interaktionen und Territorialverhalten.
                                                   delt sich nicht um starre Grenzen. Ein      Schneelage zu lokalen und temporären
                                                   vorübergehender Zusammenschluss             Verschiebungen der Hauptbeutetierarten     • Beispiel Revier: Wie reagieren die Schülerinnen und Schüler auf Nichtfamilienangehörige, die ins „Familienrevier“
                                                   zweier Wolfsrudel und ihren Territorien     des Wolfes kommen.                           kommen? Gibt es unterschiedliche Reaktionen, z. B. basierend auf bekannt und unbekannt, sympathisch und
                                                   kommt ebenfalls vor. Ebenso können                                                       nicht sympathisch oder in Bezug auf das Alter?

8                                                                                                                                                                                                                                                                                           9
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t e l 2 : W o l f s p o pu latio nen, Leb ensr au mnu tzu ng, Wolfsrev i er                                                                                                    Kap i t e l 2: W ol f s p op ul at i one n, Le be ns r a u m n u t z u n g, W o l f s r evie r

 02
 Wolfspopulationen, Lebens-
     raumnutzung, Wolfsrevier                                                                                                                                    Wanderungen der Jungwölfe                                immer mehr Wölfe gibt. Dafür können
                                                                                                                                                                 Die meisten Jungwölfe (Jährlinge) wer-                   sich Wölfe in der Fläche relativ schnell
                                                                                                                                                                 den im Alter von 1–2 Jahren selbst-                      ausbreiten. Weltweit wurde schon be-
                                                                                       gr oß flä ch ig e
     Zi el se tz un g :                             m an  Er ke nn tn is se üb er di e                                                                           ständig und verlassen das Rudel, um                      obachtet, dass Wölfe, insbesondere
                           s Ka pi te ls   er hä lt                               zur kleinflächigen
     Na ch St ud iu m de                  ro pa un  d in De utschland bis hin                                                                                    ein eigenes Rudel in einem eigenen                       Jungwölfe, über 1000 km gewandert
                             ölfe in Eu                             ns be we gu ng en .
     Ausbreitung der W                  e un d zu de n M ig ra tio
                                                                                                                                                                 Revier zu gründen. Das gilt für beide                    sind, um einen Partner und ein neues
                        Wol fs re vi er                                                                                                                          Geschlechter. Zum einen steigen die                      Revier zu finden. So ist zu erklären,
     Si tu at io n de r
                                                                                                                                                                 Spannungen zwischen den Elterntieren                     dass Wölfe im Wesentlichen aus vier
                                                                                                                                                                 und den pubertierenden Jungwölfen, zum                   Richtungen jederzeit nach Deutsch-
                                                                                                                                                                 anderen besteht ein starker Drang, als                   land kommen können. Ganz Deutsch-
                                                                                                                                                                 selbstständiger Wolf einen Partner zu                    land ist damit theoretisch für Wölfe je-
                                                                                                                                                                 finden, um ein eigenes Rudel gründen                     derzeit innerhalb von wenigen Wochen
                                                                                                                                                                 zu können. Dazu müssen die Jungwölfe                     erreichbar.
                                                                                                                                                                 ein eigenes Revier finden oder ande-
                                                                                                                                                                 re Wölfe vertreiben und deren Revier
                                                                                                                                                                 übernehmen. Sie begeben sich auf                         Wölfe in Deutschland
                                                                                                                                                                 Wanderschaft und suchen Gebiete, die                     nachgewiesen im Monitoringjahr
                                                                                                                                                                 noch nicht besetzt sind. Sind hinge-                     2016/17:
                                                                                                                                                                 gen alle Reviere schon besetzt, nimmt
                                                                                                                                                                 die Anzahl der erheblichen und tödli-                    • 60 Rudel
                                                                                                                                                                 chen Kämpfe zwischen den Wölfen                          • 22 Paare
                                                                                                                                                                 zu. So wird vermieden, dass es lokal                     • 2 territoriale Einzeltiere

                                                                                                                                Tabelle: Nachweise und verifizierte Hinweise zu Wölfen in Bayern, (Stand Januar 2017)

                                                    Karte: Wolfsverbreitung Bayern und angrenzende Regionen. Stand 09.08.2017
                                                                                                                                   Datum        Landkreis       Kategorie   Hinweisart         Geschlecht               Herkunft                          Bemerkung

                                                                                                                                               Neustadt a.d.                  Genetik,                                                       keine weiteren Erkenntnisse zur
                                                                                                                                 07.01.2017                        C1                             männlich               Nordosten
                                                                                                                                                Waldnaab                      Losung                                                               Rudelzugehörigkeit

                                                                                                                                               Neustadt a.d.                  Genetik,                                                                  Elternrudel in
                                                                                                                                 07.01.2017                        C1                              weiblich              Nordosten
                                                                                                                                                Waldnaab                      Losung                                                                 Lehnin/Brandenburg

                                                                                                                                                                                                                                               keine weiteren Erkenntnisse
                                                                                                                                               Neumarkt i.d.                  Genetik,
                                                                                                                                 03.01.2017                        C1                                 k.A.               Nordosten            über Geschlecht und Rudelzu-
                                                                                                                                                Oberpfalz                     Speichel
                                                                                                                                                                                                                                                       gehörigkeit

                                                                                                                                 01.01.2017   Straubing-Bogen      C1           Foto                  k.A.                   k.A.                            Tier hinkt

                                                                                                                                              Freyung-Grafe-                  Genetik,
                                                                                                                                 15.12.2016                        C1                              weiblich              Nordosten
                                                                                                                                                   nau                        Losung

                                                                                                                                 22.11.2016       Regen            C1           Foto           männlich/k.A.                 k.A.                Nachweis von zwei Wölfen

                                                                                                                                                                            Foto, Genetik,                              Südwestal-             Abstimmung mit alpenweiten
                                                                                                                                 08.11.2016     Unterallgäu        C1                             männlich
                                                    Foto: Jungwölfe in der Lausitz ©Axel Gomille                                                                              Speichel                                     pen                    Gendatenbanken läuft

10                                                                                                                                                                                                                                                                                            11
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t e l 2 : W o l f s p o pu latio nen, Leb ensr au mnu tzu ng, Wolfsrev i er                                                                                                                                  Kap i t e l 2: W ol f s p op ul at i one n, Le be ns r a u m n u t z u n g, W o l f s r evie r

                                                                                                                                                                                                   SCALP–Kriterien                                       terscheidet drei Stufen:
         Datum               Landkreis             Kategorie           Hinweisart            Geschlecht   Herkunft                  Bemerkung
                                                                                                                                                                                                   Erläuterung:       Die    sogenannten                 • C1: Fakten, Nachweise („hard facts“):
                                                                                                                                                                                                   SCALP-Kriterien sind als Grundlage für                  Lebendfang, Totfund, genetischer
                                                                                                                          mangels genetischer Probe kein                                           ein standardisiertes Monitoring von ei-                 Nachweis, Foto, Telemetrieortung
                            Neustadt a.d.
      05.09.2016                                         C1                  Foto               k.A.         k.A.             Vergleich mit anderen                                                ner alpenweiten Expertengruppe aus-                   • C2: bestätigte Hinweise („soft facts –
                             Waldnaab
                                                                                                                              Nachweisen möglich                                                   gearbeitet worden und werden auch                       confirmed“): durch eine erfahrene
                                                                                                                          Verkehrsunfall; Abstimmung mit                                           weiterhin fachlich weiterentwickelt. Die                Person bestätigte Ereignisse wie
                                                                                                          Südwestal-                                                                               Abkürzung steht für „Status and Conser-                 Riss oder Spur
      26.05.2016             Schwandorf                  C1                Totfund            männlich                     alpenweiten Gendatenbanken
                                                                                                             pen                                                                                   vation of the Alpine Lynx Population“.                • C3: Nicht bestätigte Hinweise („soft
                                                                                                                                       läuft
                                                                                                                                                                                                   Die Methodik wird europaweit für das                    facts – unconfirmed“): Ereignisse,
                                                                                                                            keine weiteren Erkenntnisse                                            Monitoring der großen Beutegreifer                      die nicht überprüft wurden bzw. in
                                                                          Genetik,                                                                                                                 verwendet. Sie teilt Meldungen ein                      der Regel nicht überprüfbar sind
      29.04.2016          Nürnberger Land                C1                                     k.A.      Nordosten             über Geschlecht und
                                                                          Speichel                                                                                                                 nach deren Überprüfbarkeit und un-                      (z. B. Beobachtungen, Rufe)
                                                                                                                                 Rudelzugehörigkeit

                                                                                                                            mit hoher Wahrscheinlichkeit
      17.04.2016                 Regen                   C1                  Foto             männlich*      k.A.           dasselbe Tier wie Nachweise
                                                                                                                             aus 01/2016 und 05/2015*               Projektvorschlag:

                                                                                                                          mangels genetischer Probe kein            Kartenarbeit und Zuordnung der Wolfsnachweise:
      01.04.2016          Nürnberger Land                C1                  Foto               k.A.         k.A.             Vergleich mit anderen                 Die Wolfsnachweise aus Bayern in eine Karte übertragen. Wenn möglich, mit Datum und Linie zur Herkunftsregion.
                                                                                                                              Nachweisen möglich                    Quelle aus Monitoring des Landesamts für Umwelt.
                                                                                                                          mangels genetischer Probe kein
                                                                                                                                                                    Luftbildervergleich:
      07.03.2016              Starnberg                  C1                  Foto               k.A.         k.A.             Vergleich mit anderen
                                                                                                                                                                    Karten mit derselben Sichthöheneinstellung mit der Schule als Mittelpunkt vergleichen, und die Größe eines
                                                                                                                              Nachweisen möglich
                                                                                                                                                                    Wolfsreviers einzeichnen. Wo liegt das nächste Wolfsvorkommen? Welche Strecke können die Wölfe zurücklegen,
                                                                                                                            mit hoher Wahrscheinlichkeit            und könnte sich ein Wolf ansiedeln?
      28.01.2016                 Regen                   C1                  Foto             männlich*      k.A.           dasselbe Tier wie Nachweise
                                                                                                                             aus 01/2016 und 05/2015*               Hier zwei Beispiele aus 40 km Sichthöhe:
                                                                                                                                                                    a) Lausitz: Braunkohletagebau, Truppenübungsplätze, Städte, Wälder mit deutlichen Straßen. Trotz Infrastruktur
                                                                                                                            mit hoher Wahrscheinlichkeit               und menschlicher Nutzung haben sich im Gebiet die ersten Wolfsrudel gebildet. Jetzt ist diese Karte flächen-
                           Freyung-Grafe-
      12.01.2016                                         C1                  Foto             männlich*      k.A.           dasselbe Tier wie Nachweise                deckend mit Wolfsrevieren besetzt.
                                nau
                                                                                                                             aus 01/2016 und 05/2015*
                                                                                                                                                                    b) Oberbayern Voralpengebirge: Vergleich der landschaftlichen Strukturen, Waldanteil, Siedlungsanteil, Straßen.
     * Mit hoher Wahrscheinlichkeit zeigen die Aufnahmen vom 17.4.2016, 28.1.2016, 12.1.2016 und 8.5.2015 dasselbe Männchen. Abschließende Sicherheit kann nur
     eine genetische Analyse geben, etwa von Speichel- oder Haarproben. Die gute Qualität der Farbbilder ermöglicht den Experten im vorliegenden Fall jedoch eine   Vergleich der Bevölkerungsdichte: Bevölkerungsdichte im Durchschnitt, Bevölkerungsdichte im Detail. Wie
     Einschätzung mit hoher Wahrscheinlichkeit.                                                                                                                     hoch ist die Menschendichte in Gebieten mit Wolfsvorkommen? Internetrecherche und Vergleich. Braucht der
                                                                                                                                                                    Wolf wirklich „Wildnis“?

12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           13
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t e l 3 : S c h u t z statu s Wo lf                                                                                                                                                                                          Ka p it e l 3 : S c h u t z s tat u s W o l f

 03
 Schutzstatus Wolf
                                                   iu m d e s
                 t  z u  n g   :  N a c h S tu d                                                                                            Tabelle: Schutzstatus der Wölfe in Europa
     Z ie l s e                                          n                                      bitate durch Schutzgebiete geschützt
                                       d ie n ö ti g e
                      rh ä lt m a n                        nd
     K a p it e ls e          d  e r n a ti o n a le n  u                                       werden sollen. Die Artikel 12 bis 16 der
                         e n                                        en
     In fo rm a   ti o n                          tz a b o m m
                                                          k                                     FFH-Richtlinie enthalten die Bestim-        Country        EU          Bern       N wolves killed    Annual wolf removal Annual non-             Manage-                  Popu-
                 ti o n a le n   A rt e n s c h u           a .                                 mungen zum Artenschutz. Hierunter
      in te rn a                          lf in E u ro p                                                                                                   Habitat     Conven-    under derogati-    under Annex 5       EU legal wolf           ment/                    lation
                        u f d e n Wo                               asien
      in B e z u g a                 n   B  ay ern Gymn                                         fallen Maßnahmen für ein strenges                          directive   tion       on of articel 16                       removal                 Actionplan               trend
                         hrpl      a                            ie h u n g e n
       Bezug: Le                     n d e  W  e c h s e lb e z                                 Schutzsystem für die Tier- und Pflan-                      Annex                  in 2007-2008
                         n d le  g e                                N a tu r-
       B 10 .3 G ru                   s e n  (U  m w e lt u n d                                 zenarten in Anhang IV (Art. 12, Art.                                              combined
                        Lebe     w  e                                e rb a u
        z w is c h e n             c h u  l e n   B 5 .4 Kö rp                                  13 FFH-Richtlinie), Maßnahmen zur           Norwegen       NA          II         NA                 NA                     6 (2011; in-         yes                      =
                         eal     s
        s c h u tz ); R                               g e ti e re n                             Regelung der Entnahme und Nutzung
                    b e n s w   e is e vo n S ä u                                                                                                                                                                           crea-sing trend)
         und Le                                      rt e n );                                  der Tier- und Pflanzenarten in Anhang
                          e in  h e im is c h e A                  e r W ie s e                                                             Schweden       II & IV                10                 NA                     NA                   yes                      +
         (b e d ro  h te
                                 m  e in s c h a ft Wa ld o d                                   V (Art. 14) sowie Bestimmungen zum
                          sge                       , S c h u tz )
         6 .5 L e b e n            e fä h rd u n g
                                                                                                Fang und Transport von Arten der An-        Finnland       IV/V2       excluded   63                 26 (mean 2006-2011) NA                      yes                      =
                   u  tu n g ,   G                                                              hänge IV und V (Art. 15).
          (B e d e                                                                                                                          Estland        V           II         NA                 150 (2011; increasing NA                    yes                      =
                                                                                                                                                                                                     trend)
                                                    FFH-Richtlinien                             Berner Konvention
                                                    Der Wolf ist im Rahmen internationaler      In der Berner Konvention haben sich         Lettland       V           excluded   NA                 163 (mean 2006-        NA                   yes                      =
                                                    und nationaler Gesetze und Verord-          45 Staaten auf die Erhaltung und den                                                                 2011)
                                                    nungen geschützt.                           Schutz wildlebender Pflanzen und Tie-       Litauen        V           II         NA                 40 (2011; increasing   NA                   presented in = +
                                                                                                re und ihrer Lebensräume verständigt.                                                                trend)                                      2011, still not
                                                    Auf internationaler Ebene sind folgende     Der Wolf ist in Anhang II (streng ge-                                                                                                            final
                                                    Richtlinien für den Schutz des Wolfes       schützte Tierarten) der Konvention auf-     Deutschland    II & IV     II         0                  NA                     NA                   yes                      +
                                                    bedeutend:                                  geführt. Die streng geschützten Tierar-
                                                                                                ten des Anhang II dürfen weder gestört      Tschechische   II & IV     excluded   0                  NA                     NA                   unapproved    -
                                                    Die FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Ha-        noch gefangen, getötet oder gehandelt       Republik                                                                                             conept sind 7
                                                    bitat-Richtlinie, 92/43/EWG) wurden         werden.                                                                                                                                          years
                                                    1992 von der EU in Kraft gesetzt und                                                    Ungarn         II & IV     II         0                  NA                     NA                   no info                  ?
                                                    sollen europaweit die Ausweisung            Washingtoner Artenschutz-                   Polen          II & IV     excluded   2                  0                      NA                   under dis-               +
                                                    und Erhaltung von Lebensräumen und          abkommen                                                                                                                                         cus-sion
                                                    Wildtieren regeln. Derzeit sind 372 Tier-   1997 wurde der Wolf über die Verordnung
                                                                                                                                            Rumänien       II & IV     II         312                NA                     NA                   yes                      =
                                                    und Pflanzenarten (u. a. der Anhänge        338/97 in europäisches Recht im An-
                                                    I und II) in den Artendatenbanken der       hang A übernommen. Die Verordnung           Slowakei       II & IV     excluded   NA                 149 (2011; increasing NA                    no                       ?
                                                    Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) er-     wird von dem Washingtoner Arten-                                                                     trend)
                                                    fasst. Der Wolf ist hier in Anhang IV       schutzabkommen (CITES, Convention           Albanien       NA          II         NA                 NA                     0                    no                       =
                                                    (streng geschützte Art) aufgeführt, sein    on International Trade in Endangered
                                                                                                                                            Bosnien-       NA          II         NA                 NA                     272 (mean 2007- no                            ?
                                                    Lebensraum in Anhang II (Schutzge-          Species of Wild Fauna and Flora) umge-
                                                                                                                                            Herzogovnien                                                                    2011)
                                                    bietsausweisung). Die FFH-Richtlinien       setzt. Dem Washingtoner Artenschutz-
                                                    sollen „zur Sicherung der Artenvielfalt     abkommen vom 3. März 1973 gehören           Bulgarien      II & IV     excluded   NA                 380 (mean 2006-        NA                   in the final             -
                                                    durch die Erhaltung der natürlichen         152 Staaten an. Es stellt Richtlinien für                                                            2009)                                       stage
                                                    Lebensräume sowie der wild leben-           den Handel mit geschützten Tieren und       Kroatien                   II         NA                 NA                     23 (2011; increa- yes                         +
                                                    den Pflanzen und Tiere (...)“ beitragen.    deren Erzeugnissen auf und schränkt                                                                                         sing trend)
                                                    Anhang IV ist eine Liste von Tier- und      die Ein- und Ausfuhr der Tiere oder ihrer
                                                                                                                                            Griechenland   II & IV/V   II         no info            0                      NA                   no                       +
                                                    Pflanzenarten, die unter besonderem         Teile (Felle, Schädel, Knochen …) ein.
                                                    Rechtsschutz der EU stehen, weil sie        Der Wolf ist hier in Anhang II (gefährde-   Kosovo         NA          no info    NA                 NA                     no info              no info                  ?
                                                    selten und schützenswert sind. Weil         te Tierart) aufgeführt, einige Subpopu-     Mazedonien     NA          excluded   NA                 NA                     144(mean 2008-       no                       =
                                                    die Gefahr besteht, dass die Vorkom-        lationen sind vom Aussterben bedroht                                                                                        2010)
                                                    men dieser Arten für immer verloren         und in Anhang I aufgeführt.
                                                                                                                                            Montenegro     NA          II         NA                 NA                     no info              no info
                                                    gehen, dürfen ihre „Lebensstätten“
                                                    nicht beschädigt oder zerstört werden.                                                  Serbien        NA          II         NA                 NA                     25-35 (esti-ma-      unapproved               +
                                                    In Anhang II der Richtlinie werden Tier-                                                                                                                                ted mean 2006-       draft since
                                                    und Pflanzenarten genannt, deren Ha-                                                                                                                                    2011)                2007

14                                                                                                                                                                                                                                                                                         15
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t e l 3 : S c h u t z statu s Wo lf                                                                                                                                                                                                           Ka p it e l 3 : S c h u t z s tat u s W o l f

      Country                 EU                 Bern       N wolves killed      Annual wolf removal Annual non-                       Manage-             Popu-                                       signifikante Auswirkung auf eine Ein-      Auch in Bayern können Wölfe, trotz
                              Habitat            Conven-    under derogati-      under Annex 5       EU legal wolf                     ment/               lation                                      grenzung der Wilderei hat.                 hohem, Schutzstatus und obwohl
                              directive          tion       on of articel 16                         removal                           Actionplan          trend                                                                                  bisher ohne große Verbreitung, ge-
                              Annex                         in 2007-2008                                                                                                                               Was nicht berücksichtigt wird, ist, dass   schossen werden. Die Kriterien dazu
                                                            combined                                                                                                                                   eine nicht kontrollierte, klar abge-       gibt der Managementplan Wolf vor.
                                                                                                                                                                                                       stimmte und vorgegebene Bejagung           Im Einzelfall ist bereits heute eine
      Slowenien               II & IV            excluded   10                   NA                            NA                      yes                 +
                                                                                                                                                                                                       (Freigabe von Individuen, gutes Jagd-      Entnahme (Tötung) möglich, wenn
      Italien                 II & IV            II         0                    NA                            NA                      yes (but Alps       =                                           management) der Wölfe eher zu einer        unprovoziertes aggressives Verhalten
                                                                                                                                       no)                                                             Zunahme der Konflikte bei den Weide-       gegenüber Menschen und Hunden in
      Österreich              II & IV            II         0                    NA                            NA                      yes                 +                                           tieren führt. Neuere Studien aus der USA   Menschenbegleitung auftritt, und bei
                                                                                                                                                                                                       kommen zu diesen Ergebnissen. Klar         immer wiederkehrender Tötung aus-
      Frankreich              II & IV            II         no info              NA                            NA                      yes                 +
                                                                                                                                                                                                       festhalten kann man in jedem Fall, dass    reichend geschützter Nutztiere.
      Schweiz                 NA                 II         NA                   NA                            0-2 (range 2006- yes                        +                                           es in Europa praktisch keine Untersu-
                                                                                                               2011)                                                                                   chungen zu solchen Fragestellungen gibt.
      Portugal                II & IV            II         0                    NA                            NA                      no                  -
      Spanien                 IV & V             III        3                    ~200 (estimated               NA                      yes                 =
                                                                                 mean 2006-2011)
                                                                                                                                                                           Projektvorschlag:

     Quelle: IUCN/LCIE Status, management and distribution of large carnivores – bear, lynx, wolf & wolverine – in Europe MARCH 2013. Solche Tabellen und Erhebungen       Rollenspiel:
     sollten nicht überbewertet werden. Zum einen ist die wissenschaftliche Methodik ebenso wie das Interesse und die personellen Möglichkeiten in den einzelnen           Warum finden einige Menschen es gut und der andere schlecht, wenn Wölfe gejagt werden? Schäfer, Jäger,
     Ländern extrem unterschiedlich. Deswegen soll diese Tabelle hier nur eine Übersicht verschaffen. Feststellen kann man in jedem Fall, dass die Zeit der intensiven     Naturschützer, Vertreter einer Behörde, Eltern …
     Bejagung bis zur lokalen oder großflächigen Ausrottung in Europa vorbei ist. Das gilt nicht nur für Wölfe, sondern auch für andere Wildtierarten wie Luchse, Bären,
     Goldschakal, Biber oder Greifvögel.

                                                       Warum werden trotz der                                  sind, ohne ausgerottet zu werden.
                                                       Schutzbestimmungen in ei-
                                                       nigen Ländern Wölfe legal                               Es gab folglich bei den Verhandlungen
                                                       bejagt?                                                 zur Umsetzung der Artenschutzricht-
                                                       Die Listung des Wolfes in den unter-                    linien eine gewisse Flexibilität. Hinzu
                                                       schiedlichen Anhängen (Annex II, IV, V)                 kommt, dass das Töten einzelner In-
                                                       bedeutet einen unterschiedlich hohen                    dividuen einer streng geschützten
                                                       Schutzstatus. Wie man in der Tabelle                    Wildtierart immer zugelassen werden
                                                       2 erkennt, ist die EU-Habitatrichtlinie                 kann, wenn es besonders gravieren-
                                                       (FFH-Richtlinie) nicht in allen Ländern                 de Probleme mit einem Einzeltier gibt.
                                                       Bestandteil des rechtlichen Schutzsta-                  Beispielsweise hat die Sicherheit der
                                                       tus. In einigen Ländern ist der Wolf im                 Menschen immer Vorrang. Problema-
                                                       Anhang II und IV gelistet und in anderen                tisch kann es bei der Auslegung bzw.
                                                       Ländern im Anhang V. Bei der Berner                     Beurteilung der besonderen Ausnahmen
                                                       Konvention konnten die einzelnen Län-                   werden.
                                                       der vorher einzelne Wildtierarten aus
                                                       der Auflistung der besonders geschütz-                  Als einen weiteren Grund für die Aus-
                                                       ten Wildtierarten herausnehmen. Zu-                     nahmeregelungen oder reduzierten
                                                       sätzlich hatten einige Länder mit einer                 Schutzstatus galt die Hoffnung, dass
                                                       dauerhaften und stabilen Wolfspopula-                   eine kontrollierte Bejagung die Wilde-
                                                       tion die Möglichkeit, bei den Verträgen                 rei eingrenzen würde. Allerdings zeigen
                                                       eine gewisse Bejagung zuzulassen,                       neue Untersuchungen, dass diese An-
                                                       weil vor dem Schutzstatus die Wölfe                     nahme eher ein Trugschluss zu sein
                                                       meistens auch schon gejagt worden                       scheint und nicht die erwünschte

16                                                                                                                                                                                                                                                                                                           17
Gymnasien sowie die außerschul
K a p i t e l 4 : W i l d t i e r manag ement                                                                                                                                                                              Kap it e l 4 : W il d t ie r m a n a g eme n t

 04
 Wildtiermanagement
                                               iu m d e s                      a g e m e n t“
                  t z u  n  g  : M it S tu d                  il d ti e rm a n
     Z ie l s  e                               e g ri ff  „W                            c h ie d e
                ls  w ir d  m   an den      B
                                                          e rk e n  n t  d ie U n te rs              Wenn Menschen und Wildtiere einen
     K a p it e                         nnen und                                                     gemeinsamen Lebensraum nutzen,              Projektvorschlag:
                      fi n ie re n k ö                         re ta ti o n .
     besser de                  e r h e u ti g e n In te rp                                          gibt es auch Konflikte für Mensch und
                        nd    d                                   sien
      d e r a lt e n u             n  B  ay  e rn Gymna                       n z w is c h e
                                                                                             n       Wildtier. Die Ursachen sind oft sehr        Brainstorming:
      Bezug: Le
                       hrpl      a
                                           W  e c h s  e lb e z ie h u n g e
                                                                                                     unterschiedlicher Natur. Die Konflikte      Welche Probleme für Menschen durch Wildtiere und umgekehrt können benannt werden?
                         n d le g e n d e                      h u tz )
      B 10 .3 G ru                  e lt u n d N a tu rs c                      eise von             reichen vom einfachen Ärgernis über
       L e b ewe s e
                        n (U   m  w
                                                 e rb  a u u nd Lebensw                   emein-
                 s c h u  l e  n B 5.4 K     örp
                                                          h e A  rte  n ), 6.5 Lebensg               materielle Schäden, Nahrungs-/Le-           Gruppenarbeit:
        Real                               inheimisc                          ng, Schutz)            bensraumkonkurrenz, definierte und          Für jeden Konflikt gibt es auch Ursachen. Welche Ursachen könnten für die genannten Probleme verantwortlich
                           (bedrohte e                      g, Gefährdu
        Säugetieren                         (B e d e u tu n                                          weniger definierte Ängste vor einem         sein?
                           oder Wiese
        schaft Wald                                                                                  Wildtier bis hin zu tödlichen Auswir-
                                                                                                     kungen sowohl für Wildtiere als auch        Kreative Ideenentwicklung:
                                                      Alte Interpretation: Kontrolle der             für Menschen.                               Wie kann man die festgestellten Probleme minimieren oder lösen?
                                                      Wildtierpopulation
                                                      Bisher hat man darunter insbesondere           Ob solche Situationen tatsächlich als       Beispiele: Straßen und Autobahnen, Weidetierhaltung, Forstwirtschaft, Oberflächenversiegelung, landwirt-
                                                      die Aktivitäten zur Kontrolle von Wild-        Konflikt betrachtet werden, ist von der     schaftliche Industriewüsten, Marder im Fahrzeug und Haus, Müll, Spiegelfechter (Kampf gegen das eigene
                                                      tierpopulationen verstanden. Dazu gab          individuellen Einstellung des betroffenen   Spiegelbild an Fenstern v. a. bei Vögeln), Freizeitaktivitäten.
                                                      es im Wesentlichen drei Ansätze:               Menschen, von der philosophisch-ethi-
                                                                                                     schen Einstellung der Gesellschaft ge-
                                                      • Man reduziert eine Wildtierart auf die       genüber Wildtieren und sehr oft von
                                                        gewünschte Populationsgröße.                 den sozialökonomischen Konsequenzen
                                                      • Man unternimmt keine Aktion, son-            abhängig. Manchmal sind es fehlende
                                                        dern beobachtet die Entwicklung              Informationen und Erfahrungen, um
                                                        einer Wildtierpopulationen.                  Mensch-Wildtier-Konflikte zu lösen,
                                                      • Man fördert eine Wildtierart, um eine        und manchmal sind es Konflikte, die
                                                        erwünschte Populationsgröße zu               man nur sehr schwierig und mit hohem
                                                        erreichen.                                   finanziellen Aufwand eingrenzen kann.
                                                                                                     Die Wildtiere versuchen nicht mehr, als
                                                      Wildtiere wurden in nützlich und               zu überleben, und passen sich den Be-
                                                      schädlich eingestuft. Die erwünschte           dingungen in ihren Lebensräumen an.
                                                      Populationsgröße ist insbesondere von          Jede Art hat eigene spezifische Ansprü-
                                                      rein ökonomischen Interessen abhängig.         che und ist unterschiedlich flexibel. Wir
                                                      Die tatsächliche Populationsgröße wird         Menschen hingegen penetrieren na-
                                                      allerdings nicht real gezählt, sondern         hezu alle Lebensräume permanent auf
                                                      meistens anhand von Schadensstatis-            höchst unterschiedliche Art und Weise.
                                                      tiken und anderen Methoden interpo-            Da wir in Europa weitestgehend in einer
                                                      liert und hochgerechnet.                       von uns geschaffenen Kulturlandschaft
                                                                                                     leben, sind wir Menschen am Ende
                                                      Moderne Interpretation: Mensch–                zum größten Anteil für viele der Konflik-
                                                      Wildtier-Management                            te zwischen Mensch und Wildtier selbst
                                                      Heute versteht man unter Wildtierma-           verantwortlich. Demzufolge sollte es
                                                      nagement die Summe der Maßnahmen,              unsere Aufgabe sein, permanent nach
                                                      um die Koexistenz von Menschen und             Lösungen zu suchen, um das Miteinan-
                                                      Wildtieren im gemeinsam genutzten              der von Mensch und Wildtier zugunsten
                                                      Lebensraum für alle Seiten zu gestalten        beider Seiten besser zu gestalten. Weil
                                                      und so die Konflikte für Menschen und          Menschen und Wildtiere einen gemein-
                                                      Wildtiere zu reduzieren.                       samen Lebensraum nutzen, sind Ideen
                                                                                                     und Konzepte mit einem integrativen
                                                      Es gibt einen Lebensraum für Menschen          Ansatz von entscheidender Relevanz.
                                                      und Wildtiere (und natürlich Pflanzen
                                                      sowie alle anderen Lebensformen).

18                                                                                                                                                                                                                                                                                19
K a p i t e l 5 : Ö k o l o g isch e Ro lle de r Wö lfe                                                                                                                                  Kap i t e l 5: Ök o l o g isch e R o l l e der Wö l f e

 05
 Ökologische Rolle der Wölfe
                                                           d ie s e s
                              :  N a c h S tu d iu m                    li c k in d ie                ausgehen, dass dieses Sprichwort          Wolfsregionen Deutschlands bislang          Einfluss des Wolfes sind stark von
     Z ie l s e t z
                     u  n  g
                                             e n  ti e fe re n E in b              y s te m
              e ls e rh  ä lt m a n    e in
                                                           ö k o lo g is c h e n S                    nicht grundsätzlich falsch ist. Es gibt   nicht erfüllt, dass Wölfe die vermehrt      Regionen und Beutetiervorkommen
     Ka p  it                                  e in e m                             re n d e n
            e u tu n g  d  e r Wö lf e in           d  e n  d a ra u s re s u lt ie                   erst seit kurzer Zeit Studien, die sich   vorkommenden Wildschweinbestände            abhängig und nicht zu pauschalisieren.
     Bed                                   n zu
                        A n re g u n g e                      k te n .                                mit den räumlichen und zeitlichen Be-     mit regulieren würden. Aussagen zum
      u n d e in ig e            c h a ft li ch e n As p e                  h u l e n 6 .5            wegungsmustern der größeren Pflan-
      m ö g li c h e n
                        w  ir ts
                                               ay  e  r  n Realsc                       n g, G e -
                   : L  e h  r pl a    n   B
                                                            r W   ie s e (B e d e u tu                zenfresser unter dem Einfluss der Wöl-    Auszug aus dem Wildtier-                    beständen entstünden, nicht zuletzt,
      Bez     u  g                             a ld   o d e                           le g e n d e
             e n s g e  m e  in s c h a ft W           s ie  n  B   1 0 .3 G ru n d                   fe beschäftigen.                          portal                                      weil befallene Hausschweinbestände
       Leb                                 ymna                            esen.                                                                (http://www.wildtierportal.                 getötet werden müssten, um eine Aus-
                        S c h u tz ); G                 h e n L e b ew
        fä h rd u n g ,                e  n   z w is c                                                Ein ökologisches Gleichgewicht werden     bayern.de)                                  breitung zu verhindern. Da in unserer
                          z ie h u n g
        We c h s e lb e                                                                               Wölfe in Europa allerdings kaum her-      Von Bedeutung sind auch Infektions-         Kulturlandschaft natürliche Fressfeinde
                                                                                                      stellen können. Erstens müsste man        krankheiten. Die Viruserkrankungen          des Schwarzwildes, beispielsweise
                                                         Wölfe haben je nach Beutetier und            dazu zunächst definieren, wie denn        der Europäischen und Afrikanischen          der Wolf, als bestandsregulierende
                                                         Situation verschiedene Jagdtech-             das ideale ökologische Gleichgewicht      Schweinepest, für den Menschen              Faktoren verschwunden sind, hat der
                                                         niken. Auch unterscheidet sich die           überhaupt aussehen soll. Zweitens         völlig ungefährlich, können zu erheb-       Mensch durch die Bejagung deren
                                                         Jagd von Tieren, die alleine unterwegs       mischen wir Menschen in einer Kultur-     lichen Verlusten führen. Diese Krank-       Aufgabe übernommen. Die häufigste
                                                         sind, von der Jagd durch Rudel. Eine         landschaft kräftig mit. Wölfe sind auch   heiten können auch die Hausschweine         Todesursache der Wildschweine bei
                                                         Methode ist die Hetzjagd. Bei dieser         nicht in der Lage, andere Probleme,       befallen. Deshalb sind sie von den          uns ist der gezielte Schuss aus dem
                                                         Strategie werden Wölfe vermutlich den        die wir beispielsweise mit Wildschwei-    Landwirten besonders gefürchtet, weil       Gewehr. Anzumerken ist hier, dass
                                                         größten selektiven Druck auf die po-         nen, Rotwild oder Rehen haben, für        erhebliche wirtschaftliche Einbußen         Wölfe erkrankte Beutetiere früher und
                                                         tenziellen Beutetiere ausüben können.        uns zu lösen. Wildtierpopulationen der    bei einem Ausbruch in Hausschwein-          schneller erkennen als Jäger.
                                                         Wer geschwächt ist, also alt, krank          Herbivoren in einem vielfältig struktu-
                                                         oder verletzt, wird von den Wölfen           rierten Lebensraum sind in erster Linie   Wirtschaftliche Rolle
                                                         erbeutet. Damit sinkt das Infektions-        von Qualität und Quantität des Nah-       Zur wirtschaftlichen Bedeutung des          • Es gibt Studien, die belegen, dass
                                                         risiko für andere. Alte oder „irgendwie      rungsangebotes abhängig, nicht von        Wolfes sind dem Autor keine Studien         eine Erholung vom Alltag dann besser
                                                         schon“ geschwächte Wildtiere stellen         der Präsenz großer Beute greifer. Bei     bekannt. Es gibt zwar etliche Hoch-         funktioniert, wenn die Menschen an-
                                                         so bei knapper Nahrung eine geringere        einer Kulturlandschaft verhält es sich    rechnungen      zum      wirtschaftlichen   dere nicht alltägliche oder besondere
                                                         Nahrungskonkurrenz für die gesunden          ähnlich, allerdings kommt hier noch       Schaden den Wölfe, verursachen sollen,      Anreize erhalten, insbesondere in einer
                                                         Pflanzenfresser dar. Rumänische Jäger,       der Faktor Mensch als Regulator hinzu.    aber keine seriösen Studien. Hier sollen    möglichst natürlichen Umgebung. Hier
                                                         die seit vielen Generationen für Staats-                                               dennoch ein paar Aspekte genannt            spielen Farben, Gerüche, Geräusche
                                                         jagdgebiete verantwortlich sind, haben       Es wird im Allgemeinen immer davon        werden:                                     und visuelle Beobachtungen eine Be-
                                                         dem Autor erklärt, dass sie die Wölfe        ausgegangen, dass Wölfe selektive         • Wenn Wölfe im signifikanten Umfang        deutung. Je vollständiger eine natür-
                                                         als Helfer ansehen, weil sie dafür sorgen,   Jäger sind und bevorzugt kranke oder        kranke Wildtiere effizient herausfil-     liche Umgebung ist, umso größer ist
                                                         dass der Wildtierbestand gesund und          geschwächte Wildtiere erfolgreich er-       tern können, wäre zu vermuten, dass       auch der Erholungswert, man vergisst
                                                         stark bleibt.                                beuten können.                              dadurch das Infektionsrisiko für un-      leichter den Alltag. Wölfe haben auf
                                                                                                                                                  sere Weidetiere durch Wildtiere sinkt.    uns Menschen schon immer auch ei-
                                                         Für Europa sind nicht sehr viele Unter-      Auf eine Arbeit aus der Slowakei soll     • Wenn Wölfe die Pflanzenfresser um-        nen faszinierenden Einfluss gehabt.
                                                         suchungen zur ökologischen Rolle der         hier hingewiesen werden. Es wurde der       triebiger halten, kann das einen po-      Ob und wie groß der Erholungswert in
                                                         Wölfe in Europa bekannt. Allgemein           Einfluss der Wölfe auf die Anwesenheit      sitiven Effekt auf den Nachwuchs          einer natürlichen Umgebung mit der
                                                         sind die Jagdmethoden abhängig von           der Schweinepest im Wildschweinbe-          der Jungbäume haben.                      Anwesenheit großer Beutegreifer (z.
                                                         Beutetieren, Traditionen und Erfahrun-       stand untersucht. Dabei wurden Regio-     • Eine gesunde und starke Wildtierpo-       B. Wolf oder Luchs) ist im Vergleich zu
                                                         gen der Wolfsrudel. Pauschalaussagen         nen mit Wölfen und Wildschweinen mit        pulation ist ebenso vorteilhaft für die   einem Umfeld, das weniger natürlich
                                                         sind immer schwierig.                        Regionen, in denen zwar Wildschweine,       Jagd selbst.                              ist, weil diese fehlen, ist, weil die Beu-
                                                                                                      aber keine Wölfe vorkommen, verglichen.   • Die von den rumänischen Jägern            tegreifer wie Wölfe oder Luchse fehlen,
                                                         Das Sprichwort „Wo die Wölfe sind,           Dabei hat man festgestellt, dass in den     angesprochene Hilfe der Wölfe bei         noch nie untersucht worden. Allerdings
                                                         wächst der Wald“ wird immer wieder           Wolfsregionen die Schweinepest nicht        der Wildtierhege könnte ebenfalls         reisen viele Menschen bewusst genau
                                                         bemüht. Die Darstellung ist stark ver-       dauerhaft und flächendeckend vor-           eine positive Bedeutung haben.            in die Länder, in denen eine kleine
                                                         einfacht, denn die ökologischen Systeme      kommt im Gegensatz zu den wolfsfrei-      • Nachteilig ist natürlich ganz klar        Chance besteht, einem Wolf zu be-
                                                         sind ausgesprochen komplex, und es           en Regionen.                                der deutlich erhöhte Aufwand für          gegnen. Die Erlebnisse, die man damit
                                                         spielen meistens mehrere Faktoren                                                        den Schutz der Weidetiere.                verbindet, egal, ob man nun einen Wolf
                                                         eine Rolle. Trotzdem kann man davon          Andererseits hat sich die Hoffnung in     • touristischer Vorteil für Wolfsgebiete.   gesehen hat oder nur ein paar Spuren,

20                                                                                                                                                                                                                                                        21
K a p i t e l 5 : Ö k o l o g isch e Ro lle de r Wö lfe                                                                                                                                                                                 Kap i t e l 6: N ahr u n g ssp ekt r u m u n d N u t z u n g

                                                                                                                                                06
                                                                                                                                                Nahrungsspektrum
                                                        wirken sehr lange nach. Solche positiven   aus. Es gibt Studien, die sich mit solchen
                                                                                                                                                und Nutzung                                                                                  Rinder als auch Pferde sind durch ihre
                                                        Erlebniseffekte wirken sich wiederum       Effekten beschäftigen, allerdings nicht                                                           e l w e rd e n                          Größe durchaus in der Lage, Wölfe ab-
                                                                                                                                                                               d  ie s e m K a p it                  fü r Wö lfe
                                                        positiv auf die Arbeitskraft im Alltag     direkt am Beispiel Wolf.
                                                                                                                                                Z ie l s e t z
                                                                                                                                                                un    g  : In
                                                                                                                                                                                          N a h ru n g s qu e ll e n                         zuwehren und auch zu töten. Um ein
                                                                                                                                                                 n e p o te n z
                                                                                                                                                                                  ie ll e                           n s ch e n
                                                                                                                                                ve rs c h ie d e                         n E in fl u s s w ir M e              chule
                                                                                                                                                                                                                                             Rind oder Pferd anzugreifen, zu ermüden
                                                                                                                                                         ri e b e n   u n d we lc   h  e
                                                                                                                                                                                                 a n   B a y e rn Reals                      und zu töten, brauchen Wölfe viel mehr
                                                                                                                                                besc   h                                   rpl                                   re n ,
                                                                                                                                                              b e n . B  ezug: Leh                    is e  v o n S ä u g e ti e             Zeit und Raum als bei kleineren Tieren.
                                                                                                                                                 darau  f  ha                             bens   w  e                             a s ie n
     Projektvorschlag:                                                                                                                                     K ö rp e  rb au und Le                   o d e r W  ie se, Gymn                   Trächtige Tiere sind insbesondere kurz
                                                                                                                                                 B 5 .4                                      a ld                                 gen
                                                                                                                                                           b e n s g  e m  e in s c h a ft W        c h  s  e l b e z ie h u n               vor und während der Geburt kaum zur
                                                                                                                                                 6 .5 L  e                           nde W       e
     Brainstorming und Interview:                                                                                                                                 undlege                                                                    Selbstverteidigung in der Lage. Eben-
                                                                                                                                                  B 1 0 .3 G r                      e   sen
     Welche Aufgaben haben Jäger in der Hege und Pflegearbeit? Welchen Einfluss haben Wölfe auf die biologische                                                    n Lebew                                                                   so die Nachgeburt, Totgeburten und
                                                                                                                                                   z w is c h e
     Fitness ihrer Beutetiere?                                                                                                                                                                 Was fressen Wölfe?                            frisch geborene Fohlen und Kälber
                                                                                                                                                                                               Eine häufig gestellte Frage ist, ob Wölfe     können eine leichte Beute für Wölfe
     Diskussion/Rollenspiel:                                                                                                                                                                   in Deutschland überhaupt ausreichend          darstellen. Wölfe sind zudem als Aas-
     Könnten Wölfe in unserer Kulturlandschaft als Helfer der Jäger angesehen werden, oder stellen Wölfe ein Problem                                                                           Nahrung hätten. Diese Frage muss              fresser bekannt. Mülldeponien können
     für die Jäger dar?                                                                                                                                                                        man sowohl auf das verfügbare Nah-            von Wölfen als ein Ort mit vielfältigen
                                                                                                                                                                                               rungsspektrum als auch auf die Quantität      Nahrungsquellen erkannt werden. Von
     Internetrecherche:                                                                                                                                                                        der Nahrung beziehen.                         Speiseresten angelockt, leben in der
     Gibt es Beispiele dafür, dass Wölfe in ein lokales touristisches Konzept eingebunden werden?                                                                                                                                            Regel viele kleinere Tiere auf oder bei
                                                                                                                                                                                        Die eindeutige kurze Antwort ist: Ja,                Mülldeponien. Auf der Speisekarte
                                                                                                                                                                                        es stehen ausreichende Nahrungsres-                  der Wölfe steht auch Obst: Äpfel oder
                                                                                                                                                                                        sourcen zur Verfügung. Wir Menschen                  Beeren werden von Wölfen im Sommer
                                                                                                                                                                                        haben einen nicht unerheblichen Ein-                 ebenfalls genascht. Kompost und Tier-
                                                                                                                                                                                        fluss auf die Vielfalt, Menge und die                futter (z. B. Katzenfutter) im Garten
                                                                                                                                                                                        Zugänglichkeit bzw. Verfügbarkeit des                kann eine Reihe an Wildtieren anlocken
                                                                                                                                                                                        Nahrungsspektrums – sowohl im                        und sowohl direkt als auch indirekt
                                                                                                                                                                                        positiven als auch im negativen Sinne.               auch für Wölfe attraktiv werden. Erstens
                                                                                                                                                                                        Als Beispiel hierfür können die Anzahl               stellen solche Futterplätze selbst eine
                                                                                                                                                                                        und Erreichbarkeit von Weidetieren ge-               Nahrungsquelle dar, und zweitens wer-
                                                                                                                                                                                        nannt werden.                                        den neben Katzen auch andere Wild-
                                                                                                                                                                                                                                             tiere angelockt, die (wie auf der Müll-
                                                                                                                                                                                        Unterschiedliche Nahrungs-                           deponie) für Wölfe interessant werden
                                                                                                                                                                                        quellen für Wölfe in Deutsch-                        könnten.
                                                                                                                                                                                        land
                                                                                                                                                                                        Das Nahrungsspektrum beginnt bei                     Lebensmittelreste, inbesondere an
                                                                                                                                                                                        der Maus und erstreckt sich über fast                Rastplätzen, Picknickplätzen oder Orten,
                                                                                                                                                                                        alle Säugetierarten bis zum Hirsch als               an denen Wanderer oft pausieren, kön-
                                                                                                                                                                                        größtes Wildtier in Deutschland (eine                nen ebenfalls Wildtiere und auch Wölfe
                                                                                                                                                                                        kleine Wisentpopulation in Deutsch-                  anlocken.
                                                                                                                                                                                        land gibt es nur in einem Versuchs-
                                                                                                                                                                                        gebiet, Elche tauchen nur sporadisch                 Wie viel frisst ein Wolf?
                                                                                                                                                                                        auf). Ebenso gehören Nutz- und Haus-                 Dazu gibt es mehrere Untersuchungen
                                                                                                                                                                                        tiere in das Spektrum, wenn sie für                  aus verschiedenen Forschungsprojek-
                                                                                                                                                                                        Wölfe erreichbar sind. In erster Linie               ten, leider auch mit unterschiedlichen
                                                                                                                                                                                        sind Schafe und Ziegen betroffen.                    Forschungsmethoden. Das führt zu
                                                                                                                                                                                        Aber selbst Rinder oder Pferde könnten               einer enormen Bandbreite der Anga-
                                                                                                                                                                                        von Wölfen angegriffen werden. Das                   ben von 1,5 kg bis zu über 9 kg pro
                                                                                                                                                                                        kommt nicht sehr oft vor, und dann                   Wolf pro Tag. Die einen berechnen die
                                                                                                                                                                                        sind eher die Jungtiere betroffen. Dazu              Gesamtbiomasse, die ein Wolf pro Tag
                                                                                                                                                                                        müssen die Rahmenbedingungen und                     verbrauchen würde, die anderen kon-
                                                                                                                                                                                        bestimmte Faktoren passen. Sowohl                    zentrieren sich nur auf den tatsächlichen

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                           23
K a p i t e l 6 : N a h r u ng sspek tr u m u nd Nu tzu ng                                                                                                                                                         Kap i t e l 6: N ahr u n g ssp ekt r u m u n d N u t z u n g

                                                     Fleischanteil. Deswegen ist folgende Be-   heute wieder mehr Waldflächen als vor                                  nur die Mindestgrößen der Wildtier-
                                                     rechnung nur eine Annäherung und als       100 Jahren. Langsam werden die Mo-                                     populationen angeben. Diese Zahlen
                                                     ein Rechenbeispiel anzusehen:              nokulturen wieder etwas artenreicher                                   rechne ich dann auf die Fläche eines
                                                                                                gestaltet. Trotzdem unterliegen insbe-                                 Wolfsrevieres um, damit ein Vergleich
                                                     Wenn man davon ausgeht, dass ein           sondere die Pflanzenfresser in unseren                                 schneller möglich ist.
                                                     Wolf etwa 2,5 kg Fleisch bzw. 5 kg Bio-    Wäldern den wirtschaftlichen Interessen
                                                     masse pro Tag benötigt, wären es bei 6     der Holznutzung. In Bayern macht sich
                                                     Wölfen in einem Rudel 30 kg Biomas-        das besonders in der staatlichen Aus-     Jagdstatistik Bayern
                                                     se pro Tag. Das würde etwa 1,5 Rehen       richtung „Wald vor Wild“ und bei der
                                                     entsprechen (bei 20 kg/Reh). Im Jahr       Rotwildpopulation und den ausgewie-       Art                  Abschuss/Jahr       Durchschnitt/km² (100 ha)                  im Wolfsrevier mit 300 km²
                                                     wären es folglich knapp 550 Rehe für       senen Rotwildgebieten bemerkbar. Der
                                                     ein Wolfsrudel mit 6 Wölfen, wenn sie      Hirsch, der diese Zonen verlässt, darf    Rehwild                ~ 300.000                    4,5/km²                                           ~1.350
                                                     nur Rehe fressen würden. Die Unter-        geschossen werden. Rotwild ist ein
                                                                                                                                          Schwarzwild             ~ 70.000                     1/km²                                             ~ 300
                                                     suchungen aus Deutschland und an-          wichtiges Beutetier für Wölfe.
                                                     deren Regionen zeigen, dass Rehwild                                                  Rotwild                 ~ 11.000       1,4/km² (Rotwildgebiete ~8000km²)                               ~ 420
                                                     etwa 40–50 % des Nahrungsspekt-            Jagd
                                                     rums ausmacht. Zu bedenken ist, dass       Sowohl die Interessen der Landwirt-       Hase, Fuchs, Dachs     ~ 200.000                  2,9 Tiere/km²                                        ~ 882
                                                     in den meisten Untersuchungsgebie-         schaft als auch der Forstwirtschaft       Gamswild                ~ 4.000        ? Keine Infos zur Verbreitungsfläche                               ?
                                                     ten das Rotwild homogener verteilt         haben einen enormen Einfluss auf die
                                                     ist als in Bayern. Im Allgemeinen kann     Jagd. Seit jeher sind Menschen als        Summe                                                                                                 > 2.500
                                                     man festhalten, dass sich die prozentu-    Jäger unterwegs. Früher mussten die
                                                     ale Verteilung der von Wölfen genutzten    Menschen jagen, um Nahrung zu be-                                      Die gesamte Jagdfläche beträgt 68.000 km² (6.800.000 ha laut Bayerischem Jagdverband e. V.)
                                                     Wildtierarten an der Verfügbarkeit         schaffen und überleben zu können. Mit
                                                     orientiert.                                der Einführung der Weidetierhaltung
                                                                                                verlor die Jagd als Notwendigkeit zur                                  Die Zahlen sollen nur eine Schätzung
                                                     Einfluss der Menschen auf                  Nahrungsbeschaffung an Bedeutung.                                      abgeben, wie viele der genannten
                                                     die Beutetierpopulationen                  Allerdings mussten nun die Weidetiere,                                 Wildtierarten in einem Wolfsrevier
                                                     der Wölfe                                  die Getreidefelder und die Jungbäume                                   mindestens vorkommen. Beim Rotwild
                                                             soll                               im Forstbetrieb geschützt werden. So                                   gilt dies nur für die ausgewiesenen
                                        S o n  d erabschnitt                                    änderte sich die Rolle der Jagd. Hinzu                                 Rotwildgebiete. Das Gamswild kommt
                u n g : Mit d
                              ie s e m                     nschen auf
 Z ie l s e t z                         E in fluss wir Me                                       kam die Jagd als Freizeitbeschäftigung                                 im Prinzip nur in den bayerischen Alpen-
               t werden, w
                            e  lc h e n                    ölfe haben.
 verdeutlich                   ich e n  Be  u tetiere der W                                     und gewann damit eine zusätzliche                                      regionen vor.
                            rl
                denen natü
 die verschie                                                                                   wirtschaftliche Bedeutung. Dieses
                                           Landwirtschaft                                       Thema möchte ich hier jetzt allerdings                                 Die in der Tabelle aufgeführten Zahlen
                                           Die Landwirtschaft verändert große                   nicht weiter vertiefen.                                                verdeutlichen nur die Mindestpopu-
                                           Flächen. Es gibt einige Wildtierarten,                                                                                      lation der einzelnen Wildtierarten pro
                                           die im hohen Maß durch dieses enorme                 Mit den folgenden Tabellen und Grafiken                                km², basierend auf den tatsächlich ge-
                                           Futterangebot profitieren. Dazu zählen               möchte ich die Dimension des Eingriffs                                 schossenen Wildtieren. Die tatsächli-
                                           ganz sicher die Wildschweine. Andere                 durch Menschen verdeutlichen. Ich                                      chen Populationen sind natürlich grö-
                                           Wildtiere geraten durch die Verände-                 möchte hier betonen, dass es mir nicht                                 ßer, um jährlich diese Abschusszahlen
                                           rung und Zerstörung durch die Land-                  um eine Bewertung der Jagd an sich                                     erreichen zu können.
                                           wirtschaft in ernsthafte Bedrängnis.                 geht.
                                           Dazu gehört sicher der Feldhase.
                                                                                                Die    Populationseinschätzung    der
                                                     Forstwirtschaft                            wichtigsten Beutetiere des Wolfes in
                                                     Die Wälder in Deutschland unterlie-        Bayern basieren auf der Jagdstatistik.
                                                     gen zu über 95 % den Interessen der        Die eigentlichen Wildtierpopulationen
                                                     forstwirtschaftlichen Nutzung. Diese       sind nicht zählbar, sondern nur in re-
                                                     Nutzung hat sich in den letzten Jahr-      lativen Größen mehr oder weniger gut
                                                     hunderten geändert, und wir haben          einschätzbar. Deswegen möchte ich

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