"Urban Sport & Health" in Berlin - Dokumentation eines Kongresses
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„Urban Sport & Health“ in Berlin - Inhalt Inhalt Interview mit Dr. Herbert Dierker und Prof. Dr. Klaus Pfeifer ........................................... 4 Dr. Fiona Bull: Wir müssen Menschen bewegen................................................................ 8 Impressionen ................................................................................................................. 15 Sport und Digitalisierung ............................................................................................... 20 Gesundheit und Bewegungsförderung ........................................................................... 22 Internationale Entwicklungen ........................................................................................ 24 Sportentwicklung .......................................................................................................... 26 Sport | Raum | Stadt ....................................................................................................... 28 Expertenstimmen zur Entwicklung eines Zukunftsplans ............................................... 30 Impressum...................................................................................................................... 34 ..........................................................................................................................................
„Urban Sport & Health“ in Berlin - Interview „Dann kommen auch die Deutschen mehr in Bewegung“– Interview mit Herbert Dierker und Klaus Pfeifer rand der eigenen Befindlichkeiten des Sportes oder der Ge- sundheitspolitik hinausschauen müssen. Darum haben wir mit Unterstützung des Deutschen Forschungszentrums für Künst- liche Intelligenz und der Humboldt-Universität zu Berlin den Kongress „Urban Sport & Health“ ausgerichtet. Was wir dort ganz sicher geschafft haben, ist, dass sehr unter- schiedliche Akteure zusammengekommen sind, die auch über die Grenzen Deutschlands hinausgeschaut haben. Speziell für Berlin haben wir erreicht, dass Sport und Gesundheit näher zu- sammengerückt sind – was in dieser Stadt nicht selbstverständ- Herbert Dierker: Allein durch die „Nationalen Empfehlungen“ lich ist. Jetzt kommt es darauf an, dass die unterschiedlichen Dr. Herbert Dierker Prof. Dr. Klaus Pfeifer kommt Deutschland nicht mehr in Bewegung, aber auf ihrer Akteure wie Gesundheit Berlin Brandenburg, Gesundheitsver- Basis kann die Politik handeln und Modellprojekte anstoßen. waltung, Sportverwaltung und Landessportbund gemeinsam Dr. Herbert Dierker hat sich als ehemaliger Leiter der Sportmi- Dann werden über kurz oder lang auch die Deutschen mehr in die auf dem Kongress bearbeiteten Themen vorantreiben. nisterkonferenz-Arbeitsgruppe „Sport und Gesundheit“ aufpo- Bewegung kommen. litischer Ebene für mehr Bewegungsförderung in den Kommu- 2016 wurden die „Nationalen Empfehlungen für Bewegung Welche konkreten Umsetzungen gibt es seitdem im Bereich der nen eingesetzt. Prof. Dr. Klaus Pfeifer, Sportwissenschaftler an und Bewegungsförderung“ veröffentlicht. Bewegen sich die Bewegungsförderung? derFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Deutschen inzwischen mehr als vorher? lieferte als einer der Herausgeber der „Nationalen Empfehlun- Klaus Pfeifer: Zunächst ist es wichtig, dass die „Nationalen Klaus Pfeifer: Das lässt sich nicht so einfach beantworten, weil gen für Bewegung- und Bewegungsförderung“ wissenschaftli- Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ poli- es nicht regelhaft jedes Jahr eine repräsentative Beschreibung Durch den Kongress sind Sport und che Grundlagen und Expertise im selben Themenfeld. Die bei- tisch wahrgenommen worden sind. Das hat sich beispielswei- Gesundheit näher zusammengerückt über das Bewegungsverhalten der Bevölkerung gibt. Das Ro- den unterschiedlichen Akteure sprechen im Interview darüber, se dadurch gezeigt, dass die Bundesrahmenempfehlung für bert Koch-Institut macht zwar regelmäßige Surveys, aber eben wie Deutschland mehr in Bewegung kommen und was der Kon- Prävention sowie der Leitfaden Prävention der gesetzlichen auch sinnvollerweise nur alle paar Jahre. Es gibt jedoch eine gress „Urban Sport & Health“ dazu beitragen kann. Krankenversicherungen darauf Bezug nehmen. Außerdem hat neue Publikation von Regina Guthold von der Weltgesund- die Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2017 in einem Be- Welche Gründe gab es für die Ausrichtung des Kongresses heitsorganisation (WHO). Darin sind Daten aus verschiedenen schluss die Verbreitung der „Nationalen Empfehlungen“ befür- „Urban Sport & Health“ in Berlin und was hat er bewirkt? Befragungen zusammengefasst, die die Prävalenz von körper- wortet. Auch aus wissenschaftlicher Sicht verspüren wir Effek- licher Inaktivität beschreiben. Wenn man diesen Daten Glau- Herbert Dierker: Wir haben das Thema Sport-Bewegung-Ge- te. Ein Beispiel: das Projekt KOMBINE. Das Akronym steht für ben schenken kann, hat körperliche Inaktivität zugenommen. sundheit seit sechs, sieben Jahren sehr intensiv auf Bundes- „Kommunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Bei diesem Trend sind wir Deutschen in einer Liga mit Brasi- ebene in der Arbeitsgruppe der Sportministerkonferenz der Nationalen Empfehlungen“. Dabei handelt es sich um ein durch lien, Bulgarien, den Philippinen und Singapur. Das zeigt, wie Länder bearbeitet. Nach dem gemeinsamen Beschluss von die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Auftrag groß die Notwendigkeit war, die „Nationalen Empfehlungen“ Sportministerkonferenz und Gesundheitsministerkonferenz und mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen gefördertes auf den Weg zu bringen. Da es keine großen sport- oder ge- zur Bekämpfung von Bewegungsarmut konnten wir die „Na- Projekt. Das Projekt hat zum Inhalt, neue Wege der Bewe- sundheitspolitischen Aktivitäten in Deutschland gegeben hat, tionalen Empfehlungen zur Bewegung und Bewegungsförde- gungsförderung in Kommunen partizipativ zu entwickeln und die zu einem Anstieg von Bewegungsförderungsmaßnahmen rung“ weiter vorantreiben. Schnell wurde uns klar, dass wir zu erproben. Dafür wurden in einer ersten Phase Bedarfsana- geführt haben, vermute ich, dass das Bewegungsverhalten der nur über einen intensiven Austausch mit unterschiedlichen lysen mit einer Vielzahl verschiedener Akteure aus den Kom- Deutschen sich noch nicht umfänglich verändert hat. Interessengruppen vorankommen und dabei über den Teller- munen, aus dem Bereich der Gesundheitsförderung und aus 4 5
„Urban Sport & Health“ in Berlin - Interview dem organisierten Sport gemacht – immer in Beziehung zu ak- Herbert Dierker: Sicher ist: Ohne die „Nationalen Empfehlun- Was sind die Unterschiede zwischen Bewegungsförderung im tueller wissenschaftlicher Evidenz. In einem nächsten Schritt gen“ und ohne den Weiterentwicklungsprozess wäre es nie zu städtischen und ländlichen Raum? geht es um konkrete Umsetzungen in sechs Modellkommunen. diesem weiterführenden Kongress gekommen. Die „Nationalen Klaus Pfeifer: Das hängt von den jeweiligen Ausgangsbedin- Nach einer Evaluation werden wir bis Ende nächsten Jahres Bewegungsempfehlungen“ sind eine Basis für diesen Kongress gungen ab. Kommune ist nicht gleich Kommune. Es gibt sehr einen konkreten Leitfaden dafür entwickeln, wie man Bewe- gewesen und der Kongress hat wiederum zur Verbreitung der bewegungsfreundliche Kommunen. Ich denke da an Erlangen, gungsförderungsmaßnahmen in der Praxis auch in der Breite Empfehlungen beigetragen. die Stadt, in der ich lebe, – eine fahrradfreundliche Stadt mit in die Umsetzung bringen kann. Klaus Pfeifer: Ein Kongress wie „Urban Sport & Health“ ver- über 100.000 Einwohnern. Es gibt ähnlich große Städte, da Ein weiterer interessanter Vorgang, den es so noch nicht netzt wichtige Akteure, verbreitet Informationen und mul- ist es komplett anders. Genauso lässt sich das auf den länd- gegeben hat, war Mitte 2018 eine Ausschreibung des Bun- tipliziert Wissen. Wie groß der Effekt ist, lässt sich schwer lichen Raum übertragen. Es gibt kleine Gemeinden mit guter desministeriums für Gesundheit für Forschungsprojekte zur ermessen. Es kann eine große Signalwirkung von ihm in die und mit eher schlechter Bewegungsinfrastruktur. Vieles hängt Neuentwicklung und Erprobung von Bewegungsförderungs- Kommunalpolitik ausgehen, die in diesem Themenfeld eine am Gestaltungswillen der Akteure. Aber auch die Landschaft maßnahmen. In diesem Jahr haben insgesamt zehn Projekte zu wichtige Rolle spielt. selbst spielt eine Rolle. Wie ist sie geformt? Ist es da leicht, verschiedenen brennenden Fragen der Bewegungsförderung sich zu bewegen, geht es bergauf-bergab oder ist es flach? Ob Vor welchen speziellen Herausforderungen steht die Entwick- begonnen, und wir können auf die Ergebnisse gespannt sein. in der Stadt oder auf dem Land – es lohnt sich mehrdimensi- lung des urbanen Sportraums? An der FAU sind wir mit einem Projekt zu ärztlich initiierter Be- onal und vernetzt zu denken. Also: Wenn ich mir eine Land- wegungsförderung beteiligt. Das ist etwas, das in Deutschland Klaus Pfeifer: Grundsätzlich ist die Herausforderung, dass auf kommune anschaue, dann stellen sich Fragen wie: Wer ist hier im Gegensatz zu anderen Ländern noch nicht gut organisiert Bewegungsmangel als gesellschaftliches Problem reagiert für die Gestaltung des bebauten Umfeldes zuständig? Welche Mit bewegungsermunternden Formen ist. Das möchten wir ändern und modellhaft ins Versorgungs- werden muss. Das betrifft insbesondere die Städte, in deren aktive Lebensweisen fördern Rolle spielen das Gesundheitsamt und der organisierte Sport system integrieren. baulicher Umwelt häufig nicht mehr viele Räume vorhanden im Kontext? Welche Vereine gibt es vor Ort? Wie ist die Vernet- sind, die den Menschen Bewegung nahelegen. Daraus ergibt zung zu den Schulen und wie kommen die Kinder in die Schule? Welche Verzahnungen zwischen „Nationalen Bewegungsemp- Form der Fortbewegung darstellt – sprich: man sich beispiels- sich eine wichtige städtebauliche Aufgabe. Nämlich Wohnum- Wenn man dann die verschiedenen Akteure zusammenbringt, fehlungen“ und dem Kongress „Urban Sport & Health“ gibt es weise lieber aufs Rad setzt als ins eigene Auto. felder und Arbeitswege so zu gestalten, dass die körperlich-ak- hat das auch den Vorteil, dass sie neu entwickelte Maßnahmen und wie tragen diese zur Verbreitung der Empfehlungen bei? tiv bewegte Fortbewegung die einfachere oder angenehmere Und was Herbert Dierker über Berlin berichtet hat, gilt auch als ihre eigenen betrachten und damit auch mehr Verantwor- für andere große Kommunen. Wenn wir sagen: Bewegung hat tung übernehmen. starke gesundheitsförderliche Effekte, dann muss das Thema Was muss passieren, damit Menschen jeden Alters einen sys- Bewegung über die politischen Sektoren Gesundheit und Sport tematischen Zugang zu Sport erhalten? hinweg betrachtet werden, und zwar im ganzen Land. Klaus Pfeifer: Das erreichen wir, indem wir ein deutlich stär- Bietet Berlins öffentlicher Raum besondere Chancen für Bewe- keres Bewusstsein dafür schaffen, welche Bedeutung Bewe- gungsförderung? gung für die Gesundheit und für die Lebensqualität hat. Diese Herbert Dierker: Berlin steht wie alle Wachstumsregionen vor Erkenntnis in die verschiedenen Felder unseres gesellschaftli- der sehr großen Herausforderung, den durch den Bevölke- chen Lebens hineinzutragen und die wichtigen Entscheider zu rungsdruck notwendigen Wohnungsbau und den Ausbau der In- erreichen, ist eine Informations- und Kommunikationsaufgabe frastruktur zu gestalten. Bei neuzubauenden Quartieren bietet der Zukunft. sich die Chance, von vornherein mitzudenken, dass man eine be- Dabei fehlt bislang eine klare politische Verankerung von Be- wegungsfreundliche Umgebung schafft und keine autofreund- wegungsförderung. So haben wir zwar im Bund und den Län- liche. Ähnliches gilt für Berlins Schulbauprogramm. Hier darf dern jeweils eigene Ministerien für Ernährung, die Bewegungs- nicht nur die reine Funktionalität im Vordergrund stehen, son- förderung ist jedoch kaum strukturell verankert. Hier müssten dern neue Schulbauten mit bewegungsermunternden Formen. dringend sichtbare Strukturen und Verantwortlichkeiten ein- Die Chancen, die Berlin mit seinen großen Wasser- und Grün- geführt werden, z. B. durch entsprechend ressourcenunter- flächen ohnehin hat, werden bereits sehr gut genutzt. Wenn fütterte Abteilungen für dieses wichtige Thema oder eigene sie in die Parks gehen, sehen Sie, dass dort nicht nur gegrillt Beauftragte. Auch bräuchte es dringend so etwas wie ein Nati- wird, sondern auch jede Menge Bewegungs- und Sportaktivitä- onales Zentrum für Bewegungsförderung, um in diesem wich- ten stattfinden. Auch auf dem Areal des ehemaligen Flughafens tigen Bereich voranzukommen. Übrigens gewinnt das Thema Tempelhof könnten wir gerade für den Sport eine Infrastruktur zusätzlich durch die Debatte um die Klimapolitik und die Rolle aufbauen, die uns viele Möglichkeiten bietet, die Sport- und Be- des körperlich-aktiven Transports noch an Bedeutung! wegungssituation in Berlin stark zu entlasten. Leider ist das in meinen Augen eine bislang gänzlich verpasste Chance. Herbert Dierker: Die Menschen haben jetzt schon unterschied- lichste Zugänge zum Sport. Zum einen ganz klassisch über die Sportvereine, das funktioniert sehr gut. Dann haben wir den 6 7
„Urban Sport & Health“ in Berlin - Interview Zugang über den Sportunterricht der Schulen. Dieses Poten- Klaus Pfeifer: Auch meines Wissens gibt es noch keine syste- zial wird noch nicht ausreichend genutzt. Obwohl es im Ganz- matische Erfassung von bewegungsförderlichen oder -hin- tagsschulbetrieb interessante Kooperationen zwischen Schule derlichen Randbedingungen. Es gibt in der Wissenschaft das und Verein gibt. Hier ist beispielsweise das bundesweit vorbild- Instrument der sogenannten Walkability, das die Bewegungs- hafte Projekt „Proficlubs machen Schule“ zu nennen. Dabei freundlichkeit der bebauten Umwelt untersucht. So etwas wird unterstützen „Profitrainer“ die Sportlehrerinnen und -lehrer aber nicht durchweg in Kommunen eingesetzt. in ihrem Unterricht. Aus meiner Sicht ein großartiger Erfolg. Was kann Digitalisierung leisten, wenn es um Bewegungsför- Wie schafft man es, dass Bewegungs-Angebote angenommen derung geht? werden, vor allem von Menschen, deren Alltag bisher von In- Herbert Dierker: Ehrlicherweise müssen wir sagen, dass wir es aktivität geprägt ist? auf dem Kongress nicht geschafft haben, das Thema Digitali- Herbert Dierker: Ich befürchte, in vielen Fällen ist es zu spät, sierung ausreichend einzufangen. Ich bin dafür, dass man die- wenn die Menschen bereits auf dem Sofa sitzen. Man muss ses Thema nochmal gesondert in einem ähnlichen Format auf- viel früher über die Sozialisationsinstanzen ansetzen und nimmt. Zumal wir meines Erachtens durch die Digitalisierung Bewegung, Sport und Ernährung schon von Kindesbeinen an großartige Chancen haben, die Menschen zu aktivieren, sei es zum Thema machen. In einem der spannendsten Projekte, die beispielsweise durch Schrittzähler-Apps oder durch über QR- ich hier in Berlin kenne, geht es um Sport und Bewegung mit Codes abrufbare Erklärvideos an Fitnessstationen im öffentli- werdenden Müttern. Bewegung sollte Teil des Lebens und des chen Raum. All dies muss zielgruppengerecht passieren, indem Alltags sein, und zwar von Beginn an. In diesem Zusammen- man zum Beispiel Jugendliche über die Spielewelt erreicht oder hang gibt es neben den Eltern noch eine weitere Gruppe, die mit einer auf den Sportunterricht zugeschnittenen App in der ganz entscheidend ist: die Ärzte. Es reicht aber nicht, pauschal Schule arbeitet. zu sagen, ihr Kind muss mehr Sport machen. Die Ärzte müs- Klaus Pfeifer: Über verschiedene Apps und entsprechende sen, mehr als bisher, mit gezielten Ansprachen und konkreten Sensoren kann man regelhaft Informationen über sein Be- Angeboten an die Eltern herantreten. wegungsverhalten bekommen. So eine automatisch laufende Couchpotatoes gehen meist ja nicht mal in den Park. Deswe- Selbstbeobachtung hat sicher Potenzial und ermöglicht das gen sollte man auch das Thema Bewegung in den Innenstäd- Monitoring ganzer Bevölkerungsgruppen. Auf der anderen Wie müssen kommunale Strukturen zukünftig gestaltet sein, ten sichtbarer machen. Das können ganz kleine Dinge sein. Seite ist das nicht für jeden etwas und ist natürlich auch mit damit Sport und Bewegung für jeden verfügbar sind – auch Im Rahmen des Themenjahres „Hamburg trainiert …“ wurden Datenschutzfragen verbunden. ungeachtet der sozialen Herkunft? zum Beispiel im öffentlichen Raum neongelbe Aufkleber ange- Wie müssen sich organisierter Sport und Individualsport in der bracht, mit denen zum Treppensteigen und anderen Aktivitä- Klaus Pfeifer: Ich glaube, die Frage muss man anders stellen, Stadt von morgen ergänzen? ten animiert wurde – das hat funktioniert. und zwar so: Wie müssen kommunale Strukturen zukünftig Herbert Dierker: Alle Vereinssportler sind auch Individual- gestaltet sein, damit Sport und Bewegung insbesondere für Klaus Pfeifer: Es geht immer um die zentrale Frage: Wie kann sportler und umgekehrt nicht alle Individualsportler Vereins- Menschen mit sozialer Benachteiligung verfügbar sind? Es gibt ich Bewegungsförderungsmaßnahmen in die Lebenswelten der sportler – das macht aber nichts. Für eine Gesellschaft ist es einen Gradienten, an dem deutlich sichtbar wird, dass Men- Menschen bringen? In diesem Zusammenhang möchte ich ein entscheidend, dass die Menschen sich überhaupt bewegen und schen mit niedrigem Sozialstatus eher inaktiv sind. Es ist eine Aktionsprogramm der WHO nennen: das European Healthy Ci- dafür brauchen wir eine bewegungsfreundliche Infrastruktur. große Herausforderung, diese Zielgruppe zu erreichen. Zumal ties Network. Seit über 30 Jahren arbeiten Akteure aus allen Tei- bei Menschen mit Migrationshintergrund häufig noch Sprach- Herbert Dierker: Viele Vereine bieten günstige Mitgliedsbeiträ- len der europäischen Region daran, Städte so zu gestalten, dass Klaus Pfeifer: Ich finde auch – nicht jeder braucht einen Ver- barrieren hinzukommen. Das ist eine kommunale Aufgabe und ge an für Kinder, deren Eltern wenig Geld zur Verfügung haben, es den Bürgern leichter gemacht wird, gesund darin zu leben. ein, um Sport zu treiben. Aber die in Deutschland einzigartige übrigens auch ein Schwerpunkt im angesprochenen Projekt und kümmern sich auch stark darum, Menschen mit Migra- Sportvereinslandschaft kann einen sehr bedeutsamen Beitrag Wie wird der Bedarf für Bewegungs- und Sportangebote in den KOMBINE, wo nach neuen Wegen der Bewegungsförderung für tionshintergrund aufzunehmen. Gleichzeitig muss es kosten- für die Bewegungsförderung leisten. Für die Vereine gilt: Je of- Kiezen und Bezirken der Städte koordiniert und wie gelangen sozial benachteiligte Menschen gesucht wird. Dabei wollen wir freie Angebote geben, die für jeden Menschen, völlig unabhän- fener sie sich zeigen in Hinblick auf neue Bewegungsformen lokale Umsetzungen zur Bewegungsförderung in die Breite? nichts von außen verordnen, sondern im Sinne eines Co-Crea- gig vom Geldbeutel, verfügbar sind, wie zum Beispiel „Sport im und neue Sportarten, desto eher können sie die Menschen tion-Prozesses von vornherein Menschen zusammenbringen, Park“ in Berlin. Dort fällt es auch gar nicht auf, ob jemand Geld Herbert Dierker: Das ist eine ganz zentrale Frage, aber diese erreichen. Das passiert schon sehr viel. Gerade in den städti- die ganz nah dran sind und von den Herausforderungen in ih- hat oder nicht. Es ist natürlich klar, dass Bewegungsförderung Koordinierung läuft nach meinem Dafürhalten eher nach dem schen Regionen Bayerns gibt es viele Angebote, die mit klas- ren Kommunen wissen. etwas kostet, aber wir wissen auch, dass wir – auch ökonomisch Zufallsprinzip. Ich glaube, ein entscheidender Schwachpunkt sischen Vereinssportarten nicht viel zu tun haben. Gleich bei betrachtet – viel zurückbekommen, denn mit Sport und Bewe- ist nach wie vor die mangelnde Kommunikation unter den ver- mir in der Nachbarschaft gibt es ein modernes und attraktives gung kann das Gesundheitssystem ungeheure Kosten sparen. schiedenen Akteuren – obgleich da schon sehr viel passiert ist. vereinseigenes Fitnessstudio. 8 9
Gesundheitlicher„Urban NutzenSport & Health“ von Sport in Berlin - WHO-Vortrag und Bewegung - Jugendliche Wir müssen Menschen bewegen – Diese globale Strategie sollte Länder weltweit bei Maßnahmen unterstützen, die zu einer ge- lich der These, dass Bewegung ein geeignetes Mittel sei, um gegen die beobachtete Zunah- jeden, an jedem Ort, an jedem Tag sünderen Ernährung und mehr Bewegung in der Bevölkerung führen sollten. Darüber hin- me an Erkrankungen vorzugehen. Bestandteil des Globalen Aktionsplans waren Detlef Dumon International Council of Sport Science and Physical Education e.V, Wiedergabe des Vortrags von Dr. Fiona Bull aus informierte sie, wie oft wie viel Bewegung Empfehlungen wie die Förderung einer bewe- für welche Altersgruppe angemessen ist. gungsfreundlichen Umgebung, die Bereitstel- Globaler Aktionsplan für wichts und wirkt sich positiv auf den Choles- Trotz aussagekräftiger wissenschaftlich ge- lung von Informationen, die Menschen dabei körperliche Aktivität 2018–2030 terinspiegel aus. Sie reduziert das Risiko von sammelter Ergebnisse und Handlungsemp- helfen, körperlich aktiver zu sein, und das Diabetes Typ 2 und Demenz. Sie hilft in der fehlungen ist rückblickend festzuhalten, dass langfristige Messen des Bewegungsverhal- Mehr aktive Menschen für eine Therapie von Depressionen und bei Angstzu- nach Inkrafttreten der Global Strategy wenig tens. Der Aktionsplan beinhaltete zum ersten gesündere Welt ständen. Sie fördert das Wohlbefinden in der passierte. In der Folge halfen aber zwei weite- Mal auch ein Ziel hinsichtlich der Steigerung Die Ergebnisse der Bewegung tut gut Gemeinschaft. Kurzum: Bewegung hilft uns re Dokumente dabei, das Bewusstsein einiger des Bewegungsverhaltens der Menschen, Forschung lassen Seit vielen Jahren liefern Wissenschaftlerin- dabei, länger und gesünder zu leben. Entscheidungsträger und -trägerinnen über nämlich um 10 %. keine Zweifel. nen und Wissenschaftler überzeugende Bele- den Handlungsbedarf zu verändern: ge dafür, dass körperliche Aktivität, das heißt Wir wissen genug, um zu handeln! 2011 befassten sich die Vereinten Nationen Bewegung im Alltag, unsere Gesundheit för- Und wir wissen auch, was getan Causative risk factors mit Fragen zur Gesundheit, was fast ein No- dert. Sie liefern uns neueste Empfehlungen werden muss! Tobacco use Unhealthy Diets Physical Inactivity Harmful Use of Alcohol Wir müssen jetzt vum war, weil die Delegierten in diesem Fo- Heart Disease hinsichtlich optimaler Intensität, Dauer und ✕ ✕ ✕ ✕ handeln. Und Weltweiter Einsatz für mehr Bewe- Noncommunicable rum vor allem über Sicherheits-, Finanz- und & Stroke dazu, wie oft wir uns bewegen oder Sport wir brauchen eine gung im Alltag – ein langer Weg! wirtschaftliche Fragen debattieren. Es war Diabetes diseases ✕ ✕ ✕ ✕ treiben sollen, aber grundsätzlich bleibt gül- andere Politik. erst das zweite Mal, dass sie sich mit Prob- Cancer ✕ ✕ ✕ ✕ tig: Bewegung tut den Menschen gut. 2004 verabschiedete die Weltgesundheitsor- lemen zur globalen Gesundheit befassten, Chronic Lung ✕ ganisation die erste sogenannte Global Stra- Disease Bewegung reduziert das Risiko, an Krebs zu nachdem sich die Generalversammlung bis tegy for Diet and Physical Activity. Die mit ihr erkranken, vor allem an Brust- und Darm- dahin lediglich einmal mit globalen Gesund- verbundene Agenda ging auf Forschungser- Abb.2: krebs. Sie beugt Stürzen vor und stärkt die heitsfragen beschäftigt hatte, nämlich mit Vier nichtübertragbare Krank- gebnisse von 1996 zurück, die von der US- Wiederum folgten diesen Beschlüssen keine heiten und vier Risikofaktoren Knochen. Sie schützt vor Herzerkrankungen HIV/AIDS. 2011 nun thematisierte man Her- Behörde Centers for Disease Control and Pre- nennenswerten Maßnahmen auf politischer und trägt dazu bei, den Blutdruck zu senken. ausforderungen, die mit nichtübertragbaren vention bereitgestellt worden waren, die den Ebene und auch die neueren globalen Daten Abb. 1: Sie vermindert das Risiko von Schlaganfällen. Zivilisationskrankheiten verbunden sind, ein- Bewegung hilft dabei, länger und ersten Surgeon General’s report über körper- zum Bewegungsverhalten der Menschen las- Sie fördert die Regulierung des Körperge- schließlich ihrer Lasten und Kosten. In diesem gesünder zu leben liche Aktivität und Gesundheit erstellte. sen erkennen, dass es sich nicht verbessert Kontext war auch der Global Action Plan for hat. 28 % der Weltbevölkerung bleiben unter the Prevention and Control of Noncommuni- dem von der Weltgesundheitsorganisation cable Diseases der Weltgesundheitsorgani- Prevent Stroke empfohlenen Maß an Bewegung. Während bei Prevent Cancer Prevent Heart Disease sation zu sehen. Männern das Bewegungsverhalten global mi- Lower Blood Pressure Dieser Aktionsplan verdeutlichte, wie ein um- nimal zunahm, nahm es bei Frauen, die sich, Colon Cancer fassendes Bewegungskonzept gegen weltweit global betrachtet, sowieso weniger bewegen Breast Cancer Maintain healthy zunehmende nichtansteckende Zivilisations- als Männer, gegenüber 2001 noch einmal ab. Body Weight krankheiten sinnvoll eingesetzt werden kann. Sowohl Frauen als Männer in westlichen Län- Prevent Falls dern mit hohem Bruttoinlandsprodukt liegen Der Global Action Plan gilt als Meilenstein hinsichtlich ihrer Inaktivität über dem globa- Arthritis in der Auseinandersetzung mit nichtanste- Live longer Physical Activity Live healthier ckenden Zivilisationskrankheiten. Allerdings len Durchschnitt und werden nur von Latein- Improve Cholesterol amerika und der Karibik und von Männern in konnte bei seiner Entwicklung nicht davon Stronger Bones Asien-Pazifik übertroffen. (Abb. 3) ausgegangen werden, dass körperliche Aktivi- Prevent Diabetes tät in diesem Kontext genannt würde, weil es Außerdem ist festzustellen, dass sich die Prevent Osteoporosis einige Vorbehalte hinsichtlich ihres Nutzens Daten in den wohlhabenderen westlichen Relaxation Treat Depression gab. So wurde die Verfügbarkeit geeigneter Ländern wie auch in drei anderen Regio- Social Well-Being Prevent Dementia Messinstrumente wie auch die Nachweis- nen verschlechterten. Grundsätzlich kann Manage Anxiety barkeit ihrer Bedeutung bei der Bekämpfung man sagen, dass Inaktivität mit wachsen- nichtansteckender Zivilisationskrankheiten dem Bruttoinlandsprodukt zunimmt und in bezweifelt. Viele Delegierte misstrauten folg- Ländern mit hohem Bruttoinlandsprodukt 10 11
„Urban Sport & Health“ in Berlin - WHO-Vortrag female male des Global Action Plan on Physical Activity zuheben sind: So ist seine Umsetzung erstens 50 %* More active people for a healthier world! Mission: 40 2018-2030 und forderte alle Mitgliedstaaten an festgeschriebene Menschenrechte zu kop- auf, diesen umzusetzen. peln – an die von Menschen mit Behinderun- Ensure that all people have access to safe and enabling environments 30 Global Average gen, an die älterer Menschen, die vermehrt and to diverse opportunities to be physically active in their daily lives, as Der Start für die Umsetzung des Global Ac- 20 zu chronischen Erkrankungen neigen, und an a means of improving individual and community health and contributing tion Plan war am 4. Juni 2018 in Lissabon, 10 die von Kindern. Warum kann ein Kind nicht to the social, cultural and economic development of all nations. an dem sowohl der portugiesische Premi- sicher und in einer sauberen Luft zur Schule 0 erminister als auch der Generaldirektor der Goal to reduce physical inactivity gehen? Weil dies vielerorts nicht möglich ist, Western countries North Africa Sub-Saharan Africa Latin America and Caribbian High-income South Asia Central and Eastern Europe Central Asia, Middle East, East and South East Asia Oceania High-income Asia Pacific Weltgesundheitsorganisation teilnahmen. Weil es in den letzten Jahrzehnten nur wenige Ereignisse gab, in denen sich hochrangige Po- wird es von den Eltern gefahren. Und weil die Eltern fahren, steigt die Zahl der Autos im BY 2025: 10 % BY 2030: 15 % Straßenverkehr und in der Folge die Luftver- litikerinnen und Politiker sowie Gesundheits- schmutzung. verantwortliche in Politik und Verwaltung 2 mit der Bedeutung von Bewegung befassten, Zweitens soll mit Verweis auf die Proportio- Abb. 3: war dies ein besonderer Moment, dem in der Folge Maßnahmen auf internationaler, nati- nate Universality1, einem von Michael Mar- mot eingeführten Begriff, vor allem dort dis- 1 Create active societies Social norms Create active environments Spaces and places Niveaus körperlicher Aktivität höher als in Ländern mit einem mittleren onaler und lokaler Ebene folgen sollten. Der proportional investiert werden, wo Menschen and attitudes nach Geschlecht und oder niedrigen ist. Ursachen hierfür liegen überregionalen Gruppen Action Plan steht zum Herunterladen auf der am wenigsten körperlich aktiv sind. *% nicht den Empfehlungen in den Konsequenzen wirtschaftlicher Ent- WHO-Webseite www.who.int/lets-be-active entsprechend wicklung, die Städte und menschliche Verhal- Der Global Action Plan sieht vier Handlungs- Quelle: Guthold et al.,Lancet Global Health, 2016 tensweisen in Bezug auf Fortbewegung, auf Er sieht vor, das Maß an Bewegung bis 2025 bereiche und zwanzig politische Maßnahmen berufliche Tätigkeiten und auf Freizeitgestal- tung verändern. um 10 % und bis 2030 um 15 % zu steigern und enthält zahlreiche Vorschläge zur Stei- vor (Abb. 5). 3 Create active people 4 Create active systems gerung des Bewegungsverhaltens von Men- 1. Eine aktive Gesellschaft schaffen Programmes and Governance and Aus diesen Veränderungen ergeben sich ge- opportunities policy enablers schen. Dazu gehören Sport, Spiel, Gehen und gensätzliche Schuldzuweisungen. Negative Eine aktive Gesellschaft erfordert einen ge- Radfahren sowohl als Mittel zur Fortbewe- Entwicklungen werden von manchen Exper- sellschaftlichen Paradigmenwechsel, zu dem gung als auch aus Spaß an der Bewegung. Für tinnen und Experten auf veränderte Rahmen- ein besseres Verständnis von dem Nutzen jede gewünschte Form von Aktivität sollen bedingungen geschoben, während andere an körperlicher Aktivität gehört. Dazu sind neue Möglichkeiten angeboten werden, für jeden die Eigenverantwortlichkeit der Menschen soziale Normen und eine Wertschätzung von Abb. 4: Menschen, an jedem Ort und an jedem Tag. 2. Ein aktives Umfeld schaffen More active people for a appellieren. Bewegung notwendig. healthier world! Hierfür müssen zunächst die Ursachen für Ein aktives Umfeld erfordert Orte, die von Bedauerlicherweise lassen sich in Asien ge- Wie lösen wir Der neue Globale Aktionsplan das rückläufige Bewegungsverhalten der allen Menschen sicher erreicht und regelmä- Abb. 5: genwärtig Entwicklungen beobachten, die gemeinsam das Menschen benannt werden. Zu ihnen gehö- ßig für Bewegung und Sport genutzt werden Der Global Action Plan sieht Vor dem genannten Hintergrund forderten bereits in anderen Regionen dieser Welt zu vier Handlungsbereiche Problem der ren u.a. die Umgebung, die Kultur, die Öko- können. und zwanzig politische die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsor- mehr Inaktivität geführt haben. Autobahnen Inaktivität? nomie und fehlende bewegungsfördernde Maßnahmen vor ganisation diese auf, einen neuen Aktions- und Städte werden geplant und gebaut, in Diese können und müssen mit dem heute Rahmenbedingungen. Deswegen sind siche- plan zu entwickeln, der helfen sollte, vorhan- deren Fokus das Auto steht. Sollten sich Städ- vorhandenen Wissen bereitgestellt werden, re und bezahlbare Bewegungsangebote zu denes Wissen in die Praxis umzusetzen. te stattdessen so entwickeln, dass sie bewe- so wie Menschen im vergangenen Jahrhun- schaffen, die die Bedürfnisse aller Mitglieder gungsfördernd sind, Kinder zu Fuß zur Schule dert die Städte autofreundlich umbauten. Folglich bat der Vorstand der Weltgesund- einer Gesellschaft berücksichtigen. Dazu ge- und Erwachsene, ältere und jüngere, zu Fuß Seit einigen Jahren gibt es bereits Städte, heitsorganisation im Januar 2017 um die hören die älteren Menschen, vor allem die oder mit dem Rad ihre Aufgaben erledigen unter anderem in Europa, die wieder bewe- Entwicklung eines neuen Aktionsplans für wenig aktiven, Frauen und Mädchen sowie können, müssen Stadt- und Verkehrsplane- gungsfreundlicher sind, was als positive Ne- körperliche Aktivität, der auf den NCD Global Menschen mit einer Behinderung. Damit sind rinnen und -planer entsprechend geschult beneffekte soziale Interaktion begünstigt, Action Plan aufbaut, die Agenda 2030 und nicht nur die weiße Mittelschicht und dieje- werden. Hier sind Hier sind Gesundheits- und finanzielle Einsparungen ermöglicht und die die nachhaltigen Entwicklungsziele berück- nigen, die über ausreichend finanzielle Mit- Bewegungsexpertinnen und -experten sowie Umwelt schützt. sichtigt sowie Anleitung und einen Fahrplan tel verfügen, gemeint; um die Richtung der die Stadtbevölkerung zum Handeln aufge- für Mitgliedstaaten zur Bewegungsförderung Inaktivitätskurve zu verändern, müssen die fordert. Aber trotz der Autofreundlichkeit 3. Aktive Menschen schaffen beinhalten sollte. Möglichkeiten aller Menschen berücksichtigt asiatischer Städte kann man gerade in ihnen werden. Eine bewegungsfördernde Umgebung benö- Im Mai 2018 beschloss die World Health As- beobachten, wie die lokale Bevölkerung den tigt sehr unterschiedliche Konzepte und Pro- sembly als das verantwortliche Forum der Die Implementierung des Global Action Plan öffentlichen Raum für Bewegung nutzt. gramme, die Menschen dazu verleiten, sich Weltgesundheitsorganisation die Annahme beruht auf Leitlinien, von denen zwei hervor- 1 Um das sozial bedingte gesundheitliche Gefälle zu reduzieren, müssen Gegenmaßnahmen universal geplant, aber in einem Umfang durchgeführt werden, der in einem Verhältnis zum Grad der Benachteiligung steht. 12 13
„Urban Sport & Health“ in Berlin - WHO-Vortrag regelmäßig mehr zu bewegen. Diese müssen verbunden, gegen Bewegungsarmut helfen für eine Vielzahl von Lebensbereichen und können. Deswegen sind die Verantwortlichen 3.4 m provision for older 3.5 m ihre Menschen entwickelt werden, u.a. für aufgefordert, zu überprüfen, in welchem die- programmes for the least Improve adults Prioritize den öffentlichen Raum, für Schulen, für den ser Bereiche es Verbesserungsbedarf gibt. active Arbeitsplatz und Einkaufszentren, sodass die (Abb. 8) gesamte Bevölkerung, insbesondere auch Sämtliche Aktivitäten, Programme und Pro- Kleinkinder, Jugendliche, hier vor allem Mäd- 3.1 4.1 policy, leadership and m physical education m jekte müssen entsprechend ausgewertet and school based chen, Frauen und Männer, gerade auch die 3.3 governance programs Strengthen provide programmes Enhance werden. So überwacht die Weltgesundheits- m 4.2 m and integrate data älteren, und andere benachteiligte Gruppen, across multiple 4.4 m organisation Entwicklungen in nahezu 200 settings hiervon profitieren kann. Improve systems advocacy Ländern, die das Bewegungsniveau ihrer Expand Bevölkerung bis 2030 erhöhen wollen. Dabei 4. Aktive Systeme schaffen wird untersucht und gemessen, was genau 3.6 m Bewegungsförderung erfordert ein Zusam- diese Länder machen und zu welchen Ergeb- communitywide Implement initiatives 4.5 menwirken unterschiedlicher Politikressorts nissen es führt. Die so erhaltenen Ergebnisse finance mechanisms m Develop innovative und Arbeitsbereiche. Hier ist die Politik auf- fasst die WHO in Berichten zusammen und Create active gefordert, richtungsweisende Entscheidun- veröffentlicht diese. Create active systems gen zu treffen, wie auch die Wissenschaft people in Bezug auf die Bereitstellung weiterer Fak- Aufgaben und Verantwortlichkeiten ten. Es bedarf Verantwortlicher, die sich die Die empfohlenen Maßnahmen wenden sich 3.2 physical activity into m Aufgabe der Bewegungsförderung zu eigen health and social 4.3 m an verschiedene Verantwortliche, an die and development Incorporate machen und Prozesse entsprechend steuern, Buid research services Weltgesundheitsorganisation, an nationale sowie der Bereitstellung von Mitteln und In- und lokale Gesetzgeber, an die Wissenschaft formationssystemen, die ein koordiniertes und an die Zivilgesellschaft einschließlich der Handeln auf internationaler, nationaler und Nichtregierungsorganisationen, die unter- lokaler Ebene ermöglichen. schiedliche Aufgaben übernehmen und Ent- Auch in Deutsch- Diesen vier Leitlinien lassen sich zwanzig wicklungsprozesse leiten und unterstützen 1.1 social marketing land gibt es keinen Maßnahmen zuordnen (Abb. 6). müssen. campaigns Implement Grund, sich Aus dieser Darstellung lässt sich ablesen, Aus der folgenden Grafik wird ersichtlich, selbstgefällig dass kein Allheilmittel existiert, um das Be- dass auch die 17 nachhaltigen Entwicklungs- zurückzulehnen. wegungsverhalten der Menschen zu verän- ziele in direkter und indirekter Verbindung environments Create active dern. Stattdessen gibt es eine Reihe hilfrei- mit dem Nutzen eines höheren Bewegungs- cher Handlungsbereiche, die, miteinander niveaus stehen. (Abb. 8) Create active 1.3 societies Provide mass partipication 2.4 m Improve access to events Abb. 6 : public open spaces Vier Leitlinien Monitoring Framework – by Dec 2018 Abb. 7 (Seite 15): A whole systems approach to 2.5 physical activity 1. Creating an active Society Four Actions ➞ Indicators and Metrics proactive building Implement 2.2 m walking and cycling 1.2 policies 1.4 Build workforce Promote the co-benefits networks capacity Improve 2. Creating active 2.3 m Five Actions ➞ Indicators and Metrics Environments road safety Strengthen 2.1 transport and urban m 3. Creating active People Six Actions ➞ Indicators and Metrics planning policies Integrate 4. Creating active Systems Five Actions ➞ Indicators and Metrics 14 15
„Urban Sport & Health“ in Berlin - WHO-Vortrag Eine offensichtliche Verbindung gibt es zwi- Die Aufgabe der Städte Stadtplanerinnen und -planer sind aufgefor- werden müssen. Nebenbei kann man auf die- Mit Verkehrsexperten schen Bewegung und dem dritten Entwick- dert, Orte zu schaffen, die gesundheitsför- se Weise auch feststellen, dass Parkanlagen und -expertinnen Gerade Städten kommt in Zusammenhang lungsziel Gesundes Leben für alle – ein ge- derlich sind. Hierzu gehört eine Umgebung, in reicheren Gemeinden und Stadtteilen bes- spricht man nicht über mit Verhaltensänderung eine große Bedeu- sundes Leben für alle Menschen jeden Alters in der Bewegung ein normales Verhalten dar- ser ausgestattet sind als solche in ärmeren Gesundheit, sondern tung zu. 50 % der Menschheit leben bereits gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern. stellt. Wohngebiete, Arbeitsplätze, Straßen und korrigierend eingreifen. über eine moderne in Städten. Es wird davon ausgegangen, dass Aber die Grafik verdeutlicht, dass auch die etc. müssen so geplant werden, dass sie fuß- Verkehrspolitik, die die diese Zahl in den nächsten Jahrzehnten auf Auf kommunaler Ebene ist ein solches oder anderen Ziele von einer globalen Bewegungs- gänger- und radfahrerfreundlicher werden, Bewegungsbedürfnisse 75 % steigt. Jedes Jahr ziehen 77 Millionen ähnliches Tool weiterzuentwickeln u.a. um offensive profitieren würden. als sie es gegenwärtig sind. Große Entfernun- der Menschen berück- Menschen in die Städte dieser Welt. Sie sind Sportstätten zu ergänzen. Entscheidungsträ- gen und Zersiedelung forcieren den Fokus auf sichtigt. Politik verän- der Schlüssel, um Dinge global zu verändern gerinnen und -träger aus Politik und Verwal- Was bedeutet das für den Autos. Mit den vorhandenen Daten, die mitt- dert man nicht, wenn und bieten in Zusammenhang mit der Gestal- tung einerseits und die lokale Bevölkerung städtischen Raum? lerweile auch digital erhoben werden, können man nicht die Sprache tung von Lebens- und Arbeitsräumen folglich andererseits müssen auf der Basis digital Verantwortliche Städte so umgestalten, dass der Verantwortlichen Um das Umfeld nachhaltig zu verändern, den am besten geeigneten Ort, um auch das erhobener Daten über Fußgängernetzwer- die Wahrscheinlichkeit, mit der Menschen spricht und ihre Ziele müssen Gesundheits- und Bewegungsexper- Bewegungsverhalten zu verändern. ke und Radwege, über öffentlich nutzbaren zu Fuß gehen, sich gegenüber den heutigen versteht. tinnen und -experten das Gespräch mit den Raum und zugängige Parkanlagen und Sport- Würden alle Bewohner Es gibt bereits eine Reihe von Untersuchungen, Zahlen verdoppelt. Die Daten geben ebenfalls jeweiligen Ressortverantwortlichen suchen. stätten sowie über die für den Erhalt notwen- und Bewohnerinnen die belegen, wie unterschiedlich die Lebenser- Aufschluss über die Entwicklung von Außen- Dabei ist es wichtig, deren Ziele zu kennen digen und die mit der Nutzung verbundenen mehr gehen und Fahr- wartung in einer Stadt sein kann. In Abhän- bezirken. Dies beinhaltet die Verteilung von und ihre jeweilige Sprache zu sprechen. Kosten Bescheid wissen. Hier ist eine neue rad fahren, trügen sie gigkeit davon, wo jemand in der Stadt lebt, Einrichtungen des täglichen Bedarfs, Verwal- Form der Datensammlung und -nutzung not- zu einer gesünderen kann der Unterschied zehn bis fünfzehn Jahre tungen, Einkaufszentren, Schulen, medizini- wendig. Man muss eine Verbindung zwischen Stadt mit weniger Luft- betragen. Und trotzdem fährt die Menschheit scher Versorgung usw., die zurückzulegende den Orten, den Bewegungsprogrammen und verschmutzung bei. fort, Städte so zu entwickeln, dass sie keinen Entfernung, um diese zu erreichen, die Viel- dem Aktivitätsverhalten der Stadtbewohner- Beitrag zur Gesundheit leisten. falt an Angeboten und deren Dichte. innen und -bewohner herstellen. Und man Um hierauf aufbauend Bewegung zu fördern, muss existierende Angebote bekanntma- müssen entsprechende Informationen mit- chen, damit sie genutzt werden und weitere SDG 16 SDG 2 hilfe moderner Kommunikationstechnologie entwickelt werden. 5 G1 abrufbar sein. Hierzu gehören, entwickelt SD Discrimination Kulturen, Strukturen und das Verhalten zu aus der Perspektive einer Gesundheits- und Environmental Healthy Well-being and verändern, ist ein komplexes Unterfangen. conservation weight Bewegungsförderung, sowohl Informationen quality of life SD Es bedarf wissenschaftlich erhobener und G über die Orte als auch darüber, wie man die- ausgewerteter Daten und politischen Willen 13 noncommunicable 3 Migration of se – im Idealfall zu Fuß oder mit dem Fahrrad G Cognitive SD diseases climate change function auf internationaler, nationaler und lokaler oder bei größeren Entfernungen auch mit fle- Ebene. Vor allem Kommunen kommt bei der Environment Mental health xiblen Transportkonzepten – erreichen kann. Road accidents Umsetzung politischer Vorgaben eine große protection Für die westaustralische Stadt Perth wurde Bedeutung zu. Mit dem globalen Aktions- SDG 12 Fossil fuel consumption ein elektronisches Tool entwickelt, das sei- plan will die Weltgesundheitsorganisation nen Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, zu Maßnahmen anregen und bestehende Academic nach Parkanlagen zu suchen und u.a. zu er- Initiativen unterstützen. Das tut sie mit wis- SDG 4 Abb. 8: achievement Partnerships for a more Connecting PA Policy Actions fahren, wie diese ausgestattet sind. Orte, die senschaftlichen und politischen Argumenten Community active world SDG 17 Early childhood cohesion development man darüber hinaus für geeignet hält, um – und mit Kreativität: Auch ein Fußball in der sich dort zu bewegen oder Sport zu treiben, Hand kann die Kommunikation atmosphä- Air quality können hinzugefügt werden. Auf diese Wei- risch verändern. SDG Empowerment se kann die Bevölkerung Orte gezielter aus- 11 Sustainable among women Detlef Dumon (International Council of Sport transport and girls wählen und nutzen. Darüber hinaus erhalten Science and Physical Education e.V.) G5 Life skills die Verantwortlichen hilfreiche Daten über SD Inequalities Economic Productivity sinnvolle und nachhaltige Investitionen und Wiedergabe des Vortrags von Dr. Fiona Bull. growth Tourism DG können weitere Maßnahmen planen. Außer- Alle Abbildungen basieren auf den Grafiken in S 10 Sustainable Health costs Job creation dem lassen die so erhaltenen Rückschlüsse ihrer Präsentation. infrastructure Informationen darüber zu, wo aufgrund von SDG 8 städtebaulichen Veränderungen Parkanlagen 9 SDG gefährdet sind und gegebenenfalls geschützt 16 17
„Urban Sport & Health“ in Berlin - Impressionen Mit Vorträgen, Sessions, einem Wissensparcours und Thea- tersport bot der Kongress ein abwechslungsreiches Programm Der GLS Campus mit der historischen Schwimmhalle – eine eindrucksvolle Kulisse 18 19
„Urban Sport & Health“ in Berlin - Session: Sport und Digitalisierung Sport und Digitalisierung der Medien-Fakultät am Campus Hamburg der Hochschule Macromedia. Ein 360-Grad- Smart Sport App Aufwachsen in unserer modernen Gesell- Video ist eine filmische Abbildung oder Insze- schaft hat sich verändert: Junge Menschen nierung eines Raums in alle Richtungen und verbringen mehr Zeit in Institutionen und Ebenen – innerhalb derer Betrachterinnen müssen sich ihre Freiräume neu erobern. und Betrachter die Möglichkeit der freien Auch ihre Lebenswelt ist „smart“ geworden Sport 4.0 Was bedeutet das für das Thema „Digitalisie- Wahl des Bildausschnitts haben. Mittels einer – und Sport ist ein wichtiges Thema in der Ju- rung“? In unserer modernen Zeit findet eine VR-Brille gelingt es ihnen, sich diesen Raum „Wir bewegen uns zu wenig!“, so die Prämis- gendkultur. Was das für die Kultur des Sports gleichzeitige Fortentwicklung von Technolo- in einer besonderen Art anzueignen – Hebbel- se von Günther Lohre (AthletenWerk GmbH) bedeutet, wie sich das Sporterleben verän- gie und Gesellschaft statt (Co-Evolution), die Seeger nennt das „Präsenzerleben“. Dafür und Jens Mühlner (T-Systems International dert und was die in Partnerschaft mit dem neue Chancen bietet. Es entstehen durch die gibt es drei wesentliche Voraussetzungen: die GmbH). Während die moderne Arbeit mit im- Deutschen Forschungszentrum für künstli- ständige Möglichkeit der Vernetzung – auch Illusion, sich an einem anderen Ort zu befin- mer weniger körperlichen Belastungen ein- che Intelligenz und der Humboldt-Universität lokal – neue Communitys mit neuen Akteu- den (Place Illusion), das subjektive Gefühl, das hergeht und die Grenzen zwischen Arbeit und entwickelte Smart Sport App dazu beitragen ren. Zusätzlich werden neue Geschäftsmo- visualisierte Geschehen sei „real“ (Plausibility Freizeit zunehmend verschwimmen, emp- kann, erklärt Session Chair Martin Schön- delle entwickelt durch die fortschreitende Illusion) und das Empfinden, tatsächlich phy- fiehlt die WHO pro Woche 150 Minuten zügi- wandt von der Deutschen Sportjugend. Die Personalisierung (On-Demand-Ökonomie). sisch in das virtuelle Geschehen eingebunden ges Gehen oder 75 Minuten Joggen – ein Wert, Kultur des Sports insbesondere bei den Ju- Und: Digitaltechnik bietet neue Möglich- zu sein (Body Ownership). der 2010 in Deutschland im Durchschnitt zu gendlichen hat sich verändert: Sport ist ur- keiten des Zugangs zu Dienstleistungen und 60 % und im Jahr 2018 nur noch zu 43 % er- Das Erleben eines 360-Grad-Videos wird durch baner, vielfältiger und individueller geworden Sportangeboten sowie zu deren Betreuung reicht wurde. Gefragt nach ihren Motiven, vier verschiedene Aspekte bestimmt: So ver- und teilt sich in viele verschiedene „Szenen“ und Bezahlung. nennen die sportlich Aktiven überwiegend halten wir uns in virtuellen Räumen wie in mit jeweils eigenen Regeln und Werten. Das funktionale „Zweckhintergründe“ wie etwa Und was kann Sport 4.0 aufgrund dieser Er- realen Räumen, auch wenn wir wissen, dass Erleben wird geteilt – digital über soziale Me- Gesundheit, Attraktivität oder Ästhetik – die kenntnisse konkret bedeuten? Neue Chancen unsere Umgebung nicht „echt“ ist (Sense of dien: Das mobile Endgerät wird zum verbin- Inaktiven führen „spaßfreie“ Gründe an: kei- für die Auslastung bestehender Sportflächen Embodiment). Wir nehmen die handelnde Per- denden Element. ne Zeit, keine Lust, kein Geld. Die Herausfor- beispielsweise (Planungs- und Zugangsma- son im virtuellen Raum als uns selbst wahr, Hier kommt die App ins Spiel: Sie knüpft an derung ist deutlich: Vielfältiger Sport muss zu nagement) oder die „Kultivierung“ öffentli- egal, ob die Kameraperspektive uns in der ers- das Kommunikations- und Alltagsverhalten In virtuellen Räumen den Menschen kommen und sie unterwegs cher Flächen zu temporären Sporträumen. ten oder in der dritten Person abbildet (Sense der jugendlichen Nutzer an, verbindet dieses verhalten wir uns wie oder auch auf der Arbeit erreichen. Innovative digitale Motivations- und Beloh- of Self-Location). Wir identifizieren uns mit der in realen Räumen mit hohen Standards beim Datenschutz und nungssysteme entstehen, um den sprich- handelnden Person so stark, dass wir es sogar bringt so die neue „smarte Welt“ und die Ju- wörtlichen inneren Schweinehund besser zu „physisch“ spüren können (Sense of Body Ow- gendsportwelt in Verbindung. Dabei werden überwinden, ebenso wie neue Wettbewerbs- nership). Dabei haben wir die motorische Kon- viele neue Möglichkeiten eröffnet: u.a. die und Spielformen durch den Einsatz von Sen- trolle über das handelnde Ich ausschließlich Verknüpfung von Sport im Verein und dem sorik oder GPS-Systemen, beispielsweise in über die Manipulation des Bildausschnitts, selbstorganisierten Sporttreiben, das Zusam- Mobile Apps. Darüber hinaus bietet die Di- eine Interaktion mit Objekten oder anderen menspiel von Selbstlernen und Peer-to-Peer- gitalisierung die Chance, dass sich einzelne Menschen oder ein Eingriff in den Handlungs- Lernen, die virtuelle Unterstützung durch Akteure, wie Vereine, kommerzielle Anbieter, ablauf (im Sinne eines Sense of Agency) sind Coaches beim „echten“ Sport oder die Zuge- Ärzte, Bildungseinrichtungen oder Unterneh- jedoch nicht möglich. 360-Grad-Videos kön- hörigkeit zu einer – virtuellen – Gemeinschaft men, auf lokaler oder regionaler Ebene zu nen als Treiber für Sport-Konsum dienen. Die beim Individualsport. Durch die Einbindung einer Gesellschaft zusammentun, um mehr Motivation zum „Live-Besuch“ eines Events von Karten ist eine genaue Darstellung der Menschen zur Bewegung zu aktivieren. Denn nach der Rezeption eines 360-Grad-Videos Sportmöglichkeiten in der Umgebung mög- eines ist klar: Der Sport muss sich zuneh- ist wesentlich höher als bei Personen, die das lich (inkl. Verbindung zur jeweiligen Website mend den Bedarfen der Gesellschaft anpas- gleiche Video auf dem Notebook angeschaut und entsprechenden Videos) und durch die sen – denn „Shift happens“. Jetzt. haben. Auch als Motivator für einen Transfer Nutzung von sogenannten Beacons können der virtuell erlebten Aktivitäten in die „reale“ dem Nutzer aktuelle, individuelle Benachrich- Welt ist die Technik geeignet, ebenso als Lern- 360-Grad-Video tigungen und KI-basierte Empfehlungen an- hilfe im Rahmen von Problemlösungs- oder gezeigt werden. Mittels der Objekterkennung Was genau ist die 360-Grad-Videotechnik Reflexionsprozessen, z. B. integriert in Trai- schließlich schlägt die KI dem Nutzer vor, wel- und wie lässt sie sich im Zusammenhang mit ningsabläufe eines Teams während der Off- chen Sport er mit dem erkannten Gegenstand Sport und Marketing nutzen? Diese Fragen Season. Und nicht zuletzt eignet sie sich für ausüben kann. erläuterte Prof. Dr. Andreas Hebbel-Seeger, die Anbahnung, Unterstützung und Optimie- Professor für Medienmanagement und Leiter rung von Bewegungsaktivitäten. 20 21
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