Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse

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Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
Pricing-Strategien
in der Kfz-Versicherung

                          Institut für Versicherungswirtschaft
Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
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Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
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Vorwort              Die Disziplin des Pricings hat sich in den letzten Jahren von
                     einer stark aktuariell dominierten Tätigkeit in eine interdiszi-
                                                                                        Auch bei dieser Ausgabe der Studie haben wir den Fokus auf die
                                                                                        Kraftfahrzeugversicherung gelegt, da die Erfahrung der letzten
                     plinäre Zusammenarbeit von Produktmanagern, dem Vertrieb,          Jahre zeigt, dass Trends im Pricing häufig in dieser Branche
                     dem Marketing, dem Aktuariat und weiteren Abteilungen ent-         ihren Ursprung haben. Aus diesem Grund sind wir überzeugt,
                     wickelt. Hinzu kam, dass auch die verschiedenen Branchen-          dass auch Spezialisten aus anderen Branchen interessante Er-
                     sichten zusammengeführt werden mussten – beispielsweise            kenntnisse aus dieser Studie gewinnen können.
                     durch Kundenwertmodelle.
                                                                                        Wir freuen uns, hier den aktuellen Stand aus akademischer
                     Dabei hat sich die Komplexität enorm erhöht. Auch neue Be-         Sicht und praktischer Anwendung präsentieren zu dürfen.
                     rufsbilder entstanden, z.B. der Pricing-Aktuar oder der Produkt-
                     parametrierer. Diese spannende Entwicklung hat zu tiefgrei-        Ganz herzlich bedanken wir uns bei allen Unternehmen und
                     fenden Veränderungen in Organisation und Prozesslandschaft         Mitwirkenden, die durch ihre Teilnahme zur Realisierung der
                     geführt.                                                           Studie beigetragen haben.

                     Diese Veränderungen sind auf neue Marktanforderungen zu-
                     rückzuführen. Rein bedarfsorientierte Preisfestsetzungen sind
                     nicht mehr marktgängig und unterstützen die meist unter dem
                     Titel «profitables Wachstum» zusammenzufassenden strategi-
                     schen Vorgaben nicht ausreichend.

                     Diese Entwicklungen erfordern eine aktuelle Analyse des heu-
                     tigen Stands bezüglich Umsetzung und Trends der verschiede-
                     nen Pricing-Tätigkeiten.

                     Bereits 2006 führten das Institut für Versicherungswirtschaft
                     der Universität St. Gallen und Synpulse Schweiz eine ähnlich ge-
                     lagerte Studie zum Thema «Pricing-Strategien in der Motorfahr-
                     zeug-Versicherung» [1] durch. Das Thema hat uns seitdem fort-      Prof. Dr. Hato Schmeiser        Dr. Christoph Nützenadel
                     dauernd beschäftigt und viele neue spannende Erkenntnisse          Lehrstuhlinhaber und            Partner
                     gebracht. Die starke Weiterentwicklung war Anlass für uns, eine    Geschäftsführender              Synpulse Schweiz AG
                     neue Studie zu diesem Thema aufzulegen. Dabei wurden vertie-       Direktor I.VW-HSG
                     fende Analysen durchgeführt, Entwicklungen der letzten Jahre
                     aufgegriffen sowie aktuelle Themen und Trends einbezogen.
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Inhaltsverzeichnis

        Management Summary                                8   4.5.1 Auslöser                                                   43    21    Datengrundlagen im Pricing                           37   Verzeichnis der Thesenboxen
1.      Umfrage und Teilnehmer                           10   4.5.2 Häufigkeit der Überprüfung und Anpassung der Tarife        45    22    Prämienspielräume nach Ländern
2.      Pricing-Framework                                13   4.5.3 Zeitdauer und Aufwand                                      46          (maximale Ab-/Zuschläge in % der Prämie)             39   These 1                                                  34
2.1     Drei-Ebenen-Modell                               13   4.5.3.1 Zeitdauer                                                46    23    Prämienspielräume nach Unternehmensgröße             40   «Peak Car» ist im DACH-Raum erreicht.
2.1.1 Ebene 1 Ressourcenfundament                        13   4.5.3.2 Aufwand (Personentage, PT)                               47    24    Auslöser Tarifanpassung nach Ländern                 44
2.1.2 Ebene 2 Pricing-Bausteine                          14   4.5.3.3 Ländervergleich                                          48    25    Auslöser Tarifanpassung nach Unternehmensgröße       44   These 2                                                  41
2.1.3 Ebene 3 Strategische Ebene                         14   4.5.3.4 Größenvergleich                                          47    26    Häufigkeit von Tarifüberprüfung und Tarifanpassung   45   Das Zusammenspiel zwischen Vertrieb, Marketing und
2.2     Pricing-Prozess                                  15   4.5.3.5 Zusammenfassung/Fazit                                    48    27    Dauer Tarifanpassungen                               46   Aktuariat gewinnt zunehmend an Bedeutung.
2.2.1 Prozessziele                                       15   4.6    Tarifierungsmerkmale                                      50    28    Dauer Tarifeinführungen                              46
2.2.2 Operative Prozesse                                 16   4.6.1 Anzahl an Merkmalen                                        50    29    Aufwand Tarifanpassung                               47   These 3                                                  54
2.3     Methoden zur Preisfindung                        17   4.6.2 Tarifierungsmerkmale                                       51    30    Aufwand Tarifeinführung                              47   Telematik wird die Regeln verändern.
2.3.1 Kernprozess Rate-Assessing                         17   4.6.3 Unisex                                                     55    31    Korrelation Aufwand vs. Dauer Tarifanpassungen       48
2.3.2 Prozessdokumentation                               18   4.7    Kundenbewertung                                           58    32    Korrelation Aufwand vs. Dauer Tarifeinführungen      49   These 4                                                  57
3.      Entwicklungen im Kfz-Versicherungsmarkt          20   4.8    Zukunftserwartungen                                       61    33    Mittlerer Zeitbedarf (in Tagen)                      49   Neben der Nutzung des Geschlechtermerkmals zu
3.1     Vergleich Marktstrukturen                        20   4.8.1 Wettbewerbsbedingungen                                     61    34    Mittlerer Aufwand (Personentage, PT)                 50   Tarifierungszwecken könnten Kunden auch noch weitere
3.1.1 Anzahl Marktteilnehmer                             20   4.8.2 Entwicklung von Prämien und Schäden                        62    35    Anzahl erhobener Tarifmerkmale                       51   Merkmale als diskriminierend wahrnehmen.
3.1.2 Konzentration der Marktteilnehmer                  21   4.8.3 Entwicklung der Marktbearbeitung                           66    36    Anzahl verwendeter Tarifmerkmale                     52
3.2     Kfz-Markt Deutschland                            22   4.8.4 Entwicklung weiterer Aspekte                               67    37    Einfluss von Tarifmerkmalen                          53   These 		                                                 60
3.2.1 Marktplayer                                        22   5.     Anhang                                                    70    38    Verwendung weiterer Tarifmerkmale                         Was im Durchschnitt richtig ist, ist im Einzelfall oft
3.2.2 Fahrzeugbestand                                    22   5.1    Literaturhinweise                                         71          (Versicherungsnehmer)                                53   grundfalsch: von der Kundensegmentierung zur
3.2.3 Prämien                                            22   5.2    Autoren                                                   72    39    Verwendung weiterer Tarifmerkmale (Fahrzeug)         54   Verkaufsfallsegmentierung.
3.2.4 Schadenseite                                       22          Impressum                                                 73    40    Veränderungen von Wertschöpfung und
3.2.5 Zusammenfassung                                    23                                                                                Geschäftslogik durch Telematik                       55   These 6                                                  65
3.3     Kfz-Markt Österreich                             24                                                                          41    Einschätzung zu Unisex                                    Das Kfz-Prämienvolumen wird sich in die Sparte
3.3.1 Marktplayer                                        24         Abbildungen                                                            (Sicht Deutschland und Österreich)                   56   Produkthaftpflicht verschieben.
3.3.2 Fahrzeugbestand                                    24                                                                          42    Einschätzung zu Unisex (Sicht Schweiz)               56
3.3.3 Prämien                                            24   1     Aufteilung der Stichprobe nach Ländern                     11    43    Merkmale zur Kundenbewertung                         59
3.3.4 Schadenseite                                       25   2     Aufteilung der Stichprobe nach Unternehmensgröße           11    44    Entwicklung der Wettbewerbsbedingungen
3.3.5 Zusammenfassung                                    25   3     Drei-Ebenen-Modell des Pricings                            13          nach Ländern                                         61
3.4     Kfz-Markt Schweiz                                26   4     Prozesslandkarte und Wertschöpfungskette                   15    45    Erwartete Änderungen zu Prämien und Schäden          62
3.4.1 Marktplayer                                        26   5     Preisfindungsmethoden                                      17    46    Durchschnittlich erwartete Änderungen von Prämien
3.4.2 Fahrzeugbestand                                    26   6     Marktkonzentration                                         20          und Schäden nach Ländern                             64
3.4.3 Prämien                                            26   7     Entwicklung Prämienvolumen Deutschland                     22    47    Durchschnittlich erwartete Änderungen von
3.4.4 Schadenseite                                       26   8     Entwicklung Schadenvolumen Deutschland                     23          Prämien und Schäden nach Unternehmensgröße           64
3.4.5 Zusammenfassung                                    27   9     Entwicklung Schadenquoten Deutschland                      23    48    Entwicklung der Marktbearbeitung                     66
4.      Studienergebnisse                                28   10    Entwicklung Prämienvolumen Österreich                      24    49    Entwicklungserwartungen zu weiteren Aspekten         67
4.1     Pricing-Bausteine                                28   11    Entwicklung Schadenvolumen Österreich                      25
4.1.1 Vergangene Entwicklung                             28   12    Entwicklung Schadenquoten Österreich                       25
4.1.2   Weiterentwicklungsbedarf                         29   13    Entwicklung Prämienvolumen Schweiz                         26
4.2     Strategische Pricing-Vorgaben und -Instrumente        14    Entwicklung Schadenvolumen Schweiz                         27
        im Pricing-Management                            32   15    Entwicklung Schadenquoten Schweiz                          27
4.2.1 Strategische Pricing-Vorgaben                      32   16    Entwicklung Pricing-Bausteine nach Ländern                 29
4.2.2 Instrumente im Pricing-Management                  35   17    Weiterentwicklungsbedarf nach Ländern                      30
4.3     Datengrundlagen im Pricing                       36   18    Weiterentwicklungsbedarf nach Unternehmensgröße            31
4.4     Prämienspielräume                                39   19    Strategische Pricing-Vorgaben nach Ländern                 33
4.5     Tarifanpassungen                                 43   20    Verfügbare Instrumente im Pricing-Management               35
Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
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Management Summary              Zunehmende Komplexität, erhöhter Wettbewerb durch
                                mehr Markttransparenz und neue technische Möglichkeiten
                                                                                                    Tarifgestaltung: Tarifüberprüfungen und -anpassungen fin-
                                                                                                    den deutlich häufiger statt als noch 2006. Häufigster Auslöser
                                beeinflussen das Pricing in der Versicherungswirtschaft maß-        für Tarifanpassungen sind neue Rentabilitätsberechnungen.
                                geblich. Vor diesem Hintergrund wurde die vorliegende               Die Außensicht (Wettbewerbstarife, Zahlungsbereitschaft
                                Studie aufgesetzt, die sich auf die Kraftfahrzeugversicherung       Kunden) ist deutlich weniger relevant. Zugenommen hat auch
                                (Kfz-Versicherung) im DACH-Raum fokussiert, da hier die             die Anzahl der Tarifierungsmerkmale, und zwar sowohl dieje-
                                höchste Dynamik zu beobachten ist und sich daraus folglich          nige der erhobenen Merkmale als auch diejenige der im Tarif
                                am frühesten neue Trends herauslesen lassen.                        verwendeten. Dominant sind dabei nach wie vor lenker- und
                                                                                                    fahrzeugbezogene Merkmale. Kundenbezogene Merkmale
                                Die Studie wurde neu aufgesetzt, setzt aber auf der Struktur        wie z.B. weitere Policen des Versicherungsnehmers, Cross-
                                der ersten Studie aus dem Jahr 2006 an, damit Vergleiche zur        Selling-Potenzial oder Kundenwert fließen dagegen kaum in
                                Marktsituation von 2006 möglich sind. Insgesamt sind in die         die Tarifkalkulation mit ein.
                                Auswertung Antworten von 31 Unternehmen eingeflossen.
                                                                                                    Zukunftserwartungen: Bei der Einschätzung der Zukunftser-
                                Märkte: Die Marktstrukturen in allen drei DACH-Ländern sind         wartungen zeichnen sich deutliche Unterschiede zwischen
                                etwa gleich geblieben. Trotz der Sättigung der Märkte fand ent-     den einzelnen Ländern ab. Befragt nach den Wettbewerbsbe-
                                gegen der allgemeinen Erwartung keine Konsolidierung statt.         dingungen erwarten die deutschen Teilnehmer eine Zunahme
                                Im Gegenteil: Es konnten sogar einzelne Markteintritte beob-        von Prämienvolumen und Rentabilität und zugleich eine stär-
                                achtet werden. Die höchste Marktkonzentration weist die             kere Marktkonzentration. Die Teilnehmer aus der Schweiz und
                                Schweiz auf, knapp gefolgt von Österreich. In Deutschland ver-      Österreich schätzen den Markt so ein, dass sich die Prämien-
                                einen die größten fünf Gesellschaften nur ein Drittel des Markts.   volumina zwar ebenfalls erhöhen werden, denken aber, dass
                                Die Fahrzeugbestände sind überall noch leicht gewachsen. Die        die Rentabilität weiter abnehmen wird. Die Teilnehmer aus der
                                Prämieneinnahmen haben sich seit 2006 ebenfalls gleichver-          Schweiz prognostizieren zusätzlich sogar einen Rückgang der
                                laufend entwickelt: Das nominelle Wachstum war von 2007 bis         Marktkonzentration.
                                etwa 2010 rückläufig oder gegen 0% und steigt seither wieder,
                                wobei Österreich den höchsten Anstieg verzeichnet und die           Bezogen auf die Marktbearbeitung geht der Trend dahin, dass
                                Schweiz den geringsten. Die Schadenquoten sind generell             die Dauer der Kundenbeziehung künftig abnehmen wird, weil
                                leicht gestiegen. In Österreich und in der Schweiz liegt das        die Bereitschaft zu einem Wechsel des Kfz-Versicherers zu-
                                Niveau zwischen 60% und 70%, in Deutschland beinahe bei             nimmt. Dies auch, weil erwartet wird, dass die Preissensitivität
                                100%. Dies zeigt, wie stark der Preiswettbewerb in Deutsch-         bzgl. Kfz-Versicherung und die Intensität des Preiswettbe-
                                land nach wie vor dominiert und wieso viele der Befragten           werbs in der Branche zunehmen werden. Damit verbunden
                                einen künftigen Prämienanstieg für sehr wahrscheinlich halten.      sagt die überwiegende Mehrheit einen zunehmenden Markt-
                                                                                                    anteil sowohl des Direktvertriebs als auch alternativer Ver-
                                Strategische Vorgaben und Instrumente: Der strategische             triebskanäle voraus.
                                Fokus liegt klar auf der Rentabilität. Bestandserhaltung und
                                Wachstum folgen mit deutlichem Abstand auf den Plätzen              In der Abschätzung der weiteren Marktentwicklung fällt auf,
                                zwei und drei. Bei der Entwicklung der Pricing-Bausteine zeigt      dass sich die Teilnehmer mehrheitlich einig sind, dass das Pri-
                                sich, dass die versicherungstechnische Bedarfstarifierung am        cing künftig noch spezifischer und die Tarife noch mehr auf das
                                meisten vorangetrieben wurde. Die weiteren Bausteine Markt-         individuelle Risiko ausgerichtet sein werden. Es ist zu erwarten,
                                zu- und -abschläge, Kundenzu- und -abschläge sowie Under-           dass die Entwicklung der Telematik einen Einfluss auf diese Er-
                                writing/Vertriebsrabatt haben sich deutlich weniger stark wei-      wartungshaltung hat. Damit verbunden ist die Einschätzung der
                                terentwickelt. Der Blick auf die Instrumente für das Pricing-       Mehrheit der Teilnehmenden, dass künftig auch Automobilher-
                                Management bestätigt dieses Bild: Während strategische Inst-        steller als Anbieter von Kfz-Versicherungen auftreten werden.
                                rumente fast bei allen Befragten mindestens teilweise umge-
                                setzt sind, sind Instrumente zum Market Based Pricing und vor
                                allem zum Kundenwert und zur Einbindung des Vertriebs erst
                                bei etwa 20% der Teilnehmer vollständig implementiert.
Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
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1. Umfrage und Teilnehmer

Der Fragebogen wurde insgesamt an 312 Verantwortliche von          Um eine möglichst große Anzahl an Teilnehmenden zu errei-
72 Kraftfahrzeugversicherern (Kfz-Versicherer) verschickt und      chen, wurden in den meisten Unternehmen mehrere Personen
im Zeitraum zwischen Ende März 2013 und April 2013 von 47          angeschrieben. Im Fall mehrerer Antworten pro Gesellschaft
Personen aus 31 Unternehmen vollständig beantwortet. Hier-         wurden die Einzelantworten bei der Analyse entsprechend ge-
                                                                                                                                                                                     Schweiz 42%                                                Klein 19%
bei handelt es sich um 13 Kfz-Versicherer aus der Schweiz, 10      wichtet bzw. Durchschnittswerte auf Unternehmensebene
aus Deutschland und 8 aus Österreich. In der Schweiz decken        verwendet. Dadurch ist sichergestellt, dass jeder Kfz-Versiche-
die teilnehmenden Unternehmen gemessen am Bruttoprä-               rer in gleichem Maß zur Studie beitragen kann.
mienvolumen über 90% und damit fast den gesamten Kfz-Ver-
sicherungsmarkt ab.
                                                                                                                                                                                                                                                Mittel 39%

Verglichen mit der 2006 durchgeführten Befragung (Pricing-
Strategien in der Motorfahrzeug-Versicherung) wurde der Fra-
gebogen in der aktuellen Befragung von deutlich weniger Ver-
sicherern aus Deutschland vollständig ausgefüllt. Dies ist aber
vor allem darauf zurückzuführen, dass sich einige kleine Versi-
                                                                                                                                                                                     Deutschland 32%
cherer nicht mehr beteiligt haben. Die Branchenführer haben
auch 2013 an der Studie teilgenommen, ebenso in Österreich.
Letzteres wird auch deutlich, wenn man 2 betrachtet. Wäh-
rend weniger als ein Fünftel der Teilnehmenden unter 100 000
                                                                                                                                                                                                                                                Groß 42%
Kfz-Versicherte (nachfolgend als «kleine Versicherer» bezeich-
net) zählt, verfügen jeweils etwa 40% der Gesellschaften über
100 000 bis 500 000 (mittlere Versicherer) bzw. mehr als 500 000
Kunden (große Versicherer) in der Kfz-Sparte. Eine ähnliche
Größenverteilung ergibt sich, wenn man die teilnehmenden                                                                                                                             Österreich 26%
Gesellschaften hinsichtlich ihrer Prämienvolumina im Kfz-Be-
reich kategorisiert. Gegenüber 2006 hat der Anteil an Kleinun-
ternehmen in der Stichprobe deutlich abgenommen, der Anteil
an Großunternehmen dagegen zugenommen.

                                                                                                                                         1: Aufteilung der Stichprobe nach Ländern                     2: Aufteilung der Stichprobe nach Unternehmensgröße
Pricing-Strategien in der Kfz-Versicherung - synpulse
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                  2. Pricing-Framework

                  In gesättigten Märkten stellt das Pricing eines der wesentli-            2.1.1 Ebene 1 – Ressourcenfundament
                  chen Elemente für den langfristigen und nachhaltigen Un-                 Um das Pricing überhaupt auf ein zeitgemäßes Niveau
                  ternehmenserfolg dar. Pricing hat sich daher im DACH-Raum                zu bringen, werden zunächst die relevanten Grundlagen benö-
                  mittlerweile zu einer komplexen Disziplin entwickelt, die                tigt, die das Fundament des Hauses darstellen. Die Grundlagen
                  Fähigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen erfordert. Folg-                bestehen dabei aus vier zentralen Elementen:
                  lich verzichtet die Studie an dieser Stelle auch auf eine wis-
                  senschaftliche Definition des Pricing-Begriffs. Vielmehr                 1    Fähigkeiten: Als Erstes müssen entsprechende Ressourcen
                  zeigt sie anhand eines Frameworks auf, welche teilweise in-                   (Kapazität) und die notwendigen Fähigkeiten vorhanden
                  terdisziplinären Anforderungen heutzutage an das Pricing                      sein, um die komplexen Anforderungen des Pricings zu
                  gestellt werden. Im ersten Teil dieses Kapitels zeigt die Stu-                bewältigen.
                  die anhand des Drei-Ebenen-Modells, welche Elemente für
                  ein umfassendes Pricing benötigt werden. Im zweiten Teil                 2    Prozess: In einem nächsten Schritt des Grundlagen-
                  zeigt die Studie auf, wie diese Elemente in einem Best-                       aufbaus muss ein Pricing-Prozess etabliert sein, der
                  Practice-Prozess miteinander verknüpft werden.                                so in die Organisation integriert ist, dass alle beteiligten
                                                                                                Akteure Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen können
                                                                                                und rechtzeitig Informationen dazu erhalten.
                  2.1 Drei-Ebenen-Modell
                                                                                           3. Tools: Zur Erweiterung der Fähigkeiten sind entsprechende
                  Umfassendes Pricing basiert auf drei Ebenen, die aufeinander                Tools gefordert, die die Entscheidungsfindung zur Preisge-
                  aufbauen (vgl. 3). In der Folge wird auf jede einzelne Ebene                staltung unterstützen.
                  eingegangen.

                  Strategische Ebene

                                                                      Rentabilitätsvorgabe Pricing-Strategie

                  Pricing-Bausteine

                      Versicherungs-                   Loading                      Marktzu-/                   Kundenzu-/                Underwriting und
                    technischer Bedarf/                                            -abschläge                   -abschläge                 Vertriebsrabatt
                        Tarifierung

                  Ressourcenfundament

                             Fähigkeiten                   Prozesse und Organisation                    Tools                     Datenbasis (intern/extern)

                      3: Drei-Ebenen-Modell des Pricings
14 |                                                                                                                           synpulse               synpulse                                                                                                                                 | 15

4. Datenbasis (intern/extern): Der letzte fundamentale Bau-          5. Underwriting-/Vertriebsrabatt: In einem letzten Schritt                       2.2 Pricing-Prozess                                                      1.    Klares Marktwissen: Wer ist der Kunde und verhält sich der
   stein betrifft die Datenbasis. In erster Linie werden hier           erfolgt die Kalkulation der Freiräume in der Rabattierung,                                                                                                   Versicherer gegenüber den Wettbewerbern vorteilhaft?
   Schadendaten gesehen. Die Entwicklungen im Pricing                   die direkt vom Vertrieb oder im zentralen Underwriting                        Pricing ist keine isolierte, in sich geschlossene Tätigkeit. Viel-
   zeigen aber, dass zunehmend weitere Datenquellen be-                 gewährt werden können. Die Freiheit des Vertriebs ist                         mehr handelt es sich um einen Prozess, der in enger Abstim-              2     Optimale Produkte: Erfüllen die Produkte die Bedürfnisse
   nötigt werden, die sowohl aus anderen internen Systemen              dabei von genau so großer Bedeutung wie die Steuerung                         mung mit der Produktentwicklung iterativ durchlaufen wird. Die                 der Zielkunden und antwortet der Versicherer schlagkräf-
   (z.B. Kundenwertmodell, Abwanderungsmodell etc.) als                 der Marktprämie über systematische Rabattkontingentie-                        Studie definiert den Pricing-Prozess auf drei Ebenen, die Ziele,               tig auf die Anforderungen des Wettbewerbs?
   auch aus externen Quellen (z.B. Bonität) stammen.                    rungen.                                                                       Prozesse und Methoden beschreiben.
                                                                                                                                                                                                                               3     Optimale Preise: Orientiert sich der Versicherer in der
2.1.2 Ebene 2 – Pricing-Bausteine                                    2.1.3 Ebene 3 – Strategische Ebene                                               2.2.1 Prozessziele                                                             Preissetzung ausgewogen zwischen Rentabilitätsvor-
Ist das Fundament gelegt – dies ist allerdings nie abschließend,     Wie bereits in den Ebenen 1 und 2 angedeutet, ist die Vorgabe                    Bei der Betrachtung des Pricing-Prozesses sind zunächst die be-                gaben und Marktfähigkeit?
erfolgt das eigentliche Pricing. Dieses basiert auf der Konfigura-   einer Pricing-Strategie für das Pricing unerlässlich. Diese Strate-              stehenden Prozesse auf ihre Konformität mit der Zielsetzung zu
tion von fünf Bausteinen:                                            gie muss folgende Punkte abdecken:                                               prüfen. Das Setzen dieser Ziele wurde bereits im Drei-Ebe-               4.    Durchschlagende Salesstories: Kommuniziert der
                                                                                                                                                      nen-Modell – insbesondere auf der strategischen Ebene – aus                    Versicherer seine Verkaufsargumente nutzenorientiert,
1. Versicherungstechnischer Bedarf: Die Grundlage des                1. Pricing-Grundlagen: Mit den Pricing-Grundlagen werden                         verschiedenen Perspektiven angesprochen. Diese Zielsetzung                     einfach und gemäß der angestrebten Positionierung für
   Pricings war schon immer der versicherungstechnische                 die wesentlichen Leitplanken für die Tarifkalkulation                         kann über zentrale Fragestellungen noch differenzierter be-                    den Kunden verständlich?
   Bedarf, der die künftige Schadenerwartung inklusive                  vorgegeben. Sie umfassen beispielsweise Wachstums-                            trachtet werden:
   Risikozuschlag basierend auf historischen Schaden-                   und Rentabilitätsziele sowie deren kalkulatorische                                                                                                     5.    Optimale Vertriebsprozesse: Sind die Produkte des
   daten darstellt.                                                     Grundlagen oder die Regeln zur Akzeptanz von Risiken.                                                                                                        Versicherers nahtlos in die Vertriebsprozesse integriert?

2. Loading: Das Loading umfasst die fixen und variablen              2. Marktpositionierung: Neben den internen Zielsetzungen
   Kostenteile. Diese werden oft linear auf die Risikoprämie            werden Zielsetzungen bezüglich des Markts festgelegt.
   aufgeschlagen. Flexiblere Kostenmodelle, z.B. in Form                Diese betreffen beispielsweise die Verteilung des                             Produktemanagement                                                                                                   Produkteentwicklung
   degressiver, variabler Kostenloadings in Abhängigkeit                Bestands, die Definition von Wachstumssegmenten
   zur Vertragsprämie, werden noch selten angewendet,                   heruntergebrochen auf einzelne Zielgruppen, die Aus-
                                                                                                                                                         Strategie und            Inputquellen           Koordination          Konzeption und           Umsetzung und         Markteinführung
   dürften aber in Zukunft vermehrt eingesetzt werden.                  gestaltung der Produkte (Premium- vs. Billiganbieter)              Prozess
                                                                                                                                                           Vorgaben              und -sammlung          und Beurteilung         Spezifikation          Implementierung
                                                                        sowie die Kanal- und Zugangsstrategie im Vertrieb.
3. Marktzu- und -abschläge: Die interne Sicht auf den
   Schadenbedarf ist seit der Deregulierung nicht mehr               3. Unternehmensweite Abstimmung: Die Pricing-Strategie
   ausreichend. Sie muss um eine externe Marktdaten-                    kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern bedarf
                                                                                                                                                                         Vorbereitung Produktentwicklung                Durchführung Produktentwicklung
   sicht erweitert werden, die die relevanten Wettbewerber              einer unternehmensweiten Abstimmung mit anderen
                                                                                                                                           Methoden
   widerspiegelt. Darauf basierend werden – in Abstim-                  Organisationseinheiten. Insbesondere muss sie an der
   mung mit der Pricing-Strategie (Ebene 3) – spezifische               Unternehmens-, der Marketing- und der Vertriebsstrate-
                                                                                                                                                                                                    Marktintelligenz
   Anpassungen im Pricing vorgenommen.                                  gie ausgerichtet sein.

4. Kundenzu- und -abschläge: Nach der Ausrichtung des
   Pricings auf die Wettbewerbssituation erfolgt eine                                                                                                                                                                                            Durchschlagende                 Optimale
                                                                                                                                           Ziele       Klares Marktwissen             Optimale Produkte             Optimale Preise
                                                                                                                                                                                                                                                   Salesstories              Vertriebsprozesse
   weitere Ausrichtung – ebenfalls abgestimmt mit der
   Pricing- und Marketingstrategie – auf einzelne Kunden-
   segmente, Zielgruppen oder Vertriebswege.                                                                                                                                                      Portfoliotransparenz

                                                                                                                                                                         Aktuarielles Pricing             Rate Assessing                 Tarifierungstool

                                                                                                                                                         Strategie und            Basisprämie             Tarifprämie              Marktprämie
                                                                                                                                                                                                                                                        Preismonitoring      Preisdurchsetzung
                                                                                                                                                           Vorgaben                (Bedarf )                (Tarif )                (Verkauf )

                                                                                                                                                      Pricing                                                                                                             Controlling und Reporting

                                                                                                                                                          4: Prozesslandkarte und Wertschöpfungskette
16 |                                                                                                                     synpulse   synpulse                                                                                                                           | 17

2.2.2 Operative Prozesse                                         Rolle und Aufgaben des Aktuariats:                                 2.3 Methoden zur Preisfindung                                     1.   Definitionen des Ausschnitts im Produktportfolio für die
Auf Basis der definierten Ziele und der somit ausdifferenzier-   1. Das Aktuariat richtet seinen Blick vorerst nach innen                                                                                  Pricing-Analysen basierend auf der Identifikation des
ten Betrachtung der strategischen Positionierung erfolgt eine         (Portfoliotransparenz) und bestimmt die Sollprämie            Diese Ausgewogenheit mündet schließlich auch in der best-              Handlungsbedarfs zur Sicherstellung der Rentabilität
Umlage auf die bestehenden operativen Prozesse. Der Fokus             gemäß messbarem Risiko (aktuarielles Pricing und              möglichen Nutzung entsprechender Methoden und Tools. Für               oder der Verbesserung der Marktfähigkeit.
sollte dabei auf die Systematisierung der gesamten Produkt-           Bedarfsprämienbestimmung) und zur Einhaltung von              die Preisfindung respektive den Pricing-Prozess von zentraler
portfoliopflege gelegt werden. Darunter versteht die Studie           Rentabilitätsvorgaben.                                        Bedeutung sind die Portfoliotransparenz und die Marktintel-       2.   Abbildung des Bestands gemäß dieser Ausschnittsdefini-
die Betrachtung des Produkt- und Preismanagements als ge-                                                                           ligenz als Inputquellen. Darauf basierend erfolgen das aktua-          tion, d.h. Analyse der auf der Datenbank verfügbaren
meinsam interagierende Disziplinen mittels aufeinander ab-       2.   Um die Zielsetzungen und die damit einhergehende              rielle Pricing und die eigentliche Preisoptimierungsphase, das         Merkmale und Aufbau der Datengrundlagen für Pricing-
gestimmter und harmonisierter Rollen und Aufgaben des Pro-            Auslotung der Zahlungsbereitschaft sicherzustellen,           Rate Assessing.                                                        Simulationen, z.B. in Form eines Stichtagsbestands mit
duktmanagements und des Aktuariats.                                   gilt es, bereits auf der nächsten Stufe der Preisfindung                                                                             allen Tarif- und Risikokriterien.
                                                                      (Tarifprämienbestimmung) den Blick nach außen zu
Rolle und Aufgaben des Produktmanagements:                            richten und die entsprechende Koordination mit dem            2.3.1 Kernprozess Rate Assessing                                  3.   Risikomodellierungen und Festsetzung der Bedarfsprä-
1. In der Planung richtet das Produktmanagement seinen                Produktmanagement aufzusetzen.                                Die Definition des Pricing-Prozesses kann als Leitfaden se-            mienmodelle. Bestimmt werden dabei (a) die Risikoprä-
     Blick stark nach außen (Marktintelligenz) und benötigt                                                                         quenziell veranschaulicht werden, die Durchführung der Preis-          mien aus der Betrachtung zur Schadenlast und -anfällig-
     primär Markt-, Wettbewerber- und Kundeninformationen.       Auf der dritten Stufe der Preisfindung und hinsichtlich der Si-    findung erfolgt jedoch iterativ und kann somit auch als mittel-        keit und (b) die Loadings mittels Kostenanalyse und
                                                                 cherstellung der Preisdurchsetzung unterstützt das Aktuariat       und langfristig ausbaufähiger Lernprozess gestaltet werden.            -allokation. Im Anschluss erfolgt die Zusammenführung
2.     In der Konzeption steht das Produktmanagement             das Produktmanagement beim Controlling und bei der Regel-                                                                                 der Modelle zur Abbildung der Bedarfsprämientarife.
       stark in der Pflicht der Koordination von Inputquellen,   definition für die Marktprämienbestimmung, d.h. beim Ab-           Der Kernprozess des Pricings – das Rate Assessing – umfasst
       der Sammlung von Informationen und der Eskalation         gleich der Markt- mit der Tarif- und der Bedarfsprämie sowie       folgende Schritte:
       für die Umsetzung – dies oftmals als Gefäß für Input zu   bei der Definition von Controllingwerten respektive Rabatt-
       Produkt- und Preisaspekten aus dem gesamten Umfeld.       kontingenten. Mit einer Vernetzung dieser Rollen und Aufgaben
                                                                 wird im Rahmen der systematisierten Produktportfoliopflege
3.     In der Umsetzung bedarf es aus dem Produktmanage-         sichergestellt, dass durch die optimale Nutzung der bestehen-
       ment des nahtlosen Anstoßes zur Produktentwicklung        den Ressourcen und Fähigkeiten während der Konzeptions- und
       und der Pflege der Schnittstellen zu den Produkt- und     Umsetzungsphase die Einflussfaktoren Rentabilität und Markt-
       Preisentwicklungsplattformen.                             fähigkeit sowie die gesamte Innen- und Außensicht optimal ge-
                                                                 wichtet und schließlich ausgewogen in die Preisoptimierung
4.     Mit und nach der Markteinführung zeichnet das Produkt-    und die Vertriebsprozesse überführt werden.
       management dafür verantwortlich, die Erkenntnisse und
       Resultate der Produkt- und Tarifüberarbeitungen in die                                                                                            Portfoliotransparenz                                                    Marktintelligenz
       strategische Planung und das operative Controlling
       zurückzuführen, um einen lückenlosen Zyklus in der
                                                                                                                                                              Bestandteile                                                         Bestandteile
       Produktportfoliopflege sicherzustellen.
                                                                                                                                         Aktuarielles Modelling zu Risiko-, Kosten-                           Markt- und Trendbeobachtung
                                                                                                                                         und Bedarfsprämien
                                                                                                                                                                                                              Monitoring der Mitbewerber
                                                                                                                                         Versicherungstechnisches Controlling
                                                                                                                                                                                                              Analyse von Kundenaspekten
                                                                                                                                         Closing und Betriebsrechnungen

                                                                                                                                                                 Zielbild                                                            Zielbild

                                                                                                                                         Monitoring des Bestands in seiner gesamten                           Kontinuierliche und systematische Transparenz über
                                                                                                                                         Entwicklung sowie seiner Verschiebungen innerhalb                    Marktbearbeitung und Qualitätsunterschiede im
                                                                                                                                         von Branchen, Produkten und Sparten                                  Wettbewerb

                                                                                                                                         Aufschluss über die Segmentierungen und deren                        Monitoring der Tarifpreise und des realisierten Preisniveaus
                                                                                                                                         Entwicklungen
                                                                                                                                                                                                              Aufschluss über die eigene «echte» Position im Markt
                                                                                                                                         Messung des Produkterfolgs und der Effizienz
                                                                                                                                         in den Prozessen                                                     Watchlist für Markt- und Trendentwicklung

                                                                                                                                        5: Preisfindungsmethoden
18 |                                                                                                                synpulse   synpulse   | 19

4.     Abbildung aller übrigen Modelle und Tarife zur Innen-    2.3.2 Prozessdokumentation
       und Außensicht. Diese werden abgeleitet aus der          Der Kernprozess Rate Assessing wird mit den Umprozessen
       Input- und Indiziensammlung der Portfoliotransparenz     verknüpft und dementsprechend in die bestehende Prozess-
       und Marktintelligenz unter Abbildung aktueller Tarife,   landkarte eingefügt. Zwischen den Hauptprozessen werden
       von Marktprämien- und Preiselastizitätsmodellen,         Kontrollevidenzen definiert, und der Prozessablauf wird über
       Ageing-Modellen sowie des vorläufigen Tarifvorschlags.   die Pricing-Strategie und die Vorgaben zur Prozessgover-
                                                                nance gesteuert.
5.     Definitionen von Berechnungen und Reports. Dies
       bedeutet den Aufbau des Datenmodells und der             Die Abbildung des Gesamtprozesses erfolgt auf der Zeitach-
       Algorithmen für die strukturierte Pricing-Analyse        se und unter entsprechender Berücksichtigung von Schnitt-
       und für Grundsatzdefinitionen zum Tarif - respektive     stellen- und Release-Abhängigkeiten. Die einzelnen Prozess-
       zum Modellabgleich.                                      schritte werden mittels Beschreibungen und Checklisten
                                                                definiert sowie mit der Nennung von Verantwortlichkeiten
6.     Definitionen von Ergebnisbildern, d.h. Festlegen einer   und notwendigen Funktionen vervollständigt.
       einheitlichen Betrachtung der Berechnungen und
       Reports zur Analyse der Rentabilität, der Quersubven-    Abschließend werden je Prozessschritt die anzuwendenden
       tionierungen und der Marktfähigkeit respektive zur       Tools und Werkzeuge beschrieben. Zwecks Vertiefung des
       Messung von Auswirkungen und von Veränderungen           für das gesamte Nichtlebengeschäft generischen Prozesses
       zwischen aktuellem Tarif und Tarifvorschlag.             findet die spartenspezifische Dokumentation zu den Daten-
                                                                grundlagen statt. Mit jeder Tarifrunde respektive bei jedem
7.     Definitionen der Ergebniszusammenführung zwecks          Pricing-Projekt werden das Vorgehen und die Dokumenta-
       Bestimmung des neuen Tarifs. Darunter versteht die       tionen auf den Prüfstein gestellt und fortlaufend optimiert.
       Studie risikodifferenzierte respektive segmentspezifi-
       sche Tarifsteuerungsanalysen aus kombinierten
       Rentabilitäts- und Marktfähigkeitsbetrachtungen,
       portfolio- oder spartenspezifische Tarifauswirkungs-
       analysen auf dem tangierten Bestand sowie Ableitun-
       gen in Zeitreisenanalysen zwecks Planung und
       Reporting.
20 |                                                                                                                   synpulse     synpulse                                                                                                                       | 21

3. Entwicklungen im Kfz-Versicherungsmarkt                                                                                          anzumerken, dass mit der Sympany 2009 erstmals ein Kran-
                                                                                                                                    kenversicherer unter eigenem Namen in das Sachversiche-
                                                                                                                                                                                                      3.1.2 Konzentration der Marktteilnehmer
                                                                                                                                                                                                      Wie unter 3.1.1 erwähnt, ist die Anzahl der Marktteilnehmer im
                                                                                                                                    rungsgeschäft eingestiegen ist und seither ebenfalls Kfz-Versi-   deutschen Kfz-Markt am größten. Entsprechend liegt auch die
                                                                                                                                    cherungen anbietet.                                               Vermutung nahe, dass die Marktkonzentration angesichts der
                                                                                                                                                                                                      hohen Anzahl gering ist. Tatsächlich zeigt sich, dass die Konzen-
Nachdem der Fragebogen der Studie so aufgesetzt ist, dass        Im österreichischen Kfz-Versicherungsmarkt hat sich die                                                                              tration im Vergleich zu den anderen beiden Märkten tiefer ist.
eine teilweise Vergleichbarkeit mit den Werten aus der Umfra-    Anzahl der Marktteilnehmer im Beobachtungszeitraum dage-
                                                                                                                                          Die Marktkonzentrationen haben sich                         Dennoch ist beachtenswert, dass die Top-Ten-Gesellschaften
ge von 2006 möglich ist, sollen zunächst einmal die Entwick-     gen um zwei Gesellschaften auf 24 erhöht. Neu hinzugekom-
                                                                                                                                         kaum verändert. In Deutschland ist am                        gemessen am Bruttobeitragsvolumen einen Marktanteil von
lungen in den einzelnen Märkten seit 2006 betrachtet werden.     men sind 2008 Call Direct und 2009 Muki. Die Anteile dieser
                                                                                                                                            ehesten mit einer zunehmenden                             50% vereinen. Im Vergleich zu 2006 entspricht dies einer Zunah-
Diese können bereits erste Hinweise für eine Interpretation      beiden neuen Versicherungsgesellschaften am österreichi-
                                                                                                                                               Konzentration zu rechnen.                              me um drei Prozentpunkte (vgl. 6).
der Ergebnisse aus der Umfrage liefern. Die Betrachtung er-      schen Markt sind jedoch noch gering.
folgt nach Ländern getrennt und untersucht sowohl die Prä-                                                                          Als Fazit kann gefolgert werden, dass die Kfz-Versicherungs-      In Österreich ist die Marktkonzentration deutlich höher als
mienseite als auch die Schadenseite. Zugleich werden auch                                                                           märkte in allen Ländern gesättigt zu sein scheinen. Entgegen      in Deutschland. Die Top-Ten-Gesellschaften repräsentieren
                                                                      Die Kfz-Märkte sind in allen betrachteten
die Marktstrukturen miteinander verglichen, da sich hier teil-                                                                      den Erwartungen fand aber keine größere Konsolidierung            86% des Markts, die Top-Five-Gesellschaften ganze 66%. Die
                                                                          Ländern gesättigt. Aber entgegen
weise deutliche Unterschiede zeigen.                                                                                                statt. Deutschland als Markt mit der größten Anzahl an            leichte Erhöhung der Zahl der Marktteilnehmer kann jedoch ein
                                                                        den Erwartungen fand keine größere
                                                                                                                                    Marktteilnehmern ist im Verhältnis zur Größe mit einem            Grund sein, dass – anders als in Deutschland – die Marktkon-
                                                                               Konsolidierung statt.
                                                                                                                                    Rückgang von knapp 4% am stabilsten geblieben. Der öster-         zentration mit minus einem Prozentpunkt gegenüber 2006
3.1 Vergleich Marktstrukturen                                                                                                       reichische Markt ist absolut gesehen sogar noch gewachsen,        leicht abgenommen hat.
                                                                 Im Schweizer Kfz-Versicherungsmarkt hat sich die Anzahl der        und in der Schweiz sind mit dem Eintritt von zwei neuen Di-
Bevor die Studie auf die einzelnen Spezifika der jeweiligen      Marktteilnehmer seit 2006 ähnlich wie in Deutschland leicht        rektversicherungen sowie der Expansion eines Krankenversi-        Die Anzahl der Marktteilnehmer ist in der Schweiz beinahe
Märkte eingeht, vergleicht sie diese zunächst miteinander und    reduziert. Der absolute Rückgang beträgt zwei Versicherungs-       cherers ebenfalls neue Player in den Markt eingetreten,           gleich hoch wie in Österreich. In der Marktkonzentration zeigen
legt das Augenmerk auf die Anzahl der Marktteilnehmer und        gesellschaften. Im Total ergibt das 21 aktive Marktanbieter.       wenngleich auch einige Anbieter vom Markt verschwunden            sich jedoch deutliche Unterschiede. Die Top-Five-Gesellschaf-
deren Konzentration.                                             Speziell zu erwähnen sind zwei Ereignisse: Zum einen die gro-      sind. Interessant ist, dass diese neuen Marktplayer versu-        ten vereinen einen Marktanteil von 78%, der sich seit 2006 auch
                                                                 ße Übernahme der Winterthur durch die AXA 2006, die den            chen, sich über innovative Konzepte und alternative Ver-          nicht verändert hat. Damit liegen sie mehr als zehn Prozent-
3.1.1 Anzahl Marktteilnehmer                                     Markt nachhaltig geprägt hat, sowie der Kauf und die Integra-      triebskanäle zu positionieren. Aktuell reichen diese Konzepte     punkte über der Marktkonzentration von Österreich. Die
Im deutschen Kfz-Versicherungsmarkt hat sich die Anzahl der      tion der beiden kleineren Gesellschaften Alba und Phenix           noch nicht aus, um große Umwälzungen im Markt zu erzeu-           Top-Ten-Gesellschaften besitzen bereits einen Marktanteil von
Unternehmen in den letzten sechs Jahren um vier Versiche-        durch die Helvetia 2010. Im Direktversicherungsgeschäft ist die    gen. Es zeigt aber, dass die Eintrittsbarrieren relativ gering    99%, so dass die restlichen zwölf Gesellschaften ein Marktvolu-
rungsgesellschaften reduziert. Insgesamt bieten im deutschen     Anzahl der Marktplayer mit dem Markteintritt von Allianz24         sind, und mit der Entwicklung und Verbreitung weiterer Tech-      men von 1% unter sich ausmachen.
Kfz-Markt nun 99 Gesellschaften Versicherungslösungen an.        2008 sowie von iDirect24 2012 auf fünf gewachsen. Weiter ist       nologien, wie zum Beispiel der Versicherungstelematik, ist
                                                                                                                                    absehbar, dass neue Nischenplayer mit spezifischen Pricing-       Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich keine wesentli-
                                                                                                                                    und Produktangeboten in die Märkte eintreten werden.              chen Veränderungen in der Marktkonzentration abzeichnen.
                                                                                                                                                                                                      Deutschland verzeichnet den größten Zuwachs in der Markt-
                                                                                                                                                                                                      konzentration. Dies deutet darauf hin, dass in diesem Markt am
                                                                                                                                                                                                      ehesten mit weiteren Konsolidierungen zu rechnen ist.

Deutschland (DE)
                                                           34            16                                                 50 %
                         2011
                                                          32        15                                                      53 %
                        2006

Österreich (AT)                                                                         66                  20              14 %
                         2011
                                                                                         67                  20             13 %
                        2006

Schweiz (CH)                                                                                        78                     21 1 %
                         2011
                                                                                                    78                19     3 %
                        2006

                                Top-5   Top-6–10   Rest

       6: Marktkonzentration
22 |                                                                                                                                       synpulse                synpulse                                                                                                                                                          | 23

3.2 Kfz-Markt Deutschland                                                           den Jahren des Beobachtungszeitraums wieder etwas erholt                       Moment zu bewältigen hat. Die starken Ausschläge im Scha-                                            Das steigende Schadenvolumen kann durch
                                                                                    und entspricht dem Stand von 2007 (vgl. 7).                                    denwachstum resultieren aus den übrigen Kfz-Versicherun-                                              das ebenfalls gestiegene Prämienvolumen
3.2.1 Marktplayer                                                                                                                                                  gen. Die Haftpflichtschäden sind zwischen 2006 und 2011 nur                                            nicht kompensiert werden. Die Branche
Gemessen am verdienten Bruttobeitrag ist die Allianz die klare                      In den Branchen Kfz-Haftpflicht respektive übrige Kfz-Versi-                   um EUR 120 Mio. gestiegen.                                                                                arbeitet nach wie vor unprofitabel.
Nummer eins in Deutschland. Im sonst stark fragmentierten                           cherungen ist der oben beschriebene Trend ebenfalls sicht-
Markt hat sie ihren Marktanteil sogar noch um zirka einen Pro-                      bar. Jedoch liegt das Wachstum der übrigen Kfz-Versicherun-                    Die Schadenquote ist im Beobachtungszeitraum total um über
zentpunkt auf 14.5% ausgebaut. Die HUK Coburg (Allgemeine                           gen immer über dem Wachstum der Kfz-Haftpflicht. Zudem                         neun Prozentpunkte gestiegen (vgl. 9). Sie ist mit 98% sehr
und VVaG) folgt an zweiter Stelle mit einem Marktanteil von                         sind die Ausschläge im Wachstum in der Kfz-Haftpflichtversi-                   hoch. Haupttreiber sind die übrigen Kfz-Branchen, bei denen                                     3.2.5 Zusammenfassung
9.7%. Sie konnte ihren Marktanteil im Beobachtungszeitraum                          cherung deutlich größer.                                                       die Schadenquote um über 15 Prozentpunkte gestiegen ist.                                        Der deutsche Kfz-Versicherungsmarkt zeichnet sich seit Jahren
nicht ausbauen und hat 0.3 Prozentpunkte verloren. Im weite-                                                                                                       Der Anstieg im Haftpflichtbereich ist dagegen mit fünf Pro-                                     durch einen starken Wettbewerb unter den Gesellschaften aus,
ren Ranking folgen AXA (5.6%), VHV (4.3%), R+V (3.8%) und LVM                       Die Durchschnittsprämien der Haftpflicht, Vollkasko und Teil-                  zentpunkten relativ moderat. Solche Schadenquoten sind auf                                      der sich vor allem über den Preis definiert. Die Verschlechterung
(3.8%). Aufgrund der geringfügigen Unterschiede bei den                             kasko sanken von 2006 bis 2011 im Schnitt um 9.5%. Die                         die Dauer nur über Quersubventionen durch andere Bran-                                          der Rentabilität um über neun Prozentpunkte lässt die Gesamt-
Marktanteilen gab es leichte Verschiebungen im Ranking ge-                          Reduktion der Durchschnittsprämie betrifft die einzelnen                       chen aufrechtzuerhalten. Werden die Kosten für den Ab-                                          branche unrentabel werden und kann auf die Dauer nicht auf-
genüber 2006, wobei, abgesehen von LVM, alle Gesellschaften                         Deckungen gleichermaßen. Als Grund dafür kann der harte                        schluss und den Betrieb hinzuaddiert, bleibt die Sparte                                         rechterhalten werden. Zusätzlich haben sich die Ertragsmög-
einen leichten Marktanteilszuwachs verzeichneten. Auf den                           Preiswettbewerb angeführt werden, der zwischen den einzel-                     Kfz-Versicherung unprofitabel.                                                                  lichkeiten am Finanzmarkt über die letzte Krise hinweg
weiteren Rängen der Top Ten folgen DEVK (3.1%), ERGO (3.0%)                         nen Gesellschaften geführt wurde.                                                                                                                                              erschwert. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Zyklus
und Generali (2.7%).                                                                                                                                               Ein Versicherungszyklus ist in Deutschland insofern nicht er-                                   durchbrochen werden kann oder ob eine Konsolidierungswelle
                                                                                    Im deutschen Markt werden gut 60% der Prämien für die                          kennbar, als sich die Schadenquote nur in eine Richtung ent-                                    in der deutschen Assekuranz bevorsteht.
3.2.2 Fahrzeugbestand                                                               Kfz-Haftpflicht und 40% für die übrigen Kfz-Versicherungen                     wickelt hat. Die kommenden Jahre werden weisen, ob sich
Der Personenwagen-Fahrzeugbestand hat sich in den letzten                           eingenommen. Der Trend zeigt aber eine leichte Verschie-                       eine Beruhigung im deutschen Versicherungsmarkt einstellt
vier Jahren trotz Wirtschaftskrise gemessen an der Anzahl zu-                       bung der Prämieneinnahmen zulasten der Haftpflichtbran-                        oder ob sich der Trend aus den letzten Jahren fortsetzen wird.
gelassener Fahrzeuge noch weiter entwickelt. Mit einer Aus-                         che. Im Beobachtungszeitraum ging der Anteil um 1.6 Pro-
nahme im Jahr 2007 betrug das nominelle Wachstum jeweils                            zentpunkte zurück.
mindestens 0.75%. Somit ist der Fahrzeugbestand im Schnitt
um über 300 000 Fahrzeuge pro Jahr gestiegen.                                       3.2.4 Schadenseite
                                                                                    Die Schadenentwicklung hat mit Ausnahme von 2006 und                                                            24                                                                                                                  12%
3.2.3 Prämien                                                                       2009 stetig zwischen 1.6% und 3.3% pro Jahr zugenommen

                                                                                                                                                                    Schadenvolumen in Mrd. EUR
                                                                                                                                                                                                    21                                                                                                                  10%

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Nominelles Wachstum
Die deutsche Kfz-Versicherungswirtschaft schaffte den Prämi-                        (vgl. 8). Insgesamt stiegen die Schäden zwischen 2006 und                                                       18                                                                                                                   8%
en-Turnaround 2010. Nach einem deutlichen Rückgang im Prä-                          2011 um EUR 1.7 Mrd. Die Kombination von sinkenden Durch-                                                       15                                                                                                                   6%
mienvolumen um EUR 2 Mrd. auf EUR 20.05 Mrd. in den Jahren                          schnittsprämien und steigenden Schadenkosten ist eine der                                                       12                                                                                                                   4%
2006 bis 2009 hat sich das Prämienvolumen in den letzten bei-                       größten Herausforderungen, die die deutsche Assekuranz im
                                                                                                                                                                                                     9                                                                                                                   2%
                                                                                                                                                                                                     6                                                                                                                   0%
                                                                                                                                                                                                     3                                                                                                                  –2%
                                                                                                                                                                                                     0                                                                                                                  –4%
                                                                                                                                                                                                            2006                2007               2008          2009            2010               2011
                                                                                                                                                                                                            Kfz Total     Kfz Haftpflicht    Kfz Übrige                      Kfz Total   Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige

                                                                                                                                                                                                 8: Entwicklung Schadenvolumen Deutschland
                               24                                                                                                    4%
                               21                                                                                                    3%
Prämienvolumen in Mrd. EUR

                               18
                                                                                                                                             Nominelles Wachstum

                                                                                                                                     2%                              110%
                               15                                                                                                    1%                              105%
                                                                                                                                                                    100%
                               12                                                                                                    0%
                                                                                                                                                                               95%
                                9                                                                                                    –1%
                                                                                                                                                                              90%
                                6                                                                                                    –2%                                       85%

                                                                                                                                     –3%                                      80%
                                3
                                                                                                                                                                               75%
                                0                                                                                                    –4%
                                      2006             2007               2008   2009            2010               2011                                                       70%
                                                                                                                                                                                                                 2006                 2007                2008              2009                 2010                   2011
                                      Kfz Total   Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige              Kfz Total   Kfz Haftpflicht Kfz Übrige                                                                       Total     Haftpflicht   Übrige

                             7: Entwicklung Prämienvolumen Deutschland                                                                                                                           9: Entwicklung Schadenquoten Deutschland
24 |                                                                                                                                     synpulse                  synpulse                                                                                                                                                      | 25

 3.3 Kfz-Markt Österreich                                                    3.3.3 Prämien                                                                         3.3.4 Schadenseite                                                                              Der Anstieg der Schadenquote wird mehrheitlich durch die Ver-
                                                                             Nach moderaten Wachstumsjahren bis 2007 nahm das Prä-                                 Die Schadenentwicklung verlief im Beobachtungszeitraum                                          schlechterung des versicherungstechnischen Resultats der üb-
 3.3.1 Marktplayer                                                           mienvolumen zwischen 2008 und 2010 ab. 2011 stiegen die                               sehr volatil, wobei ein Trend zu höheren Schadenaufwendun-                                      rigen Kfz-Versicherungen getrieben. Die Schadenbelastung in
 Gemessen am Prämienvolumen ist die Generali mit einem                       Prämieneinnahmen im Kfz-Versicherungsmarkt wieder stark                               gen erkennbar ist. Insgesamt hat die Schadenlast über beide                                     diesen Branchen nahm im Beobachtungszeitraum um knapp
 Marktanteil von 19.1% mit deutlichem Abstand die Marktfüh-                  um 4.7 Prozentpunkte (vgl. 10).                                                       Branchen hinweg um 8.9 Prozentpunkte über die letzten                                           zehn Prozentpunkte zu. Die Haftpflichtschäden dagegen sind
 rerin im österreichischen Kfz-Versicherungsmarkt. Dahinter                                                                                                        sechs Jahre zugenommen (vgl. 11). Die Zunahme resultiert                                        mit 1.1 Prozentpunkten nur moderat gewachsen (vgl. 12).
 folgen UNIQA Sach und Allianz Elementar mit einem Marktan-                  Aufgeteilt auf die Branchen Kfz-Haftpflicht respektive übrige                         aus den übrigen Kfz-Versicherungsbranchen. Die Schaden-
 teil von 14.4% respektive 14.5%. Alle drei Versicherer konnten              Kfz-Versicherungen ist der oben beschriebene Trend insbe-                             kosten stiegen in dieser Branche überproportional zu den                                        3.3.5 Zusammenfassung
 ihren Marktanteil im Beobachtungszeitraum nicht halten und                  sondere in der Kfz-Haftpflichtversicherung sichtbar. Die übri-                        Prämieneinnahmen.                                                                               Der österreichische Kfz-Markt präsentiert sich in einem aus-
 verloren zwischen 0.8 und 1.4 Prozentpunkte. Unter den Top-                 gen Kfz-Versicherungen verzeichneten zwar ebenfalls einen                                                                                                                             gesprochen guten Zustand bezogen auf Rentabilität und
 Ten- Versicherungsgesellschaften steigerten über die Jahre                  Wachstumsrückgang, blieben aber im positiven Bereich. 2011                                                                                                                            Wachstum. Ein ausgeprägter Versicherungszyklus mit stark
                                                                                                                                                                                                   Die Schadenkosten der übrigen Kfz-
 einzig die Donau Versicherung (+3.2 Prozentpunkte) und die                  war das Wachstum in beiden Branchen praktisch identisch.                                                                                                                              fluktuierenden Schadenquoten ist nicht erkennbar. Die in der
                                                                                                                                                                                                Versicherungen stiegen überproportional
 Zürich (+1.4 Prozentpunkte) ihren Marktanteil. Das untere Ende                                                                                                                                                                                                    Branche oft geäußerten Bedenken eines ausgeprägten Preis-
                                                                                                                                                                                                       zu den Prämieneinnahmen.
 bildet das Quartett Grawa (4.1%), Wüstenrot (3.3%), Oberöster-              Im österreichischen Markt werden gut 60% der Prämien für die                                                                                                                          wettbewerbs sind aufgrund der Analyse der vorliegenden
 reichische (3.1%) und die HDI Versicherung (3.1%). Ihr Marktan-             Kfz-Haftpflicht und 40% für die übrigen Kfz-Versicherungen                                                                                                                            Zahlen widerlegt.
 teilsverlust betrug zwischen 0.1 und 0.9 Prozentpunkte.                     eingenommen. Der Trend zeigt aber eine stärkere Verschie-                             Die Schadenquote ist im Beobachtungszeitraum total um 4.3
                                                                             bung der Prämieneinnahmen zu Lasten der Haftpflichtbran-                              Prozentpunkte gestiegen. Sie ist mit 67.2% weiterhin relativ tief.
 3.3.2 Fahrzeugbestand                                                       che. Im Beobachtungszeitraum ging der Anteil um 3.8 Prozent-
 Der Personenwagen-Fahrzeugbestand hat seit 2006 trotz                       punkte zurück.
 Wirtschaftskrise gemessen an der Anzahl zugelassener Fahr-                                                                                                                                        3.0                                                                                                                   17.5%
 zeuge weiter zugenommen. Mit Ausnahme von 2007 und 2008
                                                                                                                                                                                                   2.7                                                                                                                   15.0%
 betrug das nominelle Wachstum immer über 1.5%. Somit stieg
                                                                                                                                                                                                   2.4

                                                                                                                                                                   Schadenvolumen in Mrd. EUR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         12.5%
 der Fahrzeugbestand im Schnitt absolut um etwa 54 000 Fahr-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Nominelles Wachstum
                                                                                                                                                                                                   2.1                                                                                                                   10.0%
 zeuge pro Jahr.
                                                                                                                                                                                                   1.8                                                                                                                    7.5%
                                                                                                                                                                                                   1.5                                                                                                                   5.0%
                                                                                                                                                                                                   1.2                                                                                                                   2.5%
                                                                                                                                                                                                   0.9                                                                                                                     0%
                                                                                                                                                                                                   0.6                                                                                                                   –2.5%
                                                                                                                                                                                                   0.3                                                                                                                   –5.0%
                                                                                                                                                                                                   0.0                                                                                                                   –7.5%
                                                                                                                                                                                                           2006                2007                2008          2009            2010               2011

                                                                                                                                                                                                          Kfz Total    Kfz Haftpflicht     Kfz Übrige                         Kfz Total   Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige

                                                                                                                                                                                                11: Entwicklung Schadenvolumen Österreich

                        3.0                                                                                                        7%
                        2.7                                                                                                        6%
                                                                                                                                                                                           90%
                        2.4                                                                                                        5%
                                                                                                                                             Nominelles Wachstum

                                                                                                                                                                                            85%
Prämien in Mrd. EUR

                        2.1                                                                                                        4%
                        1.8                                                                                                                                                                80%
                                                                                                                                   3%
                                                                                                                                                                                            75%
                        1.5                                                                                                        2%
                        1.2                                                                                                        1%                                                       70%

                        0.9                                                                                                        0%                                                       65%
                        0.6                                                                                                        –1%                                                     60%
                        0.3                                                                                                        –2%                                                      55%
                        0.0                                                                                                        –3%                                                     50%
                               2006               2007              2008   2009            2010                2011                                                                                            2006                      2007             2008               2009                  2010                  2011
                              Kfz Total   Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige                  Kfz Total   Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige                                                                         Kfz Total    Kfz Haftpflicht    Kfz Übrige

                      10: Entwicklung Prämienvolumen Österreich                                                                                                                                 12: Entwicklung Schadenquoten Österreich
26 |                                                                                                                                       synpulse                      synpulse                                                                                                                                                                | 27

   3.4 Kfz-Markt Schweiz                                                           lung des Fahrzeugbestands abgeleitet werden, andererseits                               punkte gestiegen. Mit 65% ist sie weiterhin relativ tief. Durch                                         3.4.5 Zusammenfassung
                                                                                   hat sich der Preiswettbewerb nach den guten Jahren bis 2007                             die stetige Verbesserung der Haftpflichtschadenquote rentiert                                           Im Gegensatz zu den anderen europäischen Ländern ist der
   3.4.1 Marktplayer                                                               erheblich verschärft. Im Jahr 2011 nahmen die Prämienein-                               die Branche seit 2010 insgesamt wieder besser als 2009                                                  Versicherungszyklus in der Schweiz moderat und es wurden
   Gemessen an der verdienten Bruttoprämie ist die AXA Wintert-                    nahmen im Kfz-Versicherungsmarkt wieder um 2% zu.                                       (vgl.    15). Der Versicherungszyklus mit stark fallenden res-                                          im Beobachtungszeitraum keine negativen Versicherungsre-
   hur mit einem Marktanteil von 22.7% Marktführerin im Schwei-                                                                                                            pektive steigenden Schadenquoten ist in der Schweiz nur                                                 sultate geschrieben. Mögliche Gründe dafür sind einerseits
   zer Kfz-Versicherungsmarkt. Dahinter folgt die Zurich mit                                                                                                               leicht ausgeprägt.                                                                                      mangelnder Wettbewerb aufgrund der Einsicht, dass sich mit-
                                                                                      Die Schadenquote liegt konstant zwischen
   19.8%. Der Marktanteil der Zurich ist im Beobachtungszeit-                                                                                                                                                                                                                      tels eines reinen Preiswettbewerbs keine signifikanten Markt-
                                                                                      60% und 70% und ermöglicht damit einen
   raum um rund 1.3 Prozentpunkte zurückgegangen. Somit ist                                                                                                                Ausschlaggebend für die Schwankungen sind die übrigen Ver-                                              anteile gewinnen lassen. Andererseits ist der Schweizer Markt
                                                                                                 profitablen Markt.
   sie die große Verliererin. Die drittplatzierte Allianz Suisse                                                                                                           sicherungsleistungen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind Un-                                            dominiert von Gesellschaften mit großem Geschäftsanteil im
   (Marktanteil 14.8%) wird bedrängt von der Mobiliar (13.5%). Die                                                                                                         wetterkatastrophen wie Hagel oder strenge Winter dafür ver-                                             Ausland. Die Schweizer Ländergesellschaft fungiert in diesen
   Mobiliar gehört neben der Helvetia mit einem Marktanteilzu-                     In den einzelnen Branchen Kfz-Haftpflicht respektive übrige                             antwortlich. Die Entwicklung in den Haftpflichtschäden ist im                                           Gesellschaften als Cashcow und steuert im Vergleich zum Prä-
   wachs von 1.5 Prozentpunkten respektive einem Prozentpunkt                      Kfz-Versicherungen ist der oben beschriebene Trend ebenfalls                            Beobachtungszeitraum bis auf das Jahr 2009 abnehmend. Die                                               mienanteil einen beachtlichen Anteil an den Reingewinn die-
   zu den Gewinnerinnen. Mit rund halb so großen Anteilen fol-                     sichtbar. Jedoch sind die übrigen Kfz-Versicherungsleistungen                           Aufwendungen für Haftpflichtschäden gingen um über CHF                                                  ser Gesellschaften bei. Der Wachstumsdruck wird zugunsten
   gen Basler (7.5%) sowie Generali (7.1%). Die vier kleinsten Play-               ab 2009 mit knapp 0.5 Prozentpunkten deutlich stärker ge-                               200 Mio. zurück. Dies ist vor allem auf eine Veränderung der                                            von höheren Margen in diesen internationalen Gesellschaften
   er unter den Top-Ten-Versicherern, Vaudoise (4.9%), Nationale                   wachsen als die Haftpflichtversicherung. Im Gegensatz zu                                Gerichtspraxis für Entschädigung bei Halswirbelsäulen-Verlet-                                           gemindert.
   Suisse (4.3%), Helvetia (4.0%) und Emmentalische (0.2%), sind                   Deutschland und Österreich werden im Schweizer Markt                                    zungen zurückzuführen.
   zusammen knapp so groß wie die Mobiliar.                                        knapp gleich viele Prämien für Kfz-Haftpflicht und übrige
                                                                                   Kfz-Versicherungen eingenommen, wobei die übrigen Kfz-Ver-
   3.4.2 Fahrzeugbestand                                                           sicherungen sogar jeweils leicht überwiegen. Über den gesam-
   Der Personenwagen-Fahrzeugbestand ist in den letzten vier                       ten Beobachtungszeitraum hat sich an dieser Verteilung kaum
   Jahren gemessen an der Anzahl zugelassener Fahrzeuge ge-                        etwas verändert. Dies zeigt, wie stabil der Schweizer Kfz-Markt
                                                                                                                                                                                                           4.0                                                                                                                             35%
   stiegen. Mit Ausnahme von 2008 und 2009 lag das nominelle                       insgesamt ist.
                                                                                                                                                                                                           3.6                                                                                                                             30%
   Wachstum jeweils zwischen 1% und 2%. Der absolute Fahr-

                                                                                                                                                                        Schadenvolumen in Mrd. CHF
                                                                                                                                                                                                       3.2                                                                                                                                 25%
   zeugbestand stieg damit im Schnitt um etwa 50 000 Fahrzeuge                     3.4.4 Schadenseite

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Nominelles Wachstum
                                                                                                                                                                                                        2.8                                                                                                                                20%
   pro Jahr.                                                                       Die Schadenentwicklung verläuft mit Ausnahme eines starken
                                                                                                                                                                                                           2.4                                                                                                                             15%
                                                                                   Anstiegs 2009 relativ konstant. Die Wachstumsraten sind 2006,
                                                                                                                                                                                                           2.0                                                                                                                             10%
   3.4.3 Prämien                                                                   2007 und 2010 sogar negativ (vgl. 14).
                                                                                                                                                                                                           1.6                                                                                                                                 5%
   Nach starken Wachstumsjahren bis 2007 kam das Prämien-
                                                                                                                                                                                                           1.2                                                                                                                                 0%
   wachstum zwischen 2008 und 2010 praktisch zum Erliegen                          Im Beobachtungszeitraum ist die Schadenquote aufgrund ei-
                                                                                                                                                                                                           0.8                                                                                                                             –5%
   (vgl.  13). Einerseits kann dies aus der schlechten Entwick-                    nes starken Anstiegs im Jahr 2009 total um rund fünf Prozent-
                                                                                                                                                                                                           0.4                                                                                                                            –10%
                                                                                                                                                                                                           0.0                                                                                                                            –15%
                                                                                                                                                                                                                        2006                 2007                    2008           2009                2010               2011

                                                                                                                                                                                                                     Kfz Total     Kfz Haftpflicht      Kfz Übrige                          Kfz Total    Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige

                                                                                                                                                                                                     14: Entwicklung Schadenvolumen Schweiz

                        6.0                                                                                                                4.0%
                        5.4                                                                                                                3.5%
                        4.8                                                                                                                3.0%
                                                                                                                                                  Nominelles Wachstum
Prämien in Mrd. CHF

                        4.2                                                                                                                2.5%
                                                                                                                                                                                                     80%
                        3.6                                                                                                                2.0%
                                                                                                                                                                                                     75%
                        3.0                                                                                                                1.5%
                                                                                                                                                                                                     70%
                        2.4                                                                                                                1.0%
                                                                                                                                                                                                     65%
                        1.8                                                                                                                0.5%
                                                                                                                                                                                                     60%
                        1.2                                                                                                                0.0%
                                                                                                                                                                                                     55%
                        0.6                                                                                                               –0.5%
                                                                                                                                          –1.0%                                                      50%
                        0.0
                                    2006                2007                2008   2009              2010                  2011                                                                      45%
                              Kfz Total    Kfz Haftpflicht     Kfz Übrige                    Kfz Total   Kfz Haftpflicht     Kfz Übrige                                                              40%
                                                                                                                                                                                                                        2006                     2007                       2008            2009                   2010                 2011
                                                                                                                                                                                                                 Kfz Total     Kfz Haftpflicht   Kfz Übrige

                      13: Entwicklung Prämienvolumen Schweiz                                                                                                                                         15: Entwicklung Schadenquoten Schweiz
28 |                                                                                                                      synpulse           synpulse                                                                                                                                                                       | 29

4. Studienergebnisse                                                                                                                         In der Weiterentwicklung des «Competitive Pricing» gibt es
                                                                                                                                             starke länderspezifische Unterschiede. So war das «Competiti-
                                                                                                                                                                                                                              4.1.2 Weiterentwicklungsbedarf
                                                                                                                                                                                                                              In der vorliegenden Studie wurden die Versicherungsunter-
                                                                                                                                             ve Pricing» für 45% der Schweizer Versicherungsunternehmen                       nehmen zudem gefragt, in welchem der Faktoren sie den größ-
                                                                                                                                             der Baustein mit der größten oder zweitgrößten Weiterent-                        ten Weiterentwicklungsbedarf in der Zukunft sehen. Erwar-
                                                                                                                                             wicklung und für weitere 35% gab es zumindest mittlere oder                      tungsgemäß nennt die große Mehrheit der Teilnehmenden
Die Struktur der Studie ist etwa gleich aufgebaut wie 2006 und   und von kundenspezifischen Zu- und Abschlägen kaum Be-                      geringfügige Fortschritte. Dagegen haben 55% der Unterneh-                       Bausteine, die in ihrem Unternehmen in den vergangenen Jah-
orientiert sich am Drei-Ebenen-Modell gemäß Kapitel 2.1.         achtung geschenkt. 49% bzw. 35% vergeben diesen beiden                      men in Deutschland die Methoden zur Berechnung der markt-                        ren nur wenig oder gar nicht weiterentwickelt wurden, es gibt
Eingegangen wird dabei zunächst auf das Zusammenspiel der        Bausteinen sogar gar keinen Rang, d.h. sie beziehen die Fakto-              bezogenen Zu- und Abschläge gar nicht weiterentwickelt, was                      aber auch einzelne Ausnahmen. Am häufigsten wird das «Com-
Pricing-Bausteine und auf die strategische Ebene, während        ren nicht in ihre Ordnung mit ein. Dies kann daran liegen, dass             angesichts des harten Preiswettbewerbs umso mehr erstaunt.                       petitive Pricing» genannt (37% der Teilnehmenden), gefolgt
einzelne Bausteine – Versicherungstechnik, Marktsicht und        es in diesen Bereichen keine Veränderungen gab. Außerdem                    In Österreich ist das Bild zweigeteilt: Einerseits sagen 43% der                 von der «versicherungstechnischen Bedarfsermittlung» und
Kundensicht – im Anschluss folgen. Abgeschlossen werden die      illustriert es, dass viele Gesellschaften noch nicht alle Möglich-          Gesellschaften aus, dass sie das «Competitive Pricing» am                        der «Berücksichtigung von Kundenwerten» (26% bzw. 23%).
Studienergebnisse mit den Erwartungen der Teilnehmenden          keiten verwenden, die ein modernes Pricing bieten würde.                    stärksten oder zweitstärksten weiterentwickelt haben, ande-
an die künftige Entwicklung dieser Bausteine.                                                                                                rerseits bekennen 45%, keinerlei Verbesserungen vorgenom-
                                                                                                                                             men zu haben.
                                                                     70% der Versicherer haben in den letzten
4.1 Pricing-Bausteine                                                  Jahren vor allem in die klassischen
                                                                        Werkzeuge des Pricings investiert.
4.1.1 Vergangene Entwicklung                                                                                                                 Versicherungstechnischer Bedarf / Tarifierung (Aktuariat)                             Marktzu-/-abschläge (Competitive Pricing)
Um ein Bild von den jüngsten Entwicklungen im Pricing-Pro-       Das Ergebnis der starken Weiterentwicklung im Bereich der
                                                                                                                                                                                                71         16 3 5 5 %                            15              18                  18        12    5                      32 %
zess zu bekommen, wurden die Unternehmen zunächst gebe-          versicherungstechnischen Bedarfsermittlung ist überra-
                                                                                                                                      Alle                                                                                  Alle
ten, die einzelnen Faktoren danach zu ordnen, wie stark sie in   schend, da es impliziert, dass die große Mehrheit der Gesell-
                                                                                                                                                                                                               89    11 %                11                      23        11             11                                44 %
den letzten Jahren weiterentwickelt wurden. Wie in         16    schaften vor allem in den Baustein investiert hat, der bereits
                                                                                                                                       DE                                                                                    DE
ersichtlich ist, wurde die versicherungstechnische Bedarfser-    am stärksten entwickelt und optimiert ist. Es zeigt, dass die
                                                                                                                                                                                                71   7     7         15 %                    14                            29 5           7                                 45 %
mittlung bei über 70% der Versicherer am stärksten vorange-      Tarifierung von den meisten Versicherern auch in den letzten
                                                                                                                                       AT                                                                                    AT
trieben, und bei weiteren 16% war dies der Faktor mit der        Jahren als der mit Abstand wichtigste Faktor in der Preisge-
                                                                                                                                                                                       58                25 3 2      12 %                                   28              17                      22        13 4          16 %
zweitstärksten Veränderung. Außerdem hat knapp die Hälfte        staltung betrachtet wurde. Dieses Resultat deckt sich mit dem
                                                                                                                                       CH                                                                                   CH
der Unternehmen erhebliche Fortschritte bezüglich der Ein-       Ergebnis der Erhebung 2006, als – in einer etwas anderen Fra-
bindung des Vertriebs in den Prozess der Preisgestaltung er-     gestellung – 77% der Teilnehmenden die aktuarielle Bedarfs-
zielt, und zumindest ein Drittel der Gesellschaften hat den      ermittlung als wichtigsten Bestandteil im Prozess der Preisfin-
                                                                                                                                             Loading (Aufschlagen von Kosten/Sollmarge)                                            Kundenzu-/-abschläge (Einbeziehung Kundenwertmodelle)
Faktor «Competitive Pricing» – damit ist der Einbezug von        dung angaben. Obschon 2006 zwei Drittel der Unternehmen
Markt- und Wettbewerbsdaten in die Preisgestaltung gemeint       den Marktpreis als erst- oder zweitwichtigste Preisdetermi-                 2     9       13       11            16                                 49 %           5                 14         12             16              18                          35 %
– stark weiterentwickelt. Dagegen hat die große Mehrheit der     nante genannt haben, hat lediglich ein Drittel der Gesellschaf-      Alle                                                                                  Alle

Unternehmen den Methoden zur Berechnung des Loadings             ten das «Competitive Pricing» nennenswert verbessert.                                    22        11                                               67 %                   11         11                  22                                               56 %
                                                                                                                                       DE                                                                                    DE
                                                                                                                                                 7 5      12                           33   7                        36 %               7                   21             15        7                   26                 24 %
                                                                                                                                       AT                                                                                    AT
                                                                                                                                             2                 25   6                  24                            43 %                8                       13              12                 13         27           27 %
                                                                                                                                      CH                                                                                     CH

                                                                                                                                                 Rang 1    Rang 2        Rang 3        Rang 4    Rang 5        kein Rang           Underwriting/ Vertriebsrabatt

                                                                                                                                                                                                                                     6                                          42                       29          12 5    6 %
                                                                                                                                                                                                                            Alle
                                                                                                                                                                                                                                            11                                            44                         33     12 %
                                                                                                                                                                                                                             DE
                                                                                                                                                                                                                                                                      38                                      43     7    7 5 %
                                                                                                                                                                                                                             AT
                                                                                                                                                                                                                                     6                                           42            15                   25      12 %
                                                                                                                                                                                                                             CH

                                                                                                                                                   16: Entwicklung Pricing-Bausteine nach Ländern
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