Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi

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Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Jahres-Bericht 2021

              Mitwirker*innen
              Digitale Teilhabe
              Corona …
              Bericht zur
              Mitglieder-
              Versammlung 2021
Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Inhalt

     Einladung | 3
     Mitglieder-Versammlung 2021 | 5
        Tagesordnung Mitglieder-Versammlung 2021 | 6
        Mitwirkung | 8
        Bestätigung der Mitgliedschaft | 9
        Bericht des Verbandsrates | 13
        Initiativen und Projekte | 14
        Forderung der Mitwirker*innen | 17
     Bericht des Vorstandes | 18
        Ein Anfang mit Behinderungen und Assistenzbedarf –
        ein Rückblick auf die Arbeit des neuen Vorstands | 19
        Anthropoi Bundesverband in der Corona-Zeit:
        Stellungnahmen, Positionen, Haltungen | 22
        Inklusion – ein gemeinsamer Weg zur Mitte? | 23
        Mitwirkung und Inklusion | 25
        Personalentwicklung | 26
        Berufliche Bildung | 27
        Digitalisierung | 28
     Finanzen | 30
        Geschäftsbericht 2020 | 31
        Haushaltspläne 2021 bis 2026 | 33
        Förderung der beruflichen Bildung 2020 und 2021 | 34
        Empfehlungen der BKGF vom 22. April 2021 für die Mitgliederversammlung am 18. Juni 2021 | 35
     Was in uns steckt: Aus dem Verbandsleben | 36
       Fachbereich Berufliche Bildung | 37
        Neues von BaSiG | 40
        Digitale Teilhabe | 42
        Digitalisierungsstrategie Anthropoi Bundesverband | 46
        Ein Online-Seminar für Bildungsengebote MitMenschen | 48

                                          Impressum
                                          Diese Broschüre wurde herausgegeben von: Anthropoi Bundesverband
                                          Bundesverband anthroposophisches S­ ozialwesen e.V.
                                          Schloßstraße 9, 61209 Echzell-Bingenheim
                                          bundesverband@anthropoi.de | anthropoi.de

                                          Titelbild: Ingeborg Woitsch
                                          Zeichnungen: Ingeborg Woitsch
                                          Redaktion: Claudia Christ, Daniela Steinel und Manfred Trautwein
                                          Gestaltungs-Idee: Bianca Bonfert, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart
                                          Layout: Daniela Steinel

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Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Einladung
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg*innen und Freunde,

wir laden Sie sehr herzlich zur diesjährigen Mitgliederversammlung des
Bundesverbandes anthroposophisches Sozialwesen e.V. –
kurz: Anthropoi Bundesverband – als Online-Veranstaltung ein.
Termin: 18. Juni 2021 von 9:00 bis 16:30 Uhr
Die Tagesordnung finden Sie auf den Seiten 6 und 7.

Schon zu Beginn des Jahres hatten wir uns auf ein Online-Format
festgelegt. Wegen der SARS-CoV-2-Pandemie war unsicher, ab wann
Präsenzveranstaltungen in der Größe unserer Mitgliederversammlung wie
gewünscht durchführbar sein werden. Auf der Grundlage von Art. 2 § 5
des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im
Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht kann die Mitgliederversamm-
lung auch in diesem Jahr ohne entsprechende Regelung in der Satzung
des Bundesverbandes online durchgeführt werden.

Die Verbesserung der Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf
wird ein Schwerpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung sein.

Im vergangenen Jahr startete Anthropoi Bundesverband eine neue inklu-
sive Initiative: Der Verbandsrat soll inklusiver werden.
Im Sommer 2020 wurden Menschen mit Assistenzbedarf über diese neue
Initiative informiert. Menschen mit Assistenzbedarf wurden eingeladen,
den neuen inklusiven Verbandsrat aktiv mitzugestalten. Daraus ist die
Gruppe der Mitwirker*innen entstanden. Die Mitwirker*innen überle-
gen, wie Menschen mit Assistenzbedarf in der Zukunft gut im Verbands-
rat mitarbeiten können. Dazu gehört die Frage nach einer guten Arbeits-
form. Aber dazu gehört auch die Frage nach der Delegation: Denn wer
soll überhaupt als Selbstvertreter*in im Verbandsrat mitarbeiten können?
Und wie wählen Menschen mit Assistenzbedarf ihre Selbstvertreter*in-
nen in den Verbandsrat?

Auf der letzten Sitzung des Verbandsrates haben die Mitwirker*innen
darüber mit den Mitgliedern des Verbandsrates gesprochen. Das war eine
Online-Sitzung am 8./9. März 2021. Die Gruppe der Mitwirker*innen
schlägt nach eigenen Beratungen vor: Alle Fach-Bereiche und Regionen
von Anthropoi Bundesverband sollen jetzt überlegen: Wie können wir

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Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
inklusiv zusammenarbeiten? Ziel ist: Die inklusive Zusammen-Arbeit in
     den Fach-Bereichen und Regionen soll selbstverständlich werden.

     Wie das gelingen kann, haben die Mitwirker*innen in einer Forderung
     aufgeschrieben. Diese Forderungen möchte die Gruppe der Mitwir-
     ker*innen in der Mitgliederversammlung beraten und darüber abstim-
     men lassen. Die Forderung sowie weitere Informationen über die Mitwir-
     ker*innen finden Sie auf Seite 8.

     Besinnliches, Bewegendes und Erlebnisreiches aus dem BaSiG-Team wird
     den Ablauf der Mitgliederversammlung auflockern und bereichern.

     In dieser Broschüre finden Sie neben der Tagesordnung, den Neuaufnah-
     men und den Beschlussvorlagen, den schriftlichen Bericht des Vorstands
     sowie weitere Informationen aus der Verbandsarbeit. Der Bericht über
     die sozialpolitische Arbeit von Anthropoi Bundesverband wird krank-
     heitsbedingt nachgereicht.

     Mit herzlichen Grüßen

     Ulrike Benkart und      Benjamin Andrae
     Für den Vorstand

     Ina Krause-Trapp und Manfred Trautwein
     Für die Geschäftsführung

     Alle Informationen und Unterlagen rund um die Mitglieder-Versammlung
     finden Sie auf unserer Webseite unter:
     https://anthropoi.de/angebote/termine/1/termin/625/

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Mitglieder-
Versammlung
2021.
Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Tagesordnung Mitglieder-Versammlung 2021
     Freitag, 18. Juni 2021
     Uhrzeit         Programmpunkt                               Informationen

     ab 8:00         Ankommen, Möglichkeit zum Klären der        Anmeldung erforderlich.
                     technischen Funktionsfähigkeit              Angemeldete Teilnehmer*innen erhalten einen Link.

     9:00 - 10:30    Einheit 1

     TOP 1           Begrüßung
                     durch die Mitglieder des Vorstands und die Mitwirker*innen

     TOP 2           Formalien
                     • Rechtsgrundlage für das Online-Format
                     • Feststellung der Beschlussfähigkeit
                     • Feststellung der Tagesordnung

     TOP 3           Mitwirker*innen stellen ihre Ideen für einen inklusiven Verbandsrat vor

     TOP 4           Bestätigung von Neuaufnahmen

                     Vorstellung von Neuaufnahmen durch          •   Waldorfschulverein Chemnitz e.V
                     Regionalkonferenzen                         •   Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V.

                     Bestätigung einer Neuaufnahme nach          ALT: Stiftung CULTURUM GmbH
                     Trägerwechsel:                              NEU: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemein-
                                                                 schaft GmbH

                     Mitteilung Umbenennung:                     ALT: Verein für ein freies Schulwesen Waldorfschulver-
                                                                 ein Oldenburg und Umgebung e.V.
                                                                 NEU: Waldorfschulverein Oldenburg e.V.

                     Beschlussfassung über die Bestätigung von Neuaufnahmen und Bekanntgabe der Ergebnisse

     10:30 - 11:00   PAUSE

     11:00 - 12:30   Einheit 2

     TOP 5           Bericht des Verbandsrates –                 •   Anthropoi Bundesverband klimaneutral
                     Initiativen und Projekte                    •   Teilhabe-Dialog und Wirksamkeits-Evaluation

     TOP 6           Workshop für mehr Mitwirkung                im Plenum und in Teilgruppen
                     bei Anthropoi Bundesverband und für
                     einen inklusiven Verbandsrat

     TOP 7           Beschlussfassung                            Empfehlung der Mitgliederversammlung für mehr
                                                                 Mitwirkung bei Anthropoi Bundesverband und einen
                                                                 inklusiven Verbandsrat

     12:30 - 14:00   MITTAGSPAUSE

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Uhrzeit             Programmpunkt                             Informationen

14:00 - 15:00       Einheit 3

TOP 8               Bericht des Vorstands mit Aussprache in Teilgruppen

15:00 - 15:15       PAUSE

15:15 - 16:30       Einheit 4

TOP 9               Bericht aus der sozialpolitischen Arbeit des Bundesverbandes
                    mit Aussprache

TOP 10              Geschäftsbericht zum Jahresabschluss 2020

TOP 11              Beschlussfassung                          •    Annahme des Jahresabschlusses 2020
                                                              •    Entlastung des Vorstands und der
                                                                   Geschäftsführung für das Haushaltsjahr 2020

TOP 12              Vorstellung der Haushaltspläne 2021 bis 2026
                    (gemäß Empfehlung BKGF 2021)

TOP 13              Beschlussfassung                          •    Annahme der Haushaltspläne 2021 bis 2026
                                                              •    Wahl des Rechnungsprüfers für das
                                                                   Haushaltsjahr 2021

TOP 14              Verabschiedung

                                Diese Mitgliederversammlung wird von Menschen mit Assistenzbedarf mitgestaltet.
                         Sie setzen sich als Mitwirker*innen dafür ein, die Verbandsarbeit inklusiver zu gestalten.
                                                     Wir bemühen uns in der Veranstaltung um Einfache Sprache.
                            Aus dem BaSiG-Projekt tragen Kolleg*innen etwas zur Besinnung und Bewegung bei.
           Das wird an passender Stelle zwischen den hier aufgeführten Tagesordnungspunkten (TOP) stattfinden.

                                                              Noch einige Hinweise für die Online-Veranstaltung:
Bitte sorgen Sie für eine stabile Internet-Verbindung mit ausreichend Bandbreite (möglichst LAN-Kabel-Verbin-
         dung) sowie für digitale Geräte mit Audio-und Video-Ausrüstung, die für Web-Konferenzen geeignet sind.
                    Bitte schaffen Sie sich für diesen Tag möglichst einen Arbeitsplatz, an dem Sie bequem sitzen,
                                               aber auch gut aufstehen und sich mit etwas Platz bewegen können.

                                                                                                                      |7
Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Zu TOP 3:

                                         Mitwirkung

                                         Die Mitwirker*innen überlegen, wie Menschen mit Assistenzbedarf in
                                         der Zukunft gut im Verbandsrat mitarbeiten können. Dazu gehört die
                                         Frage nach einer guten Arbeitsform. Aber dazu gehört auch die Frage
                                         nach der Delegation: Denn wer soll überhaupt als Selbstvertreter*in im
                                         Verbandsrat mitarbeiten können? Und wie wählen Menschen mit Assis-
                                         tenzbedarf ihre Selbstvertreter*innen in den Verbandsrat?

                                         Auf der letzten Sitzung des Verbandsrates waren die Mitwirker*innen
                                         eingeladen. Diese Online-Sitzung war am 8./9. März 2021. Einige
         Im vergangenen Jahr starte-
                                         Mitwirker*innen waren als Gäste bei dieser Online-Sitzung dabei. Auf
         te Anthropoi Bundesverband      der Sitzung hat der Verbandsrat darüber diskutiert: Wie könnte ein
       eine neue inklusive Initiative:   inklusiver Verbandsrat aussehen? Ina Krause-Trapp ist Geschäftsführerin
       Der Verbandsrat soll inklusiver   und Justitiarin von Anthropoi Bundesverband. Sie kennt die Satzung
                             werden.     des Verbandes und die Geschäftsordnung des Verbandsrates sehr gut. Sie
       Im Sommer 2020 wurden Men-        sagte: «In der Satzung steht, wie die Teilnehmer*innen des Verbandsrates
                                         bestimmt werden. Fach-Bereiche und Regionen bestimmen je eine*n
      schen mit Assistenzbedarf über
                                         Vertreter*in. Andere Teilnehmer*innen können berufen werden. Wenn
     diese neue Initiative informiert.
                                         also Selbstvertreter*innen am Verbandsrat teilnehmen sollen, dann geht
       Menschen mit Assistenzbedarf      das nach der heutigen Satzung auf zwei Wegen: 1. Sie werden von den
      wurden eingeladen, den neuen       Fach-Bereichen oder Regionen bestimmt. Oder sie werden 2. in den
         inklusiven Verbandsrat aktiv    Verbandsrat berufen.»
     mitzugestalten. Viele Menschen
     mit Assistenzbedarf fanden diese    Die Gruppe der Mitwirker*innen schlägt deshalb vor:
        Aufgabe spannend und haben       Alle Fach-Bereiche und Regionen von Anthropoi Bundesverband sollen
                                         jetzt überlegen: Wie können wir inklusiv zusammenarbeiten? Ziel ist:
     sich beworben. Es ist die Gruppe
                                         Die inklusive Zusammen-Arbeit in den Fach-Bereichen und Regionen
     der Mitwirker*innen entstanden.
                                         soll selbstverständlich werden.
                                         In der Zukunft sollen alle Fach-Bereiche und Regionen eine Fachkraft
                                         und eine*n Selbstvertreter*in in den Verbandsrat delegieren können.
                                         Dazu müssen alle Fach-Bereiche und Regionen ihre Geschäftsordnungen
                                         entsprechend ändern. Das ist der 1. Schritt, den die Mitwirker*innen für
                                         eine gute inklusive Arbeit im Verbandsrat vorschlagen.

                                         In einem 2. Schritt schlagen sie vor, die Satzung von Anthropoi Bundes-
                                         verband so zu ändern, dass der Verbandsrat auch wirklich inklusiv besetzt
                                         werden kann und inklusiv zusammenarbeiten kann.

                                         Mehr zur Forderung der Mitwirker*innen unter TOP 7 auf Seite „Forde-
                                         rung der Mitwirker*innen“ auf Seite 17.

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Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
Zu TOP 4:

Bestätigung
der Mitgliedschaft
Im Jahr 2021 kann die Mitgliedschaft von zwei Einrichtungsträgern nach
Neuaufnahme in den Anthropoi Bundesverband bestätigt werden. Außer-
dem steht in diesem Jahr eine Bestätigung der Mitgliedschaft aufgrund
eines Rechtsträgerwechsels an. Eine Umbenennung ist mitzuteilen.

Bestätigung der Mitgliedschaft nach Neuaufnahme:

 • Waldorfschulverein Chemnitz e.V.                                      auf Seite 10

 • Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V.                              auf Seite 11

Bestätigung der Mitgliedschaft aufgrund eines
Rechtsträgerwechsels:

 • NEU: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH                auf Seite 12
   ALT: Stiftung CULTURUM GmbH
   Groß Malchau 50 | 29597 Stoetze | Niedersachsen

Mitteilung von Umbenennung:

 • NEU: Waldorfschulverein Oldenburg e.V.
   ALT: Verein für ein freies Schulwesen Waldorfschulverein Oldenburg
   und Umgebung e.V.
   Blumenhof 9 | 26135 Oldenburg | Niedersachsen

                                                                                        |9
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Neuaufnahmen:

       Waldorfschule Chemnitz
       Waldorfschule mit Förderschulteil (Parzivalschule)
       mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung, Lernen und sozial emotionale Entwicklung

       Träger: Waldorfschulverein Chemnitz e.V.

       Unsere Waldorfschule Chemnitz ist eine allgemein-           Handarbeiten, Gartenbau, Steinhauen, Malen.
       bildende, staatlich anerkannte Gesamtschule in freier       Der Förderschulzweig Parzival ist eng in unsere ge-
       Trägerschaft. Sie wurde 1990 aus einer Lehrer*in-           samte Waldorfschulgemeinschaft eingebunden. Eine
       nen-Elterninitiative heraus gegründet und besteht aus       Durchlässigkeit nach beiden Seiten ist gewünscht,
       einem Regelschulteil und der Kleinklassen-Parzival-         und so findet ein täglicher inklusiver Austausch
       schule – in der wir Kinder mit speziellem Förderbedarf      im Schulalltag statt. Die Eltern sind Mitglied des
       durch Sprachtherapie, Maltherapie, Heileurythmie            Trägervereins und bringen sich ihren Interessen und
       und LRS-Therapie fördern und betreuen. Es wird auf          Fähigkeiten entsprechend in die Gestaltung der
       der Grundlage der Waldorfpädagogik und der an-              Schule aktiv ein.
       throposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners
       integrativ gearbeitet. In beiden Schulteilen lernen 491     Besonderheiten unserer Schule:
       Schüler*innen gemeinsam im festen Klassenverband.            • Schulorchester
       Das Ziel unserer Pädagogik – die sich an den Entwick-        • Chor
       lungsbedürfnissen des heranwachsenden Menschen               • Theaterprojekte
       orientiert – ist eine ganzheitliche Bildung der uns          • Eurythmie
       anvertrauten Kinder. Neben den traditionellen Unter-         • Oberstufenschülerfirma - PAMOJA
       richtsfächern stehen viele praktisch-künstlerische Fächer    • Schulgarten mit Tieren
       auf dem Stundenplan der Schüler*innen: Holzwerken,           • Schulklub
       Schreinern, Plastizieren, Kupfertreiben, Korbflechten,       • eigene Schulküche

       Waldorfschulverein Chemnitz e.V.                            Region: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
       Sandstraße 102                                              Aufgenommen mit Beschluss vom: 11. Mai 2021
       09114 Chemnitz
                                                                   Vorstand: Hannes Riedel, Jürgen Mitterholzer,
       Tel.: 0371 – 33 40 760                                      Brigitte Langguth-Pütz, Frank Kopmann, Tina Mulholland
       E-Mail: info@waldorfschule-chemnitz.de                      (nachberufen)
       Web: www.waldorfschule-chemnitz.org

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Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig
Förderung und Entwicklung von inklusiven Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensorten
auf der Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes

Träger: Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V.

Unsere Motivation ist, Anstifter zu sein, Voraussetzun-       Die inklusive nachbarschaftliche Begegnungsstätte
gen und Strukturen zu schaffen, zu fördern, zu begleiten      «Nachbarschaftsgarten Johannishöhe» ist unser
und zu unterstützen, in denen Menschen mit und ohne           Pilotprojekt. Hierfür stellt uns die Auenkirchge-
Assistenzbedarf zusammenleben, zusammenarbeiten               meinde Markkleeberg-Ost einen besonderen Ort im
und zusammen in nachbarschaftlicher Gemeinschaft              Landschaftsschutzgebiet unentgeltlich zur Verfügung.
agieren können. Wir rufen inklusive Orte und Ar-              Es ist ein weitläufiges, parkähnliches Grundstück
beitsumfelder ins Leben, an denen durch Begegnung             (ca. 5.000 qm) inmitten einer gewachsenen städtischen
und gemeinsames Tun Berührungsängste abgebaut                 Siedlungsstruktur. Der «Nachbarschaftsgarten Johannis-
werden. Um dieses Ziel umzusetzen, gründeten wir am           höhe» ist eines von 16 Beispielprojekten im
11. März 2019 aus der Schulgemeinschaft der inklusi-          BaSiG-Projekt von Anthropoi Bundesverband. Viele
ven Karl Schubert Schule Leipzig. Freie Waldorfschu-          unserer Mitglieder sind Eltern von Kindern mit Assis-
le e.V. (KSS) heraus unseren Verein Zukunftswerkstatt         tenzbedarf. Alle engagieren sich ehrenamtlich. Darüber
Inklusion Leipzig e.V. Die KSS hat mit ihrer Gründung         hinaus unterstützen uns viele weitere Menschen (z.B.
im Jahr 2011 Inklusion in ihrem Leitbild fest verankert:      aus dem Schulkontext, der Kirchengemeinde) bei der
Das ist ein Beispiel für alltäglich gelebte Inklusion. Die-   Verwirklichung unserer Vision einer inklusiven Gesell-
se positive Erfahrung wollen wir über die Schule hinaus       schaft. Durch die Anschubfinanzierung der AKTION
an inklusiven Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensorten          MENSCH können seit Februar 2021 drei Mitarbei-
in Leipzig und Umgebung ermöglichen.                          ter*innen mit bis zu 15 Wochenstunden im Gartenbe-
                                                              reich und im Projektmanagement beschäftigt werden.

Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V.                      Region: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Raschwitzer Straße 4                                          Aufgenommen mit Beschluss vom: 11. Mai 2021
04279 Leipzig
                                                              Vorstand: Claudia Kretschmann, Beatrice Meyer,
E-Mail: info@zukunftswerkstatt-inklusion-leipzig.de           Christopher Schumann
Web: www.zukunftswerkstatt-inklusion-leipzig.de

                                                                                                                       | 11
Rechtsträgerwechsel

       Humanopolis
       Einrichtung der stationären Jugend- und Jugendberufshilfe

       Träger: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH

       Wir sind, als Humanopolis GmbH, eine Einrich-          Sprachgestaltung, Eurythmie, Rhythmische Massage,
       tung der stationären Jugend- und Jugendberufshilfe     Werken und anderen pädagogischen/therapeutischen
       am Ostrand der Lüneburger Heide. In sechs Grup-        Hilfen zur Seite stehen. Sinnvolle Freizeitgestaltung
       pen leben zwei bis sieben junge Menschen in Haus-      und Teilnahme an kulturellen Ereignissen der nahen
       gemeinschaften zusammen. Auf unserem großen            und ferneren Umgebung ergänzen dieses Spektrum.
       Gelände bilden wir mit Unterrichts-, Therapie- und     Wir schaffen Chancen zur Entdeckung eigener An-
       Freizeiträumen, Werkstätten, sowie Flächen für         lagen und Neigungen. Wir bieten eine gezielte und
       Freizeitgestaltung, Gartenbau und Tierhaltung gut      regelmäßige schulische Unterstützung sowie Chan-
       überschaubare Lebens- und Arbeitszusammenhänge.        cen zur beruflichen Orientierung in Handwerk und
                                                              Technik. Wir gestalten einen pädagogischen Rah-
       Wir wollen die Stabilisierung der jungen Men-          men, der die Wohnsituation mit ihren Lebens- und
       schen und ihrer familiären Bezüge fördern, ihnen       Sozialbezügen mit den Arbeitsbereichen verbindet.
       helfen, ihre Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen
       zu entdecken und zu entwickeln, um sie zu einer        Wir nehmen junge Menschen im Alter von 10
       selbständigen Lebensführung zu befähigen.              bis 21 Jahren mit Verhaltensauffälligkeiten und
       Wir helfen jungen Menschen, seelische Stabilität       -störungen, gravierenden Entwicklungsverzö-
       zu entwickeln, indem wir ihnen durch Musizieren,       gerungen, Lernbehinderungen und seelischen
       Plastizieren, Malen, Reiten/Fahren, Theaterspiel,      Behinderungen auf.

       Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH       Region: Nord
       Groß Malchau 50                                         Aufgenommen mit Beschluss des Vorstandes von
       29597 Stoetze                                           Anthropoi Bundesverband vom: 18. Mai 2021

       Tel.: 05872 – 810                                       Geschäftsführer*innen: Frithjof Dueholm, Dietrich Laber,
       E-Mail: info@humanopolis.de                             Rembert Rauchbach, Janna Wahlich
       Web: www.humanopolis.de                                 Die Gesellschaft hat zwei oder mehrere Geschäftsführer*innen.
                                                               Jeweils zwei vertreten die Gesellschaft gemeinsam.

12 |
Zu TOP 5:

Bericht des Verbandsrates
Von Jochen Berghöger und Ruth Enste

Seit der letzten Mitgliederversammlung hat der Verbandsrat nur einmal
– im März 2021 – in einem Online-Format getagt.
Wegen der Vorschriften im Zusammenhang mit der Corona-Infektionslage
fiel der Verbandsrat im Herbst 2020 aus.

Als Alternative wurden alle Gremien des Verbandes gebeten, einen
Jahresbericht in schriftlicher Form einzureichen. Daraus ist ein umfang-
reiches Berichtsheft entstanden, das in gedruckter Form den Mitgliedern
des Verbandsrates zur Verfügung gestellt wurde. Auf diese Weise konnten
sie eine Wahrnehmung des Lebens und der Aktivitäten in den Fachberei-
chen und Regionen gewinnen.

Zu Beginn der Online-Sitzung im März 2021 gab es die Gelegenheit, in
kleinen Arbeitsgruppen mit den neu gewählten Vorständen ins Gespräch
zu kommen. Im zweiten Sitzungsteil wurde der Verbandsrat über die
aktuellen Themen Sozialpolitik, Klimaneutralität (siehe dazu den Beitrag
«Projekt CO2ero – klimaneutrale Waldorfschulen und klimaneutrales
anthroposophisches Sozialwesen» auf Seite 14) und das Leipziger Me-
morandum informiert.

Schon im Jahr 2019 wurde das Ziel verfolgt, den Verbandsrat zu einem
inklusiven Gremium umzugestalten. Auf diesem Wege mussten wir
erkennen, dass verschiedenste Barrieren dieser Entwicklung im Wege
stehen. Im Jahr 2020 starteten dankenswerter Weise Frau Daniela Steinel
(Geschäftsstelle) und Frau Jennifer Falk (ehemals Eichenhof ) das so-
genannte Mitwirker*innen-Treffen als Vorbereitung für einen inklusiv
besetzten Verbandsrat. Dieses Format hat sich sehr gut entwickelt. Im
Rahmen des Verbandsrates stellte die Gruppe ihre Arbeit vor.
Auf ihrem Mitwirker*innen-Treffen am 19. März 2021 starteten sie dann
ihrerseits einen Aufruf, den Verbandsrat in ein inklusiv besetztes Gre-
mium des Bundesverbandes umzugestalten (siehe dazu auch Forderung
Seite 17).»

                                                                           | 13
Zu TOP 5:

       Initiativen und Projekte
       Projekt:
       CO2ero – klimaneutrale Waldorfschulen und
       klimaneutrales anthroposophisches
       Sozialwesen

       Von Manfred Trautwein

       Wir alle wissen, dass eine von Menschen gemachte        können, gibt es eine Online-Umfrage. Dem Projekt
       Klimakatastrophe das Leben auf der Erde bedroht.        würde es sehr helfen, wenn möglichst alle Schulen
       Da die Bedrohung von Menschen verursacht wurde,         unabhängig von einer Bewerbung an dieser Umfrage
       kann sie auch von Menschen abgewendet werden.           teilnehmen würden. Es gibt auch eine Kurzversion,
       Wir alle können dazu beitragen. Ehemalige Waldorf-      deren Bearbeitung nur 15 Minuten benötigt: https://
       schüler*innen haben das Projekt CO2ero – klima-         www.soscisurvey.de/NachhaltigkeitBdFWS/?r=a
       neutrale Waldorfschulen gestartet: https://co2ero.de/
                                                               Der erste Nachhaltigkeitskongress des Projektes fand
       Bis zum Jahr 2030 sollen bundesweit 80 % der            vom 11. - 13. Juni 2021 digital statt. Die aktuellen
       Waldorfschulen auf dem Weg zur Klimaneutralität         Aktivitäten werden von der Waldorf-Stiftung und der
       sein. Das Projekt-Team begleitet die Menschen aus       Software AG-Stiftung unterstützt. Jede Schule, die
       den teilnehmenden Schulen über zwei Jahre. Dabei        mitmacht, muss nur einen Eigenanteil von 3.000 €
       bekommen sie heraus, wie der CO2-Ausstoß der            pro Jahr selbst tragen. Für das Hauptprojekt der
       Schule und der an ihr beteiligten Menschen verrin-      Waldorfschulen ist eine Förderung aus der Natio-
       gert werden kann. Das passiert vor allem über die       nalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesum-
       Bildung und in drei Bereichen:                          weltministeriums (BUM) beantragt: https://www.
        • Bei den verwendeten Rohstoffen, z.B. für das         klimaschutz.de/die-nationale-klimaschutzinitiative.
           Heizen,
        • Bei den Verkehrsmitteln,
        • Bei der Ernährung.
       Gemeinsam wird beschrieben und vereinbart, wie
       diese Einsparungen gemacht werden. Dafür gibt es
       dann auch Bildungsangebote für alle Beteiligten in
       Nachhaltiger Entwicklung.

       Schulen, die bei Anthropoi Bundesverband Mit-
       glied sind, konnten sich für das Projekt bis zum
       6. Juni 2021 bewerben: https://co2ero.de/#bewerbung

       Um die aktuelle Nachhaltigkeit der Schulen gegenüber
       der zukünftigen dokumentieren zu können, und um
       für das Projekt die aktuelle Situation und die damit
       verbundenen Herausforderungen gut einschätzen zu
                                                               Jahrestemperaturen: Blau = kälter – Rot = wärmer – rechts heute

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Projekt:
                                                      Teilhabedialog und Wirksamkeitsevaluation

                                                      1.      Fachkonzept Teilhabedialog

                                                      Von Prof. Dr. Rüdiger Grimm

                                                      Als Konzept von Gesprächs- und Begleitungsformen
                                                      unterstützt der Teilhabedialog Menschen mit Assis-
                                                      tenzbedarf darin, die Lebensereignisse, Erfahrungen
                                                      und Erlebnisse sowie das eigene Handeln im Licht
                                                      ihrer eigenen Lebensgeschichte zu verstehen und zu
                                                      integrieren.
Träger des Hauptprojektes wird die Stiftung Gemein-   Der Teilhabedialog bietet Beratung und Begleitung
wohlökonomie: https://stiftung-gemeinwohloekono-      für Menschen mit Assistenzbedarf durch:
mie.nrw                                                 • Stärkung ihrer Selbstvertretungskompetenz im
                                                          Alltag und in besonderen Lebenssituationen,
Wir bemühen uns, auch für die anderen Mit-              • Unterstützung ihrer Selbstbestimmung und
gliedseinrichtungen von Anthropoi Bundes-                 Selbstwirksamkeit,
verband ein für deren Bedürfnisse passendes             • die Entwicklung einer transparenten Alltagskultur
Förderprogramm mit dem CO2ero-Team anzu-                  im Blick auf das Wohlergehen der Einzelnen und
bieten. Dazu werden wir uns in Kürze mit der              ihrer Teilhabe am Leben von Gemeinschaft und
Möglichkeit zur Interessenbekundung und einer             Gesellschaft,
Online-Abfrage wieder melden.                           • Begleitung im Erkennen von Bedürfnissen und
                                                          Potenzialen, in der Bewältigung von Schwierig-
Hier kann der Newsletter des Projektes abonniert          keiten und in der Lösung kritischer Situationen,
werden: https://co2ero.de/#newsletter                   • Unterstützung des Aufbruchs zu neuen Zielen
Bei Fragen gerne einfach eine Mail schreiben:             und Erfahrungen.
info@co2ero.de oder anrufen: 06221|43 08 812.»        Voraussetzung für das Gelingen dieser Prozesse ist
                                                      eine umfassende Weiterentwicklung der Bildungs-,
                                                      Beratungs- und Begleitungsangebote für Menschen
                                                      mit Assistenzbedarf. Das Fachkonzept Teilhabedia-
                                                      log entwickelt darüber hinaus Beratungsformen für
                                                      Menschen mit Assistenzbedarf und ihre Angehörigen
                                                      in der Wahrnehmung und Selbstvertretung im Rah-
                                                      men der Eingliederungshilfe nach SGB IX, insbeson-
                                                      dere im Gesamtplanverfahren.

                                                      Das Fachkonzept entsteht im Zusammenhang des
                                                      Projekts «Teilhabedialog und Wirksamkeitsevaluati-
                                                      on» des Anthropoi Bundesverbandes, das von Rüdi-
                                                      ger Grimm, Hans-Ulrich Kretschmer, Michael Ross,
                                                      Manfred Trautwein und Holger Wilms verantwortet
                                                      wird. Es wird von der Software AG-Stiftung unter-
                                                      stützt und bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen.

                                                                                                              | 15
Confidentia                           Wirksamkeitsintentionen (Ziele) der Leistungen:
                                                                                              Innen- und Außenseite der Inklusion
                                                   Gesellschaft zur Förderung
                                                   institutioneller Eigenverantwortung

                                         Beziehungsdienstleistungen

                                                                                                                        Ge
                                         ermöglichen individuellen

                                                                                                                          se
                                                                                                                            lls
                                         Menschen die Entwicklung von ...

                                                                                                                             Le

                                                                                                                               ch
                                                                                                                                be

                                                                                                                                  af
                                                                                                                                  ns

                                                                                                                                   Ge

                                                                                                                                     t
                                                            … Selbstbestimmung                                  … schaffen

                                                                                                                                       we

                                                                                                                                        m
                                                                                                                                         lt

                                                                                                                                          e
                                                                  und Teilhabe / Teilgabe           Inklusionsbedingungen

                                                                                                                                            in
                                                                                                                                              In

                                                                                                                                               we
                                                                                                                                                 st

                                                                                                                                                  So

                                                                                                                                                  se
                                                                                                                                                    itu

                                                                                                                                                      n
                                                                                                                                                      zia
                                                                                                                                                        tio

                                                                                                                                                           lra
                                                                                                                                                            n
                                                                                                                                                             Ge

                                                                                                                                                               um
                                                                                                                                                                m
                                                                                                                                                                  ein
                                                                                                                                                                      sc
                                                                                                                                                                         ha
                                                                                                                                                                            ft
                                                    Ermöglichte Inklusion                                       Verwirklichte Selbstbestimmung
                                                                                                                       und Teilhabe / Teilgabe

                                Innenseite und Außenseite der
                                   Inklusion müssen ineinandergreifen,
                                      für den individuellen Menschen
                                         bedingen sie sich gegenseitig.

                                                                                                                                                                                 © Confidentia 04/2021

       2.      Wege zur Wirksamkeitsevaluation

       Von Hans-Ulrich Kretschmer

       Der Projektteil «Wege zur Wirksamkeitsevaluation»                                            Rahmenbedingungen (Inklusionsbedingungen)
       hat zum Ziel, Evaluationsverfahren zu entwickeln,                                            andererseits – mittels einer phänomenologischen
       womit sich die Wirksamkeit der Leistungen eines                                              Systematik erfasst werden können.
       Leistungserbringers des anthroposophischen Sozial-                                           Darauf beziehen sich auch die inzwischen ausgearbei-
       wesens plausibilisieren lässt. Der Projektteil beinhal-                                      teten Evaluationsverfahren, mit denen Aussagen zur
       tet jedoch noch viel mehr, denn es gilt der Grund-                                           Wirksamkeit der Leistungen auf der Innen- und der
       satz: «Keine Evaluation ohne Referenzhintergrund                                             Außenseite der Inklusion getroffen werden können
       und Kriterien, worauf sich diese beziehen kann.»                                             – im Sinne einer Kohärenz zwischen den Wirksam-
       Das rührt an die eigene Identität: Was kann und will                                         keitsintentionen der Leistungserbringer (Konzept-,
       das anthroposophische Sozialwesen als Wirksamkeit                                            Struktur- und Prozessqualität) und den erfahrbaren
       seiner Leistungen verstehen? ‚Defizitausgleich‘ nach                                         Praxiswirkungen (Ergebnisqualität) aus Sicht der
       den Kategorien der ICF? ‚Ganzheitliche Förderung                                             Leistungsberechtigten, ihrer Angehörigen und der
       der persönlichen Entwicklung‘ (BTHG § 4)? Wie                                                beteiligten Fachkräfte. Der wissenschaftsmethodische
       hängen diese Dinge im Licht des anthroposophi-                                               Vorbehalt, dass die Wirksamkeit der Leistungen sich
       schen Menschenverständnisses miteinander zusam-                                              nur auf die vom Leistungserbringer zu verantworten-
       men, wonach der geistige Wesenskern des Menschen                                             den Faktoren beziehen kann, nicht aber auf Kontext-
       einmalig, unversehrt und entwicklungsfähig und der                                           faktoren, welche mit der individuellen Person des
       individuelle Mensch immer in der Gesamtheit seiner                                           Leistungsberechtigten zu tun haben, wird in unseren
       Wesensglieder zu betrachten ist?                                                             Evaluationsverfahren konsequent berücksichtigt.
       Eine erste grundlegende Antwort versucht das                                                 In 2021 befindet sich das QM Wirksamkeit mit den
       Projekt mit dem erarbeiteten «QM Wirksamkeit» zu                                             ersten Pilotevaluationen in der Erprobungsphase und
       geben, wodurch die Wirksamkeitsintentionen                                                   soll ab 2022 in seiner definitiven Gestalt angebo-
       anthroposophischer Leistungserbringer sowohl für                                             ten werden. Den öffentlichen Anforderungen der
       die Innenseite als auch die Außenseite der Inklusion                                         Landesrahmenverträge an ein wirksamkeitsorientier-
       – d.h. für die innere Befähigung der Leistungsberech-                                        tes QM einschließlich Qualitätssicherungsverfahren
       tigten zu Selbstwirksamkeit und Teilhabe (Bezie-                                             kann damit entsprochen werden.»
       hungsdienstleistungen) einerseits und für die äußeren

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Zu TOP 6 und TOP 7:

Inklusive Zusammenarbeit –
inklusiver Verbandsrat
Forderung der Mitwirker*innen

Die Zusammenarbeit im Anthropoi Bundesverband soll inklusiv werden.
Damit der Verbandsrat wirklich inklusiv zusammenarbeitet,
rufen die Mitwirker*innen die Regionen und Fach-Bereiche dazu auf:
In den Regionen und Fach-Bereichen soll die gemeinsame Arbeit von Menschen mit
Assistenzbedarf und Mitarbeiter*innen selbstverständlich werden.
Ziel soll sein: Jede Region und jeder Fach-Bereich entsendet zwei gleichberechtigte
Vertreter*innen: Ein*e Mitarbeiter*in und ein*e Selbstvertreter*in.

Die Mitwirker*innen schlagen deshalb dem Vorstand eine Satzungs-Änderung vor:
§ 11 Ziffer 2 soll die Inklusivität entsprechend abbilden.

Die Mitwirker*innen am 19. März 2021
Barbara Mierzwa, Vertrauens-Person, AUENHOF
Benjamin Andrae, Vorstand, Anthropoi Bundesverband
Daniela Steinel, Mitwirker*innen-Begleiterin
Doris Bröring-Boklage, Delegierte, Anthropoi Selbsthilfe
Hannah Bischoff, Selbstvertreterin, AUENHOF
*Janina Werdin, Selbstvertreterin, ZusammenLeben
Jennifer Falk, Mitwirker*innen-Begleiterin
Jens Stolpe, Anthropoi Beirat, Dorfgemeinschaft Tennental
Jochen Berghöfer, Sprecher Verbandsrat, Haus Mignon
Karen Riemann, Sprecherin Fachbereich LebensOrte, Schloß Hamborn
Manfred Trautwein, Geschäftsführer, Anthropoi Bundesverband
Miriam Belle, Anthropoi Beirat, Gemeinschaft Altenschlirf
Pascal Franz, Anthropoi Werkstatt-Rat, Karl-Schubert-Gemeinschaft
*Petra Otto, Selbstvertreterin, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach
Ruth Enste, Sprecherin Verbandsrat, Haus Mignon
Sebastian Schöning, Sprecher Region Nord, ZusammenLeben
Simon Mex, Anthropoi Beirat, Dorfgemeinschaft Tennental
*Stefan Siegel-Holz, Vorstand, Anthropoi Bundesverband
Stella Martjan, Frauen-Beauftragte, AUENHOF
*Sven-Michael Schaack, Anthropoi Beirat, Bauckhof Stütensen
Svenja Lechtenfeld, Selbstvertreterin, Schloß Hamborn

* Diese Mitwirkerinnen haben sich enthalten.

                                                                                      | 17
Zu TOP 8:

                                  Bericht des
                                  Vorstandes.

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  Foto: dollitude | Adobe Stock
Ein Anfang mit Behinderungen
und Assistenzbedarf –
ein Rückblick auf die Arbeit
des neuen Vorstands
Liebe Kolleg*innen, liebe Leser*innen,
das hatten wir uns anders vorgestellt, als wir nach den Vorstandswahlen im September letzten Jahres unsere
Arbeit aufnahmen! Noch ein einziges Mal trafen wir uns, eine Woche nach der Mitgliederversammlung 2020, in
Kassel. Immerhin dieses eine Mal …

Von Stefan Siegel-Holz

Mit großer Routine wurde dort das Gesamt-                 verbänden für Menschen mit Behinderung vertritt
Arbeitspaket des Vorstandes von Manfred Traut-            und sich hörbar und ständig in die Sozialpolitik ein-
wein aufgeschnürt, das mehrere Dutzend Einzel-            mischt? Die uns ebenso zuverlässig wie zeitnah mit
päckchen in Form von Karteikarten enthielt – über         sozialrechtlich relevanten Informationen versorgt?
50 Aufgabenbereiche, die in mehreren «Verga-              Die seit vielen Jahren in bewährter Zusammenarbeit
be-Runden» von den sieben neuen Vorstandsmit-             mit Manfred Trautwein die Geschäfte des Bundes-
gliedern für die kommenden Jahre übernommen               verbandes führt? Und die im Herbst 2022 in Rente
wurden:                                                   gehen wird?!
 • Begleitung der verschiedenen Fachbereiche und
    Regionen im Verband,                                  Bei dieser Gelegenheit: Wie sollte die Geschäfts-
 • Zusammenarbeit mit Organisationen und ande-            stelle neu aufgestellt werden, zumal sich auch
    ren Fachverbänden,                                    Manfred Trautwein eigentlich in den Vorruhestand
 • Beteiligung an der Zeitschrift PUNKT und               verabschieden wollte? Mit einer Geschäftsführung
    KREIS,                                                und drei Bereichsleitungen Recht/Politik, Finanzen/
 • Zusammenarbeit mit Anthropoi Selbsthilfe,              Projekte sowie Öffentlichkeitsarbeit/Bildung? Das
 • Verantwortung für die Mitgliederversammlungen          erste Durchatmen: Manfred Trautwein beabsichtigt,
 • und vieles mehr.                                       bis 2025 zu verlängern! Das Referat Öffentlichkeits-
                                                          arbeit/Bildung bleibt mit Daniela Steinel wohl noch
Dass wir mit anstehenden Nachbesetzungen des              lange sehr kompetent besetzt. Dennoch: Das Thema
Personals der Geschäftsstelle des Bundesverbands als      ‚Geschäftsstelle‘ ist gesetzt und wird den neuen Vor-
erste Herausforderung zu tun bekommen würden,             stand begleiten.
war uns bewusst. Bisherige Bemühungen hatten
nicht, wie erhofft, zu Ergebnissen geführt. Geeignete     Der Vorstandssitzung im September 2021 folgte
Nachfolger*innen konnten trotz großer Anstrengun-         der Lock-Down, zunächst als 'Light-Version', dann
gen nicht gefunden werden. Eine würdige Nachfolge         als ‚harter Lock-Down‘ und schließlich als Dauer-
für Ina Krause-Trapp, die uns als Geschäftsführerin       Lock-Down. Wie auch immer, ab diesem Zeitpunkt
und Justitiarin höchst professionell u.a. bei den Fach-   sahen wir uns nur noch per Video-Konferenz.

                                                                                                                  | 19
Der Vorstand im Septmeber 2021: Daniela Reichardt, Stefan Siegel-Holz, Annette Pichler, Benjamin Andrae,
                                                                                           Nele Auschra, Ulrike Benkart, Reinhard Kaul-Seeger

       Zunächst noch ungeübt, hatten wir mit technischen              Erstaunlich leicht gelang es, uns in wichtigen
       Pannen, unsicheren Verbindungen, schmerzhaften                 Fragen gemeinsam zu positionieren: Gegen
       Rückkopplungseffekten und Überraschungen zu tun,               Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Quer-
       zum Beispiel, wenn man plötzlich in einer anderen              denker-Bewegung, für eine inklusive Gesellschaft
       Online-Konferenz auftauchte als im reservierten                und Gleichberechtigung zwischen den Geschlech-
       WebEx-Raum. Es war anstrengend, die Mimik und                  tern bis in die Sprache hinein. Wir überarbeiteten
       Rhetorik der Gesprächspartner*innen immer rich-                das ‚Leipziger Memorandum‘ für eine Kultur der
       tig zu deuten. War der letzte Satz ernst gemeint,              Wertschätzung, Toleranz und Verschiedenheit in
       mit Augenzwinkern oder hatte man das Gegenüber                 unseren Einrichtungen und in der Gesellschaft. Wir
       gerade verletzt? Wenn man sich noch wenig kennt,               schlossen uns der Aktion «WIR für Menschlichkeit
       wird man leicht verunsichert. Sechs von sieben                 und Vielfalt» an, einem klaren «NEIN zu jeglicher
       Vorständen waren ja neu gewählt. Umso dankbarer                Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen».
       waren wir, mit den erfahrenen Geschäftsführer*innen            Wir erarbeiteten eine Erklärung zur Corona-Pande-
       zusammenzuarbeiten. Sehr schnell wurde deutlich,               mie, um gegen Verunsicherung und Spaltung in den
       auf welche Expertise wir da zurückgreifen konnten!             Mitgliedsorganisationen zu unterstützen. Reinhard
                                                                      Kaul-Seeger informierte in Einfacher, aber sehr kom-
       Schon bald mussten wir ohne Daniela Reichardt aus-             petenter Sprache Menschen mit und ohne Assistenz-
       kommen, die sich im Vorstand insbesondere der Heil-            bedarf zum Thema Impfen. Schließlich unterzeichne-
       pädagogik, Kinder- und Jugendhilfe, aber auch anderer          ten wir auch eine Stellungnahme anthroposophischer
       Aufgabenfelder angenommen hatte. Daniela Reichardt             Einrichtungen und Unternehmen gegen Rassismus
       verabschiedete sich aus wichtigen persönlichen Grün-           und politischen Extremismus. Nun beschäftigen wir
       den. Auch Holger Wilms, der zwischenzeitlich im                uns anfänglich mit einer Strategie zum Klimaschutz
       Gespräch war, die Geschäftsführung im Verband zu               in sozialen Einrichtungen und im Anthropoi Bun-
       übernehmen, musste eine unbestimmte Auszeit nehmen             desverband.
       und hinterließ Lücken und Unsicherheit.

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menarbeit neue Herausforderungen und Chancen
                                                       mit sich bringen.

                                                       Als wertvoll erwies sich unser Check-In zu Beginn
                                                       der Online-Sitzungen. Wenige Minuten zu Beginn
                                                       jeden Treffens machten uns Stück für Stück ein
                                                       wenig vertrauter miteinander, trotz aller räumlichen
                                                       Distanz: Die AstraZeneca-Impfung mit wuchtigen
                                                       Nebenwirkungen, die Anzucht von Samen zum
                                                       beginnenden Frühling, Verletzungspech mit kompli-
                                                       zierten Knochenbrüchen, Ausflüge am Wochenende
                                                       in die Umgebung, die kleine Enkeltochter namens
                                                       Lotta – danach steigt man anders in die gemeinsa-
                                                       men Aufgabenstellungen ein.
                                                       Auch der Verbandsrat traf sich online. Eindrucksvoll
                                                       war die Teilnahme der Mitwirker*innen aus den Rei-
                                                       hen der Menschen mit Assistenzbedarf. Der Trans-
                                                       fer zwischen anspruchsvollen Inhalten von hoher
                                                       Qualität einerseits und Einfacher Sprache anderer-
                                                       seits glückte nicht durchgehend. Doch ein Anfang ist
                                                       gemacht.
Anfang des neuen Jahres nahmen wir uns die
Perspektiven 2030 wieder vor, die 145 Vertreter*in-    Und dann doch noch die sehr bemerkenswerte Be-
nen aus 80 Einrichtungen zwischen September 2015       werbung auf die Stelle als Referent*in für Sozialrecht.
und März 2016 gemeinsam entwickelt hatten. Diese       Ein Hoffnungsschimmer …
«Vorschläge zur Weiterentwicklung der Zusam-
menarbeit im Bundesverband anthroposophisches          Hoffnung brauchen wir in diesen Zeiten im Über-
Sozialwesen» wurden noch einmal durchgearbeitet        maß. Denn viele Hoffnungen werden seit Monaten
und auf anstehende Aufgaben für die kommenden          immer wieder zunichte gemacht, auch für uns.
vier Jahre hin befragt. Das Themenfeld Anthroposo-     Zuversichtlich waren wir ins Jahr gestartet, uns bald
phische Grundlagen sahen wir eher in den Regionen      wiedersehen zu können. Die Mitgliederversamm-
und nachbarschaftlichen Bezügen der Einrichtun-        lung 2021 war im Rahmen des Kongresses ‚Soziale
gen verortet. Die Mitwirkung von Menschen mit          Zukunft‘ fest eingeplant. Alles nichts. Aber die
Assistenzbedarf werden wir gut begleiten. Obwohl       Hoffnung, dass wir trotzdem zu einer guten Zusam-
Präsenztreffen seit Monaten unmöglich sind, gibt       menarbeit finden, Herausforderungen angehen und
es engagierte Ideen zur Mitwirkung im Verband.         Prozesse voranbringen können, ist geblieben.
Verschiedene Zukunftsimpulse werden aktuell in         Nein, besser, sie ist zu einer Zuversicht gewachsen –

                                                       »
den Beispielorten des BaSiG-Projekts entwickelt, mit   Corona zum Trotz.»
dem wir in engem Austausch stehen. Trotz großer
Anstrengungen von Bildungsanbietern stagniert
leider der Ausbau von grundständigen Bildungsan-
geboten. Der Schwerpunkt in der Frage künftiger                                        Stefan Siegel-Holz
Lobbyarbeit sowie sozialpolitischer Vertretung liegt                                   Zuständig für: Mitwirkung von
                                                                                       Menschen mit Assistenzbedarf;
aktuell in der Suche einer Nachfolge für Ina Krau-
                                                                                       Fachbereich LebensOrte; Region
se-Trapp. Schließlich sind Zusammenarbeit und Ver-                                     Baden-Württemberg; Region Bayern;
netzung Dauerthemen, die mit der digitalen Zusam-                                      Anthropoi Selbsthilfe
                                                                                       Kommt aus: Camphill
                                                                                       Dorfgemeinschaft Lehenhof e.V.

                                                                                                                           | 21
Anthropoi Bundesverband in der
       Corona-Zeit: Stellungnahmen,
       Positionen, Haltungen
       Die Corona-Pandemie übt neben allem Einfluss auf unsere Gesundheit einen hohen Druck auf uns alle aus –
       vor allem durch den Umgang von Politik, Medien und Gesellschaft mit der Pandemie. Gewissheiten schwinden,
       einfa-che Erklärungen gibt es nicht, Wissenschaft wird öffentlich, Widerstand regt sich und sucht einen
       Gegenspieler, Druck sucht ein Ventil.

       Von Nele Auschra

       Die Zersplitterung der Gesellschaft macht auch vor        Mitgliedsorganisationen» Stellung bezogen und uns
       den Einrichtungen des anthroposophischen Sozial-          unter anderem darin von vereinfachenden Ansichten
       wesens nicht Halt. Für den Vorstand von Anthropoi         und einseitigen Interpretationen distanziert.
       Bundesverband stellte sich die Frage, welche Un-
       terstützung wir anbieten können, neben der Ver-           Wir haben uns außerdem engagiert und mitgezeich-
       mittlung eher technisch-praktischer und juristischer      net, wenn die großen Verbände, wie z.B. der Paritäti-
       Informationen durch die Geschäftsstelle – an dieser       sche Gesamtverband, Appelle verfasst haben, wie die
       Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbei-        Erklärung «WIR für Menschlichkeit und Vielfalt» im
       ter*innen für ihren unermüdlichen Einsatz! –, damit       Superwahljahr 2021 oder «Soforthilfe für die Armen
       unsere Mitglieder bestmöglichen Rückhalt in der           – jetzt!».
       Krisenzeit finden.
                                                                 Ein Thema, das uns nun schon seit Jahren beschäf-
       So hinterfragen wir vor allem immer kritisch, ob die      tigt, und das Ende 2019 aufgrund von Berichten
       getroffenen Verordnungen und Maßnahmen unseren            in der Sitzung des Verbandsrats an die Oberfläche
       Klient*innen dieselben Rechte einräumen wie allen         drang, ist das Thema Diskriminierung. In Zeiten der
       anderen auch und sie auf keinem Gebiet (Schutz,           Querdenker-Protestbewegung und Vereinnahmung
       Impfung …) benachteiligen. Wo nötig, haben wir            oder auch Umdeutung der anthroposophischen
       gemeinsam mit den anderen Fachverbänden Stellung          Ideale durch Akteur*innen oder Sympathisant*innen
       bezogen und Aufrufe verfasst und im Rahmen unse-          fragwürdiger Gruppierungen schien es uns umso
       rer Möglichkeiten auf die Maßnahmenverordnungen           nötiger, eine klare Distanzierung vorzunehmen. Der
       eingewirkt. Einen Überblick über die Tätigkeiten          Vorstand hat das «Leipziger Memorandum» Anfang
       gibt es unter: https://anthropoi.de/aktuell/stel-         Dezember beschlossen, in dem er sich als Fach-
       lungnahmen-und-erklaerungen/ und über unseren             verband im sozialen Bereich klar positioniert: Für
       Newsletter.                                               Arbeits-‚ Lern- und LebensOrte, an denen Empathie,
                                                                 Wertschätzung, Mitmenschlichkeit und Solidarität
       Als Teil der Zivilgesellschaft haben wir außerdem         zentrale Werte darstellen. Und in denen gegenseitiger
       Ende Dezember 2020 mit der «Erklärung des Vor-            Respekt, Toleranz und die Achtung dieser Vielfalt
       standes des Bundesverbandes anthroposophisches            sowie jedes einzelnen individuellen Menschen die
       Sozialwesen e.V. zur COVID-19-Pandemie – für die          leitenden Werte sind.

22 |
Auch die Stellungnahmen unserer Partner*innen,             Wir sind uns bewusst, dass unsere Mitglieder in
wie z.B. des Bundes der Freien Waldorfschulen und          vielerlei Hinsicht tagtäglich vor großen Herausfor-
der Medizinischen und Pädagogischen Sektion am             derungen stehen und hoffen, ihnen mit unseren
Goetheanum haben wir unseren Mitgliedern zur               Statements eine unterstützende Begleitung zu sein.»
Verfügung gestellt.

                       »                                    Nele Auschra
                                                            Zuständig für: Öffentlichkeitsarbeit; Fachbereich AG
                                                            Heilpädagogischer Schulen; Region Nordrhein-Westfalen;
                                                            Allianz anthroposophischer Verbände; Kongress Soziale
                                                            Zukunft; Bund der Freien Waldorfschulen & Vereinigung
                                                            der Waldorfkindergärten; Koordinationsgruppe der
                                                            Waldorfverbände; AK Inklusion der Waldorfverbände.
                                                            Kommt von: Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Inklusion – ein gemeinsamer Weg zur Mitte?
Als ich gefragt wurde, ob ich bereit sei, für den Vorstand von Anthropoi Bundesverband zu kandidieren, war
gera-de die erste Phase der Umsetzung des neuen Bundes-Teilhabe-Gesetzes (BTHG) gestartet, und wir
befanden uns mit vielen Akteur*innen im regen Austausch, in einer regelrechten Aufbruchstimmung, hin zum
selbstbestimm-ten Leben und zur selbstverständlichen Inklusion für Menschen mit Assistenzbedarf.
Zu der Zeit war ich der Auffassung, ganz gut für Fragen der Inklusion vorbereitet zu sein, da dies ja in meiner
Arbeit in Melchiorsgrund und in der Gemeinschaft Altenschlirf ein Thema ist, um das intensiv gerungen wird und
das im Zentrum der täglichen Arbeit steht. Und dann kam doch irgendwie alles anders.

Von Reinhard Kaul-Seeger

Schon die Mitgliederversammlung im September               Und dann im Konkreten die Herausforderungen:
2020 und die Vorstandswahl fanden unter besonde-           Was geschieht mit einem Menschen, in dem Fall
ren Rahmenbedingungen statt. Unter räumlichem              einer meiner Patientinnen, die in den letzten Jah-
Ausschluss der Mitglieder! Aha, so fühlt sich also         ren intensiv in der Bewältigung ihrer Angststörung
«Exklusion» an. Das war für mich, der stets um den         gewachsen ist und dazu unter chronischem Asthma
Abbau von Schwellen und Barrieren bemüht ist, eine         leidet? Sie hat ein sogenanntes Maskenattest, traut
neue Erfahrung. Und dieses Erleben teilen wir mit-         sich aber inzwischen nicht mehr in die Öffentlich-
einander inzwischen durch fast alle gesellschaftlichen     keit, da sie die Erfahrung gemacht hat, dass sie trotz
Bereiche. Wir haben gelernt, uns regelkonform zu           Attest angefeindet wird und dann in ihrer Verletzbar-
distanzieren und fühlen uns mal mehr, mal weniger          keit Krisenzustände erlebt, die sie in der Heftigkeit
ausgeschlossen.                                            seit Jahren nicht mehr hatte. Oder was passiert mit

                                                                                                                     | 23
den Menschen in unseren Lebenszusammenhängen,           «Der erste Friede, der Wichtigste, er ist der, welcher
       die wegen eines schon vorhandenen anerkannten            in die Seelen der Menschen einzieht, wenn sie ihre
       Impfschadens nicht geimpft werden können, oder            Verwandtschaft, ihr Einssein mit dem Universum
       auch aus anderen Krankheitsgründen, vielleicht auch     begreifen und inne werden, dass im Mittelpunkt der
       „nur“ aus Angst vor Spritzen keine Impfung wollen!?
                                                              Welt das große Geheimnis wohnt, und dass diese Mitte
       Werden sie gleichberechtigte Mitglieder unserer Ge-
       sellschaft sein können? Wie weit geht das Recht auf     tatsächlich überall ist. Sie ist in jedem von uns. Dies
       Selbstbestimmung?                                        ist der wirkliche Friede, alle anderen sind lediglich
                                                              Spiegelungen davon. Der zweite Friede ist der, welcher
       Vor einigen Tagen sprach eine Pfarrerin im Fern-       zwischen Einzelnen geschlossen wird. Und der dritte ist
       sehen beim «Wort zum Sonntag» davon, dass Gott
                                                               der zwischen Völkern. Doch vor allem sollt ihr verste-
       den Geimpften hilft, dass denjenigen, die sich nicht
       impfen lassen, auch Gott nicht helfen kann. Ich        hen, dass es nie Frieden geben kann, solange nicht der
       muss zugeben, dass ich mich mit diesem Gottesbild      erste Friede vorhanden ist, welcher wie ich schon so oft
       schwer tue. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott       sagte, innerhalb der Menschenseelen wohnt!»
       die Menschen, die zu dem vorher beschriebenen
       Kreis gehören, aus seiner umfassenden Menschenlie-     Ist das nicht wunderbar? Mir wurde klar, dass dies
       be ausschließt.                                        einen umfassenden Inklusionsgedanken beinhaltet.
                                                              Den besagten ersten Frieden herzustellen und somit
       Angesichts des rasanten Tempos, in dem in den letz-    auch Hindernisse und Barrieren mit einzuschließen,
       ten Wochen und Monaten Gesetze und Verordnun-          kann ein Weg zur eigenen Mitte sein, die sich wie-
       gen in Kraft traten, die in der Praxis Ausgrenzung     derum im Zentrum der Welt befindet. Eine schöne
       und Stigmatisierung bewirken können und Barrieren      Version von Punkt und Kreis. Das kann ich mir
       aufbauen, bin ich in großer Sorge um unsere inklusi-   auch als gute Herausforderung für unsere Arbeit im
       ven Ansätze und die Zukunft gemeinschaftlichen Le-     Anthropoi Bundesverband vorstellen: Die Rahmen-
       bens. Ein Text des Medizinmanns der Sioux, Hehaka      bedingungen zu verbessern, um den ersten Frieden
       Sapa, auch Black Elk genannt (1863 – 1950), kam        zu ermöglichen und gemäß UN-Behindertenrechts-
       mir in Stunden des Zweifelns zu Hilfe. Er handelt      konvention jeden Menschen mitzunehmen und

                               »
       von den drei Arten des Friedens:                       niemanden zurückzulassen.»

                                                                 Reinhard Kaul-Seeger
                                                                 Zuständig für: Projekte (BaSiG, Teilhabedialog und
                                                                 Wirksamkeitsevaluation), Fachbereich Sozialpsychiatrie, Region
                                                                 Hessen, Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, IMEW und
                                                                 DAMiD.
                                                                 Kommt von: Freie Lebensstudiengemeinschaft Melchiorsgrund

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Mitwirkung und Inklusion
Die Stärkung der Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf in der Verbandsarbeit bleibt auch in der neuen
Amtsperiode ein zentrales Anliegen des Vorstandes.
Die bisher entwickelten Formen der Mitwirkung in Verbandsgremien und Regionen wurden durch die Corona-Pan-
demie zunächst erschwert. Die Zusammenarbeit und das Erleben eines lebendigen Verbandszusammenhanges
war und ist stark auf die Möglichkeiten der persönlichen Begegnung ausgerichtet, und das Ergreifen von neuen
Arbeitsformen unter Zuhilfenahme digitaler Kommunikationsmittel braucht seine Zeit.
Dabei wurden zunehmend folgende Fragen sichtbar, die bei der Gestaltung von Mitwirkung in den letzten 15
Monaten wichtig waren: Welche Anstrengungen müssen unternommen werden, um auch Menschen mit Assistenz-
bedarf Teilhabe durch digitale Hilfsmittel zu ermöglichen? Wie gelingt menschliche Begegnung bestmöglich mit
digitaler Kommunikation?

Von Benjamin Andrae

Im Umgang mit digitalen Medien wurde auch von             Verbandskontext vertreten sollte. Auf der gemein-
vielen Menschen mit Assistenzbedarf ein Quanten-          samen Vorstandssitzung der beiden – unter der ge-
sprung vollzogen: Kontakte mit Angehörigen, Semi-         meinsamen Wort-Bild-Marke Anthropoi verbunde-
nare und Fortbildungen des Verbandes, wie etwa das        nen – Verbände, Anfang Februar 2021, wurde daher
Online-Seminar «Ich weiß, was ich will», aber auch        folgender Beschluss gefasst: Der Anthropoi Beirat
Verbandsgremienarbeit wurden auf den einschlägigen        wird aufgelöst und durch eine besser legitimierte
Plattformen geübt. Dabei zeigte sich, dass neben der      Mitwirkung ersetzt. Der Vorstand von Anthropoi
technischen Ausrüstung auch gezielte Lernangebote         Bundesverband bedankt sich sehr für die im Beirat
und Unterstützung im Umgang mit der Technik nötig         erarbeiteten Impulse und das Engagement der beru-
und sinnvoll sind. Hier sind auch die Mitgliedseinrich-   fenen Mitglieder. Die bisher im Beirat mitwirkenden
tungen gefragt, die von ihnen begleiteten Menschen zu     Persönlichkeiten sind sehr herzlich eingeladen, an der
befähigen, die Teilhabechancen durch digitale Medien      Entwicklung neuer Formen der Mitwirkung mit ih-
sinnvoll nutzen zu können. Anthropoi Bundesverband        rer Expertise mitzuarbeiten und haben diese Aufgabe
arbeitet zudem gemeinsam mit den Fachverbänden für        auch größtenteils ergriffen.
Menschen mit Behinderung an einer gemeinsamen
Positionierung mit Forderungen an die Politik, diese      Neben den konkreten Mitwirkungsansätzen in den
Entwicklung zu unterstützen.                              Regionalkonferenzen und Fachbereichen traf sich
                                                          deshalb auch in den letzten Monaten regelmäßig eine
Ein vor mehreren Jahren erprobter Ansatz, die Be-         inklusive Gruppe von Mitwirker*innen, die die fach-
lange von Expert*innen in eigener Sache durch den         liche Weiterentwicklung der Zusammenarbeit auf
Anthropoi Beirat stärker in den Fokus des Verbandes       Augenhöhe vorantreiben will. An dieser Gruppe nah-
und insbesondere auch des Vorstandes zu rücken,           men, neben bisher im Anthropoi Beirat beteiligten
hat sich allerdings nur bedingt bewährt. Das lag vor      Menschen, Mitarbeitende der Geschäftsstelle, Doris
allem auch daran, dass dieses Gremium durch seine         Bröring-Boklage für den Vorstand von Anthropoi
Berufung durch die Vorstände von Anthropoi Bun-           Selbsthilfe sowie Stefan Siegel-Holz und Benjamin
desverband und Anthropoi Selbsthilfe, nur bedingt         Andrae für den Vorstand von Anthropoi Bundes-
von dem Personenkreis legitimiert war, den es im          verband sowie andere aktive und erfahrene Selbst-

                                                                                                                   | 25
vertreter*innen teil. Dabei ging es nicht nur darum,    kung soll in der diesjährigen Mitgliederversammlung
       wie die Mitwirker*innen tatsächlich ein tragfähiges     diskutiert werden.
       Mandat durch die Menschen mit Assistenzbedarf in
       den Mitgliedseinrichtungen erhalten könnten. Auch       2022 könnte dann auch in § 11 Ziffer 2 der Satzung
       der Verbandsrat als zentraler Bezugspunkt der überre-   von Anthropoi Bundesverband festgeschrieben wer-
       gionalen Zusammenarbeit im Verband soll inklusiver      den, dass Regionen und Fachbereiche zwei gleich-
       werden.                                                 berechtigte Vertreter*innen, je einen mit und einen
       Die Mitwirker*innen haben deshalb im März 2021          ohne Assistenzbedarf, in den Verbandsrat delegieren.
       einen Aufruf an den Vorstand und Verbandsrat            Sofern diese Vorschläge in den Mitgliederversamm-
       verabschiedet, der die Forderung enthält, möglichst     lungen eine Mehrheit finden, kann der Verbandsrat
       alle Regionalkonferenzen und Fachbereiche inklu-        zukünftig deutlich inklusiver und damit auch näher
       siv aufzustellen und künftig aus diesen Organen         an den Belangen der Menschen in den Mit-
       jeweils zwei Vertreter*innen in den Verbandsrat zu      gliedseinrichtungen arbeiten; dann hoffentlich vor
       entsenden: Je einen Menschen mit und einen ohne         allen Dingen auch in Präsenz, mit echter Begegnung
       Assistenzbedarf. Diese Forderung nach mehr Mitwir-      auf Augenhöhe und nicht vor dem Bildschirm.»

       Personalentwicklung
       Eine wesentliche Aufgabe des neugewählten Vorstandes war die Fortsetzung eines längerfristigen Personalent-
       wicklungsprozesses in der Geschäftsstelle von Anthropoi Bundesverband, der bereits in der Amtsperiode des
       vorherigen Vorstandes begonnen wurde.

       Von Benjamin Andrae

       Zwei Aspekte sind dabei von zentraler Bedeutung:        Geschäftsführer*innen im April 2021 wurde nicht
       Einerseits die fachliche Stärkung des Verbandes         zuletzt aus diesem Grund eine Haushaltsplanung für
       durch die Gewinnung einer Referent*in für Sozial-       die Jahre bis 2026 vorgelegt, damit die wirtschaftli-
       recht, andererseits die anstehenden Generationswech-    chen Auswirkungen über den Gesamtzeitraum gut
       sel in wesentlichen Positionen. Das betrifft neben      gesteuert und zugleich von den Mitgliedseinrichtun-
       dem Bereich Verwaltung/Finanzen insbesondere auch       gen mitgetragen werden können.
       die Geschäftsführung des Verbandes. Mit dem Ein-
       treten in den Ruhestand von Frau Ina Krause-Trapp       Der Vorstand hat eine Personaldelegation mit der Be-
       als Geschäftsführerin und Justitiarin im Herbst 2022    arbeitung dieser Fragen betraut, der beide Geschäfts-
       sowie Herrn Manfred Trautwein als Geschäftsführer       führer*innen angehören sowie von Vorstandsseite
       2025 ist schrittweise eine Nachfolgeregelung zu fin-    Ulrike Benkart und Benjamin Andrae.
       den. Zugleich ist das Wirken der Geschäftsführung
       nach innen und außen durchgängig sicherzustellen        Die Gestaltung dieses Prozesses in den kommenden
       und die Finanzierbarkeit des Generationswechsels        Jahren berührt neben dem Finden geeigneter Persön-
       im Auge zu behalten. Der Bundeskonferenz der            lichkeiten auch die Weiterentwicklung der Ge-

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