Jahres-Bericht 2021 - Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona Bericht zur Mitglieder-Versammlung 2021 - Anthropoi
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Jahres-Bericht 2021 Mitwirker*innen Digitale Teilhabe Corona … Bericht zur Mitglieder- Versammlung 2021
Inhalt Einladung | 3 Mitglieder-Versammlung 2021 | 5 Tagesordnung Mitglieder-Versammlung 2021 | 6 Mitwirkung | 8 Bestätigung der Mitgliedschaft | 9 Bericht des Verbandsrates | 13 Initiativen und Projekte | 14 Forderung der Mitwirker*innen | 17 Bericht des Vorstandes | 18 Ein Anfang mit Behinderungen und Assistenzbedarf – ein Rückblick auf die Arbeit des neuen Vorstands | 19 Anthropoi Bundesverband in der Corona-Zeit: Stellungnahmen, Positionen, Haltungen | 22 Inklusion – ein gemeinsamer Weg zur Mitte? | 23 Mitwirkung und Inklusion | 25 Personalentwicklung | 26 Berufliche Bildung | 27 Digitalisierung | 28 Finanzen | 30 Geschäftsbericht 2020 | 31 Haushaltspläne 2021 bis 2026 | 33 Förderung der beruflichen Bildung 2020 und 2021 | 34 Empfehlungen der BKGF vom 22. April 2021 für die Mitgliederversammlung am 18. Juni 2021 | 35 Was in uns steckt: Aus dem Verbandsleben | 36 Fachbereich Berufliche Bildung | 37 Neues von BaSiG | 40 Digitale Teilhabe | 42 Digitalisierungsstrategie Anthropoi Bundesverband | 46 Ein Online-Seminar für Bildungsengebote MitMenschen | 48 Impressum Diese Broschüre wurde herausgegeben von: Anthropoi Bundesverband Bundesverband anthroposophisches S ozialwesen e.V. Schloßstraße 9, 61209 Echzell-Bingenheim bundesverband@anthropoi.de | anthropoi.de Titelbild: Ingeborg Woitsch Zeichnungen: Ingeborg Woitsch Redaktion: Claudia Christ, Daniela Steinel und Manfred Trautwein Gestaltungs-Idee: Bianca Bonfert, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart Layout: Daniela Steinel 2|
Einladung Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen und Freunde, wir laden Sie sehr herzlich zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes anthroposophisches Sozialwesen e.V. – kurz: Anthropoi Bundesverband – als Online-Veranstaltung ein. Termin: 18. Juni 2021 von 9:00 bis 16:30 Uhr Die Tagesordnung finden Sie auf den Seiten 6 und 7. Schon zu Beginn des Jahres hatten wir uns auf ein Online-Format festgelegt. Wegen der SARS-CoV-2-Pandemie war unsicher, ab wann Präsenzveranstaltungen in der Größe unserer Mitgliederversammlung wie gewünscht durchführbar sein werden. Auf der Grundlage von Art. 2 § 5 des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht kann die Mitgliederversamm- lung auch in diesem Jahr ohne entsprechende Regelung in der Satzung des Bundesverbandes online durchgeführt werden. Die Verbesserung der Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf wird ein Schwerpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung sein. Im vergangenen Jahr startete Anthropoi Bundesverband eine neue inklu- sive Initiative: Der Verbandsrat soll inklusiver werden. Im Sommer 2020 wurden Menschen mit Assistenzbedarf über diese neue Initiative informiert. Menschen mit Assistenzbedarf wurden eingeladen, den neuen inklusiven Verbandsrat aktiv mitzugestalten. Daraus ist die Gruppe der Mitwirker*innen entstanden. Die Mitwirker*innen überle- gen, wie Menschen mit Assistenzbedarf in der Zukunft gut im Verbands- rat mitarbeiten können. Dazu gehört die Frage nach einer guten Arbeits- form. Aber dazu gehört auch die Frage nach der Delegation: Denn wer soll überhaupt als Selbstvertreter*in im Verbandsrat mitarbeiten können? Und wie wählen Menschen mit Assistenzbedarf ihre Selbstvertreter*in- nen in den Verbandsrat? Auf der letzten Sitzung des Verbandsrates haben die Mitwirker*innen darüber mit den Mitgliedern des Verbandsrates gesprochen. Das war eine Online-Sitzung am 8./9. März 2021. Die Gruppe der Mitwirker*innen schlägt nach eigenen Beratungen vor: Alle Fach-Bereiche und Regionen von Anthropoi Bundesverband sollen jetzt überlegen: Wie können wir |3
inklusiv zusammenarbeiten? Ziel ist: Die inklusive Zusammen-Arbeit in den Fach-Bereichen und Regionen soll selbstverständlich werden. Wie das gelingen kann, haben die Mitwirker*innen in einer Forderung aufgeschrieben. Diese Forderungen möchte die Gruppe der Mitwir- ker*innen in der Mitgliederversammlung beraten und darüber abstim- men lassen. Die Forderung sowie weitere Informationen über die Mitwir- ker*innen finden Sie auf Seite 8. Besinnliches, Bewegendes und Erlebnisreiches aus dem BaSiG-Team wird den Ablauf der Mitgliederversammlung auflockern und bereichern. In dieser Broschüre finden Sie neben der Tagesordnung, den Neuaufnah- men und den Beschlussvorlagen, den schriftlichen Bericht des Vorstands sowie weitere Informationen aus der Verbandsarbeit. Der Bericht über die sozialpolitische Arbeit von Anthropoi Bundesverband wird krank- heitsbedingt nachgereicht. Mit herzlichen Grüßen Ulrike Benkart und Benjamin Andrae Für den Vorstand Ina Krause-Trapp und Manfred Trautwein Für die Geschäftsführung Alle Informationen und Unterlagen rund um die Mitglieder-Versammlung finden Sie auf unserer Webseite unter: https://anthropoi.de/angebote/termine/1/termin/625/ 4|
Tagesordnung Mitglieder-Versammlung 2021 Freitag, 18. Juni 2021 Uhrzeit Programmpunkt Informationen ab 8:00 Ankommen, Möglichkeit zum Klären der Anmeldung erforderlich. technischen Funktionsfähigkeit Angemeldete Teilnehmer*innen erhalten einen Link. 9:00 - 10:30 Einheit 1 TOP 1 Begrüßung durch die Mitglieder des Vorstands und die Mitwirker*innen TOP 2 Formalien • Rechtsgrundlage für das Online-Format • Feststellung der Beschlussfähigkeit • Feststellung der Tagesordnung TOP 3 Mitwirker*innen stellen ihre Ideen für einen inklusiven Verbandsrat vor TOP 4 Bestätigung von Neuaufnahmen Vorstellung von Neuaufnahmen durch • Waldorfschulverein Chemnitz e.V Regionalkonferenzen • Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V. Bestätigung einer Neuaufnahme nach ALT: Stiftung CULTURUM GmbH Trägerwechsel: NEU: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemein- schaft GmbH Mitteilung Umbenennung: ALT: Verein für ein freies Schulwesen Waldorfschulver- ein Oldenburg und Umgebung e.V. NEU: Waldorfschulverein Oldenburg e.V. Beschlussfassung über die Bestätigung von Neuaufnahmen und Bekanntgabe der Ergebnisse 10:30 - 11:00 PAUSE 11:00 - 12:30 Einheit 2 TOP 5 Bericht des Verbandsrates – • Anthropoi Bundesverband klimaneutral Initiativen und Projekte • Teilhabe-Dialog und Wirksamkeits-Evaluation TOP 6 Workshop für mehr Mitwirkung im Plenum und in Teilgruppen bei Anthropoi Bundesverband und für einen inklusiven Verbandsrat TOP 7 Beschlussfassung Empfehlung der Mitgliederversammlung für mehr Mitwirkung bei Anthropoi Bundesverband und einen inklusiven Verbandsrat 12:30 - 14:00 MITTAGSPAUSE 6|
Uhrzeit Programmpunkt Informationen 14:00 - 15:00 Einheit 3 TOP 8 Bericht des Vorstands mit Aussprache in Teilgruppen 15:00 - 15:15 PAUSE 15:15 - 16:30 Einheit 4 TOP 9 Bericht aus der sozialpolitischen Arbeit des Bundesverbandes mit Aussprache TOP 10 Geschäftsbericht zum Jahresabschluss 2020 TOP 11 Beschlussfassung • Annahme des Jahresabschlusses 2020 • Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführung für das Haushaltsjahr 2020 TOP 12 Vorstellung der Haushaltspläne 2021 bis 2026 (gemäß Empfehlung BKGF 2021) TOP 13 Beschlussfassung • Annahme der Haushaltspläne 2021 bis 2026 • Wahl des Rechnungsprüfers für das Haushaltsjahr 2021 TOP 14 Verabschiedung Diese Mitgliederversammlung wird von Menschen mit Assistenzbedarf mitgestaltet. Sie setzen sich als Mitwirker*innen dafür ein, die Verbandsarbeit inklusiver zu gestalten. Wir bemühen uns in der Veranstaltung um Einfache Sprache. Aus dem BaSiG-Projekt tragen Kolleg*innen etwas zur Besinnung und Bewegung bei. Das wird an passender Stelle zwischen den hier aufgeführten Tagesordnungspunkten (TOP) stattfinden. Noch einige Hinweise für die Online-Veranstaltung: Bitte sorgen Sie für eine stabile Internet-Verbindung mit ausreichend Bandbreite (möglichst LAN-Kabel-Verbin- dung) sowie für digitale Geräte mit Audio-und Video-Ausrüstung, die für Web-Konferenzen geeignet sind. Bitte schaffen Sie sich für diesen Tag möglichst einen Arbeitsplatz, an dem Sie bequem sitzen, aber auch gut aufstehen und sich mit etwas Platz bewegen können. |7
Zu TOP 3: Mitwirkung Die Mitwirker*innen überlegen, wie Menschen mit Assistenzbedarf in der Zukunft gut im Verbandsrat mitarbeiten können. Dazu gehört die Frage nach einer guten Arbeitsform. Aber dazu gehört auch die Frage nach der Delegation: Denn wer soll überhaupt als Selbstvertreter*in im Verbandsrat mitarbeiten können? Und wie wählen Menschen mit Assis- tenzbedarf ihre Selbstvertreter*innen in den Verbandsrat? Auf der letzten Sitzung des Verbandsrates waren die Mitwirker*innen eingeladen. Diese Online-Sitzung war am 8./9. März 2021. Einige Im vergangenen Jahr starte- Mitwirker*innen waren als Gäste bei dieser Online-Sitzung dabei. Auf te Anthropoi Bundesverband der Sitzung hat der Verbandsrat darüber diskutiert: Wie könnte ein eine neue inklusive Initiative: inklusiver Verbandsrat aussehen? Ina Krause-Trapp ist Geschäftsführerin Der Verbandsrat soll inklusiver und Justitiarin von Anthropoi Bundesverband. Sie kennt die Satzung werden. des Verbandes und die Geschäftsordnung des Verbandsrates sehr gut. Sie Im Sommer 2020 wurden Men- sagte: «In der Satzung steht, wie die Teilnehmer*innen des Verbandsrates bestimmt werden. Fach-Bereiche und Regionen bestimmen je eine*n schen mit Assistenzbedarf über Vertreter*in. Andere Teilnehmer*innen können berufen werden. Wenn diese neue Initiative informiert. also Selbstvertreter*innen am Verbandsrat teilnehmen sollen, dann geht Menschen mit Assistenzbedarf das nach der heutigen Satzung auf zwei Wegen: 1. Sie werden von den wurden eingeladen, den neuen Fach-Bereichen oder Regionen bestimmt. Oder sie werden 2. in den inklusiven Verbandsrat aktiv Verbandsrat berufen.» mitzugestalten. Viele Menschen mit Assistenzbedarf fanden diese Die Gruppe der Mitwirker*innen schlägt deshalb vor: Aufgabe spannend und haben Alle Fach-Bereiche und Regionen von Anthropoi Bundesverband sollen jetzt überlegen: Wie können wir inklusiv zusammenarbeiten? Ziel ist: sich beworben. Es ist die Gruppe Die inklusive Zusammen-Arbeit in den Fach-Bereichen und Regionen der Mitwirker*innen entstanden. soll selbstverständlich werden. In der Zukunft sollen alle Fach-Bereiche und Regionen eine Fachkraft und eine*n Selbstvertreter*in in den Verbandsrat delegieren können. Dazu müssen alle Fach-Bereiche und Regionen ihre Geschäftsordnungen entsprechend ändern. Das ist der 1. Schritt, den die Mitwirker*innen für eine gute inklusive Arbeit im Verbandsrat vorschlagen. In einem 2. Schritt schlagen sie vor, die Satzung von Anthropoi Bundes- verband so zu ändern, dass der Verbandsrat auch wirklich inklusiv besetzt werden kann und inklusiv zusammenarbeiten kann. Mehr zur Forderung der Mitwirker*innen unter TOP 7 auf Seite „Forde- rung der Mitwirker*innen“ auf Seite 17. 8|
Zu TOP 4: Bestätigung der Mitgliedschaft Im Jahr 2021 kann die Mitgliedschaft von zwei Einrichtungsträgern nach Neuaufnahme in den Anthropoi Bundesverband bestätigt werden. Außer- dem steht in diesem Jahr eine Bestätigung der Mitgliedschaft aufgrund eines Rechtsträgerwechsels an. Eine Umbenennung ist mitzuteilen. Bestätigung der Mitgliedschaft nach Neuaufnahme: • Waldorfschulverein Chemnitz e.V. auf Seite 10 • Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V. auf Seite 11 Bestätigung der Mitgliedschaft aufgrund eines Rechtsträgerwechsels: • NEU: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH auf Seite 12 ALT: Stiftung CULTURUM GmbH Groß Malchau 50 | 29597 Stoetze | Niedersachsen Mitteilung von Umbenennung: • NEU: Waldorfschulverein Oldenburg e.V. ALT: Verein für ein freies Schulwesen Waldorfschulverein Oldenburg und Umgebung e.V. Blumenhof 9 | 26135 Oldenburg | Niedersachsen |9
Neuaufnahmen: Waldorfschule Chemnitz Waldorfschule mit Förderschulteil (Parzivalschule) mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung, Lernen und sozial emotionale Entwicklung Träger: Waldorfschulverein Chemnitz e.V. Unsere Waldorfschule Chemnitz ist eine allgemein- Handarbeiten, Gartenbau, Steinhauen, Malen. bildende, staatlich anerkannte Gesamtschule in freier Der Förderschulzweig Parzival ist eng in unsere ge- Trägerschaft. Sie wurde 1990 aus einer Lehrer*in- samte Waldorfschulgemeinschaft eingebunden. Eine nen-Elterninitiative heraus gegründet und besteht aus Durchlässigkeit nach beiden Seiten ist gewünscht, einem Regelschulteil und der Kleinklassen-Parzival- und so findet ein täglicher inklusiver Austausch schule – in der wir Kinder mit speziellem Förderbedarf im Schulalltag statt. Die Eltern sind Mitglied des durch Sprachtherapie, Maltherapie, Heileurythmie Trägervereins und bringen sich ihren Interessen und und LRS-Therapie fördern und betreuen. Es wird auf Fähigkeiten entsprechend in die Gestaltung der der Grundlage der Waldorfpädagogik und der an- Schule aktiv ein. throposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners integrativ gearbeitet. In beiden Schulteilen lernen 491 Besonderheiten unserer Schule: Schüler*innen gemeinsam im festen Klassenverband. • Schulorchester Das Ziel unserer Pädagogik – die sich an den Entwick- • Chor lungsbedürfnissen des heranwachsenden Menschen • Theaterprojekte orientiert – ist eine ganzheitliche Bildung der uns • Eurythmie anvertrauten Kinder. Neben den traditionellen Unter- • Oberstufenschülerfirma - PAMOJA richtsfächern stehen viele praktisch-künstlerische Fächer • Schulgarten mit Tieren auf dem Stundenplan der Schüler*innen: Holzwerken, • Schulklub Schreinern, Plastizieren, Kupfertreiben, Korbflechten, • eigene Schulküche Waldorfschulverein Chemnitz e.V. Region: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Sandstraße 102 Aufgenommen mit Beschluss vom: 11. Mai 2021 09114 Chemnitz Vorstand: Hannes Riedel, Jürgen Mitterholzer, Tel.: 0371 – 33 40 760 Brigitte Langguth-Pütz, Frank Kopmann, Tina Mulholland E-Mail: info@waldorfschule-chemnitz.de (nachberufen) Web: www.waldorfschule-chemnitz.org 10 |
Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig Förderung und Entwicklung von inklusiven Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensorten auf der Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes Träger: Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V. Unsere Motivation ist, Anstifter zu sein, Voraussetzun- Die inklusive nachbarschaftliche Begegnungsstätte gen und Strukturen zu schaffen, zu fördern, zu begleiten «Nachbarschaftsgarten Johannishöhe» ist unser und zu unterstützen, in denen Menschen mit und ohne Pilotprojekt. Hierfür stellt uns die Auenkirchge- Assistenzbedarf zusammenleben, zusammenarbeiten meinde Markkleeberg-Ost einen besonderen Ort im und zusammen in nachbarschaftlicher Gemeinschaft Landschaftsschutzgebiet unentgeltlich zur Verfügung. agieren können. Wir rufen inklusive Orte und Ar- Es ist ein weitläufiges, parkähnliches Grundstück beitsumfelder ins Leben, an denen durch Begegnung (ca. 5.000 qm) inmitten einer gewachsenen städtischen und gemeinsames Tun Berührungsängste abgebaut Siedlungsstruktur. Der «Nachbarschaftsgarten Johannis- werden. Um dieses Ziel umzusetzen, gründeten wir am höhe» ist eines von 16 Beispielprojekten im 11. März 2019 aus der Schulgemeinschaft der inklusi- BaSiG-Projekt von Anthropoi Bundesverband. Viele ven Karl Schubert Schule Leipzig. Freie Waldorfschu- unserer Mitglieder sind Eltern von Kindern mit Assis- le e.V. (KSS) heraus unseren Verein Zukunftswerkstatt tenzbedarf. Alle engagieren sich ehrenamtlich. Darüber Inklusion Leipzig e.V. Die KSS hat mit ihrer Gründung hinaus unterstützen uns viele weitere Menschen (z.B. im Jahr 2011 Inklusion in ihrem Leitbild fest verankert: aus dem Schulkontext, der Kirchengemeinde) bei der Das ist ein Beispiel für alltäglich gelebte Inklusion. Die- Verwirklichung unserer Vision einer inklusiven Gesell- se positive Erfahrung wollen wir über die Schule hinaus schaft. Durch die Anschubfinanzierung der AKTION an inklusiven Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensorten MENSCH können seit Februar 2021 drei Mitarbei- in Leipzig und Umgebung ermöglichen. ter*innen mit bis zu 15 Wochenstunden im Gartenbe- reich und im Projektmanagement beschäftigt werden. Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig e.V. Region: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Raschwitzer Straße 4 Aufgenommen mit Beschluss vom: 11. Mai 2021 04279 Leipzig Vorstand: Claudia Kretschmann, Beatrice Meyer, E-Mail: info@zukunftswerkstatt-inklusion-leipzig.de Christopher Schumann Web: www.zukunftswerkstatt-inklusion-leipzig.de | 11
Rechtsträgerwechsel Humanopolis Einrichtung der stationären Jugend- und Jugendberufshilfe Träger: Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH Wir sind, als Humanopolis GmbH, eine Einrich- Sprachgestaltung, Eurythmie, Rhythmische Massage, tung der stationären Jugend- und Jugendberufshilfe Werken und anderen pädagogischen/therapeutischen am Ostrand der Lüneburger Heide. In sechs Grup- Hilfen zur Seite stehen. Sinnvolle Freizeitgestaltung pen leben zwei bis sieben junge Menschen in Haus- und Teilnahme an kulturellen Ereignissen der nahen gemeinschaften zusammen. Auf unserem großen und ferneren Umgebung ergänzen dieses Spektrum. Gelände bilden wir mit Unterrichts-, Therapie- und Wir schaffen Chancen zur Entdeckung eigener An- Freizeiträumen, Werkstätten, sowie Flächen für lagen und Neigungen. Wir bieten eine gezielte und Freizeitgestaltung, Gartenbau und Tierhaltung gut regelmäßige schulische Unterstützung sowie Chan- überschaubare Lebens- und Arbeitszusammenhänge. cen zur beruflichen Orientierung in Handwerk und Technik. Wir gestalten einen pädagogischen Rah- Wir wollen die Stabilisierung der jungen Men- men, der die Wohnsituation mit ihren Lebens- und schen und ihrer familiären Bezüge fördern, ihnen Sozialbezügen mit den Arbeitsbereichen verbindet. helfen, ihre Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen zu entdecken und zu entwickeln, um sie zu einer Wir nehmen junge Menschen im Alter von 10 selbständigen Lebensführung zu befähigen. bis 21 Jahren mit Verhaltensauffälligkeiten und Wir helfen jungen Menschen, seelische Stabilität -störungen, gravierenden Entwicklungsverzö- zu entwickeln, indem wir ihnen durch Musizieren, gerungen, Lernbehinderungen und seelischen Plastizieren, Malen, Reiten/Fahren, Theaterspiel, Behinderungen auf. Humanopolis Pädagogische Arbeitsgemeinschaft GmbH Region: Nord Groß Malchau 50 Aufgenommen mit Beschluss des Vorstandes von 29597 Stoetze Anthropoi Bundesverband vom: 18. Mai 2021 Tel.: 05872 – 810 Geschäftsführer*innen: Frithjof Dueholm, Dietrich Laber, E-Mail: info@humanopolis.de Rembert Rauchbach, Janna Wahlich Web: www.humanopolis.de Die Gesellschaft hat zwei oder mehrere Geschäftsführer*innen. Jeweils zwei vertreten die Gesellschaft gemeinsam. 12 |
Zu TOP 5: Bericht des Verbandsrates Von Jochen Berghöger und Ruth Enste Seit der letzten Mitgliederversammlung hat der Verbandsrat nur einmal – im März 2021 – in einem Online-Format getagt. Wegen der Vorschriften im Zusammenhang mit der Corona-Infektionslage fiel der Verbandsrat im Herbst 2020 aus. Als Alternative wurden alle Gremien des Verbandes gebeten, einen Jahresbericht in schriftlicher Form einzureichen. Daraus ist ein umfang- reiches Berichtsheft entstanden, das in gedruckter Form den Mitgliedern des Verbandsrates zur Verfügung gestellt wurde. Auf diese Weise konnten sie eine Wahrnehmung des Lebens und der Aktivitäten in den Fachberei- chen und Regionen gewinnen. Zu Beginn der Online-Sitzung im März 2021 gab es die Gelegenheit, in kleinen Arbeitsgruppen mit den neu gewählten Vorständen ins Gespräch zu kommen. Im zweiten Sitzungsteil wurde der Verbandsrat über die aktuellen Themen Sozialpolitik, Klimaneutralität (siehe dazu den Beitrag «Projekt CO2ero – klimaneutrale Waldorfschulen und klimaneutrales anthroposophisches Sozialwesen» auf Seite 14) und das Leipziger Me- morandum informiert. Schon im Jahr 2019 wurde das Ziel verfolgt, den Verbandsrat zu einem inklusiven Gremium umzugestalten. Auf diesem Wege mussten wir erkennen, dass verschiedenste Barrieren dieser Entwicklung im Wege stehen. Im Jahr 2020 starteten dankenswerter Weise Frau Daniela Steinel (Geschäftsstelle) und Frau Jennifer Falk (ehemals Eichenhof ) das so- genannte Mitwirker*innen-Treffen als Vorbereitung für einen inklusiv besetzten Verbandsrat. Dieses Format hat sich sehr gut entwickelt. Im Rahmen des Verbandsrates stellte die Gruppe ihre Arbeit vor. Auf ihrem Mitwirker*innen-Treffen am 19. März 2021 starteten sie dann ihrerseits einen Aufruf, den Verbandsrat in ein inklusiv besetztes Gre- mium des Bundesverbandes umzugestalten (siehe dazu auch Forderung Seite 17).» | 13
Zu TOP 5: Initiativen und Projekte Projekt: CO2ero – klimaneutrale Waldorfschulen und klimaneutrales anthroposophisches Sozialwesen Von Manfred Trautwein Wir alle wissen, dass eine von Menschen gemachte können, gibt es eine Online-Umfrage. Dem Projekt Klimakatastrophe das Leben auf der Erde bedroht. würde es sehr helfen, wenn möglichst alle Schulen Da die Bedrohung von Menschen verursacht wurde, unabhängig von einer Bewerbung an dieser Umfrage kann sie auch von Menschen abgewendet werden. teilnehmen würden. Es gibt auch eine Kurzversion, Wir alle können dazu beitragen. Ehemalige Waldorf- deren Bearbeitung nur 15 Minuten benötigt: https:// schüler*innen haben das Projekt CO2ero – klima- www.soscisurvey.de/NachhaltigkeitBdFWS/?r=a neutrale Waldorfschulen gestartet: https://co2ero.de/ Der erste Nachhaltigkeitskongress des Projektes fand Bis zum Jahr 2030 sollen bundesweit 80 % der vom 11. - 13. Juni 2021 digital statt. Die aktuellen Waldorfschulen auf dem Weg zur Klimaneutralität Aktivitäten werden von der Waldorf-Stiftung und der sein. Das Projekt-Team begleitet die Menschen aus Software AG-Stiftung unterstützt. Jede Schule, die den teilnehmenden Schulen über zwei Jahre. Dabei mitmacht, muss nur einen Eigenanteil von 3.000 € bekommen sie heraus, wie der CO2-Ausstoß der pro Jahr selbst tragen. Für das Hauptprojekt der Schule und der an ihr beteiligten Menschen verrin- Waldorfschulen ist eine Förderung aus der Natio- gert werden kann. Das passiert vor allem über die nalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesum- Bildung und in drei Bereichen: weltministeriums (BUM) beantragt: https://www. • Bei den verwendeten Rohstoffen, z.B. für das klimaschutz.de/die-nationale-klimaschutzinitiative. Heizen, • Bei den Verkehrsmitteln, • Bei der Ernährung. Gemeinsam wird beschrieben und vereinbart, wie diese Einsparungen gemacht werden. Dafür gibt es dann auch Bildungsangebote für alle Beteiligten in Nachhaltiger Entwicklung. Schulen, die bei Anthropoi Bundesverband Mit- glied sind, konnten sich für das Projekt bis zum 6. Juni 2021 bewerben: https://co2ero.de/#bewerbung Um die aktuelle Nachhaltigkeit der Schulen gegenüber der zukünftigen dokumentieren zu können, und um für das Projekt die aktuelle Situation und die damit verbundenen Herausforderungen gut einschätzen zu Jahrestemperaturen: Blau = kälter – Rot = wärmer – rechts heute 14 |
Projekt: Teilhabedialog und Wirksamkeitsevaluation 1. Fachkonzept Teilhabedialog Von Prof. Dr. Rüdiger Grimm Als Konzept von Gesprächs- und Begleitungsformen unterstützt der Teilhabedialog Menschen mit Assis- tenzbedarf darin, die Lebensereignisse, Erfahrungen und Erlebnisse sowie das eigene Handeln im Licht ihrer eigenen Lebensgeschichte zu verstehen und zu integrieren. Träger des Hauptprojektes wird die Stiftung Gemein- Der Teilhabedialog bietet Beratung und Begleitung wohlökonomie: https://stiftung-gemeinwohloekono- für Menschen mit Assistenzbedarf durch: mie.nrw • Stärkung ihrer Selbstvertretungskompetenz im Alltag und in besonderen Lebenssituationen, Wir bemühen uns, auch für die anderen Mit- • Unterstützung ihrer Selbstbestimmung und gliedseinrichtungen von Anthropoi Bundes- Selbstwirksamkeit, verband ein für deren Bedürfnisse passendes • die Entwicklung einer transparenten Alltagskultur Förderprogramm mit dem CO2ero-Team anzu- im Blick auf das Wohlergehen der Einzelnen und bieten. Dazu werden wir uns in Kürze mit der ihrer Teilhabe am Leben von Gemeinschaft und Möglichkeit zur Interessenbekundung und einer Gesellschaft, Online-Abfrage wieder melden. • Begleitung im Erkennen von Bedürfnissen und Potenzialen, in der Bewältigung von Schwierig- Hier kann der Newsletter des Projektes abonniert keiten und in der Lösung kritischer Situationen, werden: https://co2ero.de/#newsletter • Unterstützung des Aufbruchs zu neuen Zielen Bei Fragen gerne einfach eine Mail schreiben: und Erfahrungen. info@co2ero.de oder anrufen: 06221|43 08 812.» Voraussetzung für das Gelingen dieser Prozesse ist eine umfassende Weiterentwicklung der Bildungs-, Beratungs- und Begleitungsangebote für Menschen mit Assistenzbedarf. Das Fachkonzept Teilhabedia- log entwickelt darüber hinaus Beratungsformen für Menschen mit Assistenzbedarf und ihre Angehörigen in der Wahrnehmung und Selbstvertretung im Rah- men der Eingliederungshilfe nach SGB IX, insbeson- dere im Gesamtplanverfahren. Das Fachkonzept entsteht im Zusammenhang des Projekts «Teilhabedialog und Wirksamkeitsevaluati- on» des Anthropoi Bundesverbandes, das von Rüdi- ger Grimm, Hans-Ulrich Kretschmer, Michael Ross, Manfred Trautwein und Holger Wilms verantwortet wird. Es wird von der Software AG-Stiftung unter- stützt und bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen. | 15
Confidentia Wirksamkeitsintentionen (Ziele) der Leistungen: Innen- und Außenseite der Inklusion Gesellschaft zur Förderung institutioneller Eigenverantwortung Beziehungsdienstleistungen Ge ermöglichen individuellen se lls Menschen die Entwicklung von ... Le ch be af ns Ge t … Selbstbestimmung … schaffen we m lt e und Teilhabe / Teilgabe Inklusionsbedingungen in In we st So se itu n zia tio lra n Ge um m ein sc ha ft Ermöglichte Inklusion Verwirklichte Selbstbestimmung und Teilhabe / Teilgabe Innenseite und Außenseite der Inklusion müssen ineinandergreifen, für den individuellen Menschen bedingen sie sich gegenseitig. © Confidentia 04/2021 2. Wege zur Wirksamkeitsevaluation Von Hans-Ulrich Kretschmer Der Projektteil «Wege zur Wirksamkeitsevaluation» Rahmenbedingungen (Inklusionsbedingungen) hat zum Ziel, Evaluationsverfahren zu entwickeln, andererseits – mittels einer phänomenologischen womit sich die Wirksamkeit der Leistungen eines Systematik erfasst werden können. Leistungserbringers des anthroposophischen Sozial- Darauf beziehen sich auch die inzwischen ausgearbei- wesens plausibilisieren lässt. Der Projektteil beinhal- teten Evaluationsverfahren, mit denen Aussagen zur tet jedoch noch viel mehr, denn es gilt der Grund- Wirksamkeit der Leistungen auf der Innen- und der satz: «Keine Evaluation ohne Referenzhintergrund Außenseite der Inklusion getroffen werden können und Kriterien, worauf sich diese beziehen kann.» – im Sinne einer Kohärenz zwischen den Wirksam- Das rührt an die eigene Identität: Was kann und will keitsintentionen der Leistungserbringer (Konzept-, das anthroposophische Sozialwesen als Wirksamkeit Struktur- und Prozessqualität) und den erfahrbaren seiner Leistungen verstehen? ‚Defizitausgleich‘ nach Praxiswirkungen (Ergebnisqualität) aus Sicht der den Kategorien der ICF? ‚Ganzheitliche Förderung Leistungsberechtigten, ihrer Angehörigen und der der persönlichen Entwicklung‘ (BTHG § 4)? Wie beteiligten Fachkräfte. Der wissenschaftsmethodische hängen diese Dinge im Licht des anthroposophi- Vorbehalt, dass die Wirksamkeit der Leistungen sich schen Menschenverständnisses miteinander zusam- nur auf die vom Leistungserbringer zu verantworten- men, wonach der geistige Wesenskern des Menschen den Faktoren beziehen kann, nicht aber auf Kontext- einmalig, unversehrt und entwicklungsfähig und der faktoren, welche mit der individuellen Person des individuelle Mensch immer in der Gesamtheit seiner Leistungsberechtigten zu tun haben, wird in unseren Wesensglieder zu betrachten ist? Evaluationsverfahren konsequent berücksichtigt. Eine erste grundlegende Antwort versucht das In 2021 befindet sich das QM Wirksamkeit mit den Projekt mit dem erarbeiteten «QM Wirksamkeit» zu ersten Pilotevaluationen in der Erprobungsphase und geben, wodurch die Wirksamkeitsintentionen soll ab 2022 in seiner definitiven Gestalt angebo- anthroposophischer Leistungserbringer sowohl für ten werden. Den öffentlichen Anforderungen der die Innenseite als auch die Außenseite der Inklusion Landesrahmenverträge an ein wirksamkeitsorientier- – d.h. für die innere Befähigung der Leistungsberech- tes QM einschließlich Qualitätssicherungsverfahren tigten zu Selbstwirksamkeit und Teilhabe (Bezie- kann damit entsprochen werden.» hungsdienstleistungen) einerseits und für die äußeren 16 |
Zu TOP 6 und TOP 7: Inklusive Zusammenarbeit – inklusiver Verbandsrat Forderung der Mitwirker*innen Die Zusammenarbeit im Anthropoi Bundesverband soll inklusiv werden. Damit der Verbandsrat wirklich inklusiv zusammenarbeitet, rufen die Mitwirker*innen die Regionen und Fach-Bereiche dazu auf: In den Regionen und Fach-Bereichen soll die gemeinsame Arbeit von Menschen mit Assistenzbedarf und Mitarbeiter*innen selbstverständlich werden. Ziel soll sein: Jede Region und jeder Fach-Bereich entsendet zwei gleichberechtigte Vertreter*innen: Ein*e Mitarbeiter*in und ein*e Selbstvertreter*in. Die Mitwirker*innen schlagen deshalb dem Vorstand eine Satzungs-Änderung vor: § 11 Ziffer 2 soll die Inklusivität entsprechend abbilden. Die Mitwirker*innen am 19. März 2021 Barbara Mierzwa, Vertrauens-Person, AUENHOF Benjamin Andrae, Vorstand, Anthropoi Bundesverband Daniela Steinel, Mitwirker*innen-Begleiterin Doris Bröring-Boklage, Delegierte, Anthropoi Selbsthilfe Hannah Bischoff, Selbstvertreterin, AUENHOF *Janina Werdin, Selbstvertreterin, ZusammenLeben Jennifer Falk, Mitwirker*innen-Begleiterin Jens Stolpe, Anthropoi Beirat, Dorfgemeinschaft Tennental Jochen Berghöfer, Sprecher Verbandsrat, Haus Mignon Karen Riemann, Sprecherin Fachbereich LebensOrte, Schloß Hamborn Manfred Trautwein, Geschäftsführer, Anthropoi Bundesverband Miriam Belle, Anthropoi Beirat, Gemeinschaft Altenschlirf Pascal Franz, Anthropoi Werkstatt-Rat, Karl-Schubert-Gemeinschaft *Petra Otto, Selbstvertreterin, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach Ruth Enste, Sprecherin Verbandsrat, Haus Mignon Sebastian Schöning, Sprecher Region Nord, ZusammenLeben Simon Mex, Anthropoi Beirat, Dorfgemeinschaft Tennental *Stefan Siegel-Holz, Vorstand, Anthropoi Bundesverband Stella Martjan, Frauen-Beauftragte, AUENHOF *Sven-Michael Schaack, Anthropoi Beirat, Bauckhof Stütensen Svenja Lechtenfeld, Selbstvertreterin, Schloß Hamborn * Diese Mitwirkerinnen haben sich enthalten. | 17
Zu TOP 8: Bericht des Vorstandes. 18 | Foto: dollitude | Adobe Stock
Ein Anfang mit Behinderungen und Assistenzbedarf – ein Rückblick auf die Arbeit des neuen Vorstands Liebe Kolleg*innen, liebe Leser*innen, das hatten wir uns anders vorgestellt, als wir nach den Vorstandswahlen im September letzten Jahres unsere Arbeit aufnahmen! Noch ein einziges Mal trafen wir uns, eine Woche nach der Mitgliederversammlung 2020, in Kassel. Immerhin dieses eine Mal … Von Stefan Siegel-Holz Mit großer Routine wurde dort das Gesamt- verbänden für Menschen mit Behinderung vertritt Arbeitspaket des Vorstandes von Manfred Traut- und sich hörbar und ständig in die Sozialpolitik ein- wein aufgeschnürt, das mehrere Dutzend Einzel- mischt? Die uns ebenso zuverlässig wie zeitnah mit päckchen in Form von Karteikarten enthielt – über sozialrechtlich relevanten Informationen versorgt? 50 Aufgabenbereiche, die in mehreren «Verga- Die seit vielen Jahren in bewährter Zusammenarbeit be-Runden» von den sieben neuen Vorstandsmit- mit Manfred Trautwein die Geschäfte des Bundes- gliedern für die kommenden Jahre übernommen verbandes führt? Und die im Herbst 2022 in Rente wurden: gehen wird?! • Begleitung der verschiedenen Fachbereiche und Regionen im Verband, Bei dieser Gelegenheit: Wie sollte die Geschäfts- • Zusammenarbeit mit Organisationen und ande- stelle neu aufgestellt werden, zumal sich auch ren Fachverbänden, Manfred Trautwein eigentlich in den Vorruhestand • Beteiligung an der Zeitschrift PUNKT und verabschieden wollte? Mit einer Geschäftsführung KREIS, und drei Bereichsleitungen Recht/Politik, Finanzen/ • Zusammenarbeit mit Anthropoi Selbsthilfe, Projekte sowie Öffentlichkeitsarbeit/Bildung? Das • Verantwortung für die Mitgliederversammlungen erste Durchatmen: Manfred Trautwein beabsichtigt, • und vieles mehr. bis 2025 zu verlängern! Das Referat Öffentlichkeits- arbeit/Bildung bleibt mit Daniela Steinel wohl noch Dass wir mit anstehenden Nachbesetzungen des lange sehr kompetent besetzt. Dennoch: Das Thema Personals der Geschäftsstelle des Bundesverbands als ‚Geschäftsstelle‘ ist gesetzt und wird den neuen Vor- erste Herausforderung zu tun bekommen würden, stand begleiten. war uns bewusst. Bisherige Bemühungen hatten nicht, wie erhofft, zu Ergebnissen geführt. Geeignete Der Vorstandssitzung im September 2021 folgte Nachfolger*innen konnten trotz großer Anstrengun- der Lock-Down, zunächst als 'Light-Version', dann gen nicht gefunden werden. Eine würdige Nachfolge als ‚harter Lock-Down‘ und schließlich als Dauer- für Ina Krause-Trapp, die uns als Geschäftsführerin Lock-Down. Wie auch immer, ab diesem Zeitpunkt und Justitiarin höchst professionell u.a. bei den Fach- sahen wir uns nur noch per Video-Konferenz. | 19
Der Vorstand im Septmeber 2021: Daniela Reichardt, Stefan Siegel-Holz, Annette Pichler, Benjamin Andrae, Nele Auschra, Ulrike Benkart, Reinhard Kaul-Seeger Zunächst noch ungeübt, hatten wir mit technischen Erstaunlich leicht gelang es, uns in wichtigen Pannen, unsicheren Verbindungen, schmerzhaften Fragen gemeinsam zu positionieren: Gegen Rückkopplungseffekten und Überraschungen zu tun, Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Quer- zum Beispiel, wenn man plötzlich in einer anderen denker-Bewegung, für eine inklusive Gesellschaft Online-Konferenz auftauchte als im reservierten und Gleichberechtigung zwischen den Geschlech- WebEx-Raum. Es war anstrengend, die Mimik und tern bis in die Sprache hinein. Wir überarbeiteten Rhetorik der Gesprächspartner*innen immer rich- das ‚Leipziger Memorandum‘ für eine Kultur der tig zu deuten. War der letzte Satz ernst gemeint, Wertschätzung, Toleranz und Verschiedenheit in mit Augenzwinkern oder hatte man das Gegenüber unseren Einrichtungen und in der Gesellschaft. Wir gerade verletzt? Wenn man sich noch wenig kennt, schlossen uns der Aktion «WIR für Menschlichkeit wird man leicht verunsichert. Sechs von sieben und Vielfalt» an, einem klaren «NEIN zu jeglicher Vorständen waren ja neu gewählt. Umso dankbarer Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen». waren wir, mit den erfahrenen Geschäftsführer*innen Wir erarbeiteten eine Erklärung zur Corona-Pande- zusammenzuarbeiten. Sehr schnell wurde deutlich, mie, um gegen Verunsicherung und Spaltung in den auf welche Expertise wir da zurückgreifen konnten! Mitgliedsorganisationen zu unterstützen. Reinhard Kaul-Seeger informierte in Einfacher, aber sehr kom- Schon bald mussten wir ohne Daniela Reichardt aus- petenter Sprache Menschen mit und ohne Assistenz- kommen, die sich im Vorstand insbesondere der Heil- bedarf zum Thema Impfen. Schließlich unterzeichne- pädagogik, Kinder- und Jugendhilfe, aber auch anderer ten wir auch eine Stellungnahme anthroposophischer Aufgabenfelder angenommen hatte. Daniela Reichardt Einrichtungen und Unternehmen gegen Rassismus verabschiedete sich aus wichtigen persönlichen Grün- und politischen Extremismus. Nun beschäftigen wir den. Auch Holger Wilms, der zwischenzeitlich im uns anfänglich mit einer Strategie zum Klimaschutz Gespräch war, die Geschäftsführung im Verband zu in sozialen Einrichtungen und im Anthropoi Bun- übernehmen, musste eine unbestimmte Auszeit nehmen desverband. und hinterließ Lücken und Unsicherheit. 20 |
menarbeit neue Herausforderungen und Chancen mit sich bringen. Als wertvoll erwies sich unser Check-In zu Beginn der Online-Sitzungen. Wenige Minuten zu Beginn jeden Treffens machten uns Stück für Stück ein wenig vertrauter miteinander, trotz aller räumlichen Distanz: Die AstraZeneca-Impfung mit wuchtigen Nebenwirkungen, die Anzucht von Samen zum beginnenden Frühling, Verletzungspech mit kompli- zierten Knochenbrüchen, Ausflüge am Wochenende in die Umgebung, die kleine Enkeltochter namens Lotta – danach steigt man anders in die gemeinsa- men Aufgabenstellungen ein. Auch der Verbandsrat traf sich online. Eindrucksvoll war die Teilnahme der Mitwirker*innen aus den Rei- hen der Menschen mit Assistenzbedarf. Der Trans- fer zwischen anspruchsvollen Inhalten von hoher Qualität einerseits und Einfacher Sprache anderer- seits glückte nicht durchgehend. Doch ein Anfang ist gemacht. Anfang des neuen Jahres nahmen wir uns die Perspektiven 2030 wieder vor, die 145 Vertreter*in- Und dann doch noch die sehr bemerkenswerte Be- nen aus 80 Einrichtungen zwischen September 2015 werbung auf die Stelle als Referent*in für Sozialrecht. und März 2016 gemeinsam entwickelt hatten. Diese Ein Hoffnungsschimmer … «Vorschläge zur Weiterentwicklung der Zusam- menarbeit im Bundesverband anthroposophisches Hoffnung brauchen wir in diesen Zeiten im Über- Sozialwesen» wurden noch einmal durchgearbeitet maß. Denn viele Hoffnungen werden seit Monaten und auf anstehende Aufgaben für die kommenden immer wieder zunichte gemacht, auch für uns. vier Jahre hin befragt. Das Themenfeld Anthroposo- Zuversichtlich waren wir ins Jahr gestartet, uns bald phische Grundlagen sahen wir eher in den Regionen wiedersehen zu können. Die Mitgliederversamm- und nachbarschaftlichen Bezügen der Einrichtun- lung 2021 war im Rahmen des Kongresses ‚Soziale gen verortet. Die Mitwirkung von Menschen mit Zukunft‘ fest eingeplant. Alles nichts. Aber die Assistenzbedarf werden wir gut begleiten. Obwohl Hoffnung, dass wir trotzdem zu einer guten Zusam- Präsenztreffen seit Monaten unmöglich sind, gibt menarbeit finden, Herausforderungen angehen und es engagierte Ideen zur Mitwirkung im Verband. Prozesse voranbringen können, ist geblieben. Verschiedene Zukunftsimpulse werden aktuell in Nein, besser, sie ist zu einer Zuversicht gewachsen – » den Beispielorten des BaSiG-Projekts entwickelt, mit Corona zum Trotz.» dem wir in engem Austausch stehen. Trotz großer Anstrengungen von Bildungsanbietern stagniert leider der Ausbau von grundständigen Bildungsan- geboten. Der Schwerpunkt in der Frage künftiger Stefan Siegel-Holz Lobbyarbeit sowie sozialpolitischer Vertretung liegt Zuständig für: Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf; aktuell in der Suche einer Nachfolge für Ina Krau- Fachbereich LebensOrte; Region se-Trapp. Schließlich sind Zusammenarbeit und Ver- Baden-Württemberg; Region Bayern; netzung Dauerthemen, die mit der digitalen Zusam- Anthropoi Selbsthilfe Kommt aus: Camphill Dorfgemeinschaft Lehenhof e.V. | 21
Anthropoi Bundesverband in der Corona-Zeit: Stellungnahmen, Positionen, Haltungen Die Corona-Pandemie übt neben allem Einfluss auf unsere Gesundheit einen hohen Druck auf uns alle aus – vor allem durch den Umgang von Politik, Medien und Gesellschaft mit der Pandemie. Gewissheiten schwinden, einfa-che Erklärungen gibt es nicht, Wissenschaft wird öffentlich, Widerstand regt sich und sucht einen Gegenspieler, Druck sucht ein Ventil. Von Nele Auschra Die Zersplitterung der Gesellschaft macht auch vor Mitgliedsorganisationen» Stellung bezogen und uns den Einrichtungen des anthroposophischen Sozial- unter anderem darin von vereinfachenden Ansichten wesens nicht Halt. Für den Vorstand von Anthropoi und einseitigen Interpretationen distanziert. Bundesverband stellte sich die Frage, welche Un- terstützung wir anbieten können, neben der Ver- Wir haben uns außerdem engagiert und mitgezeich- mittlung eher technisch-praktischer und juristischer net, wenn die großen Verbände, wie z.B. der Paritäti- Informationen durch die Geschäftsstelle – an dieser sche Gesamtverband, Appelle verfasst haben, wie die Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbei- Erklärung «WIR für Menschlichkeit und Vielfalt» im ter*innen für ihren unermüdlichen Einsatz! –, damit Superwahljahr 2021 oder «Soforthilfe für die Armen unsere Mitglieder bestmöglichen Rückhalt in der – jetzt!». Krisenzeit finden. Ein Thema, das uns nun schon seit Jahren beschäf- So hinterfragen wir vor allem immer kritisch, ob die tigt, und das Ende 2019 aufgrund von Berichten getroffenen Verordnungen und Maßnahmen unseren in der Sitzung des Verbandsrats an die Oberfläche Klient*innen dieselben Rechte einräumen wie allen drang, ist das Thema Diskriminierung. In Zeiten der anderen auch und sie auf keinem Gebiet (Schutz, Querdenker-Protestbewegung und Vereinnahmung Impfung …) benachteiligen. Wo nötig, haben wir oder auch Umdeutung der anthroposophischen gemeinsam mit den anderen Fachverbänden Stellung Ideale durch Akteur*innen oder Sympathisant*innen bezogen und Aufrufe verfasst und im Rahmen unse- fragwürdiger Gruppierungen schien es uns umso rer Möglichkeiten auf die Maßnahmenverordnungen nötiger, eine klare Distanzierung vorzunehmen. Der eingewirkt. Einen Überblick über die Tätigkeiten Vorstand hat das «Leipziger Memorandum» Anfang gibt es unter: https://anthropoi.de/aktuell/stel- Dezember beschlossen, in dem er sich als Fach- lungnahmen-und-erklaerungen/ und über unseren verband im sozialen Bereich klar positioniert: Für Newsletter. Arbeits-‚ Lern- und LebensOrte, an denen Empathie, Wertschätzung, Mitmenschlichkeit und Solidarität Als Teil der Zivilgesellschaft haben wir außerdem zentrale Werte darstellen. Und in denen gegenseitiger Ende Dezember 2020 mit der «Erklärung des Vor- Respekt, Toleranz und die Achtung dieser Vielfalt standes des Bundesverbandes anthroposophisches sowie jedes einzelnen individuellen Menschen die Sozialwesen e.V. zur COVID-19-Pandemie – für die leitenden Werte sind. 22 |
Auch die Stellungnahmen unserer Partner*innen, Wir sind uns bewusst, dass unsere Mitglieder in wie z.B. des Bundes der Freien Waldorfschulen und vielerlei Hinsicht tagtäglich vor großen Herausfor- der Medizinischen und Pädagogischen Sektion am derungen stehen und hoffen, ihnen mit unseren Goetheanum haben wir unseren Mitgliedern zur Statements eine unterstützende Begleitung zu sein.» Verfügung gestellt. » Nele Auschra Zuständig für: Öffentlichkeitsarbeit; Fachbereich AG Heilpädagogischer Schulen; Region Nordrhein-Westfalen; Allianz anthroposophischer Verbände; Kongress Soziale Zukunft; Bund der Freien Waldorfschulen & Vereinigung der Waldorfkindergärten; Koordinationsgruppe der Waldorfverbände; AK Inklusion der Waldorfverbände. Kommt von: Bund der Freien Waldorfschulen e.V. Inklusion – ein gemeinsamer Weg zur Mitte? Als ich gefragt wurde, ob ich bereit sei, für den Vorstand von Anthropoi Bundesverband zu kandidieren, war gera-de die erste Phase der Umsetzung des neuen Bundes-Teilhabe-Gesetzes (BTHG) gestartet, und wir befanden uns mit vielen Akteur*innen im regen Austausch, in einer regelrechten Aufbruchstimmung, hin zum selbstbestimm-ten Leben und zur selbstverständlichen Inklusion für Menschen mit Assistenzbedarf. Zu der Zeit war ich der Auffassung, ganz gut für Fragen der Inklusion vorbereitet zu sein, da dies ja in meiner Arbeit in Melchiorsgrund und in der Gemeinschaft Altenschlirf ein Thema ist, um das intensiv gerungen wird und das im Zentrum der täglichen Arbeit steht. Und dann kam doch irgendwie alles anders. Von Reinhard Kaul-Seeger Schon die Mitgliederversammlung im September Und dann im Konkreten die Herausforderungen: 2020 und die Vorstandswahl fanden unter besonde- Was geschieht mit einem Menschen, in dem Fall ren Rahmenbedingungen statt. Unter räumlichem einer meiner Patientinnen, die in den letzten Jah- Ausschluss der Mitglieder! Aha, so fühlt sich also ren intensiv in der Bewältigung ihrer Angststörung «Exklusion» an. Das war für mich, der stets um den gewachsen ist und dazu unter chronischem Asthma Abbau von Schwellen und Barrieren bemüht ist, eine leidet? Sie hat ein sogenanntes Maskenattest, traut neue Erfahrung. Und dieses Erleben teilen wir mit- sich aber inzwischen nicht mehr in die Öffentlich- einander inzwischen durch fast alle gesellschaftlichen keit, da sie die Erfahrung gemacht hat, dass sie trotz Bereiche. Wir haben gelernt, uns regelkonform zu Attest angefeindet wird und dann in ihrer Verletzbar- distanzieren und fühlen uns mal mehr, mal weniger keit Krisenzustände erlebt, die sie in der Heftigkeit ausgeschlossen. seit Jahren nicht mehr hatte. Oder was passiert mit | 23
den Menschen in unseren Lebenszusammenhängen, «Der erste Friede, der Wichtigste, er ist der, welcher die wegen eines schon vorhandenen anerkannten in die Seelen der Menschen einzieht, wenn sie ihre Impfschadens nicht geimpft werden können, oder Verwandtschaft, ihr Einssein mit dem Universum auch aus anderen Krankheitsgründen, vielleicht auch begreifen und inne werden, dass im Mittelpunkt der „nur“ aus Angst vor Spritzen keine Impfung wollen!? Welt das große Geheimnis wohnt, und dass diese Mitte Werden sie gleichberechtigte Mitglieder unserer Ge- sellschaft sein können? Wie weit geht das Recht auf tatsächlich überall ist. Sie ist in jedem von uns. Dies Selbstbestimmung? ist der wirkliche Friede, alle anderen sind lediglich Spiegelungen davon. Der zweite Friede ist der, welcher Vor einigen Tagen sprach eine Pfarrerin im Fern- zwischen Einzelnen geschlossen wird. Und der dritte ist sehen beim «Wort zum Sonntag» davon, dass Gott der zwischen Völkern. Doch vor allem sollt ihr verste- den Geimpften hilft, dass denjenigen, die sich nicht impfen lassen, auch Gott nicht helfen kann. Ich hen, dass es nie Frieden geben kann, solange nicht der muss zugeben, dass ich mich mit diesem Gottesbild erste Friede vorhanden ist, welcher wie ich schon so oft schwer tue. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott sagte, innerhalb der Menschenseelen wohnt!» die Menschen, die zu dem vorher beschriebenen Kreis gehören, aus seiner umfassenden Menschenlie- Ist das nicht wunderbar? Mir wurde klar, dass dies be ausschließt. einen umfassenden Inklusionsgedanken beinhaltet. Den besagten ersten Frieden herzustellen und somit Angesichts des rasanten Tempos, in dem in den letz- auch Hindernisse und Barrieren mit einzuschließen, ten Wochen und Monaten Gesetze und Verordnun- kann ein Weg zur eigenen Mitte sein, die sich wie- gen in Kraft traten, die in der Praxis Ausgrenzung derum im Zentrum der Welt befindet. Eine schöne und Stigmatisierung bewirken können und Barrieren Version von Punkt und Kreis. Das kann ich mir aufbauen, bin ich in großer Sorge um unsere inklusi- auch als gute Herausforderung für unsere Arbeit im ven Ansätze und die Zukunft gemeinschaftlichen Le- Anthropoi Bundesverband vorstellen: Die Rahmen- bens. Ein Text des Medizinmanns der Sioux, Hehaka bedingungen zu verbessern, um den ersten Frieden Sapa, auch Black Elk genannt (1863 – 1950), kam zu ermöglichen und gemäß UN-Behindertenrechts- mir in Stunden des Zweifelns zu Hilfe. Er handelt konvention jeden Menschen mitzunehmen und » von den drei Arten des Friedens: niemanden zurückzulassen.» Reinhard Kaul-Seeger Zuständig für: Projekte (BaSiG, Teilhabedialog und Wirksamkeitsevaluation), Fachbereich Sozialpsychiatrie, Region Hessen, Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, IMEW und DAMiD. Kommt von: Freie Lebensstudiengemeinschaft Melchiorsgrund 24 |
Mitwirkung und Inklusion Die Stärkung der Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf in der Verbandsarbeit bleibt auch in der neuen Amtsperiode ein zentrales Anliegen des Vorstandes. Die bisher entwickelten Formen der Mitwirkung in Verbandsgremien und Regionen wurden durch die Corona-Pan- demie zunächst erschwert. Die Zusammenarbeit und das Erleben eines lebendigen Verbandszusammenhanges war und ist stark auf die Möglichkeiten der persönlichen Begegnung ausgerichtet, und das Ergreifen von neuen Arbeitsformen unter Zuhilfenahme digitaler Kommunikationsmittel braucht seine Zeit. Dabei wurden zunehmend folgende Fragen sichtbar, die bei der Gestaltung von Mitwirkung in den letzten 15 Monaten wichtig waren: Welche Anstrengungen müssen unternommen werden, um auch Menschen mit Assistenz- bedarf Teilhabe durch digitale Hilfsmittel zu ermöglichen? Wie gelingt menschliche Begegnung bestmöglich mit digitaler Kommunikation? Von Benjamin Andrae Im Umgang mit digitalen Medien wurde auch von Verbandskontext vertreten sollte. Auf der gemein- vielen Menschen mit Assistenzbedarf ein Quanten- samen Vorstandssitzung der beiden – unter der ge- sprung vollzogen: Kontakte mit Angehörigen, Semi- meinsamen Wort-Bild-Marke Anthropoi verbunde- nare und Fortbildungen des Verbandes, wie etwa das nen – Verbände, Anfang Februar 2021, wurde daher Online-Seminar «Ich weiß, was ich will», aber auch folgender Beschluss gefasst: Der Anthropoi Beirat Verbandsgremienarbeit wurden auf den einschlägigen wird aufgelöst und durch eine besser legitimierte Plattformen geübt. Dabei zeigte sich, dass neben der Mitwirkung ersetzt. Der Vorstand von Anthropoi technischen Ausrüstung auch gezielte Lernangebote Bundesverband bedankt sich sehr für die im Beirat und Unterstützung im Umgang mit der Technik nötig erarbeiteten Impulse und das Engagement der beru- und sinnvoll sind. Hier sind auch die Mitgliedseinrich- fenen Mitglieder. Die bisher im Beirat mitwirkenden tungen gefragt, die von ihnen begleiteten Menschen zu Persönlichkeiten sind sehr herzlich eingeladen, an der befähigen, die Teilhabechancen durch digitale Medien Entwicklung neuer Formen der Mitwirkung mit ih- sinnvoll nutzen zu können. Anthropoi Bundesverband rer Expertise mitzuarbeiten und haben diese Aufgabe arbeitet zudem gemeinsam mit den Fachverbänden für auch größtenteils ergriffen. Menschen mit Behinderung an einer gemeinsamen Positionierung mit Forderungen an die Politik, diese Neben den konkreten Mitwirkungsansätzen in den Entwicklung zu unterstützen. Regionalkonferenzen und Fachbereichen traf sich deshalb auch in den letzten Monaten regelmäßig eine Ein vor mehreren Jahren erprobter Ansatz, die Be- inklusive Gruppe von Mitwirker*innen, die die fach- lange von Expert*innen in eigener Sache durch den liche Weiterentwicklung der Zusammenarbeit auf Anthropoi Beirat stärker in den Fokus des Verbandes Augenhöhe vorantreiben will. An dieser Gruppe nah- und insbesondere auch des Vorstandes zu rücken, men, neben bisher im Anthropoi Beirat beteiligten hat sich allerdings nur bedingt bewährt. Das lag vor Menschen, Mitarbeitende der Geschäftsstelle, Doris allem auch daran, dass dieses Gremium durch seine Bröring-Boklage für den Vorstand von Anthropoi Berufung durch die Vorstände von Anthropoi Bun- Selbsthilfe sowie Stefan Siegel-Holz und Benjamin desverband und Anthropoi Selbsthilfe, nur bedingt Andrae für den Vorstand von Anthropoi Bundes- von dem Personenkreis legitimiert war, den es im verband sowie andere aktive und erfahrene Selbst- | 25
vertreter*innen teil. Dabei ging es nicht nur darum, kung soll in der diesjährigen Mitgliederversammlung wie die Mitwirker*innen tatsächlich ein tragfähiges diskutiert werden. Mandat durch die Menschen mit Assistenzbedarf in den Mitgliedseinrichtungen erhalten könnten. Auch 2022 könnte dann auch in § 11 Ziffer 2 der Satzung der Verbandsrat als zentraler Bezugspunkt der überre- von Anthropoi Bundesverband festgeschrieben wer- gionalen Zusammenarbeit im Verband soll inklusiver den, dass Regionen und Fachbereiche zwei gleich- werden. berechtigte Vertreter*innen, je einen mit und einen Die Mitwirker*innen haben deshalb im März 2021 ohne Assistenzbedarf, in den Verbandsrat delegieren. einen Aufruf an den Vorstand und Verbandsrat Sofern diese Vorschläge in den Mitgliederversamm- verabschiedet, der die Forderung enthält, möglichst lungen eine Mehrheit finden, kann der Verbandsrat alle Regionalkonferenzen und Fachbereiche inklu- zukünftig deutlich inklusiver und damit auch näher siv aufzustellen und künftig aus diesen Organen an den Belangen der Menschen in den Mit- jeweils zwei Vertreter*innen in den Verbandsrat zu gliedseinrichtungen arbeiten; dann hoffentlich vor entsenden: Je einen Menschen mit und einen ohne allen Dingen auch in Präsenz, mit echter Begegnung Assistenzbedarf. Diese Forderung nach mehr Mitwir- auf Augenhöhe und nicht vor dem Bildschirm.» Personalentwicklung Eine wesentliche Aufgabe des neugewählten Vorstandes war die Fortsetzung eines längerfristigen Personalent- wicklungsprozesses in der Geschäftsstelle von Anthropoi Bundesverband, der bereits in der Amtsperiode des vorherigen Vorstandes begonnen wurde. Von Benjamin Andrae Zwei Aspekte sind dabei von zentraler Bedeutung: Geschäftsführer*innen im April 2021 wurde nicht Einerseits die fachliche Stärkung des Verbandes zuletzt aus diesem Grund eine Haushaltsplanung für durch die Gewinnung einer Referent*in für Sozial- die Jahre bis 2026 vorgelegt, damit die wirtschaftli- recht, andererseits die anstehenden Generationswech- chen Auswirkungen über den Gesamtzeitraum gut sel in wesentlichen Positionen. Das betrifft neben gesteuert und zugleich von den Mitgliedseinrichtun- dem Bereich Verwaltung/Finanzen insbesondere auch gen mitgetragen werden können. die Geschäftsführung des Verbandes. Mit dem Ein- treten in den Ruhestand von Frau Ina Krause-Trapp Der Vorstand hat eine Personaldelegation mit der Be- als Geschäftsführerin und Justitiarin im Herbst 2022 arbeitung dieser Fragen betraut, der beide Geschäfts- sowie Herrn Manfred Trautwein als Geschäftsführer führer*innen angehören sowie von Vorstandsseite 2025 ist schrittweise eine Nachfolgeregelung zu fin- Ulrike Benkart und Benjamin Andrae. den. Zugleich ist das Wirken der Geschäftsführung nach innen und außen durchgängig sicherzustellen Die Gestaltung dieses Prozesses in den kommenden und die Finanzierbarkeit des Generationswechsels Jahren berührt neben dem Finden geeigneter Persön- im Auge zu behalten. Der Bundeskonferenz der lichkeiten auch die Weiterentwicklung der Ge- 26 |
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