Hilfreiche Schnappschüsse aus dem Orbit - Eilbote-Online

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Sentinel-Satelliten

Hilfreiche Schnappschüsse aus dem Orbit
Mit der hochauflösenden Geofernerkundung durch die Sentinel-Satelliten der ESA stehen jetzt kontinuierlich und
kostenfrei umfangreiche Agrarinformationen zur Verfügung. Behörden und Forschungsinstituten ermöglichen sie
ein lückenloses Monitoring. Unternehmen entwickeln daraus innovative Serviceangebote für Landwirte.

© ESA

Der Sentinel-2 der ESA gehört zu den vier in jüngster Zeit auf eine Umlaufbahn gebrachten
Erdbeobachtungssatelliten. Zur Ausstattung gehört eine hochauflösende Multispektralkamera. Die Daten stehen
der Agrarbranche und Behörden kostenfrei zur Verfügung.

Beim Thema Raumfahrt denken wohl die wenigsten sofort ans Ackern. Doch spätestens seit dem erfolgreichen
Start des Satelliten Sentinel-2B im Frühjahr 2017 bestehen diese Zusammenhänge durchaus. Denn die
Inbetriebnahme des künstlichen Erdtrabanten machte das erste Quartett an Fernerkundungssatelliten der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA) komplett. Die hier eingesetzte moderne Satellitentechnologie wird die
Agrarbranche stark verändern, weil sie Präzisionslandwirtschaft in viel breiterem Umfang ermöglicht als bisher. Die
seit 2014 in ihre Erdumlaufbahn gebrachten Raumflugkörper Sentinel-1 und Sentinel-2, jeweils in den baugleichen
Ausführungen A und B, sind Teil des EU-Programms „Copernicus“ zur Erdbeobachtung, das auch eine Reihe
landwirtschaftlicher Zielstellungen enthält. Es umfasst mit Sentinel-3A und -3B mittlerweile ein drittes Satellitenduo,
mit dem unter anderem Oberflächentemperaturen aufgezeichnet werden können. Bis 2020 sollen insgesamt zwölf
„Sentinels“ im All sein. Die Planungen für die nächste Generation der Sentinel-Satelliten ab 2030 laufen bereits.

Alle drei Tage ein neuer Scan
Für die Landwirtschaft sind insbesondere die Satellitenpaare Sentinel-1 und Sentinel-2 bedeutsam. Ausgestattet
mit Hightech-Instrumenten erfassen sie aus dem Weltall Informationen über landwirtschaftliche Flächen und die
darauf angebauten Kulturen in einer noch nie dagewesenen räumlichen Auflösung von 10 mal 10 m. Jedes
Satellitenpaar hat jeweils eine gemeinsame Umlaufbahn in 700 bis 800 km Höhe. Jedoch bewegen sich die
Flugkörper A und B eines Bautyps auf ihrem Orbit um 180 Grad versetzt. Dadurch verdoppelt sich die Anzahl der
Überflüge und es besteht eine höhere Chance auf wolkenfreie Sicht. Für eine Umrundung auf der dicht an den
Polen vorbeiführenden Flugbahn benötigen die Satelliten etwa anderthalb Stunden. Dabei tasten sie mit den
Messinstrumenten den sich darunter hinweg drehenden Planeten streifenweise ab. Die „Schwade“, so die
Bezeichnung der Aufnahmestreifen in der Fernerkundung, haben je nach eingesetztem Erfassungssystem eine
Breite von 290 bis 1270 km. In Ländern, die wie Deutschland in höheren geografischen Breiten liegen, überlappen
sich die Schwade um bis zu 50 Prozent. Dadurch gibt es von vielen Regionen hierzulande täglich neue
„Schnappschüsse“. Alle drei Tage wird Deutschland komplett neu gescannt.
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Wächterfunktion ist wichtiger Aspekt
Es ist wohl kein Zufall, dass die Satelliten des Copernicus-Programms Sentinel (Wächter) heißen. Denn deren
Funktion bei der europaweit einheitlichen Überwachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf nationaler und
regionaler Ebene ist nach Aussage der EU ein wichtiger Aspekt. Es geht ums Geld. „Die EU gibt etwa 40 Prozent
ihres Haushalts für Agrarsubventionen aus, und ob die Landwirte alles richtig erklären, kann durch Satellitendaten
überprüft werden“, heißt es in einer Pressemitteilung anlässlich des Inkrafttretens eines entsprechenden
Durchführungsbeschlusses der Generaldirektion Landwirtschaft vom 22. Mai 2018. EU-Agrarkommissar Phil
Hogan hebt hervor, dass die Satellitentechnologie „die Zahl der bisherigen Feldbesichtigungen erheblich verringert
… die den Landwirten Stress bereitet“. Zugleich spare die Verwaltung Kosten für die Durchführung von Kontrollen.

Die EU will jedoch ebenso die Nutzung der Satellitentechnologie für die Entwicklung innovativer Anbauverfahren
fördern und hat daher zusammen mit der ESA unter code-de.org eine Schnittstelle zu den Sentinel-Rohdaten
eingerichtet. Sie ist auch für kommerzielle Zwecke kostenlos nutzbar.

Düngen und drillen nach Daten
Auf dieser Basis entwickeln Unternehmen betriebsbezogene Serviceangebote. Ziel ist es, das Ertragspotenzial der
Schläge durch eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung besser auszuschöpfen, Betriebsmittel einzusparen und
Umweltbelastungen zu vermeiden. Die Ausbringmengen von Dünger und Saatgut werden entsprechend der
Variabilität der Fläche hinsichtlich der Bodenfruchtbarkeit optimiert. Die Grundlage dafür liefern die aus den
Satellitendaten abgeleiteten Applikationskarten.

Da die ersten Sentinels und der ebenfalls für die Landwirtschaft frei nutzbare Erdbeobachtungssatellit Landsat 8
der NASA (Auflösung hier 30 mal 30 m) bereits seit mehreren Jahren um die Erde kreisen und die Daten
gespeichert wurden, sind für alle Flächen Deutschlands bereits Satellitenkarten mit teilflächengenauer Auflösung
vorhanden. Es kann also nach Übermittlung der digitalen Feldgrenzen an den Serviceanbieter sofort losgehen. Das
betrifft auch kürzlich erworbene oder neu hinzu gepachtete Flächen. Hier liegt ein Vorteil des satellitengestützten
Precision Farming. In die Erstellung der Applikationskarten können außerdem zusätzlich Informationen aus
gesammelten Aufzeichnungen eines Stickstoffsensors oder der Ertragskartierung des Mähdreschers sowie
schlagspezifische Besonderheiten einfließen.
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Streifenweise tasten die

Anhand der Satellitenbil
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Im neuesten satellitenge
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Die Serviceanbieter im Überblick – Die Steckbriefe von
Serviceanbietern zur Nutzung der Fernerkundung im
Pflanzenbau
AgriCircle AG

Das Schweizer Start-up setzt Satellitenaufnahmen in seinem cloudbasierten Feldmanagementsystem ein. Für 2019
kündigt Firmengründer Peter Fröhlich die Einführung eines neuartigen Tools zur Erstellung von Applikationskarten
an. Es soll herstellerunabhängig auf allen gängigen Terminals laufen und basiere auf einem gemeinsamen
Forschungsprojekt u. a. mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam, dem Dienstleistungslabor LUFA
Nord-West und der ETH Zürich.
www.agricircle.com

Atfarm

Die satellitengestützte Lösung zur Bestandsbeobachtung und für die teilflächenspezifische Stickstoffdüngung von
Yara können Landwirte gegenwärtig noch kostenlos testen. Im Laufe dieses Jahres soll ein noch nicht festgelegter
Preis für die Nutzung erhoben werden aber weiterhin ein Testzugang bestehen. Bei der Entwicklung des digitalen
Tools knüpft das Unternehmen an die Erfahrungswerte mit dem N-Sensor an. Applikationskarten lassen sich
einfach erstellen, in verschiedene Formate (z. B.: ISO-XML, Trimble, Shapefile und John Deere) exportieren und
mit einem USB-Speichergerät oder per E-Mail zum Terminal übertragen.
www.atfarm.de

Crop View

Beim Baustein Crop View von Claas und 365FarmNet werden laufend aktualisierte Satellitenbilder von den
Schlägen und der Vegetation ausgewertet, um landwirtschaftliche Aktivitäten präzise zu steuern. Derzeit lassen
sich Applikationskarten in den Formaten ISO-XML und Shape für die gezielte Düngezufuhr erstellen. Eine
Erweiterung der Anwendung für Aussaat und Pflanzenschutz ist in Vorbereitung. Der Preis richtet sich nach der
Hektarzahl und kann im Preiskalkulator auf der Webseite von 365FarmNet ermittelt werden. Es besteht die
Möglichkeit eines Testzugangs für 30 Tage.
www.365farmnet.com/produkt/bausteine/pflanze/claas-cropview/

green spin

Das Startup green spin aus Würzburg wertet Satellitenbilder mit Hilfe künstlicher Intelligenz aus. Dadurch stehen
der Vegetationsverlauf oder Ertragspotenzialkarten der Schläge nach eigener Aussage innerhalb von Sekunden
zur Verfügung. Die Auswahl der berücksichtigten Jahre kann vom Nutzer eingestellt werden und die Ergebnisse
ändern sich in Echtzeit. Das digitale Angebot zur Bestandsüberwachung und Erstellung von Applikationskarten
richtet sich jedoch nicht direkt an Landwirte sondern an Unternehmen, die diesen Service in ihr Portfolio
aufnehmen wollen.
www.greenspin.de
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In dem kostenfreien We

Dr. Heike Bach vom Fer
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Die Serviceanbieter im Überblick
My Data Plant

My Data Plant ist eine Entwicklung des Marktforschungsunternehmens Kleffmann Group und bietet
satellitengestützte Biomasse-, Saat- und Düngekarten. Damit lassen sich Bestandsunterschiede innerhalb der
Schläge erkennen und Applikationskarten erstellen. Neben der Übertragung auf ein ISOBUS-Terminal können die
Karten auch über eine App auf handelsüblichen Tablets genutzt und beispielsweise Düngemengen mit Hilfe der
GPS-Funktion manuell angepasst werden. Der Stückpreis für eine Biomassekarte beginnt bei 2 Euro/ha. Ein
Jahresabo für das Saat- bzw. Düngepaket kostet ab 4 Euro/ha.
www.mydataplant.com

NBalance

Das auf der SIMA 2019 mit einer Silbermedaille ausgezeichnete System NBalance von John Deere und Airbus
ermöglicht eine Live Überwachung der Stickstoffbilanz im Ackerbau auf der Basis von Satellitenbildern in
Kombination mit Maschinendaten beispielsweise vom HarvestLab-Stickstoffsensor am Güllefass. So kann der
Landwirt permanent feststellen, wie sich die Kultur entwickelt, wie viel Stickstoff den Pflanzen noch zur Verfügung
steht und ob die Pflanzen eventuell unterversorgt sind. Dadurch können die Ausbringmengen besser angepasst
und die Wirkung der Düngergabe zuverlässiger beurteilt werden. Bei der Ernte liefert der HarvestLab 3000 Sensor
den Stickstoffgehalt des Ernteguts. Mit den Daten lässt sich die Stickstoffbilanz für die Saison erstellen.
www.deere.de

NetFarming

Grundlage für alle Services der Agravis-Tochter NetFarming, also auch der Fernerkundung, sind die
Managementzonenkarten (MKZ) für die teilflächenspezifische Aussaat, Düngung und den Pflanzenschutz. Anhand
der Satellitenbilder und der daraus errechneten Ertragskarten erfolgt die jährliche Überarbeitung der MKZ. Einen
Vorteil sieht der Agrarhandelskonzern in der Verknüpfung der digitalen Dienstleistung mit Expertise im eigenen
Haus auf den Gebieten Landtechnik, Agrarhandel und Pflanzenbau. Die Kosten variieren je Produkt nach Hektar,
Anzahl Flächen und Jahr.
www.netfarming.de

SAT TS-Monitoring

Für seine Silomaissorten ermöglicht KWS mit diesem vorerst kostenlosen Tool die satellitengestützte Ermittlung
des Trockensubstanzgehalts. Zudem bekommt der Nutzer eine Prognose für die TS-Entwicklung der nächsten 6
Tage, aufgrund der Wettervorhersage.

Damit können Landwirte den optimalen Erntezeitpunkt planen. Die räumliche Auflösung liegt bei einigen Metern.
Damit lassen sich einzelne Felder oder nur Teilbereiche davon auswerten. Auf Wunsch erhalten Landwirte die
Empfehlung aufs Handy. Weitere Tools sind in Planung.
www.kws.de/drymatter

Solorrow

Mit der Solorrow-App bietet die Firma Spatial Business Integration ein satellitengestütztes Tool zur
teilflächenspezifischen Feldbewirtschaftung für Smartphone und Tablet. Die generierten Applikationskarten lassen
sich als ISOBUS-Datei an die Steuereinheit von Landmaschinen übertragen oder im XML- und SHP-Format in
Schlagkarteien einlesen. Demnächst gibt es auch eine Ausgabe als PDF. Die Basisvariante ist kostenlos und
bedarf keiner Registrierung. Die künftige Premiumversion für 199 Euro/Jahr bietet die Speicherung von Eingaben
und eine detailliertere Anzeige des Vegetationszustands.

www.solorrow.com

talkingfields

Der Entwickler dieses Service, die Firma FarmFacts, ist ebenso eine Tochter von Baywa, wie die Firma Vista, die
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die Satellitendaten dafür nutzbar macht. Unter Hinzuziehung der Kompetenzen auf dem Gebiet Technik, Saatgut
und Pflanzenbauberatung bietet der Konzern somit Precision Farming komplett aus einer Hand an. Die Karten zur
Bestandsüberwachung sowie zur teilflächenspezifischen Aussaat und Düngung werden mit der Software NEXT
Farming live generiert. Bis zu dem Punkt, wo der Nutzer Ergebnisse und Applikationskarten herunterladen möchte,
ist das Angebot kostenlos.
www.talkingfields.de

Vantage Agrometius

Das niederländische Unternehmen bietet unter der Adresse www.applikationskarte.de einen kostenlosen,
webbasierten Service zur Auswertung der Bestandsentwicklung auf der Grundlage von Satellitenbildauswertungen.
Die Flächen werden mittels der Internetanwendung CropSAT durch Hereinzoomen in eine Karte ausgewählt und
mit einer Linie umrissen. Die erstellten Applikationskarten lassen sich als Shapefiles und ISOXML herunterladen.
Aber auch das Ausdrucken eines JPEG-Bildes ist möglich. Direkte Schnittstellen zu Herstellern von Landtechnik
und Lenksystemen sind in Vorbereitung.
www.vantage-agrometius.nl/de/applikationskarten/

Xarvio Field Manager

Dieses von der BASF Digital Farming GmbH entwickelte Werkzeug ermittelt u. a. mit Satellitendaten den aktuellen
Vegetationszustand der verschiedenen Kulturen und errechnet daraus die anstehenden Aufgaben. So erhält der
Landwirt bei feldspezifischen Schaderregerrisiken Empfehlungen zu entsprechenden Pflanzenschutzmaßnahmen.
Zur Berechnung der optimalen Dosis für die verschiedenen Feldzonen wird die vom Satelliten erfasste Biomasse
einbezogen. Der Preis für die Applikationskarten beträgt 100 bis 150 Euro pro Kultur und Jahr bzw. 3 Euro/ha
variable Ausbringung. Die kürzlich vermeldete Kooperation mit den US-Firmen Planet und VanderSat erweitert
nach Aussage von BASF die Datengrundlage für den Service. Die Satelliten von VanderSat messen mit
Mikrowellen Bodenfeuchte und Oberflächentemperatur. Planet ist Spezialist für die Analyse von Satellitenbildern.
www.xarvio.de

                                                                                                      Das Angebot von green
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Radarrückstreu-Signatu

Bei der Erstellung von B
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Satellitengestützte Analy
Mit der Solorrow-App bietet die Firma Spatial Business Integration ein satellitengestütztes Tool zur
teilflächenspezifischen Feldbewirtschaftung für Smartphone und Tablet. Die Basisvariante ist kostenlos.
Die Satellitenpaare haben unterschiedliche Ausstattungen und Funktionen. Sentinel-1A und -1B sind
                                   Radarsatelliten. Sie senden Mikrowellen auf die Erdoberfläche und messen die empfangene Reflexion. Der Vorteil
                                   eines solchen aktiven Systems ist die Unabhängigkeit vom Wetter und den Lichtverhältnissen im Schwadbereich,
                                   da es kein Sonnenlicht benötigt und Mikrowellen Wolken durchdringen. Dies sichert eine kontinuierliche
                                   Beobachtung. Mit Radarmessungen lassen sich Veränderungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, etwa
                                   durch Bodenbearbeitung, das Auflaufen von Kulturen oder die Ernte, gut erkennen. Auch die angebaute Kulturart
                                   sowie deren unterschiedliche Reifephasen verursachen spezifische Signale und lassen sich flächengenau
                                   zuordnen.

                                   Die Multispektralkameras der beiden Sentinel-2-Satelliten messen, ähnlich wie ein passiver N-Sensor am Traktor,
                                   die Reflexion des Sonnenlichts von der Erdoberfläche, jedoch in einem Spektralbereich vom sichtbaren Blau bis
                                   zum mittleren Infrarot in 13 separaten Kanälen. Aus den optischen Fernerkundungsdaten, deren Erhebung
                                   allerdings eine wolkenfreie Sicht voraussetzt, lassen sich beispielsweise die Dichte und der aktuelle Zustand von
                                   Kulturen auf ganzen Schlägen oder auch Teilbereichen ableiten und daraus wiederum Bestands- anomalien wie
                                   Auswinterungsschäden detektieren.

                                   „Der eigentliche Durchbruch bei der Qualität des Agrarmonitorings entsteht jedoch durch die Kombination der
                                   hochauflösenden Aufzeichnungen, die von den Radargeräten und Multispektralkameras der vier Sentinel-Satelliten
                                   jetzt kontinuierlich und bundesweit über viele Jahre bereitgestellt werden“, so Dr. Holger Lilienthal. Der
                                   Wissenschaftler am Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde des Julius-Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig
                                   koordiniert die Arbeit des kürzlich am JKI gegründeten Forschungszentrums für landwirtschaftliche Fernerkundung
                                   (FLF).

                                   Das FLF hat die Aufgabe, die Messwerte und Bildfolgen der Sentinels, die von der ESA zwar für jedermann
                                   kostenfrei aber nur als Rohdaten bereitgestellt werden, so für den Agrarbereich aufzubereiten, dass sie von
                                   Praktikern und Behörden aber auch anderen Forschungseinrichtungen verwendet werden können. „Der damit
                                   erzielbare Nutzen für die Forschung und viele Anwendungen in der landwirtschaftlichen Praxis ist in seinem
                                   ganzen Umfang noch gar nicht abzusehen. Und der Mehrwert wächst ja noch, wenn die Sentinel-Daten mit
                                   weiteren Informationen wie Wetteraufzeichnungen, Vegetationsindices und pflanzenbaulichem Wissen ergänzt
                                   werden. Wir stehen da noch ziemlich am Anfang“, so Lilienthal.

                                   Der Fernerkundungsexperte kündigt an, dass vom FLF interpretierte Daten künftig zur freien Nutzung zur
                                   Verfügung stehen. Das betreffe in den Untersuchungsregionen beispielsweise Ankündigungen, wann Getreide auf
                                   welchen Schlägen in Reife geht. Dies lasse sich aufgrund des abnehmenden Wassergehalts der Pflanzen und dem
                                   dadurch veränderten Radarsignal gut feststellen. Für Lohnunternehmer, die in einem größeren Umkreis agieren,
                                   sei das eine besonders hilfreiche Information bei der Flottenplanung für die Ernte. Ein anderes Beispiel ist die
                                   Ertragsermittlung. „Durch die räumliche Auflösung von 10 mal 10 Metern sieht das ja aus wie Ertragskarten
                                   moderner Mähdrescher, berücksichtigt also auch die Variabilität innerhalb eines Schlages“, erläutert Lilienthal.
                                   Allein damit könne man zwar noch keine Applikationskarte für die Düngung erstellen. Aber kleinere Betriebe, die
                                   nicht über Ertragsmesstechnik verfügen, erhielten so die Möglichkeit, teilflächenspezifische Erträge auf den eignen
                                   Schlägen mit denen in der Umgebung zu vergleichen.

                                   Durch die geplante Verknüpfung der Sentinel-Daten mit Prognosen des deutschen Wetterdienstes ließen sich
                                   zudem mittels relativ einfacher Modelle temperaturabhängige Entwicklungsstadien vorhersagen. Dies erfolge bei
                                   einer der Methoden durch die Aufaddierung der mittleren Tagestemperaturen, beginnend ab dem Aussaattermin,
                                   der ja durch die Beobachtung der Satelliten bekannt sei. „Blüht Weizen bei einer Temperatursumme von, sagen wir
                                   mal, 1.200 Grad, es sind bislang bereits 1.150 Grad erreicht und die Tagesdurchschnittstemperatur liegt laut
                                   Wettervorhersage in der nächsten Woche bei 10 Grad, blüht der Weizen innerhalb der nächsten fünf Tage.
                                   Gegebenenfalls können dann schon mal Pflanzenschutzmaßnahmen geplant werden, die sich an diesem
                                   Entwicklungsstadium orientieren“, macht Lilienthal an einem Beispiel deutlich.

                                   Die Verlässlichkeit von Prognosen auf Grundlage der Satellitenbeobachtung werde insbesondere bei der
                                   Multispektralkamera im Sentinel-2 entscheidend durch den Zeitpunkt der Datenerfassung bestimmt. Das hätten
                                   Tests am JKI zur Ertragsschätzung gezeigt. „Bekommt man zum Zeitpunkt der Milchreife eine wolkenfreie
                                   Aufnahme, dann lässt sich der Ertrag mit plus-minus zehn Prozent genau vorhersagen. Stehen aber nur
                                   Aufnahmen von einer deutlich früheren Vegetationsphase zu Verfügung, etwa kurz vor dem Ährenschieben, dann
                                   sind die Ungenauigkeiten größer“, berichtet Lilienthal. Kompensieren lasse sich ein ungünstiger
                                   Erfassungszeitpunkt, wenn Daten aus mehreren Jahren von der entsprechenden Fläche vorliegen und in die
                                   Berechnungen einbezogen werden.

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