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Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Hip – hipper – Coworking. Coworking oder viel eher „Flexible Workspaces“ in Berlin: Nur ein Hype?
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Coworking oder viel eher „Flexible Workspaces“ in Berlin: Nur ein Hype? Coworking – das ist cool und in aller Munde. Insbesondere Berlin als das deutsche Start-up-Mekka ist Spielfeld zahlreicher Coworking-Anbieter. Ob gemütlicher Szenekiez oder prestigeträchtige Citylage, momentan sprie- ßen sie wie Pilze aus dem Boden. Dabei sind es schon längst nicht mehr nur Start-ups, die zur Zielgruppe von flexiblen Büroflächenanbietern zäh- len. Auch große Corporates zieht es immer häufiger in die doch so innova- tiven Arbeitsorte. Die Vorteile wie flexible Vertragslaufzeiten, ein umfangreiches Serviceangebot und die Nähe zu jungen, innovativen Fir- men scheinen attraktiver als eine eigene Büroflächenanmietung. In Zeiten eines heißen Berliner Büroimmobilienmarktes mit enormer Flächen- knappheit und steigenden Mietpreisen wird dieses Phänomen noch ver- stärkt. Der vorliegende Marktbericht verspricht Großes: Zum einen soll das Phäno- men Coworking in seiner Gesamtheit erläutert werden und zum anderen geklärt werden, ob es sich bei der zunehmenden Anzahl an Coworking-Anbie- tern nur um einen Hype auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt handelt oder ob wir uns mitten in einem tiefergreifenden Strukturwandel befinden. Hierfür werden auch die Berliner Digitalunternehmen betrachtet, denn ihr Auf- schwung steht in unmittelbarer Verbindung zum Aufblühen der zahlreichen Coworking-Standorte. Doch bevor wir uns diesen überaus interessanten Fragen widmen, bringen wir das Jahr 2018 auch noch hinsichtlich seiner Marktkennzahlen zum Abschluss, denn interessante Entwicklungen gibt es auch hier – soviel sei schon einmal vorweggenommen. Auch im finalen Quartal des vergangenen Jahres gibt es wieder die eine oder andere große Überraschung. 2
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Berliner Jahresflächenumsatz erzielt 1a-Ergebnis – dass der Run auf Projektentwicklungen auch in diesem auch ohne neue Bestmarke Quartal weiter anhält. So lag der Anteil der Vermietun- gen in Projektentwicklungen am Gesamtumsatz bei 2018 endet ohne Bestmarke des Berliner Büroflächen- 40 %. Hohe Vermietungsquoten weisen derzeit auch umsatzes. Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren mit bereits Neubauprojekte in der Genehmigungsphase auf. sich ständig nach oben korrigierenden Rekorden ist dies Der Mangel an Alternativen wird diesen Trend weiter allerdings kaum der Rede wert. Denn auch 2018 fährt ein befeuern. beachtliches Ergebnis ein und immerhin das drittbeste, das Berlin jemals erzielt hat. Büroflächenleerstand in Berlin (Q4/2016 – Q4/2018) Mit den 245.000 qm MFG, die im vierten Quartal 2018 3,0 % umgesetzt wurden, summiert sich das Gesamtergebnis auf 845.000 qm MFG und ein Ende der extrem hohen Nachfrage ist weiterhin nicht in Sicht. Eher das Gegenteil 2,5 % ist der Fall und bei dem weiterhin extrem niedrigen Angebot an freien Büroflächen ist abzusehen, dass auch 2,0 % in den kommenden Jahren die Lage weiter angespannt bleibt. 1,5 % Q4/2016 Q4/2017 Q4/2018 Büroflächenumsatz in Berlin in Tsd. qm MFG (Q4/2016 – Q4/2018) Quelle: bulwiengesa 350 IV Quelle: bulwiengesa 300 III IV Nach kurzer Stagnationsphase schnellt Berliner Spit- 250 IV I III zenmietniveau wieder nach oben I II 200 II Kurz verweilten die Berliner Mieten auf einem Spitzenni- 150 veau, doch dies hielt nur wenige Wochen an. Zum Ende 100 des Jahres 2018 schnellte das Mietniveau auf nunmehr 50 33,50 Euro/qm MFG nach oben. 0 Die höchsten Abschlüsse wurden dabei in der City West, Q4/2016 Q4/2017 Q4/2018 gefolgt von der Berliner Europacity und der Mediaspree Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif generiert. Besonders betroffen sind mietpreissensible Unternehmen, die sich zunehmend auf die peripheren Wie bereits im gesamten Jahr 2018 wurde auch das Lagen Berlins konzentrieren, wo sich erneut ein Anstieg vierte Quartal des Jahres durch Vermietungen der der Nachfrage verzeichnen lässt. öffentlichen Hand dominiert. Hinzu kommt eine Großver- mietung an die Internetplattform Scout24 in der Berliner Bürospitzenmiete in Berlin in Euro/qm MFG (Q4/2016 – Q4/2018) Europacity. Erneut stellten Coworking-Anbieter einen relevanten Nachfragetreiber auf dem Berliner Büroim- 35 mobilienmarkt – allen voran die großen Player des Mark- tes: Design Offices, Rent24 und WeWork. Berliner Büroflächen – ein rares Gut 30 Egal ob kleine, mittlere oder große Büroflächen – es gibt sie quasi nicht mehr und das bei einer weiterhin sehr hohen Nachfrage. 25 Q4/2016 Q4/2017 Q4/2018 Die Folge: Die Büroflächenverknappung spitzt sich wei- ter zu. Zum Ende des Jahres 2018 muss die sehr niedrige Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif Leerstandsrate von 1,7 % für den Berliner Büroimmobili- enmarkt ausgewiesen werden. In zentralen Lagen fällt diese sogar noch weitaus geringer aus. Kein Wunder, 3
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Berliner Spitzenrendite rutscht weiter in den Keller Ein Blick hinter das Phänomen Coworking Neben den Flächenumsätzen bleibt auch das Invest- Coworking war für lange Zeit ein Synonym für jung, inno- mentvolumen hinter dem des Jahres 2017. Als beson- vativ, trendig und flexibel. Wer als junges Start-up einen ders prägende Deals für das Jahr 2018 gelten dabei der Schreibtisch braucht, geht ganz automatisch in einen Verkauf des Zalando-Campus und die Geschäftshausfor- Coworking-Space. mation am Leipziger Platz. Trotz des geringeren Invest- mentvolumens wurde das aktuelle Renditeniveau auf Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Heute dominie- den letzten Metern des Jahres 2018 noch einmal nach ren große Konzerne die sogenannten flexiblen Arbeits- unten korrigiert. Die Berliner Spitzenrendite lag Ende plätze, die im Volksmund weiterhin gerne Coworking Dezember bei 2,8 %. Berlin ist somit in Europa einsame Spaces genannt werden. Spitze, wie folgende Zahlen zeigen: Frankfurt - 3,0 %, London West End - 3,5 %, München - 2,9 %, Madrid - 3,3 Doch ist das wirklich noch Coworking? %, Paris CBD - 3,0 %*. Nein, sie verkörpern viel eher die sogenannten „Flexible Das weiter anhaltende Zinstief und die fehlenden Invest- Workspaces“ – also kurzfristig und flexibel anmietbare mentalternativen werden auch zu Beginn des Jahres Arbeitsplätze. Dabei umfasst dieser Begriff gleich drei 2019 das niedrige Renditeniveau weiter definieren. Betriebsformen, die sich in grundlegenden Merkmalen stark voneinander unterscheiden. Es handelt sich um Nettoanfangsrendite für Bürogebäude in zentralen Lagen Berlins Businesscenter, Hybridmodelle und die altbekannten (Q4/2016 – Q4/2018) Coworking Spaces, die im Folgenden kurz erläutert wer- den sollen. 3,5 % Businesscenter: Businesscenter sind die klassischen Vertreter der „Fle- 3,0 % xible Workspaces“. Sie existieren bereits seit den 1980er Jahren und gehören so bereits zu etablierten Playern auf dem Büroimmobilienmarkt. Sie werden professionell betrieben und glänzen durch ein sehr professionelles 2,5 % Büromanagement. Es werden hauptsächlich Privat- und Q4/2016 Q2/2017 Q4/2017 Q2/2018 Q4/2018 Teambüros vermietet, sodass die Privatsphäre der Unternehmen gewahrt wird. Quelle: bulwiengesa „Flexible Workspaces“ Businesscenter Hybridmodell Coworking Space – Hoher Grad an Privat- – Einzel- und Teambüros – Offene Raumstrukturen sphäre durch Einzel- und vorrangig – Hauptsächlich Gemein- Teambüros – Gemeinschaftsbereiche schaftsbüros – Businessorientiertes zum Austausch und Netzwer- – Hot-Desk-Prinzip Umfeld (Büroservices, ken (flexible Arbeitsplätze) standardisierte Ausstat- – Moderne Ausstattung vorrangig tung) – Büroservices und profes- – Großzügige Gemein- – Professionelle Betreiber sionelle Betreiber schaftsbereiche zum – Austausch zwischen den Austausch und Netzwerken Mietern steht nicht im – Lokale Betreiber Fokus Quelle: Abbildung nach Mona Hofmann 2018 4 *internationale Renditekennziffern nach PMA
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 ab 1980er ab 2005 ab 2010 Coworking Space: Berlin – ein Eldorado für „Flexible Workspaces“ Die ursprünglichen Coworking Spaces sind hingegen noch wahre Frischlinge und ergänzen die globalen Büro- In Berlin kamen in den letzten Jahren gleich mehrere immobilienmärkte erst seit Kurzem. Erst 2005 entstan- Dinge zusammen: der generelle konjunkturelle Auf- den die ersten im kalifornischen Silicon Valley durch schwung, die sich ausbreitende Digitalisierung sowie ein Freelancer aus den Bereichen IT, Medien und Werbung. gesellschaftlicher Wandel, der neue Lebens- und Der wohl bekannteste Vertreter in Berlin ist das Arbeitsformen hervorruft. Zusammen mit dem Berliner betahaus in Kreuzberg. Hier arbeiten junge Kreative, Image einer weltoffenen und bezahlbaren Großstadt hat meist Start-ups, in den sogenannten Open Spaces. Dabei sich Berlin zum zweitgrößten europäischen Anbieter die- handelt es sich zumeist um einen großen Raum mit zahl- ser „Flexible Workspaces“ entwickelt. Nur London bietet reichen Schreibtischen. Nach dem Hot-Desk-Prinzip wer- in Europa momentan mehr Flächen dieser Art. den die Arbeitsplätze flexibel vergeben. Feste Arbeits- plätze finden sich hier meistens nicht. In großzügigen Derzeit existieren in der deutschen Hauptstadt mehr als Gemeinschaftsräumen soll der Austausch, das Netzwer- 100 Orte, an denen flexibles Arbeiten möglich ist. Deren ken sowie die Kollaboration unter den Firmen gefördert Werdegang muss auch mit dem Aufstieg der Digitals werden. Der Gemeinschaftscharakter steht im Vorder- (Digitalunternehmen) in Verbindung gebracht werden. In grund. keiner anderen deutschen Stadt nehmen Digitals so einen großen Stellenwert ein. Berlin gilt als die deutsche Hybridmodelle: Innovationshochburg – den Berliner Digitals sei Dank. Aufgrund des Coworking-Trends und der anhaltend sehr hohen Nachfrage nach flexiblen Büroeinheiten entstan- Die Digitals, zu denen auch die Mehrheit der Start-ups den nur wenige Jahre nach der Markteinführung von zählen, stellen derzeit den mit Abstand dynamischsten Coworking die ersten Hybridmodelle. Unternehmenstyp Berlins dar. Sowohl bei den Strukturen der Bürobeschäftigung als auch im Flächenumsatz lässt Diese bedienen sich der professionellen Betreiberkon- sich diese Entwicklung dokumentieren. zepte der Businesscenter und kombinieren diese mit dem modernen Charme der ursprünglichen Coworking So wurden noch 2009 rund 18 % des Berliner Flächen- Spaces. So werden neben kleinen Open Spaces haupt- umsatzes durch die Digitals umgesetzt. 2018 war es mit sächlich Einzel- und Teambüros angeboten, die auch rund 22 % nur unwesentlich mehr, allerdings blieb das etablierten Unternehmen die gewünschte Privatsphäre Niveau hinter den Rekordjahren 2016/17 zurück. Hier lag bieten. Gemeinschaftsflächen und organisierte Aktivitä- der durch Digitals generierte Flächenumsatz bei bis zu ten gehören ebenfalls zum Angebot für die jeweiligen 30 % am Gesamtumsatz. Im Jahr 2018 sorgten die Mitglieder. Zu den bekanntesten Hybridmodellen zählen enorme Flächennachfrage der öffentlichen Verwaltung derzeit WeWork, Rent24 und Design Offices sowie u. a. sowie einige Großvermietungen der Global Player zu der Regus Ableger HQ. dem Anteilsverlust der Digitals. Insbesondere die Hybridmodelle haben den Berliner Anders gesagt wurde in den letzten fünf Jahren durch- Büroimmobilienmarkt stark mitgeprägt, in den letzten schnittlich jeweils mehr als ein Viertel der Berliner Büro- Jahren insbesondere aufgrund ihres kometenhaften Auf- fläche an diesen Unternehmenstyp vermietet. Mit einer stiegs und ihrer extrem hohen Flächennachfrage. Dies Abschwächung des Phänomens ist nicht zu rechnen, da spiegelt sich in den Berliner Flächenumsätzen wider. diese Entwicklung in weite Bereiche der Wirtschaft aus- 5
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 strahlt. So ist nicht nur das TMT-Segment (Technologie/ wachs der Digitals vor allem in den Teilmärkten mit krea- Medien/Telekommunikation) zu betrachten, sondern tivem und urbanem Flair wie Friedrichshain, der Medias- auch in den Bereichen Dienstleistung (z. B. Helpling, pree und der Peripherie-Nord deutlich nachvollziehen. Wimdu), Finanzdienstleistung (z. B. Zencap) und Handel (z. B. Zalando) werden relevante Marktanteile von Unter- Die Nähe zu innovativen Unternehmen in angesagten nehmen mit digitalem Ansatz erreicht. und zentralen Kiezen, das Gemeinschaftsgefühl, welches durch gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen geför- Anteil des Flächenumsatzes nach dert wird sowie die flexiblen Vertragslaufzeiten passen Unternehmenstypen am Gesamtumsatz ebenso zu den Ansprüchen der Digitals wie das moderne 2009 – 2018 (in %) Ambiente. 100 80 Zudem sind es insbesondere die angesagten Szenekieze der Stadt, welche momentan durch besonders niedrige 60 Leerstandszahlen geprägt sind. Hier dienen „Flexible 40 Workspaces“ auch als gern genutztes Ventil, um Flä- chenengpässe kurzfristig auslagern zu können. 20 0 Die starke Korrelation zwischen Digitals und „Flexible 2009 2012 2015 2018 Workspaces“ scheint sich 2018 zu relativieren. Dies ist auch mit der verstärkten Relevanz von Corporates für fle- Global Players Local Dinosaurs xible Büroflächen zu begründen, da diese nun verstärkt Business Community City Services der Idee zum Kollaborieren folgen. So auch die Berliner Digitals Sparkasse, die sich als etabliertes Kreditinstitut in ein „Flexible Workspace“ eingemietet hat. So definiert Mar- cus Buder, Leiter des Geschäftsbereichs für gewerbliche Quelle: bulwiengesa Immobilienfinanzierung bei der Berliner Sparkasse, fle- xible Arbeitsorte als „spannende Ergänzung für die klas- Kurzbeschreibung der Unternehmenstypen sische Arbeitswelt“. Darüber hinaus finanziert die Berli- Typus Beschreibung ner Sparkasse aktuell neun Start-ups einen Arbeitsplatz Global Börsennotiert, Kandidat für Fusion, überregi- im The Place, einem Coworking Space in Berlin-Mitte. Players onales Angebot, weltweites Standortnetz, zu- mindest mit nationaler Hauptniederlassung Durch „Flexible Workspaces“ und Business Community Überregionales Angebot in etablierten Bran- Digitals* generierter Flächenumsatz chen, überwiegend mittelständische Struktur (2009 – 2018) Gründungsunternehmen oder Technologie- 300 Digitals töchter von Großkonzernen, überregiona- les Angebot in neuen Wirtschaftsfeldern Zalando; Rocket Internet 250 Zalando Local Große Serviceagglomerate mit lokalem An- Dinosaurs gebot, häufig öffentlich oder halböffentlich in Tsd. qm MFG 200 City Angebote für den lokalen Markt, überwie- Services gend kleine und mittlere Unternehmen 150 Quelle: Baasner Stadtplaner WeWork 100 Ein Blick auf den durch Digitals und „Flexible Workspa- 50 ces“ generierten erzielten Flächenumsatz zeigt die enge Verbindung beider. Mit dem enormen Flächenumsatz der 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Digitals, vornehmlich durch Zalando und Rocket Inter- net, erhöhte sich auch das Flächenvolumen der „Flexible Workspaces“ schlagartig. Auch weil ab 2015 die Hybrid- Digitals „Flexible Workspaces“ modelle ihre ersten Niederlassungen in Berlin etablier- Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif; ten. * Gründungsunternehmen oder Technologietöchter von Großkonzernen, überregionales An- gebot in neuen Wirtschaftsfeldern „Flexible Workspaces“ spiegeln stark den Habitus der Digitals wider und passen somit besser in deren Vorstel- Zudem waren fehlende Großabschlüsse der Digitals lungen zum Arbeitsort sowie zur Arbeitsweise und 2018 für den vergleichsweise starken Umsatzrückgang -atmosphäre. So lässt sich bspw. der Bedeutungszu- verantwortlich. In den kommenden Jahren ist mit einem 6
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 erneuten Anstieg des Umsatzniveaus der Digitals zu räumliche Verteilung dieser Orte stellt sich über das rechnen. gesamte Stadtgebiet noch durchaus ungleich dar. Dies wird dann auch wieder zu einer höheren Nachfrage Durch die in der jüngsten Zeit etablierten neuen Anbie- in den „Flexible Workspaces“ führen. Die extrem hohe ter wie beispielsweise WeWork werden nun auch Flächen Nachfrage verspricht sogar Potenzial für mehr. Gebremst dieses Typus in den zentralen Top-Lagen großflächig zur wird die Branche momentan einzig durch die anhaltende Verfügung gestellt. Büroflächenknappheit in Berlin. Weitere Büroflächen fin- den sich in Berlin momentan fast ausschließlich in Pro- Die Berliner Büroteilmärkte Mitte, Mitte 1a (City Ost), jektentwicklungen. Hiervon sind auch die Anbieter fle- Kreuzberg, Mediaspree und die Berliner Peripherie-Nord xibler Büroflächen betroffen. (insbesondere Prenzlauer Berg) stellen dabei die belieb- testen Areale der Digitalunternehmen dar. Hier ist Im Jahr 2018 betrug der Anteil der flexiblen Büroflä- dementsprechend auch der durch flexible Arbeitsorte chenanbieter rund 10,0 % am Berliner Flächenumsatz. In generierte Flächenumsatz besonders hoch. einzelnen Büroteilmärkten wird sogar ein Anteil von über 15 % durch flexible Büroflächenanbieter generiert. Flächenmäßig weniger Digitals befinden sich im Teil- markt Potsdamer-/Leipziger Platz. Die Großanmietung Anteil Flächenumsatz „Flexible Workspaces“ am Gesamtumsatz von WeWork 2017 treibt hier allerdings die Flächenum- 2009 – 2018 (in %) sätze der „Flexible Workspaces“ in die Höhe. 100 Flächenumsatz Digitals und „Flexible Workspaces“ in Berlin (2009 – 2018) 80 0 10 20 30 40 50 60 Adlershof Charlottenburg 40 Friedrichshain 20 Hbf./Europacity Kreuzberg 0 Ku'damm plus Seiten- str. 2009 2012 2015 2018 Mediaspree Sonstige Wirtschaftszweige Mitte Flexible Workspaces Mitte 1a Peripherie-Nord Quelle: bulwiengesa Peripherie-Ost Peripherie-Süd Urbane Kieze im Fokus der Flexible Workspaces Peripherie-West Potsdamer-/Leipziger Digitals weisen deutlich andere Präferenzen hinsichtlich Platz Standort und Arbeitsumgebung auf. Urbane Lagen in Reinickendorf Wohnquartieren abseits der klassischen Bürostandorte Schöneberg liegen hier vorherrschend im Fokus der Nachfrage. Tiergarten Wilmersdorf Coworking-Flächen spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese bieten dem Nutzer eine hohe Flexibilität und erhö- 0 100 200 300 hen parallel die Möglichkeit, Synergien zu anderen Nut- in Tsd.qm MFG zern zu generieren. In der Regel befinden sich diese Ob- jekte in den nachgefragten Szenelagen, wo auch das Umsatz Digitals Angebot an Kneipen, Cafés und Co. im Sinne der Kollabo- Umsatz „Flexible Workspaces“ ration ist. Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif; Insgesamt werden aktuell rund 1,2 % des Berliner Büro- flächenbestandes durch flexible Arbeitsorte gehalten, ein im Vergleich zu einigen – insbesondere US-amerika- nischen – Großstädten noch geringer Anteil. Auch die 7
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Anteil „Flexible Workspaces“ am Bestand Dies sorgt auch für den stark überdurchschnittlichen Seite sorgt die Flächenknappheit hier allerdings auch für Anteil von „Flexible Workspaces“ am Büroflächenbe- den starken Zulauf. stand am Leipziger-/Potsdamer Platz. Hier nehmen fle- xible Büroflächen bereits rund 6 % vom Gesamtbestand Die florierende Konjunktur, der digitale und gesellschaft- ein. Hinzu kommen die beiden Cityteilmärkte Kudamm liche Wandel sind und waren ein guter Nährboden für plus Seitenstraßen und die Europacity (Hbf.) sowie die den fulminanten Aufstieg dieses neuen Bürosegments. beiden Cityrandteilmärkte Friedrichshain und Media- spree, welche bereits überdurchschnittliche Anteile von Dabei sind Großstädte im Allgemeinen von diesem Phä- „Flexible Workspaces“ am Bestandsvolumen aufweisen. nomen besonders stark betroffen – allen voran New York und London, aber auch Berlin. Die deutsche Hauptstadt Insbesondere in der City West und der Europacity ist das gilt als eines der Epizentren der europäischen Cowor- überdurchschnittliche Niveau vor allem den professiona- king-Szene. Noch vergleichsweise preiswerten Woh- lisierten Coworking-Anbietern bzw. den Businesscentern nungsmieten, prestigeträchtigen Gründerzeitbauten und wie WeWork, Design Office und Regus geschuldet. einer ausgeprägten Partyszene sei Dank. Bis heute ist Berlin beliebt bei Gründern und Digitalunternehmen aus Fazit aller Welt, trotz der steigenden Lebenshaltungskosten. Auch, da andere potenzielle Metropolen wie London, Tel Die Berliner Marktakteure sind sich einig – die „Flexible Aviv und Paris weiterhin noch ungleich teurer sind. Workspaces“ haben den Berliner Büroimmobilienmarkt in letzter Zeit regelrecht überrannt und dabei steht die Dabei werden Coworking-Flächen schon lange nicht Expansionswelle für flexible Büroflächen noch am mehr nur von Start-ups angemietet. Die Nachfrage nach Anfang. professionell betriebenen Coworking-Flächen geht immer stärker auch von etablierten Unternehmen aus, Aller Voraussicht nach wird insbesondere in Berlin die wie bspw. von der Beliner Sparkasse. Laut Property Post Marktbedeutung der flexiblen Büroflächenanbieter wei- ist davon auszugehen, dass rund zwei Drittel der Arbeits- ter zunehmen. Einzig die extrem niedrige Leerstandsrate plätze in Coworking-Centern von Corporates belegt wer- verhindert momentan ein noch stärkeres Flächenwachs- den. tum der flexiblen Büroflächenanbieter. Auf der anderen 8
Marktbericht – Ausgabe 01/2019 Die räumliche Nähe zu den guten Ideen und schlauen Darüber hinaus handelt es sich bei „Flexible Workspa- Köpfen, Kosteneinsparungen und ein erhöhter Flexibili- ces“ um ein attraktives Geschäftsmodell. Es kann davon sierungsbedarf gelten dabei als die Hauptbewegungs- ausgegangen werden, dass zukünftig Immobilieninves- gründe für die Anmietung von Flächen in „Flexible toren, Hotel- und Gastronomieunternehmen, wie auch Workspaces“. Auch die mangelnde Flächenverfügbarkeit, schon das St. Oberholz, ebenfalls in diesem Markt parti- insbesondere auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt, zipieren wollen, denn die Eintrittsbarriere ist extrem stellt einen bedeutenden Nachfragefaktor dar. Somit gering und die passenden Flächen besitzen sie bereits. werden „Flexible Workspaces“ kurz- bis mittelfristig wohl zum festen Bestandteil der Immobilienstrategie größe- Den großen Hybridanbietern wie WeWork und Rent24 rer Unternehmen heranwachsen. kommen zudem die positiven Skaleneffekte zugute. Neben den größeren sozialen Netzwerken, die diese Der eigentliche Ursprung von Coworking, wie bspw. im Anbieter naturgemäß aufweisen, können Nutzer häufig Berliner betahaus verkörpert, steht dabei schon lange Standorte auf der ganzen Welt besuchen – ein wahrer nicht mehr im Vordergrund. Aufgrund der Professionali- Vorteil für digitale Nomaden und international agierende sierung stehen nun auch andere Lagen im Fokus der Beschäftigte. Nachfrage. Professionelle Betreiber flexibler Büroflächen zieht es in die zentralen Citylagen mit räumlicher Nähe Zu kleineren Marktbereinigungen kann es insbesondere zu großen Unternehmen oder auch in die echten Kieze. bei Änderungen der äußeren Rahmenbedingungen kom- men. Große Flächenanbieter werden davon allerdings Flexible Büroarbeitsplätze sind dabei kein neues Phäno- nur wenig betroffen sein und auch kleine Anbieter flexi- men sondern existieren bereits seit einigen Jahrzehn- bler Arbeitsplätze werden bestehen bleiben – insbeson- ten. Der Bedarf hat sich in den letzten Jahren aufgrund dere dann, wenn sie einen hohen Grad an Spezialisie- des technischen Fortschritts und der sich verändernden rung aufweisen. Arbeits- und Lebenskultur nur deutlich erhöht. Das klas- sische Unternehmensbüro wird daher mehr und mehr an Der Aufstieg der flexiblen Büroflächenanbieter kann Bedeutung verlieren. Zudem sind die Nutzeransprüche daher kaum gestoppt werden, viel zu sehr entsprechen an Ausstattung und Lage von Büroflächen heute deutlich sie dem aktuellen technologischen und gesellschaftli- differenzierter. chen Wandel. Heute werden rund 1,2 % des Berliner Büroflächenbe- „Flexible Workspaces“ werden sich demnach zukünftig standes durch die „Flexible Workspaces“ belegt. Ein nachhaltig auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt eta- Zukunftsbild zeichnen die US-amerikanischen Groß- blieren und ein relevanter Bestandteil der Berliner Mie- städte und London. Hier werden immerhin bereits bis zu terstruktur sein. Somit hat das Phänomen der „Flexible 4 % des Bürobestandes durch Anbieter von flexiblen Workspaces“ den Berliner Büroimmobilienmarkt tiefgrei- Arbeitsplätzen gehalten. Dies ist eine Entwicklung, die fend ergänzt und sorgt für einen nachhaltigen Wandel. auch für Berlin durchaus realistisch erscheint. Von einem abflauendem Momentum kann nicht im Geringsten ausgegangen werden. Über die Marktberichte Die Berliner Sparkasse hat sich am regionalen Immobilienfinanzie- Berliner Gewerbeimmobilienmarkt regelmäßig näher beleuchtet. Im rungsmarkt als einer der größten Marktteilnehmer positioniert und Fokus stehen Standorte oder Marktsegmente, über die üblicherweise verzeichnet starke Zuwachsraten. Sie bietet maßgeschneiderte Finan- weniger oder nicht in diesem Detailierungsgrad berichtet wird, die zierungsmodelle in einem der dynamischsten Immobilienmärkte Euro- aber dennoch einen bedeutenden Anteil am Berliner Gewerbeimmobi- pas. Um ihre Geschäftspartner und die interessierte Öffentlichkeit zu lienmarkt haben. informieren, wird in Zusammenarbeit mit bulwiengesa der Impressum Berliner Sparkasse bulwiengesa AG Gewerbliche Immobilienfinanzierung Wallstraße 61 Tel.: 030/869 589 50 10179 Berlin www.berliner-sparkasse.de/if +49 30 278768-0 9
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