DAS NATUR-HISTORISCHE - DIE LETZTEN BLAURACKEN N OUR PLACE IN - Naturhistorisches Museum Wien
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DA S M AG A Z IN DES NAT UR HIS TOR ISC HE N MUSE U M S W IE N SOMMER 2018 DAS NATUR- Albrecht Dürer: Flügel einer Blauracke, ca. 1500 (oder 1512) HISTORISCHE DIE LETZTEN BLAURACKEN N OUR PLACE IN SPACE N MEISTERHAFTE PRÄPARATION N KLEIDUNG DER SALZMUMIE N LEBEN IN DER ALBERTINA, WIEN TIEFSEE N KEGELZÄHNER N ASTEROID DAY
2 EDITORIAL AUS DER GENERALDIREKTION 3 Von Julia Walter-Roszjár LIEBE LESERIN, Es regnet Trümmerteile Umlaufbahnen der bekannten mehr als 1400 für die Erde LIEBER LESER! aus der Frühzeit potenziell gefährli- chen Asteroiden mit Durchmessern von unseres Sonnensystems Der internationale Asteroiden-Tag mehr als 150 Metern Mittlerweile sind laut ESA mehr als D D 16.000 nahe Erd- er Sommer kommt – und mit ihm neue as NHM Wien war auch in der „Langen macht auf die Gefahren aus dem All objekte bekannt. Ausstellungen in das Naturhistorische Mu- Nacht der Forschung“, als Teil des For- als Naturgewalt aufmerksam. seum Wien. Die sehr erfolgreiche Ausstel- schungspfades des Wissenschaftsministe- lung „Hund und Katz“, eine dynamische, riums, ein wichtiger Anziehungspunkt. Bis interaktive Ausstellung über die beliebtesten Haus- Anfang Juli gibt es im Saal 1 (Mineralogie) auch noch genossen des Menschen, hatte, zusammen mit dem die Kunst-Intervention „Die Kunst des Magnetismus reichhaltigen Begleitprogramm, noch bis Anfang Ap- – Temporäre Ornamente“ zu sehen, die in der „Langen W ril viele Besucher angelockt. Auch die komplett neu Nacht“ eröffnet wurde. Am 20. Juni wird im Saal 50 eltweit treffen täglich rund gestaltete Edelsteinvitrine im Saal 4, die im Jänner (2. Stock) eine weitere Sonderausstellung mit dem Ti- hundert Tonnen außerirdi- des Jahres eröffnet wurde, erfreut sich großen Zu- tel „Our Place in Space. Astronomie & Kunst im Dia- sches, sogenanntes extra- spruchs: Hier sind nun die wertvollen Objekte im log“ eröffnet. Hier wurden etablierte wie auch jünge- terrestrisches Material auf wahrsten Sinn des Wortes in neuem Licht zu sehen. re Künstlerinnen und Künstler von den Bildern des die Erde. Ursprünglich stammt ein Groß- Nach einem Jahr intensiver Arbeit unserer Minera- berühmten Hubble Space Telescope inspiriert, und teil dieser etwa 4,5 Milliarden Jahre alten, loginnen und Mineralogen und externer Helfer ist es diese Arbeiten werden in Verbindung mit den Hub meist kleinen Trümmerteilchen aus dem nun gelungen, diese unvergleichbare Sammlung „bril- ble-Bildern zu sehen sein. Diese Ausstellung, mit rei- Asteroidengürtel, welcher sich zwischen liant“ aufzustellen. Die Foto-Ausstellung zum Thema chem Begleitprogramm, wird bis November 2018 ge- den Umlaufbahnen der Planeten Mars und L. FERRIÈRE der Baobabs (auch Affenbrotbäume genannt) mit zeigt. Im August 2018 findet in Wien zum ersten Mal Jupiter befindet. Viele Objekte verglühen spektakulären Bildern des bekannten französischen der große Welt-Astronomen-Kongress der IAU (Inter- bereits beim Flug durch die Erdatmosphä- Fotografen Pascal Maître wurde gut angenommen. national Astronomical Union) statt, und das NHM re, und nur einige wenige sind groß genug, Bruchstück des Mauerkirchen-Meteoriten aus der Sammlung des NHM Bis 12. September reisen wir mit der Rosetta-Sonde Wien ist hier auch beteiligt – daher gibt es unter an- um als Feuerbälle, begleitet von spektaku- Wien, der am 20. November 1768 als bisher größter und einer von nur zum Kometen „Tschuri“ und erfahren in unserer neu- derem auch gleich zwei Sonderausstellungen mit lären Leucht- und Geräuscherscheinungen, sieben Meteoriten in Österreich niederging. en großen Sonderausstellung (einer Kooperation mit Weltraumbezug. beobachtet zu werden. Von diesen Objek- dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt) Seinen Schatten voraus wirft ein anderes „Jubilä- ten landet nur ein kleiner Bruchteil auf der viele spannende Dinge über die berühmten Schweif um“: Das Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 2018 Erde und kann mit viel Glück und geschul- sterne und was sie uns über unser Sonnensystem (und ist für das NHM Wien Anlass, sich mit einer großen tem Auge als Meteorit gefunden werden. seine Frühgeschichte) verraten. Auch die österreichi- Sonderausstellung ab Oktober mit der „Evolution“ des In diesem Jahr beteiligt sich das Naturhis- ALAN B. CHAMBERLIN/JPL/CALTECH, MODIFIZIERT NACH: NASA/JPL-CALTECH (KLEINES BILD) sche Beteiligung an dieser erfolgreichen Sonde der Kriegs aus der Sicht der Anthropologie und Ur- und torische Museum Wien am 30. Juni 2018 europäischen Weltraumagentur ESA wird in der Aus- Frühgeschichte zu beschäftigen. Die Vorarbeiten dazu am 4. Internationalen Asteroiden-Tag mit stellung thematisiert. sind schon im Gang. Wie immer lade ich Sie herzlichst einem Programm rund um die Radarer- ins Haus am Ring ein, wo es immer etwas Neues zu fassung von extraterrestrischen Trüm- Weltweit registrierte Feuerbälle im Zeitraum 15. April 1988 bis 01. Februar 2018 durch Sensoren der US Regierung Generaldirektor Christian Köberl im Kreise der entdecken gibt. merteilchen. Das Datum ist bewusst ge- Chelyabinsk Event Impakt- „Kunst des Magnetismus“-KünstlerInnen. Christian Köberl, Generaldirektor wählt, denn an diesem Tag explodierte im 15.02.2013, Energie: 440 kt Energie log(kt) Jahre 1908 über Tunguska in Sibirien ein großer Meteoroid und verwüstete ein etwa 2000 Quadratkilometer großes unbewohn- tes Gebiet. Bei der Explosion eines kleine- ren Boliden über Chelyabinsk in Russland im Februar 2013 wurden viele tausend Menschen verletzt und Gebäude beschä- digt. Daher ist es umso wichtiger, ein Be- wusstsein für die Bedeutung von Asteroi- den und deren Gefahr als Naturgewalt zu ® Alan B. Chamberlin (JPL/Caltech) https://cneos.jpl.nasa.gov/fireballs/ schaffen. NHM WIEN
4 AUSSTELLUNG 5 Von Ulrike Kuchner Our Place in Space: Auf Orientierungssuche im Universum Carl Sagan schrieb: „Wenn wir jemals an den Punkt gelangen, an dem wir denken, wir hätten vollends verstanden, woher wir kommen, dann haben wir versagt“. Dieses Streben nach Antworten ist das Markenzeichen der Menschheit. D er Himmel ist wirklich eine bemerkenswerte Sache: Wir teilen CHRISTINE KÖNIG GALERIE ihn mit jeder einzelnen Person, er ist jederzeit verfügbar, und trotzdem können wir ihn als Gemeinschaft kaum begreifen. Jede/r aber, die/der schon einmal den dunklen Nachthimmel beobachtet hat – etwa in den Bergen oder auf dem Meer – konnte erah- nen, wie der eigene Horizont mit dem sternenübersäten Himmel ver- schmilzt. Aus historisch-wissenschaftlicher Sicht beginnen wir Menschen gerade erst zu verstehen, dass wir nur eine winzige Teilmenge aller Ge- gebenheiten im Universum sind. Unsere Sonne ist nur eine von mehre- ren hundert Milliarden Sternen in unserer Galaxie, der Milchstraße, und es gibt tausend Milliarden Galaxien im beobachtbaren Universum. Die Sonderausstellung „Our Place in Space: Astronomie & Kunst im Dialog“ lädt BesucherInnen des NHM Wien ein, sich auf Orientierungs- suche im Universum zu begeben. Die Ausstellung wagt einen Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst und vereint die unterschiedlichen Vorgehensweisen von AstronomInnen und KünstlerInnen, ihre Reakti- onen, Antworten und Überlegungen auf die gleichen Fragen: Wie und Payer Gabriel: Apologie des Zufälligen/ wo nehmen wir uns im Universum wahr? Was trauen wir uns zu? Und Kosmische Zwangsläufigkeit #2, wie verändert sich unser Selbstbild vor dem Hintergrund der unvorstell- 2017 Bleistift und Tusche auf Papier baren Größen- und Zeitskalen des Universums? „Our Place in Space“ basiert auf einer Wanderausstellung, die anläss- lich des 28-jährigen Bestehens des Hubble Weltraumteleskops von An- tonella Nota (Europäische Weltraumagentur ESA) und Anna Caterina Bellati (Bellati Editore) konzipiert wurde. Durch Werke zeitgenössischer KünstlerInnen des jeweiligen Gastlandes wird der Wanderausstellung immer wieder ein neues Profil gegeben. Das Bild kombiniert Aufnahmen des Hubble Für die Ausstellung im NHM Wien, kuratiert von der Astronomin Weltraumteleskops von Jupiter im sicht- und Künstlerin Ulrike Kuchner, treten renommierte KünstlerInnen und baren Frequenzbereich mit dessen Nordlicht Studierende der Universität für Angewandte Kunst in Beziehung zu wis- im Ultraviolettbereich. senschaftlichen Aufnahmen des Hubble Weltraumteleskops und gestal- ten mit ihren Arbeiten auf unterschiedliche Weise ihre Entdeckungen NASA, ESA und Geschichten. Mit der erstmaligen Präsentation des sogenannten „S.H.E.E.“ Weltraum-Habitats in Österreich, das von 20. bis 23. Juni für Besichtigungen geöffnet wird, bietet die Ausstellung einen weiteren Hö- hepunkt. Das Habitat ist ein sich selbstständig entfaltender Lebensraum für den Mond, Mars oder in Katastrophengebieten auf der Erde. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Naturhistorischen Museums Wien, der Denkwerkstatt GLOBART, der Europäischen Weltraumagen- tur ESA und der Universität für Angewandte Kunst Wien und findet zeitgerecht zur weltweit wichtigsten Tagung international tätiger As NASA, ESA tronomInnen in Wien statt. Weitere Informationen: www.nhm-wien.ac.at/opis Die Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops zeigt die wechselwirkenden Antennae-Galaxien im sichtbaren und nahen Infrarot-Bereich.
6 ORNITHOLOGIE 7 Von Carina Nebel, Anita Gamauf, Elisabeth Haring, Michael Tiefenbach und Frank E. Zachos D ie Gegend um Stainz bei Straden in Museumspräparaten und Federn. Verwendet der Südoststeiermark hat etwas von wurden zwei genetische Markersysteme: ein Ab- dem berühmten gallischen Dorf in schnitt der mitochondrialen DNA sowie variab- den Asterix-Comics – nur dass sie le Bereiche der DNA des Zellkerns. Die geografi- nicht das letzte Rückzugsgebiet der Gallier ist, sche Verteilung verschiedener genetischer Vari- sondern das der Blauracke (Coracias garrulus). anten in Europa und Westasien zeigte ein klares Zumindest in Österreich. Dieser wunderschöne, Muster. Die zwei genetischen Hauptgruppen vornehmend leuchtend blau gefärbte Vogel, der stimmten ziemlich gut mit der europäischen und mit den Bienenfressern und Eisvögeln verwandt der westasiatischen Unterart (Iran, Irak, Aser- ist, war ursprünglich nicht nur im Süden und baidschan, Usbekistan, Afghanistan) überein. Osten Europas und in Westasien verbreitet, son- Die genetischen Ergebnisse erlauben auch, dern auch in weiten Teilen Mitteleuropas und den kontinuierlichen Verlust der genetischen sogar in Südskandinavien. Mittlerweile sind Vielfalt der steirischen Population im Laufe der Blauracken jedoch in vielen Gebieten ausgestor- Zeit nachzuvollziehen. Während sieben öster- ben. Wirklich große und gesunde Bestände gibt reichische Racken aus der Zeit vor dem Popula- es in Europa noch auf der Iberischen Halbinsel tionsrückgang jeweils unterschiedliche geneti- und in Frankreich, Italien, Bulgarien, Rumänien sche Varianten (Allele) besaßen – was wahr- und Ungarn. scheinlich macht, dass es sehr viel mehr als In Österreich war die Blauracke einst im sieben Varianten gab –, war die Zahl der vorhan- Osten des Landes weit verbreitet, noch in den denen Allele Anfang des 21. Jahrhunderts bereits 1950er-Jahren wurde der Bestand auf ca. 270 auf vier gesunken. Seit den Jahren 2014/15 gibt Brutpaare geschätzt. Doch mittlerweile haben es überhaupt nur noch eine Variante. Die Vielfalt direkte Verfolgung (im Mittelmeergebiet) und der mitochondrialen DNA ist somit auf null ge- vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft, die den Vögeln ihre Nahrungsgrundlage nimmt, sunken. Da auch die Diversität der Kern-DNA rückläufig ist, muss man davon ausgehen, dass Die letzten zu einem katastrophalen Bestandseinbruch geführt. Im Jahr 2017 gab es in der Südoststei- die Population akut von Inzuchtschäden bedroht ist. Interessant ist auch, dass sich die österreichi- Blauracken Österreichs ermark nur noch zwei Brutpaare und insgesamt schen Racken, bedingt durch ihre geringe Popu- zwölf Altvögel. Abgesehen von der winzigen lationsgröße, im Laufe der Zeit von ihren Ver- Populationsgröße bedeutet das auch, dass zwei wandten in den Nachbarländern zusehends gene- Drittel nicht brüten, was möglicherweise auf In- tisch unterscheiden: Historische Racken aus Blauracken gehören zu den schönsten zucht hindeutet. So ist durch ein intensives Mo- Österreich waren denen aus Ungarn und Serbien nitoring mit Farbberingung seit 2002 bekannt, viel ähnlicher als die Reliktpopulation von heute. Vögeln Europas. Ihre Farbenpracht hat dass keine Vögel aus anderen Gebieten in die Stei- Albrecht Dürer in einem berühmten RÜCKGANG ermark eingewandert sind. Seit 2011 ist jede ein- Aquarell verewigt, das sich im Besitz der HINTERLÄSST SPUREN zelne steirische Racke persönlich anhand ihres Farbringes bekannt. Genetischer Austausch hat Der dramatische Rückgang der Albertina in Wien befindet (siehe Cover). nicht stattgefunden, und auch Schutzmaßnah- Blauracken in Österreich hat also genetisch deut- In Österreich kann man ihnen derzeit lei- men wie Futterstationen, Nistkästen und das liche Spuren hinterlassen, die ein Überleben der der beim Aussterben geradezu zusehen. Aufstellen von Stangen zur Ansitzjagd konnten Population zusätzlich gefährden. Sollte es gelin- den Abwärtstrend nicht stoppen. gen, die wenigen noch vorhandenen Racken am Leben zu halten, gibt es auch eine gute Nach- GENETISCHE UNTERSUCHUNGEN richt: Keines der genetischen Ergebnisse spricht Mit finanzieller Unterstützung durch die Deut- gegen ein Aussetzen von Racken aus Nachbar- sche Ornithologen-Gesellschaft, BirdLife Öster- ländern in der Steiermark. Dies würde die Popu- reich sowie den Verein der Freunde des Joanne- lation sowohl zahlenmäßig als auch genetisch ums in Graz hat ein Team von Wissenschaftle- stärken („genetic rescue“). Leider haben die un- rInnen unter Federführung des NHM Wien die garischen Behörden eine solche Zusammenarbeit MICHAEL TIEFENBACH (4) Art jetzt erstmalig populationsgenetisch unter- bisher abgelehnt, doch kommen prinzipiell auch sucht. Insgesamt standen mehr als 100 Proben Blauracken aus anderen Ländern in Frage. Vor- aus weiten Teilen des Verbreitungsgebietes zur aussetzung: geeignete artenreiche Lebensräume Verfügung – Blutproben, Gewebeproben von in Österreich.
8 PRÄPARATION 9 Von Ernst Mikschi Kunst–Hand–Werk „Stress, Stress und noch einmal Stress!“ Die Zusammen- fassung der Europameisterschaft der Präparatoren fällt NHM WIEN (6) einhellig aus. Trotzdem stellten sich vier Kolleginnen der Zoologischen Hauptpräparation des NHM Wien der So sehen Sieger aus! Mag. Iris Noch Lehrling und schon Mirjana Pavlovic mit dem Nathalie Wallner präsen- strengen Jury – und waren weit mehr als nur dabei! Rubin und ihre Zebraspring- ausgezeichnet: Melina Modell ihrer Neonstern- tiert ihre räuberische spinne, die ab sofort im Saal Franz und ihre diebische schnecke, einem „Schmet- Kohlmeise. XXIV zu bewundern ist. Elster. terling“ der Meere. Viel Geduld I und Finger- spitzengefühl m Februar 2018 fand in Salzburg zum 11. Mal ein Selbst mit modernster Technik kann nicht alles, was in sind gefragt, überaus prestigeträchtiger Wettbewerb statt: die der Natur kreucht und fleucht, in ein aussagekräftiges, wenn das Europameisterschaft der Präparatoren. Über 350 attraktives Präparat verwandelt werden. Tiere, deren Spinnenmo- Teilnehmer aus 34 Ländern stellten gut 400 Expo- Konsistenz zwischen Schleimklumpen und Wackelpud- dell mit un- nate vor, die auch von den 45.000 Besuchern einer ding einzuordnen ist, fallen ebenso in diese Kategorie zähligen Här- gleichzeitig stattfindenden Jagd-Messe bestaunt wur- wie das Heer der Insekten, Spinnen und anderer Glie- chen gespickt den: eine gewaltige Kulisse und ein mutiger Schritt für dertiere, die oft einfach zu klein sind, als dass man ih- werden muss. unsere Präparatorinnen, sich hier zu präsentieren. ren hochkomplexen Aufbau mit freiem Auge erkennen Das Resultat ist mehr als beeindruckend: Unser könnte. Hier tritt der Modellbau auf den Plan. „Ich woll- Lehrling, Melina Franz, erreichte mit einer Elster in te für die Meisterschaft unbedingt ein buntes, skurri- der Kategorien „Novize“ ebenso einen dritten Rang wie les Exponat bauen“, betont Mirjana Pavlovic. Unter den Nathalie Wallner in der Kategorie „Professional“. Sie Nacktkiemerschnecken wurde sie fündig: Diese Weich- stellte ein Kleindiorama mit Kohlmeise und Waldmaus tiere, die in Sachen Farbgebung und Form ohne Weite- vor. Gleich zwei Teilnehmerinnen traten im Bereich res als Außerirdische durchgehen könnten, bieten alles, Modellbau „Professional“ (wissenschaftliches Modell) was das Herz einer Modellbauerin begehrt. Die Wahl an. Mirjana Pavlovic durfte sich über einen dritten fiel auf die im Original höchstens zwölf Zentimeter gro- Rang für ihr Modell einer Neonsternschnecke freuen, ße Neonsternschnecke aus dem Barrier Riff. und Mag. Iris Rubin schoss den sprichwörtlichen Vogel KUNSTHANDWERK AUF HÖCHSTEM NIVEAU ab: Sie gewann ihre Modellbau-Kategorie mit einer schaurig-schönen Zebraspringspinne! „Ich habe schon als Kind Insektenmodelle aus Papier und Holz gebastelt“, erzählt Iris Rubin schmunzelnd. LEBENSECHTE DARSTELLUNG Zwischen diesen ersten Gehversuchen der gelernten Bio- Bei der Erstellung eines Präparats oder Modells geht es login und ihrem Exponat, einer Zebraspringspinne, lie- natürlich um Attraktivität und Schauwert. Aber noch gen natürlich Welten. Das nun ausgezeichnete Modell wichtiger ist die detailgetreue, lebensechte Darstellung. hat rund 320 Arbeitsstunden gekostet, darunter viele Hinter jedem Projekt, in das oft hunderte Stunden har- Stunden des Zeichnens, ehe aus Epoxidharz, Federn- ter Arbeit investiert werden, steckt eine umfangreiche schuppen eines jungen Straußes und Haaren von Gi- Recherche: Gespräche mit Kuratoren des Hauses, die raffe, Ziege und Pekari das 1:30-Modell entstehen konn- Suche nach Bildvorlagen und Informationen über das te. Ein Kunst-Stück, dessen Präzision man erst ermes- Verhalten einer Art. Oft erzählen Präparate auch eine sen kann, wenn man es mit dem einige Millimeter Geschichte. So auch die Kohlmeise mit einer Waldmaus kleinen Original unter einem Mikroskop vergleicht. von Natalie Wallner: „Wenige wissen, dass unsere Kohl- Präparation und Modellbau am NHM: Das ist die meise in kargen Zeiten zum Räuber wird. Da stehen Verbindung von Technik und Kreativität, Geschick und dann auch Kleinsäuger auf dem Speiseplan“, erzählt Gespür, Wissen und Intuition – Kunsthandwerk auf Natalie. Auch die Elster von Melina Franz sitzt nicht höchstem Niveau, umgesetzt mit großer Leidenschaft. zufällig auf einer kleinen Schmuckschatulle: „Die „Man muss schauen, um zu verstehen und zu formen“, sprichwörtlich diebische Elster soll ja von glänzenden meint Iris Rubin. „Man sieht nur mit dem Herzen gut!“ Dingen angezogen werden. Mein Präparat spiegelt die- ergänzt Saint-Exupéry‘s Kleiner Prinz. Ja, genau das sen Volksglauben wider.“ tun sie, unsere Kolleginnen. Wissenschaftliches Zeichnen unter dem Mikroskop gehört auch zu den Aufgaben der Modellbauer: Alle Details werden in unzähligen Skizzen erfasst.
10 TEXTILFORSCHUNG 11 Von K arina Grömer, Abolfazl A ali, Thomas Stöllner, Natascha Bagherpour K ashani und Gabriela Russ-Popa Kleidungs- und Textilgeschichte aus dem Salz: A ls im Jahr 1994 bei Baggerarbeiten im Salz- bergwerk plötzlich ein Schädel, Stiefel und Forschungen im Salzbergwerk zerfetzte Kleidungsteile gefunden wurden, konnte noch niemand ahnen, welch wichti- Chehrãbãd, Iran gen wissenschaftlichen Fund man eben gemacht hat- te – vergleichbar in seiner Bedeutung etwa mit Ötzi, dem Mann aus dem Eis. Archäologische Rettungsgra- Im Salzbergwerk Douzlakh bei Chehrãbãd im Nordwest-Iran wurden Reste mumifizierter bungen wurden von der iranischen Denkmalbehörde ICHTO Zanjãn 2004/2005 aufgenommen. Diese, sowie Bergleute aus der Zeit zwischen 400 v. Chr. und 400 n. Chr. entdeckt, die durch wiederkeh- spätere internationale Kampagnen zwischen 2009 und rende Einstürze der Schächte starben. Diese Katastrophen sind für die Wissenschaft eine 2017, brachten neben Bergbaugerät eine vollständig Sensation. Die jahrzehntelange Expertise des NHM Wien bei der Erforschung des prähistori- erhaltene Mumie – Salzmann 4 – sowie weitere mehr oder weniger gut erhaltene Mumien mit Resten ihrer schen Salzbergwerks Hallstatt wird nun auch in einem internationalen Forschungsprojekt Museum Kleidung zutage. Diese sind für die Forschung von zum Salzbergwerk von Chehrãbãd im Iran genutzt. Zanjãn, unschätzbarem Wert, geben sie doch durch ihren Kon- Iran text in einem eingestürzten Bergwerk einen wichtigen Einblick in das Leben und Arbeiten von Menschen vor ca. 2000 Jahren. Aufgrund der guten Erhaltungsbedingungen ist das N. BAGHERPOUR, KARINA GRÖMER/NHM WIEN (4) Gebiet Chehrãbãd eine reiche Quelle für organische Funde. Während der Ausgrabungen wurden Überres- te von mindestens sechs menschlichen Mumien und auch eine große Anzahl von organischem Material (Holz, Pflanzenreste, menschliche Fäkalien, Leder, Textilien, Seile usw.) gefunden. Bislang sind mehr als 1000 Textilien bekannt, die meisten von ihnen datie- ren in die Zeitspanne zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr., was mehr oder weniger der Zeit der Persischen Reiche der Achäme- niden und Sassaniden entspricht. Es gibt auch Funde aus der Zeit der Safawiden und Kadscharen (zwischen dem späten 14. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahr- hundert). DAS PATRIMONIES PROJEKT Textil- Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Gerda-Henkel- forschung Stiftung die Unterstützung des Kulturerbe-Projekts „Die Salzmänner Irans. Das Erbe des Salzmumien-Mu- seums Zanjãn“ (2018–2020) bewilligt, das auf den Vor- arbeiten und den Ergebnissen der bisherigen Forschung an einem ledernen Ausgrabungen und Forschungen zum Salz- Stiefel, ca. 400 n. Chr. bergwerk Chehrãbãd aufbaut. Das Projekt beschäftigt sich unter anderem mit der Kon- servierung und Restaurierung der Mumien und der zahlreichen organischen Funde aus Chehrãbãd, aber auch mit der Öffentlich- keitsarbeit und Präsentation dieser bedeu- tenden Funde für eine breitere Öffentlich- Präsentation von keit. Als Projektpartner fungieren das Deut- „Salzmann 4“ im Gegend um das sche Bergbau-Museum und die Zolfaghari-Museum Salzbergwerk Ruhr-Universität Bochum, die iranische Zanjãn Chehrãbãd Kultur- und Tourismusorganisation Zanjãn, DBM/RUB/MFZ (2) Buntes Textil aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.
12 TIEFSEEFORSCHUNG 13 Von Helmut Sattmann und Paolo G. Albano Dendrophyllia P. ALBANO (3) cornigera: AUS: G. SCHEFFBECK 1991 das Museum Zanjãn, das Nationalmuseum Teheran, das Tiefseekoralle Naturhistorische Museum Wien, das Römisch-Germa- im Mittelmeer. nische Zentralmuseum in Mainz und das Archäologi- LORENZO ANGELETTI, ISMAR-CNR BOLOGNA sche Museum Frankfurt. DER FORSCHUNGSBEITRAG DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS Im Rahmen dieses Projekts wurde im Februar/März 2018 ein Forschungsaufenthalt in Zanjãn im Iran durchge- führt, um Daten über achämenidische und sassanidische Textilien aus Chehrãbãd zu sammeln, die für die Res- taurierung und Ausstellung ausgewählt wurden. Zudem Gestörte Geheimnisse Entnahme von Proben Sand-Bohrkern zur Das historische wurden die bei früheren Studien gewonnenen Daten des Sediments am Rekonstruktion der Forschungsschiff überprüft und vervollständigt. Weitere wissenschaftli- Meeresboden. Faunengeschichte. S.M.S Pola. der Tiefsee che Forschungen sind mit Farbstoffanalysen, Faserana- lysen und Wollmessungen geplant. Davon erhoffen wir uns Aufschlüsse zur Nutzung natürlicher Ressourcen und zur Entwicklung textiler Technologie vor 2000 Jah- Unter Tiefsee stellen wir uns gerne einen unberührten und unbe- ren. Eine Analyse der Funde aus Chehrãbãd bringt auch kannten, aus diesem Grund auch faszinierenden Teil unserer Welt vor. interessante Erkenntnisse zu Musterungen, aber auch zu unserem Verständnis von Kleidung aus achämenidi- Und das entspricht wohl in manchen Meeresregionen immer noch scher und sassanidischer Zeit. Bisher sind aus dem ge- weitgehend den Tatsachen. Doch menschliche Einflüsse beeinträch- samten Iran nicht viele Textilien aus dieser Zeit bekannt, tigen zunehmend die Lebensräume der Tiefsee. Im Besonderen und die vielen komplett erhaltenen Kleidungsstücke aus Chehrãbãd – kurze und lange Hosen, Oberbekleidung, trifft das für das Mittelmeer zu. Gürtel etc. – heben die Objekte aus diesem Fundort un- ter anderen zeitgleichen bei Weitem hervor. Neben Textilien haben sich vielfältige Kleidungs- Chauliodus sloani – der Viperfisch – und Ausrüstungsgegenstände aus Leder und Fell erhal- ist ein in das Mittelmeer ten. Die Erforschung der im Bergwerk von Chehrãbãd eingeschleppter Tiefseefisch. zutage gekommenen Schuhe, Stiefel, Fellumhänge, Fäustlinge oder auch Messerscheiden ist ebenfalls Teil des Patrimonies-Projektes. Diese Objekte bieten auch einen einzigartigen Einblick in die Handwerkstechni- D ken der entsprechenden Epochen, wie etwa das Gerben ie Bedrohung der Tiefsee tion. Man hätte sie ebenso gut derungen dar. Daran knüpft ein ak- Folgen für die Wirtschaft nach sich oder das Schusterhandwerk. Die Untersuchung der da- resultiert vor allem aus an- Negrelli´sche Ausbreitung nennen tuelles Forschungsprojekt der Uni- ziehen. mals im Textil- und Lederhandwerk angewandten Tech- thropogenen Eingriffen können – nach dem Österreich-Itali- versität Wien an, in dem Im Symposium „Secrets of the niken ist wichtig, um die Grundlage von Handwerks- wie Klimaerwärmung und ener Alois Negrelli, der an der Pla- Meeresbiologen das Ausmaß der Ein- deep sea“ wird die Entstehung, die Er- techniken, die bis heute wirksam und bedeutend sind, Verschmutzung. Ein besonderer As- nung des Kanals ganz wesentlich be- wanderung von Meerestieren in das forschungsgeschichte und die aktu- zu verstehen. pekt im Mittelmeer ist der Austausch teiligt war! Mittelmeer untersuchen. Dabei inte- elle Gefährdung dieser Lebensräume Ein wichtiger Aspekt der Aktivitäten im Rahmen des von Organismen zwischen Mittel- In den 1890er-Jahren wurden von ressiert die Forscher besonders die vorgestellt und um Sympathien für Patrimonies-Projekts ist die Kooperation mit iranischen meer und Rotem Meer über den Su- Österreich Expeditionen entsandt, Rekonstruktion der Einwanderung. die Rettung dieser Paradise geworben. Textilforschern und Konservatoren. So wurden einige ezkanal. Dieser wurde vor 150 Jahren die mit damals modernsten Metho- Kleine Organismen in schlecht un- fragmentierte Textilien restauratorisch behandelt und errichtet, um den Schifffahrtsweg den die Tiefsee des östlichen Mittel- tersuchten Lebensräumen wurden ihre ehemalige Formgebung und Funktion rekonstru- zwischen dem Indischen Ozean und meeres und des Roten Meeres er- lange Zeit übersehen. So wurde das iert. Auf diese Weise konnte etwa festgestellt werden, dem Mittelmeer abzukürzen. Bereits forschten. Die Ergebnisse und die vie- Ausmaß der Faunenveränderung Veranstaltung im NHM Wien: dass einige unansehnliche Reste, die seit über 20 Jah- zur vorvorigen Jahrhundertwende len Objekte in den Sammlungen des stark unterschätzt. Überdies wurden Secrets of the deep sea – Symposium ren unbedacht im Archiv schlummerten, zu gefütter- wurden Einwanderungen vom Roten NHM Wien – die Ausbeute der Fahr- 2014/15 die bisherigen hydrochemi- celebrating the anniversaries of the „Pola ten Beinlingen gehörten – eine Sensation, sind dies doch Meer in das Mittelmeer registriert. ten des Expeditionsschiffes „SMS schen Barrieren durch einen giganti- Expeditions“: 27. Juni 2018, 17.00–21.00 ALBERTO GENNARI die einzigen und ersten Kleidungsstücke dieser Art, die Nach dem Chef-Architekten des Su- Pola“ – stellen heute eine bedeutende schen Ausbau des Suezkanals besei- Uhr, Vortragssaal NHM Wien aus dem Persischen Reich und dem ganzen Nahen Os- ezkanals, Ferdinand de Lesseps, Vergleichsbasis für moderne Unter- tigt. Dies wird weitere grundlegende http://www.univie.ac.at/lessepsian/ ten bisher bekannt sind. nennt man diese Lesseps´sche Migra- suchungen über die Umwelt-Verän- ökologische Veränderungen wie auch index.html
14 PALÄONTOLOGIE 15 Von Thomas J. Suttner NHM WIEN (3) und Erika Kido Kegelzähner, die kleinen Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Conodonten aus dem Devon (vor 419 bis 359 Millionen Jahren) Conodonten erstaunen großen Unbe- durch Ihre Formenvielfalt. kannten der Erdgeschichte Rekonstruktion von Kegelzähnern, gestaltet von Fritz Messner Die wissenschaftlichen Sammlungen des NHM Wien bergen auch Schätze, die in der Schausammlung – aufgrund ihrer Kleinheit – nicht vertreten sind, etwa die Kegelzähner. Dennoch ist die Vielfalt, mit der die fossilen Hartteile dieser Tiergruppe in der Forschung zum Einsatz kommen, verblüffend. Lange Zeit war ihre Zuord- nung umstritten und ungewiss. Forscher des NHM sind den Geheimnissen dieser besonderen Fossilgruppe auf der Spur. K egelzähner! Klingt interessant, aber was maligen Weichteile Klarheit: Die Zugehörigkeit zu damalige Wassertemperaturen ziehen. Sogar die ren ist man auf unterschiedliche Abnützungsspu- ist das? Bis vor 35 Jahren war das eine den kieferlosen Fischen erhärtete sich. Obwohl die Entwicklung ganzer Ozeane kann rekonstruiert ren an den Oberflächen der verschiedenen Elemen- der schwierigsten Fragen der Paläonto- systematische Stellung der Conodonten durch wei- werden. Zusätzlich liefert die Farbe der Hartteile te aufmerksam geworden. Ob es sich hierbei um logie, um die wild spekuliert wurde. Alles, tere Funde nahezu vollständig erhaltener Individu- wichtige Informationen zum Grad der ehemaligen Abnützungsspuren wie an Zahnoberflächen handelt was man von dieser Tiergruppe kannte, waren bis en gesichert scheint, gibt es aber immer noch Zwei- Aufheizung von Sedimentgesteinen. Dies ist für die und ob man daher tatsächlich von einem Kauappa- zu vier Millimeter große zahnähnliche Fossilreste fel. Erdölindustrie vor allem in der Prospektion von rat sprechen darf, ist umstritten. Allerdings konn- aus lamellar aufgebautem Kalziumphosphat (Flu- Speichergesteinen von großer Bedeutung: Denn ab te aufgrund der Orientierung der Schliffmarken IDEAL ZUR DATIERUNG GEEIGNET orapatit). In Meeresgesteinen des Erdaltertums einer gewissen Aufheizung sind auch die Kohlen- die Bewegungsrichtung gegenüberliegender Ele- sind die winzigen Fossilien oft sehr häufig und äu- Heute sind Conodonten aus der paläontologisch- wasserstoffe zerstört. mente rekonstruiert werden, welche auf einen kom- ßerst formenreich. geologischen Forschung kaum wegzudenken. Da plex ablaufenden Bewegungsvorgang der Elemente WIE LEBTEN CONODONTEN? Mal stellte man Kegelzähner – oder Conodonten, sie sich rasch entwickelten und jede Art nur relativ im Conodonten-Apparat hinweisen. Gestützt durch wie sie von Wissenschaftlern genannt werden – zu kurz (in geologischen Zeitskalen) existierte, sind Nachdem es sich bei Conodonten um eine rein fos- Material aus der Sammlung des NHM konnte vor den Würmern, mal glaubte man zu wissen, dass es sie ideale Fossilien für die relative Altersdatierung sile Tiergruppe handelt, ist ihre Lebensweise nicht Kurzem hierzu eine neue Hypothese veröffentlicht sich bei diesen doch sonderbar anmutenden Mi von Gesteinsschichten. Sie zählen daher neben Tri- völlig geklärt. Alle Vermutungen über die Funkti- werden. krofossilien um Überreste von Pflanzen handelt. lobiten und Ammoniten zu den wichtigsten Leit- onsweise der im Mund- und Schlundbereich posi- Der spezifische Aufbau des Apparates mit seinen Apatit kommt aber vor allem bei Wirbeltieren vor fossilien des Erdaltertums und des frühen Erdmit- tionierten Apatit-Elemente sind daher spekulativ. spitzen und scharfkantigen Elementen lässt auf – etwa in unseren Knochen und Zähnen. Schon 1856 telalters. Auch bietet die mineralogische Zusam- In seltenen Fällen sind bei besonders gut erhalte- eine karnivore Lebensweise schließen. Wer die Beu- vermutete daher Christian Heinrich Pander, der die mensetzung der Kegelzähner aufgrund des Einbaus nen Tieren mehrere Zähnchen im Verband erhalten te war, ist aber noch unbekannt. Aufgrund der lan- Gruppe erstmals wissenschaftlich beschrieb, dass von stabilen Isotopen von Sauerstoff, Strontium – der sogenannte Conodonten-Apparat. So konnte zettförmigen Körpergestalt vermutet man, dass sie zu den Fischen gehören könnten. Durchsetzen und Neodym zu Lebzeiten der Tiere großes Poten- man zeigen, dass der Elemente-Apparat eines Co- Conodonten in der Nähe des Meeresbodens als frei- konnte sich diese Idee aber nicht – zu fremdartig zial zur Erforschung der damaligen Lebewelt. Mit- nodonten-Individuums bilateral symmetrisch auf- schwimmende Jäger gelebt haben. Warum sie vor waren die Gebilde. Erst 127 Jahre später brachte der tels aufwendiger geochemischer Verfahren lassen gebaut ist und sich aus bis zu sieben verschiedenen 202 Millionen Jahren ausstarben, bleibt ein weite- Fund eines Kegelzähners mit Abdrücken der ehe- sich aus der chemischen Signatur Rückschlüsse auf Element-Typen zusammensetzt. In den 1990er-Jah- res Rätsel dieser seltsamen Lebewesen.
16 VERANSTALTUNGEN NHM WIEN NHM Digitales Planetarium NHM Wien Vortrag: Hailights – Beeindruckende Filme und Abenteuer mit Haien und Men- Liveshows in Fulldome-Projektion schen Beginnzeiten und Themen: Verhaftet, verfolgt, bedroht, be- www.nhm-wien.ac.at/planetarium schimpft und unter Wasser von je- der Menge Zähne erwartet. Aben- NHM Wien Über den Dächern teuer unter und über Wasser – von Wiens Gänsehaut bis Tränen: Anlässlich Ein kulturhistorischer Spazier- des 15-jährigen Jubiläums von gang durch das Museum bis auf SHARKPROJECT erzählt Gerhard die Dachterrasse mit fantasti- Wegner einige seiner spannend schem Wienblick sten, lustigsten und emotionalsten • jeden Freitag, 15 Uhr englisch, Erlebnisse. 16 Uhr deutsch Gerhard Wegner, Gründer und • jeden Samstag, 15 Uhr englisch, Präsident der Hai- und Meeres- 4. Internationaler 16 Uhr deutsch • jeden Sonntag, 15 Uhr englisch, schutzorganisation Sharkproject International Asteroiden-Tag 2018: 16 Uhr deutsch • jeden Mittwoch, 18.30 Uhr Eintritt und Vortrag frei; Online- Ticketreservierung erforderlich, 30. Juni 2018 deutsch ausschließlich unter: www.sharkproject.org/booking NHM Wien Kids & Co ab 6 Jahren: • Mittwoch, 13. Juni, 19.00 Uhr Als offizieller Partner des „ASTE- Das Leben im Tümpel ROID DAY“ in Österreich widmet Unsere Teiche und Tümpel sind NHM Wien Vortrag: Secrets of the wieder voll mit kribbelnden, glasi- deep sea – Symposium on occasion sich das NHM Wien an diesem Tag gen Wesen, welche du mit Lupe of the anniversary of the Pola der Erfassung von kleinen extra- und Mikroskop erforschen kannst. expeditions terrestrischen Trümmerteilchen, • Samstag, 9., und Sonntag, 10. Juni, Vortrag in Englisch von denen ca. 100 Tonnen täglich 14 Uhr • Mittwoch, 27. Juni, 17 Uhr • Samstag, 16., und Sonntag, 17. Veranstaltung der Freunde des überall auf der Erde landen. Juni, 14 Uhr NHM Wien Größere Objekte durchkreuzen • Samstag, 23., und Sonntag, 24. als Meteoroide die Erdatmosphäre Juni, 14 Uhr NHM Wien Thema: Von Stern- schnuppen, Kometen und und erzeugen nicht nur markante NHM Wien Kids & Co ab 6 Jahren: Asteroiden Leuchterscheinungen, sondern Steine, die vom Himmel fallen Das Thema führt zu den ältesten bewirken auch die Reflexion von Meteoriten sind Gesteine aus dem Objekten im Sonnensystem und Radarwellen. Entsprechende Signale All. Was passiert, wenn sie auf die gibt Einblick in aktuelle Raum- Erde treffen? Was können sie uns fahrtprojekte. werden über eine Empfängeranten- über das Weltall erzählen? Julia Walter-Roszjár, Mineralo- ne auf dem Dach des Naturhistori- • Samstag, 30. Juni, 15 Uhr gisch-petrographische Abteilung, schen Museums erfasst und können • Sonntag, 1. Juli, 15 Uhr NHM Wien • Montag, 2. Juli, 15 Uhr • Sonntag, 17. Juni, 15.30 Uhr zukünftig in einer Meteor-Radar- station im Meteoritensaal akustisch NHM Wien Kids & Co ab 3 Jahren: NHM Wien Thema: Kometen. und visuell verfolgt werden. Wer tummelt sich im Tümpel? Die Mission Rosetta • Sonntag, 24. Juni, 16 Uhr Die Sonde begleitete den Kometen 14 Uhr: Begrüßung | Christian Köberl (Gene- Tschurjumow-Gerassimenko mehr raldirektor des NHM Wien) NHM Wien Mikrotheater: Tiere als zwei Jahre auf seinem Weg um 14.10 Uhr: Erfassung von extraterrestrischen im Tümpel die Sonne. Die Führung zeigt Trümmerteilchen mittels Radar | Ing. Michael • Samstag, 9., 16. und 23. Juni, Technik, Herausforderungen und 13.30, 14.30 Uhr Forschungsergebnisse dieser Mis- Zwingl (Präsident des Österreichischen Ver- • Sonntag, 10., 17. und 24. Juni, sion, aber auch die Faszination von suchssenderverbands, ÖVSV) 13.30, 14.30 und 16.30 Uhr Kometen. 15.15 Uhr: Eröffnung der neuen Meteor- Christoph Goldmann, Abteilung Radarstation in Saal V, Meteoritensaal | Dr. NHM Wien Mikrotheater: Tiere in Ausstellung und Bildung, Ludovic Ferrière (NHMW), Dr. Julia Walter- der Stadt NHM Wien Roszjár (NHMW), Ing. Michael Zwingl (ÖVSV) • Samstag, 30. Juni, 13.30, 14.30 Uhr • Sonntag, 24. Juni, 15.30 Uhr • Sonntag, 1. Juli, 13.30, 14.30 und Gültige Eintrittskarte erforderlich. Der 16.30 Uhr Besuch des Programms ist frei. Mehr Informationen: https://asteroidday.org/ our-story/ Impressum Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags GmbH, Unternehmensbereich LW Media, 3500 Krems, Ringstraße 44/1 und 1060 Wien, Linke Wienzeile 40/22, Österreich. Herausgeber und Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Chefredakteur: DI Martin Kugler. Redaktionsteam Naturhistorisches Museum: Dr. Reinhard Golebiowski, Mag. Irina Kubadinow, Dr. Helmut Sattmann, Dr. Herbert Summesberger, Mag. Gertrude Zulka-Schaller. Artdirektion: Erich Schillinger. Das Naturhistorische erscheint vierteljährlich als Beilage zum Universum Magazin. „Das Naturhistorische” ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit dem Naturhistorischen Museum. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Universum Magazin.
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