DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches ...
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DA S M AG A Z IN DES NAT UR HIS TOR ISC HE N MUSE U M S W IE N HERBST 2019 1 DAS NATUR- HISTORISCHE n Mond und Leben n Superspezies Habicht n Würmer ohne Grenzen n Alte neue Sammlung n Rätselhafte Mollusken n Digitale Minerale Der Mond als Quelle künstlerischer Inspiration: „Gibbous Moon Hare“ – Ölbild auf Leinwand von Dona Jalufka
2 EDITORIAL AUS DER GENERALDIREKTION Liebe Leserin, lieber Leser! D as heiße und auch wechselnde Wetter Schon seit Monaten beschäftigen wir uns aber im Sommer hat interessanterweise zu auch mit den Planungen für unsere große Sonder- neuen Besucherekorden zum Beispiel ausstellung ab Ende Oktober mit dem Titel „Der im Juli des Jahres geführt. Dazu pas- Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft“. Das send zeigen wir bereits seit 5. Juni und NHM Wien nimmt das 50. Jubiläumsjahr der ersten nur noch bis Anfang September in den Sonderaus- bemannten Mondlandung zum Anlass, den Mond stellungsräumen des NHM Wien eine besonders bri- im Rahmen einer umfangreichen Schau aus ver- sante Ausstellung: „Dahinschmelzen. Gletscher als schiedensten Perspektiven zu betrachten. Der Zeugen des Klimawandels“. Seit Ende Juni und noch Mond, nächster Nachbar und steter Begleiter der bis Anfang Oktober zu sehen ist im Saal 50 die Aus- Erde, ist nicht nur ein hochinteressanter kosmischer Mond und Leben stellung „Flora Photographica – Die Zeit dazwi- Körper mit bewegter Vergangenheit, sondern hat schen“, eine künstlerisch-fotografische Untersu- auch eine enorme Anziehungskraft auf Romantiker, chung von Petra Lutnyk über Pflanzen in den ver- Schriftsteller und Künstler. Die Ausstellung ist sehr schiedenen Winterstadien. vielfältig: Ein historischer Überblick über die Er- In der Forschung ist bei uns momentan sehr viel forschung und Kartierung des Mondes wird durch Einige Gedanken zum Einfluss des Mondes auf irdisches Leben. los. So haben wir etwa ein viel beachtetes Projekt astronomische Grundlagen zu Mondphasen, Son- zum Thema „Naturnacht“ gestartet, in dem die Pro- nen- und Mondfinsternissen etc. ergänzt. Zu den Von Andreas Hantschk bleme der Lichtverschmutzung beleuchtet werden dargestellten Themen gehören auch die Wechsel- (davon war schon in früheren Ausgaben die Rede), wirkung des Mondes mit der Erde, z. B. durch die oder wir bereiten uns auf die Anschaffung eines Gezeiten und die dadurch bedingte biologische Viel- großen Computertomografie-Systems für das NHM falt, sowie der Einfluss des Mondlichtes auf die Re- Wien vor, für welches wir Finanzmittel in einer produktion mancher Tierarten. Der Mond als geo- kompetitiven Infrastruktur-Ausschreibung durch logisches Objekt, seine Zusammensetzung und der die FFG zugesagt bekommen haben. Prozess seiner Entstehung kommen ebensowenig zu kurz wie die Geschichte seiner Erforschung mit Hilfe der Raumfahrt und der Mondlandung. Span- Die Staue des Helios am NHM mit Vollmond nende interaktive Stationen bieten die Gelegenheit, den Mond zu riechen, selbst zum Mond-Rover- Fahrer zu werden oder ein echtes Stück Mond an- zufassen. Zu den Highlights zählt außerdem ein spektakulärer neu erworbener Mondstein; und eine Vielzahl an künstlerischen Positionen (Filme, Ins- tallationen, Fotos und Gemälde, mit Schwerpunkt Gegenwartskunst) ergänzt die Ausstellung. Eine Art Preview wird in der Langen Nacht der Museen bei uns am 5. 10. geboten. Und begleitend zur Ausstel- lung im NHM Wien wird es ein umfangreiches Rah- menprogramm geben. Wie immer lade ich Sie herzlichst ins Haus am NHM WIEN/KURT KRACHER (2) Ring ein, wo es immer etwas Neues zu entdecken SHUTTERSTOCK gibt. Christian Köberl, Generaldirektor UNIVERSUMMAGAZIN 9 | 2019
4 50 JAHRE MONDLANDUNG 5 NHM WIEN/ALICE SCHUMACHER D ie Besatzung der legendären Apollo- schied zwischen besonders hohen Spring- für ein rauschendes Fest – mit kulinari- 11-Mission verbrachte nach ihrer Rück- tiden bzw. besonders niedrigen Nipptiden scher Verarbeitung dieser eiweißreichen kehr vom Mond zunächst 17 Tage in Qua- aus der Stellung der drei Himmelskörper Köstlichkeiten. rantäne. Damals existierten noch ernst- Sonne, Mond und Erde ergibt. Da Ebbe Im Fokus der Wissenschaft steht heu- hafte Bedenken, der auf der Erde verblie- und Flut sowie die Phasen des Mondes te ein kleiner Verwandter des Palolos: der ROBERT PATZNER bene Rest der Menschheit könne mit Mikroben vom relativ leicht zu beobachten sind, ist der Meeresringelwurm Platynereiis dumerilii, Mond kontaminiert werden. Mittlerweile ist bekannt, Zusammenhang zwischen Gezeiten und der u. a. im Mittelmeer und in der Nord- dass die physikalischen und chemischen Bedingungen Mond eine der ältesten astrophysikali- see vorkommt – und derzeit auch am Zen- Der griechische Naturforscher unseres Nachbarn im All keine Lebensentfaltung zu- schen Erkenntnisse der Menschheit. trum für molekulare Biologie in der Wie- Die Fortpflanzung mancher Seeigel (im Bild ein Diadem- und Philosoph Aristoteles lassen. Die Frage, ob und wie sich die Existenz des Mon- (383–322 v. Chr.) hatte bereits ner Dr.-Bohr-Gasse lebt. Dort wird inten- seeigel) steht in Einklang mit den Mondphasen. Manche des auf das Leben auf dem Planeten Erde auswirkt, wird DER MOND ALS ZEITGEBER Zusammenhänge der Gona- siv an den neuronalen, molekular- Arten laichen bei Vollmond, andere bei Neumond. hingegen in vielfältiger Weise diskutiert und beforscht. Unser Mond besitzt keine eigene Leucht- denentwicklung bei Seeigeln biologischen und genetischen Grundla- kraft, das von ihm ausgestrahlte Licht ist mit den Mondphasen be- gen der inneren Uhr des Ringelwurms MENSCH UND MOND ausschließlich reflektiertes Sonnenlicht. obachtet. geforscht. Für gewöhnlich leben die drei Menschen, die ihr Leben nach den Phasen des Mondes Die am deutlichsten wahrnehmbare Aus- bis vier Zentimeter langen Tiere in Röh- ausrichten, gibt es nicht wenige. Ob es sich nun um wirkung ist der periodische Wechsel zwi- ren im Sediment. Zu bestimmten Zeiten Arzttermine, den Zeitpunkt von Aussaat und Ernte, den schen hellen Vollmond- und dunklen treffen sich die Paare im freien Wasser Haarschnitt, Geburtstermine oder gar um den beruf- Neumondnächten. Nachtaktive Tiere ha- und vollführen einen ekstatischen Tanz, ANDREAS HANTSCHK lichen Neubeginn handelt: Für so manche Menschen ben sich daran in vielfältiger Weise ange- bei dem die Geschlechtsprodukte ausge- ist dabei der richtige Zeitpunkt des Mondmonats aus- passt. Zugvögel können sich in hellen stoßen werden. Am Ende sinken die zuvor schlaggebend. Stichhaltige Beweise für den Einfluss des Vollmondnächten besser orientieren und noch so temperamentvollen Würmer leb- Mondes auf diese und andere menschliche bzw. biolo- nützen diese für ihre Reisen, während los zu Boden. Genau genommen besitzt Wattenmeere werden durch die Massenanziehung des gische Belange konnten von seriösen wissenschaftlichen umgekehrt der Jagderfolg von Löwen in dunklen Neu- Platynereiis zwei innere Uhren, denn sein Verhalten Mondes besonders stark geprägt. Studien bisher nicht erbracht werden. Mond-Tee, Voll- mondnächten größer ist. Afrikanische Pillendreher der wird nicht nur vom Mond, sondern auch vom Tag- mond-Frisur und Zahnbehandlung nach dem Mondka- Gattung Scarabaeus verwenden Mondlicht als Kompass. Nacht-Rhythmus gesteuert, ein höchst komplexes lender fallen bestenfalls in die Rubrik „Das Geschäft Testreihen haben gezeigt, dass die Käfer ihr Ziel stets Zusammenspiel von circadianen und circalunaren mit dem Mond“. Aus physikalischer Sicht beschränkt dann in gerader Linie ansteuern, wenn sie von polari- Rhythmen. sich die Wirkung des Mondes auf seine Gravitation so- siertem Mondlicht beschienen werden. Ob es allerdings wie die Emission von Licht. einen Zusammenhang zwischen dem Vollmond und WAS WÄRE DIE ERDE OHNE MOND? dem Heulen der Wölfe gibt, konnte bis heute nicht mit Die direkten Wirkungen des Mondes auf irdische Le- MASSENANZIEHUNG DES MONDES wissenschaftlicher Exaktheit festgestellt werden. bewesen sind also vorhanden, fesseln unser wissen- Ebbe und Flut, die Gezeiten also, stellen die unmittel- Ganz anders verhält es sich mit der „mondsüchtigen“ schaftliches Interesse, sind aber insgesamt von unter- barste Auswirkung des Mondes auf das irdische Leben Fortpflanzung im Tierreich. Schon Aristoteles beob- geordneter Bedeutung. Doch inwieweit ist die Existenz ROBERT ILLEK dar. Die nach einem bestimmten zeitlichen Muster um achtete im 4. Jhdt. v. Chr. einen Zusammenhang zwi- des Mondes für irdisches Leben erforderlich? die Erde laufenden Wellenberge der Ozeane sind zum schen den Eierstöcken der Seeigel und den Mondphasen. Ohne Mond verhielten sich nachtaktive Tiere anders, einen das Ergebnis der Anziehungskräfte von Sonne Das Anschwellen der Eierstöcke (sowie auch die Reifung die Tageslänge betrüge ohne Gezeitenbremse etwa 15 Ausscheidungen eines Wattwurms (Arenicola marina), und Mond, und zum anderen der aus der Erdrotation der Spermien) findet vorwiegend zur Vollmondzeit statt. statt 24 Stunden, Ebbe und Flut hingen nur mehr von einem typischen Bewohner der Europäischen Wattmeere. Die Fortpflanzung der Würmer findet bei Vollmond statt. resultierenden Fliehkraft. Die Anziehungskraft der Der Mond übernimmt die Rolle eines Zeitgebers, der der Gravitation der Sonne und der Erdrotation ab. Der Sonne schlägt in diesem Spiel der Kräfte mit etwa 46 dafür sorgt, dass Eier und Spermien möglichst gleich- entscheidendste Einfluss des Erdtrabanten ist jedoch An der „inneren Uhr“ des Borstenwurms Platynereis Prozent der Mondkraft zu Buche. Während auf den of- zeitig den Weg zueinander finden. Seit Aristoteles ha- die Stabilisierung der Erdachse, die in der kommenden dumerilii wird am Zentrum für molekulare Biologie in fenen Weltmeeren der Tidenhub lediglich 0,6 Meter be- ben Naturforscher hunderte von Tierarten gefunden, Milliarde von Jahren lediglich zwischen 22 und 25 Grad Wien geforscht. trägt, können in bestimmten Küstenbereichen, zum deren Lebensrhythmik sich am Mond orientiert. Ko- schwanken wird. Ohne den Mond als Stabilisator könn- Beispiel im Nordwesten Europas, Unterschiede von bis rallen etwa stoßen innerhalb weniger Nächte Myriaden te die Neigung der Erdachse zwischen 0 und 85 Grad KRISTIN RAIBLE-TESSMAR zu elf Metern auftreten. Die Kombination mit beson- von Eiern und Spermien aus. Am bekanntesten ist wohl variieren – was fatale Klimaschwankungen zur Folge ders flachen Küstenbereichen schafft die Voraussetzung die Wurmhochzeit des Palolos (Eunice viridis): Das vom hätte. Ob sich in Anbetracht dieser „Torkel-These“ hö- für einen ganz besonders reizvollen Lebensraum: das Mond synchronisierte Massenauftreten reifer Hin- here Lebensformen und stabile Ökosysteme entwickeln Watt. Eine sensible Lebensgemeinschaft ist hier ganz terenden, meist eine Woche nach Vollmond im Oktober, hätten können, darf bezweifelt werden. So gesehen ver- auf das Auftreten von Ebbe und Flut ausgerichtet, wo- überfordert jeden Fressfeind. Für die ortsansässige Be- danken wir dem Mond vermutlich nicht mehr und nicht bei sich der für die Lebenswelt so wesentliche Unter- völkerung auf Samoa ist dann „Tatelega“, Palolozeit, Zeit weniger als unsere Existenz. Ω
6 ZOOLOGIE Thema Zum Nachlesen: Von Florian Kunz, Kunz et al. (2018) Mitochon- Elisabeth Haring, Frank Zachos drial phylogenetics of the und A nita Gamauf (†)* goshawk Accipiter [gentilis] superspecies. J Zool Syst Evol Res. DOI: 10.1111/ jzs.12285; https://www.on- linelibrary.wiley.com/ doi/10.1111/jzs.12285 DER HABICHT: Eine Superspezies Habichte sind mittelgroße Greifvögel mit einer Körper- im Fokus länge von 46 bis 63 Zentime- tern und einer Spannweite von 89 bis 122 Zentimetern. Sie er- nähren sich überwiegend von Vögeln und kleinen Säugetie- ren. Die Art ist nicht gefährdet. D er Habicht (Accipiter gentilis) ist ein mit- telgroßer waldbewohnender Greifvogel, der vor allem andere Vögel und kleinere Säugetiere erbeutet. Jahrhundertelange Bekämpfung durch den Menschen sowie Lebensraumverlust haben die Habichte in der Vergan- genheit stark dezimiert. Erst in den letzten Jahrzehn- ten haben sich die Bestände durch Schutzmaßnahmen wieder stabilisiert. Bisherige systematische Arbeiten unterstellten dem Habicht eine „holarktische“ Verbrei- SHUTTERSTOCK (2) tung (Eurasien, Nordamerika und Nordafrika). In einer aktuellen Studie wurde mit molekulargenetischen Me- PIXABAY thoden hinterfragt, ob es sich in dem riesigen Verbrei- tungsgebiet tatsächlich um eine oder doch um mehre- Europäischer Habicht (Accipiter gentilis) im Habichtbälge. Das Weibchen ist re Arten handelt. Porträt deutlich größer als das Männchen. DER HABICHT UND SEINE VERWANDTSCHAFT Die nächsten Verwandten des Habichts sind der Mey- SUPER FORSCHUNG AN SUPERSPEZIES Voraussetzungen für den richtigen Umgang mit Um- ershabicht (Accipiter meyerianus aus Indonesien und Hier kann das NHM Wien (wieder einmal) punkten. Mit welt und Lebewesen schaffen. Vor allem vor dem Hin- Papua-Neuguinea), der Madagaskarhabicht (Accipiter vielen Proben aus der eigenen Sammlung sowie einigen tergrund des durch den Menschen verursachten sechs- NHM WIEN/F. KUNZ henstii aus Madagaskar) und der Trauerhabicht (Acci- von kooperierenden Museen konnten in den Zentralen ten großen Massensterbens wird deutlich, wie sehr un- piter melanoleucus aus dem zentralen und südlichen Forschungslaboratorien genetische Untersuchungen sere Wahrnehmung auf der taxonomischen Ebene der Afrika). Diese vier Arten wurden schon 1966 als sehr erstmalig an allen Arten und sämtlichen Unterarten Art beruht. Klassischer Naturschutz bezieht sich fast ähnlich erkannt und sind seitdem ein Musterbeispiel durchgeführt werden. Damit waren wir in der Lage, eine ausschließlich auf Tier- und Pflanzenarten und benötigt für den Begriff der „Superspezies“: Dieser Terminus deutliche Spaltung zwischen den nordamerikanischen lungen zu finden ist, erzielt werden können. Genetische daher eine zweckmäßige und abgesicherte Systematik. bezeichnet eine Gruppe von nach klassischen taxono- und den eurasischen/nordafrikanischen Habichten fest- Methoden spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Eine direkte Konsequenz der Studie ist die dringen- mischen Merkmalen „guten“, aber eben sehr ähnlichen zustellen. Überraschend ist die Tatsache, dass die drei de Frage, ob eine Revision – also eine Änderung in der und nahe verwandten Arten. Die nahe Verwandtschaft weiter südlich vorkommenden Arten (Madagaskar, Süd- SUPERINTERESSANTE SYSTEMATIK allgemeinen Systematik der Habichte – notwendig ist. der Accipiter-Arten bei extrem weiter Verbreitung wirft ostasien, Afrika) näher mit den eurasischen Habichten Die Umwelt zu begreifen und zu verstehen war schon Sollte man „den Habicht“ in Zukunft in zwei Arten, eine spannende Fragen zu ihrer Entstehung auf. Bis heute verwandt sind als diese mit ihren vermeintlichen nord- immer ein zentrales Interesse des Menschen. Einen we- nordamerikanische und eine eurasische/nordafrikanische, gibt es keine allgemein anerkannte Systematik in die- amerikanischen Artgenossen. Trotz großer äußerlicher sentlichen Teil im Prozess des Verstehens bilden Syste- teilen? Dies würde bedeuten, dass diese zwei Arten dann ser Gruppe, nicht zuletzt auch deshalb, weil Untersu- Ähnlichkeiten scheinen die amerikanischen Habichte matisierung und Klassifikation, also das Erkennen von auch im Naturschutz und Wildtiermanagement vonein- chungsmaterial nachvollziehbarerweise schwer zu be- von ihren eurasischen Verwandten schon sehr lange Objekten gleicher Art sowie deren Gruppierung nach ander getrennt betrachtet werden müssten. Ω kommen ist – man bedenke die geografischen Distan- getrennt zu sein. Es zeigte sich einmal mehr, welch relevanten Gemeinsamkeiten. Es sind gerade biosyste- zen, aber auch naturschutzfachliche Überlegungen überraschende Ergebnisse anhand von umfangreichem matische Arbeiten wie diese, welche hoch relevante Fra- *) in memoriam Anita Gamauf, die dieses Projekt wesentlich (fast alle Arten zeigen einen abnehmenden Trend). Probenmaterial, wie es in wissenschaftlichen Samm- gestellungen unserer Zeit behandeln und maßgebliche mitgestaltet hat und die 2018 viel zu früh verstarb.
8 BIODIVERSITÄT 9 Zum Nachlesen: Von Susanne Reier, Reier et al. 2019: An integ- Helmut Sattmann und rative taxonomic approach Elisabeth Haring to reveal the status of the genus Pomphorhynchus Monticelli, 1905 (Acantho- cephala: Pomphorhynchi- dae) in Austria. Internat. J. Würmer ohne for Parasitology: Parasites Konfokale Laserscanmikros- and Wildlife 8: 145-155. kopie und histologische Re- https://doi.org /10.1016/ konstruktionen der Haken an Grenzen j.ijppaw.2019.01.009 den Rüsseln der drei gefunde- nen Pomphorhynchus-Arten. K A + D: P. tereticollis; ratzer sind parasitische Würmer ohne Biodiversität ist kein Monopol prestigeträch- B + E: P. bosniacus, häufigste Mund und ohne Verdauungstrakt, mit ei- Art in unserer Studie; tiger Säugetiere, Vögel, Tagfalter und Orchi- ner dicken Körperdecke, die sie vor den C + F: P. laevis, die zuvor deen. Auch winzige Mikroben, Pilze und Verdauungsenzymen der Wirte schützt einzige für Österreich Algen sowie unscheinbare Insekten und und mit einem hakentragenden Rüssel, beschriebene Art der zur Festheftung im Wirt dient. Dieses Merkmal hat Würmer spielen dabei eine wichtige Rolle. ihnen auch ihren wissenschaftlichen Namen Acantho- Und auch Parasiten, die meist übersehen cephala („Dornenköpfe“) eingetragen. Kratzer leben im werden. Dabei machen sie mehr als die Darm von Wirbeltieren, besonders häufig in Fischen. Verschiedene Entwick- Eine ungewöhnlich große Art, der bis zu 70 Zentimeter lungsstadien von unter- Hälfte der Arten aus, steuern die Evolution lange Riesenkratzer, parasitiert mitunter auch in Men- schiedlichen Arten der und regulieren Populationen, wodurch sie schen. Die Übertragung erfolgt durch den Verzehr ro- Kratzer (sofern nicht für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen her Käferlarven. Die Fische hingegen infizieren sich anders angegeben alle meist über Kleinkrebse oder Wasserinsekten, in denen Maßstäbe 500 µm): und die Vielfalt positiv beeinflussen. Im sich die Larven der Parasiten entwickeln. In der Regel A: Ei von Acanthocepha- Rahmen der Initiative Austrian Barcode of ist der Befall mit Kratzern für die Wirte harmlos und lus lucii; unauffällig, abhängig von der Intensität des Befalles. B: Larve von Pomphorhyn- Life (ABOL) wurden einige Fischparasiten chus tereticollis; In unserem Projekt, das im Rahmen der Initiative mittels molekulargenetischer Methoden Austrian Barcode of Life (ABOL) stattfand, wurden ver- C: Jugendstadium von S. REIER; T. SCHWAHA (3) Pomphorhynchus laevis; genauer unter die Lupe genommen. schiedene heimische Fische auf Parasiten untersucht. D 1: Weibchen von Echi- Dabei wurden zahlreiche unterschiedliche Arten von norhynchus cf. borealis Kratzern gefunden. Die molekulargenetische Untersu- D2: Männchen von Echi- chung dieser Würmer brachte überraschende Befunde: norhynchus cf. borealis In den untersuchten Gattungen wurde eine unerwartet hohe genetische Vielfalt aufgespürt, die uns vor Augen sondere für die Flussbarbe. Zwischenwirte aller drei führt, wie schlecht diese Tiergruppe bisher erforscht genannten Arten sind Bachflohkrebse. In den letzten ist. Jahren hat eines dieser Krebschen, das ursprünglich in Sezierter Darm einer Flussbarbe mit einem Massen- der Region um das Schwarze Meer beheimatet war, ei- befall von Pomphorhynchus bosniacus. WAREN SIE IMMER SCHON DA? nen Siegeszug Donau-aufwärts genommen, transpor- Beispielsweise lassen sich Arten der Gattung tiert mit dem Ballastwasser der Donauschiffe. Auch Pomphorhynchus morphologisch kaum unterscheiden diverse Fischarten sind eingewandert. Auf diese Weise und waren in Österreich bisher nur mit der Art könnten auch deren Parasiten mitgekommen sein. Pomphorhynchus laevis vermeldet. Diese Art ist auffäl- Ein weiteres denkbares Szenario ist, dass alle drei lig gelb-orange gefärbt und weist oft eine hohe Befalls- Arten schon immer da waren und ihre Identität mit den dichte im Fischdarm auf. Ihren Gattungsnamen (lat. klassischen Untersuchungsmethoden, aufgrund der er- pomphus = Blase, rhynchus = Rüssel) hat sie von einer wähnten morphologischen Ähnlichkeit, nicht regist- charakteristischen Auswölbung am Grunde ihres Rüs- riert worden war. Die Existenz dieser Arten in unserem sels. Unsere Analysen ergaben, dass die genannte Art Ökosystem stellt aus medizinischer Sicht kein Problem in Österreich eher selten vorkommt. Dafür fanden wir dar – im Gegenteil: Sie knüpfen das ökologische Netz eine zweite Art, die aus Nord- und Westeuropa bekannt vielleicht dichter. Problematisch dagegen ist unser ge- ist, und – sogar am häufigsten – eine dritte Art, die aus ringes Wissen über die Arten und die Komplexität der Südosteuropa beschrieben, aber vorher noch nicht mo- Ökosysteme, weil wir ohne Kenntnis auch die Folgen lekulargenetisch charakterisiert war. Diese dritte Art von Umweltveränderungen ungenügend abschätzen zeigte eine Vorliebe für bestimmte Fischarten, insbe- können. Ω
10 SAMMLUNGSGESCHICHTE 11 Von M athias Harzhauser, Andreas TEXTKNAME roh und Christian Scheuer Eine nach dem Naturselbstdruck- Verfahren angefertigte Kupferplatte von Ettingshausen. Der Druck zeigt alle Details des dargestellten Eisenhuts. CONSTANTIN ETTINGSHAUSEN – Pionier der Paläobotanik und seine NHM WIEN/ALICE SCHUMACHER (3) 148 Jahre alte „Neue“ Sammlung S eit der Eroberung des Festlandes durch Pflan- zen vor 470 Millionen Jahren veränderten diese die Erde und ihre Atmosphäre nachhal- tig. Mit den Pflanzen entwickelten sich auch Fossiles Blatt einer Symbiosen mit Pilzen. Eine neue Form von Buche aus dem Verwitterung begann die Landschaften zu verändern, frühen Miozän von Moskenberg bei erstmals entstanden Böden. Neue Ökosysteme und Leoben. Das Objekt komplexe Nahrungsketten prägten schon bald das wurde bereits 1894 Landleben. Weitere Umbrüche waren die Entstehung von Ettingshausen erster Wälder im Devon vor 390 Millionen Jahren und in einer Monogra- die gewaltige Sauerstoffproduktion der Steinkohlen- phie in den Denk- Einblick in die „neue“ Ettingshau- wälder vor etwa 300 Millionen Jahren. Die Ausbreitung schriften der k.k sen-Sammlung im Naturhistori- von Blütenpflanzen ab der frühen Kreidezeit vor 130 Akademie der Wis- schen Museum in Wien. Millionen Jahren war ein weiterer bedeutender Schritt, senschaften abgebil- der bis heute die Vegetation – und unsere Gärten – prägt. det und beschrieben. Das Wissen um diese Ereignisse basiert auf dem Stu- sammengestellt. 1871 wurde er an die Universität Paläozoikum bis ins Tertiär ab. Viele der mehr als dium fossiler Reste von Pflanzen, wie etwa Pollen, in- Graz versetzt, wo er als Professor für Botanik bis zu 12.000 Objekte wurden von Ettingshausen wissen- kohlten oder verkieselten Früchten, Blättern und Höl- seinem Tod 1897 wirkte. Neben seinen paläobotani- schaftlich beschrieben und in seinen Publikationen il- zern. PaläobotanikerInnen versuchen, die Fossilien zu schen Arbeiten war Ettingshausen auch ein Pionier lustriert. Als Typus-Exemplare für neue Arten und als bestimmen, und können aus der Florenzusammenset- in der wissenschaftlichen Darstellung rezenter Pflan- Abbildungsoriginale haben sie einen besonders hohen zung mitunter präzise Aussagen über Temperatur, Sai- zen mit einer Methode namens „Naturselbstdruck“. wissenschaftlichen Wert. Diese Sammlung ist Eigen- sonalität und Niederschlag ableiten. Aus der Dichte der Dabei wurden Pflanzen in Bleiplatten gepresst, und tum des Instituts für Biologie der Universität Graz. Was Spaltöffnungen auf fossilen Blättern kann sogar der von diesen wiederum wurden durch Galvanisierung für PaläobotanikerInnen noch heute einen unschätz- damalige CO2-Gehalt der Atmosphäre rekonstruiert Kupfertiefdruckplatten gefertigt. Diese Naturselbst- baren Fundus zur Erforschung der geologischen Ge- werden. Die Grundlage für diese modernen Analysen drucke waren eine botanische Revolution und gipfel- schichte repräsentiert, ist für die universitäre Botanik, sind die wissenschaftlichen Sammlungen in den Muse- ten in der Publikation eines zwölfbändigen Werkes aufgrund der geänderten Forschungsschwerpunkte, we- en und Universitäten. Mit mehr als 125.000 Fossilien mit 1000 Abbildungen von Pflanzen der österrei- niger relevant. Im Rahmen der Umgestaltung im Be- ist die paläobotanische Sammlung des NHM Wien die chisch-ungarischen Monarchie. Einige der historisch reich Pflanzenwissenschaften des Instituts für Biologie größte ihrer Art in Österreich. wertvollen Kupferplatten sind heute an der Univer- beschloss die Universität Graz daher, die Ettingshau- Die historisch ältesten Pflanzenfossilien, die im sität Wien und am NHM Wien erhalten. sen-Sammlung als Dauerleihgabe an das NHM Wien NHM Wien aufbewahrt werden, gelangten mit der be- abzugeben. rühmten Sammlung des Florentiner Gelehrten Cheva- DAUERLEIHGABE AM NHM WIEN Zusammen mit 44 extra angefertigten Sammlungs- lier de Baillou nach Wien, die Kaiser Franz I. im Jahr Während seiner Tätigkeit in Graz begründete Ettings- kästen kam die Sammlung Anfang 2019 nach Wien, wo ARCHIV NHM WIEN 1748 erwarb. Der Kern der paläobotanischen Sammlung hausen am damaligen Phytopaläontologischen Labo- sie nun der internationalen Forschungs-Community am NHM Wien ist jedoch deutlich jünger und wurde ratorium eine weitere bedeutende paläobotanische wieder uneingeschränkt zugänglich ist. Die zwei wich- durch den 1826 in Wien geborenen Paläobotaniker Con- Sammlung. Wie eine geologische Zeitreise bildet die tigsten paläobotanischen Sammlungen von Ettingshau- stantin Freiherr von Ettingshausen im Jahr 1879 zu- Sammlung die Entwicklung der Pflanzenwelt seit dem sen sind jetzt in Wien vereint. Ω Porträt von Constantin Freiherr von Ettingshausen aus der Öster- reichischen Botanischen Zeitschrift, Band 9/10, Jahrgang 1897
12 MOLLUSKEN 13 Von Anita Eschner AUS ALT MACH NEU stand der Weichtiergemeinschaften im östlichen Mittel- meer, 150 Jahre nach Eröffnung des Suezkanals, für wei- tere Forschungen erhalten bleiben und zugänglich sein! Forschung in der Auch die Bedeutung alter Belegstücke der Mollusken- sammlung, deren Weichkörper in Ethylalkohol konser- Molluskensammlung viert sind, hat sich in jüngster Zeit stark erhöht. Durch den Einsatz molekulargenetischer Methoden ist es bei- spielsweise möglich, auch aus einer vor über 100 Jahren Wieso horten die Sammlungen naturwissenschaftlicher Museen gesammelten, konservierten Weinbergschnecke brauch- unzählige Belegstücke einer einzigen Art? Reicht es nicht, einfach jeweils bare DNA-Sequenzen für weitere Analysen zu gewinnen. Blick in eine umfangreiche Privatsammlung mit Material Somit eröffnen alte Belegexemplare neue Forschungs- eines oder wenige Exemplare von einer Spezies aufzubewahren? aus dem Mittelmeer und Roten Meer, die im Frühjahr 2019 ansätze, die in aktuellen Projekten wie etwa der ABOL- als Geschenk an die Molluskensammlung des NHM Wien ging. Initiative (Austrian Barcode of Life/www.abol.ac.at) auch für Weichtiere in Österreich zur Anwendung kommen. D Aktuelle Sammlungsgläser zum ABOL-Mollusken-Projekt. Seltene, regional verschwundene, ja selbst ausgestor- ie Schnecken schauen ja eh alle gleich aus, ja: Woher kommt diese Art ursprünglich? Oder war die bene Tiere, können durch die in Museumssammlungen wieso so viele davon aufbewahren? Diese Art schon früher hier zu finden, womöglich unter einem konservierten Exemplare untersucht werden und den und ähnliche Fragen kennt jede/r Samm- anderen Namen? Für diese und ähnliche Fragestellun- Aufbau einer umfassenden genetischen Biodiversitäts- lungsverantwortliche im NHM Wien nur gen, auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel, sind Datenbank sinnvoll ergänzen. Die im Rahmen der ABOL- zu gut! Wissenschaftliche Sammlungen an reichhaltige, gut dokumentierte Museumssammlungen Initiative neu gesammelten Schnecken und Muscheln Museen sind nicht nur „Hüter“ der wertvollen Typus- wahre Fundgruben für Wissenschaftler. aus Österreich sind durch entsprechende Belegexempla- Exemplare – die „Merkmalsträger“, nach denen neue Ar- re und Gewebeproben in der Molluskensammlung und ten beschrieben werden –, sondern auch wichtige Archi- ÖFFNUNG DES SUEZKANALS in der DNA-Sammlung der Molekulargenetik am NHM ve der Artenvielfalt und Belegsammlungen zur Biodiver- Ganz aktuell gibt es dazu eine Zusammenarbeit mit dem Wien für weiterführende Analysen aufbewahrt. Somit sität. Sie zu erhalten, laufend zu erweitern und Paläontologischen Institut der Universität Wien, wo in kann auch in Zukunft mit neuen Forschungsmethoden kontinuierlich fortzuführen sind zentrale Tätigkeiten einem mehrjährigen Forschungsprojekt die Veränderun- wieder auf dieses wichtige Museumsmaterial zurückge- der verantwortlichen Kuratorinnen und Kuratoren. gen des Artenspektrums im östlichen Mittelmeer seit griffen werden. Ω Durch den Vergleich einer größeren Anzahl von Indivi- der Öffnung des Suezkanals (1869) und der Erweiterung NHM WIEN (4) duen einer Art lassen sich oft wichtige Unterschiede in der Fahrrinne 2015 untersucht werden. Besonders wert- Aussehen, Größe, Form oder Färbung von einzelnen Tie- voll sind dabei die Sammlungsbelege der ozeanografi- ren oder Populationen erkennen und so Einblicke in die schen Expeditionen des Schiffes „Pola“ in das Mittelmeer Variabilität innerhalb dieser Art gewinnen. Vergleicht und das Rote Meer (1890–1898). Sie bilden eine wichtige man Populationen aus verschiedenen Verbreitungsge- Grundlage für vergleichende Studien, da sie das Artenin- bieten, lassen sich oft ganz typische lokale Formen her- ventar der Ende des 19. Jahrhunderts vorgefundenen ausfiltern, aus denen sich über einen längeren Zeitraum Molluskenfauna in diesen beiden Meeren detailliert er- sogar getrennte Arten entwickeln können. fasst haben. Besonders bei Vergleichen mit aktuellen Se- Aber nicht nur Umfang und Vielfalt, sondern auch der dimentproben sind die Pola-Belegstücke wichtig, da auch zeitliche Aspekt, der in Sammlungen mit langer histori- schwer zugängliche Tiefseeregionen systematisch besam- scher Tradition meist gut dokumentiert ist, ist heute melt und gut dokumentiert wurden. Nach Beendigung sehr wichtig und gefragt. Gab es die Art XY schon vor des Forschungsprojektes wird der größte Teil der neuen 100 Jahren in dieser Region? Ist sie ein Neozoon (eine Aufsammlungen in die Molluskensammlung aufgenom- neu eingeschleppte oder eingewanderte Tierart)? Falls men und diese wesentlich bereichern. So wird der Zu- Vexillum vulpecula: „Kleiner Fuchs“ lautet der deutsche Name dieser Schnecke aus der Familie der Mitraschne- cken. Die innerartliche Variabilität und Farbenvielfalt dieser Exemplare von den Philippinen ist beeindruckend.
14 VERMITTLUNG 15 Von Susanne M ayrhofer KART RUNNER Schlüpfe in die Rolle von Karl dem Maulwurf und hilf ihm Erstes Game-Jam dabei, so viele Mineralien wie möglich zu sammeln. Aber Achtung! In den Tiefen der Minen warten gefährliche im NHM Wien Hindernisse auf dich, die es zu vermeiden gilt. EntwicklerInnen: Laura Cesar, Kristoph Noitz, Catherine Calupas, Christian Munteanu Hochmotivierte SchülerInnen entwarfen in einem fünftägigen Game-Jam (Spiele-Entwick- S lungs-Zusammenkunft) gemeinsam vier ie planten, diskutierten, designten und pro- GUIDING LIGHT grammierten. Hin und wieder konnten sie ist ein Puzzlespiel, bei dem es deine Aufgabe ist, mit ei- Online Spiele zum Thema „Digitale Minerale“. durch ein Mittagessen kurzfristig von ihrem nem Lichtstrahl immer tiefer in die Erde vorzudringen. Plan abgelenkt werden – doch nicht lange, Doch das ist gar nicht so einfach, denn oft muss das Licht denn sie hatten nur ein Ziel. Die Rede ist von erst geschickt gelenkt werden, bevor es die wertvollen Mi- 15 hoch-motivierten HTL-SchülerInnen, die sich zur Auf- gabe gesetzt hatten, innerhalb von fünf Tagen vier Spie- neralien zum Funkeln bringen kann. le zum Thema „Digitale Minerale“ zu entwickeln. EntwicklerInnen: Ian Hornik, Felix Strobl, A aron Von 6. bis 10. Mai 2019 wurde der Vortragssaal des Ziganek, Johanna Seeburger NHM Wien zum Schauplatz eines Game-Jams, innerhalb dessen in Zusammenarbeit mit den Unternehmen „Play- MINERAL MINER ful Solutions“ und „Mipumi-Games“ Kristalle gezüchtet, Du spielst „Bill Drill“ den Bohrer. Ziel ist es, dich durch Ideen entwickelt, erste Prototypen entworfen, Spiele ge- Erstellen der verschiedene Erdschichten zu graben und unterschied- testet und schließlich vier Online Games für die erste Spiele-Prototypen digitale Ausstellung des NHM Wiens „Evolution der Mi- lichste Mineralien an die Oberfläche zu bringen. Aber nerale“ entwickelt und präsentiert wurden. Achtung, der Treibstoff könnte dir ausgehen, sammle des- halb die Kohle auf deinem Weg, um länger unter der Erde DAS PROJEKT „DIGITALE MINERALE“ Das Game-Jam war Kern des Projektes „Digitale Mine- bleiben zu können. rale“, gefördert von der Innovationsstiftung für Bildung EntwicklerInnen: M agdalena Wielander, Philipp und dem Österreichischen Austauschdienst (OeAD). Pohler, Aleksandar Nikolic Führungen und Workshops im Ziel war die schülergerechte Umgestaltung der digitalen NHM Ausstellung in Zusammenarbeit mit SchülerInnen aus- GEMOVSKY gewählter Bildungspartner. In die Umgestaltung einge- Züchte Kristalle und schmiede deinen Kunden Ringe nach bunden wurden die 3b der NMSi Feuerbachstraße, die Wahl. Aber lass sie nicht zu lange warten. Und pass auf 1CS der HAS Friesgasse sowie 15 SchülerInnen der HTL- Spengergasse und der HTL-Leyserstraße („Die Graphi- deine Kristallzucht auf – nicht dass dir am Ende noch al- sche“). les über den Kopf wächst!. „Playtesten“ der Mittels diverser Workshops zum Thema „Minerale, EntwicklerInnen: Anna Fink, Clarissa Asinger, Spiele durch die Kristalle und Rohstoffe“ erhielten die SchülerInnen ei- Felix Meissl, Gregor K ampl NMSi Feuerbach- nen Einblick in die Entstehung von Kristallen und Mi- straße und die neralen, in deren Nutzung, vor allem in der Digitaltech- HAS Friesgasse nik, sowie über die Problematik der Rohstoffgewinnung Diese 4 Spiele, die trotz derselben Thematik in ihrer Aus- und der Wichtigkeit des richtigen Recyclings sämtlicher prägung unterschiedlicher nicht sein könnten, können digitaler Endgeräte (die im Alltag der SchülerInnen eine seit August 2019 über die digitale Ausstellung „Evolution wesentliche Rolle spielen). der Minerale“, zukünftig auch über die Eduthek des Bun- Während die HTL-SchülerInnen vier Spiele für die di- desministerium für Bildung, Wissenschaft und For- gitale Ausstellung entwickelten, fungierten die Schüle- schung abgerufen und gespielt werden: rInnen der NMSi- und HAS-Klassen als „Playtester“ die- www.nhm-wien.ac.at/digitorial/evolution_der_minerale ser Spiele sowie der digitalen Ausstellung. Durch diese https://eduthek.at/mitmachen/ wertvollen Feedbacks konnten die Spiele und die digita- NHM WIEN Das Game-Jam le Ausstellung an die Bedürfnisse von SchülerInnen der Team 5. bis 9. Schulstufe angepasst werden. Ω WIR WÜNSCHEN VIEL SPASS BEIM SPIELEN!!!
16 Thema WORTHING, NHM WIEN/KATHARINA JAKSCH NHM WIEN, NHM LONDON/RACHEL NHM Vortrag NHM Thema NHM Kids & Co. WissenschafterInnen des Museums und Gastvortragende Schausammlungsobjekte erzählen spannende Geschichten Gültige Eintrittskarte erforderlich, ab 6 Jahren präsentieren neueste For- zzgl. Führungskarte € 4,- Führungen und Aktivitäten für schungsergebnisse und Familien aktuelle Themen. Gültige Eintrittskarte erforderlich, • Sonntag, 6. Oktober, 15.30 Uhr: Gültige Eintrittskarte erforder- Führungskarte: € 4,- Gemälde in den Schausälen des Museums lich, der Besuch des Vortrags ist Markus Pausch (NHM Wien) frei. Gletscher, Erdpyramiden und Höhlenbewohner entdeckt • Sa., 26., und So., 27. Okt., 14.00 Uhr man im NHM Wien, wenn man die Gemälde in den Schau- • Mi., 30. Okt. bis So., 3. Nov., 14.00 • Mittwoch, 2. Okt., 18.30 Uhr sälen des Hochparterres betrachtet. Mit ihren naturwis- Uhr Auf den Spuren der explodie- senschaftlichen Inhalten waren die Bilder von Anfang an Gruselmonster einmal anders renden Ameisen Borneos als Teil der Schausammlung konzipiert. Ferngläser mit- Ob Schlange, Spinne, Schnecke oder Alice Laciny (Konrad-Lorenz-Ins- bringen! anderes gefährliches, schlatziges titut Klosterneuburg) und Her- oder grausiges Ungetüm – im Muse- bert Zettel (NHM Wien) um erfährst du, wovor du dich wirk- • Sonntag, 27. Oktober, 15.30 Uhr: Zwischen 2014 und 2019 be- lich in Acht nehmen solltest. 30 Jahre „Schnecken entdecken“. Die ultimative schäftigte sich ein internationa- Jubiläumsführung les Projektteam mit den „explo- Peter Sziemer (NHM Wien) • Sa., 9., und So., 10. Nov., 14.00 Uhr dierenden“ Ameisen Südostasi- In den Meeren, im Süßwasser und an Land gibt es weltweit • Fr., 15., bis So., 17. Nov., 14.00 Uhr ens. Ökologie und Evolution über 60.000 Schneckenarten. Sie begeistern uns mit ihrer • Sa., 22., und So., 23. Nov., 14.00 Uhr dieser Tiere waren ebenso Ge- Vielfalt, ihrer Schönheit und einer Reihe von erstaunlichen Eine Reise zum Mond genstand der Forschung wie ihr Anpassungen. Kastensystem und die namens- gebende Selbstaufopferung. Wir • Sonntag, 3. November, 15.30 Uhr präsentieren die spannendsten Die Dunkle Seite des Mondes LANGE NACHT DER Ergebnisse aus der Welt dieser wenig bekannten Insekten. Gabor Herbst-Kiss (NHM Wien) Können wir die dunkle Seite des Mondes beobachten? Und MUSEEN warum sieht die Mondsichel aus wie ein Kipferl? Erfahren • Samstag. 5. Oktober 2019, 18.00 Uhr • Mittwoch, 27. Nov., 18.30 Uhr Sie, wie und wann die kommenden Mondphasen und Fins- Mondsüchtig: 50 Jahre nach der ers- 50 Jahre Mondlandung - Johan- ternisse beobachtet werden können. Auch die Geschichte ten bemannten Mondlandung steht nes Kepler und Jules Verne der Mondbeobachtung und die Bedeutung des Mondkalen- das NHM Wien ganz im Zeichen des Christian Pinter (Wiener Zei- ders in der Entwicklung des Kalenders werden präsentiert. Mondes. Ein riesiges Mondmodell, tung) Mondmeteoriten, urgeschichtliche 1969 betraten erstmals Men- • Sonntag, 10. November, 15.30 Uhr Mondsymbole und Tiere, die sich an schen den Mond. Sie verwirk- Mond und Leben den Zyklen des Mondes orientieren, lichten einen Traum, den schon Andreas Hantschk (NHM Wien) machen Lust auf die Entdeckung un- Johannes Kepler und Jules Ver- Der Mond beeinflusst das irdische Leben durch seine An- seres Nachbarn im All. ne hegten. Kepler kleidete ihn ziehungskraft und die Abstrahlung von Licht. Dies hat in eine der frühesten Science- eine Reihe von Auswirkungen, von der „mondsüchtigen“ Kinderprogramm rund um den Fiction-Erzählungen der Weltli- Fortpflanzung im Tierreich bis hin zu Lebensräumen im Mond (18.00–22.00 Uhr) teratur. Das Manuskript wurde Wechselspiel von Ebbe und Flut. Zündstoff im Hexenprozess ge- NHM WIEN Mikrotheater (19.00, gen seine Mutter. Vor 150 Jah- • Sonntag, 17. November, 15.30 Uhr 20.00, 21.00, 22.00 und 23.00 Uhr) ren sagte dann Jules Verne in Quo vadis Mondraumfahrt? - Vergangenheit, Gegenwart seinen beiden Mondflugroma- und Zukunft NHM Wien Planetarium (halb- nen etliches voraus, das im Christoph Goldmann (NHM Wien) stündlich 19.00–23.30 Uhr) Apollo-Zeitalter eingetreten Der Traum vom Menschen am Mond ging bereits vor über Eine Reise zum Mond ist. 50 Jahren in Erfüllung. Eigentlich etliche Dekaden zu früh, meinen manche Historiker, wenn sie die gesamte NHM Wien Über den Dächern • Mittwoch, 11. Dez., 18.30 Uhr Entwicklung der Menschheit als Zivilisation betrachten. Wiens. Ein kulturhistorischer Spa- Von Meereswürmern und Aber wie kam es dazu? Was bewegt uns heute dazu, auf ziergang durch das Museum und Monduhren den Mond zurückzukehren? Und was wird morgen alles Cocktail auf dem Dach. Halbstünd- Kristin Teßmar-Raible (Universi- möglich sein? Eine spannende Retrospektive der Mond- lich von 18.30 bis 23.30 Uhr. (Be- tät Wien, Institut für molekulare raumfahrt mit einem Blick hinaus in eine mögliche grenzte TeilnehmerInnenzahl, Biologie) Zukunft. € 8,-, ab zwölf Jahren.) Impressum Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags GmbH, Unternehmensbereich LW Media, 3500 Krems, Ringstraße 44/1 und 1060 Wien, Linke Wienzeile 40/22, Österreich. Herausgeber und Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Chefredakteur: DI Martin Kugler. Redaktionsteam Naturhistorisches Museum: Dr. Reinhard Golebiowski, Dr.Andreas Hantschk, Mag. Irina Kubadinow, Dr. Helmut Sattmann, Dr. Herbert Summesberger. Artdirektion: Erich Schillinger. Das Naturhistorische erscheint vierteljährlich als Beilage zum Universum Magazin. „Das Naturhistorische” ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit dem Naturhistorischen Museum. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Universum Magazin.
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