Holzaufkommen im Niedersächsischen Teil des Harzes
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Holzaufkommen im Niedersächsischen Teil des Harzes - Longterm Timber Supply within the State Forests in the Harz Moun- tains in Lower Saxony- A. BADERSCHNEIDER UND TH. BÖCKMANN1 1. Einleitung Der Harz ist eines der größten zusammenhängenden Gebiete der Niedersächsischen Lan- desforstverwaltung. Es besteht aus rd. 67.000 ha Holzbodenfläche, die sich auf 5 Forst- ämter mit der durchschnittlichen Größe von rd. 10.000 ha mit 45 Revieren und den Nati- onalpark Harz mit rd. 16.000 mit 10 Revieren verteilt. Im Vergleich zu den anderen Landeswäldern wird der Harz durch die höhenzonale Gliede- rung bis knapp unter die Baumgrenze bestimmt. Der höchste Berg auf niedersächsischer Seite ist der Wurmberg mit knapp 970 m; der Brocken mit knapp 1140 m als höchste Er- hebung des Harzes liegt auf sachsen-anhaltinischer Seite. Die Waldgeschichte des Harzes wurde bis in das 19. Jahrhundert in großem Maße durch den Bergbau bestimmt. Reparationshiebe führten nach dem Zweiten Weltkrieg in weiten Teilen des Harzes zu einem fast ausschließlichen Anbau der Fichte. Bis in die siebziger Jah- re wurden in der montanen und obermontanen Stufe des Harzes wegen der starken Ver- grasung, fehlender Schutzmittel und Mangel an Saat- und Pflanzgut anderer Baumarten weiter Fichten in Reinbeständen gepflanzt und im Kahlschlagsbetrieb bewirtschaftet. Seit Beginn der 80er Jahre wurde aufgrund der starken Verlichtung der Bestände infolge des „sauren Regens“ vermehrt dazu übergangen, Fichtenreinbestände mit vornehmlich Buche zu unterbauen. Seit Anfang der 90er Jahre greift das Regierungsprogramm „Langfristige ökologische Waldentwicklung in den niedersächsischen Landesforsten (LÖWE)“ (OTTO 1989, 1991) mit dem Ziel, strukturreiche, leistungsstarke Mischbestände aus Laub- und Nadelbaumarten auf den entsprechenden Standorten zu etablieren. 2. Neue Forstorganisation auch im Westharz Die Niedersächsische Landesregierung hat im April diesen Jahres beschlossen, dass die Landesforstverwaltung zum 1. Januar 2005 in eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) mit Sitz in Braunschweig überführt wird. Ausschlaggebend für die Wahl dieser Rechtsform ist 1 Forstoberrat ANDREAS BADERSCHNEIDER ist Inspektionsbeamter für die Inspektion Braunschweiger Bergland, zu der auch der Harz gehört. Forstoberrat Dr. THOMAS BÖCKMANN ist Forsteinrichtungsinspektionsbeamter und leitet das Dezernat Forsteinrichtung im Niedersächsischen Forstplanungsamt in Wolfenbüttel. 1
die damit in besonderem Maße verbundene Chance, zusätzliche Rationalisierungspotenzi- ale durch die Übertragung weiter gehender Handlungsfreiheit und –verantwortung zu er- schließen. Bei gleichzeitig gewahrten Steuerungsmöglichkeiten durch den öffentlichen Auftraggeber sollen vermehrt privatwirtschaftliche Mechanismen genutzt werden. Gleichzeitig werden die gegenwärtig 45 Niedersächsischen Forstämter auf künftig 26, die 340 Revierförstereien auf 274 zusammengeführt. Die insgesamt vorgesehene Personal- einsparung wird 25 Prozent betragen. Mit dieser Neuorientierung wird die Anstalt öffentlichen Rechts in die Lage versetzt, spä- testens ab dem Jahr 2008 den Produktbereich 1 (Produktion von Holz und anderen Er- zeugnissen) mindestens kostendeckend zu gestalten. Die übrigen Produktbereiche (Schutz und Sanierung, Sicherung der Erholungsfunktion, Leistungen für Dritte, Hoheits- und sonstige behördliche Aufgaben) werden dagegen wegen der besonderen Gemein- wohlverpflichtung auch künftig vom Land Niedersachsen finanziert. Im niedersächsischen Teil des Harzes werden ab dem 01.01.2005 die vier Forstämter Clausthal, Lauterberg, Riefensbeek und Seesen mit insgesamt 43 Revierförstereien die um ca. 4.000 ha im Vorharz vergrößerten Harzforsten bewirtschaften. Sie betreuen darüber hinaus über 6.000 ha Genossenschafts- und Kommunalforsten und nehmen zahlreiche Sonderaufgaben wahr. Am 28.08.2004 unterzeichneten die Ministerpräsidenten Niedersachsens und Sachsen- Anhalts, Wulff und Böhmer, den Staatsvertrag zur Zusammenführung der Nationalparke Harz (Niedersachsen) und Hochharz (Sachsen-Anhalt). Die Zusammenführung soll bis spä- testens Ende 2005 abgeschlossen sein. Sitz des künftig 24.703 ha umfassenden gemein- samen Nationalparks wird Wernigerode sein. Eine Außenstelle wird in St. Andreasberg /OT Oderhaus etabliert. 2
Abbildung 1: Forstamtstrukturen im Westharz ab 1.1.2005 3. Ergebnisse der Forsteinrichtung Mit Stichtag 1.10.2003 wurden in allen Landeswäldern des Westharzes, inklusive den Flä- chen des Nationalparks Harz erstmalig eine Forsteinrichtung mit Inventur, Analyse und Planung zu einem einheitlichen Stichtag vollzogen. Alle Flächen wurden durch eine mes- sende Betriebsinventur auf Stichprobenbasis inventarisiert (BÖCKMANN ET AL. 1998). Er- gänzt wurde die Inventur durch einen stark vereinfachten Waldbegang der Forsteinrichter, bei dem objektiv einzelbestandesweise die erforderlichen Bestandesparameter erfasst wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fichte im Harz mit über 70% der Holzbodenfläche nach wie vor die dominante Baumart ist. Buche stockt, vor allem in den Harzrandbereichen, auf knapp 20% der Holzbodenfläche. Die anderen Baumarten, hauptsächlich Roterle und 3
Bergahorn an den Bachläufen sowie Europäische Lärche und zu geringen Anteilen auch E- sche und Douglasie, nehmen eine eher untergeordnete Rolle ein. Die altersklassenmäßige Ausstattung der Westharzer Landeswälder (Abb. 2) ist vor allem durch Flächenüberhänge in der II. bis IV. Altersklasse geprägt, während die oberen Alters- klassen eher als zu gering ausgestattet angesehen werden müssen. Dieser Befund ist, wie überall in Niedersachsen zu beobachten, insbesondere auf die Reparationshiebe nach dem Zweiten Weltkrieg sowie auf die Sturmwurfflächen nach dem Orkan 1972 zurückzufüh- ren. 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 ha 8.000 6.000 4.000 2.000 0 I II III IV V VI VII VIII IX X Altersklasse Eiche Buche Alh ALn Fichte Douglasie Kiefer Lärche Nachwuchs Abbildung 2: Baumartenverteilung nach Altersklassen Durch die gute Verjüngungsfreudigkeit der Bestände sowie durch die umfangreichen Vor- anbauten im Rahmen des Walderneuerungsprogrammes Harz Ende der achtziger Jahre und des LÖWE-Programmes (Beginn der 90er-Jahre) ist mittlerweile auf rd. 14.000 ha Nachwuchs, vornehmlich aus Buche, Fichte und Edellaubbäumen vorhanden. Die im Harz gut wachsende Douglasie ist in der Vergangenheit nur sehr spärlich berücksichtigt wor- den. Die aktuelle Forsteinrichtung hat dieses aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit der Praxis für die nächsten 10 Jahre ein umfangreiches Douglasienanbauprogramm erarbeitet, welches mehrere hundert Hektar Douglasien-Voranbauten vorsieht. 4
Die Inventur brachte zudem große Vorräte, vor allem an Starkholz, zu Tage. Die nachfol- gende Grafik (Abb.3) zeigt die Ergebnisse der messenden Betriebsinventur auf Stichpro- benbasis. 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 Vorrat [Vfm] 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 10-25 cm 25-30 cm 30-35 cm 35-40 cm 40-45 cm 45-50 cm 50-55 cm 55-60 cm 60-65 cm < 10 cm >65 cm BHD-Klassen Eiche Buche ALh ALn Fichte Douglasie Kiefer Lärche Abbildung 3: Vorratsstruktur nach BHD-Klassen Beachtlich sind die hohen Vorräte an zielstarkem Holz bei Fichte und Buche. Zielstärke ist in den Niedersächsischen Landesforsten bei Fichte ab BHD 45 cm (bei Ausbauchung durch Schälschäden ab 50 cm) und bei Buche ab 65 cm definiert. Bei entsprechender Entwer- tung kann die Zielstärke, vor allem bei Buche, einzelbestandesweise auch nach unten kor- rigiert werden. Derzeit sind bei der Fichte rd. 1,85 Mio. Vfm, bei der Buche rd. 700.000 Vfm in der Ziel- stärke vorhanden. Beträchtliche Vorratsanteile werden in den nächsten 10 bis 20 Jahren in die Zielstärke einwachsen. Allein bei Fichte werden in den nächsten 10 Jahren mindes- tens 1,5 bis 2,0 Mio. Vfm die Zielstärke erreicht haben. Bei Buche kommen in den nächs- ten 10 Jahren rd. 0,7 bis 1,0 Mio. Vfm in die Zielstärke. Das Vorhandensein von zielstarkem Holz allein lässt noch nicht auf deren waldbauliche Realisierungsmöglichkeiten schließen. Die waldbauliche Planung im Einzelbestand als Er- gebnis der intensiven Zusammenarbeit zwischen Forsteinrichtung und Praxis kommt für 5
die nächsten 10 Jahre zu dem Resultat, dass rd. 235.000 Vfm Fichtenstarkholz pro Jahr aus waldbaulicher Sicht genutzt werden können. Zusätzlich fallen noch rd. 140.000 Vfm pro Jahr aus der Pflege von Fichtenbeständen an. Die Nutzung starker Fichte soll sich nicht nur auf die Wirtschaftsforstämter erstrecken. Auch im Nationalpark kann und soll starke Fichte in den Waldumbaubereichen in beträchtlichem Umfang genutzt werden, um die Waldentwicklung in Richtung der natürlichen Buchenwaldgesellschaften voranzutreiben. Bei Buche sollen vom jährlichen Gesamthiebssatz von 85.300 Vfm rd. 46.500 Vfm pro Jahr im Rahmen der Endnutzung realisiert werden. Einiges an starker Buche wird nicht genutzt werden können und soll als Habitatbaumgruppen im Wald verbleiben, da es auf- grund der orographischen Verhältnisse nur mit beträchtlichem Aufwand zu werben wäre. Bei Betrachtung der Vorratsstruktur wird ersichtlich, dass selbst bei vollständiger Realisie- rung der geplanten Nutzungsmassen, allein aufgrund des guten Zuwachsniveaus bei Fich- te und Buche nach 10 Jahren mindestens gleiche Zielstärkenpotentiale wieder zur Nut- zung zur Verfügung stehen. Die Nutzungspotentiale werden somit auch über das Jahr 2013 hinaus vorhanden sein. Tabelle 1: Übersicht vermarktungsfähiger Nutzungsmassen Landeswälder Harz Hiebssatzaufgliederung Stichtag: 01.10.03 Landeswälder im Harz, inkl. Nationalpark Harz jährlicher Vermarktungsfähige Nutzungsmassen Fläche Hiebssatz Stammholz Industrieholz Baumarten- mittl.Mitten- gruppe insgesamt insgesamt Massen durchmesser* Massen [ha] [%] [Vfm/Jahr] [Fm/Jahr]** [%] [Fm/Jahr] [cm] [%] [Fm/Jahr] Eichen 944,4 1% 2.603 1.573 55% 862 39,4 45% 712 Buchen 13.815,3 21% 85.294 55.424 54% 29.883 48,0 46% 25.542 ALh 1.318,7 2% 4.985 3.239 23% 745 34,7 77% 2.494 ALn 1.745,6 3% 1.462 950 8% 76 32,4 92% 874 Fichten 46.816,1 70% 374.377 281.879 81% 228.798 30,6 19% 53.081 Douglasien 415,5 1% 2.782 1.956 71% 1.392 31,7 29% 564 Kiefern 179,0 0% 969 722 76% 550 25,7 24% 172 Lärchen 1.180,0 2% 7.578 5.271 65% 3.426 24,2 35% 1.844 Gesamt 66.414,6 100% 480.051 351.015 76% 265.732 32,5 24% 85.283 * durchschnittlicher Mittendurchmesser(nicht BHD) des Stammholzes ** Fm = Derbholz (Vfm) abzüglich Ernte-, Schnittverluste sowie nicht aufgearbeitetes Derbholz (X- Holz) Die waldbaulich in jedem Einzelbestand geplanten Nutzungsmassen entsprechen nicht den vermarktungsfähigen Massen, da Ernte- und Rindenverluste sowie nicht aufzuarbei- tende Vorratsanteile (X-Holz) noch nicht berücksichtigt sind. Zur besseren betrieblichen In- formation und Steuerung wurde daher von SPÄTH ET AL. (2004) im Niedersächsischen Forstplanungsamt ein Modell entwickelt, welches aus diesen waldbaulichen Hiebssätzen aufgrund des praktischen Einschlagsverhaltens vermarktungsfähige Nutzungsmassen, ge- trennt nach Stammholz und Industrieholz berechnet. Für das Stammholz wird zudem al- 6
tersklassenweise der Stärkeklassenschwerpunkt (mittlerer Mittendurchmesser des Stamm- holzes) angegeben. Bei Buche fallen jährlich im Rahmen der geplanten Nutzungen rd. 30.000 Fm vermark- tungsfähige Stammholzsortimente in einer, über alle Altersklassen gemittelten Stärkeklas- se L 4b an. Bei Fichte ergeben sich vermarktungsfähige Stammholzsortimente in einer Größenordnung von jährlich rd. 230.000 Fm in einer über alle Altersklassen gemittelten Stärkeklasse L 3a. Hiervon wird der überwiegende Teil (jährlich rd. 140.000 Fm) als Stark- holz mit einer mittleren Stärkeklasse von L 3b in den über 80-jährigen Beständen anfallen. Der Industrieholzanfall in den Harzforsten wird sich in Abhängigkeit von der Aushaltung in Lang- oder Kurzholzsortimente auf rund 90.000 Fm je Jahr belaufen. 4. Arbeitskapazitäten Die traditionell motormanuell durchgeführte Holzernte wurde in den Niedersächsischen Landesforsten in den vergangenen 15 Jahren zunehmend mechanisiert. In den Harzforst- ämtern wurden im Forstwirtschaftsjahr 2001 rd. 39 % des Gesamteinschlages durch Vol- lernter getätigt. 2002 waren es bereits 44 %. Mittelfristig sollen etwa 60 % des Ein- schlages durch Harvester geerntet werden. Eine noch weitergehende Mechanisierung scheitert an dem beträchtlichen Anteil mit derzeit verfügbarer Technik nicht befahrbarer Steilhänge sowie an dem weiterhin manuell zu erntenden, stark wertdifferenzierten Laub- starkholz. Dem Forstamt Lauterberg ist ein Maschinenstützpunkt zugeordnet, welcher unter ande- rem zwei Vollernter und zwei Forwarder in den Harzer Forstämtern einsetzt. Hierdurch wird ein sehr hohes Maß an Flexibilität und Zuverlässigkeit in der Holzbereitstellung er- reicht. Darüber hinaus wird ein erheblicher Anteil des hochmechanisierten Einschlages durch Unternehmermaschinen abgedeckt. Für die motormanuelle Holzernte stehen ein ausreichender Mitarbeiterstamm angestellter Waldarbeiter in den Forstämtern sowie bedarfsweise einzusetzende Unternehmerarbeits- kräfte zur Verfügung. Die Holzrückung erfolgt weit überwiegend durch Unternehmer. 5. Logistik Die Waldflächen der Westharzer Forstämter sind mit über 40 m je Hektar LKW-fähigen Wegen sehr gut erschlossen. Winterlichen Einschränkungen der Befahrbarkeit kann durch eine Verlagerung der Einschlagstätigkeit in die weniger schneeträchtigen Harz- randlagen entgegengewirkt werden. 7
Die Konzentration auf der Abnehmerseite erfordert von den Forstbetrieben in zunehmen- dem Maße die Auseinandersetzung mit Fragen der kontinuierlichen Belieferung und der Logistik. Für die Marktsegmente Fichtenstammholz und -abschnitte sowie Nadelindust- rieholz wird im Forstamt Lauterberg ein für den gesamten Westharz zuständiger Mitarbei- ter eingesetzt, welcher die Koordination der Holzbereitstellung für forstamtsübergreifende Rahmenverträge sowie nach vertraglicher Vereinbarung teilweise auch die Organisation der Logistik vom Waldlager bis in das Werk (Bahnverladung) übernimmt. Hierdurch wird ein sehr hohes Maß an Liefersicherheit für den Kunden und ein koordinierter Betriebsab- lauf auf Forstseite sichergestellt. Literaturübersicht BÖCKMANN, TH., SABOROWSKI, J., DAHM, ST., NAGEL, J. UND SPELLMANN, H. 1998: Die Weiterentwicklung der Betriebsinventur in Niedersachsen. Forst und Holz, 8, 219-226 OTTO, H.-J. 1989: Langfristige ökologische Waldentwicklung in den Niedersächsischen Landesforsten. Aus dem Wald, Band 42. OTTO, H.-J. 1991: Langfristige ökologische Waldentwicklung in den Niedersächsischen Landesforsten. Aus dem Wald, Band 43. SPÄTH, TH., SANDER, J., BÖCKMANN, TH. UND KLEINSCHMIT, H. 2004: Modell zur Aufgliederung des Hiebs- satzes in vermarktungsfähige Sortimente. Unveröffentlicht. Key words: Timber supply, Harz mountains, lower saxony 8
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