HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz

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HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Galerie an der Pinakothek der Moderne
Barbara Ruetz

                                        Plastik
                                                  HUBERTUS
                                                  VON DER GOLTZ
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Inhalt

05   Portrait
16   Artist Statements
28   Ausstellungen
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Portrait

   Hubertus von der Goltz kommt von der traditionellen
   Skulptur her. Sein Weg als Bildhauer hat mit Werken
   begonnen, die sich auf den menschlichen Körper
   beziehen – als Porträt, als Akt und als Gewandfigur,
   gelegentlich auch eingebunden in szenische Kom-
   positionen, die er als Reliefs realisierte. Diese frühen
   Arbeiten sind handwerklich sehr ausgefeilt, haben
   aber etwas seltsam Ungelöstes. Es geht dem Künst-
   ler darin sichtlich nicht um Harmonie, sondern um
   einen zutreffenden zeitgenössischen Ausdruck, den
   auf herkömmliche Art „einzufangen“ sich als prob-
   lematisch erweist, denn weder der erlernte klassi-
   sche Körperkanon noch das Porträthafte vermögen
   aufzunehmen und zu transportieren, was er erlebt
   und empfindet. Für Hubertus von der Goltz ist der
   moderne Mensch ein Wesen, das in einem großen
   Raum agiert und dessen Hauptproblem darin be-
   steht, sich als Einzelwesen in einer Vielzahl von Be-
   ziehungen zurecht zu finden.

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HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Auf der Suche nach einer adäquaten
Formulierung für diese heutige Existen-
zweise des Menschen hat er die Figur
im Hinblick auf den Umraum, der ihren
Habitus und ihr Verhalten prägt, analy-
siert und zu einer gestalterischen Es-
senz geführt.

Es geht dabei um Mehreres: den Siedlungsraum –
als Manifestation der sozialen Welt – und die Na-
tur – als Raum des Universums und als menschli-
cher Gedankenraum. Jede dieser Sphären ist aufs
Engste mit den anderen verwoben zum spezifisch
menschlichen, von Orientierungshilfen aller Art er-
füllten Existenzraum. Die skulpturale Formel, die
Hubertus von der Goltz dafür gefunden hat, ist das
Ergebnis hoher gedanklicher Abstraktion und sinn-
licher Verdichtung.

Die Phantasie, sich als Einzelner oder mit wenigen
Anderen auf einem schmalen Pfad im Universum
halten zu müssen, der das, was er an Boden bietet,
gnadenlos als Bewegungslinie vorschreibt – diese
metaphorische Phantasie kennen wir nicht nur aus
dem Cyber Space mit seinen ausgeschmückten
Geschichten. Sie beschreibt die Schwierigkeit, im
Leben klarzukommen, steht aber auch für die Ge-
fahren, die unser aller Entfremdung von der Natur
mit sich bringt. Schon die Romantiker haben das
Problem erkannt: Die von uns heute so bewunder-
ten Landschaften Caspar David Friedrichs sind von
seinen kritischen Zeitgenossen als naturfern und
unheimlich empfunden worden.

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HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Mit Recht gilt Friedrich heute als ein Vater der Mo-
derne, besonders der „abstrakten“ Kunst. Wenn
man so will, ist Kasimir Malewitschs schwarzes
Quadrat auf weißem und auf schwarzem Grund die
letzte, in der Fläche mögliche Zusammenfassung
einer Landschaft bei Tag und bei Nacht. Sie be-
herbergt menschliche Geschöpfe nicht mehr. Der
Mensch ist nur noch mit dem Geist darin, als wäre
er selbst Schöpfer der Gestirne und ihres Wandels.
Wir kennen die Kehrseite dieses zweifellos großarti-
gen Selbstgefühls von dem Dichter Samuel Beckett,
denn dieser beschrieb das losgelöst Geistige wie
ein quälendes Delirium, das an den Rand des Nichts
führt. Die Kunst unserer Tage ist nicht denkbar ohne
Auseinandersetzung mit diesem Dilemma. Hubertus
von der Goltz steht mit der Metaphorik seines skulp-
turalen Ansatzes mitten darin.

In seinen Werken setzt er den fleischli-
chen Menschen in die vom Fleischlichen
entleerte Sphäre seiner eigenen Konst-
ruktionen ein, auf dass er sich darin auf
den Weg mache.
HUBERTUS VON DER GOLTZ - Galerie Ruetz
Das geschieht in wenigen, typisch gewordenen Vari-
anten und Materialien, mit einer Selbstverständlich-
keit, als gäbe es nur diese eine Konstellation künst-
lerisch zu bedenken. Und in der Tat hat sie sich in
seinen vielen Schaffensjahren weder intellektuell
noch ästhetisch abgenutzt.
Hubertus von der Goltz hat sein Lebensthema der
„Balance“ schon früh gefunden. In Ostpreußen, der
damals so genannten „Kolonie“, geboren, musste er
als kleiner Junge bei Kriegsende mit seiner Familie
flüchten. Als 20-Jähriger begann er eine Klavier-
bauer-Lehre in Hamburg, studierte dann Architek-
tur und freie Kunst in Berlin, arbeitete in Architek-
turbüros und lernte gleichzeitig, den menschlichen
Körper als Form zu beherrschen. Beide Aspekte
wurden wesentlich für seine Kunst: Auf der einen
Seite die geistig-seelische Auslegung konstruktiver
Zusammenhänge, auf der anderen der menschliche
Körper mit seinen vielen Möglichkeiten, sich zu stel-
len oder zu halten.

Hubertus von der Goltz hat strikt vermieden, das
tektonische Prinzip der klassischen Skulptur auf
die menschliche Figur zu übertragen und hat damit
ganz grundsätzlich Gegenposition zum Klassischen
bezogen. Statt die menschliche Gestalt zu ordnen
und zu disziplinieren, dient das Konstruktive in sei-
nen Werken ihrem freien Halt, auch im Sinne einer

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geistigen Spiegelung. Er trifft sich hierin in gewisser
Weise mit dem französischen Maler-Bildhauer Edgar
Degas, dessen Interesse für Tanz und Tänzerinnen
ebenfalls auf die Frage hinauslief, welche Form ein
Körper in Bewegung hat und welche Spielräume er
ausmessen kann, ohne außer Balance zu geraten.
In den Werken von Hubertus von der Goltz hat die-
ser Körper in Bewegung etwas viel mehr Anony-
mes angenommen. Es ist ein Körper in der Ferne,
vor dem Hintergrund von Weite und Leere, ein ver-
lassener, in seiner Kleinheit fast schon flüchtiger
Körper, der aber natürlich und unprätentiös daher-
kommt, sodass man mit ihm fiebert und den Atem
anhält. Das liegt nicht an einem einfachen Natura-
lismus der Form, sondern an der Art, wie in ihr Be-
wegungszusammenhänge, die ja immer ein Ablauf
in der Zeit sind, in einer einzigen charakteristischen
Linie, einem Körper-Umriss von großer Lebendigkeit,
gleichsam essentiell auf den Punkt gebracht sind.
Dieser kündet zugleich von der langen Arbeits- und
Lebenserfahrung des Künstlers. Statt in Ruhe und
Gelassenheit zu münden, zeigen seine Arbeiten – im
öffentlichen Raum oft in luftiger Höhe über dem to-
senden Verkehr des wirklichen Lebens – eine wag-
halsige Vitalität.

                                                          Text: Dr. Katrin Arrieta

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Keep
          the
         Balance
     (Shanghai)

      2009, Aluminium, 111,5 × 109 × 35 cm, Auflage 9

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13
Auf dem Weg (O
     2014, Messing, 43 × 8,6 × 0,5 cm, Auflage 30

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On the Way)

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Artist

1.
     Mein Thema zielt auf den Einzel-
     nen und seine Balance zwischen
     Denken, Handeln und Sein.
Statements
                                   17

2.
     Architektur kann man von innen
     oder außen betrachten, der Ein-
     druck ist jeweils ein anderer.
     Auch in unserem Leben gibt es
     ein innen und außen, das für je-
     den einzigartig ist.
3.
     Ich suche einen Weg, den Nega-
     tivraum dem Positivraum gleich-
     zusetzen. Darin liegt für mich die
     Balance. Es ist wie in der Musik.
     Die Zeit zwischen den Tönen ge-
     hört auch zur Melodie. So ge-
     hört bei einem Objekt auch der
     umgebende Raum dazu, auch
     wenn man ihn nicht als Energie
     erkennt.

4.
     Es gibt die sinnliche Erfahrung
     und das intellektuelle Verste-
     hen. Ich möchte, dass meine Ob-
     jekte den Betrachter in sein ei-
     genes Erleben führen, d.h. dass
     er zwischen seinem Denken und
     Tun seine Mitte findet.
19

5.
     Die Figur eines Balancierenden
     habe ich auf eine Silhouette re-
     duziert – für mich die Seele des
     Körpers–, um ihn auch von der
     Realität zu befreien.

6.
     Wie der Inhalt eines Wortes in der
     Zusammensetzung der Buchsta-
     ben liegt und eine Melodie sich
     aus einer Tonfolge ergibt, ergibt
     sich auch der Ausdruck eines
     Objektes aus der Verbindung der
     einzelnen Teile miteinander.
7.
     Raum ist das Nichts, das alles
     möglich macht.

8.
     Für mich ist es ein symbolischer
     Akt: Derjenige, der balanciert,
     muss sich nur auf sich selbst
     und seinen Weg konzentrieren.
     Dies kann ein Sinnbild für das
     eigene Leben mit seinen aktuel-
     len Herausforderungen sein.
21

9.
     Es ist immer der Bezug, der einer
     Skulptur ihr Leben gibt, so wie
     der Bezug zur Umwelt den Din-
     gen ihren Wert gibt.
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Übergang

  (Transition)

     2013, Aluminium, 29 × 20,5 × 0,6 cm, Auflage 9

                                                23
2010, V2A, 170 × 15 × 10 cm

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Begegnung

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Balance
     (Befreiung)

26
1996, Messing, 26 × 14 cm, Auflage 3

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Ausstellungen (Auswahl)

2021   Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz

2019   Ostpreußisches Landesmuseum, Lüneburg

2018   Galerie Helle Coppi, Berlin
       Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop

2016   Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop
       KunstRaum-Bernusstraße, Frankfurt
       Kunstverein Kunsthaus Potsdam
       Kunstmuseum Ahrenshoop

2015   Galerie Helga Hofman, Alphen, Niederlande

2014   Galerie Bernau, Bernau

2013   KunstRaum-Bernusstraße, Frankfurt
       Grand Hotel Ahrenshoop, Galerie Peters-Barenbrock
       Krokin Gallery, Moskau, Russland

2012   Galerie Kasten, Mannheim
       Galerie am Klostersee, Lehnin

2011   Galerie Kasten, Mannheim
       KunstRaum-Bernusstraße, Frankfurt

2010   Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop
       Umweltbundesamt, Dessau
       Kunstverein Essenheim, Mainz

2009   KunstRaum-Bernusstrasse, Frankfurt
       Galerie Werner Bommer, Zürich, Schweiz
       Infobox Kunstmuseum Ahrenshoop

2007   Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop
       Galerie Ruhnke, Potsdam

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2006   Galerie Kasten, Mannheim
       KunstRaum-Bernusstrasse, Frankfurt

2005   Gallery Krokin, Moskau, Russland

2004   Galerie Kasten, Mannheim
       Galerie Leonhard Rüthmüller, Basel, Schweiz

2003   Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop

2002   Galerie Leonhard Rüthmüller, Basel, Schweiz

2000   Galerie Helga Hofman, Alphen, Niederlande
       Gallery Fassbender, Chicago, USA
       Galleria Turchi, Montalcino, Italien
       Galerie Kasten, Mannheim

1999   en plein air, arte contemporanea, Pinerolo, Italien

1998   Safety-Kleen Gallery One, Elgin, IL., USA
       Galerie Peters-Barenbrock, Berlin
       Kunsthaus Richterswil, Richterswil, Schweiz
       Galerie Leonhard Rüthmüller, Basel, Schweiz

1997   Galerie Werner Bommer, Zürich, Schweiz
       Gallery Fassbender, Chicago, USA
       Space Gallery, Western Michigan University, Kalamazoo, USA

1996   Galerie Kasten, Dresden

1995   Gallery Fassbender, Chicago, USA
       Farbklang Kulturverein e.V., Dillingen
       Galleria Rino Costa, Casale Monferato, Italien
       Galerie Kasten, Mannheim

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1994        Galerie Peters-Barenbrock, Braunschweig
            Robert F. Decaprio Art Gallery, Palos Hills, IL., USA
            Galerie Leonhard - Rüthmüller, Basel, Schweiz

1993        Galerie Gwenda Jay, Chicago, USA

1992        Galerie Werner Bommer, Zürich, Schweiz
            Galerie am Friedrichsplatz, Mannheim
            Hotel Teufelhof(Link ist extern), Basel, Schweiz

1991        UWM Art Museum, Milwaukee, WI., USA
            Galerie Brötzinger Art, Pforzheim
            Galerie W, Wangen a.d.Aare, Schweiz

1990        Kunstverein Mannheim
            Neville-Sargent Galerie, Chicago, USA
            Anna und Peter Noser, Zürich, Schweiz
            Galerie Neue Räume, Berlin

1989        Galerie Valentien, Stuttgart

1988        Ostpreußisches Landesmuseum, Lüneburg
            Galerie Peter Noser, Zürich, Schweiz

1987        Galerie Peter Noser, Zürich, Schweiz

1984        Galerie Tupolew 144, Berlin

1983        Galerie Pohlmann, Berlin

1982        Galerie Seitz, Berlin

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