Humusgehalte der Acker- und Grünlandflächen in Oberösterreich - Entwicklungen und Einflussfaktoren - DI Franz Xaver Hölzl ...
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Humusgehalte der Acker- und Grünlandflächen in Oberösterreich – Entwicklungen und Einflussfaktoren DI Franz Xaver Hölzl, Boden.Wasser.Schutz.Beratung
www.bwsb.at Tätigkeitsbereich Arbeitsschwerpunkte Fachbereich Boden, Humus, Zwischenfrucht, Erosion, Oberflächengewässer Fachbereich Düngung, NID Fachbereich Klima, NEC Beratungen Klärschlamm, Abwasserentsorgung, Rekultivierung CC: Klärschlamm, Nitrat, Grundwasser Mitarbeit in Fachgremien (Fachbeirat BMNT, ÖKL, ÖNORM, ALVA, ARGE EUF, ÖBG, ÖAG, ÖWAV, Fachbeirat OÖ, …)
Humus - Definitionen Bodenkundliche Bauwirtschaftliche Bezeichnungen Bezeichnungen Oberboden Horizont "Mutterboden" oder A "Humus" Unterboden Horizont B "Zwischenboden" oder Horizont C "Erde" Ausgangsmaterial/ Untergrund -gestein Abb. M1: Schematische Darstellung eines Bodenprofils mit der Gegenüberstellung üblicher bodenkundlicher und bauwirtschaftlicher Bezeichnungen (Profilzeichnung aus FABO, Begriffe verändert). Quelle: Entwurf Richtlinie für die sachgerechte Bodenrekultivierung
Humus Definition nach SCHEFFER: Humus im engeren Sinn ist die abgestorbene organische Masse in und auf dem Boden, die sich in einem Abbau-, Umbau- und Aufbauprozess befindet. Dieser Vorgang wird durch biochemische Prozesse eingeleitet und gesteuert. Oehmichen: Ausgangsstoff für die Bildung von Humus sind in erster Linie Ernterückstände (Pflanzenwurzeln, oberirdisch anfallende Pflanzenteile), Zwischenfruchtbau (Gründüngung), Stroh, Blätter aller Art (Streu) und in geringem Maße Bodenlebewesen
Boden – Lebensträger der Erde Zusammensetzung eines fruchtbaren Bodens 50 % feste Bestandteile & 50 % Hohlräume Quelle: Schröder,D, 1992, verändert
Einteilung (Unterscheidung ) des Humus (Oehmichen) Funktion Nährhumus: leicht zersetzbare und leicht umwandelbare Anteil der organischen Masse bzw. des Humus im Boden, Nahrung für die Bodenlebewesen (insb. Mikroorganismen) – Zersetzung = Mineralisierung Dauerhumus: schwarzbraun gefärbte, schwer zersetzbare Anteil des Humus – Verbesserung der Bodenstruktur, nur begrenzt anreicherbar – Humifizierung Chemische Zusammensetzung (Löslichkeit in verd. NaOH) Nichthuminstoffe: leicht zersetzbarer Anteil (vgl. Nährhumus) Huminstoffe: schwer zersetzbarer Anteil (vgl. Dauerhumus)
Quelle: D. Schröder, 1983, „Bodenkunde in Abbau- und Umwandlungsprozesse Stichworten“ Mineralisierung
Einflussfaktoren auf den Humusgehalt Quelle: Dr. M. Mokry, LUFA Augustenberg Bewirtschaftung Standortfaktoren Fruchtfolge Klima Humus (Ackerfutter, Leguminosen) Bodenart (Gehalt, Qualität) Strohabfuhr, Grundwasser Erntereste Düngung Bodenbearbeitung Bodeneigenschaften Biologische Aktivität, Nährstoffe Aggregatstabilität, Wasserhaltevermögen Filter- und Pufferfunktionen Je nach Standort- und Bewirtschaftungsfaktoren stellt sich auf jedem Boden ein spezifischer Humusgehalt ein!
Humusdynamik und Bewirtschaftung unterschiedliche Ausgangsgehalte führen bei gleicher Bewirtschaftung zum gleichen Ergebnis! 1,16 1,14 ACC-Projekt 1,12 A Corg 1,1 Gleiche B Humusversorgung 1,08 Quelle: Uwe Franko 1,06 1,04 0 20 40 60 80 100 120 Jahre
Boden – Lebensträger der Erde Humus beeinflusst die physikalischen, chemischen und biologischen Bodenfunktionen Funktionen von Humus Ton-/Humuskomplexe Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit Bodenstruktur - Erosionsschutz Bodenerwärmung Bodenleben – biologische Aktivität Puffer und Filter Schutz vor Schadverdichtung Klimawirkung Die Erhaltung standort- und bewirtschaftungsadäquater Humusgehalte ist deshalb ein wesentlicher Grundsatz der guten fachlichen Praxis
Bodenabtrag größtes Humusrisiko
Organische Substanz – Humus Analytik Organische Substanz (nach ÖNORM L 1050): alle im Boden vorkommenden lebenden und abgestorbenen organischen Materialien Humus: gesamte tote organische Substanz Organischer Kohlenstoff (Corg): analytisch bestimmt nasse Veraschung trockene Verbrennung Annahme: mittlerer C-Gehalt der organischen Substanz von 58 % Corg x 1,72 = organische Substanz („Humus“) Maßeinheiten: % oder g kg-1 Toleranz im Labor: ± 0,2 %
Räumliche Variabilität der Corg- Gehalte (%) im Ackerland Corg – Gehalte in Prozent in der Krume von 100 Ausschnittparzellen mit je 0,25 m2 - (Körschens, 2009 und 2010) Statischer Versuch Bad Lauchstädt, ungedüngte Variante < 5m > 1,61 1,71 1,74 1,76 1,64 1,67 1,68 1,68 1,68 1,75 Streuung der Werte 1,67 1,63 1,69 1,67 1,71 1,76 1,77 1,69 1,64 1,77 durch Beprobung 1,67 1,67 1,69 1,67 1,60 1,71 1,64 1,68 1,66 1,63 • kleinräumige 1,69 1,62 1,66 1,68 1,64 1,72 1,67 1,70 1,69 1,74 Inhomogenitäten 1,61 1,66 1,70 1,66 1,74 1,69 1,63 1,68 1,72 1,69 • unterschiedliche 1,67 1,69 1,68 1,68 1,74 1,67 1,67 1,69 1,66 1,65 Bodenformen auf 1,66 1,73 1,60 1,67 1,65 1,67 1,73 1,73 1,93 1,69 großen Schlägen 1,70 1,61 1,77 1,70 1,64 1,74 1,69 1,62 1,60 1,65 und Analytik: 1,72 1,70 1,71 1,68 1,66 1,66 1,63 1,64 1,65 1,60 • Messunsicherheit im 1,63 1,56 1,67 1,63 1,56 1,69 1,67 1,62 1,56 1,61 Labor Mittelwert: 1,68 Spannweite: 0,37 Corg-Gehalte in % in der Krume von 100 Teilparzellen mit je 0,25 m2 – statischer Versuch Bad Lauchstädt, ungedüngte Variante
oC-Gehalt bei unterschiedlichen Landnutzungen 140 119 119 120 100 81,5 Acker -1 80 t Corg ha Intensivgrünland 59,7 60 Extensivgrünland Wald 40 20 0 Quelle: Gerzabek
C-Verlust bei Grünlandumbruch Differenz 2% Humusgehalt Humusgehalt GL-OÖ: 4,8 %, AL-OÖ: 2,8% Bodenschicht 0-20 cm: 2.500 t (LD 1,25) 70 t Humus in AL vs. 120 t Humus in GL Kurz- bis mittelfristiger C-Verlust von etwa 30 t/ha = 110 t CO2 (Humus besteht zu 58% aus C C x 3,67 = CO2)
Humusgehalte Grünland gesamt Flächen > 9 % Humusgehalte 34 Flächen > 20 % (20 – 65 %; extensives Grünland bis Moorstandorte – Namen: Bachwiese, Filzwiese, Moos – Oberes Innviertel, Hochlagen des Mühlviertels, Inneres Salzkammergut) Verteilung der Humusgehalte am Grünland (n = 4.665) 70,0 60,0 67,2 50,0 40,0 % 30,0 20,0 21,9 10,0 10,9 0,0 < 4,5 % 4,5 - 9 % >9%
Humusgehalt am Grünland nach Bewirtschaftungsrichtung GWG Gehaltsklasse Gehaltsklasse A2 Gehaltsklasse C1 Gehaltsklasse C2 Gehaltsklasse E A1 N 3,00-4,50% 4,50-7,00% 7,00-9,00% >9,00% Bezirke < 3,00% OÖ 1,33% 10,51% 48,28% 24,93% 14,95% 6668 Konventionell 1,33% 10,00% 48,84% 25,35% 14,48% 4138 Biologisch 1,30% 11,13% 47,33% 24,14% 16,10% 2229 Folie 18
C/N-Verhältnis OÖ Grünlandflächen (BSB-Projekt) C-N-Verhältnisse OÖ Grünlandflächen (AK Milchviehhaltung: n = 325) Mittelwert: 10,1 (8,17 bis 15,65) 160 145,0 140 120 93,0 100 % 80 53,0 60 34,0 40 20 0,0 0 < 8,0 8-9 9-10 10-11 > 11
Humusgehalt Acker- und Grünlandstandorten OÖ - GW Mittelwert Standard- 5% 95% Bezirke Min. 1. Quartil Median 3. Quartil Max. N mg / 1000g abweichung Quantil Quantil Acker 3,24 1,31 0,83 1,89 2,30 2,87 3,80 5,71 10,49 1658 Grünland 6,83 2,24 0,60 3,85 5,28 6,45 8,00 11,30 14,98 6668 Folie 20
Humusgehalte der OÖ Ackerflächen (L-BU 2009) Humusgehalte der Ackerflächen in OÖ (L-BU 2009: n = 12.613) Durchschnitt: 29,8 ha LN Anzahl der Flächen in % 100,0 82,7 1,16 GVE/ha LN 80,0 29, 7 % Begrünung 60,0 40,0 13,7 3,6 20,0 0,0 4,5 % DI Franz Xaver Hölzl, Bodenschutzberatung 09.03.2020 /Folie 21
Mindesthumusgehalte am Acker gem. SGD 7 Humusgehalte Bodenschwere Tongehalt Bodenart Humusgehalt leicht < 15 % S, uS, IS, > 2,0 % sU, U mittel 15-25% TS, sL, IU > 2,5 % schwer > 25 % ST, L, uL, > 3,0 % IT, T
Kumulative Verteilung der Humusgehalte in Abhängigkeit von der Bodenschwere auf den Ackerstandorten in OÖ: Anteile mit ausreichenden Gehalten lt. RLSD, 6. Auflage 6,0 5,5 stark humos Acker: Bodenart (Humus-Gehaltskl. E) ohne Zuordnung 5,0 (n=118) 4,5 Humusgehalt in % Acker: Bodenart 4,0 leicht (n=257) 3,5 23% 3,0 Acker: Bodenart mittel (n=151) 2,5 13% 2,0 Acker: Bodenart 5% schwach humos schwer (n=27) 1,5 (Humus-Gehaltskl. A) 1,0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Verteilung in %
Humusgehalt Acker Grundwasser 2020 (n = 1.658) Folie 24
Humusgehalt Acker (Mühlviertel) Folie 25
Humusgehalt am Acker nach Bewirtschaftungsrichtung Gehaltsklasse A Gehaltsklasse C Gehaltsklasse E N Bezirke < 2,00% 2,00-4,50% >4,50% OÖ 8,56% 75,81% 15,63% 1658 Konventionell 8,79% 74,32% 16,89% 1184 Biologisch 6,95% 82,35% 10,70% 374 Folie 26
Entwicklung der Humusgehalte in ö. Hauptproduktionsgebieten 4 HPG: Humusgehalte (Perzentile – 10/25/50/Median/75/90), 2 Perioden: 1991-95; 2006-2011 ca. 50.000 Daten Quelle: G. Dersch Folie 27
Veränderung der Humusgehalte auf Ackerflächen seit 1995 + 0,12 + 0,34 + 0,29
Humusqualität: C/N-Verhältnis (Oehmichen) ~ ist ein Maß für die Zersetzbarkeit organischer Stoffe und für die Mikroorganismentätigkeit ~ zeigt das Mengenverhältnis von schwer zersetzbaren Stoffen (z.B. Lignin) zu leicht zersetzbaren Stoffen (z.B. Eiweiß) Stallmist: 15-30 : 1 Getreidestroh: ca. 100 : 1 Maisstroh: 50 - 60 : 1 (Reife-)Kompost: 10 – 25 : 1 (je nach Ausgangsmaterial) Rindermist 12 – 15 : 1 Holz 600–700 : 1 Böden: 6-60 : 1 Zur Mineralisierung von schwer zersetzbaren Stoffen (weites C/N-Verhältnis ist N erforderlich (Strohausgleichsdüngung) Je enger das C/N-Verhältnis desto leichter kommt es zur Freisetzung von organisch gebundenem N DI Franz Xaver Hölzl, Bodenschutzberatung 09.03.2020 /Folie 29
C/N-Verhältnis OÖ-Ackerflächen
Humusaufbau ++ Den weitaus größten Einfluss hat die Fruchtfolge – Feldfutter + Strohabfuhr und Erntereste + Zwischenfruchtbau + Düngung – Wirtschaftsdünger – sonstige organische Dünger + Bodenbearbeitung
Landwirtschaftliche Maßnahmen ausgewogenes Verhältnis zwischen Humuszehrern & Humusmehrern
Zwischenfruchtbau, Bodenbearbeitung Qualitativ hochwertiger Zwischenfruchtbau – Humus Optimaler Anbauzeitpunkt wichtigster Parameter Düngung eventuell – wichtiger Parameter für Masse Keine Einarbeitung der Grünmasse im Herbst – abfrostende Zwischenfrüchte (Lignin – Humifizierung) Unterschiedliche Zwischenfruchtkulturen haben aus Sicht des Humus (Klima, Erosion) untergeordnete Bedeutung Zwischenfruchtgemenge haben aus Sicht des Humus (Klima, Erosion) untergeordnete Bedeutung Bodenbearbeitung So wenig Bodenbearbeitung wie möglich! So viel reduzierte Bodenbearbeitungsverfahren wie möglich (Mulch- bzw. Direktsaat)
System Immergrün
oC-Mengen nach 16 Jahren Tatzber et al. Carbon - pools (0 - 30 cm) 8 Corg [kg m -2 ] 6 4 2 0 Rotavator Grubber Plow tilllage treatment (for 16 years) Tatzber et al.
Landwirtschaftliche Maßnahmen reduzierte Bodenbearbeitung
Landwirtschaftliche Maßnahmen Wirtschaftsdünger – Kompost – Kalkung
Landwirtschaftliche Maßnahmen Ernterückstände, Zwischenfrüchte
Veränderung des Humusgehaltes auf nö. Ackerstandorten (nach zum. 20- jähriger unterschiedl. Bewirtschaftung) 4,5 Orientierungswerte für Humusgehalte im Bearbeitungshorizont nach Tongehalt 4,0 (mod. nach Körschens et al. 1998) 10 t Stallmist Minimale Bodenbe- pro ha und Jahr arbeitung (0-10 cm) Humusgehalt in % 3,5 (Hinweis: Abnahme um ca. 0,15% in 20- 30cm) 3,0 10 t Stallmist Fruchtfolge: pro ha und Jahr Von 1/3 Hackfr.,2/3 Getr. 2,5 Kompost (175 N/ha) Bewässerung zu 1/3 Feldf. ohne Hackfr. nach 16 Jahren 2,0 Belassen aller Ernterückstände 1,5 1,0 9 12 15 18 21 24 27 30 Tongehalt in %
Erwartete Klimaänderung im Mühlviertel Datenbasis: BOKU-MET 12 10 8 6 4 2 0 1750 1800 1850 1900 1950 2000 2050 2100 2150
Wir brauchen ein biologisches Zeitsystem ! Wirkung von Boden & Klima als biologic active time:BAT Gleiche Zufuhr ACC-Projekt BATj=44 d BATj=29 d Unterschiedliches Ergebnis Quelle: Uwe Franko 1500 1000 SAND LEHM
Einfluss von Klima & Bewirtschaftung Mit erhöhtem Aufwand wird der alte (gute) Zustand im neuen Klima erreicht ACC-Projekt Quelle: Uwe Franko
Humus-Zertifikate?
Humus-Zertifikate?
Humus-Zertifikate?
Projekt Humusbilanzierung LK OÖ - BSB Humusbedarf und Humusreproduktion werden in Humusäquivalenten ausgedrückt (kg C / ha oder kg C / t Substrat) Einstufung des Humusbilanz-Saldo nach VDLUFA (Deutschland) kg Humus-C / ha / Jahr Gruppe unter - 200 kg A sehr niedrig - 200 kg bis - 76 kg B niedrig - 75 kg bis +100 kg Humus-C C optimal + 101 kg bis + 300 kg D hoch über 300 kg E sehr hoch Hohe negative bzw. positive Bilanzsalden sind zu vermeiden, da die Bodenfunktionen ungünstig beeinflusst werden bzw. das Risiko des N-Austrags steigt. DI Franz Xaver Hölzl, Bodenschutzberatung 09.03.2020 /Folie 46
Danke für die Aufmerksamkeit Viel Erfolg!
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