KUNST AM BAU BERLINER SCHULEN - Büro für Kunst im öffentlichen Raum - Kulturwerk des bbk berlin
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Herausgeber: Büro für Kunst im öffentlichen Raum | Kulturwerk des bbk berlin GmbH | Redaktion: Elfriede Müller, Martin Schönfeld, Britta Schubert, Katinka Theis | Redaktionsanschrift: Büro für Kunst im öffentlichen Raum | Köthener Straße 44 | 10963 Berlin | Email: kioer@bbk-kulturwerk.de | www.bbk- kulturwerk.de | Tel: +49 30-23 08 99 30 Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Abbildung Titelseite: © Fritz Balthaus / Bricolage / Fotos: Friedhelm Hoffmann / ©vgbildkunstbonn Grafik Rückseite: Katinka Theis 2
VORWORT it der Berliner Schulbauoffensive (BSO) ist Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa hat M 2017 vom Berliner Senat das größte Investi- tionsvorhaben der laufenden Legislaturperiode be- mit einem gemeinsam mit ihrem Beratungsaus- schuss Kunst entwickelten Leitfaden Kunst am Bau schlossen worden. Bis 2026 werden nicht nur Sanie- und Kunst im Stadtraum für das Land Berlin die rungen und Unterhaltsmaßnahmen bestehender Wettbewerbsregelung für alle Beteiligten handhab- Schulbauten finanziert, sondern endlich auch viele bar gemacht. Es ist gut zu wissen, dass auch bei den neue Schulen gebaut. Für das gewaltige Unterfan- Schulbauvorhaben, die vom landeseigenen Woh- gen arbeiten unter Federführung der Senatsverwal- nungsunternehmen HOWOGE durchgeführt wer- tung für Bildung, Jugend und Familie viele Akteure den, die Regeln angewandt werden. Die Prozes- eng zusammen: die Senatsverwaltung für Stadtent- se werden auf allen Ebenen seit vielen Jahren vom wicklung und Wohnen, die Senatskanzlei, die Be- Büro für Kunst im öffentlichen Raum im Kulturwerk zirke, die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft des bbk berlin e.V. unterstützt. HOWOGE, die Senatsverwaltung für Finanzen – und Als Herausgeber dieser Dokumentation zeigt die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. das Büro herausragende Beispiele aus den letzten Die Schulbauoffensive wird so auch zum größten Jahren. Ich bin zuversichtlich, dass jetzt und in den Programm für Kunst am Bau seit vielen Jahren. Denn nächsten Jahren mit unvergleichlich mehr finanzi- wird in Berlin von öffentlicher Hand neu gebaut, ist ellen Mitteln auch unvergleichlich mehr Kunst ent- ein Teil der Bausumme für künstlerische Arbeiten stehen kann. Bildende Künstler:innen in Berlin und vorbehalten. Das ist ein hohes Gut demokratischer weit darüber hinaus werden viele spannende Auf- Kultur, das durch die Allgemeine Anweisung für die gabenstellungen erhalten. Ich möchte allen Betei- Vorbereitung und Durchführung von Bauaufgaben ligten für die Arbeit an dieser Broschüre, aber vor al- Berlins (ABau) gesichert und geregelt ist. Diese Vor- lem dafür, was sie in den letzten Jahren für Kunst schrift bestimmt den finanziellen Umfang der Mit- am Bau geleistet haben, ganz herzlich danken. Ich tel, der für Kunst eingesetzt werden muss, fordert freue mich über die dokumentierten spannenden die Berücksichtigung aller Ausdrucksformen zeitge- und gelungenen Beispiele, die auch ich als Anre- nössischer bildender Kunst ein, und garantiert mit gung für künftige Wettbewerbe verstehe. Sie zei- der Einrichtung von Beratungsgremien bei der Se- gen was Kunst am Bau ausmacht, und belegen, dass natsverwaltung für Kultur und Europa und analog ohne Kunst am Bau die schönste Schule nicht kom- dazu in den Bezirken unter mehrheitlicher Teilnah- plett ist. me von Künstlerinnen und Künstlern und transpa- renten Wettbewerbsverfahren, dass aus Kunst am Dr. Klaus Lederer Bau-Projekten keine „Staatskunst“ entsteht. Senator für Kultur und Europa 3
KUNST AM BAU IM BERLINER SCHULBAU chulen sind durch ihren Bildungsauftrag Bau- als staatlicher Auftrag für die professionelle Bilden- S steine der Gesellschaft. Sie sind zukunftsorien- tiert und ein Pfeiler der öffentlichen Daseinsfürsor- de Kunst. Die Realisierung dieser Kunst am Bau wird durch qualifizierte Wettbewerbe, die sich an der ge. Wie wichtig eine funktionierende Infrastruktur Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW 2013) ori- für die Demokratie ist, wurde gerade in der Zeit der entieren, gewährleistet. Die Kunstwettbewerbe im Pandemie deutlich. Rahmen der Schulbauoffensive werden in der Regel Die Bildungsinfrastruktur wurde lange Zeit ver- von den Berliner Bezirken durchgeführt. nachlässigt, notwendige bauliche, technische und Aufgrund der aktuellen Bautätigkeit und den aus pädagogische Investitionen wurden zurückgestellt, ihr resultierenden Wettbewerben für Kunst am Bau funktionstüchtige Typen-Schulbauten wurden ab- wollen wir Auslober:innen und Schulen mit dieser gerissen. Diesem Dilemma begegnete der Senat Broschüre Anregungen aus den Beispielen der Kunst von Berlin mit der 2017 beschlossenen Berliner am Bau im Berliner Schulbau aus den Jahren 2017- Schulbauoffensive (BSO). In ihrem Rahmen sollen 2020 geben. Sie machen die Vielfalt der zeitgenös- 1.100 bauliche Maßnahmen stattfinden und 60 neue sischen Kunst deutlich, ihre Fähigkeit, Schüler:innen Schulen entstehen. Die historische Chance bietet und Lehrer:innen ein einzigartiges Angebot kultu- der Zukunft eine neue Infrastruktur, auch wenn die reller Bildung zu bieten, vielleicht den ersten Kon- einzelnen Baumaßnahmen nicht so schnell voran- takt junger Menschen mit zeitgenössischer Kunst gehen, wie es nötig wäre. herzustellen. Ob Installationen, Malerei, Partizipa- Im Land Berlin findet laut Anweisung Bau (A Bau) torische Kunst, Videoarbeiten, Skulpturen: immer beim Bau öffentlicher Gebäude Kunst am Bau statt, wird dabei auf die Besonderheiten der Schule und 4
die Bedürfnisse der Nutzer:innen eingegangen und erzielen. Teilnehmen können nämlich alle profes- etwas Einzigartiges geschaffen. sionellen bildenden Künstler:innen, das heißt die In diesem Kontext sind die Wettbewerbe auch eine Jury kann unter einer Vielzahl von Vorschlägen aus- Schule der Demokratie. Kunstwettbewerbe versam- wählen. Bei kleineren Beträgen empfiehlt sich ein meln Menschen, die nicht jeden Tag an einem Tisch nicht offener einphasiger Wettbewerb mit gelade- sitzen oder an einer gemeinsamen Videokonferenz nen Künstler:innen. Deren Auswahl erfolgt transpa- teilnehmen, nicht unbedingt den gleichen Diskurs rent durch die Fachkommissionen für Kunst im öf- führen und verstehen. Das ist ihre Besonderheit und fentlichen Raum der Berliner Bezirke, und es wird macht ihren Charme aus. Künstler:innen, der/die bau- darauf geachtet, dass Künstler:innen innerhalb von ende Architekt:in, Vertreter:innen der Auslober und zwei Jahren im Land Berlin und in den Berliner Be- der Schule treffen gemeinsam die Entscheidung, wel- zirken nur einmal zum Zug kommen, um auch hier cher eingereichte Entwurf zur Realisierung kommt. auf eine Vielfalt der künstlerischen Arbeitsformen Schüler:innen sind in der Regel als sachverständige zu achten. Gäste geladen und verleihen gerade Jurysitzungen an Alle in dieser Broschüre präsentierten Arbeiten Schulen eine besondere Bedeutung. sind aus Wettbewerben der Berliner Bezirke und des Aufgrund der hohen Bausummen ist eine Vielzahl Landes Berlin hervorgegangen und bieten gelunge- von Verfahren denkbar. Ab ca. 200.000 Euro emp- ne Beispiele für kommende spannende Kunstwerke. fiehlt das Büro für Kunst im öffentlichen Raum zwei- stufige offene Wettbewerbe, eindeutig die demo- Dr. Elfriede Müller kratischste Form, um ein gelungenes Ergebnis zu Büro für Kunst im öffentlichen Raum 5
© Keren Shalev / Nachhaltige Dynamik / Entwurfsabbildung Keren Shalev / Nachhaltige Dynamik Marzahn / 2020 / Sporthalle Paavo-Nurmi-Grundschule Wandmalerei / Triptychon / Stirnwand: 3.25 m x 2,75 m, Seitenwände: 4 m x 2,50 m Das Werk „Nachhaltige Dynamik“ besteht aus einem großen abstrakten Triptychon, das über drei Wände im Treppenhaus der Sporthalle der Paavo-Nurmi-Grundschule ein ma- lerisches Gesamtwerk schafft. Die drei Elemente werden in drei verschiedenen Farben, Texturen und Stilen ausgeführt. Es gibt einen schwarzen, expressiv ausgeführten Teil, der keine Textur hat, einen metal- lischen Teil aus Graphit-Silber, der ein wenig glitzert und sich durch dicke Pinselstriche auszeichnet, und einen mit Schablone ausgeführten Teil in Neon-Orange. Sie können eine abstrakte Visualisierung der Gesten von Sportler:innen auf dem Spielfeld darstellen und greifen damit ähnliche Erfahrungen der Schüler:innen auf, wie sie in der Sporthalle gemacht werden. Die ausdrucksstarke Interaktion der malerischen Elemente verkörpert eine dynamische, expressive Interaktion, die bei sportlichen Aktivitäten sicht- bar wird. Im übertragenen Sinn eine Kollaboration mit dem Ziel, sich gegenseitig zu über- winden. 7
© Jorn Ebner / Zu den Sternen / Das Universum der Dinge / Glasobjekte Jorn Ebner / Zu den Sternen / Das Universum der Dinge Mitte / 2020 / Neubau der 48. Schule (Grundschule) Wandmalerei und Installation aus Glasobjekten Die Arbeit „Zu den Sternen / Das Universum der Dinge“ umfasst eine über die Stockwerke hinweg übergreifende grafische Wandmalerei und eine Installation aus handgefertigten Glasobjekten für die Wände und den Luftraum im Treppenhaus. Die Decken- und Wand- installation bezieht ihre Inspiration aus Abbildungen von Sternkonstellationen und dem Universum. Bildsprache und räumliche Installation lassen an die unendlichen Weiten des Universums denken und wecken gleichzeitig die Neugier, physikalischen Phänomenen nachzugehen, wie sie in der Glasbläserei zu finden sind. Der gedankliche Griff nach den Sternen richtet sich an die kindliche Neugierde, das Unerforschte zu entdecken. 9
© Yasmin Alt / Pattern Recognition / Materialproben / Rohbau des neuen Gebäudes Yasmin Alt / Pattern Recognition Friedrichshain / 2020 / Neubau Grundschule Pufendorfstraße Wandgestaltung / Relief aus Fliesenmosaik, Messingprofilen, Wandfarbe Der Entwurf „Pattern Recognition“ von Yasmin Alt schuf im Treppenhaus der Grundschule ein Relief aus Baukeramikfliesen und Wandfarbe. Das Relief bezieht sich durch abstrakte Fliesenmosaike und Reliefstrukturen auf baubezogene Kunstwerke der DDR. Das Relief arbeitet aber auch mit der sinnlichen Konstitution des Raumes, in dem es zum Beispiel die abstrakte Linienführung, den Rhythmus und die Struktur des hiesigen Gebäu- des aufnimmt und mit dem Koordinatensystem der rautenförmigen, blau-schwarzen Flie- sen spielt. Das durch die Oberlichter fallende Tageslicht wird mit seinen geometrischen Licht- und Schattenformationen aufgenommen und durch den Einsatz von Messingprofi- len ergänzt, welche die Rautenflächen in unterschiedlichen Richtungen durchschneiden. Aus der Wand ragen mehrere farbig abgesetzte geometrische dreidimensionale Elemen- te und erweitern die Arbeit um eine haptische Perspektive. Durch das Relief scheint sich der Raum aufzufalten und um eine imaginäre Ebene zu erweitern. 11
© Jean-Francois Desserre / Der Spaziergänger und die Schulkinder / Entwurfsabbildung 12
© Jean-Francois Desserre / Der Spaziergänger und die Schulkinder / Entwurfsabbildung Jean-Francois Desserre / Der Spaziergänger und die Schulkinder Köpenick / 2020 / Müggelschlösschen-Grundschule 6 Wandbilder, umgesetzt durch einen Wanddrucker / Größe: 2,5 x 2,5 m Jean-Francois Desserre unternimmt mit einem mehrteiligen Wandbild einen Streifzug durch die Romantik, bezogen auf das Gedicht „Der Spaziergang“ von Friedrich Schiller, das Lied „Der Wanderer“ von Franz Schubert und das Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich. In den sechs farbigen Wand-Zeichnungen wird immer wieder die Figur eines Mannes dargestellt, der nur mit seinem Schatten als Beglei- tung in einer imaginären Landschaft umhergeht. Er geht durch Landschaften, die sich aus Farbfeldern zusammensetzen, die teils realistische, teils abstrakte Perspektiven bil- den. Wie der einsame Wanderer Schillers, Schuberts und Friedrichs lädt diese Figur, ein- getaucht in die farbreine Landschaft, Kinder dazu ein, grenzenlos von der Idee der Natur zu träumen. 13
© Katrin Schmidbauer / Das Vakuum tanzen / Entwurfsabbildung Variationen der getanzten Bewegungslinien 14
© Katrin Schmidbauer / Das Vakuum tanzen / Entwurfsabbildung Katrin Schmidbauer / Das Vakuum tanzen Wilmersdorf / 2020 / Otto-von-Guericke-Oberschule Fassadengestaltung mit Partizipation / Fassade: 18 x 28 m Ausgangspunkt des Entwurfs ist die philosophische Fragestellung des Namensgebers der Schule, Otto von Guericke, der durch die Betrachtung der natürlichen Gesetzmäßigkei- ten im Weltraum ein Vakuum vermutete und dieses anhand spektakulärer physikalischer Experimente in der Öffentlichkeit des 17. Jahrhunderts erfahrbar machte. Katrin Schmidbauer geht der Idee künstlerisch nach und entwickelt im Rahmen der Sporthallenerweiterung eine zweistufige Arbeit, die mit dem Medium Tanz untersucht, ob das physikalische Phänomen Vakuum mit dem Körper ausgedrückt und auf diese Wei- se erlebbar gemacht werden kann. Ist das Vakuum tanzbar? In Zusammenarbeit mit einer Tänzerin erforscht die Künstlerin mit Schüler:innen, ob es möglich ist, das körperlose Va- kuum mit dem Körper nachzuzeichnen. Grenzbereiche von Körper, Luft und Raum wer- den gemeinsam erfahren, dem luftleeren Raum nachgespürt und das Phänomen Vakuum individuell in Bewegung im Raum umgesetzt. Die Spuren der erarbeiteten Tanzfiguren werden mittels Lichtmalerei (dank aufgeklebter Lichtpunkte am Körper) aufgezeichnet und so zu dem grafischen Bild einer Bewegungslinie geführt. Aus dem Repertoire des Workshops wird eine der Bewegungslinien ausgewählt und groß- formatig auf die Südfassade der Sporthalle übertragen. Neben der Linienzeichnung wird der Schriftzug DAS VAKUUM TANZEN als Intarsie in den Grobputz eingelegt und farbig gefasst. 15
© Robert Dufter / see you / Entwurfsabbildung 16
© Robert Dufter / see you / Entwurfsabbildung Robert Dufter / see you Lichtenberg / 2020 / Sekundarschule Paul-Junius-Straße Bildinstallation aus 12 Farb-Glas-Screens / Je Screen 4 Ebenen Floatglas mit partieller Glasmalerei und Spiegel / Größe: 80 x 120 x 15 cm „see you“ ist eine Serie von 12 einzelnen Farb-Glas-Screens, die nach einer einheitlichen Systematik konzipiert und im gesamten Schulgebäude auf Erschließungswegen verteilt sind. Durch die Überlagerung von Float-Glas-Ebenen und die Neigung der zweiten und dritten Ebene entsteht eine dreidimensionale Bildinstallation, bei der sich die eigene Re- flexion und auch die Farbflächen verlagern. Die Betrachter:in wird integrativer Bestandteil des Screens. Der Luftraum zwischen den Glasflächen, die Lichtreflexe und Spiegelungen der einzelnen Glasebenen sowie der flächenbündige Einbau in die Wände unterstreichen die räumliche Tiefenwirkung. Das zum Teil fragmentierte, farbige, gedoppelte Abbild macht es den Schüler:innen mög- lich, sich im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder neu zu sehen und neu zu interpretie- ren. Sie erleben ihr Spiegelbild mehrfach, in Farbe, in Klarsicht, verschmolzen mit kon- struktiver Glasmalerei. Wechselnde Betrachter:innen und verschiedene Lichtsituationen individualisieren und aktualisieren die Arbeit jeden Tag neu. 17
© Niklas Roy / Polyskop / Entwurfsabbildung 18
© Niklas Roy / Polyskop / Entwurfsabbildung Niklas Roy / Polyskop Neukölln / 2019 / Grundschule Campus Efeuweg Installation aus Spiegelflächen / Edelstahl poliert / Ø 60–120 cm Das Polyskop besteht aus einer Anordnung kreisrunder Spiegelflächen aus poliertem Edelstahl, die in mehreren Geschossen des Treppenraumes im Luftraum schweben und so aufeinander eingestellt sind, dass sich neue Blickbeziehungen zwischen den Etagen ergeben. Als eigenständige, installative Arbeit verändert das Werk den Erschließungsraum des Neubaus auf radikale Weise. Zugleich fügt es sich ein, indem es mit der architektonischen Form vertikaler Erschließung spielt. Die Arbeit erzeugt stetig neue Bilder und wird zu einem lebhaften Anziehungspunkt für die Schüler*innen. Sie sehen sich selbst und andere, wobei sie die Anordnung auch für vergnügliche Kommunikationsexperimente nutzen können. Die Arbeit wertet einen viel frequentierten, eher minimalistisch gestalteten Ort auf, sie lädt zum spielerischen Aus- probieren ein. Sie vermittelt ein Verständnis für physikalisch-optische Wirkungsweisen, kann aber auch als künstlerische Transformation des allgegenwärtigen Mediums Selfie verstanden werden. 19
© Anne Gathmann, &/ und und an sich / Entwurfsabbildung / © AFF Architekten, Zentrum für Sprache und Bewegung Berlin 20
Anne Gathmann / & / und und an sich Neukölln / 2019 / Neubau des Zentrums für Sprache und Bewegung Das lineare Objekt & / und und an sich entwirft ein Sinnbild für die zentralen Bildungsas- pekte des Zentrums – Sprache, Musik und Bewegung. Es abstrahiert eine Sinus-Kurve, das Diagramm einer Schwingung, und umschreibt einen vertikalen Luftraum. Eine Leerstelle unterbricht den Kreislauf ihrer Bewegung und markiert einen Sprung. Die geometrische Form changiert zwischen dem optischen Eindruck dynamischen Zirkulierens und dem eines geronnenen Zeichens. Durch die sich visuell überschneidenden Linien lassen sich Schriftzeichen assoziieren wie C, O, 00, U und &. & – die im Titel verwendete Ligatur von lat. et, heißt im Englischen ampersand, ein im mündlichen Sprachgebrauch transformiertes and per se and (und und an sich). Als Kon- junktion steht und zwischen Begriffen, verbindend und trennend zugleich. Als Chiffre am Eingang zum Zentrum für Sprache und Bewegung/Campus Efeuweg ver- bindet sich das Objekt mit dem prozessualen, stets verhandelbaren Charakter der Bil- dung, der auf Kommunikation, Wiederholung und Veränderung basiert; ein kontinuier- licher Diskurs, der von seinen eigenen Grenzen und Auslassungen angetrieben ist, und eine Bewegung zwischen Erschließen und Entziehen. 21
© Jana Müller / Spiegelungen / Entwurfsabbildung 22
Jana Müller / Spiegelungen Tempelhof / 2019 / Luise-Henriette-Gymnasium Installation / Siebdruck auf Glas Spiegelungen - eine Installation: Ausgangspunkt sind historische Fotografien, im Siebdruck auf Glasscheiben gedruckt, die in zwei übereinander liegenden Ebenen Bezug aufeinander nehmen und in die Wandnischen der Aula montiert sind. Die Schichtung der beiden über- einander montierten Scheiben gibt den Bildern der Installation Raumtiefe und eine dreidi- mensionale Wirkung. Das Hauptmotiv bildet die Aufnahme des nicht mehr bestehenden Festsaals von 1916, als direkte Spiegelung zur neu entstehenden Aula. Ein zweites Motiv einer Schüler:innengruppe aus den 1920er Jahren wird als weitere Ebene hinzugefügt. Sie lachen und schauen in die Kamera, die Blicke der Schüler:innen sind auf die Betrachter.in gerichtet. Die Spuren der Vergangenheit ragen in die Gegenwart hinein, werden zum Ort für eine individuelle und kollektive Erinnerung und Rekonstruktion von Geschichte. 23
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© Doris Marten / ohne Titel / Fotos: Martin Eberle Doris Marten / ohne Titel Marzahn / 2019 / Grundschule Unter dem Regenbogen Wandbild / 7 x 24 Meter Das Wandbild von Doris Marten besteht aus den sieben Farben des Regenbogens: Vio- lett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot, und nimmt damit unmittelbar Bezug zu dem Namen der Grundschule. Die Komposition setzt sich aus einem mehrfarbigen Band zu- sammen, das mit einem dynamischen Schwung quer über die Fläche der Wand gesetzt ist. Darüber schweben 7 Kreise in unterschiedlichen Größen und Farben. Sie suggerieren durch ihre Anordnung auf der Fläche eine ellipsenförmige Bewegung. Für die dreidimen- sionale Gestaltung der Kugeln kommt die Farbe Schwarz hinzu. Planeten ähnlich umkrei- sen sie das Zentrum der dynamischen Welle des Regenbogens in einer Art kosmischem Gleichgewicht. Das farbige Band spannt einen Bogen über die Wand der Turnhalle. Eine einladende Ges- te, die der Architektur einen neuen, ganz eigenen Charakter verleiht. Die abstrakte For- mensprache gewährt jeder Altersstufe einen eigenen Zugang der Betrachtungsmöglich- keiten und lässt sich immer wieder neu interpretieren. 25
© Eva Berendes / Mutabor / Entwurfsabbildung / Modellfoto 1:20 26
© Eva Berendes / Mutabor / Fertigung des Vorhangs Eva Berendes / Mutabor Neukölln / 2019 / Sanierung und Umbau Elbeschule Wandvorhang / Digitaldruck auf Polyester, Trevira-Applikationen, Maschinenstickereien, Vorhangschiene / H 3,50 cm x B 140 cm x T 310 cm Mit der Installation eines künstlerisch gefertigten Vorhangs greift Eva Berendes die Wan- delbarkeit der Mehrzweckhalle der Elbeschule auf und regt damit einen dynamischen Dialog mit der Architektur an. Entlang einer im Bühnenbereich rundumlaufenden The- aterschiene wird ein vierteiliger Vorhang platziert, dessen Teile sich variabel in verschie- dene Positionen ziehen lassen. Die Arbeit kann ein raumgreifendes Wandbild darstellen und sich im Handumdrehen in einen Theatervorhang verwandeln. Der Titel „Mutabor“ (lat: „ich werde mich verwandeln“) ist Wilhelm Hauffs Märchen Kalif Storch entnommen, der das Verwandlungsmotiv seinerseits einem Märchen aus 1001 Nacht entlieh. Es verbin- det orientalisches und westliches kulturelles Erbe, ebenso wie die Schüler:innenschaft der Elbe-Schule dies vielfach täglich praktiziert. Motivisch bedient sich die Arbeit universeller Grundformen wie Kreis, Dreieck und Linie, die – wie ein bildnerisches Alphabet – in Stimmung und Narrativ offen bleiben, um sich in unterschiedliche Situationen einbinden zu lassen. 27
© Martin Pfahler / Penrose Matrix / Außenraum 28
© Martin Pfahler / Penrose Matrix / Innenraum Martin Pfahler / Penrose Matrix Marzahn / 2019 / Integrierte Sekundarschule Mahlsdorf Skulptur im Außenraum / Gebogene Netzstruktur, 3 mm Edelstahl 300 x 400 x 85 cm Stützkorsett aus sieben gekreuzten Flachstahlbändern / jew. 60 x 12 mm, Edelstahl poliert Wandmosaik im Innenraum, Kreiskontur zusammengesetzt aus 350 rhombischen Metall- platten / Edelstahl poliert, je 15 x 19 cm / Kreisdurchmesser ca. 10 Meter über 3 Etagen Vor dem Haupteingang des Neubaus der Integrierten Sekundarschule in Berlin Mahlsdorf ist eine gewölbte, dreidimensionale Struktur aus hochverspiegeltem Edelstahl platziert. Die 3 Meter hohe und 4 Meter breite gewölbte Fläche ist vielfach durchbrochen und mit 900 pyramidenförmigen Edelstahlfacetten bestückt. In seiner Geometrie folgt das Muster der Logik einer nicht-periodischen Penrose Parkettierung. Die 900 offenen Pyramiden aus verspiegeltem Edelstahl sind in unregelmäßigen Clustern zusammengefasst und in die Fläche der Netzstruktur eingebunden. Sie bieten vielfältige Durchblicke und ein Kaleido- skop-artig aufgegliedertes Spiegelbild der Umgebung. Zwischen den Spiegelclustern ist die Skulptur durchlässig und integriert Blickausschnitte der umgebenden Architektur und des Schulalltags in das kristalline Bild. Es entsteht ein komplexes, visuelles und physisches Erlebnis sowie ein räumliches Spiel zwischen Innen und Außen, Davor und Dahinter. Die Skulptur im Außenraum wird von einem kreisförmigen Wandmosaik mit dem Titel „Penrose Circle“ im Innenraum des Gebäudes ergänzt. Die Wandarbeit besteht aus einer Kreiskontur von etwa 10 Meter Durchmesser, die sich über drei Stockwerke des Gebäudes erstreckt. Wie das Mosaik einer digitalen Matrix setzt sich der Kreis aus 350 einzelnen Rhomben aus poliertem Edelstahl zusammen. Die Anordnung der Teile folgt der Logik des zu Grunde gelegten Penrose Musters. 29
© Vanessa Henn / Follow Me! / Entwurfsabbildung 30
© Vanessa Henn / Follow Me! / in der Realisierungsphase / Fotos: Michael Witte Vanessa Henn / Follow Me! Friedrichshain / 2019 / Neubau Emanuel-Lasker-Oberschule Installation aus Holz, Stahl, Beton / 1600 x 1000 cm Die Arbeit „Follow Me!” für den Verbindungsbau der Emanuel-Lasker-Oberschule sieht einen Geländerhandlauf vor, der an der Wandscheibe im Atrium des Neubaus angebracht ist. Zu sehen ist ein uns allen bekannter Holzhandlauf. Doch anstatt zweckdienlich an ei- ner Treppe entlang zu führen, verläuft er gegen unsere Gewohnheit und ohne erkenn- baren Sinn an der enormen Wandfläche entlang. Die Wandfläche selbst wird gegliedert, durch die plastisch sichtbar gemachten Treppenstufen des dahinter befindlichen Trep- penhauses. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass der Handlauf stellenweise die Wand durchstößt, dahinter verschwindet und nach einigen Metern wieder auftaucht. Folgt man der plastischen Linie hinter die Wandscheibe, so sieht man, dass das Geländer auch im Treppenhaus seinen unsinnigen Lauf fortsetzt. Es führt nicht zielgerichtet von einem Ort zum anderen. Der Titel „Follow Me!“ suggeriert ein Verfolgen der Linie im Ge- danken. Der Blick gleitet ins Ungewisse: Wo ist der Anfang, wo ist das Ende? Visuell folgt das Auge den dynamischen Linien, und im Geiste werden die Nutzer:innen des Gebäudes angeregt, darüber nachzudenken, was hinter den (sichtbaren) Dingen steckt. 31
© Alexandra Karrasch / re-wind / Wandarbeiten aus Kupferdraht 32
© Alexandra Karrasch / re-wind / Entwurfsabbildung Alexandra Karrasch / re-wind Friedrichshain / 2019 / Neubau Sporthalle Thalia Grundschule Ringscheiben aus farbigem Kupferdraht / Größe: Gold Ø ca. 100 cm, grün Ø ca. 70 cm, türkis Ø ca. 41 x 41 cm, vielfarbig klein: Ø ca. 40 cm / Stärke der Wandarbeiten 7 mm und 10 mm Alexandra Karraschs Arbeit für die Nordwand der Sporthalle besteht aus vier kreisförmi- gen, unterschiedlich großen Ringscheiben aus verschieden farbigen Kupferdrähten. Mit der Form des Kreises nimmt sie Bezug auf zyklische Abläufe in Naturwissenschaften und Geistesgeschichte. Sie verweist auf Handwerklichkeit und Prozessualität, bei der aus et- was Feinem und Alltäglichem, wie dem Kupferdraht, eine stabile Skulptur entsteht. Der genaue Herstellungsprozess und die damit verbundene Verwandlung des reinen Werkstoffes erschließt sich erst durch die Mechanik der eigens für diese singuläre Bewe- gung angefertigten Wickel-Maschine, die den feinen Kupferdraht zur Form verdichtet und den Fluss der fertigen Kontur bestimmt. Die Wandarbeiten im Foyer verbinden die Leichtigkeit der spielerischen Bewegtheit im visuellen Erleben der sich mit dem natürlichen Lichteinfall verändernden Oberfläche so- wie im räumlichen Erleben mit der sich stets in Bewegung befindlichen Umgebung der Schule. 33
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© Eva Castringius / Barfußbereich für Flugexperimente Eva Castringius / Barfußbereich für Flugexperimente Marzahn / 2019 / Selma-Lagerlöf-Grundschule Sanierung der Turnhalle Wandbilder / Stirnwand 325 x 300 cm / Seitenwände jeweils 300 x 420 cm Die Wandmalerei von Eva Castringius bezieht sich in der Bildsprache auf die Namensge- berin der Schule und auf die Funktion der Architektur. Fliegende Gänse, die an den Roman von “Nils Holgersson” denken lassen, steuern auf einen zentralen Platz auf der Stirnwand zu, der ornamental-fragmentarisch die Spielbereiche von verschiedenen Teamsportarten wiedergibt. Markierungen, die Rückschlüsse auf die Spielregeln zulassen, werden zum Teil aufgelöst beziehungsweise in neue Farbflächen uminterpretiert. Sie sind als Experimentalbereiche zu verstehen, in denen Regeln aufgestellt werden, die nicht unumstößlich sind und das ambivalente Thema der Disziplin unterlaufen. 35
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© Sven Kalden / Raumstand / Neugier / Entwursabbildung Sven Kalden / Raumstand / Neugier Lichtenberg / 2019 / Schulerweiterungsbau der Lew-Tolstoi-Schule Figur, Aluminiumguss, transparent matt weiß lackiert 172 x 60 x 48 cm Wandbild, Umrissform der Vostok 6, Schriftzug Neugier 5 x 2 m Die Arbeit „Raumstand“ bezieht sich auf eine Fotografie von Valentina Tereshkova, wel- che 1963 entstand und sie kurz vor ihrem Weltraumflug zeigt. Die abgebildete Szene hat etwas fast Alltägliches, da sie, ähnlich wie Schulkinder, auf den Bus wartet. Dieser bringt sie aber nicht zur Schule, sondern zu der Startrampe in Baikonur. Das Foto dient als Vorla- ge für eine halbplastische Nachbildung ihres Raumanzugs, welcher auf der Rückseite der Plastik geöffnet bleibt und so die Idee eines Hineintretens in die Figur evozieren kann. Wenn man sich als Betrachter:in hinter die Figur stellt oder mit etwas Abstand durch den Helm hindurchschaut, wird – durch den leicht schräg gestellten Helm – der Blick Richtung Schulgebäude (Altbestand) gelenkt. Spätestens dann wird die Silhouette von Vostok 6 wahrnehmbar, welche Valentina Tereshkova als Raumkapsel diente. Der Umriss zeigt die Raumsonde, in dem sich anders als im Original - der Schriftzug „Neugier“ in russischer und deutscher Sprache befindet. © Sven Kalden / Raumstand/Neugier / Gussmodell Bildhauerwerkstatt 37
© Anna Kubelik / Lichtenberg-Figur / Entwurfsabbildung 38
© Anna Kubelik / Lichtenberg-Figur / Modell eines Details Anna Kubelik / Lichtenberg-Figur Lichtenberg / 2019 / Schulgebäude und Sporthalle, Paul-Junius-Grundschule Wandrelief Die Lichtenberg-Figur von Anna Kubelik bezieht sich auf ein physikalisches Phänomen, mit dem sich der Namensvetter des Bezirks und Physiker G.C. Lichtenberg beschäftigt hat. Lichtenberg-Figuren sind ästhetisch anmutende baumfarn- oder sternförmige Mus- ter, die als Resultat elektrischer Hochspannungsentladungen auf oder in isolierenden Ma- terialien entstehen. Das Muster einer elektrischen Hochspannungsladung, das sich in unterschiedlichen Maß- stäben in der Natur zum Beispiel durch Blitzeinschläge, Aktivität von Neuronen, Veräs- telung von Flüssen wiederfinden lässt, hat als Inspiration für die Wandarbeit gedient. Das Muster in der Wand wird durch Vertiefungen sichtbar. Es lässt sich wie eine Karte mit topographischen Linien lesen, beziehungsweise ertasten. Die Farbe ist monochrom ge- halten – ein Verlauf vom Weiß der Wandfarbe zu einem tiefen Meerblau im Zentrum des Reliefs. Je tiefer die Schicht, desto dunkler wird das Relief. Als Material werden äußerlich recycelte Bücher eingesetzt, um auf eine Vertiefung des Wissens hinzuweisen. Die Veror- tung der Installation im Eingangsbereich des Gebäudes gibt jeder Besucher:in der Schule die Möglichkeit, einen Geistesblitz zu empfangen. 39
© Holger Beisitzer / Entnahmestelle / Fotos: Emanuel Decouard 40
© Holger Beisitzer / Entnahmestelle / Fotos: Emanuel Decouard Holger Beisitzer / Entnahmestelle Köpenick / 2018 / Merian-Schule Wandobjekte / Cortenstahl-Blech gelasert / Größe Kranz: 3,00 Meter x 2,30 Meter x 5 mm (HxBxT) Für das neue Mehrzweckgebäude der Merian-Schule hat Holger Beisitzer eine Wand- gestaltung umgesetzt, die sich auf die Namensgeberin und Künstlerin Maria Sybilla Merian bezieht. Basierend auf ihrem Kupferstich „Der Raupen wunderbare Verwand- lung“ ist eine Wandarbeit entstanden, welche das Original in zehnfacher Vergrö- ßerung aus rostigem Cortenstahl-Blech gelasert zeigt. Das Motiv weist jedoch eini- ge Fehlstellen auf. Kreisrunde Elemente sind dem kranzrunden Motiv entnommen und tauchen an anderen Gebäudeteilen wieder auf, andere bleiben verschwunden. Durch das Blumenmotiv erhält der Zweckbau der Mensa und Mehrzweckhalle eine fest- lich dekorative Ergänzung. Gleichzeitig entzieht sich der fehlerhafte Blumenkranz mit all den Insekten und in seiner rostigen Anmutung der reinen Dekoration. Wandlung und Entwicklung, Leben und Sterben werden auf unterschiedlichen Ebenen thematisiert. 41
© Nicolai von Rosen / Tafelbild / Entwurfsabbildung 42
© Nicolai von Rosen / Tafelbild / Entwurfsabbildung Nicolai von Rosen / Tafelbild Neukölln / 2018 / Neubau des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums Partizipatives Projekt / Software Entwicklung für einen interaktiven Zeichenprozess über Smart- Boards mit digitalen Stiftwerkzeugen zu einem zentralen Bildschirm Das Schreiben und Zeichnen mit der Hand bildet die Grundlage des partizipativen Kunst- projektes „Tafelbild“. Es wird ein Werkzeug geschaffen, das unterschiedliche Fächer und Inhalte auf einem digitalen Tafelbild überlagert und auf einen Monitor in der Aula über- trägt und damit neue Zusammenhänge herstellt. Die Arbeit ist eine herausragende In- terpretation des an der Schule praktizierten Lehrkonzepts der Verbindung der einzelnen Fächer und der Einbeziehung vieler Beteiligter. Die subtile Botschaft der gleichzeitig entstehenden, sich überlagernden Ergebnisse der einzelnen Unterrichtsfächer auf einem Tafelbild stellt eine Verbindung zu Leonardo da Vinci her, der viele Disziplinen in seinem Werk vereint hat und seine Studien zumeist in Spiegelschrift und kodiert verfasst hat. Die Entstehung des Bildes kann live verfolgt wer- den. Wie mit Wundertinte geschrieben, tauchen plötzlich die Zeichen und Zeichnungen aus den Klassenräumen auf dem Bildschirm im Foyer auf. Für das Kunstprojekt wird eine Software entwickelt, um die Handschriften und Zeichnun- gen auf dem zentralen Bildschirm zusammen zu führen. Die Kulturtechnik des Zeichnens und des Schreibens sowie digitale Technik kommen auf spielerische Weise zusammen. 43
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© Alvar Beyer / Gold SilberBronze Alvar Beyer / Gold Silber Bronze Hellersdorf / 2018 / Konrad-Wachsmann-Oberschule Wandbilder / Acryl, Blattmetall auf der Wand / Durchmesser jeweils circa 250 cm Die Kunst am Bau von Alvar Beyer greift die Vergabe von Medaillen bei sportlichen Wett- kämpfen auf und platziert die drei Metalle „Gold, Silber und Bronze“ in Form von drei kreisrunden Wandbildern auf der Treppenhausstirnwand, sowie auf den zwei Seitenwän- den im Foyer des 1. Obergeschosses der Sporthalle der Konrad-Wachsmann-Oberschule. In den Rundbildern wird jeweils der obere Teil des Bildes mit den Blattmetallen Gold, Sil- ber und Bronze gestaltet. Alle drei Blattmetalle sind hochglänzend. Im unteren Teil der Bilder vermittelt eine perspektivische Darstellung Räumlichkeit. Die Bilder erhalten durch diese Elemente eine raumerweiternde Dimension und können als Reminiszenz an die illu- sionistische Malerei gesehen werden. Es findet eine imaginäre Erweiterung der örtlichen Situation statt. Die Treppen des Auf- gangs setzen sich im Bild fort. Architektonische Formen, die Bahnen, Richtungen und Ebenen symbolisieren können, führen auf einen Horizont zu. In allen drei Bildern eröffnet sich ein Raum, gleich einer Landschaft mit einem Weg, der zum Ziel führt. 45
© Tom Früchtl / Schräger Wurf 46
© Tom Früchtl / Schräger Wurf Tom Früchtl / Schräger Wurf Wilmersdorf / 2018 / Sporthalle der Otto-von-Guericke-Oberschule Schiefertafel und Farbe 2,8 x 23 m / Aluminiumguss pulverbeschichtet 140 x 300 x 30 cm Die Installation SCHRÄGER WURF bespielt die beiden gegenüberliegenden Längswände des Foyers und thematisiert die Dynamik der architektonischen Situation, in der zwei gro- ße Baukörper aufeinander treffen und als Puffer und Knotenpunkt an die beiden Halbku- geln des Vakuumexperiments von Otto von Guericke erinnern. Als Bild hierfür dient der Wurf eines Balles, der in zwei unterschiedlichen Modellen dargestellt wird. Auf der angrenzenden Wand zum Schulgebäude, die in grünem Tafellack gestrichen ist, ist die physikalische Formel für den schrägen Wurf in überdimensionaler Handschrift in weißer Lackfarbe zu lesen. Die Formel ist ein Zeichen für das physikalische Phänomen des Ballwurfes. An der gegenüberliegenden Wandseite der Turnhalle ist eine Skulptur mon- tiert, die die anamorphotische Verzerrung eines Balles darstellt. Die Betrachter:in kann hier praktisch erfahren, wie sich das verzerrte Abbild des Balles je nach Standpunkt im Raum verändert. Die Formel auf der Tafel bezieht sich auf theoretische Überlegungen der Physik, wie sie auch der Namensgeber der Schule Otto von Guericke skizziert haben könnte. Die Arbeit SCHRÄGER WURF thematisiert das Verhältnis von Theorie und Praxis, Gedanken und Spiel, geistiger Arbeit und körperlicher Bewegung als Grundbausteine einer zeitgemäßen Pädagogik. 47
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© Alona Rodeh / On the Road / Fotos: Ludger Paffrath Alona Rodeh / On the Road (Unterwegs) Lichtenberg / 2018 / Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium Deckenbilder / Industriefarbe, reflektierende Glasperlen, Neon Pigment / Größe je 159 x 363 cm Alona Rodehs Wandmalerei für das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium basiert auf der Vorstellung des Haupttreppenhauses als Autobahn. Das Treppenhaus ist der belebteste Bereich des Gebäudes, in dem Schüler:innen und Lehrer:innen in ständiger Bewegung auf und ab laufen. Die spielerisch gemalten Wandbilder bestehen aus drei Farben in verschie- denen Formkombinationen: weiße reflektierende Straßenmarkierungsfarbe, gut sicht- bares Neongelb und graphitfarbenes Dunkelgrau, das an Asphalt erinnert. Das Johann- Gottfried-Herder-Gymnasium ist bekannt für den mehrsprachigen und internationalen Austausch innerhalb der Schulgemeinschaft. Die Arbeit „On the Road“ unterstreicht die internationalen Bezüge durch die Idee der Bewegung und des Reisens im Raum. Durch die ungewöhnliche Platzierung unterhalb der Treppen stellt die Malerei den gewohnten Boden in Frage und neue Wege in den Raum. 49
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Fritz Balthaus / Bricolage Neukölln / 2018 / Neubau Oberstufenzentrum Chemie, Physik, Biologie / Lise-Meitner-Schule Objekte aus Möbeln und Inventar des Hauses / Größe variabel Die Arbeit von Fritz Balthaus besteht aus Objekten und Assemblagen an fünf Standorten im Schulgebäude, die aus dem Inventar der Innenarchitektur und Haustechnik wie Mö- bel, Armaturen und Geschirre bestehen. Die im Haus vorkommenden Gegenstände, wie Glassauger, Sessel, Stühle, Hocker, Tische, Lampen, Türklinken, Steckdosen, Armaturen, Beschläge, Kleiderhaken und auch Kantinengeschirr wurden durch die räumliche Inter- vention so in Form gebracht, dass sie den Bildern und Modellen von Molekülen, Helixen, Zellen, Atomen und Mikroorganismen entsprechen. Damit wird nicht nur der wissenschaftlichen Verdienste von Lise Meitner und dem Auf- trag der nach ihr benannten Schule gedacht. Die Formen spielen auf Epochen und Dar- stellungskulturen heutiger Wissenschaft und Forschung an. Schon beim Betreten des Ge- bäudes werden die Kunststationen in den oberen Etagen prononciert angekündigt. Das durchgängige Konzept der Bricolage zieht sich durch alle Etagen des Foyers und hilft zu- sätzlich bei der Orientierung innerhalb des Gebäudes. Die fünf Bricolagen führen Chemie, Physik, Biologie, Kunst – und sogar das Gebäude mit einem Augenzwinkern zusammen. © Fritz Balthaus / Bricolage / Foto: Friedhelm Hoffmann / ©vgbildkunstbonn 51
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© Christine Rusche / GRUOEN / Entwurfsabbildung Christine Rusche / GRUOEN Marzahn / 2017 / Grundschule am Bürgerpark Fassadenmalerei, Silikatfarbe / 17 m x 10 m, 17 m x 6 m GRUOEN ist Althochdeutsch und bedeutet wachsen, sprießen, gedeihen. Das dynami- sche Motiv verweist auf die Bewegungsrichtungen im Innern des Treppenhauses und die fünf Geschossebenen. Der Grünton entspricht der Akzentfarbe des Gebäudes. Durch die Spiegelung des Motivs und den Wechsel der Fassaden- und Sockelfarbe auf dem Giebel wird die räumliche Staffelung der beiden Wandflächen hervorgehoben. GRUOEN steht als Bild für die prägenden Lern- und Entwicklungsprozesse von Kindern während ihrer ersten Schuljahre. Kinder erkunden die Welt intuitiv, direkt und spiele- risch. Ihre Fantasie ist noch frei von gesellschaftlichen und kulturellen Konditionierun- gen. GRUOEN verzichtet daher bewusst auf eine erzählerische, eindeutig assoziierbare Bildsprache. Die konkreten Formen regen die Vorstellungskraft und Fantasie intuitiv und unabhängig an, losgelöst vom sozialen und kulturellen Hintergrund der Kinder. Damit will GRUOEN Anlass und Raum geben für einen offenen Austausch vielfältiger Ideen und Gedanken. © Christine Rusche / GRUOEN 53
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© Stephan Kurr und Silke Riechert / Bezeichnung / Entwurfsabbildung Stephan Kurr und Silke Riechert / Bezeichnung Neukölln / 2017 / Neubau der Clay-Schule Partizipatives Kunstprojekt Die Kunst nimmt in der Clay-Schule in Rudow eine besondere Rolle ein, denn bereits in der Planungsphase besteht die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit den Architekt:innen in den Baukörper einzugreifen, und auch nach Fertigstellung und dem Einzug in das Ge- bäude ist es noch möglich, auf die Gegebenheiten zu reagieren. Seit Ende 2017 sind die beiden Künstler:innen in den Planungsfortgang eingebunden, 2019 war der erste Spatenstich, 2020 die Grundsteinlegung. Welche Kunst für das Gebäude entstehen soll, erarbeiten die Künstler:innen mit der Schu- le – mit all jenen, die die neue Schule nutzen werden. Ungewöhnlich ist dabei auch der lange Zeitraum von 5 Jahren, in dem sie mit Schüler:innen und Schule in einem Dialog stehen. Die partizipativen Formate in der Vorbereitungsphase mit den diversen Jahrgän- gen der Schüler:innen vor Baubeginn, fokussierten vor allem auf die Aufenthaltsqualitä- ten der existierenden Schulräume, wie Pausenhof, Gänge, Mensa, etc. und Nutzungsge- wohnheiten der Schüler:innen. © Stephan Kurr und Silke Riechert / Bezeichnung / im Realisierungsprozess 55
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