Ich darf auch mal wütend sein - Warum Wut ein wichtiges Gefühl ist! 26.03.2021 - 6. Tag Autoren und Ideengeber: Rebecca Brekle, Marit Vogler ...
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26.03.2021 – 6. Tag Ich darf auch mal wütend sein – Warum Wut ein wichtiges Gefühl ist! Autoren und Ideengeber: Rebecca Brekle, Marit Vogler, Katharina Ebinger, Familie Hermann EJW Bezirk Waiblingen – Ostern mit Familie Osterhues | 6. Tag 1
Heute ist ein stürmisches Wetter. Es windet und viele große Regentropfen fallen vom Himmel. Darum hat Mama Svea beschlossen, Karlotta heute mit dem Auto von der Schule abzuholen. Mats darf natürlich mitfahren. Er mag dieses Geräusch von Regentropfen auf dem Autodach ganz besonders gerne. „Mama, Regentropfen hüpfen!“ ruft Mats als er angeschnallt auf dem Rücksitz sitzt. Mama Svea legt eine Kinder-CD ein und lässt Mats´ aktuelles Lieblingslied „Regentropfen hüpfen“ laufen. Schon fängt Mats an laut mitzusingen: „Regentropfen hüpfen, im Winde auf und nieder. Regentropfen hüpfen, den lieben langen Tag, …“ (Link zum Anhören und mitsingen bei YouTube findet ihr bei den Aktionen ganz unten) Als Svea und Mats an der Schule ankommen, hat Mats seine Schwester schon unter dem großen Vordach entdeckt. Er winkt ihr eifrig durch die nasse Fensterscheibe zu. Doch Karlotta sieht ihn gar nicht. Sie stapft zügig und mit eingezogenem Kopf unter der Kapuze Richtung Auto. „Hallo Karlotta“, ruft Mats fröhlich, als seine Schwester ins Auto einsteigt. „Hm“, brummt Karlotta, schnallt sich an und schaut aus dem Fenster. Mama fährt los. „Karlotta, ziehen wir nachher unsere Gummistiefel an und rennen durch die Pfützen?“, will Mats wissen. „Nee, keine Lust.“, antwortet Karlotta nur kurz. „Was ist denn los Karlotta? Du bist heute so still. Ist etwas vorgefallen in der Schule?“ fragt Mama. Doch Karlotta zieht nur die Schultern nach oben und starrt auf ihre Füße. „Mama, was ist mit Karlotta?“, will Mats wissen. „Ich weiß es nicht, mein Schatz. Vielleicht braucht sie einfach ein paar Minuten für sich.“, antwortet Mama Svea und schaut kurz nach hinten in den Rückspiegel zu ihren Kindern. „Ihr könnt ja auch noch später raus und in die Pfützen springen. Wenn wir Zuhause sind gibt es erstmal Mittagessen.“ Zuhause angekommen ziehen alle drei ihre nassen Jacken und Schuhe aus. Karlotta verschwindet gleich in ihrem Zimmer. „Mats, du kannst noch eine Runde im Wohnzimmer spielen. Ich schau kurz nach deiner Schwester und dann essen wir.“, sagt Mama. Sie klopft vorsichtig an Karlottas Tür und öffnet diese einen Spalt. Karlotta sitzt, in ihre Decke eingekuschelt und mit ihrem Lieblingskuscheltier „Schnuffel“ auf ihrem Bett. Eine Träne kullert ihr über die Wange. Mama Svea setzt sich zu ihrer Tochter auf das Bett. Sie streichelt ihr liebevoll über den Rücken. „Hey, meine Maus.“, sagt sie. „Warum weinst du denn? Ist etwas in der Schule passiert?“ „Mama?“, fragt Karlotta, „ist Gott böse auf mich?“ „Wie kommst du denn darauf?“, möchte Svea wissen. „Weil, weil…“, Karlotta muss schlucken und wischt sich eine Träne aus dem Gesicht. „Weil ich habe heute den Tom geschupst. Und Papa hat gestern gesagt, dass wir die Spielregeln Gottes beachten sollen und die Menschen lieben. Und, … und, jetzt war ich aber nicht nett.“, Karlotta fängt an zu Schluchzen. „Na, komm mal her.“, sagt Mama sanft und zieht Karlotta in ihre Arme. „Da war doch bestimmt noch mehr.“ Sie wischt Karlotta die Tränen von der Wange. „Jetzt fangen wir mal ganz von vorne an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du einfach so aus heiterem Himmel den großen Tom wegschupst. Was genau ist denn passiert?“ „Der Tom hat die Marianne schon den ganzen Tag geärgert.“, erzählt Karlotta. „Sie hat gesagt, dass er ihr auf dem Schulweg immer ein Bein gestellt und sie ausgelacht hat. Und dann hat er sie während Reli immer wieder mit Kügelchen beworfen. Wir haben gesagt, dass er aufhören soll, aber das war ihm egal. Und in der Pause hat er sie ganz laut als Hexe beschimpft und ihr die Zunge rausgestreckt. Und dann war ich ganz wütend, Mama. Und dann, und dann …“, Karlotta muss schluchzen und vergräbt ihren Kopf an Mamas Brust. „Und dann hast du den Tom geschupst.“, beendet Mama den Satz. Karlotta nickt. „Er war so gemein, Mama!“ „Ja, das glaube ich dir. Das war wirklich ganz gemein, wie der Tom sich verhalten hat. Und ich kann verstehen, dass du wütend geworden bist.“ „Und jetzt ist Gott auch wütend auf mich, weil ich den Tom geschupst habe.“, schnieft Karlotta. „Weißt du was?“, sagt Mama „Ich glaube nicht, dass Gott wütend auf dich ist.“ Karlotta schaut ihre Mama ganz überrascht an. „Gott ist manchmal wütend, das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass Gott auf dich wütend ist. Ich glaube sogar, er war genauso wütend wie du, als er gesehen hat, wie gemein der Tom zu der Marianne war. Weißt du, Wut ist ein wichtiges Gefühl. Wenn wir wütend werden, zeigt uns das, dass etwas EJW Bezirk Waiblingen – Ostern mit Familie Osterhues | 6. Tag 2
nicht in Ordnung ist. Wut ist ganz oft ein Zeichen dafür, das etwas Unrechtes geschieht. Und wenn Unrecht geschieht ist es sogar wichtig, dass wir anderen helfen, wenn die unsere Hilfe brauchen.“ Karlotta schaut ihre Mama mit großen Augen an. „Wie ich, als ich dann der Marianne geholfen habe?“, fragt sie. „Ja, du hast der Marianne geholfen. Das heißt nicht, dass wir dann andere verletzen sollen. Aber wir dürfen ihnen deutlich machen und ganz klar sagen, dass das nicht in Ordnung ist jemanden so zu ärgern.“ In dem Moment schlüpft Mats durch die Türe „Ich habe Hunger, Mama!“ quengelt er ein wenig und hüpft zu Mama und Karlotta ins Bett. „Was ist los Karlotta?“, fragt er und schaut seine große Schwester mit seinen grünen Augen an: „Hast du geweint?“ „Ja, aber das ist jetzt nicht mehr so schlimm.“, antwortet sie und drückt ihren kleinen Bruder. „Mama?“ „Ja, Karlotta?“ „War Jesus denn auch mal richtig wütend?“, will Karlotta wissen. „Oh ja. Der war auch mal so richtig wütend. Der war sogar so wütend, dass er ganze Tische umgeworfen hat.“, antwortet Mama. „Jesus hat Tische umgeworfen?“, kommt es wie aus einem Mund von den beiden Geschwistern. Das wollen sie nun genau wissen. „Aber warum hat Jesus Tische umgeworfen?“, will Mats wissen. „Weil er auf ein paar Menschen wütend war, die im Haus Gottes, dem sogenannten Tempel, sich richtig blöd verhalten haben.“ „Was haben die denn gemacht?“, fragt Karlotta. „Also“, erzählt Mama Svea, „Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs in Jerusalem. Dort gingen sie in den Tempel. Das ist das Haus Gottes. Bei uns würde es Kirche heißen. In Jerusalem stand dieser ganz besondere Tempel. Er war riesengroß. Insgesamt ungefähr 30m lang. Er bestand aus drei aneinander gebauten Räumen. Ein Vorraum, ein großer Hauptraum und das sogenannte Allerheiligste. Das Allerheiligste war der Raum, wo nur die Priester an bestimmten Tagen hineindurften. Der Vorraum und der Hauptraum durften von den Menschen betreten werden, die gekommen waren, um Gott anzubeten. In der damaligen Zeit war es üblich, dass die Menschen sogenannte Tieropfer gebracht haben, um Gott zu ehren oder ihn um Vergebung zu bitten. Nun gab es einige Männer, die eine Geschäftsidee hatten. Sie dachten, wenn sie die Opfertiere direkt im Vorraum des Tempels an die Menschen verkaufen würden, könnten sie damit viel Geld machen. Jetzt stellt euch mal vor, wie es da wohl zuging. Wie auf dem Markt. Überall Geschrei, jeder versucht so viele Tiere wie möglich zu verkaufen. Überall hört man Ziegen und Schafe blöken, Hühner gackern und es stinkt. Und all das im Tempel. An dem Ort, wo Gott gesagt hat, dies soll ein heiliger Ort sein. Ein Ort, wo die Menschen beten. Das wäre ungefähr so, wie wenn der Bauer Bernd seine Hühner und Eier mit in die Kirche nehmen würde, um sie da zu verkaufen.“ „Und der Onkel Thomas mit seinen Ziegen kommt.“, meint Karlotta. „Und dem Jakob seine Oma mit ihren ganzen Hasen“, ergänzt Mats. EJW Bezirk Waiblingen – Ostern mit Familie Osterhues | 6. Tag 3
„Ja genau, so in etwa. Da wäre was los in der Kirche. Und dann könnte man keinen Gottesdienst feiern.“, bestätigt Mama. „Ja, weil die Tiere so laut sind.“, sagt Karlotta „Und dann ist überall Kacka“, meint Mats und alle drei müssen lachen. „Das stimmt.“, pflichtet Mama ihren Kindern bei. „Das wäre ein ganz schönes Chaos. Niemand könnte wirklich Gottesdienst feiern, oder beten, oder singen.“ „Und dann ist Jesus wütend geworden?“, fragt Karlotta. „Genau“, sagt Mama, „dann ist Jesus richtig wütend geworden. Er hat die ganzen Händler hinausgetrieben, er hat die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler umgestoßen. Und er hat allen verboten etwas durch den Tempel zu tragen. Und dann hat er den Menschen ganz klar gesagt, dass der Tempel ein Haus Gottes ist. Ein Ort, für die Menschen gemacht, an dem sie zu Gott beten sollen.“ „Hui, da haben die Menschen bestimmt ganz komisch geguckt, als Jesus alles umgeworfen hat.“, meint Karlotta. „Mein Klassenkamerad, der Tom würde auch komisch gucken, wenn ich dem seinen Schultisch umwerfen würde.“ „Das würde er bestimmt. Aber denkst du wirklich, dass das richtig wäre zu tun?“, fragt Mama. „Nein, ich glaube nicht. Dann würde er bestimmt auch meine Sachen umwerfen.“, antwortet Karlotta. Mama nickt: „Ich glaube, der traut sich jetzt erstmal nicht mehr die Marianne zu ärgern. Aber falls er es doch tut, hast du eine Idee, was du dann machen könntest, anstatt ihn zu schupsen?“, fragt Mama. „Hm“, Karlotta überlegt „wir können woanders hingehen. Oder zu unserer Lehrerin Frau Baier gehen und es ihr sagen.“ „Das sind doch schon mal zwei gute Ideen.“, lobt Mama ihre Tochter. „So, und wer hat jetzt Hunger?“ „Iiich.“, rufen Mats und Karlotta laut und hüpfen auf Karlottas Bett. „Na, dann wollen wir mal runter in die Küche hüpfen.“, sagt Mama. „Au jaaa“, ruft Mats und klettert auf Mamas Rücken. EJW Bezirk Waiblingen – Ostern mit Familie Osterhues | 6. Tag 4
Wenn Sie mit ihren Kindern über die Geschichte sprechen möchten … … dann können Sie gerne diese Fragen stellen: Wann / warum / wo warst du schon wütend? Wie können wir gut mit unserer Wut umgehen? Wem können wir unsere Wut sagen? Wo ist es wichtig, dass wir anderen helfen, wenn Unrecht geschieht? Welche Möglichkeiten haben wir da einzugreifen? Wo ist es wichtig, dass wir uns wehren, wenn wir gemein behandelt werden? Aktion(en) des Tages Wutsack: Einen Boxsack/ ein Kissen aufhängen, in den ich meine Wut reinboxen darf. Somit verletze ich niemanden, aber kann meinen Ärger rauslassen. Spiel: Aufräumen – Jesus räumt den Tempel auf, wir räumen unsere Seite des Spielfeldes auf. Zwei Gruppen stehen sich gegenüber. In der Mitte werden mit einem Kreppband oder mit einem Kreidestrich zwei Felder eingeteilt. Jede Gruppe hat 20 Klorollen (oder Bierdeckel oder Korken, was eben da ist), die sie in das gegnerische Feld werfen muss. Auch die Klorollen, die die andere Gruppe rüber wirft, dürfen wieder zurückgeworfen werden. Nach 90 Sekunden wird gezählt, wie viele Klorollen im Feld der jeweiligen Gruppen liegen. Wer die meisten Klorollen auf seiner Seite hat, hat verloren. Lied: Regentropfen Hüpfen von Simone Sommerland, Karsten Glück & die Kita-Frösche Link: https://www.youtube.com/watch?v=6ehoNmD5SSE&list=RDQM_- q2YsPhqSc&index=2 Bastelei: Brüllmonster basteln. Die Wut muss raus! Immer wenn ich wütend bin, muss ich meine Wut rausschreien. Aber alle anderen stört das. Jetzt habe ich mir ein Brüllmoster gebastelt. In seinen Mund schreie ich alles rein und er verschluckt alles. Danach geht es mir besser und ich kann wieder Ruhig nachdenken, was ich jetzt tun kann. Bastelanleitung: https://www.ecowoman.de/freizeit/basteln/lesezeichen- basteln-witzige-monster-lesezeichen-fuer-ihr-buch-basteln-5663 EJW Bezirk Waiblingen – Ostern mit Familie Osterhues | 6. Tag 5
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