Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg

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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
An alle Haushalte                                          09/2020
                                               Bürger für Marburg

Ideen für              Kampf gegen die Bagger
                       Gemeinsam für den Erhalt des Grüner Wehrs.

Marburg             Neuer Aufzug in die Oberstadt
                    Einsatz für einen weiteren barrierefreien Zugang.
Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
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                                                        Oberstadt, ganz ohne
                                                   ­Hindernisse: So könnte er
                                                                                                   … etwas tun!
                                                  aussehen, der neue Aufzug
                                                          in Marburgs Süden.
                                                                                                      Für Marburg – für Ihre Stadt!
                                                                                 04
08                                       Corona zeigt es mehr als d ­ eutlich:           Was gut ist für Marburg, wissen die M   ­ arburger                Wir, die Bürger für Marburg (BfM), haben ­unsere
                                         Die meisten unserer Schulen sind                Bürger* selbst am besten. Denn nur, wer in der                    Mitglieder und viele Marburger angesprochen. Und
                                         digital abgehängt. Vieles muss                  Stadt lebt, der sieht und spürt, was den ­Menschen                haben genau zugehört.
                                         schnell besser w ­ erden. Marburgs              vor Ort unter den Nägeln brennt.
                                         Schüler b­ itten um Hilfe.                                                                                        In diesem Magazin kommen sie zu Wort. ­Marburger
                                                                                         Wer sich wirklich für die Belange der ­Bewohner                   Bürger berichten, was sie ­beschäftigt und was sie
                                                                                         interessiert und mit ihnen über ihre Sorgen, Nöte,                sich wünschen.
                                                                                         Wünsche und Hoffnungen spricht, der bekommt
                                                                                         auch ein klares Meinungsbild.                                     Viel Spaß beim Lesen!

                    Wir erzählen die
         ­Geschichte, wie eine kleine
           Bürgergruppe eine große
             Baustelle an Marburgs
                                                                                                       04 Neuer Aufzug in die Oberstadt                    13    Gerne sitzengeblieben
           grüner Lunge erfolgreich
              verhinderte – bis jetzt.                                                                 06    BfM: Eine bürgerliche Zeitreise               14    Reanimation einer Sterbenden
                                                                          10          Inhalt           07
                                                                                                       08
                                                                                                             Chaos auf Marburgs Straßen
                                                                                                             Die Suche nach der digitalen Schule
                                                                                                                                                           15
                                                                                                                                                           16
                                                                                                                                                                 Wohnen ja, aber wo?
                                                                                                                                                                 Das Geschäft mit der Gesundheit
                                                                                                       10    Kampf gegen die Bagger                        18    Der Klimaplan für Marburg
                                                                                                       12 BfM: Besser als jede Partei                      20    Ihre Meinung ist gefragt!

                                                     Unbequem war einmal:
                                                      Die Schlossparkbühne
                                            ­bekommt dank des Einsatzes der
                                                  BfM eine neue Bestuhlung.            * 
                                                                                               Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwenden wir im Folgenden die männliche Form.
                                                          Die Freude bei den              Dies stellt auf keinen Fall eine ­Benachteiligung des weiblichen Geschlechts dar, sondern ist
                                                    Kultur-Machern ist groß.              im Sinne der sprachlichen ­Vereinfachung als geschlechts­neutral zu verstehen.
     2
                                                                                 13                                                                                                                        3
Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
INFRASTRUKTUR UND WOHNEN

Neuer Aufzug:
                                                                                                               Mit diesem modernen Zugang zur Oberstadt ergäben sich
                                                                                                               neue und ­attraktive Wegbeziehungen für Bewohner und
                                                                                                               ­Besucher der historischen Altstadt.

schnell und sicher                                                                                                                                                                     Barfüßerstr
                                                                                                                                                                                                  aße

in die Oberstadt                                                                                                                                                                      Bauamt

                                                                                                                                                               Am Plan
Schon lange wünscht sich die Marburger Bevölkerung einen einfachen Zugang zur Oberstadt von der
Universitätsstraße aus. Was die Oberstadtaufzüge im Osten der Kernstadt seit langem erfolgreich
bewältigen, wollen die BfM nun auch im Süden der Oberstadt umsetzen: Einen weiteren barriere-
freien Zugang zur Oberstadt.                                                                                                                                                        Hublift

                                                                                                                                   Fußgänger

Für das „Barrierefrei-Projekt“ haben die BfM einen      ­ atürlich auf dem Parkplatz parken. Im oberen
                                                        n                                                                          Barrierefrei
Betrag von 80.000 Euro für einen architektonischen      Bereich führt der Weg aus dem Aufzug durch
Entwurf mit Machbarkeitsstudie in den Haushalt          das Neben­gebäude/Schuppen, das derzeit nicht
2020 eingestellt. Im Folgenden stellen wir Ihnen,       genutzt wird, des ­Hauses Plan 3 auf einen ­kleinen                                                    Vorplatz
                                                                                                                                                                  oben
liebe Leser, eine Studie vor, wie eine Lösung in        ­Vorplatz im oberen Bereich, der im Moment als                                                                                        Am Plan 3
Form eines Aufzuges aussehen kann.                       Parkplatz des Carsharingdienstes “Scouter”
                                                       ­Verwendung findet.
Unser geplanter Aufzug verbindet den zentralen                                                                                                                                       Außenaufzug
Einkaufspunkt in Marburg zwischen Schlossberg-         Wenn die Fassade des Gebäudes verglast wird,                                                                      Vorplatz
center, Marburg Mall, der Sparkasse und Kaufhaus       korrespondiert sie sogar mit der Glasfassade von                                                                     unten
Ahrens, mit den Einzelhandelsläden in der Guten-       Ahrens im Hintergrund. Im weiteren Verlauf führt
bergstraße und am Beginn der ­Fußgängerzone in         der Weg “Am Plan” entlang bis zum Beginn der
der Barfüßerstraße.                                    Barfüßerstraße/Fußgängerzone.

Im unteren Bereich an der Universitätsstraße           Da für Rollstuhlfahrer die Steigung im ­oberen
                                                                                                                                                                                                          Optiker
­startet der Weg gegenüber den H   ­ aupteingängen     Bereich zu groß ist, wird am Gebäude Barfüßer­
 von Sparkasse und Ahrens. Hier ist eine Ampel­        straße 11, Bauamt/Rückseite ein Hublift ­installiert,                                                                             Parkplatz
                                                                                                                                                                                         Sparkasse
 anlage zur Querung der Straße v­ orhanden. E
                                            ­ ntlang   über den der höher liegende Umgang am ­Bauamt
 der Grundstücke Universitätsstraße 21, in dem sich    erreicht wird. Von dort geht es auf den letzten 20
 ein Optiker befindet, und Universitäts­straße 23,     Metern über Rampen bis zur Barfüßerstraße/
 dem Parkplatz der Sparkasse, führt der Zugang bis     Barfüßertor.
 unterhalb des städtischen Gebäudes „Am Plan 3”.
                                                                                                                                                                                       straße
Unterhalb dieses städtischen                                                                                                                                               Universitäts
Gebäudes ist ein Vorplatz h
                          ­ inter      Was die BfM mit Marburg verbindet?
dem Parkplatz, der zum ­Aufzug         Die Liebe zu unserer Stadt. Uns v­ereint das
                                                                                                                                 Diese Visualisierung zeigt,
führt. Wer mit dem Pkw unter-          ­Bedürfnis, den Ort an dem wir wohnen, zum ­besten
                                                                                                                           wie der Aufzug aussehen könnte.
wegs ist und den Aufzug nutzen          ­Zuhause zu machen, das wir uns ­vorstellen ­können.                                        Montage: Roland Frese
möchte, kann sein Fahrzeug               Unter folgendem Link bekommen Sie mehr Infos                                                                                                                        Sparkasse
                                         zur BfM-Fraktion: bfm-fraktion.de                                                                                        Kaufhaus Ahrens
4                                                                                                                                                                                                                    5
Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
BFM                                                                                                              INFRASTRUKTUR UND WOHNEN

Reise durch die Zeit
    Winter 1988
      Gründung
       der BfM
Gründung durch Geschäfts­            Die BfM wollten ein Gegenpol zu der
leute des Marburger Mittel-                                                                   Bewusst entschied
                                     ­damaligen rot-grünen Stadtregierung
standes, insbesondere von                                                                     man sich als Form
                                      sein, die sich eher wirtschaftsfeindlich
Einzelhändlern aus der                                                                        für einen Verein,
                                      zeigte. Der CDU als Oppositionsfraktion
Oberstadt.                                                                                    da die BfM aus-
                                      traute man in diesem Bereich nichts zu.
                                                                                              schließlich auf
              1. April 1989                                                                   kommunaler Ebene
                                                                                              tätig sein wollten.

              Einzug ins Marburger Stadtparlament

          Kaum gegründet zogen die BFM mit einem Stimmanteil von 12,1 % ins
          Marburger Stadtparlament ein. Die Fraktionsmitglieder der BfM fühlten sich
          in ihrer Oppositionsrolle wohl. Im Zusammenhang mit der stadtplanerischen
          Entwicklung des Biegenecks begann 1991 eine intensive Zusammenarbeit
          mit der SPD bis zum Ende der Legislaturperiode 1993.
                                                                                                                    Schluss mit dem Verkehrs-Chaos
                                                                                                                    Ein Kreisel hier, eine Bedarfsampel dort, ein Fahrradweg, der im Nichts endet. Dazu hohe ­Stickstoff-
            1993-1997                                                                                               und CO2-Emissionen, die aus vielen kleinen und großen Staus resultieren. Diese beispielhafte
             Mit 13,8 % bzw. 11,8 % wurden die BfM                                                                  ­Aufzählung aus Marburg ist Beleg für das Fehlen eines Verkehrskonzeptes der Stadt.
             erneut im Stadtparlament bestätigt
             und arbeiteten konsequent in ihrer
             Oppositionsrolle weiter.
                                                                                                                    Alle Beteiligten, vom Magistrat über Hessen ­Mobil    Der Corona-Shutdown hat nun leider zu Verzö-
                                                                                                                    bis hin zu den verantwortlichen ­Fraktionen des       gerungen bei der Umsetzung geführt. Dennoch
                                                                                                                    Marburger Stadtparlaments, haben in den ver-          brennt das Thema weiter, weil es ein Anliegen v­ ieler
            2001                                                   2011                                             gangenen Jahrzehnten durch ihre ­Entscheidungen       Marburger ist. Erste Analysen – b   ­ eispielsweise
             Die MBL, eine weitere bürgerliche                                                                      höchstens Stückwerk geleistet. Die ­städtebaulichen   zum Verkehrsaufkommen – sollen jetzt durch
                                                                   Die BfM waren wieder mit einem Sitz im
             Wählervereinigung, wird aus den                                                                        Veränderungen der vergangenen Jahre waren             ­Zählungen zügig erfolgen.
                                                                   Stadtparlament vertreten und zeigten
             Reihen der CDU gegründet. BfM, FDP
                                                                   sich bei sachlichen Anträgen zum Wohle           rasant und haben die Überlegungen der politisch
             und MBL schlossen sich zu einer
                                                                   Marburgs über die Fraktionsgrenzen               Verantwortlichen oft überholt.
             Zählgemeinschaft unter Führung der
                                                                   hinaus kooperativ. In anderen Punkten
             BfM zusammen.
                                                                   zeigte man jedoch die streitbare und                                                                       Mobilität im Wandel
                                                                   starke Oppositionsrolle.                         Die Bürger für Marburg (BfM) haben hingegen das
                                                                                                                    gesamte Verkehrsproblem im Blick und s      ­ tehen       Aus ökologischer Sicht ergibt es a        ­ bsolut
                                                                                                                    auch deshalb nicht für kleinteilige Lösungen. Aus         Sinn, den Pkw-Verkehr so gut als möglich zu
                           2006                                                           Das erste Mal             diesem Grund hat sich die Fraktion für eine ganz-        ­r­edu­zieren. Hierdurch wird Luft­verschmutzung,
                              Leider fehlte der Nachwuchs und so                           Regierungs­              heitliche Mobilitätsstrategie stark gemacht. Diese        Lärm und Staus wirkungsvoll entgegen­getreten.
                              traten die BfM zur Kommunalwahl                                                                                                                 Großes Etwicklungspotential, vor a     ­ llem auf
                                                                                          verantwortung             soll Marburg fit machen für die ­Anforderungen, die
                              2006 nicht an.                                2016                                    in Zukunft an einen funktionierenden V­ erkehrsplan       Kurzstrecken, hat der Radverkehr. Auch der
                                                                                                                                                                              ÖPNV muss sich wandeln und i­ndividuelleres
2021                                                                 Mit 4,4 % und somit 3 Sitzen im Stadt-
                                                                     parlament. Regierungsverantwortung
                                                                                                                    gestellt werden.
                                                                                                                                                                              Reisen ermöglichen.
                                                                             zusammen mit CDU und SPD.
                                                                                                                    Da wir unsere Mehrheitspartner von unserer Idee
      Kommunalwahl                                                                                                  überzeugt haben, hat der Magistrat der Stadt             Generell sind umweltfreundliche Antriebe
                                                                                                                    ­Marburg im letzten Jahr eine ­Mobilitätsmanagerin       gefragt, vernetzte Fahrzeuge, flexible Fahr-
Ihre Stimme zählt! Gehen Sie am 14. März 2021 zur Kommunalwahl!                                                      eingestellt. Auch wurde per Ausschreibung ein           dienste als Ergänzung zum ÖPNV und Nutzungs-
Denn: Nichtwählen aus Protest funktioniert nicht! Sie schaden mit einer Stimmenthaltung keiner Partei oder                                                                   konzepte wie Carsharing oder Fahrgemein-
                                                                                                                     ­Planungsbüro gefunden, welches das Projekt über
Wähler­vereinigung, aber der Demokratie. Wenn Sie jedoch verhindern wollen, dass die AfD Geld vom Staat                                                                      schaften. Mehr auf bfm-fraktion.de
bekommt, dann müssen Sie auf jeden Fall wählen gehen, nur eben nicht die AfD.                                         die nächsten Jahre inhaltlich begleitet.

6                                                                                                                                                                                                                             7
Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
SOZIALES

Virtueller Raum gesucht
Mit dem „DigitalPakt Schule“ wollten Bund und Länder bereits ab 2019 für eine bessere ­Ausstattung
der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Während der Covid-19-Pandemie zeigt sich jedoch folgen-

                                                                                                                                                                                Neuer
des Bild: Überforderte Lehrer, gestresste Eltern und Schüler, die nach Antworten auf ihre vielen
­Fragen drängen. Wenn Corona uns eines in Sachen Schule gezeigt hat, dann dass die Digitalisierung
 noch längst nicht Einzug gehalten hat.

Jitsi, Zoom, Discord. Sie verstehen nur Bahnhof?
Wenn ja, müssen Sie sich keine Sorgen machen.
                                                       v­ ergleichsweise gut getroffen. Als Vorstands­
                                                        mitglied des Marburger Kinder- und Jugendpar-                                                                           Internet-
                                                                                                                                                                                Auftritt:
Was vielleicht nach neuen Marburger Nachtclubs          laments (KiJuPa) weiß Pektas aber auch genau,
klingt, sind Internet-Dienste für Video-Konferenzen.    wie es an anderen Marburger Schulen aussieht.
Die Liste lässt sich problemlos fortsetzen: Skype,      „Die meisten Lehrer haben sich wirklich viel                Von wegen Handy-Verbot: das Smartphone gehört spätestens
Teams, GoToMeeting usw. Viele verschiedene              Mühe gegeben“, sagt der Zehntklässler über                              seit der Corona-Pandemie zum Unterricht dazu.
Kanäle, viele ­verschiedene Funktionen.                 die Zeit des Homeschoolings. Am Anfang h  ­ ätten
                                                        sich die Schüler noch darüber gefreut, nicht
                                                        in den Unterricht zu müssen. Gelernt wurde ab       Anbieter wurde für die e
                                                                                                                                   ­ inzelnen Klassen von der IT vorge­
                                                        dann im eigenen Zuhause. „Aber schon nach drei      geben. An ­anderen ­Schulen gab es diese Vorgaben nicht und             Mehr über die
                                                        Wochen hat es nur noch genervt“, erklärt Pektas.    die Lehrer mussten sich teilweise selbst behelfen, weiß                 Arbeit der BfM
                                                                                                                                                                                    erfahren Sie auf
                                                        An der Steinmühle konnten die Schüler mit der       ­Pektas. Auch das Angebot an die Schüler, Fragen per
                                                                                                                                                                                    bfm-fraktion.de
                                                        haus­eigenen App arbeiten, ein Video-Konferenz-      Video-Chat zu beantworten, oblag allein dem ­technischen
                                                                                                             Verständnis der pädagogischen Fachkraft. Ein Zustand,
                                                                                                             der auch Eren Pektas nicht glücklich macht.
                                                          Der DigitalPakt Schule kann nur eine vor-
                                                          übergehende Antwort auf dieses Struktur-          Auch bei den KiJuPa-Sitzungen war „Unterricht
                                                          problem sein, da die Gelder voraussichtlich       während Corona“ ein Thema. Probleme gab es
                                                          für so viele Konzepte wie wir Schulen haben,      besonders dann, wenn Fragen der Schüler zu
                                                          bewilligt werden. Es ist nicht ­ausreichend,      gestellten Aufgaben aufkamen – und das passiert
Mehr von und über Eren Pektas gibt es auf                 nur die Infrastruktur an Schulen zu sichern,      eben nicht selten. Gibt es keinen virtuellen Raum,
leidenschaft-marburg.de zu lesen.
                                                          wie beispiels­weise schnelles Internet und        in dem Schüler ein unmittelbares Feedback
                                                          stationäre End­geräte. Die Digitalisierung        bekommen, wird es schwierig mit dem Lernfort-
Und damit sind wir mitten im Thema. Die                   muss endlich auch ­Einzug in die Lehrpläne        schritt. „Gerne hätten einige Schüler mehr Zeit für
­Corona-Pandemie hat die Unzulänglich­keiten des          halten. Dies ist ein M­ angel, der ­natürlich     ein Gespräch gehabt, um Fragestellungen mit den
 verstaubten Schulsystems schonungslos offen­             nicht in Marburg behoben w     ­ erden kann.      Lehrern zu besprechen. Generell wäre es natürlich
 gelegt. Überlastete Lehrer, mangelnde Ausstattung,       Die BfM drängen darauf, ­dieses ­föderale         schön, wenn es eine einheitliche Software für alle
 verkrustete Strukturen. Die Digitalisierung hat im       Problem grundlegend zu lösen, damit
                                                          ­                                                 Schulen gäbe“, sagt Pektas. Leider ist dieser Wunsch
 Klassenraum noch längst nicht Einzug gehalten.           die Konferenz der Kultusminister die              bislang nur Zukunftsmusik.
 Den 16-jährigen Eren Pektas hat es da an der             ­Digitalisierung nicht erst in zehn Jahren in
 technisch sehr gut aufgestellten Steinmühle               die ­Lehrpläne übernimmt.

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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
UMWELT

                                                       Es ist ein perfektes Beispiel dafür, was Menschen
                                                       erreichen können, wenn sie sich gemeinsam für
                                                       eine Sache einsetzen. Schon jetzt kann die Bürger­
                                                       initiative zum Wohle des „Grüner Wehrs“ stolz
                                                       auf das Erreichte sein. Viele Etappensiege sind
                                                       ­errungen. Das dicke Ende kann jedoch durchaus
                                                        noch kommen.

                           p   g
               Wild und ursprünglich
Bernhard Conrads hat in den vergangenen zwei            diesem Tag dann jedoch – überraschend – ein           Wehr gibt es seit dem 15 Jahrhundert“, weiß der          Die BI wird jedoch weiter auf ihren Forderungen
Jahren sehr viel mehr über sein Zuhause dazu-           noch viel interessanterer Punkt in der Tages-         76-Jährige. Es sei etwas, das es zu b
                                                                                                                                                  ­ ewahren gelte.     bestehen. „Sollte das Gutachten aussagen, dass
gelernt. Über die Geschichte seines Viertels. Er        ordnung auf: die komplette Neugestaltung des          Auch aus diesem Gedanken heraus ­engagiert               Reparaturmaßnahmen unumgänglich sind, so
hat viele neue Bekanntschaften geschlossen und         ­Weidenhäuser Wehrs.                                   ­Conrads sich fortan für                                                         bestehen wir dennoch dar-
einen Zusammenhalt unter den Weidenhäusern                                                                     den Erhalt des Wehrs.                                                           auf, dass keine Plattform
­erfahren, der ihm sein „kleines Gallisches Dorf“      Grundlage der geplanten Komplettsanierung im            Und so formierte sich – auf        Die BfM sind strikt gegen ­Rodungen,         und auch keine Kanu­
 noch mehr ans Herz wachsen ließ.                      Sinne eines weitgehenden Abrisses und Neu­            ­Initiatitive ­vieler ­anderer       Party-Plattform und Kanurutsche              rutsche installiert werden“,
                                                       aufbaus an der beliebten Lahnstelle ­zwischen           ­b eunruhigter Weiden-             am „Grüner Wehr“. Die idyllische             sagt Conrads. Eine land-
                                                       ­Ufercafé und Trojedamm war damals ein G ­ utachten      häuser im Februar 2018            Lahnlandschaft muss zum Wohle                schafts- und denkmal-
                                                        aus den Jahren 2007/2008. Das auf der Ortsbeirats-      eine B
                                                                                                                     ­ ürgerinitiative (BI).      der Bürger ­erhalten ­bleiben.               schutzgerechte Variante
                                                        sitzung p
                                                                ­ räsentierte Sanierungs-­Vorhaben musste       Diese war sich darüber                                                         des ins Spiel gebrachten
                                                        vermuten lassen, dass bereits im Jahr 2019 die          einig, dass das Wehr aus                                                       Fischpasses sei wiederum
                                                        Bagger anrücken sollten. Weil den Baufahrzeugen         Gründen des Denkmal-, Landschafts- und Natur-          eine gute, weil ökologisch sinnvolle Baumaß-
                                                        eine Zufahrtsstraße geebnet werden sollte, waren        schutzes erhalten bleiben muss – e  ­ inschließlich    nahme. „Dagegen hatten wir nie etwas“.
                                                        auch viele alte Bäume am Ufergelände der Lahn           der Linden am Trojedamm.
                                                        gefährdet. Angedacht waren zudem eine Kanu-                                                                    Conrads blickt zufrieden von der Trojedamm-­
                                                        rutsche, eine betonierte Plattform am Rande des         „Eigentlich ist die ganze Geschichte ja schon ein      Brücke auf die Lahn. An diesem Tag s­ pielen K
                                                                                                                                                                                                                    ­ inder
                                                        Wehrs und eine Fischtreppe. Conrads und die             Erfolg“, sagt Conrads in einem versöhnlichen Ton.      vor dem Wehr, eine ­Schwanfamilie bahnt sich ihren
Mehr über das Wehr und Bernhard Conrads lesen           anderen Gäste der Ortsbeiratssitzung staunten           Immerhin sei der Baustart im Jahr 2019 ­erfolgreich    Weg auf dem Wasser – eine w ­ underschöne Kulisse
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                                                        nicht schlecht über diese Nachrichten.                  verhindert worden. Anfang diesen Jahres hat dann       für ein Foto.
„Ich bin da so reingeschlittert“, sagt der ehemalige                                                            auch noch Marburgs Bürgermeister Wieland Stötzl
Bundesgeschäftsführer der deutschen Lebens-            „Da unten spiele ich sehr gerne mit meinen               (CDU) zugesichert, dass es keine Partyplattform        Zum Redaktionsschluss im September wartet die
hilfe über seinen Einsatz für das „Grüner Wehr“.       Enkeln“, sagt Conrads und zeigt mit dem ­Finger          und auch keine Kanurutsche am Wehr geben wird.         BI – inzwischen ­ungeduldig – auf die Präsentation
Zunächst wollte er sich im Januar 2018 auf einer       auf einen Uferbereich vor dem Wehr. „Nach dem            Spannend bleibt die Situation dennoch, weil noch       des der Stadt seit Juli 2020 vorliegenden
Ortsbeiratssitzung einfach nur über das Thema          Schloss ist dieser Teil Marburgs sicherlich der          ein weiteres Gutachten aussteht. Dieses Mal ist        Gutachtens.
„Altwerden in Weidenhausen“ informieren: „Denn         am häufigsten fotografierte. So wie es ist, ist          das Gutachten jedoch in Absprache mit der BI von
das werde ich sicherlich“, sagt Conrads mit einem      es einer der schönsten Blicke auf Marburg. Ein           der Stadt in Auftrag gegeben worden. „Wichtig war,
Schmunzeln. Unter „Verschiedenes“ tauchte an           ­tolles Postkartenmotiv“, findet Conrads. „Das           dass das beauftragte Büro nun unabhängig an die
                                                                                                                Sache herangeht“, sagt Conrads.
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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
BFM                                                                                                        FREIZEIT UND KULTUR

                    Wir entscheiden

                                                                                                          Was
                    pragmatisch und                        Wir machen ausschließlich
                    sachbezogen!                           kommunale Politik!

                                                                              Wir sind eine freie
                                                                                                          lange währt ...
                                                                              ­Wählergemeinschaft         „Es ist vielleicht das Beste in Deutschland“, sagt Hubert Hetsch nicht ohne Stolz. Mit „es“ meint der
                                                                               und unabhängig von           Filmkunstbetreiber das Open-Air-Kino an der Schlossparkbühne. Eine baldige Veränderung am
                                                                               politischen Hierarchien!    ­Gelände, die die BfM angestoßen haben, kann nun dafür sorgen, dass Hetsch in seiner Meinung
                                                                                                            ­bestätigt wird.

                                                                                                          Eine prachtvolle Kulisse. Die 200 Quadratmeter       20 ­Jahren“, sagt Hetsch. Die ­Diskussion um neue,
                                                                                                          große Leinwand erleuchtet den Himmel über der        bequemere Sitzmöglichkeiten gibt es in etwa
                                                                                                          Marburger Schlossparkbühne. Umrahmt wird die         genauso lange, fügt er an. „Es ist eine wirklich so
                                                                                                          Szenerie von den mächtigen ­Bäumen, die sich im      tolle Location. Da ist es so schade, dass die Bänke
                                                                                                          Wind wiegen. Es ist ein warmer Sommerabend, an       dem restlichen Umfeld nicht entsprechen“, sagt
                                                                                                          dem die Kino-Besucher um kurz nach 21 Uhr durch      Cineplex-­Betreiberin Marion Closmann: „Marburg
     Wir machen gesunde                                                                                   den Eingang zur Open-Air-Vorstellung s   ­ trömen.   hat es ­verdient, dass alles hier schön ist“.
     Politik ohne Partei-Zwang!
                                                                                                          Die Laune von Hubert Hetsch müsste eigentlich
                                                                                                          blendend sein. Doch zeigen sich ­Sorgenfalten auf
                                                                                                          der Stirn des F
                                                                                                                        ­ reiluftkino-Machers, wenn man ihn        Gemütlich sitzen wird bald zu jedem Schloss-
                                                                                                          auf die Sitzplatz-Situation anspricht.                   parkbühnen-Ereignis dazu gehören. Die BfM
                         Wir machen Sachpolitik,
                                                                                                                                                                   haben ein Konzept für eine bequeme Außen-
                         Ideologien kennen wir nicht!
                                                                                                          Und tatsächlich: Man muss kein a   ­ usgewiesener        bestuhlung auf den Weg gebracht. Die Finan-
                                                                                                          Sitzmöbel-Experte sein, um zu erkennen, dass             zierung soll u.a. durch ­„Stuhl-Patenschaften“
                                                                                                          die aufgestellten Bänke ihre beste Zeit lange            getragen werden, die von Privatpersonen,
                                                                                                          ­hinter sich haben. Die Sitzplanken sind krumm           Unternehmen und Vereinen übernommen
                                                                                                           und schief, in der Mitte durch­gesessen. Stamm-        ­werden können.
                                                                                                           gäste wissen um das ­zweifelhafte ­Sitzvergnügen
                                                                                                           und behelfen sich mit mitgebrachten Kissen.
     Wir haben sehr flache                                                                                 „Diese Bestuhlung gibt es jetzt schon seit über     Wie so oft liege es am l­ieben Geld, dass eine
                                                                Wir finden gemeinsam Lösungen!
     Entscheidungs­strukturen!                                                                                                                                 ­Sanierung so lange auf sich warten lässt, erklärt
                                                                                                                                                                Hetsch. „Wir b   ­ ieten den Leuten eine der g ­ rößten
                                                                                                                                                                ­Leinwände, die in Deutschland stehen, dazu einen
                                                                                                                                                                 ­fantastischen Sound und machen das Ganze als
                                                                                                                                                                  ­erstes Freilichtkino ­Deutschlands bereits seit
                                                                                                                                                                   1994“, steigert sich Hetsch in einen Lobgesang.
                                                                                                                                                                   Eine neue Bestuhlung? „Das wäre eine wirklich
                                                                                                                                                                   tolle Sache“, meint Hetsch. ­Closmann ­pflichtet bei
            Die BFM stellen eine freie Wählergemeinschaft und unterscheiden sich                                                                                   und freut sich über die N
                                                                                                                                                                                           ­ achricht, von der ­künftig
            ­dahingehend von einer Partei, dass der Fokus allein auf kommunaler Ebene                                                                              alle Schlosspark­bühnen-Besucher profitieren
             liegt. Es gibt keinen Bundes- oder Landesvorstand, der den BfM-­Mitgliedern                                                                           werden.
             eine politische Richtung vorgibt. Deswegen steht die Frage, was das Beste für                Minuten vor der Vorstellung: Marion Closmann und
             ­Marburg ist, immer an erster Stelle. Das macht die BfM frei von jeder Gesinnung.            Hubert Hetsch an der Schlossparkbühne.

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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
INFRASTRUKTUR UND WOHNEN                                                                                            INFRASTRUKTUR UND WOHNEN
                                                                    Aktuelle Situation in der Maburger Oberstadt:

                                                                                                                                   n
                                                         Hier gibt es schon lange kein „Einkaufs Paradies“ mehr.

                                                                                                                     Bauen B a u e
                                                                                                                                     Bauen
Bonjour
                                                                                                                    In Marburg herrscht akuter ­Wohnungsbedarf.                 Die Marburger Innenstadt ist bis obenhin voll!
                                                                                                                    Nach einer Analyse der Situation Mitte der                  Selbst im flächenmäßig nicht gerade großen
                                                                                                                    2000er ­wurden bis zum Jahr 2012 etwa 2.000                 ­Südviertel wohnen inzwischen weit über 7.500

tristesse
                                                                                                                    neue Wohn­einheiten geschaffen. Jedoch stellten              Menschen, womit es, wenn man den Richtsberg
                                                                                                                    die ­Marburger Wohnungsmarktanalyse (InWIS-                  in einen oberen und unteren Richtsberg aufteilt,
                                                                                                                    Studie, 2014) und das Wohnraumversorgungs-                   Marburgs einwohnerreichstes Stadtviertel ist.
                                                       der ­Sitzgelegenheit spontan ihre ­Ansichten zur             konzept von 2015 fest, dass die Möglichkeiten für            Klar ist auch, dass die Marburger keine weitere
                                                       Oberstadt mit. Mit Hilfe eines U      ­ mfragebogens,        ­Nachverdichtungen und Ergänzungs­bauten nicht               Nachverdichtung wollen. Denn die Folgen wären
                                                       der an etwa 4.000 Anwohner ging, ­ermittelte das              ausreichen werden, um den künftigen Bedarf zu               weitere Verluste an Grünflächen und Freiräumen,
Leere Schaufenster, lärmende Nächte und                Büro ein Stimmungsbild. „Wir haben mehr als 700               decken.                                                     sowie eine schlechtere Luftzirkulation. Die BfM
Straßen voller Müll: Viele Marburger sorgen
­                                                      Rückmeldungen bekommen, was ziemlich gut ist“,                                                                            ­sprechen sich deswegen für Wohnungsneubau in
sich um ihre Oberstadt. Um dem Aushängeschild          sagt Alena Röhrich. FIRU hat zudem weitere Befra-            Der prognostizierte Einwohnerzuwachs für                      den Außenstadtteilen und auf den Lahnbergen aus!
­neuen Glanz zu verleihen, kommt es nun auf alle       gungen mit Haus­besitzern und Gewerbetreiben-                ­Marburg geht von 3.000 Mitbürgern bis 2030 aus:              Dazu muss neues Bauland ausgewiesen werden.
 ­Bürger an. Ein Überblick:                            den sowie ­zielgruppen­spezifische ­Untersuchungen            dies entspricht rechnerisch einem Bedarf von
                                                       angefertig. „Bevor etwas k       ­ onkret a­ ngegangen        ­weiteren 1.400 Wohn­einheiten. Wo aber bringen wir        Mietspiegel
Sie ist der ganze Stolz der Marburger. Denn sie        ­werden kann, muss die Gesamtsituation genau                   noch ­weitere 3.000 willkommene Neubürger unter?          Ein Mietspiegel bietet einen Orientierungs­rahmen
macht aus der kleinen Uni-Stadt etwas w    ­ irklich    ­analysiert w   ­ erden“, erklärt Sabine Herz. Die                                                                      über die Höhe der ortsüblichen ­Vergleichsmieten
Besonderes: Die Oberstadt. Dabei muss die                ­Projektleiterin erinnert in diesem ­Zusammenhang                                                                      und wird als Grundlage für Mietpreiserhöhungen
„alte Dame“ täglich vielerlei ertragen: ­Touristen        an einen wichtigen Termin. Am 23. August fand                Bauen! Aber wo?                                          herangezogen. Da er nicht nur die Mieter vor zu
­erkunden jeden kleinsten Winkel. Lastwagen               die ­Perspektiven-Werkstatt in der Marburger                 In den nächsten Jahrzehnten wird das                     hoher Miete schützt, sondern auch Hinweise
 rattern über das Kopfsteinpflaster, beliefern            Stadthalle statt. Diese ganz­tägige V ­ eranstaltung,        ­Universitätsklinikum auf den Lahnbergen                 auf unwirtschaftlich niedrige ­Mieten
 Geschäfte und Restaurants. Und allabendlich              die sich mit ­    verschiedenen Ideen für eine                kräftig expandieren. Das Gebiet ist bereits             gibt, ist seine Einführung in v­ ielen
 erwacht die Party-Szene zum Leben. Offensicht-           Wieder­belebung der Oberstadt auseinander­setzte.             komplett erschlossen, was Strom, W    ­ asser           Gemeinden umstritten.
                                                                                                                                                                                                                                            Kassel
 liche Begleiterscheinungen sind Lärm und Müll.           ­Weitere I­nformationen hierzu finden Sie bei einer           und Abwasser betrifft. Zudem p       ­ endeln
 Hinzu gesellt sich ein strukturelles Problem, mit         Suche auf ­marburg.de oder direkt unter ­diesem              jeden Tag tausende Menschen auf die Lahn-
 dem auch viele andere deutsche Innenstädte zu         Link: bit.ly/3aYr8cW.                                            berge. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn die
 kämpfen haben: Ladenleerstände. Mehr und mehr                                                                          ­Menschen nahe ihrer Arbeitsstelle oder                 Wie sieht es                                 Marburg
 verwaiste Verkaufsflächen sind ein ­bitterer Beleg    Gute Nachrichten gab es zum Endes des Jahres                      des Studienortes wohnen könnten? Die                   in Hessen aus?
 dieser Entwicklung.                                   2019: Die Marburger Oberstadt ist im D
                                                                                            ­ ezember                    BfM s ­ etzen sich für eine Stadt der kurzen                                                    Gießen                  Fulda
                                                       in das Städtebauförderprogramm ­„Lebendige                        Wege ein. Deshalb stellt sich die Frage, ob            Mietwerte €/m2 Wohnfläche
Erst durch einen Antrag der BfM und einstimmigen       Zentren“ (ehemals „Aktive Kernbereiche“) von                      ­Wohnen auf den Lahnbergen nicht möglich                  bis 8,00
Beschluss im Parlament hat der ­Magistrat das          Bund und Land aufgenommen worden. Teil                             sein muss? Zwischen Hansenhaus und dem                   8,00 bis 8,99                              Rhein-Main-Gebiet
Thema auf seine Agenda gesetzt. Wie soll es            des Förderprogramms zu sein, freut auch die                        Klinikum ist noch genügend Platz.                        über 9,00
also weitergehen? Mögliche Antworten l­iefern          Vertreterinnen von FIRU, denn dadurch k ­ önnen
Sabine Herz und Alena Röhrich. Die beiden              nun gemeinsame Ziele für die Oberstadt
Frauen leben zwar nicht in Marburg, kennen sich        formuliert werden.
jedoch bestens aus. Denn die Marburger Ober-                                                                        Preise für Baugrundstücke in €/m2 (Quelle: Geoportal Hessen, Bodenrichtwerte lt. BORIS-Hessen 08/2020)
stadt ist quasi ihr Job. Herz und Röhrich ­arbeiten    Klar ist auch Herz und Röhrich, dass in der Ober-
                                                                                                                                               Marburg             Gießen             Fulda              Kassel               Frankfurt
für das Stadtplanungs-Büro FIRU, das von der           stadt viele ­verschiedene Interessen aufeinander
                                                                                                                    Vororte                    100–200            100–300            100–200             100–200               500–900
Stadt Marburg im Jahr 2019 damit ­beauftragt           treffen. Eine Lösung, besonders für die Ladenleer-
wurde, ein Zukunftskonzept für die Ober-               stände, kann hier jedoch nur gemeinsam ­gefunden             Äußerer Bereich            250–300            300–500            180–250             200–350              500–2.000
stadt zu entwickeln. Seither ist viel geschehen:       werden.                                                      Innerer Bereich            300–450           800–1.800           300–1.100          200–1.500            4.000–15.000
Marburg-Kundigen dürfte das rote Sofa in                                                                                                          900               5.000             2.400                2.500               45.000
                                                                                                                    Extrem
Erinnerung geblieben sein. Passanten teilten auf                                                                                              (Unistraße)       (Seltersweg)     (Fußgängerzone)     (Friedrichsplatz)          (Zeil)

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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
WIRTSCHAFT

Erst der Profit,
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                                                                                                           Bei den Ü­ berlastungsanzeigen der Mitarbeiter sei         ausbezahlt, beklagen Demper und ­Hallenberger.
                                                                                                           sehr häufig ein ­„psychisches Leiden“ die ­Ursache.        Schließlich hätte das P   ­ ersonal ein Gewissen
                                                                                                           Wenn bei etwa 4.500 Mitarbeitern also mehr als             gegenüber den Patienten und würde diese eben

dann die Pflege
                                                                                                           zehn Prozent nicht mehr arbeiten können, wären             nicht im Stich lassen. Dass sich ­Besserung ein-
                                                                                                           vorübergehende Krankheitsvertretungen sicherlich           stellt, sehen die beiden Betriebsratsmitglieder
                                                                                                           angebracht. Tatsächlich sind Wolfgang ­Demper              unter den derzeitigen Voraus­setzungen nicht.
                                                                                                           lediglich fünf Fälle bekannt, in denen eine Krank-         Am Ende verlieren so nicht nur die Mitarbeiter,
                                                                                                           heitsvertretung eingestellt wurde. Auch die                ­sondern natürlich auch die­jenigen, die die Hilfe am
                                                                                                           Überstunden häufen sich an. D      ­ erzeit sind es         ­dringendsten ­benötigen: die Patienten.
Wenn der Erfolg eines Krankenhauses sich nicht mehr an geretteten Menschenleben bemisst, ­sondern          155.000 – Tendenz weiter steigend. Diese Stunden
am finanziellen Gewinn, den der Konzern mit dem Konzept „Klinik“ machen kann, dann gibt es
irgendwann keine helfenden Hände mehr, sondern nur noch Ellenbogen, die sich durchsetzen wollen.

                                                                                                                                         Ethische Grenzen
Wer zufrieden mit seinem Job ist, leistet auch gute   und die damit verbundenen Arbeitsbelastungen                                       Der Verkauf der Kliniken durch das Land Hessen war und ist ein Fehler.
Arbeit. Klingt logisch. Auch Erika Hallenberger       entscheiden. Im Zuge der Gewinnmaximierung sei                                     Zwar haben die BFM hier kommunalpolitisch keinen ­Handlungsspielraum,
nickt zustimmend, ob dieser einfachen Schluss-        es heutzutage eben nicht mehr so einfach, sich                                     ­allerdings möchten wir trotzdem deutlich unsere Solidarität mit den
folgerung. Die Wertschätzung der Arbeit sollte ein    mit dem Unternehmen zu identifizieren, sagt Erika                                   ­Mitarbeitern des UKGM äußern. Mit Gesundheit und Patientenwohl darf
wichtiges Thema sein, meint die stellvertretende      Hallenberger.                                                                        keine Gewinnmaximierung betrieben werden.
Betriebsratsvorsitzende des Universitätsklinikums
Gießen und Marburg (UKGM). Ein Thema, das auf         Die Zahl der Mitarbeiter stagniert seit ­Jahren,
den Marburger Lahnbergen derzeit jedoch kaum          während das Klinikum sukzessive wächst. Die
eine Rolle spielt.                                    entstehende Mehrarbeit zeigt sich verstärkt in
                                                      der Anzahl der Überlastungsanzeigen. Seit
Die Patientenversorgung funktioniere nur deswe-       2004 sind Arbeitgeber verpflichtet, länger
gen noch, weil in den meisten Fällen ein großer       erkrankten Beschäftigten ein Betrieb-
Zusammenhalt unter den Kollegen der ­einzelnen        liches Eingliederungsmanagement
Fachabteilungen herrsche. „Die Leistungsanforde-      (kurz: BEM) anzubieten. Im Sozial-
rung an die Mitarbeiter ist über die Jahre immer      gesetzbuch (SGB IX) verankert, ist
höher geworden“, beschreibt Hallenberger die          dort festgelegt, dass ein Arbeit­
Entwicklung mit ihrer Erfahrung aus 45 Dienst-        geber allen Beschäftigten, die
jahren: „Außerdem haben wir es derzeit enorm          innerhalb eines Jahres länger als
schwer, gutes Personal – das wir sogar selbst hier    sechs Wochen ununterbrochen oder
am Standort ausbilden – zu halten“. Warum das so      wiederholt arbeitsunfähig sind, ein
ist? Junge Menschen seien flexibler und würden        BEM anzubieten hat. Das bedeutet,
sich oftmals gegen das Wirtschaftsunternehmen         dass der Arbeitgeber klären muss, wie
                                                      die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden
                                                      werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen
                                                      erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der
                                                      Arbeitsplatz erhalten werden kann.

                                                      Fakt ist, dass diese Unterstützungen für die
                                                      M itarbeiter durch die UKGM-Führung nicht
                                                      ­
                                                      ­vollzogen wird. „Wir haben nicht mal einen inner-
                                                       betrieblichen Psychologen, der sich wenigstens
                                                       um die schlimmsten Fälle kümmern könnte“,
Immer im Einsatz für die UKGM-Mitarbeiter:             sagt der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang                      Nur allzu häufig muss die Menschlichkeit leider draußen bleiben,
Wolfgang Demper und Erika Hallenberger.                Demper. Derzeit gäbe es 487 Fälle, bei denen                   wenn es um finanzielle Interessen geht.

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Ideen für Marburg Neuer Aufzug in die Oberstadt - Kampf gegen die Bagger - Bürger für Marburg
UMWELT

Viele von uns wohnen in Altbauwohnungen,
die mit fossilen Brennstoffen beheizt werden
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                                                     Marburg hat einen Klima-Aktionsplan ­aufgelegt.
                                                                                                            Vor vielen Jahren haben wir damit
                                                                                                            begonnen, Solarzellen auf unsere
                                                                                                                                                         Was kann jeder
und schlecht isoliert sind, studieren an Univer­     Einen Katalog von Maßnahmen, um CO 2-­                 Dächer zu montieren, wir haben unsere        ­einzelne von uns tun?
sitäten, die nicht regenerativ beheizt werden,     Einsparungen aufzulisten und um abzuschätzen,            Häuser isoliert, haben uns ein Elektro­
haben einen Arbeitsplatz, den sie nicht zu Fuß     was die Stadt Sinnvolles tun kann. Hier stehen die       fahrzeug zugelegt. Wir haben lange           Hier ein paar vielleicht noch nicht bekannte
oder mit dem Fahrrad erreichen können. Dies        ­Verwendung regenerativer Energien, das ­Schaffen        genug beobachtet, ob das ­wirklich           oder verinnerlichte Vorschläge, die im Alltag
alles geschieht nicht aus innerer Überzeugung,      von kurzen Wegen und klima­verträglicheren              ­funktioniert. Wir wissen längst: Es         ­umsetzbar sind:
sondern die Systemischen Strukturen sind
­                                                   ­Lieferverkehren sowie gesundes und klima­               ­funktioniert. Also wird es endlich Zeit,
­maßgebend.                                          neutrales Wohnen im Mittelpunkt. Technische              mehr für das Klima zu machen!              Kurzstrecken
                                                     Lösungen und veränderte politische Rahmen­                                                          Aus der Komfortzone kommen: Etwa zwei Drittel
Der Klimawandel war im Allgemeinen fast immer        bedingungen sind gefragt.                              Der ökologische Fußabdruck                   unserer Autofahrten sind kürzer als 10 km, etwa
theoretisch, nicht greifbar, für unsere Sinnes­                                                             Irgendwo muss wachsen, was wir essen,        die Hälfte ist kürzer als 5 km und knapp ein ­Drittel
organe nicht wahrnehmbar. Trotzdem ist er ein      Aber das Ganze funktioniert nur, wenn wir alle           unser Müll muss entsorgt werden, die         ist sogar kürzer als 3 km. Falls nicht gerade ein
intensives Thema, weil er uns allen mit einem      ­mitmachen. Freiwillig. Und nicht andere b ­ elehrend.   Natur muss unser K     ­ ohlenstoffdioxid    ­Großeinkauf angesagt ist: Greifen Sie doch zum
Mal sehr nahe kommt. Wir sehen, dass sich in        Das macht niemandem Freude und geht zudem               abbauen. Die biologisch p     ­ roduktive     Rad oder nehmen Sie den Bus. Bei sehr kurzen
­unserem Umfeld etwas ändert. Plötzlich wird der    immer schief. Schließlich sind wir alle in derselben    Fläche, die notwendig ist, um den             Strecken ist man mit dem Rad nicht unbedingt
 Klima­wandel wahrnehmbar und real.                 Situation. Eine Verbotswelt ohne Freude braucht         Lebens­stil und Lebensstandard eines          langsamer.
                                                    niemand.                                                Menschen zu ermöglichen, wird als
                                                                                                              ökologischer Fußabdruck ­bezeichnet.        argarine statt Butter
                                                                                                                                                         M
                                                   Nach dem Klimagipfel von Paris gab es eine                  Im Moment beträgt dieser pro              Wenn es um die Klimabilanz geht, schneiden
                                                   ­repräsentative Umfrage, was die ­Konferenz                  ­Erdenbürger ca. 2,7 Hektar Bodens       bei Lebensmitteln die tierischen Produkte am
                                                    den Menschen an neuen Erkenntnissen                          mit weltweit durchschnittlicher         ­schlechtesten ab, allen voran Rindfleisch und
                                                    gebracht habe. Ein wesentliches Ergebnis                      ­biologischer ­Produktivität. Nicht     die Milchprodukte. Um ein Kilogramm Butter
                                                    war: Die Klimakonferenz hat zur ­Beruhigung                     ganz 1,8 Hektar stehen allerdings     ­herzustellen, ­benötigt es unglaubliche 23.800 g
                                                    ­beigetragen, aber sie hat die ­Menschen nicht                  nur zur Verfügung.                     CO2; für 1 kg ­Margarine braucht es „nur“ 1.350 g.
                                                     motiviert, mehr für den ­Klimaschutz zu tun.                                                          Wenn Sie 6 kg Butter, was in etwa dem durch-
                                                                                                                                                           schnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland
                                                                                                                                                           entspricht, durch Margarine ersetzen, vermeiden
                                                                                                                                                           Sie 135 kg CO2 pro Jahr.

                                                                                                                                                          rische und unverarbeitete Lebensmittel essen
                                                                                                                                                         F
                                                                                                                                                         Bleiben wir beim Essen: Frische und rohe
                                                                                                                                                         ­Produkte haben einen klaren Vorzug gegenüber
                                                                                                                                                          ­tiefgekühlten oder stark verarbeiteten Lebens-

Der Marburger                                                                                                                                              mitteln wie­­Pommes Frites oder Wurst. Denn je
                                                                                                                                                           umfangreicher ein Lebensmittel verarbeitet und
                                                                                                                                                           je länger es gekühlt wird, desto mehr Energie wird

Klima-Aktionsplan                                                                                                                                          für Herstellung und Lagerung benötigt.

                                                                                                                                                         Reifendruck überprüfen
Klimanotstand und Handeln für die Umwelt                                                                                                                 Ist der Reifendruck nur um 0,5 bar zu niedrig,
                                                                                                                                                         erhöht dies den Kraftstoffverbrauch um ca. 5 %.

          Jeder kann etwas tun!                                                                                                                          Leitungswasser statt Plastikflaschen
          Jeder von uns will mal einen Kaffee trinken oder                                                                                               Nein, die Werbung hat nicht recht: Wasser aus
          muss mal mit dem Auto fahren, keiner lebt in                                                                                                   der Leitung ist genauso gesund wie Wasser
          einer Höhle. Es geht den BfM darum, aus Klima-                                                                                                 aus ­Flaschen. Und definitiv klimafreundlicher:
          schutz keine Ideologie zu machen. Es geht darum,                                                                                               ­Produktion, Abfüllung und Transport von Wasser in
          dass jeder von uns etwas tun kann. Nicht nur die                                                                                                Flaschen erzeugt bis zu 30 kg CO2 pro ­Konsument
          Politik muss liefern, auch wir können etwas zum                                                                                                 im Jahr – und Sie müssen es auch noch einkaufen
          Klimaschutz beitragen!                                                                                                                          und in die Wohnung schleppen.

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Das Beste für Marburg
                                        Wir hoffen, Ihnen mit diesem Magazin einen Einblick in die Arbeit der
                                        BfM gegeben zu haben. Wenn Ihnen Marburg genauso am H           ­ erzen
                                        liegt wie uns, dann freuen wir uns auf Ihre Ideen, Beiträge, Kritik oder
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              Bewegt! – Ideen für Marburg
              09 / 2020
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              Herausgeber                                       Jürgen Haas Print Consulting e.K
              Bürger für Marburg
              Am Kaufmarkt 2, 35041 Marburg                     Alle Inhalte (falls nicht anders gekennzeichnet)
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              Bürger für Marburg                                bedürfen einer schriftlichen Zustimmung.
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