Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht - Klaus F ...
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DIW Wochenbericht No. 44 (2008), 688-701 Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Amelie F. Constant Auf den neuen US-amerikanischen Präsidenten Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt richtet sich constant@diwdc.org warten gewaltige Aufgaben. Seine finanziellen auf die Vereinigten Staaten von Amerika, wenn Klaus F. Zimmermann president@diw.de Spielräume sind durch den Irak-Krieg, die Konjunk- die US-Bürger am 4. November 2008 ihren neu- turprogramme und die nötigen Sanierungsauf- en Präsidenten wählen (Kasten). Der dann abge- wendungen für das Finanzsystem aufgebraucht. schlossene Wahlkampf wird wahrscheinlich als Ein aktiver Staat wird benötigt, der gleichzeitig die bisher spannendste und qualifizierteste Ausei- jedoch nicht verdrängen darf, dass er an den aktu- nandersetzung um dieses Amt in die Geschichte ellen Krisen nicht ohne Mitschuld ist. So wurde die eingehen. Zunächst schien es, als würde Hillary Wohnungsmarktblase durch die Geldpolitik be- Clinton von der nachhaltigen Unzufriedenheit günstigt, Konjunkturprogramme verpufften, und mit dem amtierenden Präsidenten, George Bush, der Fall der Lehman Brothers bildete den Beginn profitieren. Sie wurde jedoch von der Demokrati- einer systemischen weltweiten Krise. schen Partei nicht als Präsidentschaftskandidatin nominiert. Barack Obama konkurriert statt ihrer Empirisches Datenmaterial, das auf Informations- mit dem Republikaner John McCain um die Prä- zugriffe im Internet basiert, deutet darauf hin, sidentschaft in den USA. Die europäische Öffent- dass die Finanzkrise in Deutschland heute als be- lichkeit war von Anfang an eher einem demokra- deutsamer angesehen wird als in den Vereinigten tischen Kandidaten zugeneigt, während dies für Staaten. Das Interesse an den Problemen einer die US-Bürger nicht unbedingt galt. Der Ausgang Kreditklemme verringerte sich in der letzten Zeit der Präsidentschaftswahlen hängt vielmehr an in beiden Ländern. Allerdings erhöhte sich die Re- der Bedeutung einzelner Themen, wie etwa Wer- zessionsfurcht transatlantisch und in den USA. Es te, Sicherheit, Kriege in Irak und Afghanistan, kam ferner zu einem gesteigerten Informations- Sozialreformen und insbesondere Wirtschaft. bedürfnis über Arbeitslosigkeit bei den US-Bür- Während McCain in sicherheits- und militärpoli- gern. Hier wird die zentrale Herausforderung für tischen Fragen dominiert, werden Obama bei den US-amerikanischen Präsidenten deutlich - die sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen größe- Sicherung von Arbeitsplätzen. Vertraut man den re Erfolgsperspektiven zugerechnet. Schließlich Internet-Zugriffen in beiden Ländern, hat Obama spielt auch die Frage, ob ein Afro-Amerikaner Deutschland relativ mehr elektrisiert als Amerika. Präsident werden könne, eine unterschwellige, Dennoch dominiert er McCain bei diesen Messun- wohl aber nicht unbedeutende Rolle. gen auch in den Vereinigten Staaten. Aber auch das Ticket McCain-Palin erweist sich im Vergleich Im September 2008 implodierte innerhalb we- zu Obama-Biden als attraktiv. niger Tage das US-amerikanische Finanzsystem und drohte Politik und Wirtschaft weltweit in ein Desaster zu stürzen. Die Schatten einer Weltre- zession wurden bereits heraufbeschworen. Über Nacht rückten Wirtschaftsfragen in den Mittel- punkt des Wahlkampfes. Die nötigen Reaktio- nen auf die Finanzkrise und die Schwächung der realen Wirtschaft ruinierten die ökonomischen Handlungsspielräume der USA für viele Jahre, wenn nicht für eine ganze Dekade. Selten zuvor hat ein US-amerikanischer Präsident unter derart 688 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Acht Fragen an Klaus F. Zimmermann „Die finanziellen Spielräume sind nahezu aufgebraucht“ Herr Professor Zimmermann, die Finanzkrise geworden, dass kein Prä- ist ins Zentrum der US-amerikanischen Prä- sident große Möglich- sidentschaftswahl gerückt. Wie schätzen Sie keiten hat. die Wirtschaftskompetenz der beiden Kandi- daten – dem Republikaner John McCain und Welche Aufgaben kommen auf den neuen Prä- Prof. Dr. dem Demokraten Barack Obama – ein? sidenten der USA zu? Was muss er tun? Klaus F. Zimmermann, Generell gilt McCain als der Mann für die Sicher- Er muss zunächst einmal die Frage prüfen, ob Präsident des heit und für die internationalen Wirtschaftsbe- er ein Konjunkturprogramm braucht, um die DIW Berlin ziehungen, während Obama der Kandidat für die drohende Rezession abzuwenden. Dann muss Wirtschaftskompetenz ist. Obama hat von vorn- er dafür sorgen, dass die in den Finanzsektor herein mehr kompetente Wirtschaftsberater investierten Mittel nicht endgültig abfließen, um sich geschart und ist in Wirtschaftsfragen sondern an den Steuerzahler zurückgezahlt wer- überzeugender aufgetreten. Insoweit scheint er den. Die Branche muss wieder organisiert aus im Augenblick einen Vorteil zu haben. der Krise herausgeführt werden und schließlich muss er sich auch um andere Fragen kümmern, Welche wirtschaftspolitischen Weichenstel- wie etwa die Reform des Gesundheitswesens. lungen erwarten Sie? Logischerweise sind die beiden durch ihre Par- Welche Auswirkungen hat die Weichenstel- teien etwas festgelegt. Obama ist, was man im lung im Weißen Haus auf die Wirtschaft in Eu- Amerikanischen liberal nennt, ropa und Deutschland? also eher sozialdemokratisch Die Wirtschaft Europas und und McCain konservativ. Beide Für Europa Deutschlands wird derzeit sehr aber sind auch sehr pragma- tisch, dass heißt, sie sind sich » wird es noch Überraschungen « stark von der Beherrschung der Finanzmarktkrise und der faktisch und praktisch viel nä- geben wirtschaftspolitischen Stabi- her, als das auf den ersten Blick lisierung bestimmt. Das kann aussehen mag. nur in Kooperation mit den Amerikanern gelingen. Insoweit ist die Lösung In Deutschland spürt man eindeutige Präfe- unserer wirtschaftspolitischen Fragen sehr auf renzen für den demokratischen Kandidaten Zusammenarbeit ausgerichtet. Barack Obama. Könnte es sein, dass wir ent- täuscht werden, weil sich die Politik der USA Welche Bedeutung hat die US-Wirtschaft weit weniger ändert, als viele glauben? überhaupt noch für uns? Europa und auch Deutschland haben von In den außenwirtschaftspolitischen Zielen George W. Bush die Nase voll und wollen des- spielt Amerika immer noch eine große Rolle. Es wegen einen Demokraten, egal wer es denn nun ist noch immer der zweitwichtigste Abnehmer geworden wäre. Allerdings muss man wissen, für deutsche Exporte. Auf der anderen Seite ge- dass amerikanische Präsidenten sich sehr stark winnen die asiatischen Märkte immer mehr an an den Interessen und den langfristigen Pers- Bedeutung. Die relative Bedeutung der USA pektiven des Landes orientieren. Insofern wird geht in der Weltwirtschaft und damit auch für es für Europa noch Überraschungen geben. uns zurück. Welche Handlungsmöglichkeiten und Spiel- Welche Position sollte die deutsche Wirt- räume hat der US-Präsident? schaftspolitik angesichts der Veränderungen Das Gespräch führte Ursprünglich waren die Spielräume weit größer, in den USA einnehmen? Erich Wittenberg. insbesondere Obama plante deutliche Verände- Die deutsche Wirtschaftspolitik wird sich mit rungen etwa in den sozialen Sicherungssyste- den Wirtschaftspartnern in Europa enger ab- Das vollständige Inter- men. Damit wird es wahrscheinlich nichts mehr stimmen müssen und sie muss sich insbesonde- view zum Anhören werden können, denn die Belastungen für den re um die Öffnung zu den asiatischen Märkten finden Sie auf Haushalt sind aufgrund der Finanzkrise so groß kümmern. www.diw.de Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 689
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen Alle vier Jahre wählen die US-Amerikaner ihren Präsiden- Bei den Präsidentschaftswahlen wird nur das „Electoral ten – jeweils am auf den ersten Montag im November fol- College“ gewählt, das Kollegium der 538 Wahlmänner genden Dienstag. Demnach fallen die Präsidentschafts- und -frauen, das schließlich den Präsidenten wählt. Die wahlen in diesem Jahr demnach auf den 4. November. Größe des Kollegiums richtet sich nach der Zahl der Se- Gleichzeitig werden auch Teile des Senats sowie des natoren (derzeit 100), der Zahl der Abgeordneten im Repräsentantenhauses neu gewählt.1 Repräsentantenhaus (derzeit 435) und den drei Wahl- männern aus dem District of Columbia. Die Zahl der in Die Präsidentschaftskandidaten müssen mindestens einem Staat bestimmten Mitglieder des Electoral Col- das 35. Lebensjahr vollendet haben und von Geburt an leges ist ungleich: Kalifornien stellt beispielsweise 55, US-amerikanische Staatsbürger sein. Sie müssen ferner Deleware hingegen nur drei. In den meisten Staaten gilt mindestens 14 Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt dabei das Mehrheitswahlrecht, das heißt dem Sieger in haben. In einem komplizierten Vorwahlsystem müssen einem Staat fallen alle Delegiertenstimmen zu. Deshalb die Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Volks- kann es sein, dass ein Kandidat mit einer landesweiten parteien ihre Kompetenz in der Öffentlichkeit beweisen Mehrheit, aber ohne Mehrheit im Electoral Collage nicht sowie Wahlspenden und Delegiertenunterstützungen zum Präsidenten gewählt wird. Dies passierte zuletzt einwerben. Die erfolgreichen Präsidentschaftskandi- 2000, als Al Gore landesweit vorne lag, aber George W. daten werden schließlich auf Nominierungsparteitagen Bush die Mehrheit im Electoral College aufweisen konn- ausgewählt. Hier tritt typischerweise allein der siegrei- te. Der Wahlkampf konzentriert sich daher insbesondere che Kandidat auf und präsentiert seinen Vize.2 Von der auf Staaten mit unsicherem Ausgang, die so genannten im Jahr 1987 gegründeten „Commission on Presidential „Battleground“- oder auch „Swing“-Staaten.3 Debates“ werden zentrale Diskussionsrunden zwischen den Präsidentschaftskandidaten organisiert. So tra- Die formelle Wahl des Präsidenten und des Vizeprä- fen in diesem Wahlkampf Obama und McCain am 26. sidenten findet am ersten Montag nach dem zweiten September, am 7. und am 15. Oktober sowie Biden und Mittwoch im Dezember statt, das heißt 41 Tage nach Palin am 2. Oktober zum gegenseitigen Schlagabtausch der eigentlichen Wahl. Dies wird 2008 am 15. Dezember aufeinander. sein. Die Amtseinführung des neuen Präsidenten findet schließlich am 20. Januar 2009 statt. 1 Alle zwei Jahre wird ein Drittel des Senats sowie das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt. 3 Hierzu zählen derzeit Ohio (20 Wahlmänner), North Carolina 2 Neben den Kandidaten der Republikanischen und der Demokra- (15), Florida (27), Missouri (11), Colorado (9) und Nevada (5). tischen Partei kann es auch unabhängige Bewerber für das Amt des Kalifornien (55) gehört hingegen fest zur Einflusszone von Obama, Präsidenten geben; diese spielen aktuell jedoch keine Rolle. während Texas (34) klar für McCain votieren sollte. schwierigen ökonomischen Rahmenbedingun- mehr blickt die Welt auf die Entscheidungen der gen sein Amt übernommen. Die Staatskassen US-amerikanischen Wähler. sind leer, die weltweite Reputation des US-ame- rikanischen Wirtschafts- und Finanzsystems ist Auch aus deutscher Sicht sind die kurz- und stark beschädigt, und die weltpolitische Rolle der mittelfristigen Entwicklungen in den USA sowie USA erscheint wesentlich geschwächt. Um so die ökonomische Programmatik der Präsident- schaftskandidaten von wesentlicher Bedeutung. Die deutsche und die US-amerikanische Wirt- schaft sind eng miteinander verwoben. Ein gut Tabelle 1 dokumentierbares Beispiel dafür ist der Güter- austausch zwischen den beiden Ländern. Tabel- Deutscher Warenhandel1 mit den USA le 1 zeigt das Niveau und die prozentualen Ver- Einfuhr Ausfuhr änderungen des Warenhandels zwischen 2004 Veränderung gegen- Veränderung gegen- und 2008. Zuletzt ist im Vergleich zum Vorjahr Millionen Euro über dem Vorjahres- Millionen Euro über dem Vorjahres- zeitraum in Prozent zeitraum in Prozent aus deutscher Sicht die Einfuhr wieder gesun- 2004 40 709 +3,8 64 860 +5,2 ken und die Ausfuhr gestiegen. So rangieren die 2005 41 798 +2,7 69 299 +6,8 USA für die deutschen Exporte im bisherigen 2006 49 197 +17,7 77 991 +12,5 Jahresverlauf an zweiter Stelle, während sie bei 2007 45 626 –7,3 73 356 –5,9 den Importen nur Platz 5 einnehmen (Tabelle 2). 1. Hj. 2008 22 646 –3,2 36 806 +2,5 Darüber hinaus führen auch Handelsbeziehun- 1 Spezialhandel. gen über Drittstaaten, das Zusammenspiel der Quelle: Statistisches Bundesamt. DIW Berlin 2008 internationalen Finanzmärkte und schließlich 690 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Tabelle 2 Tabelle 3 Rangfolge der deutschen1 Prognose wirtschaftlicher Eckdaten Außenhandelspartner für die USA und Deutschland In Millionen Euro 2007 2008 2009 Einfuhr Ausfuhr USA Niederlande 41 440,3 Frankreich 58 481,8 Bruttoinlandsprodukt, real1 2,0 1,5 0,2 Frankreich 40 523,3 USA 42 704,2 Verbraucherpreise1 2,9 4,3 1,3 Volksrepublik China 31 948,9 Großbritannien 41 363,8 Arbeitslosenquote 4,6 5,4 7,5 Italien 27 898,7 Italien 39 379,2 Deutschland USA 26 724,1 Niederlande 39 152,6 Bruttoinlandsprodukt, real1 2,5 1,9 1,0 Großbritannien 25 992,8 Österreich 31 866,8 Verbraucherpreise1 2,3 2,9 2,2 Belgien 23 939,3 Belgien 31 177,6 Arbeitslosenquote 8,7 7,5 7,1 Russische Föderation 20 439,5 Spanien 28 438,5 1 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent. Österreich 19 787,5 Polen 23 707,3 Quellen: Statistisches Bundesamt; Schweiz 18 549,2 Schweiz 22 838,3 Bundesagentur für Arbeit; Global Inside; 1 Im Zeitraum Januar bis Juli 2008. Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Quelle: Statistisches Bundesamt. DIW Berlin 2008 in Tabelle 3 enthalten sind.1 Unter der Annahme die Übertragung von Stimmungen auf die Er- der Beherrschung der realwirtschaftlichen Aus- wartungen von Haushalten und Unternehmen wirkungen in Folge der massiven Störungen des mit Konsequenzen für deren Konsum- und In- Finanzsystems ergeben sich für 2009 sowohl in vestitionsplanungen zu einer internationalen den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland Konjunkturübertragung. eine Halbierung des Wachstums, eine Abschwä- chung der Inflation sowie ein Anstieg der Arbeits- losenquote in den Vereinigten Staaten und eine Die ökonomische Lage leichte weitere Abschwächung in Deutschland. „im Auge des Sturms“ Sollte es, wie vielfach befürchtet wird, hingegen nicht gelingen, die realwirtschaftlichen Auswir- Die Verschlechterung der weltweiten makro- kungen der Finanzkrise zu stoppen, wird es zu ökonomischen Rahmenbedingungen und eine massiven Wachstums- und Beschäftigungsver- deutliche Verlangsamung der Konjunktur ins- lusten kommen.2 Das Ausmaß dieser potentiellen besondere in den Vereinigten Staaten und Europa Verluste ist derzeit wissenschaftlich seriös nur sind bereits seit dem letzten Jahr von der Wirt- schwer zu beziffern. schaftsforschung angekündigt. Ein immer noch optimistisches Bild zeichnet die Herbstprognose Rückblickend nahm in den vergangenen Jahren des DIW Berlin, deren prognostische Eckdaten der Anteil des privaten Konsums am Bruttoin- landsprodukt in den USA deutlich zu (Abbil- dung 1). Die Sparquote ging auf beinahe Null Abbildung 1 zurück, während gleichzeitig die laufenden Kre- Privater Konsum1 in den USA ditzahlungen der privaten Haushalte expandier- In Milliarden US-Dollar ten (Abbildung 2). Die Gütereinfuhren wuchsen 73 weit stärker als die Ausfuhren, sodass das no- torische Leistungsbilanzdefizit ebenfalls weiter 72 anstieg (Abbildung 3). Erst in jüngster Zeit sta- 71 bilisierte sich diese Entwicklung. Zwar sind die 70 Bruttoanlageinvestitionen (ohne Wohnungsbau) in den vergangenen Jahren absolut wieder kräftig 69 und in Prozent des Bruttoinlandsprodukts leicht 68 gestiegen, aber die Wohnungsbauinvestitionen 67 vollziehen nach einer Ausweitung bis Anfang 2006 inzwischen absolut und prozentual einen 66 massiven Rückgang (Abbildung 4). 0 1 2 3 4 5 6 7 8 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j j j j j j j j 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1 Vgl. Dreger, C., Kooths, S., Weber, S., Zinsmeister, F.: Herbstgrundli- nien: Realwirtschaftliche Auswirkungen der Finanzkrise beherrschbar, 1 Saisonbereinigter Kettenindex. DIW Wochenbericht, Jahrgang 75, Nr. 41, 2008, 612 - 634. Quellen: US Department of Commerce, Bureau of 2 Vgl. Alesina, A., Baldwin, R., Boeri, T., Buiter, W., Giavazzi, F., Gros, Economic Analysis; Statistisches Bundesamt; D., Micossi, S., Tabellini, G., Wyplosz, C., Zimmermann, K.F., Europas Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Bankenkrise: Ein Aufruf zum Handeln, DIW Wochenbericht, Jahrgang 75, Nr. 41, 2008, 640 - 641. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 691
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 2 Abbildung 3 Sparquote und laufende Kreditzahlungen1 Leistungsbilanz der USA der privaten Haushalte in den USA In Milliarden US-Dollar zu Preisen von 20001 In Prozent des verfügbaren Einkommens 2 000 Einfuhren 16 1 500 14 Ausfuhren 12 1 000 1 Laufende Zahlungen aufgrund von Krediten 10 500 8 6 0 4 Sparquote Leistungsbilanzdefizit -500 2 0 -1 000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 -2 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j V j Vj V j V j V j Vj V j 000 01 0 020 030 04 0 0 05 0 06 0 0 07 08 1. V 1 . V 1 . 1 . 1 . 1 . 1 . 1 . 1 . j. 2 j. 2 Vj. 2 Vj. 2 Vj. 2 Vj. 2 Vj. 2 Vj. 2 Vj. 2 1. V 1. V 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1 Saisonbereinigter Kettenindex. 1 Zahlungen aufgrund von Hypotheken und Konsumentenkrediten. Quellen: US Department of Commerce, Bureau of Economic Analysis; Statistisches Bundesamt; Quellen: US Department of Commerce, Bureau Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 of Economic Analysis; Federal Reserve Board. DIW Berlin 2008 Regierung Schröder massive Verbesserungen Trotz aller Krisenerscheinungen war die wirt- ergeben haben. Dies sieht man gut anhand der schaftliche Expansion in den Vereinigten Staaten aktuellen, auf den nationalen Statistiken beru- seit 2000 bis heute dynamischer als in Deutsch- henden Zeitreihen in Abbildung 7, das sich für land (Abbildung 5). Zwar konnte Deutschland Deutschland auf die Angaben der Bundesagentur bei der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes für Arbeit stützt. zeitweise aufholen, aber inzwischen öffnet sich in der Jahresmitte die Schere wieder. Die vergleich- baren Arbeitslosenraten nach der OECD-Statistik Politikversagen und (Abbildung 6) zeigen immer noch den Nachhol- die ökonomischen Folgen bedarf des deutschen Modells, auch wenn sich seit den Arbeitsmarktreformen unter der letzten Für die gegenwärtige ökonomische Lage der Ver- einigten Staaten, die von der aktuellen Finanz- Abbildung 4 Private Bruttoanlageinvestitionen Abbildung 5 in den USA Anteil am Brutto- Bruttoinlandsprodukt1 in den USA und in Milliarden US-Dollar inlandsprodukt Deutschland zu Preisen von 20001 in Prozent Index 2000 = 100 1 600 16 Bruttoanlageinvestitionen2 120 1 400 14 USA 1 200 12 115 Anteil (rechte Skala) 1 000 10 110 800 8 Wohnungsbau 600 6 Deutschland 105 400 4 Anteil (rechte Skala) 200 2 100 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 95 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j j j j j j j j 0 1 2 3 4 5 6 7 8 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j j j j j j j j 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1 Saisonbereinigter Kettenindex. 2 Ohne Wohnungsbau. 1 Saisonbereinigter Kettenindex. Quellen: US Department of Commerce, Bureau of Quellen: US Department of Commerce, Bureau of Economic Analysis; Statistisches Bundesamt; Economic Analysis; Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 692 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 6 Abbildung 7 Arbeitslosenquoten1 in den USA Arbeitslosenquoten1 in den USA und in und in Deutschland Deutschland nach nationalen Statistiken In Prozent In Prozent 12 12 Deutschland Deutschland 10 10 8 8 6 6 USA USA 4 4 2 2 0 0 r l i r r l i r r l i r r l i ua Apri Jultobe nua Apri Jultobe nua Apri Jultobe nua Apri Jul 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jan Ok Ja Ok Ja Ok Ja 2005 2006 2007 2008 1 OECD-standardisiert. Quelle: OECD. DIW Berlin 2008 1 Saisonbereingt. Quellen: Bureau of Labor Statistics; Bundesagentur für Arbeit. DIW Berlin 2008 krise geprägt ist, sind unzureichende Regulie- rungsaktivitäten im Finanzsektor verantwortlich. US-amerikanischen Notenbank nach 2002 kann Hinzu kommen drei wesentliche politische Fehl- als politische Fehlentscheidung gesehen werden. entscheidungen: der Irakkrieg, die Niedrigzins- Zur Konjunkturstabilisierung ließ sie über län- politik und die Aufgabe der Investmentbank gere Zeit negative Realzinsen zu. So kostete es Lehman Brothers. praktisch nichts mehr, sich zu verschulden. Dies führte schließlich zu der Entstehung der Immobi- Die Finanzierung des Irakkriegs benötigte immer lienmarktblase sowie zu den Übertreibungen an größere Teile des Staatshaushaltes (Abbildung 8) den Finanzmärkten (Abbildung 10). Auch heute und wurde so zum Treiber des ständig anwach- sind die Realzinsen negativ, um eine größere Re- senden staatlichen Budgetdefizits (Abbildung 9). zession zu vermeiden. Es wird zu klären sein, ob Damit ist innerhalb weniger Jahre die Politik die Geldpolitik mit ihrer keynesianischen Kom- eines ausgeglichenen Haushaltes und der Über- ponente nicht genauso ein Krisentreiber gewesen schüsse unter Präsident Clinton ins Gegenteil ist, wie dies bei der Verknappung der Geldmenge verkehrt worden. Auch die Niedrigzinspolitik der in der Weltwirtschaftskrise 1929 der Fall war. Der finale Auslöser für die Finanzkrise war letztlich Abbildung 8 Abbildung 9 Verteidigungsausgaben der USA Milliarden US-Dollar Einnahmen und der Ausgaben des Staates Prozent zu Preisen von 20001 in den USA 600 30 In Milliarden US-Dollar Anteil an den Staatsausgaben 5 000 500 25 (rechte Skala) 400 20 4 000 Einnahmen 300 15 3 000 Ausgaben 200 10 2 000 Ausgaben 100 5 1 000 0 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Fianzierungssaldo 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j j j j j j j j -1 000 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 0 1 2 3 4 5 6 7 8 00 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 . 200 j. 2 j j j j j j j j 1 Saisonbereinigter Kettenindex. 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V 1. V Quellen: US Department of Commerce, Bureau of Economic Analysis; Statistisches Bundesamt; Quelle: US Department of Commerce, Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Bureau of Economic Analysis. . DIW Berlin 2008 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 693
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 10 tober 2008 und (ii) die Tagesangaben für die 30 Tage vom 26. September bis zum 23. Oktober Leit- und Realzinsen1 in USA, Europa und Deutschland In Prozent 2008 beschränken. Auch wenn wir uns der Be- grenztheit der derzeitigen Analysemöglichkeiten 7 bewusst sind, ermöglicht der Zugriff auf dieses 6 Informationsmaterial eine Einschätzung, wel- 5 che Themen den Wahlkampf prägen. Für eine Leitzinsen - bessere Einordnung vergleichen wir ferner die 4 USA Leitzinsen - Eurozone Suchanfragen in den USA und in Deutschland. 3 In Abbildung 11 zeigen wir für die Vereinigten 2 Staaten und Deutschland die als Index erfasste 1 Anzahl der Internet-Zugriffe auf ökonomische Realzinsen - Schlüsselbegriffe, die mit der totalen Anzahl der 0 Deutschland Zugriffe in den beiden Ländern normiert und -1 im Stützbereich graphisch skaliert sind. Die hier -2 erfassten Begriffe sind „Finanzkrise/Financial Realzinsen - USA Crisis“, „Kreditklemme/Credit Crunch“, „Rezes- -3 sion/Recession“ und „Arbeitslosenquote/Unem- -4 ployment Rate“. 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1 Gemessen am Anstieg der Verbraucherpreise. Die Bedeutung der Themen stellen wir anhand ihrer Eingabe als Suchbegriff relativ zur nationa- Quellen: EZB; Federal Reserve Board; Statistisches Bundesamt; Bureau of Labor Statistics; Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 len Internetaktivität dar. Obwohl die Finanzkrise bereits seit längerem Gegenstand der öffentlichen Diskussion ist, wird sie erst im Oktober 2008 zu einem dominanten Ereignis. Es fällt allerdings die Entscheidung der US-Regierung, Lehman auf, dass in Deutschland der Thematik relativ Brothers, eine systemisch relevante Bank, nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als im zu stützen. Ursprungsland der Krise. Ganz anders verhält es sich mit dem Begriff „Kreditklemme/Credit Weder die Konjunkturabschwächung noch die Crunch“. Seit das Interesse an der Thematik in Eskalation auf den Finanzmärkten konnte durch beiden Ländern im Juli 2007 zunahm, liegen die Steuergutschriften, Wohnungsmarkthilfen und Vereinigten Staaten in der Monatsbetrachtung Steuererleichterungen für den Mittelstand aus immer über den Messungen aus Deutschland. dem Sommer dieses Jahres über 168 Milliarden Allerdings war dieses Interesse in Amerika be- US-Dollar verhindert werden. Dieser Befund ist reits 2007 sehr groß, ging dann bis zum Sommer auch ein Fingerzeig für die derzeitige Diskussion 2008 zurück, um schließlich im September und über Konjunkturprogramme in Deutschland im Oktober wieder stark anzusteigen. Der Anstieg in Vorfeld der Bundestagswahl im Jahr 2009. den beiden vergangenen Monaten vollzog sich auch in Deutschland, aber mit geringerer Stärke. In der aktuellen Monatsbetrachtung zeigt sich, Die Lage der Wirtschaft vor der Wahl: dass inzwischen der amerikanische Überhang Eine Internet-basierte Evaluation abgebaut ist und die Thematik in beiden Ländern an Bedeutung verliert. Angesichts der Finanzkrise und einer drohen- den Rezession in den Vereinigten Staaten rückt Mit der Finanzkrise verbunden ist auch die Be- die wirtschaftliche Lage in der Spätphase des fürchtung, dass sich die ohnehin vorhandenen Wahlkampfes in den Mittelpunkt des Interesses. Abschwungstendenzen der Wirtschaft verstärken. Welche Bedeutung misst die Bevölkerung der Als Folge könnten die Ängste bezüglich einer wirtschaftlichen Lage bei und wie hat sich dieses möglichen Rezession wachsen. Die Abfragen Interesse seit der Eskalation der Finanzkrise in nach dem Begriff „Rezession/Recession“ zeigen, den zurückliegenden Wochen entwickelt? Dieser dass die Konjunkturängste bereits im Januar in Frage gehen wir nach, indem wir die Häufigkeit, den Vereinigten Staaten groß waren (mit einem mit der ökonomische Schlüsselbegriffe im Inter- Echoeffekt auch in Deutschland), dann aber im net abgefragt werden, untersuchen. Wir nutzen Zuge der massiven Verteilung temporärer Steuer- hierfür die von Google Insights bereitgestellte gutscheine bis in den Sommer Entspannung ein- Anzahl der Internetzugriffe auf bestimmte öko- trat. Immerhin ist die Bedeutung des Begriffs nomische Schlüsselbegriffe, wobei wir uns auf „Rezession“ in den USA zuletzt nur wieder mäßig (i) die Monatsangaben von Januar 2007 bis Ok- angestiegen, jedenfalls im Vergleich zum Jah- 694 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 11 Internetbasierte Evaluation1 der Wirtschaftslage In Prozent „Finanzkrise“ 100 100 Deutschland Deutschland 80 80 60 60 40 40 20 20 USA USA 0 0 07.01.2007 24.06.2007 09.12.2007 25.05.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „Kreditklemme“ 100 100 USA USA 80 80 60 60 40 40 20 20 Deutschland Deutschland 0 0 01.01.2007 01.07.2007 01.01.2008 01.07.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „Rezession“ 100 100 Deutschland USA 80 80 Deutschland 60 60 40 40 USA 20 20 0 0 01.01.2007 01.07.2007 01.01.2008 01.07.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „Arbeitslosenquote“ 100 100 USA USA 80 80 Deutschland 60 60 40 40 20 20 Deutschland 0 0 07.01.2007 24.06.2007 09.12.2007 25.05.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 1 Angaben basieren auf der Anzahl der Internet-Zugriffe in dem betreffenden Land zu dem genannten Schlüsselwort. Sie sind mit der totalen An- zahl der Zugriffe in dem betreffenden Land normalisiert. Quellen: Google Insights; Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 695
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht resbeginn. Dagegen hat die Zahl der Zugriffe umsetzen. Ferner erforderte die Bändigung der in Deutschland im Oktober stark zugenommen. zeitweise eskalierenden Finanzkrise mit ihrer Allerdings zeigt die tägliche Betrachtung der zu- langfristig wirksamen großen Absorption öf- rückliegenden Wochen, dass das deutsche Niveau fentlicher Mittel eine kurzfristige Adaption von der Zugriffe auf „Rezession“ sich bis auf wenige Positionen für das Regierungsprogramm. So hat Tage des Überschießens Mitte Oktober auf dem Obama am 13. Oktober ein 60 Milliarden US-Dol- amerikanischen Niveau hält. Die Erklärungen der lar Konjunkturprogramm angekündigt, McCain Bundesregierung zur Krise haben in dieser Phase am 14. Oktober ein Paket über 52,5 Milliarden US- offensichtlich beruhigend gewirkt. Dollar, beide ohne Aussagen zur Finanzierung zu machen. Beide Kandidaten treten gleichzeitig für Das Interesse an Informationen über „Arbeits- eine bessere Überwachung des Finanzsektors ein losigkeit“ lag in beiden Ländern über lange Zeit und unterstützen grundsätzlich die Maßnahmen sehr nahe beieinander und auf gleich bleibendem von Regierung und Zentralbank. Obama sieht Niveau. Erst im September und Oktober ist es in als primäres Ziel, die Banken mit Liquidität und den Vereinigten Staaten deutlich angewachsen Eigenkapital zu versorgen. McCain versucht sich und liegt seitdem über dem deutschen Niveau. durch Kritik an der Bush-Administration und an Aus der Trägheit der deutschen Daten kann man der Wall-Street vom amtierenden Präsidenten ab- schließen, dass die Thematik noch nicht als re- zusetzen. Er fordert, dass die Risikoobjekte aus levant angesehen wird, obwohl darüber in der dem Finanzsystem herausgezogen und verwertet Öffentlichkeit bereits spekuliert wird. werden. Der Republikaner stand in der Vergan- genheit mehr für Deregulierung der Wirtschaft Die Untersuchung zeigt wenig überraschend, als Obama. dass Finanzkrise und Rezession als bedeutende Angstherde im amerikanischen Wahlkampf be- Bei den Steuern möchte Obama Steuererleichte- achtet werden müssen. Während Kreditklemme rungen der Bush-Regierung für Spitzenverdiener und Finanzkrise generell an Bedeutung verlo- wieder abschaffen, McCain hingegen möchte sie ren haben, ist die Rezessionsthematik wichtiger beibehalten. Er ist für einen schlanken Staat, wäh- geworden. Insbesondere die Arbeitslosigkeit ist rend sich der Demokrat für stärkere Staatsein- ins Zentrum des Interesses gerückt. Dies unter- griffe ausspricht. Beide wollen die Mittelschicht streicht die Bedeutung von Politikmaßnahmen, entlasten. die auf die Erhaltung und Schaffung von Arbeits- plätzen abzielen. Beim Klimawandel unterstützen beide Kandida- ten den Emmissionshandel. McCain lehnt jedoch einen Beitritt der Vereinigten Staaten zum Kyoto- Wahlkampfprogrammatik und Unterstützer Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ab. Sollten allerdings China und Indien eingebunden Angesichts der makroökonomischen Entwicklun- werden können, möchte er besondere Schritte gen kommt der ökonomischen Programmatik der der Vereinigten Staaten erwägen. Obama ist für Kandidaten, die sich in ihren Parteitagsreden, den bindende und durchsetzbare Ziele zur Reduktion Wahlprogrammen der Parteien, dem dargelegten der schädlichen Emissionen auf globaler Ebene ökonomischen Fokus der Kampagnen und der unter Einbeziehung Chinas und Indiens. Auswahl ihrer Chefberater identifizieren lässt, eine zentrale Bedeutung im Wahlkampf zu.3 In der Energiefrage sprich sich Obama für die Nutzung von Kernkraft aus. Inzwischen ist er Die ökonomischen Programme der Kandidaten offen für eine Diskussion über Ölbohrungen vor der US-amerikanischen Küste. McCain möchte Zur Bekämpfung der Finanzkrise wollen beide diese Ölbohrungen wieder zulassen, die Kern- Kandidaten das US-amerikanische Rettungspa- kraft massiv ausbauen und die Entwicklung neu- ket über 700 Milliarden US-Dollar konsequent er Technologien vorantreiben, um das Zeitalter fossiler Brennstoffe zu beenden. 3 Informationen zur Programmatik sind im Internet zugänglich: McCain: Die Republikanische Wahlplattform 2008 erhält man unter Im Gesundheitssystem will Obama ein nationales „http://platform.gop.com/2008Platform.pdf“, den Text seiner Gesundheitsprogramm, das allen Bürgern einen Nominierungsrede am 4. September 2008 unter „http://portal. gopconvention2008.com/speech/details.aspx?id=84“ und sein Zugang zu einem Versicherungsschutz gibt. Für ökonomisches Programm unter „http://www.johnmccain.com/Issues/ Kinder ist eine Versicherungspflicht vorgesehen. JobsforAmerica/“ Obama: Die Demokratische Wahlplattform 2008 erhält man unter Auch McCain will den Zugang zum Versiche- „http://www.demconvention.com/assets/downloads/2008-Demo- rungsschutz erleichtern, setzt aber stärker auf cratic-Platform-by-Cmte-08-13-08.pdf“, den Text seiner Nominie- rungsrede am 28. August 2008 unter „http://www.demconvention. Wettbewerb und die Reduzierung der Gesund- com/barack-obama/“ und sein ökonomisches Programm unter heitskosten. Pharma- und Versicherungskonzer- „http://www.barackobama.com/issues/economy/“. 696 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht ne sollen einer stärkeren Kontrolle unterzogen Tabelle 4 werden. Spendenaufkommen nach den TOP 20 Spitzenbeiträgen In 1 000 US-Dollar Bei der Frage der illegalen Zuwanderung setzt Barack Obama John McCain sich Obama für einen geregelten Zugang ver- University of California 777 Merrill Lynch 349 bunden mit der Verpflichtung zum Erwerb von Goldman Sachs 743 Citigroup Inc 290 Sprachkenntnissen ein. Er würde die Strafen für Harvard University 505 Morgan Stanley 249 illegale Beschäftigung verschärfen und sprach Citigroup Inc 499 Goldman Sachs 220 sich für einen Zaun an der Grenze zu Mexiko Google Inc 493 JPMorgan Chase & Co 210 aus. McCain wirkte 2007 an der Erstellung des JPMorgan Chase & Co 478 AT&T Inc 181 National Amusements Inc 437 Credit Suisse Group 175 gescheiterten Migrationsgesetzes mit, das solche Microsoft Corp 434 PricewaterhouseCoopers 163 Regelungen vorsah, würde aber heute, wie er sagt, UBS AG 419 Blank Rome LLP 161 nicht mehr dafür stimmen. Lehman Brothers 391 US Army 150 Time Warner 388 Wachovia Corp 150 McCain steht für Freihandel und zu den dies- Wilmerhale LLP 383 US Government 149 bezüglichen internationalen Verträgen der Re- Sidley Austin LLP 371 Bank of America 142 Skadden, Arps et al 361 UBS AG 141 gierung Bush. Dagegen möchte Obama die Ver- Morgan Stanley 344 Greenberg Traurig LLP 141 einbarung für die internationale Freihandelszone Stanford University 342 US Dept of Defense 127 Nafta neu aushandeln, um die Interessen der Latham & Watkins 328 FedEx Corp 123 USA besser zu bewahren. Von Obama kann eine Jones Day 314 Gibson, Dunn & Crutcher 122 stärkere Neigung zum Protektionismus erwartet General Electric 299 Lehman Brothers 115 werden. University of Chicago 294 Bear Stearns 108 Gesamtaufkommen1 (90 Prozent 603 000 (54 Prozent sind individuelle 358 000 sind individuelle Beiträge) Beiträge) Beide Kandidaten wollen sich für eine Stärkung Ausgaben 470 000 262 000 der transatlantischen Beziehungen einsetzen. Europa und insbesondere Deutschland wird von Das Geld kommt nicht von, sondern durch die genannten Organisationen, die nur als Geldsammelstelle fungieren, und stammt von individuellen Mitgliedern, Mitarbeitern und Eigentümern. Obama als wichtiger Bündnispartner angesehen. Quellen: www.opensecrets.org/pres08/contrib.php?cid=N00009638&cycle=2008; Mit der Betonung der Notwendigkeit für multi- www.opensecrets.org/pres08/contrib.php?cid=N00006424&cycle=2008 nationale Konfliktlösungen hat sich McCain von www.opensecrets.org/pres08/index.php?cycle=2008; Stand: 27.10.08. DIW Berlin 2008 Bush abgesetzt. Obama hat bereits betont, dass künftig eine größere Beteiligung der Nato und auch Deutschlands an internationalen Aufgaben wie in Afghanistan erforderlich ist. Brothers erwähnt, das für beide Kandidaten ge- spendet hatte. In der Top Liste von Obama finden Die Unterstützer: sich auch vier Spitzenuniversitäten (University of Geld, Ethnizität, Medien, Berater California, Harvard, Stanford und Chicago), bei McCain auch die US Army und das US Depart- Im Zentrum US-amerikanischer Wahlkämpfe ment of Defense. Allerdings ist es nicht eine Or- steht die Einwerbung finanzieller Mittel. Ganze ganisation selbst, die dieses Geld zur Verfügung Heerscharen von Fundraisern unterstützen die stellt, sondern ihr “Political Action Committee” Kandidaten, die selbst ebenfalls einen erhebli- (PAC). Das PAC ist eine freiwillige gemeinnützi- chen Beitrag für die Mitteleinwerbung leisten. ge Organisation, die das Geld von individuellen Insgesamt liegt das Budget von McCain und Oba- Mitgliedern, Mitarbeitern und Eigentümern ein- ma zusammen bei der erstaunlichen Summe von sammelt. Dennoch bietet die Liste einen ersten einer Milliarde US-Dollar. Dabei verfügt Obama (Tabelle 4) über den Löwenanteil von mehr als Tabelle 5 600 Millionen US-Dollar, obwohl er als erster Kandidat in der Geschichte der Vereinigten Staa- Arbeitslosenquoten in den USA im dritten Quartal 2008 ten ganz auf öffentliche Gelder verzichtet hat. 90 nach Alter und ethnischer Zugehörigkeit In Prozent Prozent seines Aufkommens sind individuelle weiß afrikanisch asiatiatisch latein insgesamt Beiträge, bei McCain sind dies nur 54 Prozent. amerikanisch Am 27. Oktober hatten Obama bereits 603 Mil- unter 20 Jahre 17,2 32,3 16,4 25,1 19,4 lionen US-Dollar und McCain 358 Millionen US- 20 bis 24 Jahre 9,1 19,7 6,4 11,3 10,6 Dollar eingeworben. 25 bis 34 Jahre 5,0 10,8 4,5 6,5 5,9 35 bis 44 Jahre 4,6 7,4 2,8 6,2 4,9 In der Liste der Top 20 Geber der Spitzenbeiträ- 45 bis 54 Jahre 3,5 8,0 3,4 6,0 4,1 55 Jahre und älter 3,9 6,9 3,8 4,9 4,1 ge fällt auf, dass die Finanzbranche bei beiden Alle Altersgruppen 5,3 10,9 4,1 7,7 6,0 Kandidaten erhebliche Beiträge geleistet hat. Bei- Quelle: Bureau of Labor Statistics. DIW Berlin 2008 spielhaft sei das Krisenunternehmen Lehman Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 697
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 12 Internetbasierte Evaluation1 der Präsidentschaftskandidaten In Prozent „McCain“ – „Obama“ in USA 100 100 Obama 80 80 60 60 Obama McCain 40 40 20 20 McCain 0 0 07.01.2007 24.06.2007 09.12.2007 25.05.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „McCain/Palin“ – „Obama/Biden“ in USA 100 100 McCain/Palin 80 80 60 60 40 40 Obama/Biden McCain/Palin 20 20 Obama/Biden 0 0 01.01.2007 01.07.2007 01.01.2008 01.07.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „McCain“ – „Obama“ in Deutschland 100 100 Obama 80 80 Obama 60 60 40 40 20 20 McCain McCain 0 0 01.01.2007 01.07.2007 01.01.2008 01.07.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „McCain/Palin“ – „Obama/Biden“ in Deutschland 100 100 McCain/Palin 80 80 60 60 Obama/Biden 40 40 Obama/Biden 20 20 McCain/Palin 0 0 01.01.2007 01.07.2007 01.01.2008 01.07.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 1 Angaben basieren auf der Anzahl der Internet-Zugriffe in dem betreffenden Land zu dem genannten Schlüsselwort. Sie sind mit der totalen An- zahl der Zugriffe in dem betreffenden Land normalisiert. Quellen: Google Insights; Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 698 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht Abbildung 13 Internetbasiertes Interesse1 an „Rassismus“ und „Kapitalismus“ In Prozent „Kapitalismus/Capitalism“ 100 100 USA 80 80 USA 60 60 40 40 Deutschland Deutschland 20 20 0 0 07.01.2007 24.06.2007 09.12.2007 25.05.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 „Rassismus/Racism“ 100 100 USA USA 80 80 60 60 40 40 Deutschland 20 20 Deutschland 0 0 07.01.2007 24.06.2007 09.12.2007 25.05.2008 26.09.08 04.10.08 12.10.08 20.10.08 1 Angaben basieren auf der Anzahl der Internet-Zugriffe in dem betreffenden Land zu dem genannten Schlüsselwort. Sie sind mit der totalen An- zahl der Zugriffe in dem betreffenden Land normalisiert. Quellen: Google Insights; Berechnungen des DIW Berlin. DIW Berlin 2008 Eindruck über die Teile der Gesellschaft, welche heit der weißen Wähler steht hinter McCain. Die die jeweilige Kampagne tragen. asiatischen Wähler neigen eher Obama zu, wobei die Vietnamesen als Ausnahme mehrheitlich an Die US-amerikanische Wählerschaft hat eine kla- McCain orientiert sind. Insgesamt liegt Obama in re ethnische Differenzierung.4 Die Mehrzahl der den landesweiten Wahlumfragen vorn, das Mehr- US-amerikanischen Wähler ist einer Partei zuge- heitswahlrecht kann den Wahlausgang jedoch hörig. Die politisch gebundenen weißen Wähler noch beeinflussen (Kasten). gehören häufig den Republikaner an, während bei den gebundenen schwarzen, lateinamerika- Eine Reihe bekannter Zeitungen haben sich mitt- nischen und asiatischen Wählern die Demokra- lerweile für Obama ausgesprochen, darunter die tische Partei dominiert. Einen großen Anteil an Financial Times, die New York Times, die Ancho- ungebundenen Wählern gibt es bei den asiati- rage Daily News (aus Alaska, dem Heimatstaat schen und lateinamerikanischen Ethnizitäten. von Sarah Palin), die Los Angeles Times und die Tabelle 5 zeigt, dass die schwarzen und latein- Washington Post. amerikanischen Bürger derzeit besonders unter Arbeitslosigkeit leiden. Dies gilt insbesondere In Wirtschaftsfragen stützen sich beide Seiten auf für junge Menschen. Die aktuellen Umfragen renommierte Wirtschaftsberater. McCain greift deuten darauf hin, dass Obama das schwarze führend auf Doug Holtz-Eakin zurück, den frühe- Wählerpotenzial weitgehend ausschöpft und die ren Leiter des Congressional Budget Office. Seine lateinamerikanischen Wählergruppen zu knapp Wirtschaftspläne werden u.a. von Nobelpreisträ- 2/3 an sich bindet. Eine deutliche relative Mehr- ger Gary Becker (Universität Chicago), Michael Boskin (Stanford Universität), Kenneth Rogoff (Harvard Universität), Harvey Rosen (Princeton 4 Frey, W. H., Race, Immigration and America‘s Changing Electorate, The Brookings Institution, mimeo., 2008. Universität) und John Taylor (Stanford Universi- Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008 699
Im Angesicht der Krise: US Präsidentschaftswahlen in transnationaler Sicht tät) unterstützt. Obamas Chefökonom ist Austan len, praktisch liegen aber beide „Tickets“ in den Goolsbee von der Universität Chicago. Er kann zurückliegenden Wochen gleichauf. sich ferner auch auf Ökonomen wie David Cut- ler, Jeffrey Liebman, Lawrence Summers (alle In Abbildung 13 sind ferner die Internetzugriffe Harvard Universität) und Nobelpreisträger Jo- auf den Begriff „Kapitalismus/Capitalism“ dar- seph Stiglitz (Columbia Universität) stützen. Eine gestellt. Die mögliche grundsätzliche Krise des Umfrage unter den Fellows des renommierten Kapitalismus beschäftigt die Menschen jenseits National Bureau of Economic Research (NBER) des Atlantiks offenbar stärker als in Deutschland. in den Vereinigten Staaten ergab5, dass diese Wirt- Die deutschen Zugriffe steigen erst mit der Eska- schaftsexperten die Pläne Obamas vorziehen, ihm lation der Finanzkrise ungewöhnlich, aber weit die höhere Wirtschaftskompetenz zusprechen nicht so stark wie in den Vereinigten Staaten. und erwarten, dass er sich die besseren Berater Demzufolge scheinen sich die US-Amerikaner holt. anhaltend mehr Gedanken über den Kapitalismus als die Deutschen zu machen. Der Wahlkampf: Latenter Rassismus ist ein Unthema des ameri- Das Internet als Gradmesser für die kanischen Wahlkampfs, das man aber dennoch Zugkraft der Kandidaten nicht ignorieren darf. McCain hat hierzu zwar nichts Problematisches beigetragen. Dennoch Zugriffe auf Informationen im Internet zu den könnte dies ein Faktor sein, der die Meinungs- Präsidentschaftskandidaten sind auch ein Indiz umfragen relativiert. Der Nationenvergleich zu für das Interesse an den beiden Teams Barack- den Begriffen „Rassismus/Racism“ zeigt, dass Biden beziehungsweise McCain-Palin. In Abbil- die amerikanische Zugriffsreihe zyklisch über der dung 12 sind deshalb wieder die Messungen der eher stagnierenden deutschen Reihe schwankt. Zugriffe 2007 und 2008 monatlich und in einer Eine langfristige Aufwärtsbewegung nach dem Periode von 30 Tagen in den vergangenen Wo- Beginn des Vorwahlkampfs oder nach der Nomi- chen erfasst. In den Vereinigten Staaten ist mit nierung von Obama ist nicht festzustellen. Auch den Vorwahlkämpfen die Zahl der Zugriffe seit zeigt die tägliche Betrachtung der letzten Wochen, Anfang 2008 deutlich gestiegen, zunächst jedoch dass sich die amerikanischen Zugriffe auf „Ra- nur für Barack Obama. Erst seit August hat Mc- cism“ nach den drei Präsidentschaftsdebatten Cain deutlich nachgezogen, er bleibt aber auch in immer deutlich, wenn auch temporär reduziert den vergangenen Wochen hinter seinem Rivalen haben. zurück. Dies ändert sich mit der Nominierung der Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, da Sena- tor Biden im Vergleich zu Gouverneurin Palin Schlussfolgerungen eher als langweilig empfunden wird. Demzufolge stieg das Interesse am „Ticket“ McCain-Palin zu- Die Finanzkrise hat verbunden mit der sich nächst deutlich über das an Obama-Biden, bevor verstärkenden Wirtschaftskraft Asiens und Ost- sich die Anzahl der Zugriffe auf beide „Tickets“ europas die Stellung der Vereinigten Staaten ge- in den letzten Tagen annäherte. Ob dies mit den schwächt. Angesichts der großen ökonomischen Schwächen Palins bei ihren öffentlichen Auftrit- Herausforderungen werden die Problemlösungs- ten zu tun hat, bleibt offen. Das Interesse an bei- kapazitäten, das Selbstbewusstsein, der Optimis- den Präsidentschaftskandidaten stieg im Umfeld mus und die Wirtschaftskraft der US-Amerikaner der drei öffentlichen Debatten. Die zunehmende weiter dringend benötigt. Allerdings ist eine grö- Angleichung der Internetzugriffe auf die beiden ßere internationale Kooperation nötig, die trans- Kandidaten lässt vermuten, dass die Wahlent- atlantischen Beziehungen bleiben dabei weiter scheidung enger sein könnte, als dies viele Mei- von großer Bedeutung. Diese Partnerschaft trägt nungsumfragen zunächst glauben machen. noch weit in dieses Jahrhundert. Sie wird aber Europa und Deutschland künftig mehr kosten, In Deutschland konzentriert sich das Interesse als bisher. auf Obama; für McCain gibt es nur langsam stei- gende Zugriffe. In den letzten Wochen erhöhte Die Herausforderungen des Klimawandels, der sich sogar der Rückstand auf Obama zusehends. Energieverknappung, der demographischen Ver- Dies gilt nicht für die Popularität des „Tickets“: änderungen, der Nahrungsmittelversorgung, der Seit Anfang September schienen McCain-Palin weltweiten Öffnung der Arbeitsmärkte, der Siche- die Rivalen Obama-Biden zunächst zu überho- rung der Arbeitsplätze und der Schaffung neuer sowie der Umbau bestehender sozialer Siche- 5 Examining the Candidates, The Economist, Band 389, Nummer rungssysteme, insbesondere für Gesundheit und 8600, 4.–10. Oktober, S. 45–46. Rente, sind um die Aufgaben einer Erneuerung 700 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2008
der internationalen Finanzordnung und der Ver- meidung einer weltweiten Rezession erweitert worden. Die finanziellen Spielräume für den amerikani- schen Präsidenten sind durch den Irak-Krieg, die Konjunkturprogramme und die Sanierungsauf- wendungen für das Finanzsystem aufgebraucht. Beide Kandidaten haben Qualifikationen zur Bewältigung der Aufgabe. Dabei unterscheiden Impressum sich ihre Profile weniger, als das aus europäischer Perspektive erscheinen mag. Die Spielräume wer- DIW Berlin Mohrenstraße 58 den eng sein, ganz gleich wer Präsident wird. 10117 Berlin Gestalten wird weniger wichtig sein, als bewah- Tel. +49-30-897 89-0 Fax +49-30-897 89-200 ren. Die Lösung wird nicht beim alles richtenden starken Staat liegen, auch wenn er gefragt ist. So Herausgeber Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann sehr „Change“ nötig ist, so sehr wird der Wandel (Präsident) schwer werden. Man darf gespannt sein, wem das Prof. Dr. Tilman Brück Dr. habil. Christian Dreger amerikanische Volk die Last der internationalen Prof. Dr. Claudia Kemfert Leitfigur überträgt. Prof. Dr. Viktor Steiner Prof. Dr. Gert G. Wagner Prof. Dr. Christian Wey Redaktion Kurt Geppert PD Dr. Elke Holst Carel Mohn Dr. Vanessa von Schlippenbach Manfred Schmidt Pressestelle Renate Bogdanovic Tel. +49 – 30 – 89789–249 presse@diw.de Vertrieb DIW Berlin Leserservice Postfach 7477649 Offenburg leserservice@diw.de Tel. 01805 –19 88 88, 14 Cent/min. Reklamationen können nur innerhalb von vier Wochen nach Erscheinen des Wochenberichts angenommen werden; danach wird der Heftpreis berechnet. Bezugspreis Jahrgang Euro 180,– Einzelheft Euro 7,– (jeweils inkl. Mehrwertsteuer und Versandkosten) Abbestellungen vonAbonnements spätestens 6 Wochen vor Jahresende ISSN 0012-1304 Bestellung unter leserservice@diw.de Satz eScriptum GmbH & Co KG, Berlin Druck USE gGmbH, Berlin Nachdruck und sonstige Verbreitung – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe und unter Zusendung eines Belegexemplars an die Stabsabteilung Kommunikation des DIW Berlin (Kundenservice@diw.de) zulässig. Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier. 701
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