WIRTSCHAFTLICHE INTEGRATION OSTDEUTSCHLANDS - IM SPIEGEL DER FORSCHUNG AM IWH - IWH Halle

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WIRTSCHAFTLICHE INTEGRATION OSTDEUTSCHLANDS - IM SPIEGEL DER FORSCHUNG AM IWH - IWH Halle
25 Jahre nach dem Mauerfall

WIRTSCHAFTLICHE
  INTEGRATION
OSTDEUTSCHLANDS
IM SPIEGEL DER FORSCHUNG AM IWH
WIRTSCHAFTLICHE INTEGRATION OSTDEUTSCHLANDS - IM SPIEGEL DER FORSCHUNG AM IWH - IWH Halle
Herausgeber:       INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH
                   Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Vorstand:          Prof. Dr. Oliver Holtemöller
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Druck:             Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG
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Bildnachweis:      Umschlagfoto:Bundesregierung/HeikoSpecht
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                   S. 6: © blankmag/fotolia.com
                   S. 8: TUD/Eckold
                   S. 9: Bundesregierung/Klaus Lehnartz

ISBN:              978-3-941501-44-7 (print)
                   978-3-941501-45-4 (online)
INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

25 JAHRE NACH DEM MAUERFALL:

WIRTSCHAFTLICHE INTEGRATION
OSTDEUTSCHLANDS IM SPIEGEL
DER FORSCHUNG AM IWH

Als vor 25 Jahren die Berliner Mauer fiel, gewannen die Bürger der DDR ihre
bürgerlichen Freiheiten zurück. Sie können seitdem frei reisen und ihren Wohn-
und Arbeitsort frei wählen. Auf den Mauerfall folgten in historisch einmaligem
Tempo Weichenstellungen zur Deutschen Einheit: erste freie Volkskammerwahlen
am 18.03.1990, die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion am 01.07.1990 und
schließlich die Einheit Deutschlands durch den Beitritt der DDR zum Geltungs­
bereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Die Integration der
ost- und westdeutschen Wirtschaft ist allerdings ein langwieriger Prozess.I

                                                                                5
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                               INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

                    MOBILITÄT VON ARBEIT UND                              Das Produzierende ­G ewerbe in Ostdeutsch-             Die Modernisierung des Produktions­
                                                                                                                                                                   kapitals          überraschend. Die ökonomische Konvergenz
                    KAPITAL: SCHNELLE ANFANGS­                            land stellt seine Güter und Leistungen                 ermöglichte, dass die Wirtschaftsleistung           war in der ersten Jahren nach der Vereinigung
                    ERFOLGE, …                                            ­a llerdings deutlich kapital­i ntensiver her als in   je Einwohner und die Produktivität, die in          vergleichsweise kraftvoll. Ostdeutschland holte
                                                                          Westdeutschland.                                       Ostdeutschland zunächst nur bei ­
                                                                                                                                 ­                               reichlich           gegenüber Westdeutschland sogar schneller auf,
Ost-West-Binnen­    Nach dem Mauerfall sahen viele Menschen               Die Modernisierung des Kapitalstocks im                ­z wei Fünfteln der westdeutschen lagen, in der     als i­nternationale und historische Vergleiche
wanderungs­saldo:   im Westen bessere berufliche Perspektiven als         Unternehmens­sektor ließ die Produktivität nach        ersten Hälfte der 1990er Jahre rasch a­ nstiegen    ­erwarten ließen.
nahe null
                    im Osten. Zwar kam es nicht, wie ­befürchtet,         oben schnellen, zumindest in der ersten ­Hälfte        ­(A bbildung 5). Die höhere ­
                                                                                                                                                             P roduktivität          Eine vollständige Konvergenz muss aber nicht              Vollständige
                    zur     Massenabwanderung         von    Millionen                                                           ging a­llerdings auch mit der Freisetzung           zwangsläufig stattfinden. Wenn ­Regionen sehr             Konvergenz ist
                                                                                                                                                                                                                                               nicht zwangs­
                    ­binnen weniger Monate. Gleichwohl verließen                                                                 von B
                                                                                                                                     ­ eschäftigten einher. Im Gefolge nahm          unterschiedlich mit Treibern des ­wirtschaftlichen        läufig
                    in den Jahren 1990 bis 2013 per saldo                                                                        in den 1990er Jahren die Arbeitslosigkeit           Fortschritts   in   h­
                                                                                                                                                                                                          och­
                                                                                                                                                                                                             e ntwickelten       Volks­
                    1,9 Millionen Menschen den Osten​​Deutschlands                                                               in O
                                                                                                                                    ­ stdeutschland rasant zu und erreichte          wirtschaften a­usgestattet sind, also zum
                    (A bbildung 1). In den Jahren nach der                                                                       ­Mitte der 2000er Jahre Werte von über 20%.         ­Beispiel mit Ressourcen im Forschungs- und
                    Jahrtausend­
                               wende ging – netto – die Ab­­                                                                     Danach verbesserte sich die Beschäftigungs-
                                                                                                                                 ­                                                   Entwicklungsbereich, dann können diese
                                                                                                                                                                                     ­
                    wanderung ­in den Westen zurück, und ­z uletzt                                                               lage, und der demographische Wandel führte          ­unterschiedlichen Ausstattungen auch dauerhaft
                    gab es sogar einen kleinen Binnen­wanderungs­                                                                zur S
                                                                                                                                     ­ enkung des Erwerbspersonenpotenzials,         unterschiedliche Entwicklungspfade zwischen
                    gewinn für den Osten (ein­­schließlich ­Berlin).      Marode DDR-Fabrikhalle.                                ­sodass die ­Arbeitslosenquote im Osten deutlich    den besser und den schlechter ­
                                                                                                                                                                                                                   ausgestatteten
                    Die     Bevölkerungsentwicklung         im   O
                                                                 ­ sten                                                          ­gesunken ist und sich der negative Abstand zum     Regionen ­begründen. Verstärkt werden diese
                    wird in den letzten Jahren vor allem durch            der 1990er Jahre. Denn die ­modernisierten und         Westen in punkto Arbeitslosigkeit verringert        ­Unterschiede noch, wenn die ­Potenziale für die
                    den ­negativen ­natürlichen ­Bevölkerungs­saldo­      erst recht die neu ­errichteten Betriebs­stätten       hat (A bbildung 6).                                 Erzielung von ö­konomischen Größenvorteilen
                    und      den    ­
                                    p ositiven       Wanderungs­
                                                               s aldo     ­benötigten   dank    moderner      ­Ausrüstungen                                                          in den Regionen ­u nterschiedlich ausfallen.
                    mit dem ­
                            Ausland und weniger durch die                 ­v iel­weniger Arbeitskräfte. Viele, die in den
                    Binnen­
                          wanderung ­
                                    z wischen Ost und West­               ­volk­seigenen ­Betrieben gezwungenermaßen             … DIE SPÄTER IN STAGNATION
                    (A bbildung 2)­geprägt.                               in R
                                                                             ­ eparatur und Instandhaltung tätig waren,          DES AUFHOLPROZESSES IN OST­                         PERSISTENTE STRUKTUR­
Produzierendes      Umgekehrt floss Kapital per saldo in den­             um verschlissene Ausrüstungen notdürftig               DEUTSCHLAND UMSCHLUGEN                              SCHWÄCHEN IN
Gewerbe im          Osten     –    auch       dank     umfangreicher      am L
                                                                             ­ aufen zu halten, wurden nun nicht mehr                                                                OSTDEUTSCHLAND
Osten kapital­
intensiver ­als     Subventionen.
                    ­                   Die      Investitionen       je   ­benötigt.                                             Ab Mitte der 1990er Jahre flachte das Tempo
im Westen           Beschäftigten­­
                    ­             lagen in den ­
                                               e rsten zehn                                                                      des Aufholprozesses bei Wirtschaftskraft und        Gegenüber      Westdeutschland      weist      Ost­­​-​   Kleinteiligkeit der
                    Jahren nach der deutschen Vereinigung
                    ­                                                                                                            Produktivität deutlich ab, und in den 2000er
                                                                                                                                 ­                                                   deutschland ­auch 25 Jahre nach dem Mauer­­​-​            Unternehmens­
                                                                                                                                                                                                                                               landschaft
                    in Ostdeutschland um 30 Prozent über den                                                                     ­Jahren hat sich die Ost-West-Lücke bei ­diesen     fall   erhebliche   Strukturschwächen          auf.II     und Fehlen
                    westdeutschen (A bbildung 3). Nach dem                                                                       beiden Größen kaum mehr verändert. Im Jahr          Ein zentrales Problem ist wohl, dass die​                 von Konzern­
                    Mauerfall hat Ostdeutschland zwar somit bei                                                                  2013 waren beim Bruttoinlandsprodukt je             Unternehmen deutlich kleiner, nämlich im
                                                                                                                                                                                     ­                                                         zentralen als
                                                                                                                                                                                                                                               zentrale Struktur­
                    der Kapitalausstattung deutlich aufgeholt; der                                                               Einwohner reichlich 70% des westdeutschen
                                                                                                                                 ­                                                   Durchschnitt nur halb so groß wie ihre                    schwächen
                    Kapitalstock ist aber immer noch ­n iedriger                                                                 Niveaus ­erreicht, bei der Produktivität fast 80%   westdeutschen Pendants sind (­A bbildung 7).
                                                                                                                                                                                     ­
                    als im Westen. Die Kapitalausstattung je                                                                     (Abbildung 5). Dass der Aufholprozess sich          Von den 500 größten Unternehmen des­
                    ­Erwerbstätigen lag im Jahr 2011 bei rund 90%         Moderner Chemiepark auf dem Gebiet der ehemali-        verlangsamte und später mehr oder w
                                                                                                                                                                   ­ eniger          Rankings der Zeitung DIE WELT haben nur
                                                                          gen Leunawerke.
                    des westdeutschen Niveaus (A bbildung 4).                                                                    stagnierte, ist aus ökonomischer Sicht nicht        34 ­
                                                                                                                                                                                        Unternehmen ihre Unternehmenssitze in

                                                                                                    ► ABBILDUNG   1 – SEITE 19   ► ABBILDUNG   5 – SEITE 23
                                                                                                    ► ABBILDUNG 2 – SEITE 20     ► ABBILDUNG 6 – SEITE 24
                                                                                                    ► ABBILDUNG 3 – SEITE 21     ► ABBILDUNG 7 – SEITE 25
                                                                                                    ► ABBILDUNG   4 – SEITE 22

                    6                                                                                                                                                                                                                   7
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                      INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

den Neuen ­Ländern ­(A bbildung 8). Die ganz           Die     FuE-Schwäche           des         ostdeutschen     VON DER DE-INDUSTRIALI­                              In den ­gesamtwirtschaftlichen Zahlenwerken ist
über­w iegende Mehrzahl von 466 hat ihre               Unternehmens­
                                                       ­           sektors ist auf die ökonomischen                SIERUNG ­ZUR RE-INDUSTRIALI­                         dieser Rückgang nur teilweise sichtbar, weil ein
Hauptsitze in W
              ­ estdeutschland. Die geringere          Strukturen zurückzuführen. Eine größere Anzahl              SIERUNG                                              Großteil des Beschäftigungseinbruchs ­
                                                                                                                                                                        ­                                    bereits
Unternehmens­­
            größe und das Fehlen von                   von Unternehmenszentralen mit den entsprechen-                                                                   vor 1991 erfolgte.                                     Die ­I ndustrie
Headquartern, in denen ­häufig auch Forschung          den strategischen Unternehmens­funktionen und               Dass nach dem Fall der Berliner Mauer nicht          Seit Mitte der 1990er Jahre ist es aber zu einer       ist nach Ost­
                                                                                                                                                                                                                               deutschland
und Entwicklung (FuE) angesiedelt sind,                auch ein höherer A
                                                                        ­ nteil von technologieintensiven          eine   Massenabwanderung         einsetzte,   war    Re-Industrialisierung gekommen, ­zumindest was         zurückgekehrt
schlagen sich ­
              demzufolge in den ­
                                Neuen                  Branchen an der ­Wertschöpfung würden auch zu               sicherlich auch den politischen Weichen­
                                                                                                                   ­                                                    die Wertschöpfung betrifft.VII Die Zahl der
Ländern     in    weiteren        Struktur­
                                          schwächen​   höherer FuE-­
                                                                   Intensität im Osten Deutschlands                stellungen im Frühjahr 1990 zu verdanken,            Industrie­beschäftigten hat zwar nach dem Ende
nieder.III Es wird im Osten im Unternehmens­           führen. Neue Produkte und Verfahren ­können                 in dem sich der Zug in Richtung Deutscher            der De-Industrialisierung nur wenig z­u­
                                                                                                                                                                                                               -​
sektor, in Relation zum Brutto­
                              inlandsprodukt,          ­allerdings auch eingeführt werden, ohne dass               Einheit ­
                                                                                                                   ­       u numkehrbar in Bewegung setzte.             genommen­ (A bbildung 12). Die ­Wachstums­​​-
­deutlich weniger in Forschung und ­Ent­­­­wicklung    ­Betriebe​eigene FuE betreiben. Die Häufigkeit, mit                                                              ­raten der Wert­schöpfung in der Industrie lagen
­investiert als in den wirtschaftsstarken west-        der ­ostdeutsche Betriebe Marktneuheiten ­ein­​­führen                                                           seit 1995 in den meisten Jahren allerdings über
deutschen ­Bundesländern (A bbildung 9).IV             und Prozessinnovationen ­durchführen, ­­unter-­­                                                                 den gesamt­wirtschaftlichen Wachstums­raten,
In Baden-Württemberg, Bayern und ­Hessen               scheidet­sich, wenn man die Befragungs­
                                                       ­                                                                                                                ­d. h.­der S
                                                                                                                                                                                   ­ ektor fungierte als Wachstums­motor
werden weit mehr als 50% der FuE-­Ausgaben             ergebnisse des IAB-­Betriebs­panels ­zugrunde­legt,                                                              ­(A bbildung 13),­während der ­
                                                                                                                                                                                                      Bausektor an
vom Unternehmenssektor getätigt. Im Osten              kaum von der westdeutscher K
                                                                                  ­ onkurrenten                                                                         ­Bedeutung verlor. ­Gleichwohl hat die I­ ndustrie
trägt   s­
         tattdessen     der   ö­ffentliche   Sektor    ­(A bbildung    10).    Dies        kann     mit      dem                                                        im Osten Deutschlands auch ein Viertel­
­(Hochschulen, ­außeruniversitäre Forschungs­          Umstand erklärt ­
                                                                       werden, dass sehr ­
                                                                                         v iele                                                                         jahrhundert nach dem Mauerfall eine g­ eringere
institute) zu weit mehr als 50% zu den                 ostdeutsche     Betriebe       zu    Unternehmens­
                                                                                                        -                                                               Bedeutung für die gesamt­w irtschaftliche
gesamten FuE-Ausgaben bei. B
­                          ­ emerkenswert              ­verbünden gehören, bei denen FuE in den                                                                         Wertschöpfung
                                                                                                                                                                        ­                    als    in     ­
                                                                                                                                                                                                           Westdeutschland.
                                                       westdeutschen oder ausländischen Mutter-­                   DDR-Bürger stehen vor der Sparkasse Schlange, um     ­Während im Osten die Industrie rund 15%
                                                                                                                   DDR-Mark in DM zu tauschen.
                                                       unternehmen oder          anderen Unternehmen​                                                                   zur Wertschöpfung beiträgt, sind es im
                                                       außerhalb Ost­deutschlands betrieben werden                                                                      ­Westen 23% (A bbildung 14). Die ­industrielle
                                                       und anschließend Technologie­­­
                                                                                   transfer zu den                 Die ­Einführung der DM in Ostdeutschland war         Produktivität
                                                                                                                                                                        ­               liegt      heute    in   den   ­
                                                                                                                                                                                                                       Neuen
                                                       ­ostdeutschen Töchtern stattfindet.V Dass B
                                                                                                 ­ etriebe         ­einer der Meilensteine auf diesem Weg. Für die      ­Ländern bei 71% des westdeutschen Niveaus.
                                                       in Ostdeutschland im Durchschnitt deutlich                  Industriebetriebe in Ostdeutschland mit ihrem        Dass die I­ndustrie in Ostdeutschland wieder Fuß
                                                       kleiner als ihre w
                                                       ­                ­ estdeutschen ­
                                                                                       Pendants sind,              Überhang an Personal, geringer Produktivität         gefasst hat, hängt nicht zuletzt mit der Lohn­
                                                       hat noch weitere negative K
                                                                                 ­ onsequenzen. I­hnen             und zusammengebrochenen Märkten waren der            entwicklung z­usammen. Die i­ndustriellen
Technische Universität Dresden.                        fällt mangels Kapital­
                                                                            polster und b­egrenzter                politisch motivierte Umtauschkurs von 1:1 für        Lohnstück­kosten lagen in Ostdeutschland
                                                       Managementkapazitäten
                                                       ­                              der         Eintritt    in   Löhne und andere laufende Zahlungen und die          bis zum Ende der 1990er Jahre über jenen
ist ­
    allenfalls die Forschungsstärke Sachsens,          internationale Märkte schwerer als größeren
                                                       ­                                                           sich daran anschließenden sehr ­starken Lohn-        in ­
                                                                                                                                                                           Westdeutschland, erst danach sind sie​​
wo der Anteil der öffentlichen und privaten            Unternehmen. Das Ranking der Exportquoten
                                                                      VI
                                                                                                                   steigerungen allerdings nicht vorteilhaft. Denn      darunter gefallen und ­stärkten auf diese Weise​
FuE-­
    Ausgaben zusammengenommen bereits                  der Industrien in den deutschen B
                                                                                       ­ undesländern              sie verloren dadurch an preislicher Wettbewerbs­     die Wettbewerbs­
                                                                                                                                                                                       f ähigkeit der ostdeutschen
über dem ­Bundesdurchschnitt und nahe bei              gleicht ziemlich genau dem Ranking der                      fähigkeit. Eine rasante De-­
                                                                                                                                              Industrialisierung        Industrie. In ­jüngster Zeit haben sich die Lohn-
der ­
    politisch ­
              gesetzten Zielmarke von 3% in            durchschnittlichen Industriebetriebsgröße, hier
                                                       ­                                                           setzte ein; die Zahl der Industriebeschäftigten      stückkosten zwischen Ost- und Westdeutsch-
Relation zum Bruttoinlandsprodukt liegt.               gemessen an der Beschäftigung (Abbildung 11).               ging binnen kurzer Zeit um zwei Drittel zurück.      land immer mehr angeglichen­(A bbildung 15).

                                                                                ► ABBILDUNG         8 – SEITE 26   ► ABBILDUNG 12 – SEITE 30
                                                                                ► ABBILDUNG         9 – SEITE 27   ► ABBILDUNG 13 – SEITE 31
                                                                                ► ABBILDUNG 10 – SEITE 28          ► ABBILDUNG 14 – SEITE 32
                                                                                ► ABBILDUNG 11 – SEITE 29          ► ABBILDUNG 15 – SEITE 33

8                                                                                                                                                                                                                         9
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                                   INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

             ­D ie   Verbesserung   der    ­L ohn­stückkosten     38.490 Euro i­n Hessen und 27.684 Euro je                                               PERSPEKTIVEN OST­                                       ­Wandels ­aus­z ugleichen (A bbildung 22), ­sodass
             schuf mit die ­Voraus­setzungen dafür, dass die      Einwohner in ­
                                                                  ­            Schleswig-Holstein. ­
                                                                                                   Berlin hat                                             DEUTSCHLANDS ­­WERDEN                                   eine weitere ­
                                                                                                                                                                                                                               Konvergenz der ­
                                                                                                                                                                                                                                              Produktion je
             ­ostdeutsche Industrie ­ebenfalls ­u ngefähr zur     seine   ­u rsprüngliche   ­Wachstumsschwäche                                            VOM RÜCK­L ÄUFIGEN                                      ­Einwohner kaum zu erwarten ist.
             ­Jahrtausendwende die ­Gewinnzone ­erreichte. VIII
                                                                  ­überwunden und ­entwickelt sich seit 2005                                              ERWERBSPERSONEN­POTENZIAL
             Trotz     aller   Fort­
                                   schritte:       Ostdeutsche    ­deutlich dynamischer als die ostdeutschen                                              BEEINTRÄCHTIGT
             I ndustriebetriebe setzen ihre Produkte und
             ­                                                    ­Flächenländer (A bbildung 18).                                                                                                                 DIE INTERNATIONALE SICHT
             Leistungen immer noch überwiegend auf                                                                                    Schere ­z wischen   War in den frühen 1990er Jahren das
             ­einheimischen ­Märkten ab.IX Dies zeigen die                                                                            ­Ost und West bei   ­verschlissene Sachkapital das o­ ffensichtlichste      Die Sicht auf die fortbestehenden ­Rückstände­
                                                                                                                                       der Wirtschafts­
             ­Befragungsergebnisse des IAB-Betriebspanels:        TRANSFERABHÄNGIGKEIT                                                 kraft könnte       Manko in Ostdeutschland, könnten ­k ünftig              bei Wirtschaftsleistung und ­
                                                                                                                                                                                                                                              P roduktivität           Im Vergleich der
             Im Jahr 2012 tätigen o­ stdeutsche Betriebe 32%      OSTDEUTSCHLANDS HAT SICH                                           ­w ieder etwas       die Arbeitskräfte den Flaschenhals ­
                                                                                                                                                                                             bilden.              im Vergleich zum westdeutschen Niveau                Post-Transfor­
                                                                                                                                       größer werden                                                                                                                   mationsökono­
             ihres Umsatzes in den Neuen, 37% in den Alten        DEUTLICH VERRINGERT – BESTEHT                                                           Dies ist eine Folge des ­
                                                                                                                                                                                  demographischen                 soll nicht verdecken, dass Ostdeutschland im         mien hat sich
             Ländern und 30% im Ausland (A bbildung 16).          ABER FORT                                                                               ­Wandels.     Das        Erwerbs­p ersonen­p otenzial   ­Vergleich zu den mittel- und o­ steuropäischen      Ost­deutschland
             Mithin überwiegt nach wie vor das Geschäft                                                                                                   ist in ­O stdeutschland im Zeitraum von 1991            Nachbar­
                                                                                                                                                                                                                  ­      regionen eine respektable Bilanz              gut entwickelt

             auf den einheimischen Märkten. Dennoch               Mit der fortbestehenden Lücke bei der               Transfer­                           bis 2013 um rund ­
                                                                                                                                                                           2 ,3 Millionen ­
                                                                                                                                                                                          Personen                ­aufweisen kann, nicht zuletzt dank der ­massiven
             konnte die ostdeutsche Industrie beim Export         Wirtschafts­
                                                                             leistung und der Produktivität           abhängigkeit                        ­b eziehungsweise         21%     ­z urückgegangen,     ­Unterstützung aus dem Westen – eine Hilfe,
                                                                                                                      besteht fort
             ­z ulegen, denn im Jahr 2000 betrug der Anteil       hängt zusammen, dass in Ostdeutschland mehr                                             ­w ährend    es     in      ­Westdeutschland     um­    die die anderen Transformations­ökonomien in
             der A
                 ­ uslands­umsätze erst 18%.                      ­verbraucht als produziert wird. O
                                                                                                   ­ stdeutschland                                        2,5 Millionen beziehungsweise
                                                                                                                                                                        ­­              fast sechs                ­diesem Umfang nicht hatten. Der Produktivitäts­
                                                                  weist also eine negative ­
                                                                                           Handels- und                                                   ­P rozent ­gestiegen ist (A bbildung 20). Dies          abstand der ­ostdeutschen ­Länder gegenüber
                                                                  Dienstleistungs­
                                                                                 bilanz auf ­
                                                                                            (A bbildung 19).                                              schlägt sich in u­nbesetzten ­
                                                                                                                                                                                       Stellen vor                dem Westniveau beträgt ­inzwischen noch 20
              UNTERSCHIEDE ZWISCHEN                               ­Finanziert wird das Defizit vor allem durch​                                           ­a llem in ostdeutschen Klein­b etrieben nieder         Prozent, der der elf ­mittel- und ­osteuropäischen
             ­OSTDEUTSCHLANDS BUNDES­                             Arbeitseinkommen, die ostdeutsche Pendler im                                            ­(A bbildung 21). D
                                                                                                                                                                            ­ ahinter stehen i­ nsbesondere       EU-Mitglieder beträgt noch rund 60 Prozent,
              LÄNDERN SIND RELATIV GERING                         Westen verdienen, sowie durch Transfers im                                              die ­Rückgänge der ­G eburtenzahlen, die                wenn man den Vergleich zu laufenden Preisen
                                                                  Rahmen der Gesetzlichen Renten­­versicherung.                                           Abwanderungen
                                                                                                                                                          ­                        und    die   Alterung   der    durchführt. Selbst die Tschechische Republik
Berlin hat   Die Unterschiede zwischen den ostdeutschen           Diese    Einkommensströme         ­lassen   die­​                                       B evölkerung
                                                                                                                                                          ­                   in      O
                                                                                                                                                                                      ­ stdeutschland.     Die    liegt,   dieser    B erechnung
                                                                                                                                                                                                                                     ­              zufolge,   noch
Wachstums­   Flächenländern sind bei der Wirtschafts­leistung     ­verfügbaren​­ Einkommen der privaten ­Haushalte                                        Folgen könnten tiefgreifend sein, wie eine
                                                                                                                                                          ­                                                       ­57­ Prozent ­punkte unter dem westdeutschen​ ​
schwäche
überwunden   je Einwohner relativ gering (A bbildung 17)          in den Neuen Ländern ­einschließlich Berlin auf                                         IWH-Wachstumsprojektion aus dem Jahr                    Niveau (A bbildung 23). Werden Kauf kraft­
             und haben im Zeitverlauf eher abgenommen.            83% des westdeutschen Niveaus h­ erankommen,                                            2012 zeigt. XI Der demographische ­Wandel, der          unterschiede berücksichtigt, sind die Unter­
             In Westdeutschland fallen die Unterschiede           obwohl das Bruttoinlands­produkt je Einwohner                                           in Ostdeutschland mit ­g rößerer Wucht ­a ls ­im        schiede beim BIP je Einwohner im Falle
             ­z wischen den Bundesländern größer aus. Das         nur bei 71% des Westniveaus liegt.X Anfänglich                                          Westen wirkt, ­dürfte dazu ­f ühren, dass sich          Tschechiens       deutlich   kleiner   (A bbildung
             Land mit der höchsten Wirtschaftsleistung            überstieg die Endnachfrage in Ostdeutschland                                            das ­Verhältnis ­z wischen ­A rbeits­volumen­ und       24). Deutschland insgesamt, das eine Zeit
             je Einwohner in O
                             ­ stdeutschland ist Sachsen          (einschließlich Berlin) die Produktion um fast                                          Bevölkerung in Ost­deutschland ­u ngünstiger            lang als „kranker Mann Europas“ galt,
             (24.226 Euro), ­
                            dasjenige mit der geringsten          50%, inzwischen ist dieser Wert auf etwa 12%                                            als in Westdeutschland e­ntwickelt. Die                 scheint seine Schwäche ­überwunden zu
             ist Mecklenburg-Vorpommern (22.817 Euro).            zurückgegangen.                                                                         ­weitere ­A ngleichung der Arbeits­produktivität        ­h aben. Dies zeigt ein Blick auf die p­ reisliche
             In Westdeutschland fallen die U
                                           ­ nterschiede                                                                                                  ­zwischen Ost- und Westdeutschland, die in              Wettbewerbsfähigkeit, die sich seit M
                                                                                                                                                                                                                                                      ­ itte
             z wischen den ­
             ­             Bundesländern g­rößer aus,                                                                                                     der ­P rojektion ­e nthalten ist, reicht ­n icht aus,   der 1990er Jahre deutlich verbessert hat
             die     Wirtschaftsleistung   liegt     z wischen
                                                     ­                                                                                                    um die n­egativen Effekte des demo­graphischen­         ­(A bbildung 25).

                                                                                        ► ABBILDUNG 16 – SEITE 34                                         ► ABBILDUNG 20 – SEITE 38
                                                                                        ► ABBILDUNG 17 – SEITE 35                                         ► ABBILDUNG 21 – SEITE 39
                                                                                        ► ABBILDUNG 18 – SEITE 36                                         ► ABBILDUNG 22 – SEITE 40
                                                                                        ► ABBILDUNG 19 – SEITE 37                                         ► ABBILDUNG 23 – SEITE 41
                                                                                                                                                          ► ABBILDUNG 24 – SEITE 42
                                                                                                                                                          ► ABBILDUNG 25 – SEITE 43

             10                                                                                                                                                                                                                                                  11
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

WEITERFÜHRENDE IWH-UNTERSUCHUNGEN

IWH-Quellen, auf die im Text verwiesen wird

I
       IWH, DIW, ifo Dresden, IAB, HoF und RWI: Wirtschaftlicher Stand und Perspektiven für                  IX
                                                                                                                   Brautzsch, H.-U.; Exß, F.; Lang, C.; Lindner, A.; Loose, B.; Ludwig, U.; Schultz, B.: Ostdeutsche
       ­Ostdeutschland. Studie im Auftrag des Bundesministeriums des Innern. IWH-Sonderheft 2/2011.                Wirtschaft: Kräftige Konjunktur im Jahr 2014, Rückstand gegenüber Westdeutschland verringert
       Halle (Saale): Institut für Wirtschaftsforschung Halle.                                                     sich aber kaum mehr, in: Konjunktur aktuell, 3/2014, 119-157.

II
       Heimpold, G.; Titze, M.: Development in East Germany since German Unification. ­Results,              X
                                                                                                                   Brautzsch, H.-U.; Exß, F.; Lang, C.; Lindner, A.; Loose, B.; Ludwig, U.; Schultz, B.: Ostdeutsche
       Shortcomings and Implications for Economic Policy, in: S. Collignon, P. Esposito (eds),                     Wirtschaft: Kräftige Konjunktur im Jahr 2014, a. a. O., 119.
       ­Competitiveness in the European Economy. Routledge Studies in the European Economy,
       Vol. 29, Routledge, Taylor & Francis Group, London, New York 2014, 184-196.                           XI
                                                                                                                   Holtemöller, O.; Irrek, M: Wachstumsprojektion 2025 für die deutschen Länder: Produktion­
                                                                                                                   je Einwohner divergiert, in: IWH, Wirtschaft im Wandel, Bd. 18 (2012), Heft 4, 132-140.
III
       Blum, U.: Der Einfluß von Führungsfunktionen auf das Regionaleinkommen: Eine ­ökonometrische
       Analyse deutscher Regionen, in: IWH, Wirtschaft im Wandel, Bd. 13 (2007), Heft 6, 187-194.
                                                                                                             Weitere ausgewählte IWH-Veröffentlichungen
IV
       Günther, J.; Wilde, K; Sunder, M.; Titze, M.: 20 Jahre nach dem Mauerfall: Stärken, ­Schwächen
       und Herausforderungen des ostdeutschen Innovationssystems heute. Studien zum ­deutschen               I
                                                                                                                   Brautzsch, H.-U.: Arbeitsmarktbilanz Ostdeutschland 2013: Mehr sozialversicherungspflichtige
       ­I nnovationssystem, Nr. 17-2010, Institut für Wirtschaftsforschung Halle, Februar 2010,                    Jobs nur durch Teilzeit, in: IWH, Wirtschaft im Wandel 6/2013, 108-111.
       ­Herausgeber: Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), Berlin.
                                                                                                             II
                                                                                                                   Brautzsch, H.-U.; Schultz, B.: Im Fokus: Mindestlohn von 8,50 Euro: Wie viele verdienen weniger,
V
       Günther, J.; Wilde, K; Sunder, M.; Titze, M.: 20 Jahre nach dem Mauerfall: Stärken, ­Schwächen              und in welchen Branchen arbeiten sie?, in: IWH, Wirtschaft im Wandel 3/2013.
       und Herausforderungen des ostdeutschen Innovationssystems heute. Studien zum deutschen
       ­Innovationssystem, a. a. O., 19, und die dort zitierte Literatur.                                    III
                                                                                                                   Kubis, A.; Titze, M.; Brachert, M.; Lehmann, H.; Bergner, U.: Regionale Entwicklungsmuster
                                                                                                                   und ihre Konsequenzen für die Raumordnungspolitik, IWH-Sonderhefte 3/2009.
VI
       Zeddies, G: Warum exportiert der Osten so wenig? Eine empirische Analyse der Export­aktivitäten
       deutscher Bundesländer, in: Wirtschafts- und sozialstatistisches Archiv : ASTA ; eine Zeitschrift     IV
                                                                                                                   Ludwig, U.; Loose, B.: Die wirtschaftliche Leistung im Lichte von Eigentum und Selbst­
       der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Bd. 3 (2009), Heft 4, 241-264. – Schultz, B: Wandel               bestimmung der Unternehmen in Posttransformationsökonomien: Beispiel Ostdeutschland,
       der betrieblichen Einflussfaktoren auf den ostdeutschen Export, in: IWH, Wirtschaft im Wandel,­             in: C. Kunze (Hrsg.), Wirtschaftlicher Aufholprozess und EU-Integration in Mittel- und Ost­
       Bd. 16 (2010), Heft 3, 158-163.                                                                             europa – das euro­päische Wachstumsmodell in der Krise? Transformation. Leipziger Beiträge zu
                                                                                                                   Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 27/28, 2011, 89-110.
VII
       Heimpold, G.: Zwischen Deindustrialisierung und Reindustrialisierung. Die ostdeutsche ­Industrie
       – ein Stabilitätsfaktor regionaler Wirtschaftsentwicklung?, in: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und   V
                                                                                                                   Schulz, H.; Titze, M.; Weinhold, M.: Eigenkapitalausstattung in den Neuen Ländern teilweise
       Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.), 20 Jahre deutsche ­Einheit                 höher als in Westdeutschland, in: IWH, Wirtschaft im Wandel 5/2011, 180-187.
       – Zwei Dekaden im Rückblick. Informationen zur Raumentwicklung, Heft 10/11, 2010, 727-743.
                                                                                                             VII
                                                                                                                   Titze, M.; Brachert, M.; Ehrenfeld, W.: Im Fokus: Geförderte FuE-Verbundprojekte: Sächsische
VIII
       Brautzsch, H.-U.: Rendite in der ostdeutschen Industrie seit fünf Jahren höher als in                       Akteure wählen zunehmend Partner in räumlicher Nähe, in: IWH, Wirtschaft im Wandel 3/2013.
       ­West­deutschland, i­ n: IWH, Wirtschaft im Wandel, Bd. 15 (2009), Heft 10, 396.

12                                                                                                                                                                                                               13
INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL

ABBILDUNGEN

                                                               15
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                    INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNGSÜBERSICHT

A B B I L D U N G 1:     		                                                                  1   SEITE 19   A B B I L D U N G 13:                                                       SEITE 31
 Ost-West-Wanderung: Fortzüge gingen zurück, Zuzüge sind leicht
		                                                                                                           Wandel der Beiträge zum Wirtschaftswachstum

	 	gestiegen
                                                                                                            A B B I L D U N G 14:                                                       SEITE 32
A B B ILDUNG 2:          		                                                                  1   SEITE 20    Wertschöpfungsanteil der Industrie etwas gestiegen

    Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland: ­größere Bedeutung des
		  Geburtendefizits gegenüber den ­A bwanderungen                                                          A B B I L D U N G 15 :                                                      SEITE 33
                                                                                                             Lohnstückkosten gleichen sich an

ABBILDUNG 3:             		                                                                  1   SEITE 21
                         Investitionen in Ostdeutschland hauptsächlich wegen ­rückläufiger                  A B B I L D U N G 16 :                                                      SEITE 34
		                       Bautätigkeit zurückgegangen                                                         Absatzstruktur der ostdeutschen Betriebe des Verarbeitenden

                                                                                                            		 Gewerbes: Auslandsmärkte haben an Bedeutung gewonnen
ABBILDUNG 4:             		                                                                  1   SEITE 22
 Kapitalausstattung je Beschäftigten im ostdeutschen P
		                                                   ­ roduzierenden                                        A B B I L D U N G 17:                                                       SEITE 35
		  Gewerbe inzwischen höher als in W
                                    ­ estdeutschland                                                         Regionale Unterschiede in Ostdeutschland auch fast ein Viertel­-

                                                                                                            		 jahrhundert nach der Vereinigung geringer als im Westen
ABBILDUNG 5:             		                                                                  1   SEITE 23
 Wirtschaftsleistung und Produktivität in Ostdeutschland: Fortbestehen

                                                                                                            A B B I L D U N G 18:                                                       SEITE 36
	 	der Lücke selbst gegenüber strukturschwachen westdeutschen                                                Berlins Wirtschaftswachstum im ostdeutschen Vergleich: ­von der

		  Bundesländern                                                                                           		 Bremse aufs Gaspedal

ABBILDUNG 6:             		                                                                  1   SEITE 24
                                                                                                            A B B I L D U N G 19:                                                       SEITE 37
		  Arbeitslosen- und Unterbeschäftigungsquoten in O  ­ stdeutschland:                                       Ein Indikator für die Kosten der Einheit

		  deutlicher Rückgang – aber immer noch ­höher als in Westdeutschland

                                                                                                            ABBILDUNG 20:                                                               SEITE 38
A B B I L D U N G 7:     		                                                                  1   SEITE 25
                                                                                                             Deutlicher Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials in ­Ostdeutschland

	 	Unternehmen in Ostdeutschland deutlich kleiner

                                                                                                            A B B I L D U N G 21:                                                       SEITE 39
ABBILDUNG 8:             		                                                                  1   SEITE 26
                                                                                                             Stellen für qualifizierte Tätigkeiten vor allem in ­ostdeutschen

	 	Headquarterlücke in Ostdeutschland: nur wenig ­Veränderung                                               		 Kleinbetrieben nicht besetzt

ABBILDUNG 9:             		                                                                      SEITE 27
                                                                                                            A B B ILDUNG 22:                                                            SEITE 40
		  Die Innovationssysteme in Ostdeutschland ticken anders: starke                                           Schere beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ­z wischen Ost- und

		  öffentliche Forschung, schwache Forschung im ­Unternehmenssektor                                        		 Westdeutschland könnte sich wegen der ­demographischen Entwicklung
                                                                                                            		 wieder öffnen
A B B I L D U N G 10:    		                                                                      SEITE 28
  Innovationstätigkeit in Ostdeutschland in etwa auf ­westdeutschem                                         ABBILDUNG 23:                                                               SEITE 41
	 Niveau                                                                                                     Produktivitätslücke zwischen den osteuropäischen ­E U-Ländern,

                                                                                                            		 Ostdeutschland und Westdeutschland
A B B I L D U N G 11 :                                                                           SEITE 29
	  Fehlen industrieller Großbetriebe im Osten geht mit ­geringerer                                          ABBILDUNG 24:                                                               SEITE 42
	  Exportintensität einher                                                                                   Die Konvergenzprozesse Ostdeutschlands, der Tschechischen Republik

                                                                                                            		 und Polens
A B B I L D U N G 12:                                                                            SEITE 30
		  Deutliche Zunahme der Wertschöpfung in der Industrie – bei in etwa                                      ABBILDUNG 25:                                                               SEITE 43
	  konstanter Beschäftigung                                                                                 		 Deutsche Wirtschaft hat preisliche Wettbewerbsfähigkeit ­wiedererlangt

16                                                                                                                                                                                            17
INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNG 1

OST-WEST-WANDERUNG: FORTZÜGE GINGEN ZURÜCK, ZUZÜGE SIND
LEICHT GESTIEGEN

Fortzüge aus OstdeutschlandA, Zuzüge von Westdeutschland nach OstdeutschlandA,
Netto-Wanderungssaldo, von 1989 bis 2013

    200000

    100000

         0

-100000

-200000

-300000

-400000
             1989   1991     1993    1995       1997   1999     2001     2003       2005      2007   2009      2011   2013

              Zuwanderung nach Ostdeutschland      Abwanderung aus Ostdeutschland          Saldo

Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014, Berechnungen und Darstellung des IWH.

Im Zeitraum von 1989 bis 2013 sind beinahe fünf Millionen Menschen aus den Neuen Ländern einschließlich
Berlin in die Alten Bundesländer abgewandert. Der Nettoverlust, der die Zuzüge aus den Alten Ländern nach
­Ostdeutschland berücksichtigt, ist dabei insgesamt auf rund 1,9 Millionen Menschen angestiegen. Während
die Fortzüge in den letzten Jahren leicht abnehmen, kann eine moderate Zunahme bei den Zuzügen verzeichnet
werden. Im Jahr 2012 zeigt sich, dass die Nettomigrationsrate gegenüber den Alten Bundesländern nahe bei null
ist, und für 2013 kann ein leichter Überschuss ausgewiesen werden. Leicht negativ ist allerdings weiterhin die
Nettomigration von Ostdeutschland ohne Berlin nach Westdeutschland. Die Abnahme des negativen Binnen-
wanderungssaldos kann auch auf die Verbesserung der Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschland zurückgeführt
werden, die auch in der rückläufigen Arbeitslosenquote zum Ausdruck kommt.

                                                                                            Ansprechpartner:    Walter Hyll

A
     Ostdeutschland einschließlich Berlin.

                                                                                                                        19
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                                                                                             INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNG 2                                                                                                                                                                                       ABBILDUNG 3

BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG IN OSTDEUTSCHLAND: ­GRÖSSERE BEDEUTUNG                                                                                                                                       INVESTITIONEN IN OSTDEUTSCHLAND HAUPTSÄCHLICH WEGEN
DES GEBURTENDEFIZITS GEGENÜBER DEN ­ABWANDERUNGEN                                                                                                                                                 ­RÜCKLÄUFIGER BAUTÄTIGKEIT ZURÜCKGEGANGEN

Bevölkerungsentwicklung in Ost- A und Westdeutschland, von 1990 bis 2012 und                                                                                                                      Bruttoanlageinvestitionen je Erwerbstätigen in Ostdeutschland und West­
ihre Komponenten                                                                                                                                                                                  deutschland, von 1991 bis 2011, Euro, preisbereinigt, verkettet mit Referenzjahr 2005

                                          Ostdeutschland                                                                                 Westdeutschland                                          16000
    200000                                                                                        1000000
                                                                                                                                                                                                  14000

    100000                                                                                        800000
                                                                                                                                                                                                  12000

        0                                                                                         600000                                                                                          10000

                                                                                                                                                                                                   8000
-100000                                                                                           400000

                                                                                                                                                                                                   6000
-200000                                                                                           200000
                                                                                                                                                                                                   4000
-300000                                                                                                 0
                                                                                                                                                                                                   2000

-400000                                                                                           -200000
                                                                                                                                                                                                      0
             1990

                     1992

                            1994

                                   1996

                                          1998

                                                 2000

                                                        2002

                                                               2004

                                                                      2006

                                                                             2008

                                                                                    2010

                                                                                           2012

                                                                                                            1990

                                                                                                                   1992

                                                                                                                          1994

                                                                                                                                  1996

                                                                                                                                         1998

                                                                                                                                                2000

                                                                                                                                                       2002

                                                                                                                                                              2004

                                                                                                                                                                     2006

                                                                                                                                                                             2008

                                                                                                                                                                                    2010

                                                                                                                                                                                           2012
                                                                                                                                                                                                          1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

                    Geburtendefizit              Nettobinnenmigration                      Nettomigration Ausland                Bevölkerungsentwicklung                                                       Westdeutschland     Ostdeutschland einschließlich Berlin

Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, verschiedene Jahrgänge der Bevölkerungsstatistiken und                                                                                               Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-­
Statistik der Geburten.                                                                                                                                                                           Württemberg, Stuttgart, Berechnungsstände 2013, 2014; Berechnungen und Darstellung des IWH.

Die Bevölkerung in Ostdeutschland ging nach 1989 über einen langen Zeitraum zurück. Die Entwicklungen                                                                                             Die Bruttoanlageinvestitionen je Erwerbstätigen in Ostdeutschland sind in den ersten Jahren nach der​
der vergangenen Jahre deuten allerdings darauf hin, dass dieser Trend vorübergehend gestoppt ist: Im Jahr 2012                                                                                    deutschen Vereinigung stark angestiegen und lagen bis zum Jahr 2001 über denjenigen in Westdeutschland.
ist die Bevölkerung in Ostdeutschland nicht mehr geschrumpft. In Westdeutschland nimmt die Bevölkerung                                                                                            ­Seitdem befinden sich die Investitionen je Erwerbstätigen in Ostdeutschland auf einem niedrigeren Niveau als
­gegenwärtig deutlich zu. Die demographische Entwicklung wird grundsätzlich durch die Wanderung und durch                                                                                         in ­Westdeutschland. Die Entwicklung ist hierbei erheblich durch die öffentlichen und privaten Investitionen in
die ­natürliche Bevölkerungsentwicklung bestimmt. Die Wanderung umfasst die Netto-Wanderungsbewegungen                                                                                            Wohn- und N
                                                                                                                                                                                                            ­ ichtwohnbauten getrieben. Während die hohe Investitionsquote zu Beginn der 1990er Jahre von der
mit dem ­Ausland und innerhalb Deutschlands, während die natürliche Bevölkerungsentwicklung der Differenz                                                                                         Knappheit an Bauten zur Produktion und zum Wohnen getrieben wurde, sank sie später aufgrund des i­ nzwischen
aus der Zahl der ­Lebendgeborenen und der Gestorbenen (Geburtenüberschuss oder -defizit) entspricht. Diese                                                                                        entstandenen Überangebots deutlich. Das Niveau der Investitionen in Ausrüstungen und sonstige Anlagen ist im
­Komponenten tragen für den westlichen und den östlichen Teil des Landes in sehr unterschiedlichem Ausmaß zur                                                                                     betrachteten Zeitraum hingegen vergleichsweise konstant geblieben.
Bevölkerungs­entwicklung bei. Der Bevölkerungsanstieg der vergangenen Jahre in Westdeutschland ist vor allem
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Ansprechpartnerin:    Maike Irrek
­einer verstärkten Zuwanderung aus dem Ausland zuzuschreiben. Für die ostdeutsche Bevölkerungsveränderung
ist sowohl die Entwicklung der Binnenwanderung als auch jene der Außenwanderung von großer Bedeutung. Die
Netto­abwanderung nach Westdeutschland nahm nach 1990 von einem sehr hohen Niveau aus rasch deutlich ab.
Nach einem ­Zwischenhoch um das Jahr 2001 ist sie in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen. Sie war im
Jahr 2012 fast verschwunden. Im Jahr 2012 konnte das Geburtendefizit beinahe vollständig durch ­Zuwanderung
aus dem Ausland ausgeglichen werden. Das Geburtendefizit ist in Ostdeutschland in den ersten Jahren nach 1990
angestiegen, hat sich in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre allerdings wieder verringert. In Westdeutschland war
das Geburtendefizit lange nahe null, seit Beginn dieses Jahrtausends steigt es allerdings deutlich an.

                                                                                                                                     Ansprechpartner:                       Walter Hyll

A
    Ostdeutschland einschließlich Berlin.
                                  Berlin

20                                                                                                                                                                                                                                                                                                             21
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                                            INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNG 4                                                                                                                 ABBILDUNG 5

 KAPITALAUSSTATTUNG JE BESCHÄFTIGTEN IM OSTDEUTSCHEN                                                                        WIRTSCHAFTSLEISTUNG UND PRODUKTIVITÄT IN OSTDEUTSCHLAND:
 ­PRODUZIERENDEN GEWERBE INZWISCHEN HÖHER ALS IN                                                                            FORTBESTEHEN DER LÜCKE SELBST GEGENÜBER STRUKTURSCHWACHEN
­WESTDEUTSCHLAND                                                                                                            WESTDEUTSCHEN BUNDESLÄNDERN

Kapitalstock je Erwerbstätigen in OstdeutschlandA , von 1991 bis 2011,                                                      Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen je Einwohner bzw. je Erwerbs­
Westdeutschland = 100%                                                                                                      tätigen, in %, Alte Bundesländer ohne Berlin = 100%

140                                                                                                                                                           BIP je Einwohner                                                                    BIP je Erwerbstätigen
                                                                                                                            100

120

                                                                                                                             80
100

                                                                                                                             60
    80

    60                                                                                                                       40

    40
                                                                                                                             20

    20
                                                                                                                              0

                                                                                                                                  1991

                                                                                                                                         1993

                                                                                                                                                1995

                                                                                                                                                       1997

                                                                                                                                                              1999

                                                                                                                                                                     2001

                                                                                                                                                                            2003

                                                                                                                                                                                   2005

                                                                                                                                                                                          2007

                                                                                                                                                                                                 2009

                                                                                                                                                                                                        2011

                                                                                                                                                                                                               2013

                                                                                                                                                                                                                      1991

                                                                                                                                                                                                                             1993

                                                                                                                                                                                                                                    1995

                                                                                                                                                                                                                                           1997

                                                                                                                                                                                                                                                   1999

                                                                                                                                                                                                                                                          2001

                                                                                                                                                                                                                                                                 2003

                                                                                                                                                                                                                                                                        2005

                                                                                                                                                                                                                                                                               2007

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                                                                                                                                                                                                                                                                                             2011

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    2013
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         1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

              insgesamt     Land- und Forstwirtschaft, Fischerei   Produzierendes Gewerbe      Dienstleistungsbereiche                   Ostdeutschland einschließlich Berlin                    Ostdeutschland ohne Berlin                 finanzschwache westdeutsche Länder

Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-­                   Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Berechnungsstand Mai 2014; Berechnungen und
Württemberg, Stuttgart, Berechnungsstand: 2014, Berechnungen und Darstellung des IWH.                                       Darstellung des IWH.

Das Wachstum des Kapitalstocks je Erwerbstätigen in Ostdeutschland war in den 1990er Jahren hoch und​                       Nach der Herstellung der Deutschen Einheit stiegen die Wirtschaftsleistung je Einwohner und die Produktivität
flachte danach ab. Gegenüber Westdeutschland kam es dabei insgesamt zu einer Annäherung, aber nicht zu                      dank der Modernisierung des Kapitalstocks in der ersten Hälfte der 1990er Jahre schnell an. Anschließend gab
einer Angleichung. Das Verhältnis zwischen ost- und westdeutscher Kapitalintensität unterscheidet sich dabei                es bis zum Jahr 2001 kein Aufholen mehr, erst danach bewegten sich die Wirtschaftsleistung je Einwohner und je
im gesamten Zeitraum deutlich je nach Wirtschaftsbereich. In den Dienstleistungsbereichen war die relative                  Erwerbstätigen wieder etwas in Richtung des westdeutschen Niveaus. Seit dem Jahr 2010 gibt es vorläufig ­keine
Kapitalausstattung von Beginn an am niedrigsten und erreicht im Jahr 2011 trotz starken Wachstums nicht mehr                Aufholfortschritte mehr. Wird die Produktivität anhand des Bruttoinlandsprodukts je Erwerbstätigen­stunde
als 80 Prozent des westdeutschen Vergleichswertes. Das Produzierende Gewerbe Ostdeutschlands weist hingegen                 gemessen, zeigt sich nach 2009 ebenfalls fast kein Fortschritt mehr. Auch gegenüber jenen Flächenländern, die
seit dem Jahr 1999 eine erheblich höhere Kapitalintensität als dasjenige Westdeutschlands auf. Denn zum einen               als finanzschwach gelten, weisen die Neuen Länder nach wie vor eine deutliche Lücke bei der Wirtschaftsleistung
haben kapitalintensive Wirtschaftszweige, wie der Energiesektor, im Osten ein größeres Gewicht, zum anderen                 und bei der Produktivität auf.
war die Förderpolitik in Ostdeutschland auf die Subventionierung von Sachinvestitionen ausgerichtet.                                                                                                                                       Ansprechpartner:               Gerhard Heimpold

                                                                                       Ansprechpartnerin:     Maike Irrek

A
    Ostdeutschland einschließlich Berlin.

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                  23
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                                                                                            INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNG 6                                                                                                                                                                                        ABBILDUNG 7

ARBEITSLOSEN- UND UNTERBESCHÄFTIGUNGSQUOTEN IN                                                                                                                                                     UNTERNEHMEN IN OSTDEUTSCHLAND DEUTLICH KLEINER
­OSTDEUTSCHLAND: DEUTLICHER RÜCKGANG – ABER IMMER NOCH
 ­HÖHER ALS IN WESTDEUTSCHLAND
                                                                                                                                                                                                   Durchschnittlicher Umsatz je umsatzsteuerpflichtige Wirtschaftseinheit im
                                                                                                                                                                                                   Jahr 2012, Mio. Euro
Arbeitslosenquote und Unterbeschäftigungsquote in Ostdeutschland und
                                           A                                                                         B                                             C

­Westdeutschland von 1991 bis 2013, in %                                                                                                                                                                                     Hamburg
                                                                                                                                                                                                                               Bremen
                                                                                                                                                                                                                  Baden-Württemberg
                                    Arbeitslosenquote                                                                            Unterbeschäftigungsquote
                                                                                                                                                                                                                 Nordrhein-Westfalen
20                                                                                                35
                                                                                                                                                                                                                             Saarland
18                                                                                                                                                                                                       Westdeutschland ohne Berlin
                                                                                                  30
16                                                                                                                                                                                                                      Niedersachsen
14                                                                                                25                                                                                                                           Hessen
                                                                                                                                                                                                                          Deutschland
12
                                                                                                  20                                                                                                                            Bayern
10                                                                                                                                                                                                                     Rheinland-Pfalz
                                                                                                  15
    8                                                                                                                                                                                                               Schleswig-Holstein

    6                                                                                                                                                                                                                            Berlin
                                                                                                  10
                                                                                                                                                                                                                       Sachsen-Anhalt
    4
                                                                                                  5                                                                                                Ostdeutschland einschließlich Berlin
    2                                                                                                                                                                                                                    Brandenburg
    0                                                                                             0                                                                                                                           Sachsen
        1991

               1993

                      1994

                             1997

                                    1999

                                               2001

                                                        2003

                                                               2005

                                                                      2007

                                                                             2009

                                                                                    2011

                                                                                           2013

                                                                                                       1991

                                                                                                              1993

                                                                                                                         1994

                                                                                                                                1997

                                                                                                                                       1999

                                                                                                                                              2001

                                                                                                                                                     2003

                                                                                                                                                            2005

                                                                                                                                                                       2007

                                                                                                                                                                              2009

                                                                                                                                                                                     2011

                                                                                                                                                                                            2013
                                                                                                                                                                                                            Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                                                                                                                                            Thüringen

               Westdeutschland                        Ostdeutschland                                                                                                                                                                              1,0            2,0            3,0             4,0            5,0

Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-­                                                                                          Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014, Berechnungen und Darstellung des IWH.
Württemberg, Stuttgart, Berechnungsstand: Mai 2014; Statistik der Bundesagentur für Arbeit; D ­ arstellung des IWH.

Die Arbeitslosenquote geht in Ost- und Westdeutschland seit etwa zehn Jahren deutlich zurück. Im Jahr 2013                                                                                         Ostdeutschland wandelte sich nach der Herstellung der Einheit Deutschlands von einer Region mit
­betrug sie in Ostdeutschland 9,9%, in Westdeutschland 6,2%. Wenn die ostdeutsche Quote damit auch immer                                                                                           ­g roß­betrieblichen Strukturen zu einer klein- und mittelständisch geprägten Region. Die großen Kombinate mit
noch d­ eutlich höher ist als im Westen, so hat sich der Abstand doch spürbar verringert.                                                                                                          zumeist fünfstelligen Beschäftigtenzahlen wiesen eine ineffiziente Organisationsstruktur auf, waren als Ganzes
Die günstige Entwicklung in Ostdeutschland wurde vor allem durch zwei Faktoren beeinflusst: Zum einen stieg                                                                                        nicht ­privatisierbar und wurden in kleinere Einheiten aufgespalten. Der in der Planwirtschaft aus ideologischen
die Arbeitsnachfrage deutlich. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm in Ostdeutschland zwischen 2005 und 2013                                                                                           Gründen marginalisierte private Mittelstand musste erst neu aufgebaut werden. Neugründungen weisen aber
um etwa 189 000 Personen bzw. 3,4% (Westdeutschland: +8,0%) zu. Zum anderen ging das Erwerbspersonen­                                                                                              naturgemäß wenige Beschäftigte auf. Mithin liegt auch 25 Jahre nach Herstellung der Deutschen Einheit die
potenzial im gleichen Zeitraum infolge der demographischen Entwicklung und der Wanderungsverluste um etwa                                                                                          durchschnittliche Unternehmensgröße, gemessen an den Lieferungen und Leistungen je umsatzsteuerpflichtige
410 000 Personen bzw. 5,6% zurück. In Westdeutschland stieg es um 1,5 Millionen Personen bzw. 4,2%.                                                                                                Wirtschaftseinheit, nur bei knapp der Hälfte der westdeutschen. Kleine Unternehmen haben häufig Produktivitäts­
Allerdings ist zu beachten, dass die Zahl der Arbeitslosen durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beeinflusst                                                                                      nachteile, ihr Eindringen in Exportmärkte wird erschwert, und sie können oft keine eigene Forschung betreiben.
wird. Dies wird durch das Konzept der Unterbeschäftigung berücksichtigt. In die Unterbeschäftigung geht neben
                                                                                                                                                                                                                                                                            Ansprechpartner:    Gerhard Heimpold
der Zahl der registrierten Arbeitslosen auch die Zahl der durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen geförderten
Personen ein. Die Unterbeschäftigungsquote betrug in Ostdeutschland im Jahr 1992 32,9%, im Jahr 2013 lag sie
bei 12,5%, in Westdeutschland bei 7,5%. Der Abstand bei den Unterbeschäftigungsquoten ist um 1,3 Prozent-
punkte größer als bei den Arbeitslosenquoten.
                                                                                                                     Ansprechpartner:                 Hans-Ulrich Brautzsch

A
    Arbeitslose (Abgrenzung des IWH) bezogen auf die Erwerbspersonen (Inländer).
B
    Unterbeschäftigte bezogen auf das Erwerbspersonenpotenzial (Abgrenzung des IWH).
C
    Ostdeutschland ohne Berlin.

24                                                                                                                                                                                                                                                                                                              25
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                          INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

ABBILDUNG 8                                                                                                            ABBILDUNG 9

 HEADQUARTERLÜCKE IN OSTDEUTSCHLAND: NUR WENIG                                                                          DIE INNOVATIONSSYSTEME IN OSTDEUTSCHLAND TICKEN ANDERS:
­VERÄNDERUNG                                                                                                            STARKE ÖFFENTLICHE FORSCHUNG, SCHWACHE FORSCHUNG IM
                                                                                                                       ­UNTERNEHMENSSEKTOR

Unternehmenssitze der TOP 500 Unternehmen in Ost-A und Westdeutschland
­gemäß des Rankings von DIE WELT                                                                                       Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt, 2012, %

500                                                                                                                                  Baden-Württemberg
                                                                                                                                                     Berlin
                                                                                            478      466                                            Bayern
                                                                                                                                                    Hessen
400
                                                                                                                                         Westdeutschland
                                                                                                                                                   Sachsen
                                                                                                                                           Niedersachsen
300                                                                                                                                                Bremen
                                                                                                                       Ostdeutschland einschließlich Berlin
                                                                                                                                                 Hamburg
                                                                                                                                                Thüringen
200                                                                                                                            Ostdeutschland ohne Berlin
                                                                                                                               Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                                                     Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                                          Rheinland-Pfalz
100                                                                                                                                          Brandenburg
                               34                                                                                                      Schleswig-Holstein
                     22                                          14                                                                              Saarland
                                                        9
                                                                                                                                          Sachsen-Anhalt
     0
          Ostdeutschland einschließlich Berlin   Ostdeutschland ohne Berlin                Westdeutschland                                                    0                1,0            2,0            3,0            4,0            5,0           6,0

           2003      2013                                                                                                                                         Wirtschaft         Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck     Hochschulen

Quellen: WELT.de präsentiert die 500 größten Unternehmen in Deutschland. Stand: 29.06.2004 (­elektronische Version);   Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014; Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Essen; Arbeitskreis
DIE WELT: Die größten 500 deutschen Unternehmen 2013 (elektronische Version); in E   ­ inzelfällen nachträgliche       „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder“, Berechnungen und Darstellung des IWH.
Zuordnung zu Ländern durch das IWH, Berechnungen und Darstellung des IWH.

Ostdeutschland ist eine Region, in der es nur sehr wenige Konzernzentralen gibt: Eine Auswertung der von der           Die ostdeutschen Länder weisen Besonderheiten bei ihren regionalen Innovationssystemen auf. Während es
Tageszeitung DIE WELT erstellten Übersicht über die 500 größten deutschen Unternehmen im Jahr 2013 zeigt,              in ökonomisch prosperierenden westdeutschen Ländern, etwa Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, vor
dass deren Unternehmenssitze mehrheitlich – in 466 Fällen – in den Alten Ländern gelegen sind. Nur 34 der              ­allem Unternehmen sind, die Geld für Forschung ausgeben, sind es in Ostdeutschland vor allem die öffentlichen
­Unternehmenssitze befinden sich in Ostdeutschland, davon 20 in Berlin. Der Vergleich mit dem Jahr 2003 zeigt,         ­Wissenschaftseinrichtungen, also Universitäten und außeruniversitäre Institute. Die öffentlichen Einrichtungen
dass sich bei der räumlichen Verteilung der Headquarter nichts Grundsätzliches geändert hat. Der Z
                                                                                                 ­ uwachs der          können das Manko der schwachen Forschungsaktivitäten im Unternehmenssektor allerdings nicht ­kompensieren.
Zahl der Unternehmenssitze um zwölf zwischen 2003 und 2013 ist in sieben Fällen zugunsten Berlins e­ rfolgt.           Die meisten ostdeutschen Länder, aber auch eine Reihe westdeutscher Länder mit strukturellen Problemen
­Einmal mehr zeigt sich: Gewählte Standorte werden nur höchst selten verlagert. Das Verteilungsmuster hat seine​       liegen bei den FuE-Ausgaben weit hinten. Eine Ausnahme bildet unter den ostdeutschen Flächenländern der
Ursprünge in der Nachkriegsgeschichte. Viele Konzerne verlegten in der Zeit des Kalten Krieges ihre Sitze              Freistaat Sachsen, der mit seinen Forschungsausgaben schon sehr nahe an der politischen Zielmarke von 3% in
in den Westen Deutschlands. Zudem erwiesen sich die „sozialistischen Headquarter“, die Kombinate, nicht als            Relation zum Bruttoinlandsprodukt liegt. Berlins vordere Position kann angesichts der hohen Konzentration des
wettbewerbsfähig. Sie wurden in kleinere Einheiten aufgespalten. Als Ergebnis der Privatisierung entstanden            Wissenschafts­sektors nicht überraschen und bietet Potenzial, um auf Ostdeutschland auszustrahlen.
in vielen Fällen verlängerte Werkbänke. Für Ostdeutschland bedeutet das Fehlen von Headquartern, dass die
                                                                                                                                                                                                                 Ansprechpartner:        Gerhard Heimpold
Wertschöpfungspotenziale geringer, das Lohnniveau und damit auch die Steuereinnahmen niedriger ausfallen.

                                                                              Ansprechpartner:    Gerhard Heimpold

A
    Ostdeutschland einschließlich Berlin.

26                                                                                                                                                                                                                                                       27
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                       INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

A B B I LDU N G 10                                                                                                       A B B I L D U N G 11

 INNOVATIONSTÄTIGKEIT IN OSTDEUTSCHLAND IN ETWA AUF                                                                      FEHLEN INDUSTRIELLER GROSSBETRIEBE IM OSTEN GEHT MIT
­WESTDEUTSCHEM NIVEAU                                                                                                    ­GERINGERER EXPORTINTENSITÄT EINHER

Anteil von Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes in Ost-A und Westdeutschland                                            Tätige Personen je Betrieb und Anteil der Auslandsumsätze an den Gesamt­umsätzen
mit Innovationstätigkeit im Jahr 2012                                                                                    in Betrieben von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus
                                                                                                                         und der Gewinnung von Steinen und Erden mit 20 und mehr tätigen Personen
50

                                                                                                                                                 Hamburg*                                                                               191
                                                                                                                                            Sachsen-Anhalt                                       90
40                        43%                                                                                                                  Brandenburg                                  81
                                                                                                                                 Mecklenburg-Vorpommern                                     80
               37%                                                                                                                                Thüringen                                     91
                                                                                                                                 Ostdeutschland ohne Berlin                                    87
30                                                                                                                       Ostdeutschland einschließlich Berlin                                  90
                                                                                                                                                     Sachsen                                  86
                                                                                                                                         Schleswig-Holstein                                           100

                                                     23%                                                                               Nordrhein-Westfalen                                                  122
20                                            21%                                                                                            Niedersachsen                                                          143
                                                                                                                                                Deutschland                                                       132
                                                                                                 16,5%     16%                                     Saarland                                                                           184
                                                                                                                                           Westdeutschland                                                          140
10                                                                                                                                                    Hessen                                                        142

                                                                                8%                                                                    Bayern                                                                    171
                                                                       7,5%
                                                                                                                                            Rheinland-Pfalz                                                  128
                                                                                                                                       Baden-Württemberg                                                               146
    0
                                                                                                                                                       Berlin                                                125
           Produkte/Leistungen                vorhandene                völlig neue           verbesserte Verfahren                                  Bremen                                                                           182
        verbessert/weiterentwickelt     Produkte/Leistungen neu   Produkte/Leistungen ins   entwickelt oder eingeführt
                                       ins Angebot aufgenommen    Angebot aufgenommen                                                                           0             10            20              30                40              50         60

         Ostdeutschland         Westdeutschland                                                                                                                     Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz           Tätige Personen je Betrieb

Quelle: IAB-Betriebspanel, Welle 2013, auf Grundgesamtheit hochgerechnet; Berechnungen und Darstellung des IWH.          Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014; Berechnungen und Darstellung des IWH.

Innovationen sind Ausdruck des technischen Fortschritts, Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung und                    Das weitgehende Fehlen von industriellen Großbetrieben in Ostdeutschland geht mit einer niedrigen Export­
ein w
    ­esentlicher Faktor der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Der Anteil von Industriebetrieben, die                    intensität einher: Der Anteil der Auslandsumsätze an den Gesamtumsätzen liegt im Jahr 2013 in der ­ostdeutschen
­Produkte/­Leistungen weiterentwickelt oder verbessert haben oder bereits auf dem Markt vorhandene ­Produkte/            Industrie mit 33% deutlich unter dem westdeutschen Niveau in Höhe von 47%. Die Industrie­betriebe der
Leistungen neu in ihr Angebot aufgenommen haben, ist in Westdeutschland höher als in Ostdeutschland. Bei den             ostdeutschen Länder, die im bundesweiten Vergleich bei der Exportquote weit hinten rangieren, weisen
                                                                                                                         ­
­Innovationen (Marktneuheiten) befinden sich die ostdeutschen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes allerdings            ­gleichzeitig auch die geringsten durchschnittlichen Betriebsgrößen auf. Dies hängt auch damit zusammen,
auf Augenhöhe mit den westdeutschen (jeweils rund 8% der Betriebe). Der Anteil von Betrieben, die im Jahr 2012           dass der Sprung auf Auslandsmärkte für kleine Betriebe wegen ihres geringeren Finanzpolsters und geringerer
Verfahren entwickelt oder eingeführt haben, die den Produktionsprozess merklich verbessern, ist ebenfalls in beiden      Management­kapazitäten schwieriger ist als für große Unternehmen. Dies kann wiederum Rückwirkungen auf
Regionen nahezu gleich hoch. Der Befund scheint im Widerspruch zur geringen Forschungsintensität ostdeutscher            die Produktivität haben: Kleinen Betrieben fehlen häufig die produktivitäts- und innovationsfördernden Impulse
Betriebe zu stehen. Dass diese trotzdem relativ häufig neue Produkte einführen, kann mit dem Technologietransfer         aus der Exporttätigkeit.
aus westdeutschen oder ausländischen Mutterunternehmen in Richtung ihrer ostdeutschen Töchter erklärt werden.                                                                                                     Ansprechpartner:          Gerhard Heimpold

                                                                                 Ansprechpartnerin:    Cornelia Lang

                                                                                                                         * Dass Hamburg eine vergleichsweise geringe Exportquote aufweist, liegt vor allem an der dort b­ edeutenden
A
    Ostdeutschland einschließlich Berlin.                                                                                  Mineralölwirtschaft, deren Exportquote hierzulande naturgemäß stark u
                                                                                                                                                                                               ­ nterdurchschnittlich ausfällt.

28                                                                                                                                                                                                                                                       29
25 JAHRE NACH DEM M AUERFALL                                                                                                                                                              INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE – IWH

A B B I L D U N G 12                                                                                                               A B B I L D U N G 13

DEUTLICHE ZUNAHME DER WERTSCHÖPFUNG IN DER INDUSTRIE – BEI                                                                         WANDEL DER BEITRÄGE ZUM WIRTSCHAFTSWACHSTUM
IN ETWA KONSTANTER BESCHÄFTIGUNG

                                                                                                                                   Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe sowie in den
Entwicklung der Bruttowertschöpfung (BWS) und der Erwerbstätigkeit im                                                              Dienstleistungsbereichen in OstdeutschlandA und in Westdeutschland von 1991 bis
­Verarbeitenden Gewerbe in OstdeutschlandA und in Westdeutschland von 1991                                                         2013, jährliche Veränderungsraten in %, preisbereinigt, verkettet
bis 2013, 1991 = 100
                                                                                                                                       25

300                                                                                                                                    20

                                                                                                                                       15
250

                                                                                                                                       10
200
                                                                                                                                       5
150
                                                                                                                                       0

100                                                                                                                                    -5

    50                                                                                                                             -10

                                                                                                                                   -15
    0
         1991       1993        1995       1997       1999       2001      2003     2005       2007       2009       2011   2013
                                                                                                                                   -20
                                                                                                                                            1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
                Bruttowertschöpfung Ostdeutschland einschließlich Berlin      Erwerbstätige Ostdeutschland ohne Berlin
                Bruttowertschöpfung Westdeutschland 		                        Erwerbstätige Westdeutschland                                   Verarbeitendes Gewerbe   Baugewerbe     Dienstleistungsbereiche

Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-­                          Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-­
Württemberg, Berechnungsstand: Mai 2014, Berechnungen und Darstellung des IWH.                                                     Württemberg, Stuttgart, Berechnungsstand: Mai 2014; Darstellung des IWH.

Die Produktion im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe erreichte im Jahr 1992 ihren Tiefpunkt. Mit dem                              Bis 1994 war in Ostdeutschland das Baugewerbe der Wirtschaftsbereich mit den höchsten Zuwachsraten. Das
­Neuaufbau wettbewerbsfähiger Produktionskapazitäten und der Erneuerung der Produktpalette nahm danach                             Baugewerbe profitierte dabei vor allem von den staatlichen Programmen zur Modernisierung der Infrastruktur
die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe deutlich zu. Zwischen den Jahren 1992 und 2013 stieg diese                             und von der staatlichen Förderung privater Wohnungsbauinvestitionen. Vor dem Hintergrund hoher Leerstände
im Durchschnitt um 4%. Die westdeutsche Industrieproduktion expandierte hingegen nur um durchschnittlich                           bei Wohn- und Wirtschaftsbauten nahm die Bauproduktion danach deutlich ab.
1,5% pro Jahr. Dabei muss aber das extrem geringe Ausgangsniveau im Osten nach dem Transformationsschock                           Ab Mitte der 1990er Jahre wurde das Produktionswachstum vom Verarbeitenden Gewerbe und den
­berücksichtigt werden. Die industrielle Wertschöpfung je Einwohner lag im Jahr 1991 bei 23% des westdeutschen                     ­u nternehmensnahen Dienstleistungen getragen. Die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nahm ab 1993
Wertes, im Jahr 2013 bei 46,5%.                                                                                                    – wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus – deutlich zu. Teilweise wurden zweistellige Zuwachsraten
Aufgrund des Produktionseinbruchs und des Wegfalls unrentabler Arbeitsplätze nahm die Beschäftigung im                             erreicht. Der Produktionsrückgang während der Großen Rezession (2009: –18,6%) war fast so stark wie in den
Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands bis zum Jahr 1993 drastisch ab. Die Zahl der Erwerbstätigen lag um                          Alten Bundesländern (2009: –20,9%).
mehr als zwei Fünftel unter dem Stand von 1991. Bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts setzte sich der – wenn auch                   Der Dienstleistungssektor ist in Ostdeutschland deutlich gewachsen. Die höchsten Wachstumsraten wurden in
deutlich abgeschwächte – Beschäftigungsabbau fort. Danach nahm die Beschäftigung wieder leicht zu. In den​                         der ersten Hälfte der 1990er Jahre erreicht, als im Zuge einer Gründungswelle die privaten Dienstleister stark
Alten Ländern nahm seit Anfang der 1990er Jahre die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe stetig ab und                          expandierten. Ab der zweiten Hälfte der 1990er Jahre flachten die Zuwachsraten deutlich ab.
lag im Jahr 2013 um mehr als ein Fünftel unter dem Stand des Jahres 1991. Dabei spielte allerdings auch das
                                                                                                                                                                                                                Ansprechpartner:   Hans-Ulrich Brautzsch
Outsourcing von Tätigkeiten aus Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes in den Dienstleistungssektor eine R
                                                                                                        ­ olle.
Je 1.000 Einwohner gab es im Jahr 2013 in Ostdeutschland 63 und in Westdeutschland 95 Industriebeschäftigte.

                                                                                   Ansprechpartner:       Hans-Ulrich Brautzsch

A
    Ostdeutschland einschließlich Berlin.                                                                                          A
                                                                                                                                        Ostdeutschland einschließlich Berlin.

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