Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt

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Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
… im Blick

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         Gemeindebrief Nr. 137      Juli bis September 2020
Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
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                       4                                        8               19
    3                                13 /16                         22
    Ein Schiff, das sich             Adressen                       Interview
    Gemeinde nennt
                                     14
    Andacht
                                     Gottesdienste
    4
                                     in Lippstadt
    Faszination und
    Ehrfurcht                        16
    Ein biblischer Blick aufs Meer   Hanya Yanagihara:
    7                                Ein ewig Leben
    Meer                             Vorgelesen

    Gedicht von Erich Fried
                                     17
    8                                Von Anfang an begleitet
    Kopf aus. Meer an.               Begegnung mit jungen Eltern
    Urlaubsimpressionen
    9                                18

    Lippstadt und seine              Aus dem Presbyterium
    Lippe                            19
    Naturschutz in Lippstadt und
                                     Neue Klänge
    seine Wirkung aufs Meer
                                     Ein neuer Flügel für die
    12
                                     Johanneskirche
    Sonne, Strand und Meer
    Urlaubsimpressionen              20
                                     Heinz-Hugo Rubart
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Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
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Andacht von Pfarrerin Dr. Ivonne Buthke

Draußen strahlt die Sonne. Ich öffne die Tür. Angenehme Kühle empfängt mich im ge-
dämpften Licht. Ich gehe durch das Kirchenschiff, suche mir meinen Platz und lasse die
Atmosphäre auf mich wirken.

Kirchenschiff – schon seit dem Mittelal-             wie dieser über das Wasser wandelt.
ter ist dies die gängige Bezeichnung für             Doch als ihn Zweifel überfallen, sinkt er
den zentralen Raum, in dem Christinnen               und wird von Jesu helfender Hand ge-
und Christen zu Gebet und Gottesdienst               rettet. Und erst die vielen langen Reisen
zusammenkommen. Für mich ist es ein                  des Paulus kreuz und quer durch den
schöner Begriff – hat doch das Schiff                ganzen Mittelmeerraum, um das Evan-
oder das Boot in der Bibel immer schon               gelium auch zu den sogenannten Hei-
eine ganz besondere Rolle gespielt bei               den zu bringen – ohne Schiff gar nicht
der Begegnung mit Gott.                              denkbar.
Als Gott einen kompletten Neuanfang                  Ist es da ein Wunder, dass schon um 200
machen wollte, da rettete er Noah mit                n. Chr. der christliche Kirchenschriftstel-
seiner Familie und von allen Tieren ein              ler Tertullian in seinem Werk über die
Paar durch die Arche – ein riesengroßes              Taufe das Schiff als Sinnbild der Kirche
Schiff. Die ersten Jünger, die Jesus folg-           versteht?
ten, waren Fischer und tagtäglich mit                In den 1960er Jahren schrieb Martin
ihren Booten auf dem See Genezareth                  Gotthard Schneider das Lied „Ein Schiff,
unterwegs, um sich ihren Lebensunter-                das sich Gemeinde nennt“. Es erzählt
halt zu verdienen. Nun sollten sie Men-              von den Herausforderungen und Bedro-
schenfischer werden. Manchmal dräng-                 hungen auf dem Meer der Zeit und von
ten sich so viele Menschen um Jesus                  dem, was Hoffnung und Kraft gibt. Vor
herum, dass er in ein Boot stieg und ein             allem aber ist es ein Gebet: „Bleibe bei
kleines Stück hinausfuhr, damit ihn alle             uns, Herr!“
verstehen konnten. Überhaupt, wenn
Jesus nicht zu Fuß unterwegs war, dann               Ich schaue mich noch einmal im Kir-
fuhr er mit seinen Jüngern in einem klei-            chenschiff um, atme den Geist dieses
nen Boot von einem Dorf quer über den                Ortes und nehme ihn in mich auf. Ich
See zum anderen. Dabei ereignete sich                reihe mich ein in die lange Kette derer,
so manch wunderbare Geschichte: Jesus,               die Jesus vertrauen, die ihn suchen, die
der während eines Sturms seelenruhig                 um Glauben ringen.
im Heck des Bootes schläft und die Jün-              Und ich spüre: Bei allen Unterschieden
ger, die sich vor Angst nicht anders zu              zwischen damals und heute: Wir sitzen
helfen wissen als ihn zu wecken. Petrus,             alle in einem Boot – und Gott ist mitten
der voller Vertrauen aus dem Boot aus-               unter uns.
steigt und auf Jesus zugeht, als er sieht,           Amen
                                                                                                    3
Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
Titelthema

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    Lilo Peters
    Das Meer tut der Seele gut. Am Strand zu sitzen, zählt für viele Menschen zu den Lieb-
    lingsbeschäftigungen im Urlaub. Auch ich kann stundenlang am Wasser verweilen, auf
    das Rauschen der Wellen hören und beobachten, wie sie den Strand überfluten und dann
    wieder zurückweichen. Manche Alltagssorge schwindet angesichts dieser Naturgewalt.
    Wir sind eingewoben in etwas Großes und Ewiges, das bestehen bleibt, was auch ge-
    schieht.

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Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
In der Bibel ist das Meer Symbol für die    Gegenbild zur bewohnten Kulturwelt.
Größe und Kraft Gottes. Alle biblischen     Es ist ein chaotisches, gefährliches Ele-
Geschichten von Meer und Wasser er-         ment, das gebändigt werden muss. „Das
zählen bildhaft die Geschichte des Men-     Meer wütete und von seinem Ungestüm
schen mit Gott. Das Meer ist dabei          fielen die Berge um“ heißt es in Psalm
schöpferisch und zerstörerisch, zugleich    46, 4. Gott aber ist der Herr über Him-
Quelle des Lebens und des Todes.            mel, Land und auch das Meer. „Du Gott
                                            herrschst über das ungestüme Meer, du
Das Leben beginnt im Wasser. „Der
                                            stillst seine Wellen, wenn sie sich erhe-
Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“
                                            ben“ (Psalm 89, 10). So rettet er auch
– so heißt es am Anfang der Schöpfungs-
                                            Jona aus den Tiefen der Fluten. Im Buch
geschichte im Buch Genesis (1,2). Wenig
                                            Jona wird einmal mehr deutlich, dass
später folgt im 6. Kapitel die Überliefe-
                                            das Meer auch für die Abgründe der
rung von der Sintflut. Hier kommt in ein
                                            menschlichen Seele steht. Aus diesen
und derselben Geschichte das Wasser in
                                            Tiefen kann nur Gott retten. Dorthin
seiner doppelten Symbolik zum Tragen.
                                            kann er aber auch verbannen, was uns
Die Flut rafft alles Leben auf der Erde
                                            belastet und drückt. „Er wird alle unsere
dahin. Mit der Arche gewährt Gott
                                            Sünden in die Tiefen des Meeres wer-
Noah gleichzeitig einen Schutzraum und
                                            fen“ prophezeit Micha (7, 19). Wir fin-
führt seine Familie hinüber in die neue
                                            den diese Verheißung in einem berühm-
Zeit, in ein Leben unter dem schützen-
                                            ten Lied von Paul Gerhard wieder: „Gott
den Zeichen des Regenbogens. Von Ver-
                                            gebe uns ein fröhlich‘ Herz, erfrische
nichtung und Rettung zugleich erzählt
                                            Geist und Sinn und werf‘ all‘ Angst,
auch der Durchzug der Israeliten durch
                                            Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres
das Schilfmeer (Exodus 14). Während
                                            Tiefe hin“ (eg 322,5).
die feindliche Macht in Gestalt der
Ägypter in den Fluten versinkt, führt       Weil das Meer für den biblischen Men-
Gott sein Volk auf dem Weg ins gelobte      schen eben das Gegenteil von Geborgen-
Land hindurch. Dieser zentrale Text der     heit und Frieden ist, wird die Vision des
Bibel ist nicht nur ein Herzstück der       Propheten Johannes am Ende der Bibel
Geschichte Israels. Er steht für den Weg    verständlich. Dort heißt es im Buch der
des Menschen durch die irdischen An-        Offenbarung im Hinblick auf die neue
fechtungen hindurch zu Gottes himmli-       Schöpfung am Ende der Zeiten: „Und
scher Verheißung.                           das Meer ist nicht mehr“(Offenbarung
                                            21, 1). Bis dahin aber gilt die Verheißung
Symbol für Abgründe und Rettung
                                            „Wenn du durchs Wasser gehst, will ich
zugleich
                                            bei dir sein“ (Jesaja 43, 2). Wenn wir uns
In der Bibel ist mit „Meer“ das Mittel-     dieses „durchs Wasser gehen“ vorstel-
meer oder ein großes Gewässer, sehr         len, erschließt sich uns auch der Ritus
häufig der See Genezareth, gemeint. So      der Taufe.
beruft Jesus in den Evangelien die ersten
                                            Die christliche Taufe ist ein „Bad der
Jünger am „Galiläischen
                                            Wiedergeburt“(Titusbrief 3,5). Sie rei-
Meer“ (Matthäus 4, 18). In der biblisch-
                                            nigt im tieferen Sinne, nämlich auch von
orientalischen Umwelt ist das Meer ein

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Im Blick - Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020 - Evangelisch in Lippstadt
Sünden: Der alte Adam wird ersäuft,           offenem Meer.“ Am Ende jeder Bibel
    aus der Taufe tritt der im Heiligen Geist     findet sich eine Landkarte mit den Rei-
    erneuerte Mensch. Diese Tauftheologie         serouten des Paulus, die uns aus heuti-
    hat Paulus im 6. Kapitel des Römerbrie-       ger Sicht nur staunen lassen. Er hat ins-
    fes entfaltet. So kommt in der Taufe die      gesamt über 32 000 km zurückgelegt!
    doppelte Symbolik des Wassers zum
                                                  „Hinterm Horizont geht’s weiter…“
    Tragen: Wasser ist gefährlich. Der
    gottesferne Mensch kann untergehen.           Das Meer ist also mehr als der Sehn-
    Und Wasser reinigt, erfrischt und trägt.      suchtsort, an dem ich die Seele baumeln
    Wir werden mit Wasser getauft und             lasse. „Nähme ich Flügel der Morgenrö-
    können neu anfangen. So trägt uns die         te und bliebe am äußersten Meer, so
    Taufe durchs Leben zu Gott.                   würde auch dort deine Hand mich füh-
                                                  ren und deine Rechte mich halten.“ Das
    Taufe bedeutet „Untertauchen“
                                                  beliebte Wort aus Psalm 139 eignet sich
    Taufe kommt von „Untertauchen“. Be-           wohl als Vers auf einer Bildkarte, auf
    sonders leibhaftig erfuhren die ersten        der die Sonne am Horizont im Meer
    Christen das bei der Taufe im See oder        versinkt. Aber es geht dabei um eine
    Meer. Der Jordan, der See Genezareth,         Sehnsucht, die weiter reicht als jede
    das Tote Meer und das Mittelmeer präg-        Romantik und Schwärmerei. Aus den
    ten den Lebensraum der biblischen             Psalmgebeten spricht die Hoffnung des
    Menschen. Wesentliche Überlieferungen         Glaubens, dass Himmel und Erde sich
    von Jesus und seinen Jüngern ereignen         berühren und ineinander übergehen. Es
    sich am See: die Berufung der Jünger          ist eine Sehnsucht, die sich erfüllt hat in
    (Markus 1, 14ff.), die Stillung des Stur-     Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der
    mes (Matthäus 9, 23ff.) oder der sinken-      Mensch geworden ist.
    de Petrus (14, 22 ff.). Wer diese Ge-
                                                  Ein afrikanisches Sprichwort lautet:
    schichten liest, weiß sofort: Die Reise der
                                                  „Glauben heißt: Durch den Horizont
    Jünger mit Jesus auf dem See steht auch
                                                  blicken.“ So erzählt uns das Meer von
    für unsere Lebensreise mit Gott, für un-
                                                  Gott, von seiner ungeheuren Energie
    sere Ängste und Zweifel, Bewahrung
                                                  und umfassenden Größe. Der Blick zum
    und Vertrauen.
                                                  Horizont erinnert uns daran, dass Gott
    Vergessen wir nicht die Bedeutung des         mehr vermag, als wir im Augenblick
    Meeres für die Ausbreitung des christli-      begreifen können.
    chen Glaubens. Das Neue Testament
    berichtet von zahlreichen Seereisen und
    ohne die Seefahrt wäre das Christentum
    nicht so schnell in Europa angekommen.
    Welchen Gefahren er ausgesetzt war
    und welche Rettungen er erlebt hat, be-
    schreibt besonders eindrücklich der
    Apostel Paulus (s. 2. Korinther 11, 25ff.):
    „Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten,
    einen Tag und eine Nacht trieb ich auf

6
Meer
Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer

(Erich Fried)

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Kopf aus. Meer an.
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    Petra und Hermann Haselhorst

    Unser diesjähriger Urlaubsort heißt „Baltrum“. Eine kleine autofreie Insel, hier verbrin-
    gen wir schon seit fünf Jahren regelmäßig unseren Urlaub. Sobald wir die Insel betreten,
    lautet unser Urlaubsmotto: „Kopf aus. Meer an.“

    Hier tickt die Zeit anders. Kein Auto.               Corona sollte uns jedoch einige Hinder-
    Wenig Fahrräder. Viele wandernde Ur-                 nisse bescheren. Ob überhaupt und
    lauber am Meer und in den Dünen. Die                 wenn, mit welchen Einschränkungen,
    arbeitenden Dienste auf der Insel wer-               das war seit Anfang Mai eine spannende
    den größtenteils mit Pferdefuhrwerken                Frage.
    oder Fahrrädern abgeleistet. Dazu gehö-
                                                         Die erste Urlaubswoche wurde gestri-
    ren: Müllabfuhr, Paketdienst, Maurer,
                                                         chen. Dann ein Lichtblick. Evtl. waren
    Zimmerleute, Post und Polizei. Hier
                                                         zwei Wochen Urlaub in der gebuchten
    können wir uns gut und schnell erholen.
                                                         Ferienwohnung möglich. Jedoch gibt es
    Atembeschwerden und Alltagsstress
                                                         zwei Ferienwohnungen, die Belegung
    sind innerhalb weniger Tage vergessen.
                                                         nur einer Wohnung war erlaubt. Diese
    Seit Anfang des Jahres gingen unsere
                                                         wurde ausgelost. Wir hatten Glück und
    Gedanken immer mal wieder in Rich-
                                                         durften anreisen. Eine tolle entspannte
    tung Norden, denn der dreiwöchige
                                                         Urlaubszeit begann. Wir erlebten noch
    Jahresurlaub war für Mai fest gebucht.

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einsamere Wanderwege, Strände und
Dünen als bisher. Hotels und Pensionen
waren noch geschlossen. Geöffnet war,
Gott sei Dank, das Gotteshaus. Wir mach-
ten uns sonntags auf in die Kirche. Was
dem Körper gut tat, tat nun umso mehr
der Seele gut. Denn bei uns in Lippstadt
waren die Gottesdienste ja noch verboten.
So erholten sich auf Baltrum Körper und
Seele. Leider mussten wir uns vom Meer
und dem rauen Nordseewind verabschie-
den. Ruhe und Abstand gibt es jetzt in
der Corona-Zeit allerdings auch in
Lippstadt.

Lippstadt und seine Lippe
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Ulrich Detering, Bezirksregierung Arnsberg

Es gibt kaum eine Stadt, die so eng mit einem Fluss verbunden ist, wie Lippstadt mit der
Lippe. Sie ist attraktiver Bestandteil des Stadtbildes, die Auen reichen bis an die Innen-
stadt.

Die Lippe wurde immer wieder den
menschlichen Bedürfnissen angepasst.
Der Schiffbarmachung und dem Hoch-
wasserschutz folgten umfangreiche Ver-
änderungen zur Verbesserung der land-
wirtschaftlichen Produktionsbedingun-
gen. Die Lippe wurde begradigt, die Ufer
wurden mit Steinen befestigt, als Lebens-
raum wurde die Lippe aber immer un-
attraktiver.
Seit 1996 wird die Lippe mit ihrer Aue
umfassend renaturiert. Zwischen der
Lippstädter Innenstadt (Westtangente)
und Eickelborn entwickeln sich naturna-

                                                                                                    9
he Gewässerlandschaften auf einer
     Länge von 14 Flusskilometern.
     Klostermersch, Hellinghäuser
     Mersch und Westernmersch hei-
     ßen die rückgebauten Auenberei-
     che. Fluss und Aue bilden dort
     wieder eine Einheit. Jährlich lang-
     anhaltende Überflutungen
     schaffen die für Auen typischen
     Standortbedingungen zwischen
     Überfluten und Trockenfallen und
     bilden gleichzeitig einen ökologi-
     schen Hochwasserschutz. Die was-
     sergebundene Pflanzen- und Tier-
     welt profitiert von den nasseren
     Zuständen. Im Fluss selbst
     herrscht wieder der reichhaltige
     Formenschatz natürlicher Flüsse.
     Flache Sand- und Kiesbänke, tiefe
     Kolke, ein Urwald aus Wasser-
     pflanzen, hineingefallene Baum-
     stämme und Substrate, die von der
     Strömung immer wieder umgela-
     gert werden, bieten den Flussbe-
     wohnern einen reichhaltigen Le-
     bensraum.
     Ein Fluss im Wandel
     Seltene Arten haben sich in dieser
     Landschaft wieder angesiedelt. Für
     die Menschen sichtbar war die
     Rückkehr der Weißstörche. Un-
     sichtbar verändern seit zehn Jah-
     ren die Biber die Landschaft. Aber
     es gibt auch weniger symbolträch-
     tige Arten. Der Steinbeißer, ein
     etwa bleistiftlanger Fisch, der vor
     dem Rückbau nur in Einzelexemp-
     laren vorkam, besiedelt wieder zu
     Tausenden den sandigen Fluss-
     grund. Die in Nordrhein-
     Westfalen stark gefährdeten Quap-
     pen, die wegen ihrer komplizierten

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Laichbiologie ganz besonders auf die        einen Vorteil für das Meer, denn bei
enge Vernetzung mit Auen angewiesen         jedem Hochwasser fließt nährstoffrei-
sind, haben sich in Lippstadt so stark      ches Lippewasser in die Auen. Ein Teil
vermehrt, dass sie hier sogar wieder        dieser Nährstoffe wird in den Auen fest-
geangelt werden dürfen.                     gehalten und eingelagert. Die Auen sind
                                            Nährstofffallen und wirken ein wenig,
Die Auenlandschaft entwickelt sich da-
                                            wie eine große Kläranlage. Für das stän-
bei ganz unterschiedlich. Neben den
                                            dig in der Lippe fließende Wasser ist die
durch Menschen geprägten, ökologisch
                                            Reinigungsleistung der Kläranlage von
hochwertigen Kulturlandschaften mit
                                            entscheidender Bedeutung, für den ge-
Wiesen und Hecken können sich andere
                                            samten Nährstoffeintrag der Flüsse in
Bereiche zu einer neuen Wildnis entwi-
                                            die Meere spielt die Reinigungsleistung
ckeln. Stellvertretend für die großen
                                            der Flussauen eine große Rolle.
Pflanzenfresser der Naturlandschaft
ziehen Rinder, die den Auerochsen           Die Lippe entwickelt sich nach und nach
schon sehr ähnlich sehen, und Wildpfer-     zu einem grünen Band quer durch
de in einer kleinen Herde durch die         Nordrhein-Westfalen. Auch östlich von
Landschaft und schaffen ein Mosaik aus      Lippstadt laufen Planungen, die Lippe,
waldigen und offenen Bereichen.             zumindest in begrenztem Umfang wie-
                                            der zu einem naturnahen Fluss zu ent-
Mehrwert auch für Menschen
                                            wickeln. Dies geschieht in enger Abstim-
Dieser Mehrwert für die Natur hilft         mung mit den Menschen vor Ort.
auch den Menschen. Bei Hochwasser
werden die Auen überflutet und nicht
mehr einzelne Baugebiete.
Auch für die Freizeitnutzung ist die Lip-   Weitere Informationen sind auf der
pe attraktiver geworden. Unzählige          Internetseite der Bezirksregierung Arns-
Bootsfahrer genießen die harmonische        berg zu finden.
Landschaft. Dort, wo aus Naturschutz-
                                            https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/
gründen die Landschaft nicht begangen
                                            themen/n/naturnahe_fluesse/index.php
werden darf, sorgen Aussichtshügel für
gute Beobachtungsmöglichkeiten. Sie
sind attraktive Besuchspunkte an dem        Dort gibt es zwölf kleine Filme zur Re-
überregionalen Radweg Römer-Lippe-          naturierung der Lippe.
Route. In die hochwertigen Teile der
Naturschutzgebiete führen Exkursionen       https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/
der Naturschutzgruppe ABU oder der          themen/n/naturnahe_fluesse/
Bezirksregierung. Der sanfte Tourismus      alles_im_fluss/index.php
hat enorm an Bedeutung gewonnen. An
einigen neu entstandenen Lippesträn-
                                            Exkursionsangebote mit der ABU findet
den wird sogar gebadet.
                                            man hier:
Es gibt aber auch einen „Meer“wert, also
                                            https://www.abu-naturschutz.de

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Sonne, Strand und Meer
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     Lina Strych, 9 Jahre

     Im Sommerurlaub fahre ich mit meiner Familie besonders gerne ans Meer. Am Strand
     kann ich prima mit Sand Sandburgen bauen und Wasserkanäle graben. Leider halten
     die Sandburgen nur bis die Flut kommt. Außerdem kann ich viele Muscheln sammeln
     und Strandspiele spielen. Am liebsten spiele ich Ballspiele, Frisbee oder lasse einen Dra-
     chen steigen.

     Im Meer tauche und schwimme ich viel                 Seesterne, Quallen, Fische, Robben und
     und springe gerne über Wellen. Oft habe              Möwen sehen.
     ich eine Schwimmbrille auf, weil das
                                                          Das Reizklima am Meer tut dem Körper
     Salzwasser in den Augen brennt. Ich
                                                          gut. Das Salz im Wasser und in der Luft
     achte darauf, dass ich nur bei grünen
                                                          macht den Körper fit. Man muss sich
     Flaggen im Meer schwimmen gehe, weil
                                                          aber auch gut mit Sonnencreme eincre-
     es sonst zu gefährlich ist. Bei gelben
                                                          men, da man sich schnell einen Sonnen-
     Flaggen gehe ich nur mit den Füßen ins
                                                          brand holen kann.
     Wasser. Wenn rote Flaggen gezeigt wer-
     den, bleibe ich an Land und schaue mir               Wenn das Wetter nicht so gut ist, kann
     die Wellen an.                                       man am Meer trotzdem Muscheln oder
                                                          schöne Steine suchen. Die nehme ich mit
     Bei Kutterfahrten kann ich gut die Mee-
                                                          nach Hause, wenn der Urlaub zu Ende
     restiere beobachten. Ich kann Krebse,
                                                          ist.

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Adressen
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Diakonie                                          Jugendarbeit
Brüderstraße 13 • 59555 Lippstadt                 Haus der offenen Tür Shalom
Bildung und Erziehung                             Brüderstraße 17 • 59555 Lippstadt
Heike Klapper                                     Leitung: Christine Darabi
0 29 41 | 9 78 55-23                              0 29 41 | 7 73 71

Betreuungsverein                                  Jugendkirche Lippstadt-Hellweg
Angelo Franke                                     Rixbecker Str. 107 • 59555 Lippstadt
Beate Heck                                        Michael Aue, Thomas Jäger
Ursula Hellmig                                    0 29 41 | 76 09 50-1
Corinna Otte
Peter Umard                                       Ev. Krankenhaus
Miriam Vollmer
                                                  Wiedenbrücker Straße 33
0 29 41 | 9 78 55-13
                                                  59555 Lippstadt
Freizeit und Erholung/Kuren                       Geschäftsführung: Jochen Brink
Doris Damerow                                     0 29 41 | 67-0
0 29 41 | 9 78 55 -24
Suchtberatung                                     Diakoniestation
Dagmar Albers, Franz Krane,                       Barbarossastraße 134-138
Martin Weddeling, Beate Wolf-Ort                  59555 Lippstadt
0 29 41 | 55 03                                   Leitung: Bernd Kamppeter
Migrantenberatung                                 0 29 41 | 98 89 30
Cappelstraße 50-52 • 59555 Lippstadt
Ekaterini Kalaitzidou
                                                  Evangelisches Seniorenzentrum
0 29 41 | 43 55
                                                  von Bodelschwingh
                                                  Ringstraße 14-16 • 59558 Lippstadt
Diakonie                                          Leitung: Reinhold Winkelhorst
Wiesenstraße 15 • 59494 Soest                     0 29 41 | 8 83-0

Behindertenberatung                               Evangelisches Gymnasium
0 29 21 | 36 20 - 200
                                                  Beckumer Straße 61 • 59555 Lippstadt
Evangelische Beratungsstelle für Ehe-,
Familien- und Lebensfragen                        Leitung:
Leitung: Annette Drebusch                         0 29 41 | 70 15
0 29 21 | 36 20 - 140
                                                  Stift Cappel-Berufskolleg
Schwangerschaftskonfliktberatung
Leitung: Annette Drebusch                         für Sozial- und Gesundheitswesen
0 29 21 | 36 20 - 150                             Cappeler Stiftsallee 6 • 59556 Lippstadt
                                                  Leitung: Martina Schaub
                                                  0 29 41 | 92 43 99-0
                                                                                                      13
Gottesdienste in Lippstadt
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Freitag, 3. Juli                                         Sonntag, 26. Juli (7. So. n. Trinitatis)
Friedenskirche          L. Peters             19 Uhr     Stiftskirche           Andacht               9.30 Uhr
                                                         Marienkirche           Buthke                  10 Uhr
Samstag, 4. Juli                                         Christophoruskirche Andacht                    11 Uhr
Lukas-Kirche            L. Peters             18 Uhr
                                                         Freitag, 31. Juli
Sonntag, 5. Juli (4. So. n. Trinitatis)                  Friedenskirche          Hosselmann             19 Uhr
Stiftskirche            Tschirschke            11 Uhr
Marienkirche            L. Peters              10 Uhr    Samstag, 1. August
Johanneskirche          C. Peters              11 Uhr    Lukas-Kirche       Hosselmann                  18 Uhr
Christophoruskirche Andacht                    11 Uhr
Benninghausen           C. Peters            9.30 Uhr    Sonntag, 2. August (8. So. n. Trinitatis)
                                                         Stiftskirche         Hosselmann             11 Uhr
Sonntag, 12. Juli (5. So. n. Trinitatis)                 Marienkirche         Tschirschke            10 Uhr
Marienkirche           Haselhorst             10 Uhr     Johanneskirche       Haselhorst             11 Uhr
                                                         Christophoruskirche Andacht                 11 Uhr
Samstag, 18. Juli                                        Benninghausen        Hartmann             9.30 Uhr
Lukas-Kirche            Dieker                18 Uhr
Benninghausen           Haselhorst            18 Uhr     Freitag, 7. August
                                                         Kurpark                 Buthke                 20 Uhr
Sonntag, 19. Juli (6. So. n. Trinitatis)                                         Taizé-Andacht
Stiftskirche           Dieker                9.30 Uhr
Marienkirche           Haselhorst              10 Uhr    Sonntag, 9. August (9. So. n. Trinitatis)
Johanneskirche         Haselhorst              11 Uhr    Marienkirche         Hosselmann                10 Uhr
Christophoruskirche Dieker                     11 Uhr    Christophoruskirche Andacht                    11 Uhr

Freitag, 24. Juli                                        Samstag, 15. August
Friedenskirche          Buthke                19 Uhr     Lukas-Kirche        Buthke                     18 Uhr
                                                         Benninghausen       Hartmann                   18 Uhr

                                         Für Zuhause und Unterwegs
                                          gibt es in dieser Sommerzeit
                                           täglich „Lust auf Meer“, als
                                        Sprachnachricht aufs Handy,
                                        und jeden Sonntag die Video-
                                      Kurzandacht „Urlaub mit Gott“.
                                           Hören und schauen Sie doch
                                                            mal rein!

14              www.evangelisch-in-lippstadt.de
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Sonntag, 16. August (10. So. n. Trinitatis)                Sonntag, 13. September (14. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche         Dieker               9.30 Uhr         Marienkirche        Buthke/Hartmann 10 Uhr
Marienkirche         Hartmann               10 Uhr
Johanneskirche       C. Peters              11 Uhr         Samstag, 19. September
Christophoruskirche Dieker                  11 Uhr         Lukas-Kirche        C. Peters               18 Uhr

Sonntag, 23. August (11. So. n. Trinitatis)                Sonntag, 20. September (15. So. n. Trinitatis)
Kurpark              L. Peters              10 Uhr         Stiftskirche        Dieker               9.30 Uhr
                                                           Marienkirche        Hartmann         A     10 Uhr
Freitag, 28. August                                                             Konfirmation
Friedenskirche               C. Peters           19 Uhr    Johanneskirche      C. Peters          11 Uhr
                                                           Christophoruskirche Tschirschke        11 Uhr
Samstag, 29. August                                        Lukas-Kirche        L.Peters/Fortmeier 11 Uhr
Benninghausen       Hartmann                     18 Uhr                         Tauferinnerung

Sonntag, 30. August (12. So. n. Trinitatis)                Freitag, 25. September
Stiftskirche         Hosselmann             10 Uhr         Friedenskirche       C. Peters              19 Uhr
Marienkirche         Hartmann               10 Uhr
Johanneskirche       Haselhorst             11 Uhr         Samstag, 26. September
Christophoruskirche Hosselmann              11 Uhr         Lukas-Kirche        L. Peters         A     14 Uhr
Lukas-Kirche         C. Peters            9.30 Uhr                              Konfirmation

Freitag, 4. September                                      Sonntag, 27. September (16. So. n. Trinitatis)
Friedenskirche        Buthke                     19 Uhr    Stiftskirche        Andacht              9.30 Uhr
                                                           Marienkirche        Hartmann               10 Uhr
Samstag, 5. September                                      Johanneskirche      C. Peters              11 Uhr
Lukas-Kirche        L. Peters                    18 Uhr    Christophoruskirche Hosselmann/Dieker          A
                                                                               Konfirmation           10 Uhr
Sonntag, 6. September (13. So. n. Trinitatis)              Benninghausen       C. Peters            9.30 Uhr
Stiftskirche        Hosselmann/Dieker           A
                    Konfirmation            10 Uhr
Marienkirche        Buthke                  10 Uhr
Johanneskirche      L. Peters               11 Uhr
Christophoruskirche Tschirschke             11 Uhr
Benninghausen       Hartmann             9.30 Uhr
                                                                                                           Impressum

  Redaktion                              Herausgeberinnen                Erscheinungsweise
  Lilo Peters (V.i.S.d.P.)               Evangelische Kirchengemeinden   „Im Blick“ erscheint 5-mal im
  Martina Finkeldei                      Lippstadt und Benninghausen     Jahr und wird durch Freiwillige
  Angelika Premke                                                        an die evangelischen Haushalte
                                         Brüderstraße 15
  Alexander Tschense                                                     verteilt.
                                         59555 Lippstadt
  Anschrift der Redaktion                                                Redaktionsschluss für die
                                         Auflage
  Brüderstraße 15                                                        nächste Ausgabe:
                                         9630 Stück
  59555 Lippstadt                                                        28. August 2020
  ImBlick@EvKircheLippstadt.de                                                                                    15
Vorgelesen

     Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben
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     Martina Finkeldei

     Dieser Roman ist radikal – in jeder Hinsicht. Zunächst ist es der Umfang von fast 1000
     Seiten, der erstmal abschreckt. Aber nachdem ich Yanagiharas Roman „Das Volk der
     Bäume“ gelesen hatte, war ich einfach neugierig auf ihr erstes Werk und habe mich da-
     rauf eingelassen. Wenn man angefangen hat zu lesen, kann man nicht mehr aufhören.

     Es fängt im ersten Kapitel recht harmlos             unvorstellbar. Und es wir immer schlim-
     an. Willem, JB, Malcolm und Jude sind                mer. Das Leid ist apokalyptisch.
     Freunde, die im College das Zimmer                   Parallel dazu wird sein erwachsenes
     teilen und sich anfreunden. Jetzt leben              Leben erzählt. Er wird ein erfolgreicher
     sie zusammen in New York und versu-                  Staranwalt, bewohnt ein luxuriöses Loft,
     chen, sich etwas aufzubauen. Jeder für               führt nach außen ein perfektes Leben.
     sich hat eine Geschichte: Willem möchte
                                                          Auch seine Freunde werden reich und
     Schauspieler werden, jobbt aber nun als
                                                          berühmt, und doch greift das Schicksal
     Kellner. JB hält sich für einen großen
                                                          von Jude immer wieder in das scheinbar
     Künstler, arbeitet aber in einer Agentur
                                                          perfekte Leben aller ein.
     am Empfang. Malcolm hat reiche Eltern,
     versucht aber als Architekt auf eigenen              Die Freunde halten zusammen, helfen
     Beinen zu stehen. Und Jude arbeitet als              sich, lieben sich, Willem und Jude wer-
     Anwalt, wird aber von seinem Professor               den sogar ein Paar. Harold, Judes Pro-
     Harold für Höheres angesehen.                        fessor, adoptiert ihn, sodass er auch ein
                                                          Gefühl für Familie kennenlernt. Aber
     Ansonsten haben sie die typischen Prob-
                                                          immer, wenn man meint, jetzt wird alles
     leme junger Leute in der Großstadt, sind
                                                          gut, geschieht wieder etwas Furchtba-
     aber voller Zuversicht, es in dieser Welt
                                                          res.
     zu schaffen.
                                                          Am Ende lernen wir, wie wichtig
     Dann schleicht sich das Grauen ein, vor
                                                          Freundschaft und Liebe sind, und dass
     allem in der Gestalt von Jude. Er ist der
                                                          aller Erfolg und alles Geld am Ende
     Verschlossenste von ihnen. Nach und
                                                          nichts zählt. Und dass man seinem
     nach wird klar, dass er ein schlimmes
                                                          Schicksal nicht entkommen kann.
     Schicksal hinter sich hat. Als Baby aus-
     gesetzt neben einer Mülltonne wird er                ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫
     von Mönchen in einem Kloster aufge-
                                                          Lesetipp
     nommen. Dort wird er geschlagen, miss-
                                                          Hanya Yanaginara
     braucht, gedemütigt. Nur der Bruder
                                                          Ein wenig Leben
     Luke ist sein Halt. Irgendwann fliehen
     sie gemeinsam, aber dadurch wird sein                Piper Verlag
     Leben nicht besser.                                  ISBN 978-3446263895
     Das, was dieser Junge ertragen muss, ist             960 Seiten | Preis: 16 €

16
Von Anfang an begleitet
⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫

Dr. Ivonne Buthke und Alexander Tschense

Im August startet die Kirchengemeinde ein neues Projekt. Mit „Vorne anfangen“ soll
Kirche und Segen dort erlebbar werden, wo neues Leben beginnt: Bei der Geburt. Für
dieses Projekt hat die Kirchengemeinde eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die zusam-
men mit Pfarrerin Dr. Ivonne Buthke jungen Eltern begegnen und sie begleiten wird.

Wenn ein Kind unterwegs ist, gibt es
einiges anzuschaffen, zu bedenken, zu
organisieren und zu entscheiden: Wel-
cher Namen Wiege oder Beistellbett,
Schnuller ja oder nein, Stillkissen, Baby-
schale, Kinderwagen, Erstausstattung,
welcher Kinderarzt, welche Hebamme,
Krankenhaus oder Hausgeburt, Pekip-
gruppe.
Aber fehlt da nicht noch etwas? Sicher-
lich, denn wenn das Kind erst einmal
geboren ist, denken viele Familien über
die Taufe nach, im letzten Jahr waren es
rund 100 Kinder, denen wir Gottes Se-
gen für ihren Lebensweg zugesprochen
haben.
                                                     warten, dass ein Kind das Licht der Welt
Von dieser Erfahrung ausgehend wer-                  erblickt, dem Baby selbst und denen, die
den wir jetzt noch früher für Familien da            zu diesem Kind gehören und sich nun
sein, noch bevor ein neues Leben das                 der Aufgabe stellen, es auf seinem
Licht der Welt erblickt. In dieser Lebens-           Lebensweg zu begleiten.
phase stellen sich viele Herausforderun-
                                                     Neben dem Segen bieten wir Ihnen die
gen, Fragen, es gibt Freude und Zweifel,
                                                     Möglichkeit zum Gespräch, zum Aus-
Glück, Überraschung und an Grenzen
                                                     tausch mit anderen Eltern, Impulse für
stoßen. Das ganze Leben wird auf den
                                                     eine christliche Erziehung, Gottesdienste
Kopf gestellt. Und Gott ist mittendrin.
                                                     für Krabbelkinder, aber auch Vermitt-
Unsichtbar. Und gerade darum möchten
                                                     lung von Hilfen und Unterstützung in
wir als Kirche ebenfalls da sein- sichtbar.
                                                     herausfordernden Situationen.
Im Mittelpunkt steht für uns der Segen,
                                                     Wir sind ein ganzes Team: Neben den
das Versprechen Gottes: Ich bin da! Ich
                                                     beiden Krankenhausseelsorgern und mir
bin bei dir! Diesen Segen möchten wir
                                                     in Zusammenarbeit mit meinen Kolle-
Ihnen zusprechen, denen, die darauf

                                                                                                    17
ginnen und Kollegen aus Pfarramt und                 Büro des Projekts befindet sich im Ge-
     Kirchenmusik in der Gemeinde wird                    meindehaus in Kombination mit den
     eine Pädagogin ab dem 1. August das                  Mitarbeitern des Jugendtreffs Shalom.
     Team ergänzen. Dafür haben wir uns
                                                          Wenn wir vorne anfangen, dann werden
     bewusst entschieden. Denn die existen-
                                                          wir natürlich nicht mittendrin stehen
     ziellen Fragen beziehen sich immer auf
                                                          bleiben: Es geht weiter. So wird das Pro-
     Gott und die Welt und beides gehört
                                                          jekt in den nächsten Monaten mit den
     zusammen. Darum möchten wir sie
                                                          gemachten Erfahrungen weitergedacht.
     auch in beiden Bereichen kompetent
                                                          Hier werden wir uns besonders den
     begleiten. Rückhalt findet das Team in
                                                          Schulkindern und Konfirmandinnen
     der Vernetzung mit den Angeboten der
                                                          und Konfirmanden widmen. Darüber
     Diakonie sowie den evangelischen Kin-
                                                          berichten wir dann demnächst.
     dergärten. Gemeinsam mit meinen Kol-
     leginnen und Kollegen aus Pfarramt                   Wir freuen uns auf viele gute Begegnun-
     und Kirchenmusik bauen wir auf Vor-                  gen und segensreiche Momente!
     handenem auf und wagen Neues. Das

     Aus dem Presbyterium

     Gemeinsame Wege
     ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫ ⚫

     Alexander Tschense

     Ende Mai traf sich das neue Presbyteri-              gewählt werden konnte, hat der Bevoll-
     um zu seiner ersten Sitzung. Wie überall             mächtigtenausschuss nun einen weite-
     in diesen Tagen wurde viel Wert darauf               ren Schritt hin zu einer gemeinsamen
     gelegt, den Abstand zu wahren und                    Kirchengemeinde gemacht. Schon seit
     natürlich war auch Corona Thema der                  vielen Jahren teilen sich die beiden Ge-
     Sitzung.                                             meinden einen Pfarrer, den Gemeinde-
                                                          brief und besuchen Presbyterinnen und
     Doch zunächst ging es um Wahlen und
                                                          Presbyter gegenseitig die jeweiligen
     so wurden Simone Urbanke als Finanz-
                                                          Sitzungen.
     kirchmeisterin, Johannes Althoff als
     Baukirchmeister, Roland Hosselmann                   In den nächsten Wochen werden die
     als stellvertretender Vorsitzender und               beiden Leitungsgremien Gespräche über
     Alexander Tschense als Präses Presby-                den weiteren Weg führen. Daran wird
     terii in ihren Ämtern bestätigt.                     auch der neue Superintendent Dr. Ma-
                                                          nuel Schilling teilnehmen.
     Während das Thema Abstand spür– und
     sichtbar war, ging es in der Sache genau             Voraussichtlich im Spätsommer soll zu
     um das Gegenteil: Um gemeinsame We-                  einer Gemeindeversammlung eingela-
     ge. Nachdem in der Evangelischen Kir-                den werden, in der ausführlich über das
     chengemeinde Benninghausen mangels                   Vorhaben informiert werden wird.
     Bewerbern kein neues Presbyterium
18
Neue Klänge in der Johanneskirche
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Kantor Roger Bretthauer

Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt darf sich über einen neuen alten Flügel
für die Johanneskirche freuen. Nach langer Suche konnte ein Yamaha-Flügel Baujahr
1983 im Bestzustand erworben werden.

Das Modell C5 ist eher selten anzu-
treffen, passt aber in Größe und Klang-
charakteristik sehr gut zur Johanneskir-
che. Die Auswahl wurde von Kantor
Roger Bretthauer und Klavierbauer Mar-
tin Rembeck beratend begleitet. Der
Flügel dient in den Gottesdiensten vor
allem der Begleitung moderner Kirchen-
lieder und Chormusik unserer Zeit und
stellt damit eine wichtige klangliche
Ergänzung zur Kleuker-Orgel in der
Johanneskirche dar.
Beeindruckend ist das Engagement des
Fördervereins Johanneskirche, der in
                                                     Nach einigen Wochen, nachdem sich
nicht einmal zwei Jahren die stattliche
                                                     das Instrument an die klimatischen Be-
Summe von 18.500 Euro gesammelt hat.
                                                     dingungen in der Johanneskirche ge-
Damit konnten nicht nur der Flügel
                                                     wöhnt hat, wird es noch einmal klang-
selbst finanziert werden, sondern auch
                                                     lich an den Raum im Detail angepasst
das gesamte Zubehör: Der Flügel wurde
                                                     und nachgestimmt. Der Flügel wird ab
mit hochwertigen Rollen ausgestattet,
                                                     sofort bereits gespielt und in einem fei-
die sowohl das Instrument als auch den
                                                     erlichen Gottesdienst am 16. August
Kirchenboden schonen. Eine höhenver-
                                                     offiziell vorgestellt. Der Yamaha-Flügel
stellbare Klavierbank ermöglicht den
                                                     ersetzt einen über 100 Jahre alten Ibach-
Musizierenden eine gute Sitzposition.
                                                     Flügel, der mit einem für die Kirchenge-
Eine maßgeschneiderte und gepolsterte
                                                     meinde vertretbaren finanziellen Auf-
Decke schützt das Instrument, wenn es
                                                     wand nicht mehr herzurichten war. Der
gerade nicht gespielt wird.
                                                     Altflügel ist in Liebhaber-Hände gekom-
                                                     men.

                                                                                                    19
Nachruf

     Heinz-Hugo Rubart, Pfarrer i. R.
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     Dr. Roland Hosselmann

                                                                Es ist ein Stück Lippstädter Kir-
                                                                chengeschichte, von dem wir uns
                                                                bei dem Trauergottesdienst am 2.
                                                                Juni in der Marienkirche zu ver-
                                                                abschieden hatten. Zwischen der
                                                                Geburt von Heinz-Hugo Rubart
                                                                am 6. Januar 1936 in Westerholt
                                                                und seinem ersten Auftritt in
                                                                unserer Gemeinde lag die dunkle
                                                                Erfahrung des Nationalsozialis-
                                                                mus, ein – Gott sei Dank – verlo-
                                                                ren gegangener Krieg, die Härte
                                                                der Nachkriegszeit und das Stu-
                                                                dium der Theologie an den Uni-
                                                                versitäten Bethel, Münster und
                                                                Basel, wo er den Vater der Beken-
                                                                nenden Kirche, Karl Barth, erle-
                                                                ben konnte.
     Seinen Weg in unserer Gemeinde begann er als Vikar im Mai 1962, setzte ihn 34 Jahre
     lang als ordentlicher Pfarrer mit dem Schwerpunkt Marienkirche bis zu seiner Verab-
     schiedung am 1. Advent 2000 fort und blieb auch im Ruhestand „Pfarrer im Ruhe-
     stand“.
     Pfarrer Rubart erlebte aktiv Aufstieg, Höhepunkt, aber auch das Ende einer Ära, in der
     die Gemeinde mit einer Vielzahl von neuen Kirchen, Gemeindehäusern und Pfarrwoh-
     nungen wuchs und wuchs, als Träger praktisch aller evangelischen Einrichtungen zwi-
     schenzeitlich über 400 Mitarbeiter verfügte und von Persönlichkeiten geprägt wurde,
     deren Namen heute kaum einer mehr kennt.
     Wieviel Hunderte von Menschen mag Pfarrer Rubart im Laufe seiner Amtszeit im Ver-
     trauen auf das Wort Gottes beerdigt, getauft, konfirmiert, verheiratet und beerdigt ha-
     ben? In seinen Predigten, die sich in dem Zeitraum vom 4. Advent bis Silvester auf die
     Zahl 10 summieren konnten, hat es, so Superintendent Selle in seiner Abschiedsrede,
     „nicht etwa gehaltloses Toastbrot, sondern Schwarzbrot“ gegeben.
     Die ihn kennen, rühmen seine Fähigkeit, mit Finanzen umzugehen. Es heißt: Wenn er
     eine Finanzierung zusagte, dann konnte man sich darauf verlassen wie auf die Bank in

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England. „Ihn im Rücken zu haben, das gab schon
immer ein beruhigendes Gefühl.“ So noch einmal
wörtlich Superintendent Selle.
Und dann war da die Diakonie als gelebte Zuwen-
dung zum Menschen, die ihm ein tiefes Herzensbe-
dürfnis war. Er hatte die so seltene Gabe, den Men-
schen, und zwar allen Menschen, auf Augenhöhe zu
begegnen und ein offenes Ohr für sie zu haben.
Samstag Vormittags sah man ihn oder seine Frau
oder alle beide in unschlagbarer Regelmäßigkeit auf
dem Markt. Der Grund: Er wollte sich unters Volk
mischen, wissen, was los ist, herausfinden, wo viel-
leicht irgendwo der Schuh drückt. Wer ihn um Geld
für Essen anging, konnte auch schon einmal direkt in
den Kochlöffel auf der Langen Straße eingeladen
werden.
Wenigsten ein Ort muss genannt werden: das Ferien-
haus in Renesse. Hier wurde gebetet und auf Gottes
Wort gehört. Hier wurde aber auch gespielt, gefeiert
und gelacht. Beim Skatspiel zog er den Talar aus und
es wackelten die Wände. Hier sind Freundschaften
und Liebschaften entstanden. Hier, so eine gute
Freundin, habe sie die schönsten Ferien ihres ganzen Lebens verbracht.
Gibt es so etwas wie ein Vermächtnis dieses Mannes, der „ein Pfarrer mit Leib und See-
le“, so seine Tochter Birgit, gewesen ist, aber auch Rotarier und vor allem als Ehemann,
Vater und Großvater ein leidenschaftlicher „Familienmensch“? In einem Bericht, den er
aus dem Ruhestand heraus über seine Zeit in Lippstadt angefertigt hat, können wir die
folgenden Sätze lesen: „Wenn ich heute gefragt werde: Was ist das Wichtigste an der
Arbeit eines Pfarrers?, dann sage ich: Zwei Dinge müssen wir im Augen behalten: Gott
und den Menschen. Von jeder Arbeit, die den Anspruch erhebt, kirchliche Arbeit zu
sein, gilt: Sie muss mit dem Gottesdienst anfangen. Und sie muss im Gottesdienst mün-
den. Das ist das Standbein. Das Spielbein ist: auf Menschen zugehen, für Menschen Zeit
haben, Menschen lieb haben. Vor allem in Grenzsituationen. Dann muss man alles ande-
re liegen lassen.“ Mit diesen Worten endet sein Bericht.
Ich betrachte sie als sein Vermächtnis an mich.

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„...im Blick“ fragte
     Lina Luers, Schülerin, 16 Jahre

    Was war deine erste Begegnung mit der Kirche?
    Das war meine Taufe, dann der katholische Kindergarten, da meine
    Familie mehr katholisch geprägt ist. In der Grundschule hatte ich
    evangelische Reli. Wichtig war meine Konfirmation.

    Welches ist dein Lieblingswort aus der Bibel?
    Das ist mein Konfirmationsspruch: Wer Gott liebt, der wird sein
    Wort halten und mein Vater wird ihn lieben. Wir werden zu ihm
    kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Johannes 14,23).

    Was ärgert dich an der Kirche?
    Mich ärgert, dass der Jugendgottesdienst „Punkt fünf“ nur einmal
    im Monat angeboten wird.

    Was schätzt du an der Kirche?
    Ich schätze die Bemühungen der Kirche. Sie denkt darüber nach, wie
    sie Menschen in die Kirche einbinden kann.

    Was wünschen Sie der Kirche?
    Ich wünsche ihr, dass sie mehr Jüngere erreicht und das mehr Ju-
    gendliche zur Konfirmation gehen.
    Ich wünsche ihr, dass sie in der Corona-Zeit positive Erfahrungen
    macht und sich gut erholen kann.

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