Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
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JANUAR 2021 Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021 Das Umarmungs-Icon wurde zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 von Facebook® eingeführt als Symbol liebevoller Nähe in Zeiten sozialer Distanz.
Sie vertrauen dem ältesten Gebäudeversicherer der Welt, wir vertrauen Ihnen. André Kraft e. K. Elbgaustraße 27, 22523 Hamburg Tel. +49 40 69609722, Fax +49 40 69609724 hamburg.eidelstedt@hamburger-feuerkasse.de Versicherung für uns in Hamburg. Seit 1676.
Liebe Mitglieder, Freundinnen Im Fokus: Nur die Liebe zählt 4 und Freunde des Bürgervereins! Geschichten aus dem Leben Telefonaktion – Blind Date mit Mitgliedern 17 Pünktlich zum Beginn des Lockdowns gab Fahrradtouren – Gut gelaunte Kilometer 18 die Batterie meiner Armbanduhr den Geist Herbst in der Eidelstedter Feldmark 19 auf. Weil ich zu den Menschen gehöre, die Reizhustenattacke an der Ladenkasse 20 ihr Handy nicht stets bei sich tragen, lebe Wi snakk platt! Dat Wohrteken vun „Eilstede“ 21 ich seitdem ziemlich zeitlos vor mich hin Kolumne – Liebe Debattant*innen 22 und richte mich nach meiner inneren Uhr Geburtstage 23 und nach dem Stand der Sonne. Ich werde mich für längere Zeit mit dieser Seinsweise Achtung: Adressänderung abfinden müssen, denn es gibt keinen Anlass ab 1.1.2021 wieder im Stadtteilkulturzentrum zu glauben, dass der aktuelle Lockdown am Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V. c/o Eidelstedter KulturContainer 10. Januar aufgehoben wird. Ekenknick 18, 22523 Hamburg Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Sie Telefon 0178 / 53 27 068 in diesem Vorwort nicht mit dem Thema info@eidelstedter-buergerverein.de Corona zu belästigen. Angesichts der Infek- www.eidelstedter-buergerverein.de tionszahlen, des Anstiegs der Todeszahlen Bankverbindung und der damit verbundenen Tragik für die IBAN DE63 2069 0500 0001 1864 00 Betroffenen und deren Angehörigen, ist mir BIC GENODEF1S11 das aber leider nicht möglich. Auch sind eini- Herausgeber ge politische Entscheidungen für mich nicht Eidelstedter Bürgerverein v. 1901 e.V. mehr nachvollziehbar, insbesondere, was die Vereinsregister VR 4953 beim Amtsgericht Hamburger Schulpolitik betrifft. Es bleibt nur Hamburg, Mitglied im Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine v. 1886 r.V. zu hoffen, dass zukünftig bessere Entschei- dungen für die wirtschaftliche Entwicklung Redaktion: Ursula Kleinfeld (verantwortlich) unseres Landes getroffen werden. info@eidelstedter-buergerverein.de Vielleicht wundern Sie sich nun über unser Andrea Höfgen Titelthema „Nur die Liebe zählt“, das aber Anzeigen: nur auf den ersten Blick im Gegensatz zu Rudolf Heitsch, r.heitsch@gmx.de meiner trüben Einschätzung der Lage steht. Design und Layout: Was immer auch kommen mag, kann nur Joerg Kilian, info@kilde.com, 0171 / 31 41 067 mit Solidarität, Menschlichkeit, Freundlich- Druck: AldagM Druck und Papier keit, Wohlwollen und … ja, Liebe bewältigt Auflage: 2.000, erscheint vierteljährlich werden. Na gut, Verstand und Fachwissen Alle nicht gekennzeichneten Fotos sind gemein- könnten auch helfen. freie Motive (public domain) oder wurden dem Eidelstedter Bürgerverein unentgeltlich für die Ich wünsche Ihnen, trotz allem, ein gutes Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. neues Jahr. Bleiben Sie frohgemut, zuver- Das nächste Heft erscheint im April 2021 sichtlich und gesund. Anzeigen- und Redaktionsschluss 12. März 2021 Herzliche Grüße, Ihre Ursula Kleinfeld neunzehnnulleins 2021/01 3
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Zeit mein zweiter Lieblingsverein wurde. Der HSV hat es mir in den vergangenen Warum Geschichten über die Liebe? Weil sich Jahren sehr schwer gemacht, ein treuer Fan die Welt nicht um ein Virus dreht! Das mag zu sein. Aber in dieser Saison haben sie schon jetzt so sein, ist aber nicht von Dauer. Es ist den alten Rekord von Kuno Klötzer einge- so wie mit Donald Trump. Erst hält er die stellt: die ersten vier Spiele - vier Siege, Welt in Atem. Dann Feierabend. Sang- und so kann es gerne weitergehen! klangloser Abgang. Destruktives hat eben keine Zukunft. Vielleicht ergeben sich aber Sigrid Irriger für Sie persönlich ganz neue Perspektiven für die Zukunft, wenn Sie an unserer Aktion Schweigen ist meistens Gold „Blind Date“ teilnehmen. Was das ist und Wolfram hatte einen wahrhaft schweren wie es geht, lesen Sie auf Seite 17. Beruf. Er wirkte als „Essensvorschläger“, Für die fantasievollen Produkte unserer auf Neudeutsch „Foodfinder“. Vorschläge Eidelstedter Poeten bedankt sich die für die dekadenten Feiern der Neureichen Redaktion ganz herzlich. sowie auch für Feiern der „alteingesessenen“ Lesen Sie nun hier einige kleine Geschichten, Vermögenserben, welche keine Kosten scheu- die sich um das Schönste in der Welt drehen. ten, sich mit teils ekelerregenden Sachen zu Romantisch, abgründig, absurd – und füllen. Aber auch für Grillbuden wurde der garantiert virusfrei. Liebe ist wahrhaft divers. Pseudo-Gourmet tätig. Die Kunden konnten dabei wählen zwischen deutschen Haxen, ge- grillt oder gepökelt oder beidem oder einem Als ich 12 Jahre alt war, fragte mich Eisbein, alles mit den unterschiedlichsten eine Freundin, ob ich Lust hätte, mit ihr zum Sauerkrautarten und Biersorten verse- HSV zu gehen. Natürlich hatte ich Lust und hen. Die Wahl konnte aber auch zwischen sagte sofort zu. Dann erst erkundigte ich verschiedenen französischen Schenkeln, mit mich, wer oder was der HSV denn wäre. gepanschtem Wein oder reinem Wein, rot Ziemlich erstaunt bekam ich die Antwort: oder weiß, oder gar chinesischer Pekingente „Das ist der beste Fußballverein in ganz mit verdauungsförderndem Sake sowie er- Hamburg!“ Egal, ich ging mit und war faszi- satzweise allen kulinarischen Köstlichkeiten, niert: die vielen Menschen, die ausgelassene die es versäumt hatten, schnell genug vom Stimmung, die Begeisterung, wenn ein Tor Straßenrand weg zu hüpfen oder zu kriechen, fiel und die Zufriedenheit, wenn ein Sieg erfolgen. Alles das und noch viel mehr hatte zustande kam und damals siegte der HSV oft. Wolfram in seinem Repertoire. Mich ließ der Verein nicht mehr los. Ich ging Ja, er hatte wahrlich Geschmack. Zumindest auch zu den Trainingseinheiten, ich sam- reichte dieser für sein erlesenes Publikum. melte Autogramme, ich führte meine eigene Aber auch in Bezug auf die Damenwelt Tabelle. Als ich dann 2 Jahre in London war, zeigte sich Wolfram sehr wählerisch. Bis dato hat mir meine Familie regelmäßig und treu hatte er noch keinerlei infrage kommende die Ergebnisse mitgeteilt. Danach zog ich für mögliche Partnerinnen in seinem Umfeld viele Jahre an den Niederrhein. Da war es gesichtet. Umso unvorbereiteter traf ihn der schwer für mich, symbolisch die HSV-Fahne „Verliebtheitsblitz“, als er auf einem Event die hochzuhalten. Es gab Borussia Dortmund, es schöne Agatha erblickte. Auch diese erblickte gab Schalke 04, auch den MSV Duisburg und ihn und ihre Blicke trafen sich in der Mitte, den Traditionsverein Hamborn 07, der lange was umgehend eine knisternde Spannung in 4 neunzehnnulleins 2021/01
Kopf und Genitalbereich verursachte. Agatha nungen war nicht zu denken. Immer, wenn es fand diesen Essenstüftler höchst anziehend, doch zu so einer Begegnung kommen sollte, und so landeten beide, nach Beendigung des musste Wolfram unwillkürlich an den alten Pflichtprogramms und nachdem das „zu mir Mann denken, der da neben ihm im Bett ge- oder zu dir“ geklärt war, im Bett. legen hatte, was eine sofortige Impotenz zur Nachdem einige Wochen der ausgiebigen Folge hatte. Ein Hund wäre nicht so schlimm „Bespielung“ ins Land gegangen waren, wa- gewesen, aber ein alter Kerl? Niemandem ren beide der innigen Oberflächlichkeit über- konnte Wolfram sich anvertrauen, ohne drüssig und fassten eine festere Beziehung ins Gefahr zu laufen, im Irrenhaus zu landen. So Auge. Dann, nach ein paar weiteren Wochen lebten sich die beiden recht schnell auseinan- der Festigung, in der beide die „große Liebe der. Unter Herzeleid, Heulen und Zähne- ihres Lebens“ propagierten, wurde sogar eine klappern zerbrach die große Liebe und beide spätere Eheschließung nicht ausgeschlossen. gingen betrübt und, vorerst von der Liebe Eine der wichtigen Voraussetzungen hierfür kuriert, ihrer Wege. sahen die beide in bedingungsloser Ehrlich- Nach vielen Monaten harter Arbeit, die keit und absoluter Wahrheit im Umgang Wolfram aber immer wieder an diese miteinander. Nun nahm das Unglück seinen verfluchte Formwandelei erinnerte, da sie Lauf. Nachdem Wolfram die verschiedensten durchaus Parallelen aufwies, konnte er sich Unmöglichkeiten gestanden hatte, erklärte endlich wieder mit dem Gedanken an das Agatha ihm allen Ernstes, sie sei gar kein weibliche Geschlecht und den damit verbun- Mensch, sondern eine Formwandlerin. Minu- denen Freuden anfreunden. So kam es, dass tenlanges, ungläubiges Staunen Wolframs er auf einem Empfang die Operndiva Elvira wandelte sich in Entsetzen. Sie war irrsin- Doppler kennenlernte. Es reichte für beide zu nig. Ja, so musste es sein. Seine Agatha war gelegentlichen, gemeinsamen Privatauftrit- verrückt. ten, die dann meist in Arien unter und über So lagen sie still und unwissend, wie mit der der Bettdecke endeten. Langsam heilten die Situation umzugehen sei, nebeneinander im Wunden, die Wolfram sich bei seiner letzten Bett, welches eben noch dazu diente, körper- Verbindung zugezogen hatte, und Wolfram liche Säfte zu aktivieren. Das unerträgliche und Elvira fanden sich vor dem Standesbe- Schweigen wurde von Agatha unterbrochen, amten wieder. Ein überzeugendes Jawort indem sie Wolfram fragte, ob sie ihre, für ihn reichte und die Zweisamkeit hielt, augenscheinlich so unerträgliche Aussage bis sie den Geist aufgaben. beweisen solle. Noch wie betäubt bejahte er Elvira stand in ihrer Garderobe dieses. Vor seinen Augen verwandelte sich im Opernhaus und schaute in den die begehrenswerte Agatha in einen uralten Spiegel. Langsam verwandelte sich Mann. Wolfram verdrehte die Augen und fiel ihr Spiegelbild in Agathas. Traurig in eine gnädige Ohnmacht. Als er wieder zu schauten sie sich an. „Nie wieder sich kam lag ein großer Hund neben ihm, der die absolute Wahrheit!“ sagte die sich gerade wieder in Agatha verwandelte. Formwandlerin leise vor sich hin. Die folgende Zeit war von Fragen und Sie verwandelte sich zurück und Misstrauen von Wolframs Seite her geprägt, eilte auf die Bühne. sodass an ein gedeihliches Zusammenleben Aus dem Büchlein „Lyrik, Prosa, Kurzgeschichten“ nicht mehr zu denken war. Zwar gab er vor, von Bernd Großmann, Alias Barni Bigman seine merkwürdig gewordene Agatha noch zu ISBN 978-3-7375-8618-4 lieben, aber an etwaige körperliche Begeg- https://barni-bigman.wixsite.com/barni-bigman neunzehnnulleins 2021/01 5
Aufnahmeantrag vom Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V. Name: Vorname: Straße/Hausnr.: PLZ: Ort: geboren am: Tel.: Fax: E-Mail: Ich zahle einen Jahresbeitrag von: € Für dieses Jahr zahle ich € Der Mindestbeitrag beträgt 18 € jährlich und ist in einer Summe im Voraus zu bezahlen. Erfolgt der Eintritt nach dem 30. Juni beträgt der Beitrag im ersten Mitgliedsjahr 9 € Unterschrift _________________________________________ Unsere Bankverbindung: Sparda Bank, Konto: 000 118 64 00, BLZ 206 905 00 IBAN DE63 2069 0500 0001 1864 00 – BIC GENODEF1S11 Einzugsermächtigung Hiermit ermächtige ich den Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V., meinen Mitgliedsbeitrag bei Fälligkeit von meinem folgenden Konto abzubuchen. IBAN oder BLZ und Kontonummer Unterschrift _________________________________________ Datenschutz: Ihre Angaben dienen nur der internen Verwendung durch den Vorstand des Eidelstedter Bürgervereins. Ich willige ein, dass mein Geburtsdatum (Tag und Monat) im Vereinsheft veröffentlicht wird. Ja Nein Ich willige ein, dass meine E-Mail Adresse vom Vorstand des EBV für die Versendung von E-Mails für interne Mitteilungen und Einladungen verwendet wird.
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Mein Lieblingsbaum Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Jah- ren zum Eidelstedter Platz gelaufen, geradelt oder mit dem Bus gefahren bin. Erst vor ca. 3 Jahren ist mir ein riesiger Baum aufgefallen, in den ich mich sofort verliebt habe. Wie konnte ich ihn all die Jahre übersehen? Seit dem Tag rede ich immer im Stillen ein paar Worte mit ihm: „Hallo, mein schöner Baum“ oder „Na, wie geht es Dir?“. Oder nach einem Sturm, wenn viele Zweige unten liegen „Dir hat man ja ganz schön zugesetzt“. Auf einem Spaziergang mit meiner Familie habe ich meine Enkelin gefragt, ob ich ihr mal meinen Baum zeigen soll. Sie hat dann ständig gefragt „Ist das Dein Baum?“ und ich immer „Nein, meiner ist viel größer“, bis wir schließlich vor ihm standen. Mein Sohn wollte wissen, was es für ein Baum ist, ich sagte „Ich glaube, eine Pappel“. „Das kann nicht sein“, meinte er „Pappeln werden nicht so groß“. Wir haben zu viert versucht, den Baum zu umarmen, aber es hat nicht gereicht, viel- leicht, wenn meine Enkelin erwachsen ist. Im nächsten Frühjahr hatten wir dann Gewissheit, als mein Baum voller weißer Flöckchen war und der Boden auch. Also doch eine Pappel. Ein paar Mal habe ich schon seine rissige Rinde angefasst, aber nur, wenn es niemand sieht; ich wüsste zu gerne, wie alt mein Baum ist. Zurzeit wirft er nach und nach seine Blätter ab und ist schon ziemlich kahl, aber im nächsten Frühling wird er wieder grün, wie alle anderen Bäume auch. Dörte Kommentar unseres „Bordgrafikers“: Es kann doch kein Zufall sein, dass mir genau dieser Baum an der alten dänischen Brücke über die Mühlenau auch gerade in den letzten Monaten erst aufgefallen ist … neunzehnnulleins 2021/01 7
Im Fokus: Nur die Liebe zählt dass er ihr Badewasser eingelassen hatte, weil er wusste, dass Anett kommen würde. Warum Abgeliebt hatte er sie sonst so gedrängt, ein Vollbad zu Da lag sie nun in der gefüllten Badewanne, nehmen? Insgeheim ahnte Sophie, dass dem umhüllt von warmem Wasser und Seifen- so war, aber so richtig glauben konnte sie es schaum. Sie war sich immer noch nicht trotzdem nicht. War er so verschlagen? sicher, ob sie wirklich baden wollte. Ihr Langsam und fast geräuschlos stand sie auf Freund hatte sie ein bisschen dazu überredet, und griff nach dem Handtuch. Sie ließ das fast gedrängt. Doch langsam stieg Wohlbeha- Wasser in der Wanne, denn der Abfluss hätte gen in ihr auf. Sie liebte Schaumberge schon verräterische Geräusche gemacht. Vorsichtig als Kind. „Vielleicht kommt er ja auch noch stieg sie heraus und trocknete sich notdürftig dazu, dann werden wir es nett miteinander ab, immer ein Ohr nebenan, dort, wo die haben.“ Sophie rief nach ihm: „Markus!“ beiden sich hingesetzt hatten, sich unterhiel- In diesem Moment klingelte es an seiner ten und nun auf einmal schwiegen. Sophie Wohnungstür, das konnte sie zog schnell ihre Sachen an. im Badezimmer, welches nur Dann schob sie den Vorhang durch einen Vorhang vom beiseite … übrigen Wohnbereich getrennt war, deutlich hören. Dann hörte sie Stimmen, seine und Wie die Geschichte weiter geht, eine Frauenstimme. Irgend- erfahren wir auf der Homepage wie kam ihr die Frauenstim- www.eidelstedter-buergerverein.de me bekannt vor. Konnte es sein? Nein! Aber die Stimme wurde deutlicher. Konnte es tatsächlich sein, dass sie „Liebesgetaumel, Geschichten rund hergekommen war? Sie!? um die Liebe“ von Ida Eidel, Verlag Heute? Tredition, www.tredition.de, No- Sophie fühlte sich auf vember 2020, 156 Seiten, broschiert, einmal unwohl und gefan- ISBN 978-3-7482-4085-3 gen in der Wanne. „Markus?“, rief sie erneut. Sie würde sich hier nicht entspannen Autorin Ida Eidel wurde Anfang der 60er können, wenn sie zu Besuch war. Markus Jahre in Kiel geboren und wuchs als Einzel- schob den Vorhang ein wenig zur Seite und kind in einem kleinen Ort in Schleswig-Hol- steckte seinen Kopf hindurch. „Anett ist zu stein auf. Am Ende der 70er Jahre ging sie Besuch gekommen. Aber bleib du ruhig hier in eine Großstadt, um der Kleinstadtenge zu und genieße dein Vollbad. Ich kümmere mich“, sagte er, und schon war er wieder ver- entfliehen. Heute lebt sie mit ihrem Hund schwunden. Den Vorhang hatte er sorgsam Billy in einem ruhigen Viertel an der Stadt- zugezogen, sodass nicht mal ein kleiner Spalt grenze Hamburgs. Ida hatte schon als Kind offenblieb. eine blühende Fantasie und gerne Geschichten erfunden und erzählt. Als Jugendliche begann Aufruhr machte sich in Sophie breit. Nein! sie Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben. Sie würde hier nicht tatenlos in der Wanne Mit „Muttertorte“ legte sie 2019 ihren ersten liegen bleiben, wenn Anett zu Besuch war. Was glaubte er denn? Ihr kam der Gedanke, Roman vor. 8 neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Tierisch lieb Für viele gibt es wahrscheinlich einen Unterschied zwischen der Liebe zu einem Menschen und der Liebe zu einem Tier. Für mich persönlich gibt es diesen Unterschied nicht. Als ich meinen Kater Momo vor zwei Jahren zum Geburtstag bekam, habe ich ihn sofort ins Herz geschlossen und mittler- weile sehe ich ihn als vollwertiges Famili- enmitglied an und kann mir meinen Alltag ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen. Zwischenmenschliche Beziehungen können oft kompliziert sein, die Liebe zu einem Tier hingegen ist unkompliziert und rein. Tieren ist es egal wie man aussieht oder wie viel man besitzt, das Einzige was zählt ist, wie man sie behandelt. Schon Schopenhauer hat gesagt „Wer gegen Tiere grausam ist, der kann kein guter Mensch sein“ und das sehe ich genauso, denn Tiere sind wie Menschen empfin- dungsfähige Individuen. Deshalb versuche ich jeden Tag, Momo meine ganze Liebe zu schenken und im Gegenzug schenkt er mir Momo bringt eine gewisse Leichtigkeit in seine. Seitdem ich Momo bei mir habe, stehe meinen manchmal hektischen Alltag und ich morgens viel lieber auf, weil er zu mir ins dafür bin ich ihm sehr dankbar. Vor allem Bett kommt und mich liebevoll mit seiner in Zeiten von Corona und Quarantäne ist es Schnauze anstupst. Ich komme viel lieber schön, einen Begleiter an seiner Seite zu ha- nach Hause, weil ich weiß, dass Momo dort ben. Wahrscheinlich ist all das für Leute, die auf mich wartet und ganz aufgeregt miau- keine Haustiere haben, nicht nachvollziehbar en wird, sobald ich zur Tür hereinkomme. aber ich für mich kann sagen, dass mein Wenn ich mal gestresst bin beruhigt es mich Leben durch Momo viel schöner geworden unglaublich, wenn Momo auf meinen Schoß ist und ich hoffe, dass er genauso denkt. springt und gestreichelt werden will. Katarina neunzehnnulleins 2021/01 9
Manchmal sind wir umgeben von einem Kokon aus wirrem Fadengewusel. In den wir uns zurückziehen können, wenn wir am Miteinander scheitern. Konfuse untägliche Zustände. Wir klemmen in verknoteten Im Fokus: Nur die Liebe zählt Erinnerungen mit verklebten Anfängen. In Die Fäden zwischen uns verschlungenen und gespleißten Erwartun- gen. Irritierende Bruchstücke von Wünschen Wir interessieren uns füreinander und es ist, nicht zusammen puzzelbar. Wir erschöpfen als würden sich Fäden zwischen uns spannen. uns in ausgeleierten Oberflächlichkeiten und Je mehr Anreiz entsteht, desto suchender verworrene Zielen. strecken sie sich zum Gegenüber. Zuerst ist es nur ein kurzer Moment von blass transpa- Manche Fäden können uns ohne Absicht mit renten und wieder sich auflösenden Fasern. Missverständnissen umwickeln, einengen, die Dann schnelle Gier wie ein Ziehen im Bauch. Gedanken fesseln. Ziehen sich mit jeder nach Wir können mit dieser Nähe jonglieren, außen strebenden Bewegung fester zu, Luft spielerisch und behutsam. abschnürend. Wir öffnen uns und entblößen unsere Wege, Es tut uns auch körperlich weh, unharmo- lassen die Ahnung unserer Schicksale fließen. nisches oder unfaires Verhalten zu erfahren. Unsere Instinkte verraten uns die Geschich- Wir halten es nicht aus, wenn sich Wände ten, die sich hinter den Sätzen befinden. Wie zwischen uns aufbauen. Wir spüren an uns aus luftigen Stoffen gemalte Bilder. selber die Schläge und Tritte, die wir dem anderen mental zu fügen. Es tut uns leid, wie Einige Fäden werden stärker, bilden durch Entfremdungen sich verhärten. Wir riechen die Zeiten ein Geflecht zwischen den Kör- das Unverständnis und fühlen beleidigtes pern, Herzen und Sinnen. Einkapseln. Wie unnötige, sinnlose und Wir fühlen, wie es dem Anderen geht. Wis- Energie raubende Schübe. sen, was er sprechen wird, wo er ist. Fäden Und dann reichen vielleicht einige weiche wie von Riesenhand geworfene Wellen ver- Worte und diese straffen Fesseln verändern binden uns. Schwingen mit ihren Gefühlen sich in elastische und flexible Netze, die Räu- wieder zurück. Schwappen anklopfend an me geben und frischen Wind durch lassen. In uns heran, wenn wir uns abgewendet haben. Freiheit gelüftete Gewebe. Rollen lockend. Diese Fäden ziehen uns wieder zusammen. Zueinander. Vernetzen Die Fäden zwischen uns bleiben, solange wir sich mit Dritten. Können fröhlich tanzen, wie an uns denken. Bänder des Maibaums. Dorea Klöwer 10 neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Mit der Zeit wurden die Fragen persönlicher: „Hast du gerade Abi gemacht?“ Kaffeehausliebe „Ja, dieses Jahr!“ Anfang Dezember haben mein Freund und „Oh, ich auch! Arbeitest du dann hier, bis du ich unser 6-jähriges Jubiläum gefeiert. In die- studierst?“ ser Zeit haben wir einiges miteinander erlebt „Ja, genau.“ und es sind viele Geschichten zusammenge- „Oh, ich auch! Was willst du studieren?“ kommen. Eine meiner liebsten ist allerdings „Ich weiß noch nicht, vielleicht Englische auch die allererste: Nämlich, wie wir uns Literatur in München“ kennengelernt haben. „Oh, ich auch!“ Werden wir von Bekannten danach gefragt, Ganz überrascht fragte ich „Wirklich?“ rollt mein Freund nur mit den Augen. Ich Woraufhin er lachend „Nein!“ sagte. Das war hingegen freue mich immer, die Geschichte also das erste Mal, dass er mich auf den Arm erzählen zu können. Ginge es nach ihm, nahm und ich voll drauf rein fiel. lautet sie folgendermaßen: Wir haben uns bei Nach diesem Besuch haben wir uns öfter mal der Arbeit kennengelernt. Nichts Besonderes gesehen. Manchmal bin ich in seinen Laden eben. gekommen, unter dem Vorwand mir etwas Geht es nach mir, klingt sie so: kaufen zu wollen, manchmal sah man sich während der Pause und konnte ein bisschen reden. Einmal saß ich zu Hause beim Essen, als mir ein Kollege schrieb, der Kunde von letztens hätte sich bei ihm unauffällig über mich erkundigt. Aber so richtig passierte lange nichts. Bis eines Abend vor meinem 19. Geburtstag meine Kollegin eine Idee hatte: Ich sollte am nächsten Tag früh arbeiten und den Laden aufschließen. Also schrieb sie eine Geburts- tagskarte. Damit lief sie in den anderen Wir haben beide in einem großen Bahnhof, Kaffee-Laden und – ein Glück – ER arbeitete pixabay jedoch bei zwei konkurrierenden Kaffeehaus- gerade. Sie fragte ihn, ob er nicht seine Han- ketten gearbeitet. Eines Abends, als ich die dynummer auf die Karte schreiben wolle und Spätschicht hatte, kam ER in unseren kleinen das tat er dann auch. Laden. Es war, wie gesagt, bereits spät und Als ich morgens die Karte fand, freute ich und mein Kollege hatten bereits mit dem ich mich riesig. Ich überlegte kurz, ob ich Putzen begonnen, denn der Feierabend war jetzt drei Tage warten müsste, bis ich ihm schon in greifbarer Nähe. ER kam also in den schreiben konnte, aber fand das albern. Also Laden und ich musste wohl oder übel mein schrieb ich ihm direkt und kurz darauf haben Putzen unterbrechen, denn mein Kollege wir uns dann auch zu unserem ersten Date machte gerade eine Zigarettenpause. verabredet. Dieser spezielle Kunde fragte mich über jedes Darauf folgten noch einige weitere und Produkt aus, was wir hatten: irgendwie sind daraus bereits sechs gemein- „Was ist da drin?“, „Womit ist das gemacht?“, same Jahre geworden. „Schmeckt das?“. Julia neunzehnnulleins 2021/01 11
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Hier kommt etwas für Fortgeschrittene: Schauen Sie in den Spiegel, sehen Sie ganz Selbstliebe genau hin. Entdecken Sie Ihr Gesicht neu. Der Mensch, mit dem ich lebenslang aus- Schauen Sie sich selbst in die Augen. Lächeln kommen muss, bin ich selbst. Da wäre es Sie sich selbst aufmunternd zu. doch schön, mich mindestens so liebevoll Gerade in dieser Zeit, in der wir mehr mit zu behandeln wie andere Menschen. Sich uns allein sind als gewohnt, ist es besonders selbst zu lieben, sich selbst Wertschätzung für wichtig sich selbst ein liebevoller Begleiter das eigene Sein zu schenken, das haben die zu sein. meisten von uns nicht gelernt. Man hat uns eher informiert, dass man sich selbst nicht Susanne Hänsch ist Inhaberin des Trainings- so wichtig nehmen sollte oder gesagt, dass instituts Ultravision Coaching + NLP Training. wir uns doch mal ein Beispiel an anderen Die Betriebswirtin hat sich 2010 entschlossen, nehmen sollten. ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mehr Men- schen zur Verfügung zu stellen, Hilfestellungen Ein gutes Beispiel dafür, dass es lebenswichtig bei den Problemen des Alltags zu geben und ist sich erst mal um die eigenen Bedürfnisse mit ihren Teilnehmerinnen und Klienten zu kümmern, ist die Durchsage im Flugzeug: Lösungen zu entwickeln. „Ziehen sie sich erst selbst die Maske an, bevor sie Kindern und weiteren Passagieren Mehr Informationen auf der Webseite: helfen“. Mit der Selbstliebe ist es ähnlich. www.ultravision.de Wie kann man Selbstliebe lernen? Hier kommen fünf Ansätze, um die Selbstliebe zu stärken. Denken Sie an einen Menschen, der Sie liebt, geliebt hat oder der Sie mag, dem Sie sym- pathisch sind, der Sie schätzt. Betrachten Sie sich aus den Augen dieser Person. Schreiben Sie sich auf, was Sie alles erreicht haben in Ihrem Leben. Denken Sie dabei auch an die kleinen Dinge. Diese Liste kann ganz schön lang werden und Sie dürfen sie jederzeit ergänzen. Tun Sie etwas für sich. Machen Sie einen Spaziergang, kochen Sie ihr Lieblingsessen, decken Sie den Tisch als würde der wertvolls- te Mensch zu Besuch kommen. Klopfen Sie sich auf die Schulter, wenn etwas gut gelungen ist. Meistens nehmen wir es für selbstverständlich, wenn etwas gelingt und bemerken nur, wenn etwas schiefgeht. Sie sind heute aufgestanden, obwohl es schwer- fiel? Hervorragend. Die Zimmerpflanze gedeiht, dank Ihrer Pflege? Weiter so! Gut gemacht. 12 neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt jedoch das Virus weit in die Familie hinein getragen, sodass die älteren Herrschaften Corona-Patchwork-Weihnacht mehrere Tage um ihr Leben gebangt haben. Wenn ich gewusst hätte, dass es so kommt, Mein Bruder hatte einen motorisierten hätte ich alles anders gemacht. Bereits im No- Lattenrost für unsere Mutter besorgt, der al- vember stand fest, wer mit wem feiern würde: lerdings noch zu ihr geschafft werden musste. meine 86-jährige Mutter wegen Infektionsge- Obwohl seine Quarantäne beendet ist und fahr allein, meine drei Geschwister in ihren seine Frau bereits negativ getestet wurde, will jeweiligen Kernfamilien bzw. Haushalten. noch keiner mit ihm zu tun haben. Nachdem Nur ich musste mich entscheiden, mit wem meine beiden Söhne dankend ablehnten, ich Weihnachten feiern wollte. „Blut ist mir beim Transport zu helfen, habe ich dann dicker als Wasser“; also mit meinen beiden – mit FFP2-Maske und offenen Fenstern Söhnen bei der Mutter meiner Söhne, zu- autofahrend – das sperrige Teil zusammen sammen mit ihrem Freund und der Freundin mit meinem Bruder zu meiner Mutter in den meines Sohnes. Mein jüngster Sohn lebt bei Keller verfrachtet. mir, der ältere mit Freundin im gleichen Haus Die Rechnung dafür, dass ich versucht habe, wie seine Mutter. Also sechs Personen aus 2,5 es allen recht zu machen, bekomme ich Haushalten – noch im grünen Bereich. Der jetzt: Der „große Integrator“ ist gescheitert Heilige Abend und das tolle Essen, das die und isoliert. Weder meine Söhne, noch ihre Gastgeberin bereitet hatte, war gelungen. Mutter wollen mich in den nächsten Tagen Am Ersten Weihnachtstag wollte ich meine sehen. Auf der einen Seite verständlich, langjährige Lebenspartnerin in ihrem auf der anderen Seite spüre ich nun soziale Schrebergarten an der frischen Luft treffen. Ächtung. Ich habe zu viel jongliert, zu viel Sie konnte am Vortag nicht mit uns feiern, auf einmal, nur Gutes gewollt, jedoch das weil ihr in Südengland studierender Sohn Gegenteil erreicht. Die Pandemie fokussiert mit einer der letzten Fähren aufs Festland den Charakter des Menschen gekommen war und sich bei seiner Mama in wie ein Brennglas; bereits Quarantäne begeben hatte. So fand die Be- vorhandene Befindlich- scherung bei bestem Wetter und einer Tasse keiten und Vorurteile Tee im Garten statt; gefolgt von einem ausge- verfestigen sich. dehnten Spaziergang. Mein Versprechen, mit Und ich erkenne den Beiden demnächst in geschlossenen Räu- die Wahrheit in men ein Abendessen einzunehmen, traue ich dem Spruch: mich noch nicht einzulösen. Die Quarantäne „Wenn man ist noch nicht beendet; einem Test will sich alle Türen ihr Sohn nicht unterziehen. offen lässt, Mein jüngster Bruder war im November kann man mit seiner Frau, die aus einer osteuropäi- sein Leben schen Großstadt kommt, zu Besuch bei ihrer bald auf Familie. Dummerweise haben sich die beiden dem Flur beim Besuch der Schwiegermutter in einem verbrin- Krankenhaus mit dem Virus infiziert, weil gen.“ das Personal dort ohne Masken arbeitete. Sie hatten einen relativ leichten Symptomverlauf, neunzehnnulleins 2021/01 13
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Altona, das vorher ein Arbeitslager für KZ-Häftlinge war. Dort wurden wir drei „ge- Weihnachten seit 1945 mütlich“ mit 25 weiteren Personen in einem Was war das denn? Der eigentlich von mir als großen Raum untergebracht: Ein paar alte ganz ordentlich empfundene Ministerpräsi- Männer und viele Frauen mit ihren Kindern. dent von NRW, Herr Armin Laschet, geboren Jüngere Männer waren nicht darunter, die in 1961, hat da einen Knaller rausgelassen, waren als Soldaten entweder gefallen oder in der mich dann nach einiger Überlegung Kriegsgefangenschaft! Ernährt wurden wir doch recht heftig vom Hocker gehauen hat! aus einer Gemeinschaftsküche der Sozialbe- Warum, fragt Ihr? Tjä, damit hat er bei mir hörde. An einem Advents-Nachmittag wur- wieder eine seelische Tür geöffnet, von der den wir Kinder in der Lager-Krankenstation ich eigentlich dachte, dass sie nicht mehr so zusammengerufen, wo wir gemeinsam ein leicht zu öffnen wäre. Na, woll´n mal sehen: paar Weihnachtslieder sangen. Seit diesem Das diesjährige Weihnachtsfest würde das Nachmittag ist „Stille Nacht“ mein Lieblings- schlimmste Fest seit Kriegsende werden, weihnachtslied. Geschenke? Nö, da gab‘s nix! schwafelte er! Womit er meint, so habe ich Wir waren froh, noch am Leben zu sein! Ach ihn verstanden, dass es fast unerträglich sei, ja, in unserem „gemütlichen“ Raum stand ein nicht im gewohnten Familien- und/oder kleines, ungeschmücktes Tannenbäumchen! Freundeskreis das diesjährige Christfest Weihnachten 1946? Daran habe ich keine Er- feiern zu können! - Wann kam er noch auf innerung mehr. Nur an den Dorschlebertran diese Welt? Ach ja, Neunzehnhunderteinund- erinnere ich mich, den wir Kinder ein Mal sechzig! wöchentlich den ganzen Winter über in der Wie war das Fest in diesem Jahr? Ich kann Krankenstation einnehmen mussten. Bääähh! mich nur noch daran erinnern, dass sich Aber damit oder dadurch sind wir Kinder unsere Familie mit Oma, Mama, Papa Heinzi wohl recht gut über diese schlimmen Zeiten und meinem lütten Bruder Jürgen in unserer gekommen. relativ neuen Wohnung recht wohl fühlte. Weihnachten 1947? Da hatten wir drei bereits Papa Heinzi fuhr damals Taxi, kam – wie ein eigenes Zimmer; etwa 15 qm groß! Aber immer am Heiligabend – gerade noch recht- nach 12 qm befand sich ein Vorhang, den wir zeitig zum Festessen, denn dieser Tag war für zuziehen konnten, denn da war der Durch- einen Taxifahrer immer sehr ertragreich! Nö, gang zum nächsten Zimmer. Darin wohnte sonst war eigentlich alles bestens an diesem Frau Hollmann mit ihren zwei Kindern! Aber Weihnachten. in 1947 fanden auch keine Weihnachtsfei- Aber wie war das denn früher? Diesen ern statt. Nur wir Kinder versammelten uns Scheißkrieg verloren die verdammten Nazis wieder in der Krankenstation und sangen bekanntlich am 8. Mai 1945! Gut sieben Weihnachtslieder. Monate später erlebten wir das erste „Nach- Aber dann kam 1948! Da steppte der Bär! Am kriegs-Weihnachten“. Wie war das damals, 23. Mai wurde das Grundgesetz verkündet. woran erinnere ich mich noch? - Daran: Am 20. Juni fand die erste Geldausgabe der Ende November 1945 kamen wir drei „Bu- D-Mark statt! Und im Laufe des Sommers ten-Hamburger“ - Oma, Mama und ich - von erlebten wir drei einen weiteren sozialen unserer langen Flucht wieder zurück nach Aufstieg, denn wir zogen schon wieder in Hamburg und fanden als Flüchtlinge nur Un- ein größeres Zimmer um. Dieses Mal sogar terkunft in einem Wohnlager in Hamburg- abschließbar, mit Fenster und einem kleinen 14 neunzehnnulleins 2021/01
Herd, auf dem Oma nun auch für uns etwas „sensationelle“ Idee: Wir – mit Tante Marga kochen konnte, denn die Gemeinschaftskü- und unseren Kindern - mieteten uns für zwei che war geschlossen worden. Wochen in einem hübschen Feriendorf im So, nun konnte das Leben beginnen! Wer hessischen Kirchheim ein schönes, großes durch irgendwelche Vermögenswerte abgesi- Ferienhaus mit vier Zimmern und einem chert war, bekam wieder Boden unter seine herrlichen Kamin und luden nun unsererseits Füße. Wir Heimkehrer bekamen jeder DM unsere Familien ein, dort mit uns das Fest 40,- ausgezahlt – in zwei Raten! zu feiern! Übernachten könne man ja gut bei uns. Wer alles zum Familienfest kam? - Weihnachten: Ich erinnere, dass ich mit mei- Niemand, und wir haben das alles fröhlich nen beiden Frauen in der Vorweihnachtszeit überlebt, Herr Laschet! mal im Alsterhaus war. Dort tappelten wir Dennoch, oder trotzdem? - Dieses wun- natürlich auch durch die Spielwarenabtei- derbare Weihnachtsfest gehört zu meinen lung. Sensationell, was es dort alles gab! Mein „Highlights“! Vorausschauend, wie es Kinderherz platzte bald vor Begeisterung! nun mal meine Art ist, schickten wir die Wie bitte? Was ich davon zu Weihnachten Weihnachtsgeschenke per Post vorab dort bekam? Ein klitzekleines Spielzeugauto, etwa hin – aber das Paket kam dort nie an! Also 10 cm lang, mit dem ich sogar im Bett spielen mussten wir noch schnell los und in Bad konnte. Doch, und es gab auch meinen ersten Hersfeld ein paar Geschenke für die Kinder bunten Weihnachtsteller! Aber viel war da kaufen. Im Wohnbereich dieses Ferienhauses nicht drauf, in meiner Erinnerung nur ein stand sogar eine schöne, leicht geschmückte paar Süßigkeiten aus Fondant. Davon ist in Weihnachtstanne. Nun konnte Weihnachten meiner Geschmackserinnerung nur geblie- also kommen. In der ersten Woche hatten wir ben: Süüüß! Hat nicht sehr lange gedauert, angenehm trockenes Wetter. So konnte ich bis ich den Teller leer hatte – mit dem Erfolg, mit unserem Basti durch die Wälder ziehen dass der ganze Zucker nach einer halben und lauter Brennholz für unseren Kamin Stunde wieder raus kam. Mannomann, was sammeln. In der zweiten Woche bekamen wir habe ich mich darüber geärgert! Alles wieder Schnee und ich kann mich noch gut daran weg! Nee, nee, Herr Laschet, das war nix mit erinnern, wie fröhlich unsere Kinder mit ih- Ihrer Erkenntnis! rem Schlitten rumgealbert haben! Und auch Hier noch ein Weihnachts-Beispiel in Bezug die dortige, wunderbare Schwimmhalle war auf Familie: Es war wohl 1983, unsere Lütten sehr oft unser Ziel. waren fast 9 und gut 3 Jahre alt. Wo wollten Ach ja, wieder zu Hause haben wir natürlich wir das Fest feiern, bei uns zu Hause oder unser verlorenes Paket bei der Post rekla- wo? Schwiegereltern wären wohl zu uns ge- miert. Wir bekamen ein Formular, auf dem kommen, fanden aber, dass wir eigentlich bei wir den Inhalt genau angeben sollten. Kurz ihnen feiern könnten. Mein Vater und seine vor Ostern bekamen wir tatsächlich unser Frau Anne erwarteten, dass wir zu Ihnen Paket mit vollem Inhalt zurück! Von der nach Paderborn kämen. Und dann war da Außenfläche hatte sich nämlich der Adress- noch Tante Marga, die als „Oma-Ersatz“ an aufkleber mit Absenderangabe gelöst und im Stelle meiner verstorbenen Mama zu unserer Paket lag leider keine zweite Adressangabe! Familie gehörte. Na ja, so kamen unsere Lütten nun zu einer Um nun aber all diesen Problemen aus tollen „Oster-Überraschung“! dem Wege zu gehen, kamen wir auf diese Hans-Uwe Seib neunzehnnulleins 2021/01 15
Wo nichts zu verdienen war, kann auch nichts verloren gehen. Die laufenden Kosten wie Miete oder Versicherungen werden aus den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Auch wenn das öffentliche Leben ruht, sind wir dennoch nicht untätig. Die Vorstandssitzungen halten wir über Zoom ab. Abgesehen von einigen Anlaufschwierigkeiten klappt das sehr gut. Auch die Arbeitsgruppe Mobilität für Eidelstedt/Feldmark hat sich digital ausgetauscht und wird in diesem Jahr regelmäßig virtuell zusammenkommen. Für dieses Jahr sind Online-Sitzungen für Jahresrückblick und Mitglieder geplant. Jede Sitzung hat ein Ausblick auf 2021 Schwerpunktthema, zu dem wir Fachleute aus Politik und Verwaltung einladen werden. Die Termine werden so früh wie möglich über unsere Homepage und unseren E-Mail- Voller Energie und Tatendrang starteten Verteiler angekündigt. Über diese Wege wir vom Vorstand in das Jahr 2020. erhalten Sie dann auch die Zugangsdaten Die Jahreshauptversammlung wurde für die Meetings. Wenn Sie es nicht schon ordnungsgemäß abgehalten. Theaterangebote, gemacht haben, senden Sie bitte Ihre aktuelle Spielenachmittage und die Plattsnakker- E-Mail-Adresse an: Werkstatt – alles lief wieder an. Die Ausflüge info@eidelstedter-buergerverein.de waren bis ins Detail geplant. Doch der erste Lockdown im März bereitete allem ein jähes Ende. Ebenfalls unter den Opfern: Unser An dieser Stelle möchte ich mich ganz Frühjahrsempfang. Wie schade! herzlich bei Ihnen, liebe Mitglieder, dafür Im Sommer haben wir uns dann wieder bedanken, dass Sie uns die Treue halten! auf Outdoor-Angebote verlegt und die Ebenso herzlich bedanke ich mich bei Eidelstedter Feldmark als schützenswerte unseren Anzeigenkunden, die weiterhin dazu Landschaft für uns entdeckt. Einige schöne beitragen, dass dieses Heft erscheinen kann. Spaziergänge und naturkundliche Führungen In diesen Zeiten, in denen der Einzelhandel fanden unter Beachtung der Vorschriften und die Gastronomie schwer zu leiden haben, im Freien statt. Doch auch diese Angebote ist das bestimmt keine Selbstverständlichkeit. konnten nicht weitergeführt werden. Uns Wir alle hoffen auf ein besseres Jahr. Doch ergeht es so, wie allen anderen kulturellen Hoffen allein bringt es auch nicht. Was wir Einrichtungen auch: Pause. tun können, ist eigenverantwortlich handeln, Doch im Unterschied zu Theatern, Kinos, Maske tragen und Abstand halten. Und Bars, Restaurants und Sportvereinen, um so bald wie möglich zur Impfung gehen. nur einige Beispiele zu nennen, haben wir Ich jedenfalls werde dieses Angebot mit keinen wirklichen Grund zum Klagen. Wir Sicherheit nicht ausschlagen. alle arbeiten ehrenamtlich im Bürgerverein. Ihre Ursula Kleinfeld 16 neunzehnnulleins 2021/01
Telefonaktion Blind Date mit Mitgliedern Viele kennen sich (noch) nicht persönlich. Warum also nicht das neue Jahr mit netten, aufregenden, mitfühlenden, anregenden Telefongesprächen beginnen? Wer möchte angerufen werden? Und wer möchte anrufen? Wenn Sie darauf Lust haben, dann senden Sie eine Mitteilung an den Bürgerverein: info@eidelstedter-buergerverein.de Geben Sie uns Ihre Telefonnummer/E-Mail- Adresse und einen oder mehrere Termine. Eine wichtige Information nicht vergessen: Wollen Sie angerufen werden, oder möchten pixabay Sie jemanden anrufen? Wir mischen die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip und vermitteln dann den entsprechenden Kontakt. Jetzt keine Schüchternheit. Geben Sie sich einen Ruck. Das Abenteuer wartet auch auf Sie! Meine Meinung Also auch hier „Tote Hose“. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist Einsamkeit noch Tote Hose schwerer zu ertragen. Aber was kann man „Bei den Johannitern ist ja tote Hose“ - ein dagegen tun? Satz, den meine Mutter seit Monaten immer Darüber unterhalte ich mich mit meinem wieder zu mir sagt. Sie wohnt in einer durch Sohn Tobias, der auch Mitglied im Bürger- die Johanniter betreuten Wohnanlage. Mitte verein ist. Februar ist mein Vater gestorben. Wir hatten Glück, noch vor Corona. „Du hast mir doch von deinem „Blind Date“ mit der Kollegin aus London erzählt. Wäre Fast 60 Jahre lang waren sie verheiratet und das – per Telefon – nicht auch etwas für den nun ist sie alleine. Meine Söhne wollten mit Bürgerverein?“ ihr ins Café gehen, einkaufen, spazieren ge- hen. Ich besuche sie sowieso jeden Samstag. Ich arbeite in einem großen Verlag, der auch Doch Corona machte einen Strich durch die in anderen Ländern Standorte hat. In Ham- Rechnung. Keine Enkelbesuche, kein Einkau- burg haben wir einen „Blind Lunch“, bei dem fen, kein Café. Und auch keine Gymnastik man mit einer zufällig ausgewählten Person bei den Johannitern, keine Spielenachmittage, die Mittagspause verbringen kann. Vor kein Eis-Essen - tote Hose eben. kurzem kam dann die internationale Variante dazu, bei der man sich über „Teams“ mit Bild Warum erzähle ich das alles? und Ton unterhalten konnte. Ich mache so Meine Mutter ist ja nicht die Einzige, die etwas immer sehr gerne mit, weil ich auf die- unter der Einsamkeit leidet – das geht ja ganz sem Weg Kolleg*innen kennenlerne, die ich Vielen so. sonst nicht kennenlernen kann. Und ich habe Auch der Spielenachmittag beim Bürgerver- mich bisher jedes Mal gut unterhalten. ein, die Plattsnacker, die beliebten Ausfahrten Deshalb bin ich sofort Feuer und Flamme! und Vieles mehr kann seit Monaten nicht Andrea Höfgen mehr stattfinden. neunzehnnulleins 2021/01 17
Fahrradtouren Am 25. Oktober hatten wir uns noch eine Gut gelaunte Kilometer Fahrradtour vorgenommen. Dörte und Am 11. Oktober war das Wetter einigerma- Hertha warteten am Treffpunkt. Birgit hatte ßen trocken, trübe, nicht sehr windig und sich abgemeldet, in Pinneberg regnete es. Wir Dörte stand am Treffpunkt. Unser Ziel, das haben uns fröhlich begrüßt und wollten auch Bauerncafé am Klövensteen in Schenefeld. gerne fahren. Unser Ziel war der Tibarg, eine Wir zwei fuhren durch viele kleine Wege längere Fahrt ließ das Wetter nicht zu. Wir Richtung Krupunder, durch den Tunnel, starteten Richtung Krupunder See, es sollten an der S-Bahn entlang, überquerten die ja einige km zusammenkommen. Im großen Lornsenstraße, passierten den kleinen Sport- Bogen ging es um den See herum, über die platz Am Hollhorn Richtung Schenefeld. Altonaer Straße, durch ein kleines Wohnge- Wir umrundeten das Rückhaltebecken in biet, über die Autobahnbrücke (A 23), den Friedrichshulde (gerade trockengelegt, aber AKN-Schienen und der Holsteiner Chaussee interessant wild bewachsen) an der Stadtau- immer in Richtung Niendorfer Gehege. Nach tobahn, fuhren über die Autobahnbrücke einer kurzen Verschnaufpause auf einem Richtung Klövensteen und freuten uns auf Parkplatz fuhren wir gleich weiter durch das Kaffee und Kuchen. Trotz Anmeldung hatte Gehege, am Spielplatz und an der Hunde- das Bauerncafé am Seggerweg Herbstferi- wiese vorbei über die Kollaustraße rüber, ein en. Das Dorfcafé in der Nähe war sehr gut Stück am Flugplatzrollfeld entlang über den besucht und die wenigen freien Plätze waren Garstedter Weg zum Tibarg. uns nicht geheuer. So haben wir die Bäckerei Das hatten wir gut geschafft. In der Bäckerei Drave an der Hauptstraße aufgesucht und Junge bekamen wir gleich einen freien Tisch sind wirklich gut mit Kaffee und Kuchen und für uns, guten Kaffee und leckeren Kuchen. viel Platz um uns herum bedient worden. Der Es war schon ein bisschen feucht gewesen, Rückweg sollte etwas länger werden, da wir aber wir drei waren der Meinung, bei der Re- gut gestärkt waren. Wir durchfuhren wieder genmenge kann man noch gut fahren. Nach kleine Straßen in Schenefeld, streiften das unserem gemütlichen Kaffeetrinken stellten Gewerbegebiet Osterbrooksweg und umrun- wir ziemlich schnell fest, dass der Regen er- deten den wirklich schön gelegenen Hel- heblich stärker geworden und der Rückweg muth-Schack-See am Bornpark. Das ganze noch vor uns war. Areal ist Freizeitgelände mit Spielplatz, gro- Na gut, wir fuhren den Tibarg hoch, über- ßen Wiesen und schönen Spazierwegen. Dör- querten die Friedrich-Ebert-Straße, dann an te kannte das alles nicht. Vom Schack-See aus der Kirche vorbei in das Gehege. Der Regen unterquerten wir die Altonaer Straße, fuhren wurde nicht weniger und die Blätter an den an der Düpenau entlang, immer möglichst Bäumen konnten uns nicht recht schützen. weit weg von großen Straßen, und näherten uns wieder Krupunder. Von da an ging unser Hinter der Vogt-Kölln-Straße verabschiedete Weg durch den Krupunder Grund, über den sich Dörte, weil sie in Richtung Stellingen Spielplatz am Halstenbeker Weg und über wohnt und Hertha und ich in die Loh- die Lohkampstraße Richtung Elbgaustraße. kampsiedlung wollten. Den letzten Abschnitt An der Feuerwache verabschiedeten wir uns, sind wir richtig flott gefahren. weil Dörte nicht mehr zum Treffpunkt zu- Wir hatten 23 nette, sehr nasse, aber trotz- rückbrauchte. Wir waren eine schöne Strecke dem gut gelaunte Kilometer gemeistert. von 26 km zusammengefahren. Sigrid Irriger 18 neunzehnnulleins 2021/01
Ausflug am Sonntagnachmittag Herbst in der schnitt dabei am besten ab. Des Weiteren Eidelstedter Feldmark zeigte Jutta uns Bilder von heimischen Vö- geln, die eher selten zu sehen sind, z. B. dem Das war mal schön. An einem Sonntagnach- prächtigen Eisvogel, und erzählte uns etwas mittag mit bedecktem, regenverhangenem über deren Lebensweise. Wir hörten das Himmel trafen wir uns vor der Elisabeth- Schimpfen eines Zaunkönigs und schulten kirche. Uns neun vermummten Gestalten unser Gehör weiter am Rückhaltebecken. und einem unvermummten Kind wurde Ausblenden mussten wir den dumpfen Klang anschaulich von Jutta Tschierke illustriert, der Autobahn, aber dann konnte man was Knicks sind. Auf einem kleinen Stück Pappe zeigte die Natur- und Umweltpädago- gin und NABU-Naturführerin mithilfe von Sand, Moos und Gras, wie landwirtschaftli- che Nutzflächen den fruchtbaren Boden vor Austrocknung und Erosion durch den Anbau von Hecken schützen und Grenzen zu den Nachbarn setzen. Vieles wusste ich schon, aber dass man früher Büsche, wie z. B. Weiß- dorn und Schlehen verwendete, weil sie mit ihren Früchten den Menschen zusätzlichen Nutzen brachten, war mir nicht bewusst. Heute sind Kenntnisse über die Verwendung dieser Pflanzen in Vergessenheit geraten, aber die Tiere profitieren davon. Sie finden Schutz und Nahrung in den Knicks. Weiter ging es in Richtung Haus Kojen und dann auf einem Trampelpfad in die Feldmark. Jeder bekam ein „Eidelstedter-Feldmark-Fernrohr“. Unser Entdeckerinstinkt war geweckt und wir Mit gebastelten „Fernrohren“ der Natur auf der Spur verteilten uns im hohen Gras. Mit oder ohne tatsächlich das Rauschen der Bäume und das Sitzunterlage beobachteten wir, was zu dieser Zirpen und Zwitschern von Vögeln hören. Jahreszeit dort noch kreucht und fleucht. Auf Auf dem Rückweg, den wir etwas verkürzten, einem Weg entlang der Mühlenau ging es weil es ordentlich angefangen hatte zu reg- weiter. Rechter Hand, auf der schönen weiten nen, hörten wir noch eine kleine Geschichte. Feldmark, sahen wir einen Bussard auf einem Dann war der erfüllte zweistündige Spazier- Zaunpfahl sitzen und zwei Turmfalken, die gang zu Ende und wir nahmen viele neue auf Futtersuche über der Wiese kreisten und und schöne Eindrücke aus Eidelstedt mit typisch für ihre Art in der Luft rüttelten. nach Hause. Die Eidelstedter Feldmark ist Wir schulten unser Gedächtnis, indem wir wirklich ein Ort, an dem man viel entdecken uns zehn verschiedene aufgereihte Stängel kann. Er bietet Natur pur vor unserer Haus- von Gewächsen einprägten. In der näheren tür. Ein echter Schatz in der Großstadt, den Umgebung suchten wir danach und legten sie wir uns unbedingt bewahren sollten. in der fast ganz richtigen Reihenfolge wieder hin. Das jüngste Mitglied in unserer Runde Ursula Striepe neunzehnnulleins 2021/01 19
Ein Erlebnis während der „ersten Pandemie-Welle“ Die Reizhustenattacke an der Ladenkasse Zu jeder guten Pandemie gehört auch ein an der Kasse wies mich streng auf meine bisschen Hysterie, zumindest mehr als üb- staatlich verordnete Maskenpflicht hin. lich. Das musste ich während der „ersten Co- Verzweifelt versuchte ich den Hustenanfall zu vid-19-Welle“ erfahren. Ausgerüstet mit einer unterdrücken und mir wieder die Serviette handelsüblichen, Gesichtsmaske („Bedecken vor die Naaase zu halten („Denken Sie auch Sie immer auch Ihre Naaase!“, so die sich an Ihre Naaase!“, ja, mach ich doch!). ständig wiederholenden Gehirnwäsche-An- Aus Verzweiflung oder Ratlosigkeit über sagen auf den Bahnhöfen) steuerte ich eine die absurde Situation hob ich spontan zu Supermarktkette an, um dort noch etwas einer kurzen Ansprache an: „Ja, das Ende ist Öl und andere Kleinigkeiten zu kaufen für nahe, und es rückt immer näher!“ Und fügte das Abendessen. Doch, oh Schreck, als ich blasphemisch hinzu: „Das steht schon in der meine Maske am Eingang des Supermarkts Bibel!“ Das reichte offenbar. Um mich herum aufsetzen wollte, war diese verschwunden. verfiel alles in Schweigen. Das war wohl zu Der Wind hatte sie vermutlich aus dem viel des Guten. „Oh, Gott, ein Prediger, ein Einkaufskorb meines Fahrrads geweht. Jetzt Wahnsinniger, gleich holt er das flammende war guter Rat teuer. Doch ich hatte noch eine Schwert raus“, mochte mancher oder manche unbenutzte Serviette in der Hosentasche, die denken. Ich bezahlte schnell und machte hielt ich mir beim Einkauf vor die Naaase. mich auf und davon, verließ den Ort des Ich verzichtete auf einen Einkaufswagen und Schreckens. einen Korb, denn ich hatte ja nur eine Hand Die Lehre: Seitdem trage ich immer mehrere frei – ein Fehler wie sich bald herausstellen Gesichtsmasken mit mir herum – und Hus- sollte. tenbonbons sowie etwas Saftschorle, das hilft Denn plötzlich überkam mich einer meiner gegen den chronischen Reizhusten. Ach ja, Hustenattacken, die ich häufig bekomme, ab und zu schmökere ich auch etwas in der wenn ich keine Hustenbonbons dabei habe Bibel, Neues Testament, kann man immer oder etwas Saftschorle zum Anfeuchten des mal brauchen. Nicht nur im Supermarkt. trockenen Halses. Auch ein Fehler. Um an Reinhard Schwarz der Kasse zu bezahlen, musste ich meinen Mundschutz kurzzeitig ablegen, denn dazu brauchte ich die rechte Hand, um das Geld herauszufummeln. In dem Moment hatte ich erneut einen fiesen Hustenanfall, der sich bereits durch Kratzen im Hals (bekanntlich erstes Anzeichen der todbringenden Corona- Pandemie) ankündigte. Der Kunde vor mir, der bereits gezahlt hatte und seine Einkaufswaren einpackte, bekam einen mittleren Kreischanfall und verlangte pixabay von mir, ich möge zwei Meter von ihm Abstand halten, obwohl zwischen mir und ihm mindestens dreieinhalb Meter Ab- stand waren. Auch die Verkäuferin 20
Wi snakk platt Vun und um uns Möhl Dat Wohrteken vun „Eilstede“ Ik bünn vun Kind op an ok stolz dorop Manch een is sachtens schon mal wies warrn, west, dat in mien Geburtsort so‘ne scheune dat een vun uns Eidelstedter Afthekers een Möhl steiht. As ik to‘n Geburtstag een Knips- lütt Möhlnafteken in de Naam vun sien Laden kassen kreg, mook ik mien ersten Biller an‘n hett. Worüm dat? Möhlndiek. Dat erste mol mutt mien Suester De Möhl harr al jümmers een besünnere Be- sick ünner de Möhl stelln. Dommols harr düden för dat Leven in uns Stadtdeel. Dorüm de Möhl noch ehr schönen ole Flögel und ik hett de Lehrer und Gemeindevörsteher Hinsch fünn, dat mien Suester sick ünner de Möhl de olle Möhl in de Eidelstedter Chronik ok all ganz besönners good utnehm. Jo, dat is nu all de annern Biller vöran als Wohrteken vun ne Reg vun Johrn her, de Möhl hett ehr Flögel Eidelstedt affbild. Un ok in uns Wappen is de verloorn und blot in mien Erinnerung und Möhl to seh´n. in mien Album is se noch mit ehr schönen To’n eersten mal nöömt wöör die Möhl 1350 in Flögel to sehn. dat Archiv vun dat Hamburger Domkapitel. Ik meen to erinnern, dat dat so an een Domaals weer se in‘ Besitt vun de froeheren Sünndag so um de Middagstiet wer. Ik seet Landsherren, de Grafen vun Holstein un Stor- jüst in de Stuuv. dor hör ik op eenmal so‘n marn. Nah 1700 wurr de Möhl in Erbpacht düchtigen Knall. As ik op de Straat leep, ver- vergeven. De Möhl weer nu en Zwirnmöhl tell man mi, dat de Möhlnflögel affbrooken (Zwangsmühle). Dat bedüde för de Lüüd, dat wärn. Dat har ober wirklich nich lang duert hier neven de Buern ut Eidelstedt ok de mit de neen schönen stromlinienförmigen Dörpslüüd vun de annern Dörper as Flögei‘ De seeten doch noch gor nich lang. Stellingen, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen jümmer Korn in Eidelstedt mahlen loten Ik harr dormols tokeken as se de neen an- mööt. 1820 wurr de Möhl avreten un nee moken deen. As ik nu na eenige Johrn mol bööt. Aver al 1825 is de nee Möhl dörch en vun Pinnbarg käm, seet dor son‘n fein öllern Blitzslag afbrennt. 1826 keem dann wedder Herrn int Affdeel in eene greune Försteruni- en nee Möhl. Aver ok düsse harr bannig veel form und do hör ik man wie he to een Doom Malöör. 1936 brök bi vulln Bedriev en Flögel sägt: ,,För disse Möhl heff ik vör eenige Johr un zerdepper dat Flögelwark. 1940 fallt de mol dat Holt för de Flögel levert.“ Jo, denk ik Flögel to’n tweeten Maal rünner. Vundaag so bi mi, segg dat man nich so luut, ik heff se gifft dat de Möhl nich mehr. 1960 wöör de nämlich gor nich veel später wedder rünner- Möhlbedriev instellt. Aver een lütt Deel vun knalln hörn. Ober dat weer jo ok meuchlig, de olle Möhlnstraat un de Noom vun de letzt dach ik so bi mi, dat de Möhl nix mit son Möller Lampé sünd ok hüüd noch an de oolt niemodschen Krom to doon hebbn wull. Dat Stääd to finnen; Lampéstraat un de lütte Deel günn ehr wohl to gau mit de Ümdreiung und Kattenkoepp in den smucken Park an de Eck denn knall se dool. Aver dat weer nur mien Reichsbahnstraat. Meen domaals. Und wenn ik nu an düsse Un nu noch een poor lütte Uttöög ut de Erin- Tied denk und dorvun vertelln will, denn ist nerungen vun uns Liddmaat Gerda Gedun ut mi dat meis so, as seet ik vör de Kinner und 1958 as de Möhl noch bedreeven wöör un ok vertell jürn een Märchen: Dat wär een mol … noch ehr Flögel harr. Klaus-Peter Schulze Quelle: Eidelstedter Heimatmuseum, Die Geschichte der Eidelstedter Mühle 21
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