Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
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Clubhauszeitung Ausgabe 2/2020 Zeitung der Tageszentren Clubhaus, pro sport und Kunst und Kultur Bild: Hans Dieter Aigner Corona - ein Virus verändert unsere Welt Meine Corona „Chroniken“ .............................................................................. 4 Niemand hat das Recht… ............................................................................. 14 Besuch aus der Politik .................................................................................... 32
Wer wir sind 2 Wer wir sind Kunst und Kultur, pro sport und das Clubhaus pro people sind Standorte von pro mente OÖ, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten auf unterschiedlichste Weise Angebote für Menschen mit psychosozialen Hintergründen machen. Seit Sommer 2015 sind die drei Standorte unter dem Namen „Freizeit und Kommunikation Zentralraum Linz“ unter einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Es gibt ein gemeinsames Programm der Aktivitäten, das unter folgender Internetadresse abrufbar ist: www.freizeitundkommunikation.at Diese Zeitung wird im Rahmen des arbeitsorientierten Tages im Clubhaus pro people erstellt und wird gedruckt von: FA Verbund Linz Stadt Kontrast – Büroservice Südtirolerstraße 31, 4020 Linz Impressum Clubhaus pro people; pro mente OÖ., Scharitzerstrasse 6-8, 4020 Linz Tel.: 0732 / 66 82 20 Fax.: 0732 / 66 82 20-6 clubhaus.propeople@promenteooe.at www.clubhaus-propeople.at ZVR-Zahl: 811735276 Für den Inhalt verantwortlich: Naima Hattmannsdorfer Auflage: 400 Stück Liebe LeserInnen, unsere Zeitung kommt 3 bis 4 Mal im Jahr heraus. Wir freuen uns über Rückmeldungen, was Ihnen gefällt oder was wir ändern können. Über Ihre Unterstützung in Form einer kleinen Spende freuen wir uns auch sehr! Spendenkonto: Allg. Sparkasse OÖ, IBAN: AT642032000000205741 BIC: ASPKAT2LXXX Wer die Zeitung nicht mehr erhalten möchte, wird ersucht, das bekannt zu geben. Danke!
3 Wer wir sind Clubhaus„pro people“ Das Clubhaus „pro people“ in Linz bietet Menschen mit psychosozialen Problemen die Möglichkeit, durch die Mitbeteiligung am Clubhaus ihre Fähigkeiten und Talente einzubringen, unterschiedliche Aufgaben zu erledigen und sinnstiftende Beziehungen zu erfahren. Vom Kochen des Mittagessens bis hin zum Veröffentlichen eines Magazins reichen die vielfältigen Aufgaben, bei denen Beteiligung möglich ist. Das Clubhaus „pro people“ unterstützt Menschen mit psychischen Problemen, die ihre psychosoziale Gesundheit verbessern, mit Menschen in Kontakt kommen und sich beteiligen möchten. Öffnungszeiten Clubhaus: Montag - Donnerstag: 8.00 - 15.00 Freitag: 8.00 - 14.00 Sonn- und Feiertage: Öffnungszeiten bitte dem Monatsprogramm entnehmen pro sport, Clubhaus „pro people“ Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz pro sport 0732 / 668 220 www.prosport-linz.at, Pro Sport hilft Menschen, ihre psychische und körperliche Gesundheit zu www.clubhaus-propeople.at verbessern. Wandern, Gymnastik, Schwimmen, sowie Fußball, clubhaus.propeople@promenteooe.at Tischtennis, Kegeln u. a. Gemeinsam aktiv die Freizeit gestalten. Freude an Bewegung in kleinen oder größeren Gruppen. Begleitet werden die Angebote von psychosozialem Fachpersonal. Bürozeiten pro sport: Mo - Do: 8.00 - 15.00 Fr: 8.00 - 14.00 Weitere Veranstaltungen außerhalb der Bürozeiten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen. Kunst und Kultur Kunst und Kultur „KuK“ Kunst und Kultur bietet Unterstützung und Hilfe für die Gestaltung des Lonstorferplatz 1, 4020 Linz Alltags für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder in Zeiten 0664 / 84 94 0 47 von Krisen und Erkrankungen. Das Angebot umfasst die Kreativbereiche: www.kuk-linz.at Malen, Keramik, Schauspiel, Tanz, Literatur, Video und Fotografie. Kuk-linz@servus.at Öffnungszeiten KuK: Atelier: Montag - Freitag 10.00 - 16.00 KuK Führungen: Dienstag 13.00 - 14.00 Längere Öffnungszeiten bei weiteren Angeboten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen.
Allgemeines 4 Vorwort Hallo liebe LeserInnen, nehmerInnen im KuK gelernt, dass die Reaktionen da- In diesem Jahr wird es nur drei Ausgaben unserer rauf ganz unterschiedlich waren. Nicht alle hatten un- Clubhauszeitung geben. Coronabedingt waren Club- ter den Folgen zu leiden, manche konnten der Situati- haus und KuK für einige Wochen geschlossen. Wir Mit- on auch einiges Positives abgewinnen. glieder hatten zwar die Möglichkeit, telefonisch mit Nicht wenige aber hatten tatsächlich sehr zu kämp- unseren MitarbeiterInnen Kontakt zu halten, die Re- fen, da zähl ich mich selbst auch dazu. daktionsarbeit war aber dadurch lange Zeit ganz un- Auch im Bericht über den Besuch von den beiden terbrochen. Politikerinnen Ulrike Allerdings haben Schwarz und Claudia einige von uns auch un- Hauschildt- Buschberger terdessen fleißig weiter- im Clubhaus ist Corona geschrieben, was es uns ein Thema. möglich macht, jetzt Aber die Welt besteht wieder eine Zeitung hin- nicht nur aus Corona, auszuschicken. auch wenn es in den Die Bilder für diese letzten Monaten manch- Ausgabe stammen bis mal den Anschein hatte. auf wenige Ausnahmen Monika gibt in einem von Hans Dieter Aigner. starken Artikel an ande- Auch der „Käfer- re weiter, was sie aus überfall“ hier stammt ihren Erfahrungen mit aus seiner Feder. Gewalt und Fremdbe- Wir Menschen wur- stimmung gelernt hat. den jüngst auch von Auch Mary berichtet etwas überfallen. Zu- über ähnliche Dinge und mindest aber kann man wie sie damit umgeht. sagen, dass sich ein Vi- Sie beschließt ihren Be- rus ziemlich überfallsar- richt mit einem sehr zu- tig über die ganze Welt versichtlichen Gedicht. ausgebreitet hat. Die Christian berichtet über Wissenschaft hat ihm den Philosophischen einen sehr hübschen Abend, ein Angebot, das Namen gegeben: das „Coronavirus“ hat alle bisherigen als eines der ersten nach der Krise wieder auf der KuK- Bedeutungen des Wortes Corona (Lichtkranz, Heiligen- Bühne mit entsprechendem Abstand zwischen den schein, Sonnenatmosphäre) in den Schatten gestellt Anwesenden gestartet wurde. und in kürzester Zeit unser aller Leben nachhaltig ver- Unsere Schmunzelecke am Schluss verdanken wir ändert. schon zum wiederholten Mal vor allem Monika, die Es war daher naheliegend, diese Veränderungen nicht nur einen Cartoon beisteuert, sondern auch Wit- auch zum Thema dieser Zeitung zu machen. ze über den Urlaub ausgesucht hat, der heuer in der Viktoria, Monika, Christian und Wolfgang berichten gewohnten Form oft ausgeblieben ist. Und ich durfte über ihre persönlichen Erfahrungen oder setzen sich für die letzte Seite noch ein paar Gedichte von Hans auf andere Weise mit dem Thema auseinander. Dieter Aigner aussuchen. Freilich ist das nur ein kleines Spektrum der Erfah- Viel Freude beim Lesen! rungen in der Krise, ich habe beim Erfahrungsaus- Herfried und das Redaktionsteam tausch mit anderen Mitgliedern im Clubhaus und Teil-
5 Allgemeines Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Meine „Corona Chroniken“ .................................................................... 6 Ich und Corona ....................................................................................... 8 Was nun?.............................................................................................. 10 Nur mit der Ruhe.................................................................................. 11 Geschichte des Coronavirus ................................................................. 12 Coronagedicht ...................................................................................... 13 Clubhaus intern Niemand hat das Recht ........................................................................ 14 Mary spricht ......................................................................................... 16 Auf der Suche ....................................................................................... 18 Zehn Schritte zur psychischen Gesundheit .......................................... 19 Der Start ............................................................................................... 20 Angst ist kein guter Ratgeber............................................................... 22 Lebensgeschichte Wolfgang ................................................................ 24 Philosophischer Abend ........................................................................ 25 Kleine Kur in Bad Schallerbach............................................................. 26 Bewusstheit.......................................................................................... 28 Liebe in Wort und Tat .......................................................................... 29 Paddeln auf der Moldau ...................................................................... 30 Jakobsweg 20. Etappe .......................................................................... 31 Abschied von Reinhard ........................................................................ 31 Besuch aus der Politik .......................................................................... 32 Schmunzelecke Urlaubswitze......................................................................................... 34 Sinnmöglich .......................................................................................... 35
Schwerpunktthema 6 Meine „Corona Chroniken" Auszüge aus dem Corona-Tagebuch ab März 2020 Montag, 16. März 2020 Mittwoch, 18. März 2020 Was werden die Leute wohl alles tun zu Hause? Corona Tagebuch Tag drei. Ein strahlend schöner Wird die häusliche Gewalt wieder zunehmen? Wie Tag. Die Bäume beginnen schon auszutreiben. Erste lange hält man es aus zu Hause? Ab wann gilt auch in Kirschblüten treten auf. Spaziergang im Wasserwald. Oberösterreich die totale Ausgangssperre? — Weil An einem kleinen Hain wachsen schon Veilchen, die momentan darf man noch zum Spazierengehen raus. süß duften. Natürlich sind auch die unverwüstlichen Es ist das allerschönste Vorfrühlingswetter. So als Gänseblümchen schon da. ob die Natur sagen würde „Ellabetsch, mir geht es gut, Leute die einen Balkon oder gar einen Garten ha- euch Menschen nicht, aber es ist euch eh wurscht wie ben, sind eindeutig im Vorteil. Wie die Nachbarn im 3. es mir geht, also ist es mir auch wurscht wie es euch Stock. Sie haben gestern und heute draußen auf ihrer jetzt geht.“ Eigentlich wird Corona fast jeden erwischen. 70 % meinte der deutsche Ge- sundheitsminister. Das wird bei uns nicht viel anders werden. Ich sorge mich um unsere alten Verwandten. Es gilt jetzt auszuharren, kreativ zu werden (zu Hau- se). Wie viel Einsamkeit wird dadurch entstehen, dass wir uns nicht mehr mit sozi- alen Kontakten über die Runden helfen können? Wie viel Langeweile und wie viel Konfliktpotential durch die aufeinander ho- ckenden Familienmitglieder werden aufkommen? Fra- gen über Fragen. Ich mag gar nicht zu Hause rumhocken. Ich will zum Billa gehen, Zitronen kaufen. Ein bisschen unter die Leute. In den Medien hat es geheißen, man solle nicht so oft einkaufen ge- hen. Und man solle keine Hamstereinkäufe machen. Ja, was bitte sehr, sollen wir jetzt oder nicht?
7 Schwerpunktthema riesengroßen Terrasse gegrillt. Liegen im Liegebett in zutauchen. Wenn das Corona-Virus doch schon endlich der Sonne... Hoffentlich wird es nach 14 Tagen neue vorüber wäre. Wenn ich doch frei wäre. Aber nicht Regelungen geben. Das hält ja keiner aus, so lange für ohne Schuld. Aber auch nicht frei, oder doch? sich zu sein. Ohne soziale Kontakte gehen wir Men- Mittwoch, 1. April 2020 schen ein. Aber es ist so und es ist nicht zu ändern. Bin Tag 17 der Coronakrise. Und wir werden noch min- ja nur neugierig, wie sich die Zahlen der Krankheitsfälle destens einen Monat so eingeschränkt leben müssen. verhalten werden. Wahrscheinlich sogar noch länger. Es ist jetzt die Mitte Donnerstag, 19. März 2020 der 3. Woche. Zwei hätten es werden sollen. Aber das Vierter Tag des Coronatagebuchs. Eine irreale, eine Virus ist schneller als wir es sind. Es wird uns alle ein- surreale Situation, weltweit, die Angst vor dem tödli- holen. Hoffentlich überleben wir es auch. chen Coronavirus. Vermeidung von Sozialkontakten, zu Donnerstag, 2. April 2020 Hause einsperren. Bis zur Ausgangssperre, bis zur Die Helden des Alltags. Quaräntäne und dann noch bis zum Tod durch Lungen- entzündung. Freitag, 3. April 2020 Das alles suggeriert mir eine ausgewachsene Angst- Ist es erst Tag 18 der Coronakrise und der Aus- störung. Oder mehr. Dabei sollte es ja für Menschen gangsbeschränkungen? mit Selbsterfahrung in schizoaffektiven Störungen ein Montag, 20. April 2020 leichtes sein, sich im Surrealen wieder zu finden. Was Tag 34 der Corona-Ausgangsbeschränkungen in aber nicht gleichbedeutend ist, mit dieser Situation Österreich. Schönwetter, aber windig und frisch. Da auch fertig zu werden. Sie zu verarbeiten, zu kompen- gibt es auch Leute, die die Abstände nicht einhalten sieren, zu sublimieren. Das ist jetzt gefragt. Ich habe wollen. Mundschutz finde ich, ist ein Alibi, das nicht auf facebook ein Veilchenfoto gepostet. Und jetzt halten wird, was sich alle davon versprechen. Wir wer- fürchte ich, dass die anderen mich schimpfen, weil ich den wieder vermehrt Corona-Infektionen haben. offensichtlich draußen (bei den Veilchen) war. Das Schlimmste an allem ist, dass wahrscheinlich Samstag, 21. März 2020 eine überstandene vor allem milde Infektion, nicht vor Heute ist es regnerisch und kühler als gestern. Ich Wieder-Neuansteckung schützen soll. Siehe in Ländern habe wieder angefangen, Tarotkarten abzumalen. wie Südkorea. Was fressen die auch Fledermäuse in „Der Magier“ gestern und heute ist ganz gut gelungen. Asien (und in Afrika auch). Und außerdem haben Pati- Bei der Karte “Kraft“ ist mir der Hintergrund zu bunt enten mit mildem Verlauf schwere Lungenschäden geworden. Kreative Pause ist angesagt, um den Scha- entwickelt, und keiner weiß, wie das geschehen konn- den zu minimieren. te. Montag, 23. März 2020 Donnerstag, 30. April 2020 Tag acht des Corona Tagebuchs. Wieder einmal ein Tag 44 der Ausgangsbeschränkungen wegen Montag. Langsam gewöhnt man sich an den neuen Corona - der letzte. Ab morgen darf man dann Leute Alltag. treffen, mit einem Meter(!) Abstand. Also keine Bussis Sonntag, 29. März 2020 oder Umarmungen. Tag 14 der Corona Krise mit ihren Beschränkungen Wenn ich ehrlich bin, so bin ich irgendwie in einem (= Sozialkontakte meiden, mindestens einen Meter Trotzmodus, Protestmodus. Ich will mich am liebsten Abstand zu anderen Menschen, nur kurze Spaziergän- total verkriechen. Mit den Lockerungen der Ausgangs- ge, keine Treffen, keine Besuche, nix...) beschränkungen wird es nicht mehr so leicht sein, mich zu verstecken vor der Welt. Aber auch an das, Gestern, nach dem Eurospar-Einkauf, habe ich alle mitsamt Mundschutz und Abstandswahrung, werde möglichen Süßigkeiten verdrückt, und bin (nach dem ich mich gewöhnen. Anpassung ist wieder angesagt Mittagessen — gebratene Putenrostbratwürstel) wie und das Leben ist ja ein Abenteuer. ein gestrandeter Wal auf der Couch gelegen, und habe mir mindestens drei Folgen von „Amore unter Palmen“ angeschaut. Hat gut getan, mal komplett auf den Corona-Schas vergessen zu können. Mal komplett ab- Viktoria A.
Schwerpunktthema 8 Ich und Corona Ich weiß nicht, wie es euch so ergangen ist, aber ich Und plötzlich war die Ausgangssperre da und ich hatte das Gefühl, dass die Coronakrise so plötzlich ge- wurde vom Rest der Welt komplett abgeschnitten. kommen ist. Obwohl die Zeitungen schon länger dar- Corona war allgegenwärtig und das war meine über geschrieben haben, ist das trotzdem irgendwie Rettung. an mir vorbei gegangen und ich habe mich damit nicht Ich hatte Glück im Unglück: mein Tiefkühler und die so ernsthaft beschäftigt. Küchenschränke waren mit Lebensmitteln voll und ich Ich habe in dieser Zeit ganz andere Probleme als hatte auch reichlich Klopapier zuhause. die blöde Corona-Pandemie gehabt. Es wurde richtig still in meinem Alltag. Ich hatte In dieser Zeit ist mir mein Rehageld gestrichen wor- keine Termine, keine Behörden, keiner hat ge- den und ich bin als angeblich wieder „arbeitsfähig und nervt. Das Wetter war traumhaft schön, mit gesund“ von der Gesundheitskasse OÖ zum AMS wei- sehr viel Sonnenschein. Ich habe ganze ter gereicht worden. Diese Tatsache hat meinen psy- Tage auf meiner Terrasse und im chischen und körperlichen Zustand so verschlechtert, Garten verbracht. Ich habe dass ich zum wiederholten Mal akut in der Psychiatrie wieder gestrickt und stationär aufgenommen wurde. Ich fühlte mich wie gehäkelt, war viel eine Schachfigur, die von unerfahrenen Spielern auf mit meiner dem Schachbrett verschoben wird, ohne Verstand und kleinen ohne die Spielregeln zu kennen. Nach dem psychiatrischen Aufenthalt habe ich mich zitternd und weinend beim AMS als „angeblich arbeitsfähig“ gemeldet, mit Me- dikamenten vollgepumpt und voller finanzi- eller Sorgen. Nach dem nervenaufreibenden Anträge stellen und den unzähligen Kopien, die dann von den Behörden weggeschmissen wer- den (obwohl mich das eine Menge Geld gekostet hat, was ich nicht habe), bin ich dann nach 30 Jahren Vollzeitarbeit mit „reichlich“ 750 Euro im Monat da gestanden. Ich habe so geheult, dass ich auf dem Sozi- alamt einen weiteren Nervenzusammenbruch erlitten habe. Das ist eh egal, Hauptsache, dass ich laut den Hün- „Experten“ von der Gesundheitskasse „arbeitsfähig din bin“. Einen Lichtblick hatte ich auch: eine Mitarbeite- spazie- rin vom Amt hat Mitleid mit mir gehabt und hat mir ren, die es aus der eigenen Geldbörse 10,- Euro in die Hand ge- sehr genos- drückt, damit ich wenigstens ein wenig Geld hatte. sen hat, das Diese menschliche Geste hat mich wieder zum Heulen Frauli 24 Stun- gebracht. den täglich um sich Die Ämter und Anträge waren erledigt und ich zu haben. Ich habe ihr ein auch. Ich war fix und fertig, psychisch, körperlich und paar Kunststücke bei- gebracht, wir fertig mit der ganzen Welt. In dieser Zeit habe ich zum haben viel gefaulenzt, gekuschelt, gespielt wiederholten Mal ernsthaft darüber nachgedacht, und den zwitschernden Vögeln zugehört. meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich konnte und Ich habe auch viel gelesen und Hörbücher gehört. wollte auch nicht mehr. Auch mein kleines Häuschen wurde auf Vordermann
9 Schwerpunktthema gebracht, alles war vor Sauberkeit blitz und blank ge- kaputt. Auch wenn mein Leben relativ aussichtslos wesen. und sehr bescheiden ist, etwas habe ich gelernt: wenn Als ich gelesen habe, dass wir durch die Corona- ich eine Veränderung haben will, muss ich den ersten Pandemie fast eine Milli- on arbeitslose Men- Schritt machen und alles mögliches dafür tun, dass es schen haben, war ich froh und sehr auch in Erfüllung geht. Nur ich trage die Verantwor- dankbar dafür, dass ich wenigs- tung für mein Leben, sonst keiner. Und es nützt auch tens das AMS-Geld und nichts, sich selbst zu belügen und weiter alles schön zu Mindestsiche- reden. Und es bringt auch nichts, den Umständen, rung bekom- dem Schicksal, der Kindheit, den Eltern, oder anderen me. In die- Menschen die Schuld zu geben, dass es mir schlecht sen geht. Nur ich allein trage die Verantwortung, wie mein Corona Leben heute und morgen aussieht. Zei- Ich habe beschlossen, meinem Leben ab sofort ei- ten ne neue Richtung zu geben. Als erstes habe ich mich auf das Gute im Leben be- sonnen: die Sonne spüren, die Blumen riechen, im Gras liegen und die Wolken am Himmel beobachten. Ich habe mich nach und nach wieder ins Leben zurück gekämpft. Ich habe darauf geachtet, schön angezo- gen zu sein und mein Äußeres nett hergerichtet. Ich habe mich wieder regelmäßig gepflegt und auf meinen Körper geachtet. Ich habe mich in meinen Gedanken respektvoll behandelt. Ich habe mich auf meine Stärken und alles, was ich habe, konzentriert. Meine Schwächen und das, was ich nicht habe, wurde zur Seite geschoben. Ich putze regel- mäßig meine Wohnung, ich lasse viel frische Luft und Sonne hinein. Es ist unglaublich und wie ein Wunder : Obwohl ich war weiterhin nach Abzug aller Fixkosten nur knapp 60 das sogar Euro für meinen Lebensunterhalt im Monat übrig ha- sicherer, als um be, finde ich mein Leben nicht mehr so trostlos, wie einen Job zu zittern. früher. So gesehen hat sich mein Was ist da mit mir passiert? Ich habe meine negati- Alltag total entschleunigt und ve Gedankenmuster mit guten und friedlichen Gedan- mein psychischer und körperlicher Zu- ken überschüttet. Ich war fest entschlossen, mein Le- stand hat sich dadurch ein wenig verbessert ben wieder lebenswert zu machen, egal, wie lange das und ich habe sogar vier Kilo abgenommen. Meine dauert und was noch kommen mag. Nerven haben sich beruhigt. Ich habe darüber nachge- dacht, wann ich das letzte Mal so entspannt war. Ehr- Was soll ich sagen: Die Corona-Pandemie hat mir lich gesagt, ich konnte mich daran nicht mehr erin- einen netten Partner gebracht, mit dem ich bis heute nern. Auch egal, habe ich zu mir gesagt, der „Moment sehr glücklich bin. Nicht nur das, ich habe sogar einen ist das einzige, was zählt“... befristeten Minijob (pro Monat 15 Stunden) angenom- men, um zu probieren, wie es mir damit geht. Natür- Was am wichtigsten für mich war, ich hatte endlich lich habe ich weiterhin eine Menge psychischer und die Zeit und die Ruhe zu überlegen, wie es mit mir körperlicher Beschwerden. Und ja, ich habe auch wei- weiter gehen soll. Eines habe ich hundertprozentig terhin Rückfälle und extreme Migräneanfälle, die ich gewusst: wenn ich so weiter mache, gehe ich daran vorher nie hatte, sind neu dazu gekommen. Aber ich
Schwerpunktthema 10 stehe immer wieder auf und bin für alles, was ich am Meine Gedanken von heute sind meine Zukunft Tag gut über die Bühne gebracht habe, irrsinnig dank- von morgen. Im Endeffekt ist das so einfach und bar - und verdammt stolz auf mich! gleichzeitig so schwierig, es in die Realität umzusetzen: Ich erwarte keine Wunder, nicht von meiner Psy- Na ja, so lange es irgendwie geht, passt das schon.... che, nicht von meinem Körper und nicht von mir selbst. Und ich bin auch sehr froh darüber, dass der Nein! Es passte nicht!!! Mir persönlich wurde es zu Minijob nun endlich vorbei ist, da es trotz den weni- blöd und ich sagte zu mir: gen Stunden sich angefühlt hat, als hätte ich 80 Stun- „JETZT REICHTS ABER !!!! IRGENDWANN MUSS ES den gearbeitet. Ich bin wieder sehr erschöpft und aus- EINFACH ENDLICH GUT SEIN !!! gelaugt. So hat sich wieder bestätigt, dass ich weiter- hin arbeitsunfähig bin und die Gesundheitskasse OÖ im Unrecht ist. Rechtliche Schritte sind schon eingelei- Monika T. tet worden und ich gebe nicht klein bei. Was nun ? Wir sind keine Einzelgänger! sich ein Mensch orientieren kann. Weil sie ihm dieses Deshalb wirkt sich die Coronakrise auch so un- schlimme Gefühl nehmen, auf sich allein gestellt zu mittelbar auf unsere Psyche aus. Homeoffice, Isolation sein. und Ausgangssperren widersprechen unserem Wesen. Denn die größte Herausforderung der nächsten Obwohl es für mich mehr als beeindruckend ist, auf Wochen und Monate wird schlicht sein, mehr oder welche Art viele Menschen trotz Abstandsregeln und weniger isoliert in den eigenen vier Wänden zu ver- teils massiver Existenängste miteinander umgehen. harren. Dazu scheint es keine Alternative zu geben. Was dabei rasch sichtbar wird: Der Mensch ist ein so- Sie erkennen: Jede Vermeidung sozialer Kontakte ziales Wesen. Er braucht die anderen, um überhaupt ist eng mit einer steigenden Zahl psychischer Erkran- sein zu können. kungen verknüpft. Denn, alles das, was aktuell zwin- Umgekehrt fühlen sich Menschen die isoliert sind, gend notwendig erscheint, ist für die Seele eines Men- schnell abgeschnitten und einsam. Sie verfallen dann schen gar nicht gut. Selbst das Rausgehen empfindet in Ängstlichkeit und Depression. Obwohl sie instinktiv so mancher, als ob er sich einer feindseligen Welt aus- spüren, dass alle im selben Boot sitzen - und es deswe- setzen müsste. gen nichts bringt, sämtliche Gedanken und Ressour- Was ich aus diesen Gründen sagen will: Wenn äu- cen nur auf dieses eine Problem zu verschwenden. ßere Strukturen wegfallen, ist es unumgänglich not- Zudem wird vielen bewusst, dass sie Verantwor- wendig, neue Routinen aufzubauen. tung tragen - für ältere Mitbürger und Menschen mit Mein Fazit lautet daher: Ich glaube nicht, dass die Vorerkrankungen. Dabei erkennen manche langsam, Welt nach Corona eine bessere sein wird. Aber wir worauf es ihnen im Leben wirklich ankommt. Sie be- werden hoffentlich kompromissloser unterscheiden merken, unangenehm berührt: Wer nur meckert, aber können, was uns wichtig ist - und was nicht. keine konstruktiven Vorschläge parat hat, der kommt nicht groß weiter. Christian S. Plötzlich erscheinen Personen wichtig, an denen
11 Schwerpunktthema Nur mit der Ruhe Nach Wochen des coronabedingten Ausnahmezu- Busfahrten fast alleine empfand ich auch als sehr an- standes kehrt wieder der Alltag zurück. Nach und nach genehm“. werden diverse Maßnahmen gelockert. Von der Zu den bemerkenswertesten Statements zählten Schockstarre des Anfangs ist vielerorts nicht mehr viel außerdem: zu merken. „Vorweg, ich lebe in einem Dorf am Land. Im Gar- Diese Rückkehr wurde zwar von den meisten sehn- ten war es wunderbar still. Kein Verkehrslärm von der lichst erwartet, dennoch hatte die Zeit des Lockdowns nahen Autobahn. Herrlich! Man hörte die Insekten für viele Menschen auch positive Seiten. In einer groß- wieder. Die Vögel sangen um die Wette. Bäume und angelegten Umfrage wurde deshalb Bilanz gezogen. Pflanzen säuselten im Wind“. Wie sehr hat sich der Einzelne in den vergangenen „Mittlerweile hat die Blödheit im Straßenverkehr wie- Wochen verändert? Was hält er von dieser Zeit? Und der ein von mir als unerreichbar gehaltenes Niveau was sollte beibehalten werden? angenommen“. Eine Befragte antwortet beispielsweise: „Ja, so ein „In urbanen Siedlungsräumen sollte eigentlich immer kompletter Stillstand hat schon etwas. Aber die Nach- der Individualverkehr auf ein absolut unvermeidliches teile überwiegen trotzdem bei weitem“. Minimum reduziert werden“. Ein anderer meinte wiederum: „ Ich habe mich Abschließend noch ein Satz, der meine eigene Mei- durch das Ausgangsverbot und die Grenzschließungen nung auf den Punkt bringt: „Ich wäre dafür, jedes Jahr eingesperrt und in meiner Berufsausübung behindert so einen Lockdown zu veranstalten. Die Erholung täte gefühlt“. bestimmt unserer gesamten Umwelt gut“. Wieder eine andere sagte: „Der Mangel an Flugzeu- Christian S. gen am Himmel war fein. Und die Straßenbahn- und
Schwerpunktthema 12 Geschichte des Coronavirus Der Virus kam Ende 2019 aus China nach Europa. schweren Fällen, welche dann auf Intensivstationen Wahrscheinlich wurde er von Tieren auf den Men- behandelt wurden. schen übertragen (Fledermäuse, schlechte hygienische Ärzte und Krankenschwestern leisteten hervorra- Verhältnisse?) In Europa kam der Virus zuerst in gende Arbeit (Behandlungen mit Schutzanzügen und Norditalien an. Symptome waren und sind: trockener Masken). Husten, Fieber, Atmungsprobleme. Es gab in dieser schwierigen Zeit eine große Hilfsbe- In Österreich erreichte uns der Virus am 25. Febru- reitschaft und Anteilnahme (diese war stärker als bei ar 2020. Er verbreitete sich stark in den Fremdenver- der großen Flutkatastrophe 2010): Sportler halfen kehrsgebieten von Tirol. Dann wurde er unterschied- beim Roten Kreuz aus, Mitarbeiter von Großhandels- lich in den übrigen Bundesländern verbreitet. häusern halfen beim Nachschub von Lebensmitteln in Durch eine Regierungsverordnung kam es begin- Lebensmittelmärkten aus. Auch Einheiten des Bundes- nend mit dem 16. März zum sogenannten “Shut heeres wurden mobilisiert. Es gab private Essens- und down“. Es wurden alle Geschäfte, Großhandelshäuser, Lebensmittelzustellungen für Senioren durch Freiwilli- Gasthäuser, Hotels, Reisebüros, Kirchen, sämtliche ge. Schulen und Unis geschlossen, ausgenommen waren Es wurden regelmäßig statistisch Infektionen, In- nur Geschäfte für den lebensnotwendigen täglichen tensivstationen, Genesungen, und Tote registriert. Es Bedarf. Auch die Bewegungsfreiheit wurde sehr stark wurde damit eine Kurve ermittelt (zuerst gab es dabei eingeschränkt. (Erlaubt waren nur: Rezeptbesorgun- eine Steigung, einen Höhepunkt der Kurve und später gen, Lebensmitteleinkäufe, Arztbesuche.) fiel diese Kurve wieder ab). Daraufhin kam es zu fol- Es erfolgte wegen des Virus eine Reduzierung der genden Erleichterungen: Arbeitszeit bei: Vöestalpine, KTM, Bundesbahnen und Kleine Geschäfte bis 400 m2 und Baumärkte wur- vielen anderen Firmen. Es kam einvernehmlich zur den mit 18. April wieder geöffnet. Kurzarbeit (Stundenreduktion bei 80 bis 90 % Netto- Größere Geschäfte, Großhandelshäuser größer als entgelt). Es gab aber auch manche Kündigungen. 400 m2 wurden mit 2. Mai geöffnet. Durch den Virus kam es zu leichten Symptomen Gasthäuser wurden mit strengen Auflagen mit 15. aber auch schweren Fällen - letztere wurden in Kran- Mai geöffnet. kenhäusern behandelt. Es kam aber auch zu sehr Hotels wurden mit Ende Mai ge- öffnet. Die Einrichtung „Freizeit und Kom- munikation“ (Clubhaus pro peop- le, pro sport und Kunst & Kultur) hatte einen Notbetrieb. Die Mit- glieder und Teilnehmer hatten zwei Monate lang keine Möglich- keit, die Einrichtungen persönlich zu nützen. Es gab nur telefonische Kontaktpflege und Beratungen. Für viele von uns war die Situation eine Herausforderung und führte zu Depressionen und Schlafprob- lemen. Die Anordnungen der österreichi- schen Regierung während des Shutdown wurden von den Öster-
13 Schwerpunktthema reichern sehr diszipliniert eingehalten. Dies alles be- Die finanziellen Folgen der ergriffenen Maßnahmen währte sich sehr stark, sodass die Virusgefahr zwi- und die aufgenommenen Schulden werden sich sicher schenzeitlich auf ein Minimum sank. Österreich war vier Jahre lang auswirken. ein Vorbild für Deutschland. Es ist zu befürchten , dass sich der Virus im Herbst und im Winter wieder ver- Erstellt 1. Juli, Wolfgang CP stärkt ausbreiten wird. Coronagedicht Auch wenn die meisten es nicht glauben, das Wasser steht uns bis zum Hals. Verstohlen sie manch Gutes rauben - scheint ihnen momentan doch vieles besser als… Dabei wär’s - wie soll ich sagen, höchst an der Zeit, endlich mal was Neues zu wagen. Dazu scheinen allerdings immer mehr Leut‘ ganz und gar nicht bereit. Verharren in diesen herzlosen Tagen, verbreiten dabei Leid und Neid. Und dürfen zu all ihren stummen Klagen, auch noch dummes Zeug sagen. Unverbesserlich sie machen, wozu die Natur ganz sicherlich nicht ihren Zweck erfuhr. Es vergehen Mut und Lachen mir bei dieser seltsamen Tour. Doch das meiste dieser Sachen verfolgt hinterhältige Zwecke nur: Soll die Reichen reicher machen, meinen die Profitgierigen stur. Christian S.
Clubhaus Intern 14 Niemand hat das Recht... Über Aggression und Gewalt in der Familie Niemand hat das Recht, privat und in der Öffent- Niemand hat das Recht, meine Wahrnehmung lichkeit mich zu beleidigen, erniedrigen, mich bloß zu und meine Gefühle in Frage zu stellen. Ich bin nicht stellen, mich anzuschreien oder respektlos zu behan- verrückt, ich bilde mir das auch nicht ein und ich ma- deln. che aus einer Mücke auch keinen Elefanten. Niemand hat das Recht, mir zu sagen, dass ich Niemand hat das Recht, mein Leben zu kontrollie- meinen Mund halten soll, weil ich angeblich davon ren, mir meine Kleidung auszusuchen, was ich anzie- nichts verstehe. hen darf und was nicht. Niemand hat das Recht, mir zu befehlen, wohin ich gehe oder welchen Freundeskreis ich ha- ben darf. Niemand hat das Recht, mich nach eigenen persönlichen Vor- stellungen zu formen: „Ich bin von niemandem ein Besitz!“ Ich bin ein Mensch, der in Frieden, Freiheit und in Sicherheit leben darf, ohne sich dafür rechtferti- gen zu müssen. Niemand hat das Recht, mir mein Geld, Lohn oder Erbschaft wegzunehmen; zu bestimmen, was damit passiert, mich klein zu halten, oder finanziell zu rui- nieren. Niemand hat das Recht, Sa- chen oder Verhalten von mir zu verlangen, gegen meinen Wil- len. Niemand hat das Recht, wenn ich „NEIN“ sage, weiter zu ma- chen. Niemand hat das Recht, mich irgendwo festzuhalten oder ein- zusperren. Niemand hat das Recht, mich emotional oder anders zu er- pressen. Niemand hat das Recht, meine Erfolge und Dinge, die ich gut gemacht habe, in den Dreck zu
15 Clubhaus Intern ziehen, sie klein oder schlecht zu reden und an mei- Gewalt selbst nach meinen Vorstellungen gestalten nem Selbstwert zu zweifeln. kann. Niemand hat das Recht, mich von Menschen, die „Ich bin von niemandem ein Besitz“. Ich bin sehr es ehrlich und gut mit mir meinen, fernzuhalten und wohl fähig, meine eigenen Entscheidungen zu treffen mir den Umgang mit ihnen zu verbieten. und auch für mich und eventuell meine Kinder finanzi- Niemand hat das Recht, in meiner Gegenwart ell zu sorgen. Ich habe nicht nur Pflichten, sondern seine Aggressivität und Gewalt auszuleben, Gegen- auch eine Menge Rechte, die ich jederzeit in Anspruch stände kaputt zu schlagen, mit den Türen zu knallen nehmen kann. Ich bin auch stark und mutig genug, das oder mir zu drohen und mich körperlich zu bedrängen. für mich in Anspruch zu nehmen. Niemand hat das Recht, mir einzureden, dass ich Wenn ich eine Veränderung will, muss ich immer selbst Schuld daran bin, wenn ich geschlagen werde. bei mir selbst anfangen! Es liegt bei mir, den ersten Schritt zu machen in eine Zukunft ohne Gewalt. Niemand hat das Recht, mich anzulügen und mit falschen Versprechungen zu ködern. Die Lage ist nie aussichtslos, wenn man sich Hilfe sucht. Außerhalb von unseren vier Wänden gibt es Niemand hat das Recht, mir zu drohen und zu jede Menge Hilfe und unzählige Möglichkeiten, die verbieten mit anderen Menschen oder zuständigen uns zur Verfügung stehen. Behörden offen und ehrlich über meine Erfahrungen zu sprechen; wie es mir wirklich damit geht, was bei Wir allein tragen die Verantwortung für unser Le- mir los ist und wo ich Hilfe bekommen kann. ben, niemand sonst. Nur wir selbst können die Ent- scheidung treffen, ohne Gewalt zu leben und uns Hilfe holen. Meiner Meinung nach habe ich auf dieser Erde von Monika T. Geburt an ein Recht auf ein selbstbestimmtes, ge- waltfreies Leben, das ich in Freiheit, Frieden und ohne Wichtige Adressen: Gewaltschutzzentrum OÖ Frauenhaus Linz Stockhofstraße 40, 4020 Linz www.frauenhaus-linz.at Tel: 0732/607760 Email: office@frauenhaus-linz.at Email: ooe@gewaltschutzzentrum.at Notruf rund um die Uhr: 0732/606700 Weitere Frauenhäusern in OÖ: Kostenfreie Beratung und Begleitung für: Linz, Wels, Steyr, Vöcklabruck, Ried • häusliche Gewalt • Gewalt im sozialen Nahraum • Stalking/ Beharrliche Verfolgung • Prozessbegleitung Krisenhilfe OÖ • Beratung für Angehörige von Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz Gewaltopfern https://www.krisenhilfeooe.at/ Telefon rund um die Uhr: 0732/2177 Euronotruf: 112 Polizeinotruf: 133 Rettung: 144
Clubhaus Intern 16 Mary spricht Und es spricht eine Stimme, die von weither kommt. Ihr Klang weht übers Meer. Noch immer weint Rahel und immer noch sind die Tränen schwer. Du aber – nicht blicke mir stumpf und grau, die Hände im schlafenden Schoß. Steh auf und begreif: die Stunde schlägt und die Nacht der Welt ist groß. Ruf, Mädchen, begreif – und Frau, die du Vergangenes beschwörst. Geben Sie niemals auf, den Schritt ins Leben zu machen. Je mehr Sie Ihr Denken zum Besseren verändern, um so mehr wird sich auch Ihr Leben zum Besseren verwandeln. Sobald Sie in Ihrem Denken an- fangen, den guten Plan zu sehen, den Gott für Sie hat, werden Sie auch anfangen, sich darin wieder zu finden. Unser Handeln ist direktes Resultat unserer Gedanken. Denken wir negativ, so werden wir auch negativ leben. Wenn wir dagegen unser Denken erneuern, wie es Gottes Wort entspricht, wird sich in unseren Lebenserfahrungen erweisen, was Römer 12,2 zusagt, nämlich: Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist. In meinem Fall begannen (innen) meine Probleme vor langer Zeit in der Wiege (Kindheit). Als Kind hatte ich einen extrem dominanten Va- ter, der mir gegenüber häufig gewalttätig war, nur weil er schlechte Laune hatte. Eine falsche Bewegung von mir genügte, um mir den vä- terlichen Zorn, Wut und Hass zuzuziehen. Jahrelang musste ich hilflos darunter leiden, bis ich an der Schwelle zum Erwachsensein einen Zu- sammenbruch hatte, auch weil meine Mutter verstarb. Zusammen mit meiner Mutter wurde ich von meinem Vater miss- handelt. In jeder Hinsicht ging der Vater mit Frau und Tochter mies um. Mein Bruder hingegen konnte machen, was er wollte. Es war, als werde er bevorzugt, bloß weil er ein Junge war. Mary K.
17 Clubhaus Intern Gedicht von Mary …Ich wünsch dir zum Schluss… Dass die Welt dir offen, dass du glauben kannst und hoffen, dass du staunen kannst und fragen, Grund stets hast zum Danke sagen. Ich wünsch dir Freude am Leben. Weil viel zu kurz das Leben ist, kommt der zu kurz, der’s nicht genießt. Kurzweil das kurze Leben würzt, langes Gesicht es nur verkürzt. Ich wünsche dir, um was zu ändern, eine kräftige Hand, vor allem aber auch den Verstand, der dir sagt, wo das Ändern wirklich was bringt, und wo etwas durch Abwarten besser gelingt. Geborgenheit Ich wünsche dir jemand, der da ist, Wenn du Angst hast, komm zu mir. geht’s dir einmal nicht gut, Ich gebe dir die Kraft, die du brauchst! und der was er kann, für dich dann auch tut, Wenn du allein bist, komm zu mir. der Zeit für dich hat, Ich halte dich und gebe dir viel Zeit jederzeit, die Geborgenheit, die dich stützt! und der zu dir steht in Freud und im Leid. Wenn du traurig bist, komm zu mir. Ich reiche dir die Schulter, an der du dich ausweinen kannst! Sunshine Star Vertraue mir, denn ich bin bei dir... werde immer bei dir sein. Wir sind Freunde auf ewig und egal was geschieht, ich bin so glücklich, dass es dich gibt! (Verfasser Unbekannt)
Clubhaus Intern 18 Auf der Suche griff verbindet - und welche Geschichten im Zusammenhang damit erzählt wurden. Ein lebhafter Gedankenaustausch entspann sich in der Folge, der bei den Auswirkungen zweier Weltkriege startete - um schließlich bei den wissenschaftlich erwiesenen Spätfolgen in der menschliche Zelle zu en- den. Irgendwann kamen auch diverse poli- tische Machtspiele sowie die Ablenkung durch den Konsum zur Sprache. Steidl wollte wissen, was es für den einzel- nen wohl bedeuten könnte, in einer ver- antwortungslosen Gesellschaft zu leben, die kaum noch einem Miteinander, dafür aber immer öfter egoistischen Abwegen folgt. In diesem Sinne fragte er uns völlig zu recht, wie unserer Meinung nach Ängste entstehen, wie sie geschürt werden - und welche Konsequenzen sie dann für uns alle haben. Mit überraschender Vehemenz versuchte er mittels eines Zitates von Martin Buber religiöse Orientierung zu vermitteln - und zugleich Unausgesprochenes über Gott und die Schöpfung zu provozieren. Ich konnte ihm dabei nicht vorbehaltlos folgen - auch nicht - als Steidl die Aufklä- rung im Sinne Kants als einen Schuldigen an der derzeitigen Verantwortungslosigkeit in Stellung bringen wollte. Am 4. März dieses Jahres, einem Mittwoch, lud das Aber nur, weil ich Argumente nicht teile, sollten Clubhaus gemeinsam mit Roland Steidl wieder zu ei- diese nicht kategorisch in Frage gestellt werden. Ich nem Philosophischen Abend ins KuK. verstehe mich halt eher als Fragenden und nicht als Wie immer äußerst fundiert, führte der erfahrene Antwortenden. Meine Neugier übersteigt mein Wissen Moderator durch die Diskussion. Zum Einstieg wollte bei weitem. er von uns Anwesenden wissen, was uns seit dem letz- Am Ende der Veranstaltung las Roland Steidl noch ten Zusammentreffen außergewöhnlich berührt oder aus den mitgebrachten „12 Lebensregeln“ des Wladi- bewegt hat. mir Lindenberg vor. Der russische Arzt an der Berliner Nachdem wir ihn mit den unterschiedlichsten Ant- Charité hat im Laufe seines langen Lebens zahlreiche worten konfrontiert hatten, spannte der gelernte Reli- Bücher verfasst. gionsphilosoph gekonnt den Bogen zum Thema des Besonders ergriffen hat mich persönlich dabei der Tages: Der Verantwortung des einzelnen. zehnte Punkt, der für eine klare Denkweise samt un- Es war für mich sehr aufschlussreich zu hören, was missverständlicher Sprache plädiert. jede und jeder der Clubhausmitglieder mit diesem Be- Christian S.
19 Clubhaus Intern 10 Schritte zur psychischen Gesundheit und was das Clubhaus dazu beiträgt • Sich selber annehmen So wurde es für uns so richtig augenscheinlich, welch ein Anker das Clubhaus für Menschen mit psy- • Darüber reden chischen Erkrankungen ist. • Aktiv bleiben - bei den wöchentlichen Langsam ordnen sich wieder die Verhältnisse. Aber Wanderungen noch sind wir von einem normalen Clubhausleben ein • Neues lernen - wie Englischkurs, Kommunika- Stück weit entfernt. Noch gibt es Vorgaben, die erfüllt tion leicht gemacht, Redaktionsgruppe werden müssen, um die nächsten Jahre als normale Jahre beginnen zu können. • Mit Freunden in Kontakt bleiben - zum Bei- spiel bei Krankenhausbesuchen Ludwig F. • Etwas kreatives tun - wie bei der Handarbeitsrunde • Sich beteiligen - wie beim ge- meinsamen Kochen und Essen • Um Hilfe fragen • Sich entspannen • Sich nicht aufgeben Wir feiern 20 Jahre Clubhaus pro people der pro mente Oberöster- reich. Man könnte sagen, 20 normale Jahre. Wir haben bereits Vorbereitun- gen getroffen, als die Coronapande- mie hereinbrach. Ich arbeite bei der Redaktion der Clubhauszeitung mit. Wir planten eine besondere Ausgabe zum Jubilä- um. Auf einmal war alles hinfällig. Es war ein gesamtgesellschaftli- ches Fiasko: Ausgangsbeschränkun- gen, Jobverlust, Kurzarbeit und vieles mehr. Dass man auf einmal Gesichts- masken tragen musste, seine Freunde nicht mehr treffen konnte und viele Sozialkontakte abbrechen musste, waren tiefgreifende Einschnitte. Ich lebe alleine und so war es noch schwerer, die Kontakte mit Freunden im Clubhaus nicht mehr wahrnehmen zu können.
Clubhaus Intern 20 Der „Start“ und unser Besuch im Clubhaus pro people Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Sigrid Der Mobile Dienst führt Hausbesuche und Einzelge- und ich bin mit dem „Start“ nach Linz gefahren und spräche mit den Klienten durch und begleitet sie sozi- habe eure Einrichtung anschauen dürfen, danke dafür! alarbeiterisch und auch psychosozial. Der Mobile Uns hat die Führung durch das Clubhaus sehr gut ge- Dienst hat Sozialarbeiter, Psychotherapeuten und fallen. auch Krankenpfleger im Team. Nun möchte ich euch den „Start“ vorstellen, von Dann gibt es noch das Werk Start, wo Jugendliche dem ich begleitet werde. Die sozialtherapeutische Ar- ins Berufsleben begleitet werden. In der Gerichtskanti- beitsgemeinschaft, kurz Start, gehört zur pro mente ne kochen Klienten des Start für die Bediensteten des Österreich, ist aber unabhängig von der pro mente Oberlandesgerichts Innsbruck das Mittagessen. tirol. Die pro mente tirol ist in Tirol eigentlich neben Interessant in unserem Zusammenhang ist aber die dem Psychoszozialen Pflegedienst kurz PSP der Haupt- Tagesstruktur im Tageszentrum, die dazu da ist, uns versorger für psychisch Kranke. Klienten zu helfen, den Tag zu strukturieren. Wir ha- Aber ja, es geht beim Verein Start sozusagen um ben im Tageszentrum einen großen Mehrzweckraum, den Juniorpartner in Tirol, den kleinsten aber interes- in dem sich alle zum Essen treffen und wo das Basis- santesten für die Klienten, wie ich finde, und den für programm durchgeführt wird, bestehend aus der Mor- mich besten Versorger für Menschen mit psychiatri- genbesprechung um 10.00 Uhr und unserem gemein- schen Diagnosen in Tirol. Ich bin im Jahr 2017 in den samen Treffen für das spätere Gruppenprogramm. Start gekommen. Den Start könnte ich euch so erklä- Einige Begleiter und ein ausgebildeter Koch kochen ren: Dort gibt es eine Tagesstruktur und einen Mobi- fünf Tage die Woche mit uns in den Kochgruppen in len Dienst. Teams von drei bis vier Personen. Wir kochen ein Bild: Christine W.
21 Clubhaus Intern Mittagessen, welches alle Klienten, die sich anmelden, die Essensliste ;-) Zudem nehmen sie telefonisch auf, günstig zu sich nehmen können. Früher konnten auch wer sich krank meldet oder sich frei nimmt. Die Klien- die Automechaniker, die in der Nachbarschaft arbei- ten im Start sind meist Menschen, die eine unbefriste- ten, bei uns essen. Dies hatte den Zweck, Menschen te Arbeitsunfähigkeit haben und schon lange aus dem mit psychiatrischen Diagnosen mit Menschen ohne Berufsleben ausgeschieden sind. Einige sind auch noch Diagnose zusammenzubringen. Das ist aber in den nicht oder nur befristet in Arbeitsunfähigkeit und ver- letzten Jahren eingeschlafen. suchen, den Einstieg ins Berufsleben zu meistern. Ja, und nun sind wir thematisch bei den Gruppen Manche der Klienten sind auch beim AMS. gelandet. Der Verein Start hat das Konzept, Gruppen Und das kann der Start: Der Start hat sowohl die für Beschäftigung und sinnstiftende Aufgaben anzubie- Möglichkeit, Menschen einen Treffpunkt zu geben, z.B. ten. Es gibt alle möglichen Gruppen, wie die Kochgrup- im Raucherraum, wo wir sitzen und manchmal in ei- pe, die Cura-Gruppe für entgeltliche Beschäftigungs- nen Stammtischcharakter verfallen, er kann aber auch projekte, Gesprächsgruppen, die Recoverygruppe oder gezieltes Arbeitstraining anbieten. Dieses Training ver- auch die Basketballgruppe, die von einem Klienten sucht, Menschen zu fordern, um sie wieder ins Berufs- autonom organisiert wird. leben zu integrieren. Manche Klienten des Start haben Manchmal kommen auch externe Referenten in auch aktiv beim Teilhabegesetz mitgearbeitet, dem den Start, um uns zu erklären, wie man z.B. eine Zei- Tiroler Rehagesetz. tung zusammenstellt, was wir dann auch umsetzen. Wir kommen aus Österreich, Südtirol, Serbien, Bul- Manche Gruppen dauern auch nur kurz, etwa einige garien, Rumänien und der Türkei. Wir mögen uns, und Wochen. auch wenn uns unsere Herkunft oft trennt und manch- Im Start gibt es auch ein Klientenforum, wo wichti- mal Zwist zwischen uns herrscht, haben wir uns gerne. ge Dinge, die uns betreffen, besprochen werden und Wir haben komplizierte Beziehungen zueinander, aber wo wir mitbestimmen können. Es gibt auch Sonderfo- wir schätzen uns. Ohne den Start wären wir vielleicht ren, wie z.B. zu den Hausregeln, die wir dieses Jahr verlorener und einsamer. neu miteinander formuliert haben. Dieses Forum ent- Hier haben wir die Möglichkeit, uns zu treffen und stand durch einen größeren Konflikt zu dieser Thema- unseren Tag sinnvoll zu gestalten. Ein bisschen Politi- tik, der in der Gruppe entstanden war. Um diesen zu sieren im Raucherraum, ein gutes Essen zubereiten, kanalisieren, wollten wir neue Regeln aufstellen, an unser Arbeitstraining – all das findet u.a. statt. die sich dann alle halten sollten. Dies war ein wichtiger Der Start bedeutet mir sehr viel, nicht zuletzt Schritt, um zwischen uns zu vermitteln, glaube ich. möchte ich mich bei der Führungsriege des Start, bei Im Start gibt es kein großes autoritäres Gefälle zwi- Robert Fiedler und Klaus Schiffer, sowie dem Gene- schen den Begleitern und Klienten. Die Klienten wer- sungsbegleiter Elmar Kennerth für meine Zukunft be- den nicht bevormundet oder wie kleine Kinder behan- danken, denn sie haben sich für die fixe Anstellung von delt. Die Mitarbeiter, mit denen wir arbeiten, sind Be- Genesungsbegleitern in der psychosozialen Versor- gleiter für uns und versuchen uns mit viel Können und gung in Tirol stark gemacht. Ich bin ja Genesungsbe- Geschick zu begleiten und uns in unseren Krisenzeiten, gleiterin. Vielleicht bekomme ich bald eine Beschäfti- sowie auch den guten Zeiten beizustehen. Beziehungs- gung, ich bin gespannt. arbeit ist ihnen sehr wichtig und man kann die Gren- Der Start war manchmal für mich die Wurzel aller zen als Klient etwas ausreizen, sei es, dass man mal Probleme, da mich Konflikte, die ich dort hatte, beglei- durch eine Erkrankung nicht kommt oder sich einen tet haben, aber die ich auch dort lösen und somit mer- lockeren Spruch erlauben kann. Die Begleiter stehen ken konnte, dass ich mich weiterentwickelt habe und zu einem und behandeln einen gut. konfliktfähiger geworden bin. Ich glaube, durch den Das Team im Tageszentrum besteht aus Pädago- Start bin ich ein Stück weit gesünder geworden. Der gen, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten, Gene- Start und der Verein pro mente tirol haben mich, glau- sungsbegleitern und dem Koch, der einen sozialpsychi- be ich, gerettet. Dankeschön. atrischen Grundkurs absolviert hat. Und dann gibt es da noch die geheimen Regenten Sigrid im Start, die Praktikanten. Wieso? Sie verwalten u.a.
Clubhaus Intern 22 Angst ist kein guter Ratgeber In meinem Leben hat es schon viele Ängste gege- Angst, versagt zu haben, obwohl ich immer mein ben. Bestes gegeben habe. Angst vor dem Kindergarten, bis ich festgestellt Angst, dass mich keiner mag, obwohl ich immer für habe, dass ein Kindergartenplatz echt super ist. Ich alle da war. war dort von einer Menge Kinder umgeben, wir haben Angst, nicht gut genug zu sein, die sich in ein gespielt, gegessen und viel gelernt. schweres und langjähriges Burnout verwandelt hat. Angst vor der Schule, bis ich mitbekommen Angst, wie ich das finanziell schaffen soll bis habe, dass in der Schule viel Wissen ver- der Konkurs meine Rettung war. mittelt wird und die Schule sehr viel Angst vor den Behörden, obwohl ich Spaß macht. auf alle angewiesen war. Angst vor dem Lehrberuf, bis Angst vor den psychiatrischen andere gemerkt haben, dass ich Aufenthalten, wo ich zur Ruhe sehr talentiert bin und meine gekommen bin. Sache gut mache. Angst vor den regelmäßigen Angst vor der Matura, als Therapien, wo ich mein Le- ich unsicher war, ob es gut ben ausgebreitet habe und gehen wird, obwohl ich wo mir sehr geholfen wur- fleißig gelernt habe. de. Angst vorm ersten Ar- Angst vor dem Umzug, ob- beitsplatz, bis ich festge- wohl ich jetzt total glück- stellt habe, dass ich sehr lich bin, dass ich diesen erfolgreich bin in dem, was Schritt gemacht habe. ich tue. Angst, einen Hund zu adop- Angst vor dem Auswan- tieren, ob ich das schaffe? dern, was ich bis heute noch Jetzt bin ich die beste Hunde- nie bereut habe. Mami der Welt und habe mit Angst vor der Fremdsprache, meiner „Kleinen“ sehr viel Freu- die ich so schnell wie mir möglich de. war, gelernt habe. Angst vor dem Alltag, auch wenn ich Angst vor fremder Mentalität, in der eine starke Frau bin und eine gute Tages- ich dann viele Gemeinsamkeiten und gleiche struktur habe. Werte entdeckt habe. Angst vor der Nacht und Albträumen, die ich mit Angst vor der Ehe, wo ich gelernt habe, was und dem Kopfhörer und Hörbüchern gut gelöst habe. wer ich bin, was ich will und was nicht. Angst vor dem Wasser, deswegen habe ich schwim- Angst vorm Kinderkriegen, die leider so groß war, men gelernt. dass ich kinderlos geblieben bin, obwohl ich mit Kin- Angst vor der Höhe, bis ich am Berg ganz oben war dern sehr gut umgehen kann. und die schöne Aussicht genossen habe. Angst vor der Scheidung, aus der ich viel stärker hervorgegangen bin, als ich geglaubt habe. Was ich damit sagen will: Um die Angst zu besie- Angst vor den Arbeitgebern, die leider so groß war, gen, muss ich der Angst direkt in die Augen blicken. dass ich immer Probleme hatte, obwohl ich immer gerne gearbeitet habe. Übung macht bekanntlich den Meister! Monika T.
23 Clubhaus Intern
Clubhaus Intern 24 Lebensgeschichte Wolfgang Aufgewachsen in Gmunden fünf Jahre, Attnang sechs Jahre und fünf Jahre in Linz. Besuch der HTL Linz. Heirat, Wohnung 16 Jahre am Bindermichl. Arbeit bei Voestalpine Bearbeitung von Equipment des chemischen Anlagenbaues (Behälter, Wärmetauscher, Pumpen), Zeichnen von Aufstellungsplänen, Rohrlei- tungsschemata. Arbeit mit zwei Kollegen. Es war viel Stress dabei. Ich kam nach 16 Jahren in ein Burnout und es folgte die einvernehmli- che Kündigung. Die Zeit nach der Voest Es folgten einige Jahre in technischen Büros. Es gab keine Stahlstiftung für mich, die wurde erst später eingeführt. Später machte ich Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe bei Briefgestaltung an die Wohnungsgenossenschaft mit Kollegen. Die Worte eines Pfarrers halfen auch: „Schau auf deine Wurzeln, aber dein Blick gehe nach vorne!“. Ich machte auch Meinungsbefragungen mit Fragebögen. Clubhaus pro people 2005 wurde mir über die Männerberatung des Landes OÖ geraten, das Clubhaus pro people zu nützen. Zuerst hatte ich Angst, bei pro mente auf der Couch zu landen, aber schließlich gelang es mir, in kleinen Stufen Fuß zu fassen. Das „Du-Wort“, der wertschätzende Umgang und die freiwillige Teilnahme am Alltag, die Einhaltung von Pausen taten mir gut. Mein Selbstwertgefühl stieg langsam. Seit September 2005 bis heute wirke ich aktiv in unserem Projekt „arbeitsorientierter Tag“ ehrenamtlich mit. Im Rahmen dieses Gruppen- projektes führte ich folgende Tätigkeiten durch: Ich arbeitete in der Bürogruppe: Kontaktpflege schriftlich und telefo- nisch, Mitarbeit in der Gruppe. Ich erstellte und erstelle Texte für die Zei- tung (Ausflugsberichte, Meditationen). Ich hielt und halte Englischkurse für Mitglieder ab. Ich wendete dafür wöchentlich zirka 26 Stunden auf. Ich hoffe dies reduziert noch einige Zeit machen zu können. Erstellt Wolfgang CP
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