Clubhauszeitung - Clubhaus pro people

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Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Clubhauszeitung
                         Ausgabe 2/2020
Zeitung der Tageszentren Clubhaus, pro sport und Kunst und Kultur

                                                                                                                 Bild: Hans Dieter Aigner

                        Corona -
            ein Virus verändert unsere Welt
Meine Corona „Chroniken“ .............................................................................. 4
Niemand hat das Recht… ............................................................................. 14
Besuch aus der Politik .................................................................................... 32
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Wer wir sind                                        2

Wer wir sind
Kunst und Kultur, pro sport und das Clubhaus pro people sind Standorte
von pro mente OÖ, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten auf
unterschiedlichste Weise Angebote für Menschen mit psychosozialen
Hintergründen machen. Seit Sommer 2015 sind die drei Standorte unter
dem Namen „Freizeit und Kommunikation Zentralraum Linz“ unter einer
gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Es gibt ein gemeinsames
Programm der Aktivitäten, das unter folgender Internetadresse abrufbar
ist:

           www.freizeitundkommunikation.at

Diese Zeitung wird im Rahmen des arbeitsorientierten Tages im Clubhaus
pro people erstellt und wird gedruckt von:
      FA Verbund Linz Stadt Kontrast – Büroservice
      Südtirolerstraße 31, 4020 Linz

           Impressum
           Clubhaus pro people; pro mente OÖ.,
           Scharitzerstrasse 6-8, 4020 Linz
           Tel.: 0732 / 66 82 20     Fax.: 0732 / 66 82 20-6
           clubhaus.propeople@promenteooe.at
           www.clubhaus-propeople.at
           ZVR-Zahl: 811735276
           Für den Inhalt verantwortlich:
           Naima Hattmannsdorfer
           Auflage: 400 Stück

Liebe LeserInnen, unsere Zeitung kommt 3 bis 4 Mal im Jahr heraus. Wir
freuen uns über Rückmeldungen, was Ihnen gefällt oder was wir ändern
können. Über Ihre Unterstützung in Form einer kleinen Spende freuen
wir uns auch sehr!

           Spendenkonto:
           Allg. Sparkasse OÖ,
           IBAN: AT642032000000205741
           BIC: ASPKAT2LXXX

Wer die Zeitung nicht mehr erhalten möchte, wird ersucht, das bekannt
zu geben. Danke!
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
3                                                      Wer wir sind

Clubhaus„pro people“
Das Clubhaus „pro people“ in Linz bietet Menschen mit psychosozialen
Problemen die Möglichkeit, durch die Mitbeteiligung am Clubhaus ihre
Fähigkeiten und Talente einzubringen, unterschiedliche Aufgaben zu
erledigen und sinnstiftende Beziehungen zu erfahren. Vom Kochen des
Mittagessens bis hin zum Veröffentlichen eines Magazins reichen die
vielfältigen Aufgaben, bei denen Beteiligung möglich ist.
Das Clubhaus „pro people“ unterstützt Menschen mit psychischen
Problemen, die ihre psychosoziale Gesundheit verbessern, mit Menschen
in Kontakt kommen und sich beteiligen möchten.

           Öffnungszeiten Clubhaus:
           Montag - Donnerstag:                  8.00 - 15.00
           Freitag:                              8.00 - 14.00
           Sonn- und Feiertage: Öffnungszeiten bitte
           dem Monatsprogramm entnehmen                                    pro sport,
                                                                           Clubhaus „pro people“
                                                                           Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz
pro sport                                                                  0732 / 668 220
                                                                           www.prosport-linz.at,
Pro Sport hilft Menschen, ihre psychische und körperliche Gesundheit zu    www.clubhaus-propeople.at
verbessern. Wandern, Gymnastik, Schwimmen, sowie Fußball,                  clubhaus.propeople@promenteooe.at
Tischtennis, Kegeln u. a. Gemeinsam aktiv die Freizeit gestalten. Freude
an Bewegung in kleinen oder größeren Gruppen. Begleitet werden die
Angebote von psychosozialem Fachpersonal.

           Bürozeiten pro sport:
           Mo - Do: 8.00 - 15.00    Fr: 8.00 - 14.00
           Weitere Veranstaltungen außerhalb der Bürozeiten
           sind dem Monatsprogramm zu entnehmen.

Kunst und Kultur                                                           Kunst und Kultur „KuK“
Kunst und Kultur bietet Unterstützung und Hilfe für die Gestaltung des     Lonstorferplatz 1, 4020 Linz
Alltags für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder in Zeiten       0664 / 84 94 0 47
von Krisen und Erkrankungen. Das Angebot umfasst die Kreativbereiche:      www.kuk-linz.at
Malen, Keramik, Schauspiel, Tanz, Literatur, Video und Fotografie.         Kuk-linz@servus.at

           Öffnungszeiten KuK:
           Atelier:   Montag - Freitag 10.00 - 16.00
           KuK Führungen:   Dienstag 13.00 - 14.00
           Längere Öffnungszeiten bei weiteren Angeboten sind
           dem Monatsprogramm zu entnehmen.
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Allgemeines                                           4

                                                Vorwort
   Hallo liebe LeserInnen,                                 nehmerInnen im KuK gelernt, dass die Reaktionen da-
    In diesem Jahr wird es nur drei Ausgaben unserer       rauf ganz unterschiedlich waren. Nicht alle hatten un-
Clubhauszeitung geben. Coronabedingt waren Club-           ter den Folgen zu leiden, manche konnten der Situati-
haus und KuK für einige Wochen geschlossen. Wir Mit-       on auch einiges Positives abgewinnen.
glieder hatten zwar die Möglichkeit, telefonisch mit          Nicht wenige aber hatten tatsächlich sehr zu kämp-
unseren MitarbeiterInnen Kontakt zu halten, die Re-        fen, da zähl ich mich selbst auch dazu.
daktionsarbeit war aber dadurch lange Zeit ganz un-           Auch im Bericht über den Besuch von den beiden
terbrochen.                                                                           Politikerinnen    Ulrike
   Allerdings      haben                                                              Schwarz und Claudia
einige von uns auch un-                                                               Hauschildt- Buschberger
terdessen fleißig weiter-                                                             im Clubhaus ist Corona
geschrieben, was es uns                                                               ein Thema.
möglich macht, jetzt                                                                     Aber die Welt besteht
wieder eine Zeitung hin-                                                                 nicht nur aus Corona,
auszuschicken.                                                                           auch wenn es in den
   Die Bilder für diese                                                                  letzten Monaten manch-
Ausgabe stammen bis                                                                      mal den Anschein hatte.
auf wenige Ausnahmen                                                                     Monika gibt in einem
von Hans Dieter Aigner.                                                                  starken Artikel an ande-
Auch     der      „Käfer-                                                                re weiter, was sie aus
überfall“ hier stammt                                                                    ihren Erfahrungen mit
aus seiner Feder.                                                                        Gewalt und Fremdbe-
    Wir Menschen wur-                                                                    stimmung gelernt hat.
den jüngst auch von                                                                      Auch Mary berichtet
etwas überfallen. Zu-                                                                    über ähnliche Dinge und
mindest aber kann man                                                                    wie sie damit umgeht.
sagen, dass sich ein Vi-                                                                 Sie beschließt ihren Be-
rus ziemlich überfallsar-                                                                richt mit einem sehr zu-
tig über die ganze Welt                                                                  versichtlichen Gedicht.
ausgebreitet hat. Die                                                                    Christian berichtet über
Wissenschaft hat ihm                                                                     den      Philosophischen
einen sehr hübschen                                                                      Abend, ein Angebot, das
Namen gegeben: das „Coronavirus“ hat alle bisherigen       als eines der ersten nach der Krise wieder auf der KuK-
Bedeutungen des Wortes Corona (Lichtkranz, Heiligen-       Bühne mit entsprechendem Abstand zwischen den
schein, Sonnenatmosphäre) in den Schatten gestellt         Anwesenden gestartet wurde.
und in kürzester Zeit unser aller Leben nachhaltig ver-
                                                              Unsere Schmunzelecke am Schluss verdanken wir
ändert.
                                                           schon zum wiederholten Mal vor allem Monika, die
   Es war daher naheliegend, diese Veränderungen           nicht nur einen Cartoon beisteuert, sondern auch Wit-
auch zum Thema dieser Zeitung zu machen.                   ze über den Urlaub ausgesucht hat, der heuer in der
   Viktoria, Monika, Christian und Wolfgang berichten      gewohnten Form oft ausgeblieben ist. Und ich durfte
über ihre persönlichen Erfahrungen oder setzen sich        für die letzte Seite noch ein paar Gedichte von Hans
auf andere Weise mit dem Thema auseinander.                Dieter Aigner aussuchen.
   Freilich ist das nur ein kleines Spektrum der Erfah-       Viel Freude beim Lesen!
rungen in der Krise, ich habe beim Erfahrungsaus-                               Herfried und das Redaktionsteam
tausch mit anderen Mitgliedern im Clubhaus und Teil-
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5                                                     Allgemeines

                                 Inhaltsverzeichnis
    Schwerpunktthema
    Meine „Corona Chroniken“ .................................................................... 6
    Ich und Corona ....................................................................................... 8
    Was nun?.............................................................................................. 10
    Nur mit der Ruhe.................................................................................. 11
    Geschichte des Coronavirus ................................................................. 12
    Coronagedicht ...................................................................................... 13

    Clubhaus intern
    Niemand hat das Recht ........................................................................ 14
    Mary spricht ......................................................................................... 16
    Auf der Suche ....................................................................................... 18
    Zehn Schritte zur psychischen Gesundheit .......................................... 19
    Der Start ............................................................................................... 20
    Angst ist kein guter Ratgeber............................................................... 22
    Lebensgeschichte Wolfgang ................................................................ 24
    Philosophischer Abend ........................................................................ 25
    Kleine Kur in Bad Schallerbach............................................................. 26
    Bewusstheit.......................................................................................... 28
    Liebe in Wort und Tat .......................................................................... 29
    Paddeln auf der Moldau ...................................................................... 30
    Jakobsweg 20. Etappe .......................................................................... 31
    Abschied von Reinhard ........................................................................ 31
    Besuch aus der Politik .......................................................................... 32

    Schmunzelecke
    Urlaubswitze......................................................................................... 34
    Sinnmöglich .......................................................................................... 35
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Schwerpunktthema                                          6

                                 Meine „Corona Chroniken"
                     Auszüge aus dem Corona-Tagebuch ab März 2020
   Montag, 16. März 2020                                     Mittwoch, 18. März 2020
   Was werden die Leute wohl alles tun zu Hause?             Corona Tagebuch Tag drei. Ein strahlend schöner
Wird die häusliche Gewalt wieder zunehmen? Wie            Tag. Die Bäume beginnen schon auszutreiben. Erste
lange hält man es aus zu Hause? Ab wann gilt auch in      Kirschblüten treten auf. Spaziergang im Wasserwald.
Oberösterreich die totale Ausgangssperre? — Weil          An einem kleinen Hain wachsen schon Veilchen, die
momentan darf man noch zum Spazierengehen raus.           süß duften. Natürlich sind auch die unverwüstlichen
    Es ist das allerschönste Vorfrühlingswetter. So als   Gänseblümchen schon da.
ob die Natur sagen würde „Ellabetsch, mir geht es gut,       Leute die einen Balkon oder gar einen Garten ha-
euch Menschen nicht, aber es ist euch eh wurscht wie      ben, sind eindeutig im Vorteil. Wie die Nachbarn im 3.
es mir geht, also ist es mir auch wurscht wie es euch     Stock. Sie haben gestern und heute draußen auf ihrer
jetzt geht.“
   Eigentlich wird Corona
fast jeden erwischen. 70 %
meinte der deutsche Ge-
sundheitsminister. Das wird
bei uns nicht viel anders
werden. Ich sorge mich um
unsere alten Verwandten.
Es gilt jetzt auszuharren,
kreativ zu werden (zu Hau-
se).
   Wie viel Einsamkeit wird
dadurch entstehen, dass
wir uns nicht mehr mit sozi-
alen Kontakten über die
Runden helfen können?
Wie viel Langeweile und
wie viel Konfliktpotential
durch die aufeinander ho-
ckenden Familienmitglieder
werden aufkommen? Fra-
gen über Fragen.
    Ich mag gar nicht zu
Hause rumhocken. Ich will
zum Billa gehen, Zitronen
kaufen. Ein bisschen unter
die Leute. In den Medien
hat es geheißen, man solle
nicht so oft einkaufen ge-
hen. Und man solle keine
Hamstereinkäufe machen.
Ja, was bitte sehr, sollen wir
jetzt oder nicht?
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
7                                                 Schwerpunktthema

riesengroßen Terrasse gegrillt. Liegen im Liegebett in      zutauchen. Wenn das Corona-Virus doch schon endlich
der Sonne... Hoffentlich wird es nach 14 Tagen neue         vorüber wäre. Wenn ich doch frei wäre. Aber nicht
Regelungen geben. Das hält ja keiner aus, so lange für      ohne Schuld. Aber auch nicht frei, oder doch?
sich zu sein. Ohne soziale Kontakte gehen wir Men-             Mittwoch, 1. April 2020
schen ein. Aber es ist so und es ist nicht zu ändern. Bin
                                                               Tag 17 der Coronakrise. Und wir werden noch min-
ja nur neugierig, wie sich die Zahlen der Krankheitsfälle
                                                            destens einen Monat so eingeschränkt leben müssen.
verhalten werden.
                                                            Wahrscheinlich sogar noch länger. Es ist jetzt die Mitte
    Donnerstag, 19. März 2020                               der 3. Woche. Zwei hätten es werden sollen. Aber das
   Vierter Tag des Coronatagebuchs. Eine irreale, eine      Virus ist schneller als wir es sind. Es wird uns alle ein-
surreale Situation, weltweit, die Angst vor dem tödli-      holen. Hoffentlich überleben wir es auch.
chen Coronavirus. Vermeidung von Sozialkontakten, zu           Donnerstag, 2. April 2020
Hause einsperren. Bis zur Ausgangssperre, bis zur
                                                               Die Helden des Alltags.
Quaräntäne und dann noch bis zum Tod durch Lungen-
entzündung.                                                    Freitag, 3. April 2020

    Das alles suggeriert mir eine ausgewachsene Angst-         Ist es erst Tag 18 der Coronakrise und der Aus-
störung. Oder mehr. Dabei sollte es ja für Menschen         gangsbeschränkungen?
mit Selbsterfahrung in schizoaffektiven Störungen ein          Montag, 20. April 2020
leichtes sein, sich im Surrealen wieder zu finden. Was         Tag 34 der Corona-Ausgangsbeschränkungen in
aber nicht gleichbedeutend ist, mit dieser Situation        Österreich. Schönwetter, aber windig und frisch. Da
auch fertig zu werden. Sie zu verarbeiten, zu kompen-       gibt es auch Leute, die die Abstände nicht einhalten
sieren, zu sublimieren. Das ist jetzt gefragt. Ich habe     wollen. Mundschutz finde ich, ist ein Alibi, das nicht
auf facebook ein Veilchenfoto gepostet. Und jetzt           halten wird, was sich alle davon versprechen. Wir wer-
fürchte ich, dass die anderen mich schimpfen, weil ich      den wieder vermehrt Corona-Infektionen haben.
offensichtlich draußen (bei den Veilchen) war.                  Das Schlimmste an allem ist, dass wahrscheinlich
    Samstag, 21. März 2020                                  eine überstandene vor allem milde Infektion, nicht vor
   Heute ist es regnerisch und kühler als gestern. Ich      Wieder-Neuansteckung schützen soll. Siehe in Ländern
habe wieder angefangen, Tarotkarten abzumalen.              wie Südkorea. Was fressen die auch Fledermäuse in
„Der Magier“ gestern und heute ist ganz gut gelungen.       Asien (und in Afrika auch). Und außerdem haben Pati-
Bei der Karte “Kraft“ ist mir der Hintergrund zu bunt       enten mit mildem Verlauf schwere Lungenschäden
geworden. Kreative Pause ist angesagt, um den Scha-         entwickelt, und keiner weiß, wie das geschehen konn-
den zu minimieren.                                          te.
    Montag, 23. März 2020                                      Donnerstag, 30. April 2020
    Tag acht des Corona Tagebuchs. Wieder einmal ein           Tag 44 der Ausgangsbeschränkungen wegen
Montag. Langsam gewöhnt man sich an den neuen               Corona - der letzte. Ab morgen darf man dann Leute
Alltag.                                                     treffen, mit einem Meter(!) Abstand. Also keine Bussis
    Sonntag, 29. März 2020                                  oder Umarmungen.

   Tag 14 der Corona Krise mit ihren Beschränkungen            Wenn ich ehrlich bin, so bin ich irgendwie in einem
(= Sozialkontakte meiden, mindestens einen Meter            Trotzmodus, Protestmodus. Ich will mich am liebsten
Abstand zu anderen Menschen, nur kurze Spaziergän-          total verkriechen. Mit den Lockerungen der Ausgangs-
ge, keine Treffen, keine Besuche, nix...)                   beschränkungen wird es nicht mehr so leicht sein,
                                                            mich zu verstecken vor der Welt. Aber auch an das,
   Gestern, nach dem Eurospar-Einkauf, habe ich alle
                                                            mitsamt Mundschutz und Abstandswahrung, werde
möglichen Süßigkeiten verdrückt, und bin (nach dem
                                                            ich mich gewöhnen. Anpassung ist wieder angesagt
Mittagessen — gebratene Putenrostbratwürstel) wie
                                                            und das Leben ist ja ein Abenteuer.
ein gestrandeter Wal auf der Couch gelegen, und habe
mir mindestens drei Folgen von „Amore unter Palmen“
angeschaut. Hat gut getan, mal komplett auf den
Corona-Schas vergessen zu können. Mal komplett ab-                                                         Viktoria A.
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Schwerpunktthema                                          8

                                        Ich und Corona
   Ich weiß nicht, wie es euch so ergangen ist, aber ich      Und plötzlich war die Ausgangssperre da und ich
hatte das Gefühl, dass die Coronakrise so plötzlich ge-    wurde vom Rest der Welt komplett abgeschnitten.
kommen ist. Obwohl die Zeitungen schon länger dar-         Corona war allgegenwärtig und das war meine
über geschrieben haben, ist das trotzdem irgendwie         Rettung.
an mir vorbei gegangen und ich habe mich damit nicht          Ich hatte Glück im Unglück: mein Tiefkühler und die
so ernsthaft beschäftigt.                                  Küchenschränke waren mit Lebensmitteln voll und ich
   Ich habe in dieser Zeit ganz andere Probleme als        hatte auch reichlich Klopapier zuhause.
die blöde Corona-Pandemie gehabt.                             Es wurde richtig still in meinem Alltag. Ich hatte
   In dieser Zeit ist mir mein Rehageld gestrichen wor-    keine Termine, keine Behörden, keiner hat ge-
den und ich bin als angeblich wieder „arbeitsfähig und     nervt. Das Wetter war traumhaft schön, mit
gesund“ von der Gesundheitskasse OÖ zum AMS wei-           sehr viel Sonnenschein. Ich habe ganze
ter gereicht worden. Diese Tatsache hat meinen psy-        Tage auf meiner Terrasse und im
chischen und körperlichen Zustand so verschlechtert,       Garten verbracht. Ich habe
dass ich zum wiederholten Mal akut in der Psychiatrie      wieder gestrickt und
stationär aufgenommen wurde. Ich fühlte mich wie           gehäkelt, war viel
eine Schachfigur, die von unerfahrenen Spielern auf        mit meiner
dem Schachbrett verschoben wird, ohne Verstand und         kleinen
ohne die Spielregeln zu kennen.
    Nach dem psychiatrischen Aufenthalt habe ich
mich zitternd und weinend beim AMS als
„angeblich arbeitsfähig“ gemeldet, mit Me-
dikamenten vollgepumpt und voller finanzi-
eller Sorgen. Nach dem nervenaufreibenden
Anträge stellen und den unzähligen Kopien, die
dann von den Behörden weggeschmissen wer-
den (obwohl mich das eine Menge Geld gekostet
hat, was ich nicht habe), bin ich dann nach 30 Jahren
Vollzeitarbeit mit „reichlich“ 750 Euro im Monat da
gestanden. Ich habe so geheult, dass ich auf dem Sozi-
alamt einen weiteren Nervenzusammenbruch erlitten
habe.
    Das ist eh egal, Hauptsache, dass ich laut den
                                                           Hün-
„Experten“ von der Gesundheitskasse „arbeitsfähig
                                                           din
bin“. Einen Lichtblick hatte ich auch: eine Mitarbeite-
                                                           spazie-
rin vom Amt hat Mitleid mit mir gehabt und hat mir
                                                           ren, die es
aus der eigenen Geldbörse 10,- Euro in die Hand ge-
                                                           sehr genos-
drückt, damit ich wenigstens ein wenig Geld hatte.
                                                           sen hat, das
Diese menschliche Geste hat mich wieder zum Heulen
                                                           Frauli 24 Stun-
gebracht.
                                                           den täglich um                                 sich
   Die Ämter und Anträge waren erledigt und ich            zu haben. Ich habe                        ihr    ein
auch. Ich war fix und fertig, psychisch, körperlich und    paar Kunststücke bei-                gebracht, wir
fertig mit der ganzen Welt. In dieser Zeit habe ich zum    haben viel gefaulenzt,          gekuschelt, gespielt
wiederholten Mal ernsthaft darüber nachgedacht,            und den zwitschernden      Vögeln zugehört.
meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich konnte und
                                                             Ich habe auch viel gelesen und Hörbücher gehört.
wollte auch nicht mehr.
                                                           Auch mein kleines Häuschen wurde auf Vordermann
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gebracht, alles war vor Sauberkeit blitz und blank ge-   kaputt. Auch wenn mein Leben relativ aussichtslos
wesen.                                                   und sehr bescheiden ist, etwas habe ich gelernt: wenn
   Als ich gelesen habe, dass wir durch die Corona-      ich eine Veränderung haben will, muss ich den ersten
Pandemie fast eine Milli-     on arbeitslose Men-        Schritt machen und alles mögliches dafür tun, dass es
schen haben, war                ich froh und sehr        auch in Erfüllung geht. Nur ich trage die Verantwor-
dankbar dafür,                    dass ich wenigs-       tung für mein Leben, sonst keiner. Und es nützt auch
tens das                            AMS-Geld und         nichts, sich selbst zu belügen und weiter alles schön zu
                                     Mindestsiche-       reden. Und es bringt auch nichts, den Umständen,
                                       rung bekom-       dem Schicksal, der Kindheit, den Eltern, oder anderen
                                         me. In die-     Menschen die Schuld zu geben, dass es mir schlecht
                                           sen           geht. Nur ich allein trage die Verantwortung, wie mein
                                             Corona      Leben heute und morgen aussieht.
                                               Zei-         Ich habe beschlossen, meinem Leben ab sofort ei-
                                                 ten     ne neue Richtung zu geben.
                                                             Als erstes habe ich mich auf das Gute im Leben be-
                                                         sonnen: die Sonne spüren, die Blumen riechen, im
                                                         Gras liegen und die Wolken am Himmel beobachten.
                                                         Ich habe mich nach und nach wieder ins Leben zurück
                                                            gekämpft. Ich habe darauf geachtet, schön angezo-
                                                              gen zu sein und mein Äußeres nett hergerichtet.
                                                                Ich habe mich wieder regelmäßig gepflegt und
                                                                  auf meinen Körper geachtet. Ich habe mich in
                                                                    meinen Gedanken respektvoll behandelt. Ich
                                                                      habe mich auf meine Stärken und alles,
                                                                        was ich habe, konzentriert. Meine
                                                                        Schwächen und das, was ich nicht habe,
                                                                     wurde zur Seite geschoben. Ich putze regel-
                                                                mäßig meine Wohnung, ich lasse viel frische Luft
                                                         und Sonne hinein.
                                                            Es ist unglaublich und wie ein Wunder : Obwohl ich
                                                war
                                                         weiterhin nach Abzug aller Fixkosten nur knapp 60
                                          das sogar
                                                         Euro für meinen Lebensunterhalt im Monat übrig ha-
                                    sicherer, als um
                                                         be, finde ich mein Leben nicht mehr so trostlos, wie
                               einen Job zu zittern.
                                                         früher.
                           So gesehen hat sich mein
                                                            Was ist da mit mir passiert? Ich habe meine negati-
                     Alltag total entschleunigt und
                                                         ve Gedankenmuster mit guten und friedlichen Gedan-
                mein psychischer und körperlicher Zu-
                                                         ken überschüttet. Ich war fest entschlossen, mein Le-
          stand hat sich dadurch ein wenig verbessert
                                                         ben wieder lebenswert zu machen, egal, wie lange das
    und ich habe sogar vier Kilo abgenommen. Meine
                                                         dauert und was noch kommen mag.
Nerven haben sich beruhigt. Ich habe darüber nachge-
dacht, wann ich das letzte Mal so entspannt war. Ehr-        Was soll ich sagen: Die Corona-Pandemie hat mir
lich gesagt, ich konnte mich daran nicht mehr erin-      einen netten Partner gebracht, mit dem ich bis heute
nern. Auch egal, habe ich zu mir gesagt, der „Moment     sehr glücklich bin. Nicht nur das, ich habe sogar einen
ist das einzige, was zählt“...                           befristeten Minijob (pro Monat 15 Stunden) angenom-
                                                         men, um zu probieren, wie es mir damit geht. Natür-
   Was am wichtigsten für mich war, ich hatte endlich
                                                         lich habe ich weiterhin eine Menge psychischer und
die Zeit und die Ruhe zu überlegen, wie es mit mir
                                                         körperlicher Beschwerden. Und ja, ich habe auch wei-
weiter gehen soll. Eines habe ich hundertprozentig
                                                         terhin Rückfälle und extreme Migräneanfälle, die ich
gewusst: wenn ich so weiter mache, gehe ich daran
                                                         vorher nie hatte, sind neu dazu gekommen. Aber ich
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Schwerpunktthema                                           10

stehe immer wieder auf und bin für alles, was ich am          Meine Gedanken von heute sind meine Zukunft
Tag gut über die Bühne gebracht habe, irrsinnig dank-      von morgen. Im Endeffekt ist das so einfach und
bar - und verdammt stolz auf mich!                         gleichzeitig so schwierig, es in die Realität umzusetzen:
    Ich erwarte keine Wunder, nicht von meiner Psy-        Na ja, so lange es irgendwie geht, passt das schon....
che, nicht von meinem Körper und nicht von mir
selbst. Und ich bin auch sehr froh darüber, dass der          Nein! Es passte nicht!!! Mir persönlich wurde es zu
Minijob nun endlich vorbei ist, da es trotz den weni-      blöd und ich sagte zu mir:
gen Stunden sich angefühlt hat, als hätte ich 80 Stun-
                                                              „JETZT REICHTS ABER !!!! IRGENDWANN MUSS ES
den gearbeitet. Ich bin wieder sehr erschöpft und aus-
                                                           EINFACH ENDLICH GUT SEIN !!!
gelaugt. So hat sich wieder bestätigt, dass ich weiter-
hin arbeitsunfähig bin und die Gesundheitskasse OÖ
im Unrecht ist. Rechtliche Schritte sind schon eingelei-                                                 Monika T.
tet worden und ich gebe nicht klein bei.

                                              Was nun ?
   Wir sind keine Einzelgänger!                            sich ein Mensch orientieren kann. Weil sie ihm dieses
   Deshalb wirkt sich die Coronakrise auch so un-          schlimme Gefühl nehmen, auf sich allein gestellt zu
mittelbar auf unsere Psyche aus. Homeoffice, Isolation     sein.
und Ausgangssperren widersprechen unserem Wesen.              Denn die größte Herausforderung der nächsten
    Obwohl es für mich mehr als beeindruckend ist, auf     Wochen und Monate wird schlicht sein, mehr oder
welche Art viele Menschen trotz Abstandsregeln und         weniger isoliert in den eigenen vier Wänden zu ver-
teils massiver Existenängste miteinander umgehen.          harren. Dazu scheint es keine Alternative zu geben.
Was dabei rasch sichtbar wird: Der Mensch ist ein so-          Sie erkennen: Jede Vermeidung sozialer Kontakte
ziales Wesen. Er braucht die anderen, um überhaupt         ist eng mit einer steigenden Zahl psychischer Erkran-
sein zu können.                                            kungen verknüpft. Denn, alles das, was aktuell zwin-
   Umgekehrt fühlen sich Menschen die isoliert sind,       gend notwendig erscheint, ist für die Seele eines Men-
schnell abgeschnitten und einsam. Sie verfallen dann       schen gar nicht gut. Selbst das Rausgehen empfindet
in Ängstlichkeit und Depression. Obwohl sie instinktiv     so mancher, als ob er sich einer feindseligen Welt aus-
spüren, dass alle im selben Boot sitzen - und es deswe-    setzen müsste.
gen nichts bringt, sämtliche Gedanken und Ressour-            Was ich aus diesen Gründen sagen will: Wenn äu-
cen nur auf dieses eine Problem zu verschwenden.           ßere Strukturen wegfallen, ist es unumgänglich not-
   Zudem wird vielen bewusst, dass sie Verantwor-          wendig, neue Routinen aufzubauen.
tung tragen - für ältere Mitbürger und Menschen mit           Mein Fazit lautet daher: Ich glaube nicht, dass die
Vorerkrankungen. Dabei erkennen manche langsam,            Welt nach Corona eine bessere sein wird. Aber wir
worauf es ihnen im Leben wirklich ankommt. Sie be-         werden hoffentlich kompromissloser unterscheiden
merken, unangenehm berührt: Wer nur meckert, aber          können, was uns wichtig ist - und was nicht.
keine konstruktiven Vorschläge parat hat, der kommt
nicht groß weiter.
                                                                                                        Christian S.
   Plötzlich erscheinen Personen wichtig, an denen
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                                     Nur mit der Ruhe
    Nach Wochen des coronabedingten Ausnahmezu-           Busfahrten fast alleine empfand ich auch als sehr an-
standes kehrt wieder der Alltag zurück. Nach und nach     genehm“.
werden diverse Maßnahmen gelockert. Von der                  Zu den bemerkenswertesten Statements zählten
Schockstarre des Anfangs ist vielerorts nicht mehr viel   außerdem:
zu merken.
                                                             „Vorweg, ich lebe in einem Dorf am Land. Im Gar-
    Diese Rückkehr wurde zwar von den meisten sehn-       ten war es wunderbar still. Kein Verkehrslärm von der
lichst erwartet, dennoch hatte die Zeit des Lockdowns     nahen Autobahn. Herrlich! Man hörte die Insekten
für viele Menschen auch positive Seiten. In einer groß-   wieder. Die Vögel sangen um die Wette. Bäume und
angelegten Umfrage wurde deshalb Bilanz gezogen.          Pflanzen säuselten im Wind“.
Wie sehr hat sich der Einzelne in den vergangenen
                                                          „Mittlerweile hat die Blödheit im Straßenverkehr wie-
Wochen verändert? Was hält er von dieser Zeit? Und
                                                          der ein von mir als unerreichbar gehaltenes Niveau
was sollte beibehalten werden?
                                                          angenommen“.
    Eine Befragte antwortet beispielsweise: „Ja, so ein
                                                          „In urbanen Siedlungsräumen sollte eigentlich immer
kompletter Stillstand hat schon etwas. Aber die Nach-
                                                          der Individualverkehr auf ein absolut unvermeidliches
teile überwiegen trotzdem bei weitem“.
                                                          Minimum reduziert werden“.
   Ein anderer meinte wiederum: „ Ich habe mich
                                                             Abschließend noch ein Satz, der meine eigene Mei-
durch das Ausgangsverbot und die Grenzschließungen
                                                          nung auf den Punkt bringt: „Ich wäre dafür, jedes Jahr
eingesperrt und in meiner Berufsausübung behindert
                                                          so einen Lockdown zu veranstalten. Die Erholung täte
gefühlt“.
                                                          bestimmt unserer gesamten Umwelt gut“.
   Wieder eine andere sagte: „Der Mangel an Flugzeu-
                                                                                                     Christian S.
gen am Himmel war fein. Und die Straßenbahn- und
Schwerpunktthema                                           12

                            Geschichte des Coronavirus
   Der Virus kam Ende 2019 aus China nach Europa.         schweren Fällen, welche dann auf Intensivstationen
Wahrscheinlich wurde er von Tieren auf den Men-           behandelt wurden.
schen übertragen (Fledermäuse, schlechte hygienische         Ärzte und Krankenschwestern leisteten hervorra-
Verhältnisse?) In Europa kam der Virus zuerst in          gende Arbeit (Behandlungen mit Schutzanzügen und
Norditalien an. Symptome waren und sind: trockener        Masken).
Husten, Fieber, Atmungsprobleme.
                                                              Es gab in dieser schwierigen Zeit eine große Hilfsbe-
    In Österreich erreichte uns der Virus am 25. Febru-   reitschaft und Anteilnahme (diese war stärker als bei
ar 2020. Er verbreitete sich stark in den Fremdenver-     der großen Flutkatastrophe 2010): Sportler halfen
kehrsgebieten von Tirol. Dann wurde er unterschied-       beim Roten Kreuz aus, Mitarbeiter von Großhandels-
lich in den übrigen Bundesländern verbreitet.             häusern halfen beim Nachschub von Lebensmitteln in
   Durch eine Regierungsverordnung kam es begin-          Lebensmittelmärkten aus. Auch Einheiten des Bundes-
nend mit dem 16. März zum sogenannten “Shut               heeres wurden mobilisiert. Es gab private Essens- und
down“. Es wurden alle Geschäfte, Großhandelshäuser,       Lebensmittelzustellungen für Senioren durch Freiwilli-
Gasthäuser, Hotels, Reisebüros, Kirchen, sämtliche        ge.
Schulen und Unis geschlossen, ausgenommen waren               Es wurden regelmäßig statistisch Infektionen, In-
nur Geschäfte für den lebensnotwendigen täglichen         tensivstationen, Genesungen, und Tote registriert. Es
Bedarf. Auch die Bewegungsfreiheit wurde sehr stark       wurde damit eine Kurve ermittelt (zuerst gab es dabei
eingeschränkt. (Erlaubt waren nur: Rezeptbesorgun-        eine Steigung, einen Höhepunkt der Kurve und später
gen, Lebensmitteleinkäufe, Arztbesuche.)                  fiel diese Kurve wieder ab). Daraufhin kam es zu fol-
   Es erfolgte wegen des Virus eine Reduzierung der       genden Erleichterungen:
Arbeitszeit bei: Vöestalpine, KTM, Bundesbahnen und          Kleine Geschäfte bis 400 m2 und Baumärkte wur-
vielen anderen Firmen. Es kam einvernehmlich zur          den mit 18. April wieder geöffnet.
Kurzarbeit (Stundenreduktion bei 80 bis 90 % Netto-
                                                             Größere Geschäfte, Großhandelshäuser größer als
entgelt). Es gab aber auch manche Kündigungen.
                                                          400 m2 wurden mit 2. Mai geöffnet.
   Durch den Virus kam es zu leichten Symptomen
                                                            Gasthäuser wurden mit strengen Auflagen mit 15.
aber auch schweren Fällen - letztere wurden in Kran-
                                                          Mai geöffnet.
kenhäusern behandelt. Es kam aber auch zu sehr
                                                                               Hotels wurden mit Ende Mai ge-
                                                                               öffnet.
                                                                               Die Einrichtung „Freizeit und Kom-
                                                                               munikation“ (Clubhaus pro peop-
                                                                               le, pro sport und Kunst & Kultur)
                                                                               hatte einen Notbetrieb. Die Mit-
                                                                               glieder und Teilnehmer hatten
                                                                               zwei Monate lang keine Möglich-
                                                                               keit, die Einrichtungen persönlich
                                                                               zu nützen. Es gab nur telefonische
                                                                               Kontaktpflege und Beratungen.
                                                                               Für viele von uns war die Situation
                                                                               eine Herausforderung und führte
                                                                               zu Depressionen und Schlafprob-
                                                                               lemen.
                                                                               Die Anordnungen der österreichi-
                                                                               schen Regierung während des
                                                                               Shutdown wurden von den Öster-
13                                               Schwerpunktthema

reichern sehr diszipliniert eingehalten. Dies alles be-       Die finanziellen Folgen der ergriffenen Maßnahmen
währte sich sehr stark, sodass die Virusgefahr zwi-        und die aufgenommenen Schulden werden sich sicher
schenzeitlich auf ein Minimum sank. Österreich war         vier Jahre lang auswirken.
ein Vorbild für Deutschland. Es ist zu befürchten , dass
sich der Virus im Herbst und im Winter wieder ver-
                                                                                        Erstellt 1. Juli, Wolfgang CP
stärkt ausbreiten wird.

                                               Coronagedicht
                                    Auch wenn die meisten es nicht glauben,
                                       das Wasser steht uns bis zum Hals.

                                      Verstohlen sie manch Gutes rauben -
                                scheint ihnen momentan doch vieles besser als…

                               Dabei wär’s - wie soll ich sagen, höchst an der Zeit,
                                        endlich mal was Neues zu wagen.

                                   Dazu scheinen allerdings immer mehr Leut‘
                                            ganz und gar nicht bereit.

                                      Verharren in diesen herzlosen Tagen,
                                         verbreiten dabei Leid und Neid.

                                    Und dürfen zu all ihren stummen Klagen,
                                        auch noch dummes Zeug sagen.

                                  Unverbesserlich sie machen, wozu die Natur
                                    ganz sicherlich nicht ihren Zweck erfuhr.

                                          Es vergehen Mut und Lachen
                                         mir bei dieser seltsamen Tour.

                                         Doch das meiste dieser Sachen
                                       verfolgt hinterhältige Zwecke nur:

                                        Soll die Reichen reicher machen,
                                         meinen die Profitgierigen stur.

                                                                         Christian S.
Clubhaus Intern                                        14

                             Niemand hat das Recht...
                        Über Aggression und Gewalt in der Familie
    Niemand hat das Recht, privat und in der Öffent-        Niemand hat das Recht, meine Wahrnehmung
lichkeit mich zu beleidigen, erniedrigen, mich bloß zu   und meine Gefühle in Frage zu stellen. Ich bin nicht
stellen, mich anzuschreien oder respektlos zu behan-     verrückt, ich bilde mir das auch nicht ein und ich ma-
deln.                                                    che aus einer Mücke auch keinen Elefanten.
   Niemand hat das Recht, mir zu sagen, dass ich            Niemand hat das Recht, mein Leben zu kontrollie-
meinen Mund halten soll, weil ich angeblich davon        ren, mir meine Kleidung auszusuchen, was ich anzie-
nichts verstehe.                                         hen darf und was nicht.
                                                                              Niemand hat das Recht, mir zu
                                                                              befehlen, wohin ich gehe oder
                                                                              welchen Freundeskreis ich ha-
                                                                              ben darf.
                                                                              Niemand hat das Recht, mich
                                                                              nach eigenen persönlichen Vor-
                                                                              stellungen zu formen: „Ich bin
                                                                              von niemandem ein Besitz!“ Ich
                                                                              bin ein Mensch, der in Frieden,
                                                                              Freiheit und in Sicherheit leben
                                                                              darf, ohne sich dafür rechtferti-
                                                                              gen zu müssen.
                                                                              Niemand hat das Recht, mir
                                                                              mein Geld, Lohn oder Erbschaft
                                                                              wegzunehmen; zu bestimmen,
                                                                              was damit passiert, mich klein
                                                                              zu halten, oder finanziell zu rui-
                                                                              nieren.
                                                                              Niemand hat das Recht, Sa-
                                                                              chen oder Verhalten von mir zu
                                                                              verlangen, gegen meinen Wil-
                                                                              len.
                                                                              Niemand hat das Recht, wenn
                                                                              ich „NEIN“ sage, weiter zu ma-
                                                                              chen.
                                                                              Niemand hat das Recht, mich
                                                                              irgendwo festzuhalten oder ein-
                                                                              zusperren.
                                                                              Niemand hat das Recht, mich
                                                                              emotional oder anders zu er-
                                                                              pressen.
                                                                              Niemand hat das Recht, meine
                                                                              Erfolge und Dinge, die ich gut
                                                                              gemacht habe, in den Dreck zu
15                                                Clubhaus Intern

ziehen, sie klein oder schlecht zu reden und an mei-      Gewalt selbst nach meinen Vorstellungen gestalten
nem Selbstwert zu zweifeln.                               kann.
   Niemand hat das Recht, mich von Menschen, die              „Ich bin von niemandem ein Besitz“. Ich bin sehr
es ehrlich und gut mit mir meinen, fernzuhalten und       wohl fähig, meine eigenen Entscheidungen zu treffen
mir den Umgang mit ihnen zu verbieten.                    und auch für mich und eventuell meine Kinder finanzi-
   Niemand hat das Recht, in meiner Gegenwart             ell zu sorgen. Ich habe nicht nur Pflichten, sondern
seine Aggressivität und Gewalt auszuleben, Gegen-         auch eine Menge Rechte, die ich jederzeit in Anspruch
stände kaputt zu schlagen, mit den Türen zu knallen       nehmen kann. Ich bin auch stark und mutig genug, das
oder mir zu drohen und mich körperlich zu bedrängen.      für mich in Anspruch zu nehmen.
   Niemand hat das Recht, mir einzureden, dass ich           Wenn ich eine Veränderung will, muss ich immer
selbst Schuld daran bin, wenn ich geschlagen werde.       bei mir selbst anfangen! Es liegt bei mir, den ersten
                                                          Schritt zu machen in eine Zukunft ohne Gewalt.
    Niemand hat das Recht, mich anzulügen und mit
falschen Versprechungen zu ködern.                           Die Lage ist nie aussichtslos, wenn man sich Hilfe
                                                          sucht. Außerhalb von unseren vier Wänden gibt es
   Niemand hat das Recht, mir zu drohen und zu
                                                          jede Menge Hilfe und unzählige Möglichkeiten, die
verbieten mit anderen Menschen oder zuständigen
                                                          uns zur Verfügung stehen.
Behörden offen und ehrlich über meine Erfahrungen
zu sprechen; wie es mir wirklich damit geht, was bei         Wir allein tragen die Verantwortung für unser Le-
mir los ist und wo ich Hilfe bekommen kann.               ben, niemand sonst. Nur wir selbst können die Ent-
                                                          scheidung treffen, ohne Gewalt zu leben und uns Hilfe
                                                          holen.
  Meiner Meinung nach habe ich auf dieser Erde von
                                                                                                     Monika T.
Geburt an ein Recht auf ein selbstbestimmtes, ge-
waltfreies Leben, das ich in Freiheit, Frieden und ohne

                                       Wichtige Adressen:
          Gewaltschutzzentrum OÖ                            Frauenhaus Linz
          Stockhofstraße 40, 4020 Linz                      www.frauenhaus-linz.at
          Tel: 0732/607760                                  Email: office@frauenhaus-linz.at
          Email: ooe@gewaltschutzzentrum.at                 Notruf rund um die Uhr: 0732/606700
                                                            Weitere Frauenhäusern in OÖ:
          Kostenfreie Beratung und Begleitung für:          Linz, Wels, Steyr, Vöcklabruck, Ried
          • häusliche Gewalt
          • Gewalt im sozialen Nahraum
          • Stalking/ Beharrliche Verfolgung
          • Prozessbegleitung                               Krisenhilfe OÖ
          • Beratung für Angehörige von
                                                            Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz
             Gewaltopfern                                   https://www.krisenhilfeooe.at/
                                                            Telefon rund um die Uhr: 0732/2177

              Euronotruf: 112             Polizeinotruf: 133            Rettung: 144
Clubhaus Intern                          16

                     Mary spricht

   Und es spricht eine Stimme, die von weither kommt. Ihr Klang
weht übers Meer. Noch immer weint Rahel und immer noch sind die
Tränen schwer. Du aber – nicht blicke mir stumpf und grau, die Hände
im schlafenden Schoß. Steh auf und begreif: die Stunde schlägt und
die Nacht der Welt ist groß. Ruf, Mädchen, begreif – und Frau, die du
Vergangenes beschwörst.

    Geben Sie niemals auf, den Schritt ins Leben zu machen. Je mehr
Sie Ihr Denken zum Besseren verändern, um so mehr wird sich auch
Ihr Leben zum Besseren verwandeln. Sobald Sie in Ihrem Denken an-
fangen, den guten Plan zu sehen, den Gott für Sie hat, werden Sie
auch anfangen, sich darin wieder zu finden.
    Unser Handeln ist direktes Resultat unserer Gedanken. Denken wir
negativ, so werden wir auch negativ leben. Wenn wir dagegen unser
Denken erneuern, wie es Gottes Wort entspricht, wird sich in unseren
Lebenserfahrungen erweisen, was Römer 12,2 zusagt, nämlich: Gleicht
euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer
Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes
ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.

   In meinem Fall begannen (innen) meine Probleme vor langer Zeit in
der Wiege (Kindheit). Als Kind hatte ich einen extrem dominanten Va-
ter, der mir gegenüber häufig gewalttätig war, nur weil er schlechte
Laune hatte. Eine falsche Bewegung von mir genügte, um mir den vä-
terlichen Zorn, Wut und Hass zuzuziehen. Jahrelang musste ich hilflos
darunter leiden, bis ich an der Schwelle zum Erwachsensein einen Zu-
sammenbruch hatte, auch weil meine Mutter verstarb.
   Zusammen mit meiner Mutter wurde ich von meinem Vater miss-
handelt. In jeder Hinsicht ging der Vater mit Frau und Tochter mies
um. Mein Bruder hingegen konnte machen, was er wollte. Es war, als
werde er bevorzugt, bloß weil er ein Junge war.
                                                             Mary K.
17                                                 Clubhaus Intern

           Gedicht von Mary
       …Ich wünsch dir zum Schluss…

            Dass die Welt dir offen,
      dass du glauben kannst und hoffen,
      dass du staunen kannst und fragen,
      Grund stets hast zum Danke sagen.

       Ich wünsch dir Freude am Leben.
         Weil viel zu kurz das Leben ist,
     kommt der zu kurz, der’s nicht genießt.
        Kurzweil das kurze Leben würzt,
         langes Gesicht es nur verkürzt.

      Ich wünsche dir, um was zu ändern,
               eine kräftige Hand,
       vor allem aber auch den Verstand,
der dir sagt, wo das Ändern wirklich was bringt,
 und wo etwas durch Abwarten besser gelingt.
                                                                             Geborgenheit
       Ich wünsche dir jemand, der da ist,                           Wenn du Angst hast, komm zu mir.
           geht’s dir einmal nicht gut,                         Ich gebe dir die Kraft, die du brauchst!
              und der was er kann,
             für dich dann auch tut,                                 Wenn du allein bist, komm zu mir.
               der Zeit für dich hat,                                    Ich halte dich und gebe dir
                viel Zeit jederzeit,                                 die Geborgenheit, die dich stützt!
               und der zu dir steht
              in Freud und im Leid.                                  Wenn du traurig bist, komm zu mir.
                                                                         Ich reiche dir die Schulter,
                                                                     an der du dich ausweinen kannst!
                              Sunshine Star
                                                                     Vertraue mir, denn ich bin bei dir...
                                                                         werde immer bei dir sein.
                                                                         Wir sind Freunde auf ewig
                                                                          und egal was geschieht,
                                                                 ich bin so glücklich, dass es dich gibt!

                                                                                         (Verfasser Unbekannt)
Clubhaus Intern                                          18

                                        Auf der Suche
                                                                    griff verbindet - und welche Geschichten
                                                                    im Zusammenhang damit erzählt wurden.
                                                                    Ein lebhafter Gedankenaustausch entspann
                                                                    sich in der Folge, der bei den Auswirkungen
                                                                    zweier Weltkriege startete - um schließlich
                                                                    bei den wissenschaftlich erwiesenen
                                                                    Spätfolgen in der menschliche Zelle zu en-
                                                                    den. Irgendwann kamen auch diverse poli-
                                                                    tische Machtspiele sowie die Ablenkung
                                                                    durch den Konsum zur Sprache.
                                                                    Steidl wollte wissen, was es für den einzel-
                                                                    nen wohl bedeuten könnte, in einer ver-
                                                                    antwortungslosen Gesellschaft zu leben,
                                                                    die kaum noch einem Miteinander, dafür
                                                                    aber immer öfter egoistischen Abwegen
                                                                    folgt. In diesem Sinne fragte er uns völlig zu
                                                                    recht, wie unserer Meinung nach Ängste
                                                                    entstehen, wie sie geschürt werden - und
                                                                    welche Konsequenzen sie dann für uns alle
                                                                    haben.
                                                                    Mit überraschender Vehemenz versuchte
                                                                    er mittels eines Zitates von Martin Buber
                                                                    religiöse Orientierung zu vermitteln - und
                                                                    zugleich Unausgesprochenes über Gott und
                                                                    die Schöpfung zu provozieren.
                                                                    Ich konnte ihm dabei nicht vorbehaltlos
                                                                    folgen - auch nicht - als Steidl die Aufklä-
                                                                    rung im Sinne Kants als einen Schuldigen
                                                                    an der derzeitigen Verantwortungslosigkeit
                                                                    in Stellung bringen wollte.
   Am 4. März dieses Jahres, einem Mittwoch, lud das        Aber nur, weil ich Argumente nicht teile, sollten
Clubhaus gemeinsam mit Roland Steidl wieder zu ei-       diese nicht kategorisch in Frage gestellt werden. Ich
nem Philosophischen Abend ins KuK.                       verstehe mich halt eher als Fragenden und nicht als
   Wie immer äußerst fundiert, führte der erfahrene      Antwortenden. Meine Neugier übersteigt mein Wissen
Moderator durch die Diskussion. Zum Einstieg wollte      bei weitem.
er von uns Anwesenden wissen, was uns seit dem letz-        Am Ende der Veranstaltung las Roland Steidl noch
ten Zusammentreffen außergewöhnlich berührt oder         aus den mitgebrachten „12 Lebensregeln“ des Wladi-
bewegt hat.                                              mir Lindenberg vor. Der russische Arzt an der Berliner
   Nachdem wir ihn mit den unterschiedlichsten Ant-      Charité hat im Laufe seines langen Lebens zahlreiche
worten konfrontiert hatten, spannte der gelernte Reli-   Bücher verfasst.
gionsphilosoph gekonnt den Bogen zum Thema des              Besonders ergriffen hat mich persönlich dabei der
Tages: Der Verantwortung des einzelnen.                  zehnte Punkt, der für eine klare Denkweise samt un-
   Es war für mich sehr aufschlussreich zu hören, was    missverständlicher Sprache plädiert.
jede und jeder der Clubhausmitglieder mit diesem Be-                                                  Christian S.
19                                        Clubhaus Intern

               10 Schritte zur psychischen Gesundheit
                             und was das Clubhaus dazu beiträgt
• Sich selber annehmen                             So wurde es für uns so richtig augenscheinlich,
                                                welch ein Anker das Clubhaus für Menschen mit psy-
• Darüber reden
                                                chischen Erkrankungen ist.
• Aktiv bleiben - bei den wöchentlichen
                                                   Langsam ordnen sich wieder die Verhältnisse. Aber
  Wanderungen                                   noch sind wir von einem normalen Clubhausleben ein
• Neues lernen - wie Englischkurs, Kommunika-   Stück weit entfernt. Noch gibt es Vorgaben, die erfüllt
  tion leicht gemacht, Redaktionsgruppe         werden müssen, um die nächsten Jahre als normale
                                                Jahre beginnen zu können.
• Mit Freunden in Kontakt bleiben - zum Bei-
  spiel bei Krankenhausbesuchen                                                              Ludwig F.

• Etwas kreatives tun - wie bei
  der Handarbeitsrunde
• Sich beteiligen - wie beim ge-
  meinsamen Kochen und Essen
• Um Hilfe fragen
• Sich entspannen
• Sich nicht aufgeben

   Wir feiern 20 Jahre Clubhaus pro
people der pro mente Oberöster-
reich. Man könnte sagen, 20 normale
Jahre. Wir haben bereits Vorbereitun-
gen getroffen, als die Coronapande-
mie hereinbrach.
   Ich arbeite bei der Redaktion der
Clubhauszeitung mit. Wir planten
eine besondere Ausgabe zum Jubilä-
um. Auf einmal war alles hinfällig.
   Es war ein gesamtgesellschaftli-
ches Fiasko: Ausgangsbeschränkun-
gen, Jobverlust, Kurzarbeit und vieles
mehr. Dass man auf einmal Gesichts-
masken tragen musste, seine Freunde
nicht mehr treffen konnte und viele
Sozialkontakte abbrechen musste,
waren tiefgreifende Einschnitte.
   Ich lebe alleine und so war es noch
schwerer, die Kontakte mit Freunden
im Clubhaus nicht mehr wahrnehmen
zu können.
Clubhaus Intern                                                            20

                                             Der „Start“
                          und unser Besuch im Clubhaus pro people
    Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Sigrid          Der Mobile Dienst führt Hausbesuche und Einzelge-
und ich bin mit dem „Start“ nach Linz gefahren und         spräche mit den Klienten durch und begleitet sie sozi-
habe eure Einrichtung anschauen dürfen, danke dafür!       alarbeiterisch und auch psychosozial. Der Mobile
Uns hat die Führung durch das Clubhaus sehr gut ge-        Dienst hat Sozialarbeiter, Psychotherapeuten und
fallen.                                                    auch Krankenpfleger im Team.
    Nun möchte ich euch den „Start“ vorstellen, von            Dann gibt es noch das Werk Start, wo Jugendliche
dem ich begleitet werde. Die sozialtherapeutische Ar-      ins Berufsleben begleitet werden. In der Gerichtskanti-
beitsgemeinschaft, kurz Start, gehört zur pro mente        ne kochen Klienten des Start für die Bediensteten des
Österreich, ist aber unabhängig von der pro mente          Oberlandesgerichts Innsbruck das Mittagessen.
tirol. Die pro mente tirol ist in Tirol eigentlich neben       Interessant in unserem Zusammenhang ist aber die
dem Psychoszozialen Pflegedienst kurz PSP der Haupt-       Tagesstruktur im Tageszentrum, die dazu da ist, uns
versorger für psychisch Kranke.                            Klienten zu helfen, den Tag zu strukturieren. Wir ha-
   Aber ja, es geht beim Verein Start sozusagen um         ben im Tageszentrum einen großen Mehrzweckraum,
den Juniorpartner in Tirol, den kleinsten aber interes-    in dem sich alle zum Essen treffen und wo das Basis-
santesten für die Klienten, wie ich finde, und den für     programm durchgeführt wird, bestehend aus der Mor-
mich besten Versorger für Menschen mit psychiatri-         genbesprechung um 10.00 Uhr und unserem gemein-
schen Diagnosen in Tirol. Ich bin im Jahr 2017 in den      samen Treffen für das spätere Gruppenprogramm.
Start gekommen. Den Start könnte ich euch so erklä-           Einige Begleiter und ein ausgebildeter Koch kochen
ren: Dort gibt es eine Tagesstruktur und einen Mobi-       fünf Tage die Woche mit uns in den Kochgruppen in
len Dienst.                                                Teams von drei bis vier Personen. Wir kochen ein

                                                                                                            Bild: Christine W.
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Mittagessen, welches alle Klienten, die sich anmelden,      die Essensliste ;-) Zudem nehmen sie telefonisch auf,
günstig zu sich nehmen können. Früher konnten auch          wer sich krank meldet oder sich frei nimmt. Die Klien-
die Automechaniker, die in der Nachbarschaft arbei-         ten im Start sind meist Menschen, die eine unbefriste-
ten, bei uns essen. Dies hatte den Zweck, Menschen          te Arbeitsunfähigkeit haben und schon lange aus dem
mit psychiatrischen Diagnosen mit Menschen ohne             Berufsleben ausgeschieden sind. Einige sind auch noch
Diagnose zusammenzubringen. Das ist aber in den             nicht oder nur befristet in Arbeitsunfähigkeit und ver-
letzten Jahren eingeschlafen.                               suchen, den Einstieg ins Berufsleben zu meistern.
   Ja, und nun sind wir thematisch bei den Gruppen          Manche der Klienten sind auch beim AMS.
gelandet. Der Verein Start hat das Konzept, Gruppen            Und das kann der Start: Der Start hat sowohl die
für Beschäftigung und sinnstiftende Aufgaben anzubie-       Möglichkeit, Menschen einen Treffpunkt zu geben, z.B.
ten. Es gibt alle möglichen Gruppen, wie die Kochgrup-      im Raucherraum, wo wir sitzen und manchmal in ei-
pe, die Cura-Gruppe für entgeltliche Beschäftigungs-        nen Stammtischcharakter verfallen, er kann aber auch
projekte, Gesprächsgruppen, die Recoverygruppe oder         gezieltes Arbeitstraining anbieten. Dieses Training ver-
auch die Basketballgruppe, die von einem Klienten           sucht, Menschen zu fordern, um sie wieder ins Berufs-
autonom organisiert wird.                                   leben zu integrieren. Manche Klienten des Start haben
   Manchmal kommen auch externe Referenten in               auch aktiv beim Teilhabegesetz mitgearbeitet, dem
den Start, um uns zu erklären, wie man z.B. eine Zei-       Tiroler Rehagesetz.
tung zusammenstellt, was wir dann auch umsetzen.               Wir kommen aus Österreich, Südtirol, Serbien, Bul-
Manche Gruppen dauern auch nur kurz, etwa einige            garien, Rumänien und der Türkei. Wir mögen uns, und
Wochen.                                                     auch wenn uns unsere Herkunft oft trennt und manch-
    Im Start gibt es auch ein Klientenforum, wo wichti-     mal Zwist zwischen uns herrscht, haben wir uns gerne.
ge Dinge, die uns betreffen, besprochen werden und          Wir haben komplizierte Beziehungen zueinander, aber
wo wir mitbestimmen können. Es gibt auch Sonderfo-          wir schätzen uns. Ohne den Start wären wir vielleicht
ren, wie z.B. zu den Hausregeln, die wir dieses Jahr        verlorener und einsamer.
neu miteinander formuliert haben. Dieses Forum ent-            Hier haben wir die Möglichkeit, uns zu treffen und
stand durch einen größeren Konflikt zu dieser Thema-        unseren Tag sinnvoll zu gestalten. Ein bisschen Politi-
tik, der in der Gruppe entstanden war. Um diesen zu         sieren im Raucherraum, ein gutes Essen zubereiten,
kanalisieren, wollten wir neue Regeln aufstellen, an        unser Arbeitstraining – all das findet u.a. statt.
die sich dann alle halten sollten. Dies war ein wichtiger      Der Start bedeutet mir sehr viel, nicht zuletzt
Schritt, um zwischen uns zu vermitteln, glaube ich.         möchte ich mich bei der Führungsriege des Start, bei
   Im Start gibt es kein großes autoritäres Gefälle zwi-    Robert Fiedler und Klaus Schiffer, sowie dem Gene-
schen den Begleitern und Klienten. Die Klienten wer-        sungsbegleiter Elmar Kennerth für meine Zukunft be-
den nicht bevormundet oder wie kleine Kinder behan-         danken, denn sie haben sich für die fixe Anstellung von
delt. Die Mitarbeiter, mit denen wir arbeiten, sind Be-     Genesungsbegleitern in der psychosozialen Versor-
gleiter für uns und versuchen uns mit viel Können und       gung in Tirol stark gemacht. Ich bin ja Genesungsbe-
Geschick zu begleiten und uns in unseren Krisenzeiten,      gleiterin. Vielleicht bekomme ich bald eine Beschäfti-
sowie auch den guten Zeiten beizustehen. Beziehungs-        gung, ich bin gespannt.
arbeit ist ihnen sehr wichtig und man kann die Gren-           Der Start war manchmal für mich die Wurzel aller
zen als Klient etwas ausreizen, sei es, dass man mal        Probleme, da mich Konflikte, die ich dort hatte, beglei-
durch eine Erkrankung nicht kommt oder sich einen           tet haben, aber die ich auch dort lösen und somit mer-
lockeren Spruch erlauben kann. Die Begleiter stehen         ken konnte, dass ich mich weiterentwickelt habe und
zu einem und behandeln einen gut.                           konfliktfähiger geworden bin. Ich glaube, durch den
    Das Team im Tageszentrum besteht aus Pädago-            Start bin ich ein Stück weit gesünder geworden. Der
gen, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten, Gene-              Start und der Verein pro mente tirol haben mich, glau-
sungsbegleitern und dem Koch, der einen sozialpsychi-       be ich, gerettet. Dankeschön.
atrischen Grundkurs absolviert hat.
   Und dann gibt es da noch die geheimen Regenten                                                             Sigrid
im Start, die Praktikanten. Wieso? Sie verwalten u.a.
Clubhaus Intern                                       22

                         Angst ist kein guter Ratgeber
   In meinem Leben hat es schon viele Ängste gege-          Angst, versagt zu haben, obwohl ich immer mein
ben.                                                     Bestes gegeben habe.
   Angst vor dem Kindergarten, bis ich festgestellt          Angst, dass mich keiner mag, obwohl ich immer für
habe, dass ein Kindergartenplatz echt super ist. Ich     alle da war.
war dort von einer Menge Kinder umgeben, wir haben          Angst, nicht gut genug zu sein, die sich in ein
gespielt, gegessen und viel gelernt.                     schweres und langjähriges Burnout verwandelt hat.
   Angst vor der Schule, bis ich mitbekommen                    Angst, wie ich das finanziell schaffen soll bis
habe, dass in der Schule viel Wissen ver-                           der Konkurs meine Rettung war.
mittelt wird und die Schule sehr viel
                                                                         Angst vor den Behörden, obwohl ich
Spaß macht.
                                                                           auf alle angewiesen war.
   Angst vor dem Lehrberuf, bis
                                                                             Angst vor den psychiatrischen
andere gemerkt haben, dass ich
                                                                              Aufenthalten, wo ich zur Ruhe
sehr talentiert bin und meine
                                                                               gekommen bin.
Sache gut mache.
                                                                                 Angst vor den regelmäßigen
    Angst vor der Matura, als
                                                                                  Therapien, wo ich mein Le-
ich unsicher war, ob es gut
                                                                                  ben ausgebreitet habe und
gehen wird, obwohl ich
                                                                                   wo mir sehr geholfen wur-
fleißig gelernt habe.
                                                                                   de.
   Angst vorm ersten Ar-
                                                                                    Angst vor dem Umzug, ob-
beitsplatz, bis ich festge-
                                                                                    wohl ich jetzt total glück-
stellt habe, dass ich sehr
                                                                                   lich bin, dass ich diesen
erfolgreich bin in dem, was
                                                                                   Schritt gemacht habe.
ich tue.
                                                                                   Angst, einen Hund zu adop-
   Angst vor dem Auswan-
                                                                                  tieren, ob ich das schaffe?
dern, was ich bis heute noch
                                                                                 Jetzt bin ich die beste Hunde-
nie bereut habe.
                                                                                Mami der Welt und habe mit
   Angst vor der Fremdsprache,                                               meiner „Kleinen“ sehr viel Freu-
die ich so schnell wie mir möglich                                          de.
war, gelernt habe.
                                                                         Angst vor dem Alltag, auch wenn ich
   Angst vor fremder Mentalität, in der                               eine starke Frau bin und eine gute Tages-
ich dann viele Gemeinsamkeiten und gleiche                       struktur habe.
Werte entdeckt habe.
                                                           Angst vor der Nacht und Albträumen, die ich mit
  Angst vor der Ehe, wo ich gelernt habe, was und        dem Kopfhörer und Hörbüchern gut gelöst habe.
wer ich bin, was ich will und was nicht.
                                                           Angst vor dem Wasser, deswegen habe ich schwim-
   Angst vorm Kinderkriegen, die leider so groß war,     men gelernt.
dass ich kinderlos geblieben bin, obwohl ich mit Kin-
                                                           Angst vor der Höhe, bis ich am Berg ganz oben war
dern sehr gut umgehen kann.
                                                         und die schöne Aussicht genossen habe.
   Angst vor der Scheidung, aus der ich viel stärker
hervorgegangen bin, als ich geglaubt habe.
                                                            Was ich damit sagen will: Um die Angst zu besie-
   Angst vor den Arbeitgebern, die leider so groß war,
                                                         gen, muss ich der Angst direkt in die Augen blicken.
dass ich immer Probleme hatte, obwohl ich immer
gerne gearbeitet habe.                                      Übung macht bekanntlich den Meister!
                                                                                                     Monika T.
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         Lebensgeschichte Wolfgang
Aufgewachsen
   in Gmunden fünf Jahre, Attnang sechs Jahre und fünf Jahre in Linz.
   Besuch der HTL Linz.
   Heirat, Wohnung 16 Jahre am Bindermichl.

Arbeit bei Voestalpine
   Bearbeitung von Equipment des chemischen Anlagenbaues (Behälter,
Wärmetauscher, Pumpen), Zeichnen von Aufstellungsplänen, Rohrlei-
tungsschemata. Arbeit mit zwei Kollegen. Es war viel Stress dabei.
   Ich kam nach 16 Jahren in ein Burnout und es folgte die einvernehmli-
che Kündigung.

Die Zeit nach der Voest
   Es folgten einige Jahre in technischen Büros. Es gab keine Stahlstiftung
für mich, die wurde erst später eingeführt.
   Später machte ich Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe bei Briefgestaltung an
die Wohnungsgenossenschaft mit Kollegen.
   Die Worte eines Pfarrers halfen auch: „Schau auf deine Wurzeln, aber
dein Blick gehe nach vorne!“.
   Ich machte auch Meinungsbefragungen mit Fragebögen.

Clubhaus pro people
   2005 wurde mir über die Männerberatung des Landes OÖ geraten,
das Clubhaus pro people zu nützen.
   Zuerst hatte ich Angst, bei pro mente auf der Couch zu landen, aber
schließlich gelang es mir, in kleinen Stufen Fuß zu fassen. Das „Du-Wort“,
der wertschätzende Umgang und die freiwillige Teilnahme am Alltag, die
Einhaltung von Pausen taten mir gut.
   Mein Selbstwertgefühl stieg langsam.
   Seit September 2005 bis heute wirke ich aktiv in unserem Projekt
„arbeitsorientierter Tag“ ehrenamtlich mit. Im Rahmen dieses Gruppen-
projektes führte ich folgende Tätigkeiten durch:
   Ich arbeitete in der Bürogruppe: Kontaktpflege schriftlich und telefo-
nisch, Mitarbeit in der Gruppe. Ich erstellte und erstelle Texte für die Zei-
tung (Ausflugsberichte, Meditationen).
   Ich hielt und halte Englischkurse für Mitglieder ab.
   Ich wendete dafür wöchentlich zirka 26 Stunden auf. Ich hoffe dies
reduziert noch einige Zeit machen zu können.

                                                       Erstellt Wolfgang CP
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