Im Sog der Krise - Metall NRW

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Im Sog der Krise - Metall NRW
16. Juli 2020

#8 / 2020
Ausgabe für die
Metall- und Elektro-Industrie

ISSN 0344-919X                          Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft                      G 11587

                         Im Sog der Krise
                         Berufsausbildung. In der dualen Berufsausbildung halten sich momentan
                         beide Seiten zurück: Die Unternehmen bieten weniger Ausbildungsplätze an
                         und auch viele Schulabsolventen sind unsicher, ob jetzt gerade der richtige
                         Zeitpunkt ist, eine Lehre zu beginnen. Für Achim Dercks ist die Sache jedoch
                         klar: Auch nach Corona müsse man mit einem wachsenden Fachkräftemangel
                         rechnen, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK im Inter-
                         view – und rät beiden Seiten zur Ausbildung auch in Pandemiezeiten.
                                 Seiten 2–5

Metall- und Elektro-Industrie                                        Außenhandel
Die Corona-Krise trifft die M+E-Industrie hart. Dennoch              Die weltweiten Konjunktureinbrüche haben der export-
wollen zwei Drittel der Unternehmen die Zahl der Ausbil-             starken deutschen Wirtschaft schwer geschadet. Und
dungsplätze im kommenden Jahr konstant halten.                       auch langfristig sind die Prognosen nur mäßig.
        Seite 6–7                                                            Seiten 8–9

                      Weitere Themen +++ Europäische Union +++ Russland +++ Corona +++
                 Top-Liste: Alleinlebende Seniorinnen +++ Neu auf iwd.de: Mehrwertsteuersenkung
16. Juli 2020 / #8 / Seite 2                                         Berufsausbildung

Ein Schutzschirm für
Azubis

                               Berufsausbildung. Die Corona-Pandemie setzt auch den Ausbildungsmarkt unter Druck.
                               Nicht nur Unternehmen halten sich mit ihrem Angebot an Ausbildungsplätzen zurück,
                               auch viele Jugendliche zögern, in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. All dies
                               verschärft den Fachkräftemangel.

    Die Corona-Krise stellt zahlreiche Unternehmen vor             Homeoffice umstellen oder massive Auftragseinbrüche
große Herausforderungen: Zwar können die meisten                   verkraften.
Betriebe in Deutschland bislang Entlassungen weitest-                  Weil niemand weiß, wie lange die Krise noch andau-
gehend vermeiden – seit März 2020 waren lediglich                  ert und wie umfangreich die Auswirkungen sein werden,
82.700 Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung zu            sind zahlreiche Unternehmen verunsichert und halten
verzeichnen. Doch die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit             sich mit der Neueinstellung von Auszubildenden zurück.
hat im April mit mehr als zehn Millionen Personen ein              Auch die Jugendlichen selbst zaudern. Viele von ihnen
Rekordhoch erreicht. Im Vordergrund steht derzeit,                 überlegen, wegen der Pandemie ihren Ausbildungsstart
möglichst viele Beschäftigte zu halten, um nach der Krise          um ein oder zwei Jahre zu verschieben. So ist auch die
wieder durchstarten zu können.                                     Nachfrage am Ausbildungsmarkt zurückgegangen:
    Das stark gesunkene Arbeitsvolumen und der zuneh-                  Die Zahl der gemeldeten Bewerber ist in diesem
mende Kostendruck führen dazu, dass viele Unterneh-                Beratungsjahr bislang um rund 39.000 gesunken.
men momentan auf Neueinstellungen verzichten. So gab                   Ähnlich wie schon in früheren Krisenjahren schauen
es im März 2020 rund 115.000 weniger offene Stellen als            sich Jugendliche nach Alternativen zu einer dualen
im Vorjahr. Diese Zurückhaltung schlägt sich auch auf              Ausbildung um. Viele entscheiden sich momentan lieber
dem Ausbildungsmarkt nieder, denn es werden aktuell                für ein Studium.
deutlich weniger Plätze als in den vergangenen Jahren                  Unternehmen müssen also zum einen neue Wege
neu besetzt (Grafik Seite 3):                                      gehen, um Bewerber zu finden. Zum anderen müssen sie
    Von Oktober 2019 bis Ende Mai 2020 wurden bei                  ihre Ausbildung aktuell umstellen. Denn Instrumente wie
der Bundesagentur für Arbeit insgesamt gut 46.000                  Kurzarbeit und flexible Homeoffice-Regelungen lassen
betriebliche Ausbildungsstellen weniger gemeldet als               sich nicht eins zu eins auf die Ausbildung übertragen.
im gleichen Vorjahreszeitraum.                                     Homeoffice ist für Auszubildende nicht vorgesehen.
    Das entspricht einem Minus von rund 9 Prozent.                 Zudem stellt die Ausbildung im Homeoffice eine an-
Ursache für diesen rapiden Rückgang der Ausbildungs-               spruchsvolle Betreuungsaufgabe dar, die neben der
platzzahl ist, dass viele Betriebe vorübergehend vollstän-         erforderlichen technischen Ausstattung auch flexible
dig schließen mussten – beispielsweise im Einzelhandel,            Wege bei der Qualifizierung erfordert.
in der Gastronomie oder im Automobilbau. Und wer                       Vielen Unternehmen, die in den vergangenen Wochen
nicht von Schließungen betroffen war, musste häufig                Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben, blieb keine
seine Geschäftstätigkeit kurzfristig auf die Arbeit im             andere Wahl, als dies auch für Auszubildende zu organi-
Berufsausbildung                                                 16. Juli 2020 / #8 / Seite 3

sieren. Kurzarbeit ist für den betrieblichen Nachwuchs        Ausbildungsmarkt 2020:
allerdings nur dann möglich, wenn es keine andere             Weniger Stellen und weniger Bewerber
Möglichkeit gibt. Unternehmen sind verpflichtet, alle         Gemeldete … jeweils zwischen Oktober des Vorjahres und Mai
Handlungsspielräume auszuschöpfen, bevor sie auch für
Auszubildende Kurzarbeit beantragen können.                      … Bewerber für Berufsausbildungsstellen
    Zudem haben Auszubildende – auch bei Kurzarbeit –            … Berufsausbildungsstellen
zunächst einen sechswöchigen Anspruch auf Fortzahlung
der Ausbildungsvergütung. Dieser besondere Schutz ist                                                         463.200
ein wichtiges Signal an junge Erwachsene, die über eine       2009
                                                                                                  375.000
Ausbildung nachdenken. Ihnen wird dadurch garantiert,
dass alles getan wird, damit sie ihre Ausbildung erfolg-
                                                                                                             458.200
reich beenden können.                                         2010
    Wie aber kann das in Pandemiezeiten gelingen?                                                  387.300
Anders als bereits fertig ausgebildete Fachkräfte benöti-
gen Azubis Unterstützung, um ihren Arbeitstag zu                                                            452.000
strukturieren. Hinzu kommt, dass auch im Homeoffice           2011
                                                                                                           432.400
die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vermittelt
werden müssen. Hierfür sind digitale Lernformate
                                                                                                               471.200
hilfreich – auch über die akute Krise hinaus.                 2012
    Außerdem haben Unternehmen die Möglichkeit, die                                                          457.100
Reihenfolge der Ausbildungsinhalte anzupassen. So
lassen sich theoretische Inhalte leichter von Bildschirm                                                      465.500
                                                              2013
zu Bildschirm vermitteln als praktische Kenntnisse. Doch
                                                                                                            450.900
auch Letzteres ist mit passenden digitalen Angeboten
grundsätzlich möglich – sei es mithilfe von Bildern,
                                                                                                               473.200
Videos, 3-D-Modellen, Virtual- oder Augmented-                2014
Reality-Anwendungen. Sogar für die Prüfungsvorberei-                                                         460.500
tungen gibt es zahlreiche digitale Angebote. Das ist vor
allem für Berufsschulen interessant, von denen viele                                                          463.900
                                                              2015
nicht hinreichend auf digitales Lernen vorbereitet waren.                                                     464.000
    In der Krise zeigt sich zwar, dass es einen großen
Anstieg bei digitalen Weiterbildungsaktivitäten gab.
                                                                                                              464.700
Allerdings wünschen sich viele Unternehmen mehr               2016
Informationen zu E-Learning-Angeboten sowie Erfah-                                                              478.200
rungsberichte aus der Praxis. Den Unternehmen hilft es,
wenn sie sehen, wie digitales Lernen in anderen Betrie-                                                       467.400
                                                              2017
ben funktioniert. Das IW hat daher entsprechende                                                                478.984
Informationen auf der Homepage des Kompetenz-
zentrums Fachkräftesicherung (kofa.de) bereitgestellt.                                                      456.000
    Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den           2018
Ausbildungsmarkt in Deutschland letzten Endes haben                                                                495.200
wird, hängt auch davon ab, wie stark die Wirtschaft in
diesem Jahr einbricht. Die aktuellen Prognosen des                                                         438.900
                                                              2019
Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sind alles                                                                   512.200
andere als ermutigend (Grafik Seite 4):
    In diesem Jahr werden voraussichtlich weniger als                                                399.800
500.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen                2020
werden.                                                                                                       465.700

                                                              Quelle: Bundesagentur für Arbeit
                             Fortsetzung                      © 2020 IW Medien / iwd
16. Juli 2020 / #8 / Seite 4                                              Berufsausbildung

    Das wären rund 25.000 weniger als im Vorjahr und                     Erträge erwirtschaften können, ist in vielen Unternehmen
damit deutlich zu wenig, um die Fachkräftebasis langfris-                ungewiss.
tig zu sichern. Denn die derzeitigen Jahrgänge der                           Um Betriebe bei der Ausbildung zu unterstützen und
Schulabsolventen sind etwa doppelt so stark wie die                      Jugendlichen bei der Ausbildungssuche zu helfen, plant
nachrückende Azubi-Generation. Sollte die Wirtschafts-                   die Bundesregierung derzeit einen „Schutzschirm für
leistung in Deutschland gar um 7 oder mehr Prozent                       Lehrstellen“:
schrumpfen, könnten es sogar weniger als 460.000                             Eine Ausbildungsprämie soll die berufliche Zukunft
Neuabschlüsse werden.                                                    der Jugendlichen sichern und einen Beitrag zur
    Für viele Unternehmen ist die aktuelle Situation aber                Fachkräftesicherung leisten.
auch deshalb ein ernsthaftes Ausbildungshemmnis, weil                        Kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als
sie die Qualifizierung des Nachwuchses finanziell nicht                  250 Mitarbeitern sollen 2.000 Euro Zuschuss je Auszubil-
mehr stemmen können. So zeigt eine BIBB-Erhebung,                        denden erhalten, wenn sie „in erheblichem Umfang“ von
dass insbesondere das erste Ausbildungsjahr kosten-                      der Krise betroffen sind und dennoch ihre Ausbildungs-
intensiv ist. Bei dreijährigen Ausbildungsberufen liegen                 aktivitäten aufrechterhalten. Erhöhen sie die Zahl ihrer
die Nettokosten der Betriebe im ersten Ausbildungsjahr                   Auszubildenden sogar, gibt es 3.000 Euro. Ob das eine
bei 8.600 Euro, im dritten Ausbildungsjahr dagegen nur                   nennenswerte Wirkung hat oder vielmehr umfangreiche
noch bei 2.200 Euro.                                                     Mitnahmeeffekte auslöst, muss sich erst zeigen. Ziel-
    Derzeit dürfte aber entscheidend sein, dass ein                      genauer dürfte die Maßnahme sein, Betriebe mit einer
Azubi im Schnitt jährlich 20.855 Euro an Bruttokosten                    Übernahmeprämie von 3.000 Euro zu fördern, die Azubis
verursacht, die zunächst zu finanzieren sind.                            aus insolventen Firmen übernehmen. Das wurde kürzlich
    Denn ob Auszubildende in der Krise in der Produktion                 in der Allianz für Aus- und Weiterbildung verabredet und
oder bei der Erstellung von Dienstleistungen überhaupt                   inzwischen auch vom Bundeskabinett beschlossen.

Deutlicher Rückgang bei den Ausbildungsverträgen erwartet
Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

                                                                                                             Zwischen 456.500
  569.379
                                                                                                                  und 514.900
                       551.259
                                           530.715                                              531.414    525.081
                                                     522.231   522.093   520.332     523.290

      2011                  2012            2013      2014      2015       2016         2017      2018       2019        2020

2020: Prognose
jeweils zum 30. September

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung
© 2020 IW Medien / iwd
Berufsausbildung: Interview                                     16. Juli 2020 / #8 / Seite 5

„Fachkräfte werden
händeringend
gesucht werden“

Interview. Ist es klug, jetzt eine duale Berufsausbildung
zu beginnen? Ja, solange das ausbildende Unternehmen
nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, sagt

                                                                                                                                       Foto: IW Medien
Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer
des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.

    Wie geht es den 1,3 Millionen          dass sich jeder vierte Betrieb im       werden 500.000 Menschen mehr in
Azubis? Wie viele sind aktuell in          kommenden Jahr aus der Ausbil-          Rente gehen, als von den Schulen
Kurzarbeit?                                dung zurückziehen wird. Wie sieht       kommen – wir wissen, dass dann
    Zur Kurzarbeit von Auszubilden-        es bei den IHK-Unternehmen aus?         Fachkräfte händeringend gesucht
den gibt es keine gesonderte Statis-           Wir schätzen, dass es zu einem      werden.
tik. Zumindest den Azubis der              Rückgang im zweistelligen Bereich           Die Bundesregierung zahlt
Abschlussjahrgänge geht es insoweit        bei den IHK-Berufen kommen wird.        Corona-geschädigten Unterneh-
gut, dass sie gerade ihre Prüfungen        Das ist zum Teil Corona-bedingt, zum    men mit maximal 249 Beschäftig-
machen konnten – das war ja lange          Teil kommen hier aber auch Effekte      ten, die weiterhin ausbilden,
Zeit Corona-bedingt nicht klar, ob         zum Tragen, die schon vor Corona        zwischen 2.000 und 3.000 Euro
das klappt. Wir konnten erst im            eingetreten sind. Die Automobil-        Ausbildungsprämie je Azubi. Auch
Frühjahr wieder mit den Prüfungen          industrie und ihre Zulieferer etwa      die monatliche Ausbildungsvergü-
anfangen. Es bkommen somit alle            gerieten schon im vergangenen Jahr      tung wird nötigenfalls zu 75 Pro-
Azubis, die bestehen, demnächst ihr        in eine wirtschaftlich schwierige       zent übernommen. Reicht das an
Zeugnis. Damit können sie dann in          Situation. Insgesamt erklären diese     Unterstützung?
ihr Berufsleben als ausgebildete           Faktoren, warum wir in diesem Jahr          Das ist auf jeden Fall ein wichtiges
Fachkraft starten.                         einige Herausforderungen am             Signal an die Unternehmen, weiter in
    Ansonsten gilt insgesamt, dass         Ausbildungsmarkt zu bewältigen          die Ausbildung zu investieren. Dass
viele Unternehmen kreativ waren,           haben.                                  allerdings nur kleine und mittlere
um die Ausbildung auch unter den               Würden Sie Ihrem Sohn jetzt         Unternehmen diese Förderung
erschwerten Bedingungen von                raten, eine Mechatronikerlehre zu       bekommen, führt natürlich bei
Corona fortzusetzen, etwa im               machen?                                 größeren Betrieben zu Kritik. Denn
Homeoffice, wo dann auch die                   Wenn er den Wunsch hat, in diese    wie stark ein Unternehmen durch die
Azubis saßen. In manchen Hotel- und        Richtung zu gehen: ja. Wobei ich ihm    Corona-Pandemie wirtschaftlich
Gastronomiebetrieben haben die             natürlich raten würde, eine Ausbil-     getroffen wird, hat ja nichts mit der
Auszubildenden beispielsweise              dung bei einem Unternehmen zu           Größe des Betriebs zu tun, sondern
mitgeholfen, den Re-Start nach dem         machen, das gute Perspektiven           eher mit der Branche. Die Möglich-
Lockdown vorzubereiten. Dabei              bietet. Auch in der Zeit nach Corona    keit der Kurzarbeit gibt es schließlich
haben die jungen Leute automatisch         ist es ja so, dass wir einen wachsen-   auch für alle Unternehmen. Da
eine Menge über den Arbeits- und           den Fachkräftemangel bei den            andererseits der Großteil der Ausbil-
Gesundheitsschutz gelernt, das ist ja      beruflich Qualifizierten haben          dungsbetriebe weniger als 250 Mit-
auch ein wichtiger Teil der Berufs-        werden. Und dann werden auch            arbeiter beschäftigt, werden die
ausbildung.                                wieder Mechatroniker – oder in der      Maßnahmen gleichwohl einen
    Der Zentralverband des Deut-           nächsten Stufe Industriemeister –       positiven Effekt auf den Ausbildungs-
schen Handwerks geht davon aus,            dringend gebraucht. Im Jahr 2025        markt haben.
16. Juli 2020 / #8 / Seite 6                                                Metall- und Elektro-Industrie

Nachwuchsförderung
trotz Krise
                               Metall- und Elektro-Industrie. Die Corona-Krise hat die deutsche M+E-Industrie fest
                               im Griff. Die meisten Betriebe sind in ihrer Produktion eingeschränkt, viele müssen ihre
                               Beschäftigten in Kurzarbeit schicken. Dennoch wollen zwei Drittel der Unternehmen am
                               Umfang ihrer Ausbildung für das neue Ausbildungsjahr festhalten.

    Auch wenn das Infektionsgesche-              hart. Am stärksten spüren die                                     ihre Beschäftigten haben und
hen in Europa zuletzt rückläufig war,            Betriebe dies im Inland: 75 Prozent                               entsprechend kurzfristig andere
führt die Corona-Pandemie in der                 berichten von deutlich gesunkenen                                 Wege gehen müssen (Grafik):
Industrie weiter zu massiven Proble-             Absatzzahlen in Deutschland.                                         Zwei Drittel der M+E-Unterneh-
men. In der Metall- und Elektro-                 Ebenfalls schwierig gestalten sich die                            men in Deutschland nutzen aktuell
Industrie können immer noch fast                 Geschäfte für die M+E-Industrie                                   Kurzarbeit, weitere 9 Prozent
90 Prozent der Unternehmen nicht                 derzeit in Westeuropa.                                            planen dies.
komplett störungsfrei produzieren,                  All das führt dazu, dass viele                                    Betroffen sind in diesen Betrieben
wie eine Befragung des Arbeitgeber-              Betriebe nicht genügend Arbeit für                                gut 60 Prozent der Beschäftigten. Im
verbands Gesamtmetall unter seinen
Mitgliedern Mitte Juni zeigt:
    In 46 Prozent der M+E-Betriebe
ist die Produktion weiterhin stark                 M+E-Industrie: Kurzarbeit bleibt Mittel der Wahl
oder sehr stark eingeschränkt.
                                                   in Prozent
    Besonders betroffen ist die Auto-
mobilindustrie, wo knapp drei Viertel
                                                                                                Gewichteter Anteil
der Unternehmen noch große                                                                      der von Kurzarbeit
Schwierigkeiten haben, die Produk-                  Anteil der M+E-Unter-                          betroffenen                     Durchschnittliche
tion wieder hochzufahren. Insgesamt                nehmen mit Kurzarbeit                        M+E-Beschäftigten                Senkung der Arbeitszeit
liegt die Auslastung der Produktions-
anlagen in der M+E-Industrie mit
66 Prozent nach wie vor unter dem
Wert zur Zeit der Finanzkrise 2009.
    Dass sich an der Situation schnell
etwas ändert, glauben die wenigsten
M+E-Unternehmen. Nur ein Fünftel

                                                           66                                         61                               48
erwartet, bis Ende 2020 in der
Produktion den Stand von vor der
Corona-Krise zu erreichen. Fast die
Hälfte mag sogar keine Prognose
aufgrund der unsicheren Lage
abgeben.                                           Befragung von 1.376 M+E-Unternehmen vom 15. bis 19. Juni 2020

    Die M+E-Unternehmen trifft vor                 Quelle: Gesamtmetall
                                                   © 2020 IW Medien / iwd
allem der Rückgang der Nachfrage
Metall- und Elektro-Industrie                                                             16. Juli 2020 / #8 / Seite 7

Durchschnitt arbeiten sie knapp            Auch wenn die Gesamtsituation                                  dungsabsolventen weitergeht.
50 Prozent weniger als vertraglich      schwierig ist, legen die M+E-Unter-                               Maßgeblich dafür wird die wirt-
festgelegt.                             nehmen weiter ein starkes Augen-                                  schaftliche Entwicklung in den
    Durch die Kurzarbeit konnten        merk auf die betriebliche Ausbil-                                 kommenden Wochen sein. Sollten
viele Unternehmen ihre Mitarbeiter      dung. So hat sich die Corona-Krise in                             sich die Aussichten für die M+E-
auch in der Krise weiterbeschäftigen.   92 Prozent der Unternehmen nicht                                  Industrie verbessern, werden
Die Zahl der Personen, die aus einer    auf bestehende Ausbildungsverhält-                                wahrscheinlich weitere Betriebe ihre
Beschäftigung heraus arbeitslos         nisse ausgewirkt. Nur in 3 Prozent                                Azubis übernehmen – schließlich
wurden, war im Juni 2020 fast so        der Betriebe mussten die Azubis in                                gibt es noch immer in zahlreichen
niedrig wie im Vorjahresmonat. Auch     Kurzarbeit und lediglich 2 Prozent                                Berufen einen Fachkräftemangel.
mit Blick auf die Entwicklung der       der Unternehmen haben Ausbil-                                        Entsprechend wollen viele
Arbeitslosenzahlen in anderen           dungsverhältnisse vorzeitig beendet.                              Unternehmen trotz der ungewissen
Industriestaaten erweist sich das          Die Übernahme der Azubis ist                                   Zukunft weiter ausbilden (Grafik):
Instrument als sinnvoll und zielfüh-    zwar noch nicht überall gesichert.                                   65 Prozent der M+E-Betriebe
rend. Dennoch werden viele Unter-       Doch immerhin 43 Prozent der                                      werden für das Ausbildungsjahr
nehmen, je länger die Krise dauert,     befragten Unternehmen wollen in                                   2021/22 genauso viele Ausbil-
nicht um einen Personalabbau            diesem Jahr alle fertig Ausgebildeten                             dungsplätze anbieten wie in den
herumkommen. Bereits heute gehen        weiter beschäftigten, 26 Prozent                                  Jahren zuvor.
40 Prozent der M+E-Betriebe davon       übernehmen zumindest einen Teil                                      Weitere 3 Prozent wollen ihr
aus, die Zahl der Beschäftigten in      der Azubis.                                                       Angebot sogar ausbauen. Ein Drittel
den kommenden drei Monaten                 In knapp einem Viertel der                                     der Betriebe muss die Zahl der
verringern zu müssen, nur 6 Prozent     Unternehmen ist noch nicht ent-                                   Azubistellen dagegen voraussichtlich
wollen Personal aufbauen.               schieden, wie es mit den Ausbil-                                  zurückfahren.

                                          M+E-Ausbildung: Zwei Drittel wollen Niveau halten
                                          In so viel Prozent der M+E-Unternehmen soll die Zahl der Ausbildungsplätze
                                          im Ausbildungsjahr 2021/22 im Vergleich zu den Vorjahren ...

                   43Prozent
                                            ... etwa gleich bleiben                    ... eher sinken                  ... eher steigen

    der M+E-Unternehmen
    in Deutschland wollen
    trotz der Corona-Krise
      in diesem Jahr alle
     ihre Auszubildenden
                                                   65                                        32                                   3
         übernehmen

                                          Befragung von 1.376 M+E-Unternehmen vom 15. bis 19. Juni 2020

                                          Quelle: Gesamtmetall
                                          © 2020 IW Medien / iwd
16. Juli 2020 / #8 / Seite 8                                                   Außenhandel

Trübe Aussichten
                               Außenhandel. Die Corona-Krise hat weltweit zu Konjunktureinbrüchen ge-
                               führt. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft musste in der Folge einen
                               starken Rückgang der internationalen Nachfrage verkraften. Auch wenn sich
                               hierzulande aktuell eine leichte Entspannung abzeichnet ­– langfristig sehen die
                               Prognosen mäßig aus.

    Die deutsche Wirtschaft ist so       Anstieg der aktiven Corona-Fälle um                              sind, ein hohes Risiko. Trifft nur eines
intensiv in internationale Märkte und    10 Prozent innerhalb einer 14-Tages-                             der beiden Kriterien zu, liegt ein
Wertschöpfungsketten eingebunden         Periode gab und gleichzeitig mindes-                             mittleres Risiko vor.
wie nur wenige andere Volkswirt-         tens 0,1 Prozent der Bevölkerung                                    Auf der Basis der Exporte des
schaften auf der Welt. Dementspre-       akut mit dem Coronavirus infiziert                               Jahres 2019 gehen aus Deutschland
chend wirken sich Corona-bedingte
wirtschaftliche Einschränkungen in
anderen Ländern stark auf die             Außenhandel: Große Probleme durch Corona
deutsche Wirtschaft aus – vor allem       Deutsche Exporte im Wert von so vielen Milliarden Euro gingen im Jahr 2019 in Länder,
auf die Industrie.                        die in der ersten Juni-Hälfte 2020 durch die Corona-Pandemie dieses Risiko hatten
    In der ersten Junihälfte 2020
waren laut IW-Konjunkturumfrage                                                                                Hohes Risiko                 Mittleres Risiko
65 Prozent der Industrieunterneh-             34,1                                                             Geringes Risiko              Keine Angabe
men in ihrer Produktion durch                                                            26,3
Engpässe in den Lieferketten                                        30,0
eingeschränkt.
    Zusätzlich gestaltet sich auch das
Exportgeschäft schwierig, da die
Corona-Krise sowohl zu einem                122,0                                       105,0
Angebots- als auch zu einem Nach-                                  101,8                                       13,0
frageeinbruch geführt hat.
                                                                                                                                     10,9
    Um das Ausmaß zu überblicken,
hat das Institut der deutschen                                                                                 67,9
Wirtschaft die Corona-Risiken in                                                                                                     49,8
                                                                                                                                                    10,4
industriellen Exportmärkten unter-
sucht. In der Analyse wurden sieben                                                      74,2
                                              66,6                  62,1                                                                            38,3
Wirtschaftszweige betrachtet, die                                                                                                    41,0
                                                                                                               36,8
zusammen rund 82 Prozent der                                                                                                                        13,5
industriellen Exporte Deutschlands             0,8                   1,4                  2,4                   0,7                   0,3            1,2
auf sich vereinen.
                                          Automobil-            Maschinen-             Elektro-             Chemie-                Metall-       Sonstiger
    Die Risikoeinordnung wurde für         industrie               bau                industrie             industrie             industrie     Fahrzeugbau
mehr als 160 Länder vorgenommen
                                          Hohes Risiko: Anstieg der aktiven Corona-Fälle innerhalb einer 14-Tages-Periode um 10 Prozent
und bezieht sich auf den Zeitraum         und gleichzeitig mindestens 0,1 Prozent der Bevölkerung akut mit dem Coronavirus infiziert
                                          Mittleres Risiko: Einer der beiden Risikofaktoren trifft zu
vom 2. bis zum 16. Juni 2020. Dabei       Geringes Risiko: Keiner der Risikofaktoren trifft zu

besteht nach Definition der Forscher      Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft
                                          © 2020 IW Medien / iwd
in jenen Ländern, in denen es einen
Außenhandel                                                       16. Juli 2020 / #8 / Seite 9

Waren im Wert von gut 160 Milliar-                               aufrechtzuerhalten, weil die Aus-         ten lag 2019 weltweit bei 114 Milliar-
den Euro in Länder, die derzeit ein                              landsnachfrage einbricht.                 den Euro. Die Elektroindustrie mit
hohes Infektionsgeschehen haben.                                    Die Aussichten für die deutschen       fast 100 Milliarden Euro und der
In besonderem Maße sind davon die                                Unternehmen sind unter diesem             Maschinenbau mit knapp 90 Milliar-
wichtigsten Branchen der Metall-                                 Gesichtspunkt nicht gut (Grafik):         den Euro verzeichnen ebenfalls hohe
und Elektro-Industrie betroffen                                     Rund 52 Prozent der Industrie-         Verkaufszahlen in Ländern mit
(Grafik Seite 8):                                                exporte im Jahr 2019 gingen in            sinkender Wirtschaftsleistung.
     Die Exporte der Automobil-                                  Länder, deren Wirtschaftsleistung             Festzuhalten bleibt: Die Corona-
industrie, des Maschinenbaus und                                 2020 voraussichtlich um mehr als          Krise hat die meisten Länder der
der Elektroindustrie in Länder mit                               6 Prozent einbrechen wird.                Welt schwer getroffen, was die Per-
derzeit hohem Corona-Risiko                                         In der Metallindustrie ist der         spektiven für die deutschen Expor-
beliefen sich im Jahr 2019 auf gut                               Anteil mit gut 57 Prozent am höchs-       teure in allen Branchen deutlich
90 Milliarden Euro.                                              ten, der sonstige Fahrzeugbau             verschlechtert hat. Wie sich die Lage
     Um die möglichen Auswirkungen                               schneidet mit 46 Prozent vergleichs-      weiterentwickelt, hängt stark davon
der Corona-Pandemie auf ausge-                                   weise gut ab. Er hat auch mit knapp       ab, wie die Pandemie künftig verläuft
wählte Industriebranchen bewerten                                16 Prozent den höchsten Anteil an         und welche Lockerungsstrategien die
zu können, reicht der Blick auf die                              Ausfuhren in Länder, in denen die         einzelnen Abnehmerländer verfol-
derzeitige Lage allein allerdings nicht                          Wirtschaft im Jahr 2020 wachsen           gen. Damit wiederum haben viele
aus. Wichtig sind auch die Wachs-                                dürfte. Das liegt vor allem daran,        deutsche Unternehmen ihr Schicksal
tumsaussichten in den einzelnen                                  dass China, Indien und Vietnam            nicht mehr selbst in der Hand.
Exportländern.                                                   wichtige Exportziele des sonstigen
     Dabei gilt: Je stärker der wirt-                            Fahrzeugbaus sind.
                                                                                                             Aus IW-Trends 3/2020
schaftliche Einbruch infolge der                                    Umgerechnet auf das Exportvolu-          Hubertus Bardt, Sonja Beer: Das Marktumfeld
Corona-Pandemie in den Zielländern                               men drohen der Autoindustrie die            der deutschen Exportwirtschaft im Schatten
                                                                                                             der Corona-Pandemie
ist, desto schwieriger wird es, das                              größten Einbußen. Ihr Umsatz in den         iwkoeln.de/corona-außenhandel
Niveau der deutschen Exporte                                     stark schrumpfenden Volkswirtschaf-

  Exportgeschäft: Langzeitschäden drohen
  So viel Prozent der deutschen Exporte aus dem Jahr 2019 gingen in Länder mit dieser prognostizierten Entwicklung
  des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020

     Mindestens minus 6,1 Prozent                       Zwischen minus 6 und minus 3,1 Prozent          Zwischen minus 3 und 0 Prozent
     Mindestens plus 0,1 Prozent                      Keine Angabe

     Metallindustrie                                 57,2                                                   34,4                          2,2 6,0 0,3

     Chemieindustrie                                 55,6                                                 32,2                      4,0          7,9        0,3

     Automobilindustrie                        51,0                                                33,1                       3,8            12,0           0,1

     Elektroindustrie                         48,0                                                35,1                       3,8           12,8             0,2

     Maschinenbau                             46,4                                               35,9                        3,9           13,6             0,2

     Sonstiger Fahrzeugbau                    46,3                                          32,5                       4,5           15,7                   1,0

     Industrie insgesamt                        52,3                                                34,1                           3,4         9,9          0,3

  Prognose: auf Basis der Daten des Internationalen Währungsfonds von April 2020

  Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft
  © 2020 IW Medien / iwd
16. Juli 2020 / #8 / Seite 10                                          Europäische Union

Mehr Wachstumspaket
als Soforthilfe
                                Europäische Union. Die EU-Kommission will einen Fonds in Höhe von 750 Milliarden
                                Euro zur Bekämpfung der Corona-Krise aufsetzen. Dem vorgeschlagenen Verteilungs-
                                schlüssel zufolge profitieren vor allem osteuropäische Länder – sie würden nach Berech-
                                nungen des IW mehr Transfers erhalten, als sie durch den Einbruch des BIP im Jahr 2020
                                voraussichtlich verlieren.

    Eine gemeinsame Antwort auf die               müssen und diese damit ihre Schul-        Das geplante Corona-
Corona-Krise finden – darauf konn-                den für den Hilfstopf begleichen          Hilfspaket der EU
ten sich die EU-Staats- und Regie-                kann.                                     in Milliarden Euro
rungschefs in der Diskussion über ein                 Deutschland, Frankreich und die
Wiederaufbauprogramm für Europa                   südeuropäischen Staaten pochen            500
                                                                                            Nicht rückzahlbare
bislang einigen. Ansonsten gibt es                jedoch auf den hohen Anteil an
                                                                                            Zuwendungen
wie immer Streit: Wie viel Geld soll in           Zuschüssen, da Länder wie Italien
das Hilfspaket? Wie wird es ausge-                und Spanien bereits auf einem
zahlt? Und wer bekommt wie viel?                  hohen Schuldenberg sitzen.
    Auf dem Verhandlungstisch liegt                   Welche Länder letztlich wie viele
nach dem Vorschlag der Kommission                 Corona-Hilfen bekommen sollen,                                        750
die Rekordsumme von 750 Milliarden                wurde zwar noch nicht offiziell                                    Insgesamt
Euro – wovon bis zu 500 Milliarden                verkündet. Im Raum steht aber, dass
Euro als Zuschüsse und 250 Milliar-               bei der Verteilung vor allem das
den als Darlehen an die Mitglieds-                Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die
staaten fließen sollen (Grafik). Damit            Arbeitslosenquote als Maßstäbe
würde die Behörde erstmals in ihrer               herangezogen werden.                                                                    250
Geschichte Schulden im großen Stil                    Nach Berechnungen des Instituts                                                     Kredite
aufnehmen, die über gemeinsame                    der deutschen Wirtschaft würden           Zuwendungen: davon etwa 70 Milliarden Euro an Garantien;
EU-Haushalte in den kommenden                     dann vor allem die osteuropäischen        Stand: Juni 2020

                                                                                            Quelle: IW Consult
Jahrzehnten getilgt werden müssten.               Länder profitieren (Grafik Seite 11):     © 2020 IW Medien / iwd

Für einige Mitgliedsstaaten – allen                   Setzt man die Zuwendungen
voran Österreich, Schweden, Däne-                 aus Brüssel ins Verhältnis zur
mark und die Niederlande, mittler-                Wirtschaftsentwicklung seit dem
weile auch bekannt als die sparsa-                Ausbruch der Krise, wäre Bulgarien
men Vier – sind nicht rückzahlbare                größter Nutznießer des Corona-           schrumpfen, durch einen EU-Zu-
Zuschüsse in dieser Höhe allerdings               Hilfspakets.                             schuss von 15 Prozent des Brutto-
ein rotes Tuch. Kredite haben den                     Die bulgarische Wirtschaft dürfte    inlandsprodukts gewinnt das Land
Vorteil, dass die Kreditnehmer der                in diesem Jahr zwar laut Prognose        letztlich aber 8 Prozentpunkte – um-
Kommission das Geld zurückzahlen                  der EU-Kommission um 7 Prozent           gerechnet rund 4,8 Milliarden Euro.
Europäische Union                                         16. Juli 2020 / #8 / Seite 11

    Neben Bulgarien zählen Kroa-                                 von preisbereinigt 223 Milliarden        wird. Die EU-Kommission nutzt
tien, Polen, Rumänien und Lett-                                  Euro zu verkraften.                      vielmehr die Gunst der Stunde, den
land zu den größten Profiteuren                                      Doch auch wenn die Bundesrepu-       ohnehin schwächeren Mitgliedsstaa-
des Corona-Hilfspakets.                                          blik auf den ersten Blick nicht zu den   ten in schwierigen Zeiten auf die
    Irland, Frankreich, Belgien, die                             Abräumern des Hilfspakets gehört,        Beine zu helfen und langfristige
Niederlande und Deutschland                                      hat sie ein starkes Interesse daran,     internationale Wachstumsimpulse
würden zwar ebenfalls Milliarden-                                dass andere EU-Länder wirtschaft-        ganz im Sinne des Green Deals und
summen aus dem Hilfsfonds erhal-                                 lich nicht über die Klinge springen.     des digitalen Wandels zu geben.
ten, doch gemessen an ihrer höheren                              Deutsche Exportunternehmen                   Dafür müssten sich die EU-Mit-
Wirtschaftskraft und dem angenom-                                brauchen einen starken EU-Binnen-        gliedsstaaten bis Ende des Jahres
menen BIP-Rückgang in diesem Jahr                                markt – mehr als die Hälfte der          allerdings einigen. Erste Gespräche
fallen die Hilfen unterm Strich nicht                            deutschen Warenexporte geht in die       finden bereits statt, für Mitte Juli ist
so stark ins Gewicht.                                            27 Mitgliedsstaaten der EU. Und          ein persönliches Treffen der Staats-
    Lettland und die Niederlande                                 dieser ist massiv unter Druck, so wie    und Regierungschefs geplant. Eine
zum Beispiel wurden von der                                      der deutsche Außenhandel insge-          Schlüsselrolle bei den Verhandlun-
Corona-Krise ähnlich stark getrof-                               samt: Das Institut der deutschen         gen wird die Bundesregierung
fen; während die Niederlande aber                                Wirtschaft rechnet damit, dass die       einnehmen, da Deutschland die
EU-Zuschüsse von knapp 1 Prozent                                 deutschen Exporte durch die Krise        EU-Ratspräsidentschaft zum 1. Juli
der Wirtschaftsleistung erhalten                                 allein im Jahr 2020 um ein Viertel       übernommen hat.
sollen, bekäme Lettland mehr als                                 einbrechen.
9 Prozent.                                                           Um einen raschen konjunkturel-
    Auch Deutschland erhielte knapp                              len Impuls für besonders krisenge-         IW-Kurzbericht 71/2020
                                                                                                            Matthias Diermeier, Florian Güldner,
29 Milliarden Euro in Form von                                   beutelte Länder handelt es sich bei
                                                                                                            Markos Jung: Next Generation
Transfers, hätte aber bei einem von                              dem vorgeschlagenen Fördertopf             Solidarity – EU-Wachstumspaket statt
der EU-Kommission prognostizierten                               allerdings nicht: Der bisherige Plan       Konjunkturhilfen
realen BIP-Rückgang in Höhe von                                  sieht vor, dass ein Großteil des           iwkoeln.de/eu-coronahilfen
6,5 Prozent wirtschaftliche Verluste                             Geldes erst ab 2023 ausgeschüttet

 Wer von der EU-Corona-Hilfe profitiert
 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2019

                                      Geschätzter Geplante Transferzahlungen im Rahmen des                               Saldo
                                      Rückgang     EU-Wiederaufbaufonds
                                      des BIP 2020

           Bulgarien                            –7,2                                                             15,2     8,0
           Kroatien                             –9,1                                                             13,7     4,6
           Polen                                –4,3                                                              7,2     2,9
           Rumänien                             –6,0                                                              8,8     2,8
           Lettland                             –7,0                                                              9,5     2,5

           Deutschland                          –6,5                                                               0,8   –5,7
           Niederlande                          –6,8                                                               0,8   –6,0
           Belgien                              –7,2                                                               1,2   –6,0
           Frankeich                            –8,2                                                               1,6   –6,6
           Irland                               –7,9                                                               0,6   –7,3
 Geplante Transferzahlungen: nach dem Vorschlag der EU-Kommission, Stand Juni 2020

 Quellen: Eurostat, EU-Kommission, Institut der deutschen Wirtschaft
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16. Juli 2020 / #8 / Seite 12                                                                                Russland

Wirtschaft auf Talfahrt
Russland. Hohe Infektionszah-                                      ebenso schwerwiegende Krise, denn                                     Nach neuesten IWF-Prognosen
len, sinkende Ölpreise und ein                                     auch die russische Wirtschaft hat                                 wird das russische Bruttoinlands-
starker Einbruch der Industrie-                                    durch den Lockdown stark gelitten:                                produkt (BIP) 2020 um voraus-
                                                                       Im Vergleich zum Vorjahres-                                   sichtlich 6,6 Prozent schrumpfen.
produktion – die Corona-Pande-
                                                                   monat brach die russische Indus-                                      Hinzu kommt, dass der russische
mie hat die russische Wirtschaft                                   trieproduktion im Mai 2020 um                                     Außenhandel noch immer von
schwer getroffen. Dabei hatte sich                                 9,6 Prozent ein.                                                  Wirtschaftssanktionen betroffen ist.
das Land durch strikte Sparmaß-                                        Die Pandemie trifft die russische                             Erst Mitte Juni kündigten die EU-
nahmen gerade erst halbwegs                                        Wirtschaft in einer ohnehin schwieri-                             Staats- und Regierungschefs an, die
stabilisiert.                                                      gen Zeit. Seit der russischen Anne-                               Sanktionen wegen der festgefahre-
                                                                   xion der Krim 2014 und den folgen-                                nen Situation in der Ukraine zu
                                                                   den Sanktionen der EU und USA ist                                 verlängern. Auch die Handelsbezie-
    Nach mehr als zwei Monaten                                     das jährliche Wirtschaftswachstum                                 hungen zwischen Russland und
massiver Einschränkungen des                                       – mit Ausnahme von 2018 – unter                                   Deutschland sind seit 2014 ins
öffentlichen Lebens ist auch Russ-                                 2 Prozent geblieben. Diese Entwick-                               Stocken geraten. Allein bis 2015
land Anfang Juni zur Normalität                                    lung ist zum Teil hausgemacht, denn                               verringerte sich das Handelsvolumen
zurückgekehrt. Allerdings ist das                                  Russlands Staatshaushalt wird seit                                von 70 auf 46 Milliarden Dollar – und
Land noch immer ein Zentrum der                                    jeher aus dem Erdöl- und Erdgasge-                                es hat sich mit 53 Milliarden Dollar
Corona-Pandemie: Mitte Juli gab es                                 schäft gespeist. Fällt also der Ölpreis,                          im Jahr 2019 nur leicht erholt.
offiziell etwa 730.000 Infizierte und                              schwächelt die Konjunktur. Und                                    Dennoch ist die Bundesrepublik
mehr als 11.000 Todesfälle. Nur die                                genau das passiert derzeit – wie                                  einer der bedeutendsten Handels-
USA, Brasilien und Indien stehen bei                               schon in der Finanzkrise von                                      partner Russlands – im vergangenen
den Infektionszahlen noch schlech-                                 2008/2009 und der Ukraine-Krise ab                                Jahr war Deutschland das zweitwich-
ter da. An anderer Stelle droht eine                               2014 (Grafik):                                                    tigste Lieferland und drittwichtigster

  Russlands Konjunktur ist vom Ölpreis abhängig
  Entwicklung des durchschnittlichen jährlichen OPEC-Rohölpreises und Bruttoinlandsprodukts

            Ölpreis je Barrel in Dollar                       Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent
  120                                                                                                  10
                                                                                                         8
  100
                                                                                                         6
    80
                                                                                                         4
    60                                                                                                   2
                    60,9
    40                                                                                                   0
                                                        49,5                        39,5                -2
    20
                                                                                                        -4                                        –2,0
     0                                                                                                  -6
                                                                                                                                  –7,8
  -20                                                                                                   -8                                                          –6,6
         2007       2009                                2015                         2020                    2007       2009                      2015              2020
  OPEC: Organisation erdölexportierender Länder; Ölpreis 2020: Durchschnitt Januar bis Mai; Bruttoinlandsprodukt 2020: Prognose
  Quellen: Internationaler Währungsfonds, Institut der deutschen Wirtschaft
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Russland                                            16. Juli 2020 / #8 / Seite 13

Abnehmer russischer Produkte.                  russischer Kohle am gesamten            werden, waren es Ende März rund
Russland kauft in Deutschland vor              Kohleimport Deutschlands stieg trotz    88 Rubel. Mitte Juni erholte sich der
allem Maschinen sowie Autos und                der Sanktionen zwischen 2013 und        Wechselkurs zwar auf 78,8 Rubel –
Autoteile ein, Deutschland importiert          2018 sogar um 12 Prozentpunkte auf      dies bedeutet jedoch immer noch
aus Russland in erster Linie natür-            36 Prozent.                             einen Wertverlust von 11 Prozent
liche Ressourcen wie Erdöl, Erdgas                 Nun drohen dem flächenmäßig         seit Jahresbeginn. Die stark import-
und Kohle (Grafik):                            größten Land der Erde neben der         abhängige russische Wirtschaft
    Russland exportierte 2018                  Corona-Pandemie und den fallenden       leidet unter dieser Abwertung, da
mineralische Brennstoffe im Wert               Ölpreisen noch weitere Schockmo-        sich Importe verteuern und die
von 16 Milliarden Dollar nach                  mente: Schwellenländer sind in          Auslandsschulden erhöhen.
Deutschland – dies entsprach                   Krisen oft zusätzlich von einer hohen       Allerdings scheint es, als habe
47 Prozent aller russischen Exporte            Verschuldung, einer rasch zuneh-        Russland aus der vorherigen
in die Bundesrepublik.                         menden Kapitalflucht und einer          Wirtschaftskrise gelernt: In den
    Das Geschäft mit dem Öl ist für            Abwertung der Landeswährung             vergangenen Jahren versuchte das
beide Seiten wichtig – rund 33 Pro-            betroffen. Letzteres ist bereits der    Land, mit strikten Sparmaßnahmen
zent aller deutschen Rohölimporte              Fall: Mussten Anfang des Jahres nur     seine makroökonomische Situation
kamen 2018 aus Russland. Der Anteil            rund 70 Rubel je Euro gezahlt           zu stabilisieren und den Staatshaus-
                                                                                       halt zu stärken. Dazu führte die
                                                                                       russische Regierung im Jahr 2016
                                                                                       eine neue Fiskalregel ein, nach der
 Außenhandel zwischen Russland und Deutschland
                                                                                       ein Teil der Öl- und Gaseinnahmen
 Die wichtigsten Handelsgüter im Jahr 2018 in Milliarden Dollar                        in einen nationalen Wohlfahrtsfonds
                                                                                       fließt. Anfang April hatte der Fonds
 Russische Warenexporte nach Deutschland                                               ein Volumen von rund 165 Milliarden
                                                                                       Dollar – das entspricht mehr als
 Mineralische Brennstoffe, Mineralöle
                                                                             16,4      11 Prozent des BIP. Russland hat
 und Destillationsprodukte
                                                                                       zudem seine Staatsverschuldung
 Sonstige Rohstoffe                                                   12,8             kontinuierlich abgebaut, von rund
                                                                                       56 Prozent des BIP im Jahr 2000 auf
 Kupfer und                                                                            14,6 Prozent im Jahr 2018. Dadurch
                                          0,8
 Kupfererzeugnisse
                                                                                       wurde das Land weniger abhängig
                                                                                       von internationalen Geldgebern.
 Eisen und Stahl                         0,6
                                                                                           Diese Maßnahmen haben die
 Perlen, Edelsteine,                                                                   russische Wirtschaft widerstandsfä-
                                         0,6                                           higer gemacht. Ob sie ausreichen,
 Metalle, Münzen
                                                                                       um die Krise abzufedern, bleibt
 Russische Warenimporte aus Deutschland                                                jedoch abzuwarten. Das Land leidet
                                                                                       noch immer unter schwerwiegen-
 Kernreaktoren, Kessel,
 Maschinen usw.
                                                             6,9                       den strukturellen Problemen. Dazu
                                                                                       gehören der schwache Industriesek-
 Sonstige Fahrzeuge ohne                                                               tor, die mangelnde Wettbewerbs-
                                                      3,8
 Eisenbahn und Straßenbahn
                                                                                       fähigkeit, die breite Beteiligung des
 Pharmazeutische                                                                       Staates an der Wirtschaft sowie die
                                                2,2
 Erzeugnisse                                                                           weitverbreitete Korruption.
 Elektrische und
                                               1,8
 elektronische Geräte

 Kunststoffe und                                                                        IW-Report 32/2020
                                            1,7                                         Sonja Beer: Russland – Wirtschaft und
 Kunstofferzeugnisse
                                                                                        Handelsbeziehung unter Stress
 Quelle: UN Comtrade                                                                    iwkoeln.de/wirtschaft-russland
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16. Juli 2020 / #8 / Seite 14                                    Corona

Der Wettlauf um
den Impfstoff
Corona. Seit Monaten forschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt
fieberhaft an einem wirksamen Mittel gegen das neuartige Coronavirus.
Insbesondere deutsche Forscher haben offenbar die Nase vorn. Dies liegt
auch an der regionalen Vernetzung zwischen Forschungsinstitutionen
und Pharmaunternehmen.

    In der Corona-Krise ruhen große     schaftlichen Beiträge zum Corona-       eine lange Tradition. Zahlreiche
Hoffnungen darauf, dass bald ein        virus an – knapp vor den USA und        Pharmaunternehmen haben sich in
Impfstoff gefunden wird. Die große      Großbritannien.                         den vergangenen Jahren oft dort
Zahl an Menschen, die sich in kür-          Diese vorwiegend an staatlichen     angesiedelt, wo sie renommierte For-
zester Zeit mit dem Virus infiziert     Hochschulen betriebene Grundla-         schungseinrichtungen in der Nähe
haben, verdeutlicht diese Dringlich-    genforschung ist Voraussetzung          haben. Das sorgt für Übertragungs-
keit. Doch auch der Blick auf die       dafür, dass Unternehmen wirksame        effekte und erleichtert die Zusam-
Weltwirtschaft zeigt die Dramatik der   Medikamente und Impfstoffe entwi-       menarbeit. Auch in der Corona-
Lage: Die weltweite Wirtschaftsleis-    ckeln und auf den Markt bringen         Forschung entstehen vor allem dort
tung wird im Jahr 2020 voraussicht-     können. Wann tatsächlich ein            Unternehmensprojekte, wo sich
lich um 4 Prozent sinken, der Welt-     Corona-Impfstoff zugelassen wird, ist   bereits Forschungseinrichtungen
handel sogar um 9 Prozent.              aber ungewiss. Noch vor wenigen         und Pharmaunternehmen tummeln
    Kein Wunder also, dass die          Jahren wurden für die Entwicklung       (Grafik):
Pandemie einen Forschungswettlauf       eines Impfstoffs 15 bis 20 Jahre            Forschungshochburgen zu
der Superlative ausgelöst hat:          veranschlagt. Eine staatliche Förde-    Covid-19 gibt es vor allem im
    Allein zwischen Dezember 2019       rung kann den Prozess zwar be-          Rheinland, im Rhein-Main-Gebiet
und April 2020 wurden weltweit          schleunigen, doch nach wie vor muss     sowie in Tübingen, Berlin und
mehr als 15.000 Forschungsartikel       – neben der Wirksamkeit – auch die      München.
zu Covid-19 veröffentlicht.             Sicherheit eines Wirkstoffs in klini-       Spitzenreiter in der Corona-
    Die meisten Veröffentlichungen      schen Studien bestätigt werden.         Forschung ist München, wo derzeit
– rund 2.500 – stammen aus den              An dieser Stelle kommen die         allein acht Forschungsprojekte von
USA. Deutschland landet mit gut         Pharmaunternehmen ins Spiel. Denn       Biotechunternehmen laufen. Auch
500 Forschungsbeiträgen zwar nur        anders als die Grundlagenforschung      an den Grundlagen wird dort emsig
auf Rang fünf, punktet dafür aber bei   ist die Finanzierung klinischer         geforscht: Die Ludwig-Maximilians-
der Qualität. Das zeigt der sogenann-   Studien durch Steuermittel kaum         Universität München hat deutsch-
te Cite Score, dem die Zahl zitierter   möglich – Unternehmen können die        landweit bislang die meisten wissen-
Beiträge aus einem Journal zugrun-      benötigten Investitionen dagegen        schaftlichen Beiträge zum Corona-
de liegt:                               aus ihrem Gewinn stemmen.               virus veröffentlicht.
    Die Bundesrepublik führt das            Diese für beide Seiten profitable       Im Rennen um einen Corona-
Ranking zur Qualität der wissen-        Arbeitsteilung hat in Deutschland       Impfstoff sind auch sechs Unterneh-
Corona                                                                                                         16. Juli 2020 / #8 / Seite 15

men aus Nordrhein-Westfalen. Die                                           land-Pfalz beheimatet. Die Firma                                                   schen Universitätsstadt laufen derzeit
Pharmahochburg NRW hat eine hohe                                           Biontech aus Mainz befindet sich                                                   vier Unternehmensprojekte.
Expertise – sowohl in der Produktion                                       bereits in der Phase der klinischen
als auch in der Forschung. Insgesamt                                       Tests für einen Corona-Impfstoff und
                                                                                                                                                                  IW-Report 17/2020
elf Unis forschen an Rhein und Ruhr                                        kooperiert mit dem US-Pharma-                                                          Jasmina Kirchhoff, Armin Mertens, Marc
zu Corona und haben zusammen                                               riesen Pfizer.                                                                         Scheufen: Der Corona-Innovationswettlauf in
                                                                                                                                                                  der Wissenschaft – Eine Analyse der wissen-
83 wissenschaftliche Publikationen                                             Und der deutsche Staat beteiligt                                                   schaftlichen Publikationen zur Bekämpfung
veröffentlicht.                                                            sich seit Mitte Juni an dem aussichts-                                                 der Corona-Pandemie und die Bedeutung für
                                                                                                                                                                  den Pharma-Standort Deutschland
    Das wahrscheinlich vielverspre-                                        reichen Corona-Impfstoff-Entwickler
                                                                                                                                                                  iwkoeln.de/corona-forschung
chendste Unternehmen ist in Rhein-                                         Curevac aus Tübingen. In der schwäbi-

Corona-Forschung in Deutschland

Zahl der…
...     Covid-19-Unternehmensprojekte                                                                                                                   24
...     wissenschaftlichen Publikationen
...     Pharmaunternehmen                                                                                                                           2         4                                                    56
                                                                                                                          Hamburg

                                                          35

                                                                                                                                                                                                               5        10
                                       83             3         2                                                                                                                 Berlin
                                                                                  Niedersachsen

                                                                                                               Hannover [ 1 35 2 ]

                                                                           Essen [ 0 16 0 ]
                                           17
                                   7                                       Nordrhein-
                                                                           Westfalen
                                                                                                                                                         Jena [ 1 13 3 ]
                                                                                                                                                                                                                   13
                  1312                                           Köln [ 2 21 6 ]
              4                                                                                                                                                                                                1         3
                                                                                                                                       Thüringen
                                                                                                    Hessen
                                                                                                    Frankfurt [ 2 1 8 ]
                                       16                       Mainz [ 2 13 3 ]
                  65               3         5                                                                                                                                                                     72
                                                        Rheinland-Pfalz

                                                                                                     Heidelberg [ 0 25 1 ]

                                                                                                                                                                                                                        26
                       13
              7                                                                                    Baden-                                                                                                    10
                                                                                                 Württemberg
                                                                                                                                                   Bayern
Covid-19-Unternehmensprojekte: zur Impfstoff- und
Medikamentenentwicklung                                                                     Tübingen [ 4 9 4 ]
                                                                                                                                                    München [ 8 49 21]
Wissenschaftliche Publikationen: veröffentlicht von
Forschungseinrichtungen und Universitäten zum Thema
Corona zwischen dem 1.12.2019 und dem 31.5.2020

Quellen: Europe PubMed Central, Institut der deutschen Wirtschaft
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16. Juli 2020 / #8 / Seite 16

                                                                                           Zahl der Woche

                                                                                           244.000
                                                                                                  Studenten
Top-Liste: Allein, allein
                                                                                           lernten 2019 in Deutschland an einer
In Europa leben vier von zehn Frauen, die älter als 65 Jahre alt sind, allein. In          der 106 privaten Hochschulen, hat
den einzelnen Mitgliedsstaaten weicht die Alleinlebendenquote allerdings                   der Stifterverband in einer neuen
fast immer von diesem Durchschnittswert ab: In Lettland, Slowenien,                        Studie festgestellt. Damit studierten
Deutschland, Finnland und Tschechien beispielsweise wohnen zwischen                        8,5 Prozent aller Studenten an einer
49 und 44 Prozent der älteren Frauen allein in einem Haushalt. In Portugal,                staatlich anerkannten Privathoch-
Zypern, Spanien, Belgien und Estland gilt dies für weniger als ein Drittel der             schule. Die Zahl der Privathoch-
Frauen dieser Altersklasse. In allen EU-Ländern leben übrigens Männer                      schüler hat sich innerhalb von neun
jenseits der 65 deutlich seltener allein als Frauen in diesem Alter, was vor               Jahren mehr als verdoppelt: Im Jahr
allem auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen sein                        2010 waren erst 95.000 Studenten an
dürfte. Das gilt auch für Irland, in dem EU-weit mit 27 Prozent die meisten                einer privaten Institution immatri-
65-plus-Männer solo leben: Irinnen in diesem Alter toppen die Herrenquote                  kuliert, ihr Anteil an allen Studenten
um 10 Prozentpunkte.                                                                       machte damals 4,7 Prozent aus.

                                                                                                                             Neu
  Seniorinnen: Oft allein daheim                                                           Neu auf iwd.de:
  In der EU lebten im Jahr 2019 so viel Prozent der Frauen, die 65 Jahre oder älter
  waren und in einem Privathaushalt wohnten, allein
                                                                                           Mehrwert‑
     1.     Lettland                                                                  49   steuersenkung
     2.     Slowenien                                                           45         verärgert Firmen
     3.     Deutschland                                                          45        Vom 1. Juli bis zum 31. Dezember
     ...                                                                                   werden die Mehrwertsteuersätze
                                                                                           gesenkt. Die Hoffnung der Bundes-
    26.     Spanien                                             31
                                                                                           regierung, diese Maßnahme werde
    27.     Belgien                                        28                              den Konsum ankurbeln, ist durchaus
                                                                                           realistisch. Doch für viele Firmen
    28.     Estland                                      26                                führt die Steuersenkung zu erheb-
                                                                                           lichen Problemen. Welche das sind
  Quelle: Eurostat
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                                                                                           lesen Sie auf iwd.de.
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