IMPULSPAPIER Vom Flickenteppich zur echten Kreislaufwirtschaftsstrategie
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Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Zusammenfassung Einleitung Wir brauchen Ohne die Transformation unserer Wirtschaft in eine nachhaltige Kreislauf- eine deutsche wirtschaft werden wir die planetaren Grenzen weiter überschreiten, die Status quo in Deutschland Kreislauf- Klimaziele verfehlen und die Ökosysteme schädigen. Deutschlands Politik hat sich in einem Flickenteppich aus Strategien und Gesetzen verfangen, aus wirtschafts- Institutioneller Rahmen strategie mit dem eine echte Kreislaufwirtschaft nicht in der notwendigen Geschwindigkeit hervorgehen kann. Der Versuch, einer verschwenderischen Wirtschaft allein ambitionierten Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie mit den Mitteln des Abfallrechts beizukommen, kann nicht glücken. Zielen. mit vier zentralen Hebeln Nötig ist vielmehr eine ganzheitliche, übergeordnete deutsche Kreislauf- • Nationale Circular-Economy-Ziele wirtschaftsstrategie mit ambitionierten nationalen Zielen. Das vorliegende Papier will zeigen, was sich konkret verändern muss und welche Hebel es • Transparente Produktinformationen braucht, um die Kreislaufwirtschaft signifikant voranzubringen. • Zirkuläre Beschaffung Es ist Zeit zu handeln. Innovative Ideen, Konzepte und Forderungen liegen auf dem Tisch. Sie machen es möglich, Deutschland auf eine zirkuläre Zukunft • Sekundärrohstoffmärkte auszurichten, Rohstoffe und Materialien konsequent im Kreislauf zu führen und der Wirtschaft Planungssicherheit zu geben. Kreislaufwirtschaft ist Schlussfolgerungen Zukunftswirtschaft. Sie muss Kernthema einer neuen Regierung werden. 2
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Einleitung Autor:innen Bettina Bahn-Walkowiak, Wuppertal Institut Status quo in Deutschland Laura Griestop, WWF Deutschland Gabriella Gyori, WWF Deutschland Institutioneller Rahmen Rebecca Tauer, WWF Deutschland Henning Wilts, Wuppertal Institut Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie mit vier zentralen Hebeln Wir danken den Teilnehmer:innen des Workshops, in dem ein Entwurf dieses Papiers diskutiert wurde, • Nationale Circular-Economy-Ziele für ihre wertvollen Beiträge, Ratschläge und ihre Zeit. Cristina Fedato, CSCP • Transparente Produktinformationen Prof. Dr. Kathrin Greiff, RWTH Aachen Prof. Dr. Erik Hansen, Johannes Kepler Universität Linz • Zirkuläre Beschaffung Dr. Martin Hirschnitz-Garbers, Ecologic Institut Dr. Klaus Jacob, Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) • Sekundärrohstoffmärkte Dr. Susanne Kadner, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Stephan Schaller, CSCP Schlussfolgerungen Carolin Schenuit, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft Prof. Dr. Thomas Schomerus, Leuphana Universität Lüneburg Tim Stoffel, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) Des Weiteren danken wir den vielen weiteren Akteur:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die in den letzten Monaten zu unseren Forderungen mit uns im Austausch waren. 3
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Vorwort Einleitung Unser Wirtschaftsleben braucht eine neue Orientie- rung, eine Wende zu einem schonenden Umgang Dabei kommt es auf eine konsequente ganzheitliche Umsetzung an, denn eine Umstellung nur in Teil mit den wertvollen Ressourcen des Planeten. Tropi- bereichen wird nicht zur Ressourcenwende führen. Status quo in Deutschland sche Regenwälder verschwinden immer schneller, Gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland © Sabine Vielmo/WWF Bergbau vergiftet das Wasser ganzer Flüsse, Trans- spielt Kreislaufwirtschaft die Schlüsselrolle zur portwege zerschneiden gesunde Ökosysteme. Und Sicherung einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Institutioneller Rahmen Eberhard Brandes, am Ende der linearen Verwertungskette landen Wertstoffe als Abfall in der Verbrennungsanlage Die Politik muss deshalb einen verlässlichen Rah- men setzen, um der Wirtschaft die Sicherheit bei geschäftsführender oder gleich im Meer. Die Übernutzung der Rohstoffe der Umstellung ihrer Prozesse und Produkte zu Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Vorstand WWF der Erde ist ein erschreckender Dauerzustand. geben. Dies führt langfristig zu einer größeren Un- Deutschland Wir ignorieren unbeirrt, dass wir nur die eine haben. abhängigkeit bei der Rohstoffsicherung, löst Inno mit vier zentralen Hebeln Das lineare „Produzieren-Nutzen-Wegwerfen“ hat vationsimpulse aus und schafft neue Arbeitsplätze. uns in eine Sackgasse geführt. Kreislaufwirtschaft minimiert den Einsatz von Res- • Nationale Circular-Economy-Ziele Ein konsequentes Umsteuern auf eine Kreislauf sourcen, auf den Fortschritt setzende Unternehmen wirtschaft führt uns dort heraus. Sie erhält den Wert sparen enorme Materialkosten ein. Der effiziente von Produkten und den in ihnen enthaltenen Roh- Umgang verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil, • Transparente Produktinformationen © JRF e. V. stoffen. Und Sie bedeutet nicht nur einen Wandel ihre Geschäftsfelder sind unabhängiger von Ausfällen im Umgang mit den Rohstoffreserven. Weniger entlang der Logistikkette, ihr unternehmerisches Manfred Fischedick, Ressourcenverbrauch heißt auch deutlich weniger Risiko sinkt – auch für die Gefahren von Umwelt • Zirkuläre Beschaffung wissenschaftlicher Geschäftsführer klimaschädliche Emissionen. Die Kreislaufwirtschaft katastrophen und der zunehmenden Klimakrise. Wuppertal Institut als zukünftiger Wirtschaftsstandard hat das Poten- tial, um die großen Herausforderungen unserer Der Weg aus der Wegwerfgesellschaft gelingt aber • Sekundärrohstoffmärkte Zeit anzugehen, die Klimakrise und den Verlust nur, wenn wir als Nutzer:innen mitmachen. Transpa- der Artenvielfalt. rente Produktinformationen schaffen Bewusstsein für nachhaltigen Konsum. Qualität steht vor Quan Schlussfolgerungen Wie wird aus der linearen Wirtschaft eine funktio- tität bei zirkulären Produkten, bessere Materialen nierende Kreislaufwirtschaft? Damit eine den führen auch zu weniger Gesundheitsgefahren, etwa Planeten schonende Wirtschaft floriert, müssen bei Kleidung und Spielzeug. Mit einer hohen Lebens- Politik, Unternehmen und Gesellschaft als Dreiklang dauer und langen Garantien bei Produkten wie zusammenspielen – für ein Wirtschaften innerhalb Handys und Computern sparen Nutzer:innen Kosten, der planetaren Grenzen mit Vorteilen für alle. im direkten Vergleich von Reparatur und Neukauf. 4
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Stimmen zum Impulspapier Daniel Schmid, Chief Sustainability Officer SAP SE Einleitung Katarzyna Dulko-Gaszyna, Status quo in Deutschland Sustainability Managerin „SAP unterstützt die Transformation zur Circular Economy durch das Bereitstellen digitaler Lösungen, die es Unter nehmen erlauben, ihre Geschäftsprozesse neu zu denken. © Ingo Cordes IKEA Deutschland SAP begrüßt Ziele und Pläne, die eine Förderung und Institutioneller Rahmen Beschleunigung der Circular Economy bewirken.“ „Bis 2030 gestalten wir unser Geschäftsmodell nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und verwenden Susan Weide, Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie u.a. ab dann nur noch natürliche sowie recycelte Materialien. Deshalb unterstützen wir ausdrücklich Senior Referentin Stiftung 2° mit vier zentralen Hebeln die Forderung nach einer ganzheitlichen Kreislauf- Wirtschaftsstrategie.“ • Nationale Circular-Economy-Ziele „Das Papier zeigt, wo Deutschland aktuell, auch im Vergleich Prof. Dr. Martin R. Stuchtey, zu anderen Ländern steht und nennt Eckpunkte einer Mitgründer und Managing Partner von ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie für die nächsten Bundesregierung. Eine echte Kreislaufwirtschaft sichert SYSTEMIQ zukünftige Wertschöpfung und Arbeitsplätze innerhalb der • Transparente Produktinformationen planetaren Grenzen!“ Dietmar Böhm, • Zirkuläre Beschaffung „Wir unterstützen die Forderungen dieses Papiers, denn sie stellen effektive Maßnahmen zur Unterstützung Geschäftsführer der Circular Economy dar und sind ganz auf der Linie der Empfehlungen, die wir im Rahmen der Circular PreZero • Sekundärrohstoffmärkte Economy Initiative Deutschland entwickelt haben.“ „Indem natürliche Ressourcen nicht einfach verbraucht, Dr. Carsten Gerhardt, sondern mehrfach genutzt werden, treiben wir die Schlussfolgerungen Vorstand Transformation vom linearen zum zirkulären Wirtschaften © Sebastian Berger voran. Deshalb unterstützen wir den WWF bei der Circular Valley Stiftung Forderung einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschafts- strategie für Deutschland“ „Spitzentechnologie und -forschung gepaart mit einer starken Tüftler- und Machermentalität: Deutschland © Marina Rosa Weigl bietet wie kein zweites Land die Möglichkeit, der Circular Economy zum Durchbruch zu verhelfen und die hier angeregten nationalen Circular Economy Ziele 5 tatsächlich zu erreichen.“
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Stimmen zum Impulspapier Tobias Wollermann, Group Vice President Corporate Responsibility Otto Group Einleitung „Durch kreislauffähige Produkte und Geschäftsmodelle wollen wir als Otto Group den Materialkreislauf schließen und einen zirkulären Konsum ermöglichen. Johanna von Stechow, Status quo in Deutschland Head of Environmental Protection Wir unterstützen daher die Forderung des WWF an die Bundesregierung nach einer ganzheitlichen Strategie, die © Axel Martens die Potenziale einer Circular Economy ausschöpft und Tchibo GmbH Innovationen durch entsprechende Rahmenbedingungen Institutioneller Rahmen vorantreibt.“ „Eine Circular Economy erfordert ein konsequentes Umdenken des heutigen Wirtschaftens. Das 1,5 Grad Klima-Ziel hat die Richtung für viele Unternehmenszielsetzungen zum Klimaschutz Antje von Brook, Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie vorgegeben. Wir begrüßen klare Circular Economy Ziele auf nationaler Ebene, die Unternehmen darin Bundesgeschäftsführerin Politik und Kommunikation, mit vier zentralen Hebeln bestärken ihre Verantwortung als Teil eines zirkulären Gesamtsystems zu übernehmen.“ Geschäftsführung des BUND-Bundesverbandes „Zukunftsfähiges Wirtschaften ist in Kreisläufen organisiert, • Nationale Circular-Economy-Ziele das heißt, dass schon vor der Produktion ein Plan aufgestellt Dr. Matthias Knecht, wird, wie die Nachnutzung eines Produktes gestaltet © Simone M. Neumann Oberbürgermeister werden kann. Zusätzlich muss der Ressourcenverbrauch absolut sinken und der Wohlstand aber auch die Kosten für Stadt Ludwigsburg die ökologische und soziale Infrastruktur gerecht verteilt • Transparente Produktinformationen werden.“ „Mit unserer zirkulären Beschaffungsstrategie nach Barbara Metz, • Zirkuläre Beschaffung Vorbild des Cradle to Cradle Ansatzes fördern wir © Benjamin Stollenberg gezielt die Entwicklung innovativer Lösungen. Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin Damit mehr Kommunen den Hebel einer zirkulären Beschaffungsstrategie nutzen, braucht es verbindliche Deutsche Umwelthilfe e.V. • Sekundärrohstoffmärkte Regelungen und Personalressourcen.“ Abfallvermeidung, Wiederverwendung und der Einsatz von Recyclingmaterialien müssen verbindlich festgelegt werden. Hierzu gehören konkrete Zielsetzungen, ein klarer Zeitrahmen und ganzes Bündel an Maßnahmen. Neben einer Schlussfolgerungen konsequenten Mehrwegförderung und einem Recht auf © Steffen Holzmann Reparatur, spielen eine Primärressourcensteuer sowie die öffentliche Beschaffung als Kreislaufwirtschaftsmotor eine herausragende Rolle. 6
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Einleitung Einleitung Deutschland WWF, Wuppertal Institut und viele weitere Akteur:innen eint die Vision einer nachhaltigen Die Europäische Kommission hat mit ihrem European Green Deal und dem Circular-Economy- hat seine Kreislaufwirtschaft, die das bisherige lineare Wirt- Aktionsplan die Richtung für eine ambitionierte Status quo in Deutschland Vorreiterrolle schaftssystem des „Produzieren-Nutzen-Wegwerfen“ ablöst und in welcher der Wert von Produkten und Circular-Economy-Politik vorgegeben. Bei der Umsetzung sollte Deutschland nun proaktiv handeln, im Umwelt- und den in ihnen enthaltenen Rohstoffen und Materialien um in einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft wett Institutioneller Rahmen Naturschutz am Ende der Nutzungsphase erhalten bleibt. Dafür ist eine Politik nötig, die zu einer absoluten Reduk- bewerbsfähig zu bleiben, ja, um ambitionierte Nachhaltigkeitsstandards im globalen Wettbewerb verloren. tion des Ressourcenverbrauchs, zur Vermeidung von zu definieren. Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Abfällen und damit auch zu mehr Klimaschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt führt.1 Die Zeit drängt. Der nächste Koalitionsvertrag mit vier zentralen Hebeln Der nächste muss zwingend die Entwicklung einer verbindlichen Koalitionsvertrag Deutschland hat seine Vorreiterrolle im Umwelt- und Naturschutz verloren. Wenn unser Land nun Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland ent halten. Der WWF und das Wuppertal Institut geben • Nationale Circular-Economy-Ziele muss die Ent- auch die Transformation hin zur zirkulären Wirt- in diesem Papier konkrete Anstöße dazu. Es geht wicklung einer schaft nicht ausreichend priorisiert, wird es zugleich über bloße Kritik hinaus und liefert greifbare Ansatz- die von der Bundesregierung vertraglich vereinbar- punkte für eine ganzheitliche Kreislaufwirtschafts- • Transparente Produktinformationen Kreislaufwirt- ten Versprechen zum Klima- und Ressourcenschutz strategie. brechen. schaftsstrategie Nach breiter Konsultation mit der Wissenschaft, • Zirkuläre Beschaffung vorsehen. zivilgesellschaftlichen und politischen Akteur:innen sowie den Unternehmensverbänden liegt damit der zukünftigen Bundesregierung ein konkreter • Sekundärrohstoffmärkte Vorschlag vor. Schlussfolgerungen 7
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Kreislaufwirtschaft im Sinne einer Circular Economy* – zum Status quo in Deutschland Einleitung Deutschland Wo steht die deutsche Wirtschaft auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft? Die Beantwortung dieser Frage Eine solche Kreislaufwirtschaft erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Sie bedenkt verfügt über hängt zentral damit zusammen, was in der Politik bereits die Rohstofferzeugung, überlegt das Status quo in Deutschland eine gut unter „Kreislaufwirtschaft“ verstanden wird. Hier stoßen wir auf ein fundamentales Missverständnis: Produktdesign bis hin zum Gebrauch und zur Rückführung von Material am Nutzungs- funktionierende die Gleichsetzung von Kreislaufwirtschaft und ende eines Produkts. Institutioneller Rahmen Abfallwirtschaft, Abfallwirtschaft. Wenn in Deutschland über Kreis- laufwirtschaft diskutiert wird, ist üblicherweise Das Gesamtsystem verschreibt sich dem Ziel, den keine Kreislauf- Abfallwirtschaft gemeint. Verhandelt werden dann Wert von Produkten und Rohstoffen über deren Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Fragen wie: Auf welche Weise lassen sich Abfälle gesamte Einsatzstrecke hinweg möglichst optimal wirtschaft. sicher entsorgen? Wie müssen Sammelstrukturen zu erhalten. Die Optimierung einzelner Stell- mit vier zentralen Hebeln und Verwertungsprozesse organisiert werden, schrauben reicht nicht aus. Notwendig ist eine damit sich die Abfälle gut recyceln lassen? umfassende Transformation vom linearen zum zirkulären Denken. Notwendig sind ein systemati- • Nationale Circular-Economy-Ziele Kein Zweifel: Die umweltgerechte Entsorgung von scher Wertewandel hin zu mehr Kooperation und Abfällen ist eine zentrale Aufgabe. Ihr widmet sich bewussterem Konsum und ein Wechsel zu neuen Deutschland mit Problembewusstsein und auf Geschäftsmodellen, die mit erheblich geringerem • Transparente Produktinformationen hohem Niveau. Kreislaufwirtschaft ist aber Ressourceneinsatz, insbesondere einem immer mehr. Sie ist umfassender – und eine syste- kleiner werdenden Primärmaterialeinsatz, weiter mische Herausforderung! Genauso verstehen Wertschöpfung generieren (z. B. Remanufacturing • Zirkuläre Beschaffung und verwenden wir den Begriff der „Kreislaufwirt- oder Sharing). Dabei muss die Vermeidung schaft“ in diesem Papier: im Sinne einer Circular von Ressourceneinsatz – nicht nur von Economy. Abfällen – an erster Stelle stehen. Denn eine • Sekundärrohstoffmärkte nachhaltige Kreislaufwirtschaft funktioniert nur innerhalb der planetaren Grenzen. Schlussfolgerungen * Die Autor:innen nutzen die Begriffe „Kreislaufwirtschaft“ und „Circular Economy“ synonym. Der englische Begriff „Circular Economy“ wird eingesetzt, um die Erweiterung des bisher abfallwirtschaftlich geprägten 8 Begriffs der „Kreislaufwirtschaft“ in Deutschland hervorzuheben.
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Status quo der Circular Economy in Deutschland Einleitung Dass Deutschland im Übergang zur echten Kreislaufwirtschaft nur extrem langsam Abbildung 2: Kreislaufwirtschaft: Deutschland im europäischen Vergleich vorankommt (vgl. Abb. 1) und von anderen Ländern Status quo in Deutschland längst abgehängt wurde (vgl. Abb. 2), beweist beispielsweise die Circular Material Use Rate2, ein 27,5 zentraler Indikator der Europäischen Kommission Institutioneller Rahmen 25,0 für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft. 22,5 Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie 20,0 mit vier zentralen Hebeln 17,5 Abbildung 1: Entwicklung der Anteile in Deutschland eingesetzter Rohstoffe aus dem Recycling • Nationale Circular-Economy-Ziele 15,0 12,5 12,0 • Transparente Produktinformationen Vereinigtes Königreich 10,0 10,0 8,0 • Zirkuläre Beschaffung 7,5 - 28 countries (2013-2020) - 27 countries (from 2020) 6,0 Deutschland Niederlande 5,0 Luxemburg Frankreich Österreich Slowenien • Sekundärrohstoffmärkte 4,0 Spanien Belgien Estland Italien 2,5 Polen 2,0 Denmark Czechia EU EU Schlussfolgerungen 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Eurostat, Circular Material Use Rate3 Quelle: Eurostat, Circular Material Use Rate3 9
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Der institutionelle Rahmen – ein Flickenteppich mit Lücken Einleitung Um diese Stagnation zu überwinden, um die Abbildung 3: Pfadabhängigkeiten einer auf den schnelllebigen Übersicht europäischer Länder mit dezidierten Kreislaufwirtschaftsstrategien Konsum ausgelegten linearen Wirtschaft Status quo in Deutschland aufzubrechen und Raum zu schaffen für kreislauforientierte Innovationen, müssen -30° -20° -10° 0° 10° 20° 30° 40° 50° 60° which adopted a 70 Countries 70° 0° national resource efficiency or circular economy strategy or action plan wir aufhören, nur über Technik zu sprechen. Institutioneller Rahmen Already adopted a national Notwendig sind vielmehr eine neue politische circular economy strategy or action plan (A) Vision und eine integrierte, systematische Currently finalising a national circular economy 60° Kreislaufwirtschaftsstrategie, wie sie viele strategy or action plan (B) Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Länder Europas bereits implementiert haben, Already adopted a national resource efficiency strategy or action plan (C) die Kreislaufwirtschaft erfolgreich praktizieren mit vier zentralen Hebeln Adopted both resource (vgl. Abb. 3). efficiency and circular economy strategy or action plan (A) + (C) EEA-39 remaining countries • Nationale Circular-Economy-Ziele 50° Outside EEA-39 • Transparente Produktinformationen 40° 40° • Zirkuläre Beschaffung 0 500 1 000 1 500 km • Sekundärrohstoffmärkte 0° 10° 20° 30° 40° Quelle: EEA 2019, S. 354 Schlussfolgerungen 10
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Der institutionelle Rahmen – ein Flickenteppich mit Lücken Einleitung In Deutschland fehlt ein solcher Rahmen. Einzelne Abbildung 4: Relevante Strategien und Regulierungen für die Kreislaufwirtschaft Elemente verstecken sich in einer Vielzahl unter auf europäischer und deutscher Ebene schiedlicher Programme und Strategien (vgl. Status quo in Deutschland Abb. 4) – häufig mit widersprüchlichen Prioritäten, Indikatoren und Zielen. Diesem Flickenteppich fehlt DEUTSCHLAND (Auswahl) EU-EBENE (Auswahl) Strategien und Programme Strategien und Aktionspläne eine kohärente Gesamtvision, die Synergien Institutioneller Rahmen Ressourceneffizienzprogramm zwischen verschiedenen Politikfeldern nutzt (z. B. Europäischer Green Deal (ProgRess I, II, III) mit der Handelspolitik, der Finanz- und Industrie- politik und Initiativen wie dem Lieferkettengesetz). KMU-Strategie für ein nachhaltiges und digitales Programm für nachhaltigen Konsum Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Europa Unklar ist hierzulande, wie die Verantwortlichkeiten für eine umfassende Kreislaufwirtschaft zu regeln mit vier zentralen Hebeln wären, und unter welchen Rahmenbedingungen Abfallvermeidungsprogramm Null-Schadstoff-Aktionsplan (z. Zt. öffentliche Konsultation) Akteure in den nächsten Jahren planen können. Unternehmer brauchen aber z. B. eine Investitions- • Nationale Circular-Economy-Ziele sicherheit. Kreislaufwirtschaftspaket Aktionsplan Legislativpaket Ziele, Strategien, Änderungen der Maßnahmen in Abfallrahmen-, • Transparente Produktinformationen verschiedenen Deponie-, Produkt-/ Verpackungs-, Abfallbereichen Elektroaltgeräte-, über den gesamten Altbatterie- und Alt- Lebensweg fahrzeugrichtlinie • Zirkuläre Beschaffung EU- Kunststoffstrategie Gesetze und Verordnungen Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen • Sekundärrohstoffmärkte Vergabeverordnung Richtlinien Abfallwirtschaftsrichtlinie Kreislaufwirtschaftsgesetz Deponierichtlinie Schlussfolgerungen Altfahrzeug-Verordnung Verpackungsrichtlinie Batteriegesetz Elektroaltgeräterichtlinie Elektro- und Elektronikgerätegesetz Altbatterierichtlinie Deponieverordnung Einwegrichtlinie Verpackungsgesetz Ökodesign-Richtlinie Quelle: angepasst nach 11 SRU, 2020, S. 1285
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Der institutionelle Rahmen – ein Flickenteppich mit Lücken Einleitung Für die Aus Sicht einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft gibt es zudem erhebliche Lücken in bestehenden Regelungsstrukturen. Das zeigen folgende Beispiele: vermeidbare Status quo in Deutschland Erzeugung von • Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) regelt den Umgang mit Abfällen. Sein Fokus liegt auf • An diesem Mangel krankt bereits das Ver packungsgesetz (VerpackG), das den Umgang Abfällen sind der Abwehr von Gefahren, die durch bereits mit Kunststoffverpackungen regelt. Zwar funk Institutioneller Rahmen keine Sanktionen entstandene Abfälle verursacht werden. Dieser Logik folgt beispielsweise die Abfallverbrennung tioniert die Entsorgung von Verpackungsabfällen zuverlässig: Über 99 Prozent Verwertungsquote vorgesehen. im Sinne thermischer Verwertung. Der Erhalt der vermitteln den Eindruck eines technisch gelösten Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie stofflichen Qualitäten von Rohstoffen steht nicht im Fokus des KrWG. Abfallvermeidung und Vor- Problems.6 Trotzdem steigt das Abfallaufkommen kontinuierlich weiter, und der Anteil recycelter mit vier zentralen Hebeln bereitung zur Wiederverwendung werden zwar Kunststoffe in neuen Kunststoffverpackungen als prioritäre Optionen erwähnt. Sie sind aber im liegt nur bei knapp über zehn Prozent.7 Denn Unterschied zum Recycling nicht mit quantifi- rund die Hälfte der Kunststoffverpackungen • Nationale Circular-Economy-Ziele zierten Zielen hinterlegt. Wer Abfälle selbst dann wird immer noch verbrannt. Die vorgesehene produziert, wenn sie sich eigentlich vermeiden Bevorteilung von recyclingfähigen Verpackungen ließen, und obwohl die Vermeidung ökologisch über den Paragraphen 21 entfaltet noch keine • Transparente Produktinformationen geboten wäre, muss keine Sanktionen fürchten. Lenkungswirkung, da aufgrund der Wettbewerbs- Verantwortlichkeiten, z. B. für ein reparatur- bedingungen zwischen den dualen Systemen freundliches Design, lässt das KrWG ebenfalls die Preisdifferenz zu nicht recyclingfähigen Ver- • Zirkuläre Beschaffung ungeregelt. Zwar hat die Novellierung des packungen unzureichend bleibt und somit keine KrWG 2020 einige Punkte aufgenommen, die Investitionsschübe auslöst. Die Industrie wartet kreislaufwirtschaftliche Intentionen zu erkennen für weitere Investitionen daher auf klarere Signale. • Sekundärrohstoffmärkte Rund die Hälfte geben, etwa die Obhutspflicht für retournierte Eine Vision für Kunststoffe in der Kreislaufwirt- Produkte. Eine umfassende Kreislaufwirtschafts- schaft ist aktuell nicht erkennbar. der Kunststoff- strategie hingegen lässt sich aus dem Gesetz nicht Schlussfolgerungen verpackungen herauslesen. wird immer Auch andere Gesetze, Richtlinien und Programme, wie zum Beispiel die Ökodesign-Richtlinie oder das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess III), zeigen ähnliche Mängel und bleiben hinter ihren noch verbrannt. Möglichkeiten zurück. 12
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hin zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie mit vier zentralen Hebeln Einleitung Auf Basis der hier beschriebenen Situation haben WWF und Wuppertal Institut vier zentrale Hebel einer neuen ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie Status quo in Deutschland identifiziert. Mit ihnen kann die kommende Regierung die notwendige Entwicklung in Bewegung setzen. Institutioneller Rahmen 1. Mit nationalen Circular-Economy-Zielen lässt sich langfristig verbindlich planen und Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie investieren. mit vier zentralen Hebeln 2. Mit dem Zugang zu transparenten Produktinformationen wird der Grundstein für eine Kreislaufwirtschaft mit zirkulärem Produktdesign, öffentlicher Beschaffung und • Nationale Circular-Economy-Ziele nachhaltig ausgerichtetem Konsum gelegt. 3. Mit Bevorzugung zirkulärer Produkte und Dienstleistungen auf der Basis verbindlicher • Transparente Produktinformationen Vorgaben für die öffentliche Beschaffung lässt sich der Markt in Richtung wachsender Angebotsvielfalt bewegen. • Zirkuläre Beschaffung 4. Mit einer Primärrohstoffsteuer und Einsatzquoten für Sekundärrohstoffe lässt sich der Aufbau von Sekundärrohstoffmärkten fördern. • Sekundärrohstoffmärkte Schauen wir uns nun die Hebel genauer an. Schlussfolgerungen 13
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Abbildung 5: Zusammenfassung Hin zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie mit vier zentralen Hebeln Einleitung Status quo in Deutschland Institutioneller Rahmen Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie mit vier zentralen Hebeln • Nationale Circular-Economy-Ziele • Transparente Produktinformationen • Zirkuläre Beschaffung • Sekundärrohstoffmärkte Schlussfolgerungen ProgRess ElektroG AVP Rohstoffstrategie NPNK EVPG VerpackG KrWG 14
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 1: Nationale Circular-Economy-Ziele Einleitung Bei der Ent- Status quo und verbundene Hemmnisse wicklung der Zielsetzungen sind bei der Steuerung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortentwicklung unerlässlich. Status quo in Deutschland Kreislaufwirt- fristigen Zielen lassen sich Umsetzungsfortschritte messen, Maßnahmen ableiten und gesellschaftliche Langfristige Ziele – wie das 1,5-Grad-Ziel zum Schutz des Klimas – bieten Orientierung. An kurz- und mittel- schaft fehlt es Akteure motivieren. Den aktuellen deutschen Programmen und Strategien (z. B. Kreislaufwirtschaftsgesetz, Institutioneller Rahmen Abfallvermeidungsprogramm) fehlt es hingegen an messbaren, spezifizierten und terminierten Zielen, die an messbaren, zur Orientierung und insbesondere Priorisierung von Maßnahmen nötig sind. spezifizierten • Der Kreislaufwirtschaftsgedanke des Deutschen Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie • Im System der an die Sustainable Development Zielen. Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess III), Goals angelehnten 38 Schlüsselindikatoren der mit vier zentralen Hebeln das die nachhaltige Nutzung und die Schonung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie spielen natürlichen Ressourcen befördern will, zielt ab auf die Bereiche Kreislaufwirtschaft und Abfall die Bereiche Abfallvermeidung, Wiederverwendung bislang eine untergeordnete Rolle.8 Dies führt zu • Nationale Circular-Economy-Ziele und Vorbereitung zur Wiederverwendung, die Ver- einem weitgehend auf Technologieentwicklung wertung von Abfällen und das nachhaltige Manage- und -innovationen verengten System abfallwirt- ment von Rohstoffen in Infrastrukturen, Gebäuden schaftsorientierter Kreislaufwirtschaft. Von ihm • Transparente Produktinformationen und langlebigen Gütern. Das entsprechende Kapitel gehen nur geringe Anreize zur Abfallvermeidung, umfasst insgesamt 15 Maßnahmen, davon vier Wiederverwendung und zu zusätzlichen Kreis- prioritäre Maßnahmen. Allen fehlen spezifizierte laufstrategien aus. Es setzt zudem einem weiter • Zirkuläre Beschaffung Vorgaben mit einem Zieljahr oder einer Zielperiode. wachsenden Abfallaufkommen wenig entgegen. In der EU fallen insbesondere folgende Länder durch ambitionierte Zielvorgaben und -visionen positiv auf: • Sekundärrohstoffmärkte die Niederlande mit einem 50-Prozent-Reduktionsziel für den Verbrauch von Primärrohstoffen bis 20309; Belgien/Flandern mit einem umfangreichen New-Green-Deal-Ansatz geschlossener Kreisläufe im Baubereich bis 2050 und dem spezifizierten Wiederverwendungsziel von sieben Kilogramm/Person/Jahr10; Frankreich Schlussfolgerungen mit einem 30-Prozent-Reduktionsziel des Ressourcenverbrauchs bis 2030, einer 100-Prozent-Recyclingrate von Kunststoffen bis 2025 und einem Vernichtungsverbot von Retouren und Warenüberhängen.11 Gemessen an der Zirkularitätsrate der Wirtschaft (Abb. 2) belegen diese drei EU-Länder derzeit Rang 1–3. Deutschland sollte sich vergleichbare Ziele setzen und diese im Rahmen eines verbindlichen Zielsystems einführen. 15
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 1: Nationale Circular-Economy-Ziele Einleitung Wir fordern die Forderungen Abbildung 6: Rahmenwerk für Circular-Economy-Ziele und -Indikatoren Entwicklung Vor dem Hintergrund des Circular Economy Action Status quo in Deutschland eines kreislauf- Circular Economy Monitoring Framework fordern Plan der EU und dem sich weiter entwickelnden 12 INPUT orientierten wir: AUSWIRKUNGEN Institutioneller Rahmen Zielsystems in • die Entwicklung eines kreislauforientierten Ziel- Umwelt Deutschland. mische und soziale Zielsetzungen der Kreislauf- systems in Deutschland, das ökologische, ökono- • Klima R-STRATEGIEN • Landnutzung Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie wirtschaft umfasst und sowohl Umsetzungs- als NUTZUNG Wiederverwendung, Reparatur & Recycling • Wasser • Toxizität • Biodiversität mit vier zentralen Hebeln auch Auswirkungsziele formuliert UND LAGERUNG • Menge • Werterhaltung … sozio-ökonomisch • Arbeit Essenziell wichtig für ein solches Zielsystem • Nationale Circular-Economy-Ziele • Gesundheit sind Vorgaben für eine absolute Reduktion des • Rohstoffsicherheit …. Ressourcenverbrauchs; ergänzt um konkrete Ziele z. B. für Innovationen, Investitionen in • Transparente Produktinformationen ausgewählte Sektoren. OUTPUT • klare Zuständigkeiten in der Politik • Zirkuläre Beschaffung Quelle: Nach PBL (2020), https://www.pbl.nl/sites/default/files/downloads/pbl-2020-international_ce_workshop_4100.pdf • entsprechend der Bedeutung der Kreislaufwirt- schaft, die Ziele gemeinsam von Akteuren entlang • Sekundärrohstoffmärkte der gesamten Wertschöpfungskette zu entwickeln • Mechanismen für die Kontrolle und das Monitoring Schlussfolgerungen In diesem Zielsystem sollte die Ambition kenntlich werden, dass Deutschland wieder zu einem Vorreiter der Kreislaufwirtschaft werden will. 16
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 2: Transparente Produktinformationen, die zirkulären Konsum ermöglichen Einleitung Informationen Status quo und verbundene Hemmnisse zur Kreislauf- Transparenz und Verfügbarkeit von Informationen zur stofflichen Zusammensetzung, Herstellungsweise, Status quo in Deutschland fähigkeit sind Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Wer sich aktuell über die genannten Produkteigenschaften informieren Lebensdauer, Reparaturfähigkeit und Verwertungsoptionen von Produkten sind zentrale Faktoren für den heute noch will, muss zeitaufwendige Recherchen anstellen, so diese Informationen überhaupt verfügbar sind. Institutioneller Rahmen Mangelware. • Betrachtet man beispielsweise Elektro- und • Eine zweite exemplarische Produktgruppe sind die Elektronikgeräte, so geht der Verkauf weder mit Kunststoffverpackungen. Den Konsument:innen Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Angaben zur Dauer voraussichtlicher Funktions- tüchtigkeit einher noch mit Hinweisen zu bleibt quasi verborgen, ob eine Verpackung selbst bei korrekter Entsorgung werkstofflich verwertet mit vier zentralen Hebeln Aufwand und Kosten im Reparaturfall. Davon werden kann oder verbrannt werden muss, wie es profitieren vornehmlich die Hersteller:innen beispielsweise bei Multi-Layer-Folien oder Ver- billigerer Produkte. Das verkürzt die Nutzungs- packungen, in denen Ruß-basiertes Schwärzungs • Nationale Circular-Economy-Ziele dauer vieler Produkte, macht damit die Elektro mittel verwendet wurde, der Fall ist. Das verun- schrottmengen noch größer und sorgt dafür, sichert die Bevölkerung, unterläuft ihre Bereitschaft dass der Ressourcenverbrauch auf hohem Niveau zur Sortierung und verhindert Ressourcenein • Transparente Produktinformationen bleibt. Tatsächlich verlangt das ElektroG in § 28 sparungen durch hochwertiges Kunststoffrecycling. lediglich die Bereitstellung von Informationen an Nach § 6 VerpackG soll das Verpackungsmaterial Reparatur- und Wiederverwendungseinrichtungen auf dem Label genannt werden und die Recycling- • Zirkuläre Beschaffung und wendet sich nicht an Käufer:innen. fähigkeit nach § 21 in die Gestaltung der Lizenz- gebühr einfließen. Eine Informationspflicht der Konsument:innen besteht nicht. • Sekundärrohstoffmärkte Die Kreislauf- Ohne transparente Informationen, die auf jedem Produkt obligatorisch sein müssten, haben die Hersteller: innen keinen Anreiz, Produkte im zirkulären Design anzubieten. Privaten Käufer:innen und öffentlichen Schlussfolgerungen fähigkeit von Einkäufer:innen werden ohne transparente Produktinformation zugleich die notwendigen Wissensvoraus- Produkten muss setzungen vorenthalten, die es möglich machen würden, mit ihrer gezielten Kaufentscheidung ein bewusstes Nutzungsverhalten zu demonstrieren und so die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Wenn Käufer:innen darauf erkennbar sein. vertrauen können, dass ihre Kaufentscheidung zugunsten teurerer Produkte mit deren längerer Haltbarkeit belohnt wird, werden sie billigere, dafür aber nicht reparier- oder upgradebare Produkte vermehrt meiden. Darüber hinaus braucht es Produkttransparenz, damit überprüfbar wird, ob die national gesetzten 17 Zielvorgaben (Hebel 1) auch erreicht werden.
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 2: Transparente Produktinformationen, die zirkulären Konsum ermöglichen Einleitung Berichtspflichten Forderungen ermöglichen Zukünftig sollten transparente, einfach nachvollziehbare Angaben auf den Produkten, beispielsweise zu Status quo in Deutschland differenziertere entscheidung werden. Das setzt voraus, dass die Hersteller:innen in die Pflicht genommen werden, auf ihren ihrer Lebensdauer, Reparierbarkeit oder Recyclingfähigkeit, zu selbstverständlichen Kriterien der Kauf Kaufentschei- Produkten transparent, einfach und nachvollziehbar zu informieren. Digitale Produktpässe bieten sich Institutioneller Rahmen dungen. dafür sinnvoll an. Mit ihnen ließen sich Informationen bereitstellen, ohne geistiges Eigentum preiszugeben. Dafür müssen VerpackG und ElektroG um Berichtspflichten ergänzt werden. Sie müssen es den Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Verbraucher:innen ermöglichen, die Transformation zur Kreislaufwirtschaft mit ihrer differenzierteren Kaufentscheidung zu unterstützen. mit vier zentralen Hebeln • Für Elektro- und Elektronikgeräte muss analog • Die Mindestfunktionstüchtigkeit (bei sachgemäßer zur Kennzeichnung der Energieeffizienz die Handhabung und voraussichtlicher Nutzungs- • Nationale Circular-Economy-Ziele Wiederverwendungs-, Reparatur- und Upgrade- häufigkeit/-dauer) von Elektronikprodukten möglichkeit des Produkts bewertet werden. sollte nachvollziehbar ausgewiesen werden, wie Hierfür kann beispielsweise auf Normen für es zum Beispiel bei LED-Beleuchtungsmitteln • Transparente Produktinformationen energieverbrauchende Produkte (prEN 45554) gängige Praxis ist. Hier werden x-tausend Stunden im Kontext der Ökodesign-Richtlinie und insbe- Licht angegeben, woran Verbraucher:innen eine sondere auf Arbeiten des Joint Research Centre Preis-Nutzen-Einordnung vornehmen können. • Zirkuläre Beschaffung zurückgegriffen werden.13 • Sekundärrohstoffmärkte Schlussfolgerungen 18
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 2: Transparente Produktinformationen, die zirkulären Konsum ermöglichen Einleitung Grundlagen für Forderungen transparente • Für Verpackungen sollte § 6 VerpackG dahin • Entsprechende Berichtspflichten und Vorgaben Status quo in Deutschland Kennzeichnung Recyclingfähigkeit der Verpackung (ja oder nein) gehend geändert werden, dass die prinzipielle zur Transparenz von Stoffströmen und Inhalts- stoffen sollten sich über diese beiden Bereiche sind vorhanden, sowie notwendige Sortierung erkennbar werden. hinaus auch auf weitere Produktgruppen Institutioneller Rahmen Hierzu kann auf den „Mindeststandard für die es fehlt eine Bemessung der Recyclingfähigkeit“ zurückgegriffen erstrecken. Einen Ansatzpunkt dafür liefern beispielsweise Materialproduktpässe für den effektive Hierin enthalten sind nicht nur Kriterien zur werden. Dieser wird regelmäßig überarbeitet. Gebäudebereich. Diese können sowohl zur Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Abfallvermeidung beitragen, wenn sie Reno Umsetzung. Materialauswahl, sondern beispielsweise auch vierungen vereinfachen, als auch Grundlage mit vier zentralen Hebeln zur tatsächlichen Verfügbarkeit einer technischen für Urban-Mining-Strategien zur Schließung Recyclinginfrastruktur. von Stoffkreisläufen sein. • Nationale Circular-Economy-Ziele • Mittelfristig wäre auch ein Verbot all solcher Ver- • Nationale Berichtspflichten sollten eng mit packungen zielführend, die dem Mindeststandard entsprechenden methodischen Grundlagen nicht genügen. Immerhin müssen alle (Kunststoff) einhergehen, die aktuell auf EU-Ebene entwickelt • Transparente Produktinformationen verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 recyc- werden. Die EU-Kommission entwickelt derzeit lingfähig gestaltet sein. einen „Product Environmental Footprint (PEF)“, der diese Aspekte allerdings nicht separat • Zirkuläre Beschaffung ausweisen wird. Eine weitere Initiative der Kommission – die Sustainable Products Initiative – wird Ende 2021 erwartet und definiert • Sekundärrohstoffmärkte Mindestanforderungen für Produktnachhaltigkeit. Schlussfolgerungen 19
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 3: Zirkuläre Beschaffung – die öffentliche Hand als Motor der Kreislaufwirtschaft Einleitung Strategische Status quo und verbundene Hemmnisse öffentliche Bund, Länder, Städte und Gemeinden, aber auch im besten Fall zu vermeiden. Darüber hinaus zieht Status quo in Deutschland Beschaffung Sektorunternehmen vergeben jährlich Aufträge alle sonstigen öffentlichen Auftraggeber:innen sowie zirkuläre Beschaffung die Anwendung von neuen, kreislauffähigen Beschaffungsmodellen, wie z. B. kann zirkuläre entspricht im Wert von ca. 150–440 Milliarden Euro , dies 14 Produkt-Service-Systeme oder die Anwendung von Institutioneller Rahmen – von der konservativen Annahme ausge- Produkte hend – circa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Sharing-Ansätze bei Beschaffungen, nach sich. fördern. schaft bleibt dieses Potenzial bislang weitgehend Deutschlands. Zur Förderung einer Kreislaufwirt- Mit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie ungenutzt. Strategische öffentliche Beschaffung (Art. 45) wurden Aspekte wie Ressourcenschutz und Recycling in der öffentlichen Beschaffung verpflich- mit vier zentralen Hebeln kann nicht nur die Nachfrage nach zirkulären tend. Die Bevorzugungspflicht für rohstoffschonende Produkten verstärken, sondern auch die Angebots- und recyclingfähige Produkte gilt allerdings nur für seite stärken und damit die Entwicklung dieser die Stellen und Institutionen des Bundes und nur, • Nationale Circular-Economy-Ziele Produkte erst ermöglichen. sofern keine unzumutbaren Mehrkosten entstehen. Umweltorientierte oder grüne öffentliche Beschaf- Nach wie vor mangelt es in den zentralen vergabe- • Transparente Produktinformationen fung (GPP) wird definiert als „ein Prozess, in dessen rechtlichen Regelungen wie dem GWB (Gesetz gegen Rahmen die staatlichen Stellen versuchen, Güter Wettbewerbsbeschränkungen) und der VgV und Dienstleistungen zu beschaffen, die während (Vergabeverordnung) für die Verwendung zirkulärer • Zirkuläre Beschaffung ihrer gesamten Lebensdauer geringere Folgen für Beschaffungskriterien an Verbindlichkeit. Die Pflich- die Umwelt haben als vergleichbare Produkte mit ten der unterschiedlichen Akteure sind gesetzlich der gleichen Hauptfunktion“.15 Zirkuläre oder nicht geregelt. Aus unserer Sicht weiß zudem das • Sekundärrohstoffmärkte kreislauffähige Beschaffung ist ein spezifischer für die Beschaffung zuständige Personal noch zu Ansatz zur grünen Beschaffung, der über umwelt wenig über das Konzept der zirkulären Beschaffung. orientierte Beschaffung hinausgeht. Mit diesem ist Tatsächlich aber ist es wichtig, dass die Verantwort- Schlussfolgerungen die Forderung verbunden, dass der Beschaffungs- lichen die Kriterien und Geschäftsmodelle wie prozess geschlossene Materialkreisläufe innerhalb Produkt-Service-Systeme und Sharing-Ansätze von Lieferketten fördert, um negative Umweltaus- kennen, um sie in Vergabeverfahren einordnen wirkungen und die Entstehung von Abfall über oder begünstigen zu können. den gesamten Lebenszyklus zu minimieren und 20
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 3: Zirkuläre Beschaffung – die öffentliche Hand als Motor der Kreislaufwirtschaft Einleitung Zirkuläre Status quo und verbundene Hemmnisse Anforderungen In Deutschland fehlen einsatzbereite (ready-to-use), Überdies fehlen geeignete statistische Beschaffungs- Status quo in Deutschland und Beschaffungs- die die Einkäufer:innen entweder in der Leistungs- zirkuläre technische Anforderungen und Kriterien, daten, aus denen sich die Anwendung zirkulärer Kriterien herauslesen lassen. Darüber hinaus kriterien werden beschreibung oder als Zuschlagskriterien anwenden mangelt es an Monitoring und Berichtspflicht zur Institutioneller Rahmen noch zu wenig können. Verwendung zirkulärer Kriterien im öffentlichen Beschaffungswesen. umgesetzt. zu wenig umgesetzt. Außerdem lassen sich bei der Entsprechende Vorschläge der EU werden noch Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Beschaffung bestimmte zirkuläre Strategien, Die Kommunen sind die Schlüsselakteure im Beschaffungswesen. Ihnen verdanken wir den mit vier zentralen Hebeln Sharing-Modelle oder die Anwendung von Pro- größten Teil aller Beschaffungen. Doch insbesondere dukt-Service-Systemen (PSS) nur schwer durch- die Kleinstgemeinden verfügen zumeist über zu setzen. Sie machen beispielsweise Vereinbarungen wenig Ressourcen und Kenntnisse von CE-Ansätzen, • Nationale Circular-Economy-Ziele nötig, um Risiken zu teilen und um auf neuartige um zirkuläre Beschaffungen realisieren zu können. Weise langfristig zusammenarbeiten zu können. • Transparente Produktinformationen • Zirkuläre Beschaffung • Sekundärrohstoffmärkte Schlussfolgerungen 21
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 3: Zirkuläre Beschaffung – die öffentliche Hand als Motor der Kreislaufwirtschaft Einleitung Die Politik muss Forderungen zirkuläre Wir fordern von Deutschland als EU-Mitgliedsstaat eine aktivere politische Rolle bei der Ausarbeitung Status quo in Deutschland Beschaffung obligatorischen zirkulären Beschaffung. Ansatzpunkte dafür sind: der Instrumente des Green und Circular Public Procurement (GPP und CPP) und die Einführung einer priorisieren. • das Priorisieren von CE-Beschaffung auf der Institutioneller Rahmen Ebene der Politik bzw. das Verankern von CE- • das Einführen obligatorischer zirkulärer Quoten für bestimmte Warengruppen wie z. B. für Ansätzen im nationalen Aktionsplan für grüne Textilien, Bauvorhaben, Papier Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Beschaffung (GPP NAP) • verpflichtende Berichte und Monitorings für mit vier zentralen Hebeln • ein ambitionierter Gesetzesrahmen: Die VgV und öffentliche Auftraggeber:innen zur Verwendung GWB sollten die Verwendung von zirkulären bzw. grüner, sozialer und zirkulärer Kriterien, eine grünen Kriterien verbindlich vorschreiben und ergänzende Vergabestatistik mit CE-Ansätzen, • Nationale Circular-Economy-Ziele damit höhere Rechtssicherheit für Beschaffungs- somit ein aktualisierter Artikel 114 GWB stellen garantieren • die Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen • Transparente Produktinformationen • ein konkretisiertes KrWG auf eine Weise, dass öffentlichen Auftraggebern wie u. a. Kommunen Städte, Gemeinden und die Behörden des Landes, mit der Hilfe von „Buying Groups“ und somit die deren Beschaffungen gemeinsam schätzungs- Förderung zirkulärer und innovativer Beschaf- • Zirkuläre Beschaffung weise 75 Prozent der öffentlichen Beschaffung in fungsansätze und regionaler Partnerschaften Deutschland ausmachen, in Art. 45 des KrWG (besonders in Bereichen von Bauleistungen, EDV, abgebildet sind Textilien, Mobilität) • Sekundärrohstoffmärkte • die Ergänzung der grünen Beschaffungskriterien (EU GPP) um zirkuläre Ansätze Schlussfolgerungen 22
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 3: Zirkuläre Beschaffung – die öffentliche Hand als Motor der Kreislaufwirtschaft Einleitung Forderungen • die finanzielle Unterstützung bei der Markt • die Unterstützung von Forschung und Ent Status quo in Deutschland kommunikation über die Entwicklungen und Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft und und wicklung (R&D) zirkulärer Produkte bzw. die Einführung dieser neuartigen Produkte in den die Einbindung der Marktkommunikation in die Markt seitens der öffentlichen Auftraggeber; Institutioneller Rahmen öffentliche Beschaffung (z. B. durch Branchen dialoge, R&D-Beschaffungsprojekte) mithilfe von Innovationsbeschaffung (PPI Public Procurement of Innovation) und Auftragsvergabe innovativer Lösungen (PCP – Pre-Commercial Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie • E-Kataloge16 bzw. Ausschreibungen der Rahmen- verträge, die die Produkte für die E-Kataloge Procurement) sollten die öffentlichen Auftrag geber die Entwicklung von zirkulären Produkte mit vier zentralen Hebeln liefern, sind mit CE-Ansätzen weiterzuentwickeln ermöglichen (z. B. Integration von Kriterien) • die Verbindung einer zirkulären Beschaffungs- • Nationale Circular-Economy-Ziele • Anwenden einer verbindlichen Lebenszyklus strategie mit dem zukünftigen Lieferkettengesetz. kalkulation, zumindest bei großvolumigen Liefer- Darüber hinaus sollten diesem Gesetz zirkuläre und Bauaufträgen; die bisherige Methodik sollte Anforderungen und Kriterien eingeschrieben sein • Transparente Produktinformationen für unterschiedliche zirkuläre Geschäftsmodelle (z. B. Leasing) sowie für komplexe Dienst- leistungen angepasst werden • Zirkuläre Beschaffung • die Finanzierung der Integration aller Aspekte einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung • Sekundärrohstoffmärkte in die Curricula von Verwaltungshochschulen und Weiterbildungsangeboten für Verwaltungs- angestellte Schlussfolgerungen 23
Kreislaufwirtschaftsstrategie für Deutschland Zusammenfassung Hebel 4: Aufbau von Sekundärrohstoffmärkten – Kreislaufwirtschaft braucht Preise, die die ökologische Wahrheit sagen Einleitung Eine Primär- Status quo und verbundene Hemmnisse rohstoffsteuer Eine Besteuerung von Primärrohstoffen in Kombi- ProgRess III will den absoluten Ressourcenbedarf Status quo in Deutschland internalisiert preise verteuern, die extrahierten und importierten nation mit Sekundäreinsatzquoten soll die Markt- mithilfe eines Gesamtportfolios von (qualitativen) Maßnahmen senken. Jedoch bleibt der Einsatz von externe Kosten Rohstoffmengen senken und damit die externen Sekundärrohstoffen für den Baubereich etwa ohne Institutioneller Rahmen Kosten des Ressourcenverbrauchs internalisieren. des Ressourcen- Des Weiteren sollen durch die Einführung von verbindliche Ziel- und Zeitvorgaben. Bereiche wie Kunststoffe und Elektrogeräte werden ebenfalls nur verbrauchs. ströme (wie Metalle, Baumineralien u. Ä.) die Sekundäreinsatzquoten für bestimmte Material qualitativ verstanden (Kennzeichnung entwickeln, Ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie Wettbewerbsfähigkeit der adressierten Sekundär- Recycling stärken, Qualität der Rezyklate erhöhen). Als rein qualitative Maßnahmen reichen sie nicht mit vier zentralen Hebeln rohstoffe gestärkt und ihr Einsatz, auch mittels aus. Sie brauchen die Flankierung durch ökonomi- des preislichen Anreizes der Ressourcensteuer, sche und regulative Instrumente. Die Verwertungs- attraktiver gemacht werden. Das stärkt die quote mineralischer Bauabfälle liegt zwar bei der • Nationale Circular-Economy-Ziele Sekundärrohstoffmärkte und trägt dazu bei, die herkömmlichen statistischen Betrachtungsweise Stoffkreisläufe zu schließen. In Deutschland fehlt bei ca. 90 Prozent (für z. B. Straßenuntergrund, eine Rohstoffsteuer. Im Ranking der Umweltsteuern Deponiebau, Verfüllung etc.), der Anteil tatsächlich • Transparente Produktinformationen der 28 europäischen Länder liegt Deutschland mit recycelter und damit in unterschiedlicher Weise einem Anteil von 4,4 Prozent der Umweltsteuer wiederverwendeter Bauabfälle liegt mit 33,5 einnahmen am Gesamtsteueraufkommen (Quelle: Prozent jedoch deutlich niedriger. Für Baustoffe • Zirkuläre Beschaffung Eurostat, 2021 und s. u.) ca. 1,5 Prozent unter dem wurde die Sekundäreinsatzquote 2016 mit 18 EU-Durchschnitt und ca. 5,5 Prozent hinter der Prozent beziffert.18 europäischen Empfehlung von 10 Prozent und • Sekundärrohstoffmärkte hinter dem europäischen Best Performer.17 Schlussfolgerungen 24
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