Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN

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Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN
Indiens maritime Sicherheitsstrategie
Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen
der Zukunft
Heinz Dieter Jopp

                                                                                                                                              Foto: US Navy
INS „Trikand“, eine Fregatte der TALWAR-Klasse

I n seinem Vorwort der angepassten ma-
  ritimen Strategie mit dem Titel „Ensu-
ring Secure Seas: Indian Maritime Security
                                                   Diese werden in acht Kapiteln analysiert
                                                 und Lösungsansätze beschrieben. Die bei-
                                                 den ersten Kapitel beschäftigen sich mit
                                                                                               des internationalen Handels ist, sondern
                                                                                               über die Nutzungsrechte von Hafeneinrich-
                                                                                               tungen auch eine Versorgung chinesischer
Strategy“ vom Oktober 2015 schrieb der           den Herausforderungen und Perspektiven        Kriegsschiffe fernab nationaler Logistik-
Oberbefehlshaber der indischen Marine,           der maritimen Sicherheitsstrategie. Ihnen     Stützpunkte ermöglicht.
Admiral Robin K. Dhowan, dass die neue           folgen Überlegungen zu Abschreckung und          Hinzu kamen Streitigkeiten mit auslän-
Strategie von einem maritimen Jahrhun-           Konflikten, um hieraus Ziele für eine er-     dischen Fischereiflotten in eigenen Küs-
dert ausgehe und sich an geopolitische wie       folgreiche eigene Strategie einschließlich    tengewässern wie auch Terrorangriffe
geostrategische Veränderungen der letzten        der Sicherung der Küsten und Offshore-        über See an Land (Mumbai). Damit wird
Jahre anpassen müsse. Zu den wichtigs-           Bereiche abzuleiten. Diese münden in Ge-      die Forderung der Strategie nach einem
ten Veränderungen zählte er die Verlage-         danken und Forderungen zum Umbau der          umfassenden Lagebild über eigene, feind-
rung des Fokus vom euroatlantischen zum          eigenen Seestreitkräfte sowie der Entwick-    liche und neutrale Schiffsbewegungen auf,
indopazifischen Raum, das vermehrte Auf-         lung künftiger Möglichkeiten. Dies gilt für   unter wie über der See erklärlich. Dies soll
treten nicht-traditioneller Gefährdungen         die Unterwasser-, Überwasser- und See-        dann auch mit Hilfe befreundeter Mari-
und letztlich die Erkenntnis, dass maritime      kriegsführung aus der Luft wie auch die       nen geschehen. Aber genau an diesem
Sicherheit für die nationale Sicherheit und      Nutzung des Weltraums. Über all diesen        Punkt hat Indien und seine Marine noch
das internationale Engagement Indiens eine       Zielen schwebt die politische Forderung       ein grundsätzliches Problem. Ein umfas-
Grundvoraussetzung darstellt.                    nach möglichst umfassender Produktion         sendes Lagebild setzt den Datenabgleich
   Stark beeinflusst wurde die neue Strate-      der Seekriegsmittel in nationaler Zustän-     mit befreundeten Marinen in Form einer
gie von der Herausgabe des Chinesischen          digkeit. Was bedeutet dies im Einzelnen?      Zweibahnstraße voraus und somit die Wei-
Weißbuchs 2015 „China´s Military Strate-                                                       tergabe eigener Aufklärungsergebnisse, ge-
gy“, in dem es unter anderem heißt: „Für         Strategisches Bewusstsein                     wonnen über nationale Mittel. Hier hat der
China ist es notwendig, moderne mariti-          über maritime Räume                           Umdenkungsprozess gerade erst begon-
me Streitkräfte zu entwickeln … und sich                                                       nen. Allerdings wurden erste Vereinbarun-
selber zu einer maritimen Macht zu ver-          Über Jahrzehnte ging Indien davon aus,        gen mit den USA (militärisch) und den Sey-
ändern.“ Da China gleichzeitig von der Not-      dass der Indische Ozean zu seiner alleini-    chellen geschlossen.
wendigkeit der Entwicklung hin zu einer          gen Einflusssphäre gehört. Spätestens mit        Während die Überwachung eigener Küs-
Zwei-Ozean-Marine (Pazifik und Indischer         der Beteiligung der chinesischen Volksma-     tengewässer auch politisch eingängig war
Ozean) ausgeht, um seine Seeverbindungs-         rine (People's Liberation Army Navy – PLAN)   und damit realisierbar wird, ist die Schaf-
linien besser zu schützen, wurde für Indi-       an der Pirateriebekämpfung am Horn von        fung eines Lagebildes für den Indischen
en die dringende Entwicklung einer kohä-         Afrika wurde deutlich, dass China seinen      Ozean eine strategische Herausforderung
renten Strategie für den Indischen Ozean         Einfluss auf den Indischen Ozean, das Ara-    erster Güte, gilt es doch dabei auch, den
deutlich, die es ihm ermöglicht, vorhande-       bische Meer sowie seine Anrainerstaaten       künftigen Umgang mit China und seiner
ne (Seekriegs-)Mittel und Diplomatie zur         ausdehnt. Erst spät erkannte Indien, dass     weiter wachsenden Präsenz auf See und an
Erreichung seiner strategischen Ziele er-        die maritime Seidenstraße Chinas nicht        Land zu definieren. So wurde Indien 2014
folgversprechend einzusetzen.                    nur ein Wirtschaftsprojekt zur Förderung      von zwei Hafenbesuchen chinesischer U-

8                                                                                                              MarineForum 9-2018
Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN
Boote in Colombo (Sri Lanka) ebenso über-         U-Boote (SSBN) zu stationieren. Diese Sys-                            strategischen Lagebild zu einem äußerst
rascht wie vom Besuch eines chinesischen          teme werden konsequent von konventio-                                 schwierigen Unterfangen, auch wenn die
SSN 2016 in Karatschi. Diese Präsenz ist nur      nellen Seestreitkräften getrennt.                                     neuen Plattformen überwiegend in Indien
schwer mit der Notwendigkeit der Siche-             Hauptauftrag der indischen Streitkräf-                              nach Plänen der Lieferländer gebaut wer-
rung der Seeverbindungslinien (SLOC) zu           te und somit auch der Marine bleibt die                               den. Hier dürfte der Teufel in den Details
begründen. Der Bau einer eigenen Logistik-        konventionelle Abschreckung. Die oben                                 stecken.
kapazität in Djibouti, Bau- und Hafenrechte       beschriebene Maritime Domain Aware-
in Gwadar (Pakistan) und Hambantota (Sri          ness ist Voraussetzung für den Zuschnitt                              Vernetzte maritime Sicherheit
Lanka) sowie Verträge mit ostafrikanischen        der Flotte, ihre Dislozierung sowie die ver-
Staaten und den Malediven untermauern             stärkte Zusammenarbeit mit Küstenwa-                                  So wie viele andere Marinen dieser Welt
das gewachsene Interesse Chinas an stän-          che, Luftwaffe, staatlichen Marineagentu-                             soll auch die indische Marine Schutz- und
diger Präsenz und Machtausübung im In-            ren und Aufklärungselementen. Ständige                                Überwachungsaufgaben in nationalen und
dischen Ozean.                                    Bereitschaft der Waffenplattformen, wie                               internationalen Gewässern durchführen,
  Indien möchte eingedenk der Entwick-            auch ihre Präsenz im Indischen Ozean und                              die zu den Low-end-Einsätzen zählen. Die-
lungen im Südchinesischen Meer und dem            zunehmend im westlichen Pazifik, sind aus                             se werden in einem eigenständigen Kapitel
Bau künstlicher Inseln, die heute auch mili-      indischer Sicht glaubwürdige Elemente ei-                             unter der Überschrift „Strategy for Shaping
tärisch genutzt werden, eine vergleichbare        ner konventionellen Abschreckung. Aller-                              a Favourable and Positve Maritime Envi-
Entwicklung im Indischen Ozean verhin-            dings fehlt jeglicher Hinweis auf mögliche                            ronment“ sehr ausführlich beschrieben.
dern. Es hat daher in den USA Seefernauf-         Gegner einer maritimen Auseinanderset-                                Die Zusammenarbeit von Politik, Diplo-
klärer und U-Jagdflugzeuge vom Typ P-8I           zung.                                                                 matie, Polizei, Wirtschaft und Militär soll
Neptune erworben, die auf den Andama-               Die in einem weiteren Kapitel erläuter-                             die Vorrausetzung für eine friedvolle Nut-
nen und Nikobaren stationiert werden, um          te Strategie für einen Konflikt umfasst                               zung des Indischen Ozeans und angrenzen-
die Straße von Malakka gezielt aufklären          alle bekannten Seekriegsoperationen im                                der Meere schaffen. Eine ständige Präsenz
zu können.                                        Kontext von Sea Control und Sea Denial.                               von See- und Seeluftstreitkräften mit der
                                                                                                                        Möglichkeit des schnellen Eingreifens, aber

                                                                                                 Grafik: Shutterstock
                                                                                                                        auch Hafenbesuche, Übungen mit ausländi-
                                                                                                                        schen Marinen, Unterstützungsleistungen
                                                                                                                        wie auch der Gedankenaustausch durch
                                                                                                                        Stabsgespräche mit befreundeten Natio-
                                                                                                                        nen bilden den Rahmen.
                                                                                                                          Die Beteiligung indischer Marinestreit-
                                                                                                                        kräfte an Übungen findet auf bilateraler
                                                                                                                        Basis mit den USA, Oman, Singapur, Frank-
                                                                                                                        reich, Russland, Großbritannien, Sri Lanka,
                                                                                                                        Brasilien, Japan, Australien und Indonesi-
                                                                                                                        en statt.

                                                                                                                        Weitere Entwicklung der See-
                                                                                                                        streitkräfte und ihrer Fähigkeiten
Der Indische Ozean ist die prioritäre Interessenssphäre für Indien                                                      In diesem Kapitel werden die notwendigen
                                                                                                                        Schritte zur konzeptionellen, operativen
  Als nächster Schritt soll die Koopera-          Die geplanten Operationen geraten aller-                              und technologischen Weiterentwicklung
tion der Marinen Indiens und Japans im            dings aufgrund der wachsenden Präsenz                                 der indischen Seestreitkräfte sowie zum Er-
Indischen Ozean gestärkt werden. Dies             der PLAN im Indischen Ozean zunehmend                                 halt und der Fortentwicklung ihrer Fähigkei-
dient auch dem Ziel Indiens, die Zusam-           unter politischen wie militärischen Druck.                            ten zur vierdimensionalen Seekriegführung
menarbeit eher mit Mittelmächten als mit          Die geplanten Waffenkäufe stellen eine                                beschrieben. Hauptbetonung ist dabei das
Großmächten zu suchen. Indonesien und             erste Antwort dar. Angesichts der rapiden                             Ziel, möglichst viele Plattformen und not-
Vietnam sind dabei ebenso Kandidaten wie          Zunahme moderner chinesischer Kriegs-                                 wendige Technologien im eigenen Land zu
Australien.                                       schiffe kann aber die indische Marine nur                             entwickeln und zu bauen. Dazu zählen be-
                                                  mit Partnern versuchen, dieser – in der                               reits heute
Abschreckung und mögliche                         Strategie nicht ausgesprochenen – Be-                                 X der eigenständige Bau eines Flugzeug-
Konflikte                                         drohung gerecht zu werden. Kommende                                      trägers, der mit amerikanischer Unter-
                                                  Übungen dürften zeigen, ob diese Bemü-                                   stützung elektromagnetisch betriebene
Indien hat es von Beginn seiner nuklearen         hungen Früchte tragen.                                                   Katapulte erhalten soll, damit kann so-
Forschung an abgelehnt, dem nuklearen               Im Bereich neuer Technologien (Informa-                                wohl das Startgewicht der Flugzeuge als
Nichtverbreitungsvertrag (NVV) beizutre-          tionstechnologie, Künstliche Intelligenz)                                auch deren Sortie-Rate erhöht werden,
ten. Es betonte stets seine strategische          hat Indien inzwischen einen qualitativ ho-                            X der eigenständige Bau neuer Zerstö-
Unabhängigkeit. Heute vertritt es eine Po-        hen Standard erreicht. Allerdings hinkt der                              rer (Projekt 15A) und Fregatten (Projekt
sition der minimalen nuklearen Abschre-           militärische Entwicklungsbereich dem zi-                                 15B),
ckung ausschließlich gegen Kernwaffen-            vilen deutlich hinterher. Paralleler Kauf                             X der eigenständige Bau von U-Jagd Kor-
staaten. Zu Steigerung der Glaubwürdigkeit        von russischer, amerikanischer und fran-                                 vetten (Projekt 28),
und Stärkung der Überlebensfähigkeit hat          zösischer Technologie auf den jeweiligen                              X der Bau von U-Booten der französischen
Indien begonnen, seine nukleare Kompo-            Plattformen macht die geplante Zusam-                                    SCORPENE-Klasse auf indischen Werf-
nente primär auf See mittels strategischer        menführung aller Informationen zu einem                                  ten,

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Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN
X  der Bau von Offshore Patrol Vessels         seiner Marine hinterlassen haben. Handels-                    tere Operationen nur eingeschränkt zur
   (OPV), Katamaranen zur Überwachung          und Infrastrukturpolitik der chinesischen                     Verfügung stehen.
X sowie auch der Bau von leichten Kampf-       maritimen Seidenstraße verschaffen Chi-                         Die erkennbaren Grenzen der indischen
   flugzeugen.                                 na neue Partner und seinem Militär neue                       Marine bei der Umsetzung der nationalen
Im technologischen Bereich möchte man in       Abstützungsmöglichkeiten. Dem schnel-                         maritimen Strategie wie auch die unge-
Form eines „Leap frogging“ Entwicklungen       len Auf- und Ausbau der PLAN kann Indi-                       bremste Zunahme der strategischen Prä-
anderer Marinen überspringen, um mög-          en nichts Vergleichbares entgegensetzen.                      senz Chinas und der PLAN im Indischen
lichst schnell Plattformen mit neuester        Die 2018 noch bestehende Überlegenheit                        Ozean und seiner angrenzenden Gewässer
Technologie herstellen zu können. Stich-       Indiens bei Trägerkampfgruppen dürfte be-                     werfen verstärkt die Frage nach dem künf-
worte sind hier Satelliten zur Seeraumüber-    reits bis 2025 durch die PLAN ausgeglichen                    tigen sicherheitspolitischen Umgang Indi-
wachung und Kommunikation, zielgenaue          werden. Die Ausdehnung der Einsätze chi-                      ens und der Anrainer des Indischen Oze-
Präzisionswaffen, elektromagnetische und       nesischer nuklear wie konventionell ange-                     ans mit China auf. Kann China kooperativ
Laser-Technologien, neue Antriebssysteme,      triebener U-Boote in den Indischen Oze-                       eingebunden werden, und wenn ja, wie?
unbemannte Marinesysteme, Computersi-          an stellt für die indische Marine eine neue
cherheits- und Automatisierungstechnolo-       Qualität der Gefährdung eigener Einhei-                       Sicherheitspolitische und
gien, Cybersicherheitstechnologien und die     ten dar. Der geplante Kauf amerikanischer                     geostrategische Heraus-
Nutzung von Nano-Technologien.                 MPA vom Typ P-8I Neptune kann die U-Jagd                      forderungen

                                                                                             Foto: US Navy
                                                                                                             Indiens Regierung unter Ministerpräsident
                                                                                                             Modi bemüht sich seit Jahren, die Anrai-
                                                                                                             ner des Indischen Ozeans in eine gemein-
                                                                                                             same Sicherheitsarchitektur einzubinden,
                                                                                                             die von Freiheit, Offenheit und Rechtsstaat-
                                                                                                             lichkeit geprägt sein soll. Modi begrüßte
                                                                                                             daher in seiner Rede Anfang Juni in Singa-
                                                                                                             pur vor den versammelten sicherheitspoli-
                                                                                                             tischen Teilnehmern des Shangri-La-Dialogs
                                                                                                             die Erweiterung des westpazifischen Rau-
                                                                                                             mes um den Indischen Ozean zu einem ge-
                                                                                                             meinsamen indopazifischen Raum, dessen
                                                                                                             freie Nutzung der Hohen See gegen Einwir-
                                                                                                             kung von außen geschützt werden müsse.
                                                                                                             Er machte dabei deutlich, dass Chinas Be-
                                                                                                             strebungen eingedämmt werden müssen.
                                                                                                             Indien könne einen wichtigen Stützpfeiler
                                                                                                             dieser Architektur bilden.
                                                                                                                Warum diese bewusste Konfrontation
INS „Rana“, ein Zerstörer der RAJPUT-Klasse                                                                  in einem Dialogforum? Indiens Bevölke-
                                                                                                             rung wächst und wird China in ein paar
  Angesichts der Fortschritte in den USA,      Fähigkeiten der indischen Marine stärken,                     Jahren überholen. Seine Wirtschaft steht
China und Russland scheinen Zweifel an-        setzt aber den Umgang mit neuen Techno-                       vor einem Aufbruch und benötigt sichere
gebracht, wie schnell und in welchem Um-       logien und deren Einbindung in ein gemein-                    Seeverbindungen, um seinen Handel und
fang Indien an diesen Technologiefronten       sames Führungs- und Lagebild voraus. Bei                      Warenaustausch weltweit ausweiten zu
den heute feststellbaren Rückstand aufho-      der Größe des abzudeckenden Seegebietes                       können. Des Weiteren ist Indien auf Öl-
len kann. Indien hat zwar sein eigenes Sili-   taucht allerdings auch die Frage auf, warum                   und Erdgaslieferungen angewiesen, um
con Valley geschaffen; die dort arbeitenden    die indische Marine nicht gleichzeitig die                    seinen wachsenden Energiehunger auch
Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten        zur P-8 gehörige Seeraumüberwachungs-                         künftig befriedigen zu können. Gleichzeitig
jedoch bevorzugt für zivile Unternehmen        drohne Triton beschafft. Die Kombination                      muss Indien feststellen, dass China auf Sri
und sind nur schwer für Rüstungsbetriebe       Flugzeug und UAV erlaubt eine schnellere                      Lanka einen (un-)wirtschaftlichen Hafen in
zu begeistern.                                 und großräumigere Überwachung von ge-                         Hambantota gebaut und wegen Rückzah-
                                               fährdeten Seeräumen. So kann die Droh-                        lungsschwierigkeiten der Kredite durch Sri
Erste Erfahrungen bei der                      ne bis zu 48 Stunden Seeräume überwa-                         Lanka nunmehr ein auf 99 Jahre angeleg-
Implementierung der indischen                  chen während das Flugzeug nur etwa acht                       tes Nutzungsrecht hat. Ähnliches ist für
maritimen Strategie                            Stunden im Einsatzgebiet verweilen kann.                      die Hafenstadt Mombasa in Kenia nicht
                                               Die australische Marine hat soeben einen                      auszuschließen, wenn das Land die Kredi-
Auch wenn die maritime Strategie den Indi-     Vertrag mit den USA über die Beschaffung                      te für eine Eisenbahnlinie quer durch Ke-
schen Ozean als prioritäre Interessensphäre    der Triton beschlossen, denkt somit weiter                    nia nicht fristgerecht zurückzahlen kann.
und den westpazifischen Raum als Region        in die Zukunft.                                               Mit den Nutzungsrechten in Djibouti und
zweiter Ordnung betrachtet, bleibt festzu-       Der Nachbau der französischen konven-                       Gwadar (Pakistan) könnte die PLAN künftig
stellen, dass der vor Jahren begonnene Rüs-    tionellen U-Boote der SCORPENE-Klasse                         Abstützungspunkte für ständige Operati-
tungswettlauf zwischen den asiatischen         wird zwar die Unterwasserkriegführung                         onen im Indischen Ozean erhalten. Diese
Staaten und die Auswirkungen chinesi-          der indischen Marine stärken, es bleibt je-                   dienen dann nicht nur dem bisher erklärten
scher Politik (Südchinesisches Meer, ma-       doch abzuwarten, inwieweit diese Boote                        Schutz der international genutzten See-
ritime Seidenstraße) sichtbare Spuren im       auch zum Schutz der Trägerverbände ein-                       verbindungswege über das Kap der Guten
sicherheitspolitischen Denken Indiens und      gesetzt werden sollen und dann für wei-                       Hoffnung, das Rote Meer, den Persischen

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Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN
Foto: Indische Marine
Golf und die Arabische See über die Nadel-
öhre Straße von Malakka, Sunda und die
Lombok-Straße in das Südchinesische Meer
und weiter ostwärts. Indien hat inzwischen
einschlägige Erfahrungen mit dem langfris-
tigen strategischen Denken Chinas, seiner
Wirtschaft und seiner militärischen Kräfte
sammeln müssen.
   Über die „One Belt – One Road Initiative“
(OBOR) wie über die maritime Seidenstraße
gelingt es China immer mehr, seinen wirt-
schaftlichen und politischen Einfluss auf
die Küstenstaaten Afrikas, aber auch die
Länder Europas auszudehnen. Und – von
vielen bisher kaum bemerkt – veröffent-
licht China neuerdings Karten, die keine
Ländergrenzen mehr aufzeigen, sondern
„nur“ Wirtschaftskorridore, die von China
über Zentralasien nach Europa, Afrika und       Indien hat sich für neue U-Boote der französischen SCORPENE-Klasse entschieden
schließlich auch Südamerika führen. Da die

                                                                                                                                              Foto: US Navy
derzeitige chinesische Gesamtstrategie bis
2049 gehen soll, kann man bis jetzt nur die
planmäßige Erfüllung der Zwischenziele at-
testieren. Die wirtschaftliche Überholung
der USA bis Mitte der 2020er-Jahre und die
Erlangung eines Supermachtstatus 2049 –
entweder in Konkurrenz zu den USA oder
als allein verbleibende Macht – gehören zu
den weiteren Zielen.
   Indiens Sicherheitspolitik möchte der bi-
lateralen chinesischen Übervorteilung ein
eigenes Konzept für den indopazifischen
Raum entgegensetzen, das davon ausgeht,
dass die Hohe See ein gemeinsames Gut
der Menschheit ist und von allen gleich-
berechtigt genutzt werden sollte. Freiheit,
Offenheit und Rechtsstaatlichkeit sollen
das Fundament einer zwischen den Anrai-
nern zu schaffenden Sicherheitsarchitek-
tur bilden. Dies klingt gerade für europäi-     Auf ihren Flugzeugträgern setzte die indische Marine bis 2016 Sea Harrier ein
sche Ohren gut, die über KSZE und OSZE,
über Wiener Dokument und KSE-Vertrag            sinnter, der offen für weitere Interessierte    Allianz von Mittelmächten im maritimen
über Dekaden eine leidlich funktionieren-       bleibt. Dies bedingt wirtschaftliche, aber      Bereich. Da diese Länder, bis auf Indone-
de regionale Sicherheitsarchitektur auf-        auch militärische Zusammenarbeit. Mili-         sien und Vietnam, bereits eine enge Zu-
bauen konnten. Aufgrund der aktuellen           tärisch muss Indien in neue Systeme vor         sammenarbeit mit der US Navy pflegen,
Verwerfungen, Vertragsbrüche und der            allem im maritimen Bereich investieren.         könnten mittelbar auch US-Interessen zum
Überbetonung des Nationalen im OSZE-            Die ungebremste und hohe Neubaurate             Tragen kommen, ohne nach außen sichtbar
Raum finden wir allerdings kaum über-           der PLAN verstärkt die Herausforderung.         zu werden. Die US Navy mit ihrem neuen
zeugende Gründe, Indien in seinen Be-           Die oben skizzierten Neubauten können           indopazifischen Kommandobereich möch-
strebungen zur Allianzbildung zu helfen.        daher nur der Anfang einer Entwicklung          te jedenfalls die im Kontext des Südchi-
So erlebt Indien derzeit amerikanische Er-      sein. Allein deren Realisierung erfordert       nesischen Meeres gemachten Fehler nach
pressungsversuche zur Beendigung von            den schnellen Abbau bürokratischer Hür-         Möglichkeit vermeiden und Chinas weitere
Öl- und Gaseinfuhren aus dem Iran zum           den im indischen Beschaffungssystem, ei-        Ausdehnung nach Westen in Zusammenar-
November dieses Jahres. Auch die guten          ne Stärkung der Effizienz und eine Verän-       beit mit anderen Nationen verhindern. Das
Beziehungen zu Russland soll Indien zu-         derung des bisherigen politischen Denkens.      von chinesischen wie westlichen Exper-
gunsten der wachsenden Beziehungen zu           Für ein zukünftig eher maritimes Denken         ten immer häufiger beschriebene mögli-
den USA stoppen. Es ist jedoch anzuzwei-        und Handeln auf strategischer Ebene exis-       che Szenario eines neuen „Great Game“ im
feln, ob Indien sich politisch in die von den   tiert heute in den gesellschaftlichen und       maritimen Bereich dürfte sich erst in einem
USA gewünschte Richtung bewegt, zumal           politischen Gremien noch keine Mehrheit.        Anfangsstadium befinden. Die Einbindung
Äußerungen des US-Präsidenten vor dem           Allein Präsident Modi scheint willens zu        chinesischer Interessen in einem koopera-
NATO-Gipfel im Juli 2018 eher abschre-          sein, diese Änderungen herbeizuführen.          tiven und nicht konfrontativen Ansatz ist
ckend wirken.                                     Eine von Indien angestrebte Zusammen-         somit noch möglich. Viel dürfte hierbei al-
   Wahrscheinlicher erscheint eine Stär-        arbeit mit Australien und Indonesien, aber      lerdings auch vom Ausgang eines gerade
kung bilateraler wie multilateraler Bezie-      auch Vietnam, Singapur, Japan, Großbritan-      beginnenden Wirtschaftskrieges der USA
hungen in einem kleinen Kreis Gleichge-         nien und Frankreich, zielt in Richtung der      mit China abhängen.                      L

MarineForum 9-2018                                                                                                                     11
Indiens maritime Sicherheitsstrategie - Anpassung an die geopolitischen Herausforderungen der Zukunft - DMKN
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