INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...

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INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...
Nordrhein-Westfalen

INDIVIDUALISIERTES LERNEN
IM GANZTAG

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INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...
IMPRESSUM

HERAUSGEBERINNEN
Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS)
Tempelhofer Ufer 11, 10963 Berlin
Telefon: +49 (0)30 - 25 76 76 - 0
Fax: +49 (0)30 - 25 76 76 - 10
www.dkjs.de

Qualitäts- und UnterstützungsAgentur - Landesinstitut für Schule (QUA-LiS NRW)
Paradieser Weg 64, 59494 Soest
Telefon: +49 (0)2921 - 683 - 0
Fax: +49 (0)2921 - 683 - 1109
www.qua-lis.nrw.de.

REDAKTION
DKJS: Christine Becker-Hardt, Wibke Pecksen, Kathrin Schneider, Anne Stienen
QUA-LiS NRW: Sandra Bülow, Dr. Reinhard Erlemeyer

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge externer Autorinnen und Autoren spiegeln deren Sichtweise und
nicht zwangsläufig die Meinung der Herausgeberinnen und Programmpartner wider.

LEKTORAT
Fabian Kreß, redaktionsnetzwerk.berlin

FOTOGRAFIEN
Dominik Schmitz (Coverfoto), DKJS/Kerstin Zillmer (Porträt Kahl, S. 3),
QUA-LiS NRW/Udo Geisler (Porträt Egyptien, S. 3)

ILLUSTRATIONEN
Sandra Bach, Helene Graupner, sandruschka. Raum für Gestaltung

LAYOUT UND SATZ
Carmen König, die königskinder, Berlin

DRUCK
Druck & Verlag Kettler GmbH

HAFTUNG FÜR LINKS
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© DKJS/QUA-LiS NRW 2019

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INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...
Dr. Heike Kahl
                                                  Geschäftsführerin der
                                                  Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)

Liebe Leserinnen und Leser,

individualisiertes Lernen heißt: jedes Kind da abholen, wo es steht – mit seinem Lerntempo, seinen Stärken
und Interessen. Im Rahmen des Projekts „Leben und Lernen im Ganztag“ (LiGa NRW) haben sich 83 von insge-
samt 131 teilnehmenden Gesamt-, Sekundar-, Primus- und Gemeinschaftsschulen diesem Thema gewidmet.
Sie haben über eine Projektlaufzeit von drei Jahren ein selbstgewähltes Entwicklungsvorhaben zum individua-
lisierten Lernen umgesetzt. Dabei wurden unter anderem neue Lernzeiten-Modelle erprobt, Lernkonzepte
für den Fachunterricht entwickelt oder Coaching- und Beratungsmodelle eingerichtet.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und die Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landes-
institut für Schule (QUA-LiS NRW) haben die Schulen auf ihrem individuellen Entwicklungsweg begleitet.
Es wurden keine fertigen Rezepte angeboten, sondern ein Rahmen, um eigene Veränderungsprozesse anzu-
stoßen, bestehende Vorhaben weiterzuentwickeln und selbstgesteckte Ziele zu erreichen. Besonders profi-
tiert haben die teilnehmenden Schulen dabei vom Austausch in den regionalen Netzwerken. Regelmäßig
über die gesamte Projektlaufzeit fanden diese moderierten Treffen statt, die Raum boten, um miteinander
zu arbeiten und gemeinsam zu lernen.

Diese Broschüre gibt Einblicke in die vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Projekt rund um das
Themenfeld „Individualisiertes Lernen“. Beispiele guter Praxis veranschaulichen, wie Konzepte im Schulalltag
nachhaltig implementiert werden können. Damit möchten wir auch anderen Schulen Impulse geben und zu
eigenen Entwicklungen anregen.

Wir danken allen teilnehmenden Schulen für ihr großes Engagement und die Offenheit, ihre Erfahrungen und
Ergebnisse zu teilen. Die guten Beispiele mögen viele weitere Schulen in Nordrhein-Westfalen und bundes-
weit motivieren, individualisiertes Lernen umzusetzen und ihre Qualität weiterzuentwickeln. Damit noch
mehr Schülerinnen und Schüler genau dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen.

Dr. Heike Kahl							Eugen L. Egyptien

                                               Eugen L. Egyptien
            Direktor der Qualitäts- und UnterstützungsAgentur –
                        Landesinstitut für Schule (QUA-LiS NRW)

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WISSENSCHAFTLICHER FACHBEITRAG

                                 GEBRAUCHSANWEISUNG
                                 Zum Schuljahresende 2018/2019 endet das dreijährige Landesprojekt „Leben und Lernen im Ganztag“
                                 (LiGa NRW). Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den schulischen Entwicklungsprozessen können Schulen
                                 auch über das Projekt hinaus auf ihre eigenen Vorhaben anwenden. Aus zentralen Erkenntnissen und guten
                                 Praxisbeispielen sind dazu drei Broschüren entstanden. Sie richten sich an alle, die in verschiedenen Rollen
                                 in Prozesse der Schulentwicklung eingebunden sind. Dies sind insbesondere Lehrkräfte und weitere
                                 pädagogische Fachkräfte, Schulleitungen sowie Dezernentinnen und Dezernenten der Schulaufsicht.

                                 Wie ist die Reihe aufgebaut?
                                 Jede der drei Broschüren hat einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt.
                                 Broschüre „Schulentwicklungsprozesse anstoßen und begleiten“: Die Broschüre richtet sich besonders
                                 an diejenigen, die den Schulentwicklungsprozess an einer Schule federführend umsetzen und begleiten.
                                 Übergreifende Steuerungsinstrumente, die den Prozess unterstützen, stehen deswegen im Mittelpunkt der
                                 Betrachtung. Auch die Beteiligung der Schulaufsicht an den Prozessen im Projekt wird beleuchtet.

                                 Broschüre „Individualisiertes Lernen im Ganztag“: Um neue Formen individualisierten Lernens in der
                                 Schule zu verankern, müssen Schulen umfassende Konzepte entwickeln. Die Broschüre stellt dazu praktische
                                 Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven vor sowie Möglichkeiten zur Einbindung des Kollegiums.

                                 Broschüre „Ganztag gut gestalten“: Um pädagogisch wirksame Ganztagsangebote zu gestalten, ist die
                                 Arbeit in multiprofessionellen Teams unverzichtbar. Ebenso spielt dabei die Partizipation von Schülerinnen
                                 und Schülern, Eltern und externen Partnern eine zentrale Rolle. Diese Broschüre zeigt auf, was sich in
                                 LiGa NRW insbesondere bei der Zusammenarbeit dieser Personengruppen bewährt hat.

                                 Wie ist diese Broschüre aufgebaut?
                                 Jedes Heft wird durch einen wissenschaftlichen Fachbeitrag und zentrale Erkenntnisse aus der Projektarbeit
                                 eröffnet. Praxisbeispiele veranschaulichen die gewonnenen Erkenntnisse und geben Einblick in die Arbeit der
                                 beteiligten Schulen. Arbeitsmaterialien aus dem Alltag der Schulen runden die Broschüre ab. Die Erkenntnis-
                                 se aus der Projektarbeit sind in allen drei Broschüren denselben fünf Faktoren (s. S. 7 ff.) für die erfolgreiche
                                 Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen zugeordnet. Jede Broschüre beleuchtet die Faktoren aus dem
                                 Blickwinkel ihres Themenschwerpunkts und veranschaulicht sie durch ein oder mehrere Schulbeispiele.

                                 Arbeitsmaterialien der Schulen werden zum Teil abgedruckt und ergänzend unter kurzelinks.de/liga-nrw.de
                                 zur Verfügung gestellt. Verschiedene Formulierungen – wie z. B. die Form und Schreibweise zur Darstellung
                                 der verschiedenen Geschlechter – unterliegen hierbei der Verantwortung der jeweiligen Schule und können
                                 von der in diesen Broschüren verwendeten Form abweichen.

                                 Verwendung von Icons

                                  Arbeitsmaterialien		 Infos weiterführende		                                                                Links
                                 								 Literatur

                                                                                         4
INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...
INHALT

Vorwort		                                                                                              3

Gebrauchsanweisung		                                                                                   4

        WISSENSCHAFTLICHER IMPULS

        Zeit für mehr! – Individualisiertes Lernen im Ganztag		                                        6
        Prof. Katrin Höhmann, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

        ERKENNTNISSE AUS LIGA NRW

        Individualisiertes Lernen im Ganztag                                                           7

        PRAXISBEISPIELE UND ARBEITSMATERIALIEN

        Gesamtschule auf dem Schießberg in Siegen                                                     10
        Lernzeiten im ganzen Team weiterentwickeln

        Gesamtschule Gescher		                                                                        12
        Evaluationen für die Weiterentwicklung des SegeL-Konzepts nutzen

        Heinrich-Böll-Sekundarschule Bornheim		                                                       14
        Ein Lernzeiten-Konzept entwickeln und implementieren

        Robert-Schuman-Europaschule Willich		                                                         18
        Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler fördern

        Sekundarschule Stemweder Berg		                                                               22
        Digitalisierte Lernzeiten als Ausgangspunkt für die weitere Unterrichtsentwicklung nutzen

ANHANG
Literatur 		                                                                                          26

Übersicht der LiGa-Schulen in NRW im Themenfeld „Individualisiertes Lernen im Gantag“		               26

Kontakt				                                                                                           31

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WISSENSCHAFTLICHER IMPULS

                            ZEIT FÜR MEHR! – Individualisiertes Lernen im Ganztag
                            Prof. Katrin Höhmann, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

                            „Zeit für mehr!“ Wieviel Optimismus steckt in dieser                   Arbeit an den Inhalten, die noch nicht beherrscht
                            Formulierung! Zeit für mehr individualisiertes Lernen                  werden – ebenso wie eine stärkenorientierte Förde-
                            und Zeit für mehr individuelle Förderung, Zeit für bes-                rung besonderer Begabungen? Werden Partizipation
                            sere Bildung, Zeit für mehr erfahrungsbasiertes und                    und Kooperation im Alltag gelebt? Schüler*innen
                            für sinnvoll gestaltetes selbstorganisiertes Lernen.                   wahrzunehmen, in die professionelle Beziehung
                                                                                                   zu gehen und eine differenzierte Feedbackkultur
                            Mit der Einführung von Ganztagsschulen waren und                       zu etablieren, ist für nachhaltige Bildungsprozesse
                            sind nach wie vor viele Erwartungen verbunden.                         nachweisbar relevant. Das verlangt auch nach einer
                            Doch die große Hoffnung, dass durch die Erhöhung                       Schulorganisation, die Personenkontinuität und
                            der Verweildauer von Kindern in der Institution Schu-                  verlässliche Strukturen schafft. In guten Ganztags-
                            le quasi automatisch mehr Chancengleichheit und                        schulen gibt es zudem ein gemeinsames Bildungs-
                            Bildungsgerechtigkeit entstehen würden, hat sich bis                   verständnis aller Beteiligten. Es gilt, den schulischen
                            jetzt nur ansatzweise erfüllt. Nicht bei allen Schulen,                Bildungsauftrag, wie er in NRW im Schulgesetz § 1
                            die sich Ganztagsschule nennen, gibt es gute und er-                   formuliert ist, mit dem Bildungsauftrag des Kinder-
                            folgreiche Lernkonzepte. Die undifferenzierte Begeis-                  und Jugendhilfegesetzes stimmig zu verzahnen.
                            terung der Vergangenheit weicht an vielen Stellen
                            der Einsicht, dass es sich lohnt, sehr genau hinzu-                    Es gibt nicht das eine gültige didaktische Konzept,
                            schauen, wenn es um die Ganztagsqualität, Zeitnut-                     sondern es werden die Möglichkeiten genutzt, die
                            zung, personelle Ausstattung, Betreuungsqualität                       unterschiedlichsten Methoden, Medien, Aufgaben-
                            und insbesondere um die Bildungsqualität geht.                         formate so einzusetzen, dass sie nachhaltiges Ler-
                            Offene Ganztagsschulen sind ohne Frage ein wich-                       nen ermöglichen. Individualisiertes Lernen umfasst
                            tiges Angebot für Eltern und Erziehungsberechtigte,                    sowohl personalisierte Lernphasen wie auch das
                            wenn der Fokus vor allem auf einer verlässlichen                       Lernen in der Gemeinschaft, es braucht individuell
                            Betreuung mit Bildungsanspruch liegt. Gebundener                       zugeschnittene Aufgaben ebenso wie anspruchs-
                            Ganztag hingegen ist das tragfähigere Modell, wenn                     volle Projekte für Gruppen. Ganztagsschulen bieten
                            es um die Tiefenstrukturen einer veränderten, nach-                    dafür einen guten Rahmen, insbesondere gebun-
                            haltigen und an individueller Kompetenzentwicklung                     dene Ganztagsschulen mit den größeren Möglich-
                            orientierten Bildung geht.                                             keiten, unterschiedliche Phasen und Formen des
                                                                                                   Lernens sinnvoll zu rhythmisieren. Seinen eigenen
                            Doch wie können Ganztagsschulen sich zu einem                          Lernprozess zu organisieren und kooperativ arbei-
                            solchen Lern- und Lebensraum für Kinder und Ju-                        ten zu können, sind zwei wichtige Kompetenzen, die
                            gendliche entwickeln? Zunächst kommt es darauf an,                     nicht nur im Unterricht gelernt werden können. Der
                            dass sie sich in ihrem Schulentwicklungsprozess – in                   qualifizierte Blick aller Erwachsenen an der Ganz-
                            den alle schulischen Gruppen eingebunden sind                          tagsschule auf die Entwicklung der Schüler*innen
                            – fundiert über ihre Vorstellung von einer guten                       und ihre Bereitschaft miteinander zu kooperieren,
                            Schule und von gutem Unterricht austauschen. Eine                      ermöglicht differenzierte Begleitung. Lernen ist ein
                            stärkenorientierte Haltung und positive Einstellung                    sehr persönlicher Prozess und dieser braucht indi-
                            zu Kindern und Jugendlichen und ihrem Lernprozess                      viduelles Feedback. Deswegen sind unter anderem
                            im Unterricht wie auch im außerunterrichtlichen                        Lernbegleitungs- oder Coachinggespräche für Lern-
                            Bereich sind die Basis: Es lohnt sich, miteinander                     erfolge von großer Bedeutung.
                            über Kinder und ihren Lernprozess nachzudenken.                        „Zeit für mehr!“ Das heißt auch: Zeit für mehr Pro-
                            Welches Bild vom Kind hat die Ganztagsschule? Wie                      fessionalität, Zeit für mehr Kooperation und Zeit für
                            gelingt die Wertschätzung von Kompetenzen, die                         mehr qualifizierte Ganztagsbildung in gut durch-
                            Schüler*innen1 mitbringen? Gibt es eine respektvolle                   dachten Strukturen.

                                                                                                6
                            1 Auf Wunsch der Autorin wird in diesem Beitrag von der Genderschreibweise der übrigen Publikation abgewichen. Sie folgt damit dem Urteil
                            des Bundesverfassungsgerichtes, das die Benennung eines dritten Geschlechts auf dem Hintergrund des Diskriminierungsverbots fordert.
INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG - Deutsche ...
ERKENNTNISSE AUS LIGA NRW
INDIVIDUALISIERTES LERNEN IM GANZTAG
Erkenntnisse aus LiGa NRW

Seit dem „PISA-Schock“ im Jahr 2000 ruhen viele
Hoffnungen auf den Ganztagsschulen (vgl. KMK                          ÜBER LIGA NRW
2015, S. 4)2: Ihnen wird unter anderem das Potenzial
                                                                      • Teil des in fünf Bundesländern umgesetzten
zugesprochen, Schülerinnen und Schüler besser
                                                                        Programms „LiGa - Lernen im Ganztag“
individuell zu fördern, damit sie erfolgreicher lernen.
Auch mehr Bildungsgerechtigkeit soll dadurch er-                      • Vision: mehr individuelle Förderung im Ganz-
reicht werden (vgl. Willems & Becker 2015, S. 34 ff.;                   tag und bessere Bildungschancen für alle
Züchner & Fischer 2014, S. 351f.). Der Beitrag von                    • Laufzeit: 2016-2019
Prof. Katrin Höhmann bestätigt diese Ansätze, zeigt                   • 131 Gesamt-, Sekundar-, Primus- und Gemein-
aber gleichzeitig notwendige Handlungsbedarfe auf.                      schaftsschulen mit gebundenem Ganztag
Durch mehr Zeit allein wird wenig verändert – auf                       in fünf Regierungsbezirken
die Qualität kommt es an!
                                                                      • Schulen im Aufbau und Schulen, die bereits
                                                                        viele Jahre bestehen
Hier setzt das Projekt LiGa NRW mit seinen 15 schuli-
schen Entwicklungsnetzwerken an. Die 131 beteilig-                    • 15 schulische Entwicklungsnetzwerke
ten Schulen erarbeiten gemeinsam dieses „Mehr an                      • selbstgewählte Entwicklungsvorhaben aus
Qualität“, 83 davon im Themenbereich „Lernen im                         drei Themenschwerpunkten
Ganztag“.
                                                                      • Unterstützung durch Expertisen, Planung,
                                                                        Austausch, Hospitationen und Vernetzung
                                                                        – auch länderübergreifend

                                                                      • besonderer Einbezug der Steuerungsebenen

      LEBEN          QUALITÄTS-
   IM GANZTAG       ENTWICKLUNG

      36
      Schulen
                          12
                          Schulen
                                                Die Einführung bzw. Weiterentwicklung von Lernzeiten spielte dabei eine
                                                besonders große Rolle: 63 Schulen setzten ein Entwicklungsvorhaben
             LERNEN                             zu diesem Thema um. Doch wie können Schulen das Lernen im Ganz-
           IM GANZTAG
                                                tag verbessern? Welche Faktoren sind maßgeblich für eine erfolgreiche
                83
                Schulen
                                                Umsetzung ihrer selbstgewählten Entwicklungsvorhaben? Die Erkennt-
                                                nisse aus der Projektarbeit aller 131 Schulen sind in fünf Faktoren für die
                                                erfolgreiche Umsetzung von Schulentwicklung zusammengefasst:

                                                    Haltung und Engagement           Kommunikation und Austausch

                                                    Partizipation und Teilhabe       Evaluation und Feedback
              LERNEN
          IN LERNZEITEN
                                                     Strukturen und Rahmen-
                63
                                                
                                                      bedingungen
                Schulen

                                                Diese Faktoren sind das Ergebnis einer Analyse zahlreicher Interviews
LERNKONZEPTE IM      FÖRDERUNG
FACHUNTERRICHT      UND COACHING                und Feedbackbögen, der Dokumentation der Entwicklungsvorhaben und

      12
     Schulen
                           8
                          Schulen
                                                der länderübergreifenden und landesspezifischen Projektevaluation.
                                                Sie zeigen: Auch wenn jedes Schulentwicklungsprojekt anders ist, gibt es
                                                übergreifende Parameter, die ein Gelingen begünstigen.

2 Die ausführlichen Literaturangaben finden Sie auf S. 26.
                                                                7
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ERKENNTNISSE AUS LIGA NRW

                            Bei der Einführung von Formen individualisierten              – zum Beispiel digitale Medien im Rahmen eines
                            Lernens ist es wichtig, das gesamte Kollegium mit-            Fortbildungstages. So entstehen positive Erfahr-
                            zunehmen, da langfristig alle Lehrkräfte das neue             ungen mit den Neuerungen.
                            Konzept in ihrem Unterricht umsetzen. In dieser
                            Broschüre werden die fünf Faktoren daher beson-               Weitere Informationen: Praxisbeispiele Sekundar-
                            ders unter dem Aspekt der Einbindung des Kolle-               schule Stemweder Berg (s. S. 22) und Robert-Schu-
                            giums betrachtet.                                             man-Europaschule Willich (s. S. 18)

                            1 HALTUNG UND ENGAGEMENT: DIE                                 2 KOMMUNIKATION UND AUSTAUSCH: NEUE
                            MOTIVATION IM KOLLEGIUM FÖRDERN                               KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN MITNEHMEN

                            Veränderungsbereitschaft und eine konstruktive                An Schulen im Aufbau ist es eine besondere Heraus-
                            Grundhaltung im Kollegium fördern das Gelingen                forderung, jährlich viele neue Lehrkräfte zu inte-
                            von Entwicklungsvorhaben (vgl. Holtappels 2016, S.            grieren. Dem begegnen die Schulen mit detaillierten
                            149 ff.). Wie können Schulen diese Faktoren positiv           Einführungs- und Übergabemodellen. Dies hilft nicht
                            beeinflussen?                                                 nur den neuen Kolleginnen und Kollegen, sondern
                                                                                          bietet für alle einen hervorragenden Reflexionsan-
                            Berücksichtigen muss man, dass die Herausfor-                 lass. Gelungene Übergaben mit klaren Informatio-
                            derungen an etablierten Schulen häufig anders                 nen über bewährte Strategien und Maßnahmen ver-
                            gelagert sind als an Schulen im Aufbau. Bei älteren           hindern Doppelbelastungen. Übergabekonferenzen,
                            Schulen liegen sie oft darin, Mut zur Veränderung             Handouts mit zentralen Informationen und feste
                            bestehender Strukturen und neue Begeisterung zu               Mentorinnen und Mentoren als Ansprechpersonen
                            wecken. Hierfür verzahnt ein gelungenes Akzeptanz-            sind hier Beispiele. Spezielle Einführungsstunden
                            management die auf den Folgeseiten dargestellten              in die Lernzeitenbetreuung oder das Angebot von
                            Gelingensbedingungen eng miteinander. So ist es               Hospitationen zählen ebenso dazu. Auch dies ist Teil
                            sinnvoll, den (langfristigen) Ressourcengewinn und            eines erfolgreichen Akzeptanzmanagements.
                            mögliche Qualitätsverbesserungen gegenüber dem
                            Arbeitseinsatz herauszuarbeiten.                              Weitere Informationen: Praxisbeispiele Gesamt-
                                                                                          schule auf dem Schießberg, Siegen (s. S. 10) und
                            An Schulen im Aufbau ist das Engagement für Ent-              Heinrich-Böll-Sekundarschule Bornheim (s. S. 14)
                            wicklungsarbeit oft vorhanden. Es steht aber einer
                            enormen Vielfalt an parallelen Herausforderungen              3 PARTIZIPATION UND TEILHABE: DAS
                            und neu zu lösenden Aufgaben gegenüber. Um die                KOLLEGIUM AKTIV IN DIE GESTALTUNG
                            Motivation zu wahren und Überlastung zu vermeiden,            EINBINDEN
                            ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrie-       Die nachhaltige Verankerung von individualisiertem
                            ren und bei Bedarf das Vorhaben zu verschlanken.              Lernen in der Schule bringt besondere Anforderun-
                                                                                          gen an die Zusammenarbeit mit sich: Die Kolleginnen
                            Das Wahrnehmen und Wertschätzen individueller,                und Kollegen sollten idealerweise gemeinsam niveau-
                            bisher nicht genutzter Kompetenzen kann die Moti-             differenzierte Arbeitsmaterialien entwickeln und sie
                            vation, sich in Entwicklungsprozesse einzubringen,            passgenau mit dem Fachunterricht sowie anstehen-
                            weiter fördern. Auch die vertrauensvolle Übergabe             den Überprüfungsformaten verzahnen. Dies erfor-
                            von Aufgaben in eigene Verantwortung steigert das             dert einen hohen Arbeitseinsatz und gleichzeitig viel
                            Engagement. Um diese neuen Aufgaben meistern                  Vertrauen in die Materialien, die andere entwickelt
                            zu können, erhalten die Kolleginnen und Kollegen              haben. Teamarbeit ist unverzichtbar.
                            zusätzlich Unterstützung durch erfahrene Tandem-
                            partner, schulinterne Fortbildungstage sowie weite-           Durch die Verteilung von Verantwortung im Team
                            ren, passgenauen, teilweise individuellen Support.            entsteht Gestaltungsraum für die Kolleginnen und
                            Für das gesamte Kollegium ist es wichtig, Innovatio-          Kollegen. Hierfür kann die Schule bestehende Struk-
                            nen in einem geschützten Raum erproben zu können              turen nutzen (zum Beispiel Steuergruppe, Jahrgangs-

                                                                                      8
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ERKENNTNISSE AUS LIGA NRW
teams und Fachkonferenzen) oder aufgabenbezo-               5 STRUKTUREN UND RAHMENBEDINGUNGEN:
gene Arbeitsgruppen einrichten (zum Beispiel das            GREMIEN SYSTEMATISCH NUTZEN
schulinterne LiGa NRW-Projektteam). Eine Pilotierung
                                                            Die feste Verankerung in den Gremien einer Schu-
kleinerer Vorhaben durch Einzelpersonen ist eine
                                                            le gibt einem Entwicklungsvorhaben Struktur und
weitere Möglichkeit. Diese intensive Beteiligung kann
                                                            Legitimität. Die Einbeziehung von Schulkonferenz,
Identifikation und Vertrauen in das neue Konzept
                                                            Elternpflegschaft und Schülervertretung sowie
fördern. Vorteilhaft ist dazu eine frühe Einbindung
                                                            Lehrer- und Fachkonferenzen steigert die Identifika-
– bereits in der Konzeptionsphase. Zum anderen
                                                            tion mit dem Projekt und bindet viele Personen aktiv
verteilt sich auch die Arbeitsbelastung auf mehrere
                                                            ein. Im besten Fall wird das Projekt von der Initiative
Personen und schafft so Entlastung für Einzelne.
                                                            einer kleinen Projektgruppe zu einem Vorhaben
                                                            der gesamten Schulgemeinschaft. Die gefassten
Weitere Informationen: Praxisbeispiele Gesamt-
                                                            Beschlüsse sind zudem verbindlich.
schule Auf dem Schießberg, Siegen (s. S. 10), Gesamt-
schule Gescher (s. S. 12) und Robert-Schuman-Euro-
                                                            Auch für einen klaren organisatorischen Rahmen ist
paschule Willich (s. S. 18)
                                                            die Verankerung in den Gremien hilfreich: Sie tagen
                                                            regelmäßig, der nächste Zeitpunkt zum Austausch
4 EVALUATION UND FEEDBACK: ERFOLGE                          steht somit fest. In den Sitzungen können Zwischen-
SICHTBAR MACHEN UND VERBESSERUNGEN                          ergebnisse vorgestellt, Zeitpläne angepasst und Auf-
ANSTOßEN                                                    gaben vergeben werden. So verteilt sich die Arbeits-
Die Einführung neuer Lernformen stößt anfangs               belastung auf viele Schultern.
häufig auf Skepsis: Schülerinnen und Schüler, Eltern
und das Kollegium müssen sich zunächst an die               Weitere Informationen: Praxisbeispiele Gesamt-
neuen Formate gewöhnen. Der Mehrwert der neuen              schule Gescher (s. S. 12) und Gesamtschule Auf dem
Lernformen muss für alle erkennbar werden. Umso             Schießberg, Siegen (s. S. 10)
wichtiger ist es, bei allen Beteiligten regelmäßig
Rückmeldungen zu dem neuen Lernkonzept einzu-
holen. Onlinefragebögen bieten hier eine erhebliche
Erleichterung bei der Befragung und Auswertung.

Die Durchführung einer Evaluation birgt zwei Chan-
cen. Zum einen zeigt die Erfahrung, dass die Ergeb-
nisse vielfach positiver ausfallen als angenommen.
Dadurch kann ein Motivationsschub für das Projekt
entstehen, besonders auf Seiten des Kollegiums.
Zum anderen hilft sie, gezielt Nachsteuerungsbe-
darfe zu identifizieren und das Konzept datenbasiert
weiterzuentwickeln.
Eine wiederholte Befragung sichert die Qualität
auch über die Einführungsphase hinaus. Regelmä-
ßig sollte man dabei nicht mit häufig verwechseln.
Veränderungen brauchen Zeit, um sich zu etablieren
und ihre Wirkung messbar zu entfalten. Es bietet
sich daher an, den Befragungsrhythmus für jedes
Teilvorhaben individuell festzulegen.

Weitere Informationen: Praxisbeispiele Gesamt-
schule Gescher (s. S. 12) und Gesamtschule Auf dem
Schießberg, Siegen (s. S. 10)

                                                        9
PRAXISBEISPIELE

                  GESAMTSCHULE AUF DEM SCHIEßBERG IN SIEGEN
                  Lernzeiten im ganzen Team weiterentwickeln

                    Gesamtschule

                    gegründet 2016

                    www.gesamtschule-schiessberg.de

                    ANSPRECHPERSONEN

                    Alexander Lisai, Schulleitung
                    schulleitung-gs-am-schiessberg@t-online.de

                    Simone Kamitz, stellv. Schulleitung
                    stellv-gs-am-schiessberg@t-online.de

                  DAS ENTWICKLUNGSVORHABEN
                  Die Gesamtschule Auf dem Schießberg startete 2016             Alle Lehrpersonen können jederzeit zur Unter-
                  zeitgleich mit LiGa NRW und nutzte von Beginn an die          stützung herangezogen werden. In den Fächern
                  Netzwerkarbeit für die Konzeption ihres Lernzeiten-           Mathematik und Englisch haben alle Kinder und
                  modells. Dieses hat ein Planungsteam in Zusam-                Jugendlichen zudem einen Paten bzw. eine Patin,
                  menarbeit mit der Schulleitung entwickelt. Dabei              um bei Bedarf zu helfen. Bei besonderer Begabung
                  unterstützt Schulleiter Alexander Lisai neben seiner          oder besonderen Unterstützungsbedarfen in diesen
                  aktiven Rolle bei der Planung und Umsetzung auch              beiden Fächern erhalten ausgewählte Schülerinnen
                  durch Ressourcenzuweisungen. Seine Vision ist, dass           und Schüler zweimal wöchentlich ein differenziertes
                  Lernzeiten nicht Anhängsel des Fachunterrichts sind.          Angebot. So werden sie noch individueller gefördert.
                  Daher gilt: Mit freien Lernformen sollte auch im Fach-
                  unterricht häufiger gearbeitet werden.                        Die Arbeitsaufträge aller Fächer entwerfen die
                                                                                Fachschaften und Jahrgangsteams passend zum
                  Realisiert wird das Konzept für alle Jahrgänge in             ebenfalls gemeinsam konzipierten Fachunterricht
                  einem Lernzeitenband, das montags bis donners-                samt Klassenarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler
                  tags jeweils in der 2. Stunde und freitags in der 3.          bearbeiten sie innerhalb einer Woche und dokumen-
                  Stunde stattfindet. Alle Fächer bringen Aufgaben ein.         tieren die Ergebnisse gegenüber den Eltern sowie
                  Dann sind alle Türen offen und die Schülerinnen und           den Fach- und Klassenlehrkräften im Lernplaner. Die
                  Schüler können wählen, in welchem Raum sie wann               fachliche Richtigkeit überprüfen die Fachlehrerinnen
                  welche Aufgaben ihres Lernplaners mit welcher Hilfe           und -lehrer im Unterricht.
                  bearbeiten. Nur im 5. Jahrgang wird stärker gelenkt,
                  um die Kinder an das freie Format heranzuführen.

                                                                           10
PRAXISBEISPIELE
» DAS WAR HILFREICH
Projektrahmen LiGa NRW: Das Projekt bietet Frei-              Steigende Zufriedenheit und gute Anregungen
räume für die Arbeit des Planungsteams und gibt               fördern die Motivation zur Weiterarbeit: Jeder neue
Impulse durch den Austausch mit anderen Schulen               Jahrgang erzielt Fortschritte bei Arbeitshaltung,
sowie durch Expertise. Die Struktur des Projektes             Kompetenzen im Umgang mit selbstorganisierten
mit klaren Terminierungen, verbindlichen Vereinba-            Lernformaten und bei den Arbeitsergebnissen.
rungen sowie den Planungs- und Dokumentations-
instrumenten bildet einen Leitfaden für die Entwick-          » DAS IST BESONDERS GUT GELUNGEN
lungsarbeit.                                                  Neue Lehrkräfte einbinden: Bei einer Schule im
                                                              Aufbau ist die Einbindung der jährlich neu hinzu-
Teamarbeit – Grundlage des Erfolges: Ein                      kommenden Kolleginnen und Kollegen eine Heraus-
Planungsteam entwirft gemeinsam die Konzept-                  forderung und Chance zugleich. Zum einen bringen
struktur und entwickelt sie stetig weiter. Diese              sie neue Ideen und Impulse mit, zum anderen haben
Teamarbeit und die ebenfalls in Teams gemeinsam               nicht alle Erfahrungen mit offenen, selbstorgani-
entwickelten Materialien fördern das Vertrauen                sierten Lernformen oder der Rolle einer „Lernbe-
in die offene Lernform. Dies ist wichtig, denn alle           gleitung“. Auch die enge Teamarbeit, in der Unter-
tragen gemeinsam die Verantwortung für den Lern-              richtsvorhaben und kompetenzorientierte Aufgaben
erfolg der Schülerinnen und Schüler – Klassen- und            konzipiert werden, ist oft ungewohnt. Um hier die
Fachlehrkräfte sowie die betreuenden Lehrerinnen              „Neuen“ schnell an Bord zu holen, ist ein bewährtes
und Lehrer der Lernzeiten. Für den Erfolg des Vor-            Einführungsverfahren systemisch integriert: Neue
habens sind daher gute Kommunikation und die                  Lehrkräfte bekommen einen Mentor bzw. eine
Beteiligung des gesamten Kollegiums, aber auch                Mentorin zugeteilt, sie nehmen an einer „Überga-
der Schülerschaft und der Eltern unabdingbar. Das             bekonferenz“ am Ende der Sommerferien teil, und
Planungsteam holt in allen Mitwirkungsgremien                 es gibt für sie ein „Einführungsbuch“ mit zentralen
regelmäßig Feedback und Vorschläge ein, die                   Informationen zum Schulalltag. Bestehende Dop-
geprüft und berücksichtigt werden.                            pel-Klassenleitungs-Teams werden geteilt und für
                                                              das kommende Schuljahr aus erfahrenen und neuen
Zwei Evaluationen zur Bedarfslage und Zufrieden-              Kolleginnen und Kollegen neu zusammengesetzt.
heit im Kollegium, bei Eltern sowie Schülerinnen und          Die Übergabekonferenz ist auch ein Evaluations- und
Schülern haben zusätzliche Klarheit geschaffen und            Rückmeldeorgan für Formate, die im vergangenen
boten eine weitere Mitwirkungsmöglichkeit.                    Schuljahr erprobt wurden.

                                                              Ein Tipp für andere Schulen: Mehr Gelassenheit!

    „An einer Schule im Aufbau stehen ständig viele Innovationen und damit intensive
    Arbeit an. Manchmal hat dies dazu geführt, dass zu früh Änderungen durch Steue-
    rungseingriffe gefordert wurden. Hier sollten Gelassenheit und Mut bestehen, Dinge
    länger zu erproben, damit sich Formate einschleifen und vielleicht doch etablieren.“

    Alexander Lisai, Schulleiter

                                                         11
PRAXISBEISPIELE

                  GESAMTSCHULE GESCHER
                  Evaluationen für die Weiterentwicklung des SegeL-Konzepts nutzen

                    Gesamtschule im Aufbau

                    gegründet 2013

                    www.gesamtschule-gescher.de

                    ANSPRECHPERSONEN

                    Bernhard Manemann-Kallabis, Schulleitung
                    b.manemann-kallabis@gs.gescher.de

                    Ellen Wilms, Didaktische Leitung
                    gesamtschule-wilms@gescher.de

                  DAS ENTWICKLUNGSVORHABEN
                  Selbstgesteuertes Lernen (SegeL) in den Fächern                umfrage, in der Mitte 2016 alle Zielgruppen befragt
                  Mathematik, Deutsch und Englisch ist bereits seit der          wurden. Auf einer schulinternen Fortbildung im
                  Gründung im Schuljahr 2013/14 Teil des Schulkonzepts           Februar 2017 diskutierten das Kollegium sowie Mit-
                  der Gesamtschule Gescher. Doch zu Beginn waren                 glieder der Eltern- und Schülervertretung die Evalua-
                  Kollegium, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler               tionsergebnisse (Befragung und Evaluationsbericht
                  skeptisch: Ist die Lernform wirklich schon für die             siehe Online-Material). In Kleingruppen leiteten sie
                  Unterstufe geeignet? Die Schule reagierte mit großer           Arbeitsaufträge für Schulleitung, Jahrgangsteams und
                  Offenheit auf die Zweifel und beschloss ein umfas-             Fachschaften ab. Nach deren Verabschiedung durch
                  sendes Evaluationsvorhaben. „Wir haben von Anfang              die zentralen Gremien Elternpflegschaft, Schülerver-
                  an versprochen: Wir schauen nach drei Jahren, wo wir           tretung, Lehrerkonferenz und Schulkonferenz begann
                  stehen. Und wir sind auch bereit, Dinge zu revidie-            die Umsetzung.
                  ren“, sagt Schulleiter Bernhard Manemann-Kallabis.

                                                                                 Als erste Nachsteuerungen aus den Evaluationsergeb-
                  Mit der Evaluation will die Schule feststellen: Wie gut        nissen hat die Schule die SegeL-Abläufe verfeinert und
                  funktioniert das SegeL-Konzept bisher und wo sollten           vereinheitlicht sowie ein neues Tischgruppenkon-
                  wir nachsteuern? Wie zufrieden sind Schülerinnen               zept entwickelt. Zudem wurde das Logbuch für die
                  und Schüler, Lehrkräfte und Eltern? Und welche                 Jahrgänge 5 bis 7 überarbeitet. Es ist nun stärker in
                  Anpassungen sind für die Jahrgangsstufen 8 bis 10              die Lernberatung eingebunden und gibt Eltern mehr
                  notwendig?                                                     Transparenz über die Lernfortschritte ihrer Kinder.
                                                                                 Gleichzeitig entstanden neue Entwicklungsvorhaben:
                  SO IST DIE SCHULE VORGEGANGEN                                  Die Steuergruppe hat Lernbüros für die Jahrgänge 8
                  Umgesetzt wird das Vorhaben von der Steuergruppe               bis 10 entwickelt und ebenfalls mit einer Evaluation
                  der Schule, deren Arbeitsschwerpunkt auf selbstge-             begleitet; das nächste Ziel ist die Konzeption offener
                  steuertem Lernen liegt. Sie entwickelte eine Online-           Unterrichtsformate für die Oberstufe.

                                                                            12
PRAXISBEISPIELE
PROJEKTVERLAUF

BEGINN                                                                                            SOMMER 2017
SCHULJAHR 2015/16                      HERBST 2016                                                BIS FRÜHJAHR 2019
Gründung Steuergruppe mit Fokus        Auswertung und Aufbereitung                                Schrittweise Umsetzung
„Selbstgesteuertes Lernen“             der Ergebnisse                                             der Aufträge

               SOMMER 2016                                     28. FEBURAR 2017
               Online-Befragung aller Eltern,                  Schulinterne Fortbildung auf Grundlage der Evaluations-
               Lehrkräfte und Schülerinnen                     ergebnisse: Diskussion und Formulierung von Arbeitsauf-
               und Schüler der Jahrgänge 5 bis 7               trägen für Schulleitung, Jahrgangsteams und Fachkon-
                                                               ferenzen der Schule

» DAS WAR HILFREICH
Evaluation als Motivationsschub: Durch die Befra-            Die Fachschaften Deutsch, Mathematik und Eng-
gung aller Zielgruppen verfügt die Schule über eine          lisch planen in Jahrgangsfachgruppen das Schuljahr
breite Datengrundlage zur Zufriedenheit mit ihrem            inhaltlich und methodisch – hier ist ein Großteil des
Konzept. Die guten Ergebnisse wirken als Motiva-             Kollegiums ein zweites Mal eingebunden. Zudem
tionsschub – für das Kollegium und für Schulleiter           hat die Schulkonferenz die Steuergruppe „Selbst-
Manemann-Kallabis: „In den ersten Jahren hatten wir          gesteuertes Lernen“ so besetzt, dass möglichst viele
auch sehr kritische Gespräche, gerade mit Eltern.            Lehrkräfte fachliche oder persönliche Anknüpfungs-
Und plötzlich kommt bei dieser Befragung zum erst-           punkte haben.
en Mal heraus: Die überwältigende Mehrheit ist von
diesem Konzept sehr positiv angetan.“ Eine weitere           Gestaltungsspielraum für eigene Ideen: Bei aller
Bestätigung boten die Lernstandserhebungen 2016/17           Strukturierung darf eins nicht zu kurz kommen – Mut
in Klasse 8. Die Kompetenzniveaus an der Gesamt-             und Spielraum, Dinge auszuprobieren. Das Selbstbild
schule Gescher lagen über dem Landesdurchschnitt.            als lernende Organisation ist fest im Kollegium und
                                                             in der Schülerschaft verankert. Innerhalb des klaren
Kollegium und Gremien strukturiert einbinden:                Rahmens, den die Schule schafft, können die Lehr-
„Alleine kann man schneller gehen, gemeinsam wei-            kräfte Konzepte individuell auf ihre Lerngruppen
ter“, bringt die Didaktische Leiterin Ellen Wilms die        anpassen und neue Ideen testen. Die Schulleitung
Haltung der Gesamtschule Gescher auf den Punkt.              unterstützt dies ausdrücklich, die Eltern bringen
Um alle mitzunehmen, sind Teamarbeit und Aus-                den Lehrkräften das nötige Vertrauen entgegen.
tausch unverzichtbar. Daher verabschiedet die Schul-         Auch die Schülerinnen und Schüler sind offen für
konferenz zu Beginn jedes Schuljahres einen Arbeits-         Pilotprozesse, weil ihre Rückmeldungen ernst
plan für Fachschaften und Jahrgangsteams, der                genommen werden und sie den Verlauf mitgestal-
Schritt für Schritt die Nachsteuerungsbedarfe aus            ten können.
der Evaluation adressiert. Die Gremien entwickeln
Lösungsansätze und pilotieren sie. Nach Auswer-              » DAS IST BESONDERS GUT GELUNGEN
tung der Pilotprozesse werden die Konzepte dann              Professionalisierung des gesamten Kollegiums
entweder flächendeckend eingeführt oder abgeän-              LiGa NRW hat Prozesswissen im Kollegium weit
dert und erneut pilotiert. Über die Einbindung in            gestreut: Rückkopplungsschleifen und Abstim-
Jahrgangsteams sind alle Lehrkräfte in das Entwick-          mungsprozesse in Gremien sind selbstverständlich,
lungsvorhaben involviert. Durch den Austausch in             Pilotierung, Evaluation und Implementierung sind
den Teams sind die Klassenleitungen auch auf die             feste Bestandteile kleiner und großer Entwicklungs-
wöchentliche Lernberatung bestens vorbereitet.               vorhaben geworden.

                                                        13
PRAXISBEISPIELE

                  HEINRICH-BÖLL-SEKUNDARSCHULE BORNHEIM
                  Ein Lernzeitenkonzept entwickeln und implementieren

                    Sekundarschule

                    gegründet 2012

                    http://hbsek.de/

                    ANSPRECHPERSONEN

                    Klaus Hannak, Schulleitung
                    klaus.hannak@hbsek.de

                    Beate Hantusch, Didaktische Leitung
                    beate.hantusch@hbsek.de

                  DAS ENTWICKLUNGSVORHABEN
                  Der Leitsatz der Heinrich-Böll-Sekundarschule Born-             Instrument, um das eigene Lernen zu reflektieren.
                  heim (HBS) lautet „Eine Schule für Alle“. Entsprechend          Die Kinder und Jugendlichen legen zu Beginn jeder
                  ist es ein zentrales Anliegen der Schule, ihre hetero-          Woche individuelle Lernziele fest, deren Erreichung
                  gene Schülerschaft individuell zu fördern und zusätz-           sie am Ende der Woche überprüfen und abzeichnen
                  lich in ihrer Eigenständigkeit zu stärken. In ihrem LiGa        (s. S. 17). Auch die Eltern sind aufgefordert, am Ende
                  NRW-Projekt setzte sich die Schule daher zum Ziel, ein          der Woche in das Logbuch zu schauen und die Ein-
                  tragfähiges Konzept zur Umsetzung von Lernzeiten zu             tragungen bei Einverständnis zu unterschreiben. In
                  entwickeln.                                                     den einzelnen Lernzeitstunden ist am Ende ebenfalls
                                                                                  eine zehnminütige Phase vorgesehen, in der das
                  Die Ausarbeitung eines Lernzeitenmodells verzahnte              eigene Arbeiten kritisch reflektiert wird.
                  die Schule mit anderen Schulentwicklungsprojekten.
                  Im Fokus stand bei der Projektplanung und -umset-
                  zung vor allem die frühe und aktive Einbindung des
                  gesamten Kollegiums, um von Beginn an Akzeptanz
                  für das Vorhaben zu schaffen. Die Schule legte Wert                AKZEPTANZ IM KOLLEGIUM
                  darauf, gemeinsam ein Modell zu erarbeiten, das                    SCHAFFEN – SO KANN ES GELINGEN
                  alle mittragen können. Die Lernzeiten finden seit
                                                                                     • Hospitationen für einen Großteil des
                  dem Schuljahr 2018/19 an drei Tagen pro Woche à
                                                                                       Kollegiums ermöglichen
                  60 Minuten im Klassenverband statt. Die jeweiligen
                  Fachlehrkräfte erstellen die Wochenpläne und Lern-                 • regelmäßige Informations- und Diskussions-
                  zeitmaterialien für die Fächer Deutsch, Mathematik                   möglichkeit bieten
                  und Englisch. Diese können von den Schülerinnen                    • Einführungsstunde für Kollegium und
                  und Schülern eigenständig in vier Niveaustufen                       Schülerschaft anbieten
                  bearbeitet werden. Ein Logbuch dient zusätzlich als

                                                                             14
PRAXISBEISPIELE
Die Implementierung des Lernzeitenmodells stößt              diskutiert und festgelegt. Diese hat schließlich das
auch in der Schülerschaft auf Zustimmung. Durch              gesamte Kollegium abgestimmt, sodass alle das
die Möglichkeit, sich bei Schwierigkeiten und Fragen         Konzept mittragen können. Eine zweite ganztägige
an Mitschülerinnen und Mitschüler oder Lehrkräf-             schulinterne Fortbildung diente der inhaltlichen Aus-
te zu wenden, können Lösungen direkt erarbeitet              schärfung und Planung der praktischen Umsetzung.
werden. Zu Hause kann diese Unterstützung den                Hier wurden unter anderem die einzelnen Phasen
Kindern und Jugendlichen nicht immer geboten wer-            der Lernzeit und der Aufbau des Logbuchs festgelegt
den. Ausruhen möchte sich die HBS auf dem bisher             (Auszug siehe Online-Materialien). Eine Arbeits-
Erreichten nicht: Sie will das Modell in den nächsten        gruppe bereitete den exemplarischen Ablauf einer
Jahren immer wieder auf den Prüfstand stellen und            Lernzeitenstunde inklusive der relevanten Informa-
weiterhin den Bedürfnissen anpassen.                         tionen vor, um den Kolleginnen und Kollegen von
                                                             Beginn an eine möglichst reibungslose Umsetzung
SO IST DIE SCHULE VORGEGANGEN                                zu ermöglichen (s. S. 16). Die Pilotphase erfolgte
Nach dem Beschluss, ein Lernzeitenmodell zu ent-             schließlich im Schuljahr 2017/18 in der Jahrgangs-
wickeln, informierte sich die Schule umfassend über          stufe 10, die Implementierung in allen Jahrgängen
Möglichkeiten der Umsetzung. Neben der breit auf-            im darauffolgenden Schuljahr 2018/19. Einen dritten
gestellten Pilotgruppe konnte auch ein Großteil des          Fortbildungstag im Herbst 2018 hat die Schule vor-
Kollegiums an Schulen mit bereits ausgereiften               wiegend zur Evaluation der Pilotphase genutzt, um
Lernzeitenkonzepten hospitieren. Während einer               das Angebot passgenau weiterzuentwickeln.
ersten ganztägigen schulinternen Fortbildung hat
die Schule anhand der gesammelten Eindrücke die
Eckpfeiler des zu entwickelnden Lernzeitenmodells

                                                                          ARBEITSMATERIALIEN
                                                                          Weitere Materialien finden Sie unter

» DAS WAR HILFREICH                                                       kurzelinks.de/liga-nrw

Frühe Einbindung des Kollegiums: Besonders die
frühe und aktive Einbindung des gesamten Kolle-
giums hat maßgeblich zu einer reibungslosen Ein-
führung der Lernzeiten an der HBS beigetragen.
                                                             » EIN RAT FÜR ANDERE SCHULEN
„Wir haben zu keinem Zeitpunkt im Projekt großen             Vernetzt euch! Eine Vernetzung mit anderen Schulen
Widerstand gespürt“, fasst Beate Hantusch, Didak-            hat die Heinrich-Böll-Sekundarschule Bornheim in
tische Leitung der HBS, ihre Eindrücke zusammen.             ihrem Entwicklungsvorhaben einen großen Schritt
Besonders die umfassend angelegten Hospitationen             weitergebracht. Vor allem durch die Hospitationen
zu Beginn des Projekts haben die Lehrkräfte für das          zu Beginn konnte das Kollegium zahlreiche Eindrücke
Vorhaben sensibilisiert.                                     aus der Praxis sammeln, die schließlich in das eigene
                                                             Lernzeitenmodell eingeflossen sind.
Gute Vorbereitung der Implementierung: Als
besonders wertvoll für die Implementierung wird
der exemplarische Ablauf der Lernzeit betrachtet,
der allen Lehrkräften für ihre erste Lernzeit-Stunde
zur Verfügung gestellt wurde. Neben einer Abbildung             „Wir haben uns im Projektverlauf immer wieder mit dem
der einzelnen Phasen sind hier erläuternde Infor-               Kollegium rückgekoppelt, haben mit den Rückmeldungen
mationen sowie erste Arbeitsanleitungen für die                 weitergearbeitet und sind mit den Ergebnissen wieder ins
Schülerinnen und Schüler enthalten. Die Kinder und              Kollegium gegangen – so haben wir von Anfang an alle mit
Jugendlichen wurden hierdurch ebenfalls schrittwei-             im Boot gehabt.“
se an das Lernzeitenmodell herangeführt.                        Beate Hantusch, Didaktische Leiterin

                                                        15
PRAXISBEISPIELE
ARBEITSMATERIALIEN

                     Lernzeit
                     Handout für die Lehrerinnen und Lehrer
                     1. In der Lernzeit sollen Inhalte aus den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik und Englisch
                        vertieft/wiederholt werden. Die Lernzeit umfasst jeweils 60 Minuten montags, mittwochs und
                        donnerstags.
                     2. In der Lernzeit haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich selbstständig für eines
                        oder mehrere Hauptfächer (D/M/E) innerhalb ihres Planes zu entscheiden.
                     3. Die Einteilung der 60 Minuten Lernzeit sieht folgendermaßen aus:

                          Einstiegs- und Planungsphase        Die Schülerinnen und Schüler planen      Ca. 5 Minuten
                                                              ihre Lernzeit, legen ihre Materialien
                                                              auf ihren Platz und markieren das
                                                              ausgesuchte Fach auf dem
                                                              Fächerstreifen.
                          Arbeitsphase mit                    Die SuS arbeiten an ihren Aufgaben.      Ca. 10 Minuten
                          Fragemöglichkeit                    SuS, die sich als Experten
                                                              bereitstellen möchten, heften ihre
                                                              Namensklammer an die
                                                              Expertentafel. Bei Fragen wenden
                                                              sich die SuS an die Experten. Wenn
                                                              darüber hinaus Hilfe von den LuL
                                                              benötigt wird, schreiben die SuS ihren
                                                              Namen an die Tafel.
                          Schweigephase                       Die SuS arbeiten selbstständig ohne      Ca. 15 Minuten
                                                              zu sprechen an ihren Aufgaben.
                          Arbeitsphase mit                    Siehe oben                               Ca. 20 Minuten
                          Fragemöglichkeit
                          Feedbackphase mit Aufräumen         Die SuS füllen ihren Feedbackbogen       Ca. 10 Minuten
                                                              aus und räumen ihren Arbeitsplatz
                                                              auf.

                     4. Die Phasen werden mit einem roten Pfeil an der Tafel visualisiert (ein vorbereiteter
                        Phasenverlaufsplan hängt in jeder Klasse).

                                                                      16
PRAXISBEISPIELE
                                                                                          ARBEITSMATERIALIEN
                       Formulierungshilfen für die Lernziele

Kriterien: Lernziele sollen eine Ich-Botschaft beinhalten, realistisch und messbar/
überprüfbar sein.
Mögliche Themenfelder könnten sein:

   Selbstorganisation                                                  Rund um den
                                     Sozialverhalten
         (Orga)                                                         Unterricht

Einstieg             • (Drei) mögliche Lernziele         Zum Beispiel:
                       werden vorgegeben.                  • Ich arbeite in den
                     • Im Plenum wird besprochen,             Lernzeiten konzentriert
                       ob die zwei Kriterien erfüllt          und ruhig => dafür muss
                       sind.                                  in jeder Lernzeit der
                                                              höchste Balken ausgefüllt
                                                              sein.
                                                           • Ich habe immer meine
                                                              Arbeitsmaterialien dabei
                                                              => dafür darf im Logbuch
                                                              kein □ angekreuzt sein.

Erarbeitung      Die Lerngruppe erhält nun die           Mögliche Methoden:
                 Aufgabe eigene Lernziele nach den          • Gruppenarbeit
                 Vorgaben zu formulieren, welche sie        • Place mate/Tischdeckchen
                 später der Klasse präsentiert.             • Think Pair Share
                                                            • …
Präsentation     Die Gruppen präsentieren ihre           Ergebnisse werden festgehalten
                 Ergebnisse (Plakate, Papierstreifen,    und in der Klasse sichtbar zur
                 Folienstreifen…)                        Verfügung gestellt.
                                                         Nach einiger Zeit werden diese
                                                         wieder abgehangen und nur bei
                                                         Bedarf wieder zeitweise zur
                                                         Verfügung gestellt.

                                              17
PRAXISBEISPIELE

                  ROBERT-SCHUMAN-EUROPASCHULE WILLICH
                  Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler fördern

                    Integrierte Gesamtschule

                    gegründet 1992

                    https://rse-willich.de

                    ANSPRECHPERSONEN

                    Ute Will-Nieding, Schulleitung
                    ute.will@rse-schulen-willich.de

                    Reinhard Nadler, Didaktische Leitung
                    reinhard.nadler@rse-schulen-willich.de

                  DAS ENTWICKLUNGSVORHABEN
                  In ihrem LiGa NRW-Entwicklungsvorhaben rückt die          Die Kolleginnen Andrea Wanko und Gabriele vom
                  Robert-Schuman-Europaschule eine Gruppe von               Bruch übernahmen die Rolle der Koordinatorinnen.
                  Schülerinnen und Schülern in den Fokus, deren För-        Sie sind das Bindeglied zwischen Kollegium und Teil-
                  derung oft im Hintergrund steht: die Leistungsstar-       nehmenden, beantworten Fragen, sprechen sich mit
                  ken. Seit dem Schuljahr 2016/17 arbeitet die Schule       Fachkolleginnen und -kollegen ab und machen das
                  angelehnt an das Drehtürmodell. Hier entwickeln           Vorhaben in den Jahrgangsstufen 8 bis 11 publik.
                  begabte Mädchen und Jungen ein Zusatzprojekt in           Sie berufen Info-Treffen mit allen teilnehmenden
                  einem Fach ihrer Wahl. Sie können dies während der        Schülerinnen und Schülern ein. Außerdem leisteten
                  Unterrichtszeit tun, aber jederzeit flexibel, wie durch   Gabriele vom Bruch und Andrea Wanko von Anfang
                  eine Drehtür, in den Fachunterricht zurückkehren.         an Überzeugungsarbeit bei einigen Fachlehrkräften
                                                                            und erläuterten, dass ein Konzept nach dem Dreh-
                  Im Herbst 2016 formulierte die Schulentwicklungs-         türmodell individuelle Förderung par excellence
                  gruppe der Schule – bestehend aus Lehrkräften,            bedeutet: In der Zeit, in der im Fachunterricht
                  Schülerinnen und Schülern sowie Eltern – den              Wiederholungen stattfinden, die für leistungsstarke
                  Wunsch, leistungsstarke Schülerinnen und Schüler          Schülerinnen und Schüler oft nicht notwendig sind,
                  stärker in den Blick zu nehmen (Beschlussvorlage          widmen sich diese ihren selbstgewählten Vertie-
                  siehe Online-Materialien).                                fungsthemen. Fachkolleginnen und -kollegen stehen
                                                                            den Kindern und Jugendlichen als Mentorinnen und
                  Im zweiten Schritt begannen Kolleginnen und Kolle-        Mentoren zur Seite.
                  gen der Steuergruppe, ein Konzept nach dem Dreh-
                  türmodell aufzustellen. Eckpunkte wie Ansprache und       Wie frei die Teilnehmenden in der Wahl ihrer Projek-
                  Begleitung der Schülerinnen und Schüler sowie die         te sind, zeigt sich bei einem Blick auf die Themen des
                  Vereinbarkeit mit dem Regelunterricht wurden hier         ersten „Drehtürdurchgangs“: Hanna Schubert inte-
                  festgehalten.                                             ressiert sich für Informatik und hat ein Computer-

                                                                            18
PRAXISBEISPIELE
programm entworfen, das selbstständig Primzahlen          organisiert Arbeitsräume. Das Vorhaben kommt gut
berechnet. Delaram Jeirani forscht im Fach Geschich-      an. Beim zweiten Durchgang des Drehtürmodells
te zur NSDAP und zur Hitlerjugend, während Mia            stieg die Anzahl interessierter Schülerinnen und
d’Alquen gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen              Schüler enorm. Aber auch für den ersten Jahrgang
Greta Rother und Jaqueline Friborg ein Kinderbuch         wird es noch einmal spannend: Die Präsentationen
schreibt.                                                 der Projekte stehen an und auch eine Exkursion zur
                                                          TH Aachen ist in Planung.
Als hilfreich empfinden die Schülerinnen vor allem
die regelmäßigen Treffen mit allen Teilnehmenden.
„Es tut gut, sich gegenseitig zu beraten. Außerdem
konnten wir mitbestimmen, wie und wann die nächs-
ten Treffen stattfinden“, betont Delaram Jeirani             ARBEITSMATERIALIEN
den partizipativen Charakter und die fortwährende
                                                             Weitere Materialien finden Sie unter
Verbesserung des schulinternen Drehtürmodells.
                                                             kurzelinks.de/liga-nrw
Gabriele vom Bruch ist dankbar für Anregungen
und überarbeitet zum Beispiel Formulare oder

» DAS WAR HILFREICH                                       » EIN ÜBERZEUGENDES ERGEBNIS
Akzeptanz in der Schulgemeinschaft: Damit alle            Mehr Motivation beim Lernen und bessere Kom-
Beteiligten das Vorhaben gemeinsam tragen, wurde          munikation zu den Lehrkräften: Mehr Motivation
es vor der praktischen Umsetzung in Lehrerkonfe-          in der Schule durch mehr Arbeit? Was für viele
renz, Schulpflegschaft, Schülervertretung und Schul-      Schülerinnen und Schüler abwegig erscheinen mag,
konferenz diskutiert und verabschiedet. Auch wäh-         ist für Enise Sentürk und die anderen aus dem Dreh-
rend der Durchführung sei es wichtig, so der Didak-       türprojekt ganz logisch. Hier spüren sie ihre Selbst-
tische Leiter Reinhard Nadler, das Projekt immer          wirksamkeit: „Mich hat das Projekt motiviert, mehr
wieder ins Bewusstsein zu rufen. Die Idee, dass           für die Schule zu tun. Ich habe gemerkt, was ich alles
Lehrkräfte mitgestalten können, ist an der Robert-        von mir selbst aus schaffen kann.“ Außerdem habe
Schumann-Schule ebenfalls ein Erfolgsfaktor für das       ihr das Arbeitstagebuch geholfen, insgesamt organi-
LiGa NRW-Entwicklungsvorhaben. In Fachkonferen-           sierter zu werden, so die Sechzehnjährige. Auch für
zen wird zum Beispiel dazu aufgerufen, Ideen für          Greta, Hannah und Delaram hat das Drehtürprojekt
mögliche Vertiefungsthemen einzubringen.                  Türen aufgestoßen. „Die Kommunikation und das
                                                          Vertrauen zu den Lehrern ist besser geworden“,
Feste Ansprechpersonen: Ein weiterer entscheiden-         betonen alle drei.
der Punkt war aus Sicht Reinhard Nadlers die Unter-
stützung der Koordinatorinnen. Gemeinsam mit der
Didaktischen Leitung schaffen sie organisatorische
Rahmenbedingungen für alle Beteiligten und ent-
wickeln das Projekt weiter. Für die Koordinatorinnen
                                                             „Das Drehtürmodell führt dazu, Kernkompetenzen wie
ist es motivierend, Schülerinnen und Schüler dabei
                                                             Selbststeuerung und Selbstständigkeit zu entwickeln, die
zu begleiten, abseits des Fachunterrichts die eigenen
                                                             für die zukünftige Berufswelt sehr wichtig sind.“
Interessen zu entdecken. „Eine echte Gelingensbe-
dingung ist für mich auch, dass wir die Koordination         Reinhard Nadler, Didaktischer Leiter

zu zweit machen. Im Team zu arbeiten, ist bei einem
solchen Entwicklungsvorhaben sehr wertvoll“, sagt
Gabriele vom Bruch.

                                                     19
PRAXISBEISPIELE

                     DAS DREHTÜRMODELL AN DER ROBERT-SCHUMAN-EUROPASCHULE

                     • Zielgruppe: klassengebunden in den Jahrgangs-          • Instrumente: Arbeitsplan und verbindliche
                      stufen 8 bis 11                                          Vereinbarung zum Inhalt des Drehtürprojekts
ARBEITSMATERIALIEN

                     • zeitlicher Umfang: in Vertretungsstunden und            mit den Mentoren (s. diese und folgende Seite)
                      in bis zu zwei Stunden wöchentlich anstelle             • Austausch und Beratung: zwei oder drei Treffen
                      des Fachunterrichts                                      mit allen Teilnehmenden pro Halbjahr
                     • Begleitung: zwei Koordinatorinnen als Ansprech-        • Nachsteuerung: regelmäßiges Einholen von
                      partnerinnen für Kollegium und Schülerinnen              Feedback der Teilnehmenden
                      und Schüler; Fachkolleginnen und -kollegen als
                                                                              • Ergebnispräsentation: individuell
                      Mentoren

                                                        Drehtürmodell – Arbeitsnachweis

                       Fachlehrer/in, Mentor/in: _________________ Klassenlehrer/in:                   __________________

                       Hiermit bestätige ich,
                       dass der Schüler / die Schülerin _________________________________ Klasse: __________
                       zu folgenden Zeiten an seinem / ihrem Projekt arbeitet:

                            Montag                 Dienstag         Mittwoch             Donnerstag              Freitag
                        _____________           _____________    _____________         _____________         _____________

                       Std.                     Std.            Std.                  Std.                   Std.

                       Fach:                    Fach:           Fach:                 Fach:                  Fach:

                       Der Schüler / die Schülerin verpflichtet sich, die Zeiten der versäumten Stunden im Vorfeld mit
                       dem / der entsprechenden Fachlehrer/in abzusprechen.

                       Wichtig: Es handelt sich nicht um eine Fehlzeit!

                       ___________________________                               _____________________________
                                        Datum                                                  Unterschrift (Mentor/in)

                                                                         20
PRAXISBEISPIELE
                                                                                                                                          ARBEITSMATERIALIEN
                                         Drehtürmodell – Vereinbarung

Name: _________________________________________
Klasse: _________
1.   Welches Projekt möchte ich bearbeiten? (Titel und Kurzbeschreibung)

2.   Welches Produkt soll bis wann entstehen?

Es gelten folgende Vereinbarungen für die Drehtür:
1.   Meine Mentorin/ mein Mentor ........................................................................................ wird mich bei
     meiner Projektarbeit begleiten. Ich bespreche mit ihr/ihm den Fortgang meiner Arbeit in regelmäßigen
     Abständen.
2.   Die Zeiten, zu denen ich den Unterricht verlasse, um am Projekt zu arbeiten, werde ich durch
     Absprache mit allen beteiligten Personen regeln.
3.   Ich bin dafür verantwortlich, mich selbstständig über den versäumten Stoff zu informieren, ihn
     nachzuholen und die entsprechenden Hausaufgaben termingerecht zu erledigen.
4.   Wenn ich am Unterricht nicht teilnehme, arbeite ich selbstständig im SAZ oder in einem anderen
     vereinbarten Raum an meinem Projekt.
5.   Über meine Arbeit führe ich ein Arbeitstagebuch.

_____________,___________________________ _________________________________________
       Datum, meine Unterschrift                    Unterschrift MentorIn

Kenntnisnahme durch:

_____________,___________________________ _________________________________________
Datum, Unterschrift eines Erziehungsberechtigten    Unterschrift KlassenlehrerIn

                                                                   21
PRAXISBEISPIELE

                  SEKUNDARSCHULE STEMWEDER BERG
                  Digitalisierte Lernzeiten als Ausgangspunkt für die weitere
                  Unterrichtsentwicklung nutzen

                    Sekundarschule im Aufbau

                    gegründet 2014

                    https://stemweder-berg-schule.de

                    ANSPRECHPERSONEN

                    Heike Hachmann, Schulleitung
                    h.hachmann@stb-schule.de

                    Michael Niehaus, Abteilungsleitung
                    m.niehaus@stb-schule.de

                  DAS ENTWICKLUNGSVORHABEN
                  Die im Aufbau befindliche Sekundarschule Stem-             Bestandteil. Die digital-affine Haltung des Schul-
                  weder Berg hat sich in der Projektlaufzeit von             trägers und des gesamten Kollegiums führte letzt-
                  LiGa NRW das Ziel gesetzt, pilotierend in Klasse 7         lich auch zu der Entscheidung, auf die digital unter-
                  die Lernzeiten mit Unterstützung digitaler Medien          stützte Unterrichtsentwicklung zu setzen.
                  zu individualisieren. Die Überlegungen zur Weiter-
                  entwicklung der Lernzeiten kamen mit dem Start des         Große Unterstützung fand die Schule durch die
                  Projekts. Die zusätzliche Unterstützung durch die          technische Ausstattung und Bereitstellung digitaler
                  Projektstrukturen in Form von Netzwerktreffen, Aus-        Endgeräte seitens des Schulträgers. Die schulischen
                  tauschforen und Hospitationsmöglichkeiten führten          Aktivitäten werden durch die Schülerzeitung –
                  zu einem „Innovationsschub“ in vielen Bereichen der        erstellt in den Lernzeiten – online veröffentlicht.
                  Schule, bestätigt Abteilungsleiter Michael Niehaus.
                                                                             Die Schülerinnen und Schüler planen selbstorga-
                  SO IST DIE SCHULE VORGEGANGEN                              nisiert und ihren Lernvoraussetzungen angepasst
                                                                             Beiträge und führen z. B. Interviews mit externen
                  Die schulische Projektgruppe, der von Anfang an
                                                                             Partnern, dem Bürgermeister oder auch mit Minis-
                  die Schulleiterin Heike Hachmann angehörte, hat
                                                                             terin Yvonne Gebauer bei ihrem Schulbesuch 2017.
                  eine langfristige Projektplanung vorgenommen und
                                                                             Dies unterstützt zudem die Gewinnung von Spon-
                  Maßnahmen immer wieder auf die aktuelle Situation
                                                                             soren und Fördermitteln, um die laufenden Kosten
                  zugeschnitten. Neben den vielfältigen Bemühungen,
                                                                             einer „digitalisierten“ Schule tragen zu können.
                  das Kollegium regelmäßig fortzubilden und mitzu-
                  nehmen, ist auch das Einbeziehen der Schülerinnen
                  und Schüler und deren Eltern durch Befragungen
                  und gemeinsame Infoveranstaltungen ein wichtiger

                                                                        22
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