Innovations- und Wissenschafts-standort München 2019 - Kurzfassung - Wirtschaft
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Vorwort Nach den Untersuchungen „München - Stadt des Wissens“ (2005) und „Wissen- schaftsstandort Europäische Metropolregion München“ (2010) hat das Referat für Arbeit und Wirtschaft im Jahr 2018 die prognos AG beauftragt, den „Innovations- und Wissenschaftsstandort München“ zu untersuchen. Ziel dieser Studie ist es, den Standort München mit seinen Akteuren und Netzwer- ken zu beschreiben und darzustellen, welche Kompetenz- und Forschungsfelder mit München verbunden werden. Darüber hinaus wurden die regionalökonomi- schen Effekte von Innovation und Wissenschaft untersucht. Hierzu wurden Kenn- zahlen wie Beschäftigte und Bruttowertschöpfung ermittelt und Expertengespräche geführt um herauszufinden, welche Synergien sich durch die räumliche Ballung und Konzentration von Wissenschaft und Wirtschaft in München ergeben. Die Möglichkeiten der Digitalisierung und Kommunikation machen die Welt kleiner und Regionen in einem gewissen Umfang austauschbarer. Die Fähigkeit, Wissen zu schaffen, auszutauschen und für Innovationen einzusetzen, ist für technologie- basierte Wirtschaftsräume daher die wesentliche Voraussetzung, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die vorliegende Studie macht deutlich, dass die Lan- deshauptstadt München ein Innovations- und Wissenschaftsstandort ist, der leis- tungsfähige und anerkannte Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen und in- novative technologiebasierte Unternehmen verbindet. In diesem Umfeld schaffen die Wissenschaftseinrichtungen gut 40.000 Arbeitsplätze bei einer jährlichen Wert- schöpfung von rund 6,6 Mrd. Euro. München als Innovations- und Wissenschaftsstandort steht damit für Spitzenfor- schung und ein breites Feld an Zukunftskompetenzen. Die enge Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft stärkt den Wirtschaftsstandort mit seiner technologie- intensiven Ausrichtung. Die Landeshauptstadt München wird sich weiter engagie- ren, damit München auch künftig im Wettbewerb der Innovations- und Wissen- schaftsregionen national und international bestehen kann. Clemens Baumgärtner Referent für Arbeit und Wirtschaft Landeshauptstadt München
Inhalt Seite 1 Der Innovations- und Wissenschaftsstandort München 5 2 Kompetenzprofile und Zukunftstechnologien 8 3 Innen- und Außenwahrnehmung des Innovations- und Wissenschaftsstandortes München 9 4 Regionalökonomische Effekte von Innovation und Wissenschaft 10 5 Handlungsempfehlungen 12 Die Langfassung der Studie kann in der Publikationsdatenbank des Referats für Ar- beit und Wirtschaft heruntergeladen werden. http://www.wirtschaft-muenchen.de/portal/raw_publikationen.html
1 Der Innovations- und Wissenschaftsstandort München Allgemeines Die Stadt und die gesamte Region München stehen national und international für München - breit auf- gestellter Innovati- herausragende Forschung und Innovation. Neben der exzellenten Forschung in ons- und Wissen- einzelnen Spitzenfeldern ist es vor allem die große Breite an Fachgebieten und die schaftsstandort Vielzahl unterschiedlicher Akteure, die den Standort München prägen und für eine hohe Innovationsdynamik sorgen. Diese Rahmenbedingungen machen München zu einem dynamisch wachsenden Wirtschaftsstandort. Rund 70 Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationseinrichtungen haben ihren Sitz in München. Diese werden ergänzt durch ein breites Spektrum von For- schungszentren in den Unternehmen. Das Zusammenspiel dieser Akteure führt dazu, dass München bei 27 von 35 zentralen Innovationsfeldern zu den zehn be- deutendsten Regionen in Europa zählt. Das Branchenportfolio der Münchner Wirtschaft basiert zu einem erheblichen Teil auf unternehmensnahen Dienstleistungen, IT- und Kommunikationsdienstleistun- gen, Unternehmensführung und Verwaltung sowie einem bedeutenden industriellen Bereich mit dem Fahrzeugbau und dem sonstigen Fahrzeugbau. Abbildung 1: Branchenportfolio der Planungsregion 14 (Region München) Abbildung 1 zeigt die Branchenstruktur und -entwicklung der Münchner Wirtschaft. Dabei wird in der Horizontalen die relative Beschäftigungsentwicklung in den ein- zelnen Branchen dargestellt, in der Senkrechten der Lokalisationsgrad. Der Lokali- sationsgrad gibt den branchenspezifischen Beschäftigtenanteil der Region Mün- chen im Bundesvergleich an. In der Abbildung sind damit zahlreiche Informationen kombiniert. Die Farbe der Kugeln gibt den Wirtschaftssektor wieder, die Größe die Beschäftigtenzahl. Je weiter rechts die Kugel liegt, desto größer ist das Beschäfti- gungswachstum, je höher sie liegt, umso stärker ist sie in München vertreten. Für den Fahrzeugbau wäre demnach die Aussage zu treffen, dass er dem industriellen Sektor zuzuordnen ist, dass er 57.900 Beschäftigte umfasst, dass er im Vergleich Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung 5
zur regionalen Beschäftigungsentwicklung überdurchschnittlich wächst und dass mit einem Lokalisationsgrad von 1,5 die Branche 1,5-mal so stark vertreten ist wie im Bundesdurchschnitt. Dabei finden sich im Bundes- und Landesvergleich hohe Beschäftigtenanteile in technologie- und forschungsintensiven Leitbranchen, was sich auch in der Gehalts- und Qualifikationsstruktur der Beschäftigten abbildet. 32,9 % der Beschäftigten in München haben einen Hochschulabschluss, der Median des monatlichen Bruttoar- beitsentgeltes liegt in München mit 4.170 Euro rund 30 % über dem Bundeswert. Universitäts- und Hochschulstandort München Im Wintersemester 2016/17 entfallen knapp 35 %, bzw. 130.000 der in Bayern Studierende in Studierenden auf die Landeshauptstadt München. Mit fast 82 Studierenden je München 1.000 Einwohner wird der Bundesdurchschnitt von 34 um ein Mehrfaches über- schritten. Dabei entfallen in München mit 43,4 % überdurchschnittlich viele Studie- rende auf MINT-Fächer, bei denen die Industrie über einen Fachkräftemangel klagt. Mit der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians- Universität München (LMU) finden sich zwei mehrfach ausgezeichnete Exzellenz- Universitäten in München. Die Hochschule München, die größte Fachhochschule Bayerns ergänzt dieses Angebot. Auf diese drei Einrichtungen entfallen 108.000 Studierende, das sind rund 95 % der Region. Weitere 16 Hochschulen und Akademien haben in der Region München ihren Sitz. Mit dieser Vielzahl an Einrichtungen findet sich in der Stadt und der Region Mün- chen ein breites Studienangebot, können zahlreiche Forschungsthemen bearbeitet werden und wird den Unternehmen ein herausragendes Angebot qualifizierter Fachkräfte geboten. Abbildung 2: Studierendendichte und MINT-Studierende Außeruniversitäre Forschung DFG - Exzellenz- Mit rund 70 Haupt- und Nebenstandorten von Forschungseinrichtungen weist die cluster in Mün- Region München eine der höchsten Forschungsdichten im Bundesgebiet auf. Hier- chen zu gehören Landeseinrichtungen wie die Bayerische Akademie der Wissenschaften und das fortiss (Forschungs- und Transferinstitut für Software und Systemenginee- ring). Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie die Institute der Max- Planck Gesellschaft, der Fraunhofer Gesellschaft und der Helmholtz Gemeinschaft (Helmholtz Zentrum München, Deutsches Luft und Raumfahrt Zentrum) sind hier 6 Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung
angesiedelt. Hinzu kommen Bundeseinrichtungen wie der Deutsche Wetterdienst und Einrichtungen der Leibniz Gemeinschaft (z.B. Deutsches Museum, ifo Institut). In diesem Umfeld haben sich im Rahmen der Exzellenzinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft vier themenspezifische Forschungscluster heraus gebil- det in denen, getragen von LMU und TUM, universitäre und außeruniversitäre For- schung vorangetrieben wird. Hierzu gehören: • Cluster e-conversion, für die Erforschung einer stabilen, effizienten und nachhaltigen Energieversorgung; • Cluster MCQST (Münchner Zentrum für Quanten-Wissenschaften und -Technologie) für die Erforschung quantentechnischer Phänomene; • Cluster ORIGINS, für die Erforschung der innersten Struktur des Univer- sums und dem Ursprung des Lebens; • Cluster SyNErgy, zur Vernetzung der fächerübergreifenden Forschung der Fachrichtungen Systembiologie, Bioinformatik, Neurowissenschaften und klinische Neurologie. Start-Ups und Grün- Forschung und Innovation in der Wirtschaft, Start-Ups und Gründungen dungen 28.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in München arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E), das entspricht 3,6 % der Gesamtbeschäftigten und damit fast dem Dreifachen des Bundesdurchschnitts. In der Stadt München entfällt auf diesen Bereich eine Wertschöpfung von 4,6 Mrd. Euro. Abbildung 3: Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft Neben den Unternehmen, die sich stark in F&E engagieren, findet sich in München eine ausgeprägte Start-up und Gründer-Szene. Die Gründerintensität, also die An- zahl von Gründungen je 10.000 Einwohner, lag von 2013 bis 2016 in München bei 53, in Bayern bei 34 und deutschlandweit bei 21. Auffallend ist, dass entgegen des rückläufigen Bundes- und Landestrends in München die Gründungszahlen 2013 bis 2019 im Vergleich zu 2009 bis 2012, in den wissens- und innovationsintensiven Branchen gestiegen sind. Hierzu gehören auch forschungs- und technologieintensi- ve Bereiche des Verarbeitenden Gewerbes. Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung 7
Zu den beiden Exzellenzuniversitäten, den Hochschulen und Forschungseinrich- tungen bietet der Standort München themenspezifische Gründer- und Technologie- zentren, Co-Working Spaces, Communities, Gründernetzwerke und Beratungsan- gebote. In München finden sich damit passende Voraussetzungen für Start-Ups, um neue Geschäftsideen entwickeln zu können. Der Global Start-up Ecosystem Report 2018, eine internationale Analyse von Start-up-Kultur Hotspots, identifiziert München als weltweit führend in den Bereichen Versicherungswirtschaft, Finanz- technologie, Medizin und Mobilität. In München handelt es sich in erster Linie um B2B-Gründungen, also Geschäfte zwischen zwei Unternehmen, während sich die Start-up-Szene in Berlin auf B2C, also Produkte für den Konsumenten spezialisiert. Daher erfährt sie mehr Aufmerk- samkeit, während ökonomische Relevanz mehr in München zu finden ist. Unterstützung erfährt das Start-up-Ökosystem in München von Akteuren wie der Aktive Start - Up- UnternehmerTUM, dem Strascheg Center der Hochschule München oder dem und Gründerszene in München Freistaat Bayern mit dem Werk 1. Auch die Stadt München selbst bietet Grün- dern Flächen und Infratsruktur im Münchner Technologie Zentrum (MTZ) oder mit dem Munich Urban Colab, das die Stadt derzeit zusammen mit der Unternehmer- TUM baut, um Gründungen im Bereich Smart Cities zu fördern. 2 Kompetenzprofile und Zukunftstechnologien Zukunftstechnologien Den Wirtschaftsstandort Münchens kennzeichnet nicht nur die aktuelle Stärke der – Münchens Starke Unternehmen in führenden Branchen wie dem Automobilbau, sondern auch das zweite Reihe hohe Potential bei Zukunftstechnologien, das hier in zahlreichen Kompetenzfeldern zu finden ist. Dies wurde in der letzten Erwerbstätigenprognose für München aus dem Jahr 2010 als „Stärke der zweiten Reihe“ bezeichnet. Digitalisierung als Zukunftsthema durchzieht nahezu alle Lebensbereiche. Die Viel- falt an Innovationen, Einsatzgebieten und Anwendungsmöglichkeiten verändert das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben. Insbesondere wird die klassische Tren- nung einzelner Produkte und Produktionsweisen und die Trennung von Kunden- gruppen zunehmend aufgehoben. Branchenübergreifend ist Digitalisierung ein Querschnittsthema mit großem Innovationspotential. Ein breit aufgestellter Stand- dort wie München profitiert davon. Zu den Kompetenzfeldern und Clustern, die sich in München herausgebildet haben gehören Informations- und Kommunikationstechnologien, Life Sciences und Bio- technologie, Luft- und Raumfahrt, Automotive, Umweltwirtschaft, Kreativwirtschaft und der Bereich Finanzwirtschaft mit Fintech und Insurtech. Die Abbildung 4 ver- gleicht europäische Regionen hinsichtlich der Anzahl von Technologiegebieten, bei denen sie innerhalb Europas zur Spitzengruppe gehören. München führt hier mit deutlichem Abstand. Bei 35 untersuchten Technologiefeldern war München in 27 unter den Top 10, gefolgt von der Region Zürich die in 19 Technologiefeldern zu den Top-10-Regionen gehört. 8 Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung
Abbildung 4: Anzahl der Technologiegebiete, bei denen die Region zu Europas Top 10 gehört 3 Innen- und Außenwahrnehmung des Innovations- und Wissenschaftsstandortes München München ist mit seinen Universitäten, Hochschulen, außeruniversitären For- schungseinrichtungen und den eng damit verbundenen unternehmensinternen For- schungsaktivitäten ein national und international angesehener Innovations- und Wissenschaftsstandort. Diese Vielfalt macht es jedoch schwer, eine Schlüsseltech- nologie oder ein Kernkompetenzfeld zu identifizieren, mit dem die Stadt oder die Region München verbunden werden. Im Rahmen der Studie wurde daher auch untersucht, wie sich die Innen- und Au- ßenwahrnehmung Münchens darstellen, und ob diese differieren. Basierend auf den Expertengesprächen, die die Innensicht der Akteure in München abbilden, prä- gen Digitalisierung IoT und IKT das Image des Standortes. München kann sich hier national und auch international mit führenden Regionen messen. Darüber hinaus steht München für herausragende Leistungen in der Spitzentechnologie und der Vernetzung unterschiedlicher Forschungsfelder. Ein Beispiel ist die Mobilitätsfor- schung mit dem Bereich Autonomes Fahren, an dem Unternehmen wie BMW und Siemens gemeinsam mit der Wissenschaft (TU München, Fraunhofer Gesellschaft) forschen. In dieser Innenwahrnehmung wird auch das Image Münchens als Stadt mit einem hohen Freizeit-, Kultur- und Erholungsangebot angeführt, aber auch den hohen Miet- und Kaufpreisen für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung 9
Diese Innenwahrnehmung wird einer nationalen und einer internationalen Außen- wahrnehmung gegenübergestellt. Auffällig dabei ist, dass aus nationaler Sicht das Image Münchens vom Bereich Automotive dominiert wird, gefolgt von IKT, Life Sciences und der Luft- und Raumfahrt. Andere Branchen und Forschungsfelder werden national kaum wahrgenommen. Bei der internationalen Sicht auf München ändert sich die Reihenfolge der imageprägenden Forschungsfelder. International wird München zunächst als Life Science-, Bio- und Pharmastandort wahrgenom- men, gefolgt von Automotive, Luft- und Raumfahrt, IKT und Umweltwirtschaft. An- dere Branchen werden international eher weniger wahrgenommen. 4 Regionalökonomische Effekte von Innovation und Wissenschaft Die wissenschaftlichen Einrichtungen am Standort München entfalten regionalöko- nomische Effekte, die auch auf andere Branchen positiv wirken. In einem regional- ökonomischen Modell wurden die Wirkungen der direkten, indirekten und induzier- ten Effekte berechnet und in Beschäftigtenzahlen und Bruttowertschöpfung darge- stellt. Direkte, indirekte Als direkter Effekt werden dabei die Beschäftigung, Produktion, Wertschöpfung und induzierte Ef- und Einkommen bezeichnet, die direkt in den Wissenschaftseinrichtungen entste- fekte hen. Hierunter werden in erster Linie die gezahlten Gehälter und Ausgaben der Einrichtungen zusammengefasst. Diese Ausgaben führen gleichzeitig zu indirekten Effekten, in Form gesteigerter Nachfrage bei Vorleistungsprodukten und Dienstleis- tungen, was in diesen Sektoren die Wertschöpfung erhöht. Die so entstehenden Einkommen sorgen für induzierte Effekte, also zu einer Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen in anderen Branchen. Abbildung 5: Stilisierte Darstellung des Grundmodells 10 Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung
Die empirische Basis dieser Berechnungen bildet eine Kurzbefragung von 95 Insti- tutionen zur bezahlten Gehaltssumme und den Ausgaben. Die direkt durch die Wissenschaftseinrichtungen geschaffenen und gesicherten Arbeitsplätze summie- ren sich auf 25.767, von denen mit knapp 15.000 der Großteil bei den Hochschulen und Universitäten zu finden ist. Die Unternehmen der Region beschäftigen weitere 38.600 Angestellte im Bereich Forschung und Entwicklung. Insgesamt geben die Einrichtungen 2,86 Mrd. Euro aus, über 60 % davon entfallen auf Personalkosten. Durch die Betriebsausgaben für den Wissenschafts-, Forschungs- und Lehrbetrieb entstehen indirekte Folgeeffekte im regionalen Wirtschaftskreislauf. Die regionalen Sachausgaben der Wissenschaftseinrichtungen in München werden mit 1.132 Mio. Euro angesetzt. Über den regionalen Ausgabenanteil und den Produktionswert kommt es zu einer indirekten regionalen Wertschöpfung von 670 Mio. Euro, die ei- ner Beschäftigung von 6.694 Vollzeitäquivalenten entspricht. Abbildung 6: Indirekte Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit Ergänzend entsteht durch die gezahlten Löhne und Gehälter ein induzierter Effekt in anderen Branchen der regionalen Wirtschaft. Durch das Einkommen der Be- schäftigten in Höhe von 1.728 Mio. Euro entsteht ein regionaler Konsumimpuls von 511 Mio. Euro, der zu einem weiteren Beschäftigungszuwachs in Höhe von 2.791 Vollzeitäquivalenten führt. Auch die 130.000 Studierenden der Region München er- zeugen durch ihre Konsumausgaben einen induzierten Beschäftigungseffekt, der mit 5.100 Arbeitsplätzen angegeben wird. Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung 11
Abbildung 7: Gesamteffekt – Arbeitsplätze und Wertschöpfung (Mio. €) Insgesamt wird der regionalökonomische Effekt der Wissenschaftseinrichtungen Beschäftigungsef- mit einer Wertschöpfung von 2.624 Mio. Euro angegeben. Zu den 25.700 direkt fekt: 40.000 Ar- in den Wissenschaftseinrichtungen Beschäftigten entstehen weitere 14.585 Ar- beitsplätze beitsplätze in vor- und nachgelagerten Branchen durch indirekte und induzierte Ef- fekte. Somit hängen von jedem Arbeitsplatz in einer Wissenschaftseinrichtung weitere 0,57 Arbeitsplätze in der Region ab. Ziel dieser Untersuchung ist die Bestimmung des regionalwirtschaftlichen Effekts von Wissenschaft und Forschung. Daher wurden in das Modell nur die direkten, in- direkten und induzierten Effekte eingerechnet, die durch die Wissenschaftseinrich- tungen entstehen. Um den gesamten Bereich von Innovation, Wissenschaft und Forschung abzubilden, müsste man zu diesen rund 40.000 Arbeitsplätzen noch die 38.600 Beschäftigten im Bereich F&E der Unternehmen hinzurechnen, sodass der Gesamtbeschäftigungseffekt von Innovation und Wissenschaft am Standort Mün- chen konservativ geschätzt mit 78.600 anzugeben ist. 5 Handlungsempfehlungen Ziel der Studie ist es, neben einer Darstellung des Innovations- und Wissenschafts- netzwerkes und der regionalökonomischen Effekte, konkrete Handlungsempfehlun- gen für die Stadt zu formulieren, um den Standort München im Bereich Innovation, Wissenschaft und Forschung konkurrenzfähig zu halten. Die Ergebnisse der Studie berechtigen dazu, für den Wissenschafts- und Innovati- onsstandort München eine positive Bilanz zu ziehen. Stadt und Umland zeichnen sich durch eine vielfältige und aktive Unternehmenslandschaft, herausragende For- schungseinrichtungen und eine rege Gründungsintensität aus. Die grundlegende Strategie, die im Rahmen der Expertengespräche gefordert wurde, lautet daher, dass die vorhandenen Strukturen gestärkt werden. 12 Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung
Darüber hinaus wurden auch konkrete Aktivitäten gefordert. Diese Handlungsemp- fehlungen wurden bezüglich ihrer Wirksamkeit auf forschungsgetriebene Innovatio- nen und die Einflussmöglichkeiten der Stadt bewertet. Auf diese Weise entstand ein Handlungsfeld mit vier Quadranten. Abbildung 7: Handlungsbedarfe nach Einflussmöglichkeit der Stadt München und Wirkung auf forschungsgetriebene Innovationen Dem Aktionsfeld 1, mit hohen Gestaltungsmöglichkeiten der Stadt und einer direk- ten Wirkung auf forschungsgetriebene Innovationen, wurde die Schaffung eines in- novationsfreundlichen Umfelds zugeordnet. Der 2018 vom Referat für Arbeit und Wirtschaft gestartete Innovationswettbewerb wird als guter Ansatz genannt, die Stadtverwaltung für innovative Prozesse und Anwendungen zu öffnen. In in diese Richtung sind aber weitere Aktivitäten wünschenswert. Zu einem innovationsfreundlichen Umfeld gehört es auch, für Forschungsprojekte kommunale Daten zur Verfügung zu stellen. Erste Initiativen und Projekte zum Auf- bau gemeinsamer Datenplattformen von Wissenschaft, Wirtschaft und der Stadt München gibt es bereits. Diese sollten ausgeweitet werden. Außerdem wird gefor- dert, die Stadt solle kommunale Infrastruktur als Testareal verstärkt zur Verfügung stellen. Beispielhaft wird hier Autonomes Fahren genannt. Das bestehende Testfeld entlang der A9 sollte in die Stadt hinein erweitert werden, um auch Testfahrten in städtischen Verkehrssituationen zu ermöglichen. Als Vorbilder für Forschungsko- operationen werden die Living-Lab Ansätze genannt, bei denen die Stadtverwal- tung mit der UnternehmerTUM und der Hochschule München zusammenarbeitet. Eine zweite Empfehlung lautet, das Image Münchens als Standort für Spitzentech- nologie zu stärken. Die Wahrnehmungsanalyse hat gezeigt, dass sich insbesonde- re die Außenwahrnehmung auf die großen Akteure und Unternehmen in München konzentriert. Vorgeschlagen wird, mit der herausragenden Vielfalt und Breite der in München zu findenden Kompetenzfelder, Branchen und Unternehmen zu werben. Hierzu gehören insbesondere Zukunftsfelder wie IoT, KI, Big Data und Cyber- sicherheit bei denen München im nationalen und internationalen Vergleich führend ist, die dennoch nicht mit der Stadt und Region München verbunden werden. Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung 13
Eine intensivere Außendarstellung der Start-up- und Gründerszene wird ebenfalls gefordert. Initiativen und Kooperationen wie MunichStartup, wo die Stadt mit den Gründerzentren der Hochschulen zusammenarbeitet, sind ein wichtiger Baustein. In der Außendarstellung soll sich München als Start-up-Region, insbesondere für den B2B-Bereich, besser positionieren. Die im Vergleich zu Berlin geringere Wahr- nehmung der Start-up-Szene passt kaum zur Realität und kann mit gezieltem Mar- keting gestärkt werden. Wünschenswert ist eine Intensivierung des Austausches von Wissenschaft und Politik. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft organisiert bereits jährlich den Wissensgipfel des Bürgermeisters mit den Leitungen der Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie ein weiteres Treffen mit den privaten Hochschulen und Akademien. Beide Formate werden in dieser Form begrüßt. Wünschenswert wäre eine Konkretisierung und gezielte Umsetzung der gemeinsam entwickelten Ideen. Die Wahrnehmung eines Innovations- und Wissenschaftsstandortes wird neben den Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen auch durch die Aktivitäten der öffentlichen Verwaltung geprägt. Eine gezielte und konsequente Umsetzung der Di- gitalisierung des öffentlichen Sektors wird daher gefordert. Beispiele gibt es bereits, elektronische Terminvereinbarung im Kreisverwaltungsreferat, online Tickets im öf- fentlichen Nahverkehr oder Onlinedienste zum An- und Ummelden. Wichtig wäre aber in diesem Zusammenhang eine weitere Bürgerorientierung, praxistaugliche Umsetzungen und der Zugang zu Open Data. Nicht dem Datenschutz unterliegen- de städtische Datensätze sollten öffentlich zugänglich sein, damit Start-Ups darauf aufbauend Geschäfts- und Anwendungsmodelle entwickeln können. Im Aktionsfeld 2 werden Gestaltungsmöglichkeiten der Stadt zusammengefasst, die lediglich einen indirekten Effekt auf die Innovationsdynamik haben. Hierzu gehören in erster Linie allgemeine Rahmenfaktoren, wie der Ausbau der Verkehrsinfrastruk- tur beim öffentlichen und beim Individualverkehr, moderne Kommunikationsnetze, die Förderung der Mobilität und die Vernetzung von Stadt und Region. Im Aktionsfeld 3 werden Aktivitäten zusammengefasst, die nur teilweise von der Stadt München gestaltet werden können, und die sowohl direkte als auch indirekte Wirkung entfalten. Hierunter fallen eine generelle Förderung der Risikobereitschaft für Innovationen durch steuerliche Anreize, Risikokapital durch den öffentlichen Sektor im Rahmen von Bundes- oder Landesprogrammen oder Beratungsleistun- gen zum Patent-, Marken- und Schutzrecht. Aktionsfeld 4 umfasst Maßnahmen, um München als Ballungsraum trotz der hohen Mieten und Immobilienpreise weiter attraktiv zu erhalten. Die Forderung nach einer Erhöhung der Zulagen bei den Gehältern in öffentlichen Dienst versucht die Stadt derzeit für ihre Beschäftigten durch eine Erhöhung der Münchenzulage zu realisie- ren. Gefordert sind hier aber auch Bund und Land für die Beschäftigten in den Uni- versitäten und Forschungseinrichtungen die tarifliche Bezahlung entsprechend an- zupassen. Zu diesem Maßnahmenpaket gehört auch, dass durch eine Ausweitung insbesondere des geförderten Wohnungsbaus bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Hier sind Bund, Land und Stadt gleichermaßen gefordert. 14 Innovations- und Wissenschaftsstandort München 2019 - Kurzfassung
Herausgeber Landeshauptstadt München Referat für Arbeit und Wirtschaft Herzog-Wilhelm-Straße 15 80331 München wirtschaft@muenchen.de www.muenchen.de/arbeitundwirtschaft Redaktion Thomas Fischer 089 233-25323 th.fischer@muenchen.de Juni, 2019
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