Transferstrategie 2016-2020 - Uni Kassel
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2016–2020 Transferstrategie
TRANSFERSTRATEGIE 2016–2020 (beschlossen vom Senat der Universität am 08.02.2017) Im Entwicklungsplan der Universität Kassel für die Jahre 2015 bis 2019 wurde niedergelegt, dass die Transferstrategie der Hochschule eine Aktualisierung erfahren soll, die die weitere strategische Ent- wicklung des Handlungsbereichs Wissenstransfer ersichtlich macht. Die vorliegende Transferstrategie kommt dieser Aufgabe nach und knüpft zugleich an die Transferstrategie der Jahre 2011 bis 2015 an. Im Folgenden wird also insbesondere entfaltet, wie die bisherigen „Angebots- bzw. Nachfrageorien- tierungen“ durch das neue Paradigma eines „gestaltungsorientierten Transfers“ weiterentwickelt werden können. Gestaltungsorientierter Transfer nimmt in besonderer Weise Schwerpunktfelder der gesellschaftlichen Entwicklung für künftige Transferaktivitäten der Hochschule in den Blick und lässt wissenschaftliche Erkenntnis in der Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen und wirtschaftli- chen Akteuren dort wirksam werden, wo der Handlungsdruck aus gesellschafts- und wissenschaftspo- litisch bestimmten Schwerpunktsetzungen heraus als besonders hoch anzusehen ist. Den Anspruch, durch „Offenheit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Herausforderungen in Natur und Gesell- schaft“ zur Lösung von Zukunftsfragen beitragen zu wollen, hat die Hochschule schon 2007 in ihrem Leitbild zu einem Maßstab ihres Handelns und ihrer weiteren Entwicklung gemacht. A. Wissenstransfer als strategische Hochschulaufgabe A.1 Mehrwerte durch Wissenstransfer Mit ihrem Konzept „Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung“ nimmt sich die Universität Kassel seit ihrer Gründung gesellschaftlicher Herausforderungen an und generiert Lösungsangebote von der lokalen bis zur globalen Ebene. In besonderer Weise ist die Hochschule dabei mit ihrer Region Nordhessen verbunden und sieht sich in der Verantwortung, wirksam zu deren Entwicklung beizutra- gen. Die Universität Kassel wirkt in dieser Rolle bereits jetzt als Innovationsmotor für ihr Umfeld¹ und sie möchte diese Funktion in Zukunft noch weiter ausbauen. Hierfür stellt die Universität ihre in der Forschung erarbeiteten Kompetenzen in Wirtschaft und Technik, Klima und Umwelt, Bildung, Kultur und Soziales den Partnern in der Region zur Verfügung. Im Sinne eines lernenden Systems wirkt ein gelungener Wissenstransfer dabei – so formuliert es der Ent- wicklungsplan 2015–2019 – nicht nur nach außen, sondern er generiert auch intern Mehrwerte für Forschung und Lehre, bis hin zur Perspektive der Beschäftigungsfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen. Die Universität greift Forschungsfragen aus dem gesellschaftlichen Kontext auf und validiert Forschungs ergebnisse in der Praxis. In der Lehre wird durch zahlreiche Kooperationsbeziehungen mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft der Praxisbezug sichergestellt und die Beschäftigungsfähigkeit (Employ ability) der Absolventinnen und Absolventen befördert. Grundsätzlich definiert die Universität Kassel Wissenstransfer als Austauschbeziehung zum wechsel- seitigen Vorteil – als Alternative und in Abgrenzung zu einer Vermarktungs- oder Verwertungslogik des ¹ Schon heute werden etwa durch Ausgründungen aus der Universität 10 500 Arbeitsplätze direkt oder indirekt bereitgestellt (Beckenbach / Daskalakis / Hofmann: Die ökonomische Bedeutung der Universität Kassel für die Region Nordhessen, 2011). 1
Wissenstransfers. In diesem Verständnis ist Wissenstransfer an der Universität Kassel keine zusätz liche Aufgabe, sondern ist als strategische Kernaufgabe inhärent mit Forschung und Lehre verbunden. Nur so wird nach Auffassung der Universität Kassel eine nachhaltige Basis dafür geschaffen, dass der Wissenstransfer positive Wirkungen in der Gesellschaft entfaltet. A.2 Hochschulgovernance und Unterstützungsstruktur Im Entwicklungsplan 2015–2019 der Universität Kassel ist der Wissenstransfer als Kernaufgabe der Hochschule zusammen mit Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung verankert. Grundsätzlich ge- tragen wird er von den Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden in vielfältiger Form und mit unterschiedlichsten hochschulexternen Partnern. Die Umsetzung der Transferstrategie wird als Leitungsaufgabe im Geschäftsbereich des Kanzlers wahrgenommen und sie wird als integraler Bestandteil von Verfahren und Instrumenten der Hochschulsteuerung berücksichtigt: • Auf institutioneller Ebene gibt sich die Hochschule mit der vorliegenden Transferstrategie eine übergreifende, auf fünf Jahre angelegte Strategie, die Ziele und Ansatzpunkte des Entwicklungs planes aufgreift. • Die fächerspezifischen Transferaktivitäten auf Fachbereichsebene werden fortgeschrieben im Rahmen der fünfjährlich mit dem Präsidium zu vereinbarenden Strukturplanung. • Transferbezogene Aktivitäten der einzelnen Fachgebiete sind Bestandteil der Berufungsverein barungen und der zu ihrer Überprüfung und Fortschreibung dienenden Fünfjahresberichte und -gespräche. • Lehrbezogene Maßnahmen, etwa der berufsbegleitenden Weiterbildung, werden alle zwei Jahre im Rahmen der Lehrberichte erörtert. • Transferbezogene Aktivitäten der einzelnen Fachgebiete sind Bestandteil der vom Senat der Uni- versität festgelegten Kriterien für besondere Leistungsbezüge im Rahmen der W-Besoldung. • Die zentrale Transferorganisation UniKasselTransfer fördert und unterstützt gezielt die Transfer- potenziale der Fächer – zumal mit dem von der Hochschule formulierten Anspruch der Interdiszip- linarität. Mit der Einrichtung von UniKasselTransfer hat die Universität ein Gesicht für den Wissen- stransfer etabliert, das nach innen und außen dessen Bedeutung für die Universitätsentwicklung sichtbar macht und zur Profilbildung beiträgt. UniKasselTransfer ist methodischer Begleiter und Impulsgeber für die Fachbereiche sowie ihre externen Partner und unterstützt dort, wo der Wis- senstransfer aus methodischen oder ressourciellen Gründen vor besonderen Herausforderungen steht. Sämtliche Unterstützungsangebote sind in dieser Einrichtung gebündelt. Sie reichen von der Unterstützung von Innovationsprozessen zwischen Universität und Wirtschaft über die Grün dungsförderung und das Patentmanagement, die Entwicklung und Organisation von Angeboten zur Weiterbildung sowie des dualen Studiums bis hin zur Förderung der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft durch das Lehrformat des Service Learning. Die Angebote von UniKasselTrans- fer werden durch Tochtergesellschaften ergänzt, die auf bestimmte marktorientierte Transferberei- che spezialisiert sind (UNIKIMS Management School, GINo Patentvermarktungsagentur, Science Park Kassel GmbH) (→ Abbildung 1) 2
UniKasselTransfer Strategische Planung / Kooperationsmanagement Innovationsmanagement Career Service Service Learning und Produktentwicklung Patentmanagement Weiterbildung Alumni Service Gründungsberatung / Duales Studium Bürgeruniversität Inkubator GINo mbH SCIENCE PARK KASSEL GmbH UNIKIMS GmbH Patentvermarktungsagentur Gründungs- und Innovationszentrum Management School der der Universität Kassel der Universität Kassel Universität Kassel Abbildung 1: Transferorganisation der Universität Kassel Das Zusammenspiel zwischen den originären Interessenlagen der Wissenschaftlerinnen, Wissen- schaftler und Studierenden und dieser professionellen Unterstützungsstruktur wird auch weiterhin ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Ausbau des Wissenstransfers als strategisch relevante Hochschul- aufgabe und für sein Hineinwirken in die Region sein. B. Stand der Entwicklung B.1 Konzeptionelle Entwicklung von 2003 bis 2015 Für die Universität Kassel lässt sich der Entwicklungsprozess des Wissenstransfers anhand von zwei bisherigen Entwicklungsstufen beschreiben, denen von Senat und Hochschulleitung beschlossene Strategiekonzepte zugrunde liegen: a) Nachfrageorientierter Wissenstransfer: Mit dem Beschluss zur Einrichtung von UniKassel- Transfer im Jahr 2002 verband die Hochschule das Ziel, „die institutionellen Voraussetzungen für eine Stärkung des Wissenstransfers als strategisches Profilmerkmal der Universität zu verbes sern“ (Präsidiumsbeschluss vom 16.12.2002). Damit verbunden ist die Aufgabenstellung, Transfer- anfragen aus Wirtschaft und Gesellschaft zuverlässig in die Hochschule an die jeweils relevanten Ansprechpartner zu vermitteln und bis zu einer erfolgreichen Umsetzung zu begleiten. Zugleich werden für die Universität relevante Kooperationspartner von UniKasselTransfer aktiv angespro- chen und für Projekte gewonnen. b) Angebotsorientierter Wissenstransfer: Eine strategische Weiterentwicklung formulierte nachfol- gend die Transferstrategie für die Jahre 2011 bis 2015. Mit dieser wurde das eingangs erläuterte „Zusammenspiel des Wissenstransfers mit den Aufgaben in Forschung und Lehre“ (Senatsbeschluss 3
vom 13.07.2011) zur Leitlinie der weiteren Entwicklung. Die Angebotspotenziale der Universität sollen nunmehr aktiver für die Region mobilisiert werden. Dabei setzt die Hochschule zwei Schwerpunkte: • Sie legt fest, dass „in der Zusammenarbeit mit externen Partnern ein Schwerpunkt auf den Aufbau und die Pflege dauerhafter Formen der Interaktion gelegt wird“ (Senatsbeschluss vom 13.07.2011). Als eine Ausprägungsform strategischer Partnerschaften sind sog. „Anwendungs- zentren“ entstanden, in denen besonders deutlich markiert wird, wie relevant die Kooperation für beide Seiten ist. Die Zentren sind verbindliche Plattformen für dauerhafte Zusammenarbeit und ver- fügen über entsprechend fachlich spezialisiertes Personal sowie eine infrastrukturelle Ausstattung. • Geborene Partner für Kooperationen im strategischen Sinne sind zudem aus der Forschung entstandene und entstehende Spin-offs. Sie pflegen nachweislich intensivere Transferkanäle als andere Unternehmen und sind daher für die Universität von besonderer Bedeutung. Nicht zuletzt auch deshalb hat die Universität ihre Gründungsförderung in dieser Phase über alle Fachbereiche hinweg substanziell ausgebaut. B.2 Erfolge Hervorzuheben sind die erfolgreichen Beteiligungen an bundesweiten Wettbewerben: • Im Programm „EXIST-Gründerhochschule“ des BMWi ist die Universität Kassel im Jahr 2013 als eine von drei Universitäten bundesweit als Gründerhochschule ausgezeichnet worden. • Im Wettbewerb „Mehr als Forschung und Lehre“ wurde sie im Jahr 2011 mit ihrem Antrag „Praktisch Freiwillig“ vom Stifterverband und der Stiftung Mercator als eine von sechs Hochschulen ausgewählt. In der Weiterentwicklung ihres Wissenstransfers konnte die Universität in den letzten Jahren markante Vorhaben entwickeln: a) Im Zusammenwirken mit der regionalen Wirtschaft hat die Universität ihre strategischen Partner- schaften weiter ausgebaut und Anwendungszentren geschaffen: • Fest etabliert ist das im Jahr 2014 mit der B. Braun Melsungen AG begründete Anwendungs zentrum Kunststoffverarbeitung UNIpace. • Neu geschaffen wurde das Fachgebiet Gießereitechnik und das damit verbundene Gießerei- technikum mit Unterstützung von Industriepartnern, insbesondere der Volkswagen AG. In dem 2013 gegründeten Industrie-Förderkreis „Innovativer Gussleichtbau“ wirken 25 Unternehmen aus der Branche mit. • Es entstand das House of Energy e. V., mit dem Unternehmen der Energiewirtschaft, die Uni- versität Kassel, das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (Fraunhofer IWES) sowie weitere hessische Hochschulen unter Beteiligung des Landes Hessen im Jahr 2016 eine Transferplattform gegründet haben, um die Energiewende in Hessen effektiv und effizient zu gestalten. • b) In Bereichen, die nicht auf technologische Anwendung von Wissen ausgerichtet sind, hat die Hochschule die Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren anderer gesellschaftlicher Bereiche vorangetrieben: 4
• Gemeinsam mit der Stadt Kassel wurde das Transfer- und Anwendungszentrum Sport in Kassel (TASK) etabliert, dessen Aufgabe es ist, sportbezogene Projekte aus der wissenschaft- lichen Forschung in die praktische Anwendung zu bringen. Mit dem Bau einer Sporthalle wird bis 2019 zusammen mit dem Land Hessen und der Stadt Kassel eine dauerhafte Infrastruktur für TASK geschaffen. • Die 2013 vereinbarte strategische Partnerschaft des Instituts für Erziehungswissenschaft mit der Offenen Schule Waldau und der Reformschule Kassel dokumentiert, wie die Universität Verantwortung für die Weiterentwicklung von Schulen der Region übernimmt („Lehrerbildung für die Region“). • Für den erfolgreichen Ausbau des Service Learning bildet die im Zuge der o. g. Förderung dauer haft etablierte Kooperation mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und dem Kasseler Freiwilligen zentrum eine entscheidende Grundlage. Mit 25 Lehrveranstaltungen pro Semester gilt die Universität Kassel in diesem Feld mittlerweile als führend in der deutschen Hochschullandschaft. c) Für umfassend verstandene Personalentwicklung bietet die Universität Unternehmen und Organi- sationen der Region fest etablierte Kooperations- und Angebotsstrukturen: • Die Zusammenarbeit im ausbildungsintegrierten dualen Studium („Studium im Praxisver bund“) für alle technik- und wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge konnte auf 25 Unter- nehmen ausgedehnt werden. • Die gemeinsam mit der nordhessischen Wirtschaft getragene Management School UNIKIMS GmbH ist mit 9 berufsbegleitenden Master-Studiengängen und knapp 900 Studierenden einer der erfolgreichsten Weiterbildungsanbieter bundesweit. d) Gründungsförderung als strategischer Schwerpunkt des Wissenstransfers konnte spürbar intensi- viert werden: • Das neue Forschungs- und Lehrzentrum für unternehmerisches Denken und Handeln (FLUDH) – das zentrale Vorhaben des Beitrags der Universität Kassel im EXIST-Wettbewerb – hat die Integration entsprechender Lehrinhalte in die Studiengänge deutlich vorangebracht. In 60 Prozent der Studiengänge können Studierende mittlerweile Veranstaltungen zu unterneh- merischem Denken und Handeln belegen. • Am jährlich stattfindenden UNIKAT Ideenwettbewerb werden zwischenzeitlich bis zu 60 Grün- dungsideen eingereicht, fünf bis zehn neue Unternehmen werden pro Jahr von Studierenden und Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftlern gegründet und erweitern den Kreis der etwa 400 Unternehmen, die bislang aus der Universität entstanden sind. e) Ein Meilenstein für die strategische Entwicklung des Wissenstransfers der Universität Kassel ist der Anfang 2015 eröffnete Science Park Kassel. Das Gründungs- und Innovationszentrum, in dessen Bau auf dem Campus ca. 13 Mio. Euro investiert worden sind, ist mit 40 angesiedelten Ausgründungen bereits nahezu ausgelastet. 5
Auf Bundes- und auf Landesebene übernimmt die Universität Kassel besondere Verantwortung für die Weiterentwicklung des hochschulübergreifenden Wissenstransfers: • Die Universität Kassel ist Sprecherhochschule des Hochschulnetzwerkes Bildung durch Ver antwortung e. V. und zugleich Sitz von dessen Geschäftsstelle. Ebenfalls an der Universität Kassel angesiedelt ist die Geschäftsstelle des Bundesverbandes für wissenschaftliche Weiterbildung. • Auf Landesebene organisiert die Universität Kassel im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst den hessischen Ideenwettbewerb zur Gründungsförderung und den hessischen Verbund zur Patentverwertung (WIPANO). C. Strategische Weiterentwicklung 2016 bis 2020: „Gestaltungsorientierter Transfer“ Auch in den kommenden Jahren will die Universität Kassel den Wissenstransfer konzeptionell und strategisch fortentwickeln. In einer nächsten Entwicklungsstufe strebt die Hochschule an, ihre Rolle als gestaltender Akteur in gesellschaftlichen Veränderungs- und Innovationsprozessen weiter auszu- bauen (→ Abbildung 2). Die Universität verbindet damit vor allem den Anspruch, zur Befähigung der Region insbesondere im Umgang mit den sog. „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ bei- zutragen. Sie möchte für die Zukunftsfähigkeit der Region im Hinblick auf diese herausgehobenen Felder Verantwortung übernehmen. Die Hochschule bekräftigt hierzu den in ihrem Leitbild formulierten Anspruch, aus ihrem wissenschaftlichen Profil heraus Lösungsansätze für die Region, aber auch für die nationale und internationale Ebene zur Verfügung zu stellen und ihnen zu Wirksamkeit nicht nur in Forschung und Lehre, sondern darüber hinaus in der Gesellschaft zu verhelfen. Hiermit wird noch einmal die konzeptionelle Distanz zu einer Verwertungslogik (→ A.1) akzentuiert. Wirkung Gestaltungsorientiert Angebotsorientiert Nachfrageorientiert Zeit Einrichtungsbeschluss Transferstrategie I 2011–2015 Transferstrategie II 2016–2020 UniKasselTransfer 2003 Entwicklungsplan 2010–2014 Entwicklungsplan 2015–2019 Abbildung 2: Entwicklungsstufen des Wissenstransfers der Universität Kassel Der Anspruch der Gestaltungsorientierung hat Konsequenzen sowohl für die strategisch-inhaltliche als auch für die operative Ausgestaltung des Wissenstransfers der Universität: • Die Universität definiert für den Wissenstransfer Transferschwerpunktthemen, die die bedeutsa- men gesellschaftlichen Herausforderungen adressieren und unter denen sich bereits jetzt vielfältige 6
Aktivitäten der Hochschule fassen lassen (→ C.1). • Für die operative Ebene folgt daraus, dass entsprechende Potenziale in Forschung und Lehre, wenn auch nicht ausschließlich, so doch gezielt für die definierten Schwerpunkte mobilisiert wer- den können. Über die Nachfrage- und Angebotsorientierung hinausgehend entwickelt die Universi- tät dafür im Dialog mit den Partnern in Wirtschaft und Gesellschaft das Repertoire von Strukturen und Formaten des Transfers gestaltungsorientiert fort (→ C.2). • Die Universität strebt an, die Entwicklung des gestaltungsorientierten Transfers durch eine wissen schaftliche Evaluation zu begleiten (→ C.3). C.1 Strategisch-inhaltliche Ausrichtung des Wissenstransfers Ihr breites Fächerspektrum und der gelebte Anspruch der Interdisziplinarität in Forschung und Lehre bilden für die Universität Kassel die Potenziale, die es ihr ermöglichen, in allen Feldern des gesell- schaftlichen Wandels wissenschaftliche Expertise einzubringen: dem ökonomischen Wandel, dem ökologischen Wandel, dem sozialen Wandel und dem kulturellen Wandel. Wo sie über entsprechende wissenschaftliche Kompetenzen in Forschung und Lehre verfügt, will die Universität in diesen Wan- delfeldern fundierte Beiträge leisten. Abgeleitet aus der Entwicklungsplanung der Universität und den Strukturplanungen der Fachbereiche ergeben sich aus heutiger Sicht die in der Abbildung 3 dargestell- ten Schwerpunktthemen. Diese sind mit Schlüsselthemen der gesellschaftlichen Entwicklung – den „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ im Sinne und in der Terminologie des betreffenden Positionspapiers des Wissenschaftsrates von 2015 – verbunden und adressieren insbesondere die Bedarfsfelder der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung. Ökonomischer Ökologischer Sozialer Kultureller Wandel Wandel Wandel Wandel Transfer Produktion / Sicher- Klimawandel Gesundheits- Kultur und Künste schwerpunkte heit und Effizienz vorsorge / bewahren und ent- der Universität Demographie wickeln Kassel Material / Sicherheit Energiewende und Bildung und gesell- Sprache und kultu- und Effizienz Ressourceneffizienz schaftliche Teilhabe relle Teilhabe Industrie 4.0 Nachhaltige Land- Wahrnehmung und Förderung der Krea- wirtschaft / Ernäh- Einstellung zur Digi- tivwirtschaft rung talisierung Abbildung 3: Schwerpunktthemen des Wissenstransfers nach den gesellschaftlichen Wandelfeldern Die Schwerpunktthemen haben mit den hierunter jeweils subsumierten Aktivitäten durchgehend einen starken Bezug zur Standortregion, sind aber grundsätzlich auch als Ausdruck besonderer (überregio- naler) gesellschaftlicher Verantwortung der Hochschule aufzufassen. Im Ergebnis wird der Wissenstransfer zwar weiterhin über alle fachlichen Zusammenhänge hinweg unterstützt, in den definierten Schwerpunkten will die Universität ihre Kompetenzen und Ressourcen 7
aber gezielter mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen verbinden. Diese Schwerpunktthemen definieren den vorrangigen Raum, der es erlaubt, Umsetzungsprojekte, mit denen technologische und soziale Innovationen unterstützt werden sollen, dialogisch und an den Bedarfen der Region entlang neu zu entwickeln bzw. zu vertiefen. Die strategische Weiterentwicklung folgt damit der in der High- tech-Strategie der Bundesregierung formulierten Forderung, Transparenz und Partizipation als grund- legende Parameter für die gesellschaftliche Akzeptanz von Innovationen „noch konsequenter als bis- her […] in die Gesellschaft einzubeziehen“. C.2 Operative Umsetzung: Mobilisierung neuer Potenziale für den gestaltungsorientierten Transfer C.2.1 Weiterentwicklung der regionalen Governance In der Universität gut verankerte Forschungsthemen und Kompetenzfelder sind ein zentraler Faktor für die Standortqualität und die Entwicklungschancen der Region. Während im bislang angebotsori- entierten Wissenstransfer Transferleistungen nutzerorientiert entwickelt wurden, werden im zukünftig gestaltungsorientierten Wissenstransfer Transferleistungen zunehmend nutzerintegriert definiert. Die Universität setzt sich daher zum Ziel, die aus den gegenwärtigen Profilen abgeleiteten Trans- ferschwerpunkte in der Zukunft systematischer mit den Perspektiven der Regionalentwicklung abzustimmen und gemeinsam mit der Region jene Forschungs- und Transferfelder zu adressie- ren, die für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Region besonders lohnend sind. Die Universität möchte dabei mit ihren wissenschaftlichen Kompetenzen zu weitsichtigen inhaltlichen Prioritätensetzung genauso beitragen wie zum gemeinsamen Dialog der regionalen Akteure und dem abgestimmten Einsatz verfügbarer Ressourcen. Es soll daher geprüft werden, ob über die bereits bestehende institutionelle Einbindung der Universität hinaus (u. a. Mitgliedschaft im Aufsichtsrat des Regionalmanagements und der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer, Vorstandspositionen in den Clustern der Mobilitätswirtschaft (MoWInet e.V.) und der dezentralen Energietechnologien (deENet e.V.)) eine neue, durch die Universität Kassel initiierte Arbeitsplattform zur Bearbeitung von Zukunftsfragen der Regionalentwicklung zielführend ist. C.2.2 Anforderungen, Strukturen und Formate für dialogische Kooperation Der Anspruch der Universität, sichtbar gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und insbeson- dere ihre Expertise in Forschung und Lehre zur Unterstützung gesellschaftlichen Wandels bzw. gesell- schaftlicher Transformation sinnvoll einzubringen, lässt sich mit den Arbeitsweisen und Formaten des nachfrage- und angebotsorientierten Wissenstransfers allein nicht realisieren. Dies ergänzend und überschreitend muss die Universität für den gestaltungsorientierten Wissenstrans- fer Strukturen und Formate (weiter)entwickeln und einsetzen, die durch eine inter- und transdisziplinäre Arbeitsweise, kooperative Themenfindung und Projektentwicklung, gemeinsame Projektumsetzung, -reflexion und -evaluation sowie eine nachhaltige Implementierung von Lösungen gekennzeichnet sind. 8
Der gestaltungsorientierte Wissenstransfer fördert somit die erfolgreiche Realisierung konkreter Transferthemen, indem Wirtschaft und Gesellschaft mit den Forschenden, Lehrenden und den Stu- dierenden von der Themensuche bis zur Sicherstellung ihrer Wirksamkeit dialogisch interagieren. Aus den Fächern heraus sollen die Schwerpunktthemen idealerweise durch organisierte Verbünde von Fachgebieten bearbeitet werden, die folgende Merkmale aufweisen: • Das disziplinäre Spektrum der Fachgebiete antwortet umfassend auf einen gesellschaftlichen Bedarf. • Forschung wird systematisch mit Anwendungsfragen verbunden. • Externe Partner sind dauerhaft strategierelevant eingebunden, um die Basis für die dialogische Entwicklung des Transferschwerpunktes zu stärken. Der gestaltungsorientierte Transfer sollte insbesondere dort ansetzen, wo derartige Voraussetzungen bereits bestehen. Zu nennen sind hier beispielsweise das Wissenschaftliche Zentrum für Informations- technikgestaltung (ITeG – Transferschwerpunkte Digitalisierung und Industrie 4.0), das Kompetenzzent- rum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CLiMA – Transferschwerpunkt Klimawandel) oder auch das Transfer- und Anwendungszentrum Sport in Kassel (TASK – Transferschwerpunkt Gesundheitsvorsorge). Damit sich der eigene Anspruch erfolgreich implementieren lässt, ist für UniKasselTransfer weiterhin die arbeitsteilige Interaktion mit den Fachgebieten und deren Kooperationspartnern grundlegend. Hier- bei ist es erforderlich, die Unterstützungsangebote methodisch weiterzuentwickeln, insbesondere im Hinblick auf die Generierung und Moderation komplexerer Umsetzungsprojekte. C.2.3 Transfer über Köpfe Absolventinnen und Absolventen sind der kräftigste Transmissionsweg neuen Wissens in die Gesell- schaft und der klassische Weg des Wissenstransfers. Im gestaltungsorientierten Transfer wird dieser „Transfer über Köpfe“ genutzt, um Zielgruppen zu adressieren, für die entweder ein erhöhter Bedarf für die innovative Entwicklung der Region konstatiert werden kann (Fachkräftemangel) oder für die bislang Vermittlungshemmnisse in den Arbeitsmarkt bestehen. C.3 Wirkungsanalyse Die Universität betrachtet den Entwicklungsschritt zum gestaltungsorientierten Transfer als eine an- spruchsvolle Aufgabe, die im Sinne eines lernenden Systems umgesetzt werden sollte. Daher soll eine wissenschaftliche Wirkungsanalyse aufgebaut werden, mit der die Auswirkungen der jeweiligen Maßnahmen auf verschiedene Akteursgruppen innerhalb und außerhalb der Universität verlässlich abgeschätzt werden können. Damit wird eine Grundlage für die gemeinsame Evaluation und Reflexion von Strukturen und Formaten des gestaltungsorientierten Transfers geschaffen. 9
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